Yoga Vidya Journal

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Hormonyoga Schmetterlinge fliegen wieder Visionen Interviews mit Sukadev Bretz und Leela Mata Special: Ayurveda Das Wissen vom Leben Jyotisha Vedische Astrologie Nr. 23 Herbst 2010 Yoga Vidya Journal Journal YogaVidya

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Das Yoga Vidya Journal mit Tipps und spannenden Artikeln rund um Yoga und Ayurveda.

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HormonyogaSchmetterlinge fliegen wieder

VisionenInterviews mit Sukadev Bretzund Leela Mata

Special:

AyurvedaDas Wissen vom Leben

Jyotisha Vedische Astrologie

Nr. 23 Herbst 2010

Yoga

Vid

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Yoga Vidya Verlag

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inhalt

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser,

Integraler Yoga, wie er bei Yoga Vidya gelebt und gelehrtwird, begreift den Menschen als Ganzheit: er umfasst Kör-per, Geist und Seele. Dadurch wird er zu einer Art Le-benseinstellung, die gerade in der heutigen Zeit eine Al-ternative zu herkömmlichen Lebensmodellen sein kann.Erfahren Sie mehr über Yoga und ganzheitliches Leben indiesem Heft!

Ayurveda, die älteste Gesundheitswissenschaft der Welt,bietet eine auch heute noch gültige Orientierung für einlanges, gesundes Leben in Harmonie und Wohlbefinden.Ein Ayurveda-Therapeut erläutert die Grundlagen derLehre, auf denen dieses System basiert, und erklärt häu-fig verwendete Begriffe. Lesen Sie, was Ayurveda Gutesfür Sie tun kann.

Nicht erst seit dem Kinofilm, der das Leben der Hildegardvon Bingen beschreibt, ist der Begriff „Visionen“ wiederpopulär geworden. Wie große und auch kleine Visionenunser Leben bestimmen und leiten können, lesen sie in In-terviews mit Yoga-Vidya-Gründer Sukadev Bretz undLeela Mata, einer inspirierenden spirituellen Lehrerin ausIndien.

Hormonyoga als Weg der Energielenkung, der zu mehrAusgeglichenheit und erfülltem Frausein in der Mitte desLebens führt, steht im Mittelpunkt eines weiteren Bei-trags. Die Autorinnen – beide langjährige Ausbilderinnenund Leiterinnen von Yoga-Vidya-Centern – berichten auseigener Erfahrung von den Herausforderungen dieses Le-bensabschnitts.

Viele weitere Themen laden zum Reinschauen ein – be-stimmt ist auch etwas für Sie mit dabei! Viel Inspirationund Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr Yoga Vidya Redaktionsteam

ImpressumHerausgeber (V.i.S.d.P): Berufsverband der Yoga Vidya Lehrer/innen e.V. (BYV) und Yoga Vidya e.V.

Anschrift der Redaktion: Yoga Vidya e.V, Wällenweg 42, 32805 Bad Meinberg

Bisherige Ausgaben als PDF: www.yoga-vidya.de/journal

Chefredaktion: Regina Zingiser, [email protected], Tel. 05234/87-2215

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Hans-Peter Bayerl, Sabine Bläsing, Petra Coll Exposito,

Mahashakti Engeln, Shivapriya Große-Lohmann, Satya Frank Knabe,

Amba Popiel Hoffmann, Bernd Rößler, Ralf Sturm, Lakshmana Wittig

Layout /Satz: Claudia Uckel Illustration: Iris Blunder (S.21), Claudia Uckel (S.23),

Titelfoto: Harald Schnauder

Fotos: Yoga Vidya e.V., www.sxc.hu, Bodo Koproch (S.6 ff), Delf Dudlitz (S.26 ff),

www.nasa.gov (Kosmos, S. 31 ff)

Druckerei: APM-Darmstadt, Papier: 100% Recyclingpapier, Auflage: 12.000

Erscheinungsweise: 2x pro Jahr, Jahresabo: 5 ¤ pro Jahr inkl. Versand

Vertrieb: Yoga Vidya Seminarhäuser+Center, BYVG, BYAT, BYV Mitglieder

Spenden: Yoga Vidya e.V. Bad Meinberg, Kto. Nr. 215 007 8400,

Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold e.G., BLZ 472 601 21

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Special: Ayurveda — Das Wissen vom LebenDie älteste Gesundheitswissenschaft der Welt 6

Kundalini Yoga Nur für Fortgeschrittenene? 12

Visionen von Beruf und BerufungInterview mit Sukadev Volker Bretz 14Interview mit Leela Mata 19

Schmetterlinge fliegen wiederHormonyoga als Entwicklungsweg 23

Ganz entspannt im Hier und JetztEntspannungskursleiter Ausbildung 26

Kurz-Übung – Kalorienfreie Energie 30

Jyotisha — Vedische AstrologieDie karmische Landkarte des Lebens 31

Nachlese: Business Yoga Kongress 35Interview mit Dr. Ellis Huber 36

Projekt Shanti und Feng Shui 37

Anzeigen 40

Eine wunderschöne Atmosphäre Interview mit einer Mithelferin 41

Würzige KartoffelschneckenEin Rezept aus der Yoga Vidya Küche 42

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++ www.blog.yoga-vidya.de ++ Aktuelles ++ Podcasts ++ Berichte ++ Kostenlos +

Abwechslung imWesterwald

Seit Mitte Januar heißt derneue Leiter des Seminar-hauses im Westerwald Maheshwara Illgen. Bisher Leiter des Yoga Vidya Flag-

schiffs Frankfurt übernahm er das weg-weisende Seminarhaus in einer feierli-chen Zeremonie von Padmakshi Berger,die dem Ashram im Westerwald mehr alsfünf Jahre geleitet hat. Maheshwarafreut sich über die neue Aufgabe. „MeinAnliegen ist es vor allem, das Haus als Ortzu erhalten und zu stärken, an den Men-schen kommen können, um zu sich selbstzu finden. Der Platz hier ist wunderbardafür geeignet. Die Ruhe des Waldes unddas Fehlen äußerer Ablenkungen machenes leicht, die Stille in sich selbst zu ent-decken. Wir schaffen dafür ein harmoni-sches Umfeld, um die Menschen, die zuuns kommen, dabei auf allen Ebenen zuunterstützen.“

Neue Yoga Vidyaonline-communitiesTeile Dein Wissen – Finde Information!

Wir sind dazu da, uns gegenseitig zu hel-fen. In den neuen Yoga Vidya online-communities findest Du Anregungen zuvielen Themen in den Bereichen Yogaund Ayurveda. Kontakte knüpfen und Lö-sungen finden. Die Mitglieder unterstüt-zen sich gegenseitig, kompetent beglei-tet vom Yoga Vidya Team.

• www.kinder-yoga.cc Yoga für Kinder und Jugendliche, inKindergarten und Schule.

• www.ayurveda-community.netAlles über Ayurveda.

• www.my.yoga-vidya.org Unsere beliebtes mein.yoga-vidya.de istinternational geworden

Yogatherapie-Kurenbei Yoga VidyaMit Yoga haben nur Zigaretten Burn-Out!

Yoga kann gezielt helfen, Heilprozessezu unterstützen. Seit Anfang des Jahresbieten wir im Kurort Bad Meinberg dazuauch spezielle Yogatherapie-Kuren an.Mit den maßgeschneiderten Program-men für spezifische Beschwerdebilderlassen sich gute Erfolge erzielen. Ein per-sönlicher Yogatherapeut steht dabei inEinzelgesprächen zur Seite.

Feste Kur-Termine sind in 2011 dieYoga-Raucher-Entwöhnungs-Kur vom10.-17.4 und die Chakra-Reinigungs-Kur vom 12.-21.8.2011.

Individual-Termine oder Termine für Klein-gruppen (wie z.B. für Selbsthilfegruppenmit gleichem Beschwerdebild) sind jeder-zeit möglich. Termine und Dauer für Kurenkönnen individuell abgestimmt werden.Ausführliche Informationen über unsereAngebote gibt es unter:

www.Yogatherapie-Portal.de.

Auch in diesem Jahr präsentieren wir uns auf den folgenden Messen. Schau dochmal vorbei − wir freuen uns über Deinen Besuch!

Hamburg Lebensfreude 19.-21.11.10Freiburg Fit for Life 8.-9.1.11München Yoga Expo 22.-23.1.11Nürnberg Biofach 16.-19.2.11Dresden Ostermesse 14.-17.4.11München Rainbow Spirit 10.-13.6.11

Messen

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Neu im Verlag Yoga Vidya

„Der Schafslöwe“ ist daserste Kinderbuch, das imYoga Vidya Verlag erschie-nen ist! Es erzählt wie wirüber Mitgefühl und selbst-loses Geben unser Herz

füreinander öffnen können, Freude undKraft erfahren und neue Freunde finden.Eine spannende , warmherzige Geschichtefür die ganze Familie. Ein Teil des Erlösesgeht an das Brahma Vidya Hilfswerk e.V. 12,90 €, ISBN 978-3-931854-73-7

„Vertraue Gott“ Anspra-chen nach der Morgenmeditation von Swami Atmaswarupananda im Si-vananda-Ashram in Rishi-kesh. Genial, direkt, un-kompliziert – mit großer

Klarheit gibt Swami AtmaswarupanandaAntworten auf essenzielle Fragen. Jederdavon enthüllt dir unmittelbar einenAspekt der klassischen vedan tischen Leh-ren im heutigen Kontext. 10,80 €, ISBN 978-3-931854-72-0

Yoga für Fortgeschrittene CBei dieser CD wird das Au-genmerk auf Affirmationengelegt. Der Umgang unddie Einstellung zu sich

selbst und anderen werden in den Fokusgerückt, wobei Wert auf Positi vität, Of-fenheit, Herz lichkeit und Toleranz gelegtwird. Sprecher: Sukadev Volker Bretz. 2 CDs 19,80 €, ISBN 978-3-931854-41-6

Bestellen unter www.yoga-vidya.de/shopTel.: 05234/87-2209Mo. und Fr. 12–14 Uhr, Mi. 9–11 Uhr

KinderyogaKongressYoga und Ent span nung für Kinder und Jugendliche

Unter der Schirmherrschaft derBundestagsabgeordneten Ute Koczy

13.-15. Mai 2011

Padmakshi Berger, die ehe-malige Leiterin des Seminar-hauses Westerwald, bleibtYoga Vidya weiterhin ver-bunden. Am 1. Mai hat sie in

Düsseldorf in einem wunderschönenStadthaus ein neues Yoga Vidya Center eröffnet. Schwerpunkt ihrer Kurse: RajaYoga im Alltag. „Ich möchte alle Alters-gruppen ansprechen, wichtig sind mir jaimmer auch die Älteren.“ Bei Seminarenund Ausbildungen kann man sie aber auchweiterhin im Westerwald erleben.

Außerdem eröffnen deutschlandweit zehnweitere neue Center, ein Center in Rotter-dam ist hinzugekommen. Yoga Vidya gibtes jetzt 71 x in Deutschland, Österrreichund den Niederlanden. Ein erfolgreichesKonzept Yoga zu vermitteln. Wir freuenuns mit den neuen Centerleitern!

Jeden Dienstag und Samstag 19:00 Uhrgibt es in Bad Meinberg Informationenfür Kooperationspartner. Weitere Infosim Internet unter www.yoga-vidya.de/kooperation.

Yoga Vidya wächst weiter

Bonn

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GelsenkirchenRheinberg

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HeidelbergÖstringen

KarlsruheSchwäbisch Gmünd

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München-UnterhachingVillingen-Schwenningen

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Neumarkt

Tübingen

Bad UrachSchwabmünchen

Trier

Nordsee

Aschaffenburg

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Kassel

Freudenstadt

Rottweil

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Erfurt

Mödling bei Wien (A)

Neustadt

Berlin

DarmstadtRödermark

Waghäusel

Überlingen

Tangermünde

Rotterdam (NL)

71×in Deutschland, Österreich und Niederlande

Yoga Vidya Seminarhaus

Yoga Vidya Center

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Das Wissen vom LebenAyurveda – Die älteste Gesundheits-wissenschaft der Weltvon Lakshmana Wittig

Der Begriff Ayurveda stammt aus dem Sanskritund bedeutet wörtlich übersetzt „Wissen vom Leben“. Ayur, das Leben, wird in der Sanskritspra-che mit einer langen und erfüllten Lebensspannein Verbindung gebracht. Das Wort Veda bezeich-net ursprünglich „Wissen“ in seiner reinsten Form.Veda sind tiefere Zusammenhänge des Lebens,ewige Wahrheiten, heilige Schriften, Erkenntnissegroßer Weiser oder Offenbarungen der Stille.

Rishis (Weise Indiens, „Seher“) legten vor ca. fünftausendJahren den Grundstein des Ayurveda. Sie waren Mei-ster der Meditation, mit überaus sensiblen Wahrneh-

mungsfähigkeiten und der Gabe, tiefere Lebensgrundsätze zuerkennen. Ihr Ziel war es, den kommenden Generationen einenWeg zu wahrer Lebensqualität aufzuzeigen, zu einem Leben, dasGesundheit, wirtschaftlichen Erfolg, Sinnesgenuss und Spiri-tualität sinnvoll miteinander vereint. So wurde der Beginn einer Wissenschaft gelegt, die die Gesetze der Natur und Wirk-kräfte des Universums auf die Gesundheit und glückerfüllteLanglebigkeit des Menschen anwendet. Seit seiner Entstehungvor etwa fünftausend Jahren hat sich der Ayurveda als eines derwirkungsvollsten Medizinsysteme etabliert und weiter entwik-kelt. Mit Medizin ist dabei nicht ausschließlich die Behandlungvon Krankheit gemeint, sondern ebenso deren Vorbeugung.

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Die ElementeDie Grundlage des Ayurveda bildet dieTatsache, dass die gesamte Natur - ein-schließlich des Menschen - aus ver-schiedenen Elementen besteht. Im Ayur-veda werden hier die fünf Elemente Erde,Wasser, Feuer, Luft und Äther als die Es-senz allen Wirkens beschrieben. Auf-grund der verschiedenen Eigenschaftender einzelnen Elemente nimmt jedes vonihnen essenzielle Funktionen ein.

• Das Erdelement ist schwer und kalt. Essteht für Stabilität und Festigkeit. Le-bende Organismen lagern über dieNahrungsaufnahme Erde in Form vonMineralien in ihren Körper ein (z.B.Knochen), um eine feste Struktur auf-zubauen.

• Das Wasserelement ist die Träger- undTransportsubstanz des Lebens. Die mei-sten Lebewesen bestehen zu über 70%aus Wasser.

• Das Feuerelement ist leicht und heiß.Es steht für das Prinzip der Umwand-lung. Das Verdauungsfeuer wandelt dieNahrung in für uns verfügbare Energieum. Jede Zelle eines Lebewesens hatihren eigenen Stoffwechsel, einen eige-nen Energiehaushalt.

• Das Luftelement ist leicht und kalt.Luft schafft Raum in Form von Hohlor-ganen. Pflanzen, Tiere und Menschenstehen über die Atmung mit der Au-ßenwelt in Verbindung. Luft ermöglichtals Zwischenraum Bewegung in Gelen-ken. Auch in den Gedärmen der meistenSäugetiere sorgt ein Luftanteil für Be-wegungsfreiraum.

• Äther steht für die subtilere Lebens-energie, für Gedankenkraft und geisti-ges Potenzial. Durch technische Hilfs-mittel lassen sich mittlerweileverschiedenste Energieströme im Körpernachweisen. Selbst bei Pflanzen kannman eine Art Aura-Bild erstellen, dasbeim Menschen noch sehr viel kom-plexer ist.

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Die drei DoshasAyurveda vereint die verschiedenen Ele-mente zu drei Bioenergien, den soge-nannten Doshas (Kapha, Pitta, Vata). Injedem Dosha wirken jeweils zwei Ele-mente mit ähnlichen oder gleichen Ei-genschaften, und nehmen so gemein-same Funktionen im menschlichenGesamtorganismus ein.

Kapha

Erde und Wasser sind beide kalt undschwer. Im Gegensatz zum harten undfesten Stein, in dem Erde in seiner rein-sten Form erscheint, kommen überalldort, wo im organischen Bereich Stabili-tät, Schutz und Festigkeit gefragt sind,Erde und Wasser gemeinsam vor. Dabeiist die Flexibilität des Wassers für die„lebendige Stabilität“ unabdingbar. Dieeinheitliche Wirkkraft aus Erde und Was-ser findet sich im Knochenbau sowie injeder stützender und schützender Gewe-bestruktur und steht ebenso für Wider-standskraft und Immunität. Auf geistigerEbene steht Kapha für Stabilität, Durch-haltevermögen, Geduld, Gelassenheit undliebevolle Fürsorge.

Pitta

Auch das Feuerelement ist – wie die Erde– immer an einen schützenden Wasser-anteil gebunden und wird so zu der Pittagenannten wirkenden Bioenergie. Würdedas Feuer alleinig wirken, würde es wich-tige Organstrukturen zerstören. Es stehtvorrangig für das Prinzip der Umwand-lung, das sich in den chemisch-biologi-schen Prozessen im Organismus aus-drückt. Die wichtigste Funktion von Pittaist die Verdauung, das größte Umwand-lungssystem im Körper. Wasser ist füreine gut funktionierende Verdauung un-abdingbar ist. Pitta steht weiterhin fürKörperwärme, Sehkraft, Ausstrahlung,Durchsetzungsvermögen, Enthusiasmus,Temperament und Organisationsvermö-gen.

Vata

Die Elemente Luft und Äther sind beideleicht, kalt, beweglich und trocken. Sievereinen sich zu der wirkenden Kraft na-mens Vata. Sie steht für Atmung, dasNervensystem, und weiter für alle moto-rischen Vorgänge im Körper. Vata offen-bart sich in Leichtigkeit, Sensibilität, Fle-xibilität, Auffassungsgabe undKreativität. Es wird häufig als das Kö-nigsdosha bezeichnet, da es von den dreiHaupt-Bioenergien das subtilste und ein-flussreichste ist.

Jedes Dosha nimmt lebenswichtigeAufgaben auf stofflicher, körperlicher undgeistiger Ebene ein. Letztlich kann jederVorgang und Zustand in der Natur, jedeHandlung, jede Organtätigkeit, jedeWahrnehmung mit dem Wirken der Dos-has interpretiert werden, überall findenwir das gesetzmäßige Zusammenspielder Elemente wieder. Dass ein harmoni-sches Gleichgewicht von Vata, Pitta undKapha der Schlüssel zu Gesundheit, Glückund Langlebigkeit ist, stellt die Grundlageder ayurvedischen Lehre dar. Zuviel Fe-stigkeit (Kapha) würde den Bewegungs-freiraum (Vata) einschränken. Zu vielHitze (Pitta) oder zu viel Leichtigkeit(Vata) würde der Struktur (Kapha) scha-den. Beginnend im kleinsten Organell,der einzelnen Zelle, müssen sich die Dos-has positiv ergänzen, um Leben zu er-möglichen.

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Die individuelle Konstitution Die These des Ayurveda ist, dass jeder Mensch von Geburt

an eine individuelle Konstitution mitbringt, die sogenanntePrakriti. Hierbei überwiegen ein oder zwei Doshas, ein drittes istzwar präsent, wirkt aber im Hintergrund. In seltenen Fällen sindalle drei Doshas gleichmäßig vertreten. Die Prakriti stellt die ur-eigene Persönlichkeit des Menschen dar. Sie steht für unserekörperlichen Anlagen und Talente. Ein zierlicher Körperbau istdurch Vata geprägt, eine sportliche und dynamische Veranla-gung durch Pitta. In einer kräftigen bis pompösen Figur, die zuTrägheit neigt, zeigt sich Kapha. Auch geistige Veranlagungensind auf die Prakriti zurückzuführen. Allerdings ist der Menschim Laufe seines Lebens vielen Einflüssen ausgesetzt, beginnendmit der Erziehung im Elternhaus, und weiter mit der schulischenund beruflichen Ausbildung.

Jeder Mensch hat eine Art Schicksal, das ihn wesentlichprägt. Hier spricht man von der Vikriti, der momentanen Kon-stitution oder Störungsnatur. So kann sich im Laufe des Lebensdurch Alltagsstress oder gar Traumata die körperliche und gei-stige Konstitution verändern. Kurzzeitige oder chronischeKrankheiten können auftreten.

Ein wichtiges Ziel im Ayurveda ist daher das Zurückfindenund Verwirklichen seiner ureigenen Natur, der Prakriti. An ihrhängt unsere eigentliche Bestimmung im Leben, unsere Zu-friedenheit und unser Glück. Wenn wir in unserer Prakriti leben,fühlen wir uns ganz in unserem Element und können unserepersönlichen Ziele mit Leichtigkeit verwirklichen. Leben wiruns nicht auf diese Weise aus, kommt es zu einer Unterdrük-kung unserer eigentlich dominierenden Bioenergie. Diese stautsich innerlich an, es kommt zur Störung des Elementgleichge-wichts, Krankheit kann entstehen.

Natürliches GleichgewichtEin zweiter wichtiger Grundsatz im Ayurveda ist der Ge-

danke, dass sich kein Dosha im Körper und Geist auf Dauer zusehr übersteigern darf. Die drei Doshas bilden gemeinsam eineDreierwaage. Ist ein Dosha wesentlich dominanter, bringt es dieanderen beiden ebenfalls aus ihrer Mitte. Zu starkes Vata be-wirkt zu viel Unruhe, nervliche Störungen können die Folge sein.Vata bedeutet auch Trockenheit. Nimmt diese übermäßig zu,kann dies Verstopfung bedeuten oder knackende Gelenke, imErnstfall auch Arthrose oder Immunkrankheiten. Zu viel Pittabirgt die Gefahr von entzündlichen Prozessen und Anstek-kungskrankheiten sowie Leber-/Gallenproblemen, Haut- undBlutkrankheiten jeglicher Art. Ein Übermaß an Kapha kannÜbergewicht bedeuten, Krankheiten, bei denen übermäßigSchleim im Spiel ist, abnormale Wasseransammlungen sowieDiabetes als schlimmere Krankheit.

Ayurveda ist die Kunst, das natürliche Gleichgewicht der dreiBioenergien aufrecht zu erhalten. Dabei geht es vorwiegend umein kreatives Ausleben seiner ureigenen Wesensnatur. Ayurveda

kann körperliche und geistige Anzeichen einer Störung früh-zeitig deuten und mit sehr naturbezogenen Heilmethoden aus-kurieren. Die ayurvedische Manualtherapie, bei der der Körpermittels spezieller Kräuteröle und verschiedener äußeren Be-handlungstechniken zu Reinigung und Regenerierung angeregtwird, ist ebenso berühmt wie die ayurvedische Kräuterheil-kunde, die für jede Krankheit ein Kraut weiß. Im Ayurveda wirdder Mensch als Ganzes betrachtet, und die tief sitzende bio-energetische Ursache berücksichtigt.

Unterstützung für alle LebensphasenDarüber hinaus bietet uns der Ayurveda eine Fülle an gewinn-bringenden Lebenspraktiken für alle Lebensphasen.

• Wie bereiten Mann und Frau eine Schwangerschaft vor, um ein quicklebendiges Kind zu zeugen?

• Welche Mittel gibt es, die Schwangerschaft ideal zu gestalten?

• Wie gestalte ich den Tag optimal abgestimmt auf meine Konstitution?

• Wie kann ich meinen Schlaf verbessern?• Was esse und trinke ich am besten für vollste Vitalität?• Wie kriege in das Fett runter?• Was mache ich gegen meine Verdauungsbeschwerden?• Wie schaffe ich eine Balance in der Zeit der Wechseljahre?• Wie lebe ich im reifen Alter voller Freude und Gesundheit?

Auf all diese Fragen bietet uns Ayurveda, das „Wissen vom Leben“ Antworten. Ayurveda ist die Religion der Gesundheit,kosmische Medizin, ein Weg zu Glück, Verjüngung und Voll-kommenheit.

LakshmanaWittig

Langjähriger Ayurveda-Gesund-heitsberater, Ayurveda-Therapeut,

Masseur und Yogalehrer. Lakshmana leitetdie Ayurveda Oase bei Yoga Vidya in BadMeinberg. Sein umfangreiches Wissen und

Erfahrung rührt aus der intensiven Praxis in seinem Beruf und aus der

Zusammenarbeit mit Ayurveda-Ärzten im therapeutischen

Bereich.

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Ayurveda bei Yoga Vidya Bad MeinbergDas spirituelle Ambiente bei Yoga Vidya Bad Meinberg bietet ideale Möglichkeiten für ganzheitli-ches Gesundsein. Meditation, Mantrasingen, Yoga, vegetarisch-biologische Vollwertkost und dieidyllische Umgebung des Teutoburger Waldes bilden dafür den Grundrahmen.

Zahlreiche Gesundheits-, Ernäh-rungs- und Lebensberatungen,eine Fülle von Wellness- und

Therapieanwendungen sowie individu-elle Behandlungskuren in der Ayurveda-Oase runden das Angebot für individuelleBedürfnisse ab. Gäste werden währendder gesamten Zeit ihres Aufenthaltsdurch erfahrene Therapeuten und Mitar-beiter/innen der Ayurveda-Rezeption be-raten und individuell betreut. Dass dieMitarbeiter selbst nach ayurvedisch-yo-gischen Grundsätzen leben, ist dabei einewichtige Voraussetzung für die kompe-tente Begleitung.

Das umfangreiche Seminar- und Ausbil-dungsangebot bietet Interessierten dieMöglichkeit, Grundlagen oder auch wei-tergehendes Fachwissen des Ayurveda inTheorie und Praxis zu erwerben. Einesder wichtigsten Ziele von Yoga Vidya Ay-urveda ist, die Weisheiten und Heilme-thoden des ganzheitlichen Ayurveda anso viele Menschen wie möglich weiter-zugeben.

1. Individuelle Einzelbehandlungen,Massagen

2. Gesundheits- und Konstitutionsberatungen

3. Individuelle Behandlungskuren4. Ayurveda-Seminare und -

Ausbildungen5. Yoga und Meditation6. Reine Lebensweise

Eingebettet in den klassischen yogischen Ansatz mit einer gewissen Einfachheit, bei gleichzeitig hoher Qualität.

Die 6Hauptsäulen von Yoga Vidya Ayurveda

Abhyanga, die traditionelle Ganzkörpermassage mit warmen Öl, ist eine der bekanntesten Ayurveda-Anwendungen. Sie verbindet mit harmonisch fließenden BewegungenTechniken mit mehr Druck und sanftenAusstreichungen.Das einmassierte Öl reinigt und nährt alle Körpergewebeund stärkt das Immunsystem.

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Shirodhara, der königliche Stirnguss. Nacheiner Massage fließt war-mes Öl über Stirn und Kopf.Der Shirodhara harmonisiertbeide Gehirnhälften, derGeist wird geklärt und beruhigt. Aufgrund der Entspannung eignet sich der Stirnguss auch beiSchlafstörungen und ande-ren nervlichen Störungen.

Udvartana ist eineaktivierende Ganzkörper-massage mit Kräutern, Sal-zen und speziellen Pasten.Sie ist ideal als Peeling undzur Anregung des Stoffwech-sels geeignet. Udvartana isteine klassische ayurvedischeSchönheitsanwendung fürreine und geschmeidige Hautsowie zur Gewebereduktionan typischen Problemzonen.

Jambira-Pinda-Sveda ist eine warmeBeutelmassage mit Zitronen- und Kokosraspeln gefüllten Bolis. Besondersangenehme Stempel-, Klopf- und Streichmassagezur Straffung des Hautgewebes. Indiziert beimüder Haut und Zellulitis.

Kräuter und Gewürze spielenim Ayurveda eine wichtigeRolle. Die Ayurveda-Apothekebietet für jede Störung dasrichtige „Pülverchen“. Einevorhergehende Abstimmungauf die jeweilige Konstitution(Konsultation/umfassendeGesundheitsberatung) isthierbei unabdingbar.

Pancha Karmaist ein umfassendes und bewährtes Konzept den Kör-per von Giftstoffen zu be-freien. Mittels individuelldurchgeführter Ölmassagen,Schwitzbäder, Stirngüssensowie weiterer ayurvedischerAnwendungen werden Toxine im Körper gelöst und anschließend über sanfte Verfahren wie Abführen und Einläufe ausgeleitet. In Kombination mit Yoga-übungen und Meditation verhilft Pancha Karma zuneuem Wohlbefinden, besserem Körpergefühl, Gesundheit, Schönheit undeiner optimalen psychischenVerfassung. Alle Behandlun-gen werden nach einer umfangreichen Konsultationindividuell auf den Patientenabgestimmt. Eine spezielleKost sowie ergänzende Kräuter unterstützen denReinigungsprozess.

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Neue TechnikenEine besondere Herausforderung ist es,das uralte Wissen des Ayurveda an dieheutige Zeit angepasst anzuwenden. Somusste z.B. bei der ursprünglichen Formder Abhyanga (Ganzkörper-Ölmassage)der Klient während der Behandlungsechsmal die Liege- und Sitzpositionwechseln. Heute wird eine zweistelligeAbhyanga praktiziert. Sie hat sich beider Besänftigung des Luftelementes -das in der heutigen Stress-Gesellschaftein starkes Übergewicht hat - als bessererwiesen.

Liebevolle Hinwendung und Einfüh-lungsvermögen sind wichtiger als je zu-vor. Zum anderen braucht es heutzutageauch festere Massagetechniken, um dieneuzeitlichen Verspannungsprobleme,wie z.B. im Rücken-Nacken-Bereich, zulösen. Hier bekommen die Mardhana-Techniken des Ayurveda einen hohenStellenwert. So ist die sehr beliebte Ay-urveda-Massage bei Yoga Vidya ein har-monischer Wechsel aus fließenden unddynamischen Ausstreichungen mit fe-steren Griffen und Zügen.

Wichtig ist, den Menschen Empfehlun-gen mitzugeben, die vor allem alltags-tauglich sind. Typengerechte Ernährungund spezifische Kräuterempfehlungenspielen dabei neben der Optimierung derTagesroutine eine wichtige Rolle.

Was im Laufe der Verbreitung des Ayur-veda im Westen oft vernachlässigtwurde, ist der spirituelle Bezug zum Le-ben, zum Körper und auch zu Krankhei-ten. Wollte Ayurveda krankhafte körper-liche und psychische Symptome nur mitäußeren Eingriffen wie Ölbehandlungenoder Kräuterindikationen entgegentre-ten, würde es sich nicht sehr von dermodernen westlichen Medizin unter-scheiden. Laut Ayurveda sind Krankhei-ten Ausdruck der Seele - im Negativenwie im Positiven.

Wie auch immer unser Körper momen-tan konstituiert ist, der Bezug zu unse-rer geistigen und seelischen Natur istunablässig, wenn das ayurvedische Ver-ständnis von Gesundheit verwirklichenwerden will: die Einheit von Körper, Geistund Seele.

Shiro- und Mukabhyanga ist die kombi-nierte ayurvedische Kopf- und Gesichts-massage. Ein intensives Entspannungser-lebnis zum geistigen „Loslassen“. Sie wirkt lindernd bei nervlicher Anspan-nung, beugt vorzeitigem Haarausfall undfrühzeitigem Ergrauen vor.

Garshan ist die beliebte ayurvedi-sche Seidenhandschuhmassage. Bei kapha-bedingter Trägheit bewirkt Gars-han erhöhte Zellstoffwechselaktivitätund bringt neue Frische und Vitalität.

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von Ralf Sturm

Kundalini Yoga

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Nur für Fortgeschrittene?

„Wo nimmst Du eigentlich die ganze Energie her?“, wird mancher gefragt, der Yoga unterrichtet, Menschen

führt, oder in helfenden Berufen arbeitet. Die Welt in der wirleben scheint uns auf der einen Seite stets mit steigenden An-sprüchen an unsere Leistungsfähigkeit zu begegnen. Zum an-deren fühlen viele Menschen einen wachsenden Wunsch, hin-ter die Dinge zu schauen, mehr Bewusstheit in ihr Leben zubringen und sich selbst auf vielen Ebenen zu verwirklichen,nicht nur materiell. Humanistische Psychologie und VedischesWissen beschreiben auf ähnliche Weise das Phänomen dessen,was uns als Menschen bewegt. Abraham Harold Maslow hatseine berühmte „Bedürfnispyramide“ nach dem gleichen Prin-zip aufgebaut, wie die alten Seher Indiens die Bedeutung derChakren – Energiezentren des Körpers –aufgeschrieben haben.Wir streben nach körperlicher Gesundheit, Sicherheit, sozialenBeziehungen, Anerkennung und schließlich Selbstverwirkli-chung und Transzendenz. Die Chakren spiegeln das. KundaliniYoga ist ein Weg all diese Ebenen in Fülle zu erleben.

Kundalini Yoga wird meist mit „Der Yoga der Energie“übersetzt. Manchmal wird im gleichen Atemzug noch davorgewarnt; es könnte Gefährliches passieren. Wie mit einerAtombombe. Von Reinigungs-Phänomenen wird gesprochen,und von Erweckungs-Erfahrungen. Wie kam es denn, dass dieKundalini sich schlafen gelegt hat? Im Sanskrit-Begriff „Kun-dalini“ steckt sowohl das Wort „aufgerollt“ (Symbol der schla-fenden Schlange) als auch „Kraft“. Im „Grossen IllustriertenYoga Buch“ beschreibt Swami Vishnu-devananda die Schöp-fungsgeschichte, die Entstehung der Welt, aus der Sicht derSamkhya-Philosophie, einem der ältesten PhilosophiesystemeIndiens. Er unterscheidet Geist als die bewegende Gedanken-kraft, aus der die Materie – als ruhende Kraft – entstanden ist.Bei der Entstehung des Universums wird Geist zunächst immerstofflicher. Bis sich die fünf Elemente entwickelt haben, und Le-ben entsteht. Das menschliche Bewusstsein, das nur noch mitden fünf Sinnen wahrnimmt, ist nichts anderes als die schla-fende Urkraft. Ein wundervolles Potential in uns allen.

Fortgeschrittene Hatha-Yoga-Techniken helfen uns, Ener-gie zu entwickeln und im Körper zu lenken. Swami Sivanandaempfiehlt in „Kundalini Yoga“ die Asanas lange zu halten, umdie Bewusstheit für den Fluss der Energie zu schulen. Pra-nayama – die Lenkung der Lebenskraft durch die Beherrschungdes Atems – wird unterstützt durch Mudras und Bandhas,Energie-Siegel und -Verschlüsse, die die entwickelte Kraftentlang unserer Haupt-Energiezentren durch die Wirbelsäuleführen. Vom unteren Ende der Wirbelsäule, dem Muladhara,

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1.– 5. Juni 20117. YogaVidya

MusikFestival

Mit vielen internationalbekannten Künstlern• Jai Uttal • Hassan Dyck • Indigo Masala• Angelika • Spring • Subway Bhaktis •Sundaram • Klassische indische Musik •Mantras, Heilgesänge, Feuer-Show, Klang-Yogastunden, Satsangs, Meditation undviele Workshops…

Ab Dezember Detailprogramm erhältlich und auf www.yoga-vidya.de/musikfestival

dem Wurzel-Chakra, bis zum Sahasrara, der Krone über unse-rem Scheitel. Als wissenschaftliche Analogie funktionieren hierneben der Psychologie auch medizinische Erkenntnisse, die dieHaupt-Nervenzentren des Menschen in Gehirn, Rückenmarkund Bauch orten. Entlang dieser wird die Energie im KundaliniYoga bewusst und mit Visualisierungen von unten nach obengeführt.

Womit wir wieder bei den Stufen des Lebens sind. Im Laufeunserer Zeit auf diesem Planeten lernen wir früher oder späterunweigerlich, was wirklich wichtig ist. Das Mehr an Energie dasman hat, wenn man Yoga übt hilft, diese „Entwicklung“ zu be-schleunigen. Und das kann manchmal überraschend sein. Dannversteht man, warum in alten Schriften geschrieben stand,Kundalini Yoga nicht ohne Führung eines Lehrers auszuüben.Denn oft geschehen die Dinge schneller als man denkt. Dasmüssen dann nicht immer mystische Erfahrungen sein, dieman erlebt. Wir erleben unsere eigene „Schöpfungsgeschichte“sozusagen neu – und diesmal rückwärts. Blockaden und Wi-derstände, die uns früher geholfen haben, begegnen wir jetztwieder – mit der Einladung, diesmal über sie hinaus zu wach-sen. Manchmal fällt uns das aber schwer. Dann hilft es, einenMenschen zu haben, der einen durch solche Entwicklungen be-gleitet. Ein Yogalehrer kann das tun, wenn er selbst diese Pha-sen durchlaufen hat. Die Praxis des Yoga setzt unseren Fokusauf wirkliche Lebensfreude. Das hilft, alte Gewohnheiten fallenzu lassen.

Wir haben unsere eigene Welt geschaffen, unsere eigeneGeschichte geschrieben. Kundalini Yoga ist ein Weg zurück zuunserer Schöpferkraft. Wir entscheiden neu, was wir in unserLeben einladen. Wenn wir Raum für unsere Praxis nehmen, fin-den wir mehr Energie für körperliche Gesundheit und geistigeFlexibilität. Den Mut, Dinge selbst in die Hand zu nehmen undmit Selbstbewusstsein unsere Talente zu nutzen. Unsere Aus-strahlung steigt sichtbar mit unserer Energie – unser eigenesGefühlsleben wird intensiver und Kommunikation fällt unsleichter. Vertrauen entwickelt sich, in die Intuition und das, wasman manchmal sehr trocken als „Transzendenz“ bezeichnet.Wenn man es selbst erlebt, ist es nicht mehr trocken. „EinGramm Praxis ist besser als Tonnen Theorie“ hat ein Mann ge-schrieben, der mit seiner Ausstrahlung viele Menschen bewegthat. Er hatte seine Energie aus dem Kundalini-Yoga. Die Tech-niken sind „fortgeschritten“ – aber jeder kann sie anwenden.

Über den Autor: Ralf Sturm arbeitet im PR-Teamvon Yoga Vidya, Yogalehrer und Vortragender. Er liebt es, über Yoga zu schreiben.

Kundalini Yoga Seminare bei Yoga Vidya

Das intensive Üben von Asanas, Pranayama undMeditation ist der zentrale Bestandteil von Kunda-lini Yoga Seminaren bei Yoga Vidya. Durch diesesÜben erhöht sich das Energieniveau, das Bewußt-sein wird erweitert – tiefe innere Erkenntnisse kön-nen so erlangt werden. Die persönliche Ausstrah-lung und die intuitiven Kräfte verstärken sich. Im Überbewußtsein wird die Einheit mit dem Unendlichen erfahrbar. Der Schlüssel dazu ist dieErweckung der Kundalini, die Verkörperung allerverborgenen Kräfte.

Yoga Vidya bietet in allen drei Seminarhäusern – BadMeinberg, Westerwald und Nordsee – regelmäßigKundalini Yoga Seminare an. Es gibt vier Semina-rarten, unter denen Interessierte je nach Vorkenntniswählen können: - Kundalini Yoga Einführung- Kundlaini Yoga Mittelstufe- Kundalini Yoga Fortgeschrittene - Kundalini Yoga Intensiv Praxis

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interview

Fragen an Sukadev Volker Bretzund Leela MataSabine Bläsing führte die Interviews mit Sukadev Volker Bretz und Leela Mata (S.19) im Rahmen ihrer Dissertation „Visionen im Kontext von Beruf und Berufung“.

SB: Was verstehen Sie unter dem Begriff Visionen? Sukadev: Visionen kann man in zwei verschiedenen Begrif-

fen sehen. Zum einen ist Vision in der mystischen Tradition dieSchau Gottes – eine tiefere meditative Erfahrung von GottesGegenwart, die verbunden sein kann mit Licht, mit einer gro-ßen Liebe und einer großen Freude. Das ist die eine Weise vonVision, von der gerade auch die christlichen Mystiker sprechen.Oder es gibt den indischen Begriff Darshan, der in dem Sinneheißt, dass man Gott wahrnimmt und sieht. Es gibt bestimmtePraktiken, deren Ziel es ist, Darshan von Gott zu haben, alsonicht mehr nur an Gott zu glauben, sondern ihn wahrzunehmen.Das ist die eine Bedeutung dieses Begriffes. Die zweite Bedeu-tung von Vision ist eine übergeordnete Mission, die man im Le-ben sieht, wie eine Berufung, die man dort hat. Eine Sicht, woman sieht, das will ich erreichen, dafür will ich tätig sein. Alsoeine tiefe Überzeugung letztlich, dass das Leben einen konkre-ten Sinn hat.

Eine wirklich tiefe Vision, die auch länger trägt, ist eine, dienicht vom eigenen Ich kommt, sondern von etwas Übergeord-netem. Und umgekehrt ist eine echte Vision Gottes, die nichteinfach ein emotionales Wohlbefinden ist, immer auch ver-bunden mit einem Berufungserlebnis. Das unterscheidet letzt-lich eine tiefe Vision von den einfachen Lichtern und Schatten,die man auch mal in der Meditation haben kann.

SB: Gibt es aus Ihrer Sicht unterschiedliche Arten von Visionen?

Sukadev: Ja, ich tendiere ja immer dazu, dass es irgendwoetwas Gemeinsames gibt, aber für das Praktische kann man sa-gen, es gibt diese eine Vision im Sinne von Gottesschau. DieSchau Gottes kann eine einfache Lichterfahrung sein, die eineWeile mit Wonne verbunden ist, und es kann solche sein, diemit Berufung verbunden ist. Genauso der andere Aspekt von Vi-sion. Es kann kleinere und größere Visionen geben. Wenn je-mand übergeordnete Vorstellungen hat, was noch passierenkann, und diese Vision ihn beflügelt und andere mitreißt, dasist so etwas wie die große Vision. Aber Menschen können auch

Visionen von Beruf und Berufung

Sukadev Volker Bretz Gründer und Leiter von Yoga Vidya.

Enger Schüler von Swami Vishnu-Devananda, der ihn zum Yoga-Meister (Acharya) ernannte.

Über ein Vierteljahrhundert intensive Erfahrung inder Aus- und Weiterbildung von Yogalehrern.

Gründete 1992 die Yoga Vidya Zentren, um einen ganzheitlichen, lebensnahen

Yoga zu lehren.

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eine kleine Vision haben. Manchmal kommt über das Finden vonkleinen Visionen dann auch die Transzendenz. Eine echte Visionbraucht die Kraft, die von einem transzendenten Standpunktaus kommt – also nicht aus dem Ego, nicht aus dem Intellekt,und nicht aus dem eigenen Willen, sondern von etwas Höhe-rem. Aber manchmal können kleine Visionen einen auch öffnenfür größere Visionen. Wenn man seine Perspektive erweitert,über das Alltägliche, über das, was jetzt momentan dran ist,dann öffnet man sich immer weiter.

SB: Kann man Visionen fördern? Wenn ja, wie genau fördern Sie Visionen bei den Menschen?

Sukadev: Wer eine große Vision hat, der empfängt sie alsGeschenk, als Gnade, als Segen, der wird nie sagen: ich hab’ hartan meiner Vision gearbeitet, und jetzt hab’ ich sie erreicht. Dasist dann etwas Heiliges. Dennoch kann man etwas tun, um siezu begünstigen. Es gibt dann auch nicht mehr die kleinen unddie großen Visionen. Die kleine Vision ist, was hätte ich gernein einem Jahr – man denkt sich aus, überlegt sich Szenarien,aber selbst da muss eine Intuition dabei sein. Und irgendwospürt man dann, wo zieht es mich hin und was hat Kraft michzu ziehen, dass ich selbst dann weiter mache, wenn Hindernissein den Weg kommen, und wo ich bereit bin etwas zu tun.Manche Menschen denken ja auch, wenn sie nur ihre Visionoder Mission gefunden hätten, dann würde alles von selbst ge-hen (alle lachen).

SB: Haben Sie persönlich eine Vision? Wenn ja, wie sindSie an sie gekommen?

Sukadev: Mein Leben ist von Visionen geprägt. Visionen immystischen Sinne hatte ich als Kind, wo ich Lichterfahrungenhatte und Visionen von Jesus und das Gefühl, dass ich irgend-eine besondere Mission im Leben haben würde. Das ist dannverschwunden, und das war dann eine sehr schwierige Zeit. Mit13 kam dann die Frage „Wer bin ich - und was soll das Ganze?“Gibt es irgendetwas Höheres? Da war schon intensives Suchen- und danach die Zeit, in der ich diesen Holocaust-Film gese-hen hatte und diese Bilder von Äthiopien mit verhungerndenKindern, wo ich dann gedacht hab, was soll das Ganze, waskann es dort geben? Da habe ich sehr breit gelesen, Psycholo-gie-Bücher, Philosophie-Bücher, also praktisch die ganze Schul-bibliothek. Und dann gab es eben Bücher - Herrmann Hesse,Steppenwolf, Siddharta und noch ein paar andere Mystiker. Daswar dann noch keine Vision, aber irgend so ein Ziel: Da will ichhinkommen. Und dann hat mein Leben plötzlich eine Richtunggehabt. Ja, es gibt ein höheres Ziel im Leben, es gibt irgend-welche Erklärungen, dass Leiden einen Sinn hat. Zwar nicht im-mer erfassbar und nicht wirklich erklärbar, aber doch nicht nurals rein schlimm, sondern auch schlimm, aber irgendwo dochSinn dabei.

Das hat mich dann auf den Yoga-Weg gebracht, auch dieMeditation. Bin zum indischen Meister gegangen, bin dort jaauch irgendwann zum Mönch geweiht worden – zum Swami.Und dann, 1987, das war bei der 100. Jahrfeier von Swami Si-vananda, war ich in Kanada und bin eines Morgens um drei,halbvier aufgewacht, und konnte nicht mehr schlafen. Dann binich halt in den Meditationsraum gegangen, und da hatte ich

plötzlich eine Vision, eine mystische Vision von Swami Siva-nanda - überlebensgroß, als Lichtgestalt. Wo er mir dann somehr oder weniger bedeutet hat, es könnte ein goldenes Zeit-alter von Frieden, Verständnis, ohne Hunger und ohne Kriegekommen. Und da würde eine neue Weltkultur entstehen, dortwürde Yoga eine große und wichtige Rolle spielen, und ich hättedort auch meine Funktion dabei. Und das würde nicht alsSwami passieren, sondern es wäre dann auch meine Aufgabe,dass ich dabei demokratisch humanistische Prinzipien verbin-den müsste mit der klassischen indischen Spiritualität. Gut, dieindische Spiritualität ist ja so eine eigenartige Mischung ausChaos und Regeln, auch Autorität und voller Verantwortung desSchülers. Das ist für einen Westler kaum verstehbar – vielleichtim Unterschied zum Japanischen und Chinesischen, da ist esstraight und strikt –, aber diese Guru-Schüler-Beziehung istdann letztlich nicht so ganz westlich demokratisch. Gut, dannhabe ich erst gedacht, ich könnte das bei dem Meister machen,wo ich war. Der hat mich erst auch sehr gestützt und gefördert,aber dann – Ende 1991, also praktisch 4 Jahre später – habe ichgemerkt, dieser Vision kann ich so nicht folgen.

In der Zwischenzeit war ich auch kein Swami mehr – ich hattemich mit jemandem verlobt, aber die Beziehung ist dann relativzügig in die Brüche gegangen. Dann bin ich ein paar Monate aufdie Suche gegangen, wie geht es jetzt eigentlich weiter.

Dann bin ich gereist, bin mit meiner damaligen Freundinnach Indien gekommen. Da war ich ein paar Wochen auch imShivananda Ashram und habe viel meditiert, Pranayama ge-macht. Und komischerweise, als ich dann ins Taxi eingestiegenbin, dann kam plötzlich die nächste Vision. Dann hab ich nichtsmehr Physisches gesehen, da war wieder Swami Sivananda,dann war wieder dieses Licht da, und dann war wieder diese

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Swami Sivanda erschienen in Sukadevs Vision

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Sache, dass Yoga wichtig werden würde für die kommendeWeltkultur. Dass ich dort eine wichtige Funktion hätte und dasses eine friedvolle Weltkultur werden könnte. Es war nie, dass esnotwendigerweise werden wird, sondern immer so, die Menschenkönnten auch das Gegenteil machen. Aber dass es eine Mög-lichkeit ist, und dass ich da auch eine Aufgabe hätte, und diesesMal war es sogar dann auch relativ konkret.

Ich müsste zurück nach Deutschland gehen – ich war ja vor-her in Amerika und Kanada gewesen – und hatte eigentlich garkeinen Gedanken, weiterhin in Deutschland zu sein. Ich war ei-gentlich recht froh, aus dem engstirnigen Gedanken raus zukommen, wo jedes Mal, wenn man einen Vorschlag macht, 100Leute Bedenken haben. Da ist Amerika anders. Wenn man dorteinen Vorschlag macht, sagen als erstes 10 Leute toll! Gut, aberes war klar, ich sollte nach Frankfurt gehen, sollte dort ein Zen-trum aufmachen, und in 5 Jahren würde der erste Yoga-Ashram,ein Seminarhaus entstehen. Daraus würde eine größere spiri-tuelle Bewegung werden, die dann in Zusammenarbeit mitanderen Bewegungen einen wichtigen Anteil hätte, dass es einefriedvolle Welt werden kann.

Nachdem diese Vision da war, gab es nicht mehr die Frage„Willst Du es oder willst Du es nicht“. Das hieß, das muss ge-macht werden. Und so bin ich dann nach Frankfurt, nachherauch in den Westerwald - in das erste Yoga-Seminar-Haus -,und dann hier nach Bad Meinberg. Diese Vision hatte das Ele-ment von Demokratie, Mitbestimmung und anderem, und dasgibt manchmal auch ein Problem. Wenn ich die Vision habe, damuss es lang gehen, ich habe aber auch die Vision, andere sol-len mitbestimmen, und wenn die dann anders denken, dann…im Englischen sagt man: catch 22! Man kann es nicht richtigmachen. Man muss seiner Vision treu bleiben, aber die Visionbezieht auch die anderen irgendwo mit ein.

SB: Welches Verständnis hat man in Ihrem Kulturkreis von Visionen?

Sukadev: Es wäre jetzt die Frage in welchem Kulturkreis,denn eigentlich bin ich durch drei Kulturkreise geprägt. Der eineist Deutschland, der zweite ist Amerika und der dritte ist Indien,und dort gibt es sicher unterschiedliche Formen von Visionen.Vermutlich ist von diesen drei Kulturkreisen in Deutschland hi-storisch die Vision nicht ganz so bedeutsam für die Mehrheit.Da war zwar die große Phase der Sturm- und Drang-Zeit undder deutschen Romantik, die der Vision auch eine Kraft gege-ben haben, aber ansonsten neigen die Deutschen mehr dazu daszu tun, was jetzt nötig ist. Obgleich Martin Luther, der manch-mal als der Ur-Deutsche bezeichnet wird, hatte auch eine Vi-sion. Er hat die Vision gehabt von diesem Blitz, weshalb er zumMönch geworden ist. Dann hat er die Vision gehabt als der Teu-fel ihn versucht hat und er mit einem Tintenfass nach ihm ge-worfen hat, und dann kam plötzlich die Vision der evangeli-schen Rechtfertigungslehre oder wie man erlöst wird. Das warhalt seine Vision, die hat ihn geprägt.

In Amerika muss fast jeder seine kleine Vision leben. InDeutschland ist es etwas anders. Vielleicht auch wegen der Ge-schichte von den Nazis, die ja eigentlich auch eine große Visionhatten. Und damit ist das negativ besetzt. Da ist letztlich aus

gutem Grund der Deutsche etwas vorsichtig geworden bei je-mandem, der eine große Vision hat.

In Amerika ist es ein Wert in der Gesellschaft, seiner Vision, seinem Traum zu folgen und notfalls alle Zelte abzubrechen. Wernicht einen Traum hat, dem er mit seinem Herzen folgt, das istnix. Da gibt es den Ausdruck: love it, change it or leave it – fertig. Man macht nichts für weniger als kleine Träume. Da kann es auch sein, dass man einen Job hat, mit dem mannichts anfangen kann - dann muss der einem aber helfen, dassman dann den Traum leben kann. Die Amerikaner haben dannauch keine Hemmungen alle Zelte abzubrechen, wenn sie fest-stellen, das klappt so nicht. Dann machen sie halt was anderes.Ein Amerikaner würde sein Leben nicht erfüllt erleben, wenn ernicht weiß, er lebt seinen Traum. Sei er nun klein oder groß.

In Indien, im dritten Kulturkreis, geht man stark davon aus,dass Menschen unterschiedlich sind. Da wird gesagt, die mei-sten Menschen haben ihr Dharma. Das was sie zu tun haben,

„Wer eine große Vision hat,der empfängt sie als Geschenk, als Gnade, als Segen.“

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ergibt sich aus einer Mischung der Umstände und dem, was sieim Inneren fühlen, was das Richtige ist. Dass sie ihre Talenteeinsetzen in dem Maße, wie sie es können – es gibt den Aus-druck Swarupa, Swabhava dafür. Man geht aber auch davonaus, dass Menschen berührt werden können. Sie können Dars-hana haben, also Visionen. Wenn sie das haben, dann sind sievom Göttlichen Funken beseelt. Und wenn sie das haben, dannkann man ihnen durchaus folgen. Die Menschen können sichdann auch irren, aber die Inder folgen durchaus auch solchenLeitbildern. Aber nicht bedingungslos, auch hier im Rahmendessen, was dort dharmisch verantwortlich ist.

SB: Wozu können Visionen bei einem Menschen hilfreich sein?

Sukadev: Sie richten das Leben aus, sie geben Energie, siegeben Kraft und das Gefühl der Verbundenheit. Sie helfen zu ei-ner Begeisterung, helfen, dass man andere mit begeistern kann,und dass man auch bei kleinen Fehlschlägen weiter macht. Dazukönnen sie gut sein.

SB: Wie kommen Menschen zu Visionen?Sukadev: Die höhere Vision, die kommt oder sie kommt

nicht. Förderbar ist sie schon, erzwingbar nicht. Das ist einAspekt von Gnade, aber sie ist förderbar. Dazu gehören sicher-lich Stille und Schweigen, wenn man viel meditiert, wenn man

aus dem Alltag draußen ist. Als ich die Vision hatte – die erstevon den großen –, das war in Kanada im Ashram. Die zweitegroße, da war ich in Indien im Ashram. Es ist jedes Mal auch ge-kommen, nachdem ich eine Weile intensiver an einem Ort mitmehr Schwingung praktiziert hatte, wo ich nicht soviel kom-muniziert habe und in einer Art Zwischenzustand war. Also ausdem normalen Kontext rausgehen, ob es jetzt über Meditation,Yoga- oder Atemübungen im Ashram ist, oder man das in derNatur macht. Manche machen es durch Fasten.

Viele kommen auch hierher zum Beispiel. Gerade in dervierwöchigen Yogalehrer-Ausbildung. Da ist ein großer Anteilvon Menschen, die kommen her, weil sie nicht wissen, was sieals Nächstes machen sollen. Und dann machen sie die vierwö-chige Yogalehrer-Ausbildung und recht viele wissen am Schluss:ja, das ist meine Aufgabe. Das ist dann nicht immer die großeVision. Ich sage am Anfang von Ausbildungen, dass viele her-kommen um zu wissen, was sie als Nächstes tun sollen. Abermein Ratschlag sei, diese Fragen zu verschieben auf ein paarTage vor ihrer Abreise. Meine Erfahrung ist, ein bis vier Wochensind für so etwas gut. Darüber hinaus kommt man dann ir-gendwo in einen Trägheitszustand. Wenn man weiß, man hatjetzt eine unbestimmte Zeit, dann fehlt irgendetwas in der In-tensität. Ich will es nicht verabsolutieren, obgleich ich auch er-lebe, manchmal kommen Menschen einfach hier her, um ein

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Verwirklichung einer Vision. InBad Meinberg ist ein Zentrumfür Yoga-Praktizierende ent-standen.

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paar Wochen oder Monate hier zu verbringen, und manche krie-gen dann auch ihre kleine Vision, manche auch eine größere Vi-sion, und das muss nicht unbedingt in einer der vier Wochenkommen. Aber so, wenn jemand bewusst sagt „ich will jetzt“,dann ein bis vier Wochen. Darüber hinaus würde ich schon raten, sie sollen erst mal vorübergehend etwas anderes machen.

SB: Kann man Visionen fördern? Wenn ja, wie genau för-dern Sie Visionen bei den Menschen?

Sukadev: Visionen fördern durch eben mal vom Alltag Pausehaben, durch Meditation, Yoga-Übungen, spirituelle Praktikenoder anderes in dieser Art. Das ist, womit ich vertraut bin. Esgibt natürlich auch bewusste Techniken. Man spürt oder lerntin sich hineinzuspüren, wo will die Energie hingehen, oderman kann sich Dinge ausmalen für verschiedene Szenarien, z.B.was in fünf Jahren sein würde. Und wenn man dann in ein Sze-nario kommt, wo Energie da ist, das kann man dann weiter aus-bauen. Und dann kann plötzlich so ein Moment kommen, wodas Szenario, das man sich ursprünglich ausgemalt hat, mitEnergie gefüllt wird und sich wandelt. Also, wenn man den Geistin die Richtung ausrichtet. Das ist auch etwas, was ich in man-chen meiner Seminare mache. Aber meistens geschieht es ge-rade bei unseren Yoga-Seminaren von selbst, ohne dass esThema ist.

SB: Was beobachten Sie bei Menschen, mit denen Sie arbeiten?

Sukadev: Bei manchen geschieht es von selbst, dass sie klei-nere, mittlere und größere Visionen haben. Einfach dadurch weilsie meditieren, finden sie mehr zu sich selbst, und dann spürensie von innen heraus diese Kraft, dieses Licht, diese Freude, undwissen dann, was sie zu tun haben. Aber nicht alle. Manche ler-nen dann auch, mit Kleinerem zufrieden zu sein.

SB: Gibt es Faktoren, die Visionen eher blockieren?Sukadev: Ja, die gibt es. Erstens ein übermäßiges Sicher-

heitsbedürfnis und zweitens zu stark strukturierte Vorstellun-gen, was zu sein hat. Das behindert die Kreativität ein bisschen.Damit zusammenhängend dann auch Angst und eine falscheBescheidenheit (Lachen aller). Manchmal sogar die echte Be-scheidenheit.

SB: Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen Beruf undBerufung? Wenn ja, welche Rolle spielen Visionen in diesemKontext?

Sukadev: Beruf kommt zwar von dem Ausdruck Berufung,aber von der Bedeutung her heißt Beruf etwas, was man im All-tag macht, und Berufung ist dann eben der Ruf, den man voneiner höheren Warte aus hat. Und nicht immer hängt Beruf mit

Berufung zusammen. Es kann zum Beispiel Berufung von je-mandem sein, sich für Pferde einzusetzen, aber er macht esnicht zu seinem Beruf. Er hat einen anderen Broterwerb, abersein Herz ist dann da, für Pferde etwas Gutes zu tun. Beruf undBerufung können zusammenhängen, aber man darf sich daauch nicht unter Druck setzen, dass der Beruf immer mit der Be-rufung zusammenhängt, sonst wird man manchmal dort auchunglücklich. Man sollte gucken, wo ist meine Berufung. Hatman die Berufung – ich würde sagen, Berufung ist in den mitt-leren bis höheren Visionen angesiedelt –, dann sollte man demauch folgen. Wenn man sie nicht hat, dann sollte man sich nichtunter Druck setzen. Dann muss man eben das tun, was mankann, und sich öfter auch mal zurückziehen und schauen, waswird. Und manchmal ist, wie gesagt, die Berufung im Privatenund im Kleinen, und nicht im Beruflichen.

Abgedruckt ist eine gekürzte Fassung des Interviews.

„Manchmal ist die Berufung im Privaten und

im Kleinen, und nicht im Beruflichen.“

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Antworten von Leela Mata

SB: Was verstehen Sie unter dem Begriff Visionen? Leela Mata: Vision sollte etwas sehr Inspirierendes sein –

etwas, das Dir helfen kann, Dich in eine bestimmte Richtung hinzu bewegen. Wenn Du eine Vision hast, wird es einfacher, Dichwirklich selbst zu motivieren. Die Vision zieht Dich eigentich.Die Vision ist immer an Dein höheres Zentrum angebunden,speziell an das Ajna-Chakra. Das Ajna-Chakra hat die Kraft alldie anderen Zentren zusammen zu bringen. Wenn Du eine Vi-sion hast, wird Deine ganze Energie auf sehr ausgleichende Artund Weise organisiert.

SB: Gibt es aus Ihrer Sicht unterschiedliche Arten von Visionen?

Leela Mata: Ja, verschiedene Menschen haben verschiedeneVisionen, aber letztendlich führen uns alle Visionen zu unseremWachstum, zu unserer Erleuchtung. Aber Menschen können un-terschiedliche Wege haben dort hin zu gelangen, entsprechendihrer spezifischen Talente, ihrer Berufung und dem was sie in-spiriert. Wenn Du dem folgst, was Du wirklich magst, was Dirwirklich ein gutes Gefühl bereitet, ist das eine Inspiration. Undvon da an, wenn Du beginnst, Dinge in Deinem Leben zu klä-

ren, wird die Vision anfangen zu wachsen. Die Vision wächstimmer und eine gute Vision wächst mit Dir. Sie ist immer vol-ler Leben und gibt Dir Energie und Motivation – auf eine an-genehme Art und Weise (lachen). Du fühlst Dich nicht so, alsob Du hart arbeiten würdest (lachen). Wenn Du eine Vision hast,arbeitest Du hart, aber Du fühlst Dich nicht auf eine anstren-gende Weise angetrieben – Du fühlst Dich immer inspiriert. EineVision zu haben ist sehr hilfreich in Deinem Leben, da sie Dei-nem Leben Sinn und Leidenschaft verleiht. In visionärer Arbeitgeht es darum, was ich geben kann, was ich bauen kann, wasich geschehen lassen kann, das eine positive Auswirkung auf dieWelt haben wird.

SB: Welches Verständnis hat man in Ihrem Kulturkreis von Visionen?

Leela Mata: In meiner Kultur (Indien) hat Vision immer mitGott zu tun, mit Realisierung, mit Kenntnis des Selbst und ei-nem harmonischen Hinarbeiten dort hin. Wir nennen es Dars-han, wenn Du all die schöne Inspiration sehen kannst, fast wieeine Vision. Und Darshan ist es, was uns motiviert. Für mancheMenschen ist es wie eine Form, wie die Gestalt von Krishna oderdie Gestalt von Rama, aber die Idee ist, Krishna in allen Aspek-ten der Schöpfung zu sehen. So ist es nicht nur ein Objekt, esist etwas, das sich überall hin verteilt, auch in Dir selbst. Dasist wirklich eine große kosmische Sichtweise und sogar nochdarüber hinaus (lachen). Das ist es, was Vision in meiner Kul-tur bedeutet. Es ist sehr sehr spirituell – jeder will Gott dienen.

„In visionärer Arbeit gehtes darum, was ich geben

kann, was ich bauenkann, was ich geschehen

lassen kann, das eine positive Auswirkung aufdie Welt haben wird.”

Leela Mata ist eine bekannte und beliebte indi-sche Yoga-Meisterin. Sie praktiziert Yoga und Ayurveda seit ihrer Kindheit und unterrichtet seitüber 20 Jahren mit großer Liebe und Einfühlsam-keit auf der ganzen Welt. Leela Mata ist eine sehrintuitive spirituelle Lehrerin. Sie macht auch kom-plexe Inhalte einfach begreifbar, anwendbar undvielleicht am wichtigsten: erfahrbar. Jeweils meh-rere Monate im Jahr unterrichtet sie in den YogaVidya Seminarhäusern und Stadtzentren.

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SB: Wozu können Visionen bei einem Menschen hilfreich sein?

Leela Mata: Die Vision hilft Dir, als wäre sie eine stabileKraft. Sie ruft Dich immer. Du fühlst dich nicht verloren oder de-primiert. Wenn jemand eine Vision hat, kommt Depressionnicht zum Vorschein, weil Du immer auf etwas Schönes schaust,auf das Du Dich hin bewegst. So hat eine Vision einen sehr gro-ßen Vorteil für unser Leben. Und es ist wirklich wichtig, dass wirKindern, wenn sie aufwachsen, eine Art Vision geben, damit ihrLeben immer aus ihnen selbst heraus ermutigt und motiviert ist.

SB: Wie kommen Menschen zu Visionen?Leela Mata: Visionen sind sanfte Dinge. Sie können so be-

ginnen, dass etwas in Dir zu sprechen anfängt und jenseits dernormalen Wege gehen möchte. Also, wenn Du aufmerksam bist,gibt es da immer etwas, das sich in dieser Vision ausdrückt.Manchmal sind wir so überfüllt und überladen, und wir fühlenuns davon sehr runter gezogen, aber das ist unser Schicksal. Ei-nes Tages merkst Du, dass irgendwie etwas in Dir klar wird. Dubekommst eine Idee. Dann beginnt sie, sich zu entwickeln, undvon da an kommen größere, und dann puzzelt die Vision ir-gendwie zusammen und das Bild beginnt sich zu klären (lacht).Das geschieht, wenn alle Sinne zusammentreffen, und es wirdschön und kraftvoll. Viel davon ist Fühlen. Eine Menge Men-schen werden von ihren Gefühlen motiviert. Sie fühlen Dinge,und dann kannst Du es klar sehen, und Du kannst die Äuße-rungen hören und sehen, wie sie im Geist eine Form annehmen.Also einen starken Impuls fühlen, der sich aus Dir heraus be-wegt, den Du nicht immer verstehen magst, aber der aus Dei-ner kreativen Energie zusammenfließt. Es ist Dein inneresSelbst, Deine Intuition, die versucht, sich in Einklang zu brin-gen. Also, wenn wir runterschalten und still werden, können wires hören. Stille ist sehr wichtig, um in Berührung mit Dir selbstzu kommen und diese Vision zu initialisieren. Luft-Typen (in derayurvedischen Konstitutions-Lehre) sind die visionären Men-schen, aber sie müssen erst etwas ruhiger werden um stark zuwerden, bis ihr Nervensystem stark wird. Dann können sie wei-ter machen, und sie können sehen, sie sind dazu bestimmt,Menschen zu inspirieren oder spirituell zu motivieren (lacht).

SB: Kann man Visionen fördern? Wenn ja, wie genau för-dern Sie Visionen bei den Menschen?

Leela Mata: Ja, man kann Menschen unterstützen. DerWeg, wie Du jemanden unterstützen würdest, wäre zu allererst,dass Du die Idee von Vision verstehst und die Überzeugung hast,dass jeder in der Lage ist, große Träume zu haben. Und so kannstDu eine Umgebung schaffen, die Stimulation zur Verfügungstellt, so dass diese Art zu denken in die Person kommen kann.Also eine gute Atmosphäre zu halten, Stille oder ihnen ein gu-tes Verständnis über sich selbst zu ermöglichen, ihnen ihr Po-tenzial zu zeigen oder ihnen Wege aufzuzeigen, ihr Potenzialzum Ausdruck zu bringen. Das förderliche Klima wird anfangen,sie und ihre Vision zu erwecken. Und dann werden sie zum Trä-ger dieses Gefühls, und wenn ihnen Menschen begegnen, wol-len die von ihnen wissen was es ist, das sie motiviert. Und wennsie realisieren wie kraftvoll das ist, wollen sie das auch mit an-deren teilen. Also, die Vision ist, „ich würde das gerne mitMenschen teilen; ich möchte, dass Menschen das wissen, um

es zu verstehen“. So wird dieses Teilen der Stille, des Friedens,das Gefühl von Vertrauen, innerer Zufriedenheit und Hingabezu Deiner Vision; ein Weg Menschen zu helfen, aus ihrem Leidraus zu kommen. Aus diesem Gefühl werden erstaunliche Ideenund Projekte geboren.

SB: Was beobachten Sie bei den Menschen, mit denen Siearbeiten?

Leela Mata: Große Emotionen (lachen) – das kann man im-mer sehen. Ich sage immer zu den Studenten „wenn Du nur Dichselbst auf die Weise sehen könntest, wie ich Dich sehe, wärstDu so glücklich – es gäbe keinen Grund für all das“. Aber es istein Reinigungsprozess, ein Wachstumsprozess. Weißt Du, wennsie manchmal sprechen, kommen Tränen in meine Augen –nicht weil ich traurig bin, sondern weil ich die Stärke der Hilf-losigkeit sehe, aber auf der anderen Seite ist man nicht hilflos.Oder zu fühlen, dass man runtergezogen wird und eine andereKraft Dich hochzieht. So ist es immer, dass Du einen Kampf inDir austrägst: Dir selbst glauben – Dir selbst nicht glauben –vertrauen oder nicht vertrauen. Da finden so viele Konflikte stattund es gibt wirklich keinen Grund dafür, aber Du weißt es jetztnoch nicht, und deshalb gehst Du da durch. Wenn ich auf dieMenschen schaue, sehe ich das Göttliche in ihnen. Manchmalwird nur ein Wort gesagt, und all die Emotionen kommen hoch.Dann fühlen sie sich klarer und besser. In diesem klaren Zustandbekommen sie eine Ahnung von ihrer höheren Natur. Diesegöttliche Natur ist es, die ich zum Vorschein bringen möchte.

SB: Gibt es Faktoren, die Visionen eher blockieren?Leela Mata: Ja, es ist eine Qualität, die Tamas heißt,

Schwere, Trägheit, nicht an sich selbst glauben. Es ist wichtig,über diese dunkle Qualität hinwegzukommen, die alles umgibt– wir müssen da durchdringen. Das ist es, was die Vision blok-kiert. Die Vision ist da. Göttlichkeit in Dir ist da. Die Absicht, al-les ist da, aber es ist diese dicke Wand, die blockiert, durch dieDu gehen musst, in die Du eindringen musst, so dass Du wirk-lich sehen kannst. In anderen Worten ist das Ignoranz. Das magwie ein hartes Wort erscheinen, aber es ist wirklich Nicht-Wis-sen, wenn Du nicht weißt, dass Du Dich selbst zu dem Ort hin-bewegen musst, wo Du wissen kannst. Und das braucht einigeAnstrengung. Jeden Tag in unserem Leben, muss einiges anIgnoranz geklärt werden. Wenn Nicht-Wissen beseitigt ist,

Leela Matas Ashram „Peaceful Valley“

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können wir zu einem heiligen Ort gehen. Wachstum geht vomNicht-Wissen zum Wissen. Ignoranz ist, dich nicht selbst zukennen, zu denken, dass Du klein und unbedeutend bist. Wissenist Dein höheres Selbst zu kennen, um wirklich machtvoll undgöttlich zu sein. So ist Deine Reise im Leben von der Ignoranz zumWissen, zur Erleuchtung. Und Vision wird verstanden als das Bilddieser großen Kraft, dieses großen Werdens in Deinem Geist zuhalten, um dich auf diese Weise zu ermutigen, Dich darauf hinzu bewegen. Und es zieht Dich auch, weil es bereits da ist. Tiefin jedem einzelnen Individuum, und nicht nur jedes Individuumals Person sondern jede einzelne Kreatur hat das Göttliche in sich.Das Göttliche arbeitet ständig, um sich selbst auszudrücken.Wir haben einen Spruch, der lautet, dass im Stein das Bewusst-sein schläft. Die Schwingung ist da sehr beschränkt. In denPflanzen und in den Bäumen beginnt sie gerade sich zu bewe-gen. In den Tieren beginnt sie mehr Ausdruck anzunehmen. Undin Menschen beginnt sie zu denken. Dann beginnt das Problem,weil wenn wir zu denken beginnen, werden wir sehr egoistisch,da wir uns daran gewöhnt haben, ständig ums Überleben zukämpfen. Und daher ist das Ego-Gefühl so wichtig geworden, imSinne von „ich muß mich selbst schützen, etwas versucht michzu kriegen“. Aber von dort aus starten wir nun in mehr mensch-liches Bewusstsein. Wir beginnen für eine Familie zu sorgen, undStück für Stück beginnen wir über unser Persönliches hinweg an-deren zu helfen. Und so beginnt die Vision zu wachsen. Und wasdie Vision wirklich ist, ist das Wachsen von der Getrenntheit zumehr Einheit. Diese Vision ist in jedem.

SB: Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen Beruf undBerufung? Wenn ja, welche Rolle spielen Visionen in die-sem Kontext?

Leela Mata: Ein Job ist etwas, das Du nur tust, weil Du dasGeld brauchst, und es hilft, die Familie abzusichern. Eine Be-rufung ist etwas, für das Du wirkliches Gefühl hast – und es istwirklich wunderbar, wenn Dein Job Deine Berufung sein kann,weil Du dann Beides sehr harmonisch miteinander verbundenhast und Du wirklich davon begeistert bist. Es ist bedeutsam fürDich und es ist immer regenerierend. Du kannst, was Du tust,und gleichzeitig erfüllt es Dich. Weil das, was Du magst, DeineVisionen hervorbringt, beginnen sie sich zu entfalten, und Dukannst sie sehen. Und die Vision gibt uns die Energie. Sie ist im-mer frisch. Die gute Sache daran ist, dass Du heute einen Teildavon machst und während Du diesen kleinen Teil machst, öff-net sich ein größeres Bild. Es ist immer neu – es ruft Dich im-mer. Es existiert immer. Es ist ein Abenteuer (lacht).

SB: Haben Sie persönlich eine Vision? Wenn ja, wie sindSie an sie gekommen?

Leela Mata: Ja, ich habe eine, seit ich noch sehr klein war.Meine letztendliche Vision ist nun natürlich Selbstverwirkli-chung. Aber ich glaube, ich wurde mit einer Vision geboren, undsie war sehr real für mich. Als ich ein Kind war – und ich gabdem niemals einen Namen, aber es ist immer da und ruft mich– und in verschiedenen Stadien meines Lebens hat es sich un-terschiedlich ausgedrückt. Jetzt drückt es sich in Form einesAshrams aus, wo ich lehre. Der Ashram ist mein Zuhause, ob-wohl für mich die ganze Welt mein Zuhause ist. Aber es ist eineBasis, von der aus ich handeln kann. In diesem Platz sehe ich

fast so etwas wie eine utopische Form der Gesellschaft. Ja, esist wie ein Modell. Es sollte ein Ort sein, an dem Menschenglücklich sind, wo sie tun, was sie gerne tun, wo sie schöne Visionen von sich selbst und der Welt haben, wo sie in Harmo-nie arbeiten können. Wir sind ein Ashram und wir praktizierenYoga, Meditation und einen harmonischen Lebensstil, bauenunsere eigenen Nahrungsmittel in einer Gemeinschaft an, in derMenschen ihr Glücklichsein leben können. Weißt Du, Zufrie-denheit ist nichts, wovon man träumen muss – es ist etwas wiegerade jetzt, und es entsteht durch unseren Lebensstil. Als ichein Kind war, wuchsen wir auf die traditionelle Weise auf, in ei-ner erweiterten Familie. Großeltern, Eltern, Freunde, Brüderund Schwestern waren alle da – also das ganze Dorf war wieDeine Familie. Und das war sehr schön, und das haben wir ver-loren. Und das ist es, weshalb wir soviel Depression haben undIsolation, die sich ausbreitet. Heutzutage haben wir so vieleDinge, dass wir nicht einmal wissen, was wir mit ihnen machensollen. Damals haben wir einfach geteilt. Zu Weihnachten ma-chen wir uns so verrückt damit, so viele Geschenke zu kaufen,dass wir das wahre Geben und Teilen vergessen. Ich erinneremich, als Kind war das Kochen und gemeinsame Teilen des Es-sens der wichtige Teil. Und wir haben wirklich genossen, waswir machten, und es war so bereichernd. Die Kinder bekamenkleine Spielzeuge und danach gingen wir raus in den Gartenzum Spielen, weil wir mit den anderen die Spielzeuge teilenkonnten. Auf diese Weise wuchsen wir in einer Bewusstheit auf.Ich habe die Vision vom Teilen und Geben und vom Glücklich-sein, spielerisch und unschuldig – das ist es, was ich wieder er-schaffen möchte in dem Ashram. Nichts wirklich Neues (lacht).So wie ich gelebt habe, als ich ein Kind war. Das würde ichgerne wieder zurückbringen.

Interviewerin: Sabine Bläsing, Dipl. Oec. und Coach,Studium der Wirtschaftswissenschaften und Sozial-pädagogik. Trainerin im Bereich Zielfindungs-, Visions- und Jobcoaching, Genuss- und Stressma-nagement, Kommunikationstraining und Selbstmar-

keting mit eigener Beratungsfirma. "Der Glaube daran, dass vielmehr möglich ist als wir zunächst denken, ist für mich durch diezahlreichen Erlebnisse der letzten Jahre zur Wahrheit geworden".

„Ich habe die Vision vom Teilen und Geben und vom Glücklichsein,

spielerisch und unschuldig– das ist es, was ich

wieder erschaffen möchte.“

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yoga

Wir wissen es alle nicht erst seit heute: Frauen sind anders. Sie sind gefühlsbetont, reden ununterbrochen, machen Gedankensprünge, die nur die beste Freundin verstehen kann undglucken um ihre Kinder herum. Oder sie konzen-trieren sich ausschließlich auf ihre Karriere, flirten ohne Rücksicht auf Verluste und brechenreihenweise Männerherzen.

Vorurteile? Wunschbilder? Oder vielleicht doch Rollenkli-schees, die heimlich wirken, auch wenn keiner offiziell

mehr an sie glaubt. Und was macht frau, wenn die Zeit für Kin-der definitiv abgelaufen ist, die Karriere entweder nie wirklichstattgefunden hat oder plötzlich an Bedeutung verliert? Wenndie Kinder aus dem Haus sind, der Partner vielleicht beschlos-sen hat, es gibt noch andere – möglichst jüngere – Frauen, undzu allem Überfluss der ehemals flache Bauch unwiderruflichrund wird, die Oberarme sanft zu hängen beginnen und die Ner-ven auch nicht mehr das sind, was sie einmal waren? Es gibtnoch jede Menge anderer Veränderungen, die das Leben fürFrauen bereit hält, auch wenn sie nach wie vor in einer glück-lichen Beziehung leben, der Berufsalltag nicht zur Routine ge-worden ist und die Familie ein sicheres Netz bildet.

Wenn Frauen älter werden

Wenn Frauen älter werden, sorgt die Umstellung des Hormon-haushaltes für eine Reihe von körperlichen, geistigen und seeli-schen Veränderungen, die in der Summe zu erheblichen Beein-trächtigungen führen können. Am bekanntesten sind sicherlichdie berüchtigten Hitzewallungen, plötzlich auftretende Schweiß-ausbrüche verbunden mit dem Gefühl von einer inneren Hitzewellenförmig überrollt zu werden. Und das in den unmöglichstenMomenten: Wenn die junge Kollegin friert und man selbst amliebsten nackt im Schnee stehen würde, wenn die Kollegen imUmkreis mitleidig zu grinsen beginnen, wenn man selbst am lieb-sten in einem gut gekühlten Mauseloch verschwinden möchte.Schlafstörungen, nächtliches Herzrasen, ein Gefühl von Hilflo-sigkeit, Orientierungslosigkeit – und zu allem Überfluss auch nochdas dringende Bedürfnis, sich von allem und jedem zurück zu zie-hen, auch von jeder körperlichen Liebe.

Die Liste der Symptome der Wechseljahre lässt sich leicht belie-big verlängern, die Merkmalskombinationen sind individuell sehrverschieden und sie werden oft von den Medizinern nicht in di-rekten Kontakt mit der hormonellen Umstellung gebracht, so dassFrauen, gerade bei geistigen und seelischen Veränderungen, be-sonders hilflos leiden oder falsch behandelt werden. Oder es wirdversucht, mit Hormonpräparaten Abhilfe zu schaffen.

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Hormonyoga als Entwicklungsweg

von Shivapriya Große-Lohmann und Amba Popiel-Hoffmann

Schmetterlinge fliegen wieder

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Wechsel – aber wohin?

Nach wie vor sind die Wechseljahre im öffent-lichen Bewusstsein negativ besetzt – und wenwundert das, bei der Liste von negativen Be-gleiterscheinungen! Schaut man aber genauerhin, verbirgt sich hinter all den Symptomen undkörperlichen, geistigen und seelischen Verän-derungen eine ungeheure Kraft. Waren die Ener-gien der Frauen bisher auf die Versorgung derFamilie und die Bewältigung des Arbeitsalltagskonzentriert, entfallen mit den Wechseljahrenall die körperlichen Prozesse, die zyklisch aufeine mögliche Schwangerschaft vorbereitet ha-ben. Damit wird auf der körperlichen Ebeneeine ungeheure Energie frei.

Auch auf der sozialen Ebene werden oft Ener-gien frei: die Familie erfordert nicht mehr dieganze Aufmerksamkeit der Frauen, auch wenndieses Modell nicht immer greift, da Frauenheute immer später Kinder bekommen und nichtselten nach einer Entbindung nahtlos in dieWechseljahre kommen – was eine besondereHerausforderung ist. Insgesamt markieren dieWechseljahre aber einen wichtigen Übergangvon einer Lebensphase in die nächste. Den Yo-ginis bekannt sind die Phasen von Grihastya, derPhase des Berufs- und Familienlebens, und dievon Vanaprastha, die Phase des ersten Rückzugsmit dem Schwerpunkt auf der eigenen Ent-wicklung und der Praxis von Yoga. Oft hilft esschon, wenn man sich in diesem Sinne von allden “verlorenen“ Möglichkeiten, Aufgaben undErfahrungen des Grihastya bewusst abwendetund sich ebenso bewusst für die neuen Chan-cen, Herausforderungen und Erlebnisse desVanaprastha öffnet.

Hormonyoga als Entwicklungsweg

Mit dem Freiwerden der Energien, die für Re-produktion und Alltagsleben investiert wurden,stehen neue Energien zur Verfügung, die fürdie eigene Entwicklung, das Leben der innerenKreativität und der eigenen Spiritualität, ge-nutzt werden können. Bei diesem Transforma-tionsprozess ist, wie bei jeder Energieum-wandlung, auch mit “Abwärme“ zu rechnen –Energie, die in Form von Wärmeverlusten nichtin die gewünschte Energieform umgewandeltwerden kann. Damit haben die Hitzewallungeneine vernünftige Erklärung gefunden, und ihrAuftreten zeigt lediglich an, dass jede MengeEnergie zur Verfügung steht, die nur richtig gelenkt werden muss, damit sie nicht als un-angenehme “Abwärme“ verloren geht. Hierhilft besonders gut die Quadratische Atmung,mit der die entstandene Hitze gespeichert wer-den kann und so als Kraftreserve zur Verfügungsteht. Weiter gibt es leichte „Notfallübungen“,die jederzeit und überall die entstehende Hit-zewelle ohne weiteres ableiteten. Die Hitze-wallungen können zusätzlich mit einer mög-lichst zuckerfreien und gesunden Ernährunggünstig beeinflusst werden.

Die verschiedenen körperlichen Veränderungenund Beschwerden können weiter mit einer Reihesehr wirkungsvoller Yogaübungen, die auf DinahRodrigues zurück gehen, abgemildert werden.Angepasst an die Yoga-Vidya Grundreihe sindsie vielfach erprobt und sehr wirkungsvoll. Herzstück des Hormonyoga ist die Aktivie-rungsatmung, eine Technik aus dem KundaliniYoga, mit der bewusst Energie aufgebaut, ge-sammelt und dann gezielt in die weiblichenDrüsenorgane gelenkt wird. Diese Atemtechnikwird in bestimmten Asanas und Mudras ausge-führt und verstärkt so deren Wirkung auf denKörper. Werden die Übungen regelmäßig aus-geführt, hebt sich der Hormonspiegel, und dieBegleiterscheinungen der Wechseljahre wer-den abgemildert oder verschwinden. Die Übun-gen sind auch für junge Frauen geeignet, dieschwanger werden möchten. Da neuere Unter-suchungen auch auf Wechseljahr-Beschwer-den beim Mann hindeuten, gibt es vielleichtbald auch Hormonyoga speziell für Männer.

Transformation ist wichtig

Neben den individuellen körperlichen Verän-derungen sind erfahrungsgemäß die geistig-seelischen Veränderungen von ganz entschei-

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yoga

dender Bedeutung für das Wohlbefinden von Frauen. Jede Frau,die konsequent Yoga praktiziert, hat die positiven Wirkungen erfahren – oft sind die klassischen Wechseljahrbeschwerdendeshalb abgemildert.

Eine Erfahrung verändert das geistig-seelische Leben der Frauenaber so sehr, dass es sich lohnt, näher hinzuschauen. VieleFrauen (und damit auch die Männer!) leiden unter einem zeit-weisen Verlust der Libido. Jede Berührung wird zur Qual undfrau versteht die eigene Abneigung gegen Sexualität nicht – geschweige denn, dass sie auf die Idee kommt, dass es ande-ren Frauen auch so gehen könnte. Allzu schnell sucht frau dieSchuld bei sich. Entsprechend schwierig ist der Umgang mit die-sem Problem. Dabei ist es eigentlich kein Problem, sondern einganz wichtiger Entwicklungsschritt – nur wenn frau nichtweiß, was passiert, wird diese Phase ihrer Magie und ihrerKraft beraubt, und es bleibt einzig das Gefühl der Hilflosigkeit.Sinkt die Libido, ist dies das untrügliche Zeichen, dass sich dieFrauen für einige Zeit zurückziehen sollten, denn dann findetder eigentliche Transformationsprozess statt, die Verwandlungbeginnt. Aus einer Arbeitsraupe wird eine stille Puppe, die sichin einem faszinierenden Prozess in einen wunderschönenSchmetterling verwandelt – wenn man sie lässt. Wird die Pup-penruhe mit schlechtem Gewissen, zu viel Aktivität und Se-xualität (die in dem Moment als unangenehm empfunden wird)gestört, fällt die Transformation in den Schmetterling um soschwerer, und diese Phase kann unnötig lange dauern. Währendder Puppenruhe stellt sich der Körper von Reproduktion auf geistig-seelische Entwicklung um. Frauen können von der kör-perlichen Reproduktion auf die geistig-seelische Produktionumstellen. Sie können ihre eigene Kreativität wieder entdecken,neue Lebensziele ausmachen und ihre eigene, weibliche Spiri-tualität finden und wachsen lassen. In dieser Phase helfen alleMeditationstechniken, aber auch das Führen eines Tagebuches– und natürlich Hormonyoga, insbesondere die QuadratischeAtmung.

Schmetterlinge fliegen wieder

Insgesamt ist die Phase der Wechseljahre auf allen Ebenen fürFrauen eine große Herausforderung, aber auch eine wundervolleWachstumschance, die es bewusst zu erleben gilt. Hierfür ist derHormonyoga mit seinen intensiven Übungen ein mehr als ge-eignetes Instrument. Wird die Zeit des Rückzugs, der Puppen-ruhe bewusst erlebt und gestaltet, mildern sich automatisch dieemotional und geistig chaotischen Zwischenzustände ab. In die-ser Phase können die Frauen zu einem neuen Bewusstsein ih-rer selbst wachsen. Ihre Wahrnehmung verändert sich, vonsich selbst und auch von ihrer Umwelt. Mit neuer Unterschei-dungskraft wird wahrgenommen, was wichtig ist und wasnicht, wann gehandelt werden muss und wann ein Nein ange-messen ist. Es können sehr neue und beglückende Erfahrungengemacht werden, die aus der eigenen Mitte erwachsen. Dazugehört selbstverständlich auch die Wieder- und Neuentdek-kung der eigenen Sexualität – Schmetterlinge fliegen wieder.

Shivapriya Große-Lohmann Yogalehrerin (BYV),Leiterin des Yoga-Vidya-Centers Schöneck, Ausbil-dungsleiterin. Beschäftigt sich seit Jahren intensivmit der Wechselwirkung von Körper, Geist und Seeleund verschiedenen Yogawegen.

Amba Popiel-Hoffmann Yogalehrerin (BYV), Grün-derin und Leiterin des Yoga Vidya Centers in Darm-stadt, Ausbildungsleiterin. Mitwirkende am Buch„Hormon Yoga“ von Dinah Rodriques. Sie ist Mut-ter von drei Kindern und immer wieder aufs Neue fasziniert von den Wirkungen des Yoga.

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Hormonyoga-Seminare bei Yoga Vidya

Hormon YogaHormonyoga ist mehr als eine Yogapraxis zur Mil-derung von Beschwerden in den Wechseljahren! Hierlernst du einen neuen Zugang zu dir selbst. Du er-fährst deinen Körper neu und entwickelst ein neuesKörper- und Selbstbewusstsein. Hier lernst du, deineschlafenden Fähigkeiten zu wecken und deine Weib-lichkeit neu zu definieren. Du erlebst, dass Wechselauch eine Neuorientierung ist, die mit viel Energie-gewinn verbunden ist. Du erfährst, wie eine intensiveeigene Praxis der Hormonyogaübungen nach DinahRodrigues auf der Grundlage der Yoga-Vidya Reihedeine körperliche und geistig-spirituelle Entwick-lung fördert.

Wochenende in Bad MeinbergTermin: 4.-6.2.11Preis: z.B. DZ 177 €, EZ 205 €Seminarleiterin: Edith SchuhmannInfo und Anmeldung: Tel. 05234/87-0 oder [email protected]

Hormonyoga-Woche an der NordseeTermin: 26.6.-1.7.11Preis: z.B. EZ 460 €, DZ 390 €Seminarleiterinnnen: Shivapriya Große-Lohmannund Amba Popiel-Hoffmann Info und Anmeldung: Tel. 04426/90416-10 oder [email protected]

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ausbildung

„Entspann Dich doch mal!“ – wer hat das nicht schon mal gehört? Und doch ist das fürviele zu Beginn der Yogapraxis oder im Alltag schwerer als man denken könnte. Wie man selbst das„loslassen“ lernt – und damit auch anderen helfen kann sich gut zu fühlen, das wird in der Ausbil-dung zum Entspannungskursleiter vermittelt.

von Ralf Sturm

Ganz entspannt im Hier und Jetzt!Die Entspannungskursleiter-Ausbildungbei Yoga Vidya

Stress – Was passiert mit uns?

Wenn man sich mit dem Thema Entspannung beschäftigt, istman zu Beginn oft auf der anderen Seite davon. Diesen Zustandnennt die Wissenschaft „Stress“. Körper und Geist sind ange-spannt. Wir müssen Leistung bringen, immer wieder, immermehr, und das laugt uns aus. Das geht in mehreren Stufen vorsich. Nehmen wir im Alltag - ob im Arbeits- oder Privatleben -etwas als Gefahr wahr, bereitet sich der Organismus auf„Flucht“ oder „Kampf“ vor. Es kommt zur Ausschüttung von

Adrenalin und anderen Stresshormonen. Dies ist zunächst einegute Sache, denn das sympathische Nervensystem wird ange-regt. Die Muskelanspannung steigt, Herzschlag und Blutdruckbeschleunigen sich, der Atem wird schneller. Wir sind dann be-reit, mehr Leistung zu bringen. So war es auch schon bei denHöhlenmenschen. In Zeiten von Belastung passt sich der Kör-per kurzfristig an die größeren Aufgaben an. Die Höhlenmen-schen hatten allerdings einen Vorteil: ihr Leben war etwas ein-facher strukturiert als das des Homo Sapiens im 21.Jahrhundert.

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ausbildung

Wer heute von der Arbeit nach Hause kommt, trägt oft nochSorgen mit sich herum. Im Idealfall könnte man am Ende desTages loslassen und das parasymphatische Nervensystem über-nehmen lassen, das für die regenerierenden Aktivitäten im Or-ganismus, wie z.B. Verdauungs- und Reparaturprozesse im Kör-per zuständig ist. Leider gelingt uns das mit den gängigenMethoden meist nicht. Fernseher und Internet füttern uns mitweiterem Input, Unsicherheiten im Beruf oder der Familie rau-ben manchem die Gelegenheit „abzuschalten“. Die Folge: DieVerspannungen lassen nicht nach, sondern verfestigen sich.Dauernde Muskel-Verspannungen werden zu Muskel-Schmer-zen. Falsche Atemgewohnheiten stellen sich ein, und klassi-scherweise die berühmten Probleme im Schulter- und Nak-kenbereich oder Schmerzen im unteren Rücken. Man wirdleichter reizbar – und plötzlich wird einem alles zuviel. Ein Teu-felskreis, denn durch die Konzentration auf die Probleme sinktin der Regel die Fähigkeit, kreative Lösungen zu finden. Orga-nische Probleme stellen sich ein; Magengeschwüre, Verstopfungoder Migräne, die schlimmstenfalls chronisch werden können.Nicht selten kommt es heute zum „Burn-Out“, zum Zusam-menbruch. Oft werden Menschen erst dann wach – und be-ginnen, einen neuen Weg zu suchen.

Der Entspannungs-Impuls

Die Nachfrage nach „Yoga für den Rücken“ und den verschie-densten Therapie-Angeboten ist enorm. Dabei könnten viele dermodernen Symptome und chronische Krankheiten vermiedenwerden, wenn wir wieder lernen, unserem Körper ein „Entwar-nungs-Signal“ zu geben. Hier setzt die Entspannungskursleiter-Ausbildung von Yoga Vidya an (Teilnehmer der Ausbildung ha-ben also bereits den ersten Schritt in ein entspannteres Lebengetan). Der „Relaxations Response“ führt zur Ausschüttungvon Glückshormonen, sowie Serotonin und anderer Hirn-Bo-tenstoffe, die für Glücksgefühle verantwortlich sind. Stress-hormone werden reduziert, die Immunabwehr gestärkt undReparaturprozesse kommen wieder in Gang. Sogar Knochen-brüche heilen schneller, wenn man entspannt ist. Aber wie er-reicht man das? „Es wird immer wichtiger das gesunde Wech-

selspiel zwischen Aktion und Ruhe bewusst zu kultivieren“, sagtDaricha Zaremba, einer der Leiter der Ausbildungen zum Ent-spannungskursleiter.

Am Anfang steht zunächst die Kenntnis der physiologischenEntspannungsgesetze. Denn oft müssen Teilnehmer von Ent-spannungskursen erst wieder von Grund auf lernen, die An-spannung in ihrem Körper „los zu lassen“. Wie kann man demKörper das Signal dazu geben? Ein Weg ist das aktive Anspan-nen von Teilen der Muskulatur. Ein Muskel der mindestens 5 Se-kunden lang fest angespannt wird, kann anschließend gut ent-spannen. Eine andere Variante: die passive Dehnung. Hält mandiese für mindestens 10 Sekunden, kommt es in der betreffen-den Muskelpartie zu tiefer Entspannung. Und letztlich: die Be-wusstheit selbst. Werden Teile des Körpers geistig bewusst ge-macht – d.h. die Achtsamkeit wandert dort hin – kommt esebenfalls zum Phänomen der Entspannung. Es wird schnelldeutlich, wie gut eine Hatha-Yoga Praxis – mit dem Wechsel-spiel von Anspannung, Dehnung und Bewusstmachung nahezualler Muskelpartien des Körpers – dafür geeignet ist.

Viele Wege zur Entspannung

Manche Menschen möchten aber erst einmal „einfach nur ent-spannen“. Dann kommen die verschiedenen Entspannungsver-fahren in Frage, die in der Ausbildung zum Entspannungskurs-leiter gelehrt werden. Unterschiedliche Menschen brauchenunterschiedliche Techniken, deshalb werden die verschiedenenVerfahren unterteilt in visuelle Verfahren (z.B. Phantasiereisen),suggestive Verfahren (z. B. Autogenes Training), kinästhetischeVerfahren (progressive Muskelentspannung oder Body Scan)und Kombinationen aus diesen, z.B. die klassische Yoga-Tie-fenentspannung nach Swami Vishnu-devananda, wie sie inder Yoga Vidya Grundreihe zum Einsatz kommt. Teilnehmer derAusbildung üben all diese Techniken während der ganzen Wo-che in der Praxis: indem sie selbst daran teilnehmen – und in-dem sie diese auch in kleinen Gruppen unterrichten. Das Kon-zept hat sich in vielen anderen Ausbildungen bewährt.Entspannt lernt man besonders gut, da im Gehirn Alpha-

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ausbildung

Wellen vorherrschen und die Aufnahmefähigkeit hoch ist. DieTeilnehmer beschäftigen sich also nicht nur mit der Theorie,sondern wenden das Unterrichtete gleichzeitig in den Lehr-proben selbst an – und machen als „Schüler“ in den Unter-richtsgruppen auch direkt selbst die Erfahrungen. Praktischer als durch das eigene Erleben kann man „Stress-Ma-nagement“ kaum lernen. Denn dann bleibt es nicht nur Theo-rie, wenn klar wird, warum Menschen unterschiedlich aufStress reagieren. Was den einen als Dystress belastet, wirdvom anderen noch als positiver Eustress, als freudvolle Her-ausforderung erlebt. Der Unterschied zwischen beiden Personen:Die interne Reaktion auf die Aufgabe. Und das liegt nur zum Teilin der Natur des Menschen. Es kann auch bewusst gelerntwerden. Denn es geht darum, wie Daricha Zaremba betont, „zuerleben, dass Entspannung und Ressourcenmanagement nichtschlappes Herumhängen, nutzloses Planen, oder erschöpfterSchlaf bedeutet, sondern das bewusste Aufbauen und Erhaltenvon Energiereserven sowie das Entwickeln von Achtsamkeit, umhinderliche Denk- und Handlungsmuster zu erkennen und införderliche zu ändern.“

Die inneren Antreiber zur Ruhe kommen lassen

Ein wichtiger Teil der Ausbildung ist daher das Untersuchen vongeistigen Einstellungen, die nicht hilfreich sind, und das Her-ausfinden von Strategien zur Bewältigung von selbst geschaf-fenem Druck. Hier trifft Entspannungs-Management auf Raja-Yoga. Jeder weiß, welche Haltungen wenig erfolgversprechendsind. Schwarzmalerei, ein zu hohes Anspruchsniveau und dieberühmten inneren Antreiber (bekannt aus der Transaktions-analyse): „Ich muss perfekt sein“, „Alle müssen mich mögen“,„Ich muss stark sein“. Die Liste ließe sich verlängern. Es ist wich-tig, diese Denkmuster zu erkennen und Alternativen zu finden.

Das Leben wird entspannter durch Engagement und Achtsam-keit. Mit Herz bei der Sache sein, Spaß haben an dem, was manim gegenwärtigen Moment tut. Bei Yoga Vidya laden die Zei-ten des Karma-Yoga dazu ein. Während der Ausbildung gibt estäglich eine Stunde, in der die Teilnehmer aktiv üben können,Achtsamkeit in Alltags-Tätigkeiten zu bringen. Nur wem dasselbst gelingt, der kann andere dabei anleiten. Und dabei

gleichzeitig lernen, in Selbstverantwortung zu sein. Häufig fin-den sich Menschen in Opferrollen wieder und werden zu hilf-losen Helfern. „Du bist der Meister Deines Schicksals“ betonendie Veden, christliche Mystiker und moderne Verhaltensthera-peuten. Wenn wir sehen, dass wir stets Handlungsalternativenhätten, fällt es uns leichter, uns wirklich für das, was wir ge-rade tun, zu entscheiden. Wir sehen einen Sinn in dem, was wirtun, und können unseren Aufgaben mit Liebe nachgehen. Auchsolche Konzepte werden in der Ausbildung besprochen.

Zu einem neuen Leben finden

Denn schließlich – und das erleben viele Teilnehmer der Aus-bildung in den Wochen nach der Zeit bei Yoga Vidya – heißtStressbewältigung auch Lebensstil-Veränderung. Nachdem manim Rahmen einer Ausbildung einige Tage lang auch regelmä-ßig an den Yoga-Stunden teilgenommen hat, fällt es vielenMenschen leichter, eine tägliche Praxis in ihren Alltag zu inte-grieren. Der Körper braucht Bewegung, um Verspannungen ab-zubauen. Wer es mitgemacht hat weiß, wie gut er sich am Endefühlt. Das ist die beste Motivation dafür, den Weg zuhause wei-ter zu gehen. Nebenbei fällt vielleicht dem einen oder anderemauf, wie gut ihm die aus ökologischem Anbau stammende ve-getarische Ernährung bekommen ist. Haben früher Koffein undAuszugsmehle die Stressanfälligkeit erhöht, geben Vitamine undMineralien heute freien Radikalen keine Chance mehr. Der Kör-per dankt es – und der Geist bleibt klarer. Regelmäßige Essen-zeiten sind ein weiteres Geschenk, das man sich selbst machenkann. Mittags und abends lernt man im Yoga Vidya Speisesaal,das Essen bewusst zu genießen. Wer das alles im Rahmen derAusbildung erlebt hat, dem fällt eines später leicht: Nicht nurkompetente Vorträge über das Thema Entspannung und Stress-management zu geben oder Entspannungen in Kursen anzu-leiten – sondern auch selbst sein Leben so einzurichten, dass„Burn-Out“ für ihn kein Thema mehr wird.

www.entspannungskursleiter-ausbildung.de

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Stimmen aus der Ausbildung

Andreas Matzek, 41, Diplom-Biologe

„Ich gebe bereits Kurse an der VHS und in Sportstudios. Demnächst werde ich auch selbständigEntspannungskurse in Firmen geben. Ich habe hier alles schön gebündelt gefunden. Der Kurs war vielfältigund trotz der Menge von Stoff sehr locker. Durch dieGruppenarbeit blieb viel im Gedächtnis. Mir war auchwichtig, dass das Abschlusszertifikat von der Krankenkasse anerkannt ist.“

Veronika Jäkel, 55

Yogalehrerin

„Ich werde eine ganze Menge anwenden können. Ich habe hierschon die Yogalehrer-Ausbildunggemacht, und ein Wochenend-Seminar Stressmanagement; aber jeder Kurs ist anders und ist eine Bereicherung. Durch dieunterschiedlichen Lehrer kannman die Dinge auch mal aus einer anderen Sichtweise hören.“

Heike Jewski, 42,Fachkrankenschwester Sozialpsychiatrie

„Für meinen Beruf einesehr hilfreiche Ausbil-dung. Ich bin verwundert,dass wir in dieser kurzenZeit so viel Wissen vermittelt bekommenkonnten.“

Udo Straub, 49, Polizist

„Ich bin mit meiner Partnerin hierhin gekommen, die sich zu dem Lehrgang angemeldet hatte. In erster Linie bin ich gekommen weil ich Schlafstörungen hatte, und hoffe, dass ich jetzt einige der Techniken auch zuhause anwenden kann, um ruhiger zu werden.“

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übung

Pran Mudra (Lebens-Mudra)

• setze oder lege dich entspannt hin undatme einige Male tief in den Bauch• bringe die Finger beider Hände in diefolgende Position: Daumen, Ringfingerund kleinen Finger aneinander legen, dieübrigen Finger bleiben auf entspannteWeise gestreckt• lege die Hände so ab, dass du die Fin-ger entspannt eine längere Zeit in dieserHaltung belassen kannst• atme tief und ruhig in den Bauch undspüre in dich hinein• beobachte, was passiert

Wirkungen:Gibt unauffällig neue Kraft, wenn dieBatterie gerade leer ist.Pran Mudra aktiviert das MuladharaChakra, die nährende Energie im Bek-kenboden. Erhöht die Vitalität, reduziertMüdigkeit und Nervosität, verbessertSehkraft, Durchhaltewillen, Durchset-zungskraft und Selbstvertrauen.

Tiefe Bauchatmung 2:1

• sitze so gerade wie möglich und atmeruhig und tief durch die Nase in denBauch. Der Mund ist geschlossen. Es istgut die Augen geschlossen zu halten. • beim Einatmen schiebt sich der Bauchwie eine Kugel weit aus, beim Ausatmengeht er wieder ein. Arme, Schultern undBrustkorb bleiben unbewegt. • das Verhältnis von Aus- zu Einatmungsollte 2:1 betragen, also z.B. 8 Sekundenausatmen und 4 Sekunden einatmen.Oder 6 Sekunden ausatmen und 3 Sekun-den einatmen. • übe so langsam, wie es dir gerade nochmöglich ist, ohne dass du es als unange-nehm empfindest.

Wirkungen: Entspannt und beruhigt die Nerven. Entspannt den gesamten Bauchraum,besänftigt physische und geistige Un-ruhe, wirkt zentrierend. WirkungsvollesMittel bei Lampenfieber, Stress, Ärgerund Aufregung. Übung jederzeit undüberall möglich.

Tiefe Bauchatmung mit Mula Bandha

• sitze in einer entspannten Haltung,halte dich gerade und blicke nach innen• bei jeder Einatmung wölbt sich derBauch weit hinaus, bei jeder Ausatmunggeht er wieder hinein (diese Bewegungdes Bauches wird durch die Zwerchfell-bewegung verursacht) • übe diese Atembewegung im Einklangmit Mula Bandha (Anspannung des Beckenbodens im Atemrhythmus: einatmen - Beckenboden anspannenausatmen - Beckenboden entspannenusw.

Wirkungen:Wie der Fels in der Brandung.Entspannt, wirkt aktivierend auf den Pa-rasympathikus, hilft innere Unruhe undÄngste zu lösen, bringt innere Klarheit.

Kurz-Übung (5-10 Minuten)

Kalorienfreie Energie Yoga bringt verbrauchte Energie sofort zurück. Wenn du ein Tief hast, übe die Bauchatmung zusammen mit dem Finger-Mudra. Da diese Übung sehr unauffällig ist, geht das auch während einer anstrengenden Besprechung, oder überall sonst, wo andere Menschen sind. Suche dir aus den folgenden Vorschlägen die Übung aus, die für dich oder die Situation am besten passt.

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Jyotisha Die karmische Landkarte

des Lebens´von Bernd Rößler

Yoga ist ein Weg zur Selbsterkenntnis. Jeder beschreitetdiesen Weg mit seinem ganz persönlichen Karma, was sich

in unterschiedlichen Voraussetzungen, Talenten und Fähigkeiten, aber auch Problemen, Anfälligkeiten und Sorgen zeigt. Jyotisha gibt Einblick in das Karma eines

Menschen und erklärt den individuellen Weg mit seinenChancen und Aufgaben.

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Astronomie und Astrologie waren zu vedischen Zeiten inte-graler Bestandteil des täglichen Lebens. Kaum eine der al-

ten Schriften verzichtet auf die Auflistung astronomischerDaten, sei es bei der Geburt eines Königs, zu Beginn einer Reiseoder dem Anfang eines Projektes. Die Bezeichnungen von Him-melskörpern und Konstellationen tauchen in Indien bis zumheutigen Tag in den Namen von Menschen und Plätzen auf.Kaum ein Tempel, in dem nicht ein Nava-Graha-Yantra (9-Pla-neten-Yantra) zu finden ist. Selten ein Ritual, in dem nicht dieGestirne gepriesen oder durch Bewegungen simuliert werden.

Die enge Verbindung der vedischen und der indischen Kulturmit der Astronomie und der Astrologie zeugt von einem tiefentraditionellen Grundverständnis, in dem der Mensch sich als Teileiner größeren Ordnung versteht. Dieser größeren Ordnung aufden Grund zu gehen, ist das Anliegen der vielen verschiedenenDisziplinen innerhalb der vedischen Traditionen. Alle diese Dis-ziplinen, sei es Ayurveda, Jyotisha, Vastu (Lebensraumgestal-tung), Hasta Samudrika (Handlesen) oder andere, haben einesgemeinsam: Ihr Fundament sind die Veden.

Die Veden und die SelbsterkenntnisDer in unserem Sprachraum verwendete Begriff Veden leitet sichvon Veda ab, einem Wort aus dem Sanskrit. Veda bedeutet Wis-sen. Doch dieses Wissen ist nicht irgendein Wissen. Es ist tiefesWissen. Wissen, das in seiner Tiefe nicht notwendiger Weise lo-gisch hergeleitet, sinnlich wahrgenommen oder schulisch ver-mittelt werden kann. Veda ist das Wissen, das auf jenes hinweist,was uns ansonsten verborgen bleibt und in Sanskrit als adrishta(nicht erkennbar) bezeichnet wird.

Die Verwendung vedischen Wissens hatte von jeher ein Ziel: dieSelbsterkenntnis des Menschen. Um dieses Ziel zu erreichen, be-schreibt die vedische Tradition verschiedene Wege, und einer die-ser essentiellen Wege ist Yoga. Disziplinen wie Ayurveda, Jyo-tisha, Vastu und andere sollen diesen Weg durch das Leben, hinzur Selbsterkenntnis, unterstützen und erleichtern. Sie alle ver-deutlichen, auf verschiedene Lebensbereiche angewendet, Zu-sammenhänge, die sich den Sehern alter Zeiten offenbarten. Ay-urveda handelt von Gesetzmäßigkeiten, die den Körper undseine Gesundheit betreffen, die aber außerhalb der vedischenTradition unbekannt sind. Vastu handelt von eben solchen Prin-zipien und Regeln im Bereich der Lebensraumgestaltung. Jyotishawiederum widmet sich den Gesetzmäßigkeiten, die den Verlaufunseres Lebens bestimmen; Jyotisha handelt von Karma.

KarmaKarma, ein weiterer Begriff aus dem Sanskrit, bedeutet Hand-lung. Die Philosophie hinter dem Begriff beruht auf der Tatsa-che, dass jegliches Tun einen Effekt zeitigt, sei er bewusstoder unbewusst verursacht. Im Umkehrschluss bedeutet dies,dass es keinen Effekt ohne eine zugrundeliegende Ursachegibt. ‘Allerdings betrifft dieses Tun nicht nur unsere persönli-chen Handlungen, sondern auch die Handlungen der Menschen

Himmelsmechanik

Traditionelles nordindisches Horoskop

Traditionelles südindisches Horoskop

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in unserer Umgebung. Auch die Natur agiert und beeinflusst un-ser Verhalten, sei es durch einen plötzlichen Regenschauer, ei-nen schönen Sonnentag oder gar ein Erdbeben. Was unsere ei-genen Lebensaktivitäten betrifft, geschehen viele davontatsächlich die meiste Zeit unbewusst, so zum Beispiel unsereBewegungsmuster, Gesten und Mimik, der Herzschlag, die At-mung oder Verdauung und Stoffwechsel. Und dennoch verur-sacht auch jede dieser Aktivitäten einen Effekt. Sogar Gedan-ken und Gefühle, Vorstellungen und Emotionen sind alsAktivitäten zu verstehen, die Resultate bewirken. Das Zusam-menspiel derart vieler verschiedener, womöglich noch zeitlichversetzter Faktoren, wird schnell sehr komplex.

Jede Begebenheit, jede Situation und jede Begegnung, die sichfür uns persönlich ergibt, ist - der Karma-Philosophie folgend- die Summe unzähliger Effekte. Im Verständnis einer größerenOrdnung, der wir als Mensch angehören, ist auch unser eige-nes Leben als ein Effekt zu verstehen, der mit unserer Geburtseinen Anfang nimmt und sich über den Verlauf unseres Lebensauswirkt. Unser lineares, auf Logik basierendes Denken, wird al-lerdings bei dem Versuch, den Verlauf eines Menschenlebensoder auch nur den eines bestimmten Zeitraumes zu bestimmen,stets aufs Neue überfordert und enttäuscht. Jeder von uns er-innert sich an Situationen, in denen wir uns staunend gefragthaben, warum bestimmte Menschen erfolgreich oder erfolglosagieren. Fragwürdige Partnerschaften überstehen turbulenteZeiten, während zunächst harmonische Partnerschaften anKleinigkeiten zerbrechen. Intelligenten, fleißigen Menschenbleibt ein erfolgreicher Werdegang vorenthalten, während we-niger begabte die Karriereleiter nach oben purzeln. Trotz un-vernünftiger Lebensweisen bleibt der eine fit und gesund, wäh-rend ein anderer, auf Gesundheit bedachter und bewusstlebender Mensch plötzlich mit Krankheit konfrontiert wird.Dem freien Willen sind ganz offensichtlich Grenzen gesetzt,doch welche? Die Antwort der vedischen Tradition: Karma.

Wieviel müßige Gedanken, Sorgen und Lebenskraft könnten wiruns sparen, wenn wir den Rahmen kennen würden, in dem sichunser Leben entfalten kann. Wieviel effektiver könnten wirunsere Kreativität und unsere Bemühungen einsetzen, wenn wirdas komplexe Zusammenspiel von Karma nachvollziehen könn-ten. Nichts anderes jedoch ist die Aufgabe von Jyotisha.

Jyotisha & HoroskopeIn der vedischen Tradition ist es die Aufgabe von Jyotisha, demMenschen zu vermitteln, wann sich in welchem LebensbereichErfolge oder Probleme ergeben werden. Wozu? Damit derMensch sich darauf einstellen kann und in einer Weise agiert,die erwünschte Effekte generiert. So wie eine Landkarte uns Ori-entierung verschafft, indem sie uns die Höhen und Tiefen einerLandschaft aufzeigt, uns auf Wegkreuzungen und Abzweigun-gen hinweist und uns einen Sinn für Entfernung und Zeit ver-mittelt, genauso dienen die Horoskope, die in Jyotisha ver-wendet werden, als karmische Landkarten unseres Lebens. Wiegroß der Maßstab dieser Landkarte ist, ist von Fall zu Fall un-terschiedlich. Manchmal wird nur die grobe Richtung deutlich,

manchmal erfolgt eine detaillierte Wegbeschreibung. Auch dasist Karma. In weiten Teilen Indiens wird Jyotisha bis zum heu-tigen Tage als eine Gunst angesehen, von der rege Gebrauch ge-macht wird. In unserer Gesellschaft widerspricht ein derartigerEinblick in die Höhen und Tiefen des Lebens allerdings dem ak-tuellen Zeitgeist, der gerne den persönlichen freien Willen zumRegisseur des Lebens beruft. Dieser wähnt sich jedoch durchVorhersagen in seiner freien Entfaltung eingeschränkt oder garmanipuliert.

Jyotisha, wie die gesamte vedische Tradition, basiert auf demPrinzip, dass wir Teil einer größeren Ordnung sind. Menschen,die diese Einstellung teilen, tun sich leichter mit der Vorstellung,dass bestimmte Aspekte ihres Lebens vorgezeichnet sind. Sie se-hen die Einblicke, die Jyotisha gewährt, jederzeit als Chance, umihren Lebenskurs abzustimmen und bei Bedarf zu korrigieren.Jyotisha soll den freien Willen nicht verdrängen, sondern sollvielmehr helfen ihn zu nutzen, um gute Entscheidungen zu tref-fen. Ob Entscheidungen gut und förderlich sind, steht in einemdirekten Verhältnis zu unserem Wissensstand. Eine Partner-schaft, eine Kariere oder eine Investition lassen sich besser pla-nen und verwirklichen, wenn die Erfolgs- und Problemphasenvorhersehbar sind. Geraten wir unvorbereitet in eine Situation,die womöglich unserer willentlichen Zielsetzung zuwider läuft,ist die Chance groß, dass unsere Reaktion die Situation nichtbegünstigt. Sind wir jedoch vorbereitet, dann bleibt uns ein Ge-staltungsspielraum. Ein Beispiel: Eine gute Partnerschaft gerätunerwartet in eine Krise. Enttäuschung, Misstrauen und Zwei-fel führen zu Verletzungen, erschweren die Problematik undletztlich kommt es zur Trennung. Angenommen, die Krise wärenicht unerwartet eingetreten und die Partner hätten schonzwei Jahre vorher gewusst, dass zur gegebenen Zeit eine part-nerschaftliche Krise ansteht. Gute Chancen, dass diese Periode alseine Aufgabe hätte verstanden werden können, die es gemein-sam zu meistern gilt. Die Krise wäre gekommen, so oder so, dochdas Verhalten der Partner und ihre Handlungen hätten zu einemanderen Resultat geführt. Ein anderes Beispiel: Eltern machensich Sorgen wegen der mangelnden Schulleistungen ihres Kin-des. Wüssten sie, dass ihr Nachwuchs auch ohne höheren Schul-abschluss eine aussichtsreiche Karriere vor sich hat, könnten sieden schulischen Misserfolg gelassener hinnehmen.

Jyotisha hilft uns zu gestalten, indem es die Einflüsse, die auf unszukommen, benennt. Jyotisha informiert uns nicht in einer Weise,die uns Verantwortung abnimmt oder uns in unserem Tatendranglähmt. Vielmehr gibt es Hinweise dafür, wie wir unserer Aufgabegerecht werden können, womit wir rechnen dürfen und was wirberücksichtigen müssen. Vorbereitet zu sein, heißt besser agie-ren zu können. Nicht vorbereitet zu sein, heißt nur reagieren zudürfen. Der freie Wille ist ein wunderbares Instrument; er ist abernur dann frei, wenn er zu gestalten vermag.

Jyotisha ist Astronomie und Astrologie Jyotisha nutzt astronomisches und astrologisches Wissen, umüber den Tellerrand linearen Denkens hinaus zu schauen und dasGeschehen in Raum und Zeit einordnen zu können. Bestimmte

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wissen

...dem Leben Tiefe geben

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Himmelskörper, Sternbilder und Konstellationen sowie deren Be-wegungszyklen und Beziehungen zueinander sind die Instru-mente, mit deren Hilfe sich das symbolische Wissen der Astro-logie entfalten kann. So unendlich verschieden menschlichesKarma ist, genauso unendlich verschieden sind die Variationendes Zusammenspiels der Himmelskörper. Das Firmament verän-dert sich laufend, und diese Dynamik führt dazu, dass kein Ho-roskop einem anderen gleicht. Auf geniale Weise erkannten dieSeher alter Zeiten die Elemente am Himmel, die für die Bestim-mung menschlichen Karmas von Bedeutung sind. Jedes Jyo-tisha-Horoskop spiegelt die für eine Interpretation relevantenastronomischen Gegebenheiten eines Momentes wider.

Das Geburtshoroskop ist quasi eine kosmische Momentaufnahmezum Zeitpunkt der Geburt und beinhaltet jenes Karma, das mitdem Eintritt ins Leben reif wird. Karma tritt in unterschiedlichenIntensitäten auf. Gewisse Dinge sind uns daher sozusagen in dieWiege gelegt, während andere gestaltbar sind. Karma ist insoferndynamisch, als wir zwar einerseits geprägt sind, anderseits aberständig neues Karma produzieren. Gute Handlungen, die die Be-dürfnisse unserer Umgebung berücksichtigen (zu der wir letzt-lich auch unseren eigenen Körper, Geist und unser Gemüt zäh-len können), produzieren erstrebenswerte Effekte, die als Punyabezeichnet werden. Moralisch und ethisch verwerfliche und reineigennützige Handlungen produzieren unangenehme Effekte,die als Papa bezeichnet werden. Mit zunehmendem Alter wirdunser Erleben zu einer Mischung aus Geburtskarma und neu ge-neriertem Karma. Neben dem Geburtshoroskop werden daher inJyotisha noch andere Horoskope verwendet, die diesem UmstandRechnung tragen.

Das überlieferte Jyotisha-Wissen der Weisen alter Tage gibt unsdie Möglichkeit, Horoskope als karmische Landkarten zu nut-zen, die uns jederzeit helfen können, unsere Stärken undSchwächen und somit unsere Arbeitsgebiete und Aufgaben zuerkennen. Die Kenntnis der persönlichen Landkarte ist Voraus-setzung dafür, dass wir bewusst und willentlich in einer Weisehandeln können, die mehr Punya als Papa generiert.

Yoga ist der Weg,Jyotisha die Wegbeschreibung

Yoga lehrt uns den Weg zur Selbsterkenntnis und wie wir mitHindernissen auf diesem Weg umgehen können. Durch unserpersönliches Karma ist dieser Weg stets auch ein individuellerWeg. Was sich für den einen Menschen als hinderlich zeigt,kann für einen anderen Menschen das Sprungbrett zum Erfolgsein. Jyotisha weist uns auf die persönlichen Umstände hin, dieunseren individuellen Weg begleiten, so dass wir die Yogaleh-ren bestmöglich leben und anwenden können.

Bernd Rößler widmet sich seit Jahren den vedi-schen Lehren. Sein Schwerpunkt ist Jyotisha. Seit2008 führt er seine Beratungspraxis, neuerdingsauch im Projekt Shanti bei Yoga Vidya in Bad Mein-berg. Neben seiner astrologischen Beratungspraxishält er Vorträge zum Thema und gibt Workshops.

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Nachlese: 1. Business Yoga Kongressvon Hans-Peter Bayerl

Unter dem Motto „Business meets Yoga - Betriebliche Gesundheitsförderung für die Zukunft“ fand vom 4.-6. Juni

2010 bei Yoga Vidya in Horn-Bad Meinberg erstmalig inDeutschland ein Business Yoga Kongress statt. Das Konzept desKongresses entwickelte yogabiz, eine Kooperation selbststän-diger Business Yogalehrer aus München. Die Veranstaltungwendete sich sowohl an Unternehmer, Manager und Arbeit-nehmer als auch an Yogalehrende und Dienstleister komple-mentärer Gesundheitsbereiche. Veranstaltungsort war das „Pro-jekt Shanti“ von Yoga Vidya.

Die ehemalige „Parkklinik“ wurde durch ganzheitlich-innova-tive Konzepte neu belebt und dient nun als multi-funktionaleBegegnungsstätte für Kongresse, Seminare und Gastgruppen.Der Business Yoga Kongress war die erste Großveranstaltung imProjekt Shanti, das bereits mehrere niedergelassene Gewerbe-treibende des komplementären Gesundheitsbereichs beher-bergt.

In mehr als 70 Plenumsvorträgen, Business Talks und Workshopssprachen namhafte Experten und Visionäre über Praxis und Zukunft der betrieblichen Gesundheitsförderung, über neueFührungsstile und unternehmerische Werte. Gastreferentenwaren u.a.:

• Prof. Dr. Dr. Michael Kastner, Wissenschaftlicher Leiter des Institutes für Arbeitspsychologie, Herdecke

• Dr. Karl Kuhn, Leitender wissenschaftlicher Direktor derBundesanstalt für Arbeitsschutz und -medizin, Dortmund

• Bernd Hildebrand, Aufsichtsratsvorsitzender, Buchautor„Mit Tai Chi an die Börse“

• Dr. Ellis Huber, Experte für Gesundheitsförderung und Integrierte Medizin

Dr. Ellis Huber hielt den Abschlussvortrag „Gesundheit undgesellschaftliche Entwicklung“. Lesen sie das Interview mitihm auf der nächsten Seite.

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interview

YVJ: Herr Huber, etwa fünf MillionenDeutsche praktizieren täglich Yoga – Ten-denz steigend. Inwiefern lässt sich dieseFaszination im Unternehmen nutzten?

Dr. Ellis Huber: Yoga bewährt sich seitJahrhunderten als psychosomatischesÜbungssystem für Gesundheit, Selbst-Management und bewusste Lebensge-staltung. Yoga eignet sich sehr gut alsmoderne und ganzheitliche Maßnahmein der Betrieblichen Gesundheitsförde-rung. Hinzu kommen noch die psychoso-zialen Aspekte des gemeinsamen Übens,sie fördern den Zusammenhalt im Un-ternehmen.

YVJ: Erklärt das auch Ihr Engagementauf dem ersten Business Yoga Kongress?

Dr. Ellis Huber: Mein Engagement istTeil des Engagements vieler Menschen,die ein besseres Gesundheitswesen an-streben. Der Kongress trägt dazu bei, dieBetriebliche Gesundheitsförderung ganz-heitlich und nachhaltig zu gestalten. Au-ßerdem gefällt mir der offene Ansatz:Obwohl der Veranstalter Yoga Vidya festin einer Yogatradition verwurzelt ist,kommen auch Vertreter anderer Ge-sundheitssystemen und philosophischerRichtungen zu Wort.

YVJ: Sie nutzen den Kongress, um dieWerbetrommel für den Beruf der Präven-tologin / des Präventologen zu rühren.Was verbirgt sich dahinter?

Dr. Ellis Huber: Dieses neue Berufsbildsteht auch für ein neues Denken im Gesundheitswesen. Die Präventologievermittelt eine umfassende Lehre derGesundheitsförderung. Und Präventolo-gInnen übersetzen dies in eine praktischeund professionelle Dienstleistung, die in-dividuell und in den Lebenswelten Ge-sundheitsförderung realisiert. Sie stär-ken die Gesundheitsressourcen dort, woMenschen leben und arbeiten.

YVJ: Das klingt ja fast nach einer rosaro-ten Zukunft. Sind sie trotz der enormenArbeitsbelastungen, die das moderne Ar-beitsleben und nicht zuletzt die Wirt-schaftskrise mit sich bringt, tatsächlich sopositiv gestimmt?

Dr. Ellis Huber: Ich will handeln undkonstruktive Lösungen aufzeigen. DieKrise eröffnet auch neue Chancen unddie gilt es beherzt zu nutzen. Mit demBerufsstand der Präventologen bauen wirein Netzwerk von Menschen und Unter-nehmen aus, die Gesundheit gekonnt för-dern helfen. Gesundheit entwickelt sichnämlich immer mehr zum Maßstab fürden sozialen Fortschritt. Für eine wirt-schaftlich erfolgreiche und sozial attrak-tive Gesellschaft wird das Gesundheits-system immer wichtiger.

YVJ: Welche Auswirkungen hätten solcheForderungen auf die Entwicklung unsererGesellschaft und das Gesundheitssystem?

Dr. Ellis Huber: Das Gesundheitswe-sen der Zukunft begreift den Menschennicht länger rein deterministisch odermechanistisch, sondern ganzheitlich, mitallen körperlichen, seelischen und geisti-gen Wechselwirkungen. Dafür brauchtes aber eine flächendeckende Präventi-onsversorgung, die von der Geburt biszum Lebensende reicht, mit einem gutenAngebotsmix aus professioneller Dienst-leistung und Ehrenamt. Mitmenschlich-keit ist eines der stärksten Gesundheits-mittel und solidarisches Miteinandermacht gesund.

YVJ: Was bedeutet das für die Wirtschaft?Dr. Ellis Huber: Wenn wir es schaffen,

dass der Job nicht nur als emotionaleBelastung gesehen wird, sondern als loh-nenswerte soziale Aufgabe, dann hat daseine positive Auswirkung auf die Ge-sundheit und die Produktivität von Un-ternehmungen. Wenn Betriebe konse-quent die körperlichen und geistigenRessourcen der MitarbeiterInnen stärken,sind sie wirtschaftlich erfolgreicher − unddas nachhaltig. Genau dazu ermutigt derKongress „Business meets Yoga“. Dienachhaltige Förderung einer psychosozialgesunden Belegschaft ist keine finanzielleBedrohung, sondern eine echte betriebs-wirtschaftliche wie volkswirtschaftlicheChance.

YVJ: Vielen Dank für dieses Gespräch.

Hans-Peter Bayerl arbeitetseit 1998 als Kommunikati-onsberater und Fachjourna-list und ist Kooperationspart-ner bei yogabiz.

Dr. med. Ellis Huber: Als Arzt insozialer Verantwortung beschäftigter sich seit über 30 Jahren mit denKrankheiten des Gesundheitswesensund entwickelt dafür therapeutischeKonzepte. Seine fachlichen Schwer-punkte sind Gesundheitsförderung,Integrierte Medizin und IntegrierteVersorgungskonzepte. Ellis Huber istunter anderem Vorstandsmitglieddes Paritätischen Wohlfahrtsver-bandes Berlin und Vorstandsvorsit-zender des Berufsverbandes Deut-scher Präventologen e.V., von 1987bis 1999 war er Präsident der Berli-ner Ärztekammer.

Im Gespräch mit Dr. Ellis HuberInterview Hans-Peter Bayerl

Das Yoga Vidya Journal sprach während des Business Yoga Kongresses mit Dr. Ellis Huber über die Chan-cen, die eine ganzheitliche Sichtweise in der betrieblichen und allgemeinen Gesundheitsförderung für Gesellschaft und Wirtschaft eröffnet.

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Projekt Shanti und Feng ShuiEin persönlicher Arbeitsbericht

In dem wunderschönen Kurort Bad Meinberg gelegen befindetsich Europas größtes Yoga Seminarhaus „Yoga Vidya“. Bis zu

1.500 Seminare mit dem Schwerpunkt Yoga finden hier jedes Jahrstatt. Der gemeinnützige Verein kaufte im Jahr 2009 die auf demGelände befindliche ehemalige Parkklinik auf. Mit dem Neuer-werb verdoppelte sich nahezu die Fläche von Yoga Vidya BadMeinberg - somit wurde es das größte Yoga Zentrum außerhalbvon Indien. An dem neuen Standort werden Seminare und Kon-gresse von Gastgruppen stattfinden.

Ich hörte von dem Kauf der Klinik und bewarb mich darum, dasFeng Shui des Ortes zu überprüfen und zu gestalten. Das Pro-jekt Shanti ist ein Ort, der dazu dienen soll, Friedensenergie indie Welt zu tragen. Diese Idee hat mich sehr bewegt. Bereits beimeinem ersten Besuch empfand ich eine Verbundenheit undVertrautheit mit dem Ort und den Menschen.

Seit mehr als einem Jahrzehnt mit den tiefen Einblicken des FengShui vertraut, wußte ich, daß ich hier entscheidend auf den Er-folg des Unternehmens einwirken könnte. Meine erste Begeg-nung verlief sehr positiv und ich war sehr beeindruckt, wie weit-läufig das Gelände und das darauf befindliche Gebäude ist.

Da ich schon bei meinem ersten Rundgang Messungen mit demLuo Pan Kompaß vornahm, wußte ich bei meinem zweiten Be-such, wie es sich mit der energetischen Qualität des Gebäudesverhielt.

Ich traf mich mit Projektleiterin Surya Thelen und der Innenar-chitektin Jeannette Schabbing. Außerdem kamen Christine Ro-kahr für die künstlerische Seite und Marlen Schwarz als Land-schaftsarchitektin für die Gartengestaltung mit ins Boot. Schnellkristallisierte sich heraus, daß wir alle auf einer Wellenlängeschwangen und den Erfolg des Unternehmens Shanti wollten.

Die Schwierigkeit bei der Beurteilung des Hauses nach FengShui waren die vielen Gebäude, die miteinander verbunden sindund so kein einheitliches Bild abgaben. Als erstes galt es den Ein-gangsbereich zu gestalten, dieser war anscheinend als letztes an-gebaut worden. Hier handelte es sich um einen vorwiegend ausGlas gehaltenen Bau mit einem übergroßen Vordach, welches di-rekt in den Eingang hineinragte. Die Innenräume waren durch einGlasdach lichtdurchflutet und der Fliesenboden wirkte kühl undsteril. Die ehemalige Rezeption befand sich an der Seite rechtsneben dem Eingang und Haupt- und Hintereingang lagen gegenüber.

Meine Messungen mit dem Luo Pan Kompaß ergaben bei demEingang eine Nord 2 Ausrichtung, der für ein spirituell ausge-richtetes Unternehmen ideal ist. Doch der gegenüberliegendeHinterausgang und Zugang zum angrenzenden Garten ließ diesepositive Situation schwinden, denn das gute Qi konnte sich so-mit im Eingang nicht sammeln. Des weiteren wirkte der Eingangwenig einladend und erdrückend und durch die nördliche Qua-lität eher dunkel. Hier hieß es die guten Energien zu sammelnund das Negative zu entfernen.

von Petra Coll Exposito

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bericht

Meine Idee: Der Eingang sollte von dem übergroßen Vordachbefreit werden und somit eine Öffnung für das Haus darstel-len. Von Außen könnte der brachliegende Springbrunnen akti-viert werden, um von dort die Aufmerksamkeit und das Qizum Eingang zu lenken. Gerade im Außenbereich könnten vieleLandschaftsformeln künstlich gestaltet werden, um aus nachdem Eingang ausgerichteten Wegführungen Unterstützungnach Innen zu befördern. Gerade die Qualitäten von Außen er-höhen das Wohlfühlgefühl im Innenbereich und sind ent-scheidend für den Erfolg des gesamten Projektes.

Die kantigen Ecken der jetzigen Steinsetzung (Wege, Park-platz) sollten abgerundet oder durch gezielte Pflanzensetzungunsichtbar gemacht werden. Die Kanalisationsdeckel am Ein-gang laden das Qi des Ortes mit negativer Qualität an, diesesollten durch Pflanzenkübel verdeckt werden.

Der innere Durchfluß sollte durch die geschickte Plazierung derRezeption gemildert werden. Außerdem sollten hereinkom-mende Gäste sofort den Ansprechpartner an der Theke sehenund so ein herzliches Willkommen empfinden.

Die beste Richtungsenergie für die Mitarbeiter zum Arbeitenund Schreiben sollte der Norden sein, allerdings kann die idealeAusrichtung auch auf jeden einzelnen Mitarbeiter abgestimmtwerden. Da jede Himmelsrichtung andere Qualitäten besitzt,wird diese entsprechend für jeden Mitarbeiter individuell be-wertet. So können alle Mitarbeiter und Bewohner des ProjektsShanti profitieren, denn wird der Raum entsprechend der Per-son zugeordnet, wird das ganze Unternehmen durch die Lei-stungsstärke und auch das positive Miteinander profitieren.Entscheidungen werden schneller getroffen und die Arbeits-gänge können durch das kraftvolle Wirken der persönlichenAusrichtung erleichtert werden.

Wichtig bei der Raumgestaltung war es auch, die sehr kühlenund metallischen–gläsernen Strukturen zu brechen und mehrGemütlichkeit und Wärme in den Raum zu bringen. Desweite-ren sollten die großen Glasfronten mit Stoffbahnen versehenoder durch Milchglas ersetzt werden, damit ein geschützterRahmen für Mitarbeiter und Kunden entstehen kann.

Hier vor allem hat Jeannette Schabbing ein wunderschönesRaumkonzept entworfen und mit dem exklusiven Möbel-

haus Bretz eine schöne Auswahl an bequemen einladenden Sofas und Sitzgelegenheiten ausgewählt. Die vorherrschendenFarben sollten sich im lila-, magenta-, curry- und in einem war-men gelben Ton bewegen, damit der kühlen Struktur entge-gengewirkt wird und ein Ausgleich der fünf Elemente (Holz,Feuer, Erde, Metall, Wasser) besteht.

Immer wieder in verschieden langen Abständen besuchte ichdas Haus und konnte so bei den fortschreitenden Arbeitenmiterleben, wie sich langsam die energetische Qualität des Ge-bäudes veränderte. Das Beeindruckende dabei war sicherlich dieEntfernung des Vordaches, welches die Eingangstür überdeckthatte - schon dadurch konnte eine Öffnung geschehen.

Eingangsbereich im Jahr 2009 Alte Form der Klinikumsrezeption

Der Garten im Innenhof im alten Zustand

Eingangsbereich mit Vordach und Flur im Innenbereich

Visualisierung der Farbgestaltung , Collage Jeannette Schabbing

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Beim Business Yoga Kongress und auch am Tag der Eröffnung,dem 13. Juni, konnte ich selbst miterleben, wie gut das neueKonzept angenommen wurde. Die Menschen und Besuchertrafen sich bei den Couchgarnituren im Eingangsbereich und in-teressante, tief greifende Gespräche kamen auf. Vor allem derTresen der Rezeption läßt keine Warteschlangen zu und jederfindet Raum für sein Anliegen. Unterstrichen wird die Einladungvon der großen Ghanesha-Statue, die die Energiebahn von derVorder- zur Hintertür bricht.

Der Raum wirkt zwar durchlässig wegen der Glasdachkon-struktion, konnte aber durch die Farben und auch durch dieForm der Theke an Behaglichkeit gewinnen. Die Vortragsräumesowie die einzelnen Seminarräume wurden gut angenommen,auch hier spielen das frische und einladende Konzept eine we-

sentliche Rolle. Da das Ergebnis so gut ankommt, wollen wirnoch die Hotel– und Gästezimmer mit gutem Feng Shui be-stücken.

Petra Coll Exposito lebt in Potsdam und ist als pro-fessionelle Feng Shui Beraterin im Geschäfts- undPrivatbereich tätig. Sie besitzt das höchste Diplomdes Feng Shui Meisters der Yap Hai Academy undunterrichtet Module der Feng Shui Ausbildung in Europa.

Neu gestalteter Eingangsbereich und die neue Form der Rezeption im Shanti-Projekt

Der neu als Schweigegarten angelegte Innenhof

Neuer Eingangsbereich und neue Farbgebung im Flur

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YVJ: Wie kamst du darauf, als Karma-Yogininach Deutschland zu kommen?Nady: Meine ältere Schwester ist Yogalehre-rin im Frankfurter Yoga Vidya Center, und siebeschäftigt sich mit Yoga schon länger. In denSommerferien wollte ich meine Schwester be-suchen, aber gleichzeitig auch meine Deutsch-kenntnisse verbessern. Meine Schwester schlugmir vor, im Seminarhaus ein paar Tage alsKarma-Yogini zu verbringen. Diese Idee gefielmir, mit Yoga kam ich schon vor einigen Jah-ren zum ersten Mal in Berührung und wusste,dass man sich an solch einem Ort auch gutentspannen kann.

YVJ: Arbeiten in einem Ashram ist ja sicher an-ders als in so genannten freien Wirtschaft, oder?Nady: Die Arbeit in Seminarhaus ist natürlichviel angenehmer als in einem Büro. Ich fühltemich nie gestresst oder gespannt. Am Anfangwaren der Tagesablauf und die Hausordnungetwas gewöhnungsbedürftig. Aber ich habemich schnell eingearbeitet und die Arbeitmachte mir dann viel Spaß.

YVJ: Kamen auch kulturelle Unterschiede hinzu?Wenn ja, wie hast du Deutschland bzw. denAshram erlebt im Vergleich zu deiner Heimat?Nady: Meine Heimat und Deutschland sindzwei ganz verschiedene Länder und es istschwer, sie zu vergleichen. In Weißrussland istYoga nicht so weit verbreitet wie in Deutsch-land. Aber auf der ganzen Welt wird das Lebenimmer schneller und man hat immer mehrStress. das betrifft auch Weißrussland. Yogawirkt dem wunderbar entgegen, hilft, sich zuentspannen und Körper, Geist und Seele inHarmonie. Ich finde es ist wirklich toll, dass essolche Orte wie Westerwald gibt, wo man sichaufladen und Energie tanken kann, um demAlltagsstress stand zu halten.

YVJ: Hat sich etwas für dich in deinem Leben verändert?Nady: Ich war mit Yoga schon etwas vertraut,und deshalb war der Aufenthalt im Westerwaldkeine große Überraschung für mich. Was ichwirklich toll fand, waren die Menschen, die ichdort kennengelernt habe. Kontakt und Aus-tausch mit den Mitarbeitern und anderenKarma-Yogis haben meinen Aufenthalt im Se-minarhaus bereichert. Ich habe es genossen,unter solch wunderbaren Menschen zu sein.

YVJ: Rückblickend betrachtet, was verbindestdu mit der Zeit?Nady: Als allererstes eine wunderschöne Atmosphäre, die ich im Seminarhaus erlebthabe. Ich habe viele freundliche, lebensfroheund höfliche Menschen kennengelernt. Die ruhige Umgebung, die schöne Gegend, Yo-gaunterricht und auch die Arbeit, die Spaßmachte – daran erinnere ich mich, wenn ich anYoga Vidya Westerwald denke.

YVJ: Tipps für Menschen, die sich überlegenmal eine Zeit als Karmayogi einzuschieben?Nady: Ich würde empfehlen, nicht zu lange zuüberlegen, sondern es einfach auszuprobieren.Im Ashram findet man alles,was uns im heuti-gen Leben fehlt - gesunde Kost, schöne Natur,Ruhe und Entspannung. Am Anfang kann dieArbeit ein bisschen anstrengend sein, aberschon nach ein paar Tagen empfindet man sieals Erholung.

YVJ: Und du, wirst du wiederkommen?Nady: Ich würde mich sehr freuen, wenn sichdiese Möglichkeit ergibt. Leider brauche ichmomentan viel Zeit für mein Studium, und Fe-rien habe ich nur zweimal im Jahr. Aber ichversuche mein Bestes, um nächsten Sommerwieder im Westerwald zu sein.

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Das Yoga Vidya Journal im Gespräch mit Nady Drahavets über ihre Zeit als Karmayogini* bei Yoga Vidya Westerwald.

EinewunderschöneAtmosphäre

Nady Drahavets, 19 Jahre Minsker Staatliche Linguisti-sche Universität, Fakultät derDeutschen Sprache – Minsk,Weißrussland. Sie verbrachte10 Tage als Karmayogini imHaus Yoga Vidya Westerwald

* ehrenamtliche Mithelferin

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4) Das Ghee bzw. Pflanzenöl in einemflachen Topf erhitzen. Mehrere Scheibenin das Ghee oder Öl legen und 3 bis 5 Mi-nuten frittieren (zwischendurch einmalumdrehen), bis sie goldbraun werden.Heiß servieren - entweder als Beilage zueiner Hauptmahlzeit oder als Snack.

Zubereitungszeit: 40 Min.

Einfach lecker!

* Ghee: In der indischen und pakistanischen Küche gehört Butterschmalz zu den wichtigsten Speisefetten.Im Gegensatz zu den meisten im Westen imAusschmelzverfahren hergestellten Butterschmalzen hat authentisches Ghee, das unter ayurvedischenGesichtspunkten ausschließlich im Siedeverfahrenhergestellt wird, ein leicht nussiges Aroma und ist auch wesentlich länger haltbar. (Quelle: Wikipedia)

Man nehme:

4 mittelgroße Kartoffeln2 EL Kokosraspeln2 TL Sesamsamen2 TL Agavendicksaft2 TL geriebener Ingwer1 EL frische Korianderblätter2 TL Garam Masala1 TL Salz2 EL Zitronensaft200g Dinkelmehl1/2 TL Kurkuma2 TL zerlassenes Ghee oder Öl100 ml Wasser

Ghee* oder Pflanzenöl zum Frittieren

Alu Patra In dieser Ausgabe des Yoga Yidya Journals stellt Ananta eines seiner indischen Lieblingsgerichte „Alu Patra“(würzige Kartoffelschnecken) vor.Ananta kommt ursprünglich ausLitauen und verstärkt das Küchenteambei Yoga Vidya Bad Meinberg seit demSommer 2010. Neben seiner Tätigkeitprobiert er immer wieder auch leckereRezepte aus. Kollegen dürfen die Ergebnisse dann testen - das ist immer wieder ein Genuss...

Würzige KartoffelschneckenEin Rezept aus der Yoga Vidya Küche

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rezept

Zubereitung1) Die Kartoffeln gar kochen, unter kal-tem Wasser abschrecken und schälen,dann in eine Schüssel geben und zusam-men mit den Kokosraspeln und den fol-genden 6 Zutaten mit einer Gabel zer-drücken. Die Mischung abkühlen lassendann den Teig zubereiten.

2) Mehl und Kurkuma in einer großenSchüssel vermengen. Das zerlassene Gheeoder Öl in das Mehl hineinreiben, lang-sam das Wasser dazugießen und dabeidie Zutaten mit der Hand zu einem Teigvermischen. Den Teig auf einer Arbeits-fläche kräftig kneten, so dass er ge-schmeidig und elastisch wird.

3) Die Fläche großzügig mit Mehl ein-stäuben und den ganzen Teig zu einRechteck von 3 mm Dicke ausrollen. DieKartoffelmischung gleichmäßig auf denTeig verteilen und das Ganze zu einer festen, kompakten Rolle aufrollen. DieRolle mit einem scharfen Sägemesser in1 cm dicke Scheiben schneiden.

„Alu Patra schmecktbesonders lecker mitJoghurt oder einemChutney als Dip.”

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