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    Meiner lieben Marion gewidmet

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    ChristlicheLiteratur-Verbreitung e.V.

    Postfach 11 01 35 33661 Bielefeld

    Werner Gitt

    Wunder und

    Wunderbares

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    Der Autor:Prof. Dr.-Ing. Werner Gi wurde 1937 in Raineck/Ostpreu-en geboren. Von 1963 bis 1968 absolvierte er ein Ingenieurstudium ander Technischen Hochschule Hannover, das er als Dipl.-Ing. abschloss.

    Von 1968 bis 1971 war er Assistent am Institut fr Regelungstechnik derTechnischen Hochschule Aachen. Nach zwehriger Forschungsarbeitpromovierte er zum Dr.-Ing. Von 1971 bis 2002 leitete er den Fachbe-reich Informationstechnologie bei der Physikalisch-Technischen Bun-desanstalt (PTB) in Braunschweig. 1978 wurde er zum Direktor undProfessor bei der PTB ernannt. Er hat sich mit wissenschalichen Frage-stellungen aus den Bereichen Informatik, numerische Mathematik undRegelungstechnik beschigt und die Ergebnisse in zahlreichen wissen-

    schalichen Zeitschrien publiziert. 1990 grndete er die FachtagungInformatik, zu der jhrlich etwa 150 Teilnehmer anreisen. Ziel ist es,biblische Leitlinien mit wissenschalichen Fragestellungen (besondersim Bereich Informationswissenschaen) zu verbinden. Seit 1984 ver-tri er das Gebiet Bibel und Naturwissenscha als Gastdozent an derStaatsunabhngigen Theologischen Hochschule Basel (StH Basel).Seit 1966 ist er mit seiner Frau Marion verheiratet. Im September 1967wurde Carsten und im April 1969 Rona geboren.

    1. Auflage 2005

    by CLV Christliche Literatur-VerbreitungPostfach 11 01 35 33661 BielefeldInternet: www.clv.deUmschlaggestaltung: Dieter Oen, GummersbachSatz: CLVDruck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm

    ISBN: 3-89397-658-2

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    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort .......................................................................................................... 9Teil I: Die Wunder der Bibel Zumutung oder Tatsache? Einleitung ..................................................................................... 121.1 W1: Der lange Tag bei Josua ....................................................... 131.2 Wenn Wunder unerwartet sind,

    was ist dann das Erwartete? ...................................................... 171.3 Was ist ein Naturgesetz? ............................................................. 17

    1.4 Staunenswerte Vorgnge ............................................................ 191.5 Staunen ber Naturgesetze ........................................................ 201.6 Woher kommen die Naturgesetze? .......................................... 211.7 Wer sorgt fr die Einhaltung der Naturgesetze? .................... 221.8 Wo aber ist da noch Platz fr Wunder? ................................... 221.9 W2: Jona im Bauch des Fisches ................................................. 231.10 W3: Die Jungfrauengeburt Jesu ................................................. 271.11 W4: Die Stillung des Sturmes .................................................... 32

    1.12 W5: Die Heilung des Lahmen an der Tempeltr .................... 331.13 W6: Die Auferstehung Jesu von den Toten .............................. 351.14 Kann es sein, dass unser wissenschalicher Kenntnisstand

    (noch) nicht ausreicht, um Wunder zu erklren? ................... 381.15 Werden bei den biblisch bezeugten Wundern immer

    Naturgesetze verletzt? ................................................................ 381.16 Welche der biblisch bezeugten Wunder werden

    am hufigsten in Frage gestellt? ................................................. 39

    1.17 Warum hat Jesus Wunder getan? ............................................... 401.18 Ist alles, was auerhalb der Naturgesetze geschieht,immer von Go? .......................................................................... 41

    1.19 Zusammenfassende Definition der biblischen Wunder ......... 411.20 Sieht Go seine Taten als Wunder an? ..................................... 421.21 Knnen auch Menschen Wunder tun? ..................................... 431.22 Geschehen auch heute noch Wunder? ..................................... 431.23 W7: Das Wunder des Glaubens ................................................. 43

    1.24 Verschiedenartige biblische Wunder ........................................ 46

    Teil II: Wunderbares Selbst erlebte Geschichten Einleitung ..................................................................................... 542.1 Meine Kindheit in Ostpreuen .................................................. 562.2 Der schwerhrige Professor aus Moskau ............................ 772.3 Nach fnfzig Jahren wieder in Ostpreuen ............................ 80

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    Wunder und Wunderbares 6

    2.4 Vom Professor fr Atheistik zum Radiomissionar ................. 832.5 Die Kirgisin, die in letzter Sekunde den Himmel fand ......... 862.6 Vor kirgisischen Dichtern ............................................................ 87

    2.7 Bekehrt in der Lu oder auf dem Land? ................................. 892.8 Goes nicht nachvollziehbare Mathematik ............................. 912.9 Die Suche nach meinem Geburtsort Raineck .......................... 942.10 Eine gut genutzte Bahnfahrt ...................................................... 962.11 Hindernisse auf dem Weg nach Tilsit ...................................... 972.12 Die Drei von der Landstrae ................................................... 1002.13 Eine Saat, die nach 60 Jahren aufging .................................... 1012.14 Goes minutise Planung in Pinsk ......................................... 104

    2.15 berraschendes in einem leeren Hrsaalan der Universitt von Knigsberg ......................................... 1072.16 Alles einsetzen, um nichts zu gewinnen ................................ 1092.17 Immer auf der Suche bleiben ................................................... 1102.18 Fromm und doch nicht gereet ............................................... 1112.19 Wer ist der liebe Go? ........................................................... 1132.20 Mein Baby ist im Himmel! ....................................................... 1142.21 Der Atheist von Bayern ............................................................ 114

    2.22 Dann kommen ja fast alle in die Hlle ................................... 1152.23 Warum lie Go den Sndenfall zu? ..................................... 1162.24 Jesus, der den Herrn Jesus nicht kannte ................................ 1172.25 Eine bunt gemischte Gruppe im Nachgesprch .................... 1182.26 So eine will ich auch werden ................................................... 1192.27 Die erforderliche Initialzndung ............................................ 1212.28 Das weltweite Netzwerk Goes .............................................. 1222.29 Die Frau, die zur Hlle wollte ................................................. 123

    2.30 Warum tut Go manchmal fr uns Unverstndliches ........ 1252.31 Wer Go sucht, wird ihn auch finden .................................... 1312.32 Wenn nacheinander drei Shne sterben ................................ 1342.33 Wenn die in den Himmel kommen, dann will ich dort nicht hin ..................................................... 1362.34 Mission rund um die Uhr ........................................................ 1372.35 Die Theologie der Glaubensabwehr ....................................... 1392.36 Erlebt in Brasilien ...................................................................... 140

    2.37 Der Arzt von Swakopmund ..................................................... 1532.38 Wie Go auf Gehorsam reagiert ............................................. 1552.39 Auergewhnliches in der Namib-Wste ............................. 1572.40 Auergewhnliches in der Hhle von Waitomo .................. 160

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    Teil III: Geschichten, die das Leben schrieb 12 Zeugnisse aus 5 Erdteilen

    Einleitung .................................................................................... 166

    AUSTRALIEN ......................................................................................... 169Wenn Go einen weiten Raum schenktZ1: Bis zum Mars und zurck Dr. med. Carl Wieland, Brisbane (Australien) ......................... 173

    AFRIKA ..................................................................................................... 188Namibia

    Den kennt doch jeder!Z2: Erlebnisse unter dem Kreuz des SdensJohannes Trauernicht, Swakopmund (Namibia) ...................... 189

    SdafrikaVom Abenteurer zum Jnger JesuZ3: Geklaut geglaubt getraut Heinrich Weidmann, Pretoria (Sdafrika) ................................. 198

    ASIEN ...................................................................................................... 208UsbekistanAuf dem krzesten Weg zu JesusZ4: Vom Islam zur christlichen Missionarin Schirinai Dossowa, Moskau (aus Usbekistan) .......................... 210

    AMERIKA ................................................................................................. 224

    ParaguayEin junger Mann setzt konsequent seinen Entschluss umZ5: Ein Leben fr die Indianer Gerhard Hein, Fernheim (Paraguay) ......................................... 226

    7 Inhaltsverzeichnis

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    Wunder und Wunderbares 8

    EUROPA ..................................................................................................... 235Tragdie OstpreuenZ6: Wenn Go seine Engel schickt

    Walter Stumpf, Neustadt an der Weinstrae ........................... 239Vom zwielichtigen Gewerbe in den Dienst JesuZ7: Und der Herr wandte sich um und sah mich an Esther (aus Sddeutschland) ..................................................... 251

    Fromm und doch verlorenZ8: Befreit durch den Ruf Jesu

    Jola (aus Polen) ............................................................................ 264Der lange Weg bis zur WahrheitZ9: Von der Zeugin Jehovas zur Zeugin Jesu

    Christa Gtzen,Jlich .................................................................. 272

    Als Go mein Herz trafZ10: Ertappt

    Ulrike Sch., Bad Sckingen ......................................................... 290

    Wie eine Lebensphilosophie zusammenbrichtZ11: New Age ich war auf dem Weg der Verblendung Ins Carreras, Mnchen .............................................................. 292

    Des Lebens raue WegeZ12: Unkapubar

    Heidrun Frstner-Henn, Neustadt an der Weinstrae ............ 305

    Wenn nicht anders angegeben, wurden die verwendeten Bibelstellennach der Luther-bersetzung 1984 zitiert.

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    Vorwort

    Wie der Titel schon sagt, geht es in diesem Buch um Wunder und um

    Wunderbares. Unter Wunder verstehen wir all jene Ereignisse, vondenen die Bibel als Taten und Zeichen Goes berichtet, die wir jedochnormalerweise nicht auf diese Weise erleben. Das Buch gliedert sich indrei Teile.

    Teil I: Anhand von 7 ausgewhlten Wundern aus dem Alten undNeuen Testament wird das Prinzipielle dieser Geschehnisse heraus-gearbeitet. Der Leser soll hineingenommen werden in die besonderenHandlungsweisen des Schpfers und wieder neu ber seine Gre stau-

    nen knnen. Die Beitrge wollen sowohl Kritikern der Bibel eine Ant-wort auf ihre Einwnde geben als auch Glaubenden deutlich machen,dass wir Schaden nhmen, wenn wir etwas von der Bibel aufgeben wr-den.

    Teil II: Im Rahmen meines Vortragsdienstes im In- und Ausland habeich mancherlei Wirkungen Goes erlebt. Im Unterschied zu den biblischbezeugten Wundern nenne ich dieses selbst Miterlebte Wunderbares.In 40 Beitrgen wird von Ereignissen in unserer Zeit berichtet.

    Teil III: Im drien Teil des Buches kommen 12 Personen (7 Frauenund 5 Mnner) aus den fnf verschiedenen Erdteilen in eigenen Lebens-zeugnissen ausfhrlich zu Wort. Alle sind mir persnlich bekannt. Sieschildern anhand ihres eigenen Erlebens, wie Go durch seinen SohnJesus Christus in ihr Leben eingegriffen und ihrem Leben dadurch einedeutliche Wende gegeben hat.

    Dank: Meiner Frau danke ich fr die Durchsicht des Manuskriptesund alle hilfreichen Gesprche ber die jeweilige Thematik. Auch fr

    die Untersttzung des Buchprojekts und fr alle Anregungen bin ichsehr dankbar.Mein Wunsch ist es, dass wir wieder staunen lernen ber die Aktuali-

    tt der Bibel und ber unseren lebendigen Go.

    Werner Gi

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    Teil I

    Die Wunder der Bibel Zumutung oder Tatsache?

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    Wunder und Wunderbares 12

    Einleitung

    Wie schnell doch die Jahre vergehen, sagen wir umso er, je lter wir

    werden. Auch das 20. Jahrhundert haben wir bereits hinter uns gelas-sen. Im privaten Bereich bleiben jedem von uns persnliche Erinnerun-gen, aber auch bahnbrechende Erkenntnisse und Erfolge in Wissen-scha und Technik sind nicht vergessen. Nur einige wollen wir hiernennen:

    1938 wurde von dem deutschen Erfinder Konrad Zuse(1910-1995) derweltweit erste programmgesteuerte Rechner gebaut. Computer habeninzwischen alle Zweige der Wissenscha und Wirtscha erobert, und

    an das Internet sind heute (2005) mit stark steigender Tendenz weltweitmehr als 300 Millionen Nutzer angeschlossen.Am 3. Dezember 1967 gelang dem sdafrikanischen Arzt Christiaan

    Barnardzum ersten Mal die erfolgreiche Transplantation eines mensch-lichen Herzens. Inzwischen sind weltweit ber 50 000 Herzen trans-plantiert worden.

    Am 21. Juli 1969 setzte ein Mensch erstmals seinen Fu auf den Mond.Der Astronaut Neil Armstrong rief uns voller Stolz vom Erdtrabanten

    den Satz zu: Ein kleiner Schri fr einen Menschen, aber ein Riesen-schri fr die Menschheit.Der schoische Embryologe Ian Wilmutklonte 1996 das Schaf Dolly.

    Erstmals gelang es, eine normale Krperzelle so zu manipulieren, dasssie sich wie eine befruchtete Eizelle zu teilen begann und sich zu einemnormalen Embryo entwickelte.

    Diese wenigen Beispiele knnten den Eindruck vermieln, als seiendem Menschen kaum noch Grenzen gesetzt. Dem Verstand scheint alles

    mglich. Bei all dieser Wissenschasglubigkeit haben viele unsererZeitgenossen Probleme mit der Bibel. Sie machen den Einwand geltend,dass in der Bibel so viele wissenschalich nicht nachvollziehbare Dingegeschrieben stehen wie z. B.:

    die Jungfrauengeburt die Auferstehung Toter Blinde werden sehend, Lahme knnen pltzlich gehen

    der Sonne wird befohlen: Stehe still!

    Wir werden hier mit einem Phnomen konfrontiert, das ber unserenVerstand hinausgeht: das Wunder. Auch in der Alltagssprache und derDichtung taucht dieser Begriff hufig auf.

    Johann Wolfgang von Goethesagt im Faust, dem bekannten Drama, nichtunkritisch: Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind.

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    13 Die Wunder der Bibel Zumutung oder Tatsache?

    Friedrich von Schiller sagt in seinem Schauspiel Die Jungfrau vonOrleans: Die Wunder ruhn, der Himmel ist verschlossen.

    In dem bekannten Film Die groe Liebe (1942) sang der gefeierte

    Ufa-Star des deutschen Musikfilms Zarah Leander(1907-1981) mit ihrerdunklen, rauchigen Stimme das Lied: Ich wei, es wird einmal einWunder geschehn.

    Als Drohung hren wir manchmal den Satz: Du wirst noch deinblaues Wunder erleben.

    Der deutsche Dichter Christian F. Gellert(1715-1769) schreibt in seinemLied Dies ist der Tag: Wenn ich dies Wunder fassen will, so stehtmein Geist vor Ehrfurcht still.

    In einem franzsischen Spruch heit es einschrnkend: Wunder erle-ben nur diejenigen, die daran glauben.Wenn wir mit unseren realen Mglichkeiten am Ende sind, verwen-

    den wir die Redensart: Jetzt kann nur noch ein Wunder helfen!Ist es nicht so, dass manchmal Menschen auf ein Wunder warten? Ist

    es dann eingetreten, versuchen sie es mit dem Verstand zu erklren undnehmen dem Besonderen damit das Wunderbare. Die Skepsis des fran-zsischen Philosophen Voltaire (1694-1778) gipfelt in der Feststellung:

    Wenn in Paris auf dem Marktplatz tausend Leute und auch ich einWunder sehen wrden, dann wrde ich den zweitausend Augenpaareneinschlielich meinen eigenen misstrauen. Wie kommt er zu einer soskeptischen Haltung?

    Wunder sind Tatsachen unbestrien. Was aber ist ein Wunder?Anhand von sieben ausgewhlten Beispielen W1bis W7wollen wir unsnachfolgend ausgiebig mit biblisch bezeugten Wundern beschigen.

    1.1 W1: Der lange Tag bei Josua

    Im Alten Testament wird eine ganz auergewhnliche Situation geschil-dert. Ich ordne das, von dem in Josua 10,12-13+14 (Hfa) berichtet wird,als ein astronomisches Wunder ein:

    12.An jenem Tag, als der Herr die Amoriter in die Gewalt der Israelitengab, hae Josua vor dem ganzen Volk laut zum Herrn gebetet: Sonne,

    bleib stehen ber Gibeon, und Mond ber dem Tal Ajalon!13.Da waren die Sonne und der Mond stehen geblieben, bis die Israelitensich an ihren Feinden gercht haen Die Sonne stand fast einen Tag langhoch am Himmel und lief nicht nach Westen.14.Weder vorher noch nachher hat es je einen Tag gegeben, an dem derHerr auf eine so auergewhnliche Bie gehrt he. Damals tat er es,denn er kmpe auf der Seite Israels.

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    Wunder und Wunderbares 14

    Auf diesen Text bin ich o angesprochen worden. Wie ist es astrono-misch mglich, dass ein Tag so einfach verlngert wird? Drei wesentli-che Punkte sollen uns zu einer Erklrung fhren:

    1. Gebet:Go stellt sich immer wieder als derjenige vor, der Gebeteerhrt. In der Bergpredigt lehrt Jesus: Biet, so wird euch gegeben;suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan (Mt7,7). Aus dem vorliegenden Text (Jos 10,14) erkennen wir, dass es auchganz auergewhnliche Gebete gibt, die Go nur ein einziges Mal inder ganzen Weltgeschichte erhrt. Wenn wir beispielsweise im Urlaubam Strand liegen und Go darum bien, er mge die Sonne doch nochein paar Stunden lnger scheinen lassen, dann knnen wir gewiss sein:

    Hierauf wird Go nicht wie im Falle Josuas reagieren. Zum weiten Spek-trum der Gebetserhrungen gehrt auch, dass es Gebete gibt, auf dieGo sofort und immer und an jedem Ort reagiert. Es ist das Gebet einesMenschen, der Reung erfleht: Wer den Namen des Herrn anrufenwird, soll gereet werden (Rm 10,13). Es ist das grte Anliegen Got-tes, dass wir nicht wegen unserer Snde ewig verloren gehen. Darumsandte er seinen Sohn in die Welt: Denn der Menschensohn ist gekom-men, selig zu machen, was verloren ist (Mt 18,11). Von der sofortigen

    Wirkung eines solchen Gebets erfuhr der eine Schcher am Kreuz ausdem Munde Jesu: Heute wirst du mit mir im Paradies sein (Lk 23,43).Alle anderen Gebete liegen zwischen diesen beiden Grenzmarken; Goentscheidet in seiner Weisheit, wann und wie er auf die Gebete eingeht.Kein Gebet ist vergeblich!

    2. Koordinatensystem:Manche Kritiker der Bibel wenden bei demoben zitierten Josua-Text ein, dass der Sonne befohlen wird, stehen zubleiben, obwohl es astronomisch gesehen doch gerade umgekehrt ist

    die Sonne steht still, und die Erde bewegt sich um sie herum. Hierbeihaben wir zu bedenken: Jeder moderne Astronom spricht vom Sonnen-aufgang und -untergang, obwohl damit nur die scheinbaren Bewegun-gen beschrieben werden. Und so knnen wir in jedem Kalender die Zei-ten fr Sonnenaufgang und -untergang nachlesen. Anders ausgedrckt:Man legt das Koordinatensystem in den Standort des Beobachters, weildann die Verhltnisse so beschrieben werden, wie diese von ihm ausgesehen werden.

    Ich erinnere mich noch gern an die Mechanikvorlesungen meinesgeschtzten Lehrers Professor Eduard Pestel1(1914-1988) an der Techni-

    1 Eduard Pestel war seit 1956 ordentlicher Professor fr Mechanik an derTechnischen Hochschule Hannover. 1968 grndete er mit 16 Persnlichkei-ten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik den Club of Rome, der 1972durch seinen Bericht Die Grenzen des Wachstums international bekannt

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    15 Die Wunder der Bibel Zumutung oder Tatsache?

    schen Hochschule Hannover. Er warbei uns Studenten nicht nur wegenseiner gut strukturierten Vorlesungen,

    sondern auch wegen seiner ange-nehm freundlichen Art sehr geschtzt.Als er einen Ruf nach Mnchenerhielt, aber dennoch in Hannoverblieb, haben viele Studenten sichdafr mit einem Fackelzug, der anseinem Haus endete, bei ihm bedankt.Gefrchtet waren allerdings seine

    Prfungsklausuren, in denen er nichtwissen wollte, ob wir gut rechnenkonnten. Ihm ging es darum, ob wirdas Prinzip des mechanischen Sys-tems so gut durchschauten, dass wirin der Lage waren, das Koordinaten-system fr die Aufstellung der be-schreibenden Differenzialgleichungen so optimal zu setzen, dass diese

    leicht lsbar wurden. Hae man den Nullpunkt des Koordinatensys-tems an die richtige Stelle gesetzt, war die Lsung der Aufgabe nur nochAnwendung des mathematischen Rstzeugs. Durchschaute man dieWirkungsweise des Systems jedoch nicht richtig und setzte den Null-punkt des Koordinatensystems an eine ungnstige Stelle, wurde derRechenaufwand an den Gleichungen so betrchtlich, dass die Lsungnicht in der angesetzten Zeit zu schaffen war. Damit will ich auf Folgen-des hinweisen: Der Nullpunkt des Koordinatensystems kann im Prin-

    zip an beliebiger Stelle gesetzt werden; es gibt aber eine beste Stelle,bei der der Rechenaufwand minimal wird.Genau dasselbe tut die Bibel auch. Es gilt durchgngig fr alle

    biblischen Beschreibungen, dass der Nullpunkt des Koordinatensys-tems immer an die Stelle des Beobachters gelegt wird. So auch bei derBeschreibung des langen Tages bei Josua. Was an jenem Tag geschah,wird vom Standpunkt des Beobachters geschildert. Fr ihn sah es soaus, als wrde sich die Sonne am Himmel nicht weiterbewegen.

    An zwei weiteren Beispielen sehen wir ebenfalls, dass es auf denStandpunkt des Beobachters ankommt.

    wurde. In den 70-er Jahren war PestelVizeprsident der deutschen For-schungsgemeinschaft und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Volkswagen-werk. Von 1977-1981 war er Minister fr Wissenschaft und Kunst in Nieder-sachsen.

    Prof. Dr.-Ing. Eduard Pestel (1914-1988),Technische Universitt Hannover.

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    a)In Lukas 12,54-55 beschreibt Jesus eine allgemeine Weerbeobach-tung: Wenn ihr eine Wolke aufsteigen seht vom Westen her, so sagtihr gleich: Es gibt Regen. Und es geschieht so. Und wenn der Sdwind

    weht, so sagt ihr: Es wird hei werden. Und es geschieht so.Als ich in Paraguay war, also in der heien Zone der sdlichen Erd-halbkugel, da lernte ich eine andere Regel kennen: Wenn der Nordwindweht, dann wird es sehr hei. Es ist dann jene Lu, die vom quatorkommt. Die obige meteorologische Regel, die Jesus nannte, ist keineweltweit gltige, sondern eine fr den Standort Israel gegebene.

    b) In Jeremia 16,14-15 finden wir eine Prophetie ber die Rckkehrder Juden:

    Darum siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass man nichtmehr sagen wird: So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus gyp-tenland gefhrt hat, sondern: So wahr der Herr lebt, der die Israelitengefhrt hat aus dem Lande des Nordensund aus allen Lndern, wohin ersie verstoen hae. Denn ich will sie zurckbringen in das Land, dasich ihren Vtern gegeben habe.

    Diese Prophetie wurde in Israel ausgesprochen und nicht in Sd-amerika oder Australien. Das groe Land im Norden von Israel war

    die frhere Sowjetunion; bemerkenswerterweise liegen Jerusalem undMoskau auf demselben Lngengrad. Aus diesem Land sind seit Herbst1989 ber 840 000 Juden nach Israel eingewandert. Auch hier sehen wir,dass sich die gegebene Aussage auf den Standort des Beobachters (inIsrael) bezieht.

    Halten wir fest: Die Bibel beschreibt die geschilderten Phnomeneund tri Aussagen oder beschreibt Ereignisse immer vom Standort desBeobachters aus, weil sie dann am einfachsten zu verstehen sind.

    3. Das Wunder:Nun kommen wir zu dem Hauptproblem dieses Tex-tes. Die physikalisch relevante Bewegung, die in Josua 10 geschildertwird, ist exakt beschrieben, wenn wir das Koordinatensystem in denErdmielpunkt legen: Die Erde wurde bezglich ihrer Umdrehungum die eigene Achse eine Zeit lang angehalten (oder abgebremst) undspter wieder auf Tour gebracht. Nach den Gesetzen der Mechanikentstehen dabei Beschleunigungskre, die massive Wirkungen auf derErde auslsen: Die Ozeane schwappen ber, das Wasser der Flsse und

    Seen tri ber die Ufer, Tassen fallen aus dem Schrank und Menschenkippen um. So geschieht es unter Normalbedingungen.Aber hier grei derjenige ein, der Himmel und Erde durch sein All-

    machtswort geschaffen hat. Es ist eine Kleinigkeit fr ihn, in den sonstgeltenden Naturgesetzen vorbergehend ein paar Parameter zu ndern.Hierfr verwenden wir die Bezeichnung Wunder.

    Wie knnen wir ein Wunder definieren? Zunchst mchte ich eine

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    17 Die Wunder der Bibel Zumutung oder Tatsache?

    vorlufige Definition D1 geben, die wir nach weiterer Diskussion als D2noch przisieren werden:

    1.2 Wenn Wunder unerwartet sind, was ist dann das Erwartete?

    Diese Frage hil uns, eine deutliche Trennlinie zwischen Wundern

    (Unerwartetes) und Nichtwundern (Erwartetes) zu ziehen. Alle Ereig-nisse in unserer Welt laufen innerhalb eines Rahmens von festgefgtenGesetzmigkeiten ab. Diese nicht vernderlichen Fgungen nennenwir Naturgesetze.

    1.3 Was ist ein Naturgesetz?

    Wir beobachten alle Tage, dass ein Gegenstand nach unten fllt. Das

    kann eine Tasse, ein Kugelschreiber oder auch ein Apfel am Baumsein sie fallen alle auf die Erde. Dieselbe Gesetzmigkeit gilt auchfr einen Turmspringer auf dem Zehnmeterbre oder fr den Absturzeines Meteoriten auf die Erde. Es spielt offenbar berhaupt keine Rolle,was das fr ein Gegenstand ist, der da fllt.

    Auerdem stellen wir fest, dass das Herunterfallen mit einerGeschwindigkeit geschieht, die stndig zunimmt. Ganz allgemein aus-gedrckt handelt es sich hierbei um das so genannte Gravitationsgesetz.

    Da es von diesem Gesetz in der Natur offenbar keine Ausnahme gibt,nennen wir es ein Naturgesetz.2Nach allem, was wir wissen, sind Naturgesetze konstant sie sind

    unvernderlich seit ihrer Installation durch den Schpfer. Sie gebeneinerseits einen weiten Freiraum fr Wirksamkeiten und Ablufe inunserer Welt und erlauben die vielfltigsten technischen Erfindungenund Verfahren, aber andererseits schlieen sie viele nur in unserer Vor-stellung erdachte Vorgnge als nicht realisierbar aus.

    Besonders in den Naturwissenschaen Physik und Chemie wird ver-sucht, diese stndig gegenwrtigen, berall wirksamen Gesetze durchBeobachtung und Experimente herauszufinden und sie dann mathe-

    2 Weitere Details ber Naturgesetze sind in folgendem Buch nachzulesen:Werner Gitt:Am Anfang war die Information. Hnssler-Verlag, Holzgerlin-gen, 3. berarbeitete und erweiterte Auflage 2002, S. 26-67.

    Definition D1: Ein Wunder versetzt uns ins Staunen, weil es uner-wartet und unberechenbar auftritt und unserer normalen Beobach-tung widerspricht.

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    matisch oder verbal in allgemeiner Form auszudrcken. Whrend dieNaturgesetze fr materielle Gren (z. B. Energie, Elektrizitt) in denmeisten Fllen auch mathematisch formulierbar sind, gelingt dies bei

    den nicht-materiellen Gren (z. B. Information, Bewusstsein, Wille)(noch) nicht.Der Schpfer hat nicht nur diese Welt und das ganze Universum

    geschaffen; er hat auch die Naturgesetze installiert, die all seinen Wer-ken innewohnen und darum stndig und berall wirksam sind.

    Nur dadurch, dass wir die Naturgesetze kennen und sie przise for-mulieren knnen, gelingt es uns, die Tragfhigkeit einer Brcke oderden Energieverbrauch einer Rakete, die zum Mond fliegen soll, im Vor-

    aus zu berechnen. Kurz gefasst knnen wir sagen: Technik ist genialeAnwendung der Naturgesetze.Am 27. April 2005 hob das bisher grte Passagierflugzeug der Welt,

    der Airbus A380, in Toulouse (Frankreich) ab. Dieser Gigant ist 73 Meterlang, 24 Meter hoch und ber 79 Meter breit. Der Jet bietet bis zu 850Passagieren Platz und lst damit die amerikanische Boeing 747 als bis-her grtes Passagierflugzeug ab. Die Entwicklungskosten betrugen10,7 Milliarden Euro. Rund 30 Sekunden beschleunigte der Vierstrah-

    ler auf der 3500 Meter langen Startbahn. Nach 1800 Metern Startstreckehob der 421 Tonnen schwere Jet zu seinem Jungfernflug ab. Der Ent-wicklungsleiter versicherte selbstsicher gegenber der Presse: Dassder Jet fliegen kann, ist selbstverstndlich. Warum ist es so sicher, dass

    Jungfernflug des Airbus 380 am 27. April 2005.

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    ein Gigant mit solch einem Gewicht fliegen kann, obwohl es noch nieausprobiert worden war? Antwort: Der Schpfer garantiert allezeit dieEinhaltung seiner Naturgesetze. Konstruiert man etwas Neuartiges und

    bercksichtigt alle infrage kommenden Naturgesetze, dann kann mangewiss sein, dass es nach den Vorausberechnungen auch funktioniert.

    1.4 Staunenswerte Vorgnge

    Wir beobachten in der uns umgebenden Wirklichkeit zahlreiche stau-nenswerte Vorgnge. Besonders im Bereich des Lebens fehlt uns odas Verstndnis fr die genaue Funktionsweise der vielen komplexen

    Details.Photosynthese: Alle Nahrung, die wir aufnehmen, ist direkt oderindirekt durch einen uerst genialen Prozess gelaufen, bei dem dasLicht der Sonne in chemische Energietrger umgewandelt wird. Nie-mand kann bisher diesen Prozess der Photosynthese hinreichend erkl-ren oder ihn gar nachbauen, dennoch funktioniert er z. B. in jeder win-zigen Zelle eines Grashalms.

    Menschliches Gehirn:Das menschliche Gehirn hat in seiner Gro-

    hirnrinde 100 Milliarden Schaltelemente (Neuronen), die untereinandermit Tausenden von (synaptischen) Verknpfungen verbunden sind.Von der Komplexitt dieses etwa 1,5 kg schweren Organs knnen wiruns schnell einen Eindruck verschaffen, aber die Arbeitsweise diesergenialen Konstruktion ist uns dennoch weitgehend unbekannt.

    Wrde man einmal alle Verbindungen von Nervenzelle zu Nervenzellein einem Buch notieren, dann brauchte man schon 40 Druckseiten frjedes einzelne Neuron. Eine Rechnung kann uns ins Staunen versetzen:

    Wie viele Bcher zu je 400 Seiten wren erforderlich, um nur einmal alleKabelverbindungen des Gehirns aufzuschreiben? Da kommt man auf10 Milliarden Bnde. Die Kongressbibliothek in Washington ist eine dergrten Bibliotheken der Welt. Sie umfasst 20 Millionen Bnde. Nur frdie Aufzeichnung der Kabel unseres Gehirns brauchten wir eine Bcher-sammlung, die noch 500-mal grer ist als diese immense Bibliothek!

    Menschliches Herz: Wie kommt es, dass das menschliche Herz 70oder 80 Jahre lang ununterbrochen schlagen kann, wo doch alle unsere

    technischen Gerte eine dazu vergleichsweise geringe Funktionsdaueraufweisen? Dabei ist noch zu bedenken, dass unser Herz 100 000-mal aneinem Tag schlgt. In 70 Jahren sind das 2,5 Milliarden Schlge. Dabeihe es einen New Yorker Wolkenkratzer komple mit Blut fllenknnen. In einem dicht verzweigten Netz von 2500 Kilometern dasist immerhin die Strecke von Paris bis Moskau strmt das Blut durchunseren Krper.

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    In den Kapiteln 2.39 und 2.40 von Teil II dieses Buches sind nocheinige andere Beispiele aus dem Bereich der Schpfung genannt, dieuns zu einem ehrfurchtsvollen Staunen fhren.

    Alle diese bewundernswerten und fr den Menschen unnachahmli-chen Konstruktionen sind reale Systeme in unserer Welt. Wir bezeich-nen sie o als Wunderwerke. Es gilt jedoch festzuhalten, dass alle dieseStrukturen dennoch unter den strengen Rahmenbedingungen derNaturgesetze ablaufen. Wrde man eine detaillierte Energiebilanz inder lebenden Zelle durchfhren, in der Tausende von gekoppelten Pro-zessen ablaufen, so kme dabei heraus, dass nirgendwo der Energiesatzverletzt wird. Bei allen technischen Vorgngen und Gerten wie auch

    bei allen biologischen Prozessen in den Lebewesen wird nirgendwound nie irgendeines der Naturgesetze verletzt. Nach allem, was wirwissen, sind diese Naturgesetze auch in den Weiten des Universumsgltig. Naturgesetze kennen offenbar keine Ausnahme.

    Wenn wir hier ausgiebig die Frage der biblischen Wunder diskutie-ren, dann mssen wir zunchst eine klare und treffsichere Abgrenzungfinden, die es uns erlaubt, biblische Wunder von anderen wunderbarenDingen in unserer Schpfung zu unterscheiden. Das gelingt mit Hilfe

    der Beschreibung von Naturgesetzen. Auch alle staunenswerten Sys-teme, die wir in so ungeheuer groer Zahl in den Lebewesen entdecken,laufen vollstndig im Rahmen der Naturgesetze ab. Bei den biblischenWundern hingegen handelt es sich um Vorgnge, bei denen ganz offen-sichtlich Naturgesetze auer Kra gesetzt wurden. So haben wir nuneinen geeigneten Mastab, um wunderbare Strukturen und Vorgngevon biblischen Wundern zu unterscheiden.

    1.5 Staunen ber Naturgesetze

    Knnen wir noch genug staunen ber die Wirksamkeit der Naturge-setze? Sie leisten Gewaltiges! Als ich krzlich im Hamburger Hafenwar, beobachtete ich, wie ein Schiff langsame Bewegungen im Hafen-wasser ausfhrte. Darber nachdenkend fiel mir ein Naturgesetz ein,das schon von Archimedes (285-212 v. Chr.) erkannt worden war: Einschwimmender Krper verdrngt genau so viel von der Flssigkeit, in

    der er schwimmt, wie er selbst wiegt. Sind wir uns eigentlich bewusst,was fr ein groartiges Geschehen das ist? Lu z. B. eine Rae anBord, dann reagiert das Schiff darauf prompt und sinkt genau um soviel tiefer in das Hafenwasser ein, dass die zustzlich verdrngte Was-sermenge genau dem Gewicht der Rae entspricht. Wollten wir diesenBetrag der neuen Eintauchtiefe berechnen, so wre uns dies gar nichtmglich. Wir kennen nicht die genaue Form des Schiffes; an manchen

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    Stellen ist die Farbe abgeblert, und vielleicht ragt ein wenig von derAntriebsschraube aus dem Wasser heraus.

    Alle diese Details mssten aber genau erfasst werden, weil sie in die

    Berechnung eingehen. In der Realitt geschieht das augenblicklich, undzwar in exakter Weise. Wer gibt den Wassermoleklen den Befehl, einwenig zur Seite zu gehen, damit das Schiff, genau dem Raengewichtentsprechend, tiefer eintauchen kann? Eine Minute spter geht viel-leicht der Kapitn von Bord, der gerade noch ein kriges Abendes-sen zu sich genommen hat. Nun muss sich das Schiff um einen ganzbestimmten Betrag anheben. Dieser Hub ist genau jener verdrngtenWassermenge quivalent, die dem Gewicht des Kapitns einschlielich

    seines Abendmens entspricht. Woher wissen die Wassermolekle, werda gerade von Bord geht oder wer dazukommt oder wie auch immersich die Ladung verndert? Das geschieht am helllichten Tag, aber auchbei dunkelster Nacht. Mehr noch: Das Naturgesetz gilt nicht nur fr daseine Schiff im Hamburger Hafen, sondern fr alle Schiffe der Welt. Esgilt fr einen Ast, der vom Baum ins Wasser fllt, und es gilt ebenso frdas Spielzeugentchen in der Badewanne. Es gilt natrlich auch fr eineechte Ente auf einem See oder Fluss. Niemand knnte aufgrund der

    nicht berechenbaren Form und Struktur der Federn die Eintauchtiefeeiner Ente genau berechnen. Wer sorgt dafr, dass die Bedingungen frdieses so einfach formulierbare Naturgesetz mit den so kompliziertenFolgen stndig berechnet werden, damit es zu jeder Zeit und an jedemOrt exakt erfllt werden kann? Knnen wir ber die przise Einhaltungdieser Vorgnge noch staunen? Das alles ist doch nicht selbstverstnd-lich! Es muss doch jemand da sein, der diese Berechnungen anstellt unddann nach diesen Ergebnissen auch alles so ausfhrt!

    1.6 Woher kommen die Naturgesetze?

    Genauso wie diese Welt nicht von alleine entstanden ist, so sind es auchdie Naturgesetze nicht. Alles hat seine Ursache in der Schpfung, dieGo durch seinen Werkmeister (Spr 8,30), den Herrn Jesus Christus, hatausfhren lassen. In Kolosser 1,16 lesen wir:

    Denn in ihm (= Jesus Christus) ist alles geschaffen, was im Himmel

    und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare es ist allesdurch ihn und zu ihm geschaffen.So ist die Schpfung selbst ein Ereignis, das nicht mit Hilfe der Natur-

    gesetze abgelaufen ist. Hier hat der Schpfer aufgrund seiner Vollmacht,seines Wortes, seiner Kra und seiner Weisheit alles gestaltet. Dazubrauchte er keine Naturgesetze. Die Naturgesetze sind somit nicht dieUrsache, sondern erst das Ergebnis der Schpfung. Vertreter der Evo-

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    lutionsanschauung versuchen dagegen, die Entstehung der Welt undallen Lebens mit Hilfe der Naturgesetze zu erklren, was nach meinerAuffassung niemals mglich sein wird.

    1.7 Wer sorgt fr die Einhaltung der Naturgesetze?

    In der Tat: Es ist wirklich jemand da, der fr die Einhaltung der Natur-gesetze sorgt. Von ihm lesen wir in Kolosser 1,17: Denn es bestehtalles in ihm. Dieser Erhalter der Welt ist auch derjenige, durch denalle Dinge geschaffen sind: Denn in ihm ist alles geschaffen, was imHimmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es

    ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen (Kol 1,16). Dieser Eine, derder Schpfer aller Dinge ist, ist auch ihr Erhalter; es ist Jesus Christus!Wir knnen es auch so sagen: Jesus hat die Oberhoheit ber alle Dingevom Mikrokosmos bis zum Makrokosmos. In einem Kirchenlied heites treffend von ihm: Jesus Christus herrscht als Knig, alles wird ihmuntertnig.

    Nach vollendeter Schpfung sind alle Naturgesetze in Betrieb, sodass nun alle Vorgnge danach ablaufen. Jesus ist der Garant dafr,

    dass sie immer und berall eingehalten werden. Dazu braucht er wederComputer noch sonstige Hilfsmiel. Sein Vollmachtswort gengt, dassalles eingehalten wird. Im Hebrerbrief Kapitel 1,3 heit es darumvon ihm: Er trgt alle Dinge mit seinem krigen Wort. Im wissen-schalichen Befund drckt sich dieses Erhaltungshandeln Jesu durchdie Naturgesetze aus. In ihrer Gesamtheit bilden sie einen festgefgtenRahmen, innerhalb dessen alle Vorgnge in dieser Welt ablaufen.

    1.8 Wo aber ist da noch Platz fr Wunder?

    Aus dem bisher Gesagten ist deutlich geworden, dass die Naturgesetzeeinen erfahrungsgem gleich bleibenden Rahmen bilden, innerhalbdessen alle Vorgnge, Geschehnisse und Prozesse ablaufen. Normaler-weise sind immer mehrere Naturgesetze an einem Ablauf beteiligt.

    In der Praxis haben die Naturgesetze die Wirkung eines OberstenGerichtshofes, der entscheidet, ob ein Vorgang in unserer Welt erlaubt

    ist oder nicht. So verbietet es ein Naturgesetz zum Beispiel, dass einKupferstab von 50 C von alleine seine Wrme so aueilt, dass die Tem-peratur der einen Hle 0 C und die der anderen 100 C betrgt. Daswrde zwar nicht den Energiesatz verletzen, wohl aber ein anderesNaturgesetz, den Entropiesatz. Gemessen an unserer obigen Definitionfr Wunder sind viele in der Schpfung ablaufende Vorgnge staunens-wert und fr den Menschen unnachahmlich. Sie treten fr uns aber

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    nicht unerwartet oder unberechenbar auf. Darum zhlen wir auch diekomplexesten und noch unverstandenen Dinge in unserer Welt nicht zuden Wundern. Nach diesen berlegungen knnen wir nun eine przi-

    sere Definitionfr Wunder geben:

    Kein Physiker oder Chemiker ist in der Lage, irgendein Naturgesetzauch nur fr eine Tausendstelsekunde auer Kra zu setzen. Wir Men-

    schen knnen nichts tun, um Naturgesetze zu umgehen. Wunder sinddamit von Menschen nicht machbar. Die Bibel berichtet uns von zahl-reichen Situationen, in denen Go oder Jesus Wunder gewirkt haben,wie z. B.:

    der Durchzug des Volkes Israel durchs Rote Meer (2Mo 14,16-22) der lange Tag bei Josua (Jos 10,12-14) die Verwandlung von Wasser in Wein auf der Hochzeit zu Kana

    (Joh 2,1-12) die Stillung des Sturmes (Mk 4,35-41) Jesus wandelt auf dem Meer (Joh 6,16-21) die Heilung des Blindgeborenen (Joh 9,1-7) die Speisung der 5000 (Joh 6,1-15) die Auferweckung des Lazarus (Joh 11,32-45).

    Hinweis:Wenn Menschen gelegentlich dennoch Dinge tun knnen, die

    auerhalb des naturgesetzlichen Rahmens liegen, dann handeln sie imNamen anderer Mchte. Entweder sind es Jnger Jesu, die von ihremHerrn bevollmchtigt sind (z. B. Petrus geht auf dem Wasser [Mt 14,29],Petrus heilt im Namen Jesu den Lahmen vor der Tempeltr [Apg 3,1-9]),oder aber es sind Zauberer und Gurus, die durch dmonische Mchtegesteuert werden (z. B. die Zauberer des gyptischen Pharaos [2Mo7,11-12]).

    1.9 W2: Jona im Bauch des Fisches

    Der britische Autor Herbert Lockyer3bezeichnete das Buch Jona als diewunderbarste Geschichte, die je geschrieben wurde. In der Tat ist das

    3 Herbert Lockyer:All the Miracles of the Bible. Pickering & Inglis Ltd. 3. Auf-lage 1965.

    Definition D2:Wunder sind solche Ereignisse in Raum und Zeit,die auerhalb des Rahmens unserer Naturgesetze ablaufen.

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    ganze Buch voller bernatrlicher Elemente. Selten findet man in einemso kurzen Bericht eine solche Flle von groen Wundern. Nur so ist eswohl zu erklren, dass die Jona-Geschichte des Alten Testaments (Jona

    1-4) zu den am meisten kritisierten Bchern der Bibel gehrt. Hier seiennur die elf Verse des 2. Kapitels wiedergegeben:

    1.Aber der Herr lie einen groen Fisch kommen, Jona zu verschlingen.Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nchte.2.Und Jona betete zu dem Herrn, seinem Go, im Leibe des Fisches3. und sprach: Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst, und er antwortetemir. Ich schrie aus dem Rachen des Todes, und du hrtest meine Stimme.

    4.Du warfst mich in die Tiefe, mien ins Meer, dass die Fluten mich umga-ben. Alle deine Wogen und Wellen gingen ber mich,5.dass ich dachte, ich wre von deinen Augen verstoen, ich wrde deinenheiligen Tempel nicht mehr sehen.6.Wasser umgaben mich und gingen mir ans Leben, die Tiefe umringtemich, Schilf bedeckte mein Haupt.7.Ich sank hinunter zu der Berge Grnden, der Erde Riegel schlossen sichhinter mir ewiglich. Aber du hast mein Leben aus dem Verderben gefhrt,

    Herr, mein Go!8.Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den Herrn, und meinGebet kam zu dir in deinen heiligen Tempel.9.Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre Gnade.10.Ich aber will mit Dank dir Opfer bringen. Meine Gelbde will ich erfl-len dem Herrn, der mir geholfen hat.11.Und der Herr sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land.

    Auer diesem Wunder der Erreung durch einen groen Fisch begeg-nen uns in diesem biblischen Bericht der auommende Orkan, dieRizinusstaude, der Wurm und der Ostwind, die durch Goes Einwir-ken ebenfalls wunderbarin Erscheinung treten. Das Wunder in diesemZusammenhang allerdings ist, dass eine so riesige Stadt wie NiniveBue tat. Fnf Aufflligkeiten wollen wir im Folgenden ansprechen:

    1.Die Souvernitt Goes ber seine Schpfung:Die Aussagen Der Herrlieeinen groen Fisch kommen (Luther 1984) oder Der Herr bestellte

    einen groen Fisch (Genfer Studienbibel) unterstreichen, wie souvernGo in seiner Schpfung handelt und wie ihm, dem Allmchtigen,alles untertan und gehorsam ist. Auch Jona 4,6 unterstreicht diesenTatbestand durch die Wahl des Verbs: Da beorderteGo, der Herr, eineRizinusstaude (Genfer).

    2. Der Riesenfisch: Es wurde frher behauptet, dass kein Wal einenMenschen verschlingen knne, was aber widerlegt ist. Das hebrische

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    Wort, das Luthermit groer Fisch bersetzt hat, ist genau genommenkein Wal, sondern ein Meerungeheuer. In Mahus 12,40 nimmt JesusBezug auf diesen Fisch: Denn wie Jona drei Tage und drei Nchte im

    Bauch des Fisches (griech. ketos) war, so wird der Menschensohn dreiTage und drei Nchte im Scho der Erde sein. Im Neuen Testamentsteht das Wort ichthys grundstzlich fr Fische. Nur an dieser einenStelle lesen wir ketos, was in anderen bersetzungen prziser als beiLuthermit Riesenfisch(Schlachter),Meeresungetm(Zrcher), Seeungeheuer(Jerusalemer), huge fish (New International Version) wiedergegebenwird.

    3. Im Bauch des Riesenfisches: Jona blieb drei Tage und drei Nchte

    lebendig im Bauch des Meeresungetms. Er wurde weder von aggres-siven Magensen angegriffen noch mangelte es ihm an Atemlu. Erwar wach und bei vollem Bewusstsein, denn er betete (V. 2).

    4.Der Riesenfisch gehorchte dem Befehl Goes:Er schwamm bis zumUfer, um Jona unverletzt auszuspeien. Wir kennen auch anderebiblische Berichte, bei denen Tiere dem Befehl Goes folgten, wie z. B.die Raben, die Elia am Bach Krit mit Nahrung versorgten (1K 17,4-66) und die Eselin von Bileam, die auf Goes Gehei sprechen konnte

    (1Mo 22,28).5.Der Hinweis auf Jesu Auferstehung:Jesus verbindet seine Auferste-hung mit der Jona-Geschichte. Die Verknpfung zwischen beiden Texten(Mt 12,40 und Jona 2,1) geschieht ber den riesigen Fisch. Dieser tauchtnoch einmal in der Bibel auf, nmlich im Schpfungsbericht. Bei derErschaffung der Tiere am fnen und sechsten Schpfungstag werdenbeispielha nur einige groe Tierklassen genannt, wie allerlei Getier imWasser, gefiederte Vgel, Vieh, Gewrm und Tiere auf Erden. In einer

    solchen groben Aufzhlung ist es auffllig, dass ein ganz bestimmtesTier sogar namentlich erwhnt wird: Und Go schuf groe Walfische(hebr. tannin) und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Was-ser wimmelt, ein jedes nach seiner Art (1Mo 1,21). Die genaue Spe-zies kann nicht mit Sicherheit zugeordnet werden. Lutherhat sich frden Begriff Walfisch entschieden und damit angedeutet, dass hier einspezielles Tier gemeint ist. In anderen bersetzungen wird treffenderauf die Gre des Seetieres hingewiesen: groe Meerestiere (Schlachter

    2000), groe Fische (Genfer Studienbibel), groe Seetiere (Zrcher, Jeru-salemer). Da es in der Bibel nichts Zuflliges gibt, sondern hinter allemein tiefer Sinn steht, kommen wir hier zu einer bemerkenswerten Fest-stellung: Durch die namentliche Nennung nur dieser einen Tierart imSchpfungsbericht wird hier bereits wenn auch sehr verborgen einerster Hinweis auf die Auferstehung Jesu gegeben. Dieses groe Seetierwird wegen der geistlichen Bedeutung besonders erwhnt, weil es jene

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    Art ist, die Jona verschlingen wird, und weil dieses Ereignis wiederumein Zeichen der Auferstehung Jesu sein wird.

    Woran Kritiker sich im Einzelnen stoen, soll im Folgenden mit eini-

    gen Zitaten belegt werden4

    :Auf die literarische Gaung des Mrchens weist auch, dass der Knigvon Ninive keinen Namen hat.

    Mrchenhae Zge trgt auch die Erzhlung des 4. Kapitels, in derGo eine Rizinusstaude ber Nacht wachsen lsst, dann einen Wurmbestimmt, um die Rizinusstaude zu stechen und schlielich einen Ost-wind bestellt, um Jona einer Ohnmacht nahe zu bringen.

    Vor allem aber ist es der den Jona verschlingende und wieder ans

    Land speiende Fisch, der in den Bereich der Seemannsmrchen hinein-gehrt.Hingewiesen sei schlielich noch darauf, dass eine so totale Bekeh-

    rung Ninives, wie sie das Buch schildert, wohl keinen Anspruch aufgeschichtliche Glaubwrdigkeit erheben kann.

    Ebenso kritisch uert sich H. Greschnerim Internet5, wenn er meint:Das Buch (Jona) ist keine Schilderung biographisch-historischer Ereig-nisse. Er sieht in Fisch und Wind Mrchenmotive. Die Gre der Stadt

    Ninive (drei Tagesreisen), die prompte Bue der Niniviten und die Rizi-nusstaude hlt er fr weitere Unwahrscheinlichkeiten. Daraus schlieter, es sei nur eine Lehrerzhlung mit der fr ihn nahe liegenden Deu-tung, Ninive sei ein Symbol fr die goferne Welt und Jona ein Sym-bol fr Israel, das nach dem babylonischen Exil auf Rache sinnt.

    All diese Argumente reduzieren das Handeln Goes auf die Begrenzt-heit unseres eingeschrnkten Verstands und entsprechen darum ber-haupt nicht der Intention der Bibel, in der uns immer wieder vor Augen

    gefhrt wird, dass da ein Go ist, bei dem kein Ding unmglich ist(Lk 1,37). Die historische Tatsache der Jona-Geschichte wird von Jesusselbst bezeugt. Er vergleicht den dreitgigen Verbleib Jonas im Magendes Fisches mit seinem dreitgigen Aufenthalt im Totenreich (Schoder Erde), und er bezeugt uns auch, dass die Niniviten aufgrund derPredigt des Jona Bue taten (Mt 12,41). Im Jngsten Gericht werden sieaureten und die Zeitgenossen Jesu verurteilen, weil sie dessen Ruf zurUmkehr nicht folgten. Fr Jesus ist die Jona-Geschichte weder eine Alle-

    gorie noch ein Gleichnis noch eine Lehrerzhlung, sondern ein Bericht,der fest in der historischen Realitt verwurzelt ist. Die Texte aus Mat-thus 12,39-41 entlarven die Kritiker der Jona-Geschichte als Lgner.

    4 Franz Josef Stendebach:Novelle oder Geschichte? Die literarische Gattungdes Bchleins Jona. Bibel und Kirche, Heft 3/3. Quartal 1972, S. 66-67.

    5 http://www.zum.de/Faecher/kR/BW/greschn/jona04.htm

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    1.10 W3: Die Jungfrauengeburt Jesu

    Das erste Wunder, von dem wir im Neuen Testament lesen, ist die Jung-

    frauengeburt Jesu. Wir zitieren hierzu die beiden Texte aus Mahus1,18-25 und Lukas 1,26-38.

    Mahus 1,18-25:

    18.Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Muer, demJosef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger warvon dem heiligen Geist.

    19.Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande brin-gen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.20.Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrnim Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, frchte dich nicht, Maria,deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von demheiligen Geist.21. Und sie wird einen Sohn gebren, dem sollst du den Namen Jesus

    geben, denn er wird sein Volk reen von ihren Snden.

    22.Das ist alles geschehen, damit erfllt wrde, was der Herr durch denPropheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14):23.Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebren,und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heit bersetzt:Go mit uns.24.Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrnbefohlen hae, und nahm seine Frau zu sich.25.Und er berhrte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den

    Namen Jesus.

    Lukas 1,26-38:

    26.Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Go gesandt ineine Stadt in Galila, die heit Nazareth,27.zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vomHause David; und die Jungfrau hie Maria.

    28.Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrt, du Begna-dete! Der Herr ist mit dir!29.Sie aber erschrak ber die Rede und dachte: Welch ein Gru ist das?30.Und der Engel sprach zu ihr: Frchte dich nicht, Maria, du hast Gnadebei Go gefunden.31.Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebren, und dusollst ihm den Namen Jesus geben.

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    32.Der wird gro sein und Sohn des Hchsten genannt werden; und Goder Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben,33. und er wird Knig sein ber das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein

    Reich wird kein Ende haben.34.Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch vonkeinem Mann wei?35.Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird berdich kommen, und die Kra des Hchsten wird dich berschaen; darumwird auch das Heilige, das geboren wird, Goes Sohn genannt werden.36.Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einemSohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt,

    dass sie unfruchtbar sei.37.Denn bei Go ist kein Ding unmglich.38.Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wiedu gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.

    In einer schier endlosen Kee von Verheiungen kndigt Go im AltenTestament den Reer an. Die erste Verheiung gibt Go gleich unmiel-bar nach dem Sndenfall (1Mo 3,15). Mit dem Sndenfall Adams fiel die

    gesamte Menschheit unter den Fluch und Bann der Snde: Deshalb,wie durch einen Menschen die Snde in die Welt gekommen ist und derTod durch die Snde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrun-gen, weil sie alle gesndigt haben (Rm 5,12). Die Snde hat somit alleMenschen erfasst; davon gibt es in der ganzen Menschheitsgeschichtenicht eine einzige Ausnahme: Kann wohl ein Reiner kommen vonUnreinen? Auch nicht einer! (Hiob 14,4).

    Der Reer musste drei Bedingungen erfllen, um uns erlsen zu kn-

    nen:1. Er musste Mensch sein.Die Snde kam in Adams Fleisch, und darummusste der Erlser auch Adams Fleisch annehmen: Er musste unterdas Gesetz getan werden, damit er die, die unter dem Gesetz waren,erlste (Gal 4,4-5). Der Erlser musste darum Mensch werden undauch, genau wie wir, der Macht der Snde ausgesetzt sein. Er musstestellvertretend Goes Verurteilung ber die Snde auf sich nehmen:Go sandte seinen Sohn in der Gestalt des sndigen Fleisches und

    verdammte die Snde im Fleisch (Rm 8,3).2. Er musste Go sein.Der Erlser musste gleichzeitig auch ewiger Gosein, weil Snde gegen den heiligen Go ewige Verdammnis nach sichzieht: Weh ihnen! Denn sie gehen den Weg Kains und fallen in denIrrtum Bileams sie sind wilde Wellen des Meeres, die ihre eigeneSchande ausschumen, umherirrende Sterne; deren Los ist die dun-kelste Finsternis in Ewigkeit (Judas 11.13).

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    3. Er musste sndlos sein.Als Snder knnen wir uns nicht selbst vonder Snde befreien. Der Erlser musste darum selbst ohne Snde sein.

    Wie ist es mglich, diesen drei schwierigen Anforderungen gleichzei-

    tig zu entsprechen? Kein Mensch knnte diese Aufgabe lsen, aber Goals der Allmchtige kann es: Denn bei Go ist kein Ding unmglich(Lk 1,37). Wie sieht die gliche Lsung aus?

    1. Der Erlser als Mensch:Wenn der Erlser Mensch sein soll, dannmuss er konsequenterweise von einer Frau geboren werden. Genaudas lesen wir in Galater 4,4: Als aber die Zeit erfllt war, sandte Goseinen Sohn, geboren von einer Frau. Die von Go fr diese Aufgabeausgewhlte Frau war Maria. Sie war gewiss eine ganz besondere Frau,

    die in vlligem Gehorsam gegenber Go lebte. Das bezeugen diewenigen biblischen Texte ber Maria: Siehe, ich bin des Herrn Magd;mir geschehe, wie du gesagt hast (Lk 1,38), Meine Seele erhebt denHerrn (Lk 1,46), Was er euch sagt, das tut (Joh 2,5). Whrend diemeisten Jnger flohen, als Jesus gekreuzigt wurde, blieb Maria in seinerNhe. Jesus setzt sie ber Johannes mit den Worten: Siehe, das ist deineMuer! (Joh 19,27).

    2. Der Erlser als Go: Das Neue Testament beschreibt uns das

    Geheimnis, wie Menschliches und Gliches zusammenkam: Der hei-lige Geist wird ber dich kommen, und die Kra des Hchsten wirddich berschaen; darum wird auch das Heilige, das geboren wird,Goes Sohn genannt werden (Lk 1,35). Jesus war somit der Einzige, dereine menschliche Muer, aber keinen menschlichen Vater hae; er warMensch und Go zugleich. Der Philipperbrief bringt diese Menschwer-dung Goes anschaulich zum Ausdruck: Er, der in glicher Gestaltwar entuerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den

    Menschen gleich und der Erscheinung nach als ein Mensch erkannt(Phil 2,6-7). Jesus war whrend seiner Zeit auf der Erde wahrer Menschund wahrer Go. Er war derMenschensohn und damit wahrer Mensch:

    Er wurde mde nach einem anstrengenden Tag. Ihn hungerte und drstete. Sein Geist konnte betrbt sein. Er musste die Fe vom Staub reinigen.

    Er benutzte einen Esel zum Reiten.

    Gleichzeitig war er Goes Sohnund hae Vollmacht ber alle Naturge-walten, er konnte Tote auferwecken, alle Krankheiten heilen und Dmo-nen austreiben. Nur er konnte sagen: Wer mich sieht, der sieht denVater! (Joh 14,6) und Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und aufErden (Mt 28,18).

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    3. Der Erlser ohne Snde: Wie sind diese beiden Forderungenzusammenzubringen, dass der Erlser von einer Frau geboren wirdund dabei dennoch sndlos bleibt? Eine zunchst denkbare Mglichkeit

    wre, dass auch Maria sndlos war.a)War Maria sndlos? Dann wren wir bei der katholischen Lehrauf-fassung, nach der Maria die absolut Reine und Makellose war. DieseAnnahme verschiebt aber das eigentliche Problem zunchst nur um eineGeneration. Dann mssten auch die Eltern der Maria sndlos sein. Dieseaber knnten nur dann sndlos sein, wenn auch ihre Eltern wiederumsndlos wren. Das bedeutet schlielich, dass alle Glieder des Stamm-

    baumes Jesu sndlos sein mssten. Das kann aber nicht sein: Wie auch

    sonst alle Menschen Snder sind, befinden sich auch im StammbaumJesu ausschlielich Snder. Ihre Snden werden keineswegs verschwie-gen: Die Hure Rahab (Mt 1,5) befindet sich ebenso in der Heilslinie wieDavid mit seinem Ehebruch und Mord (2Sam 11,3-17) und Salomo mitseinem Gtzendienst (1K 11,1-13). Der Stammbaum Jesu geht nachLukas 3 sogar bis auf Adam zurck (V. 38), und er ist ja gerade derjenige,durch den alle Menschen mit der Snde infiziert wurden. Es bleibt beidem, was wir z. B. im Rmerbrief so unmissverstndlich lesen und was

    auf alle Menschen zutri: Denn es ist hier kein Unterschied: sie sindallesamt Snder (Rm 3,22-23). Die katholische Lehrauffassung von dersndlosen Maria ist darum aus der Sicht der Bibel nicht nachvollziehbar.

    b)Wenn Mglichkeit a) aus Grnden zentraler biblischer Aussagenausscheidet, wie wird dann das Problem gelst? Nach biblischer Lehre istdas Blut der Sitz des Lebens: Denn des Leibes Leben ist in seinem Blut(3Mo 17,14). Als Adam sndigte, geschah damit etwas Gravierendes mitseinem Blut. Der Snde Lohn ist der Tod. Als nun der Tod auf Adam kam

    (geistlicher Tod und als Folge dessen auch der leibliche Tod), gelangtesein Blut und damit auch sein Leben unter den Einfluss des Todes. AlleNachkommen Adams haben ihr Blut von Adam und sind darum durchsein sndiges Wesen alle infiziert. Aus diesem Grund mssen wir auchalle sterben. Der Todeskeim geht auf alle Menschen ber. Niemand istdavon ausgenommen: kein Volk, keine Nation, keine Sprachgruppe.Die Volksgruppen dieser Erde haben o weitreichende Unterschiede.Bezglich der Hautfarbe unterscheiden wir Schwarze und Weie, Rote

    und Gelbe und alle Schaierungen. In Gestalt und Gre, Haarfarbeund Form der Augen, Nasen und Ohren gibt es weiterhin unzhligeUnterschiede. Und doch gibt es ein Merkmal, in dem wir alle gleich6sind, und das ist das Blut:

    6 Das Wort gleich bezieht sich hier auf das allen Menschen Gemeinsamedes Blutes, nmlich die Abstammung von Adam. Bei Bluttransfusionen ist auf

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    Und er hat aus einem Blute7jede Nation der Menschen gemacht, umauf dem ganzen Erdboden zu wohnen (Apg 17,26; Unrevidierte Elber-

    felder).

    Wie sonst berall, ist auch hier die Bibel wissenschalich korrekt. DasBlut eines Norwegers unterscheidet sich nicht von dem Blut eines afri-kanischen Buschmanns, das eines Juden nicht von einem Nichtjuden,das Blut eines Navajo-Indianers nicht von dem eines Russen, und dasBlut eines Aborigines aus Australien nicht von dem Blut eines Chinesen.Das Blut des Angehrigen irgendeiner Nation kann zur Transfusion frjemanden aus einer vllig anderen Volksgruppe verwendet werden,vorausgesetzt man beachtet die medizinischen Regeln bezglich der

    Blutgruppen.Whrend der Embryonalentwicklung findet keine Blutbertragungaus dem Kreislauf der Muer in den Blutkreislauf des Kindes sta undumgekehrt. Das Blut des werdenden Kindes wird im Kind selbst ohneZutat der Muer produziert. Alle Menschen haben Adams sndenkran-kes Blut ererbt. Erlsung ist aber nur durch sndloses Blut mglich, dasdem Blut Adams entgegenwirkt. Das sndige Blut Adams dure nichtin den Adern des Erlsers flieen. Das geschah durch das Wunder der

    Jungfrauengeburt.8

    Kein Tropfen Blut von dem Leib der Jungfrau Mariatrat in den Leib des noch ungeborenen Jesuskindes. Maria versorgte dasKind zwar mit allen ntigen Nhrstoffen zur leiblichen Entwicklung,aber aufgrund des glichen Blutes, das seinen Ursprung in der Emp-fngnis durch den heiligen Geist hae, hae Jesus sndloses Blut.

    die Vertrglichkeit der Blutgruppen (A, B, AB und 0) zu achten, nicht jedochauf die ethnische Zugehrigkeit. Diese Blutgruppen kommen in allen Vl-

    kern vor; ihre statistische Verteilung kann jedoch variieren.7 Statt aus einem einzigen Blut sind auch andere Lesarten mglich wieaus einem einzigen Ursprung. In der Lutherbersetzung von 1984 heites darum: Und er hat aus einem Menschen (Adam) das ganze Menschen-geschlecht gemacht. Die englische King James Version betont wie dieUnrevidierte Elberfelder bersetzung den Gedanken, dass wir alle aus ei-nem Blut sind: And hath made of one bloodall nations of men for to dwellon all the face of the earth.

    8 Jungfrau: Im Hebrischen gibt es zwei Wrter fr Jungfrau: betula undalma. Whrend bei betuladie Betonung auf der Unberhrtheit liegt (z. B.

    Rebekka: 1Mo 24,16; die Tochter des Jeftah: Ri 11,38; Tamar, die TochterDavids: 1Sam 13,2), hebt almamehr den Aspekt des herangereiften undheiratsfhigen Mdchens hervor (z. B. 1Mo 24,43; Hohelied 1,3). Aber auchbei almawird die Unberhrtheit stillschweigend vorausgesetzt. Bibelkritikerhaben eingewandt, dass im alttestamentlichen Bezugstext von Jesaja 7,14das zweite Wort steht und darum statt Jungfrauauchjunge Fraubersetztwerden knne. Diese Auffassung wird jedoch durch die bezeugte Erfllung(Mt 1,23 und Lk 1,27) widerlegt.

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    Am Kreuz wurde das unschuldige Blut Jesu Christi vergossen. Nurdieses Blut ist das Gegengi gegen die Snde: Das Blut Jesu machtuns rein von aller Snde (1Joh 1,7). Dass die Erlsung nur durch das

    vergossene Blut des Erlsers mglich ist und uns die Gewissheit derReung bringt, lesen wir in 1.Petrus 1,18-19: Denn ihr wisst, dass ihrnicht mit vergnglichem Silber oder Gold erlst seid von eurem nichti-gen Wandel , sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschul-digen und unbefleckten Lammes.

    Das Wunder der Jungfrauengeburt haben wir so ausfhrlich behan-delt, weil es uns die wunderbare Menschwerdung Goes in Jesus erklrtund weil es die Grundlage dafr ist, dass wir einmal den Himmel errei-

    chen. Es he fatale Folgen, wrden wir auch nur das geringste Detailvon diesem auergewhnlichen Handeln Goes auf der Opfersteunseres Verstandes preisgeben.

    1.11 W4: Die Stillung des Sturmes

    In drei Evangelien (Mt 8,23-27; Mk 4,35-41; Lk 8,22-25) wird von einemEreignis berichtet, ber das sich die Augenzeugen nur wundern konn-

    ten. Wir whlen hier den Text aus Mahus 8,23-27 (Hfa):

    23. Danach stieg er (Jesus) in ein Boot und fuhr mit seinen Jngern weg.24.Mien auf dem See brach pltzlich ein gewaltiger Sturm los, so dass dieWellen ins Boot schlugen. Aber Jesus schlief.25.Da weckten ihn die Jnger und riefen voller Angst: Herr, hilf uns, wir

    gehen unter!26.Jesus antwortete: Warum habt ihr Angst? Habt doch mehr Vertrauen

    zu mir! Dann stand er auf und bedrohte den Wind und die Wellen. Sofortlegte sich der Sturm, und der See lag still da.27.Alle fragten sich voller Staunen: Was ist das fr ein Mensch? SelbstWind und Wellen gehorchen ihm!

    Die hier geschilderte Situation spielte sich auf dem See Genezareth ab.Er liegt 212 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefstge-legene Swassersee der Welt. Nach dem Toten Meer (ca. 400 m unter

    NN) ist er der zweiiefste Punkt der Erdoberflche. Mit seiner Ober-flche von 165 km2betrgt seine Gre etwa ein Driel der Gre desBodensees. Nrdlich des Sees erhebt sich der Berg Hermon mit 2800Metern Hhe. Von Mai bis Oktober fallen hufig starke Winde durchdie engen Schluchten in die Senke und knnen ganz pltzlich gewaltigeStrme verursachen. Der obige Text beschreibt eine solche Situation mitheigem Sturm. Whrend Jesus im Boot schlief, rangen die Jnger mit

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    den Naturgewalten und whnten sich dem Tode nahe. Auf dem Hhe-punkt ihrer Todesangst weckten sie den Herrn. Was sich dann abspielte,geschah innerhalb weniger Sekunden:

    Jesus stand auf. Er bedrohte Wind und Wellen. Augenblicklich war der Sturm beendet, und der See lag friedlich

    da.

    Bemerkenswert ist hier die Aussage Sofortlegte sich der Sturm. EinPhysiker fragt sich zu Recht: Wo ist denn in den wenigen Sekunden

    die Energie des Sturmes und der Wasserwellen geblieben? Nach demEnergiesatz kann Energie weder vernichtet noch gewonnen, sondernnur umgewandelt werden. Jedes Lu- und Wassermolekl hat einenEnergieinhalt, der rechnerisch mit mv2beschreibbar ist. Wo ist dieriesige Energiemenge des Unweers geblieben?

    Antwort: Derjenige, der den Energiesatz erfunden hat und ihn indiese Schpfung installiert hat, ist auch Herr darber. Er kann ihnwirksam werden lassen oder auch nicht. Hier nun hat er miels seiner

    Vollmacht dieses sonst immer gltige Naturgesetz auer Kra gesetzt.Die Reaktion der Leute ist verstndlich, wenn sie sagen: Was ist dasfr ein Mensch? Selbst Wind und Wellen gehorchen ihm! Die richtige undeinzige Schlussfolgerung wre gewesen: Hier sitzt der Schpfer selbstim Boot. Jesus kam nicht mit einem Reisepass in diese Welt mit demEintrag Schpfer und Goes Sohn. Er hat sich durch seine mchtigenTaten und Reden als der Herr ber alle Dinge ausgewiesen. Mancheseiner Zeitgenossen verstanden sein Wirken richtig und beteten ihn an.

    So tat es der geheilte Blindgeborene (Joh 9,38). Er zieht auch die rich-tige Schlussfolgerung, wenn er feststellt: Wre dieser nicht von Go, erknnte nichts tun (Joh 9,33).

    1.12 W5: Die Heilung des Lahmen an der Tempeltr

    Die Bibel berichtet besonders hufig von medizinischen Wundern anMenschen. Aus der Flle an Heilungsberichten greifen wir hier jenen

    heraus, den wir in Apostelgeschichte 3,1-11 (Hfa) aufgeschrieben fin-den:

    1.An einem Nachmiag gegen drei Uhr gingen Petrus und Johannes wiegewohnt zum Tempel. Sie wollten dort am gemeinsamen Gebet teilneh-men.2.Zur selben Zeit brachte man einen Gelhmten und setzte ihn an eine der

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    Tempeltren, an das so genannte Schne Tor. Der Mann war seit seinerGeburt krank und beelte dort wie an jedem Tag.3.Als Petrus und Johannes den Tempel betreten wollten, bat er auch sie

    um etwas Geld.4.Sie blieben stehen, und Petrus sagte: Sieh uns an!5.Erwartungsvoll blickte der Mann auf: Wrde er etwas von ihnen bekom-men?6.Doch Petrus sagte: Geld habe ich nicht. Aber was ich habe, will ich dir

    geben. Im Namen Jesu Christi von Nazareth: Stehe auf und geh!7.Dabei fasste er den Gelhmten an der rechten Hand und richtete ihn auf.In demselben Augenblick konnte der Kranke Fe und Gelenke gebrau-

    chen.8.Er sprang auf, lief einige Schrie hin und her und ging dann mit Petrusund Johannes in den Tempel. Auer sich vor Freude rannte er umher,sprang in die Lu und lobte Go.9.So sahen ihn die anderen Tempelbesucher.10.Sie erkannten, dass es der Beler war, der immer an der Schnen Trdes Tempels gesessen hae. Fassungslos starrten sie den Geheilten an.Wieso konnte er jetzt laufen?

    11. Alle drngten aufgeregt in die Halle Salomos. Dort umringten siePetrus, Johannes und den Geheilten, der nicht von der Seite der Apostelwich.

    Beler hielten diesen Ort vor der Tempeltr fr den eintrglichsten,denn hier kamen tagtglich Menschenmengen vorbei, die Go mit ihrenguten Werken beeindrucken wollten. Vor dem Schnen Tor bot sich frdie eintretenden Leute das tglich gewohnte Bild: Ein von Geburt an

    gelhmter Mann sa dort und beelte. Man kannte ihn schon seit Jah-ren. Noch nie im Leben hae er einen Schri getan. Von Beinmuskelnkonnte also bei diesem Mann keine Rede sein.

    Nun geschah das Unerwartete. Petrus gebot im Namen Jesu Christivon Nazareth: Steh auf und geh! Augenblicklich war der von Geburtan Kranke geheilt. Er wurde nicht erst in eine Reha-Klinik geschickt,um die Muskeln zu trainieren und ihn durch Massagen auf das Gehenvorzubereiten. Sobald das Steh auf und geh! ausgesprochen war, war

    die Heilung perfekt. Er konnte sofort umherrennen und in die Luspringen (V. 8). Die Leute kannten den Beler, den sie nie zuvor hat-ten gehen sehen. Jetzt starrten sie den Geheilten fassungslos an. IhreFrage war berechtigt: Wieso kann er pltzlich laufen? Die Antwortlautet: Im Namen des Herrn Jesus geschah hier ein Wunder, bei dem diesonst immer gltigen Naturgesetze umgangen wurden und die KraJesu wirksam wurde.

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    35 Die Wunder der Bibel Zumutung oder Tatsache?

    1.13 W6: Die Auferstehung Jesu von den Toten

    Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten wird von allen vier Evan-

    gelisten berichtet (Mt 28,1-10; Mk 16,1-6; Lk 24,1-12; Joh 20,1-10). Aufkeine andere Aussage des Neuen Testaments wird so hufig Bezuggenommen wie auf sie (150-mal). Es war das krnende Wunder wh-rend seines irdischen Aufenthaltes. Wir zitieren hier den Text aus demLukasevangelium:

    1.Aber am ersten Tag der Woche sehr frh kamen sie (einige Frauen) zumGrab und trugen bei sich wohlriechende le, die sie bereitet haen.

    2.Sie fanden aber den Stein weggewlzt von dem Grab3.und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn Jesus nicht.4.Und als sie darber bekmmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei

    Mnner mit glnzenden Kleidern.5.Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde. Da sprachen diezu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?6.Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagthat, als er noch in Galila war:

    7.Der Menschensohn muss berantwortet werden in die Hnde der Sn-der und gekreuzigt werden und am drien Tage auferstehen.8.Und sie gedachten an seine Worte.9.Und sie gingen wieder weg vom Grab und verkndigten das alles den elf

    Jngern und den anderen allen.10.Es waren aber Maria Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus

    Muer, und die anderen mit ihnen; die sagten das den Aposteln.11.Und es erschienen ihnen diese Worte, als wrs Geschwtz, und sie

    glaubten ihnen nicht.12. Petrus aber stand auf und lief zum Grab und bckte sich hinein undsah nur die Leinentcher und ging davon und wunderte sich ber das, was

    geschehen war.

    Wohl kaum eine andere Aussage der Bibel ist so hufig aackiert oderangezweifelt worden wie die leibhaige Auferstehung des gekreuzig-ten Christus. Einer Umfrage zufolge glauben nur noch 17 % der evange-

    lischen Pfarrer in Deutschland an die Auferstehung. Und whrend einerVeranstaltung der katholischen Erwachsenenbildung hrte ich einenPriester lamentieren: Zu Ostern komme ich in einen Predigtnotstand.Fllt einem Pfarrer zu diesem Kernpunkt biblischer Lehre wirklichnichts ein? Was bleibt denn auch noch zu predigen brig, wenn die Auf-erstehung Jesu, die grundlegende Voraussetzung unseres Heils, nichtmehr bezeugt werden kann? In der Zeit der Aulrung erhob man den

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    Verstand des Menschen zum Ma aller Dinge. Damit verbunden warein radikaler Angriff auf die Bibel, denn alles, was dem Verstand nichtbegreiar erschien, wurde kurzerhand verworfen. Dieser Entrmpe-

    lung fielen nicht nur die Heilungswunder und sonstigen Taten Jesuzum Opfer, sondern erst recht seine Auferstehung von den Toten, seineHimmelfahrt und seine Wiederkun. Machen wir unser Verstehen zumMastab, dann mssten wir in gleicher Konsequenz auch die Photo-synthese und das menschliche Gehirn als nicht real verwerfen, dennbeide sind nahezu vollstndig unverstanden, und nachbauen kann manbeides nicht. Was aber Go tut, wird immer unsere Gedanken spren-gen (Jes 55,8-9) seien es die biblisch bezeugten Taten oder die genialen

    Gedanken in den Werken der Schpfung.Die dramatische Tatsache der Auferstehung vernderte den Lauf derGeschichte. Kritiker, die die Auferstehung leugnen wollen, stehen ineinem Zugzwang, sieben historische Fakten9wegerklren zu mssen:

    1. Die gefrchtete Macht Roms wurde durch das Brechen des rmi-schen Siegels missachtet.

    2. Sowohl Juden als auch Rmer gaben zu, dass das Grab leer war.3. Ein Zwei-Tonnen-Stein wurde irgendwie vom Grab fortbewegt,

    whrend eine rmische Wacheinheit auf Posten stand.4. Eine hoch disziplinierte rmische Militrwache floh von ihrem Pos-ten und musste von den Behrden bestochen werden, um eine Lge alsWahrheit zu verbreiten.

    5. Die unvernderten Grabtcher enthielten keinen Leib mehr.6. Christus erschien anschlieend mehr als 500 Zeugen in verschiede-

    nen Situationen.7. Wegen der niedrigen jdischen Meinung von der Zuverlssigkeit

    von Frauen hen die Erfinder einer Auferstehungslegende sie niemalsals erste Zeuginnen des Geschehens gewhlt.

    Der Existenzphilosoph Martin Heidegger (1889-1976), der nicht vomGlauben her argumentierte, stellte dennoch richtig fest: Ist Jesus vonNazareth von den Toten auferstanden, dann ist jede naturwissenschali-che Erkenntnis vorletztlich. Alle unsere Naturwissenscha kann darumnicht der Weisheit letzter Schluss sein. Darum scheitert auch jeder Ver-

    such, die Auferstehung Jesu physikalisch, biologisch, medizinisch odersonst wie wissenschalich erklren zu wollen. Wir leben in einer dreidi-mensional begrenzten Welt, die auerdem einer linear ablaufenden Zeitunterworfen ist. Bei Go aber gilt das keineswegs: Er wohnt in einem

    9 Josh McDowell:Die Tatsache der Auferstehung. CLV Bielefeld, 4. Auflage2005, S. 103.

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    Licht, da niemand zukommen kann (1Tim 6,16), d. h. er lebt in hhe-ren Dimensionen, die zwar unsere Welt durchdringen, aber nicht umge-kehrt. Nach dem Tod ist Jesus mit einem Leib auferstanden, der unsere

    einengenden Grenzen nicht mehr kennt und darum nicht mehr an diedrei Dimensionen gebunden ist. Verschlossene Tren waren fr ihn keinHindernis (Joh 20,19), und er konnte nach Belieben in unserer Dimensionerscheinen und wieder in die gliche hinberwechseln: Danach ist er(Jesus) gesehen worden von mehr als 500 Brdern auf einmal (1Kor15,6). Im griechischen Grundtext ist das Geschehnis noch genauer aus-gedrckt: Er ist sichtbar (= fr unsere Dimension) gemacht worden.So giltes, in Klarheit und Gewissheit zu predigen, dass Jesus wahrhaig aufer-

    standen ist und damit den endgltigen Sieg ber Tod und Teufel errun-gen hat und dass dies das einzige Unterpfand unserer Erreung ist: IstChristus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihrnoch in euren Snden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind,verloren (1Kor 15,17-18). Der folgende Vers geht in seiner Schlussfolge-rung noch weiter und betont: Wenn jemand nur deswegen an Christusglaubt, um irdischen Schutz und Beistand zu haben, dann ist er wegenseiner Erdversessenheit nur als bemitleidenswerte und jmmerliche Kre-

    atur zu bezeichnen: Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, sosind wir die elendesten unter allen Menschen (1Kor 15,19).Diese Texte weisen auf die zentrale Bedeutung der Auferstehung Jesu

    hin. Alles andere, was durch Jesus und die Apostel gesagt wurde, ist imVergleich zu der Bedeutung der Auferstehung nur zweitrangig. Wenndie Auferstehung kein reales Ereignis war, dann ist das Christentum einegenauso falsche Religion wie alle anderen auch. Wenn sie aber wirklichstafand, dann ist Jesus Go und die biblische Botscha absolute Wahr-

    heit. Alle Religionsgrnder (z. B. Buddha, Mohammed, Konfuzius) sindgestorben. Nur ein einziges Grab der Weltgeschichte ist leer, denn nurJesus ist wahrhaig auferstanden. So ist das grte aller Wunder seit derSchpfung die glorreiche Auferstehung Jesu. Damit hat Jesus gezeigt, dasser Go ist und dass der Vater sein Opfer fr die Shnung der Snde ange-nommen hat. Wer die Auferstehung aufgibt, der hat alles verschleudert.

    Die Auferstehung ist ein gemeinsames Werk des Vaters, des Sohnesund des Heiligen Geistes:

    Goes Kra hat ihn (Jesus) auferweckt von den Toten (Kol 2,12). Ich lasse mein Leben, dass ichs wieder nehme (Joh 10,17). Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt

    hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten aufer-weckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch sei-nen Geist, der in euch wohnt (Rm 8,11).

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    1.14 Kann es sein, dass unser wissenschaftlicher Kenntnisstand(noch) nicht ausreicht, um Wunder zu erklren?

    Dieser Gedanke kann naturwissenschalich nicht strikt verneint wer-den. Er fut jedoch auf einer Vorstellung ber Goes Wirken, die nichtdem biblischen Zeugnis seines Handelns entspricht. Die Bibel bezeugtGoes stndige Wirksamkeit in zweifacher Weise:

    Er wirkt in gewhnlichen, regelhaen Geschehnissen, die durchNaturgesetze beschrieben werden knnen.

    Er handelt in einmaligen, besonderen, nicht wiederholbaren Ereig-

    nissen, die einer naturwissenschalichen Untersuchung gar nichtzugnglich und auch nicht naturgesetzlich erfassbar sind.

    Wrde Goes Handeln nur in den auergewhnlichen Ereignissengesehen werden, so machte man ihn zum Lckenber unverstande-ner Phnomene. Das he zur Folge, dass mit zunehmender Erkenntnissein Wirkungsbereich immer mehr eingeschrnkt werden wrde. WeilGo aber der Schpfer aller Dinge ist, ist er erhaben ber unseren der-

    zeitigen Wissens- und Erkenntnisstand, und sowohl die von uns ver-standenen als auch die unverstandenen (durch die Wissenscha bishernicht erklrbaren) Phnomene kommen von ihm.

    1.15 Werden bei den biblisch bezeugten Wundern immerNaturgesetze verletzt?

    Goes Handeln kann im Rahmen der Naturgesetze geschehen (Fall a),

    aber auch auerhalb dieser Gesetze ablaufen (Fall b).In Jakobus 5,17-18 wird von Elia berichtet, dass sein Gebet 3 Jahre lang den Regenverhinderte und nach einem weiteren Gebet der Regen prompt ein-setzte. Natrlich hat Go hier gehandelt. Es geschah sein Wille, den-noch wrde ein Meteorologe hier aus seiner Sicht kein Naturgesetz alsverletzt ansehen. Als David im Kampf mit Goliat stand, traf er diesentdlich mit einem Stein aus einer simplen Steinschleuder. Auch diesgeschah offenbar ohne Verletzung eines Naturgesetzes, aber eindeutig

    unter der Mithilfe Goes. Ich bin sogar gewiss: He David den Steinnach hinten losgehen lassen was bei einer so einfachen Konstruktionvon einem Stck Leder mit zwei anhngenden Schnren leicht denkbarist , so he er dennoch die eine kleine ungeschtzte Stelle an der StirnGoliats, die nicht gepanzert war, getroffen. Wenn Karl Mayschon umdie Ecke schieen kann wie viel mehr David im Namen Goes! BeideBeispiele gehren somit zu Fall a.

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    Im Zeitalter der Aulrung durchforstete man alle biblischen Textedanach, ob die berichteten Ereignisse auf natrliche Weise erklrbarseien, d.h., ob sie zu Fall agehren. Wunder gem Fall bwurden als

    unmglich verworfen und die entsprechenden Berichte damit alsunwahr abgetan. Die moderne Theologie knp an diesen Gedan-ken an und stu die meisten Berichte als mythologisch ein. In seinemberhmt gewordenen Aufsatz Neues Testament und Mythologie(1941) bezeichnete der Marburger Theologe Rudolf Bultmann (1884-1976) die Wunder als unzumutbar fr jenen modernen Menschen, derelektrisches Licht benutzt und Radios verwendet.

    Die Ereignisse der Bibel wollen und knnen in den meisten Fllen gar

    nicht im Rahmen der Naturgesetze verstanden werden. Go handeltsouvern. Er ist der Geber der Naturgesetze und steht somit selbst berihnen. In seinem Handeln unterliegt er keiner Einschrnkung, dennbei Go ist kein Ding unmglich (Lk 1,37). Sein Wille geschieht. DieSchpfungselbst, so wie sie in 1.Mose 1 beschrieben wird, ist das erstein der Bibel berichtete Wunder. Er scha in einem Sechstagewerk nachseinen Ideen und nach seinem Plan einen wunderbaren Kosmos.

    Die Auferstehung Jesuist ein weiteres markantes Ereignis, das sich

    jeder naturgesetzlichen Erklrung entzieht. Jeder Ansatz, hier eine bio-logische oder medizinische Deutung zu versuchen, geht am Eigentli-chen vorbei. Die Auferstehung ist und bleibt eine besondere HandlungGoes und geschah auerhalb der Naturgesetze.

    Auch die Herkun des Wortes Goesentzieht sich jeder menschli-chen Erklrung. Es ist ein gliches Wunder. Paulus formuliert es in2.Timotheus 3,16: Denn alle Schri ist von Go eingegeben.

    Wir mssen geradezu damit rechnen, dass Wunder gem Fall bstn-

    dig der Kritik von Nichtglaubenden ausgesetzt sind. Aus ihrer Sicht wirdnicht akzeptiert, dass Goes Gedanken und Taten hher sind als unsermenschlicher Verstand (Jes 55,8). So werden sta der Anerkennung derGre Goes Erklrungen gesucht, die sein bernatrliches Handelnberflssig machen und Wunder auf eine menschlich einsichtige oderrein materialistische Ebene zu reduzieren versuchen. Solche Ideen sindvon Anfang an zum Scheitern verurteilt und fhren in die Irre.

    1.16 Welche der biblisch bezeugten Wunder werden amhufigsten in Frage gestellt?

    Ich denke, dass es bei den drei grten Wundern, die uns die Bibel nennt,die heigste Kritik und demzufolge auch die meisten Irrlehren gibt:

    1. Das Wunder der Schpfung wurde durch die Evolutionslehreersetzt. Sie ist keineswegs wissenschalich nachvollziehbar und versucht

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    bei der Erklrung der Herkun der Welt und allen Lebens ohne Go aus-zukommen. Kerngedanke der Evolution ist, dass die in allen Lebewesenzu findende Information entweder gar nicht bercksichtigt wird oder

    allein in der Materie entstanden sein muss. Der Begrnder der Evoluti-onslehre, CharlesDarwin(1809-1882), hae weder von der Tatsache derInformation in den DNS-Moleklen den blassesten Schimmer noch vonder immensen Informationsdichte. Die erst in den letzten Jahren erkann-ten Naturgesetze ber Information stehen einem Evolutionsprozess, derja nie beobachtet worden ist, strikt entgegen. Ein solches Perpetuummobile der Information ist ein unmglicher Vorgang und wird in demBuch Am Anfang war die Information10ausfhrlich widerlegt.

    2.Die siegreiche Auferstehung Jesu ist die feste und unaufgebbareGlaubensgrundlage christlicher Lehre. Ohne diesen realen Tatbestandin Raum und Zeit wre niemand erreet: Ist Christus aber nicht aufer-standen, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Snden; sosind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren (1 Kor 15,17-18). Atheisten und liberale Theologen ersetzen das leere durch dasvolle Grab Christi und reden wie Rudolf Bultmann: Eine Leiche kannnicht auferstehen. In letzter Zeit hat der Ginger Theologie-Professor

    Ldemannviel Aufsehen durch seine Auffassung erregt, dass Jesus nichtauferstanden sei.3.Bei der Entstehung der Bibelhaben wir es mit einem Geheimnis

    der Informationsbertragung von

    Go, dem Vater (z. B. 2 Tim 3,16), seinem Sohn Jesus Christus (z. B. Gal 1,12; O 1,1) und dem Heiligen Geist (z. B. 2 Petr 1,21)

    zu den einzelnen Schreibern der Bibel hin zu tun. Wer diese Tatsachedurch eine rein menschliche Entstehung und historische Zuflligkeitenzu erklren versucht, reduziert dieses Wunder in unangemessener Weisebis zur Unkenntlichkeit in den Bereich des menschlich Machbaren.

    1.17 Warum hat Jesus die Wunder getan?

    Die Wunder Jesu sind untrennbar mit seiner Verkndigung verbun-den. Seine Autoritt wird durch die begleitenden Wunder und Zeichenunterstrichen. In der Pfingstpredigt des Petrus erfahren wir den Grund:Jesus von Nazareth, von Go unter euch ausgewiesen durch Taten und

    10 Werner Gitt:Am Anfang war die Information. Hnssler-Verlag, 3. berarbei-tete und erweiterte Auflage 2002, 360 S.

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    41 Die Wunder der Bibel Zumutung oder Tatsache?

    Wunder und Zeichen, die Go durch ihn in eurer Mie getan hat (Apg2,22). Die Wunder Jesu sind ein integraler Bestandteil seiner Missionund Lehre. Sie sind ein Zeichen Goes, das von uns Menschen als Reak-

    tion den Glauben und den Gehorsam fordert. In richtiger Weise rea-gierten auf das Wunder bei der Hochzeit zu Kana nur die Jnger Jesu.Von ihnen heit es am Ende des biblischen Berichts: Und seine Jn-ger glaubten an ihn (Joh 2,11). Durch die Wunder wird der Schpferverherrlicht (Joh 9,3). Nie geschehen sie zur Befriedigung menschlicherSensationslust.

    1.18 Ist all das, was auerhalb der Naturgesetze geschieht, immer

    von Gott?

    Als Mose und Aaron zum Pharao gingen, gab Go ihnen eine Legiti-mation:

    Wenn der Pharao zu euch sagen wird: Weist euch aus durch ein Wunder!,so sollst du zu Aaron sagen: Nimm deinen Stab und wirf ihn hin vor dem Pha-rao, dass er zur Schlange werde!(2Mo 7,9).

    Das taten die Goesmnner, und aus dem Stab wurde eine Schlange.

    Der Pharao holte seine Zauberer, und auch diese konnten ihre Stbe inSchlangen verwandeln. Dieses Beispiel zeigt uns, dass auch der TeufelUnerklrliches tun kann. Selbst heute noch geschehen Dinge, die auer-halb des Rahmens der Naturgesetze ablaufen und dennoch nicht vonGo sind:

    Okkulte PraktikenSpiritismusUFO-PhnomeneHeilungen durch Besprechen.

    Wir mssen sehr sorgfltig die Quellen unterscheiden.

    1.19 Zusammenfassende Definition der biblischen Wunder

    Nach all dem zuvor Gesagten knnen wir die von Go gewirkten Wun-

    der prziser fassen. So nenne ich jetzt eine drie Definition D3:

    Definition D3:Wunder sind staunenswerte und auergewhnlicheTaten und Geschehnisse, die Gott oder sein Sohn Jesus Christustut, wobei die Vorgnge meistens auerhalb der naturgesetzlichenWirksamkeit ablaufen und einmalig sind.

  • 7/22/2019 Wunder Und Wunderbares - Werner Gitt

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    Wunder und Wunderbares 42

    Im Unterschied zu den dmonischen Wirkungen dienen die WunderGoes

    zur Verherrlichung Goes (z. B. die Schpfung, Ps 19,2; die Heilungdes Blindgeborenen, Joh 9,3), als Hilfe fr Menschen (z. B. ein Felsen in der Wste gibt Wasser,

    2Mo 17,1-6; Raben versorgen den hungrigen Elia, 1K 17,6), zur Strkung des Glaubens (z. B. der Wein auf der Hochzeit zu Kana,

    Joh 2,11b), zur Reung aus der Not (z. B. die Stillung des Sturmes, Mt 8,23-27), zur Reung aus der Verlorenheit (z. B. der Kerkermeister von Phi-

    lippi, Apg 16,31).

    1.20 Sieht Gott seine Taten als Wunder an?

    Die Bibel macht einen deutlichen Unterschied zwischen WundernundWerken. Alle Taten Goes sind fr ihn Werke. So redet die Bibelbezglich der Schpfung von den Werken Goes (1Mo 2,2; Ps 8,7; Ps19,2; Rm 1,20). In Johannes 9,4 sagt Jesus:

    Ich muss wirken die Werkedes, der mich gesandt hat.Aus der Sicht der Menschen sind diese Werke jedoch als Wunder zubezeichnen.

    Diesen Unterschied knnen wir uns einmal anhand der mathemati-schen Dimensionenverdeutlichen. Stellen wir uns (rein fiktiv) Wesen inder zweiten Dimension vor, so kennen diese konsequenterweise nurGesetzmigkeiten der zweiten Dimension. All ihre Naturgesetze sindgegenber uns dreidimensionalen Wesen eingeschrnkt, weil sie nur in

    ihrer Flche gltig sind. Sollten diese Flchenleute zwei deckungsglei-che, aber spiegelbildliche unregelmige Dreiecke zur Deckung brin-gen, so wre das fr sie eine unmgliche Aufgabe. Ihre Naturgesetzeerlauben das nicht. Wir hingegen wrden das eine Dreieck durch diedrie Dimension klappen und dann mit dem anderen in der Ebene ver-bliebenen Dreieck zur Deckung bringen. Das wre fr uns ein einfacherVorgang also ein Werk, fr die Flchenleute wre unser Handelneine Wirkung auerhalb ihrer gltigen Naturgesetze, und sie wrden

    es daher als Wunder bezeichnen. Da Go aus hhere