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AUSGABE 00 – SONNTAG, 8. MAI 2011 SONDERBEILAGE DER TIROLER TAGESZEITUNG ZEITSCHRIFT FÜR DAS ROTE KREUZ TIROL Schnellein- satzteams helfen in- ternational, wenn lokale Hilfe nach Katastrophen nicht mehr ausreicht, um die Folgen zu bewältigen. Seite 14 Ohne das Engagement Freiwilliger wäre Europa unsicher – und nicht nur das Rote Kreuz kaum handlungsfä- hig. Seite 11 Weltweit Freiwilligenarbeit Für den Notfall bereit: Rettung neu ab Juli Fotos: Andreas Schinner, ÖRK Seite 2 13

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Zeichen 13 vom 08.Mai 2011, Zeitschrift für das Rote Kreuz Tirol, Rettungsdienst, Freiwilligenarbeit, Weltweit, Aus- und Fortbildung, Zivildienst, Rotkreuz-Angebote, Blutspende

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AusgAbe 00 – sonntAg, 8. MAi 2011 sonderbeilAge der tiroler tAgeszeitung

zeitschrift für dAs rote Kreuz tirol

Schnellein- satzteams helfen in-ternational, wenn lokale Hilfe nach Katastrophen nicht mehr ausreicht, um die Folgen zu bewältigen. Seite 14

Ohne das Engagement Freiwilliger wäre Europa unsicher – und nicht nur das Rote Kreuz kaum handlungsfä-hig. Seite 11

WeltweitFreiwilligenarbeit

Für den Notfall bereit: Rettung neu ab Juli

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ÖRK

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB Sonntag, 8. Mai 20112

Reinhard NeumayrPräsident Rotes Kreuz Tirol

S ie werden jetzt sicher-lich „Mai“ ergänzen,

wie Sie es vielleicht aus dem Kinderlied kennen. Einem Lied übrigens, das in etwa aus der Zeit des Biedermeier stammt. Einer Zeit, in der auch bei uns in Mitteleuropa schön lang-sam die Auflehnung ge- gen ein sehr strenges Re-gime wuchs und schließ-lich in einer Revolution endete. Der Weltrotkreuz-Tag am 8. Mai wird alljähr-lich zum Gedenken an den Geburtstag des Rotkreuz-Gründers Henry Dunant begangen, als Zeichen des Friedens.

„Alles neu“, zumindest äußerlich, heißt es auch ab dieser Ausgabe des „Zei-chen“. Sie halten unsere neu gestaltete Zeitschrift in den Händen, die wir für Sie handlicher, lesbarer und dadurch hoffentlich auch attraktiver gemacht haben. Blättern Sie darin und nutzen Sie Informati-onen und Tipps und – mit etwas Glück – gewinnen Sie vielleicht auch mit un-serer Zeitschrift.

„Alles neu“ könnte Ih-nen vielleicht auch in nächster Zeit auffallen, schließlich sind es wenige Wochen, bis mit 1. Juli der „Rettungsdienst neu“ in Tirol startet. Unser Inter-esse ist es, unsere bisher hohen Qualitätsstandards im ganzen Bundesland ein-heitlich noch weiter zu ver-

bessern. Dass das oft sehr viel Kraft und Anstrengung kostet, weil in unserem Land eben die verschie-densten Bedürfnisse aus den mannigfaltigsten Re-gionen unter einen Hut zu bringen sind, die dann für unser schönes Tirol im Ge-samten zu gelten haben, können Sie sich sicher vor-stellen.

Aber Herausforderun-gen sind eben dazu da, um sie zu meistern. Nur so gelingt es uns allen, am selben Strang in dieselbe Richtung zu ziehen.

Und diese gemeinsa-men Kraftanstrengungen braucht es demnächst in vielen Bereichen. Betrach-ten wir doch Pflege oder Katastrophenhilfe, Migran-ten und Flüchtlinge, Ju-gendarbeit und Ausbildung oder die Zukunft in den sozialen Verpflichtungen, die durch den diskutierten Wegfall des Wehrdienstes auch massive Probleme bei den Zivildienstleisten-den bringen würden.

Dass sich unsere Gesell-schaft sehr intensiv auf die freiwillige Arbeit von Ehren-amtlichen verlassen kann, zeigen gerade wir im Roten Kreuz vorbildhaft auf. Dass diese professionelle Arbeit zwar kostenlos aber eben nicht selbstverständlich ist, das wird vielen wohl erst im heurigen Jahr der Frei-willigentätigkeit bewusst werden.

Foto: Rotes Kreuz

EDITORIAL

Alles neu, macht der . . .

[email protected]

INHALTSANGABE

Jährlich leisten rund 545 junge Män-ner ihren Zivildienst beim Roten Kreuz in Tirol. Von diesen Zivil-dienstleistenden werden effektiv rund 610.000 Einsatzstunden er- bracht. Seite 6

Die Rotkreuz-Akademie in Rum ist seit Oktober 2008 als zentrale Aus-bildungsstät-te für alle Freiwilligen und berufli-chen Mitar-beiter geöff-net. Seite 5

ZivildienstAus- und Fortbildung

Seit über hun-dert Jahren ist das Rote Kreuz im Ret-tungsdienst

Partner der Tiroler Ge-meinden. Seit Juli 2010 nun Partner des Landes, nachdem die Bieterge-meinschaft „Rettungs-dienst Tirol“ den Zuschlag dafür erhalten hat.

Vor wenigen Tagen wurde in einem offiziellen Notariatsakt die Nachfol-ge-Gesellschaft gegrün-det. Sie wird als „Rotes Kreuz Tirol gemeinnützige Rettungsdienst GmbH“ gemeinsam mit den Part-nerorganisationen Arbeiter Samariterbund, Malteser Hospitaldienst, Johanniter Unfallhilfe und Österreichi-scher Rettungsdienst ab 1. Juli 2011 im Auftrag des Landes den bodenge-bundenen Rettungsdienst besorgen. Mit dabei sind neben dem Landesverband auch alle Tiroler Rotkreuz-Bezirksstellen. Mit Andre-as Karl und Ivo Habertitz führen zwei erfahrene und langjährige Rotkreuz-Mitar-beiter als Geschäftsführer diese neue GmbH, ärztli-cher Leiter ist Dr. Thomas Fluckinger.

Und die neue Rettung

startet im Juli! „Die Vorbe-reitungen dafür laufen auf Hochtouren“, beschreibt Direktor Thomas Wegmayr vom Tiroler Roten Kreuz die Situation. „Im Prinzip arbeiten wir auf zahlrei-chen Ebenen mehr denn je an der Umsetzung des Rettungsdienstes neu! Schließlich gilt es nun, im ganzen Bundesland für al-le gemeinsam dieselben hohen Qualitätsstandards umzusetzen und zu ver-einheitlichen.“ Dazu tref-fen sich nicht nur die Ex-perten aus den einzelnen Bezirksstellen regelmäßig, auch Koordinationssitzun-gen mit den Vertretern des Auftraggebers – Land, Gemeinden und Kranken-kasse – braucht es dazu. „Dass ein Notfalleinsatz beispielsweise in einem entlegenen Seitental un-ter Umständen andere Voraussetzungen für Not-ärzte und Sanitäter bringt, als mitten in der Innsbru-cker Altstadt liegt auf der Hand.“

Und was ist neu?Die wesentlichsten Än-

derungen sehen die Tiro-lerinnen und Tiroler auf der Straße fahren. Neue Fahrzeuge mit neuem Aus-sehen und einem – inter-

national verständlichen – Schriftzug „AMBULANCE“. Aktuell wurden seit Jänner fast 20 neue Rettungsfahr-zeuge und vier neue Not-arztfahrzeuge in Betrieb genommen. Alle Fahrzeu-ge sind mit der neuesten Medizintechnik bestückt. Tirolweit einheitlich und zentral beschafft, damit eben deutlich kostengüns-tiger und bei Bedarf auch problemlos überregional einsetzbar.

Gestaltet und ausge-wählt wurden Fahrzeuge und Geräte im Rahmen tirolweiter Arbeitsgruppen, an denen sich alle Bezirks-stellen und die Partneror-ganisationen beteiligt hat-ten. „Gemeinsam an ei-nem Strang ziehen eben“, wie Wegmayr betont.

Test in der Leitstelle„Seit 1. April läuft in

der Leitstelle Tirol ein Pro-bebetrieb, bei dem Notfall-rettung und Krankentrans-port getrennt disponiert werden“, beschreibt Weg-mayr. „Nicht mehr ,die All-round-Rettung‘ macht al-les, sondern je nach Erfor-dernis wird das optimale Einsatzmittel geschickt!“ Ganz logisch, denn eine einfache Gipskontrolle braucht im Winter weniger

Es wird heiß: Neue Rettung ab JuliHelfen

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Sonntag, 8. Mai 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB 3

INHALTSANGABE

8. Mai 2011 – Sonderbeilage

Gründungsherausgeber: Komm.-Rat Joseph S. Moser, April 1993 †; Herausgeber und Medieninhaber: Schlüsselverlag J. A. Moser GmbH; Sonderpublikationen, Leitung: Stefan Fuisz. Hersteller: Intergraphik Ges. m. b. H.;

Redaktion: Fritz Eller, Christa Hofer; Jürgen Bombardelli, Walter Daser, Robert Dempfer, Wolfgang Egger, Christa Erlacher, Herbert Haid, Gabriela Hartig, Margret Klausner, Helmut Kometer, Martin Leibetseder, Peter Mader, Thomas Marecek, Reinhard Neumayr, Manfred Schiechtl, Philipp Schumacher, Martin Storf, Thomas Weg-mayr, Vanessa Weingartner, Andrea Winter, Heinz Wolf. Verkaufsleitung Sonderpublikationen: [email protected]

Anschrift für alle: 6020 Innsbruck, Ing.-Etzel-Straße 30, Postfach 578, Tel. 05 04 03, Beilagen-Fax 05 04 03-3577.

Gesell-schaftliche Verän-derungen machen sich auch beim Blutspendedienst be-merkbar: Die Empfänger werden immer älter, jun-ge Spender fehlen aber oft. Helfen Sie mit, Le-ben zu retten! Seite 10

Von der Altenfachbetreu-ung bis zum Zivildienst spannt sich der Bogen des Rotkreuz-Angebotes. Seite 8

BlutspendeRotkreuz-Angebote

aufwendige Betreuung und Hilfeleistung durch Perso-nal und Ausstattung als es beispielsweise der Notfall- einsatz zu einem schwe-ren Herzinfarkt benötigt. „Dass wir aber auch da-

für weiterhin auf unser dichtes Netz all unserer Dienststellen und unsere freiwilligen und beruflichen Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter setzen, ist ganz ent-scheidend für die perfekte

Versorgung im Rettungs-dienst. Eine direkte Com-puterverbindung zwischen einem PC im Einsatzfahr-zeug und in der Leitstel-le soll das System noch schneller machen und vor

allem Verwaltungsarbeit sparen. Außerdem sollen ab Oktober stufenweise die anderen Bezirksstellen an die Leitstelle Tirol an-geschlossen werden. Das Ziel ist aber für alle gleich:

Eine weitere Verbesserung der bisher schon sehr ho-hen Qualitätsstandards, auf allen Ebenen, in allen Regionen!

Es wird heiß: Neue Rettung ab Juli

[email protected]

Bei jedem Wetter sind rund um die Uhr auch weiterhin Rotkreuz-Experten im Rettungseinsatz. Foto: Hörhager/RK Tirol

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB Sonntag, 8. Mai 20114

Das Tiroler Jugendrot-kreuz ist mit seinem vielfältigen

Angebot Ansprechpartner für alle Tiroler Schulge-meinschaften und damit für Kinder und Jugendli-che, Lehrer und Eltern.

Das Jugendrotkreuz bietet allen Tiroler Leh-rern kostenlos vier Ausbil-dungskurse an, in denen sie die Lehrberechtigun-gen für die Fachbereiche „Erste Hilfe“, „Rettungs-schwimmen“, „Babyfit“ und „Pflegefit“ (Betreuung und Pflege in der Familie) erwerben und damit ihr Wissen in diesen Berei-chen an die SchülerInnen weitergeben können. Die Ausbildungskurse dauern fünf Tage und schließen mit einer Lehrbefähigungs-prüfung ab.

12.000 TeilnehmerNach Erwerb der Lehr-

berechtigung veranstaltet das Tiroler Jugendrotkreuz jährlich Fortbildungen in den einzelnen Bereichen,

die die Aktualität der Lehr-meinungen gewährleis-ten. Über 12.000 Schüler

werden pro Schuljahr auf diesem Weg von 450 Ju-gendrotkreuz-Lehrschein-

besitzern in ihrer Freizeit ausgebildet. Vor allem bei den Älteren ist der 16-stün-dige Erste-Hilfe-Grundkurs sehr gefragt, gilt dieser doch auch für den Führer-schein. Doch in der Ersten Hilfe beginnt die Ausbil-dung durch das Jugendrot-kreuz bereits viel früher: Schon in der Volksschule steht allen Lehrern auch ohne spezielle Lehrberech-tigung das Helfi-Programm zur Verfügung, mit dem auf spielerische Art und Weise bereits den ganz Kleinen die Grundlagen der Ersten Hilfe vermittelt werden.

Beim Rettungsschwim-men gilt im Tiroler Jugend-rotkreuz der Grundsatz: Kein Kind verlässt die Schule, ohne Schwimmen gelernt zu haben. Und mit den beliebten Schwimm-abzeichen vom Oktopus über den Früh-, Frei-, Fahr-ten- bis zum Allround-schwimmer kann dieses Ziel auch tatsächlich er-reicht werden. Für Lehrer, aber auch alle Schüler der weiterbildenden Schulen stehen mit dem Lifesaver, dem Helfer- oder dem Ret-

ter-Schein noch weitere, anspruchsvolle Ausbildun-gen zur Verfügung.

„Babyfit“ heißt der Kurs für angehende Babysit-ter ab 14 Jahren, in dem man alles Wissenswerte über Kleinkinder, deren Entwicklung, Nahrung so-wie altersgerechte Spie-le lernt. Mit 16 Stunden Babyfit, 16 Stunden Erste Hilfe und vier bis sechs Stunden zum Thema Kin-dernotfälle werden die Ba-bysitter auf den Umgang mit Kindern vorbereitet.

Richtig pflegenWer im Krankheitsfall

richtig helfen oder im Al-ter richtig pflegen will, der kann ebenfalls einen Kurs vom Jugendrotkreuz besu-chen und darin die richti-gen Verhaltensweisen und Techniken erlernen. Ein sorgfältiger Umgang mit pflegebedürftigen Men-schen steht ja auch me-dial seit einiger Zeit im Mittelpunkt und gewinnt in den nächsten Jahren im-mer mehr an Bedeutung.

Das Jugendrotkreuz macht Lehrer und Schüler fit

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Helfen

Angehende Babysitter erhalten das nötige Rüstzeug, um Kinder bestens betreuen zu können. Foto: Grafik RK NÖ, Bearbeitung info-consult.at

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Babysitterausbildung ab 14 Jahren. An deiner Schule und an ausgewählten  Rotkreuz-Dienststellen.

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Auffrischung Kindernotfallkurs

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Child emergency course

Dauer                    Datum

5 Jahre Gültigkeit

Willkommen im Österreichischen Roten Kreuz!

Durch deine Teilnahme an diesem Kurs hast du 

dich nicht nur auf die Tätigkeit als Babysitter/in 

vorbereitet. Du bist für dieses Jahr auch Mitglied* im 

Österreichischen Jugendrotkreuz (ÖJRK) geworden. 

Durch deine Mitgliedschaft entstehen dir keine Ver-

pfl ichtungen. Im Gegenteil: Wir laden dich ein, weitere 

Angebote des ÖJRK zu nutzen. Weitere Informationen 

dazu fi ndest du unter www.jugendrotkreuz.at

*laut den Richtlinien zur Förderung der außerschulischen

Jugenderziehung und Jugendarbeit des BMGFJ, sofern

der Kurs nicht ausschließlich im Rahmen des Unterrichts

abgehalten wurde.

BABYFITDer Inhaber/die Inhaberin dieses Ausweises hat 

beim Österreichischen Jugendrotkreuz bzw. 

Österreichischen Roten Kreuz den Babyfi t-Kurs 

erfolgreich besucht. Er/sie hat sich im Ausmaß 

von 16 Stunden in Theorie und Praxis unter 

anderem mit folgenden Themen beschäftigt:

1  Entwicklung vom Säugling bis zum Schulkind

1  Körperpfl ege und Hygiene

1  Ernährung

1  Schlafphasen und Einschlafrituale

1 Mit Kindern spielen

1  Selbstfi ndung und Sexualität

1 Rechte und Pfl ichten eines Babysitters

16 sessions/contents:

1 Development stages from infant to school-age child

1 Body care and personal hygiene

1 Nutrition

1 Sleep phases and bedtime rituals

1 Playing with children

1 Self-discovery and sexuality

1 Rights and duties of a babysitter

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Infos: www.baby-fit.at

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Unbeschwert freie Zeit genießenFast zehn Prozent

aller Kinder zwischen vier und 15 Jahren lei-den an Bettnässen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele betrof-fene Kinder belas-tet es deswegen, bei Freunden zu übernach-ten oder an Camps teil-zunehmen.

Beim Abenteuer-

camp des Jugendrot-kreuzes Tirol spielt das keine Rolle. Zwei Wochen lang erleben die Kinder ein Camp mit Baden, Ausflügen, Grillen, Basteln und Spielen, und all das ohne Stress vor einem nassen Bett. Termin: 16. bis 30. Juli. In-fos gibt es unter Tel.

0 512/58 24 67, auf www.wirhelfen.at oder über [email protected]

Traditionell findet auch das Sommerla-ger für finanziell oder sozial benachteiligte Kinder statt. Anmel-dung über die Schulen. Termin: 30. Juli bis 13. August.

ABenTeUeRCAmPS FüR KIDS

Großunfälle undGroßunfall- und Ka-

tastrophenhilfe gehö-ren zu den Kernkom-petenzen des Roten Kreuzes. Immer, wenn es gilt, bei außerge-wöhnlichen Ereignissen schnell und kompetent zu helfen, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Tirol bereit,

hElfEn bEI GRossEREIGnIssEn – In

jenen Menschen hilfe zu bringen, die sie drin-gend brauchen – bei bedarf sogar weltweit.

Ursache und Wirkung sind bei Großunfällen im Vergleich zum „regu-lären“ notfallrettungs-dienst, zur „regulären“ Krisenbetreuung völlig verschieden. sie haben ganz andere Gesetze.

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Sonntag, 8. Mai 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB 5

Das Zusammenwirken mit anderen Organisationen wird auch bei Großübungen regelmäßig trainiert (wie hier bei der Landesübung 2005 in Walchsee). Foto: RK Tirol

Tirol und auch welTweiT

Katastrophen haben ihre eigenen Gesetzeaus diesem Grund wer-den in umfangreichen Seminaren und lehr-gängen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter zu experten speziell für Großunfall- und Katast- rophenhilfe aus- und weitergebildet. dazu kommen noch eigene Großübungen.

dass die helfenden

im notfall zielgerichtet in den einsatz gehen, dazu braucht es ein optimales Zusammen-spiel von leitstellen und Führungskräften. „wir greifen hier mit den Bezirksrettungs-kommanden und dem landesrettungskom-mando auf eine hoch-professionelle freiwil-

lige Führungsebene zurück,“ so landes-rettungskommandant heinz wolf zum Sys-tem. „die Journaldiens-te können rund um die uhr bei Bedarf jeder-zeit die entsprechen-den Maßnahmen zur Bewältigung von Groß-schadensereignissen einleiten und führen!“

Die Rotkreuz-Akademie in Rum ist seit Oktober 2008 zentrale

Ausbildungsstätte für alle Freiwilligen und beruf-lichen Mitarbeiter.

Mit einem Pool von fünf fixen Mitarbeitern und der Unterstützung von 220 Lehrbeauftragten für Erste Hilfe und Lehrsanitätern aus allen elf Bezirksstel-len Tirols werden an der Rotkreuz-Akademie mehr als 3000 Mitarbeiter jähr-lich aus- und weitergebil-

det. „Damit leisten wir ei-nen wesentlichen Beitrag für ein sicheres Land Ti-rol“, ist Helmut Kometer, der Leiter der Akademie, stolz: „Schließlich erwar-ten sich die Tirolerinnen und Tiroler bestens ausge-bildete Mitarbeiter.“

17.000 Teilnehmer17.000 Teilnehmer

absolvieren pro Jahr die knapp 1000 Erste-Hilfe-Kurse in Tirol. „Natürlich werden auch Spezialkur-se wie Kindernotfallkurse, Erste-Hilfe-Outdoor oder alle vom Gesetzgeber laut

Arbeitsstättenschutzver-ordnung geforderten Kur-se für Firmen angeboten. „Unsere Lehrbeauftragten sind außerdem alle aktiv im Rettungsdienst tätig und daher immer auf dem aktuellen Stand, was die Betreuung und Versorgung von Verletzten oder er-krankten Personen betrifft. Sie vermitteln kompetent einfache und sichere Ers-te-Hilfe-Maßnahmen, die auch immer wieder aufge-frischt werden sollten.“

Rund 700 Teilnehmer werden in Tirol jährlich in 260 Stunden praktisch

und theoretisch zu Ret-tungssanitätern ausgebil-det, ein großer Teil davon sind übrigens Zivildiener. „Einmal mit dem ,Rotkreuz- Virus‘ infiziert, bilden sich dann viele zu Notfallsani-tätern weiter, 2010 waren es 77 MitarbeiterInnen. Damit ist die ideale Ba-sis geschaffen, um dem Notarzt als Assistent best-möglich zur Seite zu ste-hen“, berichtet Kometer.

AusbildungsmoduleZusätzliche theoreti-

sche und praktische Wei-terbildungen, oft in Koope-

ration mit den Kliniken, und Prüfungen in den Mo-dulen Arzneimittellehre, Venenzugang und Infusi-on ermöglichen den Mit-arbeitern, den Notfallpati-enten bei Notwendigkeit venöse Zugänge zu legen und diverse Medikamente zu verabreichen. „Damit kann die Situation des Pa-tienten sofort verbessert bzw. so lange stabilisiert werden bis der Notarzt ein-trifft,“ bekräftigt Helmut Kometer die intensiven Fortbildungsmaßnahmen.

Bestens für den Einsatz ausgebildetTheorie und Praxis ergänzen die umfassende Ausbildung der Freiwilligen und Rotkreuz-Mitarbeiter optimal. Fotos: RK-Akademie Tirol

Helfen

[email protected]

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB Sonntag, 8. Mai 20116

In drei Schritten zum Zivildienst

Tirols Jugendliche zeigen ihr Können. Foto: Jürgen Bombardelli/RK-Tirol

Jugendbewerb 2011Der Jugendbewerb

findet am Samstag, 2. Juli, zwischen 8.30 und 16 Uhr in zahlreichen spannenden Stationen im gesamten Gemein-degebiet von Fulpmes statt. Prüfer achten auf die korrekte Erfüllung der gestellten Aufga-ben. Siegerehrung ist ab 19.30 Uhr im Pavillon.

Mit nur wenigen Schritten kann man seinen Zivildienst beim Roten Kreuz Tirol leis-ten. Zuerst ist zu prü-fen, ob man alle Vor-aussetzungen erfüllt wie Tauglichkeitsbe-scheinigung, Abgabe der Zivildiensterklärung und Erhalt des Feststel-lungsbescheides.

Als nächster Schritt muss geklärt werden, zu welchem Antrittster-min (Februar, Mai, Au-gust, Oktober, Dezem-ber) man zugewiesen werden will und auch, in welchem Bereich man tätig sein möchte (Ret-tungsdienst, Blutspen-dedienst, Verwaltung etc.). Als dritten Schritt

sollte man mit dem RK-Landesverband Ti-rol telefonisch Kontakt aufnehmen und sich – soweit es möglich ist – seinem Wunschtermin und Aufgabenfeld „zu-weisen“ lassen. Über 500 junge Männer tun dies jährlich und ab-solvieren ihren Dienst beim Roten Kreuz Tirol.

LEISTUnGSSchAU UnD ZIVILDIEnSTAnMELDUnG

Besonders beeindruckt die Betreuuer die persön-liche Entwick-

lung der Zivildiener, die während ihres neunmonatigen Dienstes geschieht.

Ein ungewohnter An-blick? Morgens vor der Rotkreuz-Bezirksstelle in Lienz kann man ein sich täglich wiederholendes, beschauliches Bild beob-achten, wenn einige „Rot-jacken“ vor dem Haus für Ordnung sorgen – sprich: für eine laub-, splitt- bzw. schneefreie Aus- und Zu-fahrt für die Einsatzfahr-zeuge. Die meisten dieser jungen Burschen grüßen freundlich und wirken für die frühe Tageszeit recht munter.

Breites ArbeitsfeldIm Stiegenhaus herrscht

ebenso reges Treiben, wo sie von der Dienstanmel-dung in der Leitstelle zu ihrem jeweils für den Tag zugewiesenen Aufgaben-bereich aufbrechen: Über-prüfung der Fahrzeuge innen und außen mit ev. Nachbestückung von Ma-terialien, dazu gehörende Reinigungsarbeiten und

Gerätekontrolle und in wei-terer Folge dann das Aus-rücken zu Rettungs- und Krankentransporten ge-meinsam mit den haupt-amtlich Diensthabenden. Nicht selten gehen die Fahrten auch zu weiter entfernten Gesundheits-einrichtungen. Für einige gibt es Arbeit im organi-

satorischen bzw. Verwal-tungsbereich – je nach Bedarf zur EDV-Erfassung, Erledigen von Post- und Bankwegen, Ablagearbei-ten, Materialüberprüfung bzw. -beschaffung. Schwer vorstellbar, wenn es die-se jungen Helfer, die von Gesetzes wegen für diese Aufgaben „verpflichtend“

Egal ob in der Verwaltung, beim Kranken- und Rettungstransport

Zivildienst: Nicht nur PflichtübungHelfen

Das Bild des Zivildieners in der Öffentlichkeit hat sich seit den Anfangsjahren (1975) stark

verändert. Mehr als 13.000 junge Menschen jährlich, die sich – aktuell für neun Monate – in Österreich sozial engagieren, sind ja auch kaum zu übersehen. Speziell dann nicht, wenn einen The-men wie Rettungsdienst, Krankentransport, Blut-spendedienst, Behindertenbetreuung, Pflege und Betreuung etc. persönlich oder zumindest im eige-nen Umfeld betreffen.

Würde nun die allgemeine Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst in Österreich fallen, für wen wären die Konsequenzen dann am stärksten spür-bar? Bei dieser Frage geht es jedenfalls nicht um das Rote Kreuz, sondern um alle Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Un-ser Sozialsystem funktioniert derzeit mit Hilfe von Zivildienern, die wertvolle Arbeit in den unterschied-lichsten Bereichen leisten. Dieses System ist er-probt und lässt sich nicht von heute auf morgen ersetzen.

Die vor kurzem geführte Diskussion in Deutsch-land – nach der Abschaffung der allgemeinen Wehr-pflicht und damit auch des damit verbundenen Zi-vildienstes – über den Einsatz von Hartz-IV-Empfän-gern für gemeinnützige Tätigkeiten zeigt, wohin die Reise gehen kann. Nicht, dass man darüber nicht diskutieren dürfte. Realistisch umsetzbare Alterna-tiven zum Zivildienst müssen von der Politik aber gemeinsam mit allen relevanten Partnern erarbei-tet werden. Das Rote Kreuz steht den Verantwort-lichen bei der Ausarbeitung von Konzepten gerne mit seiner Expertise zur Verfügung.

Wer braucht „Zivis“ wirklich?

MEINUNG

Von Thomas Wegmayr Foto

: RK

Tirol

[email protected]

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Sonntag, 8. Mai 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB 7

herangezogen werden, nicht mehr gäbe.

Der jugendliche Charme bei der Vielzahl unserer Zi-vildiener bringt Abwechs-lung in den oft tristen Alltag von Patienten – hier besonders den älte- ren –, die sichtlich große Zuneigung zu den unbe-schwert auftretenden jun-

gen Sanitätern entwickeln. Ihr Umgang mit kranken, gebrechlichen Menschen ist rücksichtsvoll und auch in der Unterhaltung zeigen die „Zivis“ Einfühlungsver-mögen und Themenviel-falt.

Besonders beeindru-ckend aber ist die persön-liche Entwicklung in die-

sem mittlerweile nur mehr neun Monate dauernden Tätigkeitszeitraum der Zi-vildienstleistenden. Da kommen Jugendliche kurz nach ihrer Matura, auch körperlich etwas Gereifte-re mit abgeschlossener Lehre, um ihren Zivildienst im sozialen Bereich abzu-leisten und einige Monate

später verlassen uns junge Männer, die nun schein-bar wissen, was sie wirk-lich im/vom Leben wollen, so der Eindruck unisono wohl von den meisten Zi-vildienst-Betreuern in ganz Tirol.

NeuorientierungManch einer ändert sei-

ne ursprüngliche Ideolo-gie, die einst angestrebte Studienrichtung oder über-denkt seine bisherige Aus-bildung. HTL-Absolventen oder AHS-Maturanten stre-ben plötzlich eine medizi-nische Weiterbildung an, Einzelhandelskaufmänner und IT-Techniker wollen die Welt, andere Völker und deren Mentalität ken-nen lernen.

Ob es der soziale As-pekt ist, der die Dynamik für ein Umdenken, eine Wesensveränderung, die Charakterprägung entwi-ckelt? – Manch ein in Er-innerung gerufener Name lässt darauf schließen und macht uns stolz, hier die Möglichkeit „für einen Rei-fungsprozess“ angeboten zu haben, von der wir als Organisation Rotes Kreuz wiederum auch nur profi-tieren können.

Zivildienst: Nicht nur Pflichtübung

oder in Gesundheitseinrichtungen: Vom Dienst der Zivildiener profitieren alle. Fotos: Erlacher, ÖRK

[email protected]

Aktuell leisten jähr-lich rund 545 junge Männer ihren Zivil-dienst beim Roten Kreuz in Tirol. Von diesen Zivildienst-leistenden werden effektiv ca. 610.000 Einsatzstunden ge-leistet (Urlaub, Kran-kenstand, Ausbil-dung abgezogen).Als Ersatz müssten dafür berechnete 369 hauptberufliche Vollzeit-Mitarbeiter angestellt werden.Derzeit bleiben ca. 50 Prozent der Zivil-dienstleistenden, na-türlich unterschied-lich lang und mit unterschiedlicher In-tensität, dem Roten Kreuz als Freiwillige erhalten. Diese wür-den wohl wegfallen.Nebenbei: Zusätz-lich entfallen durch den Wegfall der Zi-vildienstleistenden und der Rekruten des österreichischen Bundesheeres auch viele Blutspender: Jährlich würden dann weit über 3000 Blut-konserven fehlen!

HINTERGRUND

Layout- und Formatwechsel

Layout-Sitzung in der TT für das neue „Zeichen“. Foto: Klausner

Nicht nur ein neu-es Äußeres, sondern auch eine inhaltliche Neustrukturierung bie-tet „Zeichen“, die Zeitschrift für das Ro-te Kreuz, den Leserin-nen und Lesern. „Wir erscheinen einerseits ab sofort am Sonntag im neuen Tabloid-For-mat“, beschreibt Rot-

kreuz-Presse-Chef Fritz Eller den Relaunch. „Da haben unsere Le-ser Zeit, bekommen ihre Zeitung schon vor dem Frühstück an die Haustür oder können sie kostenlos aus ei-ner der knapp 5000 TT-Selbstbedienungsta-schen nehmen.“ Dass andererseits ganz „ne-

benbei“ auch das Lay-out verändert wurde, ist Ergebnis zahlrei-cher Meetings. „Ziel ist es“, so Geschäftsfüh-rer Thomas Wegmayr, „dass unsere Leserin-nen und Leser interes-sante Infos erhalten, aber auch Wissenswer-tes erfahren, das ihnen einen Nutzen bringt.“

ZEICHEN IM NEuEN DESIGN

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB Sonntag, 8. Mai 20118

Seit mehr als 25 Jahren gibt es die Hilfe auf Knopfdruck durch das Rote Kreuz Inns-bruck. Heute können mehr als 3600 Tirole-rinnen und Tiroler Hilfe holen, ohne ein Tele-fon in der Hand halten zu müssen – möglich durch das Hausnot-rufsystem des Roten

Kreuzes. 1984 starte-te das Rote Kreuz im November mit einem Teilnehmer den Haus-notruf. Dahinter steht die Erfahrung aus dem Rettungsdienst, dass vorwiegend betagte Menschen unglücklich in der Wohnung stür-zen und oft erst Stun-den oder gar Tage spä-

ter gefunden werden. „Das muss nicht so sein“, erklärt Martin Breiteneder vom Roten Kreuz Innsbruck. Hilfe bieten ein Handsender, der wie eine Armband-uhr getragen wird, oder GSM-taugliche Geräte, auf denen zweimal am Tag die OK-Taste ge-drückt werden muss.

Sicherheit auf Knopfdruck

Diese Geräte können Leben retten. Foto: ÖRK

DER HAuSNOTRuf – EINE ERfOlGSGEScHIcHTE

Von der Alten-fachbetreu-ung bis zum Zivildienst spannt sich

der Bogen des Rotkreuz- Angebotes.

Die Gesundheits- und Sozialen Dienste des Ro-ten Kreuzes betreuen Menschen in jedem Alter. Das Kindertageszentrum „Seifenblase“ in Inns-bruck beherbergt etwa neben der Krabbelstube einen Kindergarten, einen Volksschulhort und einen Hauptschulhort. In Stift Fiecht in Vomp haben 15

junge Burschen zwischen 14 und 18 Jahren eine neue Heimat gefunden, die ohne Begleitung eines Erwachsenen nach Ös-terreich geflüchtet sind. Gemeinsam mit unseren Buddys machen asylbe-rechtigte Flüchtlingsfami-lien die ersten Schritte in ihrer neuen Heimat.

Ein offenes OhrMit Ö 3 betreibt das

Rote Kreuz die Ö 3-Kum-mernummer 116 123. Täglich von 16 bis 24 Uhr stehen Fachkräfte den an-rufenden Menschen bei Kummer und Sorgen zur

Verfügung. Für nicht ge-rade mit Wohlstand ge-segnete Mitbürgerinnen und Mitbürger gibt es die kostenlose, wöchentliche Lebensmittelausgabe und die sozialen Kleiderläden, in denen um erschwingli-che Preise bestens erhal-tene Bekleidung gekauft werden kann. Eine Not-schlafstelle in Innsbruck bietet Menschen ohne Wohnung im Winter Unter-kunft für die Nacht.

Das Angebot für rüstige Seniorinnen und Senioren reicht von Bewegung zum Wohlfühlen, über Senio-rentanz, Seniorengymnas-

tik, Beckenbodengymnas-tik bis zum Gedächtnis-training. Betreutes Reisen für Seniorinnen und Seni-oren, welche während des Urlaube einer speziellen Betreuung bedürfen, bie-tet jährlich ein umfangrei-ches Reiseprogramm. Die verschiedensten Vortrags-reihen rund um Alter und Gesundheit runden das Programm ab.

Für nicht mehr so mobi-le Menschen stehen viel-fältige Angebote zur Verfü-gung wie z. B.: Essen auf Rädern, der Hausnotruf, der Pflegemittel- und Pfle-gebettenverleih, der Trans-

port von Menschen mit Behinderung, der betreute Fahrdienst sowie der Arz-neimittelnotdienst.

Rund um die UhrPflege und Betreuung

reichen von der einfachen Nachbarschaftshilfe, über die 24-Stunden-Betreuung bis zur Hauskrankenpfle-ge. Aber auch Besuchs-dienste für einsame Men-schen und die Begleitung von Schwerstkranken, Sterbenden und deren An-gehörigen bietet das Rote Kreuz an.

Pflege und Betreuung von A bis ZKreativ sein, Spaß haben, sich austoben können – im Kindertageszentrum „Seifenblase“ ist das alles möglich. Foto: ÖRK Landesverband Tirol/Kindertageszentrum Seifenblase, Sabine Juen

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Leben

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Sonntag, 8. Mai 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB 9

Essen auf Rädern

Zeitig in der Früh werden die Fahrzeuge beladen, um recht-zeitig vor Mittag beim Klienten zu sein. Foto: Wolfgang Egger

24-Stunden-BetreuungDie wohl am häu-

figsten gestellte Fra-ge in Österreichs Pri-vathaushalten ist die: „Was gibt es heute zu essen?“ Für manche beantwortet das Rote Kreuz in Zusammenar-beit mit den Innsbru-cker Sozialen Diens-ten diese Frage. Insge-samt sieben Fahrzeuge

verlassen Tag für Tag die Dürerstraße vollbe-laden mit Menüs. „Wir fahren auf geplanten Routen kreuz und quer durch die Stadt, um al-le Klienten vor Mittag zu erreichen“, erklärt Walter Gross, der für das Rote Kreuz Inns-bruck das Essen auf Rädern organisiert.

Das Rote Kreuz un-terstützt Sie bei der Su-che nach einer 24-Stun-den-Betreuung: 1. Tele-fonische Erstabklärung: Ein Rotkreuz-Mitarbei-ter informiert Sie über die Möglichkeiten und den Ablauf der Betreu-ung. 2. Persönlicher Besuch: Gemeinsam mit Ihnen erhebt ein

Rotkreuz-Mitarbeiter den konkreten Bedarf. 3. Vertrag: Zur Vermitt-lung der Betreuungs-kraft schließen Sie mit dem Roten Kreuz einen Vertrag ab. Mehr Infos: Landesverband Tirol, Paolo Brückner, Tel. 057 144 - 411 oder per E-Mail: [email protected]

unTERSTüTZunG In DEn EIGEnEn VIER WänDEn

Der Tiroler Bezirk nahm an einer bun- desweiten Studie zur

Zufriedenheit von Rot-kreuz-Kunden teil.

Unbürokratisch, schnell, flächendeckend und immer an die Bedürfnisse der Klienten angepasst – das ist das Ziel des Sozial-dienstes im Bezirk Reut-te. Eine Zielsetzung, die erfüllt wird, wie eine bun-desweite Studie der Wirt-schafts-Uni Wien zur Zu-friedenheit der Kundinnen und Kunden zeigte.

Spitzenwert„Für den Bezirk Reutte

gab es nur Bestnoten“, ist Martin Storf, Bezirks-geschäftsführer des Roten Kreuzes Reutte, stolz. Ba-sis für die Erhebung war ein standardisierter Frage-bogen, der an die Klienten ausgegeben wurde. Die Rücklaufquote lag bundes-weit bei 32 Prozent, im Bezirk Reutte bei 57 Pro-zent, der absolute Spit-zenwert im Vergleich aller

teilnehmenden Bundes-länder.

Es war bereits die dritte Erhebung nach 2004 und 2007, Reutte nahm 2010 das zweite Mal nach 2007 teil. Gefragt wurde nach dem Vorhandensein einer verantwortlichen Pflege- und Betreuungsperson, nach der Kontinuität der

Pflege- und Betreuungsper-son, nach der Mitbestim-mungsmöglichkeit bei der Besuchslänge und beim Zeitpunkt des Besuchs, der Einbeziehung der An-gehörigen, nach Pflege-kosten und Betreuung so-wie nach der Zusammen-arbeit zwischen Hausarzt und Pflegepersonal. Gene-

rell zeigte sich, dass alle abgefragten Merkmale in Tirol und dem Burgenland besser als in den anderen Bundesländern beurteilt wurden. Der Bezirk Reut-te führt viermal die Spitze der Bundesländerbewer-tung an – u. a. bei der Fra-ge nach der Zufriedenheit von Pflege und Betreuung

insgesamt –, das Burgen-land zweimal, Oberöster-reich einmal.

Zahlreiche LeistungenDie vom Roten Kreuz

im Bezirk Reutte angebo-tenen Leistungen reichen von der medizinischen Hauskrankenpflege über die Pflegehilfe, Heim- oder Haushaltshilfe, Essen auf Rädern bis zur Familien-hilfe und dem Heilmittel-verleih. Wobei die Sozi-aldienste auf langjährige Erfahrung zurückgreifen können: „Bereits in den 1970er-Jahren haben wir mit unserer Arbeit begon-nen, seit 1989 erfolgt sie im Rahmen des Sprengel-systems des Landes“, er-läutert Storf. Der gleichzei-tig betont, dass man sich nach der Studie nicht auf den Lorbeeren ausruhen will. „Auch wenn wir gut bewertet wurden – verbes-sern kann man immer et-was. Eines unserer Ziele ist zum Beispiel, eine Ta-gespflege einzurichten“, erklärt Storf.

„Wie zufrieden sind unsere Kunden?“ Das wollte das Rote Kreuz im Bezirk Reutte wissen. Symbolfto: ÖRK

Bezirk Reutte: Bestnoten für den Sozialdienst

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Helfen

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB Sonntag, 8. Mai 201110

Gesellschaft-liche Verän-derungen machen sich auch beim

Blutspendedienst bemerk-bar: Die Empfänger wer-den immer älter, junge Spender fehlen aber oft.

Der hohe Blutbedarf in allen Ländern mit einem entwickelten Gesundheits-wesen ist in erster Linie eine Folge des medizini-schen Fortschritts. Viele Operationsformen, Trans-plantationen und die Be-

handlung von Patienten mit bösartigen Tumoren sind nur dank moderner Transfusionsmedizin mög-lich geworden.

Die anhaltend niedrigen

Geburtenraten der vergan-genen Jahre und die stei-gende Lebenserwartung führen allerdings auch zu deutlichen Veränderungen in der Blutversorgung. Die

Menschen werden einer-seits als Empfänger älter, die jungen Spender feh-len.

Ist der Bedarf an Blut-konserven in Tirol im Ver-gleich zu 2009 fast gleich geblieben, so hat sich der Bedarf an Thrombo-zyten-Konzentraten deut-lich erhöht. Blutplättchen (Thrombozyten ) benötigen vor allem Patienten mit verschiedenen Blutkrank-heiten wie Leukämie. Von ca. 4500 im Jahr 2009 sind wir bei ca. 5500 im Jahr 2010 angelangt. „Lo-

gistisch ist das eine riesi-ge Herausforderung“, so Mag. Josip Jelcic, der or-ganisatorische Leiter des Rotkreuz-Blutspendediens-tes. „Wir mussten unse-ren Telefondienst ganz wesentlich ausbauen und die Zahl der Blutspende-aktionen in der Stadt er-höhen.“

Wer helfen will, Leben zu retten, findet die aktu-elle Blutspendetermine im Internet unter der Adresse www.blut.at

Lebensretter dringend gesuchtBlutspenderinnen und Blutspender retten mit ihrem Einsatz Leben. Foto: ÖRK

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Leben

Nach über 20 Jahren Bemühungen ist seit dem Jahr 2010 erst-mals ein für ganz Öster-reich gültiger Spender-fragebogen im Einsatz. „Was die Sicherheit der von uns abgenomme-

nen Blutkonserven be-trifft, kann ich mit Stolz behaupten,“ so Jelcic, „dass wir uns vor nie-mandem verstecken müssen. Unser Sicher-heitsstandard ist welt-weit anerkannt!“

SPEnDERFRAGEBOGEn

Blutspenden am Tag der Freiwilligkeit Ehrung für BlutspenderDas Jahr 2011 steht

europaweit im Zeichen der Freiwilligkeit. Die Zeit im Dienste des Ro-ten Kreuzes stellt die wichtigste Spende an das Rote Kreuz dar. Weitere 33.000 Tirole-rinnen und Tiroler sind regelmäßige Lebensret-ter – mit ihrer Blutspen-de! Retten auch Sie ein

Leben. Zum Beispiel am Tag der Freiwilligkeit am 17. Juni im Rotkreuz-Landesverband Tirol in Rum (Steinbockallee 13) von 16 bis 20 Uhr.

Blutspendeaktionen finden regelmäßig auch in den Bezirken statt. Alle Termine finden Sie unter www.blut.at oder unter www.t.roteskreuz.

at. Eine weitere Mög-lichkeit, bietet die Blut-spendezentrale für Ti-rol, Anichstraße 35, in Innsbruck. Öffnungszei-ten: Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag (8 bis 15.30 Uhr), am Donnerstag (11 bis 19 Uhr).

Mehr als 160 Tiro-lerinnen und Tiroler aus den Bezirken Inns-bruck-Stadt und -Land werden am 14. Juni 2011 in Innsbruck ge-ehrt. Sie werden als Lebensretter für ihre zahlreichen Blutspen-den ausgezeichnet.

Um ein Vielfaches höher ist die Anzahl der

„Jubiläumsspender“ aus ganz Tirol. Sie wer-den zu Rotkreuz-Ver-anstaltungen in ihrer Nähe persönlich ein-geladen, um ihnen im Bezirk würdig „Danke“ zu sagen. Herzlichen Dank an dieser Stelle auch von der Zeichen-Redaktion an diese Le-bensretter!

EHRENAMTLIcH – UNENTgELTLIcH

vanessa.weingartner@ t.roteskreuz.at

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Sonntag, 8. Mai 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB 11

Ohne das Engagement tausender Freiwilliger wäre Öster-

reich ein unsicheres Land – und das Rote Kreuz handlungsunfähig.

Sie rufen die Rettung und es dauert Stunden, bis Hilfe kommt. Sie fin-den keine leistbare Be-treuung für die betagte Tante. Bei einer Notopera-tion fehlen lebensrettende Blutkonserven. – Auch in den entlegensten Orten Österreichs sind die Sani-täter in Rotkreuz-Uniform

innerhalb von Minuten zur Stelle. Rund 34.800 Frei-willige bilden im Rettungs- und Krankentransport ein bundesweit lückenloses Hilfsnetzwerk, das Tag und Nacht im Einsatz ist.

Nach belastenden Ein-sätzen stehen ihnen die Kollegen von den psycho-sozialen Diensten zur Sei-te. Die Kriseninterventi-onsteams kümmern sich auch um Betroffene nach traumatischen Ereignis-sen. Fast alle Kriseninter-ventionen werden von Frei-willigen geschultert – ohne ihr Engagement gäbe es keine „erste Hilfe für die Seele“, die geschockte Angehörige durch die ers-ten Stunden nach einem tragischen Verlust beglei-tet.

Aber auch abseits des Sanitätsdienstes leisten Ehrenamtliche Großes. In Tirol betreuen freiwillige Mitarbeiter den Bereich Suchdienst. Das Team ist der Ausgangspunkt bei der Suche nach vermissten Angehörigen und betreut Flüchtlinge bei Familienzu-sammenführungen.

In den heimischen Blut-banken würde ohne frei-willige Spender bedrohli-che Leere herrschen. Über 300.000 Menschen tru-gen im vergangenen Jahr mit ihrer Blutspende beim Roten Kreuz zur flächende-ckenden Versorgung Ös-terreichs mit lebensretten-den Blutprodukten bei.

Auch der Blick in die Zukunft macht klar: Pflege braucht Freiwilligkeit. Im Jahr 2050 werden elf Pro-zent der Österreicher über 80 Jahre alt sein. Das Altern aktiv und gesund-heitsfördernd zu gestalten und leistbare Pflegediens-te anzubieten, wird nur mit Hilfe von freiwilligen Be-suchsdiensten, freiwilliger mobiler Hospizbetreuung, freiwillig betreuten Reisen und Bewegungskursen funktionieren.

Egal ob als Helfer nach Naturkatastrophen, bei der Verteilung von über-schüssigen Lebensmit-teln an Bedürftige, im Rettungsdienst oder im Jugendrotkreuz – in wel-chem Leistungsbereich auch immer die 51.430

österreichischen Rotkreuz-Freiwilligen tätig sind, ihr selbstloser Einsatz hält die Gesellschaft am Le-ben und tut ihr gut. Denn

sie sind Vorbilder für ein Handeln, das sich an der Menschlichkeit orientiert.

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Das Rote Kreuz ohne Freiwillige ist undenkbar

[email protected]

Helfen

Video-Podcasts von ehrenamtlichen Rot-kreuz-Mitarbeiter/innen: www.rotes-kreuz.at/berichten/podcasts/videopo-dcasts/jahr-der-frei-willigkeit/ Das Freiwilligen-App auf Facebook: www.facebook.com/freiwillig2011

LINKS

Auch Vereine brauchen FührungskräfteTrauer um Hans ReissiglWer nie in einem

Verein aktiv gewe-sen ist, kann es oft nicht verstehen: Es braucht auch in Ver-einen Menschen, die eine Führungsposition innehaben. Weit weg von „karrieresüchtiger Wichtigtuerei“ inves-tieren diese freiwilli-gen Führungskräfte oft

zusätzlich zu ihren ur-sprünglichen Aufgaben im Roten Kreuz unzäh-lige Stunden für ihre Managementaufgaben.

„Neben den Füh-r u n g s t ä t i g k e i t e n braucht es ein offenes Ohr für die Anliegen und Probleme eines jeden“, so sieht bei-spielsweise Hans Urs

Krause, Chemiker und nebenbei auch Orts-stellenleiter und Chef der Bezirksstelle Kitz-bühel seine Tätigkeit. Und auf die Frage nach seiner größten Hilfe für diese Tätigkeit: „Eine verständnisvolle Fami-lie, E-Mail und Handy und ein tolles Team von Mitarbeitern.“

Wenige Wochen vor seinem 88. Geburts-tag starb am 22. März HR Prof. Dr. Hans Reis-sigl. Er war eine der verdienstvollsten Per-sönlichkeiten des Ro-ten Kreuzes in Tirol, der Uni-Klinik und des Landeskrankenhauses Innsbruck. Reissigl war Wegbereiter eines ganz

neuen Spezialgebietes der Medizin, der Trans-fusionsmedizin, und damit Pionier für einen ebenfalls ganz neuen Aufgabenbereich des Roten Kreuzes, dem Blutspendewesen. Er gründete die Blutspen-dedienste für Tirol, Wien, Niederösterreich und das Burgenland.

NACHRUF MANAGEMENTAUFGABEN

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB Sonntag, 8. Mai 201112

„Keine Organisation hat der Welt und den Menschen so geholfen wie das Rote Kreuz“, sagt Udo Jürgens. Mit Christina Stürmer, Paul Young, Julian Rachlin, Bobby McFerrin u. a. hat er den Song „The Greatest Stories are never told“ für das Rote Kreuz aufge-nommen. Der Reinerlös der CD geht an das Rote Kreuz. Erhältlich ist sie bei Media-markt, Libro, Saturn oder im Internet unter www.greateststories.com. Foto: ÖRK

Die Kosten für Integration sind eine Investition in die Zukunft.

Dass dabei mehr zu gewinnen als zu bezahlen ist, zeigt ein neues Buch von Robert Dempfer. Fritz Eller sprach mit dem Autor.

Wozu noch ein Buch über Ausländer?

Robert Dempfer: Jeder kennt die gängigsten Vor-urteile gegenüber Zuwan-derern. Aber in dieser Form hat bisher niemand darge-stellt, was tatsächlich hin-ter ihnen steckt: auf empi-rischer Basis, umfassend und verständlich. Das ist doch erstaunlich bei die-sem Thema, oder?

Auf das Ganze blickenSie behaupten, Integra-

tion sei besser als ihr Ruf.Robert Dempfer: Auch

ich kenne Zuwanderer, deren Integration keine Erfolgsgeschichte ist. Das Buch baut aber nicht auf Einzelfällen auf, sondern auf empirischen Befun-den. Nur so kommt man zu einem Gesamtbild. Und das zeigt: Integration funk-tioniert weit besser als ge-meinhin dargestellt.

Also gibt es keine Integ-rationsdefizite?

Robert Dempfer: Doch, natürlich! Aber es bringt nichts, auf ihnen herum-zureiten oder auf ihrer Grundlage einen Feind zu konstruieren. Die Fähigkei-ten aller Leute in diesem Land werden gebraucht,

wenn wir weiterhin in ei-nem komfortablen Sozi-alstaat leben wollen. Wir müssen die brachliegen-den Potenziale heben.

Wir haben kein „Auslän-der-Problem“, sondern ein Bildungsproblem?

Robert Dempfer: Ge-nau. Davon kommt aber

Integration ist besser als ihr Ruf

Gemeinsam arbeiten und helfen, ein Team bilden – im Roten

Nachgefragt

23 Betreuer für insgesamt 23.000 HilfesuchendeDie Insel Lampedu-

sa ist gerade einmal 20 km² groß. Seit Wo-chen bringen schrottrei-fe Boote Tausende aus Afrika hierher: Men-schen, die nichts ha-ben, außer dem, was sie am Leib tragen. Die Flüchtlingslager auf der Insel sind überfüllt. Seit Anfang April leben

fast drei Mal so viele Menschen in den La-gern wie vorgesehen. Jene, die dort nicht un-terkommen, leben und schlafen unter freiem Himmel, ohne Schutz und Verpflegung.

Das Italienische Ro-te Kreuz hat die medi-zinische Betreuung der Flüchtlinge übernom-

men. Im Hafen steht die Hilfsstation zur Ver-sorgung der Migranten. Ein Team von sechs Ärzten, sechs Kranken-schwestern und zwei Dolmetschern arbeitet rund um die Uhr. Für das gesamte Gesund-heits- und Logistikser-vice gibt es 23 Mitar-beiter – 23 Personen

für bisher 23.000 Hilfe-suchende. „Das ist hier wirklich ein schwieriger Einsatz“, erzählt eine freiwillige Mitarbeiterin des Roten Kreuzes. „Gestern mussten wir für über 600 Personen erste Hilfe leisten. So geht das Tag für Tag und der Gesundheits-zustand der Menschen

verschlechtert sich lau-fend. Wir versorgen sie medizinisch, aber wir können nicht sicher-stellen, dass sie aus-reichend zu essen und einen Platz zum Schla-fen bekommen. Sie werden wiederkommen und in noch schlechte-rem Zustand sein.“

FLÜCHTLINGSCHAOS AUF LAMPEDUSA

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Sonntag, 8. Mai 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB 13

alles andere: ob man Ar-beit hat, kriminell wird, in der Lage ist, zum Sozial-system beizutragen und nicht nur daraus zu ent-nehmen.

Die Probleme, die Sie in Ihrem Buch anspre-chen, findet man vor allem unter türkischstämmigen

Migranten.Robert Dempfer: Un-

ter einigen türkischstäm-migen Migranten. Wir ten-dieren zur Verallgemeine-rung. Andererseits haben wir die Probleme jahrelang schöngeredet. So werden wir aber nicht weiter kom-men.

Muslime sind öfter ar-beitslos?

Robert Dempfer: Vor al-lem, weil so wenige mus-limische Frauen arbeiten. Ein Familienbild, in dem die Frau an den Herd ge-hört, haben wir schon lan-ge abgelegt.

Ausländer sind kriminel-

ler, heißt es oft.Robert Dempfer: Integ-

rierte Ausländer sind so-gar etwas angepasster, die meisten Zuwanderer leben ein ganz normales Durchschnittsleben. Im Übrigen sind das alles Probleme, gegen die wir etwas unternehmen kön-

nen und müssen. Ihr Argument: Um den

Sozialstaat zu erhalten.Robert Dempfer: Ja.

Wegen sinkender Gebur-tenraten gibt es immer weniger Erwerbstätige. Deshalb brauchen wir wei-terhin Zuwanderung. Vor allem aber: Alle, die schon hier sind, müssen besser ausgebildet sein. Höhe-re Produktivität kann eine niedrigere Anzahl Erwerbs-tätiger ausgleichen.

Zukunfts-InvestitionSolange es genug pro-

duktive Menschen gibt, können wir uns den Sozial-staat leisten?

Robert Dempfer: Ge-nau. Die beiden größten Risiken für Österreich sind die mangelnde Integration mancher Zuwanderer und dass zu wenig für Bildung, Forschung und Entwick-lung getan wird. Deshalb sind die Kosten für Integ- ration eine Investition in die Zukunft.

Fürchten Sie, dass Ihr Buch politisch vereinnahmt werden könnte?

Robert Dempfer: Das weiß ich nicht. Sein The-ma gehört jedenfalls in die Mitte der Gesellschaft und nicht an einen ihrer Ränder.

Integration ist besser als ihr Ruf

Kreuz steht der Mensch im Vordergrund und nicht seine Herkunft. Fotos: Irene Baumgartner/RK-Tirol

Experte für humanitäre Diplomatie

Robert Dempfer liest aus sei-nem Buch am Montag, 16. Mai, um 19 Uhr in der Wagner-schen/Thalia-Buchhandlung in Innsbruck. Foto: Nadja Meister/ÖRK

Bücher zu gewinnenRobert Dempfer, ge-

boren 1967, studierte in Wien und war Journa-list und Chefre-

d a k -t e u r meh-rerer Zeit-

schriften, bevor er zum Roten Kreuz kam. Er ar-beitete auch jahrelang für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Heute leitet er die Abteilung für Gesellschaftspolitik und humanitäre Diplo-matie beim Österrei-chischen Roten Kreuz in Wien.

Gewinnen Sie eines von drei signierten Ex-emplaren von Robert Dempfers neuem Buch „Wozu Ausländer? Ei-ne Chance für unsere Gesellschaft“ (Ueber-reuter-Verlag). Die Fra-ge: Aus welchem Land kommt bereits seit Jah-ren der Großteil der Zu-wanderung nach Öster-

reich? Senden Sie die Antwort bis 20. Mai per Mail an [email protected] oder auf einer Postkarte an das Rote Kreuz Tirol, Ge-winnspiel, Steinbockal-lee 13, 6063 Rum. Bitte Ihre Anschrift nicht vergessen! (Der Rechtsweg ist ausge-schlossen!)

ZUR PERSon GEWInnSPIEL

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TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB Sonntag, 8. Mai 201114

TIPP ZUM HERAUSSCHNEIDEN

Vorbereitet auf den Notfall

Eine Grippe, starker Schneefall oder eine Katastrophe und Sie kön-nen für längere Zeit nicht aus dem Haus. Haben Sie sich schon einmal überlegt, was Sie für so einen Fall zuhause haben sollten? Vorbereitet sein bedeutet, für diesen Fall Was-ser, Lebensmittel, Medikamente, Hygieneartikel und Bargeld zuhause zu haben und eine Zeit ohne Strom auskommen zu können.

Wir geben Ihnen ein paar Tipps für Ihre Besorgungsliste:

* Sie brauchen Trinkwasser! Denken Sie immer daran, dass Ihr Körper pro Tag ca. zweieinhalb Li-ter Wasser benötigt. Hygiene noch nicht eingerechnet.

* Sie werden Hunger bekom-men! Legen Sie sich einen Vorrat an Lebensmitteln an. Achten Sie auf den Nährwert und auf eine lan-ge Haltbarkeit.

* Schmerzen? Verletzungen? Füllen Sie Ihre Hausapotheke auf! Viele Hausapotheken gleichen oft einem Museum. Achten Sie darauf, dass Sie immer eine Grundausstat-tung an Medikamenten und Ver-bandszeug zu Hause haben! Den-ken Sie auch an Ihre persönlichen Medikamente (für zwei Wochen wä-re gut)!

* Grundlegende Hygienearti-kel sollten ebenfalls auf Vorrat zu-hause sein.

Mehr Infos und Checklisten gibt es im Internet unter www.rotes kreuz.at/katastrophenhilfe

Schnellein- satzteams helfen in-ternational, wenn lokale

Hilfe nach Naturkatastro-phen nicht mehr aus- reicht, um die Folgen zu bewältigen.

Im März das Erdbeben in Japan, vergangenes Jahr die Fluten in Pakistan, das Beben in Haiti, 2008 Überschwemmungen in Myanmar, 2004 der Tsu-nami in Südostasien – die vergangenen Jahre waren vielerorts von Naturkatast- rophen geprägt.

Jeder dritte MenschKnapp sieben Milliar-

den Menschen leben auf der Erde. Zwischen den Jahren 2000 und 2009 waren mehr als 2,5 Milli-arden Frauen, Männer und Kinder von Naturkatast- rophen betroffen. „Das ist mehr als jeder dritte Erden-bürger. Wir blicken auf ein Katastrophen-Jahrzehnt zurück“, sagt Wolfgang Kopetzky, Generalsekre-tär des Österreichischen Roten Kreuzes. „Wirklich schockierend ist, dass sich hinter diesen Zahlen tausende von Einzelschick-salen verbergen.“

Aufgrund der besonders hohen Anzahl an Todes-opfern markiert das Jahr 2010 einen traurigen Hö-hepunkt in der Katastro-phenstatistik. Kommen in einem durchschnittlichen Jahr 78.000 Menschen durch Naturkatastrophen

ums Leben, waren es 2010 nahezu 300.000 – die meisten fielen dem schweren Erdbeben in Haiti zum Opfer. „Andere Katastrophen werden bei uns öffentlich gar nicht als solche wahrgenommen“, gibt Kopetzky zu beden-

Indonesien (Banda Aceh) im Frühjahr 2005. Nach dem Tsunami

In 48 Stunden weltweit einsatzbereitWeltweit

Schnelle Hilfe dank der guten Der Sudan, Afrikas

größtes Land, steht vor seiner Teilung. Am 9. Juli wird der Süden vom Norden unabhän-gig. Vergangenen Jän-ner wurde darüber in ei-nem Referendum abge-stimmt. Bis es soweit kam, war ein langer Weg zurückzulegen: 23 Jahre herrschte Bürger-

krieg. Viele Südsuda-nesen waren geflohen und reisten eigens für die Wahl in die alte Heimat zurück. Mehr als 7000 Heimkehrer strandeten Anfang No-vember in Bentiu. Star-ke Regenfälle hatten die Straßen rund um die 6500 Einwohner zählende Kleinstadt

unpassierbar gemacht. Eilig wurden Notunter-künfte aufgebaut, da-mit die Heimkehrer ge-schützt waren.

Innerhalb weniger Stunden gelang es frei-willigen Helfern des Sudanesischen Ro-ten Halbmonds, Latri-nen zu errichten und die Wasserversorgung

VoRSoRgE zAHLT SIcH AuS – zu SEHEN AM BEISpIEL DES

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Sonntag, 8. Mai 2011 TIROLER TAGESZEITUNG Nr. 126-AB 15

ken. „Kaum jemand weiß, dass im Vorjahr 56.000 Menschen in Russland aufgrund einer Hitzewelle starben.“

In Summe waren es 2010 nicht weniger als 399 Katastrophen, bei de-nen Mitarbeiter und Frei-

willige der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ge-holfen haben. Die meisten dieser Einsätze konnten von lokalen Helfern abge-wickelt werden. „Sie sind als erste vor Ort und hel-fen unmittelbar nach dem Ereignis“, sagt Kopetzky.

„Wir müssen uns endlich von der Vorstellung verab-schieden, dass sich Men-schen nach Katastrophen an den Straßenrand set-zen und auf internationa-le Hilfe warten. Es sind die örtlichen Freiwilligen, die ab der Stunde Null

auf Hochtouren arbeiten.“ Bei großen Katastrophen, bei denen auch die staat-liche Infrastruktur stark beschädigt ist, reichen diese Kapazitäten aller-dings oft nicht aus. „Dann kommt die internationale Unterstützung ins Spiel“,

so Kopetzky. Für Bewälti-gung großer Katastrophen stehen weltweit zahlreiche Schnelleinsatzteams be-reit, die binnen 48 Stun-den nach Alarmierung an jeden Ort der Welt entsen-det werden können. ERU – Emergency Response Units – heißen diese Ein-satzteams in der Rotkreuz- und Rothalbmondbewe-gung. Sie arbeiten alle mit der gleichen Ausrüstung und auch die Ausbildung der Teammitglieder ist international akkordiert. Dadurch können Spezialis-ten aus unterschiedlichen Ländern reibungslos zu-sammenarbeiten.

Sauberes WasserDas Österreichische

Rote Kreuz hat 2010 sol-che Teams nach Haiti und nach Pakistan entsandt. „Das Spezialgebiet unse-rer Experten ist die Versor-gung mit sauberem Trink-wasser und mit sanitären Anlagen“, so Kopetzky. „Mit unseren Anlagen kön-nen wir das verschmutzte Wasser reinigen und ver-hindern, dass der eigent-lichen Katastrophe noch eine zweite folgt – der Aus-bruch von Seuchen.“

In 48 Stunden weltweit einsatzbereit

half das ÖRK mit Trinkwasser- und Wiederaufbauprojekten. Die Bilder zeigen den Aufbau einer Pumpstation T70. Fotos: Michael Wolf/ÖRK

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Schulung Freiwilliger mit Unterstützung der EU. Foto: ÖRK

sudan

für die Gestrandeten sicherzustellen. „Vor zwei Jahren hätte das bestimmt nicht so rei-bungslos geklappt“, sagt Jacques sagna, der als delegierter des Österreichischen Roten Kreuzes in die Hilfsmaßnahmen ein-gebunden war. Teil der Kooperation zwischen

dem Österreichischen Roten Kreuz und dem sudanesischen Ro-ten Halbmond ist die schulung von Freiwil-ligen. Erst im Oktober hat ein solches Trai-ning stattgefunden – kofinanziert vom amt für Humanitäre Hilfe der Eu. auf dem Lehr-plan stand: Latrinen-

bau und Wasseraufbe-reitung. „Keiner konn-te wissen, dass die erlernten Fähigkeiten so bald schon in der Praxis gebraucht wür-den“, so sagna. „das beweist, um wie viel schneller wir auf not-fälle reagieren können, wenn lokale Freiwillige gut ausgebildet sind.“

ausbildung freiwilliger Helfer

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