Zahlen, Daten, Fakten zum deutschen Stiftungswesen

180
158 1.301 326 2.104 1 264 466 278 1.803 955 171 3.902 Zahlen, Daten, Fakten zum deutschen Stiftungswesen Die Stiftungslandschaft in 63 Grafiken und Tabellen Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hg.)

description

Die Stiftungslandschaft in 63 Grafiken und Tabellen – Ergebnisse einer Vollerhebung unter deutschen Stiftungen, herausgegeben vom Bundesverband Deutscher Stiftungen

Transcript of Zahlen, Daten, Fakten zum deutschen Stiftungswesen

  • 726158

    1.301326

    2.104 819

    187264

    466278

    1.803

    955

    3.038

    3.652

    171

    3.902

    Zahlen, Daten, Faktenzum deutschen Stiftungswesen

    Die Stiftungslandschaft in63 Grafiken und Tabellen

    Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hg.)

  • Zahlen, Daten, Faktenzum deutschen Stiftungswesen

  • BiBliografische information der deutschen nationalBiBliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    impressumherausgeBerBundesverband Deutscher Stiftungen e.V.Mauerstrae 93 | 10117 BerlinTelefon (030) 89 79 47-0 | Fax -11www.stiftungen.org

    proJektleitungRalf Krebstakies

    redaktionTom-Uwe Bialowons, Antje Bischoff, Cornelia Feist, Katrin Kowark, Franziska Rtzsch, Frank Schmidtke

    proJektmitarBeitInes Osterloh

    datenerfassungMarcel Eiteljorg, Phillip Epp, Felix Klickermann, Katja Kopetsch, Constanze Morgenstern, Jeffrey Osterloh, Weronika Protczak, Heike Ullrich

    korrektoratNicole Woratz

    gestaltung, satZ, herstellungPACIFICO GRAFIK Etienne Girardet www.pacificografik.de

    druckagit-druck, Berlin

    Copyright 2014 Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V.Printed in Germany. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszgen,der fotomechanischen Wiedergabe und der bersetzung, vorbehalten.

    Gedruckte Ausgabe: ISBN 978-3-941368-57-6E-Book (PDF): ISBN 978-3-941368-58-3

    Wir danken der Fritz Thyssen Stiftung fr die grozgige Frderung des Projektes.

  • Zahlen, Daten, Faktenzum deutschen stiftungswesen

    herausgeBer

  • 4 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    inhaltsverZeichnis

    Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9

    Teil I Die deutsche Stiftungslandschaft Das Stiftungswesen in Zahlen1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Geschichte des Stiftungswesens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 Die Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .255 Die Stifterinnen und Stifter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .296 Die Finanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .327 Die Rolle von Stiftungen in der Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . .358 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38

    Teil II Zahlen und Grafiken Methodenteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44 Errichtungen und Bestand

    1 Stiftungserrichtungen seit 1950 492 Stiftungserrichtungen 2013 503 Errichtungsdichte 2013 neu gegrndete Stiftungen pro 100.000 Einwohner 514 Bestandszahlen rechtsfhiger Stiftungen des brgerlichen Rechts 20042013 525 Stiftungsbestand 2013 536 Stiftungsbestand auf Kreisebene 547 Stiftungsdichte 2013 Anzahl der Stiftungen pro 100.000 Einwohner 568 Stdteranking 579 Stiftungsdichte auf Kreisebene 58

    Finanzen10 Stiftungen und Stiftungskapital I 6011 Stiftungen und Stiftungskapital II 6112 Errichtungskapital und aktuelles Kapital 6213 Einnahmenverteilung rechtsfhiger Stiftungen des brgerlichen Rechts 6314 Stiftungen und Gesamtausgaben I 6415 Stiftungen und Gesamtausgaben II 65

    Bundeslnder16 Stiftungsbestand 2013 und Errichtungszahlen der Lnder 19902013 6617 Anzahl der Stiftungen in Stiftungskapitalklassen nach Lndern 7418 Anteile der Stiftungen in Stiftungskapitalklassen nach Lndern in Prozent 7519 Anzahl der Stiftungen in Gesamtausgabenklassen nach Lndern 7620 Anteile der Stiftungen in Gesamtausgabenklassen nach Lndern in Prozent 7721 Anzahl der Stiftungen unterschiedlicher Rechtsformen in den Bundeslndern 78

    Die grten Stiftungen Zu den Listen der grten Stiftungen 8022 Die grten gemeinntzigen privatrechtlichen Stiftungen nach Vermgen 8123 Die grten gemeinntzigen Stiftungen privaten Rechts nach Ausgaben 8224 Die grten gemeinntzigen Anstaltstrgerstiftungen nach Gesamtausgaben 8325 Die grten Stiftungen des ffentlichen Rechts nach Gesamtausgaben 8426 Die grten parteinahen Stiftungen nach Gesamtausgaben 85

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 5

    Stifterinnen und Stifter27 Stiftertypen 8628 Anteile der Stiftertypen bei Stiftungserrichtungen in Dekaden seit 1951 8729 Anteile der Stiftertypen bei Stiftungserrichtungen seit 1990 in Prozent 8830 Frauen und Mnner als Stifterinnen und Stifter 8931 Frauen und Mnner als Stifterinnen und Stifter in Dekaden seit 1951 in Prozent 9032 Frauen und Mnner als Stifterinnen und Stifter seit 1990 in Prozent 9133 Stiftungszweckhauptgruppen und Geschlecht der Stifter 9234 Stiftungszweckhauptgruppen und Geschlecht der Stifter 9335 Zu Lebzeiten und nach dem Tod des Stifters gegrndete Stiftungen 94

    Gremien und Beschftigte36 Stiftungsgremien 9537 Frauen und Mnner in Stiftungsgremien 9638 Stiftungsgremien und Ehrenamt 9739 Beschftigte in Stiftungen 98

    Zwecke40 Anzahl der Stiftungszweckhauptgruppen pro Stiftung 9941 Anzahl der Einzelzwecke pro Stiftung 10042 Gewichtete Verteilung der Stiftungszweckhauptgruppen 10143 Ungewichtete Verteilung der Stiftungszweckhauptgruppen 10244 Gewichtete Hauptgruppen der Stiftungszwecke nach Lndern 10345 Regionale Verteilung der Stiftungszweckhauptgruppen 10446 Anteile der Stiftungszweckhauptgruppen 11047 Anteile der gewichteten Stiftungszweckhauptgruppen in Prozent 11148 Gewichtete Hauptgruppen der Stiftungszwecke nach Gesamtausgaben 11249 Verfolgung steuerbegnstigter Zwecke 113

    Verwirklichung50 Verwirklichung und Stiftungszwecke 11451 Verwirklichung 11652 Errichtungen und Verwirklichung 19512014 in Dekaden 11753 Aktionsradius frdernder Stiftungen 11854 Trgerschaften operativer Stiftungen 11955 Kontrollinstrumente bei Stiftungen 12056 Externe Kontrollinstanzen von Stiftungen 12057 Vermgensanlageformen von Stiftungen 12158 ffentlichkeitsarbeit im Internet und Verwirklichung 122

    Brgerstiftungen59 Regionale Verteilung der Brgerstiftungen mit Gtesiegel 12360 Stiftungsvermgen der Brgerstiftungen in Deutschland von 1996 bis 2013 12461 Brgerstiftungsmillionre in Deutschland 12562 Spendenentwicklung der Brgerstiftungen mit Gtesiegel in Euro 12663 Frderschwerpunkte der Brgerstiftungen mit Gtesiegel 127

    Teil III Service1 Stifter werden ist nicht schwer! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1302 Erfolgsfaktoren fr die Stiftungsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1353 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1454 Grundstze guter Stiftungspraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1565 Adressen der Stiftungsaufsichtsbehrden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1596 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1667 Adressen und weiterfhrende Informationen . . . . . . . . . . . . . . . 1718 ber den Bundesverband Deutscher Stiftungen . . . . . . . . . . . . . 174

  • 6 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    Teil I 7.2 Wie engagieren sich Stiftungen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Teil II 33 Stiftungszweckhauptgruppen und Geschlecht der Stifter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92Teil II 40 Anzahl der Stiftungszweckhauptgruppen pro Stiftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Teil II 41 Anzahl der Einzelzwecke pro Stiftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100Teil II 42 Gewichtete Verteilung der Stiftungszweckhauptgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101Teil II 43 Ungewichtete Verteilung der Stiftungszweckhauptgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . 102Teil II 44 Gewichtete Hauptgruppen der Stiftungszwecke nach Lndern . . . . . . . . . . . . . . 103Teil II 45 Regionale Verteilung der Stiftungszweckhauptgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104Teil II 46 Anteile der Stiftungszweckhauptgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110Teil II 47 Anteile der gewichteten Stiftungszweckhauptgruppen in Prozent . . . . . . . . . . . . .111Teil II 48 Gewichtete Hauptgruppen der Stiftungszwecke nach Gesamtausgaben . . . . . . 112Teil II 49 Verfolgung steuerbegnstigter Zwecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .113Teil II 50 Verwirklichung und Stiftungszwecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114Teil II 63 Frderschwerpunkte der Brgerstiftungen mit Gtesiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

    ZWECKE

    Teil I 3.4 Warum gibt es im Osten Deutschlands weniger Stiftungen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Teil I 4.2 Der Bundeslndervergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Teil II 2 Stiftungserrichtungen 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50Teil II 3 Errichtungsdichte 2013 neu gegrndete Stiftungen pro 100.000 Einwohner . . . 51Teil II 5 Stiftungsbestand 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53Teil II 7 Stiftungsdichte 2013 Anzahl der Stiftungen pro 100.000 Einwohner . . . . . . . . . 56Teil II 16 Stiftungsbestand 2013 und Errichtungszahlen der Lnder 19902013 . . . . . . . . . 66Teil II 17 Anzahl der Stiftungen in Stiftungskapitalklassen nach Lndern . . . . . . . . . . . . . . 74Teil II 18 Anteile der Stiftungen in Stiftungskapitalklassen nach Lndern in Prozent . . . . . 75Teil II 19 Anzahl der Stiftungen in Gesamtausgabenklassen nach Lndern . . . . . . . . . . . . . 76Teil II 20 Anteile der Stiftungen in Gesamtausgabenklassen nach Lndern in Prozent . . . . 77Teil II 21 Anzahl der Stiftungen unterschiedlicher Rechtsformen in den Bundeslndern . . 79Teil II 44 Gewichtete Hauptgruppen der Stiftungszwecke nach Lndern . . . . . . . . . . . . . . 103Teil II 45 Regionale Verteilung der Stiftungszweckhauptgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

    BUNDESLNDER theMa

    inhaltsverZeichnis nach theMen

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 7

    Teil I 6 Die Finanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Teil II 10 Stiftungen und Stiftungskapital I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60Teil II 11 Stiftungen und Stiftungskapital II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61Teil II 12 Errichtungskapital und aktuelles Kapital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62Teil II 13 Einnahmenverteilung rechtsfhiger Stiftungen des brgerlichen Rechts . . . . . . . . 63Teil II 14 Stiftungen und Gesamtausgaben I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64Teil II 15 Stiftungen und Gesamtausgaben II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65Teil II 17 Anzahl der Stiftungen in Stiftungskapitalklassen nach Lndern. . . . . . . . . . . . . . . 74Teil II 18 Anteile der Stiftungen in Stiftungskapitalklassen nach Lndern in Prozent . . . . . 75Teil II 19 Anzahl der Stiftungen in Gesamtausgabenklassen nach Lndern . . . . . . . . . . . . . 76Teil II 20 Anteile der Stiftungen in Gesamtausgabenklassen nach Lndern in Prozent . . . . 77Teil II 22 Die grten gemeinntzigen privatrechtlichen Stiftungen nach Vermgen . . . . . . 81Teil II 23 Die grten gemeinntzigen Stiftungen privaten Rechts nach Ausgaben . . . . . . . 82Teil II 24 Die grten gemeinntzigen Anstaltstrgerstiftungen nach Gesamtausgaben . . . 83Teil II 25 Die grten Stiftungen des ffentlichen Rechts nach Gesamtausgaben . . . . . . . . 84Teil II 26 Die grten parteinahen Stiftungen nach Gesamtausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . 85Teil II 48 Gewichtete Hauptgruppen der Stiftungszwecke nach Gesamtausgaben . . . . . . . 112Teil II 57 Vermgensanlageformen von Stiftungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121Teil II 60 Stiftungsvermgen der Brgerstiftungen in Deutschland von 1996 bis 2013. . . . 124Teil II 61 Brgerstiftungsmillionre in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125Teil II 62 Spendenentwicklung der Brgerstiftungen mit Gtesiegel in Euro. . . . . . . . . . . . 126Teil II 63 Frderschwerpunkte der Brgerstiftungen mit Gtesiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

    FINANZEN

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 9

    vorwort

    Mit dieser Publikation stellt der Bundesverband Deutscher Stiftungen der Allgemeinheit die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zum deutschen Stiftungswesen zur Verfgung. Grundlage der Statistiken sind Informatio-nen aus der Datenbank Deutscher Stiftungen, die der Bundesverband seit 1990 pflegt und weiterentwickelt.

    Die bedeutendste Quelle fr die dort gepflegten Daten ist die Stiftungs-Umfrage. Diese Vollerhebung fhrt der Bundesverband alle drei Jahre unter allen ihm bekannten Stiftungen durch. Mit ihrer Auskunftsbereitschaft ha-ben viele tausend Stifterinnen, Stifter und Stiftungsmitarbeiter dazu beige-tragen, das Wissen ber die Stiftungslandschaft in Deutschland zu ver-bessern. Groer Dank gebhrt daher allen, die sich an der Datenerhebung beteiligt haben.

    Mit dem Erscheinen dieses Buches betritt der Bundesverband Deut-scher Stiftungen Neuland: Das vorliegende Werk vormals Bestandteil des Verzeichnisses Deutscher Stiftungen stellt nun eine eigenstndige Publi-kation dar. Um die wichtigsten Informationen zum Stiftungswesen kosten-los zur Verfgung zu stellen, steht sie erstmals auch als PDF-Datei zum Download bereit. Auf diese Weise erfllt der Bundesverband Deutscher Stiftungen seinen Auftrag, stets aktuelles Datenmaterial ber die Entwick-lung des Stiftungswesens vorzuhalten, um so das stiftungsfreundliche Kli-ma in Deutschland zu frdern und das Anliegen der Stiftungen gegenber Politik und ffentlichkeit zu vertreten.

    Ermglicht wurde die Datenerhebung sowie die Herstellung des Buches durch die grozgige Frderung der Fritz Thyssen Stiftung. Berlin, im August 2014

    Prof. Dr. Michael GringVorsitzender des VorstandsZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

    Vorsitzender des VorstandsBundesverband Deutscher Stiftungen

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 11

    teil idie deutsche stiftungslandschaftdas stiftungswesen in zahlen

  • 12 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    Die Deutsche stiFtungslanDschaFtdas stiftungswesen in zahlen

    1 Einleitung

    Das Stiftungswesen ist aus der Wirklichkeit unseres Landes einfach nicht mehr wegzudenken: nicht aus der sozialen und kulturellen Wirklichkeit, nicht aus der Bildung, nicht aus dem Sport, ja auch nicht aus dem kirchli-chen Bereich. Dort und in vielen anderen Gebieten bringen Stiftungen Men-schen und Dinge in Bewegung.

    Bundesprsident Joachim Gauck, Deutscher StiftungsTag 2014, Hamburg

    Die komplexen Herausforderungen unserer Zeit bentigen ein Mit-, nicht ein Nebeneinander. Wo Kooperation und Austausch statt Versulung und Hoheitswissen an der Tagesordnung sind, ist es mglich, gemeinsam auf die drngenden Fragen zukunftsfhige Antworten zu finden. Alle gesell-schaftlichen Akteure sind gefragt. Es liegt im Wesenskern von Stiftungen als Beweger von Menschen und Dingen , gemeinsam mit anderen die Zu-kunft unseres Gemeinwesens gestalten zu wollen. Denn Stiftungen symbo-lisieren nachhaltiges brgerschaftliches Engagement und den Willen, sich individuell und persnlich fr positive Vernderungen einzusetzen.Stiftungswirken ist unabhngig von Zeitgeist, Wahlterminen und kurzfristi-gem wirtschaftlichen Erfolgsdruck mglich. Das erlaubt ihnen gleicherma-

    en, Traditionen zu bewahren wie auch an neuen Innova-tionen zu schmieden. Bei aller Heterogenitt ihres Tuns charakterisierend ist die berwiegend selbstlose Frderung der Allgemeinheit.

    Der Nhrboden fr das Stiftungswesen hat sich im Laufe der jngeren Vergangenheit verbessert. Frderliche Rahmenbedingungen, Mitgestaltungsbestrebungen an

    gesellschaftlichen Prozessen, demografische und sozikonomische Fakto-ren trugen zu Wachstum bisher unbekannten Ausmaes bei: Drei Viertel al-ler heute bestehenden Stiftungen sind nach 1990 gegrndet worden. Jeden Tag kommen im Schnitt knapp zwei weitere rechtsfhige Stiftungen hinzu.

    Die in der Summe erstarkte Rolle der Stiftungen honoriert die ffent-lichkeit mit wachsenden Bekanntheitsgraden und einem berwiegend po-sitiven Bild von Stiftungen, aber auch mit wachsenden Ansprchen. Hinzu kommt, dass Stiftungen immer selbstbewusster und professioneller ffent-lichkeitsarbeit als Hebel zur Erreichung ihrer Stiftungszwecke einsetzen

    96 Prozent der deutschen Stiftungen engagieren sich fr gemeinntzige Zwecke.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 13

    und damit zur Sichtbarkeit, zum Teil aber auch zur berschtzung der Mg-lichkeiten der Stiftungen beitragen.

    Eine Aufgabe der kommenden Jahre wird es sein, die Heterogenitt des Sektors weiter kohrent abzubilden, positive Geschichten ber Motivation und Handeln zu erzhlen und sich konstruktiv und nicht defensiv mit Kritik am Sektor auseinanderzusetzen. Dies ist der Weg, um allzu einseitigen und zuweilen vorurteilsbela-denen Bildern stifterischen Handelns in der ffentlichen Wahrnehmung etwas entgegenzusetzen und zugleich zu einer guten Entwicklung des Stiftungswesens beizutragen.

    Gesetzlich sind Stiftungen gegenber den Aufsichts- und Finanzbehr-den zur Transparenz verpflichtet. Diese Transparenz gebietet sich auch in der Regel gegenber der ffentlichkeit nicht nur aufgrund der gesell-schaftlichen Rolle, die Stiftungen innehaben.

    Die Bemhungen um Transparenz im Stiftungssektor sind entsprechend vielfltig. In den Grundstzen guter Stiftungspraxis und ihren zahlreichen Ableitungen fr spezifische Stiftungsarten ist das Transparenzgebot zen-tral. Fr mehr Transparenz im Sektor der Treuhandstiftungen soll auch das neue Qualittssiegel fr gute Treuhandstiftungsverwaltung sorgen, das 2014 erstmals verliehen wird.

    Darber hinaus ist der Bundesverband Deutscher Stiftungen einer der Trger der Initiative Transparente Zivilgesellschaft, die 2010 gestar-tet ist. Die Initiative definiert zehn grundlegende Punkte, die jede zivilge-sellschaftliche Organisation der ffentlichkeit zur Verfgung stellen soll. Zu den Unterzeichnern gehren aktuell (August 2014) 82 Stiftungen aller Rechtsformen. Und schlielich ist auch die vorliegende Publikation ein wichtiger Beitrag zu Transparenz im Stiftungswesen: Im 3-Jahres-Rhythmus fhrt der Bundesverband Deutscher Stiftungen eine Vollerhebung unter den Stiftungen in Deutschland durch. Befragt werden dazu alle bekannten Stiftungen unabhngig von ihrer Rechtsform. In der jngsten Erhebung, die im November 2013 startete und deren Ergebnisse in diesem Buch und im Verzeichnis Deutscher Stiftungen verffentlicht werden, wurden 25.564 Stiftungen zu verschiedenen Aspekten ihrer Organisation und Arbeit be-fragt. Die gemachten Angaben, das Hinzuziehen der Daten der vergange-nen sieben Vollerhebungen, andere Befragungen und Studien des Bundes-verbandes sowie weitere Forschungsergebnisse wurden fr die vorliegen-de Publikation in 63 Grafiken und Tabellen aufbereitet und geben differen-zierte Einblicke in die deutsche Stiftungslandschaft. Die Antworten auf 22 wesentliche Fragen sind bereits im folgenden berblickstext zusammen-gestellt. Sie blicken auf Grundlagen, Geschichte, Zahlen des Stiftungswe-sens, auf Stifterinnen und Stifter, Finanzen und die Rolle von Stiftungen in der Gesellschaft.

    Drei Viertel aller bestehenden Stiftungen wurden nach 1990 gegrndet.

  • 14 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    2 Grundlagen

    2.1 Welche Stiftungsformen gibt es?

    Der Begriff Stiftung ist gesetzlich nicht definiert. Unter dem Begriff Stif-tung werden Organisationen verschiedener Rechtsformen zusammen-gefasst, die folgende gemeinsame Wesensmerkmale aufzeigen: ein vom Stifter festgelegter Zweck, ein selbststndiges Vermgen sowie eine eigen-stndige Organisation.

    Eingeteilt werden knnen Stiftungen in rechtsfhige und nicht rechtsfhige Stiftungen. Die rechtsfhige Stiftung des brgerlichen Rechts ist der Proto-typ einer Stiftung. Weitere Rechtsformen sind der Stiftungsverein oder die Stiftungs-GmbH. Zudem kann je nach zugrunde liegendem Rechtsbereich unterschieden werden in private und ffentliche Stiftungen sowie in kirchliche Stiftungen, die sowohl privat- als auch ffentlich-rechtlicher Na-tur sein knnen. Weitere Differenzierungen orientieren sich am Stifter (z.B. Brgerstiftung), dem Zweck (z.B. Familienstiftung) oder der Art der Zweck-erfllung (z.B. Trgerstiftung). Im Folgenden sind die einzelnen Rechtsfor-men und Stiftungstypen aufgelistet.

    Rechtsfhige Stiftung des brgerlichen RechtsDie rechtsfhige Stiftung des brgerlichen Rechts ist die klassische Stif-tungsform. Rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts unterstehen der staatlichen Stiftungsaufsicht. Im Rahmen ihrer Errichtung werden sie von den Aufsichtsbehrden anerkannt und in Stiftungsverzeichnissen ver-ffentlicht. Daher ist die Zahl der rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts bekannt. Die Rechtsverhltnisse einer rechtsfhigen Stiftung regelt

    Die Charakteristika einer Stiftung

    Eine Stiftung ist ein Vermgen, das auf Dauer einem bestimmten meist gemeinntzigen Zweck gewidmet ist.

    Oberste Richtschnur fr stifterisches Wirken ist die Satzung, in der festgelegt ist, welche Zwecke die Stiftung verfolgt und wie ihre inne-re Organisation aussieht.

    Das Vermgen einer Stiftung bleibt in der Regel erhalten. Die Be-wahrung des Vermgens macht es mglich, dass Stiftungen ihren Zweck dauerhaft erfllen knnen.

    Die Stiftung verwirklicht ihren Stiftungszweck zumeist durch ihre Vermgensertrge. Hinzu knnen andere Finanzierungsformen wie Drittmittel oder Spenden kommen.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 15

    das Brgerliche Gesetzbuch ( 80 ff.). Die Landesstiftungsgesetze fllen das Stiftungsrecht auf Bundesebene aus und enthalten z.B. Regelungen zum Stiftungsaufsichtsrecht. Grundlage fr die Ausgestaltung einer Stiftung sind das Stiftungsgeschft und die Stiftungssatzung. Hierin legt der Stifter den Inhalt der drei Wesensmerkmale Stiftungszweck, Stiftungsvermgen und die innere Organisation fest. Eine Mindesthhe fr die Errichtung einer rechtsfhigen Stiftung ist gesetzlich nicht geregelt. Nach Auffassung der meisten Aufsichtsbehrden ist zur Anerkennung einer Stiftung ein Verm-gen in der Grenordnung von mindestens 50.000100.000 Euro erforder-lich. Je nachdem welcher konkrete Zweck mit der zu grndenden Stiftung verfolgt werden soll, kann dieser Mindestbetrag auch hher liegen. Ende 2013 gab es gem einer Umfrage unter den Stiftungsaufsichtsbehrden 20.150 rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts in Deutschland.

    Stiftungsverein, Stiftungs-GmbH und Stiftungs-AGStiftungsartige Strukturen lassen sich auch in der Rechtsform des Vereins, der GmbH oder der Aktiengesellschaft realisieren. Letztere kommt wegen des engen Rechtsrahmens des Aktienrechts allerdings nur sehr selten vor. Da diese Erscheinungsformen nicht den Voraussetzungen der 80 ff. BGB unterliegen und eine dauerhafte Zweckverwirklichung nur ber eine ent-sprechende Satzungsausgestaltung konstruiert werden kann, werden diese Rechtsformen auch als Stiftungsersatzformen bezeichnet. Im Gegensatz zur rechtsfhigen Stiftung des brgerlichen Rechts weisen sie eine Verbands-struktur auf, verfgen also ber Mitglieder oder Gesellschafter. Stiftungs-GmbH und Stiftungsverein sind gegenber der rechtsfhigen Stiftung des brgerlichen Rechts flexibler, da beispielsweise Satzungsnderungen oder die Auflsung der Stiftung einfacher mglich sind. Mit Blick auf die Sicher-stellung der dauerhaften Zweckverwirklichung und die Einhaltung des Stif-terwillens kann diese Flexibilitt aber auch von Nachteil sein. Die genaue Zahl der Stiftungsvereine, -GmbHs und Stiftungs-AGs ist nicht bekannt. Die Datenbank des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen enthlt 210 Stif-tungsvereine und 203 Stiftungs-GmbHs.

    TreuhandstiftungTreuhandstiftungen sind nicht rechtsfhig und werden auch als unselbst-stndige oder fiduziarische Stiftungen bezeichnet. Grundlage fr diese Stiftungsform ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Stifter und einem von diesem gewhlten Treuhnder. Darin verpflichtet sich der Stif-ter ein bestimmtes Vermgen dem Treuhnder zu bertragen. Im Gegen-zug verpflichtet sich der Treuhnder, das Vermgen gem den Satzungs-bestimmungen, die regelmig Bestandteil der Vereinbarung zwischen Stifter und Treuhnder werden, getrennt von seinem eigenen Vermgen zu verwalten. Diese Stiftungsform kann bereits mit weniger Vermgen als eine rechtsfhige Stiftung gegrndet werden, sie untersteht nicht der staatli-

  • 16 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    chen Aufsicht und ihre Satzung kann bei bereinstimmendem Parteiwil-len auch noch nach Errichtung jederzeit verndert werden. Sie wird daher hufig als Einsteigermodell ins Stiftungswesen benannt. Der Status der Ge-meinntzigkeit wird von den Finanzbehrden zuerkannt und kontrolliert, sollen die Steuererleichterungen fr gemeinntzige Stiftungen in Anspruch genommen werden. Als Treuhnder kann sowohl eine natrliche als auch eine juristische Person fungieren. Mit Blick auf eine dauerhafte Zweckver-wirklichung ist eine juristische Person allerdings vorzugswrdig. Der Bun-desverband Deutscher Stiftungen hat rund 800 Anbieter fr die Verwaltung von Treuhandstiftungen erfasst. Diese Treuhnder sind gemeinntzige Ein-richtungen wie zum Beispiel Vereine, Kirchengemeinden, Universitten und Stiftungen, insbesondere Brgerstiftungen. Daneben gibt es kommunale und kirchliche Stiftungsverwaltungen sowie kommerzielle Stiftungsverwal-tungen einschlielich Banken und Sparkassen.

    Da Treuhandstiftungen keiner Aufsichtsbehrde unterstehen, ist ih-re genaue Zahl nicht bekannt. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen schtzt, dass es mindestens 20.000 Treuhandstiftungen in Deutschland gibt, wovon rund ein Viertel (4.792) in der Datenbank Deutscher Stiftungen erfasst ist. Aus den genannten Charakteristika ergibt sich eine besonde-re Schutzbedrftigkeit der Treuhandstiftungen. Aus diesem Grund hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen das Qualittssiegel fr die gute Ver-waltung von Treuhandstiftungen initiiert.

    BrgerstiftungEine Brgerstiftung ist eine Stiftung von Brgern fr Brger, die sich fr das Gemeinwesen in einer geografischen Region engagiert einem Landkreis, einer Stadt oder einem Ortsteil. berwiegend wird sie als rechtsfhige Stif-tung des brgerlichen Rechts gegrndet. Engagierte knnen unterschied-liche Ressourcen in die Brgerstiftung einbringen, wie z.B. Geld, Zeit und Ideen. Die von den Brgerstiftungen selbst verabschiedeten 10 Merkmale einer Brgerstiftung definieren den Begriff Brgerstiftung und grenzen ihn von Namensvettern ab. Sie bilden die beste Grundlage fr qualittsvolle Stiftungsarbeit. Zu den Merkmalen gehren ein breit angelegter Stiftungs-zweck und die Unabhngigkeit von einzelnen Gruppen, Institutionen oder Personen. Brgerstiftungen, die diese Merkmale erfllen, knnen sich um das Gtesiegel des Arbeitskreises Brgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen bewerben. Aktuell gibt es 275 Brgerstiftungen mit Gtesiegel (Stand: 1. Oktober 2014).

    Unternehmensnahe Stiftung Unternehmensnahe Stiftungen stehen in Verbindung zu einem Unterneh-men, wobei diese Verbindung verschiedener Natur sein kann. Viele be-kannte Stifter haben mit unternehmerisch erworbenem Kapital bedeutende

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 17

    Stiftungen ins Leben gerufen. Oft wurden diese Stiftungen mit Unterneh-mensanteilen ausgestattet. Auch grnden Unternehmen selbst immer hu-figer Stiftungen, die Teil ihrer gemeinntzigen Engagementstrategie sind. Diese Stiftungen werden als Unternehmensstiftungen oder auch Corporate Social Responsibility-Stiftungen bezeichnet.

    Unternehmensverbundene Stiftungen sind Stiftungen, die Anteile an einem Unternehmen halten (Beteiligungstrgerstiftungen) oder selbst ein Unternehmen betreiben (Unternehmenstrgerstiftungen).

    TrgerstiftungenDiese Stiftungen sind Trger einer Einrichtung, z.B. eines Krankenhauses, Seniorenheims, Forschungszentrums oder Museums. Auf diese Weise ver-wirklichen sie ihren Stiftungszweck. Dem Bundesverband sind 1.946 Stif-tungen bekannt, die Trger einer oder mehrerer Einrichtungen sind.

    Stiftungen der ffentlichen HandDiese Stiftungen knnen sowohl privat- als auch ffentlich-rechtlich sein. Sie werden vom Staat (Bund, Lnder, Kommune) durch einen Stiftungsakt meist ein Gesetz errichtet. Sie verfolgen Zwecke, die von besonderem ffentlichen Interesse sind. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat 566 rechtsfhige Stiftungen des ffentlichen Rechts in seiner Datenbank erfasst.

    Kirchliche StiftungenKirchliche Stiftungen haben verschiedene Rechtsformen. Sie knnen so-wohl rechtsfhige Stiftungen privaten oder ffentlichen Rechts als auch nicht rechtsfhig sein. Sie dienen hauptschlich kirchlichen Zwecken wie der Liturgie, der Verkndigung und dem karitativ-diakonischen Handeln. Fr selbststndige kirchliche Stiftungen sind die kirchlichen Aufsichtsbe-hrden zustndig. Die Bestimmung als kirchliche Stiftung hngt vom Stif-terwillen und von der Zustimmung der jeweiligen Kirche ab. Vor allem im sddeutschen Raum existieren viele Pfarr- und Pfrndestiftungen meist kirchliche Stiftungen ffentlichen Rechts. Mit der Zusammenlegung von Kir-chengemeinden nahm deren Zahl allerdings in den vergangenen Jahren ab.Die Zahl der rechtsfhigen kirchlichen Stiftungen brgerlichen Rechts, die der Bundesverband Deutscher Stiftungen erfasst hat, liegt bei ber 900. Die Zahl der kirchlichen Stiftungen ffentlichen Rechts wird auf rund 20.000 geschtzt.

  • 18 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    VerbrauchsstiftungEine Verbrauchsstiftung nennt man eine Stiftung, deren Grundstockverm-gen nach dem Willen des Stifters innerhalb einer bestimmten Zeitspanne ganz oder zum Teil fr die Verwirklichung des Stiftungszwecks eingesetzt werden soll. Das heit: Diese Stiftungen bestehen nicht auf Dauer, son-dern werden nach Ablauf der zeitlichen Vorgabe des Stifters aufgelst. Das kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn ein Stifter befrchtet, dass nach seinem Tod und damit ohne sein persnliches Engagement eine effiziente Zweckverwirklichung nicht mehr gewhrleistet ist. In diesem Fall kann er beispielsweise den Bestand der Stiftung auf 30 Jahre begrenzen. Mit dem Gesetz zur Strkung des Ehrenamtes vom Mrz 2013 wurde die recht-liche Mglichkeit geschaffen, eine rechtsfhige Stiftung als Verbrauchs-stiftung auszugestalten. Vor der Gesetzesreform konnte eine solche Ver-brauchsstiftung regelmig nur in Form einer Treuhandstiftung gegrndet werden.

    FamilienstiftungFamilienstiftungen widmen sich berwiegend dem Wohl der begnstigten Familie; die Destinatre stehen in verwandtschaftlich-familirem Verhlt-nis zum Stifter. Diese Stiftungen werden oft als rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts gegrndet. Da sie privatntzig sind und nicht die All-gemeinheit frdern, erhalten sie keine steuerlichen Begnstigungen. In der Datenbank Deutscher Stiftungen sind 620 Familienstiftungen erfasst. Ins-gesamt wird ihre Zahl auf ber 850 geschtzt.

    2.2 Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen regeln das Stiftungswesen?

    Die Verfassung einer jeden Stiftung ist ihre Satzung. Darber hinaus gibt es eine Reihe von Gesetzen, die die Rahmenbedingungen des Stiftungs-wesens bilden. Welches Gesetz fr die einzelne Stiftung relevant ist, hngt von ihrer Rechtsform ab. Fr rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts sind vor allem das Brgerliche Gesetzbuch ( 80 ff.) und die Lan-desstiftungsgesetze, die das Bundesrecht ergnzen, von Bedeutung. Ge-meinntzige Stiftungen unterliegen zudem der Abgabenordnung, die die grundlegenden Voraussetzungen regelt, bei deren Vorliegen Krperschaf-ten in den meisten Steuerarten steuerlich begnstigt werden.

    Eine Reihe von Gesetzesnovellierungen untersttzte seit der Jahrtau-sendwende das Wachstum des Stiftungssektors. In vier Reformgesetzen in nur 14 Jahren formulierte sich der politische Wille, Stiftungen als gewichti-ge Sule der freiheitlich-aktiven Brgerschaft weiter zu etablieren.

    Bereits im Jahr 2000 verbesserte das Gesetz zur weiteren steuerlichen Frderung von Stiftungen die steuerlichen Rahmenbedingungen fr Stifter

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 19

    und Stiftungen. Weitere nderungen brachte 2002 das Gesetz zur Moder-nisierung des Stiftungsrechts. Mit der Kodifizierung eines gesetzlichen Anspruchs auf Anerkennung der Stiftung in 80 Abs. 2 BGB erfolgte eine sprachliche Korrektur. Aus der Genehmigung einer Stiftung wurde die Anerkennung. Diese und andere nderungen machten viele landesrechtliche Vorschriften ungltig, sodass in der Folgezeit die Lnder ihre Stiftungsgesetze grundle-gend berarbeiteten und an das modernisierte Stiftungs-privatrecht des Brgerlichen Gesetzbuches anpassten. Dabei wurde vielfach den Empfehlungen des Bundesver-bandes Deutscher Stiftungen entsprochen, die Gesetze grundlegend zu berarbeiten und an die Rechtsentwicklung anzupassen, Impulse aus der Reformdiskussion aufzunehmen und berkommene Regelungen aus den Landesstiftungsgesetzen zu entfernen.

    2007 brachte das Gesetz zur weiteren Strkung des brgerschaftlichen Engagements mit seinen nderungen im Stiftungssteuerrecht zustzliche Anreize fr stifterisches Engagement. Regelungen zum Brokratieabbau und Vereinfachungen des Gemeinntzigkeits- und Spendenrechts erleich-tern seitdem die Stiftungsarbeit.

    Anfang 2013 beschloss der Bundestag das Gesetz zur Strkung des Ehrenamts, das zahlreiche weitere Verbesserungen fr gemeinntzige Organisationen, insbesondere auch fr Stiftungen, brachte. So knnen Stiftungen seither flexibler Rcklagen bilden und in das Vermgen anderer Stiftungen zustiften (Endowments). Zudem wurde die Mglichkeit der Aus-gestaltung einer rechtsfhigen Stiftung des brgerlichen Rechts als Ver-brauchsstiftungen gesetzlich normiert.

    Eine weitere Reform, die unter anderem Stifterinnen und Stiftern nach Stiftungserrichtung mehr Gestaltungsfreiheit einrumen soll, wurde im Sommer 2014 von den Justiz- und Innenministern der Lnder angekndigt.

    2.3 Wer kontrolliert Stiftungen?

    In jedem Bundesland gibt es mindestens eine Aufsichtsbehrde, die Stif-tungen ihre Rechtsfhigkeit verleiht. Welche Aufsichtsbehrde zustndig ist, hngt vom Sitz der Stiftung ab. Diesen knnen Stifter grundstzlich frei whlen, es ist lediglich die Angabe eines sachlichen Grundes erforderlich.Bei der Errichtung einer Stiftung prft die Behrde, ob die Satzung dem Stiftungsrecht des Bundes und des Landes entspricht. Jhrlich wird darber hinaus kontrolliert, ob die Arbeit der Stiftung mit ihrer Satzung und dem dort genannten Zweck harmonisiert. Somit sind die Aufsichtsbehr-den bei rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts Wchter darber, dass der im Stiftungszweck festgehaltene Wille des Stifters dauerhaft erfllt wird. ber die Wchterfunktion hinaus untersttzen Aufsichtsbehr-

    Gesetzesreformen frdern stifterisches Engagement.

  • 20 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    den Stiftungswillige und Stifter in vielerlei Fragen bereits im Grndungs-prozess, zu Mglichkeiten der Satzungsnderungen, bei Finanzproblemen. Laut einer Erhebung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen aus dem Jahr 2013 kontaktiert fast die Hlfte der befragten Stiftungen die zustndi-ge Aufsichtsbehrde zwei Mal im Jahr oder fter. 88 Prozent der befragten

    Stiftungen waren mit der Arbeit ihrer Aufsichtsbehrde zufrieden oder sehr zufrieden.

    Verfolgt eine Stiftung ausschlielich und unmittel-bar gemeinntzige bzw. auch mildttige oder kirchliche Zwecke, kann sie in den Genuss verschiedener Steuer-begnstigungen kommen. Dafr ist es notwendig, dass sie die gemeinntzigkeitsrechtlichen Voraussetzungen

    des Abgabenordnung (AO) erfllt. Um nach der Anerkennung der Stiftung den begehrten Status der Gemeinntzigkeit zu erhalten, muss eine Stiftung einen sogenannten Feststellungsbescheid gem. 60a AO beim zustndi-gen Finanzamt beantragen. Darin besttigt die Finanzbehrde, dass die Satzung den Anforderungen des Gemeinntzigkeitsrechts gengt und be-fhigt die Organisation, Zuwendungsbesttigungen ausstellen zu drfen. Da das Finanzamt erst nach einiger Zeit rckwirkend feststellen kann, ob auch die tatschliche Geschftsfhrung den gemeinntzigkeitsrechtlichen Vorgaben entspricht, muss die Stiftung innerhalb der ersten drei Jahre ei-nen Freistellungsbescheid beantragen, der die steuerliche Freistellung fr die vergangenen drei Jahre feststellt. Bei entsprechender Beantragung und Vorliegen der gemeinntzigkeitsrechtlichen Voraussetzungen erhlt die Stiftung einen aktuellen Freistellungsbescheid dann regelmig im 3-Jah-res-Turnus.

    2.4 Die Grundstze guter Stiftungspraxis: Wie sieht effektives und uneigenntziges Stiftungshandeln aus?

    Um einen Orientierungsrahmen fr effektives und uneigenntziges Stif-tungshandeln zu bieten, dem hohen Stellenwert von Stiftungen in der Gesellschaft gerecht zu werden und somit das Stiftungswesen weiter zu strken, haben die Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen am 11. Mai 2006 die Grundstze guter Stiftungspraxis verabschiedet. Sie werden seither von immer mehr Stiftungen angewendet. In der jngsten Erhebung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen gaben 1.225 Stiftun-gen an, dass sie die Grundstze guter Stiftungspraxis anwenden. Zustz-lich haben 261 Stiftungen die Grundstze fr ihre spezifische Stiftungsar-beit modifiziert.

    Anders als im angelschsischen Raum sind Stiftungen in Deutschland nicht zur Verffentlichung ihrer Daten verpflichtet ihre Berichtspflicht besteht je nach Rechtsform gegenber den Aufsichts- und/oder den

    Aufsichtsbehrden sind mehr als Hter des Stifterwillens. 88 Prozent der Stiftungen sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 21

    Finanzbehrden. Einen umso hheren Stellenwert nimmt das Transparenz-gebot in den Grundstzen guter Stiftungspraxis ein. Es fordert von Stiftun-gen ein, bei der Verwirklichung ihrer Stiftungszwecke fr angemessene Transparenz zu sorgen. Hier heit es: Sie [die Stiftungen] anerkennen Transparenz als Ausdruck der Verantwortung von Stiftungen gegenber der Gesellschaft und als ein Mittel zur Vertrauensbildung. Sie stellen daher der ffentlichkeit in geeigneter Weise die wesentlichen inhaltlichen und wirtschaftlichen Informationen ber die Stiftung (insbesondere ber den Stiftungszweck, die Zweckerreichung im jeweils abgelaufenen Jahr, die Frderkriterien und die Organmitglieder) zur Verfgung. Sie verffentlichen ihre Bewilligungsbedin-gungen und setzen, soweit geboten, unabhngige Gutachter oder Juroren ein. Gesetzliche Auskunftspflichten werden rasch und vollstndig erfllt.

    Darber hinaus behandeln die Grundstze die Vermeidung von Interes-senkonflikten zwischen dem am Gemeinwohl ausgerichteten Stiftungsauf-trag und privaten Interessen der handelnden Personen und geben Hinwei-se fr eine wirkungsvolle Organisation der Stiftungsverwaltung. Andere Grundstze widmen sich der Wirtschaftlichkeit und Effizienz des Stiftungs-handelns.

    In den Jahren nach Verabschiedung der Grundstze sind diese ausdiffe-renziert und vertieft worden. So entstanden auch Grundstze fr bestimm-te Stiftungstypen.

    Die vollstndigen Grundstze guter Stiftungspraxis sind im Serviceteil dieses Buches abgedruckt. Zudem ist im Sommer 2014 ein Erluterungs-band mit Hinweisen und Anwendungsbeispielen aus dem Stiftungsalltag erschienen.

    3 Geschichte des Stiftungswesens

    3.1 Welches sind die ltesten Stiftungen?

    Stiftungen haben in Deutschland eine rund tausendjhrige Tradition. Sie gehren damit zu den ltesten Formen des Engagements fr das Gemein-wohl. Im Mittelalter grndeten vor allem hochrangige Politiker, kirchli-che Wrdentrger und begterte Privatpersonen Stiftungen, um im Sinne christlicher Nchstenliebe und mit nachhaltigem Effekt mildttig zu wirken. Diesem Einsatz sind viele, nicht selten bis in die Gegenwart bestehende, Spitler und Waisenhuser zu verdanken.

    Bei der Frage nach der ltesten Stiftung in Deutschland ist folgender Aspekt zu beachten: Oft ist die genaue Datierung des Grndungsjahres

    Transparenz ist fr gute Stiftungspraxis zentral.

  • 22 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    einer Stiftung schwierig, weil in vielen Fllen weder Urkunden noch andere Dokumente berliefert sind, die das Grndungsjahr zweifelsfrei belegen knnten; zudem entspricht die Stiftung der damaligen Zeit freilich nicht den juristischen Konstruktionen von heute.

    Die Grndungsjahre von drei bis heute bestehenden Stiftungen knnen als gesichert gelten, da sie urkundlich belegt sind:

    Die Johannishofstiftung in Hildesheim geht auf das Jahr 1161 zurck. Damals errichtete Rainald von Dassel, Erzbischof von Kln, dieses Hospital zur Frsorge und mildttigen Untersttzung bedrftiger Hildesheimer. Heu-

    te ist die Johannishofstiftung eine nicht rechtsfhige Stiftung in ffentlicher Trgerschaft, die sich nach wie vor sozial benachteiligter Brger annimmt.

    Das St. Johannis-Jungfrauenkloster in Lbeck besteht nachweislich seit 1177. Heute eine Stiftung des ffentlichen Rechts, leben in den Rumen des Klosters gem der Stiftungssatzung alleinstehende, ltere Frauen ohne gengendes Einkommen.

    1184 wurde das Magdalenenhospital in Mnster gestiftet. Es bot zu-nchst Unterkunft fr Bedrftige, spter wurden arme katholische Witwen und Witwer untersttzt. Heute ist diese Einrichtung eine rechtsfhige Stif-tung des brgerlichen Rechts, deren Zweck vor allem durch Bau und Unter-halt von Wohnmglichkeiten und Betreuungseinrichtungen, sowie durch andere Hilfsangebote fr betagte Menschen, verwirklicht wird.

    Zu den ltesten heute noch existierenden Stiftungen gehren darber hinaus der Hospitalfonds Sankt Benedikti in Lneburg, die St. Elisabeth-Hospital-Stiftung in Ellingen sowie die St. Dominikus- und Blatternhaus-Stiftung in Kaufbeuren. In diesen Fllen lsst sich die Entstehungszeit auf-grund der historischen berlieferung nicht exakt benennen.

    Insgesamt sind dem Bundesverband Deutscher Stiftungen 5 bis heute aktive Stiftungen bekannt, die nach eigenen Angaben bis zum 12. Jahr-hundert gegrndet wurden. Aus dem 13. Jahrhundert stammen 23, aus dem 14. Jahrhundert 35 Stiftungen.

    3.2 Wie entwickelte sich das Stiftungswesen im 19. und 20. Jahrhundert?

    Im 19. Jahrhundert erlebte das Stiftungswesen eine Bltezeit. Eine Scht-zung besagt, dass es um 1900 mehr als 100.000 Stiftungen auf deutschem Boden gab. Bei einem Groteil dieser Stiftungen handelte es sich um Treu-handstiftungen, die die lteste Stiftungsform darstellen.

    Im 20. Jahrhundert sank die Zahl der Stiftungen zunchst drastisch. Whrend der Weltkriege, der Inflation, der NS-Diktatur und in der DDR ver-loren Stiftungsvermgen an Wert oder wurden aufgebraucht. Stiftungen

    Der Bundesverband kennt 5 bis heute aktive Stiftungen, die vor dem 12. Jahrhundert gegrndet wurden.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 23

    wurden zusammengelegt, aufgelst, verstaatlicht. In der Bundesrepublik kann man seit den 1980er-Jahren von einer Re-

    naissance des Stiftens, als nachhaltige Form brgerschaftlichen Engage-ments, sprechen. Dies manifestiert sich in den Grndungszahlen.

    1980 gab es von den heute noch existierenden Stiftungen, deren Grn-dungsjahr dem Bundesverband bekannt ist, bereits 3.429 rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts, 1990 schon 4.824, und im Jahr 2000 waren es 8.531.

    Entsprechend steil stieg die Zahl der Neugrndungen auch in den 90er-Jahren: Wurden 1990 insgesamt 181 Stiftungen ins Leben gerufen, waren es fnf Jahre spter 385. Im Jahr 2000 lag die Zahl der Neugrndungen bei 681.

    3.3 Welche Entwicklung nahm das Stiftungswesen nach der Jahrtausendwende?

    Heute gibt es mehr als doppelt so viele Stiftungen wie Ende des vergange-nen Jahrhunderts. Im Durchschnitt wurden zwischen 2001 und 2013 jhrlich 847 rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts gegrndet. Im Jahr 2013 lag die Zahl der Neugrndungen bei 638.Grer war die Zahl der Errichtungen in den Jahren 2007 bis 2009, als das Gesetz zur weiteren Strkung des brgerschaftlichen Engagements das Wachstum beflgelte: 2007 wurden 1.134 rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts gegrndet, im Folgejahr waren es 1.020 Stiftungen, 2009 noch 914 Stiftungen. Man kann aktuell von einer Konso-lidierungsphase sprechen, wie sie bereits in den Jahren 2002 und 2003 zu beobachten war. Nach den Gesetzes-nderungen 2000 und 2002 war die Zahl der Neuerrichtungen ebenfalls sprunghaft nach oben gegangen.

    Auch mit dem vom Bundesverband Deutscher Stiftungen forcierten Trend, bei kleineren Summen auf Alternativen wie Treuhandstiftungen oder Zustiftungen auszuweichen, lsst sich das leicht gebremste Wachs-tum begrnden. Eine Rolle spielt sicher auch die anhaltende Niedrigzins-phase, die zur Entwertung des Kapitals und geringeren Ertrgen und damit wohl auch zu mehr Zurckhaltung bei potenziellen Stifterinnen und Stiftern fhrt.

    Mehr als die Hlfte aller Stiftungen wurde nach der Jahrtausendwende gegrndet.

  • 24 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    3.4 Warum gibt es im Osten Deutschlands weniger Stiftungen als in anderen Teilen des Landes?

    Auch wenn prozentual die Zahl der Stiftungen zum Beispiel in Sachsen strker wchst als im Rest des Landes: In absoluten Zahlen gibt es hier nach wie vor weit weniger Stiftungen und der Abstand vergrert sich weiter. Ende 2013 existierten in den stlichen Bundeslndern insgesamt 1.353 rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts (ohne Berlin), im Rest des Landes waren es 18.797.

    Grnde fr das Geflle zwischen Ost und West liegen in der Geschichte und der wirtschaftlichen Situation. Konnte in der Bundesrepublik das Stiftungswesen gedeihen, weil wachsender Wohlstand und wachsende

    Privatvermgen einen frderlichen Nhrboden schufen, markierte die DDR-Zeit fr das Stiftungswesen einen tiefen Einschnitt. Viele Stiftungen wurden zusammenge-legt oder aufgelst. Alle im Jahr 1953 noch bestehenden Stiftungen wurden damals mit Ausnahme einiger kirchlicher Stiftungen in Volkseigentum berfhrt. Es

    gab somit faktisch keine Stiftungen mehr in der DDR. Das Zivilgesetzbuch von 1976 untersagte das Grnden neuer Stiftungen.

    Dass auch die Zahl der Neugrndungen im Osten Deutschlands nach der Wiedervereinigung bis heute bei Weitem nicht an die Zahl der Stif-tungserrichtungen in den anderen Bundeslndern heranreicht, liegt unter anderem an der Vermgensverteilung in der Bundesrepublik: Noch heute sind die Vermgen der Menschen in den stlichen Bundeslndern zum Teil wesentlich geringer als in den westlichen. Somit steht auch weniger Geld zum Stiften zur Verfgung. Zudem lsst sich ein einmal zerstrtes stiftungs-freundliches Klima nur ber Jahrzehnte hinweg wieder aufbauen; hier liegt eine wesentliche Aufgabe fr Stiftungen aus ganz Deutschland und ihres Bundesverbandes. Auch im Westen der Republik gilt: wo es bereits viele Stiftungen gibt, ist unabhngig von der Vermgensverteilung die Wahr-scheinlichkeit hher, dass weitere errichtet werden.

    Ende 2013 gab es im Osten 1.353 Stiftungen, im Westen 18.797.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 25

    4 Die Zahlen

    4.1 Wie viele Stiftungen gibt es?

    Zum ersten Tag der Stiftungen am 1. Oktober 2013 verzeichnete das deutsche Stiftungswesen einen Rekord: Die Zahl der rechtsfhigen Stiftun-gen des brgerlichen Rechts berschritt die 20.000er-Marke. Im Jahr 2013 stieg sie von 19.551 auf 20.150. Auf 100.000 Brger kommen damit 25 rechtsfhige Stiftun-gen des brgerlichen Rechts, das sind fnf mehr als noch vor fnf Jahren.

    Aufgrund der verschiedenen Rechtsformen und der Schwierigkeiten der Erfassung ist nicht bekannt, wie viele Stiftungen aller Rechtsformen es in Deutschland insgesamt gibt. Besonders im Bereich der Treuhandstiftungen geht der Bundesverband Deutscher Stiftungen aber von einem rasanten Wachstum aus. Groben Schtzungen zufolge drfte ih-re Zahl wohl bei mindestens 20.000 liegen.

    4.2 Der Bundeslndervergleich: Wo gibt es die meisten Stiftungen wo besteht Nachholbedarf?

    Nordrhein-Westfalen liegt im Vergleich der Bundeslnder bei der Zahl der Stiftungen vorn: Im einwohnerstrksten Bundesland gibt es traditionell die meisten rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts. Ende 2013 waren es 3.902. Es folgten Bayern mit 3.652 und Baden-Wrttemberg mit 3.038 Stiftungen.

    Nordrhein-Westfalen liegt auch bei der Zahl der Neugrndungen im Bundeslndervergleich vorn. Im Bundesland wurden 2013 insgesamt 131

    Die wichtigsten Zahlen und Daten auf einen Blick (Stand Ende 2013)

    Zahl der rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts: 20.150Anteil der Stiftungen mit gemeinntzigen Zwecken: 95 ProzentZahl der Stiftungen auf 100.000 Einwohner (Stiftungsdichte): 25Geschtztes Vermgen der rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts: 100 Milliarden EuroGeschtzte Ausgaben fr satzungsmige Zwecke: 17 Milliarden EuroBundesland mit den meisten Stiftungen: Nordrhein-Westfalen (3.902)Bundesland mit den meisten Stiftungen pro 100.000 Einwohner: Hamburg (75)Grostadt mit den meisten Stiftungen pro 100.000 Einwohner: Wrzburg (90)

    Auf 100.000 Brger kommen 25 Stiftungen.

  • 26 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts ins Leben gerufen. An zweiter Stelle folgte 2013 Baden-Wrttemberg: Hier wurden 108 rechtsfhi-

    ge Stiftungen des brgerlichen Rechts gegrndet. Schlusslicht war Mecklenburg-Vorpommern mit nur einer neuen Stiftung.

    Bezieht man die Zahl der Stiftungen auf die Zahl der Einwohner, liegen die Stadtstaaten im Vergleich weit vorn: In Hamburg kommen auf 100.000 Einwohner 75 Stif-tungen. Damit ist die Hansestadt mit ihren mehr als 1.300

    Stiftungen nicht nur stiftungsreichste Stadt Deutschlands, sondern fhrt auch das Ranking der Bundeslnder nach Stiftungsdichte an. Auf Platz 2 liegt das Land Bremen. Hier kommen 50 Stiftungen auf 100.000 Einwohner. Bei den Flchenlndern fhrt Hessen mit 30 Stiftungen pro 100.000 Ein-wohner. Es folgen Bayern und Baden-Wrttemberg mit einer Stiftungsdich-te von jeweils 29 und Niedersachsen mit 27 Stiftungen auf 100.000 Ein-

    wohner. Auch Schleswig-Holstein liegt mit 26 Stiftungen pro 100.000 Einwohner ber dem Bundesdurchschnitt von 25.

    Die stlichen Bundeslnder stehen am Schluss der meisten Bundeslndervergleiche. Gemeinsam kommen Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf 1.353 Stiftungen. Die we-

    nigsten Stiftungen bezogen auf die Einwohnerzahl hat Brandenburg mit acht Stiftungen auf 100.000 Einwohner. Gute Nachrichten gibt es hingegen zur Wachstumsdynamik vor allem in Sachsen. So hatte der Freistaat 2013 mit 6,2 Prozent das hchste Nettowachstum an Stiftungen unter allen Bun-deslndern doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt (3,1 Prozent).

    Bei der absoluten Zahl der Stiftungen und den Neugrndungen ist Nordrhein-Westfalen Spitzenreiter.

    Hchstes Wachstum des Stiftungs sektors verzeichnet 2013 Sachsen mit 6,2 Prozent.

    bis 6bis 9bis 12bis 15bis 18bis 21bis 24mehr als 24

    Wissenschaft und Forschung(in Prozent)

    bis 6bis 9bis 12bis 15bis 18bis 21bis 24mehr als 24

    Bildung und Erziehung(in Prozent)

    bis 6bis 9bis 12bis 15bis 18bis 21bis 24mehr als 24

    Kunst und Kultur(in Prozent)

    bis 2bis 3bis 4bis 5bis 6bis 7bis 8mehr als 8

    Umweltschutz(in Prozent)

    bis 6bis 9bis 12bis 15bis 18bis 21bis 24mehr als 24

    Andere gemeinntzige Zwecke(in Prozent)

    bis 24bis 27bis 30bis 33bis 36bis 39bis 42mehr als 42

    Soziale Zwecke(in Prozent)

    726158

    1.301326

    2.104 819

    187264

    466278

    1.803

    955

    3.038

    3.652

    171

    221

    3510

    56 38

    87

    2812

    51

    34

    10890

    7

    0,780,06

    2,021,53

    0,721,13

    0,330,31

    0,690,55

    0,85

    0,85

    1,02

    0,720,70

    0,75

    131 3.902

    25,99,9

    75,049,8

    27,0

    24,3

    7,611,7

    11,512,830,0

    23,9

    28,729,2

    17,2

    22,2

    keine1234567

    Stiftungsdichte 2013 Anzahl der Stiftungen pro 100.000 Einwohner

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 27

    4.3 In welchen Stdten gibt es die meisten Stiftungen?

    Die Grostadt mit der hchsten Stiftungsdichte in Deutschland ist Wrz-burg mit aktuell 90 Stiftungen pro 100.000 Einwohner. Ende 2010 waren es noch 77 Stiftungen, bereits damals fhrte die Stadt das Stdteranking nach Stiftungsdichte an. Im aktuellen Ranking (Stand: Dezember 2013) folgt Frankfurt am Main mit einer Stiftungsdichte von 76 vor Hamburg. Ol-denburg kommt auf 71 Stiftungen pro 100.000 Einwohner und damit auf Platz 4. Mainz und Mnchen teilen sich mit je 65 Stiftungen auf 100.000 Einwohner Platz 5. Stiftungsreichste Grostadt im Osten Deutschlands ist, gemessen an der Bevlkerung, Potsdam mit 32 Stiftungen pro 100.000 Einwohner. Damit nimmt Potsdam im Ranking aller Grostdte nach Stif-tungsdichte den 34. Platz ein. Die Bundeshauptstadt Berlin holt in Sachen Stiftungen auf: 38 Anerkennungen gab es hier im Jahr 2013, 14 mehr als noch im Vorjahr. Damit zhlte Berlin Ende 2013 insgesamt 819 rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts und hat eine Stiftungsdichte von 24. Das ist Platz 46 im Ranking der Grostdte. Hinten im Ranking der deutschen Grostdte liegen Herne mit fnf Stiftungen auf 100.000 Einwohner, sowie Bottrop und Hamm mit einer Stiftungsdichte von sieben.

    Die unterschiedliche Verteilung von Stiftungen in Deutschland hat ge-sellschaftliche und konomische Grnde, die weit in die Historie zurckge-hen. Eine Vielzahl von bedeutungsvollen Stiftungen gibt es in den ehema-ligen freien Reichs- und Hansestdten mit ihrer brgerschaftlichen Traditi-on und einem selbstbewussten Brgertum, in dessen Genen es liegt, sich stifterisch in die Gesellschaft einzubringen. Auer dem gesellschaftlichen Umfeld sind fr das Wachstum des Stiftungswesens vor allem die kono-mischen Mglichkeiten der potenziellen Stifterinnen und Stifter entschei-dend. Entsprechend spiegelt die Stiftungslandschaft die Entwicklung der Regionen und darin speziell der Stdte sowie die wirtschaftliche und politi-sche Bedeutung der Brgerschaft und ihr Selbstverstndnis in Vergangen-heit und Gegenwart wider.

    4.4 Wie entwickeln sich die Brgerstiftungen in Deutschland?

    Ein starkes Wachstum verzeichnen die Brgerstiftungen in Deutschland: Im Unterschied zum Heimatland, wo sie als community foundations 2014 ihr 100-jhriges Jubilum feiern, sind die deutschen Brgerstiftungen noch relativ jung. Die ersten wurden 1996 in Gtersloh bzw. 1997 in Hannover gegrndet. Heute gibt es 275 Brgerstiftungen mit Gtesiegel. Laut der Umfrage, die die Initiative Brgerstiftungen jhrlich unter diesen Brger-stiftungen durchfhrt, gibt es 25.500 Menschen, die bislang fr eine

    Wrzburg ist die Grostadt mit den meisten Stiftungen pro Einwohner.

  • 28 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    Brgerstiftung (zu-)gestiftet haben 2009 waren es noch 185 Brgerstif-tungen und 15.000 Stifterinnen und Stifter. hnlich wie bei den anderen rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts gibt es auch bei Brger-

    stiftungen deutliche regionale Unterschiede hinsichtlich der Verbreitung: Die meisten Brgerstiftungen gibt es mit 76 in Nordrhein-Westfalen, die Flchenlnder mit den wenigsten Gtesiegel-Brgerstiftungen sind Mecklen-burg-Vorpommern mit drei und das Saarland mit keiner Gtesiegel-Brgerstiftung.In den letzten Jahren ist das Gesamtkapital der Brgerstif-

    tungen stark gestiegen: Belief es sich 2009 auf 120 Millionen Euro, ist ihr Stiftungsvermgen 2014 auf rund 265 Millionen Euro gestiegen.

    Doch das Engagement der Brgerstiftungen basiert nicht nur auf den Vermgensertrgen. Vielmehr stiften Brgerstifter auch Zeit und Ideen. Mehr als 600.000 Stunden wendeten brgerschaftlich Engagierte 2013 auf, um ihre Stiftung und deren Projekte zu untersttzen.

    4.5 Wie sieht das Stiftungswesen in Europa aus?

    Europaweit gibt es, laut Schtzungen des European Foundation Centre (EFC), etwa 110.000 Stiftungen. Dabei sind die Stiftungen und ihre Rechts-formen allerdings von Land zu Land sehr verschieden. Auch Gre und Be-deutung des Stiftungssektors unterscheiden sich stark: So zhlen Slowa-kei und Tschechien etwa 400 gemeinntzige Stiftungen, Ungarn dagegen 17.000. In Spanien und der Schweiz sind es jeweils fast 13.000 gemeinnt-zige Stiftungen, in Frankreich etwa 2.300.

    Ebenso wie in Deutschland wchst auch in anderen Lndern Europas der Stiftungssektor rasant: So schtzt das EFC, dass 40 Prozent der heutigen Stiftungen in den vergangenen 15 Jahren gegrndet wurden. Wie in Deutschland hat sich auch die Zahl der Stiftungen in Frankreich im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt, in der Slowakei mehr als verdreifacht.

    Geschtzt wird, dass die gemeinntzigen europischen Stiftungen ber ein Vermgen von insgesamt mindestens 350 Milliarden Euro verfgen und

    jhrlich etwa 83 Milliarden Euro ausgeben. Davon flie-en etwa 30 Prozent in den Bereich Bildung und Wissen-schaft, 25 Prozent in den sozialen Bereich, 17 Prozent in den Gesundheitsbereich der Rest in andere Bereiche wie etwa Kultur oder Umweltschutz.

    Mit mehr als 600.000 Stunden bringen sich Engagierte 2013 in ihre Brgerstiftungen ein.

    Geschtzte 83 Milliarden Euro geben europische Stiftungen jhrlich aus.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 29

    5 Die Stifterinnen und Stifter

    5.1 Wer ruft Stiftungen ins Leben?

    Etwa zwei Drittel der Stiftungen in Deutschland wurden von Privatpersonen ins Leben gerufen. Auch Institutionen, Unternehmen und der Staat gehren zu den Stiftern. Besonders Vereine nutzen immer hufiger das Instrument der Stiftung, um eine nachhaltige Basis zur Verwirklichung der Vereinszie-le zu schaffen und das Vermgen des Vereins langfristig diesen Zielen zu widmen.

    Stifter knnen natrliche Personen, juristische Personen des privaten Rechts oder juristische Personen des ffentlichen Rechts sein. Zu Letzte-ren zhlen z.B. Staat und Kirche, aber auch die sich meist in kommunaler Trgerschaft befindlichen Sparkassen. Zum Jahresende 2013 gab es nach Angaben des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) 739 ge-meinntzige Stiftungen von Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe mit einem Gesamtkapital von 2,29 Milliarden Euro. Im Jahr 2013 haben die Stiftungen der Sparkassen-Finanzgruppe 73,4 Millionen Euro fr berwie-gend regionale und lokale gemeinntzige Initiativen ausgeschttet.

    Zu den juristischen Personen des privaten Rechts gehren beispiels-weise Gesellschaften mit beschrnkter Haftung, Aktiengesellschaften oder Vereine.

    Bei ber 65 Prozent aller Stiftungen sind die Stifter ausschlielich na-trliche Personen, bei 16 Prozent juristische Personen des privaten Rechts, bei 11 Prozent juristische Personen des ffentlichen Rechts. 8 Prozent der Stiftungen sind von Stiftern verschiedener Rechtsformen errichtet worden beispielsweise eine gemeinsame Stiftung von Staat und einem Unterneh-men.

    Bis Ende der 80er-Jahre waren bei der Errichtung der meisten Stiftungen ausschlielich Mnner beteiligt. In der ersten Dekade des neuen Jahrtau-sends hingegen ist der Anteil der allein von Mnnern gegrndeten Stiftun-

    Aktuelle Zahlen zum Stiftungswesen verffentlicht der Bundesverband Deutscher Stiftungen jhrlich in seiner Jahrespressekonferenz zu Jahresbe-ginn, zur Jahresversammlung, dem Deutschen StiftungsTag, und zum euro-paweiten Tag der Stiftungen am 1. Oktober. Sie sind im Internet unter www.stiftungen.org/presse und www.stiftungen.org/statistik abrufbar. ber den Presseverteiler werden Sie ber die aktuellen Zahlen auf dem Laufenden gehalten.

  • 30 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    gen auf unter 40 Prozent gesunken. Nahezu verdoppelt hat sich der Anteil der Stiftungen, an deren Grndung Frauen und Mnner beteiligt sind: von 17,5 Prozent in den Jahren 1951 bis 1960 auf 33,5 Prozent seit 2011. Etwa ein Fnftel aller Stiftungen wird derzeit allein von Frauen

    gegrndet. Damit waren in den letzten Jahren an fast 54 Prozent aller Stif-tungsgrndungen Frauen beteiligt.

    Blickt man auf das Alter der deutschen Stifter, so stellt man fest: Die grte Gruppe der Stifter stiftet zwischen dem 60. und 69. Lebensjahr. Keine Kinder zu haben, erhht offenbar die Motivation zum Stiften: So stellte die StifterStudie Stiften in Deutschland der Bertelsmann Stiftung 2005 fest: 42 Prozent aller befragten Stifterinnen und Stifter sind ohne Nachwuchs.

    Ein weiteres Ergebnis der StifterStudie: Fast drei Vier-tel (72 Prozent) der befragten Stifter engagieren sich stark bis sehr stark fr ihre Stiftung. Entsprechend nimmt die Zahl der Stiftungen, die erst mit dem Testament gegrn-det werden, immer weiter ab. Wurde noch zwischen 1951 und 1955 die Hlfte der Stiftun-

    gen erst nach dem Tod des Stifters gegrndet, sind von den seit 1990 ins Le-ben gerufenen Stiftungen gerade einmal 12 Prozent Nachlassstiftungen.

    88 Prozent der Stiftungen werden zu Lebzeiten des Stifters gegrndet.

    Der Staat als Stifter und Stiftungsverwalter566 rechtsfhige Stiftungen des ffentlichen Rechts sind dem Bundesver-band Deutscher Stiftungen bekannt. ffentlich dotierte Stiftungen knnen auch als rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts gegrndet wer-den. Zudem kooperiert der Staat zum Teil mit Privatakteuren bei Stiftungs-errichtungen und es gibt zahlreiche Mischformen bei der rechtlichen Aus-stattung, sodass sich zwischen privat und staatlich gegrndeten Stiftungen nicht immer eindeutig unterscheiden lsst. Die ltesten staatlichen Stiftun-gen haben eine jahrhundertelange Tradition und gehen oft auf Stiftungen der Kirche oder weltlicher Frsten im Mittelalter zurck. Ein Groteil der staatlich gegrndeten Stiftungen ist aber auch in jngerer Zeit entstanden.Kommunale Stiftungen sind Stiftungen, deren Zweck zum Aufgabengebiet einer kommunalen Gebietskrperschaft gehren und die von dieser verwal-tet werden. Das Kapital stammt meist von Privatpersonen. Kommunale Stif-tungen knnen verschiedene Rechtsformen haben. 2013 ergab die Studie Kommunale Stiftungen in Deutschland des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen: 1.257 kommunale rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts gibt es in Deutschland. Darber hinaus waren dem Bundesverband Deutscher Stiftungen 781 Treuhandstiftungen in kommunaler Verwaltung und 237 kommunale rechtsfhige Stiftungen ffentlichen Rechts bekannt.

    An 54 Prozent der Stiftungsgrndungen sind Frauen beteiligt.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 31

    5.2 Warum wird gestiftet?

    Die Motivation fr stifterisches Engagement ist vielfltig. Mittelstndische Unternehmer zum Beispiel fhlen sich oft fr ihr gesellschaftliches Umfeld in besonderer Weise mitverantwortlich, sehen in guten Standortfaktoren eine der Voraussetzungen ihres Erfolges und wollen der Gesellschaft mit der Stiftung etwas zurckgeben.

    Es gibt viele weitere Grnde, warum Menschen Stiftungen grnden: Ge-m StifterStudie sind die Anlsse fr die Stiftungsgrndung, der Wunsch, den persnlichen Nachlass zu regeln, das Fehlen von Erben, ein pltzlicher Vermgenszuwachs oder ein Schicksalsschlag. Bei alledem geht es Stiftern darum, etwas zu bewegen. Zweitwichtigste Motivation ist das Verantwor-tungsbewusstsein gegenber den Mitmenschen. An dritter Stelle steht der Wille, ein konkretes Problem zu bekmpfen.

    Stifterpreistrger ber ihre Motivation fr stifterisches Engagement Mein unternehmerisches Engagement hat mich unabhngig gemacht. Un-abhngigkeit bedeutet fr mich, dass ich meiner inneren berzeugung fol-gen und meiner sozialen Verpflichtung nachgehen kann. Dietmar Hopp, Stifterpreistrger 2014

    Wenn man das Glck zum Erfolg hatte, finde ich es richtig und eigentlich fast selbstverstndlich, davon etwas der Gesellschaft zurckzugeben. Udo van Meeteren, Stifterpreistrger 2013

    Dem Naturschutz fehlt es leider bisher an einer wirklich breiten gesell-schaftlichen Akzeptanz und Untersttzung und damit vor allem auch an Geld. [] Ich setze dagegen, dass die Vermeidung des Elends der Natur und der Tierwelt [] mindestens genauso wichtig sein mssen und damit einer neuen gesellschaftlichen Bewertung und Prioritt bedrfen. Haymo G. Rethwisch, Grnder der Deutschen Wildtierstiftung, Stifterpreistrger 2011, verstorben im Jahr 2014

    Meine Frau und ich hoffen, dass wir mit diesen beiden Stiftungen, spe-ziell in der Region Frankfurt am Main, noch viel Gutes tun knnen und wir, so wie die anderen [] Stiftungen, der Gesellschaft doch beweisen knnen, dass es viele Inhaber von Firmen und Manager gibt, die auch das Gemein-wohl im Auge haben. Carlo Giersch, Stifterpreistrger 2009 gemeinsam mit seiner Frau Karin

  • 32 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    6 Die Finanzen

    6.1 Wie reich sind Stiftungen in Deutschland?

    Wie hoch das Vermgen der Stiftungen in Deutschland insgesamt ist, kann nur geschtzt werden. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass das Vermgen der Stiftungen aller Rechtsformen deutlich mehr als 100 Milliar-

    den Euro betrgt. In den Erhebungen des Bundesverbandes Deutscher

    Stiftungen machten seit 2005 6.752 Stiftungen aller Rechtsformen Angaben zu ihrem Vermgen. Summiert man das dem Bundesverband im Wege dieser Erhebun-gen bekannt gegebene Vermgen, wobei immer die ak-tuellste Angabe verwandt wurde, ergibt das ein Stiftungs-

    kapital fr diese Stiftungen von 51,7 Milliarden Euro. Das geschtzte Vermgen aller rechtsfhigen Stiftungen des brgerli-

    chen Rechts ergibt sich aus Hochrechnungen, zu denen neben den Infor-mationen aus der Datenbank des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen auch Angaben der Aufsichtsbehrden hinzugezogen wurden. Nimmt man den Mittelwert dieser Schtzungen, kann man sagen: Das geschtzte Kapi-tal aller rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts betrgt rund 100 Milliarden Euro. Hinzu kommen die nicht unerheblichen Vermgen sons-tiger Stiftungen.

    Im Durchschnitt betrgt das Vermgen einer Stiftung nach diesen Schtzungen 5,3 Millionen Euro, was jedoch nichts ber die wahre Vertei-lung aussagt. Dabei sei an den Vergleich erinnert: Bill Gates kommt in einen Raum mit 20 Personen und alle Anwesenden werden zu durch-

    schnittlichen Milliardren.Reihte man alle Stiftungen dem Vermgen nach auf,

    so stnde in ihrer Mitte eine Stiftung mit 330.000 Euro Kapital (Median). Und bezieht man die 15 grten Stif-tungen des brgerlichen Rechts mit ihrem Vermgen von 11,2 Milliarden Euro nicht in die Durchschnittsberechnung

    ein, sinkt das Durchschnittsvermgen auf 3 Millionen Euro.Die Vermgen der Stiftungen in Deutschland sind sehr konzentriert:

    Eine kleine Zahl von Stiftungen verfgt ber den Groteil des Vermgens: Gut 5 Prozent der Stiftungen besitzen mehr als 10 Millionen Euro Verm-gen. Fast drei Viertel der Stiftungen (72,4 Prozent) haben ein Vermgen von unter 1 Million Euro, mehr als ein Viertel (26,4 Prozent) ein Vermgen von unter 100.000 Euro.

    Wie hoch das Kapital sein muss, um als Stiftung anerkannt zu werden, ist je nach Aufsichtsbehrde verschieden, hngt aber auch vom Zweck ab, der mit der Stiftung verwirklicht werden soll. Unter 50.000 Euro werden rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts in der Regel nicht aner-

    Das geschtzte Vermgen aller Stiftungen in Deutschland liegt bei weit mehr als 100 Milliarden Euro.

    Die Hlfte der Stiftungen hat ein Vermgen von unter 330.000 Euro.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 33

    kannt fr eine nachhaltige Zweckerfllung der Stiftung ist aber auch eine solche Summe oft zu wenig.

    Gleichwohl gibt es einige vermgenslose Stiftungen ffentlichen Rechts, die aber die Ausnahme und im Grun-de genommen nicht im Sinne der Stiftungsidee sind. Viel-mehr ist gerade das Vermgen ein konstitutives und cha-rakteristisches Merkmal einer Stiftung. In den Grundstzen guter Stiftungs-praxis heit es: Stiftungen haben ein Vermgen, das ihnen grundstzlich auf Dauer und ungeschmlert zur Verfgung stehen soll.

    Entsprechend der vielfltigen Funktionen, die eine Brgerstiftung aus-fllt, z.B. als Plattform fr brgerschaftliches Engagement und Vermgens-verwalter vor Ort, erfreut sich diese Stiftungsform groer Beliebtheit. Dies zeigt sich u.a. am Kapitalzuwachs: 2014 verfgen die 275 Brgerstiftungen mit Gtesiegel ber ein Gesamtvermgen von 265 Millionen Euro 2009 kamen sie noch auf ein Gesamtvermgen von 120 Millionen Euro.

    Heute hat damit eine Brgerstiftung im Schnitt ein Kapital von 964.000 Euro. Mehr ber die Verteilung des Vermgens sagt jedoch der Median1 aus: Die Hlfte der Gtesiegel-Brgerstiftungen verfgt ber ein Kapital von mehr als 354.500 Euro.

    6.2 Welche Einnahmen haben Stiftungen?

    Ihrem Wesensmerkmal entsprechend sind die Haupteinnahmequelle von Stiftungen ihre Vermgensertrge (49 Prozent). Hinzu kommen Einnahmen aus Zweckbetrieben, wirtschaftlichen Geschftsbetrieben, Zuwendungen der ffentlichen Hand und Spenden. Oft erzielen Stiftungen, die Trger von Einrichtungen wie Kindergrten, Krankenhusern oder Seniorenheimen sind, ihre Einnahmen zum Groteil aus Leistungsentgelten weniger aus den Vermgensertrgen.

    Dem Bundesverband Deutscher Stiftungen liegen Angaben zu Einnah-men von 2.922 Stiftungen vor. Ihre Einnahmen verteilen sich wie folgt:

    Art der Einnahmen in Euro Anteil in Prozent

    Vermgensverwaltung 1.880.542.796 49

    Spenden 395.633.213 10

    Zweckbetrieb 605.368.672 16

    Wirtschaftlicher Geschftsbetrieb 198.227.322 5

    ffentliche Frderung 486.729.981 13

    Rcklagen 20.727.936 1

    Sonstige 214.998.185 6

    Gesamt 3.802.228.106 100

    Einnahmenverteilung rechtsfhiger Stiftungen des brgerlichen Rechts [n= 2.922]

    5 Prozent aller Stiftungen haben ein Vermgen von mehr als 10 Millionen Euro.

  • 34 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    6.3 Wie viel Geld geben Stiftungen fr gemeinntzige Zwecke aus?

    Die Gesamteinnahmen der Stiftungen geben einen Anhaltspunkt, wie viel Geld ihnen fr die Erfllung ihres Stiftungszweckes zur Verfgung steht. Um angesichts der Inflation den Wert des Vermgens auch real zu erhalten, knnen sie jedoch zunchst bis zu ein Drittel ihrer Vermgensertrge sowie 10 Prozent der sonstigen zeitnah zu verwendenden Mittel einer freien Rck-lage zufhren. Auerdem muss die Verwaltung finanziert werden. Der Rest steht fr die Zweckerfllung zur Verfgung.

    Die rund 20.500 rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts geben, grob geschtzt, rund 17 Milliarden Euro zur Verwirklichung ihrer Stiftungszwe-cke aus. Basis dieser Schtzung sind Angaben von rund 3.000 rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts in der Datenbank Deutscher Stiftungen.

    Die Ausgabenhhe variiert stark. Im Durchschnitt geben die Stiftungen 800.000 Euro aus, der Median liegt bei 20.000 Euro.

    In der Gruppe der rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts finden sich ebenfalls einige Trgerstiftungen, beispielsweise von Kranken-husern und Pflegeeinrichtungen oder auch Museen und wissenschaftli-chen Einrichtungen, bei denen Leistungsentgelte oder Haushaltszuschsse als durchlaufende Ausgabenposten enthalten sind.

    Weitere Trgerstiftungen und einige der groen Stif-tungsuniversitten existieren als Stiftungen ffentlichen Rechts. Fr die nicht bekannte Anzahl der Stiftungen aller Rechtsformen sind daher mehrere Milliarden Euro in der Schtzung der Ausgaben fr die Verwirklichung der Stif-tungszwecke hinzuzurechnen.

    6.4 Welches sind die grten Stiftungen in Deutschland?

    Die Frage nach den grten Stiftungen in Deutschland lsst sich nicht leicht beantworten. Zunchst kann unterschieden werden, ob die Bewertung nach Vermgen oder nach Ausgaben vorgenommen werden soll. Doch auch innerhalb dieser beiden Kategorien ist Vergleichbarkeit schwierig: Denn die grten deutschen Stiftungen sind sehr unterschiedlich sowohl was ihre Rechtsformen, Zwecke und Stifter als auch was ihre Bilanzierungsprinzi-pien und Bewertungsmastbe fr die Finanzdaten angeht. So finden sich in den Listen der grten Stiftungen rechtsfhige Stiftungen des brger-lichen Rechts wie die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Stif-tungs-GmbH, wie die Stiftungen der SAP-Grnder Dietmar Hopp und Klaus Tschira, und auch mit Mitteln der ffentlichen Hand dotierte Stiftungen pri-vaten Rechts wie etwa die VolkswagenStiftung und die Deutsche Bundes-stiftung Umwelt. Auch die unterschiedlichen Vermgensarten, wie Akti-en, Unternehmensanteile, Wertpapiere, Kunstwerke und anderes, machen

    17 Milliarden Euro geben rechtsfhige Stiftungen des brgerlichen Rechts jhrlich fr ihre Zwecke aus.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 35

    Vergleiche unmglich. Zudem verffentlichen nicht alle Stiftungen Anga-ben zu ihrem Vermgen oder ermitteln alle relevanten Kennwerte. So sind beispielsweise Buch- und Verkehrswerte nicht vergleichbar, zum Teil liegt aber nur eine der beiden Angaben vor. Und selbst wenn man sich auf eine Kennzahl, beispielsweise den Verkehrswert, konzentrierte, sind Vergleiche schwierig, da dieser zum Teil sehr unterschiedlich berechnet wird. Es ist daher nicht mglich, die grte deutsche Stiftung zu benennen vielmehr muss von den grten deutschen Stiftungen gesprochen werden.

    7 Die Rolle von Stiftungen in der Gesellschaft

    7.1 Welche gesellschaftlichen Aufgaben haben Stiftungen?

    Als Wohltter im sozialen Bereich, als Triebkraft gesellschaftlicher Vern-derung, als Frderer von Innovationen: Stiftungen sind ein unverzichtba-res Element einer freiheitlichen und solidarischen Brgergesellschaft. Ihre Unabhngigkeit und ihre Nachhaltigkeit ermglichen dabei ein Handeln, dessen Wirkung sich nicht allein an kurzfristigen Erfolgen messen lassen muss. Stiftungen knnen langfristige Vernderungen anstoen, sie knnen Neues wagen und dabei auch Risiken aufnehmen, die die ffentliche Hand nicht eingehen kann und private Unternehmen nicht eingehen wollen.

    Ausfallbrgen fr Krzungen ffentlicher Haushalte knnen und wol-len Stiftungen nicht sein. Wenn in Zeiten knapper werdender ffentlicher Kassen die Mittel fr bestimmte gesellschaftliche Bereiche zurckgefah-ren werden etwa fr Kultur oder Bildung , geraten private Frderer, auch Stiftungen, immer strker unter Druck, hier einzuspringen. Doch Stiftungen wollen ihrem Selbstverstndnis nach komplementr nicht kompensato-risch wirken.

    Im Bereich Wissenschaft beispielsweise frdern sie innovative For-schungsprojekte und setzen neue Impulse. Die Basisfinanzierung der wis-senschaftlichen Einrichtungen bleibt, so die Position des Bundesverban-des Deutscher Stiftungen, ffentliche Aufgabe.

    Die Kunst- und Kulturstiftungen in Deutschland verabschiedeten zu Beginn des Jahres 2014 die Schweriner Erklrung. Auch hier stellten sie klar, dass sie nicht als Ausfallbrgen fr Krzungen der ffentlichen Kulturhaushalte bereitstehen. Ob Kultur, Bildung oder Wissenschaft: Stiftungen verstehen sich als Teil der engagierten Zivilgesellschaft, die wiederum auch nicht alleiniger Akteur fr gesellschaftliche Vernderung, Zusammenhalt und Zukunftsfhigkeit sein kann. Sie verstehen sich vielmehr als Plattformen brgerschaftli-chen Engagements, als aktive Mittler zwischen Interessen

    Stiftungen sind ein wichtiger Teil nachhaltigen und zivilgesellschaftlichen Engagements. Ausfallbrgen fr Leistungen des Staates sind sie nicht.

  • 36 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    und Positionen sowie als kompetente und lsungsorientierte Ansprech- und Kooperationspartner innerhalb unserer pluralistischen Gesellschaft. Denn nur im Miteinander aller gesellschaftlichen Akteure knnen die Herausforderungen unserer Zeit gemeistert werden.

    7.2 Wie engagieren sich Stiftungen?

    In der Art der Zweckverwirklichung kann zwischen operativ und frdernd ttigen Stiftungen unterschieden werden. Erstere erfllen ihren Stiftungs-zweck, indem sie selbst Projekte verwirklichen. Letztere untersttzen andere Institutionen, Initiativen und Personen bzw. deren Projekte , die

    sich in ihrem Bereich engagieren, und verwirklichen so ihren Satzungszweck. Aktuell sind rund 18 Prozent der Stiftungen ausschlielich operativ, rund 61 Prozent nur frdernd ttig. Gut 20 Prozent arbeiteten sowohl frdernd als auch operativ.

    Die Zwecke einer Stiftung sind in ihrer Satzung fest-gelegt. Der Stiftungszweck ist ein konstitutives Merkmal einer Stiftung. M-gen die Zwecke und Schwerpunkte der mehr als 20.000 rechtsfhigen Stif-tungen des brgerlichen Rechts auch noch so vielfltig sein, gemeinsam ist den meisten von ihnen, dass sie einen Bereich gesellschaftlicher Aufgaben frdern, der nach Meinung des Stifters in der Gesellschaft nicht ausrei-chend oder angemessen bercksichtigt ist. Zudem spiegeln die Zwecke die Interessen und Anliegen der Stifter wider.

    93,7 Prozent aller rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts ver-folgen ausschlielich steuerbegnstigte Zwecke, 1,7 Prozent sowohl ge-mein- als auch privatntzige Zwecke. 4,7 Prozent verfolgen rein privatntzi-ge Zwecke. Welche Zwecke als gemeinntzig anerkannt sind, ist gesetzlich geregelt. Die Gemeinntzigkeit einer Stiftung muss vom Finanzamt festge-stellt werden und ist Voraussetzung fr eine Steuerbefreiung in den meis-ten Steuerarten.

    Die Bereiche, in denen sich Stiftungen engagieren, sind uerst viel-fltig. Sie widmen sich der Erforschung schwerer Krankheiten, frdern Bil-dungsprojekte, schtzen Lebensrume, kmmern sich um Senioren oder sind in der Entwicklungsfrderung aktiv um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

    Die Mehrheit der Stiftungen hat mehrere Zwecke in ihrer Satzung veran-kert. Dadurch besteht die Mglichkeit, flexibel und innovativ auf spezifische

    gesellschaftliche Problemlagen zu reagieren.Traditionell verfolgen Stiftungen am hufigsten so-

    ziale Zwecke. Ihr Anteil geht zwar seit Jahren zurck, sie machen dennoch nach wie vor mit 28,8 Prozent bei den bestehenden Stiftungen den grten Teil aus. Zu 15,3

    81 Prozent der Stiftungen sind frdernd ttig.

    Die meisten Stiftungen verfolgen soziale Zwecke.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 37

    Prozent verfolgen Stiftungen Zwecke im Bereich Bildung und Erziehung, zu 15,2 Prozent im Bereich Kunst und Kultur. Wissenschaft und Forschung ma-chen 12,4 Prozent der Stiftungszwecke aus. Im Wachstum ist der vergleichs-weise junge Engagementbereich Umweltschutz. Vermehrt seit den 1980er-Jahren sind Stiftungen hier aktiv. Heute engagieren sie sich zu 4,2 Prozent.

    Betrachtet man die neugegrndeten Stiftungen nach Dekaden, so wird der Trend zum Engagement im Bereich Umweltschutz deutlich: Die in den Jahren 2011 bis 2014 ins Leben gerufenen Stiftungen verfolgen zu 5,1 Pro-zent Zwecke im Bereich Umwelt. Zwischen 1951 und 1960 waren es ledig-lich 0,5 Prozent.

    Anders sieht es bei den sozialen Zwecken aus: Der traditionell wichtigs-te Stiftungszweck nahm in seiner Bedeutung mit dem Ausbau des Sozial-staates der Bundesrepublik ab. Bis Ende der 1980er-Jahre sank der Anteil der Stiftungen mit sozialen Zwecken bei den neuerrichteten Stiftungen auf etwa ein Viertel, die zwischen 2011 und 2014 ins Leben gerufenen Stiftun-gen verfolgen zu 25,6 Prozent soziale Zwecke.

    Es lsst sich immer wieder beobachten, dass Themen, die die ffent-liche Wahrnehmung und Diskussion stark beherrschen, sich etwas zeitver-setzt auch in den Zwecken der neuerrichteten Stiftungen widerspiegeln. Eine zweite Beobachtung betrifft die immer strkere Ausdifferenzierung der Stiftungszwecke, die einhergeht mit der Ausdifferenzierung der gesell-schaftlichen Problemlagen und Herausforderungen. So steigt der Anteil der sogenannten anderen gemeinntzigen Zwecke seit den 1950er-Jahren kon-tinuierlich an und liegt aktuell (Neugrndungen zwischen 2011 bis 2014) bei 21,6 Prozent. Unter den anderen gemeinntzigen Zwecken werden Zwecke wie zum Beispiel Vlkerverstndigung, Tierschutz oder Sport subsumiert.

    7.3 Wie sieht der Arbeitsmarkt Stiftungen aus?

    Der Stiftungssektor ist durchaus fr Arbeitnehmer attraktiv, und auch seine arbeitsmarktpolitische Relevanz wchst kontinuierlich. Die Beschftigungs-verhltnisse umfassen sowohl haupt- als auch nebenamtliche Ttigkeiten, Voll- und Teilzeitarbeit, Honorarttigkeit, Minijobs und stundenweise Be-schftigung.

    Arbeitgeber sind dabei nicht nur die Stiftungen selbst, sondern auch Stiftungsverwaltungen, Berater und spezialisierte Dienstleistungsunterneh-men, die eine nicht unerhebliche Anzahl von Stiftungen betreuen. Gerade in dem gewerblich geprgten Teilsegment (z.B. Banken, Wirtschaftspr-fungs-, Steuerberatungs- und Rechtsanwaltsgesellschaften) war in den ver-gangenen Jahren zu beobachten, dass hoch qualifizierte Mitarbeiter ver-strkt gesucht und mit guten Gehltern eingestellt wurden.

    In den Stiftungen selbst sind hingegen brgerschaftliches Engagement und ehrenamtliche Mitarbeit nicht wegzudenkende Sulen der Arbeit. So

  • 38 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    arbeiten 68 Prozent der Stiftungsvorstnde komplett ehrenamtlich, in 28 Prozent der Vorstnde gibt es ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbei-ter so die Auswertung der Angaben, die dem Bundesverband seit 2005 vorliegen. Das Gemeinntzigkeitsrecht sieht vor, dass Stiftungsorgane grundstzlich ehrenamtlich ttig sind, es sei denn, die Satzung bestimmt ausdrcklich etwas anderes. Gleichzeitig knnen und wollen sich viele Stifter zu Lebzeiten in ihrer Stiftung engagieren, selbstverstndlich un-entgeltlich. Damit wird hufig ein stiftungsinternes Leitbild geprgt, das ber viele Generationen hinweg Bestand hat und sich in strengem Kosten-bewusstsein ausdrckt.

    Eine Studie zur Vergtung von Fhrungskrften in gemeinntzigen Stiftungen aus dem Jahr 2008 ergab, dass jede vierte Stiftung eine fest

    angestellte Geschftsfhrung hat und nur jede zehnte Stiftung hauptamtliche Vorstandsmitglieder. Hauptamtli-che Fhrungskrfte in den befragten Stiftungen wurden deutlich geringer entlohnt als ihre Kollegen in vergleich-baren Positionen in der Privatwirtschaft. Zudem war die Bandbreite der gezahlten Gehlter vor allem bei Stif-tungsvorstnden sehr gro und reichte von 40.000 Euro

    in Einzelfllen bis zu 250.000 Euro.Die ganz berwiegende Mehrheit der Stiftungsmitarbeiter jedoch wird

    eher analog zu den Tarifen im ffentlichen Dienst entlohnt. Ihre Motivation liegt nicht vorrangig im Materiellen, sondern basiert eher aus der persnli-chen starken Werteorientierung und der ideellen Qualitt der Arbeit.

    Verlssliche Studien zur Zahl der im Stiftungssektor beschftigten Men-schen fehlen nach wie vor. In den letzten StiftungsUmfragen seit 2005 ha-ben 3.507 Stiftungen Angaben zu ihren Mitarbeiterzahlen gemacht. In der Summe haben diese Stiftungen mehr als 55.000 Voll- bzw. Teilzeitarbeits-pltze. Hier sind allerdings die zum Teil sehr mitarbeiterstarken Anstaltstr-gerstiftungen mit einbezogen.

    Betrachtet man die prozentuale Verteilung, so sind 30 Prozent der Mit-arbeiter in Vollzeit, 27 Prozent in Teilzeit und 4 Prozent geringfgig beschf-tigt. 39 Prozent arbeiten auf ehrenamtlicher Basis.

    8 Ausblick

    Das Stiftungswesen hat in den vergangenen Jahrzehnten in quantitativer wie qualitativer Hinsicht eine enorme Vernderung erfahren. Auch wenn die Zahl der Neugrndungen heute nicht mehr an vergangene Rekordjahre heranreicht: Die Zahl der rechtsfhigen Stiftungen des brgerlichen Rechts wchst insgesamt weiter. Zudem ist ein Trend zum Zustiften oder zur Treu-handstiftung als Alternative zur Grndung einer eigenen Stiftung zu ver-

    Nur 4 Prozent der Stiftungsvorstnde sind ausschlielich hauptamtlich besetzt.

  • 2014 | Zahlen, Daten, Fakten 39

    zeichnen. Gerade in Anbetracht der vielen Stiftungen mit geringeren Ver-mgen, die es mitunter schwierig machen, die Stiftungszwecke aus den Vermgensertrgen zu verfolgen, ist diese Entwicklung positiv zu bewerten.

    Auch die seit Jahren anhaltende Niedrigzinsphase lsst, das belegen die Grndungszahlen, keinen Zweifel an der Stiftungsidee aufkommen. Gleichwohl beschftigt die Zinskrise den Sektor. Sie befrdert die weitere Professionalisierung der Vermgensbewirtschaftung und die Beschftigung mit alternativen Finanzierungsmglichkeiten.

    Eine Befragung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen von 250 Stiftungen im StiftungsPanel ergab 2013 ein differenziertes Bild: Bei knapp 40 Prozent der befragten Stiftungen waren die ordentli-chen Ertrge 2012 gleich geblieben, eine Zunahme gab es bei mehr als einem Viertel der befragten Stiftungen. Vermgensverluste gab es nur bei 7,3 Prozent. Die Renditen allerdings waren im dritten Jahr in Folge gering: Betrugen sie 2009 noch 4,4 und 2010 noch 3,5 Prozent, erwirtschafteten die befragten Stiftungen in den Jahren 2010 und 2011 durchschnittlich 3,0 Prozent. Niedrige Ertrge sind dabei vor allem fr kleine Stiftungen ein Problem. Stiftungen mit einem Vermgen von mehr als 1 Million Euro kamen 2012 auf durchschnittliche Renditen von 4,3 Prozent. Die Ausgaben fr ihre Zwecke gingen 2012 nur bei jeder fnften Stiftung zurck, bei etwas mehr als einem Drittel der Befragten stiegen sie sogar im Vergleich zu den beiden Vorjahren. Auswege aus der Zinskrise sehen viele Stiftungen im Fundraising. Auch die Kooperation mit anderen Stiftungen ist fr manche eine Mglichkeit, die Wirkung der Stiftungsarbeit zu vergrern. Hier liegen ohnehin auch in Anbetracht der wachsenden Zahl von Stiftungen, die sich hnlichen Zwecken widmen noch weit mehr auszuschpfende Potenziale.

    Auch wenn mit anhaltender Dauer der Niedrigzinsphase diese einigen Stiftungen zunehmend Schwierigkeiten bereitet es ist davon auszuge-hen, dass das Stiftungswesen in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Hierfr sprechen nicht nur die demografische Entwicklung, sondern auch die guten rechtlichen Rahmenbedingungen.

    Nach den Reformen seit der Jahrtausendwende ist Deutschland heute eines der stiftungsfreundlichsten Lnder Europas und hier Vorbild fr ande-re Staaten.

    Dennoch: Wie jede Landschaft bedarf die Stiftungslandschaft der kontinuierlichen Kultivierung, auch was den rechtlichen Rahmen anbe-langt. Weitere Modernisierungen und Anpassungen werden also in Zukunft ntig sein. Diese betreffen zum Beispiel die Erleichterung der Zulegung und Zusammenlegung von Stiftungen sowie der Zweck- bzw. Satzungsnderungen durch Stifter und die Harmonisierung des Stiftungs- und Gemeinntzig-keitssteuerrechts in Europa. Der Bundesverband Deut-

    Bei einem Drittel der befragten Stiftungen stiegen die Ausgaben trotz anhaltender Zinskrise.

    Deutschland ist eines der stiftungsfreundlichsten Lnder Europas.

  • 40 Zahlen, Daten, Fakten | 2014

    scher Stiftungen setzt sich dafr als Stimme der Stiftungen ein. Aber auch Stiftungen selbst sind gefragt, wenn es um die Zukunftsf-

    higkeit des Sektors geht. Die weitere Professionalisierung der Vermgens-verwaltung und des Managements, das Beschftigen mit Wirkungsmes-sung, Projekttransfer und Kooperationen sind hier zu nennen.

    Weitere Anstrengungen fr den Stiftungsgedanken sind auch im Be-reich ffentlichkeitsarbeit ntig. Denn, auch wenn die ffentliche Aufmerk-samkeit wchst: Was Stiftungen sind und was sie tun, ist lngst noch nicht berall in der Bevlkerung bekannt.

    Eine Umfrage des Instituts fr Demoskopie Allensbach ergab 2013, dass gut jeder zweite Brger keine genauere Vorstellung von einer konkreten

    Stiftung hat. Erfreulicherweise verbinden fast zwei Drittel der Brger mit Stiftungen das Engagement fr gemeinnt-zige Zwecke. 2010 waren in einer Befragung noch 47 Pro-zent der Befragten unentschieden, ob Stiftungen der Allgemeinheit oder dem Stifter dienen. Nur 27 Prozent wussten, dass sie der Allgemeinheit dienen. Immerhin galten sie schon damals als seris, professionell,

    kompetent und transparent.Die bekannteste deutsche Stiftung ist, das besttigte die Erhebung des

    Instituts fr Demoskopie erneut, die Stiftung Warentest: 69 Prozent der Brger haben eine konkretere Vorstellung von ihr, weitere 21 Prozent ken-nen sie zumindest dem Namen nach. Vom WWF Deutschland haben 30 Pro-zent eine genauere Vorstellung, weitere 28 Prozent kennen ihn dem Namen nach. Viele andere Stiftungen sind weniger bekannt.

    Dabei besttigte die Erhebung auch: Stiftungen werden in der ffent-lichkeit, sei es in Medienberichten oder in Gesprchen, vor allem von den-jenigen wahrgenommen, die sie bereits kennen und von ihnen eine Vorstel-lung haben.

    Die hier vorliegenden Zahlen und Daten bieten einen ersten Einblick in den Stiftungssektor. Eine umfassende Darstellung mit Anspruch auf Vollstn-digkeit knnen sie freilich nicht sein. Eine solche ist schon allein aufgrund der Vielfalt und Vielschichtigkeit des Sektors nicht mglich. Dennoch knnen diese Daten zu einem klareren Bild des Stiftungswesens in der ffentlichkeit beitragen. Und sie knnen Anregung dafr sein, sich intensiver mit dieser wichtigen Sule zivilgesellschaftlichen Engagements zu beschftigen.

    Prof. Dr. Hans Fleisch

    1 Der Median einer Anzahl von Werten ist die Zahl, welche an der mittleren Stelle steht, wen