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Konversionsbericht Band IV Bilanz Perspektiven Zehn Jahre Truppenabzug und Konversion in Nordrhein-Westfalen

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Konversionsbericht Band IV

B i l a n z P e r s p e k t i v e n

Zehn Jahre Truppenabzugund Konversion inNordrhein-Westfalen

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Impressum:

Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr des Landes Nordrhein-WestfalenReferat ÖffentlichkeitsarbeitHaroldstraße 4D-40213 DüsseldorfTel.: +49 (0) 2 11 - 8 37-02 Fax.: +49 (0) 2 11 - 8 37-22 00E-Mail: [email protected]: www.mwmev.nrw.de

Düsseldorf, im November 2000

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Verteilerhinweis

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit derLandesregierung Nordrhein-Westfalen herausgegeben. Sie darfweder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfernwährend eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbungverwendet werden.Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Komunalwahlen sowiefür die Wahl des Europäischen Parlaments. Mißbräuchlich istbesonders die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informa-tionsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oderAufkleben parteipolitischer Informationen und Werbemittel.Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zweckeder Wahlwerbung.Eine Verwendung dieser Druckschrift durch Parteien oder sieunterstützende Organisationen ausschließlich zur Unterrichtungihrer eigenen Mitglieder bleibt hiervon unberührt. Unabhängigdavon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl dieseSchrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeit-lichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einerWeise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregie-rung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden wer-den könnte.

Herausgegeben im November 2000

HerausgeberMinisterium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen

KoordinationInterministerielle Arbeitsgruppe

„Truppenabbau“ der Landesregierung Nordrhein-Westfalens:

• Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand,Energie und Verkehr (federführend)

• Staatskanzlei

• Finanzministerium

• Innenministerium

• Justizministerium

• Ministerium für Arbeit und Soziales,

Qualifikation und Technologie

• Ministerium für Schule,

Wissenschaft und Forschung

• Ministerium für Städtebau

und Wohnen, Kultur und Sport

• Ministerium für Umwelt und Naturschutz,

Landwirtschaft und Verbraucherschutz

• Bezirksregierung Arnsberg

• Bezirksregierung Detmold

• Bezirksregierung Düsseldorf

• Bezirksregierung Köln

• Bezirksregierung Münster

• Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC)

Erarbeitung

Ulrich SchirowskiInternationales Konversionszentrum Bonn (BICC)

Düsseldorf, November 2000

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Militärische Präsenz zu Beginn der 90er Jahre

Um der Frage nachzugehen,welche strukturpolitische Relevanz diemassive Reduzierung der militärischenPotentiale in Nordrhein-Westfalen hatte,ist es zunächst erforderlich, die Aus-gangssituation zu Beginn der 90er Jahrein Nordrhein-Westfalen zu skizzieren.Das bevölkerungsreichste Bundeslandgehörte über 40 Jahre hinweg zu den mitam stärksten von der militärischenPräsenz betroffenen Ländern der altenBundesrepublik. Noch Mitte 1990 wies Nordrhein-Westfalen mit rund149.000 Soldaten nach Bayern (rund172.000 Soldaten) die höchste Anzahl an Soldaten auf.

Wie aus Abbildung 1 ersichtlich,hatte dabei die Bundeswehr mit rund71.000 Soldaten (47 Prozent) den größtenAnteil an den stationierten Streitkräften.Bei den verbündeten Streitkräften stelltedie britische Rheinarmee und die eben-falls stark in Nordrhein-Westfalenpräsente britische Luftwaffe das größteKontingent mit etwa 50.000 Soldaten(34 Prozent). Die belgische Armee hatteetwa 25.000 Soldaten (17 Prozent)stationiert, während die US-amerikani-schen und niederländischen Streitkräftemit etwa 2.000 bzw. 1.000 Soldatenlediglich sehr geringe Kontingente inNordrhein-Westfalen unterhielten.

Von diesen Soldaten wurde nochzu Beginn des Jahrzehnts eine Fläche im Umfang von rund 47.000 Hektar inAnspruch genommen. In der Relationzur Gesamtfläche des Landes nahm sichder Anteil der Militärflächen mit rund1,4 Prozent eher gering aus. Ähnliches

Konversionsbericht Band IV

Militärische Präsenz und Truppenabbau in Nordrhein-Westfalen:Umfang und Auswirkungen

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Abbildung 1: In Nordrhein-Westfalen stationierte Streitkräfte 1990Quelle: Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC)

US-Streitkräfteca. 2.000 Soldaten

NiederländischeStreitkräfte

ca. 1.000 Soldaten

Belgische Streitkräfteca. 25.000 Soldaten

Britische Streitkräfteca. 50.000 Soldaten

Bundeswehrca. 71.000 Soldaten

galt für den Anteil des Militärpersonalsan der nordrhein-westfälischen Bevöl-kerung, der nur etwa 0,9 Prozent betrug.Gleichwohl dürfen aber diese Gesamt-relationen nicht darüber hinwegtäuschen,dass bestimmte Regionen des Landes in hohem Maße durch die militärischePräsenz geprägt waren. Als Beispieldafür sei der Kreis Heinsberg genannt.In den drei Garnisonsstädten des Kreises,Geilenkirchen, Wassenberg und Wegberg,waren 1990 insgesamt mehr als 10.000deutsche und britische Soldaten statio-niert. Die militärisch genutzte Flächebetrug etwa 3 Prozent der Katasterflächedes Kreises – in den beiden größerenStandortgemeinden Geilenkirchen und Wegberg sogar 10,5 Prozent bzw.12,6 Prozent der Fläche.

Anhand eines Vergleiches dermilitärischen Präsenz mit den Raum-ordnungszonen des Landesentwicklungs-planes Nordrhein-Westfalen lässt sich ein grob strukturiertes räumlichesVerteilungsmuster des Militärs nachvoll-ziehen:

■ In den Ballungsräumen und derenRandzonen war die militärischePräsenz unterdurchschnittlichausgeprägt. Dies gilt insbesonderefür das Ruhrgebiet.

■ In den solitären Verdichtungsräumen,wie der Stadt Münster, dem RaumKrefeld-Mönchengladbach oder denRegionen Bielefeld und Paderbornwar demgegenüber das Militärdeutlich stärker vertreten.

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■ Der räumliche Schwerpunkt lag aber eindeutig in den überwiegendländlich strukturierten Regionen des Landes in der Voreifel, am linkenNiederrhein, im Sauerland und inOstwestfalen.

Das aufgezeigte räumliche Ver-teilungsmuster spiegelt die wichtigstenStandortwahlkriterien des Militärs wieder:

Unmittelbar nach dem Ende desZweiten Weltkrieges griffen die Besat-zungsstreitkräfte auf die noch vorhandenemilitärische Infrastruktur der deutschenWehrmacht zurück, vor allem in denmilitärstrategisch und logistisch wichtigenGroßstädten, aber auch in den Mittel-zentren des überwiegend ländlich struk-turierten Raumes. Die erste Gründungs-welle von neuen Militärstandorten zuBeginn der 50er Jahre erfolgte ebenfallsunter Berücksichtigung militärstrategi-scher Überlegungen. Diese vollzog sichdurch den Beginn des Kalten Kriegesallerdings unter grundlegend geändertenVorgaben: Dem Prinzip der Dislokation,d.h. der räumlichen Verteilung der Streit-kräfte in ländlich strukturierten Regionenmit dem Ziel der Vermeidung vonTruppenkonzentrationen, kam in diesemZusammenhang eine entscheidendeBedeutung zu.

Demgegenüber erfolgte die Stand-ortwahl der Bundeswehr in den 50er und 60er Jahren unter Beachtung einesweiteren Aspektes: Nicht allein militär-strategische, sondern auch regional-planerische und wirtschaftspolitischeGesichtspunkte führten zur Anlage vonMilitärflächen, bevorzugt in ländlichstrukturierten Räumen. Die regionalenKaufkraftgewinne durch die „dezentraleBeschaffung“ der Standortverwaltungen,die konsumtiven Ausgaben der Soldatenund ihrer Familienangehörigen, vorallem aber die zahlreichen Arbeitsplatz-möglichkeiten für Zivilbeschäftigtewurden seitens der Bundesregierung alsstrukturpolitisches Instrument eingesetzt– und erreichten durchaus ihr Ziel. Denn über Jahrzehnte hinweg haben dieStandortgemeinden durchaus vom Militärprofitiert. Dies zeigt allein die großeZahl der Zivilbeschäftigten, die 1990noch bei rund 54.000 Beschäftigten lag.

Truppenreduzierungund Abbau zivilerArbeitsplätze inNordrhein-Westfalen

Das Ende des Ost-West-Konfliktes,die revolutionären Veränderungen inMittel- und Osteuropa, der Zusammen-bruch des Warschauer Paktes und nichtzuletzt die Wiedervereinigung beiderdeutscher Staaten – all dies vollzog sich vor einem Jahrzehnt mit einerGeschwindigkeit und Vehemenz, dieselbst die kühnsten Optimisten über-raschte und im Nachhinein wohl zurechtals das Ende des „Kalten Krieges“bezeichnet werden kann. Die logischeFolge dieser Entwicklung war einegrundlegende Neubewertung derverteidigungspolitischen Erfordernissein Europa, die letztlich in dem Ergebnisder massiven Reduzierung der deutschenund der in Deutschland stationiertenausländischen Streitkräfte mündete.

Von den im Jahr 1990 insgesamtnoch rund 149.000 Soldaten in Nordrhein-Westfalen werden nach derzeitigemKenntnisstand bis zum Jahr 2002 rund86.000 abgezogen worden sein. Dengrößten Anteil an diesen Truppen-reduzierungen haben die britischenStreitkräfte, gefolgt von der Bundeswehrund den belgischen Streitkräften, dieNordrhein-Westfalen inzwischen voll-ständig verlassen haben. Während diebritischen Heeres-Streitkräfte, die so-genannte Rheinarmee, auch in Zukunftpräsent sein wird, ist es erklärte Absichtder britischen Regierung, die Royal AirForce vollständig aus Deutschland undinsgesamt vom Europäischen Kontinentabzuziehen. Der Flugbetrieb auf demletzten z. Z. noch genutzten britischenFlugplatz in Nordrhein-Westfalen inNiederkrüchten (Kreis Viersen) wird voraussichtlich im Jahre 2002eingestellt. Das Flugplatzgelände wirdaber weiterhin von britischen Heeres-verbänden militärisch genutzt werden.

Im unmittelbaren Zusammenhangmit der Truppenreduzierung vollzog sichauch der Abbau der Zivilarbeitsplätzebeim Militär. Bislang wurden die ehemalsetwa 54.000 zivilen Dienstposten beimilitärischen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen auf 28.000 reduziert. Somithaben bereits rund 26.000 Zivilbeschäf-tigte ihren Arbeitsplatz verloren.

Insgesamt sind damit bisher durchdie Truppenreduzierung und den Abbauziviler Arbeitsplätze bei den Streitkräf-ten etwa 110.000 „Militärarbeitsplätze“verloren gegangen.

Die regionalen Schwerpunktedieses Arbeitsplatzabbaus gehen aus der nachfolgenden kartographischenDarstellung (Karte 1) deutlich hervor.

Truppenabbau in NRW

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Arbeitsplatzabbau von militärabhängig Beschäftigten in Kreisen und kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens(1990–2000)Quelle: Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC)

Reduzierung von militärabhängig Beschäftigten

bis zu 500500 bis zu 1.5001.500 bis zu 2.5002.500 und mehr

50 km

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Freigabe militärischgenutzterLiegenschaften und Aufgabe von Wohnungen

Mit einem gewissen zeitlichenAbstand zur Truppenreduzierung undzum Abbau der Zivilarbeitsplätze beimMilitär begann die Freigabe ehemalsmilitärisch genutzter Liegenschaften.

Während 1990/91 erst wenigeMilitärareale geräumt wurden, setzte ab1992 eine ausgeprägte Freigabewelleein, die landesweit alle durch das Militärbetroffenen Regionen erfasste. Erst nach1995/96 zeichnete sich eine relativeEntspannung ab, wobei sich die Entwick-lung der Flächenfreigabe auch über dieJahrtausendwende hinaus fortsetzen wird.

Von den 1990 noch rund 47.000 Hektar Fläche, die für militäri-sche Zwecke in Anspruch genommenwurden, werden nach heutigemKenntnisstand bis zum Jahre 2002 rund8.350 Hektar freigegeben worden sein.Die kartographische Darstellung (Karte 2) auf der folgenden Seiteverdeutlicht dabei die regionalenSchwerpunkte der Flächenfreigabe.

Fast 40 Prozent der freigegebenenFlächen entfallen dabei auf den Regie-rungsbezirk Düsseldorf. Dies ist vorallem auf den hohen Anteil an Freigabenbesonders flächenintensiver Liegen-schaften zurückzuführen. Eine bedeutendeRolle nehmen dabei das ehemals größteMunitionsdepot Westeuropas in Brüggen-Bracht (Kreis Viersen) sowie der ehe-malige Militärflugplatz Weeze-Laarbruch

(Kreis Kleve) ein. Ebenfalls stark betrof-fen sind die Bezirke Köln und Arnsberg,in denen jeweils in einem Umfang vonfast 2000 Hektar Liegenschaften freige-geben wurden, während die Flächenfrei-gabe in den Bezirken Detmold und vorallem Münster insgesamt betrachteteinen geringeren Umfang erreicht hat.

Je nach Funktion der dortstationierten Einheit finden sich in denStandortkommunen hinsichtlich ihrerLage und ihrer funktionalen Ausstattungvöllig unterschiedliche Typen von mili-tärischen Liegenschaften und Gebäuden.Diese Typisierung der Konversions-flächen stellt die erste wichtige Determi-nante zur Ermittlung der Möglichkeiteneiner zivilen Anschlussnutzung dar.Nachfolgend seien deshalb die Grund-typen militärisch genutzter Areale – wiesie in Nordrhein-Westfalen vorkommen –dargestellt:

Truppenabbau in NRW

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Abbildung 2: Entwicklung der Freigabe ehemals militärisch genutzter Flächen in Nordrhein-Westfalen seit 1990 (Stand: Oktober 2000)Quelle: Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC)

0

20

30

40

50

60

70

80

vor1990

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 nach2002

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Freigabe ehemals militärisch genutzter Flächen in Kreisen undkreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens (1990–2000)Quelle: Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC)

Größe in Hektar

0 bis 55 bis 2020 bis 7070 und mehr

50 km

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KasernenKasernenanlagen, der wichtigste

und am vielfältigsten strukturierte Typmilitärischer Liegenschaften, weiseneine Vielzahl sehr unterschiedlicherGebäudetypen auf. Dazu gehören Unter-kunfts- und Verwaltungsgebäude,Werkstätten und Lagerhallen, Sport undFreizeiteinrichtungen etc. Ihre Lagebefindet sich meist entweder inmittendes Siedlungsgefüges, wo sie oft einenFremdkörper und trennendes Elementdarstellten oder aber in Siedlungsrand-lage, wo sie unter Umständen eineQuartierentwicklung nach außenbehinderten. Das Größenspektrum istdabei weit gefasst und reicht von bis zuzwei Hektar umfassende Liegenschaftenaus dem 19. Jahrhundert bis hin zu weitüber 100 Hektar große zusammen-hängende Anlagen wie in Dortmundoder Mönchengladbach. Die „durch-schnittliche“ Kaserne weist eine Größezwischen 20 und 30 Hektar auf.

Insgesamt wurden in Nordrhein-Westfalen 98 Kasernen mit einer Flächevon 2.036 Hektar freigegeben.

FlugplätzeMilitärische Flug- oder Hubschrau-

berlandeplätze sind außerordentlichgroßflächige Anlagen, die sich in derRegel weit außerhalb der Siedlungs-bereiche befinden. Dies gilt zumindestfür die Anlagen, die in den 50er und60er Jahren neu entstanden sind, wie diebeiden großen britischen Flugplätze amNiederrhein in Wegberg-Wildenrath undWeeze-Laarbruch. Ältere Anlagen sinddagegen eher am Rande der zivilenBebauung zu finden. Beispiele hierfür sinddie Flugplätze in Köln-Butzweilerhof,Detmold und Werl, wobei diese aus demZweiten Weltkrieg stammenden Arealezum Schluss nur noch als Hubschrauber-landeplätze genutzt wurden. Nebenumfangreichen Freiflächen für die Start-und Landebahnen existieren in der Regel

unterschiedliche Gebäudetypen für dieUnterbringung, Wartung und Betankungder Fluggeräte. Als unter Umständen sehrinteressante Objekte für spezielle zivileNutzung haben sich beispielsweise großeFlugzeughangars herausgestellt (Drachen-museum Detmold). Andererseits bereitenaber großflächige Versiegelungen derStart- und Landebahn sowie armierte Flugzeugshelter Schwierigkeiten bei der zivilen Nachnutzung.

Insgesamt wurden in Nordrhein-Westfalen 7 Militärflugplätze mit einerFläche von 1.413 Hektar freigegeben.

DepotsAus Gründen der Geheimhaltung

wurden Depots – im Falle von Treibstoff-und Munitionsdepots aber auch ausSicherheitsgründen – als oft sehr flächen-intensive Anlagen weit entfernt vonzivilen Siedlungsgebieten im Außenbe-reich errichtet. Viele dieser Anlagen sind20 bis 30 Hektar groß. Die Größe kannaber auch bis zu 1.200 Hektar erreichen,wie im Fall des ehemals größtenMunitionsdepots Westeuropas inBrüggen-Bracht (Viersen). Dievorhandenen baulichen Anlagen dientenzur Lagerung von Material und Waffenund sind aus diesem Grund zum Teilsehr aufwendig ausgeführt. Dies giltinsbesondere für schwer armierteBunkeranlagen, für die in der Regel eineadäquate zivile Nutzung kaum in Fragekommt. Der Fall des ehemaligenMunitionsdepots und heutigen Traber-trainingszentrums Kevelaer-Twisteden(Kreis Viersen) zeigt jedoch eindrucks-voll, wie mit viel Engagement und miteiner überaus innovativen Idee selbstsolche problematischen Liegenschaftenin eine zivile Nutzung überführt werdenkönnen.

Insgesamt wurden in Nordrhein-Westfalen 83 Depots mit einer Flächevon 2.899 Hektar freigegeben.

Truppenabbau in NRW

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Kasernenanlage (Münster)

Shelterbereich eines Militärflugplatzes(Wegberg-Wildenrath)

Bunkerdepot (Kevelaer-Twisteden)

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ÜbungsplätzeStandort- und Truppenübungs-

plätze – letztere sind die größeren Areale –befinden sich weit außerhalb des Sied-lungsbereichs, sind in der Regel aber überdas öffentliche Straßennetz gut erreichbar.Die Anlagen verfügen meist über aus-gedehnte Freiflächen und sind lediglichzu einem sehr geringen Teil versiegeltoder bebaut. Für eine bauliche Folge-nutzung sind sie meist von untergeord-netem Wert – ganz im Gegenteil zu ihrerökologischen Bedeutung: Nicht seltenhaben sich auf den oft über Jahrzehntehinweg einer zivilen Nutzung gänzlichentzogenen und auch vom Militär nurperiodisch und partiell genutzten Flächenwertvolle Naturräume mit einzigartigenBiotopverbundsystemen herausgebildet.

Insgesamt wurden in Nordrhein-Westfalen 34 Übungsgelände mit einerFläche von 1.253 Hektar freigegeben.

Raketenstellungen undNachrichtenanlagen

Derartige Liegenschaften befindensich häufig im Außenbereich an exponier-ten Standorten, die sowohl für Richtfunk-zwecke als auch für die Flugzeugabwehrmit Boden-Luft-Raketen eine besondereEignung aufweisen. Beide militärischenNutzungstypen beanspruchen Flächen in einem relativ geringen Umfang. Derartige Anlagen sind oft nur wenigehundert Quadratmeter bis maximal ca. 15 Hektar groß. Eine Ausnahmebildet die fast 30 Hektar umfassendeRaketenstellung Wegberg-Arsbeck(Kreis Heinsberg). Diese Anlage warallerdings auch nicht für die Flugabwehrvorgesehen, sondern für Mittelstrecken-raketen vom Typ Pershing 1a.

Grundsätzlich ist das zivileNutzungsspektrum dieses Liegenschafts-typs stark eingeschränkt. Die Nachrichten-anlagen wurden häufig von Telekom-munikationsunternehmen übernommen.

Insbesondere für die Betreiber vonMobilfunknetzen sind sie von Interesse.Für Raketenstellungen gibt es dagegenzumeist keine zivilen Nutzungs-möglichkeiten. Der Natur ihren freienLauf zu lassen und somit eine „natürlicheRenaturierung“ zu initieren, ist oftmalsder beste Weg der Konversion solcherFlächen.

Insgesamt wurden in Nordrhein-Westfalen 49 Raketenstellungen miteiner Gesamtfläche von 300 Hektar und22 Nachrichtenanlagen mit einerGesamtfläche von 37 Hektar freigegeben.

WohnanlagenNeben den eigentlichen Militär-

liegenschaften sind mit dem Abzug derbritischen und belgischen Soldaten –und damit auch ihrer Familienangehöri-gen – die meisten der in den 50er und60er Jahren von Bund, Land und privatenWohnungsbaugesellschaften errichtetenWohnsiedlungen freigegeben worden.Die nachfolgende Tabelle 1 zeigt dieEntwicklung im einzelnen auf.

Noch 1990 lag die Zahl der vondeutscher Seite für die ausländischenStreitkräfte und ihre Familien zurVerfügung gestellten Wohnungen beiüber 41.000 in ganz Nordrhein-Westfalen.Bis 2000 waren bereits fast 70 Prozentdieser Wohnungen freigegeben worden.Diese rund 28.000 Wohneinheiten stehenfür eine zivile Nutzung zur Verfügungund haben mit dazu beigetragen, die vorallem bis Mitte der 90er Jahre äußerstangespannte Situation auf den Wohnungs-märkten nachhaltig zu entlasten.

Dennoch darf nicht verkanntwerden, dass sich die lokal fokussierteFreigabe von zahlreichen Wohnungenzum Teil als sozialpolitisch durchausproblematisch herausgestellt hat. Dies istinsbesondere dort der Fall, wo das neuauf den Markt geworfene Angebot nichtauf eine entsprechende Nachfrage trifft.

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Übungsgelände

Nachrichtenanlage(Wegberg-Wildenrath)

Britische Wohnsiedlung (Wassenberg-Rothenbach)

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In den überwiegend ländlich struktur-ierten Kommunen am linken Nieder-rhein sind ehemalige Militärwohnungenin zum Teil sechs bis zehngeschossigenWohnblocks kaum marktfähig.Zumindest kann es in derartigen Fällenschwierig sein, eine ausreichende sozialeMischung der Bevölkerung in denQuartieren zu erreichen. Es besteht dieGefahr der Entstehung von sozialenBrennpunkten, der entschiedenentgegengewirkt werden muss.

Zukünftiger Truppen-abbau und Liegen-schaftsfreigabe in NRW

Der bislang dargestellte Umfangund Verlauf des Abrüstungsprozesses inNordrhein-Westfalen spiegelt eineEntwicklung wider, die unmittelbar aufdie tiefgreifenden weltpolitischenVeränderungen zu Beginn der 90er Jahrezurückzuführen ist. Der in diesemZusammenhang erfolgte Truppenabbauund die Freigabe ehemals militärisch genutzter Liegenschaften hatte in derersten Hälfte der 90er Jahre ihren Höhe-punkt erreicht (vgl. Karte 2). Die eigent-liche Liegenschaftskonversion, d.h. derUmnutzungsprozess der ehemals mili-tärisch genutzten (Flächen)-Potentialefür zivile Zwecke, ist in vollem Gang

und wird für die betroffenen Kommunenim Land auch noch für einige Jahre einwichtiges regionalökonomisches undentwicklungspolitisches Thema bleiben.Doch bereits jetzt ist abzusehen, dass derAbrüstungs- und Konversionsprozessdamit nicht beendet sein wird, dennkurz- bis mittelfristig ist eine weiteregroße Welle des Truppenabbaus und derLiegenschaftsfreigabe zu erwarten.

Die Zukunftskommission derBundeswehr hat im Mai 2000 ihrenBericht vorgelegt. Sie war 1998 ins Lebengerufen worden, um Vorschläge hinsicht-lich einer Anpassung der Streitkräfte-struktur an die derzeitigen und künftigzu erwartenden sicherheits- und verteidigungspolitischen Gegebenheitenzu machen. Diese Empfehlungen solleninsbesondere potentielle Einsparungs-möglichkeiten im Etat des Bundes-verteidigungsministeriums berück-sichtigen.

Unter dieser Prämisse hat dasVerteidigungsministerium bereits dieFreigabe von bundesweit 166 Standortenund die „Optimierung“ von weiteren 439 Standorten angekündigt. Aufgrund deranhaltenden Diskussion über die Größeder Bundeswehr ist mittelfristig zudemmit einer nachhaltig spürbaren Verringe-rung der Truppenstärke auszugehen.

Auch wenn bis Anfang November2000 noch keine definitiven Aussagendahingehend gemacht wurden, welcheBundeswehrstandorte in naher Zukunftvon Schließungen betroffen sein werden,muss damit gerechnet werden, dass dieräumlichen Schwerpunkte dieser neuenFreigabewelle bei der Bundeswehr nebenden südlichen Bundesländern Bayernund Baden-Württemberg auch inNordrhein-Westfalen liegen werden.

Unter diesen Bedingungen istdavon auszugehen, dass der Konversions-prozess – in vermindertem Umfang – auchin den nächsten Jahren noch ein struktur-politisch relevantes Thema sein wird.Bevor aber bereits an dieser Stelle einAusblick in die Zukunft vorgenommenwird, sollen zunächst

■ die Entwicklung der Konversion inden vergangenen Jahren,

■ ihre prozessbedingten spezifischenProblemstellungen,

■ die Lösungsansätze und Hilfen seitensdes Landes und der EuropäischenUnion,

■ sowie die mit der Konversion ver-bundenen strukturpolitischen Chancen

aufgezeigt werden.

Truppenabbau in NRW

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Tabelle 1: Entwicklung der den ausländischen Streitkräften überlassenen Wohnungen von 1990–2000Quelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

Bestand der Wohnungen Von 1990 bis 2000 freiggebene Wohnungenausländischer Streitkräfte aufgeschlüsselt nach Eigentümern

Regierungs-bezirk 1990 2000 Insgesamt Dritte Bund Länder

abs. % abs. % abs. % abs. abs. abs.

Arnsberg 10.287 100 132 1,82 10.155 98,72 5.926 4.186 43

Detmold 12.274 100 5.613 54,73 6.661 54,27 6.068 555 38

Düsseldorf 7.881 100 3.558 49,30 3.996 50,70 2.677 1.191 128

Köln 7.428 100 3.075 41,40 4.353 58,60 2.730 1.623 0

Münster 3.816 100 984 25,79 2.832 74,21 2.283 2 0

NRW gesamt 41.686 100 13.689 32,84 24.626 67,16 20.231 7.557 209

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nicht zugänglich und vor allem die ver-bündeten Streitkräfte konnten – geschütztdurch das NATO-Truppenstatut – aufihren Flächen weitestgehend unbehelligtvon deutschen Umweltschutzauflagenund Kontrollen nach eigenem Beliebenverfahren. Die ersten Ergebnisse vonAltlastenuntersuchungen auf ehemalsrussischen Liegenschaften in den neuenBundesländern ließen auch fürnordrhein-westfälische Konversions-flächen einen desolaten Zustand erwarten.Dementsprechend hatte die nordrhein-westfälische Landesregierung gemein-sam mit der Europäischen Union gezieltFördermöglichkeiten für Altlastenerkun-dung und -sanierung bereitgestellt. Doch glücklicherweise stellten sich dieBefürchtungen als zu weitgehend heraus.Ähnlich wie die Bundeswehrstandortebefanden sich auch die von Belgiern und Briten genutzten Liegenschaften –von Ausnahmen abgesehen – in einemdurchweg guten Zustand. TypischeBelastungsbereiche, beispielsweise anBetankungsstellen, technischen Bereichenoder auf Schießanlagen, waren punktuellzwar oftmals stark ausgeprägt, aufgrundihrer Kleinräumigkeit in der Regel abergut beherrschbar. Eine durchgehendeAltlastenproblematik auf Konversions-flächen hat es in Nordrhein-Westfalennicht gegeben. Gleichwohl bleibt diemöglichst frühzeitige Aufklärung desBodenzustandes bei jeder dieser Flächengeboten.

Konversion war und ist ein Lern-prozess für alle daran beteiligten Akteure.Dies gilt für die kommunale, regionaleund Landesebene ebenso wie für dieSeite des Bundes. Die Kaufverhand-lungen zwischen dem Bund als Eigentü-mer der Flächen und den Kommunenstellten lange Zeit eine der bedeutendstenVerzögerungen für die zügige zivile

Umnutzung der ehemaligen Militärflächendar. Streitpunkt war dabei vor allem dasWertermittlungsverfahren, bei dem vonSeiten des Veräußerers Bund der Wertder ehemaligen Militärfläche regelmäßigdeutlich höher eingestuft wurde als durchden potentiellen Erwerber Kommune.Auch die strikt an die spätere zivileVerwertung der Liegenschaft gebundenenVerbilligungsmöglichkeiten des Bundes-finanzministeriums konnten diesesProblem nur bedingt lösen.

Nach wie vor gilt für die Veräuße-rung der Liegenschaften, dass die zu-ständigen Bundesvermögensämter an dieAnwendung der § 63 und § 64 Bundes-haushaltsordnung (BHO) und die dazuergangenen besonderen Verwaltungs-vorschriften gebunden sind. Im Verlaufder Jahre hat sich allerdings mehr undmehr die Praxis durchgesetzt, dass derVerhandlungsspielraum über die anzu-setzende Höhe des Verkehrswertes stärkergenutzt wird. Zurückzuführen ist dieserWandel wohl auch auf die Erkenntnisauf Seiten des Bundes, dass langfristigeMilitärbrachen nicht nur einem über-proportional ansteigenden Wertverlustunterliegen, sondern auch – aufgrund derVerkehrssicherungspflicht des Eigen-tümers – in erheblichem Umfang Kostenverursachen. Eine negative Ausnahme:Im Rahmen der Kaufverhandlungen desehemaligen Militärflugplatzes Weeze-Laarbruch, die im Verlauf des Jahres2000 ihren Höhepunkt erreicht haben,zeigt sich der Bund in keinster Weisekompromissbereit und konterkariertdamit die strukturpolitischenBemühungen der Landesregierung.

Inzwischen ist auch zur Regel ge-worden, was zu Beginn des Konversions-prozesses in dieser Form eine Ausnahmewar – die Anerkennung der neutralenWertermittlung durch den örtlichenGutachterausschuss als Basis für die

Entwicklung einesstrukturellenWandlungsprozesses

Zu Beginn der 90er Jahre stelltenAbrüstung und Konversion für die vondieser Entwicklung betroffenen Kom-munen eine gänzlich neue Aufgabe dar,die oftmals zunächst mit unbekanntenRisiken assoziiert wurde. Im Verlauf derletzten Jahre lässt sich auf kommunalerEbene allerdings ein deutlich verändertesBewusstsein hinsichtlich der Konver-sionsproblematik sowie der mit demTruppenabbau verbundenen Chancenund Risiken erkennen.

Verwandten die ersten betroffenenKommunen oftmals noch ihre Kräfteviel zu lange und meist erfolglos auf denErhalt der militärischen Präsenz sowieder damit verbundenen Arbeitsplätzeund Kaufkraft vor Ort, wird Konversionheute als das betrachtet, was sie ist: einebesondere Form des Strukturwandels,der bei einer aktiven Steuerung durch dieregionalen Akteure und einer entsprechen-den Flankierung von Landesseite positiveImpulse für die regionalökonomischeund städtebauliche Entwicklung entfaltenund im Idealfall sogar Entwicklungsmotorder gesamten Region werden kann.

Doch wo lagen die vermeint-lichen und tatsächlich vorhandenenProblemstellungen des Konversions-prozesses in Nordrhein-Westfalen?

In der Anfangsphase gehörte vor allem die Unsicherheit hinsichtlichder Altlastensituation auf den ehemalsmilitärisch genutzten Flächen dazu. Über Jahrzehnte hinweg waren die Areale

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Konversion in Nordrhein-Westfalen:Entwicklungen,Strategien, Förderungen

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Kaufverhandlungen. Hierdurch wirderreicht, dass realistische Marktgegeben-heiten sowie vor allem nutzungs- undkostenrelevante Faktoren in Verbindungmit der angestrebten Entwicklung derLiegenschaft stärker berücksichtigt werden.

Und auch eine weitere Strategiewird inzwischen durchaus mit Erfolgbetrieben, die noch vor wenigen Jahrenkaum vorstellbar gewesen wäre: DerBund und die Kommune betreiben einegemeinsame Gewerbeflächenentwicklungund Vermarktung. Eine Partnerschaft,die sich zu beiderseitigem Vorteil ent-wickeln kann, wie die Beispiele in BadSassendorf und in Detmold zeigen.

Das Erreichen solch überzeugen-der Ergebnisse ist jedoch nach wie vornicht einfach. Daher kommt einer vonBeginn an kooperativen und kompromiss-bereiten Verhandlungsführung zwischenBund und Kommune eine besondereBedeutung zu – und dies gilt nicht nurfür die Kaufverhandlungen.

Dem kooperativen Zusammen-wirken aller in den Prozess einbezoge-nen regionalen Akteure kommt bei derBewältigung der vielschichtigen Problem-stellung Liegenschaftskonversion einezentrale Rolle zu. Die Einführung vonregionalen Lenkungsgruppen hat sichin diesem Zusammenhang bewährt.Besetzt unter anderem mit Vertretern derbetroffenen Kommune, des Kreises, derregionalen Wirtschaft, der Arbeits-verwaltung, der Bezirks- und Landes-regierung sowie auch der zuständigenBundesvermögensverwaltung, nehmensie meist eine wichtige Katalysatorfunk-tion wahr und können bereits im Vorfeldder konkretisierten Planungs- und Um-nutzungsphase bestimmte Hindernissebeseitigen. Je bedeutsamer das Konver-sionsprojekt für die regionale Entwick-lung ist, um so wichtiger ist die Suchenach einem für alle Akteure tragfähigenKonsens.

In diesem Zusammenhang hat sichauch die Durchführung von Modera-tionsgesprächen bewährt, die im Fallebesonderer Problemstellungen meist imWirtschaftsministerium, dem imRahmen des Konversionsprozessesfederführenden Landesministerium,durchgeführt wurden und werden. Esgeht darum, die beteiligten Akteure aneinen „runden Tisch“ zu holen, um aufdiese Weise mögliche Kommunikations-probleme oder andere Schwierigkeiten,die den Fortgang des konkreten Konver-sionsprojektes ins Stocken gebrachthaben, schnell und flexibel anzugehenund zu lösen. In vielen Fällen habengerade diese Interventionen von Landes-seite „den Knoten zerschlagen“ und inentscheidendem Maße zur Beschleuni-gung der Konversionsmaßnahme beige-tragen.

Solche Maßnahmen sind letztlichnur ergänzende Hilfestellungen, die denProzess weder abschließend entscheidenkönnen noch sollen. Denn die eigent-liche Projektsteuerung ist ureigensteAufgabe der Kommune.

Die praktische Erfahrung desnordrhein-westfälischen Konversions-prozesses hat allerdings gezeigt, dasssich die Bewältigung dieser Aufgabegerade für die kleineren Kommunen inländlich geprägten Räumen außerordent-lich schwierig darstellt. Die bisher ein-geübten Handlungs- und Planungsmusterreichen für die Bewältigung der kom-plexen Herausforderung Konversion oftnicht aus. Gefragt sind vielmehr neueStrategien, innovative Management-methoden und möglicherweise auchunorthodoxe Ideen. Die Initiierung vonstädtebaulichen Wettbewerben und dieVergabe von Nutzungskonzeptionen,Machbarkeitsstudien und Gutachten anexterne Fachleute haben sich gerade imRahmen der Konversion als ein

Konversion in NRW

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wichtiges Instrument der informellenPlanung bewährt. Ein wesentlicherAspekt ist allerdings, dass die Initiativefür solch eine Vorgehensweise von denKommunen selbst ausgehen muss. VonSeiten des Landes werden derartigeregionale Ansätze als wichtige Impulseder Strukturpolitik aufgenommen unddurch Organisations- und Management-hilfen sowie mit Finanzmitteln gefördert.

So ist eine Reihe von Kommunendazu übergegangen, das Konversions-management aus dem Verwaltungsbetriebauszulagern und kommunalen oderöffentlich-privaten Entwicklungsgesell-schaften zu übertragen. Diese Vorgehens-weise hat sich vor allem dort bewährt,wo aufgrund größerer Flächenfreigabenein umfangreiches städtebauliches undregionalökonomisches Konversions-management betrieben werden muss.

Darüber hinaus ist es aber auchvon großer Bedeutung, dass sich dieKommune frühzeitig darum bemüht, diePrivatwirtschaft – im günstigsten Fallden oder die späteren Investoren – mit inden Umnutzungsprozess einzubinden.Sogenannte Public-Private-Partnershipshaben sich auch im Rahmen der Stand-ortkonversion bewährt. Dies gilt sowohl,wenn es um gewerbliche Umnutzung derFläche geht, als auch im Zusammenhangmit Wohnungsbauprojekten. Einerseitsentstehen durch die Einbindung desprivatwirtschaftlichen Know-hows oft-mals spürbare Synergieeffekte, die neueDenkansätze hinsichtlich potentiellerNutzungsmöglichkeiten für die Liegen-schaften beinhalten. Andererseitseröffnen sich dadurch aber auch Möglich-keiten der Einbindung privaten Kapitalsim Rahmen eines kooperativen Finan-zierungsmodells. Ein Aspekt, der nichtzuletzt in Zeiten chronisch angespannterHaushaltslagen der öffentlichen Handals außerordentlich wichtig eingeschätztwerden muss.

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Während mit der Freigabe ehe-maliger Militärflächen mittelfristigbetrachtet vornehmlich Chancen für eineregionalwirtschaftliche und städtebau-liche Entwicklung verbunden sind,gehörte der massive Arbeitsplatzverlustbei den Zivilbeschäftigten ohne Zweifelzu den negativen Folgen des Abrüstungs-prozesses in Nordrhein-Westfalen. Zwarkonnte der Stellenabbau bei der Bundes-wehr ohne nachteilige Auswirkungen aufden Arbeitsmarkt über Anpassungs-maßnahmen vollzogen werden, doch dieFreisetzung der bei den verbündetenStreitkräften beschäftigten deutschenZivilisten wirkte sich negativ aus undverschärfte die während der 90er Jahreohnehin angespannte Situation auf demArbeitsmarkt zusätzlich.

Eine befriedigende Lösung dieserProblematik im Rahmen der Konversionzu finden, konnte angesichts der Gesamt-entwicklung auf dem Arbeitsmarkt kaumals realistisches Ziel bezeichnet werden.Immerhin aber konnten durch die arbeitsmarktpolitische Flankierung desKonversionsprozesses einige der inno-vativen Ideen und hoffnungsvollenAnsätze weiterentwickelt werden.Bemerkenswert sind vor allem die durchdie Landesregierung initiierten undgeförderten sogenannten IntegriertenProjekte. Dahinter verbirgt sich die Ideeeines Politikansatzes, der sowohlarbeitsmarkt- als auch strukturpolitischeAspekte miteinander verknüpft. In derUmsetzung bedeutet dies: ArbeitsloseJugendliche, Langzeitarbeitslose undauch ehemalige Zivilbeschäftigte wirkenaktiv an der zivilen Umnutzung derKonversionsfläche mit. Sie haben dieMöglichkeit vor Ort einer sinnstiftendenund wertschöpfenden Beschäftigungnachzugehen, die darauf ausgerichtet ist,sie in den ersten Arbeitsmarkt zu reinte-grieren. Das Konzept hat sich durchausals erfolgreich erwiesen.

Neben ökonomischen und städte-baulichen Möglichkeiten bietet dieKonversion auch unter ökologischen undraumplanerischen Gesichtspunktenungeahnte Chancen. Dies trifft vor allemauf großflächige Militärareale im Außen-bereich zu, insbesondere für die nur ingeringem Maße versiegelten Standort-bzw. Truppenübungsplätze. Weitgehendungestört konnte auf vielen dieserFlächen eine Flora und Fauna gedeihen,wie sie in unserer kultivierten Land-schaft heute sonst praktisch nicht mehranzutreffen ist. Angesichts dieser ofteinzigartigen und schützenswerten Natur-potentiale spielen bei der Konversionsolcher Flächen ökologische Aspektefraglos eine herausragende Rolle.Ökologie und Ökonomie müssen dabeikeine unvereinbaren Gegensätzedarstellen. Sie bieten auch und gerade in den ländlichen Räumen Chancen für eine naturräumliche Revitalisierungdurch ökologisch aber auch ökonomischorientierte Ansätze. Tourismus- und Nah-erholungskonzepte sind dabei nur zweivielversprechende Perspektiven, dieStandortpotentiale auch in struktur-schwachen und peripheren Regionen zu optimieren. Entsprechende Beispielefinden sich im hinteren Teil diesesBerichtes.

Stark versiegelte und relativ gut erschlossene Militärflächen inAußenbereichen wiederum bietenmitunter Möglichkeiten zur Lösung vonörtlichen Gewerbeflächenengpässen, dennein Flächenrecycling ist in aller Regeldem Bau „auf der grünen Wiese“ unddamit einem zusätzlichen Flächenver-brauch vorzuziehen. In diesen Fällen istes notwendig, die ökonomischenNutzungsvorstellungen gegen die imAußenbereich übliche Freiraumnutzungabzuwägen. Auch in diesen Fällenkommt es auf eine gute Kommunikationund ein kooperatives Zusammenwirkenzwischen den Akteuren auf der Landes-und Bezirksregierungsebene sowie derkommunalen Ebene an.

Ebenso wie der Naturschutz setztauch der Denkmalschutz eigene Akzenteim Rahmen des Konversionsprozesses.Militärische Liegenschaften und vorallem die Kasernenanlagen nehmen inder Architektur und Städtebaugeschichteeine besondere Stellung ein. Einige derin den letzten Jahren freigegebenenKasernen in Nordrhein-Westfalen wurdenbereits im 19. Jahrhundert von königlichpreußischen Truppen erbaut und werdenseither ununterbrochen – wenn auch von wechselnden Armeen – militärischgenutzt. Ein Beispiel dafür ist die Defen-sionskaserne im Mindener Stadtzentrum.Andere Liegenschaften, etwa aus den30er Jahren des letzten Jahrhunderts,zeugen von Militarismus und Größen-wahn des Nationalsozialismus. Dochauch diese Areale gelten heute alseinzigartige militär-historische Ensemblesund sind als Zeugnisse der Vergangenheitexemplarisch erhaltenswert. Im Rahmender nordrhein-westfälischen Denkmal-schutz-Gesetzgebung ist ein öffentlichesInteesse an Erhaltung und Nutzungderartiger militärischer Bauwerke fest-geschrieben und wird auf vielfältigeWeise durch die finanzielle Förderungder öffentlichen Hand unterstützt. Damitverbunden ist gleichzeitig aber auch einbehutsamer Umgang mit der denkmal-geschützten Bausubstanz. PotentielleInvestoren müssen deshalb im Falle vonUmbauarbeiten gewisse Vorschriftenbeachten und mitunter weitreichendeAuflagen erfüllen. Unter Umständenkann dies zu einem Problem hinsichtlichder Realisierung des gesamten Konver-sionsprojektes werden. Doch es gibtauch gute Beispiele dafür, dass sowohlaus ökonomischer Sicht als auch unterdem Aspekt des Denkmalschutzes einebefriedigende Lösung für die Reakti-vierung der Konversionsflächen gefundenwerden konnte. Auch in derartigen Fällenhat sich die vertrauensvolle Kommuni-kation und Kooperation zwischen denbeteiligten Akteuren als wichtigstesInstrument erwiesen, um einen trag-fähigen Kompromiss herbeizuführen.

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Die dargestellten spezifischenProblemstellungen und Handlungs-ansätze stellen wichtige Einzelaspektedes Konversionsprozesses dar, wie ersich im Verlauf der letzten 10 Jahre inNordrhein-Westfalen vollzogen hat. Da-bei wird deutlich, dass neben den jeweilsbetroffenen Kommunen vor allem dieLandesregierung eine exponierte Positionals Moderator und Koordinator imRahmen des Prozessverlaufs einnimmt.

Nachfolgend soll dargestelltwerden, welcher strategische Ansatz undwelche inhaltliche Ausrichtung vonSeiten des Landes mit der Unterstützungder Konversionskommunen verfolgtwird. Im Mittelpunkt steht dabei ein breitangelegtes finanzielles Förderinstrumen-tarium, das die entscheidenden Impulsefür die inzwischen weit fortgeschrittenezivile Umnutzung ehemaliger Militär-flächen im Land gegeben hat.

Eine besondere Bedeutung kommtdabei der NRW-EU Gemeinschaftsini-tiative KONVER zu, einem eigens für eine wirkungsvolle Flankierung desKonversionsprozesses aufgelegten För-derprogramm der Europäischen Unionergänzt durch das Land Nordrhein-Westfalen.

Zunächst soll der nicht-monetäreAspekt der landespolitischen Unterstüt-zung im Rahmen des Konversionspro-zesses gewürdigt werden – dasBeratungs- und Kommunikations-netzwerk Konversion in NRW.

Konversions-management in NRW

Der Truppenabbau und die Frei-gabe ehemals militärisch genutzterLiegenschaften in großem Umfang trafNordrhein-Westfalen zwar unerwartet,aber nicht gänzlich unvorbereitet: Aufgrund der guten Erfahrungen, dieman mit dem Prinzip der regionalisiertenStrukturpolitik in den Montanregionengesammelt hatte (ZIM – Zukunfts-initiative Montanregionen), war dieserstrukturpolitische Ansatz 1989 auf alleRegionen des Landes ausgedehntworden (ZIN – Zukunftsinitiative für dieRegion in NRW).

Die unmittelbaren Auswirkungendes Abrüstungsprozesses – einerseitsdirekte und indirekte Arbeitsplatzver-luste in deutlichem Umfang, andererseitsdie weitreichende Freigabe von bisdahin militärisch genutzten Flächen-potentialen – machten schnell deutlich,dass Konversion eine besondere Formdes regionalökonomischen Struktur-wandels ist.

Unter dieser Prämisse lag es alsonahe, die zu diesem Zeitpunkt bereitserfolgreich eingeübten Handlungsmusterder regionalisierten Strukturpolitik auch auf die Konversion zu übertragen.

Aus landespolitischer Sicht wurdeschnell klar, dass die Komplexität undDifferenziertheit der neuen AufgabeKonversion kaum mit einem segmentier-ten (förder-) politischen Instrumentariumzu bewältigen sein würde. Um wirkungs-volle Hilfe leisten zu können kommt es darauf an, für jede dieser einzelnenRegionen eine individuelle, an denunmittelbaren Bedürfnissen undPotentialen orientierte politische Lösung zu entwickeln.

Konversion in NRW

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Auf der Landesebene geht es alsovornehmlich darum, eine verbesserteKoordination und Bündelung der Aktivi-täten zu erreichen. Ebenso wichtig fürden angestrebten strukturpolitischenErfolg in der Region ist aber vor allemdie Kooperation sowohl zwischen denAkteuren auf der landespolitischen Ebeneund der Region als auch innerhalb derRegion zwischen Politik und Adminis-tration, Vertretern der Wirtschaft, derArbeitnehmer sowie anderen regional-politisch relevanten Gruppen.

Aus dieser Erkenntnis heraus hatdie nordrhein-westfälische Landesregie-rung ein differenziertes Kommunikations-und Beratungsnetzwerk ins Leben ge-rufen, das in Abbildung 3 dargestellt ist.

Bereits im Frühjahr 1990 wurdedie Interministerielle Arbeitsgruppe(IMA) Truppenabbau ins Leben gerufen,die seither mehrmals im Jahr in unregel-mäßigen Abständen unter Führung des Wirtschaftsministeriums tagt. Dem Gremium gehören Vertreter derStaatskanzlei und nahezu aller Landes-ministerien, der fünf Bezirksregierungensowie des Internationalen Konversions-zentrums Bonn (BICC) an. Bei Bedarfkönnen aber auch Mitarbeiter andererInstitutionen, beispielsweise des Landes-arbeitsamtes, der Wehrbereichsverwaltungoder der Landesentwicklungsgesellschaftals Sachverständige für spezielleFragestellungen hinzugezogen werden.

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Die wichtigste Funktion der IMAist die Koordination der verschiedenenAktivitäten der Landesregierung und diedamit verbundene Abstimmung zwischenden einzelnen Fachministerien. DieserAufgabe konnte sie im Verlauf der letztenJahre gerecht werden, denn sie hat sichals ein Gremium bewährt, das sich inhervorragender Weise zur Steuerung desKonversionsprozesses auf Landesebene,d.h. zur Festlegung von Strategien sowieder inhaltlichen und regionalen Schwer-punktsetzung der landesseitigen Unter-stützung, eignet.

Um auch auf der regionalenEbene mit dazu beizutragen, dass derKonversionsprozess in die richtigenBahnen gelenkt wird, hat sich die Landes-regierung frühzeitig dafür eingesetzt,gemeinsam mit den Akteuren vor Ortregionale Konversionskonferenzen zuorganisieren. Zu den Teilnehmern gehörten neben den betroffenen Gebiets-körperschaften auch Vertreter der inter-ministeriellen Arbeitsgruppe und der

Bundesvermögensverwaltung. Bei diesenKonferenzen, die eine „kick-off“- Funktionfür den Konversionsprozess hatten, ginges grundsätzlich darum, die spezifischeProblemstellung vor Ort auszuleuchtenund gleichzeitig bereits potentielle Um-nutzungsmöglichkeiten oder sogar mitder Konversion verbundene Chancen zuidentifizieren. Im Rahmen derartigerKonferenzen wurden die Kommunenbeispielsweise über Fördermöglichkeitenund Beratungsleistungen informiert. Vonbesonderer Bedeutung bei diesen „rundenTischen“ war der „atmosphärische“Aspekt und zwar insbesondere zwischenden kommunalen Akteuren und denVertretern des Bundes, die im Zusammen-hang mit Wertermittlung und Flächen-erwerb als Verhandlungspartner agierenmussten. Ein gutes Arbeitsklima hat sichals ein nicht zu unterschätzender Um-stand herausgestellt, wenn es darumging, einen für alle Seiten tragbarenKompromiss in den Verhandlungen zuerreichen.

Konversionsbericht Band IV

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Die logische Fortführung der re-gionalen Konversionskonferenzen stelltendie regionalen Lenkungsgruppen dar.Vor allem, wenn es um die Bewältigungvon aufgrund ihrer Größe und Strukturbesonders schwierigen Konversions-projekten ging, hat sich die Einrichtungderartiger Gremien vor Ort als einwichtiges Instrument der Projektsteue-rung erwiesen. Dabei arbeiten Vertreteraus den betroffenen Kommunen sowieder regionalen Wirtschaftsförderung undder Wirtschaftsverbände mit Vertreternder IMA und der Bundesvermögens-verwaltung beim Planungs- undAbstimmungsprozess kontinuierlichzusammen. Die Aufgabe derLenkungsgruppen besteht darin,während der Nutzungsfindung undKonzeptentwicklung Ergebnisse zubewerten und auf ihre Realisierbarkeitzu überprüfen. Vor allem aber geht esdarum, im Rahmen solch großer Projekteimmer wieder auftretende Problemstel-lungen möglichst unverzüglich angehenzu können, um den gesamten Prozess-verlauf nicht ins Stocken geraten zu lassen.

Abbildung 3: Kommunikations- und BeratungsnetzwerkQuelle: Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC)

LandesregierungInterministerielle ArbeitsgruppeTruppenabbau

KONVERSIONSPROZESS IN NORDRHEIN-WESTFALEN

NRW-Beratungsprojektbeim Konversionszentrum Bonn(BICC)

BezirksregierungKonversionsbeauftragte

regionaleKonversionskonferenzen

regionaleLenkungsgruppen

Clearinggesprächeauf Landesebene

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in der behördeninternen und behörden-externen Koordination. Der „Gesprächs-kreis“ trägt auf diese Weise mit dazu bei,die Abwicklung der Konversions-verfahren zu beschleunigen. Im Rahmendieser Tätigkeit, aber auch durch denKontakt zu anderen mit Konversions-fragen beschäftigten Stellen, konnten in den letzten Jahren wertvolle Informa-tionen zu speziellen Problemstellungengesammelt und durch die Mitglieder der Projektgruppe an die betroffenenKommunen weitergeleitet werden.Beispielsweise wurde die Frage derKostenübernahme für Entmunition-ierungsmaßnahmen bei bereits vomBund veräußerten Liegenschaften auf-gegriffen. Einerseits wurden die Kom-munen über die besondere Problematik,insbesondere bei der Vertragsgestaltung,unterrichtet. Andererseits wurde dieLandesregierung darum gebeten, inVerhandlungen mit den zuständigenOberfinanzdirektionen eine Lösungzugunsten der betroffenen Kommunenherbeizuführen – was dann auch sogeschah.

Bei der BezirksregierungDüsseldorf verfolgt man eine ähnlicheStrategie, da die Begleitung von„Problemfällen“ mit dem Ziel einerEntwicklung und Umsetzung erfolg-reicher Konversionsprojekte die gesamteBündelungsqualität einer Bezirks-regierung erfordert. Nicht zuletzt ausdiesem Grunde, aber auch aus demDenk- und Systemansatz einerregionalisierten Strukturpolitik heraus,wurde eine Arbeitsgruppe speziell fürdie bedeutenden Konversionsfälle imRegierungsbezirk gegründet. Neben demehemaligen britischen Munitionsdepot inBrüggen-Bracht zählen dazu vor allemdie beiden britischen MilitärflugplätzeWeeze-Laarbruch, der 1999 freigegebenwurde, und Niederkrüchten-Elmpt,dessen Schließung von britischer Seitelange Zeit für das Jahr 2002 terminiert

Konversion in NRW

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Bei besonderen Konfliktsituationenfinden darüber hinaus – je nach Bedarf –Clearinggespräche auf Landesebenestatt. Vertreter der betroffenen Kommune,der Bezirksregierung, der in die Proble-matik involvierten Ministerien und derBundesvermögensverwaltung bemühensich im Rahmen derartiger Konsultatio-nen um eine Problemlösung. TypischeKonfliktsituationen stellten beispielsweiseweitreichende Differenzen bei denKaufpreisvorstellungen zwischen Bundund Kommune bei Denkmalschutz-auflagen im Falle der zivilen Anschluss-nutzung von Kasernenanlagen oder beider gewerblichen Nutzung von Flächenim Außenbereich dar.

Auf Ebene der Mittelinstanz – derBezirksregierungen – wurden auf Initia-tive der Landesregierung Konversions-beauftragte benannt. Ihnen kommt die Aufgabe zu, alle kommunalen undregionalen Problemstellungen im Zu-sammenhang mit der Konversion – seienes planungsrechtliche Fragen, Aspekteder Wirtschaftsförderung oder auch derBereitstellung von Fördermitteln – zubündeln und zu koordinieren. Mit dieserInstitution haben die Bezirksregierungenin bedeutendem Maße zur Steigerungder Effizienz bei der Konversionsberatungder betroffenen Kommunen beigetragen.

In Anbetracht regional unter-schiedlicher Betroffenheit und Problem-stellungen bei der Konversion mili-tärischer Liegenschaften hat man bei deneinzelnen Bezirksregierungenverschiedene Ansätze zur Bewältigungder an den Konversionsbeauftragtengestellten Aufgaben gewählt.

Ab Januar 1995 hat beispielsweisedie Bezirksregierung Arnsbergzunächst für die Dauer von einem Jahreine „Projektgruppe Konversion“ insLeben gerufen. Aufgrund der gutenErfahrungen wird diese Gruppe nunmehrals „Gesprächskreis Konversion“ weiter-geführt. Seine Aufgabe besteht vor allem

war, nun aber doch als Militärstandorterhalten bleibt. Die Arbeitsgruppe setztsich aus Vertretern aller mit der Quer-schnittsaufgabe Konversion befasstenFachbereiche zusammen. Durch diegezielte behördeninterne Kooperationsollen möglichst frühzeitig – zum Teilnoch Jahre vor der tatsächlichenFlächenfreigabe – bereits vorhandeneoder noch zu erwartende formaleHindernisse eines reibungslosenKonversionsprozesses angegangen undbeseitigt werden.

Auch bei der BezirksregierungDetmold stellt die Beratung hinsichtlichplanungsrechtlich machbarer und städte-baulich sinnvoller Entwicklung vonKonversionsflächen, die Koordinierungdes Fördermitteleinsatzes sowie generelleInformationen über aktuelle Fragestellun-gen und Entwicklungen der Konversiondas zentrale Aufgabenspektrum desKonversionsbeauftragten dar. Nach denbisherigen Erfahrungen profitieren davonvor allem die kleinen und mittelgroßenKommunen, die vor der Umnutzungmehrerer und/oder besonders großerKonversionsflächen stehen. Nicht nurder Problemdruck ist hier in der Regelam größten, naturgemäß ist meist auchdie Leistungsfähigkeit der planendenKommunalverwaltung nicht so hochwie beispielsweise in Großstädten. DerKonversionsbeauftragte, der einerseitsüber die nötige Ortskenntnis verfügtandererseits aber auch in die konversions-relevanten Entscheidungsprozesse derBezirksregierung eingebunden ist, kannmit dazu beitragen, dieses Manko auszu-gleichen. Nachdem bislang vornehmlichdie Umnutzung von Kasernenbereicheninnerhalb oder am Rande von bebautenBereichen der Gemeinden im Vorder-grund der Konversionsbemühungengestanden hat, wird nun auch den Kon-versionsflächen im Außenbereichverstärkt Aufmerksamkeit geschenkt. Im Übrigen geht es jetzt vorwiegendnoch um die Umnutzung besondersproblematischer Einzelliegenschaften.

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Eine Optimierung sowohl derinternen als auch der externerenKommunikation steht auch bei derBezirksregierung Köln im Zentrum desTätigkeitsspektrums der Konversions-beauftragten. Eine wichtige Grundlagefür die Erfüllung dieser Aufgabe bildetauch hier eine Arbeitsgruppe mit Mit-arbeitern verschiedener in den Konver-sionsprozess einbezogener Fachdezernateder Behörde. Vor allem versucht dieArbeitsgruppe betroffenen Kommunenaber auch ratsuchenden Bürgern imKölner Bezirk durch Beratung undVermittlung der zuständigen Gesprächs-partner sowohl innerhalb des Hauses alsauch aus konversionsrelevanten Behördenund Institutionen außerhalb zu helfen.

Aufgrund der im Vergleich zuden anderen nordrhein-westfälischenRegierungsbezirken geringen Zahl an Konversionsfällen hat man sich beider Bezirksregierung Münster dazuentschlossen, auf die förmliche Einrich-tung einer behördeninternen Arbeits-gruppe zu verzichten. Gleichwohl habensich in begründeten Einzelfällen fach-übergreifende Lösungsrunden zusammen-gefunden. Unabhängig davon hat derKonversionsbeauftragte von sich aus beiverschiedenen Projekten Entwicklungenanstoßen bzw. beschleunigen können.Neben planungsrechtlichen Fragestel-lungen, insbesondere in Fällen derzivilen Anschlussnutzung von Konver-sionsflächen im Außenbereich, waren esoftmals vor allem unterschiedliche Wert-und Preisvorstellungen zwischen demVeräußerer Bund und dem potentiellenErwerber Kommune, die Gegenstandsolcher Erörterungen waren. Als Vertreterder behördlichen Mittelinstanz konnteder Konversionsbeauftragte in derartigenKonfliktsituationen eine Vermittlungs-funktion übernehmen.

Neben der persönlichen Beratungvor Ort dokumentiert das BICC Finanzie-rungshilfen von Konversionsmaßnahmenund beispielhafte Umnutzungsprozesseim Konversionshandbuch Nordrhein-Westfalen. Im Rahmen dieses Hand-buches, das als praxisorientierte Arbeits-hilfe insbesondere für die kommunalenPlaner und Wirtschaftsförderer vor Ortkonzipiert ist, wird ein breites Spektrumvon Konversionsthemen diskutiert. Dazugehören beispielsweise:

■ Finanzierungshilfen für Konversionsmaßnahmen,

■ Beispiele für kommunale Konversionsstrategien,

■ Erfahrungen aus den Verhandlungen mit der Bundes-vermögensverwaltung,

■ das städtebauliche Instrumentariumzur Vorbereitung ziviler Folgenutzungen,

■ Prozessmanagement von Konversionsprojekten.

Darüber hinaus werden die nord-rhein-westfälischen Kommunen regel-mäßig über aktuelle Entwicklungen,aber auch Veranstaltungen, Tagungenund neue Veröffentlichungen im Rahmendes Newsletters Konversion – Aktuellinformiert. Ein weiteres wichtigesBeratungs- und Dokumentationsinstru-ment ist die vom BICC angelegteDatenbank demilan. Der Datenbestandbeinhaltet eine differenzierte Darstellungvon Konversionsprojekten in Nordrhein-Westfalen. Bei der Durchführung diesesauf vier Jahre angelegten Beratungs-projekts arbeitet das Zentrum eng mit denLandesministerien und den Konver-sionsbeauftragten der Bezirksregierungenzusammen. Der intensive Kommuni-kations- und Koordinationsprozesszwischen allen Akteuren trägt inNordrhein-Westfalen wesentlich zurBeschleunigung und Effizienzsteigerungdes Konversionsprozesses bei.

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Dem Internationalen Konver-sionszentrum Bonn (BICC) kommtebenfalls eine bedeutende Rolle imRahmen des Konversionsprozesses inNordrhein-Westfalen zu. Im Rahmen desProjektes „Beratung der vom Truppen-abbau und von der Standortkonversionbetroffenen Kommunen in den Förder-gebieten des NRW-EU-ProgrammsKONVER“ fungiert das BICC als zentraler Ansprechpartner für alleKonversionsfragen. Der Transfer vonInformationen und Erfahrungen überVerwaltungsgrenzen hinweg trägt dazubei, den Prozess der Umnutzung militärischer Liegenschaften zubeschleunigen und den Kommunenvermeidbare Kosten zu ersparen. Einwesentlicher Schwerpunkt liegt darin,erfolgreiche Konversionsstrategien ausden unterschiedlichsten Regionen – auch außerhalb Nordrhein-Westfalens –an die Kommunen heranzutragen. Das Profil des Instituts ermöglicht dennordrhein-westfälischen Kommunenvom internationalen Know-how zuprofitieren. Im Gegenzug könnenKonversionserfahrungen aus Nordrhein-Westfalen in andere betroffene Regionender Welt vermittelt werden.

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Konversion ist eine Querschnitts-aufgabe, die eine Reihe unterschiedlicherPolitikfelder tangiert. Entsprechenddiesem komplexen Ansatz erstrecken sichdie Fördermaßnahmen von der Regiona-len Wirtschaftsförderung, über dieStädte- und Wohnungsbauförderung, dieArbeitsmarktpolitik, den Umwelt- undNaturschutz bis hin zu Initiativen imWissenschafts- und Bildungsbereich.

Frühzeitig wurde auch von Seitender Europäischen Union die besonderestrukturpolitische Herausforderung der weitreichenden Abrüstung in Mittel-europa erkannt – und entsprechendgehandelt. Als Ad-hoc-Maßnahme wurde1991 zunächst das bereits bestehendeProgramm PERIFRA für die Konversiongeöffnet. Doch schon 1993 wurde mitder Gemeinschaftsinitiative KONVER Iein eigens auf die Konversion zugeschnit-tenes Förderprogramm initiiert, aus demvor allem die ersten Gefährdungsab-schätzungen und Nutzungskonzepte fürdie Flächenreaktivierung gefördertwurden.

1994 dann folgte die NRW-EU-Gemeinschaftsinitiative KONVER II, inderen Rahmen den Konversionskommu-nen im Land bis zum Ende des Jahres2001 weitreichende finanzielle Hilfenzur Verfügung gestellt werden. Damitstellt KONVER II eine wesentlicheErgänzung der finanziellen Förderungdes Konversionsprozesses in Nordrhein-Westfalen dar – und dies mit großerEffektivität, wie ab Seite 39 dargestelltwird.

Zunächst allerdings soll eindifferenzierter Überblick über die inhalt-lichen Schwerpunkte und quantitativenGrößenordnungen der Förderungengegeben werden, die von Seiten desLandes Nordrhein-Westfalen erfolgt sind.

Konversion in NRW

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Finanzielle Hilfen des Landes zurFlankierung desKonversionsprozesses

Die dargestellten Beratungshilfenstellen zweifellos einen wichtigen Be-standteil der Förderungsstrategie seitensder nordrhein-westfälischen Landes-regierung im Rahmen des Konversions-prozesses dar. Dennoch kommt diesemBereich lediglich eine ergänzendeFunktion zu, denn auch für die Liegen-schaftskonversion gilt unzweifelhaft,dass nur dann etwas bewegt werdenkann, wenn die Akteure „Geld in dieHand nehmen“ und den Konversions-prozess von der Konzeptionierungsphaseüber die konkretisierte Planungsphase indie Umsetzungsphase vorantreiben.

Die finanziellen Unterstützungs-möglichkeiten für ein solch zielgerich-tetes Handeln wurden den nordrhein-westfälischen Kommunen schon früh-zeitig von Seiten der Landesregierungeröffnet. Aufgrund der Erfahrungen mitden strukturellen Wandlungsprozessenim montanindustriellen Bereich und derdaraus resultierenden wirtschaftspoliti-schen Strategie der regionalisiertenStrukturpolitik in Nordrhein-Westfalenwurden bereits frühzeitig alle bereits zurVerfügung stehenden Förderprogrammeauch für die Konversion geöffnet.

WirtschaftsförderndeMaßnahmen

Der massive Abbau von militäri-schen Ressourcen in Nordhrein-Westfalenmuss als eine durchaus positive Ent-wicklung bewertet werden, sofern mansie aus außen- und sicherheitspolitischerSicht betrachtet. Unter Berücksichtigungstrukturpolitischer Gesichtspunkte rela-tiviert sich allerdings diese Einschätzung,denn die Standortgemeinden haben überJahrzehnte hinweg ökonomisch von derPräsenz des Militärs profitiert. Insbeson-dere in den ländlich geprägten und meiststrukturschwachen Regionen, in denenin Nordrhein-Westfalen die Schwer-punkte der militärischen Präsenz lagen,bildeten die Streitkräfte einen bedeu-tenden Wirtschaftsfaktor. Sie stelltennicht nur Arbeitsplätze für Zivil-beschäftigte zur Verfügung, sondern die konsumtiven Ausgaben der Soldatenund ihrer Familienangehörigen sorgtenebenso wie die „dezentrale Beschaffung“der Standortverwaltungen auch fürregionale Kaufkraftzuwächse und damitpositive indirekte Arbeitsmarkteffekte.

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Infolge der Abrüstung sind zahl-reiche ehemalige Standortgemeinden mittiefgreifenden regionalwirtschaftlichen undarbeitsmarktpolitischen Problemstel-lungen konfrontiert worden. Insofernmüssen der Truppenabbau und dieLiegenschaftsfreigaben als eine besondereForm des regional-ökonomischen Struk-turwandels verstanden werden – einerEntwicklung, mit der man in den letztenJahrzehnten vor allem in den montan-industriell geprägten Regionen Nordrhein-Westfalens weitreichende Erfahrungensammeln musste. Mittel- bis langfristigsoll mit Hilfe von strukturpolitischenMaßnahmen

■ zum Ausbau der wirtschaftsnahenInfrastrukturen beigetragen,

■ potentielle ökologische Defizitebeseitigt und damit

■ die ökonomische Basis für eineregionale Entwicklung und vor allemzukunftsorientierte Arbeitsplätzegeschaffen

werden.

Kurzfristig muss es im Rahmender Liegenschaftskonversion aberzunächst darum gehen, zum Ausgleichder durch die Abrüstung ausgelöstenwirtschaftsstrukturellen Einbrüche inden betroffenen Regionen die Potentialeder freigegeben ehemaligen Militärflä-chen für neue Entwicklungen zu nutzen.

Gebiets- Förderungssummekörperschaft Projekt / Maßnahme in DM

Detmold Erschließungsmaßnahme 7.956.000

Dortmund Studie zu „Napier Barracks“, Campus-Projekt 300.000

Dortmund Reaktivierung der Militärbrache „Stadtkrone Ost“ 21.698.000

Düren Strukturgutachten zur Vorbereitung von Konversionsmaßnahmen 22.770

Düren Projektmanagement zur Umsetzung des Nutzungskonzepts „Jäger Kaserne / Panzerkaserne“ 453.500

Geilenkirchen Erschließungsmaßnahme 2.205.000

Gronau Technologieförderung 1.070.000

Hemer Infrastrukturmaßnahme „Camp Deilinghofen“ 240.000

Iserlohn Entwicklung eines Technologieparks (Gerontotechnik), „Bernhard-Hülsmann-Kaserne“ 7.907.137

Iserlohn Einrichtung eines Gründerzentrums, „Corunna-Barracks“ 1.796.000

Iserlohn Hilfen beim Konversionsmanagement 343.000

Kevelaer-Twisteden Trabertrainingspark „Den Heybergh“ 300.000

Lippstadt Errichtung des Technologiezentrums CarTec, „Churchill-Barracks“ 8.400.000

Lüdenscheid Erschließung „Buckesfeld“ 644.000

Minden Vermarktung der „Kingsley-Barracks" 381.000

Minden Hilfen beim Konversionsmanagement 518.000

Minden Hilfen beim Konversionsmanagement 232.000

Minden Unterstützungsmaßnahmen bei der Umnutzung der „Defensionskaserne“ zum Preußenmuseum 94.952

Minden Gründer- und Gründerinnenzentrum 1.199.000

Möhnesee Erschließung der „St. Sebastian-Barracks“ 1.077.000

Mönchengladbach Infrastrukturförderung „Projekt Nordpark“ 7.975.000

Nieheim Machbarkeitsstudie „Munitionsdepot Poemsen“ 302.000

Rheine Gutachten zur Reaktivierung einer Raketenstellung 57.375

Rödinghausen Entwicklung eines Gewerbegebiets, „Birdwood Barracks“ 3.000.000

Warburg Erschließungsmaßnahme „Börde-Kaserne“ 1.502.000

Weeze Militärflughafen Weeze/Laarbruch (Phase I) 744.120

Weeze Militärflughafen Weeze/Laarbruch (Phase II) 723.520

Weeze Militärflughafen Weeze/Laarbruch (Phase III) 855.360

Wegberg Anschluss des Gewerbegebietes Wildenrath an die Kläranlage Arsbeck-Dalheim 861.000

Wegberg Erweiterung der Kläranlage Arsbeck Dalheim (Gewerbeanteil) 2.871.000

Wegberg Bau einer Vorrüsthalle mit Betriebswerkstatt, 1. Abschnitt, vorlaufende Planung 650.000

Wegberg „Visitor’s Center” Bahnkompetenzzentrum 6.970.000

Wegberg Förderung des Grunderwerbs des ehem. Militärflugplatzes 8.208.000

Wegberg Fortsetzung des Regionalmanagements zur Wiederbenutzbarmachung des ehem. Militärflugplatzes 419.000

Wegberg Planungsmaßnahmen Bahnkompetenzzentrum 1.440.000

Tabelle 2: Maßnahmen der Wirtschaftsförderung 1990–2000Quelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

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Angesichts der ausgeprägtenKonversionsproblematik im Land wurdedas Förderinstrumentarium ab 1995 nocheinmal verbessert:

■ Einerseits durch die NRW-EU-Gemeinschaftsinitiative KONVER II, deren OperationellesProgramm besonders auf die Belangeeiner wirkungsvollen Wirtschafts-und Strukturförderung ausgerichtetwurde, und

■ andererseits durch einen neuenSchwerpunkt („Förderung aufehemaligen Militärflächen“), der imRahmen der Landesförderung NRWeingerichtet wurde.

Wie die Tabelle 2 zeigt, kommtein Großteil der Konversionsförderungdes Wirtschaftsministeriums kleinteiligengewerblichen Entwicklungen auf ehe-maligen Kasernengeländen oder Depotszugute. Ein herausragendes Beispiel istdie Umnutzung des ehemals britischenMilitärflugplatzes Wegberg-Wildenrath(Kreis Heinsberg): Um den Nukleuseines in dieser Form einzigartigen Test-und Prüfzentrums für Schienenfahrzeugeder Firma Siemens Verkehrstechnikentsteht das „ Nationale Bahnkompetenz-zentrum Wegberg-Wildenrath“ unterBeteiligung der Bahntechnologie System-häuser Alstom, Adtranz und Bombardier.Umrahmt wird dieses herausragendeInvestment von einem Gewerbe- undIndustriegebiet höchster Qualität. EineEntwicklung, die nicht nur positiveImpulse für den Strukturwandel in derRegion Heinsberg mit sich bringt,sondern darüber hinaus auch vonbesonderer Bedeutung für denStellenwert der Bahnindustrie in Nordrhein-Westfalen ist (vgl. Kapitel Projektbeispiele).

Konversion in NRW

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Gebiets- Förderungssummekörperschaft Projekt / Maßnahme in DM

Wegberg Entwicklung des Industrie- und Gewerbegebietes Wegberg-Wildenrath, 1. u. 2.Bauabschnitt (II) 64.449.000

Wetter Entwicklung eines Industrie- und Gewerbegebietes, REME-Gelände 16.255.958

Werl Projekt KonWerl 2010 4.004.000

- Pilotstudie für Konversionskommunen Hochsauerlandkreis und Kreis Soest 120.000

- Studie: Bahnkompetenzzentrum NRW 2010 (TÜV Rheinland, IfB, SCI) 428.000

- Management, Beratungs- und Qualifizierungskonzept (INFU) 113.000

- Beratung der Kommunen in der KONVER-Fördergebietskulisse (BICC) 951.800

- Anschlussförderung des BICC-Projektes 979.400

Gesamt 180.716.892

Das wichtigste Instrument fürdiese Form der wirtschaftspolitischenFlankierung der Abrüstung ist dieregionale Wirtschaftsförderung undinsbesondere die Infrastrukturförderung,mit deren Hilfe die Umnutzung ehe-maliger Militärflächen in Industrie- undGewerbegebiete, und damit mittelbarauch die Schaffung neuer Arbeitsplätze,eingeleitet werden kann. Dieser zentraleAufgabenbereich im Rahmen der Kon-version fällt vor allem dem Wirtschafts-ministerium des Landes Nordrhein-Westfalen zu, das aufgrund dieser expo-nierten Position auch auf landespolitischerEbene die Federführung im Rahmen desKonversionsprozesses übernommen hat.

Sofern die vom Truppenabbaubetroffenen Kommunen in der Förderge-bietskulisse der Gemeinschaftsaufgabe„Verbesserung der regionalenWirtschaftsstruktur“, der NRW-EU-Gemeinschaftsinitiativen Ziel-2, Ziel-5b, Rechar oder RESIDER lagen,

konnten diese Hilfen in Anspruchgenommen werden. Da jedoch zahlreicheKonversionskommunen in Nichtförder-gebieten lagen, wurden 1992 im Rahmender Neuabgrenzung der regionalenLandesförderung schwerpunktmäßigRegionen miteinbezogen, die in besonde-rem Maße vom Truppenabbau betroffenwaren. Zusätzlich wurden bereits zudiesem frühen Zeitpunkt neue Fördertat-bestände geschaffen, die auf die spezifi-schen Anforderung im Rahmen des Um-widmungsprozesses abgestimmt wurden,z.B. Planungs-, Beratungs- und Manage-menthilfen für Konversionskommunen.

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Altlastenproblematik Die Frage einer möglichen Boden-

und Grundwasserbelastung auf den ehe-mals militärisch genutzten Flächen stelltezu Beginn des Abrüstungsprozesses einengroßen Unsicherheitsfaktor dar, denneine Altlastenerfassung und -bewertungwurde mit Hinweis auf die Geheimhalt-ungsvorschriften von militärischer Seitemeist nicht vor der endgültigen Räumungder Liegenschaften zugelassen.

Doch gerade das möglichstdetaillierte Wissen um die in aller Regelnicht augenfälligen, gleichwohl aber fürMensch und Umwelt potentiell gefähr-lichen Hinterlassenschaften des Militärsist die wichtigste Voraussetzung fürjegliches zielgerichtetes Handeln imRahmen der Liegenschaftskonversion.

Angesichts der noch zu Beginnder 90er Jahre bestehenden weitreichen-den Informationslücken im spezifischenProblemfeld „Militärische Altlasten“ hatdie nordrhein-westfälische Landesregie-rung frühzeitig reagiert: Im Auftrag desUmweltministeriums des Landes unddes niedersächsischen Umweltministe-riums wurde 1992 der „Wegweiser fürden Umgang mit Altlast-Verdachts-flächen auf freiwerdenden militärischgenutzten Liegenschaften“ (MURL NW1992) erarbeitet. In einer eigens fürdiesen Zweck entwickelten Matrix wirdden häufigsten altlastenrelevantenmilitärischen Nutzungen ein typischesInventar an Schadstoffen und Schad-stoffgruppen zugeordnet.

Die weitreichenden Erfahrungen bei derReaktivierung ehemals industriellgenutzter Flächen – vor allem imRuhrgebiet – waren bei der Konzeptionsehr hilfreich. Gleichwohl sollte dieseviel beachtete Flächentypisierung nichtmehr als eine erste Arbeitshilfe beimUmgang mit potentiell belastetenKonversionsflächen darstellen.

Denn grundsätzlich gilt, dass aufdie Überplanung oder gar den Erwerbeiner Konversionsfläche so langeverzichtet werden sollte, bis gesicherteErkenntnisse über den Bodenzustandund ggf. über Art und Ausmaß einerKontamination vorliegen. Im Sinne einerzeitnahen zivilen Reaktivierung ist esdeshalb dringend geboten, dass sich dieKommune frühzeitig Klarheit hinsicht-lich möglicher Bodenbelastungen ver-schafft. Diese Kenntnisse dienen nichtnur als Grundlage für die Verkaufsver-handlungen mit dem Eigentümer, demBund, sondern sind auch ein wichtigesKriterium bei der Konkretisierung derNutzungsüberlegungen.

In einem ersten Schritt geht esdarum, standortbezogene Erhebungen(eine historische Erkundung) durchzu-führen und, sofern deren Ergebnisse diesnahelegen, eine Gefährdungsabschätzungvorzunehmen. Das Untersuchungsspek-trum soll dabei über den rein ordnungs-rechtlich notwendigen Rahmen hinaus-gehen. Es kann sich beispielsweisezeigen, dass sich – entgegen bestehendeBefürchtungen – auch empfindlicheNutzungen ohne weitreichende Sanie-rungsmaßnahmen verwirklichen lassen.Möglicherweise besteht aber auch dieGefahr, dass die Belastungssituation soerheblich ist, dass die bereits bestehendenNutzungsüberlegungen auf ihre Mach-barkeit hin überprüft werden müssen.

Die – wenn es die zunächst abge-schätzte Belastungssituation erfordert –durchzuführende Sanierungsuntersu-chung ist ein strategisch ausgerichteterUntersuchungsschritt. Es geht dabei um die fachliche Vorbereitung vonkonkreten Entscheidungen bezüglich derzukünftigen Nutzung der Fläche und indiesem Kontext der Sanierungsziele, der Sanierungstechnik und des Einsatzesvon Finanzmitteln.

Um einen reibungslosen Konver-sionsprozess zu sichern ist es notwendig,die entsprechenden Gefährdungsabschät-zungen und darauf aufbauende Sanie-rungsuntersuchungen und -planungenmöglichst frühzeitig durchführen zulassen. Um dies zu ermöglichen, wurdeden nordrhein-westfälischen Konver-sionskommunen in den letzten Jahreneine Förderung in Höhe von mehr als 8,2 Millionen DM sowohl aus Mittelndes Umweltministeriums als auchseitens des Ministeriums für Stadt-entwicklung, zuteil (vgl. Tabelle 3).Mittel für diesen Zweck standen auch imEU-NRW-Programm KONVER bereit.

Inzwischen sind die Untersuch-ungen landesweit weitgehend abge-schlossen – und dies mit einem durchauserfreulichen Ergebnis. Denn angesichtsder oftmals nur noch als katastrophal zubezeichnenden Kontaminationen aufvielen ehemals sowjetischen bzw.russischen Liegenschaften in den neuenBundesländern, sind sowohl die Bundes-wehr als auch die belgischen undbritischen Streitkräfte weitestgehendpfleglich mit den ihnen anvertrautenArealen umgegangen.

Konversionsbericht Band IV

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Festzustellen ist, dass großflächigeVerschmutzungstatbestände aufehemaligen Militärflächen in Nordrhein-Westfalen eher seltene Ausnahmen dar-stellten. Demgegenüber wurden punktu-elle und kleinräumige Bodenbelastungenrelativ häufig vorgefunden. Typisch sindbeispielsweise

■ Kontamination durch Treib- undSchmierstoffe, Lacke, Lösungsmittelund Säuren auf Kasernengeländen imBereich von Tankstellen und Werk-stätten,

■ belastende Rückstände des Einsatzespyrotechnischer Erzeugnisse, Nebel-sowie Brand- und Löschmittel aufÜbungsgeländen,

■ Bodenbelastungen durch Explosions-stoffreste und Munitionsbestandteileauf Schießanlagen.

Trotzdem kann grundsätzlich gel-ten: „Die Schwierigkeiten im Zusammen-hang mit Altlasten und Bodenbelastungenliegen in Nordrhein-Westfalen wenigerin deren Erkundung und der technischenBeseitigung. Sie bestehen vielmehr inder engen Verknüpfung mit anderenAufgabenfeldern der Liegenschaftskon-version und den damit verbundenenhohen Anforderungen an integrierteLösungsansätze.“ Zu diesem Ergebniskommt eine Untersuchung, die imAuftrag des nordrhein-westfälischenUmweltministeriums im Jahre 1996durchgeführt wurde. Darin wird insbeson-dere auf eine strikt zwischen „Altlasten-bearbeitung“ und „Planung“ abgestimmteVorgehensweise verwiesen – eineKonzeption, die bei der Konversion ehe-mals militärisch genutzter Flächen inNordrhein-Westfalen vor allem in denletzten Jahren sehr erfolgreich umgesetztwurde.

Konversion in NRW

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StädtebaulichePlanungen

Die Grundlage jeder zivilenFlächenreaktivierung einer ehemalsmilitärisch genutzten Liegenschaft stelltderen zielgerichtete städtebaulicheÜberplanung dar. Immer streng orientiertan den örtlichen und regionalen Bedürf-nissen, hat die nordrhein-westfälischeStadtentwicklungspolitik seit 1990 indiesem Bereich deutliche Zeichen gesetzt.Von der Flächenaufbereitung über dieErschließung und Baureifmachung bishin zur sinnvollen Nutzung denkmal-geschützter und stadtbildprägenderKasernenanlagen wurde die Umnutzungehemaliger Militärflächen im Landvorangetrieben, vgl. Tabelle 4 am Endedieses Kapitels.

Damit wurden die Voraussetzungenfür private und öffentliche Investitionen

■ zur Sicherung bereits vorhandenerund zur Schaffung neuer Arbeitsplätzegeschaffen,

■ zur Bereitstellung preiswertenBaulands für den Wohnungsbauermöglicht, und

■ soziale und kulturelle Einrichtungengeschaffen.

Zunächst allerdings bieten diefreiwerdenden Flächen – nachdem sieoftmals über Jahrzehnte hinweg aufgrundder spezifischen Nutzung aus der sieumgebenden Regional- und Stadtplanungausgeklammert waren – die Chance, eineaktive Stadtentwicklung zu betreiben. Dasbedeutet vor allem potentielle Mängelim Nutzungsbild zu korrigieren,Insellagen zu beseitigen, Infrastruktur-defizite abzubauen und neue stadträum-liche Qualitäten zu entwickeln. Nichtselten mussten die bereits manifestiertenstädtebaulichen Planungen grundsätzlich

Tabelle 3:Gefährdungsabschätzungen undSanierungsuntersuchungen,1990–2000Quelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

Gemeinde Förderung in DM

Arnsberg* 60.000

Bad Driburg 49.486

Bad Sassendorf* 52.000

Bergheim 274.000

Bielefeld* 425.945

Brakel 34.419

Brüggen 236.171

Detmold 373.560

Dortmund 1.040.000

Duisburg 710.400

Greven 59.000

Grevenbroich 48.000

Hamm* 612.350

Hemer 30.560

Herford 117.000

Iserlohn* 105.356

Köln 166.326

Köln 212.000

Lippstadt 110.000

Lüdenscheid* 153.901

Lüdenscheid* 334.000

Minden* 173.600

Mönchengladbach 162.400

Münster 144.000

Niederkrüchten 120.000

Rödinghausen 108.890

Siegen 257.000

Siegen* 161.560

Stolberg 149.000

Weeze 420.000

Weeze 400.000

Werl 230.000

Wetter a.d.R. 320.000

Willich 348.000

Wuppertal 90.000

Gesamt 8.288.924

* mehrere Maßnahmen zusammengefasst

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überdacht und neu bewertet werden.Die Planungsträger bewegten sichdabei im Spannungsfeld zwischen derFinanzierbarkeit einer Maßnahmeeinerseits und dem unter ökonomischen,ökologischen, sozialen und städtebau-lichen Gesichtspunkten Wünschens-werten und Machbaren andererseits.

Angesichts dieser Konstellatio-nen kommt es darauf an ein Verfahrenzu initiieren, das zur Kooperation undKoordination der beteiligten Akteurebeiträgt. Besonders wichtig für dieKommunen ist unter dieser Prämisseder richtige Einstieg in den Konver-sionsprozess mit einer zielgerichtetenNutzungs- und Ideenfindung. Ausdiesem Grund lag ein Schwerpunkt derKonversionsförderung seitens desStadtentwicklungsministeriums auf der Unterstützung von Machbarkeits-studien, Rahmenplanungen sowiestädtebaulichen Wettbewerben undGutachterverfahren.

Machbarkeitsstudien sollen inerster Linie einer möglichst objektivenund an den Marktgegebenheiten orien-tierten Überprüfung der Realisierbar-keit von Nutzungsideen dienen, die imkommunalen Umfeld entwickeltwurden. Die Erfahrung zeigt, dass esbereits in der frühen Phase des Planungs-prozesses wichtig ist, nicht allein dieEinbindbarkeit der neuen Nutzungsmög-lichkeit in den städtebaulichen Kontextzu überprüfen, sondern darüber hinausauch erste Nachfrage- bzw. Bedarfser-mittlungen anzustellen.

Die zum Ende der vorbereitendenUntersuchungen zu entwickelnden Rah-menplanungen bilden eine notwendigeGrundlage für die konsensorientierteUmwidmung der Liegenschaft. Darüberhinaus sind sie aber auch für potentielleInvestoren und die Kaufverhandlungenmit dem Flächeneigentümer Bund vonbesonderer Bedeutung.

Konversionsbericht Band IV

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Tabelle 4: Maßnahmen der Stadterneuerung 1990–2000Quelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

Gebiets- Förderungkörperschaft Maßnahmenbezeichnung in DM

Aachen Rahmenplan, „Camp Pirotte“ 240.000

Arnsberg Ideenwettbewerb „Camp Loquet“, Neheim 182.000

Arnsberg Rahmenplan „Camp Loquet“, Neheim 80.000

Arnsberg Rahmenplan ehem. „Jägerkaserne“ 45.000

Bergheim Machbarkeitsstudie ehem. „IFG-Gelände“, Ichendorf 44.000

Bielefeld Wettbewerb WFB „Harrogate Barracks“ 113.600

Bielefeld Ideenwettbewerb „Ripon Barracks“ 157.000

Bielefeld Machbarkeitsstudie „Rochdale Barracks“ 84.000

Blomberg Machbarkeitsstudie „Klüter Kaserne“ 120.000

Borgentreich Gutachten Umnutzung „Desenberg Kaserne“ 23.000

Brakel Strukturkonzept „belgische Kaserne“ 16.000

Brüggen Rahmenplan ehem. Munitionsdepot „3 BAD“, Bracht 495.000

Brüggen Umstrukturierung „3 BAD“, Bracht 237.000

Detmold Machbarkeitsstudie „Hobart Barracks“ 294.528

Detmold Umnutzungsmöglichkeiten Militärflugplatz 100.000

Detmold Untersuchung der techn. Infrastruktur „Hobart Barracks“ 36.000

Detmold Umnutzungsmöglichkeiten Militärflugplatz 866.528

Dortmund Rahmenplanung Projekt „Stadtkrone Ost“ 246.000

Düren Nutzungskonzept „Panzerkaserne / Jägerkaserne“ 213.000

Düren Umbau Gebäude ehem. „Riemann-Kaserne“ 113.000

Erwitte Umnutzung „Böllhoffhaus“ zu sozialkulturellen Zwecken in Kombination mit ABM (im Rahmen Sanierungsgebiet Altstadt) 2.068.000

Essen Ideen- und Realisierungswettbewerb „Ruhrland-Kaserne“, Kupferdreh 555.000

Essen Landschaftsökologischer Fachbeitrag zur „Ruhrland-Kaserne“, Kupferdreh 60.000

Geilenkirchen Umnutzungskonzept „Selfkant-Kaserne“, Rahmenkonzeption 240.000

Grefrath Entwicklungskonzept militärische Liegenschaft in Vinkrath 51.000

Greven Wettbewerb städtebaul. Rahmenplan für den Bereich des ehem. MOB-Geländes 239.000

Gütersloh Machbarkeitsstudie Konversionsfläche „Bartels Feld A65“ 55.000

Hemer Rahmenplan „Camp Deilinghofen“ 65.000

Herford Wettbewerb WFB „NAAFI“ 48.000

Iserlohn Reaktivierungskonzept für militärische Standorte 97.000

Köln Rahmenplan zur Umnutzung „Kaserne Haelen“, Köln-Junkersdorf 313.000

Lemgo Ideenwettbewerb „Spiegelbergkaserne“ 773.000

Lemgo Reaktivierungskonzept „Spiegelbergkaserne“ 30.000

Lippstadt Ausbau Gebäude Kasernengelände Südstr. Block 7-10 (Wohnnutzung) 975.000

Lippstadt Ehemalige Kaserne Südstr., Umnutzung Gebäude Nr.3zur Musikschule, Nr.23 zur VHS 6.660.000

Lippstadt Ehemalige Kaserne Südstr., Umnutzung Gebäude Nr.42 zu einer Kindertagesstätte und einer örtlichen Begegnungsstätte 2.268.000

Lippstadt Ideenwettbewerb Kasernengelände Südstr. 171.000

Lippstadt Landschaftsplanerische Untersuchung Kasernengelände Südstr. 18.000

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Die Durchführung von städte-baulichen Wettbewerben und Gutachter-verfahren hat sich vor allem dann als einhilfreiches vorbereitendes Planungs-instrument erwiesen, wenn sie für die Entwicklung von besonders großenKonversionsflächen durchgeführtwerden, die zu einem neuen Stadtteilumgebaut werden sollen.

Neben diesen informellenPlanungsvorhaben erstreckt sich dieFörderpalette aber auch über investiveMaßnahmen in den Bereichen:

■ Standortaufbereitung für gewerbliche Zwecke, kleinteiligesFlächenrecycling,

■ Standortaufbereitung für den Wohnungsbau, städtebaulicheErgänzungen zur Modernisierungsowie zum Ausbau und zurErweiterung von Wohnraum,

■ Schaffung von öffentlichenGrünflächen, landschaftsgebundenenFreizeitanlagen undErholungsflächen, öffentlichenStraßen, Wegen und Plätzen,

■ Nutzung von Denkmälern undGebäuden mit stadtbildprägenderBedeutung.

Darüber hinaus sind die Richt-linien zum Stadterneuerungsprogrammdahingehend erweitert worden, dass derErwerb ehemals militärisch genutzterLiegenschaften für Kommunen bzw.kommunale Gesellschaften erleichtertwurde. So wurden in der Vergangenheitnur Zinsbelastungen gefördert, dieStädten und Gemeinden durch die Auf-nahme von Mitteln am Kapitalmarkt entstanden und zum Erwerb von Brach-flächen für die Realisierung von Stadt-erneuerungs- und Wohnungsbaumaß-nahmen vorgesehen waren. Aufgrundder neuen Situation, die durch die Liegen-schaftskonversion entstanden ist, hatsich das Stadtentwicklungsministeriumdazu entschlossen, die Zinszuschüsse für

Konversion in NRW

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Gebiets- Förderungkörperschaft Maßnahmenbezeichnung in DM

Lippstadt Untersuchung Energieversorgung Kasernengelände Südstr. 25.000

Lüdenscheid Umnutzung Kasernenanlage „Buckesfeld“ 227.454

Marienheide Rahmenplan ehem. „Raketenstation Griemeringshausen“ 209.000

Marienheide Rahmenplan „Kaserne Hermannsberg“ 113.000

Märkischer Kreis Machbarkeitsstudie zur Umnutzung „Panzerhallen Stilleking“in Lüdenscheid zu einem Naturschutzzentrum 120.000

Menden Rahmenplan inklusive Bodenuntersuchung Kasernengelände Bismarckstr. 76.000

Minden Machbarkeitsstudie „Simeonskaserne“ 180.000

Minden Platzgestaltung „Simeonskaserne“ 1.329.000

Minden „Simeonskaserne“ Umnutzung Block G zur Musikschule 2.634.000

Minden ehem. Offizierskasino „Clifton Barracks“ (Kindertagesstätte) 2.064.000

Minden kleinteiliges Flächenrecycling „Kingsley Barracks“ 514.000

Minden Machbarkeitsstudie „Simeonskaserne“ 591.276

Minden Rahmenplan „Mudra Kaserne“ 70.000

Minden Reaktivierungskonzeption für militärische Standorte 40.000

Minden Umnutzung „Defensionskaserne“ zum „Preußenmuseum“ 16.908.719

Möhnesee Umnutzungskonzept ehemalige Kaserne „San Sebastian Barracks“ 115.000

Mönchengladbach Rahmenplanung Nord-Südpark Mönchengladbach-Rheindahlen 1.341.000

Mönchengladbach Konversionsfläche Nordpark Mönchengladbach (Planungskosten) 116.000

Mönchengladbach Militärische Flächen-Erarbeitung REME-Gelände 44.000

Mönchengladbach Nordpark Entwicklungsmaßnahme 300.000

Mülheim a.d. Ruhr Ideenwettbewerb „Wrexham Barracks“ 312.804

Mülheim a.d. Ruhr Städtebaulicher Entwicklungsbereich „Wrexham Barracks“ 2.891.000

Mülheim a.d. Ruhr Wohnumfeldprogramm Mülheim a.d. Ruhr, Ortsteil Speldorf-Mitte, Grünanlage-Depot-Speldorf 93.730

Mülheim a.d. Ruhr Ideenwettbewerb „Wrexham Barracks“, „Kasernengelände Zeppelinstr.“ 324.804

Münster Ideenwettbewerb Konversionsfläche „Lincoln Barracks“ 212.000

Münster Ideenwettbewerb Konversionsfläche „Portsmouth Barracks“ 261.000

Münster Ideenwettbewerb „Hindenburg-Kaserne“ 237.000

Münster Umnutzung Kasernengebäude frühere „Lincoln Barracks“ 4.365.000

Münster Wettbewerb Umnutzung ehem. Sportplatz „Portsmouth Barracks“, Wohnbauland 124.000

Nettersheim Einrichtung eines gemeindlichen Bauhofes im ehemaligen „Bundeswehrdepot Zingsheim“ 516.000

Niederkrüchten Militärflughafen RAF Brüggen, Niederkrüchten-Elmpt, Studie 963.000

Paderborn Erwerb des ehem. Straßenbahndepots im Wege des kleinteiligen Flächenrecyclings 2.917.000

Recklinghausen Ankauf / Herrichtung ehem. Straßenbahndepot für Neue Philharmonie 2.937.000

Recklinghausen Nutzungskonzept „Preston Barracks“ 52.000

Rheinberg Rahmenplan ehem. Textilfabrik Reichel/ehem. „Kaserne US Army“ 103.000

Rödinghausen Gewerbegebiet Rödinghausen-Süd, „Birdwood-Barracks“,Förderung der Zinsbelastung für den Zwischenerwerb 183.000

Rödinghausen Städtebauliches Strukturkonzept ehem. „Birdwood-Barracks“ 34.750

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Gebiets- Förderungkörperschaft Maßnahmenbezeichnung in DM

Rödinghausen Zinszuschuß für Zwischenerwerb „Birdwood Barracks“ für gewerbliche Nutzung 525.000

Schöppingen Nutzungskonzept ehem. Kasernenstandort A94 48.900

Siegen Machbarkeitsstudie Standortübungsplatz „Trupbach“ 190.859

Siegen Wohnsiedlung „Fischbacherberg“ – Erarbeitung eines städtebaulichen Gutachtens 80.000

Soest Studie Umnutzung „Kaserne-van-Wessen“ 60.000

Soest Rahmenplan „Kaserne-van-Wessen“ 75.500

Soest Nutzungs- und Vermarktungskonzept ehem. „Bem-Adam-Kaserne“ 123.280

Soest Rahmenplan ehem. „Bem-Adam-Kaserne“ 77.000

Unna Rahmenplan ehem. Kreiswehrersatzamt 60.000

Unna Hellweg-Kaserne, Nutzungskonzept 64.000

Viersen Bahnhof Depot Viersen (Zinsbelastung, Abbruchkosten) 11.023.000

Viersen Ideenwettbewerb Entwicklungsgebäude Depot 256.000

Viersen Nutzungsvariante bestehende Gebäude Konversionsfläche „Robend“ 12.000

Viersen Rahmenplan Bahnhof Depot 250.910

Viersen Wohnungsbau-Bedarfsprognose Bahnhof/Depot 25.000

Weeze Infrastrukturelle Auswirkungen der Aufgabe des Militärflughafens 384.000

Weeze Wohnungswirtschaftliche Auswirkungen der Aufgabe des Militärflugplatzes Weeze-Laarbruch 61.000

Werl Wohnraumbedarfsanalyse ehem. belgischer Flugplatz 207.000

Werl Zinszuschuß für Erwerb ehem. belgischer Flugplatz 548.000

Wesel PLZ für Verwendung der „Reitzensteinkaserne“ 138.000

Wetter Rahmenplanung REME Alt-Wetter 44.000

Wetter Zwischenerwerb REME - Gelände 567.000

Willich Machbarkeitsstudie Pionierpark ehem. Stahlwerk Becker 75.000

Willich Rahmenplan ehem. RE-Depot Stahlwerk Becker 168.000

Wuppertal „Sagan-Kaserne“ Wuppertal (ökologische Umgestaltung gewerblicher Einrichtungen/ABM) 344.000

Wuppertal Städtebaul. Wettbewerb „Generaloberst-Hoepner-Kaserne“ 132.000

Xanten Entwicklungsmaßnahme ehem. NATO-Kaserne 918.000

Xanten Rahmenplanung ehem. NATO-Kaserne 100.000

Gesamt 78.493.642

den Flächenerwerb zu gleichen Kondi-tionen auch auf ehemalige Militärflächenauszudehnen, für deren gewerblich-industrielle Entwicklung zu einemspäteren Zeitpunkt auch Mittel aus dem Regionalen Wirtschaftsförderungs-programm bereitgestellt werden sollen.Grundsätzlich ist bei Kaufpreisen vonmehr als drei Millionen DM allerdingsVoraussetzung, dass die Kommunen die Stundungsregelungen des Bundes(20 Prozent Anzahlung und bis zu neungleiche Jahresraten unter Einbeziehungdes Stundungszinssatzes) nutzen. DerZinszuschuss beschränkt sich dann aufdie 20prozentige Anzahlung, da davonauszugehen ist, dass die weiteren Jahres-raten einschließlich der Stundungszinsenaus eingehenden Erlösen gezahlt werdenkönnen.

Der interkommunale Erfahrungs-austausch zwischen den von der Kon-version betroffenen Kommunen inNordrhein-Westfalen hat für das Stadt-entwicklungsministerium einen hohenStellenwert. Aus diesem Grund wurdedas Institut für Landes und Stadtent-wicklungsforschung (ILS) im Jahre 1997mit einer Studie zur Wirkung der bisdahin eingesetzten Stadterneuerungsmittelbeauftragt. Neben der Bedeutung derinformellen Planung wurden insbeson-dere die Problemstellungen des Denk-malschutzes sowie erste Erfahrungen mitder Anwendung von städtebaulichenEntwicklungsmaßnahmen bei derKonversion einbezogen. Die Studiewurde im Rahmen einer Konversions-Fachtagung Ende 1997 der interessiertenÖffentlichkeit – und insbesondere denVertretern der nordrhein-westfälischenKonversionskommunen – zugänglichgemacht.

Konversionsbericht Band IV

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Tabelle 4: Maßnahmen der Stadterneuerung 1990–2000, Fortsetzung

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Wohnungsbaupolitik Während zu Beginn und Mitte

der 90er Jahre die Situation auf denWohnungsmärkten in vielen Städten undGemeinden Nordrhein-Westfalens nichtnur in den Ballungsräumen, sondernauch in den Mittelzentren des ländlichenRaums sehr angespannt war, sindinzwischen deutliche Verbesserungen zuverzeichnen. Zwar besteht weiterhin einBedarf an preisgünstigen Wohnungeninsbesondere für Familien im unterenEinkommensbereich, aber durch erheb-liche Bauanstrengungen sowohl im frei-finanzierten als auch im öffentlichgeförderten Wohnungsbau konnte docheine Entspannung der Marktlage erreichtwerden.

Eine nicht unbedeutende Rollebei der Schaffung eines angemessenenAngebots an bezahlbarem Wohnraum hatin den vergangenen Jahren die Entwick-lung neuer Wohnsiedlungen auf ehemalsmilitärisch genutzten Liegenschaftengespielt. Mehrere durch das Wohnungs-bauministerium geförderte Wohnungs-bauprojekte in Nordrhein-Westfalenbelegen eindrucksvoll, dass auch in ehe-maligen Kasernenanlagen die erwünsch-ten vielfältigen Bauformen verwirklichtwerden und attraktive neue Wohngebieteentstehen können. Derartige, aufgrundihrer besonderen Wohnqualität heraus-ragenden Viertel mit einer ganz neuenQuartiersidentität sind beispielsweiseentstanden in

■ Iserlohn durch die Umnutzung einerehemaligen Bundeswehrkaserne inden „Wohnpark Buchenwäldchen“,

■ Lippstadt durch die Umgestaltungder denkmalgeschützten ehemalsbritischen „Churchill-Barracks“ zum„Wohnpark Süd“,

■ Mülheim an der Ruhr durch diezivile Reaktivierung einer landschaft-lich besonders reizvoll gelegenenKasernenanlage für Wohnzweckeund

■ Köln durch die Entwicklung eines neuen Stadtviertels mit rund1.400 Wohnungen auf dem Geländeder ehemals belgischen Kaserne„Klerken“.

Insbesondere Köln-Klerken machtdeutlich, wie gut die Integration der jahr-zehntelang geschlossenen militärischenAreale in die sie umgebenden städtischenStrukturen gelingen kann, wenn mitBedacht und Augenmaß neu bzw. um-gebaut wird. Es ist gelungen, das lokaleWohnungsangebot deutlich zu vergrößern,ohne dass für diesen Zweck wertvolleFreiflächen in Anspruch genommenwerden mussten. Jungen Familien konnteeine echte Alternative zur Abwanderungins Umland geboten werden und gleich-zeitig ist es sogar gelungen, die denk-malgeschützte Bausubstanz der KaserneKlerken einer langfristigen Nutzung –und damit auch Erhaltung – zuzuführen.

Die mit der Konversion verbundeneChance zur nachhaltigen Ausweitung desWohnraumangebots hatte viele Kommu-nen in der ersten Hälfte der 90er Jahrevor ein neues Aufgabenfeld gestellt, dasauch mit neuen, spezifischen Problem-stellungen verbunden war. Um Wohnraum-engpässe zu beseitigen, bietet das LandDarlehen für vielfältige Wohnungsbau-maßnahmen an. Mit dem Sonderprogramm„Wohnen auf Entwicklungsstandorten“,das unter anderem auch für den Woh-nungsneubau auf ehemaligen Militär-flächen eingesetzt wurde, sind seit 1994neue Miet- und Genossenschaftswohnun-gen an städtebaulichen Entwicklungs-standorten gefördert worden. Voraus-setzung dafür ist, dass jedes dieserProjekte geförderten und freifinanziertenWohnungsbau zu gleichen Anteilenbeinhalten muss.

Mittel der Ausbau- undErweiterungsförderung von Miet- undGenossenschaftswohnungen für denUmbau von Kasernen und Mannschafts-unterkünften wurden beispielsweise inden Städten Iserlohn, Düren und Arnsbergeingesetzt. In den Fällen, in denen essich um denkmalwerte oder stadtbild-prägende Gebäudesubstanzen handelt,konnten die Wohnungsbauförderungs-mittel durch Mittel der Städtebauförde-rung ergänzt werden. In Soest wurde1993 darüber hinaus landesweit der ersteAnkauf von Streitkräftewohnungen mit Hilfe der Erwerbsförderung desLandes durchgeführt. Es folgten 1995weitere Ankäufe in Lüdenscheid und1996 in Siegen. Durch diese Förderungwerden Belegungs- und Mietpreis-bindungen für Haushalte mit niedrigenoder mittleren Einkommen erworben.

Zusätzlich wurde für die Schaffungvon Wohnraum auf Konversionsflächendas Sonderprogramm „Zukunfts-weisende Bauvorhaben“ in Anspruchgenommen. Aus diesem Programmwurden Projekte gefördert, die insbeson-dere soziale Aspekte sowie kosten-,flächen- und energiesparende Bauweisenberücksichtigen. Vor allem das ökolo-gische Bauen nimmt in der Wohnungs-bauförderungspolitik des Landes einenimmer größer werdenden Stellenwertein. Außerhalb des Landeswohnungsbau-programms können Konversionskommu-nen Fördermittel zur Modernisierungvon ehemaligem Wohnraum der Streit-kräfteangehörigen einsetzen.

Konversion in NRW

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Gemeinde / Maßnahmen Wohneinheiten Fördersummein DM

Tabelle 5: Förderung im Rahmen des Wohnungsbaus 1990–2000Quelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

Arnsberg-Neheim 116 12.054.400

Bielefeld-Mitte, Harrogate Kaserne 308 33.124.908

Detmold, Klüter Kaserne 99 8.071.300

Düren 602 18.519.100

Euskirchen 41 2.824.100

Iserlohn, Wohnpark Buchenwäldchen 538 54.075.808

Köln-Ehrenfeld, belg. Militärkrankenhaus 118 13.086.830

Köln-Junkersdorf, Kaserne Haelen 54 2.318.457

Köln-Ossendorf, Kaserne Klerken 865 83.815.997

Lemgo, Kernstadt 38 2.720.800

Lippstadt, Wohnpark Süd 196 11.069.900

Menden 314 25.888.323

Mönchengladbach 4.037 391.208.747

Mülheim an der Ruhr, Holthausen 147 13.275.356

Münster, Dreizehnerstr. 4 371.600

Münster, Frensostr. 133 12.743.700

Münster-Coerde, Josef-Mauser-Str. 132 13.981.620

Münster-Coerde, Meerwiese 206 13.898.632

Siegen 390 4.594.700

Xanten 47 3.326.500

Gesamt 8.385 720.970.778

Zwischen 1990 und 1999 hat das Land zur Verringerung des Mangelsan preisgünstigen Wohnungen rund 720 Millionen DM auf Konversions-flächen eingesetzt (vgl. Tabelle 5). Damitkonnten 3000 belegungs- und mietpreis-gebundene Wohnungen allein in ehe-maligen Kasernenstandorten geschaffenbeziehungsweise erworben werden, diein den geförderten Standorten zu einerEntspannung des Wohnungsmarktesbeitrugen.

ArbeitsmarktpolitischeMaßnahmen

Vor allem in der ersten Hälfte der90er Jahre haben mehr als 25.000 beimMilitär beschäftigte Zivilangestellte ihrenArbeitsplatz verloren. Während vonSeiten der Bundeswehr eine mittelfristigangelegte sozialverträgliche Stellen-reduzierung ohne direkte Kündigungenzugesagt und auch umgesetzt wurde,wurden die Zivilbeschäftigten bei denausländischen Streitkräften unmittelbarin den Arbeitsmarkt entlassen.

Zu diesen direkten durch dieAbrüstung hervorgerufenen Arbeits-platzverlusten muss ein zusätzlicherindirekter Stellenabbau aufgrund der

regional wirksamen Kaufkraftverlusteinfolge des Truppenabbaus und derStandortschließungen hinzugerechnetwerden. Auch wenn zu diesem zweitenarbeitsmarktpolitisch relevanten Aspektkeine genauen Erhebungen vorliegen,muss festgestellt werden, dass die imVerlauf der 90er Jahre in vielen Regio-nen des Landes ohnehin angespannteArbeitsmarktsituation durch dienegativen Folgen der Abrüstungzusätzlich belastet wurde.

Es war und ist die Aufgabe dernordrhein-westfälischen Arbeitsmarkt-politik, diesen Herausforderungen un-mittelbar zu begegnen – und zwar in denBereichen der präventiven Arbeitsmarkt-politik und der arbeitsmarktpolitischenFlankierung des Strukturwandels imLand.

Zu einem frühen Stadium desTruppenabbaus wurden im Rahmen derpräventiven Arbeitsmarktpolitik vorallem Beratungs- und Qualifizierungs-maßnahmen für die von der Entlassungbedrohten Zivilbeschäftigten gefördert(vgl. Tabelle 6). Denn ohne eine beruf-liche Fortbildung oder gar eine grund-sätzliche berufliche Neuorientierunghatten die von der Arbeitslosigkeit be-drohten ehemaligen Zivilbeschäftigtenkaum Aussicht, auf dem zivilen Arbeits-markt eine adäquate Beschäftigungs-möglichkeit zu finden. Die langeBeschäftigungsdauer beim Militär, das

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hinsichtlich der spezifischen Erforder-nisse in diesem Bereich eingeengteSpektrum der von den ehemaligen Zivil-beschäftigten ausgeübten Berufe, aberauch das Fehlen von formalen, auf dem zivilen Arbeitsmarkt anerkanntenQualifikationen, wirkten sich oftmalsnachteilig auf die Arbeitsmarktchancenaus.

Aus diesem Grund wurden in denSchwerpunktregionen des Truppenabbausin Nordrhein-Westfalen, in Ostwestfalen(Minden, Herford, Detmold, Paderbornund Bielefeld) und in der Region Mitt-lerer Niederrhein (Mönchengladbach,Düsseldorf, Kreis Viersen, KreisHeinsberg, Krefeld) zwischen 1993 und1995 mehr als 800 Zivilbeschäftigte in55 Maßnahmen der beruflichen Orientie-rung und Fortbildung gefördert.Finanziert wurden diese Maßnahmen imRahmen der NRW-EU Gemeinschafts-initiative KONVER I.

Die Koordinierungs- und Bera-tungsstelle für ehemalige Zivilbeschäf-tigte (KoBeZ) am Niederrhein (StandortMönchengladbach bzw. Kreis Viersen)und für Ostwestfalen (REGE in Bielefeld)setzen ein integriertes Beratungs- undQualifizierungskonzept um. Genutztwurden dabei

■ Freistellungsmöglichkeiten der ausländischen Streitkräfte,

■ Leistungen nach dem Tarifvertragsoziale Sicherung (TASS) der ausländischen Streitkräfte,

■ Leistungen der deutschenArbeitsverwaltung und

■ Fördermöglichkeiten im Rahmen von KONVER.

Die innovative „Vor-Ort-Kombination“ der vorhandenen arbeits-marktpolitischen Instrumente mitentsprechenden Fördermöglichkeitenhat die Realisierung von Maßnahmenmöglich gemacht, zu denen die Zivil-beschäftigten als Einzelne kaum einenZugang gefunden hätten. Zudem ist esaufgrund der Kooperation zwischenBeratungs- und Koordinierungsstellen,der deutschen Arbeitsverwaltung, aberauch der militärischen Standortkom-mandanturen gelungen, einen Großteilder von der Entlassung bedrohtenZivilbeschäftigten noch an ihremangestammten Arbeitsplatz mit demgestaffelten Angebot der beruflichenNeuorientierung und Qualifizierung zuerreichen. Rund 70 Prozent der ausMitteln der GemeinschaftsinitiativeKONVER I geförderten Teilnehmerkonnten auf diese Weise unmittelbarerreicht werden. Nach der Entlassungoder gar nach längerer Arbeitslosigkeitwäre es ungleich schwieriger und damitauch ineffizienter geworden, die Zivil-beschäftigten an die offerierten arbeits-marktpolitischen Hilfen heranzuführen.

Auch im Rahmen der Gemein-schaftsinitiative KONVER II wurdenseit Ende 1995 Maßnahmen der beruf-lichen Neuorientierung und Fortbildunggefördert. Der eindeutige Förderschwer-punkt im Rahmen von KONVER II liegtaber im Bereich der arbeitsmarktpoliti-schen Flankierung des Strukturwandels,den sogenannten arbeitsmarkt- undstrukturpolitisch integrierten Projek-ten. Gemeint ist damit eine synergetischeVerknüpfung verschiedener Politikfelder– meist die Verzahnung von Beschäfti-gungs- und Qualifizierungsprojekten mitstrukturpolitischen Vorhaben.

Im Rahmen der Liegenschafts-konversion hat sich das Konzept in den letzten Jahren in unterschiedlichenBereichen bewährt:

■ bei der Herrichtung von Brach-flächen, d.h. der zivilen Aufbereitungehemaliger Militärflächen,

■ bei Renaturierungsmaßnahmen,

■ bei Vorhaben im Rahmen der Technologie- und Wirtschafts-förderung,

■ bei der Sanierung denkmal-geschützter Gebäudesubstanz,

■ bei der Erneuerung vernachlässigterStadtbezirke und

■ im Bereich des sozialen Wohnungsbaus.

Konversion in NRW

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Die positiven Effekte, die voneiner geschickten Verzahnung vonBeschäftigungs- und Qualifizierungsmaß-nahmen mit strukturpolitisch relevantenInfrastruktur- und Bauprojekten ausgehen,liegen auf der Hand. Eine wirksameArbeitsmarktpolitik kann nicht unter„Laborbedingungen“ gemacht werden,sondern muss sich möglichst nahe amnormalen Erwerbsleben orientieren. DieNähe zum ersten Arbeitsmarkt und dieAusrichtung der Qualifizierungsinhalteauf zukunftsträchtige und damit amMarkt nachgefragte Fähigkeiten ist einzentrales Erfolgskriterium arbeits-marktpolitischer Maßnahmen.

Für die Arbeitslosen selbst ist das Tätigwerden in den Projekten auchpsychologisch von großer Bedeutung.Die Arbeit ist sinnstiftend, sie schafftgesellschaftlich anerkannte Werte und istunter dieser Prämisse ein wichtigerMotivationsfaktor für diejenigen, diesich möglicherweise schon seit längeremaus dem Erwerbsleben ausgeschlossengefühlt haben.

Und letztendlich auch aus struk-turpolitischer Sicht haben die meistendieser integrierten Projekte eineneindeutig messbaren Gewinn erbracht,denn sie tragen im Rahmen des Flächen-recyclings, beim Ausbau der Infra-struktur oder mit der Schaffung neuenWohnraums dazu bei, die Standort-faktoren für eine künftige ökonomischeWeiterentwicklung Nordrhein-Westfalenszu verbessern.

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Durchführungs- Fördersummeort Projekt/Maßnahmen in DM

Bielefeld Qualifizierung von ehemaligen Arbeitslosen oder von Arbeitslosigkeit bedrohten Personen 2.650.655

Bielefeld Orientierungsmaßnahmen 84.937

Bielefeld Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen, Sozialhilfeempfänger/-innen für zivile Bedarfsfelder 364.088

Bielefeld Berufsspezifische Qualifizierung für Zivilbeschäftigte und Soldaten der britischen Armee 495.700

Bielefeld Qualifikation von ehemaligen Militärarbeitnehmern für zivile Bedarfsfelder 426.635

Bielefeld Beschäftigung und Qualifizierung für Jugendliche im Kasernengebiet Rochadale 253.697

Bielefeld Wiedereingliederung von Fachkräften im Rahmen der EXPO-Initiative 279.699

Bochum Handwerkszentrum Hohenloh 132.860

Bochum Arbeitsmarktpolitische Flankierung des Konversionsprozesses in Regionen in NRW 213.952

Bonn Integrierte Arbeitsmarktprojekte auf Konversionsflächen – Beispiele verschiedener Bundesländer 178.912

Bottrop Qualifizierungs- und Begleitmaßnahmen für Arbeitnehmer/-innen 248.481

Brüggen-Bracht Renaturierung des Munitionsdepots Brüggen-Bracht 2.375.507

Brüggen-Bracht Qualifizierung zum Helfer im Garten- und Landschaftsbau 773.652

Detmold Beschäftigung und Qualifizierung für arbeitslose Jugendliche 211.007

Detmold Beschäftigung und Qualifizierung in Lemgo 164.490

Detmold Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt für Jugendliche 244.673

Detmold Der Phönix-Effekt -Best-practice-Beispiele aus dem KONVER-Programm und anderen Konversionsvorhaben 268.165

Detmold Qualifizierungs- und Beschäftigungsförderung in Konversionsgemeinden 426.153

Detmold Beschäftigung und Qualifizierung für Jugendliche in Detmold-Hakedahl 186.962

Detmold Beschäftigung und Qualifizierung für Jugendliche im Stadtteil Hakedahl 192.066

Herford Qualifizierung im Bereich Gartenbauhelfer / Bauwerker 416.544

Lippstadt Orientierung und Qualifizierung von Aussiedlern im Landbau / Grünflächen 475.949

Lippstadt IP Qualifizierung von Jugendlichen im Baubereich 271.763

Minden Qualifizierungsprojekt Cliftonkaserne in Minden (Trockenbaumonteur) 539.362

Minden Innovatives Qualifizierungsprojekt Fachkraft Telearbeit 858.964

Minden Qualifizierung Altbausanierung 368.348

Minden Qualifizierung und Beschäftigung zum Baufachwerker im Rahmen der Umbauten der Simeonskaserne 1.337.319

Minden Qualifizierung im Bereich Bauhandwerk-Trockenbaumonteur im Rahmen der Umbauten der Simeonskaserne 630.000

Minden Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt „Preußenmuseum“ (Bauwerker) 1.863.655

Tabelle 6: Arbeitsmarktpolitische MaßnahmenQuelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

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Sonderhilfen nach dem Gemeinde-finanzierungsgesetz

Für die vom Truppenbau und derStandortkonversion betroffenen Stand-ortkommunen in Nordrhein-Westfalen,hat die Entwicklung zwei Folgen:

■ zum einen direkte und indirektefinanzielle Einbußen durch die umfassende Reduzierung vonMilitärpersonal und

■ zum anderen außergewöhnlicheMehraufwendungen im Zusammen-hang mit der Vorbereitung undDurchführung des Umnutzungs-prozesses.

Aus diesem Grunde hat dieLandesregierung bereits im Jahre 1994eine Sonderhilfe nach dem Gemeinde-finanzierungsgesetz (GFG) in einemGesamtumfang von rund 20 MillionenDM bereitgestellt.

Als Indiz für die besondereKonversionsbelastung einer Gemeindewurde bei der Mittelverteilung daraufabgestellt, dass der Abbau von Militär-personal einen Anteil von 5 Prozent derZahl der Gesamtbeschäftigten in derjeweiligen Gemeinde überschreitet. Beider Erfüllung dieser Grundvoraussetzung– dies traf auf 32 Städte und Gemeindenin Nordrhein-Westfalen zu – wurde zu-nächst ein Sockelbetrag von 400.000 DMgewährt. Bei einer ungünstigeren Relation von Militärbeschäftigten zuGesamtbeschäftigten wurde dieserSockelbetrag aufgestockt:

■ 10 bis 20 Prozent Anteil+ 200.000 DM

■ 20 bis 30 Prozent Anteil+ 300.000 DM

■ über 30 Prozent Anteil+ 400.000 DM

Konversion in NRW

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Durchführungs- Fördersummeort Projekt/Maßnahmen in DM

Ratingen Entwicklungs- und Anschubmanagement für„Konversion von Militärflächen“ 259.000

Ratingen Entwicklungs- und Anschubmanagement für „Konversion von Militärflächen“ 281.750

Ratingen Entwicklungs- und Anschubmanagement für „Konversion von Militärflächen“ 457.040

Soest Bauhelfer im Garten- und Landschaftsbau 494.117

Soest Textildruck- und herstellung 584.629

Soest Qualifizierung zum Bauhelfer im Garten- und Landschaftsbau 804.282

Soest Maßnahmen im Projekt KONVER 2010 323.292

Soest Bauhelfer im Garten- und Landschaftsbau 840.230

Viersen (Kreis) Qualifizierungs- und Begleitmaßnahmen für Zivilbeschäftigte, die vom Abbau der alliierten Stationierungsstreitkräfte betroffen sind 1.462.598

Viersen (Kreis) Qualifizierungmaßnahme für Zivilbeschäftigte 330.401

Viersen (Kreis) Qualifizierung von britischen Zivilbeschäftigten 1.270.612

Viersen (Kreis) Qualifizierungs- und Begleitmaßnahmen für Zivilbeschäftigte der Alliierten 603.639

Gesamt 24.645.785

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Darüber hinaus wurde die Unter-stützung noch einmal um den Pauschal-betrag von 300.000 DM aufgestockt,wenn die Arbeitslosenquote 1993 überdem Landesdurchschnitt von damals 9,6 Prozent lag. Unter Berücksichtigungdieser Rahmenbedingungen wurdeninsgesamt 32 Konversionskommunen(vgl. Tabelle 7) Sonderhilfen in einemRahmen von 400.000 DM bis zu einer Million DM zuteil.

Bei den Schlüsselzuweisungen,die das Land zum Ausgleich der lokalenUnterschiede bei der Finanzkraftgewährt, wurde als Ausgleichsregelungnach dem GFG 1994 darüber hinaus eineweitere Sonderregelung eingeführt. Zuder maßgebenden Einwohnerzahl wurdeals Bemessungsgrundlage die Zahl derkasernierten Angehörigen der auslän-dischen Streitkräfte und deren Familien-angehörigen (Stand 31. Dezember 1991)in der entsprechenden Kommune auchweiterhin hinzugerechnet. Dadurchwurde den vom Truppen- und Militär-personalabbau betroffenen Kommunenein sukzessiver Übergang für die Zeit-spanne ermöglicht, bis die erstenregionalen und lokalen Konsolidierungs-maßnahmen im Rahmen der Konversions-bemühungen Wirkung zeigen konnten.

Initiativen im BereichWissenschaft und Forschung

Auf dem Weg in die „Wissens-gesellschaft“ hat der Ausbau der „Hoch-schullandschaft Nordrhein-Westfalen“für die Landesregierung seit geraumerZeit eine hohe Priorität, denn Bildungund die darauf basierende Wissenschaftund Forschung kristallisieren sich immermehr zu den wichtigsten „Rohstoffen“bzw. „Produktionsfaktoren“ von morgen.Gleichzeitig sind aber angesichts hoherStudentenzahlen im Verlauf der 90erJahre immer wieder Kapazitätsengpässean den Hochschulen deutlich geworden,die einen anspruchsvollen Lehr- undinnovativen Forschungsbetrieb nachhaltigzu beeinträchtigen drohten.

Angesichts dieser Situation hatdie Landesregierung frühzeitig dieMöglichkeiten erkannt, die mit einerNutzung ehemaliger Militärgelände für Hochschulzwecke verbunden sind.Erklärtes Ziel dabei war es

■ durch eine Entlastung der bereitsvorhandenen Hochschulen dieStudienbedingungen zu verbessernund

■ durch eine Diversifizierung der Hochschulstruktur zu einemAusbau sowie einer Verbesserungder Möglichkeiten im BereichWissenschaft und Forschung beizutragen.

Bereits in der Anfangsphase desAbrüstungsprozesses, in der ersten Hälfteder 90er Jahre, wurden durch dasWissenschafts- und Forschungsminis-terium in sechs Städten Konversions-standorte erworben, um sie zu Hoch-schuleinrichtungen umzubauen. Alsbesonders geeignet für diese Nutzung

Konversionsbericht Band IV

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Gemeinde Förderbetragin DM

Ahlen 400.000

Augustdorf 400.000

Bad Sassendorf 800.000

Blomberg 600.000

Borgenteich 600.000

Brakel 600.000

Brüggen 600.000

Büren 400.000

Detmold 600.000

Dülmen 400.000

Erndtebrück 600.000

Eschweiler 700.000

Geilenkirchen 1.000.000

Goch 600.000

Grefrath 400.000

Hemer 900.000

Herford 400.000

Iserlohn 700.000

Lippstadt 400.000

Marsberg 600.000

Mechernich 400.000

Minden 600.000

Möhnesee 800.000

Nörvenich 400.000

Rheinbach 400.000

Rheinberg 700.000

Rödinghausen 800.000

Soest 600.000

Wassenberg 900.000

Wegberg 800.000

Werl 700.000

Wetter 600.000

Gesamt 19.400.000

Tabelle 7: Förderung im Rahmen des Gemeinde-finanzierungsgesetzesQuelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

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stellte sich die ehemalige Bundeswehr-verwaltungsschule in Siegen heraus, diesich nicht nur in einem guten Gesamt-zustand befand, sondern darüber hinausauch schon über eine Hochschulinfra-struktur, beispielsweise Hörsäle, verfügte.

Andernorts konnte die Nutzungehemaliger Kasernenanlagen zu einerspürbaren strukturellen Verbesserung imLehr- und Forschungsbetrieb beitragen.In Soest wurde die bis dahin verstreutüber das gesamte Stadtgebiet in angemie-teten Gebäuden untergebrachte Abteilungder Universität-GesamthochschulePaderborn auf dem Gelände der Rumbeke-Kaserne zusammengeführt. In Mindennutzen sowohl die Fachbereiche Archi-tektur als auch Bauingenieurwesen derFachhochschule Bielefeld (AbteilungMinden) die ehemalige Artilleriekaserne.

Weitere Beispiele für erfolg-reiche Nutzung von Konversionsflächenfür Hochschulzwecke finden sich imKapitel Projektbeispiele.

Für den Erwerb der Liegenschaften,einschließlich der notwendigen Um- und Ausbauarbeiten wurden insgesamtMittel in einer Größenordnung von281,1 Millionen DM verausgabt (vgl.Tabelle 8), wobei sich der Bund imRahmen der „GemeinschaftsaufgabeHochschulbau“ zu 50 Prozent an denKosten beteiligte.

Über den Bereich der Umnutzungehemaliger Militärflächen und den damitverbundenen Möglichkeiten für denAusbau der Hochschullandschaft hinaus,erkannte das Forschungsministeriumeine weitere – wissenschaftliche –Dimension der Konversion, die den lo-kalen und regionalen Bereich übersteigt:Die Erarbeitung von Strategien undProgrammen zur Lösung der Problem-stellungen im Zusammenhang mit derKonversion. Sie ist einerseits einenationalstaatliche Aufgabe, die primärvon Bund, Ländern und Kommunen

gemeinsam bewältigt werden muss.Andererseits kommt dieser Aufgabeunter Betrachtung der außen- undsicherheits- sowie friedenspolitischenAspekte eine internationale Bedeutungzu, denn infolge der internationalenAbrüstungsvereinbarungen stellen sichdie Konversionsprobleme weltweit inähnlicher Form.

Aus dieser Erkenntnis herausfand bereits 1992 eine internationaleExpertentagung in Dortmund statt, diedas nordrhein-westfälischeForschungsministerium in Kooperationmit den Vereinten Nationen organisierthatte. Mehr als 200 Wissenschaftler undEntscheidungsträger aus fast 40 Staatendiskutierten über die mit der Konversionverbundenen Chancen für Entwicklungund Umwelt.

Ermutigt durch das positive Echo dieser Tagung wurden von Seitendes Ministeriums zwei breit angelegteProjekte weiterverfolgt:

■ Ein neuer hochschulübergreifenderForschungsverbund in Nordrhein-Westfalen, der sich alsHochschullehrerarbeitskreis„Konversionsforschung“ noch 1992institutionalisierte und

■ die Gründung eines internationalenZentrums für Konversionsforschung.

Im Jahre 1994 beschloss dieLandesregierung die Gründung desInternationalen KonversionszentrumsBonn (BICC) in der Rechtsform einergemeinnützigen GmbH des LandesNordrhein-Westfalen, des LandesBrandenburg, der Landesentwick-lungsgesellschaft (LEG) Nordrhein-Westfalen und der Investitions-BankNordrhein-Westfalen – Zentralbereichder WestLB.

Konversion in NRW

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Maßnahme Institution Fördersumme in DM

Übernahme Artilleriekaserne, Minden FH Bielefeld 6.600.000

Übernahme Richmond-Kaserne, Bielefeld (Teilerwerb) FH Bielefeld 11.350.000

Übernahme Bülow-Kaserne, Detmold FH Lippe 6.000.000

Übernahme Bundeswehrapotheke Detmold FH Lippe 4.300.000

Übernahme Emilien-Kaserne, Münster FH Lippe 14.300.000

Übernahme Stadtkomm.-Gebäude, Studtplatz, Münster Uni Münster 2.961.000

Übernahme von-Einem-Kaserne, Münster Uni Münster 53.700.000

Übernahme von-Einem-Kaserne, Münster FH Münster 14.000.000

Übernahme von-Einem-Kaserne, Münster Kunstakademie Münster 26.000.000

Übernahme Bundeswehr-Verwaltungsschule,Siegen Uni-GH Siegen 27.113.000

Übernahme General-Hoepner-Kaserne, Wuppertal Uni-GH Wuppertal 47.750.000

Übernahme Rumbeke-Kaserne Soest Uni-GH Padeborn 49.616.000

Institutionelle Förderung Internationales des Internationalen Konversionszentrum Bonn Konversionszentrum Bonn(1994 – 2000) (BICC) 17.171.000

Wettbewerb und Ausstellung Internationales ConverArt – Die Kunst der Abrüstung Konversionszentrum Bonn(350 Jahre Westfälischer Frieden) 1998 (BICC) 286.897

Gesamt 281.147.847

Tabelle 8: Initiativen im WissenschaftsbereichQuelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

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Zu den zentralen Aufgabenfelderndes international besetzten Forschungs-und Beratungsinstituts gehören folgendeFragestellungen:

■ Probleme bei der Umwidmungfinanzieller Mittel aus den nationalenVerteidigungshaushalten für nicht-militärische Zwecke.

■ Fragen der Umorientierung militärischer Forschung undEntwicklung zur Erfüllung nicht-militärischer Aufgaben.

■ Erfahrungsaustausch bei derUmstellung der Rüstungsindustrieauf zivile Produkte.

■ Fragen der Demobilisierungmilitärischen Personals und beimMilitär beschäftigter Zivilisten.

■ Fragen der Umnutzung ehemalsmilitärisch genutzter Liegenschaftenfür nicht-militärische Zwecke.

■ Möglichkeiten der zivilen Verwendung, des Umbaus, derEntsorgung oder Verschrottung vonmilitärischem Gerät.

Das BICC arbeitet nicht nur inter-national und interdisziplinär, es fungiertauch als Bindeglied zwischen Forschungund praktischen Umsetzungsmöglichkei-ten und lässt damit auch den Austauschvon internationaler Erfahrung und Exper-tise zu. Diese Aufgabe hat das BICCbislang in hervorragender Weise erfüllt,wie Ministerpräsident Wolfgang Clementim August 1999 im Rahmen der inter-nationalen Konferenz „Disarmamentand Conflict Prevention in DevelopmentCooperation“ in Bonn deutlich unter-strich. Aus diesem Grund hat dieLandesregierung die zunächst auf fünfJahre befristete Grundfinanzierung für das Institut auf unbestimmte Zeitverlängert.

Gesamtübersicht überdie finanziellenFördermaßnahmendes Landes

Im Verlauf von zehn JahrenTruppenabbau und Konversion inNordrhein-Westfalen hat die finanzielleFörderung seitens des Landes einVolumen von mehr als 1,36 MilliardenDM erreicht. Die Aufschlüsselung in dieverschiedenen Förderbereiche ist aus derfolgenden Abbildung 4 ersichtlich.

In dieser Summe enthalten sindauch rund 100 Millionen DM Fördermittelaus europäischen Konversionsförderpro-grammen, die zum größten Teil gemein-sam, d.h. mit Landes- und europäischenMitteln, finanziert wurden. Das aufgrundseiner Laufzeit und seines finanziellenVolumens bedeutendste europäischeFörderprogramm, die Gemeinschafts-initiative KONVER II, wird im Folgen-den näher dargestellt.

Konversionsbericht Band IV

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Abbildung 4: Gesamte Fördersumme im Rahmen desKonversionsprozesses in NRW, 1990–2000Quelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

Förderung des Wohnungsbausrd. 720.971.000 DM

Initiativen im Wissenschaftsbereichrd. 281.147.000 DM

Arbeitsmarktpolitische Maßnahmenrd. 24.646.000 DM

Wirtschaftsfördernde Maßnahmenrd. 180.717.000 DM

Städtebauliche Maßnahmenrd. 78.494.000 DM

Förderung nach GFGrd. 19.400.000 DM

Gefährdungsabschätzungen/Sanierungsuntersuchungen

rd. 8.289.000 DM

Fördersumme insgesamt: rd. 1.313.664.000 DM

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Das NRW-EU-Programm KONVER II

Grundlagen und ZieleDer Beitrag der Europäischen

Union zur Bewältigung der mit demTruppenabbau verbundenen wirtschaft-lichen und arbeitsmarktpolitischen Folgennimmt im Rahmen der nordrhein-westfälischen Konversionspolitik einenbesonderen Stellenwert ein. Das bedeu-tendste Einzelprogramm stellt dabei dieGemeinschaftsinitiative KONVER IIdar. Durch nationale öffentliche Mittelergänzt, ist sie mit insgesamt rund 80Millionen DM für die Jahre 1995 bis 1999die bislang umfangreichste europäischeUnterstützung für die Konversions-kommunen in Nordrhein-Westfalen.Konversionsförderung in Europa wirddabei als Strukturwandel und somit alsInvestition in eine weniger militärab-hängige Regionalwirtschaft aufgefasst.

Ihren Ursprung nahm die euro-päische Konversionspolitik bereits zuBeginn der 90er Jahre. So wurden imRahmen der sogenannten PERIFRA-Programme für die Jahre 1991 und 1992auch diejenigen Regionen berücksichtigt,

die von negativen Auswirkungen desRückgangs der Aktivitäten im Vertei-digungsbereich besonders betroffenwaren. Insgesamt stellte die EuropäischeUnion (EU) den vom Tuppenabbaubesonders betroffenen Standortregionenin Nordrhein-Westfalen bis Ende 1992 einen Förderbetrag in Höhe von3,35 Millionen DM zur Verfügung. Auf-grund der relativ geringen Mittelausstat-tung galt für die Förderkriterien, dassProjekte mit Modell- und Demonstrations-charakter unterstützt werden sollten.Gefördert wurden Qualifizierungs-projekte für ehemalige Zivilbeschäftigtebei den britischen Streitkräften. Danebenwurden die von der Bundesanstalt fürArbeit an neue Arbeitgeber gezahltenEingliederungsbeihilfen und Lohn-kostenzuschüsse aufgestockt, wennZivilbeschäftigte mit besonderen Vermittlungsproblemen (weibliche Zivilbeschäftigte ohne Berufsabschluss,Zivilbeschäftigte über 45 Jahre) eingestellt wurden.

Die Möglichkeiten, den Heraus-forderungen der Konversion überPERIFRA zu begegnen, waren aufgrundder sehr geringen Mittelausstattung undder engen Bindung der Mittel an diezuvor genehmigten Projekte von vorn-

herein eingeschränkt. Trotz allem warendie Programme jedoch für die weiterenKonversionsaktivitäten der EuropäischenUnion sehr wichtig. Durch PERIFRAwurden die besonderen Herausforde-rungen der Abrüstung erst deutlich.

Im Jahre 1993 wurde mit derEinführung der GemeinschaftsinitiativeKONVER I der Stellenwert, den dieEuropäische Union dem militärbeding-ten Strukturwandel in den RegionenEuropas beimisst, noch einmal deutlichunterstrichen. Mit einem weitaus um-fangreicheren Mittelvolumen ausgestattettrug KONVER I auch den komplexenStrukturen, die die Reduktionen imMilitärbereich mit sich brachten, Rech-nung. Die förderfähigen Maßnahmenwurden erheblich ausgeweitet. Sowurden über die arbeitsmarktpolitischenMaßnahmen hinaus insbesondere dieReaktivierung der ehemals militärischgenutzten Liegenschaften für zivile Zweckeund die Diversifizierung der regionalenWirtschaftsstruktur durch Hilfen fürkleinere und mittlere Unternehmen inden Mittelpunkt der Förderung gerückt.

Konversion in NRW

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Programm Laufzeit Fördervolumen Davon EU-Mittelin Mio. DM in Mio. DM

PERIFRA I und II 1991-1992 3,35

NRW-EU-Programm 8,10 EFRE*1 + 3,1 EFRE+KONVER I 1993-1994 10,00 ESF*2 3,7 ESF

NRW-EU-Programm 55,32 EFRE + 27,18 EFRE+

KONVER II 1995-1999 25,83 ESF 11,39 ESF

*1 EFRE = Europäischer Fond für Regionale Entwicklung

*2 ESF = Europäischer Sozial-Fond

Tabelle 9: Konversionsförderung der Europäischen Union in Nordrhein-WestfalenQuelle: Operationelle Programme der Gemeinschaftsinitiativen PERIFRA und KONVER

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Entwicklungs- KONVER II-schwerpunkt Ziele Förderbereiche Mittel in DM

I

Umnutzung bisheriger ■ Sicherung und A. Gefährdungsabschätzungen – Militärliegenschaften Schaffung von und Sanierungsuntersuchungen

Arbeitsplätzen B. Städtebauliche Untersuchungen■ Umstrukturierung und Planungen,

und Modernisierung Machbarkeitsstudiender betroffenen C. Aufbereitung und UmnutzungRegionen von Liegenschaften für

■ Stärkung des städte- wirtschaftliche Zweckebaulichen Gefüges D. Projektbezogene Beratungs-

und ManagementhilfenE. Fremdenverkehrsförderung 47.900.890

IIUmstellung von ■ Diversifizierung der A. Technologieförderung zur kleinen und mittleren Wirtschaftsstruktur Umstellung auf Unternehmen (KMU) ■ Entwicklung neuer, zivile Arbeitsbereichevon Rüstungs- auf technologisch B. Förderung von Einrichtungen zivile Produktion anspruchsvoller der technologischen Infrastruktur

Produkte und Leistungen

■ Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen 4.775.000

IIIFörderung des regionalen ■ Integration von A. Beratungs- und Arbeitskräftepotentials Beschäftigten aus Orientierungsmaßnahmen

dem militärischen B. Unterstützung Bereich in der beruflichen Bildungden regionalen C. Förderung von zivilen Arbeitsmarkt Qualifizierungsmaßnahmen

■ Beschäftigung und D. Förderung von Qualifizierung Beschäftigungsmaßnahmenvon Arbeitslosen bei der Umnutzung militärischer Liegenschaften

23.594.168

IVEvaluierung und ■ Unterstützung aller A. Zentrale Beratungsleistungen technische Hilfe mit der Umsetzung für die Kommunen

von KONVER B. Erstellung von EFRE:befassten Akteure Zwischenberichten 2.643.440

C. Vernetzung und Abstimmung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen mit den bereits vorhandenen Arbeitsmarktinfrastrukturen, ESF:Öffentlichkeitsarbeit 2.246.309

Da das KONVER-Programm den Status einer Gemeinschaftsinitiativehatte, musste ein Teil der EU-Mitteldurch nationale öffentliche Mittel, d.h.in diesem Falle Mittel des LandesNordrhein-Westfalen, ergänzt werden.Insgesamt standen den nordrhein-westfälischen Konversionskommunenrund 18 Millionen DM zur Verfügung.

Von Beginn an stellte KONVER Iallerdings nur eine Zwischenlösung dereuropäischen Konversionsförderung dar,da zur Zeit des Beschlusses zur Durch-führung des Programms am 6. April 1993schon die Gemeinschaftsinitiativen für die nächste Planperiode (1994–1999)verhandelt wurden. Auch dort sollteKonversion in die Planung aufgenommenwerden, was letztendlich in der Gemein-schaftsinitiative KONVER II umgesetztwurde.

Mit KONVER II hat die Europäi-sche Union unterstrichen, dass Konver-sion kein kurzfristig zu lösendes Problemist, sondern dass es sich bei den Reduzie-rungen im Verteidigungsbereich vielmehrum eine Strukturkrise handelt, die nurüber längere Zeiträume zu beheben seinwird. Mit einem weitaus umfangreiche-ren Mittelvolumen ausgestattet wurdeKONVER II dem komplexen Konver-sionsprozess noch besser gerecht. InNordrhein-Westfalen wurden vier größereEntwicklungsschwerpunkte festgelegt,die in Tabelle 10 dargestellt sind.

Konversionsbericht Band IV

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Tabelle 10: KONVER II Entwicklungsschwerpunkte in NRWQuelle: Operationelles Programm KONVER II

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Insgesamt hat die nordrhein-westfälische Landesregierung bis zumEnde des Bewilligungszeitraums vonKONVER II, dem 31. Dezember 1999,für 48 Einzelmaßnahmen Mittel mit einerGesamtsumme von rund 54,5 Millionengebunden. Die Verteilung der Mittel nachden einzelnen Entwicklungsschwerpunktenund Förderbereichen ist in Tabelle 11dargestellt.

Im Förderbereich I A, Gefähr-dungsabschätzungen und Sanierungs-untersuchungen, wurden elf Maßnahmenmit einem Gesamtvolumen von rund 2,1 Millionen DM bewilligt. In diesemBereich erhielten Städte und GemeindenInvestitionszuschüsse zur Klärung derAltlastensituation auf den ehemaligenMilitärliegenschaften. Gefördert wurdenBeurteilungen und Untersuchungen so-wie Sanierungsplanungen für die Flächen,um sie zweckentsprechend ihren späterenNutzungen zuzuführen.

Im Förderbereich I B, Städte-bauliche Untersuchungen, Planungen undMachbarkeitsstudien, wurden sechsMaßnahmen mit einem Gesamtvolumenvon rund 2,8 Millionen DM bewilligt.Gefördert wurden Studien und vorberei-tende Planungen, mit denen Städte undGemeinden neue Nutzungsmöglichkeiteneinschließlich deren Realisierungschancenfür die freigegebenen Liegenschaftenermitteln wollen.

Konversion in NRW

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In kontinuierlicher Fortführungdes Landeskonzepts zur Unterstützungder vom Truppenabbau betroffenenRegionen und der gesamten Struktur-politik des Landes lagen die Ziele desKONVER II-Programms in der Schaffungzukunftssicherer Arbeitsplätze sowie derUmstrukturierung und Modernisierungder betroffenen Regionen. Die förderungs-fähigen Maßnahmen wurden dabeientsprechend der komplexen Konversions-aufgabe sehr weit gefächert. Zusätzlichwurde für das KONVER-II Programmerstmalig in der EU-Konversionsförde-rung eine Fördergebietskulisse festgelegt,die sich nicht an einzelnen Projektensondern an der Betroffenheit der Kom-munen vom Arbeitsplatzabbau imgesamten Rüstungs- und Verteidigungs-sektor orientierte. Zu den vorrangigenKONVER-Fördergebieten zählen dabeidie Kreise Soest, Heinsberg, Minden-Lübbecke und Kleve, in denen derTruppenabzug die ohnehin bereits vor-handenden Probleme durch den regio-nalen Strukturwandel im gesamten Landverschärfte. Daneben trifft der Abbauder Militärarbeitsplätze aber auch andereRegionen in Nordrhein-Westfalen. Sowurden der Märkische Kreis, die KreiseViersen und Herford sowie Teile derStädte Köln, Bielefeld und Mönchen-gladbach als nachrangige Fördergebietein die Fördergebietskulisse aufgenom-men. In diesen Gebieten hat sich nebendem Truppenabbau die insgesamt rück-läufige wirtschaftliche Entwicklungbesonders negativ auf die regionaleSituation ausgewirkt. Neben dem Pro-blem des Arbeitsplatzabbaus stellt dieWiedernutzbarmachung der freiwerden-den Militärflächen eine besondereHerausforderung in den KONVER-Gebieten dar. Die Karte 3 liefert einenÜberblick über die förderfähigenGebiete in Nordrhein-Westfalen.

Überblick über die gefördertenMaßnahmen

Die Mittel der Gemeinschafts-initiative KONVER II stammen auszwei größeren Strukturfonds derEuropäischen Union. Während die inTabelle 11 dargestellten Entwicklungs-schwerpunkte I und II aus dem Euro-päischen Fonds für regionale Entwick-lung (EFRE) finanziert wurden, erfolgtedie Finanzierung der arbeitsmarktpoliti-schen Maßnahmen des Entwicklungs-schwerpunkts III aus dem EuropäischenSozialfond (ESF). Der Entwicklungs-schwerpunkt IV wurde je nach Art derMaßnahme entweder über den EFREoder den ESF finanziert.

Unabhängig von der Gesamtver-antwortung des nordrhein-westfälischenWirtschaftsministeriums für die Durch-führung des KONVER-Programms lagendie gesamten Programmteile des ESF inder Verantwortung des Arbeitsministe-riums des Landes. Für die zentraleVerwaltung und Abwicklung des EFRE-Teils ist das Wirtschaftsministeriumzuständig. In die Bewilligung der För-dermittel wurden dabei je nach fachlicherZuständigkeit das Ministerium für Stadt-entwicklung sowie das Ministerium fürUmwelt mit eingebunden.

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KONVER-Fördergebietskulisse Nordrhein-WestfalenQuelle: Operationelles Programm KONVER II

KONVER-Fördergebiete

50 km

* nicht die gesamte Kommune, sondern lediglicheinzelne Städte sind KONVER-Fördergebiete

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Im Förderbereich I C, Aufberei-tung und Nutzung von Liegenschaften fürwirtschaftliche Zwecke wurden 21 Maß-nahmen mit einem Gesamtvolumen vonrund 43,4 Millionen DM bewilligt. Geför-dert wurden insbesondere Erschließungs-,Abriss- und Umbaumaßnahmen vonbaulichen Anlagen sowie die Neu-errichtung von Gebäuden als Grundlagefür die Ansiedlung neuer Unternehmenund die Schaffung neuer Arbeitsplätze.Projektträger sind kommunale Gebiets-körperschaften.

Im Förderbereich I D, Beratungs-und Managementhilfen, wurden sechsMaßnahmen mit einem Gesamtvolumenvon rund 3,7 Millionen DM bewilligt.Dieser Programmpunkt dient der Unter-stützung von Städten und Gemeinden,die mit der Fülle der Liegenschafts-probleme und der projektbezogenenSteuerung Schwierigkeiten haben sowieexternen Sachverstand benötigen.Gefördert wurden insbesondere kleineGemeinden mit großen Konversions-flächen, deren Entwicklung für das ge-samte Land von besonderer Bedeutungsind.

Im Förderbereich I E, Fremden-verkehrsförderung, wurden zwei Maßnah-men mit einem Gesamtvolumen vonrund 395.000 DM bewilligt. Zu dengeförderten Maßnahmen gehören insbe-sondere die Errichtung und der Ausbauder touristischen Infrastruktur der betrof-fenen Region. Beide Förderungen gingenan touristisch orientierte Unternehmen.

Im Entwicklungsschwerpunkt IIsind während der Programmlaufzeitkeine Mittelbindungen erfolgt. Dies istzum einen darauf zurückzuführen, dassdie Rüstungskonversion für Nordrhein-Westfalen insgesamt gesehen keinegrößere Bedeutung hat. Dennoch führte dierückläufige Nachfrage nach Rüstungs-gütern bei einzelnen Unternehmen zurAnpassungsproblemen. Zur Sicherungder Arbeitsplätze wurde jedoch aufandere Förderprogramme des Landeszurückgegriffen.

Aus diesem Grunde wurde in derEndphase des Bewilligungszeitraumesvon KONVER II eine Umschichtung derMittelvolumen zwischen den einzelnenProgrammachsen vom Land Nordrhein-Westfalen beantragt und von der Euro-päischen Union bewilligt. So wurdennicht mehr benötigte Mittel aus denEntwicklungsschwerpunkten I und IIdem Förderbereich I C, Aufbereitungund Nutzung von Liegenschaften fürwirtschaftliche Zwecke, zugeschlagen.

Der Entwicklungsschwer-punkt III, dessen Finanzierung ausMitteln des Europäischen Sozialfonds(ESF) im Rahmen von KONVER IIerfolgt ist, sieht primär die Förderungdes Arbeitskräftepotentials in den vomTruppenabbau besonders betroffenenFördergebieten vor. Dazu sollen

■ Arbeitnehmer aus militärischenBereichen durch frühzeitigeBeratung und Qualifizierung auf die Anforderungen zivilerBeschäftigungsbereiche vorbereitetwerden,

■ Arbeitslose und von Arbeitslosigkeitbedrohte Arbeitnehmer aus militäri-schen Bereichen in den zivilenregionalen Arbeitsmarkt integriertwerden und

■ das regionale Arbeitsmarktpotentialim Zusammenhang mit der zivilenUmnutzung militärischer Anlagenund Einrichtungen in integriertenProjekten gefördert und weiter-entwickelt werden.

Für die Arbeitslosen und die von der Arbeitslosigkeit bedrohten Militär-arbeitnehmer sind zwei Koordinierungs-und Beratungsstellen am Niederrhein(Standort Kreis Viersen) und in Ostwest-falen (Standort Bielefeld) eingerichtetworden. Sie arbeiten eng mit den für dieUmsetzung der ESF-Förderung zustän-digen Regionalsekretariaten und mit denKonversionsbeauftragten bei den Bezirks-regierungen zusammen.

Konversion in NRW

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Im Entwicklungsschwerpunkt IVwurden vor allem zentrale Beratungs-leistungen, aber auch Bereiche vonanwendungsorientierter Begleitforschungzum Nutzen aller öffentlichen Akteuregefördert, die mit der Umsetzung vonKONVER-II in der Fördergebietskulissebeschäftigt sind. Dies gilt sowohl für denBereich der EFRE-Förderung als auchfür den ESF-Bereich. Insbesondere wirddabei Wert auf die Unterstützung derKommunen hinsichtlich eines straffenManagements von Konversionsprojektengelegt. Auch das frühzeitige Sammelnvon Fakten zum Truppenabbau und derKonversion sowie die Überprüfung derangewandten Konversionsstrategien aufLandesebene spielten dabei einewichtige Rolle.

Insgesamt hat die Landes-regierung von den vorgesehenenKONVER-EFRE Mitteln in Höhe vonrund 55 Millionen DM bis zum31.12.1999 fast 100 Prozent bewilligt.Viele der geförderten Maßnahmen be-finden sich jedoch noch in der Umset-zungsphase, so dass erst im Verlauf derJahre 2000 und 2001 die bewilligtenMittel tatsächlich ausgezahlt werden.Dies bezieht sich vor allen Dingen aufinvestive Maßnahmen im Infrastruktur-bereich, wie der Entwicklung undErschließung von Gewerbeflächen.Demgegenüber sind die vorbereitendenMaßnahmen zur Nutzungsfindung und Planung bereits vollständigabgeschlossen.

Auch im Rahmen von KONVER-ESF waren die Bewilligungen bis zumEnde des Jahres 1999 möglich. Bis zumStichtag 31.12.1999 ist es gelungen, diefür arbeitmarktpolitische Maßnahmenvorgesehenen Mittel in vollem Umfang fürentsprechende Projekte zu genehmigen.

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Entwicklungsschwerpunkte Vorgesehene davon Bewilligungen davon öffentliche EU-Anteil nach einzelnen EU-AnteilAusgaben Förderbereichen

Stand 31.12.1999EFRE ESF EFRE ESF

IUmnutzung bisheriger Militärliegenschaften 47.900.890 23.949.490 52.324.795,88 26.313.221,58

A. Gefährdungsabschätzungen und Sanierungsuntersuchungen 2.090.217,94 1.223.886,21

B. Städtebauliche Untersuchungen, Planungen 2.755.908,00 1.377.954,00

C Aufbereitung und Umnutzung 43.355.865,60 21.109.634,30von Liegenschaften für wirtschaftliche Zwecke

D. Beratungs- und Managementhilfen 3.727.852,34 2.404.271,34

E. Fremdenverkehrsförderung 394.952,00 197.476,00

IIHilfen für kleine und mittlere Unternehmen 4.775.000 1.910.000

IIIFörderung des regionalen Arbeitskräftepotentials 23.594.168 10.379.903 23.048.714,79 11.033.177,30

IVEvaluierung/Technische Hilfe 2.643.440 4.367.070,77

2.246.309 1.321.720 1.011.016 3.642.157,93 1.074.620,00 999.942,76

Gesamt 81.159.807 27.181.210 11.390.919 83.382.739,37 27.387.841,58 12.033.120,06

Tabelle 11: Bewilligungen von KONVER II-Mitteln in Nordrhein-Westfalen (Angaben in DM)Quelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

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Die Wirksamkeit des Einsatzes vonKONVER II

In den in Nordrhein-Westfalenam stärksten vom Truppenabbau und derKonversion betroffenen Regionen – den KONVER-Fördergebieten – habendie extra für Konversionszwecke bereit-gestellten KONVER-Mittel erheblichdazu beigetragen, den Umnutzungsprozessvoranzutreiben. Ohne diese besondereUnterstützung hätte sich die Situation invielen Kommunen, die ohnehin seitJahren einem regionalen und sektoralenUmstrukturierungsprozess ausgesetztsind, erheblich verschärft.

Das von der Europäischen Unionbreit angelegte Förderprogramm hat der Landesregierung ermöglicht, die Pro-gramminhalte so zu wählen, dass sie derVielseitigkeit der nordrhein-westfälischenKonversionsproblematik gerecht werden.So wurde KONVER II erfolgreich in dieallgemeine Strukturpolitik des Landesintegriert und nicht, wie in vielen anderenLändern, als Einzelprogramm abgearbei-tet. In Ergänzung des landespolitischenFörderinstrumentariums, das schon weitfrüher für Konversionszwecke geöffnetworden war, hat KONVER II somit dazubeitragen können, Finanzierungslückenzu schließen und spezifische Problemein den Fördergebieten zu lösen.

Aufgrund des relativ begrenztenMittelvolumens wurden die Fördermittelzu Beginn der Programmlaufzeit zunächstfür die zivile Nutzung vorbereitende Maß-nahmen, wie beispielsweise Gefährdungs-abschätzungen und Nutzungskonzepteoder Machbarkeitsstudien, verwendet.Die finanzielle Unterstützung dieser Maß-nahmen war in vielen Fällen ausschlag-gebend dafür, dass sich die Kommunender zunächst für sie unüberschaubarenKonversionsaufgabe annahmen. Mit derKenntnis über vorhandene Bodenbelas-tungen und klaren Vorstellungen zurMachbarkeit ziviler Anschlussnutzungenwurden die Voraussetzungen für eineerfolgreiche zivile Umnutzung der ehe-maligen Militärflächen erst geschaffen.

Mit dem Ziel, neue Industrie- undGewerbeflächen mit zukunftssicherenArbeitsplätzen zu schaffen, hat die Landes-regierung rund 90 Prozent der KONVER-Mittel in die Aufbereitung und Umnutzungvon Konversionsflächen für wirtschaft-liche Zwecke investiert. Die Umwand-lung von Konversionsflächen zuGewerbe- und Industriegebieten führtevor allem zu folgenden Effekten:

■ Schonender Umgang mit der Ressource Boden; durch dasFlächenrecycling ist keine neueAusweisung eines Gewerbegebietsauf der „grünen Wiese“ notwendig.

■ Verbesserung der wirtschaftsrelevan-ten Infrastruktur; durch die Verfüg-barkeit der Flächen konnten imRahmen der Bestandspflege Unter-nehmen vor Ort gehalten werden.Gleichzeitig haben sich aber Möglich-keiten eröffnet, um im Rahmen eineroffensiven Wirtschaftsförderung Unter-nehmensakquisition zu betreiben.

■ Abbau investitionshemmenderFaktoren durch die Beseitigung vonimageschädigenden städtebaulichenMissständen, die stadtnah gelegeneMilitärbrachen nach einiger Zeit darstellen können.

All diese Effekte sind zweifellosals positiv zu bewerten. Tatsächlich sindsie aber kaum objektiv überprüfbar oderbewertbar. Ein sicheres und angesichtsder weitreichenden direkten undindirekten Arbeitsplatzverluste auchentscheidendes Kriterium für dieEffizienz und Effektivität des Einsatzesvon KONVER-Fördermittel aus demBereich des Europäischen Fond fürRegionalentwicklung (EFRE) ist letztlichnur die Schaffung von Arbeitsplätzen im Rahmen der zivilen Umnutzung ehemaliger Militärflächen.

Um dieser Frage nachzugehen,hat das Internationale Konversions-zentrum Bonn (BICC) im Januar und Februar 2000 eine zielgerichteteBefragung nordrhein-westfälischerKonversionskommunen durchgeführt.

Im Mittelpunkt des Interessesstanden dabei primär die Kommunen inder nordrhein-westfälischen KONVER-Fördergebietskulisse. Darüber hinauswurden aber auch 53 weitere Konver-sionskommunen mit insgesamt 96 ehe-maligen Militärliegenschaften befragt.Dabei handelte es sich um Städte undGemeinden, die im Rahmen einerfrüheren Befragungsaktion aus demJahre 19982 angegeben hatten, dieUmnutzung ihrer Konversionsflächenmit der Zielrichtung einer gewerblich-industriellen Nutzung vorantreiben zuwollen.

Konversion in NRW

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2 Diese Befragung aller Konversionskommunen in Nordrhein-Westfalen wurde in Zusammen-arbeit mit dem Institut für Landes- undStadtentwicklung (ILS) Dortmund durchgeführt.

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Im Rahmen der zu Beginn desJahres 2000 durchgeführten telefonischenBefragung wurden die zentralen Akteuredes Konversionsprozesses auf kommu-naler Ebene (Bürgermeister, Dezernen-ten, Amtsleiter oder Wirtschaftsförderer)mit lediglich zwei Fragen konfrontiert,die sie nach bestem Wissen undGewissen beantworten sollten:

1. Wie viel Arbeitsplätze wurden bislang auf der ehemaligenMilitärfläche geschaffen?

2. Wie viele Arbeitsplätze erwarten siein den nächsten drei bis fünf Jahrenauf der Fläche schaffen zu können?

Das Ergebnis dieser Befragungist in der nachfolgenden Abbildung 5dargestellt:

■ Insgesamt rund 6.280 Arbeitsplätzeauf ehemaligen Militärflächenkonnten in den KONVER-Kommunenbereits geschaffen werden. Zudemwird die Schaffung von mehr als14.000 weiteren Arbeitsplätzen vonden Fachleuten vor Ort für die näch-sten Jahre erwartet.

■ Auch für die 53 Konversions-kommunen außerhalb der KONVER-Fördergebietskulisse stellt sich das Ergebnis der Befragung durchauspositiv dar: Immerhin rund 3.200 neueArbeitsplätze wurden bereits geschaf-fen und weitere 12.000 werden fürdie nächsten Jahre erwartet.

Festzuhalten bleibt, dass es sicher-lich falsch wäre, die geschaffenen Arbeits-plätze in den Kommunen der KONVER-Fördergebietskulisse unmittelbar undausschließlich mit dem Einsatz von rund55 Millionen DM Fördermitteln aus demEFRE-Fond der NRW-EU Gemein-schaftsinitiative zu assoziieren. Gleich-wohl kann als sicher gelten, dass dieseFörderung einen gewichtigen Anteil ander positiven Entwicklung hat, die sichin diesen Kommunen abzeichnet.

Konversionsbericht Band IV

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Abbildung 5: Bereits geschaffene und noch zu schaffende Arbeitsplätze in den KONVER-Kommunen und weiteren ausgewählten Konversionskommunen Nordrhein-WestfalensQuelle: Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC)

0

5.000

10.000

15.000

20.000

25.000

14.100

3.200

6.280

12.000

KONVER-Kommunen (29) Konversionskommunen (53)

mittelfristig zu erwartende Arbeitsplätze

bereits geschaffene Arbeitsplätze

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Ähnliches gilt für die Konver-sionsförderung im Rahmen des ESF-Fonds. Durch die enge regionale Ver-netzung der arbeitsmarktpolitischenBeratungsstellen sowohl mit den für die Konversion zuständigen Akteuren inden Kommunen und Bezirksregierungenals auch mit den Standortkomman-danturen ist es gelungen, einen Großteilder von Arbeitslosigkeit betroffenenZivilbeschäftigten (rund 70 Prozent)zunächst präventiv arbeitsmarktpolitischzu beraten. Bei einem Teil der Rat-suchenden ist es gelungen, sie relativzeitnah in den zivilen Arbeitsmarkt zuintegrieren. Etwa 55 Prozent der Rat-suchenden haben allerdings zunächst aneiner über KONVER geförderten Maß-nahme der Umschulung bzw. beruflichenFortbildung teilgenommen. Bis zumStichtag 31.12.1999 sind 2.550 Teilnehmeran beruflichen Fortbildungsmaßnahmenüber KONVER II gefördert worden.

Inzwischen liegen auch ersteErfolgsbeobachtungen über den beruf-lichen Verbleib der im Rahmen vonKONVER II geförderten Teilnehmerinnenund Teilnehmer vor. Die nachfolgendeAbbildung 6 gibt einen Überblick überdie bisherigen Erfahrungen.

Angesichts der nach wie vor an-gespannten Lage auf dem Arbeitsmarktund der insbesondere für ehemaligeZivilbeschäftigte – aufgrund ihrer beruf-lichen Voraussetzungen – außerordent-lich schwierigen Situation stellt sich dieVermittlungsquote durchaus als gut dar.Gleichwohl werden auch weiterhingezielte Unterstützungsmaßnahmen not-wendig sein, um insbesondere denälteren ehemaligen Zivilangestellten, diezudem oftmals eine lange Zeit beimMilitär beschäftigt waren, Möglichkeitenzur Integration in den erstenArbeitsmarkt zu geben.

Mit der Implementierung derKonversionsförderprogramme PERIFAund KONVER I – vor allem aberKONVER II – hat die Europäische Uniondeutlich unterstrichen, welchen Stellen-wert die Konversion als eine besondereForm eines tiefgreifenden wirtschafts-strukturellen Wandlungsprozesses hat.Gemeinsam mit der KomplementärenFörderung durch das Land Nordrhein-Westfalen haben sowohl die aus demEFRE-Fonds als auch aus dem ESF-Fonds zur Verfügung gestelltenKONVER-Mittel wichtige Impulse fürden Konversionsprozess in den amstärksten betroffenen Kommunen desLandes geben können. Auf dieserGrundlage fußt auch die erfolgreicheEntwicklung zahlreicherKonversionsbeispiele, die im folgendenKapitel dargestellt werden sollen.

Konversion in NRW

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Abbildung 6: Beruflicher Verbleib geförderter Teilnehmer drei Monate nach Abschluss der Fortbildungsmaßnahmen (Stand 31.12.1999)Quelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen

keine Angaben2%

in Arbeit50%

andere beruflicheFortbildungsmaßnahmen

9%

weiterhin arbeitslos 39%

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Die vielfältigen Hilfen, die denKonversionskommunen im Verlauf des letzten Jahrzehnts von Seiten desLandes und der Europäischen Union zurVerfü-gung gestellt wurden, haben ihreWir-kung nicht verfehlt. Besondersdeutlich wird dies durch die im voran-gegangenen Kapitel beschriebene NRW-EU GemeinschaftsinitativeKONVER. Sie zeichnet sich insbeson-dere durch eine hohe Effektivität bei derunmittelbaren Schaffung neuer Arbeits-plätze, aber auch bezüglich der mit derKonversion eng verbundenen Beschäf-tigungs- und Qualifizierungsmaßnahmenaus, die mittelbar zu einem Mehr andauerhafter Beschäftigung im erstenArbeitsmarkt führen.

Die Auflistung von Fördermaß-nahmen und die rein quantitative Dar-stellung ihrer Wirkungen kann allerdingsnur einen begrenzten Teilbereich derKonversionspolitik des Landes Nord-rhein-Westfalen darstellen. Um eindifferenzierteres Bild des Konversions-prozesses zu entwerfen, soll nachfolgendeine Reihe von erfolgreichen Projektenaus sehr unterschiedlichen Bereichenvorgestellt werden. Dabei handelt es sich– anders als im KonversionsberichtBand III – nicht ausschließlich umeinige wenige besonders herausragendeProjekte. Vielmehr soll versucht werden,die große Bandbreite der Umnutzungs-möglichkeiten für ehemalige Militär-flächen zu erfassen und ein möglichstumfassendes Bild der damit verbun-denen Möglichkeiten für die Regional-entwicklung in den von der Konversionbetroffenen Regionen Nordrhein-Westfalens zu entwerfen.

Diese unterschiedlichen Entwick-lungsmöglichkeiten stellen im Folgendenauch die Ankerpunkte – d.h. in diesemFall die Überschriften der einzelnenKapitel – dar, unter denen die Projekt-beispiele zusammengestellt wurden:

■ Im ersten Kapitel ab Seite 50 wirddem zentralen Bereich dergewerblich-industriell orientiertenUmnutzung ehemaliger Militär-flächen mit dem Ziel der Schaffungzukunftsorientierter Arbeitsplätzebreiter Raum eingeräumt. Dies istangesichts der Arbeitsmarktlage nachwie vor die herausragende Aufgabejeglichen strukturpolitischorientierten Handelns.

■ Das folgende Kapitel (Seite 70)widmet sich Konversionsprojekten,deren inhaltliche Ausrichtung aufeine stadtentwicklungspolitischeNeuordnung bzw. auf das Setzenneuer städtebaulicher Akzenteausgerichtet ist. In diesem Zusammen-hang sind nicht nur wirtschafts- undwohnungsbaupolitische Aspekte vonBedeutung. Eine besondere Rollespielt dabei oftmals auch der Denk-malschutz. Ebenso werden in diesemKapital einige besonders interessante,zum Teil geradezu überraschendeNutzungsmöglichkeiten ehemaligerMilitärgelände vorgestellt.

■ Die Wiedereingliederung vonArbeitslosen und Langzeitarbeits-losen in den ersten Arbeitsmarktsteht im Mittelpunkt der innovativenBeschäftigungsförderung inNordrhein-Westfalen. Zu diesemZweck wurde der Ansatz einer integrierten Arbeitsmarktpolitik

entwickelt, deren besondere Stärkedie enge Verzahnung unterschiedlicherPolitikfelder ist. Ab Seite 79 werdeneinige dieser Integrierten Projekteauf Konversionsflächen dargestellt.

■ Mit 52 Hochschulen und zahlreichenexzellenten Forschungseinrichtungenverfügt Nordrhein-Westfalen überdie dichteste HochschullandschaftEuropas. Wissenschaft und Forschungnehmen einen internationalen Spitzen-rang ein. Nicht nur aus bildungspoli-tischer, sondern vor allem auch auswirtschafts- und arbeitsmarkt-politischer Sicht kommt es darauf an,diese Position zu halten und möglichstsogar weiter auszubauen. Unterdieser Prämisse hat der Ausbau derHochschullandschaft NRW imRahmen der Landespolitik eine hohePriorität. Ab Seite 86 werden einigesehr anschauliche Konversions-projekte beschrieben, deren Ziel-setzung die Umwidmung ehemaligerMilitärliegenschaften für eineNutzung im Bereich Bildung,Wissenschaft und Forschung ist.

■ Die Entwicklung neuer Wohn-quartiere durch die Umwidmungehemaliger Kasernenanlagen sowiedie Wiedernutzung der von denauslän-dischen Streitkräften undihren Familien geräumten Wohn-siedlungen stehen im Mittelpunktdes abschließenden Kapitels, das auf Seite 94 beginnt.

Deutlich muss an dieser Stellebetont werden, dass die nachfolgendaufgeführten Beispiele nur eine kleineAuswahl an erfolgreichen Konversions-projekten in Nordrhein-Westfalen zeigen. Eine noch breiter angelegteDarstellung und eine damit verbundeneNennung weiterer Kommunen hätte denbegrenzten Rahmen dieses Berichtesüberschritten.

Konversionsbericht Band IV

BeispielhafteKonversionsprojekte inNordrhein-Westfalen

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Projektbeispiele in NRW

49

Übersicht der nachfolgend dargestellten KonversionsprojekteQuelle: Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC)

Anzahl der dargestellten Konversionsprojekte

50 km

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Gewerblich-industriellorientierte Umnutzungehemaliger Militärflächen

Zentraler Bestandteil der Konver-sionspolitik in Nordrhein-Westfalen istdie Wirtschafts(förderungs)politik unddie Infrastrukturförderung zur gewerblichorientierten Reaktivierung der ehemaligenMilitärflächen: Sie zählen zu den un-mittelbaren Voraussetzungen, um diekonversionsbedingten Chancen für eineneue regionalökonomische Entwicklungder von der Konversion betroffenenKommunen zu nutzen und neue Arbeits-plätze zu schaffen.

Um dieses Ziel zu erreichen,wurde im Verlauf des letzten Jahrzehntsvon Seiten der Landesregierung –vornehmlich durch das im Rahmen derKonversion federführende Wirtschafts-ministerium – eine Förderpolitik betrie-ben, die nicht allein auf die Flächenent-wicklung, sondern darüber hinaus aufeine zukunftsorientierte Regionalent-wicklung ausgerichtet ist. Unter dieserPrämisse lassen sich drei Förderschwer-punkte herausarbeiten:

■ Die gezielte Unterstützung beimAufbau und der Weiterentwicklungvon ökonomischen Kompetenz-zentren,

■ die Flankierung von in die lokalenund regionalen Wirtschaftsstruktureneingebetteten Entwicklungskernen,unter anderem durch die Förderungvon Gründer- und Technologie-zentren, und

■ die kleinteilige gewerblicheEntwicklung und Vermarktung vonehemaligen Militärliegenschaften zurBeseitigung lokaler und regionalerGewerbeflächenengpässe.

ÖkonomischeKompetenzzentren

Wie kaum eine andere regionaleEntwicklungstheorie zuvor hat in den90er Jahren das Konzept der „Kompetenz-felder“ die regionalpolitische Debattebereichert und letztlich auch zunehmendpraktischen Einfluss auf die ökono-mischen Entwicklungsstrategien der imstrukturellen Wandel befindlichen Reg-ionen Nordrhein-Westfalens gewonnen.Die Idee der Kompetenzfelder knüpft anden „Cluster-Ansatz“ und dabei an denSynergieeffekten sowie Lokalisationsvor-teilen für Unternehmen der gleichenoder verflochtener Branchen in einerRegion an. Für das Entstehen vonökonomischen Kompetenzzentren sinddas Vorhandensein von spezifischenProduktionsfaktoren, anspruchsvolleNachfrager aus der Region, eine differen-zierte Struktur von Zulieferern sowie ein intensiver Wettbewerb zwischen denUnternehmen die wichtigsten Voraus-setzungen. Ein Erkennungsmerkmaleines Kompetenzzentrums ist aber vorallem eine ausgeprägte überregionale,im Idealfall auch internationaleOrientierung und ein damit verbundenersektoraler Exportüberschuss.

Inzwischen haben sich eine ganzeReihe derartiger Kompetenzzentren inNordrhein-Westfalen herausgebildet undin einigen Regionen stehen ehemalsmilitärisch genutzte Flächen im Mittel-punkt dieser Entwicklung.

Nationales Bahn-kompetenzzentrumauf der ehemaligenbritischen Airbase in Wegberg-Wildenrath

Ein besonders anschaulichesBeispiel für die Entwicklung einesKompetenzzentrums stellt die Um-nutzung des ehemals britischen Militär-flugplatzes Wegberg-Wildenrath imniederrheinischen Kreis Heinsberg dar.Dort, wo noch bis 1992 britische Mili-tärjets zu ihren Übungsflügen starteten,wird heute auf schienengebundeneHochgeschwindigkeit gesetzt: Die Firma Siemens – UnternehmensgruppeVerkehrstechnik – erprobt im „Prüf-Centrum Wildenrath“ (PCW), demmodernsten Schienenfahrzeug-Testzentrum dieser Art in Europa, dieneueste Generation von Hochgeschwin-digkeits- und Nahverkehrszügen,Straßenbahnen und Metro-Triebwagen.Im PCW und dem ebenfalls auf derKonversionsfläche neu entstandenenIndustrie- und Gewerbepark sind bereits

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Das Schienenfahrzeugprüfzentrum

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mehr als 800 Arbeitsplätze neu geschaf-fen worden – ein wichtiger arbeitsmarkt-und strukturpolitischer Erfolg in einerder strukturschwächsten Regionen inNordrhein-Westfalen.

Der Kreis Heinsberg gehört nichtnur zu den am stärksten von der Konver-sion betroffenen Kreisen in NRW. In derüberwiegend ländlich geprägten Regionhat vor allem die Schließung des letztenBergwerks des alten Aachener Stein-kohlereviers, der Zeche Sophia-Jacobain Hückelhoven, zu einem massivenwirtschaftsstrukturellen Bruch geführt.An das Entstehen eines neuen Schwer-punktes für eine regionalökonomischbedeutsame Entwicklung auf dem rund506 Hektar großen Militärflugplatz warzu diesem Zeitpunkt kaum zu denken.Im besten Sinne des Wortes „in Fahrt“kam die Konversion in Wildenrath erstdurch die Firma Siemens, die landes-und europaweit ein Gelände für dasTesten von Schienenfahrzeugen auseigener Produktion suchte.

Und dies ist der Anfang einerEntwicklung, die Wegberg-Wildenrathzum „nationalen Bahnkompetenz-zentrum Nordrhein-Westfalen“ macht,das auch auf internationaler Ebene einenherausragenden Stellenwert haben wird.

Aufgrund intensiver Verhandlun-gen unter Vermittlung des zuständigennordrhein-westfälischen Wirtschaftsminis-teriums haben sich Mitte des Jahres 2000alle führenden deutschen Bahntechno-logie-Systemhäuser – neben der SiemensAG (Verkehrstechnik) sind dies dieAlstom LhB, Adtranz und BombardierTransportation – darauf geeinigt, dieweitreichenden Testmöglichkeiten amStandort Wegberg-Wildenrath zu nutzen.Das Berliner Institut für Bahntechnik(IfB) wird eine neutrale Betreibergesell-schaft gründen, die allen Systemhäusern,Verkehrsbetrieben aber auch der bahn-technischen Zulieferindustrie sowieHochschul- und Forschungseinrich-tungen die Nutzung der Prüfeinrich-tungen ermöglichen wird. Selbst dieDeutsche Bahn AG hat bereits Interessean einer Beteiligung an der neutralenBetreibergesellschaft bekundet.

Maßgeblich unterstützt wurdediese Schlüsselinvestition durch dasWirtschaftsministerium des Landes:Denn bereits heute begründen über 450Unternehmen aus allen Systemebenenund Bereichen der bahntechnischenIndustrie die hohe bahntechnischeKompetenz des Landes Nordrhein-Westfalen. Perspektivisch gilt dieBranche als einer der bedeutendstenHoffnungsträger mit weitreichendenWachstumschancen und guten Aussichtenhinsichtlich der Schaffung von zukunfts-orientierten Arbeitsplätzen. Die Ansied-lung des Test- und Prüfzentrums fürSchienenfahrzeuge ist unter dieser Prä-misse nicht nur von regionalökonomi-scher Relevanz sondern vielmehr vonzentraler Bedeutung für den Wirtschafts-standort Nordrhein-Westfalen.

Vor diesem Hintergrund ist einleistungsfähiges Projektmanagementerforderlich, das einen reibungslosenAblauf vor Ort garantiert. Um dies zu

Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektMilitärflugplatz Wegberg-WildenrathNationales Bahnkompetenzzentrum

LageWegberg-Wildenrath, Kreis Heinsberg

LiegenschaftstypFlugplatz

Größe: ca. 506 haFreigabe: 1992Fördermittel: rd. 85.000.000 DM

Luftaufnahme der Testringe

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Konversionsbericht Band IV

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handel um. In dieser noch relativ frühenPhase der Entwicklung eines neuenGeschäftszweiges kommt es darauf anSynergien zu nutzen, die dabei helfenentsprechende Marktfelder abzustecken.

Dortmund bietet dafür gute Vor-aussetzungen. Zum Jahresbeginn waren inund um das Zentrum des östlichen Ruhr-gebietes weit über 10.000 Mitarbeiter inSoftwarehäusern, Internet-Agenturen,Datenbankanbietern und EDV-Firmenbeschäftigt. Annähernd 100 Unterneh-mensneugründungen im Software-Bereichzwischen 1998 und 1999 zeugen von derrasanten Entwicklung des größten Soft-warestandortes in Nordrhein-Westfalenmit rund 700 Softwareunternehmen imengeren Sinne. Inhaltlich befassen sichdiese Unternehmen zu einem großen Teilmit den neuen und sehr innovativenBereichen des E-Commerce, mit An-wendungen für die Logistikbranchesowie mit objektorientierter Software.Viele der Softwarehäuser sind dabeidirekte spin-offs aus der UniversitätDortmund, die den bundesweit größtenInformatik-Fachbereich aufweisen kann.Als bevorzugter Standort bietet sichdabei der TechnologiePark Dortmund an.

Mit der Stadtkrone Ost ist nunein zweiter Kristallisationspunkt hinzu-gekommen und wie man es bei dieserBranche erwarten kann, schreitet dieEntwicklung mit hoher Geschwindigkeitvoran: Im Juli 1999 sind die ersten zwölfhochspezialisierten E-Commerce Unter-nehmen in den 3.600 qm umfassendenersten Bauabschnitt des Centers einge-zogen. Im Mai 2000 wurde der zweiteBauabschnitt (3.000 qm) bezugsreif und war bereits lange vor seiner Fertig-stellung vollständig vermietet. Mittedieses Jahres hatten rund 25 E-CommerceUnternehmen mehr als 250 hochqualifi-zierte neue Arbeitsplätze auf der Konver-sionsfläche geschaffen. Ein dritter Bauab-schnitt mit weiteren 7.500 qm befindetsich in Planung. Die Realisierung wirdvoraussichtlich erst 2001 erfolgen,

gewährleisten, wurde die Entwicklungs-gesellschaft Wegberg-Wildenrath(EWW) gegründet, ein public-private-partnership zwischen der Landesent-wicklungsgesellschaft NRW (LEG), derEBV Immobilien GmbH, der AachenerGesellschaft für Innovation und Techno-logietransfer (AGIT), der Stadt Wegbergsowie zwei regionalen Kreditinstituten.Ihre Aufgabe ist nicht nur die engeKooperation mit dem PCW, sondernauch die Aufbereitung, Erschließung undVermarktung der Gewerbeflächen – überwiegend an Unternehmen aus demEntwicklungsbereich „Schiene“. DerIndustrie- und Gewerbepark Wegberg-Wildenrath steht auch Unternehmen ausanderen Branchen offen, die zukunfts-orientierte Arbeitsplätze auf der Flächeschaffen. Nach einem differenziertenNutzungskonzept stehen insgesamt rund65 Hektar Fläche vor allem für kleineund mittelständische Unternehmen zurVerfügung, die um die Vorzüge derAnsiedlung auf dem ehemaligenFlugplatzgelände wissen: günstigeGrundstückspreise, gute Infrastruktur,öffentliche Förderung, qualifiziertesPersonal und eine attraktive Umgebung.

Electronic CommerceCenter auf der DortmunderStadtkrone Ost

Ähnlich wie auf vielen anderennordrhein-westfälischen Konversions-flächen, hat sich auch auf der sogenann-ten Stadtkrone Ost in Dortmund einhochinteressanter Nutzungsmix heraus-kristallisiert. Wohnungsbaumaßnahmenwurden auf dem weitläufigen Geländeder ehemaligen britischen Ubique undRedesdale Barracks in exponierter Lagean der B 1 ebenso wie eine kleinteiligegewerbliche Vermarktung realisiert. ImMittelpunkt der zivilen Entwicklung stehtaber wie in Wegberg-Wildenrath einbedeutendes Kompetenzzentrum, woSoftware für das Internet, speziell für denBereich des Electronic Commerce ent-wickelt wird: Im Mai 1999 wurde auf demehemals von den britischen Streitkräftengenutzten Gelände das landesweit ersteElectronic Commerce Center gegründet.Inzwischen ist die Stadtkrone Ostunbestritten zur ersten Adresse in SachenE-Commerce avanciert – für Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus.

Dass dem Electronic Commercedie Zukunft gehört, daran haben Expertenkeinen Zweifel. In den USA ist schonheute der Handel aller erdenklichen Güterüber das Internet eine Selbstverständlich-keit und auch in Deutschland setzt sichder Online-Kauf langsam aber sicher insteigende Umsatzzahlen beim Einzel-

KonversionsobjektStadtkrone OstElectronic Commerce Center

LageDortmund

LiegenschaftstypKasernen / Depotgelände

Größe: ca. 55 haFreigabe: 1993Fördermittel: rd. 23.000.000 DM

Ein ICE der neuesten Generation im Test

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Projektbeispiele in NRW

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doch angesichts der hervorragendenRahmenbedingungen ist man bei derECC GmbH in Bezug auf dieVermarktung sehr zuversichtlich.

Umso mehr, als inzwischen auchein weiterer wichtiger Baustein die Entwicklung auf der Stadtkrone Ostwirkungsvoll bereichert. In Kooperationmit dem Land Nordrhein-Westfalensowie mit Unterstützung von namhaftenUnternehmen wie Microsoft, Compaqund Intershop hat die ECC GmbH denAufbau eines Ressourcen- und Trainings-centers für Electronic CommerceManagement realisiert. Das Trainings-zentrum konzentriert sich auf die Quali-fizierung des Managements insbesondereaus mittelständischen Unternehmen zur erfolgreichen Realisierung von E-Commerce Projekten. Denn gerade in

der fehlenden Qualifizierung und Aufge-schlossenheit des Managements wird einentscheidender Grund für den Rückstandin Deutschland, insbesondere gegenüberden USA, gesehen. Mit Seminaren,Workshops und der maßgeschneidertenEntwicklung von Branchenlösungensollen die Entscheider in den mittel-ständischen Unternehmen durch das indieser Form bundesweit beispielloseTrainingszentrum unterstützt werden.

Aufgrund der hervorragendenRahmenbedingungen in Dortmund ist esgelungen, auf der ehemaligen Militär-fläche ein einzigartiges E-CommerceKompetenzzentrum zu schaffen – vonder Softwareentwicklung bis zur prak-tischen Umsetzung. Ein Zentrum, dassich durch selbst verstärkende Synergie-effekte stetig weiterentwickeln wird undsicherlich binnen kurzer Zeit nicht nureinen nationalen, sondern auch eineneuropäischen Spitzenplatz im Bereich E-Commerce einnehmen wird.

Das E-Commerce-Center – Inkubatorjunger High-Tech-Unternehmen

Ausbau desMedienstandorts Köln

Einen europäischen Spitzenplatzhat man in Köln bereits erreicht, wennauch in einem anderen Marktsegment,nämlich der Medienbranche. Traditionellhaben wichtige Printmedien und elek-tronische Medien in Köln ihren Standort,doch seit sich zu Beginn der 80er Jahreauch die ersten privaten Fernsehsenderin Köln ansiedelten, hat sich die Stadt zueinem der wichtigsten MedienzentrenDeutschlands herausgemacht. ImMittelpunkt steht das Gelände desehemaligen Militärflugplatz ButzweilerHof, der Kern eines insgesamt rund 200 Hektar großes Gewerbegebietes inKöln-Ossendorf. Das Grundstück warvon der Stadt an eine Immobilientochterder Stadtsparkasse veräußert worden, dieaufgrund des hohen Investitionsvolumensgemeinsam mit einem Bankhaus mehrereImmobilienfonds aufgelegt hat. Insbe-sondere Medienunternehmen mit einemgrößeren Raumbedarf finden hier die erforderlichen Kapazitäten für ihreVerwaltungs- und Produktionseinrichtun-gen: Neben der Deutschlandzentrale vonSony haben sich seitdem zahlreiche –auch internationale – Unternehmen ausder Film- und TV-Branche angesiedelt.Zu den ausschlaggebenden Standort-vorteilen zählen die optimale Verkehrs-anbindung und der dynamische Branchen-mix des gesamten Gebietes sowie nichtzuletzt die Flächenreserven für dieAnsiedlung weiterer Medienfirmen.

KonversionsobjektMilitärflugplatz Butzweiler HofMedien- & Eventzentrum COLONEUM

LageKöln

LiegenschaftstypFlugplatz, Kasernen

Größe: ca. 40,5 haFreigabe: 1995Fördermittel: –

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Den Kern wird bald das soge-nannte COLONEUM bilden, Europasgrößtes Medien- und Eventzentrum aufdem Gelände des ehemaligen Militär-flugplatzes Butzweilerhof. Betreiber desCOLONEUMS ist die Magic mediacompany – mmc – eine TV-Produktions-gesellschaft, die bereits im Kölner Süden einen größeren Medienstandortunterhält.

Einer der noch erhaltenen Zeugenaus der Vergangenheit des ältestenFlugplatzes in Köln ist eine Zeppelin-halle aus den 20er Jahren. Zusätzlich zuden 20 Hektar des Flugplatzes werdenzwei ehemalige Kasernen in die Ent-wicklung einbezogen, so dass insgesamtca. 40,5 Hektar zur Disposition stehen.In Zukunft entstehen hier 20 Studiossowie zusätzliche Produktions- und

Dienstleistungsgebäude, ein Ausbildungs-zentrum für Medienberufe sowie einEinkaufszentrum, ein Hotel, Freizeit-und Sporteinrichtungen. Die Freigabedes Flugplatzes und der benachbartenKasernenanlage am Rande des Gewerbe-gebietes ist somit eine einzigartigeChance für die Weiterentwicklung diesesherausragenden Medienstandortes.

Neben den räumlichen Kapazitä-ten bietet auch das Equipment umfassendeMöglichkeiten für die zukünftigen Nutzer.Digitale Produktion, Post-Produktionoder virtuelle High-Tech-Ausrüstungwerden auf dem aktuellsten Stand sein.Ob Kinofilm, Werbe- sowie Clip-Produktionen, Business-TV oder Events,für jede Sparte sind ideale Voraus-setzungen gegeben. Damit ist dasCOLONEUM ein herausragender Stand-ortvorteil für die Region Köln imbundes- und europaweiten Wettbewerbum die führende Medienmetropole.

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Das COLONEUM-Gelände – wichtigesZentrum der Kölner Medienlandschaft

Der erste Teil des COLONEUMSwurde am 3. Oktober 1999 mit der Ver-leihung des Ersten Deutschen Fernseh-preises eröffnet. Der erste Bauabschnitt– ca. 13,5 Hektar – wurde am 31. März2000 fertiggestellt, während die rest-lichen 27 Hektar bereits erschlossen undbis zum Jahr 2003 für Ausbildungs-zentrum, Hotel, Einkaufszentrum undRenovierung der Zeppelinhalle weiter-entwickelt sein werden. Die Betreibergehen davon aus, dass mittelfristig aufdem gesamten Areal bis zu 5.000 neueArbeitsplätze geschaffen werden.

Das konkrete Nutzungskonzeptfür den zweiten Bauabschnitt wird zur Zeit zwischen der Stadt Köln, denProjektentwicklern und Betreibern abgestimmt. Daher wird frühestens imHerbst 2000 mit fundierten Aussagen zu Flächengrößen, -verteilung etc.gerechnet.

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Projektbeispiele in NRW

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Förderung von lokalenund regionalenEntwicklungskernen – Gründer- undTechnologiezentren

Einen regionalen Kristallisa-tionspunkt als zentralen Knoten in einemNetzwerk öffentlicher und privaterInstitutionen mit dem gemeinsamen Zielzu schaffen, um die Wirtschaftsentwick-lung zu fördern – so ließe sich der strate-gische Entwicklungsansatz hinsichtlichder Existenzgründung und Unternehmens-förderung charakterisieren, der seit denfrühen 80er Jahren weit verbreitet ist.

Auch im Rahmen der Liegen-schaftskonversion hat man sich desInstruments der „Gründer- und Techno-logiezentren“ bedient. Denn wissen-schafts- und technologiepolitisch kommtes darauf an, einen strikt anwendungs-orientierten Technologietransfer, dasheißt die Umsetzung von Forschungs-ergebnissen in neue Produkte, Verfahrenund Dienstleistungen, zu verbessern.Dass dies gelingen kann, soll nachfol-gend anhand einiger Konversionsprojekteexemplarisch gezeigt werden.

CarTec in LippstadtAls klassisches Beispiel für die

erfolgreiche Realisierung eines Tech-nologiezentrums muss das „CarTecTechnologie und EntwicklungszentrumLippstadt“ angesehen werden. Es bildetden Mittelpunkt eines rund drei Hektarumfassenden hochwertigen Gewerbe-gebiets im westlichen Teil der ehemals

britischen Churchill Barracks. Angesie-delt in einer Region, die stark von derAutomobilindustrie geprägt ist, liegendie Schwerpunkte und Zielsetzungen desTechnologiezentrums auf der Hand:CarTec hat die Aufgabe, die innovativenImpulse aus dem Bereich der Automo-bilzulieferindustrie zu unterstützen, diein diesem Zusammenhang entstehendenUnternehmensneugründungen gezielt zufördern und den Wissenstransferzwischen Wissenschaft und Wirtschaftzu forcieren. Es geht um eine erfolg-reiche Sicherung des Standorts und denweiteren Ausbau der Marktstellung im internationalen Wettbewerb eineshart umkämpften Marktes und die damitverbundenen positiven Arbeitsmarkt-effekte. Der Schlüssel dazu sind tech-nische Innovationen, für deren Reali-sierung das Technologiezentrum einennicht unbedeutenden Beitrag leistenkann. Auf rund 2.500 qm werden Büro-, Werkstatt- und Laborflächen Technologische Innovationen rund um

das Auto im CarTec

KonversionsobjektChurchill BarracksCarTec Technologiezentrum

LageLippstadt,Kreis Soest

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 30 haFreigabe: 1992Fördermittel: rd. 8.400.000 DM

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B. Truppenabbau inNordrhein-Westfalen:Umfang undAuswirkungen

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zur Verfügung gestellt. Ob Marketing-unterstützung oder Kontaktvermittlungzu potentiellen Kunden – auf Wunschsteht das CarTec-Management denUnternehmen im Zentrum umfassendberatend zur Seite.

Neben jungen Existenzgründernsind auch bereits etablierte Zulieferer imCarTec willkommen, denn dies ist durch-aus von Vorteil für die Durchmischungund den damit einhergehenden Know-how Transfer: Ein relativ offener Aus-tausch von Fachinformationen, der sichschon aus der räumlichen Nähe ergibt,kann positive Synergien erzeugen, die letzt-lich sowohl den Gründern als auch denbereits etablierten Unternehmen nutzen.

Bereits ein Jahr nach der Eröff-nung im Juni 1999 kann das CarTec eineAuslastung von rund 80 Prozent vor-weisen. Ein erfolgreicher Start, der dasManagement des Zentrums positiv in dieZukunft blicken lässt. Doch tatsächlichgeht es bei einem derartigen Zentrumnicht allein um die Auslastungsraten. DieBeteiligung von namhaften Automobil-zulieferern aus der Region an der Betrei-bergesellschaft des CarTec verdeutlichtdie Erwartungen, die die regionaleWirtschaft an das Technologiezentrumstellt: Hier sollen Impulse und neueIdeen entwickelt werden, die mit dazubeitragen können, den immer kürzerwerdenden Innovationszyklen zu folgen,um auch in Zukunft die Marktpositionzu sichern und möglichst ausbauen zukönnen.

Ein interessanter Ansatz in diesemZusammenhang ist die in Lippstadtrealisierte Kooperation von Forschungund Entwicklung. Denn nicht selten kannman feststellen, dass in Unternehmenunterschiedlicher Branchen identischeoder zumindest ähnliche Probleme gelöstwerden müssen. Aus diesem Grundwurde das Zentrum für Ausbau- undVerbindungstechnik (ZAVT) gegründetund im CarTec etabliert. Zu den Gesell-schaftern und Partnern des ZAVT gehörenunter anderem Unternehmen wie HellaKG, Hueck & Co, Miele, Weidmüller,Paragon und Insta sowie die FraunhoferGesellschaft und ein eigens gegründeterFörderverein. Das Zentrum bietet denbeteiligten Unternehmen die Möglich-keit der Fertigung von kostengünstigenPilot- und Kleinserien sowie derWeiterentwicklung von Kleinserien imBereich der Hochtechnologie. Darüberhinaus setzt das ZAVT auch wichtigeImpulse in der Produktinnovation. Die„Fühlungsvorteile“ im CarTec sorgendafür, dass auch die jungen Unternehmenvon der Konstellation profitieren –können sie doch ihre potentiellen Partnerund Kunden „vor Ort“ von ihrer Leistungs-fähigkeit überzeugen.

Technologieförderungin Wuppertal

Ähnlich wie in Lippstadt setztman auch bei der zivilen Entwicklungder rund 14 Hektar umfassenden ehe-maligen Sagan-Kaserne in Wuppertal-Elberfeld auf eine enge Kooperation mit der Wirtschaft – in diesem Fall ins-besondere mit einem bedeutendenUnternehmen der Automobilzuliefer-industrie, der DELPHI AutomotiveSystems Deutschland GmbH, einerTochtergesellschaft des US Automobil-konzerns General Motors. Vor demHintergrund der sich wandelndenProduktionsstrukturen in der Au-tomobilindustrie hatte das bereits aneinem anderen Standort in Wuppertalansässige Unternehmen frühzeitig Interesse an einem Teilbereich der Sagan-Kaserne geäußert. Die erklärte Zielset-zung war dabei die Errichtung eines voneuropaweit lediglich drei sogenannten„Technical Centers“ zur Forschung undEntwicklung sowie zur Erprobungspezieller Automobilkomponenten.Dabei handelt es sich unter anderem umAirbagsysteme, elektronische Cockpit-und Türmodule, Abstandsregelungs-systeme, Automobilverkabelungen undvor allem um zukunftsträchtige Multi-mediaanwendungen wie Berührungs-sensoren oder Navigationssysteme. 1998 wurde die insgesamt rund zehn Hektar Konversionsfläche umfas-sende Anlage eingeweiht.

KonversionsobjektSagen KaserneTechnologiezentrum

LageWuppertal

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 14 haFreigabe: 1994Fördermittel: rd. 344.000 DM

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Auch wenn es bei dem Engage-ment von Delphi lediglich um eineUnternehmensverlagerung innerhalb desWuppertaler Stadtgebietes ging, war esdoch von herausragender Bedeutung fürdie kommunale Wirtschaftsstruktur. Miteinem Investitionsvolumen von rund 60 Milionen DM konnten damit rund600 Arbeitsplätze unmittelbar bei Delphisowie eine nicht näher zu quantifizierendeAnzahl an Arbeitsplätzen bei den regiona-len Zulieferunternehmen gesichert werden.

Der Ausbau des Delphi-StandortsWuppertal zum „Technical Center“ hatdarüber hinaus aber einen noch weitergehenden Stellenwert für die regional-wirtschaftliche Entwicklung, denn Delphistellt – im Verbund mit den gewerblichzu nutzenden Bereichen der Sagan-Kaserne sowie der für Hochschulzweckegenutzten unmittelbar angrenzendenGeneraloberst-Hoepner Kaserne – denzentralen Kristallisationspunkt zumAusbau der sogenannten „Technologie-achse Südhöhen Wuppertal“ dar.

Aus diesem Grund hat die städti-sche Wirtschaftsförderungsgesellschaft„Wuppertal GmbH“ vis à vis des Delphi-Areals sechs ehemalige Mannschafts-unterkünfte der Sagan-Kaserne erworbenund in das Innovations- und Qualifizie-rungszentrum Wuppertal (IQZ) umge-wandelt. Die dadurch entstandenen Ge-werbeflächen werden zum Teil von unmit-telbar Delphi zuarbeitenden Ingenieur-büros genutzt. Darüber hinaus habenaber auch weitere junge und innovativeUnternehmen die Möglichkeit Büro-flächen anzumieten. Bislang läuft dieVermarktung so erfolgreich, dass eineErweiterung der Gesamtfläche auf ca. 34 Hektar konsequent weiterbetriebenwerden kann. Westlich der ehemaligenSagan-Kaserne wurde eine 25 Hektarumfassende Fläche als Sondergebiet fürForschung und Technologie ausgewiesen.

In nördlicher Richtung – auf dem Gelän-de der ehemaligen Generaloberst-Hoepner Kaserne – schließt sich der sogenannte Campus Freudenberg derBergischen Universität GesamthochschuleWuppertal an. Im Osten soll der hochschulorientierte TechnologieparkFreudenberg für unmittelbare Spin-offsaus der Universität entstehen.

Angesichts des zur Verfügung ste-henden Potentials ist man in Wuppertalsehr optimistisch in Bezug auf dieEntwicklungsmöglichkeiten im Bereichder Technologieachse Südhöhen: AufGrundlage von zurückhaltenden Schät-zungen geht die Stadt Wuppertal davonaus, dass zusätzlich zu den derzeitbereits bestehenden Arbeitsplätzen beiDelphi und im Bereich der Universität inden nächsten sieben bis zehn Jahren biszu 2.000 neue, überwiegend hochwertigeArbeitsplätze entstehen könnten.

Projektbeispiele in NRW

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Alt und Neu auf dem Gelände derehemaligen Sagan-Kaserne

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Zentrum für Gerontotechnik in Iserlohn

Einen etwas anderen Weg als inLippstadt oder Wuppertal hat man beider technologieorientierten Entwicklungeiner der Konversionsflächen in Iserlohneingeschlagen: Die Umwandlung derehemaligen Bernard-Hülsmann-Kaserneam westlichen Stadtrand zum „MärkischenTechnologiepark Iserlohn“ mit demdominierenden „Zentrum für Geronto-technik“ basiert auf einer engen Koope-ration der Stadt mit der in Iserlohnansässigen Märkischen Fachhochschuleund der sich aufgrund des Forschungs-schwerpunktes Gerontotechnik ent-wickelten Strukturen und Netzwerke inder Region.

Unter Gerontotechnik verstehtman alle technischen Hilfsmittel, Ein-richtungen und Verfahren, die auf die Er-leichterung des Lebens im Alter ausge-richtet sind. Sie umfasst beispielsweiseBereiche der Medizin-, Behinderten-und Orthopädietechnik einschließlichder Hilfsmittel für die Pflege im häus-lichen Bereich. Angesichts des demo-graphischen Wandels in unserer Gesell-schaft, eines immer höheren Anteilsälterer Menschen an unserer Bevölkerungaufgrund des stetig steigenden durch-schnittlichen Lebensalters, handelt essich bei der Gerontotechnik um einedurchaus bedeutende Zukunftstechnologie.

Diese positive Entwicklung hatman in der Region schon frühzeitig erkannt. Unabhängig von den Möglich-keiten, die sich durch die Freigabe derehemals militärisch genutzten Liegen-schaft ergeben haben, hatten regionalbedeutsame Akteure aus Wirtschaft,Verwaltung und Hochschule die „Gesell-schaft für Gerontotechnik“ (GGT)gegründet – ein Engagement, das vonSeiten des Landes maßgeblich unter-stützt wurde. Diese Gesellschaft fungiertnun in enger fachlicher Kooperation mitder Fachhochschule als Betreiber desTechnologiezentrums und dies mitgutem Erfolg: Rund 4.500 Quadratmetergewerbliche Fläche im Zentrum sindausgelastet, so dass derzeit über eineErweiterung nachgedacht wird. Darüberhinaus konnten eine ganze Reihe vonUnternehmen in dem das Zentrum um-gebenden hochwertigen Gewerbegebietangesiedelt werden.

Mit der Gerontotechnik auf dem Gelände der ehemaligen Bernard-Hülsmann-Kaserne haben sich neueMöglichkeiten für eine nachhaltige Diver-sifizierung der regionalen Wirtschafts-struktur Iserlohns und die Schaffungzahlreicher hochqualifizierter Arbeits-plätze ergeben.

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Der Eingangsbereich des Gerontozentrum

KonversionsobjektBernard-Hülsmann-KaserneMärkischer Technologiepark Iserlohn –Zentrum für Gerontotechnik

LageIserlohn, Märkischer Kreis

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 15,9 haFreigabe: 1995Fördermittel: rd. 7.900.000 DM

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Gründerzentrumin Iserlohn

Die Schaffung von neuen Arbeits-plätzen war auch bei der Entwicklungeiner weiteren Iserlohner Kaserne fürgewerbliche Zwecke das zentral formu-lierte Ziel: Eine kleinteilige Gewerbe-entwicklung zum Abbau der kommunalenDefizite bei den zur Verfügung stehendenGewerbeflächen – vor allem aber dieEinrichtung eines Gründerzentrums unddie Bereitstellung von günstigen Gewer-beflächen insbesondere für Existenz-gründer und junge Unternehmen – solauteten die Vorgaben für die Entwick-lung der ehemals britischen Corunna-Barracks am östlichen Stadtrand Iserlohns.

Wie hoch in Iserlohn die Nach-frage der gewerblichen Wirtschafthinsichtlich günstiger Entwicklungs-flächen war, verdeutlicht die Tatsache,dass noch bevor die obligatorischenKaufverhandlungen zwischen der Stadtund dem zuständigen Bundesvermögens-amt abgeschlossen worden waren, bereitsmehr als zwei Drittel der zur Verfügungstehenden Flächen über Kaufvereinba-rungen an Investoren vermarktet waren.Dann allerdings traten unerwarteteProbleme auf, die die Realisierung desgesamten Konversionsprojektes Corunna-Barracks gefährdeten. Bei Baumaßnah-men für die Erschließung der Flächestieß man völlig unerwartet auf Kampf-mittel aus dem 2. Weltkrieg. Die in

dieser Situation notwendig gewordeneEntmunitionierung überstieg sowohl diefinanziellen Möglichkeiten der Kommuneals auch die der einzelnen Gewerbetrei-benden. Über die Förderung des Gründer-zentrums hinaus erklärte sich deshalbdas Land Nordrhein-Westfalen imRahmen einer Ausnahmeregelung dazubereit, die anfallenden Kosten zu über-nehmen, damit die Konversionsmaßnahmeunverzüglich fortgesetzt werden konnte.

Ein Vorgehen, das sich offen-sichtlich gelohnt hat, denn das Gründer-zentrum, das die städtische Gesellschaftfür Wirtschaftsförderung führt ist eingroßer Erfolg. Auch die das Zentrumumgebenden Gewerbeflächen sindinzwischen zu 90 Prozent vermarktet.Zum Teil wurde die vorhandene Bausub-stanz abgerissen und neu gebaut.Manche Gebäude, insbesondere dieehemaligen Panzerhallen der Briten,blieben erhalten und wurden von denneuen Eigentümern – oftmals handelt essich dabei um Handwerksunternehmen –in Eigenregie und vor allem mit einemgeringen finanziellen Aufwand herge-richtet.

Gründer- undGründerinnenzentrumin Minden

Diesen Ansatz einer „Low-Budget“-Entwicklung aufgrund desweitgehend in Eigenleistung durchge-führten Umbaus von Gebäuden hat mannicht nur in Iserlohn verfolgt. So hatman damit beispielsweise auch bei derKonversion der ehemaligen KingsleyBarracks in Minden – einer von fünfKasernen im Stadtgebiet – sehr guteErfahrungen gemacht. Allerdings stelltdiese Form der gewerblichen Entwicklunglediglich einen vergleichsweise kleinenTeilbereich des GesamtprojektesKingsley Barracks dar. Im Mittelpunktsteht auch hier die Einrichtung einesGründer- und eines Gründerinnen-zentrums, das speziell darauf ausge-richtet ist, Frauen eine Plattform für ihreersten Schritte in die unternehmerischeSelbstständigkeit zu geben. Neben denüblichen Vorteilen eines Gründerzen-trums wartet das auf Jungunter-nehmerinnen ausgerichtete Konzept miteinigen besonderen Angeboten, etwa dergeplanten Einrichtung einer Kinder-tagesstätte auf. Sie bietet Frauen in derFamilienphase eine reelle Chance, eineberufliche Weiterentwicklung in dieSelbstständigkeit hinein zu realisieren.Das Konzept des Gründerinnenzentrumsscheint aufzugehen, denn bereits imFrühjahr 2000 waren allein dort mehr als 230 neue Arbeitsplätze geschaffenworden – zusätzlich zu den rund

Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektKingsley BarracksGründer- und Gründerinnenzentrum

LageMinden, Kreis Minden-Lübbecke

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 19,7 haFreigabe: 1994Fördermittel: rd. 1.400.000 DM

KonversionsobjektCorunna BarracksGründerzentrum und Gewerbegebiet

LageIserlohn, Märkischer Kreis

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 15,9 haFreigabe: 1994Fördermittel: rd. 1.800.000 DM

Die offene Architektur des Iserlohner Gründerzentrums

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Konversionsbericht Band IV

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80 Arbeitsplätzen im benachbartenGründerzentrum und weiteren 60 Beschäftigten im Bereich der inEigenregie umgebauten und gewerblichgenutzten ehemaligen Panzerhallen.

Auch darüber hinaus kann dasKonversionsprojekt Kingsley Barracksmit einer ganzen Reihe von hochinteres-santen Detaillösungen aufwarten:

■ Unter ökonomischen und ökolo-gischen Aspekten besonders interes-sant ist das Energie-, Abfall- undWasserwirtschaftskonzept: Eine Bio-gasanlage versorgt das gesamte Arealmit Strom und Wärme. Regenwasserund geklärte Abwässer lässt man vor Ort versickern und führt sie damitunmittelbar dem Wasserkreislaufwieder zu.

■ In einem Teilbereich der Kasernen-anlage, die für barrierefreie Wohn-bebauung vorgesehen ist, sollen dietechnischen Voraussetzungen für 30 Telearbeitsplätze bereits von vorn-herein geschaffen werden. DieSchirmherrschaft über dieses modell-hafte Wohnungsbauprojekt hat dernordrhein-westfälische Bauministerübernommen.

■ Das Vorhaben „Teleconsulting – dasoptimierte Baumanagement“ wurdezum Modellprojekt im Rahmen derEXPO-Initiative 2000 OstwestfalenLippe erhoben. Es bildet die Basisfür die modernste Entwicklung im Bereich der Informationstechno-logien und Telekommunikation ineinem autarken Stadtquartier.

Die vielschichtigen Einzelpro-jekte bei der Konversion der MindenerKingsley Barracks – die allesamtpositive Auswirkungen auf die Qualitätdes Standorts haben – verdeutlichen,dass es nicht zwingend eines institutiona-lisierten „Zentrums“ bedarf, um eineschwerpunkt- bzw. themenorientierteund attraktive Gewerbeentwicklung aufKonversionsliegenschaften zu initiieren.

Fahrzeugdemontage-und Fahrzeug-recyclingwerk inWetter an der Ruhr

Ein weiteres Beispiel für die Ent-wicklung frei von einem institutionali-sierten „Zentrum“ findet sich in Wetteran der Ruhr, dem ehemals britischen „23 Base Workshop REME“, dem bis1994 größten Panzerreparaturwerk in derBundesrepublik. Trotz der städtebaulichexponierten Lage der Konversionsfläche,einerseits innenstadtnah, andererseitslandschaftlich besonders reizvoll unmit-telbar an der Ruhr gelegen, schied eineNutzung für Wohnzwecke grundsätzlichaus. Der Grund dafür: Seit Beginn des18. Jahrhunderts, also fast 150 Jahre vorder militärischen Nutzung, wurde dasGelände bereits schwerindustriell für diefrühe Stahlproduktion genutzt. Damit istder Standort eine der ältesten industriellgenutzten Flächen in Deutschland undweist heute leider erhebliche Konta-minationen durch Altlasten auf. Unterdieser Prämisse stellte sich eine weiteregewerbliche und teilweise auchindustrielle Nutzung des Geländes alsdie praktikabelste Lösung heraus –insbesondere auch, weil es galt, einenadäquaten Ausgleich für verloren-gegangene Arbeitsplätze der fast 1.700 deutschen Zivilbeschäftigten zuschaffen, die zeitweise bei der britischenArmee beschäftigt waren.

Höherwertige Dienstleistungen in den ehemaligen Kingsley Barracks

Konversionsobjekt23 Base Workshop REMEFahrzeugdemontage- und recyclingwerk

LageWetter an der Ruhr, Ennepe-Ruhr-Kreis

LiegenschaftstypPanzerreperaturwerk

Größe: ca. 20 haFreigabe: 1994Fördermittel: rd. 17.200.000 DM

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Projektbeispiele in NRW

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Einen zentralen Bestandteil derKonversion bildete von Beginn an einFahrzeugdemontage- und -recyclingwerk:Stillgelegte Kraftfahrzeuge werden dortfachgerecht und umweltschonend in ihreBestandteile zerlegt und, soweit diesmöglich ist, dem Wertstoffkreislaufwieder zugeführt. Damit wurden nichtnur neue Arbeitsplätze geschaffen,sondern auch ein erheblicher Beitragzum Umwelt- und Ressourcenschutzgeleistet. Das erste Fahrzeugdemon-tagewerk, das bereits Mitte der 90erJahre – zum Teil von ehemaligen Zivil-beschäftigten der britischen REME – ge-gründet worden war, musste nach relativkurzer Zeit bereits Konkurs anmelden.Die Grundsatzidee und die Konzeptionmussten hingegen durchaus als markt-fähig angesehen werden. So beurteilte

auch eine britische Tochtergesellschaftdes Autokonzerns Ford die Situation undübernahm das Demontagewerk mit denmeisten der dort Beschäftigten, so dassdas Gros der neu geschaffenenArbeitsplätze in dieser zunehmend anBedeutung gewinnenden Sparte derAutomobilindustrie erhalten blieb. DieseInvestition bildete den Kernbereich desrund 17 Hektar Fläche umfassenden Ge-werbegebietes auf dem ehemaligenREME Gelände.

Die Aufbereitung der übrigenFlächen hat die Projektentwicklungsge-sellschaft Wetter (Ruhr) – REME mbH,eine Public-Private-Partnership der StadtWetter, der Mannesmann DEMAGFördertechnik AG und der Viterra Bau-partner GmbH – übernommen. Und diesdurchaus mit Erfolg: Trotz der ungünsti-gen baulichen Ausgangssituation auf derFläche konnten bislang mehr als zweiDrittel davon vermarktet werden.

KonWerl 2010:Energie – Gewerbe –Wohnen in Werl

Die Entwicklung in Werl auf demrund 143 Hektar umfassenden Geländedes ehemaligen belgischen Flugplatzesund der angrenzenden Houthulst-Kaserne stellt sich ebenfalls positiv dar.Denn im Rahmen des GroßprojektesKonWerl konnten bislang bereits mehrals 500 neue Arbeitsplätze geschaffenwerden. Weitere 1.000 sollen kurz- bismittelfristig hinzukommen.

Die Konzeption KonWerl fußtauf den drei zentralen Säulen Energie-Gewerbe-Wohnen. Vor allem ist dabeidie gewerbliche Entwicklung im nörd-lichen Bereich der Konversionsflächeweit fortgeschritten. Sie ist derzeit derMotor der Entwicklung: Neben denkleinen und mittleren Unternehmen ausdem produzierenden Bereich, Existenz-gründern und Handwerksunternehmenist vor allem der Bereich Logistik vonherausragender Bedeutung. Für Unter-nehmen aus diesem Bereich sprichtinsbesondere die hervorragende ver-kehrsgeographische Lage des StandortsWerl, durchaus aber auch die infra-struk-turelle Ausstattung des Konver-sionsstandortes, unter anderem miteinem Gleisanschluss bis auf die Fläche.Diese Vorzüge haben bedeutende Unter-nehmen wie der LebensmitteldiscounterAldi, der Autozubehörhandel ATU sowie

Die ehemalige REME – ein Gewerbe-und Industriegebiet in attraktiver Lagezwischen Innenstadt und Ruhr

KonversionsobjektMilitärflugplatz und Houthulst-Kaserne KonWerl 2010:Energie-Gewerbe-Wohnen

LageWerl, Kreis Soest

LiegenschaftstypFlugplatz, Kaserne

Größe: ca. 143 ha

Freigabe: 1994

Fördermittel: rd. 4.000.000 DM

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die Firma Bremke & Hörster erkanntund wichtige Distributionszentrenerrichtet. In die Reihe dieser Großinves-toren gehört auch die Deutsche Post AGmit ihrem Briefpostzentrum Werl.

Unter technologisch-innovativen,aber vor allem auch unter ökologischenGesichtspunkten stellt die Modell- undDemonstrationsanlage zur Nutzungregenerativer Energieträger den zentra-len Kristallisationspunkt des Gewerbe-und Industrieparks Werl dar. Es ist dasZiel in einer Zeit immer schnelleraufeinanderfolgender technologischerUmbruchzyklen, der Globalisierung vonMärkten und des immer noch viel zuhohen Verbrauchs von lebensnot-wendigen Grundstoffen Verfahren zuentwickeln, mit denen die Energie-erzeugung und auch die Energiever-teilung nach ökonomischen und öko-logischen Gesichtspunkten optimiertwerden kann.

Die Versorgung sowohl des Wohn-als auch des Gewerbegebietes auf derWerler Konversionsfläche soll deshalbmit aus Wind, Sonne (Photovoltaik),Deponiegas und Biomasse erzeugterEnergie sichergestellt werden. Es ist geplant, die Ergebnisse des WerlerModellprojektes an die spezifischenAnforderungen späterer sowohl natio-naler als auch internationaler Nutzer,beispielsweise in Ländern der drittenWelt, anzupassen. Dabei ist bereits heuteabzusehen, dass die Erarbeitung einesumweltkonformen Energieversorgungs-konzeptes in entscheidendem Maße mitzur Standortsicherung der deutschenEnergiewirtschaft und zur Schaffungvon neuen zukunftsträchtigen Arbeits-plätzen in Nordrhein-Westfalenbeitragen wird.

Als wichtige Ideenträger, aberauch als Partner für die Umsetzung,konnten im Rahmen des Projektes dieSiemens AG und – nach dem Ausstiegdes Energieversorgers VEW – die Saar-bergwerke Fernwärme AG gewonnenwerden. Hinzu kommen das Institut fürTechnologie und Wissentransfer an derFachhochschule Soest (TWS), dieStadtwerke Werl und die Gesellschaft fürWirtschaftsförderung Werl (GWS) alsEigentümerin der Fläche.

Gemeinsam mit Unternehmenaus der Region soll das Energiepark-konzept realisiert und vermarktet werden.Eine Entwicklung, die mit positivenwirtschaftlichen Impulsen für die Regionverbunden sein wird. Dazu wird auchein weiteres bedeutsames Element imRahmen des Energieparks beitragen: DieEinrichtung eines Kompetenzzentrumsfür regenerative Energien. Als Modell-projekt soll das Kompetenzzentrum dasauf dem Standort entwickelte innovativeEnergieversorgungskonzept nationalenund internationalen Interessenten präsen-tieren, gleichzeitig aber auch als Inter-face zwischen dem Energiepark und denUnternehmen aus der Region dienen.

Konversionsbericht Band IV

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Die Konversionsfläche am Werler Stadtrand

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Projektbeispiele in NRW

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Unter Einbeziehung bereitsvorhandener Strukturen im Bereich desTechnologietransfers soll im Kreis Soestein Technologienetzwerk zwischen dengewerblich-industriellen, wissenschaft-lichen und kommunalen Projektpartnernentstehen, das der Region neue wirt-schaftliche Impulse bringen soll und dieEntstehung hochqualifizierter Arbeits-plätze erwarten lässt. Da die wissen-schaftliche Projektbegleitung ebenfallseine Aufgabe des Kompetenzzentrumsist, bietet sich auch die Möglichkeit,qualifizierte Ingenieure in den Bereichender Technologien zur regenerativen

Energieerzeugung zu schulen. Das gleichegilt für Existenzgründer und jungeUnternehmen. Insbesondere für sie sindAnsiedlungsmöglichkeiten im Bereich desKompetenzzentrums vorgesehen, damitsie in idealer Weise von den positivenSynergien profitieren können.

KonversionsobjektQuartier Handzaeme / Panzerkaserne, Lokales Automobilzentrum

LageDüren, Kreis Düren

LiegenschaftstypDepots / Kasernen

Größe: ca. 96 haFreigabe: 1991 / 1997Fördermittel: rd. 690.000 DM

Automobilzentrumund interkommunaleGewerbeentwicklungin Düren

Auch in Düren knüpft man an diegegebenen Unternehmensstrukturen unddie damit verbundenen Synergieeffektean. Im Mittelpunkt der regionalwirt-schaftlichen Bemühungen steht dieUmnutzung der Kasernenanlagen imSüden der Stadt. Ein Teil wurde bereits1991 von den belgischen Streitkräftengeräumt und 1997 dann auch imverbliebenen nördlichen Teil von der Bundeswehr freigegeben.

Im Rahmen des Konversions-prozesses galt es zunächst einmal diezivilen Nutzungsmöglichkeiten undderen Realisierungschancen auf demKasernengelände einzugrenzen. MitUnterstützung des Landes bediente sichdie Stadt Düren dabei eines beispiel-haften informellen Planungsverfahrensin Form von Konversionskonferenzen,Arbeitskreisen sowie einer Machbar-keitsstudie mit Markttest und Struktur-konzept. In diesem Verfahren wurdeunter anderem eine „Automeile Düren”als eines der Leitprojekte vorgeschlagen.Neben den Standortfaktoren der Konver-sionsfläche sprach für diesen Ansatzpunktvor allem die Vielzahl der vorhandenenAutohändler und Reparaturbetriebe sowiedie Ansiedlungsmöglichkeiten vonZulieferern des Produktionswerkes derFord-Tochtergesellschaft Wisteon.

Das differenzierte Nutzungskonzept von KonWerl

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Dass es tatsächlich zur Heraus-bildung eines regionalen Automobil-zentrums an diesem Standort kam, istauf die Ansiedlung der Firma Sixt AGund die Einrichtung eines interkommu-nalen Gewerbegebietes zurückzuführen.Im Juli 1998 erwarb die Sixt AG 24,5 Hektar im nördlichen Bereich der Liegenschaft für ein Technik- undLogistikzentrum einschließlich einer„Smart-Repair-Anlage“. Aus derVermietung an den Hersteller zurück-zugebende Fahrzeuge werden hierwieder in den vertragsgemäßen Rück-gabezustand versetzt. Die Sixt AG nutzthierfür die vorhandenen Verwaltungs-und Unterkunftsgebäude sowie zahl-reiche Hallen, die aufgrund des kurzen

Leerstands in gutem Zustand sind. Nurin geringem Umfang werden Neubautenerrichtet. Bisher wurden 180 Arbeits-plätze geschaffen, eine Erhöhung auf300 ist mittelfristig geplant.

Im mittleren Bereich der Liegen-schaft wird auf 35 Hektar zusammen mitder Gemeinde Kreuzau das erste inter-kommunale Gewerbegebiet auf einemKonversionsstandort eingerichtet: Eineentsprechende öffentlich-rechtliche Ver-einbarung zwischen den beiden benach-barten Kommunen wurde im Mai 1999unterzeichnet. Das Nutzungsspektrumfür diesen Bereich der Konversions-fläche umfasst Autohäuser entlang derBundesstrasse B56, Zulieferunter-nehmen für den Bereich „Auto“, dasheißt konkret vor allem für die beidenGroßunternehmen Sixt und Wisteonsowie einige kleine mittelständische

Unternehmen, die nach einem geeignetenGewerbestandort suchen. Die Erwerbs-verhandlungen mit dem EigentümerBund stehen für diesen Bereich kurz vordem Abschluss. Ungeachtet dessen hatsich aber bereits vorab eine rege Nachfragenach den zu vergebenden Parzellenentwickelt. Vom Erstinvestor auf derFläche, der Firma Sixt mit ihrem„Smart-Repair“, gehen offensichtlichpositive Effekte aus.

Konversionsbericht Band IV

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Die Konversionsflächen am Dürener Stadtrand

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KleinteiligegewerblicheEntwicklung

Die bislang aufgeführten Bei-spiele einer gewerblichen Entwicklungvon ehemals militärisch genutztenFlächen in Nordrhein-Westfalen stellenProjekte dar, die einem besonderenregionalökonomischen Leitgedankenfolgen. Doch neben

■ der Initiierung und Unterstützungvon Kompetenzzentren,

■ der Schaffung von Gründer- undTechnologiezentren,

■ der Nutzung der spin-off-Effekte von Hochschulen undForschungseinrichtungen oder

■ den Fühlungsvorteilen zubedeutenden Unternehmen auf demStandort oder in der Region

ist die Mehrzahl der Konversions-flächen in Nordrhein-Westfalen für einekleinteilige Vermarktung an meist kleineund mittlere Unternehmen vorgesehen.

Auch wenn die Entwicklung der-artiger Flächen nicht explizit einemdieser besonderen Leitgedanken folgt, so ist sie dennoch in den meisten Fällenvon großer Bedeutung für die öko-nomische Entwicklung der Kommune.Nicht selten konnten durch derartigeEntwicklungen lokale und auchregionale Gewerbeflächenengpässe aus-geglichen werden, ohne dafür auf bis-herige Naturflächen zurückgreifen zumüssen. Für viele Kommunen beinhaltetdieses Flächenrecycling für gewerblicheZwecke eine Chance zur Durchführungeiner gezielten Ansiedlungspolitik. Eshat mit dazu beigetragen, ihre Hand-lungsfähigkeit im Rahmen der regio-nalen Strukturentwicklung zu erhöhen.

GewerbeparkMünster-Loddenheide

Ein typisches Beispiel für einekleinteilige Entwicklung ist die Umnut-zung der ehemals britischen Kasernen-gelände in Münster-Loddenheide. Derneue Gewerbepark wird von der Ideegetragen, die erforderlichen Freiflächenals gestalterisches Element zur Auf-wertung des Standortes einzusetzen.

So pflanzte der Dalai Lama, dasreligiöse Oberhaupt der Tibeter, imRahmen eines Besuches der Feierlich-keiten zu 350 Jahren WestfälischerFrieden im Juni 1998 in Münster denersten Baum im neuen „Friedenspark“.Damit legte er nicht nur den Grundsteinfür die Entstehung eines öffentlichenParks, sondern widmete ihn gleichzeitigdem Frieden und der Völkerverständigung.

Im Mittelpunkt der Entwicklungauf dem rund 88 Hektar umfassenden Gelände im Bereich des sogenanntenErneuerungsschwerpunktes Südost steht die Ansiedlung von Gewerbe- und Industriebetrieben. Entsprechende Flächen stellen in Münster ein seltenesGut dar, so dass die Nachfrage der lokalund regional ansässigen Unternehmensehr hoch ist. Das Gebiet ist Teil des1997 erstmals aufgelegten Handlungs-programms Gewerbeflächen, mit demdas Flächenangebot unter Berücksich-tigung der Unternehmensinteressen undder Kriterien der ressourcenschonendenStadtentwicklung qualitativ undquantitativ verbessert werden soll.

Die 66 Hektar Bruttobauflächewurde in Schwerpunktbereiche gegliedert:

1. Handels- und Logistikzentrum (City-Logistik) mit Gleisanschluss,

2. klassische und großflächigeGewerbebetriebe, einschließlichHandwerkerzentrum,

3. „Arbeitsstätten der Zukunft“:Unternehmen mit nachhaltigenProduktions- oder Vertriebs-strukturen,

4. Dienstleistungsflächen „Arbeiten am Park“.

Der Dienstleistungssektor hatinsgesamt für Münster eine herausragen-de Bedeutung: Fast 80 Prozent allersozialversicherungspflichtig Beschäf-tigten haben in diesem Bereich ihren Arbeitsplatz. Das Argument für denunter dieser Prämisse nicht unbedingterforderlichen Schwerpunkt im BereichDienstleistung war die Möglichkeit derQuersubventionierung der anderenFlächen und die Fortführung der„Dienstleistungsschiene Süd“.

Mit der Vermarktung des Gewer-beparks wurde Mitte 1998 begonnen.Bis zum Frühjahr 2000 waren bereits 24 Prozent der Fläche verkauft undweitere 15 bis 20 Prozent standen inVerkaufsverhandlungen. Für dievollständige Vermarktung wird jedochtrotz des anfänglich hohen Tempos einZeitraum von weiteren zehn Jahrenveranschlagt. Bis 2010 wird mit derSchaffung von ca. 3.000 bis 4.000Arbeitsplätzen gerechnet, langfristigsollen es ca. 6.000 werden.

Der Standort wird erschlossen und vermarktet von der GewerbeparkMünster-Loddenheide GmbH (GML),einer public-private-partnership aus der Stadt, der Stadtsparkasse Münsterund der WestLB. Die Gesellschaft hat kein eigenes Personal, sondern die vorhandenen Kompetenzen und

Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektBuller-, Swinton- & Waterloo-BarracksGewerbepark Münster-Loddenheide

LageMünster

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 87 haFreigabe: 1994Fördermittel: –

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Konversionsbericht Band IV

B. Truppenabbau inNordrhein-Westfalen:Umfang undAuswirkungen

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Kapazitäten werden über Dienstbesor-gungsverträge für das operative Geschäftgenutzt. Lediglich die Planungsabteilungwurde an einen Subunternehmer aus-gegliedert. Diese Konstruktion hat sichnach Einschätzung der Beteiligten inAblauf und Steuerung bestens bewährtund insgesamt zu einer erheblichen Projektbeschleunigung beigetragen.

Neben der Kaufpreisfindungstellte die Entmunitionierung das größteProblem dar. Durch starke Bombar-dierung und flächendeckende Auffüllungmit Trümmerschutt ist ein erheblicherKostenaufwand für die Baureifmachungerforderlich. Das Verfahren sieht vor,dass der Bund alle Kosten für die Sanie-rungsmaßnahmen trägt. Im Gegenzugwerden die Sanierungs- und Erschlie-ßungsmaßnahmen von der GML GmbHparallel durchgeführt. Bis Ende 2000 ist die gesamte Fläche munitions- und altlastensaniert sein.

GewerbegebietBuckesfeld in Lüdenscheid

Auch in Lüdenscheid fürchteteman mögliche Munitionsaltlasten ausder Zeit des 2. Weltkrieges, denn diezuletzt von den belgischen Streitkräftengenutzte Buckesfeld-Kaserne wurdewährend des Krieges als Flakkasernevon der deutschen Wehrmacht genutzt.Tatsächlich stellte sich diese Sorge alsweitgehend unbegründet heraus.Probleme hinsichtlich einer ökonomischtragfähigen Umnutzung bereitetehingegen das Thema Denkmalschutz:Die in den Jahren 1935 bis 1937 durchdas sogenannte Neubauamt der Luftwaffedes Deutschen Reiches errichteteKasernenanlage wurde als einzige voll-endete Flakkaserne in Westfalen vomWestfälischen Amt für Denkmalpflegeals denkmalwert anerkannt. Aufgrund derbesonderen Gebäudeanordnung und desursprünglich erhalten gebliebenenCharakters der Anlage wurde zunächstdas gesamte Ensemble unter Schutzgestellt, was weitreichende baulicheVeränderungen oder gar einenGebäudeabriss ausschloss.

Dem gegenüber standen massivegewerbliche Flächendefizite auf kommu-naler Ebene: Lüdenscheid konnte Ge-werbetreibenden praktisch keine Grund-stücke anbieten, während noch imFrühjahr 1999 eine Warteliste mit rund30 kleinen und mittleren Unternehmen

KonversionsobjektKaserne BuckesfeldGewerbegebiet Buckesfeld

LageLüdenscheid, Märkischer Kreis

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 25 haFreigabe: 1994Fördermittel: rd. 1.200.000 DM

Gewerbepark Münster-Loddenheide

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bei der Wirtschaftsförderung existierte,die akuten Erweiterungs- und Verlage-rungsbedarf angemeldet hatten. Trotz-dem sahen auch diese Unternehmen keineMöglichkeit für eine wirtschaftlicheWiedernutzung der KasernengebäudeBuckesfeld. Neben dem allgemeinenZustand der Gebäude wurden vor allemder ungünstige Gebäudezuschnitt, diegeringe Deckentragfähigkeit und ein zugroßer Anteil an minderbeleuchtetenFlächen als Gründe angeführt. Insbe-sondere aber schreckte die Unternehmender hohe finanzielle Aufwand für dienotwendigen Sanierungen und denerforderlichen Umbau der Gebäude ab,der in keinem Verhältnis zu der voraus-sichtlich erzielbaren Rendite einerInvestition bzw. zu einem vergleichbarenNeubau stehen würde.

Ohne eine adäquate Nutzungstellte sich aber auch der Erhalt des Bau-denkmals Buckesfeld als nicht finanzier-bar und in der letzten Konsequenz alsunsinnig dar. Aus diesem Grund einigteman sich in Verhandlungen zwischen derStadt Lüdenscheid, dem WestfälischenAmt für Denkmalpflege sowie demStädtebauministerium und dem Wirt-schaftsministerium auf einen schrittweisenAbriss der Gebäudesubstanz. Das Zielwar die Schaffung einer rund 18 Hektarumfassenden Brache, die ausreichendRaum bietet zur Schaffung individuellzu parzellierender Gewerbeflächen.

Inzwischen ist diese Entwicklungaus Sicht der Wirtschaftsförderung mitgroßem Erfolg vollzogen, denn rund 90 Prozent der Flächen sind bereitsvermarktet – die Realisierung steht unmittelbar bevor.

GewerblicheEntwicklung inMöhnesee

Sehr erfolgreich verläuft auch die gewerbliche Umwidmung der rund20 Hektar großen ehemals britischen St. Sebastian Barracks in Möhnesee: Der Nordteil der Fläche wird bereits voll-ständig genutzt, während der Südteilweitgehend vermarktet ist und kurz vorder Realisierung steht. Bislang konntenrund 400 Arbeitsplätze auf der Flächegeschaffen werden, insgesamt rechnetman auf kommunaler Seite mit etwa 800 Arbeitsplätzen.

Bevor es 1993 zu einer Freigabeder Kaserne kam, stellte sich die Situa-tion für eine gewerbliche Entwicklung inMöhnesee prekär dar. Die landschafts-und naturräumlichen Reize der Regionschränkten die Möglichkeiten einer Ge-werbeflächenentwicklung im Freiraumbereits aus ökologischen Gründen ein.Demgegenüber stand eine deutlicheGewerbeflächennachfrage, denn aufgrundder hervorragenden verkehrsgeographi-schen Lage und Anbindung, aber auchaufgrund der Vorzüge bei densogenannten weichen Standortfaktorenstellt Möhnesee einen interessantenInvestitionsstandort dar. Nicht umsonstwirbt die Gemeinde in ihrer Image-broschüre mit der rhetorischen Frage:„Wer möchte nicht seinen Arbeitsplatzdort haben, wo man auch seinen Urlaubverbringen möchte?“

Die Freigabe des Kasernengeländesstellte sich demnach als eine echteChance für die Gemeinde heraus, dieauch unmittelbar genutzt wurde. Dievom Gemeindedirektor bzw. vomhauptamtlichen Bürgermeister zur„Chefsache“ erklärte Konversion wurdeso zügig vorangetrieben, dass kaum dreiJahre vom Ankauf der Fläche bis zur fastabgeschlossenen Vermarktung vergin-gen. Da liegt es nahe, dass bereits eineErweiterung des neuen „Gewerbege-bietes Möhnesee“ geplant wird.

Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektSt. Sebastian BarracksGewerbegebiet Möhnesee

LageMöhnesee, Kreis Soest

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 20 haFreigabe: 1993Fördermittel: rd. 1.200.000 DM

Gewerbliche Nutzung der St. Sebastian Barracks

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Gewerbepark Hemer-Deilinghofen

Über eine Erweiterung der zu-nächst vorgesehenen Gewerbeflächendenkt man inzwischen auch im Falle desGewerbeparks Deilinghofen auf demGelände der ehemaligen Peninsula undBarrosa Barracks in Hemer-Deilinghofennach. Von den zunächst rund 17 Hektarzur Verfügung stehenden Gewerbeflächenwaren Mitte 2000 bereits 12,5 Hektarverkauft.

So hat unter anderem ein Unter-nehmen aus dem metallverarbeitendenBereich seinen Standort von Bremen aufdie Hemeraner Konversionsfläche ver-lagert. Eine derartige Ansiedlung dürfteaber wohl eher die Ausnahme bleiben,denn primär ist der Gewerbepark Deilinghofen auf die Deckung des loka-len und regionalen Bedarfs ausgerichtet.Unter dieser Prämisse spielt die Bestands-pflege im Rahmen der Ansiedlungspolitikauf dieser Fläche eine größere Rolle alsdie Akquisition auswärtiger Unternehmen.Dies verdeutlicht die bisherige Belegung:44 Prozent der Unternehmen sind auf-grund ihres Erweiterungsbedarfs inner-halb Hemers aus Gemengelagen in denneuen Gewerbepark übergesiedelt. Beiden verbleibenden 56 Prozent handelt essich um Unternehmen, die aus derRegion übergesiedelt sind. Es gilt, den

lokal und regional bereits ansässigenUnternehmen mit Erweiterungsbedarfein attraktives Flächenangebot zuunterbreiten, bevor sie abwandern undArbeitsplätze für die Region verlorengehen – und dabei ist man bislang durch-aus erfolgreich.

Zurückzuführen ist dieser Erfolgnach Ansicht der lokalen Akteure auchauf das professionelle Management beider Entwicklung und Vermarktung. Dieshat die Gewerbepark Deilinghofen GmbH& Co übernommen, eine öffentlich-privateEntwicklungsgesellschaft, an der nebender Kreishandwerkerschaft, Stadtspar-kasse Hemer und der städtischen Wirt-schaftsförderungsgesellschaft vor allemdie regional bedeutsame Bauunterneh-mung Verfuß beteiligt ist. Die StadtHemer hat sich bewusst aus der Gesell-schaft zurückgezogen und übt lediglich

indirekt eine Kontrollfunktion über dieWirtschaftsförderungsgesellschaft aus.Der besondere Vorteil der Gesellschaftliegt darin, dass sie stringent agieren,sich gleichzeitig aber weitgehend flexibelauf spezielle Wünsche und Bedürfnissejedes einzelnen Investors einstellenkann. Dies funktioniert inzwischen sogut, dass bereits andere Konversions-kommunen in Nordrhein-WestfalenInteresse daran gezeigt haben, das„Hemeraner Modell“ zu übernehmen.

Konversionsbericht Band IV

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KonversionsobjektPeninsula und Barrosa BarracksGewerbepark Hemer-Deilinghofen

LageHemer, Märkischer Kreis

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 58 haFreigabe: 1992Fördermittel: rd. 270.000 DM

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Fliegerhorst Detmold –Vielseitiger Nutzungs-mix mit gewerblichem Schwerpunkt

Ein besonderes Projektmanage-ment spielt auch bei der zivilen Ent-wicklung des ehemaligen Fliegerhorstesim Detmolder Stadtteil Hohenloh einegewichtige Rolle, denn dabei handelt essich um eines der wenigen Projekte inNordrhein-Westfalen, bei denen derBund als Partner der Kommune um einezielgerichtete kleinteilige Vermarktungder Liegenschaft bemüht ist. Grundlagedieser, auch in zehn Jahren Konversionselten gebliebener Partnerschaft ist einim August 1999 nach langwierigen Ver-handlungen unterzeichneter städtebau-licher Vertrag über die gemeinsame Ent-wicklung für 56 der insgesamt 110 Hektar.Darin wurde neben der Arbeitsteilungauch die Einrichtung einer gemeinsamenArbeitsgruppe festgeschrieben, die alsregelmäßiges Forum zur Koordinationder Projektumsetzung dient. DiesesKommunikationsgremium hat sich bestensbewährt und maßgeblich zur Projekt-beschleunigung beigetragen.

Bereits 1995 wurde in einerMachbarkeitsstudie ein Nutzungsmix alsgeeignetste Form für diesen Standortvorgeschlagen. Das Konzept wirdentsprechend der Nachfrage flexibelfortgeschrieben. Zur Zeit enthält esfolgende Schwerpunkte:

■ Ansiedlung von bisher drei Chemie-unternehmen in ehemaligen Flug-zeughallen einschließlich einesNeubaus auf dem ehemaligenHubschrauberlandeplatz,

■ medizinische Dienstleistungen,psychiatrische Klinik, betreutesSeniorenwohnen,

■ Schulzentrum mit Grundschule,Sportplatz, Schule für Hochbegabte,Schule für Erziehungshilfe, Kinder-spielland,

■ Einzelhandel: Bau- und Gartenmarkt,Lebensmittelmarkt und Möbelhaus,

■ Wohnen: Kein Bedarf an Geschoss-wohnungsbau absehbar, daher ggf.Abriss von Gebäuden und Neubauvon Einfamilienhäusern,

■ ART KITE MUSEUM(Drachenmuseum),

■ Boardinghotel und

■ Dienstleistungseinrichtungen in denkmalgeschützten Gebäude-bereichen.

Bislang haben sich die Chemie-unternehmen in den ehemaligen Halleneingerichtet, die nicht oder nur untergrößtem finanziellen Aufwand hättenabgerissen werden können. Das Drachen-museum wurde am 1. April 2000 eröff-net (vgl. Seite 74), erste Dienstleistungs-unternehmen und Schulen haben eben-falls ihren Betrieb aufgenommen. Vonden mittelfristig erhofften 750 Arbeits-plätzen konnten so bereits ca. 170 ge-schaffen werden.

Zusätzlich zur Nutzung der denk-malwerten Bausubstanz und dem Abrissnicht nutzbarer Gebäude findet in einigenBereichen der Liegenschaft eine Nach-verdichtung statt. Die hierfür erforderli-chen Ausgleichsflächen werden auf demehemaligen Flugfeld geschaffen. Dieöffentliche Hand hat diese Fläche erwor-ben und führt die Ausgleichsmaßnahmen„im Paket“ bereits vor dem eigentlichenEingriff durch. Der Aufwand wird durcheinen höheren Kaufpreis an die späterenNutzer weitergegeben. Damit wird dieEffektivität der Ausgleichsmaßnahmenerhöht. Dies passt gut in daslandschaftspflegerische Gesamtkonzept,bei dem durch ausgewählte Gestaltungs-elemente der besondere Charakter derLiegenschaft insgesamt betont werdensoll. Ziel ist es, mit der künstlerischenFreiraumgestaltung privater Grünflächen,der Stellplatzanlagen und des Exerzier-platzes ein besonderes Image zu schaffenund dadurch das Interesse von Investorenzu wecken.

Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektHobart Barracks / Fliegerhorst DetmoldNutzungsmix aus Gewerbe und Dienstleistung

LageDetmold, Kreis Lippe

LiegenschaftstypFlugplatz / Kaserne

Größe: ca. 109 haFreigabe: 1995Fördermittel: rd. 9.400.000 DM

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Konversionsbericht Band IV

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Neue städtebaulicheAkzente durch dieUmnutzung vonMilitärflächen sowieeine Auswahl vonbesonders erstaunli-chen Konversions-projekten

Eine wichtige Voraussetzung fürdie Nutzung ehemals militärischergenutzter Liegenschaften ist deren striktam örtlichen und regionalen Bedarfausgerichtete Beplanung, Baureifmachungund Aufbereitung.

Zwischen den militärischenLiegenschaften und den übrigen Stadtbe-reichen bestehen vielfältige Beziehungenund Abhängigkeiten. Durch die Konver-sion erhalten zivile Dispositionsflächenoder korrespondierende Standorte oftmalseine neue Qualität. Daher dürfen dieNutzungsmöglichkeiten von Konversions-flächen nicht isoliert betrachtet werden,sondern nur im Kontext mit funktionellenund strukturellen Zusammenhängen aufder lokalen und regionalen Ebene. Dienordrhein-westfälische Stadtentwicklungs-politik hat unter dieser Prämisse in denletzten Jahren deutliche Zeichen gesetzt– von der Unterstützung in der Phase derinformellen Planung, über die Baureif-machung bis hin zur Erschließung. Beson-deres Augenmerk wurde dabei auf diesinnvolle Nutzung von stadtbild-prägenden und denkmalwerten Kasernen-anlagen gelegt. Darüber hinaus wurdenicht nur die Grundlagen für private undöffentliche Investitionen zur Sicherungbzw. Neuschaffung von Arbeitsplätzengelegt, sondern auch die Voraussetzungenzur Bereitstellung preiswerten Baulandesfür den Wohnungsbau und für soziale undkulturelle Einrichtungen geschaffen.Nachfolgend sollen einige dieserBeispiele dargestellt werden.

Ebenfalls in diesem Kapitelfinden sich einige Konversionsbeispiele,die als sehr ungewöhnlich, ja geradezuerstaunlich zu bezeichnen sind. Dennviele ehemalige Militärflächen bietenaufgrund ihrer Lage und Struktur nurbedingt erfolgversprechende Potentialefür eine zivile Entwicklung. Dass diesnicht mit einem Scheitern der Konversiongleichgesetzt werden muss, zeigen dieseBeispiele.

InnerstädtischeNeuentwicklungMindens – Von derDefensionskasernezum „Preußenmuseumin Westfalen“

Mehr als 350 Jahre ist es her, seitder „Große Kurfürst“ Friedrich Wilhelmim Westfälischen Frieden das FürstbistumMinden erwarb. Damit war der Anfangeiner die Jahrhunderte überdauerndeVerbundenheit des Ostwestfälischen mit Preußen und einer Prägung vorallem Mindens durch den brandenburg-preußischen Staat gemacht.

In keiner ostwestfälischen Stadtist die sozioökonomische und städte-bauliche Entwicklung so sehr vomMilitär, vom preußischen Heer und denin den letzten 200 Jahren nachfolgendenTruppen geprägt wie in Minden. Auf-grund des bedeutsamen Weserübergangsund der Festungsanlage, der einzigenzwischen dem Rhein (Wesel) und derElbe (Magdeburg) stand Minden imMittelpunkt der strategischen Interessenimmer wieder wechselnder militärischerKräfte:

Den Preußen folgten zum Endedes 18. Jahrhunderts die napoleonischenStreitkräfte, die dann nach der vernich-tenden Niederlage bei der Völkerschlachtvon Leipzig (1813) von den siegreichenpreußischen Armeen verdrängt wurden.Minden kam wieder unter preußischenBesitz und wurde durch umfangreicheNeubefestigungen und fortifikatorischeVerstärkungen zur wichtigsten Festungs-stadt Ostwestfalens ausgebaut. Mit derGründung des deutschen Reiches (1871)übernahmen die kaiserlichen Streitkräfteund später die Reichswehr der WeimarerRepublik das Kommando, bevor dieWehrmacht in Minden einzog. Nach1945 war es dann die britische Rhein-armee, die, ebenso wie alle anderenArmeen zuvor, die militärischen Anlagenihren Anforderungen entsprechend um-baute und erweiterte.

KonversionsobjektWesterminster Barracks /DefensionskasernePreußenmuseum in Westfalen

LageMinden, Kreis Minden-Lübbecke

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 11 haFreigabe: 1993Fördermittel: rd. 21.600.000 DM

Innenansicht des Preußenmuseums

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Im Mittelpunkt stand dabei inerster Linie die von den Briten West-minister-Barracks genannte ehemaligeSimeons-Kaserne. Das rund elf Hektarumfassende Areal grenzt nördlich unmit-telbar an das Stadtzentrum mit Fußgän-gerzone und Haupteinkaufspassage anund wird im Süden durch einen attrak-tiven Grünzug, dem sogenanntenSimeonsglacis, begrenzt. Hinzu kommtdie direkte Nachbarschaft zu wichtigenöffentlichen Einrichtungen von regionalerund überregionaler Bedeutung.

Dies alles trägt dazu bei, dass dieseKonversionsfläche aus stadtentwick-lungspolitischer Sicht einen besonderenStellenwert hat, weil sie ein herausragen-des innerstädtisches Entwicklungspoten-tial aufweist. Von mindestens ebensogroßer Bedeutung ist aber auch derAspekt des Denkmalschutzes und die damit verbundene adäquate zivileNutzung der Gebäude, denn die Simeons-Kaserne ist die älteste heute nocherhaltene militärische Anlage in Minden.

Im Jahre 1827 begannen diepreußischen Streitkräfte mit dem Bauder ursprünglich als „Kronwerk Haus-berger Fronte“ bezeichneten Anlage.Heute noch prägend sind vor allem dieKaserne und kasematierte Batterie„Defensionskaserne Nr. 1“ (1827/1829)mit ihrer herausragenden klassizis-tischen Militärarchitektur, das ehemaligeWagenhaus (1835) und das nicht mehrzur Konversionsfläche gehörende ehe-malige Lazarett (1829/1832), das heuteals Klinik genutzt wird. Dieses Ensemblegruppiert sich um den Simeonsplatz, demrund 3,5 Hektar großen ehemaligenExerzier- und Lagerplatz. Laut derExpertise des westfälischen Amtes fürDenkmalschutz sind sowohl der engereSimeonsplatz als auch die übrigenGelände der ehemaligen HausbergerFronte samt dem vorgelagerten Glacisvon außerordentlich hoher Bedeutungfür die Geschichte der Stadt und –wegen ihrer überregional wichtigen

Funktion im Netz der preußischen Fes-tungen nach 1814 – weit darüber hinausbedeutend für die Geschichte Westfalens.Insofern besteht an der Erhaltung Nutzung der Anlage sowohl auswissenschaftlichen – insbesonderemilitär- und landesgeschichtlichen –sowie aus städtebaulichen Gründen einöffentliches Interesse. Deshalb sindweite Teile der Simeonskaserne, nahezu50 Prozent des Gebäudebestandes, in die Denkmalliste der Stadt Mindeneingetragen worden.

Fast 200 Jahre lang war die Militärfläche jeglicher zivilen Nutzungentzogen. Mit dem Abzug der britischenTruppen im Herbst 1993 eröffnete sichnun erstmals für die Stadt Minden dieMöglichkeit, das hervorragend gelegeneAreal in die städtebaulichen Struktureneinzubinden. Der Denkmalschutz stellte

dabei allerdings ein besonderes Problemdar. Denn so bedeutsam der Erhalt vonzeitgeschichtlich wertvoller Bausubstanzauch ist – nicht selten engen die Denk-malschutzauflagen das zivile Nutzungs-spektrum der ehemaligen Militärliegen-schaften ein und können somit restriktivauf den Verlauf des Standortkonver-sionsprozesses wirken.

Um dieser besonderen Problem-stellung angemessen zu begegnen,wurde bereits in der frühen Planungs-phase besonderer Wert auf die Ausarbei-tung einer städtebaulich angemessenenNutzungskonzeption gelegt, die dasprägende Element des Denkmalschutzesin besonderer Weise berücksichtigte.Über eine Machbarkeitsstudie hinauswurde deshalb mit finanzieller Unter-stützung des Landes ein Gutachterver-fahren initiiert, das auf Grundlage derzuvor von der Kommune festgelegtenZielvorstellungen Vorschläge zur städte-baulichen und freiräumlichen Gestaltung

Projektbeispiele in NRW

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Die klassizistische Fassade der Defensionskaserne

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Konversionsbericht Band IV

B. Truppenabbau inNordrhein-Westfalen:Umfang undAuswirkungen

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sowie Neuordnung der Konversionsflächeliefern sollte. Das Ergebnis dieses Pla-nungsprozesses sieht einen Erhalt nichtnur der einzelnen denkmalgeschütztenGebäude, sondern des gesamten histori-schen Ensembles um den Simeonsplatzvor. Hier soll ein anspruchsvoller neuerStadtteil entstehen, der Dienstleistungs-funktionen mit Aspekten von Kultur undinnerstädtischer Freizeitgestaltung ver-bindet und sich damit homogen in das attraktive Stadtzentrum einfügt.

Ein zentrales Element ist diezivile Nutzung der imposanten alten„Defensionskaserne“. Angesichts derHistorie dieses Gebäudes und seinerBedeutung für Minden lag der Gedankenicht fern, Minden neben Wesel alszweiten Standort für das Preußen-Museum zu wählen. Träger des Preußen-Museums ist die gleichnamige Stiftung,an der das Land Nordrhein-Westfalen,vertreten durch das für Stadtentwicklungund Kultur zuständige Fachministerium,die Kreise Minden-Lübbecke und Wesel,die Städte Minden und Wesel sowie diebeiden Landschaftsverbände Rheinlandund Westfalen-Lippe beteiligt sind. InMinden bietet die ehemalige Defen-sionskaserne am neu zu gestaltendenSimeonsplatz mit seiner einzigartigenArchitektur den Rahmen für eine landes-geschichtliche Ausstellung. Nach drei-jähriger Umbauzeit (vgl. Seite 81 ff)konnte das Museum im Juni 1999eröffnet werden.

Gezeigt wird zunächst die Vielfaltder Beziehungen zwischen Brandenburg-Preußen und seinen westfälischenLandesteilen im 17. und 18. Jahrhundert.Eine Erweiterung der Ausstellung hin-sichtlich der weiteren Entwicklung im19. und 20. Jahrhundert ist kurzfristiggeplant. Thematisch reicht das Spektrumvon den einscheidenden Ereignissen der politischen Geschichte über die Dar-stellung sozialer, wirtschaftlicher undmilitärischer Entwicklung bis hin zurKirchen- und Bildungsgeschichte sowieder allgemeinen Zeitgeschichte. EineBesonderheit stellte dabei die Koopera-tion mit dem Geheimen StaatsarchivBerlin hinsichtlich der dort erarbeitetenAusstellung zur Geschichte des DeutschenOrdens in Preußen und Lettland dar. Diewechselseitigen Beziehungen zwischendem Deutschen Orden und Rheinland /Westfalen sollen dabei ebenso deutlichwerden wie auch die historischenBezüge zwischen Brandenburg-Preußenund dem mittelalterlichen Deutschorden-staat in Preußen.

Ein höchst spannender Geschichts-stoff, der mit großem Erfolg im besonde-ren Ambiente der Defensionskasernedargeboten wird – und dies durchaus mitErfolg. Immerhin fast 23.000 Besucherließen sich im ersten Jahr des MindenerPreußenmuseums von der hautnaherlebbaren Geschichte faszinieren.

Kevelaer-Twisteden –Trainingszentrum für Trabrennpferdeund Logistikzentrum in ehemaligen NATO-Bunkern

Zweifellos das erstaunlichste undgleichzeitig auch eines der erfolgreichstenKonversionsprojekte Nordrhein-Westfalens befindet sich am linkenNiederrhein im Kreis Kleve, im ländli-chen Kevelaer-Twisteden. Auf einemrund 150 Hektar umfassenden Munitions-depotgelände der NATO wurde eineeinzigartige Nutzung realisiert: Eines der größten und bedeutensten Trainings-zentren für Trabrennpferde in Deutschland.Darüber hinaus forciert die Betreiber-gesellschaft vor Ort den Ausbau einesTeilbereichs der Anlage zu einem umfas-senden Lagerungs- und Logistikzentrum.

Dass die Konversionsfläche ein-mal eine derartige Entwicklung nehmenkönnte, hatte vor einem Jahrzehnt wohlniemand erwartet. Denn neben der groß-flächigen Bewaldung bildet das prägendeElement der Anlage insbesondere die325 ebenerdig angelegten und stark

Innenansicht eines zur Stallungumgebauten Bunkers

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armierten Betonbunker – jeder davonmit einer Nutzfläche von rund 140 qm.Mit der Freigabe im Jahre 1993 fiel derGroßteil des Geländes unmittelbar an dieStadt Kevelaer zurück, doch bereitszuvor hatte in der Region eine intensiveDiskussion darüber eingesetzt, wie miteinem derartigen Gelände, vor allemaber einer solch großen Zahl an Bunkernzu verfahren sei. Mitte 1994 kristalli-sierte sich eine Nutzungsidee heraus, dieanfangs eher belächelt worden war. EineGruppe von Investoren aus dem Orthatte sich zusammengefunden um dasGelände zu kaufen und die „TraberparkDen Heybergh GmbH“ zu gründen. Dasprimäre Ziel der Transaktion: DieNutzung des ehemaligen Munitions-depots als Trainingszentrum für Hoch-leistungs-Trabrennpferde.

Aufgrund der Größe, Strukturund der Bodenbeschaffenheit eignet sichdas Areal hervorragend als Trainings-gelände für Trabrennpferde. Die Bunkersind dabei kein Nachteil, sondern einwesentlicher Bestandteil des Umnutzungs-konzeptes. Wegen des günstigenRaumklimas in den massiven Bauten ausStahlbeton und ihrer Größe eignen siesich bei geschickter Innenraumaufteilungals Stalleinheiten für jeweils acht Renn-pferde nebst Sozialraum für Trainer undPflegepersonal.

Inzwischen zeichnet sich ab, dasssich die Erwartungen der Investoren hin-sichtlich des Bedarfs nach einem der-artigen Trabertrainingszentrum durchausbestätigen. In Europa gibt es lediglich

noch eine Anlage, die mit „Den Heyberg“vergleichbar wäre – doch die befindet sichin Groisbois nahe Paris. Derzeit trainierenca. 550 Trabrennspferde auf der Anlage.

Auch aus regionalwirtschaftlicherSicht ist das Traberpark-Projekt vonerheblicher Bedeutung für den vor-nehmlich touristisch orientierten RaumKevelaer. Der Traberpark zieht jährlichTausende von Besuchern aus einer fürdie Region neuen Zielgruppe an – dieFreunde des Pferdesports. Das schafftindirekt neue Arbeitsplätze vor allem inder Gastronomie. Im Traberpark selbstsind bislang mehr als 200 neue Arbeits-plätze in der Verwaltung und im Bereichder Pferdepflege geschaffen worden.Darüber hinaus profitieren aber auchweitere derivierte Beschäftigungsfelderwie Sattler, Hufschmiede und Tierärztevon dem Projekt.

Der Traberpark wäre durchausnoch ausbaufähig, doch an die Kapazitäts-grenze, die bei etwa 1.000 Pferden liegensoll, will man nicht herangehen. Dieswürde nicht nur die derzeit idealen Bedin-gungen für den Trabrennsport beschneiden,sondern auch die Umsetzung weitererlukrativer Geschäftsideen verhindern, diezwischenzeitlich von der Betreibergesell-schaft entwickelt wurden. Im Mittelpunktsteht dabei vor allem die Idee des „Logis-tikparks“. Die inzwischen gegründete„Den Heybergh Immobilien“ GmbHvermietet fast zwei Drittel der Bunker alsLagerflächen. Ob Handwerks- und Dienst-leistungsunternehmen, Außenlager vonSpeditionen und Handelshäusern, ausgela-gerte Aktenarchive von Gerichten, Staats-anwaltschaften und Kliniken – zahlreicheWirtschaftsunternehmen und Institutionenhaben inzwischen der Vorteil der Lagerungim Bunkerkomplex erkannt. Allein derSicherheitsaspekt und die hervorragendenklimatischen Bedingungen bei trockenerLuft und ganzjährig konstanten 16° Celsiussprechen dafür.

Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektMunitionsdepot Twisteden RSC-CASTrainingszentrum für Trabrennpferde

LageKevelaer-Twisteden, Kreis Kleve

LiegenschaftstypDepot

Größe: ca. 152 haFreigabe: 1993Fördermittel: rd. 300.000 DM

Das noch Ende der 80er Jahre von derNATO modernisierte Bunkergelände in Kevelaer-Twisteden

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Voraussetzungen, die ebenfallsideal sind für eine besondere Art derintensiven Landwirtschaft – der Pilz-zucht: Ein niederländisches Unternehmenhat in einem Bereich des Bunkerkomplexdie bundesweit größte Champignonzuchtaufgebaut. Mit seinem Output vondurchschnittlich 200 Tonnen Pilzenmonatlich beliefert das Unternehmen die großen deutschen Lebensmittel-Discounter. Dadurch sind auf der Fläche fast 100 neue Beschäftigungs-möglichkeiten für geringer qualifizierteArbeitnehmer geschaffen worden.

In Kevelaer-Twisteden zeichnetsich für die „Den Heybergh“ Betreiber-gesellschaft inzwischen ein solcherErfolg ab, dass sich die Verantwortlichendazu entschlossen haben, eine weitereKonversionsliegenschaft zu entwickeln.Im 30 Kilometer entfernten Uedem –verkehrstechnisch günstig nahe der Auto-bahn A 57 Köln/Nimwegen gelegen –wurde im Frühjahr 2000 ein ehemaligesDepot der Bundeswehr erworben. Diebereits vorhandenen LKW-Rampen,große Rangierflächen und nicht zuletzteine Lagerfläche von rund 16.000Quadratmetern machen den Standortinsbesondere als Logistikzentruminteressant – und dementsprechend soller auch genutzt werden.

Kunstdrachen in den DetmolderHobarth Barracks

„Bilder für den Himmel“ ist sichereine der ungewöhnlichsten Sammlungenzeitgenössischer Kunst. Bereits dreiMillionen Besucher weltweit habendiese Präsentation von Kunstdrachen als Wanderausstellung gesehen.

Seit dem 1. April 2000 ist sie inDetmold beheimatet – im ersten undeinzigen „ART KITE Museum“ der Weltim ehemaligen Flugzeughangar derHobarth-Barracks im Stadtteil Hohenloh.

Der Ursprung des Projekts liegteinige Jahre zurück, als von Konversionin Detmold noch keine Rede war: 1988 –im fernöstlichen Jahr des Drachen – ludder damalige Leiter des Goethe-Institutsim japanischen Osaka, Dr. Paul Eubel,zahlreiche bekannte Künstler aus allerWelt dazu ein, einen typischen japani-schen Winddrachen zu gestalten. DasErgebnis dieser offensichtlich auch füretablierte Künstler von Weltrang äußerstreizvollen Idee stellt die inzwischen 157Objekte umfassende Art Kite Kollektiondar. Die Palette ist ein „Who is Who“ derGegenwartskunst und reicht vom abstrak-ten Expressionismus über pop-art undminimal-art bis hin zur neuen Figurationund zur Konzeptkunst.

Die Pop-Art Ikone Robert Rauschenberg baute mit seinem „Sky House II“ den teuersten Drachen(rund zwei Millionen US-Dollar). Derinzwischen verstorbene FriedensreichHundertwasser schuf mit nur 30 Zenti-metern Höhe das kleinste Exemplar –doch ebenso flugfähig wie alle anderenKunstdrachen auch. Der Versicherungs-wert der gesamten Kollektion wird auf26 Millionen US-Dollar taxiert.

Doch ihre Einmaligkeit undAttraktivität erhält die Ausstellung nichtallein durch die großen Namen. Dieungewöhnliche Symbiose von Kunstund Windspiel, aber auch die Begegnungvon westlicher und östlicher Kunst undKultur machen den besonderen Reiz aus.Die Ausstellung hat Erlebnischarakterauch für Besucher, deren Interesse wederprimär der Kunst noch dem Drachenbaugilt, sondern schlicht Formen, Farben,Exotik, Zerstreuung und Träumen.

Konversionsbericht Band IV

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Auslaufbereich (Paddock) unmittelbar an den Stallungen

KonversionsobjektHobart Barracks / Fliegerhorst ART KITE – Museum für Kunstdrachen

LageDetmold, Kreis Lippe

LiegenschaftstypKaserne / Flugplatz

Größe: ca. 109 haFreigabe: 1995Fördermittel: rd. 1.300.000 DM

Besucher im Drachenmuseum

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Projektbeispiele in NRW

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Nach einer Vernissage amHimmel über Osaka trat die Ausstellungder fliegenden Kunstwerke noch 1988eine letztendlich zwölfjährige Reise umdie Welt an und erzielte überall Besucher-rekorde. Auch in Detmold, wo sie 1997erstmals auf dem Gelände des früherenFliegerhorstes Detmold-Hohenloh gezeigtwurde, der zuletzt unter dem NamenHobarth-Barracks von den britischenStreitkräften genutzt worden war.

Im Rahmen dieses Open-Air Festi-vals des Kunstdrachenflugs entstand dieIdee, die Wanderausstellung dauerhaftnach Detmold zu holen und dort in einem„Drachenmuseum“ als feste kulturelleGröße zu etablieren. Mit den Hobarth-Barracks und insbesondere einemaufgrund seiner Größe und Struktur sehreindruckvollen und zudem denkmalge-schützten Flugzeughangars, konnteDetmold ein geeignetes „Gehäuse“ fürdie fliegende Kunst bieten.

Viel Auftrieb erhielt die Ideedurch eine Initiative drachenbegeisterterDetmolder Bürger, die den Förderverein„Bilder am Himmel“ gründeten. Mitihrer Hilfe sowie der Unterstützung desLandes Nordrhein-Westfalen, der StadtDetmold, eines örtlichen Kreditinstitutsund eines Kunstmäzens konnte dasProjekt Drachenmuseum in Angriff ge-nommen werden – zunächst mit eineminternationalen Architekturwettbewerb zurUmgestaltung des denkmalgeschütztenHangars.

Der renommierte HamburgerArchitekt Volkwin Marg erhielt denZuschlag und öffnete die ohnehin außer-gewöhnliche Architektur der riesigenstützenfreien Halle mit einer transparentenGlasfront von rund 1.000 Quadratmetern

Fläche. Im Inneren wurde die Weite der Halle mittels langer weißer Glasfaser-bahnen, im Aussehen ähnlich wie japani-sches Papier, so geschickt gegliedert,dass die Drachen in Gruppen oder aucheinzeln optimal präsentiert werden können.Die vorgelagerte Fläche mit angrenzen-dem Flugfeld bietet ein ideales Geländefür die Durchführung von Drachenfestivalsund anderen Open-Air-Veranstaltungen.Denn die Anlage soll weitaus mehr seinals ein Museum im herkömmlichen Sinne.Mittel- bis langfristig hofft man darauf,das es sich zu einem internationalenKulturzentrum entwickelt, das mit zahl-reichen Programmen und ProjektenKunst, Natur und Technologie, Ost undWest, Himmel und Erde in kreativer undinnovativer Weise verbindet.

Drachenfest 2000 in Detmold. Im Hintergrund der ehemalige Flugzeughangar, der zumDrachenmuseum umgebaut wurde

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Denkmalschutz und anspruchsvollerNutzungsmix im Depot„Stahlwerk Becker“ in Willich

Als die britischen Streitkräfte 1992ihr „Royal Engeneering Depot“ am west-lichen Ortsrand von Willich aufgaben,entließen sie eine vom äußeren Erschei-nungsbild her ungewöhnliche Liegen-schaft in die zivile Nutzung. Das ca. 25 Hektar große Gelände wurde zwischen1908 und 1945 zunächst als Stahlwerkgenutzt, bevor es 1948 von der Rhein-armee für Depotzwecke und als Fahrzeug-Reparaturwerkstatt übernommen wurde.Doch auch nach 44 Jahren militärischerNutzung wird der Standort heute nochstärker von sieben großflächigen Hallender Stahlproduktion mit markanten Fas-saden aus der Zeit der Jahrhundertwendegeprägt als von den technischen Gebäu-den der jüngeren militärischen Nutzung.

Das Ziel der zukünftigen zivilenNutzung ist die Entwicklung einesGewerbestandortes mit repräsentativemCharakter, wodurch auch den beson-deren städtebaulichen Aspekten und demDenkmalschutz Rechnung getragenwird. Eine Versorgung mit Gewerbe-flächen herkömmlicher Ausprägung undZuschnitts ist in Willich und Umgebungzwar in ausreichendem Umfang gewähr-leistet. Was jedoch bislang fehlte, war ein

Grundstück, das sich für kleinteiligeVermarktung und einen anspruchsvollerenBranchenmix eignet. Die historische Bau-substanz bietet hierfür aus Sicht der Stadtden richtigen Rahmen. Daher wird beidem Umbau der Hallen sehr viel Wertauf eine sensible und architektonischanspruchsvolle Auseinandersetzung mitdem Bestand gelegt. Bei der Auswahlder Unternehmen richtet man sich ehernach einer Negativliste, d.h. flächen-intensive Speditions- und Logistikbetriebesind ausgeschlossen, ansonsten reichtdas Spektrum von allgemeiner Büronut-zung, über ein Fitness-Center und einenVerlag einschließlich Oldtimermuseumbis hin zu Produktionsunternehmen.Lediglich im vorderen Teil der Liegen-schaft ist mit ca. 40 Wohneinheiten einkleiner Bereichfür Wohnzweckevorgesehen.

Neben den denkmalgeschütztenHallen, die in enger Abstimmung mit denzuständigen Behörden bereits teilweisefür zivile Zwecke umgebaut werden,stellt die geplante zentrale „Wasserachse“das zweite städtebauliche Highlight dar:Im Rahmen der EUROGA 2002 plus,einer europaweiten dezentralen Garten-schau, wird besonderer Wert auf dieAnlage der Ausgleichsflächen gelegt.Der Wasserlauf ist Teil einer Nord-Süd-Verbindung und regelt die Aufnahmeund Versickerung des Oberflächenwas-sers. Gleichzeitig stellt es die zentraleAchse des Geländes dar, deren städte-bauliche Betonung durch die Festlegungvon Baulinien und Mindesthöhen imBebauungsplan gewährleistet wird.

Die Grundstücksgesellschaft derStadt Willich ist seit dem 31.12.1997Eigentümerin der Fläche. Bis 2004 willsie die wesentlichen Grundstücke ver-marktet haben.

Viersen – Ein neuerStadtteil entsteht

Nördlich des Viersener Bahnhofes,in unmittelbarer Nähe zum ehemaligenGüterbahnhof, befinden sich die bis 1995von der britischen Rheinarmee als Logis-tikzentrum genutzten rund 17 HektarFläche umfassenden Hilsea Barracks.Durch die Freigabe des Militärgeländesund die Verknüpfung mit dem ebenfallsaufgegebenen Güterbahnhof eröffnetesich für die Stadt Viersen die einmaligeChance, eine neue Quartierentwicklungim unmittelbaren Stadtinnenbereicheinzuleiten.

Das ehemalige militärische Logis-tikzentrum, der zivile Güterbahnhofsowie angrenzende landwirtschaftlichgenutzte Flächen – zusammen rund 47 Hektar – zeichnen sich durch eine her-ausragende Lagegunst aus. Sowohl dasStadtzentrum und der Bahnhof als auchder Stadtwald und das attraktive Naher-holungsgebiet der Niers-Auen befindensich in fußläufiger Entfernung.

Aus diesem Grund entschloss sichdie Stadt Viersen zur Schaffung einesneuen Stadtquartiers mit Nutzungsmi-schung nördlich des Bahnhofs und strebtedie Neuordnung und Entwicklung desGeländes im Rahmen einer städtebau-lichen Entwicklungsmaßnahme an.Damit verfolgt sie mehrere Ziele:

Konversionsbericht Band IV

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KonversionsobjektHilsea BarracksStadtteilentwicklung

LageViersen, Kreis Viersen

LiegenschaftstypDepot

Größe: ca. 16,5 haFreigabe: 1995Fördermittel: rd. 11.500.000 DM

Konversionsobjekt„Stahlwerk Becker“ Städtebaulicher Nutzungsmix

LageWillich, Kreis Viersen

LiegenschaftstypDepot / Kaserne

Größe: ca. 26 haFreigabe: 1992Fördermittel: rd. 690.000 DM

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■ Angebote zur Schaffung von günsti-gem Wohneigentum, insbesonderefür Schwellenhaushalte, insgesamtca. 850 Wohneinheiten.

■ Ersatz der durch den Truppenabzugverlorengegangenen Arbeitsplätze,Schaffung von wohnungsnahenArbeitsstätten für nicht störendesGewerbe und Dienstleistungen.

■ Aufwertung und Stabilisierung desGebietes durch Arrondierung derbereits vorhandenen, bisher aber vonder Stadtentwicklung „abgehängten“Siedlungsansätze zu einem eigen-ständigen Stadtteil.

■ Aufwertung des Bahnhofs als Binde-glied zwischen den Verkehrsarten,Konzentration der Siedlungsentwick-lung an Haltepunkten des ÖPNV.

Die Stadt Viersen hat frühzeitigdie erforderlichen Planungsschritte ein-geleitet: Bereits 1993, zwei Jahre vor derFreigabe der Liegenschaft, wurden ineinem Strukturkonzept mögliche Nutz-ungsszenarien untersucht. 1996 wurdeeigens für die zentrale Steuerung undUmsetzung der Maßnahme die Ent-wicklungsgesellschaft der Stadt ViersenmbH gegründet.

Die Realisierung erfolgt auf Basisdes Städtebaulichen Rahmenplans, ausdem ca. zehn Bebauungspläne für dieeinzelnen Gebiete abgeleitet werden. FürTeilflächen werden städtebauliche Ideen-und Realisierungswettbewerbe, RundeTische, Workshops und andere modera-tive Planverfahren durchgeführt, um diegestalterische Qualität und die Betei-ligung der Betroffenen zu optimieren.

Das ehemalige Depot wurde imJuni 1998 aus dem Bundesbesitz erwor-ben, während die Verkaufsverhandlungenfür die anderen Teilbereiche sukzessivegeführt und voraussichtlich 2001 abgeschlossen sein werden. Mit den Erschliessungs- und Rückbaumaßnahmenwurde direkt nach dem Erwerb imSommer 1998 begonnen. Die Hochbau-maßnahmen für den ersten Bauabschnittmit 150 Wohneinheiten folgten ein Jahrspäter.

In den nächsten fünf bis zehnJahren wird nördlich des Bahnhofs nachund nach ein neuer Stadtteil entwickelt,der nicht nur städtebauliche Akzentesetzt, sondern mit der Arrondierungbestehender Ortsteile auch eine wichtigesoziale Komponente hat.

Projektbeispiele in NRW

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Städtebaulicher Entwicklungsbereich„Bahnhof Stadtwald“ in Viersen

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Vom MunitionsdepotPömbsen zumUmwelterlebnisparkBilster Berg

Wenn man von Merlsheim, einemidyllischen Dorf unweit Nieheim (KreisHöxter), durch die reizvolle Landschaftin Richtung Nieheim fährt, wird manrechter Hand von einem bewaldetenHöhenzug begleitet. Aus dieser Perspek-tive käme man wohl nicht auf den Gedanken, dass sich dort, am Hang desBilster Berges ein ca. 65 Hektar um-fassendes ehemaliges Munitionsdepot derbritischen Rheinarmee verbirgt.

Die Geschichte des DepotsPömbsen geht mehr als 30 Jahre zurück.1966/67 kam die Familie von der Brochaus Nieheim-Holzhausen nicht umhin,Teile ihres umfassenden Landbesitzes an die Bundesrepublik Deutschland zuveräußern. Auf dem Gelände wurde ein weitläufiges Munitionsdepot mit 50 turnhallengroßen, massiven Bunkern,Unterkunftsgebäuden, Werkstatt- undWartungseinrichtungen sowie mit um-fassender Infrastrukturausstattung, wiebeispielsweise einem rund sechs Kilo-meter langen befestigten Wegenetzerrichtet. Zur Nutzung wurde die Anlageder britischen Armee übergeben, unterderen Kontrolle sie bis zu Beginn der90er Jahre blieb.

Nach dem Abzug der Briten stelltesich die äußerst schwierige Frage, was miteiner solchen Anlage, einem 65 Hektargroßen, umzäunten und teilweise bebau-ten Militärareal inmitten einer dünn besie-delten vielfältigen natürlichen Erholungs-landschaft, geschehen könnte. Nach demAbzug des Militärs entwickelten sichüber einen Zeitraum von einigen Jahrenhinweg keine realistischen Ansatzpunktefür eine erfolgreiche Konversion. ImJahre 1998 aber entschloss sich die ehe-malige Eigentümerfamilie zum Rückkaufdes Areals. Die Nutzungsvorstellungender Familie von der Broch tendierenzum Bereich Freizeit und Erholung. Essollte aber keineswegs ein Freizeitparkder bekannten Art werden, mit aufwen-digen Attraktionen, ausgerichtet auf einMassenpublikum. Man wollte vielmehrder exponierten Lage in einer intaktenNaturlandschaft Rechnung tragen undetwas ganz anderes probieren: einenUmwelterlebnispark.

Für diese Idee musste zunächstviel Überzeugungsarbeit geleistet werden,vor allem, um die planerischen Voraus-setzungen zu schaffen: Die Änderung desFlächennutzungsplanes (das Areal liegt

auf dem Gebiet der Stadt Bad Driburg)und als Voraussetzung dafür die Ände-rung des Gebietsentwicklungsplanes.

Von zentraler Bedeutung wardabei die Frage, ob ein solches Projekt –inzwischen versehen mit dem Namen„Umwelterlebnispark Bilster Berg“ –zumindest mittel- bis langfristig tragfähigsein kann. Denn bei allem Enthusiasmusund zu würdigendem Engagement derEigentümer und bei allem gutem Willender betroffenen Gebietskörperschaftensowie nicht zuletzt seitens des LandesNordrhein-Westfalen – in erster Liniebraucht ein solcher Park zahlendeBesucher.

Hinsichtlich der Konzeptionierungeines „Umwelterlebnisparks“ und inBezug auf die ökonomische Tragfähigkeitdes Vorhabens wurden zwei Gutachtenerstellt und seitens des Landes NRWgefördert. Das Konzept stellt sich wiefolgt dar: Die gesamte Anlage soll unterder Leitidee „Umwelt erleben machtSpaß“ stehen. Auf spielerische Art undWeise sollen vor allem Kindern undJugendlichen die vier Elemente Wasser,Boden, Luft und Feuer nahegebracht und

Konversionsbericht Band IV

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KonversionsobjektMunitionsdepot PömbsenUmwelterlebnispark Bilster Berg

LageNieheim / Bad Drieburg, Kreis Höxter

LiegenschaftstypDepot

Größe: ca. 65 haFreigabe: 1993Fördermittel: rd. 352.000 DM

Das ehemalige Depot in landschaftlich reizvoller Umgebung

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Projektbeispiele in NRW

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mehr noch intensiv erlebbar gemachtwerden. So soll es ein „Haus des Wassers“,ein „Haus des Feuers“, ein „Haus desLuftikus“ und ein „Haus des Erdgnoms“geben. Die kind- und jugendgerechteDarstellung soll durch ein übergreif-endes Informationsangebot auch fürErwachsene interessant gemacht werden.

Diesem Kernthema „Umwelterleben“, präsentiert im sogenanntenprimären Aktionsfeld, sollen schrittweisein einem umgebenden, sogenanntensekundären Aktionsfeld weitere attrak-tive Erlebnisangebote folgen, z.B. einökologisch orientierter Campingplatz,eine Kinderlandschaft und eineBadeteich-Landschaft.

Um diese Vorstellung zu realisie-ren dürfte ein Teilabriss der Baulichkeitenunumgänglich sein. Etwa die Hälfte desGesamtareals soll der landschaftlichenErholung und entsprechend naturnahentwickelt, d.h. mit den umliegendenWaldgebieten verbunden werden. EinTeil der bestehenden Gebäude (Bunker)soll voraussichtlich weitergenutzt werden,so dass eine Nutzung der vorhandenenInfrastruktureinrichtungen zumindestzum Teil möglich sein wird.

Wichtig ist, dass der Umwelt- undErlebnispark Bilster Berg nach seinerEinrichtung die umwelt- und landschafts-bezogenen Funktionen für Wochenend-und längerfristiger Ferienerholung auchauf Dauer behält. Eine entsprechendeZielvorgabe ist im Entwurf der Änderungdes Gebietsentwicklungsplanes – inForm der Darstellung als „Freizeit- undErholungsschwerpunkt“ – enthalten.Noch im Jahr 2000 soll das Änderungs-verfahren mit Beschluss des Bezirks-planungsrates abgeschlossen sein, sodassunter dieser Prämisse einer Verwirklich-ung des ambitionierten Vorhabens nichtsmehr im Wege steht.

ArbeitsmarktpolitischIntegrierte Projekte

Die bereits ausführlich darge-stellte gewerblich-industriell orientierteAufbereitung von ehemaligen Militär-flächen ist die wichtigste Voraussetzungdafür, die konversionsbedingten Chancenhinsichtlich der Schaffung neuer regio-nalökonomischer Strukturen und damitauch neuer Arbeitsplätze zu nutzen.

Angesichts der nach wie vorangespannten Situation auf dem Arbeits-markt in Nordrhein-Westfalen würdenaber allein derartige wirtschafts- undstrukturpolitisch bedeutsamen Förder-ungsmaßnahmen zu kurz greifen, um denProblemfällen unter den Arbeitssuchen-den, vor allem den unzureichend quali-fizierten Langzeitarbeitslosen sowie denarbeitslosen Jugendlichen, eine echteChance zu geben.

Um die Wiedereingliederung die-ser speziellen Zielgruppen in den erstenArbeitsmarkt zu optimieren, hat dieLandesregierung den bundesweit vielbeachteten strategischen Ansatz dersogenannten Integrierten Arbeitsmarkt-politik entwickelt. Basis hierfür ist eineenge Verzahnung mit unterschiedlichenPolitikfeldern, beispielweise aus demBereich der Wirtschafts-, Stadterneue-rungs- oder Wohnungsbaupolitik.

Eine Integration auf der konkretenMaßnahmenebene bedeutet dabei in derRegel auch eine Bündelung und Abstim-mung unterschiedlicher Förderinstrumen-te. Betrachtet man arbeitsmarktpolitischeMaßnahmen nicht mehr isoliert, sondernverknüpft sie beispielsweise mit konkre-ten Infrastrukturvorhaben, so entstehenSynergieeffekte, die zu einem optimier-ten Einsatz von Fördermitteln führen.Darüber hinaus – und dies ist vor allemfür die Betroffenen von zentraler Bedeu-tung – kann durch diese Verknüpfungeine den Anforderungen des Berufsallta-ges viel besser angepasste Beschäftigungund Qualifizierung erfolgen. Und ebendies hebt die Chancen auf eine Reintegra-tion in den ersten Arbeitsmarkt deutlich.

Nachfolgend sollen einige Bei-spiele solcher erfolgreichen IntegriertenProjekte im Rahmen der Liegenschafts-konversion aufgezeigt werden.

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mehr noch intensiv erlebbar gemachtwerden. So soll es ein „Haus des Wassers“,ein „Haus des Feuers“, ein „Haus desLuftikus“ und ein „Haus des Erdgnoms“geben. Die kind- und jugendgerechteDarstellung soll durch ein übergreif-endes Informationsangebot auch fürErwachsene interessant gemacht werden.

Diesem Kernthema „Umwelterleben“, präsentiert im sogenanntenprimären Aktionsfeld, sollen schrittweisein einem umgebenden, sogenanntensekundären Aktionsfeld weitere attrak-tive Erlebnisangebote folgen, z.B. einökologisch orientierter Campingplatz,eine Kinderlandschaft und eineBadeteich-Landschaft.

Um diese Vorstellung zu realisie-ren dürfte ein Teilabriss der Baulichkeitenunumgänglich sein. Etwa die Hälfte desGesamtareals soll der landschaftlichenErholung und entsprechend naturnahentwickelt, d.h. mit den umliegendenWaldgebieten verbunden werden. EinTeil der bestehenden Gebäude (Bunker)soll voraussichtlich weitergenutzt werden,so dass eine Nutzung der vorhandenenInfrastruktureinrichtungen zumindestzum Teil möglich sein wird.

Wichtig ist, dass der Umwelt- undErlebnispark Bilster Berg nach seinerEinrichtung die umwelt- und landschafts-bezogenen Funktionen für Wochenend-und längerfristiger Ferienerholung auchauf Dauer behält. Eine entsprechendeZielvorgabe ist im Entwurf der Änderungdes Gebietsentwicklungsplanes – inForm der Darstellung als „Freizeit- undErholungsschwerpunkt“ – enthalten.Noch im Jahr 2000 soll das Änderungs-verfahren mit Beschluss des Bezirks-planungsrates abgeschlossen sein, sodassunter dieser Prämisse einer Verwirklich-ung des ambitionierten Vorhabens nichtsmehr im Wege steht.

ArbeitsmarktpolitischIntegrierte Projekte

Die bereits ausführlich darge-stellte gewerblich-industriell orientierteAufbereitung von ehemaligen Militär-flächen ist die wichtigste Voraussetzungdafür, die konversionsbedingten Chancenhinsichtlich der Schaffung neuer regio-nalökonomischer Strukturen und damitauch neuer Arbeitsplätze zu nutzen.

Angesichts der nach wie vorangespannten Situation auf dem Arbeits-markt in Nordrhein-Westfalen würdenaber allein derartige wirtschafts- undstrukturpolitisch bedeutsamen Förder-ungsmaßnahmen zu kurz greifen, um denProblemfällen unter den Arbeitssuchen-den, vor allem den unzureichend quali-fizierten Langzeitarbeitslosen sowie denarbeitslosen Jugendlichen, eine echteChance zu geben.

Um die Wiedereingliederung die-ser speziellen Zielgruppen in den erstenArbeitsmarkt zu optimieren, hat dieLandesregierung den bundesweit vielbeachteten strategischen Ansatz dersogenannten Integrierten Arbeitsmarkt-politik entwickelt. Basis hierfür ist eineenge Verzahnung mit unterschiedlichenPolitikfeldern, beispielweise aus demBereich der Wirtschafts-, Stadterneue-rungs- oder Wohnungsbaupolitik.

Eine Integration auf der konkretenMaßnahmenebene bedeutet dabei in derRegel auch eine Bündelung und Abstim-mung unterschiedlicher Förderinstrumen-te. Betrachtet man arbeitsmarktpolitischeMaßnahmen nicht mehr isoliert, sondernverknüpft sie beispielsweise mit konkre-ten Infrastrukturvorhaben, so entstehenSynergieeffekte, die zu einem optimier-ten Einsatz von Fördermitteln führen.Darüber hinaus – und dies ist vor allemfür die Betroffenen von zentraler Bedeu-tung – kann durch diese Verknüpfungeine den Anforderungen des Berufsallta-ges viel besser angepasste Beschäftigungund Qualifizierung erfolgen. Und ebendies hebt die Chancen auf eine Reintegra-tion in den ersten Arbeitsmarkt deutlich.

Nachfolgend sollen einige Bei-spiele solcher erfolgreichen IntegriertenProjekte im Rahmen der Liegenschafts-konversion aufgezeigt werden.

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Konversionsbericht Band IV

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Beschäftigung und Qualifizierungbeim Umbau der MünsteranerLincoln Barracks

Ein hoch interessantes arbeits-markt- und wohnungsbaupolitisch integriertes Projekt ist beispielsweise im Bereich der ehemaligen Unterkunfts-gebäude der zuletzt von den britischenStreitkräften genutzten Lincoln Barracksin Münster realisiert worden (vgl. Seite 99ff). Die Wohnungsbau-gesellschaft Wohn- und Stadtbau hat dieLiegenschaft erworben, um im Rahmenvon Umbau- , Ausbau- und Neubau-maßnahmen ca. 450 Wohneinheiten zu schaffen. Ursprünglich wollte derVerein „Dach übern Kopf“ ein einzelnesKasernengebäude selbst erwerben,baulich herrichten und dann für dieeigenen Erfordernisse nutzen. DerHintergrund dabei ist, dass der Vereinaus einem Zusammenschluss verschie-dener Einrichtungen des DeutschenParitätischen Wohlfahrtsverbandes entstanden ist, die in den 80er und 90erJahren Probleme hatten, ihr schwer zu vermittelndes Klientel in den Woh-nungsmarkt geschweige denn in denArbeitsmarkt zu integrieren. Durch dieseTätigkeit entstanden erste Kontakte undauch Kooperationen zwischen demVerein, der Stadt Münster und denörtlichen Wohnungsbaugesellschaften.

Seine ursprünglichen Projekt-planungen gab „Dach übern Kopf“ auf,als Wohn- und Stadtbau die Integrationeines Beschäftigungs- und Qualifizie-rungsprojektes in die Gesamtbaumaß-nahme sowie die Belegung von mindes-tens zehn dezentral gelegenen Wohn-ungen durch das Klientel des Vereinsanbot. Das gemeinsame wohnungsbau-politische Ziel beider Institutionen, nichteine sozial einseitige Wohnungsbelegungentstehen zu lassen sondern zu mischenund zu integrieren, wurde ebenso wiedie Integration von Beschäftigung undQualifizierung vertraglich vereinbart.

Das Beschäftigungs- und Qualifi-zierungsprojekt Lincoln Barracks bestehtauf Grundlage dieser Vereinbarungenaus zwei Maßnahmen mit insgesamt 21 Teilnehmern. Ein aus dem sozialpoli-tisch ausgerichteten FörderprogrammIntegra gefördertes Projekt ist für dieZielgruppe der sozial benachteiligtenjungen Erwachsenen i.S. § 72 Bundes-sozialhilfegesetz (BSHG) vorgesehen.Dieser Personenkreis ist sehr weit entferntvom ersten Arbeitsmarkt. Es handelt sichgrößtenteils um ehemalige Drogenab-hängige oder um Jugendliche, die denÜbergang von der meist nicht erfolgreichbeendeten schulischen Ausbildung in dieArbeitswelt verfehlt haben. Ziel desProjektes ist es, den Teilnehmern durchdie Vermittlung von Fähigkeiten undQualifikationen in Kombination mitbegleitenden Maßnahmen schrittweiseeine Integration in die Arbeitswelt zueröffnen. Konkrete Maßnahmen sind

Voller Einsatz bei der Entkernung der Mannschaftsgebäude

KonversionsobjektLincoln BarracksBeschäftigung und Qualifizierung

LageMünster

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 6,5 haFreigabe: 1994Fördermittel: rd. 4.400.000 DM

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dabei die Instandsetzung der Projekträumeund der Baustelle, Demontagearbeitenim Bereich der Freiflächen auf demGelände und im Gebäudebestand sowieArbeiten im Landschaftsbau. Über dieintegrierte Maßnahme hinaus wird denJugendlichen auch die Möglichkeit er-öffnet, sich in der Wohnraumversorgungauf der Fläche integrieren zu lassen.

Das zweite Kooperationsprojektzwischen „Dach übern Kopf“ und Wohn-und Stadtbau in den ehemaligen LincolnBarracks ist eine Beschäftigungsmaß-nahme für fünf Teilnehmer, einem Polierals Instruktor und Bauleiter sowie einerhalben Stelle für die sozialpädagogischeBegleitung. Im Vordergrund dieser Maß-nahme steht in erster Linie die arbeits-marktliche Integration der Teilnehmer.Zu diesem Zweck wurden gemeinsammit dem Lehrbau der Kreishandwerker-schaft Münster Qualifizierungsmodulein den Bereichen Trockenbauarbeitenund Isolierarbeiten vereinbart. Darüberhinaus haben die Teilnehmer die Mög-lichkeit, bei einigen auf dem Kasernen-gelände tätigen Unternehmen Betriebs-praktika zu machen.

Zu den Arbeitsfeldern der ABM-Kräfte gehören u.a. Demontage undRohbauarbeiten an den öffentlich geför-derten Sozialwohnungen sowie die Her-richtung der Gemeinschaftsanlagen. ImHinblick auf die Aufträge, die an „Dachübern Kopf“ für die Qualifizierung ihrerMitarbeiter vergeben wurden, hat sichWohn- und Stadtbau sehr flexibel gezeigt:Die Auswahl der Leistungen lag in ersterLinie beim Verein und wurde bestimmtdurch die Bauabläufe sowie die fach-lichen Möglichkeiten der Bautruppe, diesich insofern optimal in die Baumaß-nahmen einbringen konnte.

Besonders positiv entwickelte sichim Verlauf des Projektes die Kooperationmit den gewerblichen Unternehmen, die am Bauvorhaben beteiligt waren. Mitzunehmender Dauer der Maßnahmesteigerte sich auch die Akzeptanz und dieBereitschaft, die Beschäftigungsinitiativein die Arbeitsabläufe zu integrieren unddarüber hinaus auch Ausbildungsplätzefür die Teilnehmer zur Verfügung zustellen. Wirtschaftliche Gesichtspunktedürften dabei eine Rolle gespielt haben.Gleichwohl gehen die Beteiligten davonaus, dass die Unternehmen, nachdem sie sich von der Leistungsfähigkeit derABM-Kräfte vor Ort überzeugen konnten,sich dazu bereit erklären, für dieseMenschen bis zu einem gewissen MaßeVerantwortung zu übernehmen.

Instandsetzung der MindenerDefensionskaserne

Die Integration von sogenanntenRandgruppen des Arbeitsmarktes,beispielsweise von Langzeitarbeitslosen,Jugendlichen ohne abgeschlosseneBerufsausbildung, aber auch ehemaligenZivilbeschäftigten der britischen Streit-kräfte in normale Beschäftigungsver-hältnisse ist das Ziel der gemeinnützigenQualifizierungs- und Beschäftigungsge-sellschaft TRANSFER Minden. AlsGesellschafter fungieren neben derAusbildungsgemeinschaft der WirtschaftMinden-Lübbecke e.V. vor allem dieMindener Entwicklungs- und Wirtschafts-förderungsgesellschaft (MEW), derenHauptaufgabe das Management des weit-reichenden Konversionsprozesses inMinden ist. So lag es nahe, dass einer derersten großen Aufträge der TRANSFERdie Instandsetzung und der Umbau derGebäudesubstanz der Mindener Defen-sionskaserne darstellte.

Der Aspekt des Denkmalschutzesspielt in diesem Zusammenhang eineherausragende Rolle, denn bei der 1827bis 1829 von königlich preußischenStreitkräften erbauten „Defensions-kaserne Nr. 1“, handelt es sich um dieälteste der bis in diese Tage hinein noch

Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektWestminster Barracks / Defensionskaserne Beschäftigung und Qualifizierung

LageMinden, Kreis Minden-Lübbecke

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 11 haFreigabe: 1993Fördermittel: rd. 3.600.000 DM

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erhalten gebliebenen militärischenAnlagen in Minden. Inzwischen hat dortdas „Preußenmuseum Minden“ seinenStandort gefunden – eine geradezu idealeNutzung für den massigen Bau mitseiner eindrucksvollen klassizistischenMilitärarchitektur (vgl. S. 70 ff). Dochbevor 1998 anlässlich des MindenerStadtjubiläums das Museum eröffnetwerden konnten, musste die Anlagelangwirigen Instandsetzungsarbeitenunterzogen werden. Maßgeblich daranbeteiligt war auch die TRANSFERGmbH. Insgesamt 40 schwer vermittel-bare Arbeitslose, darunter zehn ehemaligeZivilbeschäftigte, wurden zu Baufach-werkern qualifiziert und absolviertendabei u.a. Baumaschinen- undSchweißerlehrgänge.

Das fachtheoretisch Erlerntekonnte im Rahmen dieser Lehrgänge –unter Aufsicht von insgesamt 15 Anleiternund Betreuern – unmittelbar auf derBaustelle Defensionskaserne angewandtwerden. Darüber hinaus wurden denTeilnehmern während der praktischenArbeit Grundkenntnisse in den Bereichendes Metall-, Holz- und Elektrohandwerksvermittelt. Insbesondere für die jüngerenTeilnehmer der Maßnahmen wurdezusätzlich die Möglichkeit der gezieltenVermittlung von Allgemeinwissen ange-boten. All dies sollte den schwervermit-telbaren Arbeitslosen nicht nur bei derberuflichen Neuorientierung helfen,sondern ihnen auch dabei helfenKontakte zu ebenfalls auf der Baustelletätigen Unternehmen herzustellen unddamit ihre Vermittlungschancen auf demersten Arbeitsmarkt zu erhöhen. Vonzentraler Bedeutung im Rahmen desintegrierten Projektes war auch immer dieplanmäßige Umsetzung der Projektziele.Dies gilt sowohl für den Auftraggeber,der die termingerechte Fertigstellung vonEinzelgewerken erwartet, als auch fürdie Teilnehmer, die nicht an einerBeschäftigungstherapie interessiert sind,sondern wertschaffende Arbeitenverrichten wollen.

Aufgrund der guten Erfahrungen,die man beim Projekt Preußenmuseummit der Arbeit der Teilnehmer an derar-tigen arbeitsmarkt- und strukturpolitischintegrierten Maßnahmen gemacht hat,sind in Minden inzwischen einige ähnlichstrukturierte Projekte auch außerhalb vonKonversionsflächen erfolgreich durch-geführt worden.

Renaturierung derRaketenstellung amSteinberg in Dörentrup

Neben der Durchführung vonSanierungs- und Abrissarbeiten bzw. Um-und Ausbauarbeiten im Hochbau, gehörender Landschaftsbau und vor allem Rena-turierungsmaßnahmen zu den typischenFeldern arbeitsmarkt- und strukturpo-litisch integrierter Maßnahmen, wie sieetwa bei der Umnutzung der ehemalsbritischen Raketenstellung am Steinbergin Dörentrup durchgeführt wurden. ImRahmen einer einjährigen Beschäftigungs-und Qualifizierungsmaßnahme saniertenund renaturierten 20 arbeitslose Jugend-liche ohne Ausbildung und 15 langzeit-arbeitslose Erwachsene das Gelände.

Die bereits Anfang der 90er Jahrefreigegebene Fläche zeichnet sich durchihre exponierte Lage inmitten des Weser-berglandes sowie ihre einzigartigen Flora-und Faunavorkommen aus. Sie ist nichtnur ein wichtiger Lebensraum für be-drohte Arten, sondern auch eine wert-volle Bereicherung des Waldökosystemsund ein wichtiger Baustein innerhalb derBiotopvernetzung.

Zunächst gab es Bemühungen zur Errichtung einer Windenergieanlage.Nach langen Verhandlungen konntedann aber 1998 doch der Naturschutz-bund Deutschland / Kreis Lippe e.V.(NABU) für eine (symbolische) MarkEigentümer des zehn Hektar großen

Konversionsbericht Band IV

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KonversionsobjektRaketenstellung DörentrupBeschäftigung und Qualifizierung

LageDörentrup, Kreis Lippe

LiegenschaftstypRaketenstellung

Größe: ca. 10,9 haFreigabe: 1991Fördermittel: 375.000 DM

Innenausbau der Defensionskaserne für die Nutzung als Museum

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Standortes werden. Im Kaufvertragmusste sich der NABU im Gegenzugallerdings zur vollständigen Rena-turierung innerhalb der nächsten fünfJahre verpflichten. Damit waren zwardie Diskussionen über die zukünftigeNutzung beendet, die Realisierung abernoch nicht gesichert.

Auf der Suche nach geeignetenPartnern schlossen sich der NABU, dieEuropäische Werkstatt für Arbeit undTechnik (EUWATECH e.V.), die StadtLemgo, das Netzwerk Lippe GmbHsowie das Arbeitsamt Detmold mit demZiel zusammen, die Renaturierung fürein „Bündnis für Arbeit“ zu nutzen. Das Netzwerk Lippe war aufgrund seinerErfahrungen bei der Initiierung vonintegrierten Projekten besonders dazuprädestiniert die Management- undKoordinationsaufgaben zu übernehmenund so als Verbindungsglied zwischenallen Akteuren zu fungieren.

Die Teilnehmer waren hochmoti-viert, so dass die Vermittlungsquote ineinen festen Arbeitsplatz nach einem Jahrbei 50 Prozent lag. Die Kombination ausBeschäftigung und Qualifizierung sehenviele als letzte Möglichkeit, um auf demersten Arbeitsmarkt überhaupt eine Chancefür eine feste Anstellung zu erhalten.

Finanziell nicht quantifizierbar,aber von großer Bedeutung sind dieSynergieeffekte, die sich aus der Zusam-menarbeit unterschiedlichster Akteureergeben haben. Mit der Beschäftigungs-förderung wurden die unterschiedlichenInteressen der Beteiligten an einem Zielausgerichtet, das keiner für sich alleinerreicht hätte.

Renaturierung des MunitionsdepotsBrüggen-Bracht und „Heide-Camp“

Eine ähnliche Zielsetzung verfolgtebereits einige Jahre zuvor – seit Oktober1996 – eine integrierte Maßnahme zurRenaturierung der größten Konversions-fläche in Nordrhein-Westfalen, dem ins-gesamt rund 1.200 Hektar Fläche umfas-senden ehemals britischen Munitionsdepot„3BAD“ in Brüggen-Bracht.

Entscheidende Faktoren in diesemZusammenhang waren die herausragendenlandschaftlichen und naturräumlich-bio-logischen Potentiale, die das ehemaligeMunitionsdepot bietet. In weiten Teilendes über Jahrzehnte hinweg gänzlich einerzivilen Inanspruchnahme entzogenen,aber auch vom Militär lediglich in Teil-bereichen intensiv genutzten Areals,konnten sich außerordentlich wertvolleNaturräume herausbilden. Grauweiden,Silbergrasfluren und Ginsterheidegesell-schaften bilden gemeinsam mit Binnen-dünen einzigartige Lebensräume fürzahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzen-arten. Diese Biotopverbundsystemesollen erhalten bleiben und in den umge-benden Naturpark Maas-Schwalm-Netteintegriert werden, in dem Naturfreundeund Erholungssuchende Zutritt auf dasGelände erhalten. Der damit verfolgteLeitgedanke lässt sich mit den Begriffen„geführter Tourismus“ und „sanfterTourismus“ treffend umschreiben.

Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektMunitionsdepot 3BAD Brüggen-Bracht,Beschäftigung und Qualifizierungsmaß-nahme und „Weiterbildungsinitiative“

LageBrüggen-Bracht, Kreis Viersen

LiegenschaftstypDepot

Größe: ca. 1.200 haFreigabe: 1997Fördermittel: rd. 3.150.000 DM

Bau von Fledermaustunneln

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Damit der größte Teil der ehema-ligen Depotfläche in den naturräumlichenKontext mit eingebunden werden kann,müssen zunächst die Teilbereiche, die alsMunitionslagerstätten intensiv genutztwurden, renaturiert werden. Seit Oktober1996 sind deshalb insgesamt 44 ehema-lige Zivilbeschäftigte sowie schwer ver-mittelbare Langzeitarbeitslose im Rahmendes Beschäftigungs- und Qualifizierungs-projektes „Renaturierung des Munitions-depots Brüggen-Bracht“ mit der ökolo-gischen Aufwertung dieser Teilbereichebeschäftigt: Auf Grundlage eines Öko-managementplans und unter fachlicherAnleitung führt die Gruppe beispielsweiseFlächensäuberungen und -entsiegelungen,den Rückbau von Straßen und Wegensowie die naturnahe Umgestaltung derzahlreich auf dem Gelände angelegtenFeuerlöschteichen durch. Neben derRenaturierung des Geländes steht vorallem der Aspekt der Qualifizierung derTeilnehmer im Vordergrund. Insbesonderewerden elementare Grundkenntnisse ausden Bereichen Garten- und Landschafts-bau, Wald- und Forstwirtschaft, Holzbe-und -verarbeitung sowie Bauwesen

vermittelt – alles Fähigkeiten, die dieChancen für eine zeitnahe Integration derehemaligen Zivilbeschäftigten speziell aufdem regionalen Arbeitsmarkt des ländli-chen Raumes nachhaltig verbessern sollen.

Das federführend von der „Gesell-schaft zur Förderung der ArbeitsaufnahmembH“ (GFA) betreute und sowohl vonSeiten des Landes NRW als auch vonder Bundesanstalt für Arbeit geförderteProjekt hat sich während der zunächstzweijährigen Laufzeit als so erfolgreicherwiesen, dass eine Verlängerung bewil-ligt wurde. Von zentraler Bedeutung fürdie Ausrichtung der Qualifizierungs-schwerpunkte war auch dabei die Ange-bots- und Nachfragesituation auf demersten Arbeitsmarkt, um den Teilnehmernden Übergang in ein auf Dauer angelegtesBeschäftigungsverhältnis zu erleichtern.

Ein weiteres, insbesondere unterarbeitsmarkt- und strukturpolitischenGesichtspunkten höchst interessantesProjekt stellt die sogenannte „Weiterbe-schäftigungsinitiative 3BAD Brüggen-Bracht“ dar. Im Rahmen dieser Initiativehat sich eine Gruppe von ehemals beiden britischen Streitkräften auf demStandort beschäftigten deutschen Zivil-angestellten zusammengefunden und die„Heide Camp GmbH“ als einen soge-nannten „sozialen Betrieb“ gegründet.Inzwischen haben sie einen rund neunHektar umfassenden Bereich der Konver-sionsfläche übernommen und zu einemhochwertigen Campingplatz mit ange-schlossener Restauration und verschie-denen anderen Dienstleistungseinrich-tungen rund um das Camping ausgebaut.

Konversionsbericht Band IV

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Behutsame Renaturierung und Pflegedes Biotopverbundsystems

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Entwicklungswerkstattfür Energietechnologiein Bielefeld

Einen völlig anderen Ansatz – unddamit auch eine andere Zielgruppe – hatein Projekt im Blick, das die Gesellschaftfür Arbeit- und Beschäftigungsförderung(GAB) in den ehemaligen RochdaleBarracks in Bielefeld initiieren will: denAufbau einer Entwicklungswerkstatt fürEnergietechnologie – kurz ENET-Zentrum.

Beim ENET-Zentrum handelt essich um ein arbeitsmarktpolitischesProjekt, dass gleichzeitig die Etablierungeines anwendungsorientierten Forschung-,Entwicklungs- und Testzentrums inOstwestfalen-Lippe zum Ziel hat. Arbeits-schwerpunkt soll die Weiterentwicklungund Erprobung von innovativen undressourcenschonenden Energietechnikensowie der verstärkte Einsatz von regenera-tiven Rohstoffen im Bereich der Energie-gewinnung sein. In einer ständigenöffentlichen Ausstellung von Prototypensollen interessierten Besuchern techno-logisch innovative Entwicklungsansätzeund Produktideen wie Rapsölmotoren,Holzschnitzelheizkraftanlagen oder Klein-windkrafträder präsentiert werden. Diestrukturpolitischen Möglichkeiten, diemit einer derartigen Investition verbundensind, liegen auf der Hand: In Folge dersinnvollen Umnutzung des ehemaligenKasernengeländes für ökonomisch orien-tierte Zwecke ist aufgrund der Zusammen-arbeit des Zentrums mit den regionalenHochschulen davon auszugehen, dassSynergieeffekte entstehen, die letztlichauch zur Schaffung von neuen Arbeits-plätzen führen werden.

Trotz dieser positiven arbeits-marktpolitischen Komponente – zu einemstruktur- und arbeitsmarktpolitischintegrierten Projekt wird die Maßnahmeerst durch eine in dieser Form einzig-artige Besonderheit: Im Zentrum werdenderzeit von arbeitslosen Ingenieuren undKonstrukteuren kostengünstige Lösungenfür die Energiegewinnung und -verwen-dung in Ländern der dritten Welt ein-satzreif ausgearbeitet. Damit verfolgtENET die Idee, brachliegendes Praxis-Know-how von hochqualifizierten undspezialisierten, dennoch aber derzeitarbeitslosen Fachleuten aus der Regionfür kostengünstige Lösungen der Energie-gewinnung zu nutzen und sie damit aktivin das Berufsfeld zu integrieren. ZuGunsten von Entwicklungshilfeprojektenfür die Dritte Welt, aber auch zur Weiter-gabe an interessierte Produktionsfirmen,können Techniker und Handwerker ineiner Prototypenwerkstatt ihr Wissenumsetzen. Denn als Entwicklungs- undErprobungszentrum will ENET auch alsKristallisationspunkt im Rahmen einertechnologieorientierten regionalenWirtschaftsförderung fungieren. So istgeplant, kleinen und mittleren Unter-nehmen aus der Region, die nicht übereigene Forschungs- und Entwicklungs-abteilungen verfügen, die Möglichkeitzu eröffnen eigene Ideen im Rahmenvon Auftragsarbeiten auf ihre Realisier-barkeit hin überprüfen zu lassen.

Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektRochdale-BarracksEntwicklungswerkstatt für Energietechnologie – ENET – Zentrum

LageBielefeld

LiegenschaftstypDepot, Kasernenanlage

Größe: ca. 8,7 haFreigabe: 1994Fördermittel: rd. 533.000 DM

Während des „Reisemarktes Essen1998“, der wichtigsten TourismusmesseNordrhein-Westfalens, stellte sich dieHeide Camp GmbH erstmals der Öffent-lichkeit vor und wurde mit großer Auf-merksamkeit hinsichtlich des damalsnoch in der Planungsphase befindlichenVorhaben aufgenommen. Nach anfäng-licher Skepsis gingen auch unabhängigeBeobachter davon aus, dass ein derartigerCampingplatz, eingebettet in die hervor-ragenden naturräumlichen Potentiale derehemaligen Depotfläche der GemeindeBrüggen und den umgebenden Natur-park Maas-Schwalm-Nette, mittel- bislangfristig ein wirtschaftlicher Erfolgwerden dürfte.

Nach inzwischen zweijährigemCampingbetrieb scheinen sich diesepositiven Prognosen zu bestätigen. So kann festgestellt werden, dass dasProjekt „Heide Camp“ nicht nur dietouristische Infrastruktur der Region um ein weiteres wesentliches Elementergänzt hat. Unter arbeitsmarktpolitischenGesichtspunkten besonders erfreulich istdie Tatsache, dass eine Gruppe ehemaligerZivilbeschäftigter trotz zwischenzeit-licher Arbeitslosigkeit nicht resignierthat, sondern mit viel Engagement daran gegangen ist, ihre eigenen dauerhafttragfähigen Arbeitsplätze zu schaffen.Ein wahrhaft beispielhafter Ansatz, derdurch eine entsprechende Anschub-finanzierung seitens des Landesmaßgeblich unterstützt wurde.

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Ausbau der Hoch-schullandschaft

Im Rahmen dieses Berichtes wurdebereits eine große Zahl von Projektenvorgestellt, die mit Fug und Recht alstechnologisch anspruchsvoll, hochinno-vativ und zukunftsorientiert bezeichnetwerden können. Derartige Maßnahmengehören zum Kernsegment der regional-ökonomischen Entwicklung in Nordrhein-Westfalen und bilden gleichzeitig dietreibende Kraft des Strukturwandels.Doch ob es sich um das Schienenfahrzeug-Testzentrum in Wegberg-Wildenrath, dasZentrum für Gerontotechnik in Iserlohn,den Energiepark in Werl, das CarTec inLippstadt oder aber das ENET-Zentrum inBielefeld handelt, keines dieser Projektewäre vorstellbar ohne den fundiertenfachwissenschaftlichen Unterbau derUniversitäten, Hochschulen, Fachhoch-schulen und hochspezialisierten For-schungseinrichtung – auch und gerade inNordrhein-Westfalen. Denn letztlich stelltder Bereich der Wissenschaft und For-schung die Quelle jeglicher zukunftsorien-tierter ökonomischer Entwicklung dar.

Wenn die Bildung und die daraufbasierende Wissenschaft und Forschungder entscheidende Produktfaktor der Zu-kunft ist, dann ist es von existenziellerBedeutung für die Zukunft des Wirt-schaftsstandort Nordrhein-Westfalen, die

Hochschulen und Forschungseinrichtun-gen im Land weiter auszubauen unddamit diesen Produktionsfaktor entschei-dend zu stärken. Eine derartige strategischeVorgehensweise ist seit Jahren das erklärteZiel der Landesregierung und wurdekonsequenterweise auch im Rahmen desKonversionsprozesses umgesetzt. DieUmnutzung von ehemaligen Militärliegen-schaften für Hochschulzwecke konnteeinerseits durch eine Entlastung der vor-handenen Hochschulen zu einer Verbes-serung der Studiensituation und anderer-seits durch eine Diversifizierung derHochschulstruktur zu einer Verbesse-rung der Möglichkeiten im BereichWissenschaft und Forschung beitragen.

Nachfolgend soll anhand einigerinteressanter Beispiele aufgezeigt werden, wie die Strategie im Rahmender Liegenschaftskonversion in die Tat umgesetzt wird.

KonversionsobjektVon-Einem-Kaserne Hochschulerweiterung Leonardo-Campus

LageMünster

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 10,56 haFreigabe: 1992Fördermittel: rd. 93.700.000 DM

Hochschulerweiterungauf dem Leonardo-Campus in Münster

Die regionalwirtschaflichen Ent-wicklungsmöglichkeiten Münsters sindvon je her eng mit der Wissenschaft undForschung verknüpft. Mit der drittgrößtenUniversität in Deutschland, verschiedenenFachhochschulen und Akademien, sowiezahlreichen Forschungseinrichtungenstellt sich dieser Bereich nicht nur alsgrößter Arbeitgeber und wichtiger direkterWirtschaftsfaktor dar, sondern bietet vorallem auch ein breites Potenzial an Mög-lichkeiten für den Technologietransferund für eine zukunftsorientierteregionalökonomische Entwicklung.

Der Leonardo-Campus im Entstehen – Vom Modell zum Baubeginn

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Projektbeispiele in NRW

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Nachdem es andere Hochschul-standorte in Nordrhein-Westfalen vorge-macht hatten, zielten auch in Münsterbereits Mitte der 80er Jahre Überlegungenhinsichtlich einer Erweiterung der Uni-versität auf eine stärkere Kooperationzwischen der regionalen Wirtschaft undder Hochschule. Durch die Einrichtungund den Ausbau von universitätseigenenForschungsinstituten sowie stärker um-setzungsorientiert arbeitenden Aninstitutenwollte man die Schnittstellen zwischenWissenschaft und Wirtschaft verbessernund damit auch die Neugründung bzw.Ansiedlung von technologieorientiertenUnternehmen unterstützen.

Konkret wurden diese Überlegun-gen aber erst, als die Konversion militä-risch genutzter Areale neue räumlicheMöglichkeiten für großflächige Entwick-lungsvorhaben im Bereich Wissenschaftund Forschung eröffneten. Vor diesemHintergrund entschloss sich das Land imJahre 1994 zum Erwerb der bis dahin vonder Bundeswehr genutzten Von-Einem-Kaserne (10,5 Hektar). Der Standorteignet sich für eine Hochschulnutzungbesonders gut, weil er nicht nur sehrgünstig am nordwestlichen Rand derInnenstadt liegt, sondern auch unmittel-bar an bereits bestehende universitäreEinrichtungen anschließt. Dort entstehtein für Münster völlig neues Projekt:Der Leonardo-Campus, der verschiedeneHochschulnutzungen an einem Standortzusammenfasst und darüber hinaus auchnoch eine Verbindung zur gewerblichenWirtschaft herstellt.

Nach Abschluss der Baumaß-nahmen im Sommer 2001 werden ca.3.600 Studierende der WestfälischenWilhelms Universität Münster, der Fachhochschule Münster – FachbereichArchitektur und der KunstakademieMünster das weitläufige Campus-Geländenutzen. Als Gemeinschaftseinrichtungenstehen ihnen eine Bibliothek, ein Hörsaal-und Seminargebäude, Holzwerkstättenund eine Mensa zur Verfügung.

Zur Förderung der Kooperationvon Hochschulen und Wirtschaft sindTeilflächen für die Ansiedlung vontechnologieorientierten Unternehmen,die eng mit den Forschungseinrich-tungen auf dem Campus kooperierenoder möglicherweise sogar „spin-offs“sind, vorgesehen. Darüber hinaus bietetder in unmittelbarer Nachbarschaft zum

Das gesamte Planungskonzept desLeonardo-Camous

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Konversionsbericht Band IV

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Leonardo-Campus gelegene Technolo-giepark hervorragende Ansiedlungs-bedingungen für innovative Unter-nehmen, die die Fühlungsvorteile zurHochschule als einen Standortvorteilerkennen und entsprechend nutzen wollen.

Die ehemalige preußische Fahr-und Reitschule, so wurde die Von-Einem-Kaserne früher genutzt, ist geprägt durchdie historische, teilweise unter Denkmal-schutz stehende Bausubstanz. Ein Groß-teil der Anlage kann aber gemäß derAuflagen seitens des Denkmalschutzesumgebaut und für die Zwecke der Hochschulen verwandt werden. Dies giltsogar für die alten Pferdeställe, in denenheute Hörsäle, Werkstätten undLagerräume untergebracht sind.

Nur im zentralen Bereich entstehtauf Grundlage eines Wettbewerbsentwurfsein Neubau für die Kunstakademie. Mitder Schaffung eines Kunst- und Kultur-zentrums durch die Verlagerung derKunstakademie und die Ansiedlung vondamit eng kooperierenden Fachbereichenwird eine besondere Strategie verfolgt. Esist erklärtes Ziel, die Bedeutung Münstersals eines der wichtigsten Zentren derbildenden Künste in Nordrhein-Westfalenzu festigen und möglichst weiter auszu-bauen. Die Umnutzung der Von-Einem-Kaserne bietet dafür die besten Voraus-setzungen.

Emilienkaserne – Neuer Standort der Fachhochschule in Detmold

Die Fachleute sind sich einig: DieFreigabe der etwa 3,4 Hektar großenEmilienkaserne, die bis 1992 unter demNamen Elles Barracks von den britischenStreitkräften genutzt worden war, stellteeinen Glücksfall für die DetmolderAbteilung der Fachhochschule Lippe dar.Denn viele Jahre war die Fachhochschulein angemieteten Gebäuden untergebracht,die sich nur sehr bedingt für Hochschul-zwecke als geeignet erwiesen. Mit demUmzug in die Kaserne erfüllt sich einlang gehegter Wunsch nach einem eigenen,vor allem aber einen weitaus bessergeeigneten Standort.

Zunächst erwarb das Land jedochnur ein Mannschaftsgebäude und dasehemalige Kasino auf dem früherenKasernengelände. Das Staatliche Bauamtübernahm die diffizile Aufgabe, unterEinhaltung der denkmalschutzrechtlichenAuflagen einen hochschulgerechten Um-bau der Gebäude vorzunehmen.

Der Denkmalschutz spielt bei derehemaligen Emilienkaserne eine wichtigeRolle, denn immerhin handelt es sich beider zwischen 1901 und 1904 errichtetenKaserne um die einzige Anlage ihrer Art in Lippe, die noch aus der Kaiserzeitstammt. Aufgrund ihres besonderenarchitektonisch-gestalterischen Ranges,

der sich bis in Details z.B. bei denFenstern oder den Gewehrhaltern in denTreppenhäusern fortsetzt, wurde bereits1988 – also lange vor der Freigabe desAreals – die Kaserne als Gesamtbau-denkmal in die Denkmalliste der StadtDetmold eingetragen.

Im Oktober 1995 wurde mit denUmbauarbeiten an der Mannschafts-unterkunft begonnen. In dem rund 2.200 Quadratmeter großen Gebäudewurden unterschiedlich große Seminar-räume, Dozenten- und Mitarbeiterräume,studentische Arbeitsplätze sowie Aus-stellungs- und Foyerbereiche für denFachbereich Bauingenieurweseneingerichtet. Hier waren umfangreicheInnenausbaumaßnahmen, bis hin zumEinbau eines behindertengerechtenFahrstuhls im Mitteltrakt notwendig, die

Der lichtdurchflutete Hörsaal

KonversionsobjektEmilienkaserneFachhochschule Detmold

LageDetmold, Kreis Lippe

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 3,4 haFreigabe: 1992Fördermittel: rd. 24.600.000 DM

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allesamt einvernehmlich mit den Denk-malbehörden abgestimmt wurden. Dieseverlangten eine teilweise sehrdetailgetreue Beibehaltung desOriginalzustands, beispielweise im Falleder Gewehrhalterungen im Treppenhaus.Trotz zum Teil sehr aufwendigenSanierungs-, Umbau- und Wiederher-stellungsmaßnahmen konnten die Kostenauf einem Niveau gehalten werden, dassca. 30 Prozent unterhalb der Kosten einesvergleichbaren Neubaus anzusiedeln sind.Und dies, wie sich nach dem Einzug des Fachbereichs Bauingenieurwesen imSommer 1997 herausstellte, ohne dassdafür Einschränkungen hinsichtlich derNutzungstauglichkeit der Räume fürHochschulzwecke hingenommen werdenmüssen.

Das ehemalige Kasino wurdekomplett entkernt und hier die immerschon fehlenden großen Hörsäle einge-baut: Im Obergeschoss sind nun seit Juni1999 zwei Hörsäle (150 und 180 Plätze)mit modernster Medienausstattungvorhanden. Im mittleren Bereich wurdeein Foyer geschaffen, welches hervor-ragend für Präsentationen und Ausstel-lungen geeignet ist. In der unteren Etagerunden Versorgungseinrichtungen undeine Cafeteria das Angebot ab. Das Gebäude kann damit auch für Kongresseund andere größere Veranstaltungeneingesetzt werden und ist eine guteErgänzung zu anderen Angeboten dieserArt in Detmold.

Die so geschaffenen Hörsäle werden auch von den beiden anderenFachbereichen der FachhochschuleDetmold, der Architektur und derInnenarchitektur, genutzt. In die für sievorgesehenen EDV-, Seminar- und

Laborräume kann aber frühestens 2002umgezogen werden. Bis dahin wird dasmilitärische Verwaltungsgebäude nochals Asylbewerberunterkunft genutzt.Gleichwohl ist das Raumnutzungs-konzept bereits entworfen und dieentsprechenden Fördermittel schonbeantragt.

Dieses Gebäude gehört zu demrestlichen Teil des Kasernengeländes,das erst zum Ende des Jahres 1999 vomLand erworben wurde. Die Schuppenund sonstigen Unterstellgebäude, die indiesem Bereich den Hauptanteil derBebauung ausmachen, sollen abgerissenund durch Neubauten ersetzt werden.Diese Baumaßnahmen werden aber vor-aussichtlich nicht vor Ablauf der nächstenzehn Jahre abgeschlossen sein. Erst dannwird die gesamte Fachhochschul-Abtei-lung Detmold an ihren neuen Standortverlagert worden sein.

Projektbeispiele in NRW

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Verbindung von moderner Transparent-Architektur unddenkmalwerter Bausubstanz

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Hochschulnutzung in der ehemaligenRumbecke-Kaserne in Soest

Die Universität – Gesamthoch-schule Paderborn ist nicht nur eine derjüngsten Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. Mit ihren Abteilungen undInstituten in vier verschiedenen Städtenist sie auch eine der am stärksten aufge-splitteten höheren Lehreinrichtungen imLand. Einer der kleineren Abteilungs-standorte ist die Stadt Soest, die dieFachhochschulstudiengänge Agrarwirt-schaft, Maschinenbau-Automatisierungs-technik und elektrische Energietechnikbeherbergt.

Die Fachbereiche waren in Soestbis in die 90er Jahre hinein in vielenkleineren und mehrfach wechselndenMietobjekten untergebracht. Die damitverbundenen Provisorien haben der Aus-bildung der Soester Studierenden einbesonderes – und nicht immer positives– Gepräge gegeben. Daher bot sich mit der Freigabe der ehemals belgischenRumbecke-Kaserne Anfang der 90erJahre die seit langem erhoffte Lösung derräumlich bedingten Problemstellungen an.

Die kompakte Kasernenanlageam Rand der Innenstadt, deren über-wiegend aus den 30er Jahren stammen-den Gebäude sich zum Zeitpunkt derFreigabe in einem gutem Zustand befan-den, bietet optimale Voraussetzungen fürdie Verlagerung aller in Soest ansässigenInstitute und Hochschuleinrichtungen an einen zentralen Standort. Unter dieserPrämisse hat das Land im Jahre 1993 dierund 3,5 Hektar umfassende Liegenschafterworben.

Der Umbau erfolgt in drei Bauab-schnitten, wovon die ersten beiden bereitsim Januar 1997 bzw. im Januar 2000fertiggestellt wurden. Bis zur Fertigstel-lung des 3. Bauabschnitts im Juni 2002werden die Studierenden sukzessive auf

den neuen Standort mit 13.580 Quadrat-meter Hauptnutzfläche umgezogen sein.Die Gesamtkosten betragen nur etwa dieHälfte der Kosten für einen Hochschul-neubau. Dies haben die Neubauplanun-gen ergeben, die zum Zeitpunkt derFreigabeankündigung des Kasernen-standortes schon weit fortgeschrittenwaren.

Dem Nutzungskonzept liegt dieVorstellung zugrunde, möglichst viel deralten Bausubstanz zu erhalten. Daherwerden die meisten Gebäude wieder-genutzt; die alten Pferdeställe aus dem19. Jahrhundert und die ehemalige Turn-halle werden beispielsweise für Hörsäleumgebaut, die Mensa wird in derehemaligen Mannschaftskantine einge-richtet. Aber auch Schuppen oder andere– sonst häufig geringerwertige Gebäude– werden in das Nutzungskonzeptintegriert.

Konversionsbericht Band IV

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KonversionsobjektRumbecke-KaserneHochschulnutzung U/GH Paderborn

LageSoest, Kreis Soest

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 7,9 haFreigabe: 1992Fördermittel: rd. 49.600.000 DM

Das Nutzungskonzept der ehemaligenRumbeckekaserne

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Projektbeispiele in NRW

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Britisches MilitärkrankenhausIserlohn – „Business and InformationTechnology School“

Schon Mitte der 90er Jahre hattesich abgezeichnet, dass die Standort-konversion im massiv vom Truppenab-bau betroffenen Iserlohn eine Erfolgs-story werden würde. Das hervorragendeWohnbauprojekt „Buchenwäldchen“ inder ehemaligen Winkelmannkaserne so-wie die beiden überwiegend gewerblichgenutzten Standorte Corunna-Barracksund Bernard-Hülsmann-Kaserne gehörenzu den erfolgreichsten Konversionspro-jekten in Nordrhein-Westfalen.

Einzig die zivile Entwicklung desehemaligen Militärhospitals der britischenStreitkräfte – in reizvoller Lage unmittel-bar am Seilersee gelegen – bereitete denregionalen Akteuren über lange Zeithinweg Sorgen. Zunächst ergaben sichkeinerlei Nutzungsmöglichkeiten für dasGelände und die erhaltenswerte Gebäude-substanz. Dann aber kaufte ein Immobi-lienunternehmen das Areal direkt aus demBundesbesitz, mit dem Ziel der Entwick-lung eines seniorengerechten neuen Stadt-teils direkt am Seilersee. Doch diesesProjekt – obwohl bereits erste baulicheInvestitionen getätigt worden waren –stellte sich letztlich als nicht tragfähig

heraus. Daher war noch zu Beginn desJahres 2000 die zukünftige Entwicklungdes ehemaligen Militärhospitals alsäußerst ungewiss einzuschätzen.

Im März 2000 konnte allerdingsdurch die überraschende Ankündigungdes Iserlohner Unternehmer DietrichWalther, Chef der Gold-Zack AG(Mettmann), ein neues und in diesemFall sehr hoffnungsvolles Kapitel in derGeschichte der Konversion des ehemali-gen Militärhospitals aufgeschlagenwerden: Die Gründung einer privatenCampus-Hochschule mit den Studien-gängen Wirtschaftsinformatik undBetriebswirtschaftslehre (SchwerpunktGründungs- und Innovationsmanage-ment). Ab 2002 soll zusätzlich auch nochder Studiengang Asset- und Finanz-management eingerichtet werden.

Ergänzt werden soll dieses Hoch-schulangebot durch vier Institute, dieeng in die Forschungsarbeit integriertwerden sollen. Neben den Instituten für„Marktführung im Internet“, sowieForschungseinrichtungen für Asset- undFinanzmanagement wird auf demGelände des ehemaligen Militärhospitalsvoraussichtlich auch das 1972 gegrün-dete und bislang noch in Frankfurt/Mainbeheimatete „Institut für Recht undWirtschaft“ (IRW) nach Iserlohn über-siedeln. Zu den zentralen Themenfelderndieses Instituts gehören Forschungsarbei-ten rund um börsennotierte Unternehmensowie die Zukunftssicherung von Fami-lienunternehmen im Falle von Genera-tionswechseln.

Die „BITS – BusinessInformation and Technology School“,wie die Fachhochschule heißen wird, hatein hochspezialisiertes Angebot zu bieten.Auf dieser Grundlage hat das Wissen-schaftsministerium Anfang September2000 bereits die Genehmigung für denLehrbetrieb erteilt. Die Zeit drängt, dennbereits zum Wintersemester 2000 / 2001,soll der Lehrbetrieb aufgenommenwerden, so der Wunsch der federführen-den Gold-Zack AG und einer Reihe vonanderen Technologie-Industrieunterneh-men, die sich im Rahmen eines Förder-vereins bzw. als Gesellschafter einer dieBITS tragenden gemeinnützigen GmbHzusammengefunden haben.

Zunächst soll mit 60 bis 70Studierenden der Hochschulbetrieb aufdem Gelände des ehemaligen Militär-krankenhauses aufgenommen werden.Sukzessive werden die Kapazitäten aufbis zu 700 Studenten erweitert, die –ganz nach amerikanischen Vorbild – aufdem Campus wohnen und lernen sollen.

Die breite Beteiligung der Wirt-schaft an dem Projekt soll sicher stellen,dass der Transfer zwischen Hochschuleund Praxis mit möglichst minimiertenReibungsverlusten funktionieren kann.Man spricht dabei von einem Mentoren-modell, bei dem von Studienbeginn aneine enge Verbindung zwischen Studen-ten und Unternehmen hergestellt wird.Während des Studiums laufen Pflicht-praktika in den Unternehmen, die zu denFinanziers des BITS gehören. Durch dieenge Bindung an die Mentorenunter-nehmen stehen diesen dann zukünftighervorragend ausgebildete Akademikerzur Verfügung, die im Gegensatz zuAbsolventen anderer Fachhochschulenund Universitäten nach dem Abschlussihres Studiums und beim Übergang in dieBerufstätigkeit nicht mehr langwierig inihr potentielles Aufgabenfeld eingear-beitet werden müssen.

KonversionsobjektBritisches Militärkrankenhaus Business and Information Technology School

LageIserlohn, Märkischer Kreis

LiegenschaftstypKrankenhauskomplex

Größe: ca. 11,2 haFreigabe: 1992Fördermittel: –

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Ein wichtiges Element dieserneuen Art der Fachhochschule ist abernicht nur die enge Anbindung an Wirt-schaftsunternehmen, sondern auch einhohes Maß an Gestaltungsmöglichkeitenfür die Studenten: So wird sich ein Grün-derzentrum – hier „Founder‘s Garage“genannt – an die Fachhochschuleanschließen. Es wird Studierenden offenstehen, die während ihrer Ausbildungeine Geschäftsidee entwickelt und zurMarktreife gebracht haben. Ihnen solldie bestmögliche Voraussetzung zumStart in die Selbstständigkeit gebotenwerden. Voraussichtlich werden diesStudenten sein, die ihr Betätigungsfeldim weiten Bereich der Informationstech-nologien suchen werden. Unternehmens-gründungen dieser Art im Umfeld derFachhochschule und damit in erster Liniein Iserlohn werden mittelfristig auch zueiner weiteren Diversifizierung derregionalen Wirtschaftsstruktur beitragen– was nicht zuletzt auch aus der Regionheraus begrüßt wird.

Konversionsbericht Band IV

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Von Luftwaffen-bekleidungsamt und britischenRichmond Barrackszur FachhochschuleBielefeld

In den ersten Kriegsmonaten1939/40 errichtete die Luftwaffe desdeutschen Reiches im Zuge der national-sozialistischen Aufrüstung im Nordostenvon Bielefeld einen aufgrund seinerGröße und Struktur auch heute nochbeeindruckend wirkenden Gebäudekom-plex, das Luftwaffenbekleidungsamt.Mit mehr als 45.000 QuadratmeterNutzfläche, in mehreren, um zweiInnenhöfe gruppierte Gebäude und mitdirekten Anschlüssen an dasSchienennetz, entstand dort die zentraleSchaltstelle zur Lagerung und Verteilung– im geringen Umfang sogar Produktion– des gesamten Bekleidungsbedarfs derdeutschen Luftwaffe.

Nach Ende des Krieges wurde dienur wenig zerstörte rund sieben Hektarumfassenden Anlage von den Britenübernommen. Unter dem NamenRichmond Barracks wurde sie weiterhinals Materiallager genutzt bis zum Abzugder britischen Streitkräfte im Jahre 1992.Erst dann stand die Anlage für einezivile Nutzung zur Verfügung.

KonversionsobjektLuftwaffenbekleidungsamt / Richmond Barracks Fachhochschule Bielefeld

LageBielefeld

LiegenschaftstypDepot / Kaserne

Größe: ca. 7 haFreigabe: 1992Fördermittel: rd. 11.400.000 DM

Die Planungen für die BITS in Iserlohn

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Projektbeispiele in NRW

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Doch bereits zwei Jahre zuvor, alssich aufgrund des politischen Entspan-nungsprozesses eine drastischeReduzierung der britischen Militärprä-senz in Deutschland deutlich abzeichnete,waren die ersten Überlegungen hinsicht-lich einer zivilen Nutzung der Liegen-schaft entwickelt worden. Besonderstaten sich dabei die Vertreter der Fach-hochschule (FH) Bielefeld mit dem Zielhervor, die auf fünf Standorte über dasgesamte Stadtgebiet verteilten Fach-bereiche der FH auf einem Campus zuvereinen – im Gebäudekomplex derRichmond Barracks.

Doch zunächst hatten andereNutzer Vorrang und nahmen Teilbereichevon Gebäuden in Anspruch, so dasBundesamt für Flüchtlingsangelegen-heiten (BAFI) und die Zentrale Aus-länderbehörde der Stadt Bielefeld (ZAB).Dabei handelte es sich aber lediglich umZwischennutzungen und so wurdenbereits 1993 die ersten Laboreinrichtun-gen des Fachbereichs Maschinenbau indie inzwischen als Gesamtkomplex unterDenkmalschutz gestellte Konversions-liegenschaft verlagert. 1994 folgte derneu geschaffene Fachbereich „Mathema-tik und Technik“ und ein weiteres Jahrspäter bezog der ebenfalls neue Fach-bereich „Pflege und Gesundheit“ diesüdlich gelegenen Bereiche des ehemaligen Militärkomplexes. AmAnfang allerdings noch zur Miete, dennerst 1998 wurde eine Teilfläche von rund 22.000 qm vom Land Nordrhein-Westfalenerworben. Damit war die Basis geschaf-fen für eine langfristige Weiterentwick-lung des neuen Hochschulstandortes.

Auf Grundlage dieses Beschlusseserfolgte der Umbau der Anlage durchdas Staatliche Bauamt Bielefeld. Auf-grund der Denkmalwürdigkeit und derbereits frühzeitig erfolgten Unterschutz-stellung kam es besonders darauf an,dass die Arbeiten in enger Kooperationmit den Fachleuten des WestfälischenAmtes für Denkmalpflege (Münster) undder zuständigen Denkmalbehörde bei der Bezirksregierung Detmold erfolgten.

Das Ergebnis kann sich sehenlassen: Sowohl den Nutzungsansprüchender Fachhochschule wie auch den Vorgaben des Denkmalschutzes konnteRechnung getragen werden. Heute stelltdie FH Bielefeld ein weiteres gelungenesBeispiel dafür dar, dass Denkmalschutzund moderne Nutzungsansprüche an dieRäumlichkeiten sehr wohl miteinandervereinbar sein können.

Bisher ist erst etwa die Hälfte desGesamtkomplexes entsprechend umge-staltet und genutzt. Die andere Hälfte –nach wie vor im Besitz des Bundes –steht leer. Inzwischen drohen ernsthafteSchäden an der Gebäudesubstanz. Dochhat die Fachhochschule die ursprünglichenAmbitionen der Konzentration mehrererFachbereiche aus dem Stadtgebiet aufdas Gelände, nicht ad acta gelegt – imGegenteil:

In einem Bündnis der StadtBielefeld, der Fachhochschule, einerFördergesellschaft der FH und demgemeinnützigen Verein „pro grün“ wurdeein Konzept mit dem Namen „grüneInsel, alte Richmond Kaserne“ entwickelt.Die Überlegungen sehen vor, die gesam-ten Räumlichkeiten für die Fachhoch-schule bzw. hochschulnahe Projekte zunutzen. Damit verbunden ist auch einFreiraumkonzept, das die Entwicklungder ca. drei Hektar Freiflächen um dieGebäude herum zu einen Stadtteilparkbeinhaltet. Dort soll beispielsweise auchgenügend Platz für künstlerischeAktivitäten geboten werden.

Die entwickelten Ideen sind durch-aus überzeugend – die Umsetzung aller-dings nicht einfach. Es muss sich ausSicht aller Beteiligkeiten, des Bundes,des Landes und der Stadt Bielefeld, vorallem auch „rechnen“. So müssen dieKosten für den Erwerb und den Umbauder Kasernengebäude mit den Finanzie-rungsmöglichkeiten durch den Verkaufder bisher von der Fachhochschule ge-nutzten Liegenschaften verglichen werden.Dabei liegen die Vorteile der Entwick-lung eines zentralen Campusgeländes,der „grünen Insel“ für die FH ebensowie für die Stadt Bielefeld auf der Hand,doch diese Vorteile lassen sich nur bedingtmonetär bewerten.

Angesichts dieser Situation istman in Bielefeld derzeit bestrebt, überneue Finanzierungsmodelle für diesenBereich nachzudenken. So könnte mög-licherweise der Verkauf/Kauf, sowie derUmbau und die Nutzung der Anlage übereine Investorengesellschaft abgewickeltwerden.

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Damit wird dann ein Wohnungsbau-projekt abgeschlossen sein, dass ausSicht des nordrhein-westfälischenWohnungsbauministeriums hinsichtlichPlanung und Konzeptionierung –letztlich aber auch Umsetzung – als beispielhaft zu bezeichnen ist.

Wohnen in ehemaligenKasernen – Die Entwicklung neuer Wohnquartiere

Das Freiwerden militärisch genutz-ter Liegenschaften hat für viele Kommu-nen nicht nur Möglichkeiten hinsichtlicheines regionalökonomischen Umstruktu-rierungsprozesses eröffnet. Vor allem, wennsich die aufgegebenen Militärflächen aninnerstädtischen Standorten mit guterverkehrlicher, technischer und sozialerInfrastruktur befinden, bietet sich dieChance vorhandene Bausubstanz undneue Flächen für den Wohnungsbau zunutzen. Diese Form der Pflege desBestandes ist ein wichtiges Element dernordrhein-westfälischen Wohnungsbau-förderungspolitik. Dabei geht es nichtnur um eine Modernisierung von bereitsentsprechend genutztem Wohnraum,sondern auch darum, bislang nicht fürWohnzwecke genutzte Gebäude in Wohnungen umzuwandeln. Auf diese Weise kann ansonsten dem sicherenVerfall anheim fallende Bausubstanzsinnvoll reaktiviert werden und auf Dauerfür das Wohnen erhalten bleiben.

Die nachfolgenden Beispiele derUmnutzung ehemaliger Kasernengeländein Wohnraum machen in erster Linieeines deutlich: Liegenschaftskonversionfür Wohnzwecke ist alles andere als eineNotlösung. Beispielsweise durch denUmbau von ehemaligen Mannschafts-unterkünften und die Aufbereitung dervorhandenen Flächen als neues Wohnbau-land mit eventuell ergänzenden Infra-struktureinrichtungen lassen sich attrak-tive städtebauliche Mischungen für neueWohnviertel schaffen. Die oftmals groß-zügig gestalteten Frei- und Grünflächenin ehemaligen Kasernen ermöglichen einkinderfreundliches Wohnumfeld und fa-miliengerechte Wohnungen. Und letztlich

kann die Wohnnutzung alter Kasernendurchaus stilvoll sein, beispielsweise imFall der Münsteraner Lincoln-Barracks,die „Schöner Wohnen“ hinter attraktivenJungendstilfassaden bietet.

Neue Wohnungen im Kölner„Ossendorfpark“

Die Entwicklung auf dem Geländeder ehemaligen Kaserne Klerken imKölner Stadtteil Ossendorf geht in einemrasanten Tempo voran: Die Landesent-wicklungsgesellschaft NRW (LEG) hatinnerhalb von zwei Jahren insgesamt132.000 qm Grundstücksflächen ver-äußert – bis März 2000 waren die Hälfteder Wohnungen und 140 Einfamilien-häuser im Bau bzw. bereits fertiggestellt,parallel dazu wurde mit dem Umbau derKasernengebäude begonnen. In fünfJahren werden hier ca. 4.000 Menschenein neues Zuhause gefunden haben. Gelände der ehemaligen Kaserne

Klerken im Kölner Stadtteil Ossendorf

KonversionsobjektKaserne KlerkenWohnungen im „Ossendorfpark“

LageKöln

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 24,5 haFreigabe: 1995Fördermittel: rd. 83.800.000 DM

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Mit der Freigabe des Standorteseröffnete sich für die Stadt Köln dieChance, eine große zusammenhängendeFläche (ca. 25 Hektar) in zentrumsnaherLage als Wohnbaufläche zu entwickeln.Die stadtentwicklungspolitische Chancestellte gleichzeitig eine große Heraus-forderung dar. Dies gilt vor allem in Hin-blick auf die städtebauliche Gestaltungund Integration des Standortes sowiebezüglich des Umgangs mit den unterDenkmalschutz stehenden zentralenBereichen der Unterkunftsbauten.

Aufbauend auf einem erstenNutzungskonzept 1993 vom Amt fürStadtentwicklung der Stadt Köln lobtendie Stadt Köln, das Ministerium für Bauen und Wohnen des Landes und die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG)1995 einen Ideenwettbewerb aus. Dasdarauf aufbauende Planungskonzeptsieht 1.400 Wohnungen vor, davon 250in bestehenden Gebäuden im Herzen desKasernenkomplexes und 1.200 Wohn-einheiten in Neubauten auf den Flächender ehemaligen technischen und sonstigenGebäude. Investoren sind neben zweiKölner Wohnungsbaugesellschaften auchdrei weitere Unternehmen aus der Region.

Die Hälfte der Wohneinheiten istfür den öffentlich geförderten Wohnungs-bau vorgesehen. Rund 90 Prozent derWohnungen werden in Geschossbautenerrichtet, während nur zehn Prozent Ein-familienhäuser als Doppel- und Reihen-formation errichtet werden. Dies zeigteindeutig die Schwerpunktsetzung derKölner Wohnungsbaupolitik, an geeigne-ten Standorten möglichst verdichtet undflächensparend zu bauen.

Der LEG kommt im Rahmen derProjektentwicklung eine Schlüsselfunk-tion zu, denn sie ist als Standortentwicklermit der eigenwirtschaftlichen Vermark-tung der Grundstücke und gleichzeitigauch als Investor für den Wohnungsbautätig. Eine Besonderheit dabei: Auf einerTeilfläche realisiert sie 49 sogenannten„Qualitätshäuser“: Dabei handelt es sichum kostengünstige und flächensparendeReiheneigenheime für junge Familien mitKindern, die im Rahmen des Pilotprojek-tes „Kosten- und flächensparendes Bauenfür Familien“ des Bundes errichtet werden.Beispielsweise ist ein Einfamilienhausmit 128 Quadratmeter Wohnfläche bereitsfür rund DM 3.000,- pro Quadratmeterinklusive Grundstück zu erwerben – einunschlagbares Angebot angesichts derVerhältnisse des Kölner Immobilien-marktes.

Projektbeispiele in NRW

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Reihenhaus im Kölner „Ossendorfpark“

„WohnparkBuchenwäldchen“ in Iserlohn

Als beispielhaftes Projekt – unddas durchaus auch über die nordrhein-westfälischen Landesgrenzen hinaus –kann auch die Umnutzung der ehemali-gen Winkelmann-Kaserne in Iserlohnbezeichnet werde. Auf dem rund 18 Hektar umfassenden Gelände inzentraler Lage ist der „WohnparkBuchenwäldchen“ entstanden, denn eines der bedeutendsten städtebaulichenProjekte der letzten Jahre steht kurz vordem Abschluß: Zum Ende des Jahres2000 sollen rund 2.000 Menschen in der ehemaligen Kaserne wohnen.

Rückschauend betrachtet begannder Umnutzungsprozess der Winkelmann-Kaserne bereits kurz nach der Freigabe-ankündigung im Jahre 1990. Frühzeitighatte die Stadt Iserlohn die Chanceerkannt, ein neues Wohnquartier in derWinkelmann-Kaserne zu entwickeln undsomit der Wohnungsknappheit – insbeson-dere für Bevölkerungsgruppen mit gerin-gem Einkommen – dauerhaft wirkungs-voll zu begegnen. Unter dieser Prämissesetzten sich Politik und Verwaltung schon frühzeitig für den Standort ein und leiteten noch vor Abzug des Militärsdie notwendigen Planungsschritte ein. Dazu gehörten u.a. die Änderung des

KonversionsobjektWinkelmann-Kaserne„Wohnpark Buchenwäldchen“

LageIserlohn, Märkischer Kreis

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 15,9 haFreigabe: 1993Fördermittel: rd. 54.000.000 DM

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Flächennutzungsplanes, die Aufstellungvon Bebauungsplänen, Veränderungs-sperre, Vorkaufssatzung, Altlastenunter-suchung, ökologische BewertungErschließungsplanung und eine umfangreiche Bürgerbeteiligung.

Als die Winkelmann-Kaserne 1993aus der militärischen Nutzung entlassenwurde, waren diese wichtigen Vorleis-tungen bereits vollbracht worden. Dochauch weiterhin setzten sich die Akteureauf der kommunalen Ebene für eineVerkürzung der üblichen Planungs- undRealisierungszeiträume ein, wo immeres möglich war.

Um diesem hohen Anspruch auchtatsächlich gerecht werden zu können,richtete man im Baudezernat der Stadt-verwaltung eine eigene Arbeitsgruppe„Konversion“ ein. Dieser Arbeitskreis,der aus Mitarbeitern unterschiedlicherÄmter und auch aus anderen Dezernatenzusammengestellt wurde, übernahm dasProjektmanagement. Alle beteiligtenAkteure und Institutionen sowohl aufder lokalen, der regionalen und derEbene des Landes als auch die Vertreterdes Bundes wurden frühzeitig in denProzess mit einbezogen. Die direkteKommunikation, eine enge Vernetzungder verschiedenen Aufgaben und kurzeEntscheidungswege ermöglichten einäußerst effizientes Planen und Handeln.

Auf andere Weise wäre der Konversionsprozess in Iserlohn sicherlichauch bei weitem weniger erfolgreichgehandhabt worden, denn die Winkel-mannkaserne ist lediglich eine von viermilitärischen Großstandorten im Stadt-gebiet, die es seit Mitte der 90er Jahrezivil zu entwickeln galt (vgl. Seite 58)

Um zeitliche Verzögerungen an-gesichts der Mitte der 90er drängendenWohnungsproblematik zu vermeiden,entschied sich die Stadt beispielsweisegegen die Durchführung eines in solchenFällen obligatorischen städtebaulichenWettbewerbs. Anstatt dessen wurde ein„als-ob-Verfahren“ durchgeführt. Städte-bauliche Entwürfe, die als Alternativenim Rahmen der Bauleitplanung sowohlvon der LandesentwicklungsgesellschaftNRW (LEG) als auch vom städtischenPlanungsamt erarbeitet worden waren,wurden eingehend diskutiert, durch einexternes Architektenbüro optimiert undschließlich in einen Bebauungsplanent-wurf umgesetzt.

Auch bei der Vermarktung derWohnbauflächen stellte der Faktor Zeiteine wesentliche Größe für die Stadt dar:Auf Grundlage der Planungsentwürfewurde eine Vermarktungsbroschüreerstellt, um potentiellen Investorenwichtige Erstinformationen möglichstfrühzeitig an die Hand geben zu können.Angesichts der hohen Nachfrage nachgeeignetem Wohnraum, wurden alleGrundstücke binnen weniger Monate anacht Investoren verkauft und notariellabgesichert – und dies noch ehe imNovember 1994 entgültig der Vertragüber den Erwerb der Liegenschaft zwi-schen der Stadt Iserlohn und dem Bundunterzeichnet worden war. Noch bevorsich die Winkelmann-Kaserne im Besitzder Stadt Iserlohn befunden hatte, warsie parzelliert schon wieder weiterver-kauft worden. So blieb der Erwerb undletztlich auch die Umnutzung des Arealskostenfrei für die Kommune.

Der Wohnpark Buchenwäldchen entsteht

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Im Dezember 1994 begann derUmbau der zwei- und dreigeschossigenMannschaftsunterkünfte zu 91 öffentlichgeförderten und 73 freifinanziertenWohnungen; seit 1995 laufen auch dieNeubaumaßnahmen. Zusätzlich wurdenin der ehemaligen Mannschaftsküche in-zwischen ein Einkaufszentrum undein Kindergarten eingerichtet. Insgesamtsollen bis Ende 2000 etwa 870 neueWohnungen entstanden sein, davon etwa 49 Prozent im 1. Förderweg, rund 35 Prozent im 2. Förderweg und ca. 35 Prozent freifinanziert.

Abgesehen von der baulichen Umsetzung des Projektes bemühte mansich in Iserlohn von Beginn an auch umeine Flankierung der sozialen Integrationdes „Wohnparks Buchenwäldchen“. Die Entstehung eines isolierten„Stadtteils im Stadtteil“ sollte unter allen Umständen vermieden werden.Deshalb entwickelte die Stadt zunächsteine breit angelegte Imagekampagne mitder sowohl die Nachbarschaft aus denumliegenden Wohngebieten als auch diezukünftigen Bewohner des Buchenwäld-chens gewonnen werden sollten. Es folgtebereits im Dezember 1994 ein erster „Tagder offenen Tür“, bei dem sich Interes-senten ein Bild von den Planungsabsichtender Stadt und von den Vorhaben derPrivatinvestoren und Wohnungsbaugesell-schaften machen konnten. Im Rahmendieser Veranstaltung entstand auch dieIdee eines Bürgervereins, dessen Ziel die Integration des Wohnparks in das ge-wachsene soziale Umfeld sein sollte.Diese Idee stieß auf große Resonanz undschon 1995 wurde die „GemeinschaftBuchenwäldchen“ – kurz GeBu – ge-gründet. Die GeBu fördert das Zusammen-leben und die gegenseitige Verständigungalter und neuer Bürger. Sie organisiertFreizeit-, Sport-, Kultur und Bildungs-veranstaltungen, pflegt Kontakte zwischenMietern und Vermietern, vermittelt Hilfen wie ambulante Dienste und vielesandere mehr. Dabei wird der Verein auchvon zwei städtischen Sozialarbeiterinnenunterstützt, die als ständige Ansprech-partnerinnen vor Ort erreichbar sind.Darüber hinaus hat die Stadt dem Vereinfür seine Aktivitäten auch eine neu er-richtete Mehrzweckhalle zur Verfügunggestellt. Hier können Stadtteilfeste, Bürgerversammlungen oder auch Fami-lienfeste organisiert werden, die dieGemeinschaft und das Zusammenlebender Bewohner des Buchenwäldchensverbessern sollen.

„Wohnpark Süd“in Lippstadt

Auch in Lippstadt – im Bereichder ehemaligen Churchill-Barracks bzw.des heutigen Wohnparks Süd – spielt diegesellschaftlich-soziale Integration derBewohner des neuen Stadtteils in dasgewachsene Gefüge eine wichtige Rolle.Die Einrichtung einer Begegnungsstättemit angeschlossener Kindertagesstättegehörte hier ebenso ins Nutzungskon-zept wie verschiedene Bildungseinrich-tungen und ein „Marktplatz“ mit kleinenGeschäften, Gastronomie, Arztpraxen,Büros und anderen Service-Einrichtungender Nahversorgung.

Flankiert durch integrative Maß-nahmen – dies wurde auf Seiten derLippstädter Stadtverwaltung schon früh-zeitig erkannt – boten die Möglichkeitender Konversion der insgesamt rund 30 Hektar Fläche umfassenden ChurchillBarracks ein bedeutendes Potential fürdie Stadtentwicklung. Allerdings war esauch kein leicht handhabbares Potential,denn aus denkmalpflegerischer Sichtwurde der aus den 30er Jahren stammen-den Flak-Kaserne größte Bedeutung bei-gemessen. Sie stellt ein wichtiges Doku-ment national-sozialistischer Architekturdar. Insbesondere die zweigeschossigenVerwaltungs- und Unterkunftsbauten mit ihrer „kolossalen“ Pfeilerstellung

Projektbeispiele in NRW

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Umgebaute ehemaligeMannschaftsunterkünfte der Winkelmann-Kaserne

KonversionsobjektChurchill Barracks„Wohnpark Süd“

LageLippstadt, Kreis Soest

LiegenschaftstypKaserne

Größe: ca. 30 haFreigabe: 1992Fördermittel: rd. 11.000.000 DM

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und der systematischen Anordnung imKarree um eine nördliche Mittelachsebilden ein anschauliches Beispiel für einebaukulturell sicherlich sehr interessante,wenngleich historisch belastete Zeit. Da viele Gebäude unverändert aus ihrerEntstehungszeit bis zum Abzug der Britenerhalten geblieben waren, wurden weiteTeile der Anlage 1994 unter Denkmal-schutz gestellt.

Nutzungskonzept „Wohnpark Süd“ und CarTec-Gewerbegebiet (Nordwesten)

Die kommunale Planungskonzep-tion begann bereits bevor die britischenStreitkräfte das Gelände im Jahre 1992freigezogen hatten, denn das Baudezernatentwickelte vorab grundsätzliche Leitlinien für die zukünftige zivile Nutzung. Im Vordergrund standen dabei die Vorstellungen

■ die städtebauliche Insellage der Kaserne aufzubrechen, um das Gelände in das umgebendeStadtgefüge einzubinden,

■ Flächen und Gebäude für einegewerbliche Nutzung bereitzustellenund

■ kommunale Defizite im soziokultu-rellen Bereich sowie bei Sport- undFreizeitreinrichtungen auszugleichen.

Im Mittelpunkt des Interessesstand aber die Schaffung von zeitgemäßenWohnungen, um den zu Beginn der 90er Jahre sehr angespannten Wohnungs-markt Lippstadts zu entlasten. Dabeisollte der Wohnpark Süd aus einembreiten Spektrum verschiedener Wohn-formen bestehen: Im Zentrum, demdenkmalgeschützten Bereich der ehe-maligen Unterkunftsgebäude, solltendurch Um- und Ausbau rund 160 öffent-lich geförderte Mietwohnungen unter-schiedlichen Zuschnitts entstehen. Dane-ben sollten Einfamilienhäuser mit indivi-duellen Grundrissen, Doppelhaushälftenund Reihenhäuser verschiedener Größeund Zuschnitts sowie Eigentumswoh-nungen im Baubestand realisiert werden.

Auf Grundlage einer erstenRahmenplanung beschloss der Rat derStadt Lippstadt 1993, den Flächennut-zungsplan zu ändern und für den ehe-maligen Kasernenbereich drei Bebau-ungspläne aufzustellen. Auf dieserGrundlage lobte die Stadt im Sommer1994 gemeinsam mit der Landes-entwicklungsgesellschaft (LEG) NRWeinen städtebaulichen Ideenwettbewerbaus. Die Ergebnisse dieses Wettbewerbs– angereichert um weitere Fachplanun-gen (u.a. Altlasten- und Lärmschutz-gutachten für die Bereiche Wohnen /Gewerbe) dienten als Grundlage fürweitere Planungen. Nachdem Kaufver-handlungen zwischen Bund und Kom-mune erfolgreich abgeschlossen wordenwaren, begannen im Mai 1996 zunächstdie vorbereitenden Abbruch- und Frei-

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Projektbeispiele in NRW

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KonversionsobjektPortsmouth und Lincoln BarracksWohnen in Münster

LageMünster

LiegenschaftstypKasernen

Größe: ca. 15,6 ha und ca. 6,5 haFreigabe: 1994Fördermittel: rd. 41.000.000 DM

Die Portsmouth- und die Lincoln-Kaserne sind dabei aufgrund ihrer sehrguten Lage innerhalb des Stadtgebieteskonkurrenzlos, so dass die hohe Nach-frage potentielle Vermarktungsproblemeausschließt: Am Rand der Innenstadtgelegen bieten sie gleichzeitig die Nähezur City und zum Freiraum. Bemerkens-wert ist die bauliche und gestalterischeQualität der Mannschafts- und Verwal-tungsgebäude, die das Image der Stand-orte zusätzlich steigern, während dieFlächen der früheren technischen Gebäude Raum für moderne Neubautenschaffen.

Die planerische Herausforderungder Verbindung zwischen Alt und Neuwurde von den Investoren in enger Zu-sammenarbeit mit der Stadt bewusst mitHilfe von städtebaulichen Wettbewerbenangegangen, um damit eine hohe städte-bauliche Qualität zu erreichen. In beidenFällen spielt dabei Grün als verbinden-des Element eine zentrale Rolle.

Darüber hinaus sichern Gestal-tungsfibeln den gestalterischen Zusam-menhang im Gesamtquartier: Die Aussagen zur Gestaltung der Baukörper,zum Grünordnungskonzept sowieöffentlichem und privatem Freiraumbeziehen sich gleichermaßen auf Alt-und Neubauten. Sie sind Teil derstädtebaulichen Verträge zwischen denInvestoren und der Stadt Münster undals Ergänzung zum Bebauungsplan fürdie zukünftigen Bauherren verbindlich.

legungsarbeiten. Anfang 1997 startetedann der Ausbau der Mannschaftsunter-künfte. Insbesondere diese Arbeits-schritte erfolgten in enger Abstimmungmit den Fachleuten vom westfälischenAmt für Denkmalpflege, denn es galtsowohl das äußere Erscheinungsbild alsauch die innere Baustruktur der Gebäudeweitgehend zu erhalten.

Nach 18monatiger Umbauzeitkonnten die 80 Wohnungen im Juli 1998bezogen werden. Im Dezember 1998waren die ehemaligen Unterkunfts-gebäude dann komplett belegt. Paralleldazu wurden aber auch bereits 55 Eigen-tumswohnungen im Bestand sowie die ersten freifinanzierten Einzel- undDoppelhäuser fertiggestellt. In diesemBereich geht die Entwicklung imLippstädter Wohnpark Süd also weiter.

Neue Wohnungen inehemaligen Kasernenin Münster

Als alte Garnisonsstadt stand in Münster mit ca. 150 Hektar ein großes Flächenpotential für die zivileUmnutzung zur Verfügung. VierStandorte mit insgesamt 34 Hektareigneten sich zur Wohnnutzung.

Mit dem Umbau der Kasernenan-lagen zu Wohnungen wurden gleichzeitigzwei Ziele verfolgt: Die Verringerungdes akuten Wohnraummangels sowie dieMinimierung von Landschaftsversiege-lung und Flächenverbrauch. Damit fügtsich die Konversion sehr gut in dasHandlungskonzept Wohnen der StadtMünster ein. Der Schwerpunkt lag inden 80er Jahren eindeutig beim Mehr-familienhausbau (70 Prozent der Wohn-baufertigstellung). Inzwischen ist eineSättigung in diesem Segment erkennbarund auf Basis der Baulandprognose2005 wurde in der Fortschreibung desHandlungskonzeptes der Anteil auf 60 Prozent verringert. Nach der Kommu-nalwahl 1999 und der Veränderung derpolitischen Mehrheitsverhältnisse wurdeder Anteil für die verbleibenden Planun-gen sogar auf 20 Prozent reduziert.

Ehemalige Mannschaftsunterkünfte der Churchill Barracks

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Konversionsbericht Band IV

100

Umgebaute ehemalige Lincoln Barracks

Umgebaute ehemalige Portsmouth Barracks

Bei der Wiedernutzung derLincoln-Kaserne sind zwei weitereAspekte besonders hervorzuheben:

■ Autofreies bzw. -armes Wohnen: DerInnenbereich des Quartiers wird vonAutos freigehalten, indem dieParkplätze teilweise in den Keller-geschossen und teilweise auf separa-ten Abstellplätzen geschaffen werden.

■ Verknüpfung von Wohnungsbau undBeschäftigungsförderung: Der Verein„Dach überm Kopf“ qualifiziertJugendliche und Langzeitarbeitslosein unterschiedlichen Handwerks-bereichen um ihre Integrations-möglichkeiten in den Ausbildungs-und Arbeitsmarkt zu verbessern.Nach Abschluss der Baumaßnahmenwird der Verein acht Wohnungenbelegen und 15 bis 20 Projektteil-nehmern dauerhaftes Wohnen bietenkönnen.

Die reibungslose Umsetzung derMaßnahmen zeigt, dass die Stadt Münstereine neue und richtige Projektentwick-lungsstrategie gewählt hat: Neben demverwaltungsinternen Projektmanagementhat sich public-private-partnership alsgezielte Kooperation zwischen öffent-licher Hand und privaten Unternehmenin finanzieller und zeitlicher Hinsichtbestens bewährt.

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Anhang: Konversionsstandorteruppenabbau in Nordrhein-Westfalen:

Anhang

103

Art der Liegenschaft Bezeichnung GemeindeFläche Freigabe-in ha datum Nutzer*

Depot Betriebsstofflager Arnsberg Arnsberg 4,7120 07.10.1991 BE

Munitionsdepot Stadtwald Arnsberg 11,4880 31.12.1994 BE

Munitionsniederlassung Dickenbruch Arnsberg 11,4912 27.06.1994 BE

Munitionsdepot Arnsberg-Holzen Arnsberg 4,2207 01.03.1992 BW

Munitionsdepot in den Napier Barracks Dortmund 3,8580 31.10.1995 GB

Graf-Landsberg-Kaserne Erwitte 2,8813 01.03.1993 BW

Standortmunitionsniederlage Wuppertal Halver 24,7688 31.12.2002 BW

Munitionsniederlassung Weckinghausen Lippstadt 5,0211 19.11.1992 GB

Munitionsdepot Stilleking II Lüdenscheid 9,8808 06.07.1993 BE

Munitionsniederlassung Yser-Kaserne Lüdenscheid 1,4760 17.07.1991 BE

Munitionsniederlassung La Lys Lüdenscheid 5,4408 17.07.1991 BE

Belgisches Möbeldepot Lüdenscheid 0,7457 14.06.1994 BE

Munitionsdepot, St. Sebastian-Barracks Möhnesee 3,2061 30.04.1993 GB

Treibstofflager „Rother Stein“ Olpe 12,1569 11.12.1991 BE

Treibstofflager Rüthen Rüthen 8,5736 24.06.1993 BE

Gerätedepot Selm (Bork) 53,1410 31.12.2006 BW

Munitionsdepot Wellersberg Siegen 14,0320 15.07.1992 BE

Gilbert-Kaserne (Heeresverpflegungslager) Siegen 6,7938 21.11.1994 BE

Material- u. Möbellager Soest Soest 1,2981 28.10.1994 BE

Depot Doyen Soest 5,8663 29.09.1994 BE

Treibstofflager, Hellefelder Höhe Sundern 4,7124 07.10.1991 BE

Munitionsdepot, Hellefelder Höhe Sundern 11,4878 29.04.1993 BE

Munitionsniederlage Werl Werl 4,0261 28.02.1993 NATO

REME Panzerwerkstatt (23 Base Workshop) Wetter (Ruhr) 20,2187 25.03.1994 GB

Flugplatz Luftlandeplatz Lohner-Klei (Salamanca Air Field) Bad Sassendorf 23,9090 30.07.1993 GB

Houthulst-Kaserne mit Flugplatz (Flughafen Werl) Werl 143,3360 19.10.1994 BE

Kasernen Camp Loquet-Kaserne mit Militärgerichtsamt Arnsberg 14,7373 05.11.1990 BE

Reigersvliet-Kaserne (Jägerkaserne) Arnsberg 18,4296 26.09.1994 BE

Salamanca Barracks Bad Sassendorf 36,0182 01.09.1993 GB

Napier Barracks Dortmund 155,9696 31.10.1995 GB

Ubique Barracks (Stadtkrone-Ost) Dortmund 14,3600 26.02.1993 GB

Redesdale Barracks (Stadtkrone-Ost) Dortmund 6,2425 06.10.1993 GB

Westriding / Moore Barracks (Stadtkrone-Ost) Dortmund 34,6495 22.12.1993 GB

Suffolk Barracks Dortmund 8,7603 17.11.1995 GB

Cromwell Barracks Hamm 8,4962 28.10.1991 GB

Newcastle Barracks Hamm 4,5310 01.06.1994 GB

Peninsula Barracks (Camp Deilinghofen) Hemer 29,1522 27.08.1992 GB

Barrosa Barracks (Camp Deilinghofen) Hemer 27,9044 27.08.1992 GB

Bernhard-Hülsmann-Kaserne Iserlohn 15,9390 30.11.1995 BW

Corunna Barracks Iserlohn 15,8746 05.10.1994 GB

Winkelmann-Kaserne Iserlohn 15,8970 29.09.1993 BW

Sauerland-Kaserne (Teilfläche) Lennestadt 0,3800 21.07.1992 BW

Churchill Barracks Lippstadt 30,0395 17.12.1992 GB

Kaserne Hellersen (Panzerreparaturwerkstatt) Lüdenscheid 4,9739 27.10.1994 BE

Regierungsbezirk Arnsberg

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Konversionsbericht Band IV

104

Fläche Freigabe-Art der Liegenschaft Bezeichnung Gemeinde in ha datum Nutzer*

Yser-Kaserne (Kaserne Baukloh) Lüdenscheid 11,3813 13.07.1992 BE

La-Lys-Kaserne (Buckesfeld-Kaserne) Lüdenscheid 24,7165 27.10.1994 BE

Jonet-Kaserne Marsberg 9,2009 25.07.1994 BE

Northumberland Barracks Menden 21,2291 26.03.1993 GB

St. Sebastian Barracks Möhnesee 20,3469 30.04.1993 GB

LAD-Werkstätten (Annex Barracks) Möhnesee 5,9986 30.04.1993 GB

Wellersberg-Kaserne (Kaserne Pepinster) Siegen 14,0315 02.08.1994 BE

Heidenberg-Kaserne (Kaserne Bricart) Siegen 26,2541 08.09.1994 BE

Bleidorn-Kaserne (Canal van Wessem Kas.) Soest 18,2948 20.07.1994 BE

Rumbeke-Kaserne Soest 7,9228 08.09.1992 BE

Colonell-BEM-ADAM-Kaserne Soest 10,0429 29.11.1994 BE

Metzer-Kaserne (Steenstraete-Kaserne) Soest 6,2031 02.09.1991 BE

Hellweg-Kaserne Unna 13,0050 31.12.1998 BW

Albuhera Barracks (Werler Stadtwald) Werl 39,3849 20.07.1994 GB

Teilflächen aus Annex Barracks (Werler Stadtwald) Werl 26,4000 20.07.1994 GB

Victoria Barracks (Werler Stadtwald) Werl 14,1870 20.07.1994 GB

Nachrichtenanlagen Richtfunkstelle Basenberg Arnsberg 0,0900 07.12.1994 BE

Richtfunkstelle Schuhmachers Kopf Arnsberg 0,0900 26.09.1994 BE

Decca-Station Brilon 2,9583 31.12.1992 BE

Richtfunkstelle Lohhagen, Wiblingwerde Nachrodt 0,1032 21.01.1998 GB

Raketenstellungen Feuerleitbereich, Raketenstellung Burbach 6,9171 15.01.1996 BW

HAWK-Stellung Oesdorf Marsberg 10,4460 21.12.1993 BE

HAWK-Stellung BOC Essentho Marsberg 1,2130 15.11.1992 BE

Mobilmachungsstützpunkt Massen* Unna 2,6230 1995 BW

Übungsplätze Schießstand Hellefelder Bachtal Arnsberg 3,9000 18.07.1991 BE

Übungsgelände An der Schledde Bad Sassendorf 17,0502 31.08.1993 GB

Ausbildungsstützpunkt, Breutlicht Madfeld Brilon 0,6940 31.12.1999 BW

5. Bahn Schießstand Hemer-Landhausen Hemer 0,6250 07.07.1994 GB

Standortübungsplatz Hemer-Deilinghofen Hemer 5,0000 31.12.1993 BW

Übungsgelände Lipperbruch (Teilfläche) Lippstadt 3,0000 31.12.1996 BW

Schießstand Spielwigge Lüdenscheid 6,4240 14.06.1994 BE

Standortübungsplatz Stilleking (+ Munitionsdepot Stilleking I) Lüdenscheid 211,3341 06.07.1992 BE

Übungsplatz Heerwiese Lüdenscheid 84,5000 14.06.1994 BE

Übungsgelände Essentho Marsberg 9,5794 14.10.1993 BE

Schießstand Fischbacher Berg Siegen 6,0603 07.09.1994 BE

Truppenübungsplatz Siegen-Trupbach Siegen 292,7924 26.04.1994 BE

KK-Schießstand u. Panzerstraße Siegen 19,2712 31.12.1995 BE

Schießstand Wellersberg Siegen 0,0850 26.04.1994 BE

KK-Schießstand Lendringsen Soest 0,5000 30.09.1991 BE

Übungsgelände Hiddingser Weg Soest 3,9355 30.09.1994 BE

Standortübungsplatz Soest-Büecke Soest 200,2576 05.07.1994 BE

Arnsberg Gesamtfläche: 1999,15 Hektar

* BE – Belgische Streitkräfte BW – Bundeswehr GB – Britische Streitkräfte NL – Niederländische Streitkräftige US – Amerikanische Streitkräfte

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Anhang

105

Fläche Freigabe-Art der Liegenschaft Bezeichnung Gemeinde in ha datum Nutzer*

Depot Forward-Storage, ehem. Versorgungslager Tappen Barntrup 9,8150 31.12.1999 NATO

Redcar Barracks (Verpflegungsamt) Bielefeld 4,2027 08.10.1993 GB

Rochdale Barracks Bielefeld 8,6457 26.07.1994 GB

Forward-Storage-Site Alfen Borchen 15,3949 23.08.1993 NATO

Cortemark-Kaserne Büren 20,6252 15.09.1993 NATO

Tanklager Niehorst Gütersloh 5,9319 21.02.1994 BW

Verpflegungslager West, Nebenlager Herford 2,6466 01.06.1995 BW

Standortmunitionsniederlage 353/1 Höxter 9,2600 31.12.1997 BW

Springbok Barracks Minden 0,1825 27.02.1992 GB

Camp Nieheim, Poembsenstr. Nieheim 3,7127 07.09.1993 GB

Munitionsdepot Poembsen Nieheim/Bad Driburg 65,2290 14.12.1993 GB

Umschlagplatz EKW / TKW Sennelager Paderborn 1,4760 31.12.1997 BW

Standortmunitionsniederlage 352/1 Petershagen 7,3946 01.10.1995 BW

Standortmunitionsniederlage 352/2 Porta Westfalica 8,4362 01.10.1995 BW

Betriebsstoffdepot Preußisch-Oldendorf 29,2151 31.12.2000 BW

Munitionsaußenlager Tonnenheide Rahden 18,6466 31.12.1995 BW

FSTS Sennelager Schlangen 12,5517 15.07.1993 BW

Kasernen Ripon Barracks Bielefeld 13,8031 30.09.1994 GB

Richmond Barracks Bielefeld 7,0385 29.10.1992 GB

Harrogate Barracks Bielefeld 6,3396 29.04.1994 GB

Ravensberger-Kaserne Bielefeld 1,1810 01.04.1996 BW

Klüter-Kaserne (Nederland-Kaserne) Blomberg 14,3434 14.12.1995 NL

Desenberg-Kaserne Borgentreich 11,3056 01.02.1994 BW

Maenhout-Kaserne Brakel 9,6397 13.07.1994 BE

Hobart Barracks (Fliegerhorst) Detmold 109,1836 31.07.1995 GB

Lothian Barracks Detmold 12,4635 15.12.1992 GB

Elles Barracks (Emilien-Kaserne) Detmold 3,3507 10.12.1992 GB

Maresfield Barracks (Waldfrieden-Kas.) Herford 23,4133 19.08.1994 GB

Stornoway Barracks (Spiegelberg-Kaserne) Lemgo 8,6776 24.08.1993 GB

Tunis Barracks Lübbecke 6,3548 01.04.1992 GB

St. Georges Barracks Minden 75,6099 24.09.1993 GB

Kingsley Barracks Minden 19,6601 01.06.1994 GB

Clifton Barracks (Mudra-Kaserne) Minden 13,9484 11.09.1992 GB

Elisabeth Barracks (Gneisenau-Kaserne) Minden 14,3230 10.09.1993 GB

Westminster Barracks (Simeons-Kaserne) Minden 10,7700 30.09.1993 GB

Rhodesia Barracks (Marienwall-Kaserne) Minden 0,8658 01.06.1993 GB

Horrocks Barracks Paderborn 5,3009 20.07.1992 GB

Birdwood Barracks Rödinghausen 27,3907 17.12.1993 GB

Börde-Kaserne Warburg 12,0137 29.09.1993 BW

Nachrichtenanlagen Radio-Relais-Station Ebberg Bielefeld 0,0450 30.11.1993 GB

Radaranlage Borgholzhausen Borgholzhausen 2,8191 28.11.1991 GB

Fernmeldeanlage Hameln II Extertal 5,0594 02.06.1993 US

Richtfunkstation Holsen-Nettelstedt Hüllhorst 0,0740 31.12.1997 GB

Radarstation Köterberg Lügde 0,8045 28.06.1993 US

Regierungsbezirk Detmold

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Konversionsbericht Band IV

106

Fläche Freigabe-Art der Liegenschaft Bezeichnung Gemeinde in ha datum Nutzer*

Raketenstellungen HAWK-Stellung Bad Driburg Bad Driburg 12,2876 07.06.1993 BE

HAWK-Stellung Tietelsen Beverungen 12,0221 21.12.1993 BE

HAWK-Stellung Bosseborn Brakel 10,2080 21.12.1993 BE

HAWK-BOC-Stellung Brakel Brakel 1,1834 07.06.1993 BE

HAWK-Stellung u. Nachrichtenanlage Schwelentrup Dörentrup 10,9389 15.04.1991 US

HAWK-Stellung Velmerstot Horn-Bad Meinberg 10,8589 01.10.1994 NL

HAWK-Stellung Schwalenberg Lügde 11,1368 29.09.1994 NL

HAWK-Stellung Hirschstein Willebadessen 10,3932 20.09.1993 BE

Übungsplätze Standortübungsplatz Brenker Mark Büren 68,7016 16.12.1992 GB

Schießstand Hakedahl Detmold 2,6782 03.08.1994 NL

Schießstand Hille-Wittloge Hille 23,0258 16.03.1994 GB

Übungsgelände Lemgo-Biesterberg Lemgo 29,1616 30.06.1995 GB

Schießstand/Übungsgelände Spiegelberg Lemgo 0,3275 05.11.1992 GB

Kerr Barracks Löhne 6,8000 30.09.1994 GB

Pionier-Übungsplatz Minden Minden 0,4567 01.02.1995 BW

Standortübungsplatz Brandholz Möhnesee 100,4932 10.07.1997 BW

Pionierübungsplatz Windheim-Jössen (Teilfläche) Petershagen 3,5600 31.12.1999 BW

Übungsgelände Warburg Warburg 35,4910 29.09.1993 BW

Detmold Gesamtfläche: 988,87 Hektar

* BE – Belgische Streitkräfte BW – Bundeswehr GB – Britische Streitkräfte NL – Niederländische Streitkräftige US – Amerikanische Streitkräfte

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Anhang

107

Fläche Freigabe-Art der Liegenschaft Bezeichnung Gemeinde in ha datum Nutzer*

Depot Munitionsdepot Brüggen Bracht Brüggen 1.200,0000 01.03.1997 GB

Gerätedepot Heiligenhaus Heiligenhaus 14,7000 1999 BW

Munitionsdepot Twisteden RSC-CAS Kevelaer 151,9020 03.11.1993 US

Linn Barracks (NAAFI-Depot) Krefeld 4,5851 25.09.1991 GB

Ayrshire Barracks, Teilfläche (Nordpark) Mönchengladbach 126,0000 28.06.1996 GB

Panzerwerkstatt REME (Rotunda Barracks) Mönchengladbach 8,3470 1992 GB

Bundeswehrdepot Elmpt Niederkrüchten 5,7947 05.97 BW

Betriebsstofflager Dillborn Niederkrüchten 4,0057 01.11.1983 GB

NAAFI-Depot Schwalmtal-Waldniel 1,8793 12.96 GB

Hilsea Barracks Viersen 16,4663 31.08.1995 GB

St. Barbara Barracks Viersen 3,0310 31.03.1992 GB

Pionierpark (Stahlwerke Becker) Willich 25,6026 23.03.1992 GB

Kitchener Barracks Willich 4,5506 31.03.1992 GB

Flugplätze Flugplatz Weeze-Laarbruch Weeze 594,3521 12.99 GB

Kasernen Glamorgan Barracks Duisburg 21,6230 01.03.1993 GB

Caernarvon Barracks (Flughafenkaserne) Düsseldorf 27,1597 09.94 GB

Ruhrland-Kaserne Essen 17,6931 01.08.1994 BW

Waldkaserne Hilden (Teilfläche) Hilden 0,6500 28.10.1992 BW

Haynes Barracks Krefeld 3,8263 20.12.1989 GB

Bradbury Barracks Krefeld 22,3854 2002 GB

Fife Barracks Mönchengladbach 9,8867 06.96 GB

Ayrshire Barracks South Mönchengladbach 110,7040 2002 GB

Hampshire Barracks Mönchengladbach 11,5201 2002 GB

Wrexham Barracks Mülheim an der Ruhr 15,9721 30.06.1994 GB

Roy Barracks Ratingen 7,6000 1995 GB

HQ 54th. A.S.G. (ehem. Reichelwerke) Rheinberg 20,5000 27.08.1991 US

Francisca Barracks St.Tönis 16,3592 2002 GB

Reitzenstein-Kaserne Wesel 6,0884 03.98 BW

Generaloberst-Höpner-Kaserne Wuppertal 11,5019 28.02.1994 BW

Sagan-Kaserne Wuppertal 13,8164 28.02.1994 BW

Nachrichtenanlagen Communications Facility Brüggen 0,2500 1993 US

Communications Facility Hamminkeln 0,2500 1992 US

Communications Site Kalkar 0,2500 1993 US

Sendeanlage Horstdyk Krefeld 2,1653 30.11.1993 GB

Funkanlage Hehn Mönchengladbach 8,9632 01.08.1994 GB

Radarstation Rheurdt Rheurdt 2,2179 01.10.1993 FR

Raketenstellungen NIKE-Stellg. Grefrath (Feuerleitbereich) Grefrath 4,0969 20.12.1990 BW

NIKE-Stellg. Grefrath (Abschußbereich) Grefrath 11,8986 31.08.1993 BW

Mobilmachungsstützpunkt Grevenbroich Grevenbroich 2,3657 1995 BW

NIKE-Stellg. Grevenbroich (Feuerleitber) Grevenbroich 3,8426 28.08.1991 BW

NIKE-Stellg. Grevenbroich (Unterk.-Ber.) Grevenbroich 3,8524 28.08.1991 BW

Mobilmachungsstützpunkt Sevelen Issum 1,8594 01.07.1994 BW

NIKE-Stellg. Sonsbeck (Abschußbereich) Xanten 12,8974 16.07.1990 BW

NIKE-Stellg. Sonsbeck (Unterk.-Bereich) Xanten 3,2853 16.07.1990 BW

Regierungsbezirk Düsseldorf

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Konversionsbericht Band IV

108

Fläche Freigabe-Art der Liegenschaft Bezeichnung Gemeinde in ha datum Nutzer*

NIKE-Stellg. Sonsbeck (Feuerleitbereich) Xanten 2,9501 16.07.1990 BW

Übungsplätze Standortübungsplatz Wisseler Dünen Kalkar 78,9323 01.06.1993 BW

Schießstand Hülser Bruch Krefeld 5,6549 12.97 GB

Flur 64 Schwalmtal-Waldniel 3,7176 1996 GB

Übungsplatz Labbecker Straße Uedem 11,0987 12.99 BW

Düsseldorf Gesamtfläche: 2639,05 Hektar

* BE – Belgische Streitkräfte BW – Bundeswehr GB – Britische Streitkräfte NL – Niederländische Streitkräftige US – Amerikanische Streitkräfte

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B. Truppenabbau inNordrhein-Westfalen:Umfang und

Anhang

109

Fläche Freigabe-Art der Liegenschaft Bezeichnung Gemeinde in ha datum Nutzer*

Depot OCASC-Lager Rothe Erde Aachen 1,4099 18.10.1995 BE

Panzerinstandsetzungswerk Ichendorf Bergheim 17,1324 16.02.1995 BW

Petrol-Depot Düren-Konzendorf Düren 22,9210 01.07.1995 BE

Teildepot Munition Engelskirchen/Wiehl 53,5518 01.05.1996 BW

Munitionslager Friesheimer Busch Erftstadt 56,1590 29.03.1994 BE

Camp Astrid (Kaserne) u. Munitionslager Propsteier Wald Eschweiler/Stolberg 350,2195 21.11.1995 BE

Sanitätsmaterial-Außenlager Euskirchen Euskirchen 0,3789 17.08.1995 BW

Sanitäts-Depot Euskirchen Euskirchen 0,9552 17.08.1995 BW

Standortmunitionsniederlage 314/1 (Teverner Heide) Geilenkirchen 20,3690 1995 BW

Storage Annex Geilenkirchen 0,2700 1994 US

Luftwaffenmaterialdepot 83 Gummersbach 8,8540 1993 BW

Kaserne Holm (Depot) Köln 10,9970 Ende 1992 BE

Munitionsdepot Stockheim/Kreuzau Kreuzau 132,7488 19.06.1991 BE

Lager Gevenich Linnich 0,3121 1991 BW

Tanklager Niederkassel-Rheidt Niederkassel 5,9960 05.07.1993 BW

Standortmunitionsniederlage 311/1 Pulheim 10,5430 01.04.1995 BW

Lager Chorbusch Pulheim 13,1260 18.08.1992 BE

Camp Pinefield Wegberg 6,5000 26.04.1996 GB

Flugplätze Flugplatz Butzweilerhof Köln 12,0864 05.10.1995 BE

RAF-Flugplatz Wildenrath Wegberg 506,4465 02.11.1992 GB

Flugplatz Merzbrück Würselen 24,6672 31.10.1995 BE

Kasernen Kaserne Aachen-Brand Aachen 1,8697 März 1996 BE

Camp Gabrielle Petite Aachen 43,9668 15.09.1992 BE

Camp Pirotte Aachen 12,7689 11.10.1995 BE

Hermann-Löns-Kaserne Bergisch Gladbach 24,9446 01.11.1995 BW

Quartier Handzaeme Düren 43,2883 04.07.1991 BE

Panzerkaserne Düren (Jägerbataillon) Düren 53,0169 06.97 BW

v. Gersdorff-Kaserne (Mercator-Kaserne, Teilbereich) Euskirchen 0,1286 26.04.1996 BW

Camp Bachem Frechen 21,6114 21.07.1992 BE

Selfkant-Kaserne (Teilfreigabe) Geilenkirchen 44,0000 12.96 BW

Kaserne Klerken Köln 24,5266 09.11.1995 BE

Kaserne Moorslede Köln 46,4760 07.07.1992 BE

Kaserne Passendale Köln 10,7400 01.12.1998 BE

Kaserne Haelen (Etzel-Kaserne) Köln 14,5241 18.12.1996 BE

Kaserne Brasseur Köln 80,9749 Jul. 1995 BE

Kaserne Butzweilerhof (Teilfläche) Köln 7,6846 03.98 BW

Hermannsberg-Kaserne (Unterk.-Bereich NIKE-Stellung) Marienheide 6,0780 31.01.1992 BW

Kaserne Nutscheid Waldbröl 7,7219 vsl. 1999 BW

Mercury Barracks Wassenberg 122,0960 31.03.1995 GB

Regierungsbezirk Köln

* BE – Belgische Streitkräfte BW – Bundeswehr GB – Britische Streitkräfte NL – Niederländische Streitkräftige US – Amerikanische Streitkräfte

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Konversionsbericht Band IV

B. Truppenabbau inNordrhein-Westfalen:Umfang und

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Fläche Freigabe-Art der Liegenschaft Bezeichnung Gemeinde in ha datum Nutzer*

Nachrichtenanlagen Weitfunkstelle Drover Heide Düren 0,2500 03.12.1991 BE

Richtfunkturm bei Rubach Lindlar 0,0300 Okt 94 BE

Radio-Relais-Station Roetgen 0,2500 30.09.1993 US

NATO-Weitfunkstation Lammersdorf Simmerath 3,3778 05.03.1996 BW

Richtfunkstation Simmerath-Lammersdorf Simmerath 4,5000 30.09.1993 US

Richtfunkstelle Titz-Opherten Titz 0,4000 Feb. 1994 BE

Fernmeldestation Jackerath Titz 1,1890 09.97 BW

Raketenstellungen NIKE-Stellung Bedburg (A.-, Fl.- u. U.-Bereich) Bedburg 12,8106 1991 NATO

NIKE-Stellung Blankenheim (Unterk.-Bereich) Blankenheim 2,9439 21.12.1988 BE

NIKE-Stellung Blankenheim (Feuerleitbereich) Blankenheim 1,7035 15.08.1989 BE

NIKE-Stellung Blankenheim (Abschußbereich) Blankenheim 8,6155 15.08.1989 BE

NIKE-Stellung Camp Bodart Düren 6,1129 13.06.1991 BW

Mobilmachungsstützpunkt Erkelenz Erkelenz 0,4631 01.07.1995 BW

Mobilmachungsstützpunkt Randerath Heinsberg (Rhld.) 0,4247 01.07.1995 BW

Mobilmachungsstützpunkt Bierth Hennef (Sieg) 0,8630 1994 BW

NIKE-Stellung Thum Kreuzau 6,2135 13.06.1991 BW

NIKE-Stellung Griemeringhausen (Feuerleitbereich) Marienheide 2,3740 01.04.1989 BW

NIKE-Stellung Griemeringhausen (Abschußbereich) Marienheide 9,9329 01.04.1989 BW

Mobilmachungsstützpunkt Zingsheim Nettersheim 0,3100 24.03.1994 BW

NIKE-Stellung Nideggen-Berg Nideggen 3,9727 03.06.1991 BW

Mobilmachungsstützpunkt Waldbröl Waldbröl 0,8633 03.03.1997 BW

Mobilmachungsstützpunkt Rath-Anhofen Wegberg 0,3333 01.07.1995 BW

Raketenstellung Arsbeck Wegberg 29,6536 01.11.1992 BW

Übungsplätze Standortschießanlage 314/1 (Lintertstr.) Aachen 5,8871 13.06.1996 BW

Übungsgelände Mechernich-Breitenbenden Mechernich 1,1000 12.05.1992 BE

Standortübungsplatz Breiniger Berg Stolberg (Rhld.) 11,0746 01.10.1993 BW

Köln Gesamtfläche: 1937,71 Hektar

* BE – Belgische Streitkräfte BW – Bundeswehr GB – Britische Streitkräfte NL – Niederländische Streitkräftige US – Amerikanische Streitkräfte

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B. Truppenabbau inNordrhein-Westfalen:Umfang und

Anhang

111

Fläche Freigabe-Art der Liegenschaft Bezeichnung Gemeinde in ha datum Nutzer*

Depot Gerätedepot Coesfeld (Lette) 10,9035 31.12.2006 BW

AS-Lager, Visbeck Dülmen 4,3400 31.12.2000 BW

Standortmunitionsniederlage Dülmen 12,8752 31.12.2000 BW

Betriebsstoff-Depot Everswinkel Everswinkel 59,5992 30.04.1995 GB

Munitionsniederlassung Hiltrup Münster 25,5713 08.01.1993 GB

Simpson Barracks Münster 4,9265 29.01.1993 GB

Gerätelager Münster Münster 0,4000 01.07.1995 BW

Munitionsdepot (AS-Lager) Ostbeveren VLM (Mun) Ostbevern 8,5523 29.01.1993 NATO

Standortmunitionsniederlage 331/1 Ostbevern 14,2425 15.02.1995 BW

Preston Barracks Recklinghausen 18,1200 30.03.1991 GB

Sanitätsmaterialaußenlager Wolbeck Sendenhorst 5,8320 31.12.2006 BW

Kasernen Winterbourne Barracks Münster 16,0620 31.01.1995 GB

Buller Barracks (Kasernengelände Loddenheide) Münster 29,3176 20.01.1994 GB

Swinton Barracks (Kasernengelände Loddenheide) Münster 29,0000 20.01.1994 GB

Waterloo Barracks (Kasernengelände Loddenheide) Münster 29,0690 20.01.1994 GB

Portsmouth Barracks Münster 15,6665 28.09.1994 GB

Von-Einem-Kaserne (Reiter-Kaserne) Münster 10,5576 14.01.1992 BW

Nelson Barracks Münster 8,0995 28.09.1995 GB

Lincoln Barracks (Dreizehner-Kaserne) Münster 6,5323 24.10.1994 GB

Nachrichtenanlagen US-Weitfunkstation Letterhausstrasse / Olfener Weg Dülmen 0,6300 12.11.1999 US

Raketenstellungen Mobilmachungsstützpunkt Ottenstein Ahaus 0,3490 26.10.1993 BW

Mobilmachungsstützpunkt Ahlen II Ahlen 0,4620 1995 BW

NIKE-Stellung Westkirchen Ennigerloh 0,0100 31.12.2003 BW

Mobilmachungsstützpunkt Münster Münster 1,2928 31.12.1994 BW

NIKE-Stellg. Raesfeld (Abschußbereich) Raesfeld 16,5445 01.10.1991 BW

NIKE-Stellung Raesfeld (Unterk.-Bereich) Raesfeld 4,6335 03.05.1989 NATO

NIKE-Stellung Raesfeld (Feuerleitbereich) Raesfeld 3,6777 01.06.1985 NATO

NIKE-Stellung Rheine (Abschußbereich) Rheine 12,1300 1993 BW

NIKE-Stellung Schöppingen (Feuerleitbereich) Schöppingen 4,7800 16.03.1989 NATO

NIKE-Stellung Schöppingen (Unterk. Bereich) Schöppingen 7,9130 01.12.1988 NATO

NIKE-Stellung Schöppingen (Abschußbereich) Schöppingen 13,8600 16.03.1989 NATO

Mobilmachungsstützpunkt Steinfurt Steinfurt 0,3430 1996 BW

Münster Gesamtfläche: 376,29 Hektar

Regierungsbezirk Münster

Page 106: Zehn Jahre Truppenabzug und Konversion in Nordrhein …...Zehn Jahre Truppenabzug und Konversion in Nordrhein-Westfalen Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Impressum: Ministerium für

Konversionsbericht Band IV

Quellennachweis

112

Fotografien und PläneBezirksregierung Detmold, Herr Höltkemeier......................................................................................................................Seite 78

EBV Immobilien GmbH Alsdorf, Herr Knisch .............................................................................................................Seite 13, 50

Entwicklungsgesellschaft Stadt Viersen mbH ......................................................................................................................Seite 76

EUWATEC e.V., Detmold.....................................................................................................................................................Seite 83

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Werl mbH.......................................................................Seite 62, 63

Gewerbepark Deilinghofen GmbH & Co Hemer, Herr Hohlweck.......................................................................................Seite 68

Gewerbepark Münster Loddenheide GmbH.........................................................................................................................Seite 66

GIB Landesberatungsgesellschaft mbH, Bottrop..................................................................................................................Seite 80

Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC)........................................................Seite 13, 58, 59, 60, 72, 73, 74, 75, 84, 97

Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC), Herr Schirowski............................................................................Seite 14, 52

Landesentwicklungsgesellschaft NRW (LEG) .........................................................................................................Seite 94, 95, 99

MKM Mundorf GmbH & Co Immobilien KG Troisdorf, Herr Hülsstrunk..........................................................................Seite 54

Mindener Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (MEW)..................................................................Seite 71

Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Minden .................................................................................................................Seite 70

R & G Werbeagentur und Verlag GmbH Möhnesee, Herr Gölzenleuchter ..........................................................................Seite 67

Siemens AG, Erlangen ..........................................................................................................................................................Seite 51

Herr J. Sliwka, Münster ........................................................................................................................................................Seite 53

Staatliches Bauamt Detmold...........................................................................................................................................Seite 88, 89

Staatliches Bauamt Münster ...........................................................................................................................................Seite 86, 87

Staatliches Bauamt Soest ......................................................................................................................................................Seite 90

Stadt Düren ...........................................................................................................................................................................Seite 64

Stadt Iserlohn ..................................................................................................................................................................Seite 92, 96

Stadt Lippstadt ......................................................................................................................................................................Seite 98

Stadt Wetter an der Ruhr .......................................................................................................................................................Seite 61

Transfer GmbH, Minden.......................................................................................................................................................Seite 82

Wirtschaftsförderung Lippstadt GmbH.................................................................................................................................Seite 55

Wohnbau Auguste Victoria GmbH, Münster ........................................................................................................................Seite 13

Wohn + Stadtbau GmbH Münster.......................................................................................................................................Seite 100

Wohnbau Rhein-Ruhr GmbH, Bottrop ...............................................................................................................................Seite 100

Wuppertal GmbH – Gesellschaft für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung................................................................Seite 57