Zeichnen Lernen - Teil 1

165

description

Lernen sie wie man so schnell zeichnen kann in nur diesen kurzen schritten.

Transcript of Zeichnen Lernen - Teil 1

Page 1: Zeichnen Lernen - Teil 1
Page 2: Zeichnen Lernen - Teil 1

Zeichnen Lernen - Teil IGrundwissen, Techniken, Ausrüstung, Übungen

von Markus Agerer

Das eBook für Einsteiger und Anfänger

© Markus Agerer

Dieses Buch, seine Teile sowie das Bildmaterial sind – wenn nicht anders vermerkt –urheberrechtlich geschützt. Es darf nicht in einer vom Gesetz abweichenden Weise ohneEinwilligung des bzw. der Urheber/-s verwendet oder verwertet werden.

2

Page 3: Zeichnen Lernen - Teil 1

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

Was ist eine Zeichnung?

Zeichnerische Mittel

Klassische und moderne Zeichnung

eBook

Die Geschichte der Zeichnung

Die Anfänge

Die Zeichnung im Mittelalter

Die Wende zur Neuzeit

Die Moderne

Die Zeichnung in der Geschichte der ostasiatischen Kunst

2. Sehen, verstehen und zeichnen

Das Auge

Das Gehirn

Optische Täuschungen

Anwendung

Die Hand

Alle zusammen

Tipp – Zeichenübung für richtiges Sehen

3. Materielle Mittel

Härtegrade

3

Page 4: Zeichnen Lernen - Teil 1

Weiteres Equipment zum Zeichnen

4. Zeichentechniken

Ziel für den Einsatz von Zeichentechniken

Die wichtigsten Zeichentechniken

Zeichentechnik 1 – Die Schraffur

Zeichentechnik 2 – Schummern

Zeichentechnik 3 – Verwischen

Zeichentechnik 4 – Lavieren

5. Bildnerische & Gestalterische Mittel

Die Linie

Der Punkt

Die Fläche

Das Hell-Dunkel

6. Übungen – Teil 1

6.1. Flächen schraffieren

Übung

6.2. Hell-Dunkel-Verlauf schraffieren

Übung

6.3. Hell-Dunkel-Verlauf mit unterschiedlichen Bleistiften

Übung

6.4. Berge mit Luftperspektive

Übung

6.5. Berge mit Kreuzschraffur

4

Page 5: Zeichnen Lernen - Teil 1

Übung

6.6. Dreidimensionale Körper darstellen

Übung

Zeichnen lernen

Zeichnen

Das Vorgehen beim Zeichnen

Zeichnen von komplexeren Motiven

7. Übungen – Teil 2

7.1. Eine Tasse zeichnen

Übung

7.2. Weinglas

Übung

8. Tube

Übung

9. Cola-Dose

Übung

Tipps für weitere Zeichenübungen

Schlusswort

5

Page 6: Zeichnen Lernen - Teil 1

1. EinleitungDas Zeichnen ist ein wundervolles Hobby und eine großartige Kunst. Wer den ersten Schrittwagen will, kann mit diesem eBook die Grundlagen des Zeichnens lernen. Teil 1 diesereBook-Reihe richtet sich an Anfänger. Es wird beschrieben, was eine Zeichnung ausmacht,wie man zeichnen lernt, welche Ausrüstung man benötigt, welche Grundtechniken existierenund wie man die eigenen Fähigkeiten verbessert.

Wenn Ihr dieses Buch in der vorgegebenen Reihenfolge durcharbeitet, habt Ihr den erstengroßen Schritt bereits hinter Euch – Ihr habt das wichtigste Grundwissen zum Thema Zeichnenerlernt. Da das Wichtigste beim Zeichnen jedoch das Üben ist, findet Ihr zur Theorie auchviele passende Übungsbeispiele. Darin könnt Ihr das Erlernte direkt anwenden und EureFähigkeiten nach und nach verbessern. Die Übungen sind auch für Anfänger zu bewältigen undverfolgen immer wieder neue Lernziele. So könnt Ihr Eure Fähigkeiten nach und nach steigern.

Die folgenden eBooks dieser Reihe werden sich mit Spezialthemen befassen – wie zumBeispiel dem Zeichnen von Portraits – und auch Fortgeschrittenen die Möglichkeit geben, sichweiter zu verbessern. Doch bevor man damit startet, ist es wichtig die Grundlagen zubeherrschen.

Beispielzeichnung(Vorlage: Die Erschaffung des Adam, Michelangelo Buonarroti)

6

Page 7: Zeichnen Lernen - Teil 1

7

Page 8: Zeichnen Lernen - Teil 1

Was ist eine Zeichnung?Bei einer Zeichnung handelt es sich um eine Darstellungstechnik, bei der charakteristischerWeise mit Linien und Strichen gearbeitet wird. Darin unterscheidet sich die Zeichnung von derMalerei, bei der Motive hauptsächlich mit Hilfe von Farben und Tonwerten dargestelltwerden. Die Zeichnung gehört zur Kategorie der grafischen Darstellungen, neben Drucken,Mosaiken und Sgraffiti.

Beispiel für eine Tuschezeichnung(Vorlage: Studien-Zeichnung von Leonardo da Vinci)

Zeichnerische MittelFür die Erstellung einer Zeichnung stehen bestimmte zeichnerische Mittel zur Verfügung, diesich in bildnerische und materielle Mittel einteilen lassen.Mit bildnerischen Mitteln sind Techniken der Gestaltung gemeint. Genau genommen werdendie bildnerischen Mittel Punkt, Linie, Fläche und das Hell-Dunkel verwendet. MaterielleMittel sind die Zeichenwerkzeuge. Uns stehen hier Grafitstift (Bleistift), Farbstift (Buntstift),Kohle, Kreide, Tusche, Tinte in Verbindung mit dem entsprechenden Zeichengerät wie Stift,Feder und Pinsel zur Verfügung. Je nachdem, welche bildnerischen Mittel beim Zeichnenverwendet werden sollen, bieten sich bevorzugt bestimmte materielle Mittel an, um dieZeichnung umzusetzen. Hierzu aber mehr in den folgenden Kapiteln.

8

Page 9: Zeichnen Lernen - Teil 1

Bildnerische Mittel – Punkt, Linie, Fläche und Hell-Dunkel

Klassische und moderne ZeichnungDie Darstellung in einer Zeichnung erfolgt charakteristischer Weise also mit Hilfe von Linienund Strichen. Nach der klassischen Auffassung werden die Umrisse eines Motivs klardargestellt. Helligkeitsabstufungen, mit denen man auch eine räumliche Wirkung erzeugtwerden kann, werden durch Schraffur umgesetzt. So entsteht ein Kunstwerk, das seine Wirkungdurch die Abstufung verschiedener Töne in Grau erhält.

Beispiel für eine klassische Zeichnung

9

Page 10: Zeichnen Lernen - Teil 1

(Vorlage: Die Erschaffung des Adam, Michelangelo Buonarroti)

In der modernen Zeichnung werden demgegenüber viele Mischtechniken verwendet, die dieGrenze zwischen Zeichnung und Malerei verwischen. Anhand der klassischen Kriterien kannnicht mehr eindeutig bestimmt werden, ob es sich bei einem Bild um eine Zeichnung oder einGemälde handelt. Die Auflösung dieser Grenze war jedoch gerade das Ziel derunterschiedlichen Kunstbewegungen bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die modernen Formen der Zeichenkunst lassen also viele Mischtechniken zu, in denen auchFarben und Pinsel verwendet werden. Bei Pinselzeichnungen wird neben Strichen, Linien undPunkten auch die Lavierung als Darstellungsmittel verwendet. Kohle und Kreide sindmaterielle Mittel, die sich verwischen lassen, um damit fließende Übergänge zu erzeugen. DieLinie wird aufgelöst. Auch Farbstifte lassen sich so vermalen, dass sie aussehen wie Gemälde.

Beispiel für eine Zeichnung in Mischtechnik

eBookEs ist wichtig und auch interessant zu wissen, welche Möglichkeiten innerhalb derZeichenkunst existieren. Dem Künstler stehen unzählige Varianten zur Verfügung. Als Anfängersollte man sich davon jedoch nicht verwirren lassen. Darum konzentrieren wir uns in diesemeBook auf das Wesentliche.Ich beschreibe daher in erster Linien die Techniken der klassischen Zeichnung. Das ist dererste Schritt. Andere Techniken kann man danach erkunden, doch auch dann sind die

10

Page 11: Zeichnen Lernen - Teil 1

Grundlagen, die in diesem eBook vermittelt werden, unerlässlich.

11

Page 12: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die Geschichte der Zeichnung

Die AnfängeDie Zeichnung gehört zu den ältesten Bestrebungen in der Geschichte des Menschen, sichgestalterisch auszudrücken. Wichtige Funde in den Höhlen von Altamira (Spanien) undLascaux (Frankreich) werden auf die Zeit um etwa 20000 v. Chr. datiert. In Ermangelunganderer Bildträger wurden Motive in Felswände geritzt, mit Holzkohle oder mit natürlichenFarben aus verschiedenen Pflanzen und Erden auf die Höhlenwände aufgetragen.

Zeichnung im Stil einer Höhlenmalerei

Die heutige Forschung geht davon aus, dass die Zeichnungen nicht der künstlerischenSelbstverwirklichung der Produzenten dienten, sondern ganz klare Funktionen erfüllten. Jagd-oder Kriegsglück sollte beschworen werden, Tiere wie Mammuts, Rinder und Pferde warenbevorzugte Motive. Mit den ersten Hochkulturen erweiterten sich die Arten und Motive derZeichnung. Die Gemeinsamkeit der Verwendung von Linien ist überall anzutreffen.

Um etwa 3000 v. Chr. entstanden die ersten Wandfresken im alten Ägypten, später imRömischen Reich. Auch wenn bereits die Flächen mit Farben gefüllt wurden, die Liniebeherrsche noch immer die Richtung der Gestaltung. Zu einem weiteren bedeutendenBildträger wurde Gebrauchskeramik wie, ab etwa 1000 v. Chr., die griechischen Tonvasen.Seit 500 v. Chr. erlangten grundiertes Holz und Pergament, das mit Silberstift bearbeitetwurde, eine größere Bedeutung. Bedingt durch die Vergänglichkeit des Materials sind hiervonallerdings keine Zeugnisse erhalten, wir wissen davon nur aus schriftlichen Überlieferungen.

Die Zeichnung im Mittelalter

12

Page 13: Zeichnen Lernen - Teil 1

Im Mittelalter wird die Zeichnung einerseits für Entwürfe in anderen Künsten wie Malerei,Architektur und Skulptur verwendet, vor allem aber im Bereich der Buchgestaltung. Immernoch ist sie in Funktionen eingebunden und wird noch nicht als eigenständige Kunst betrachtet.In den Kopierstuben der Klöster entstanden von Hand die ersten Bücher in ihrer heutigenForm. Zeichner, Maler und Schreiber ergänzten sich gegenseitig bis zur Fertigstellung einesBuches. Als Trägermaterial diente bis ins 14. Jahrhundert Pergament, also gegerbte, dünneTierhäute. Danach trat dann das wesentlich billigere Papier seinen Siegeszug in derGeschichte an. Nun wurden Studien und Übungen beim Zeichnen möglich, die früher undenkbarwaren. In den Malschulen Europas entstanden Meisterzeichnungen und Skizzenbücher, die auchals Vorlagen für die Schüler dienten.

Die Wende zur NeuzeitMit der aufkommenden Renaissance ändert sich das gesamte Kunstverständnis auf demKontinent. Zum ersten Mal in der Geschichte wird auch die Zeichnung ein eigenständigesMedium. Die Zentralperspektive wird entwickelt, und die Künstler bemühen sich um einerealistischere Darstellungsweise. Vor allem in Italien, wo die Kunst der Antike zum Idealbilderhoben wird, dient die Zeichnung dem künstlerischen Studium. Als Materialien kommenKohle, Rötel, Kreide und Silberstift zum Tragen, aber auch Tinte, die mit Feder oder Pinselauf das Papier aufgetragen wird. Die Erfindung des Drucks fördert aber auch die Herstellungvon grundsätzlich auf zeichnerische Mittel zurückgreifenden Holzschnitten, Stichen undanderer Druckgrafik. Die Entwicklung reißt auch im Barock und Rokoko nicht ab. AlleineRembrandt hinterlässt nach seinem Tod mehr als 2.000 Blätter. Durch die Erfindung neuerFarben im 18. Jh. wie Pastell- und Buntkreiden erfährt die Geschichte der Zeichnung in Europaeine weitere Wende.

Die ModerneAuch wenn Ende des 19. Jh. in Stilrichtungen wie Impressionismus und Pointillismus die Liniegeradezu als verpönt gilt, geht die Zeichnung im modernen Kunstschaffen nicht unter. ImExpressionismus wird sie übersteigert zum kräftigen Strich. Ein Künstler wie Picasso z.B.fertigt Gemälde und Grafiken, die nur aus einer einzigen Linie aufgebaut sind. Andere Künstewie Malerei, Architektur, Skulptur und neue Stilrichtungen drängen die Zeichnung zwar in denHintergrund. Andererseits gewinnt sie in der populären Kultur an Bedeutung, vor allem in derGestalt von Comics und Karikaturen.

Die Zeichnung in der Geschichte der ostasiatischen KunstAusgehend von China hat sich die Geschichte der Zeichnung in Ostasien anders entwickelt.Die dort typische Tuschemalerei entstand wohl aus der Kalligrafie mit Hilfe von Pinseln imZuge der Beschäftigung mit Schriftzeichen und war immer eng mit dem Buddhismus verbunden.

13

Page 14: Zeichnen Lernen - Teil 1

Grundsätzlich gilt, dass auch hier die Technik im Laufe der Geschichte immer mehr verfeinertworden ist. Japanische Mönche brachten die chinesische Technik dann in ihre Heimat, wo sieals Sumi-e vor allem von Zen-Buddhisten ausgeübt wurde und nach und nach einen eigenenStil entwickelte.

Die Tuschezeichnungen Chinas und Japans haben wiederum gegen Ende des 19. und Anfangdes 20. Jahrhunderts starken Einfluss auf europäische Künstler ausgeübt. Künstler wie Degas,van Gogh, Picasso ließen sich inspirieren bzw. nahmen Stilelemente in ihr eigenes Schaffenauf.Am Rande sei hier auch der Einfluss der sogenannten Ukiyo-e erwähnt. Dabei handelt es sichum japanische Farbholzschnitte. Einer der berühmtesten Ukiyo-e-Farbholzschnitte ist „Diegroße Welle vor Kanagawa", die mitunter eines der bekanntesten Kunstwerke weltweit ist.

14

Page 15: Zeichnen Lernen - Teil 1

2. Sehen, verstehen und zeichnenUm zeichnen zu lernen, muss man erst lernen richtig zu sehen oder vielmehr lernen dasGesehene richtig wahrzunehmen und zu verstehen.Wir haben ein Objekt in der realen Welt und möchten dieses Objekt als Bildmotiv mit demStift auf einem Papier abbilden. Von der Realität bis zur Zeichnung auf dem Papier durchläuftdas Motiv mehrere Filter. Diese Filter sind unsere Augen, unser Gehirn und unsere Hand.

15

Page 16: Zeichnen Lernen - Teil 1

Das AugeMit den Augen nehmen wir das Objekt wahr, das wir zeichnen wollen. Es ist der erste Filter.Daher ist es wichtig zunächst für Bedingungen zu sorgen, unter denen man das Bildobjekteinwandfrei sehen kann. Konkret bedeutet das, dass man gute Lichtverhältnisse in denjeweiligen Räumlichkeiten schaffen sollte. Außerdem muss man ja nicht nur das echte Motivsehen können, sondern auch das, was man selbst gerade zeichnet.Wenn man von einer Fotovorlage abzeichnen will, heißt das, dass man brauchbaresBildmaterial zur Verfügung haben muss. Fotos müssen scharf sein, um alle Details erkennen zukönnen. Sobald man nicht erkennen kann, was man zeichnet, kann man auch nicht verstehen,was man zeichnet. Dann kann man nur plump abzeichnen. Wenn man die Fotos selbst erstellt,ist deshalb ratsam auch Detailaufnahmen zu machen.

Aber auch unter den idealsten Umgebungsbedingungen filtern unsere Augen noch Informationenheraus. Der Grund: Das Auge bekommt von der Umwelt mehr Informationen, als es zum Gehirnweiterleiten kann. Das kann sogar rechnerisch aus der Anzahl der Nervenzellen im Sehnervund der Erholungszeit der Nervenzellen ermittelt werden.Daher beginnt die Filterung – und damit die Reduzierung - der Informationen schon auf derStrecke von den Augen zum Gehirn.

16

Page 17: Zeichnen Lernen - Teil 1

Das GehirnIn unserem Gehirn wird das Gesehene weiter verarbeitet. Das Gehirn ist ein weiterer Filter,der vermeintlich Wichtiges von Unwichtigem trennt. Dabei können viele für das Zeichnenwichtige Informationen verloren gehen – Farb- und Lichtreflexionen, Strukturen, Schatten,Proportionen etc. Außerdem interpretiert unser Gehirn das Gesehene auf Basis von Erfahrungen. Eine äußerstwichtige Erkenntnis auf dem Weg zeichnen zu lernen ist der folgende Satz:

Man zeichnet nicht was man sieht, sondern was man kennt.

Die Arbeit des Gehirns ist beim Zeichnen also manchmal hinderlich, erfüllt im normalenLeben aber wichtige Aufgaben. Beispielsweise sieht das Gesicht einer Person, vonverschiedenen Seiten betrachtet, jeweils komplett anders aus – alleine, wenn das Licht voneiner anderen Richtung auf das Gesicht fällt, ändert sich die Optik vollkommen. Unser Gehirnhat jedoch die Fähigkeit, eine bestimmte Person aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln undunter den unterschiedlichsten Lichtverhältnissen zu erkennen. Warum? Weil es die Daten, dievon den Augen kommen, interpretiert und weiterverarbeitet.

Wenn wir zeichnen, müssen wir also versuchen nicht die Interpretation unseres Gehirnsabzubilden. Wir müssen vielmehr versuchen alles so zu zeichnen wie wir es wirklich sehen.Wir müssen uns für das Zeichnen sozusagen dumm stellen, um das Motiv unvoreingenommenwahrzunehmen.Beispiele, die uns diese Erkenntnis liefern, sind die vielen optischen Tricks, die die meistenvon uns aus diversen Bildern kennen. Zwei Beispiele sind im Folgenden zu sehen.

Optische TäuschungenDas folgende Bild zeigt ein Beispiel für eine optische Täuschung, die aus einerWahrnehmungstäuschung des Gehirnsinns entsteht. Die waagrechten Linien in diesem Bildwirken leicht schräg, in abwechselnd entgegengesetzten Winkeln. In Wirklichkeit sind jedochalle Linien parallel.

17

Page 18: Zeichnen Lernen - Teil 1

Beispiel für eine optische Täuschung(Quelle: Wikipedia; User: Fibonacci; Nutzungsbedingungen: Link)

Das nächste Beispiel zeigt, wie leicht man bei der Bewertung eines Grautons falsch liegenkann. Das folgende Bild zeigt ein Schachbrett, auf dem ein Zylinder steht. Der Zylinder wirfteinen Schatten auf das Schachbrett und verdunkelt dadurch einen Teil der Quadrate.Betrachtet man die Quadrate A und B genauer, wird man zunächst zu der Auffassung kommen,dass der Grauton von Quadrat A dunkler ist als der von Quadrat B. Schließlich ist esersichtlich, dass bei dem Muster auf dem Schachbrett, das Quadrat B ein weißes Feld ist,während Quadrat A ein schwarzes Feld ist.

18

Page 19: Zeichnen Lernen - Teil 1

Optische Täuschung – Feld A und B sind gleichhell(Quelle: Wikipedia; Nutzungsbedingungen: Link)

Die Wahrheit ist jedoch, dass beide Quadrate den gleichen Grauton haben. Im folgenden Bildseht Ihr den Beweis dafür.

19

Page 20: Zeichnen Lernen - Teil 1

Optische Täuschung – Feld A und B sind gleichhell

So schnell kann man sich also irren. Daher ist es oft sehr schwierig, realistische Bilder zuzeichnen. Bei der Darstellung von Hell und Dunkel können sich eben unheimlich schnell Fehlereinschleichen.Das ist außerdem auch der Grund, weshalb so häufig auf dem Thema „richtiges Sehen“herumgeritten wird. Vielen Zeichenanfängern ist dieses Thema lästig, da man ja zeichnenlernen will und nicht sehen. Tatsache ist jedoch, dass beides untrennbar miteinander verknüpftist.

AnwendungHier ein praxisnaher Anwendungsfall für das genaue Betrachten: Eine einfache Tasse (siehefolgende Abbildung).

Wir erkennen sofort, dass es sich um eine Tasse handelt. Wir erkennen auch schnell, dass dieTasse eine leicht konische Form hat und einen Henkel. Aber habt Ihr auch gesehen, dass derHenkel einen leichten Schatten auf die Tasse wirft? Er spiegelt sich oben sogar ein bisschen inder Tasse. Auch sonst entdeckt man bei genauerer Betrachtung viele Lichtreflexionen imHenkel und an der Tasse, die man beim ersten Blickt nicht erkannt hat.

Wir kommen bei einer der später folgenden Zeichenübungen außerdem noch mal auf diese

20

Page 21: Zeichnen Lernen - Teil 1

Tasse zurück.

Tasse als Beispiel für die genaue Betrachtung eines Zeichenobjektes

Ein Hilfsmittel zur Bewertung der Grautöne findet man in Bildbearbeitungsprogrammen.Beispielsweise kann man in Photoshop Elements über den Menüpunkt „Filter ->Anpassungsfilter -> Tonwerttrennung“ einen stufenweisen Tonwertverlauf einstellen, wie imBild unten zu sehen ist.

21

Page 22: Zeichnen Lernen - Teil 1

Stufenweiser Tonwertverlauf durch eine Bildbearbeitungssoftware erzeugt

Mit diesem Hilfsmittel fällt es vielen Menschen leichter die Grautöne richtig zu erkennen unddamit auch richtig zu zeichnen.Man kann sich zusätzlich Referenz-Flächen erzeugen (die Rechtecke im Bild unten). Damitvergleicht man die Grautöne in den verschiedenen Bereichen des Bildes und kann dadurch eineZeichnung leichter umsetzen.

22

Page 23: Zeichnen Lernen - Teil 1

Vergleich von Grautönen mit Hilfe von Referenzflächen

Zur Verdeutlichung habe ich im folgenden Bild die Grautöne farbig gekennzeichnet, die denVergleichsflächen entsprechen.

23

Page 24: Zeichnen Lernen - Teil 1

Farbige Kennzeichnung gleicher Grautöne

Tipp – Zeichenübung für richtiges SehenEine Zeichenübung, mit der man das richtige Sehen verbessern kann, ist das auf den Kopfgestellte Zeichnen. Dabei nimmt man ein Foto als Zeichenvorlage und stellt es auf den Kopf.Man versucht nun von dem auf dem Kopf stehenden Bild abzuzeichnen.Die Wirkung, die man so erzielt ist, dass man nicht auf vorhandene Erfahrungen zurückgreifenkann. Man muss das Zeichenobjekt komplett von neuem erkunden. Dadurch schärft manautomatisch die Wahrnehmung.

24

Page 25: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die HandDer letzte Filter beim Zeichnen ist die Hand, die den Stift führt. Die Hand ist das Instrument,welches das vom Auge Gesehene und vom Gehirn Verstandene umsetzt. Die Umsetzung erfolgtüber die bildnerischen Mittel (Punkt, Linie, Fläche, Hell-Dunkel) und die materiellen Mittel(Bleistift, Farbstift, Tusche, Kohle, etc). Außerdem ist natürlich auch ein wenig Talent, dieZeichentechnik und die Übung bzw. Erfahrung ein wichtiger Bestandteil bei diesem Schritt.

25

Page 26: Zeichnen Lernen - Teil 1

Alle zusammenAuge, Gehirn und unsere Hände erschaffen die Zeichnung. Sie müssen alle zusammenarbeiten,um die reale Umwelt zu abstrahieren und sie mittels Linien, Punkten, Schraffuren oder anderenZeichentechniken auf einem Papier darzustellen. Dieser Prozess ist nicht einfach, da dieseLinien, Punkte und Schraffuren nicht in der Realität existieren. Einem Anfänger fällt es daheroft sehr schwer zufriedenstellende Zeichnungen zu schaffen. Doch nur Mut, der Weg dorthinbesteht eben aus Theorie, Experimentieren und üben, üben, üben.

Bevor wir uns die bildnerischen Mittel und verschiedenen Zeichentechniken näher ansehen,kommen wir zuerst zu einer kurzen Vorstellung der verschiedenen materiellen Mittel. Damit istes einfacher zu verstehen, welche Zeichentechniken mit welchem Zeichenwerkzeug bevorzugtumgesetzt werden können.

Beispiel-Zeichnung für eine schwierig zu zeichnende verkürzte Perspektive der Arme(Vorlage: Das Abendmahl in Emmaus, von Caravaggio)

26

Page 27: Zeichnen Lernen - Teil 1

3. Materielle MittelAn dieser Stelle werden die verschiedenen Zeichenwerkzeuge kurz beschrieben. Wenn mandie verschiedenen materiellen Mittel und ihre Eigenschaften kennt, ist es einfacherabzuschätzen, wann sich welches Zeichenwerkzeug am besten eignet.

Bleistift – GrafitstiftEines der wichtigsten Zeichenwerkzeuge ist der Bleistift bzw. Grafitstift. Die BezeichnungBleistift ist historisch bedingt eigentlich falsch, da die Mine aus Grafit besteht und nicht ausBlei. Das Grafit, das bis ins späte 18. Jahrhundert für die Minen der Stifte verwendet wurde,wurde jedoch fälschlicher Weise für ein Bleierz gehalten. Dadurch hat sich die BezeichnungBleistift etabliert.Seit dem 19. Jahrhundert bestehen die Minen aus einem Grafit-Ton-Wasser-Gemisch, welchesje nach Mischungsverhältnis unterschiedliche Härtegrade erzeugt.

Bleistifte haben große Vorteile: Man kann unterschiedlich starke Linien ziehen, indem man denAnpressdruck beim Zeichnen kontrolliert und man kann gezeichnete Linien wiederwegradieren. Durch verschiedene Härtegrade der Bleistiftminen lassen sich noch leichterunterschiedliche Grautöne (bzw. Tonwerte) zeichnen. All dies sind Vorteile, die zum Beispielein Tuschestift nicht bieten kann.Zudem lassen sich auch mit einem Bleistift sehr dünne Linien ziehen. Nachteil ist, dass manden Bleistift hierfür hin und wieder anspitzen muss. Weitere Nachteile gegenüber Tusche sind,dass man mit dem Bleistift keine tiefschwarzen Töne erzeugen kann und die Bleistiftzeichnungverwischt werden kann, wodurch sie unscharf wird. Außerdem reflektiert Licht durch dasGrafit, wenn man in einem entsprechenden Winkel auf die Zeichnung blickt.

Bleistifte / Grafitstifte

Härtegrade27

Page 28: Zeichnen Lernen - Teil 1

Wichtig beim Zeichnen mit Bleistiften bzw. Grafitstiften ist, dass man Kenntnis über dieunterschiedlichen Härtegrade hat. Weiche Bleistifte werden mit einem B gekennzeichnet, harteBleistifte mit einem H und mittlere Härtestufen mit F bzw. HB. Vor dem Buchstaben stehthäufig eine Zahl, die den Grad der Härte bzw. Weichheit angibt. Weiche Bleistifte(Kennzeichnung = B) sind umso weicher, je höher die Zahl ist. Harte Bleistifte (Kennzeichnung= H) werden mit steigender Ziffer immer härter.

Anwendung der unterschiedlichen Bleistifthärten

Beim Zeichnen kann man harte Bleistifte für feine Linien einsetzen, oder wenn man sehr helleBereiche zeichnet. Sie eigenen sich auch für technische Skizzen oder für Vorzeichnungen.Weiche Bleistifte erzeugen dunklere und dickere Linien. Man kann damit sehr dunkle Bereichezeichnen. Häufig werden sie auch für Studien und schnelle, ausdrucksstarke Skizzenverwendet. Will man dünne Linien mit einem weichen Bleistift zeichnen, muss man relativ oftnachspitzen.

Tabelle – Härtegrade für Grafitstifte

Farbstifte / Buntstifte

28

Page 29: Zeichnen Lernen - Teil 1

Unter Künstlern wird bevorzugt von Farbstiften gesprochen, da die Bezeichnung Buntstift eheran qualitativ schlechtere Stifte aus Schulzeiten erinnert. Ein Farbstift ist ein Stift mit einerfarbigen Mine, die – wie beim Bleistift – von Holz ummantelt ist. Die farbige Mine besteht auseinem Gemisch aus Farbpigmenten, Fetten, Wachsen, Bindemittel, Talkum und Kaolin.Farbstifte können qualitativ sehr unterschiedlich sein. Man sollte hier nicht die günstigstenProdukte wählen, da dies schnell zu Frust führen kann.

Künstler-Farbstifte in verschiedenen Farben

Anwendung von Farbstiften

Farbstifte können zum Erstellen von farbigen Zeichnungen und Skizzen verwendet werden. Daman sie anspitzen kann, kann man damit auch sehr filigrane Details zeichnen. Dies ist einVorteil gegenüber vergleichbaren Zeichenmedien wie Pastellkreide oder Ölkreide. Mit Farbstiften lassen sich alle Zeichentechniken anwenden, die in diesem Buch auch für dasBleistiftzeichnen beschrieben werden. Zudem kann man mit Farbstiften bereits malerischarbeiten, da sich die Stifte so ineinander vermalen lassen, dass man keine Striche mehrerkennen kann. Solche Farbstiftzeichnungen mit sattem Farbauftrag wirken in der Tat wieGemälde.Für das Malen großer Flächen eigenen sich die Stifte weniger, das es deutlich mehr Arbeitbedeutet als dies z.B. mit Kreiden der Fall wäre.

29

Page 30: Zeichnen Lernen - Teil 1

Bildausschnitt aus einer Farbstiftzeichnung

KohleAuch mit Kohle kann man zeichnen. Die sogenannte Zeichenkohle ist verkohltes Holz.Zeichenkohle gibt es entweder als Stäbchen oder als Kohlestift.Die Kohle hat einen sehr kräftigen, dunklen Farbauftrag, wodurch man sehr ausdrucksstarkeund kontrastreiche Zeichnungen schaffen kann. Man kann mit ihr scharfe Linien zeichnen, aberauch gleichmäßige Flächen. Sie eignet sich außerdem sehr gut zum Verwischen, wodurch manauch großflächig zeichnen kann.Kohle wird sehr häufig für Portraits und Aktstudien verwendet. Auch die Alten Meister wieLeonardo da Vinci haben Zeichenkohle benutzt, um Entwürfe für ihre Gemälde anzufertigen.

30

Page 31: Zeichnen Lernen - Teil 1

Zeichenkohle

Die Kohle gehört neben der Pastellkreide zu den losen Zeichentechniken. Sie fälltdementsprechend leicht vom Papier ab oder kann nachträglich (ungewollt) verwischt werden.Daher muss eine fertige Zeichnung abschließend mit einem geeigneten Fixativ behandeltwerden.

Beispiel für eine Kohle-Zeichnung (Stillleben mit Mandarinen)

Tusche & TinteBei Tusche und Tinte handelt es sich um flüssige Zeichenmedien. Man zeichnet hier entweder

31

Page 32: Zeichnen Lernen - Teil 1

auf die klassische Methode mit Feder und Tusche- bzw. Tintenglas oder man greift aufTuschestifte für technisches Zeichnen zurück. Die Stifte für technisches Zeichnen eigenen sichjedoch nicht sonderlich gut für künstlerisches Zeichnen. Die Feder hat hingegen den Nachteil,dass man immer wieder ins Glas eintauchen muss und dadurch leicht mal kleckst. Außerdemist es auf Dauer nervig, immer wieder neue Flüssigkeit aufnehmen zu müssen.

Eine Alternative sind Fasermaler, die mit Tusche malen, sowie Kugelschreiber undTuscheroller. Diese Stifte haben den Vorteil, dass man nicht ständig Tusche oder Tintehändisch nachfüllen muss, da das Zeichenmedium in einer Mine enthalten ist. Ist dieserVorratspeicher leer, kann er in der Regel einfach ausgewechselt werden oder man verwendeteinen neuen Stift. Nachteil dieser Alternative ist, dass die Tinte bzw. Tusche in diesen Stiftenhäufig nicht lichtecht ist, was soviel bedeutet, dass die Farbe mit der Zeit ausbleicht. Wennman also diese Art des Tuschestifts verwendet, sollte man auf jeden Fall auf Qualität Wertlegen.

Anwendung von Tusche & Tinte

Mit Tusche und Tinte kann man sehr dünne, gleichmäßige, dunkle Linien ziehen. Sie eignensich für Zeichnungen und Skizzen aller Art. Wie bereits beschrieben, hat Tusche den Nachteil,dass sie kaum noch entfernt werden kann und grundsätzlich keine unterschiedlichen Grautönemit einem Stift gezeichnet werden können (dies ist jedoch möglich, indem man die Tusche mitWasser verdünnt). Außerdem kann man Tusche und Tinte auch mit einem Pinsel vermalen –man spricht hier vom Lavieren. Dabei durchbricht man jedoch bereits die Grenze zwischenZeichnung und Malerei. Es können dabei allerdings sehr schöne Effekte erzielt werden.

Beispiel für eine Tusche-Zeichnung (Seepferdchen)

Marker

32

Page 33: Zeichnen Lernen - Teil 1

Mit einem Marker ist im Bereich von Kunst und Grafik nicht unbedingt ein Markierstiftgemeint wie man ihn aus dem täglichen Gebrauch kennt. Es ist also kein Textmarker. Hierhandelt es sich vielmehr um qualitativ hochwertige Künstler-Stifte. Die Stifte beinhaltenFarbpigmente auf Alkohol- oder Tuschebasis. Marker sind Filzstiften ähnlich, jedoch umeiniges hochwertiger und daher auch deutlich teurer. Markerstifte werden auch oft alsFasermaler bezeichnet.

Zwei Markerstifte / Fasermaler

Anwendung von Markerstiften

Marker sind in der Anwendung relativ gewöhnungsbedürftig. Es gibt bei dieser Zeichen- undMaltechnik quasi keine Möglichkeit Fehler zu korrigieren. Stifte gibt es mit unterschiedlichenSpitzen wie zum Beispiel spitz und hart, flach und hart oder pinselartig weich. Besonders mitpinselartigen Markerstiften kann man sehr gut und flexibel malen. Man kann sehr dünne feineLinien, aber auch breite Striche zeichnen.Auch die Marker verwischen die Grenze zwischen Malerei und Zeichnung, da man hier auchmit Farbe arbeitet. Eingesetzt werden Marker häufig im Bereich Grafik, Design oder zurKolorierung von Comics, im speziellen auch Mangacomics.

33

Page 34: Zeichnen Lernen - Teil 1

Beispiel für eine Fasermaler-Zeichnung (Krake)

Kreide / PastellkreidePastellkreide eignet sich vor allem für farbige Zeichnungen bzw. Gemälde mit großenFarbflächen und weichen Farbverläufen. Der Farbauftrag kann dabei sehr zart oder auchkräftig sein. Typisch für Pastellgemälde sind jedoch die zarten Farbaufträge. Die Farbe lässtsich leicht mit dem Finger oder einem Wischwerkzeug verwischen.Die Kreiden sind trocken und eher staubig. Sie haben den Nachteil, dass sich die Farbe leichtvom Malgrund löst. Bilder, die mit Pastellkreide gemalt wurden, sollten daher unbedingt mitFixierspray übersprüht werden. Ein weiterer Nachteil im Vergleich zu Farbstiften ist, dassman schlechter Details zeichnen kann.

34

Page 35: Zeichnen Lernen - Teil 1

Pastellkreiden

ÖlpastelleÖlpastelle bestehen aus Farbpigmenten, die mit Mineralwachsen, Bienenwachs, Mohnöl undanderen Bindemitteln gemischt werden. Die Farbe ist im Gegensatz zu den Pastellkreiden nichtstaubig, sondern besitzt eine feste, cremige Konsistenz und haftet dadurch sehr gut auf demPapier. Die Farben sind zudem nicht wasserlöslich und beim Malen schlecht mischbar.Ölpastelle werden oft beim Malen von Tierportraits verwendet. Mit ihnen lässt sich dieDarstellung von Fell relativ gut umsetzen.

35

Page 36: Zeichnen Lernen - Teil 1

Weiteres Equipment zum Zeichnen

PapierNach dem Stift ist das Zweitwichtigste beim Zeichnen der Zeichengrund – also das Papierbzw. der Zeichenkarton. Der Zeichengrund ist maßgeblich für die Erstellung einer Zeichnungund das dabei erzielbare Ergebnis.

Wichtige Eigenschaften eines Zeichenkartons sind, neben dem Blattformat, die Rauhigkeit unddas qm-Gewicht (Gramm pro Quadratmeter). Beim Gewicht kann man sagen: Je höher, destobesser, da das Papier damit dicker und stabiler wird. Bei der Rauhigkeit kommt es auf diepersönlichen Bedürfnisse an.Raues Papier lässt in der Regel einen höheren Farbauftrag zu. Die Zeichnung wird jedoch ehergröber, da man nicht so leicht feine, gerade Linien ziehen kann. Somit eignet sich ein rauerZeichenkarton eher für schnelle Skizzen, Zeichnungen mit weichen Bleistiften, die einedynamische Linienführung haben und/oder Zeichnungen mit einer gröberen Schraffur. Die raueBlattstruktur ist in der Zeichnung oft noch zu sehen, was jedoch häufig ein erwünschter Effektist. Sehr glattes Papier eignet sich vor allem für sehr feine Zeichnungen und fotorealistischeZeichnungen, mit feinen Schraffuren.

Man sollte auch darauf achten, für welche Techniken das Papier geeignet ist. Bei fast allenZeichenblöcken findet man Hinweise hierzu auf dem Deckblatt.Manche Papiere eigenen sich nur für trockene Zeichentechniken – also keine Tusche oderTinte. Für manche Techniken gibt es speziell angepasstes Papier, wie zum BeispielPastellpapier, Marker-Papier, Kalligrafie-Papier etc.

AnspitzerDer Anspitzer wird oft auch einfach als Spitzer bezeichnet. Die Aufgabe eines Spitzers ist dasAnspitzen des Stifts, um damit wieder dünnere Linien zeichnen zu können.

Für das Zeichnen ist eine handbetriebene Spitzmaschine empfehlenswert. Das Arbeiten damitist angenehmer, als mit einem normalen Spitzer. Außerdem passiert es hier deutlich seltener,dass beim Spitzen die Bleistiftspitze abbricht.Manche Künstler benutzen alternativ auch ein scharfes Messer, um ihre Stifte zu spitzen.

RadiergummiDer Radiergummi (umgangssprachlich auch Radierer) ist nicht so banal wie man im erstenGedankengang meinen könnte. Die Aufgabe eines Radiergummis ist natürlich das Entfernenvon Strichen, die mit Grafitstift, Farbstift, Kreide etc. gezeichnet wurden.

36

Page 37: Zeichnen Lernen - Teil 1

Beim Zeichnen wird der Radierer aber auch häufig gezielt eingesetzt, um damit kleine Detailsherauszuarbeiten – zum Beispiel kleine Lichtpunkte oder Lichtkanten. Eine andere Aufgabebeim Zeichnen kann jedoch auch das Verwischen sein.

Die verschiedenen Arten von Radiergummis sind: harter Radiergummi, weicher Radiergummi,Radierstift und Knetradiergummi.

Verschiedene Radiergummis; von links nach rechts:Radiergummi mit harter und weicher Seite, Knetradiergummi, Radierstift

Harter Radiergummi

Mit einem harten Radiergummi kann man auch starke Zeichenstriche und teilweise auch Tuscheentfernen. Er bildet eine relativ scharfe Kante, mit der man auch Details radieren kann.Problem bei einem harten Radierer ist, dass er leicht die Blattstruktur verletzt. Auf soaufgerautem Papier fällt das Zeichnen schwerer.

Weicher Radiergummi

Ein weicher Radierer ist sehr viel schonender zum Papier als ein harter. Der Farbabtrag, denman mit dem weichen Radierer erzielen kann, ist jedoch auch geringer. Er eignet sich auchkaum zum Herausarbeiten von Details, da er eine stark verrundete Kante bildet. Der weicheRadiergummi verschmiert schnell und sollte immer wieder auf einem separaten Papier saubergerieben werden.

37

Page 38: Zeichnen Lernen - Teil 1

Radierstift

Mit dem Radierstift kann man vor allem feine Details in Zeichnungen herausarbeiten. DerRadierstift lässt sich dazu anspitzen. Es gibt Stifte mit einer harten und einer weichen Seite.Die weiche Seite eignet sich zusätzlich gut, um damit die Wischtechnik einzusetzen.

Knetradiergummi

Die Besonderheit des Knetradiergummis ist seine Modellierbarkeit. Das heißt, dass man ihnganz einfach in eine beliebige Form kneten kann. Er kann Teile der Zeichnung nur durch dasAufdrücken auf dem Papier entfernen. Dies gelingt vor allem bei losen Zeichentechniken wieKohle und Pastellkreide sehr gut, aber auch bei Bleistiftzeichnungen. Die Formbarkeit istgerade hier ein großer Vorteil.Der Knetradiergummi ist schonend für das Papier, kann jedoch Gezeichnetes nicht vollständigentfernen. Mit der Benutzung verschmutzt er zunehmend und wird dadurch immer schwächer.

38

Page 39: Zeichnen Lernen - Teil 1

4. ZeichentechnikenDie unterschiedlichen Zeichentechniken sind teils eng mit den bildnerischen Mitteln (Punkt,Linie, Fläche, Hell-Dunkel) verbunden. Beim Einsatz von Linien kann es sich zum Beispielbereits um eine Schraffur handeln. Beim Zeichnen von Flächen oder hellen und dunklenBereichen muss man sich für eine der Zeichentechniken entscheiden.

Ich werde zuerst die wichtigsten Zeichentechniken beschreiben und im folgenden Kapitel mitden bildnerischen Mitteln weitermachen. Diese Reihenfolge erscheint mir als die beste.

Darstellung einer Kugel mit verschiedenen Zeichentechniken

Ziel für den Einsatz von Zeichentechniken

39

Page 40: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die beschriebenen Zeichentechniken werden verwendet, um Flächen mit einem bestimmtenGrauton zu füllen – man spricht hier auch von einem Tonwert. Es kann dabei ein einheitlicherGrauton gezeichnet werden oder auch ein Verlauf zwischen zwei unterschiedlich hellen Tönen.

Durch Grautöne stellt man in einer Zeichnung Schatten dar und teilweise Farben, die sich ineinem Schwarz-Weiß-Bild zu einem bestimmten Grauton umwandeln. Erst durch dieDarstellung der Schatten bringt man die dreidimensionale Form eines Körpers zur Geltung.Alleine durch das Zeichnen der Kontur ist dies nicht möglich, da die Umrisse im Prinzip nureine zweidimensionale Form beschreiben.Der folgende Vergleich zwischen zwei Darstellungen von Bergen verdeutlicht dieseErkenntnis.

Vergleich zwischen einer reinen Konturzeichnung und einer schattierten Zeichnung

TonwertTonwerte sind Helligkeitsabstufungen, die von Weiß bis Schwarz reichen können. Einbestimmter Tonwert bezeichnet also einen bestimmten Grauton bzw. im Extrem Weiß oderSchwarz.

Auch in farbigen Bildern existieren Tonwerte. Sie sind dabei sozusagen von der Farbeüberdeckt und werden sichtbar, wenn man ein Farbfoto in ein Schwarz-Weiß-Bild umwandelt.

40

Page 41: Zeichnen Lernen - Teil 1

Verschiedene Tonwerte

41

Page 42: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die wichtigsten ZeichentechnikenDie wichtigste und wahrscheinlich am häufigsten verwendete Zeichentechnik ist - neben derLinie als solches - die Schraffur. In diesem eBook werden wir uns daher hauptsächlich mit derZeichentechnik des Schraffierens beschäftigen. Die anderen wichtigen Zeichentechnikenwerden in diesem Kapitel jedoch auch behandelt.

Dies sind die wichtigsten Techniken:

- Schraffur- Schummern- Verwischen- Lavieren

Zeichentechnik 1 – Die SchraffurBei einer Schraffur wird eine Reihe von Linien parallel zueinander in gleichem Abstandgezeichnet. Dabei können auch mehrere Schraffuren in unterschiedlichem Winkel übereinandergezeichnet werden.Ziel beim Schraffieren ist die Erzeugung eines bestimmten Tonwerts. Der Tonwert ergibt sichaus der Vermischung der Schraffurlinien mit dem hellen Papier, das zwischen den Linien zusehen ist. Für den Betrachter vermischen sich Linien und Untergrund zu einem einheitlichenGrauton.

Verschiedene Schraffurtechniken - von links nach rechts:Parallelschraffur, Kreuzschraffur mit zwei Richtungen, Kreuzschraffur mit drei Richtungen

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Schraffuren auszuführen und zu variieren, dieseTechniken werden unter den folgenden Punkten beschrieben.

SchraffurrichtungMit der Schraffurrichtung ist die Ausrichtung der Linien einer Schraffur gemeint. Mit derSchraffurrichtung kann man unterschiedliche Wirkungen erzeugen. Zum Beispiel kann man dieForm eines Körpers verdeutlichen oder eine bestimmte Struktur darstellen. Die

42

Page 43: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schraffurrichtung kann einer Zeichnung auch eine gewisse Dynamik geben.

Die natürliche Bewegung der Hand

Man darf beim Schraffieren auch die natürliche Bewegung der Hand nicht vernachlässigen.Einem Rechtshänder fällt es in der Regel leichter die Striche von links unten nach rechts obenzu ziehen, während Linkshänder von rechts unten nach links oben schraffieren. Ein berühmtesBeispiel hierfür ist Leonardo da Vinci, der viele Zeichnungen mit einer Parallelschraffurzeichnete, die von rechts unten nach links oben verläuft, wie im Bild unten zu sehen ist.

Schraffurtechnik von Leonardo da VinciQuelle: Ausschnitt aus der Zeichnung „Groteske Köpfe“ (1487) von Leonardo da Vinci

Will man Schraffuren in unterschiedlichen Richtungen zeichnen, ist es empfehlenswert dasPapier zu drehen, anstatt gegen die natürliche Bewegung der Hand zu arbeiten. DieVorgehensweise ist jedoch ganz individuell. Man muss es also selbst ausprobieren, dann merktman relativ schnell, wie einem das Arbeiten am angenehmsten ist.

Anzahl der Schraffurrichtungen – Parallelschraffur &KreuzschraffurVerlaufen die Linien der Schraffur alle parallel in eine Richtung, spricht man von einerParallelschraffur. Man hat hierbei also nur eine Schraffurrichtung.Wie bereits erwähnt wurde, werden jedoch häufig mehrere Schraffuren mit unterschiedlichenSchraffurrichtungen übereinandergelegt. Eine Schraffur, die mehr als nur eine

43

Page 44: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schraffurrichtung hat, wird als Kreuzschraffur bezeichnet.Durch das Zeichnen einer Kreuzschraffur wird das Liniennetz dichter und der erzeugte Grautoneinheitlicher. Man muss dabei jedoch aufpassen, dass man beim Zeichnen keinen zu dunklenGrauton erzeugt.

In den folgenden Bildern seht Ihr einige Beispiele für Kreuzschraffuren:

Unterschiedliche Kreuzschraffuren

Tipp: Kreuzschraffuren, die senkrecht und waagrecht verlaufen (0°-90°-Schraffur), erzeugenmeistens einen sehr statischen und steifen Eindruck. Man sollte andere Kombinationenbevorzugen.

Negativbeispiel - Kreuzschraffur mit 0°-90°-Ausrichtung

44

Page 45: Zeichnen Lernen - Teil 1

Positivbeispiel – Kreuzschraffur mit anderer Ausrichtung

LinienformSchraffuren müssen nicht zwangsweise mit schnurgeraden Linien ausgeführt werden. Es istauch möglich und häufig sehr sinnvoll die Schraffur mit bogenförmigen oder geschwungenenLinien zu zeichnen. Mittels Schraffur kann so die Form eines Körpers zusätzlich verdeutlichtwerden. Die Schraffur folgt hier also der Form eines Körpers.

Beispiel - Formbeschreibende Schraffur

Eine andere Variante sind zum Beispiel Kringellinien, mit denen man auch durch Schraffureine gewisse Struktur oder Oberflächenbeschaffenheit vermitteln kann.

Beispiel - Kringelschraffur

SchraffurstilMit dem Schraffurstil ist die Art gemeint, in der man die Striche einer Schraffur zeichnet oder

45

Page 46: Zeichnen Lernen - Teil 1

wie man die verschiedenen Schraffurgruppen anordnet.Man kann zum Beispiel lange Linien zeichnen, kurze oder wiederum unterschiedliche langeStriche innerhalb einer Schraffur. Man kann auch mit Kritzellinien schraffieren oder mitchaotischen Linien, die keine einheitliche Ausrichtung aufweisen. Manche Zeichnerschraffieren auch, indem sie kleine Schraffurgrüppchen mit unterschiedlicher Ausrichtung mehroder weniger chaotisch anordnen.

Schraffur mit unterschiedlich orientierten Schraffurgrüppchen

Schraffur mit unterschiedlich orientierten Schraffurgrüppchen

Kritzelschraffuren

46

Page 47: Zeichnen Lernen - Teil 1

Problem: Grafische GrenzenAn den Berührungspunkten von zwei Schraffuren ist die Liniendichte in der Regel erhöht.Diese Überschneidung erkennt man innerhalb der Schraffur als verdunkelten Grenzbereich –man spricht hier auch von grafischen Grenzen. Überschneiden sich die Schraffuren nicht,besteht die Gefahr, dass eine weiße Grenzlinie entsteht. Selten bringt man zweianeinandergrenzende Schraffuren auf den Punkt genau hin, sodass keine derartigeUnregelmäßigkeit entsteht.

Schraffuren mit sichtbaren „grafischen Grenzen“

Beim Versuch diese unerwünschten Verdunklungen unsichtbar zu machen, kann man sichbehelfen, indem man einen anderen Schraffurstil anwendet.Man kann zum Beispiel die Schraffuren so stark überschneiden lassen, dass die grafischenGrenzen verschwinden. Dabei sind die Schraffuren sozusagen ineinander verzahnt. Eine andereMöglichkeit ist die Verwendung unterschiedlich langer Schraffurlinien. Beim Zeichnen mitdem Bleistift kann man das Entstehen grafischer Grenzen verhindern, indem man den Druck amEnde der einzelnen Linien etwas reduziert.

Ineinander verzahnte Schraffur & Schraffur mit unterschiedlich langen Linien

Tipp für besonders realistische ZeichnungenWenn man besonders realistische Zeichnungen erstellen will, - bis hin zum Fotorealismus –muss man die Schraffur so dicht und sauber zeichnen, dass man kaum noch etwas von der

47

Page 48: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schraffur erkennen kann.Ein Beispiel für eine relativ feine Schraffur könnt Ihr im folgenden Bild sehen. Es geht jedochnoch sehr viel feiner.

Beispiel für eine besonders dicht und fein gezeichnete Schraffur

Tonwerte mit Schraffur erzeugenEs gibt verschiedene Möglichkeiten, hellere und dunklere Flächen mit Schraffur zu zeichnen.Im Folgenden werden alle Methoden beschrieben.

Liniendichte

Durch das Verdichten der Linien einer Schraffur kann man die Schraffur dunkler gestalten.Auch durch Überlagern einer weiteren Schraffur mit anderer Ausrichtung kann man dasLiniennetz verdichten und die Gesamtschraffur verdunkeln.Will man eine Schraffur hingegen heller gestalten, muss man die Linien mit größerem Abstandzueinander zeichnen.

Grautöne schraffieren durch Veränderung der Liniendichte

Zeichnet man mit Tusche, wird hauptsächlich diese Methode angewendet. Einzige Alternativewäre hier das verdünnen der Tusche mit Wasser, um hellere Linien zu zeichnen.

Anpressdruck des Bleistifts

48

Page 49: Zeichnen Lernen - Teil 1

Zeichnet man mit dem Bleistift, hat man auch die Möglichkeit den Anpressdruck des Stifts zukontrollieren. Drückt man stärker auf, werden die Linien dicker und der Grafitauftrag erhöhtsich. Somit wird auch die Schraffur dunkler.Zeichnet man die Schraffur hingegen mit nur wenig Druck, werden die Linien dünner undheller. So lassen sich auch dichte Schraffuren zeichnen, die immer noch einen hellen Grautonerzeugen.

Verschiedene Schraffuren mit unterschiedlichem Anpressdruck gezeichnet

Härtegrad des Bleistifts

Man kann auch Bleistifte unterschiedlicher Härte verwenden, um damit hellere und dunklereSchraffuren zu zeichnen. Harte Bleistifte erzeugen eine helle Schraffur, während weiche Stifteeine dunkle Schraffur schaffen.Das Vorgehen mit Bleistiften unterschiedlicher Härte ist etwas aufwändiger als die beidenanderen Methoden, da man immer wieder den Stift wechseln muss. Vorteilhaft ist jedoch, dasman nicht Gefahr läuft, aus Versehen zu fest aufzudrücken oder zu dicht zu schraffieren. Manmuss also beim Schraffieren nicht so sehr aufpassen, sondern muss in erster Linie nur denpassenden Stift wählen.

Schraffuren mit den Bleistifthärten 5H, HB, 2B und 5B (von links nach rechts)

Bildbeispiele – Schraffur

49

Page 50: Zeichnen Lernen - Teil 1

Cola-Dose mit Kreuzschraffur

50

Page 51: Zeichnen Lernen - Teil 1

Portraitzeichnung mit Parallelschraffur

51

Page 52: Zeichnen Lernen - Teil 1

Junges Flusspferd mit Kritzelschraffur

Zeichentechnik 2 – SchummernBeim Schummern zeichnet man mit der Breitseite des Zeichenwerkzeugs, indem man diese ineinem relativ flachen Winkel zum Papier hält. Man kann diese Technik mit einemBleistift/Grafitstift, Farbstift, Kohle und Pastellkreide anwenden.Durch Schummern kann man sehr schnell und einfach große Flächen füllen, ohne dabei einebesonders versierte Technik beherrschen zu müssen. Daher wird das Schummern von manchenals Mogeltechnik betrachtet. Zudem handelt es sich hier bereits um eine Zeichentechnik, beider keine Striche und Linien sichtbar sind, womit die klassischen Kriterien einer Zeichnungnicht mehr erfüllt sind.Wahrscheinlich sind dies die Gründe, weshalb das Schummern von vielen Zeichnern abgelehntwird. In der Tat sind die optischen Ergebnisse einer Schraffur häufig beeindruckender und diecharakteristische Handschrift des Zeichners kommt deutlicher zum Vorschein.

Ein Vorteil beim Schummern ist, dass man die Rauhigkeit des Papiers nutzen kann, umStrukturen darzustellen. Drückt man mit dem Stift gefühlvoll auf, bleiben die tieferenStrukturen des Papiers weiß. Diesen Effekt kann man sich jedoch nur in sehr wenigen Fällen zuNutze machen.Das Schummern wird oft für Skizzen und Entwürfe verwendet oder um in einer ZeichnungFlächen für ein danach folgendes Verwischen vorzubereiten. Gerade dann, wenn man mitKohle arbeitet, zeichnet man mit der Breitseite des Zeichenwerkzeugs, um danach die Kohle zu

52

Page 53: Zeichnen Lernen - Teil 1

verwischen.

Bildbeispiel: Geschummerte Zeichnung von Felsen(Vorlage: Die Erschaffung des Adam, Michelangelo Buonarroti)

Im Bild unten seht Ihr, wie eine geschummerte Fläche aussehen kann. Die Felder wurden miteiner geraden Stiftbewegung geschummert, was im Endergebnis auch sichtbar ist. Alternativkönnte man auch mit einer kreisenden Stiftbewegung schummern.Vergleicht einfach mal die geschummerten Flächen mit den schraffierten Flächen(vorhergehende Seiten), dann könnt Ihr selbst beurteilen, was Euch persönlich besser gefällt.

Zeichentechnik Schummernlinks: geschummerter Tonwertverlauf; rechts: Fläche mit konstantem Tonwert

53

Page 54: Zeichnen Lernen - Teil 1

Im Bild unten seht Ihr das Ergebnis beim Schummern mit kreisenden Bewegungen.

Schummern mit kreisenden Bewegungen

Zeichentechnik 3 – VerwischenDie Verwischtechnik kann man mit Bleistift, Farbstift, Kreide und Kohle anwenden. Vor allemdie losen Zeichenmedien – Kreide und Kohle – eigenen sich hervorragend zum Verwischen.Beim Verwischen wird eine geschummerte oder schraffierte Fläche mit dem Finger oder einemWischwerkzeug verwischt. Auf diese Weise kann man sehr schnell auch große Flächenausfüllen und besonders weiche Hell-Dunkel-Verläufe schaffen.Da Zeichnungen durch das Verwischen unscharf werden, sollte man nachträglich passendeKonturen mit Linien nachziehen.

Auch das Verwischen wird von manchen Zeichnern abgelehnt – wie auch das Schummern.Nichtsdestotrotz findet es sehr häufig Anwendung. Auch Künstler wie Leonardo da Vincihaben diese Technik genutzt, um Vorlagen und Studien für ihre späteren Gemälde anzufertigen.Beim Verwischen ist man bereits an der Grenze zwischen Zeichnung und Malerei, da kaumnoch Striche oder Linien zu sehen sind.

Man kann die folgenden Zeichenwerkzeuge verwischen:

- Bleistift / Grafitstift- Buntstift / Farbstift- Kohle- Pastellkreide

Man kann mit folgenden Werkzeugen verwischen:

- Finger- Estompe- Tortillion- Watte / Wattestäbchen

54

Page 55: Zeichnen Lernen - Teil 1

- Leder- Radiergummi- Pinsel

Im Bild unten seht Ihr eine Schraffur, die verwischt werden soll. Diese einfache Schraffurwurde mit Kohle gezeichnet.

Schraffur mit Kohle

Die angelegte Schraffur kann man nun – zum Beispiel mit einem Estompe – verwischen, wie esim Bild unten dargestellt ist.

55

Page 56: Zeichnen Lernen - Teil 1

Verwischen mit Estompe

Die verwischte Schraffur sieht dann zum Beispiel so wie im folgenden Bild aus. Damit lassensich auch sehr schöne und weiche Hell-Dunkel-Verläufe realisieren, was man im Bild bereitserahnen kann.

Verwischte Kohle

Zeichentechnik 4 – Lavieren

56

Page 57: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die Technik des Lavierens wird in Verbindung mit Tusche und Tinte angewendet. Man bringtdie Farbe wie bei der Aquarellmalerei mit einem Pinsel auf, um damit Schattierungen undTönungen darzustellen. Um Tusche oder Tinte transparent aufzubringen, wird sie mit mehr oderweniger Wasser vermischt.Oft werden Federzeichnung und Pinselzeichnung kombiniert. So entstehen mit Feder undTusche gezeichnete Umrisse und Strukturen, die dann durch Lavieren schattiert werden.

57

Page 58: Zeichnen Lernen - Teil 1

5. Bildnerische & Gestalterische MittelWie schon auf den ersten Seiten dieses eBooks beschrieben wurde, existieren beim Zeichnendie bildnerischen und materiellen Mittel. Die materiellen Mittel (Grafitstift, Kohle, Tuscheusw.) wurden bereits beschrieben. Auch die damit in enger Verbindung stehendenZeichentechniken wurden beschrieben. Nun kommen wir zu den bildnerischen Mitteln.

Bei den bildnerischen Mitteln stehen uns die Linie, der Punkt, die Fläche und das Hell-Dunkelzur Verfügung. Diese Mittel der Bildgestaltung werden unter den folgenden Punkten einzelnbeschrieben.

58

Page 59: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die LinieDie Linie ist klassischer Weise das wichtigste Gestaltungselement in einer Zeichnung. Mit derLinie zeichnet man Strukturen, Konturen, Muster, Umrisse und konstruiert ganze Zeichnungen.

Darstellung einer Berglandschaft durch das Zeichnen der Konturen mit einfachen Linien

Mit der Linie kann man aber auch bestimmte Gefühle und Eindrücke erwecken. DerLinienverlauf kann rund und weich sein und dadurch harmonisch und elegant wirken. Die Liniekann aber auch starke Knicke haben, einen dynamischen Verlauf haben und dadurch einespannungsvolle Wirkung erzeugen. Auch die Kombination von weichen und harten Linienerzeugt interessante Kontraste in einer Zeichnung.

Die Linie - Grundlegendes bildnerisches Mittel

StrukturenAuch Strukturen lassen sich mit Linien darstellen. Strukturen sind von Schraffuren zu

59

Page 60: Zeichnen Lernen - Teil 1

differenzieren, da Strukturen in der Regel nicht gleichmäßig sind.Jede Linie einer Struktur kann sich in Form, Richtung, Strichstärke und Länge unterscheiden.Selbst innerhalb der einzelnen Linie können sich diese Eigenschaften verändern. Die Linienmüssen hier auch nicht den gleichen Abstand zueinander haben. Strukturen sind also eingestalterisches Mittel, mit dem man einen gewissen Rhythmus darstellen kann. Hierdurch kannman Spannung in einem Bild erzeugen und Effekte einbringen, die besonders interessantwirken.Man muss bereits zu Beginn einer Zeichnung entscheiden, ob man lieber mit Schraffur oderStruktur arbeiten möchte, wobei nicht ausgeschlossen ist beide Techniken zu kombinieren.

Der Vorteil einer Struktur ist, dass man mir ihr auch den stofflichen Charakter eines Objektesvermitteln kann. Man kann also zum Ausdruck bringen, ob eine Oberfläche beispielsweiseglatt, porös, weich, pelzig oder hart ist.Diese Informationen kann man mit einer Schraffur alleine nicht vermitteln.

Beispiel für verschiedene Strukturen

60

Page 61: Zeichnen Lernen - Teil 1

Der PunktDer Punkt ist das einfachste Gestaltungselement einer Zeichnung. Er taucht nur sehr selten alsalleiniges zeichnerisches Mittel auf. Ein Beispiel hierfür wäre im Prinzip der Pointillismus,der jedoch im Bereich der Malerei angesiedelt ist. In der Regel taucht der Punkt in einerZeichnung nur in Verbindung mit Linie und Fläche auf.

Beispiel für den Punkt als Gestaltungselement

61

Page 62: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die FlächeDie Fläche ist ein bildnerisches Mittel, bei dem zwangsläufig eine bestimmte Zeichentechnikausgewählt werden muss. Zeichentechniken für flächiges arbeiten sind die Schraffur,Schummern, Verwischen und Lavieren. Die Fläche kann aber auch mit einer Struktur gestaltetwerden.

62

Page 63: Zeichnen Lernen - Teil 1

Das Hell-DunkelDer Einsatz des bildnerischen Mittels Hell-Dunkel erzeugt in der Regel einen Kontrast, daFlächen mit unterschiedlichen Tonwerten gezeichnet werden. Je nachdem, wie weit gespreiztdas Tonwertspektrum ist, kann der Kontrast mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Fürspannungsvolle Zeichnungen ist das Zeichnen starker Kontraste empfehlenswert.

Wenn man mit Hell und Dunkel gestalten will, wird man in der Regel Flächen zeichnen. Dasbedeutet, dass man auch hier eine Zeichentechnik anwenden muss.Durch das Zeichnen von hellen und dunklen Flächen, kann man auch eine räumliche undplastische Wirkung erzeugen.

Beispiel für eine Zeichnung mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast

63

Page 64: Zeichnen Lernen - Teil 1

6. Übungen – Teil 1Nach diesen vielen Seiten der Theorie, beginnen wir nun endlich mit den ersten Übungen. Ichhabe versucht, mit jeder neuen Übung mindestens eine neue Technik oder Erkenntnis alsÜbungsziel zu definieren. Damit steigert sich der Schwierigkeitsgrad von einer Übung zuranderen, ohne dass man als Anfänger damit überfordert sein sollte.

Zwischendrin haben wir noch ein kurzes Theoriekapitel, in dem das allgemeine Vorgehen beimZeichnen beschrieben wird. Es schadet auch nicht, wenn man diese Kapitel bereits jetzt liest,aber ich wollte niemanden mit zu viel Theorie abschrecken, bevor der praktische Teil beginnt.Wer also noch ein wenig Theorie (v)ertragen kann, liest zuerst das letzte Kapitel und fängtdann mit den Übungen an. Wer gleich die Übungen durcharbeiten möchte, kann dies auchbedenkenlos tun.

64

Page 65: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.1. Flächen schraffierenLernziele:

- Parallelschraffur lernen- Kreuzschraffur lernen- Gleichmäßige Tonwerte mit Schraffur zeichnen

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier- Ein Bleistift, z.B. 2B, B oder HB- Anspitzer

ÜbungDiese erste Übung ist ganz einfach und soll Euch nur ein Gefühl für das Erstellen einerSchraffur geben. Ihr zeichnet Euch einfach eine Handvoll rechteckiger Kästchen auf dasZeichenpapier und füllt diese dann mit einer Schraffur aus.Beginnen wir einfach mit einer Parallelschraffur. Als Rechtshänder schraffiert man am bestenvon rechts oben nach links unten. Probiert aber auch andere Schraffurrichtungen aus, dannwerdet Ihr feststellen wie es Euch am leichtesten fällt.Wie im Bild unten könnt Ihr auch unterschiedlich dichte Schraffuren zeichnen.

Parallelschraffuren unterschiedlicher Dichte zur Erzeugung unterschiedlicher Tonwerte

Ihr könnt auch versuchen mit immer demselben Bleistift unterschiedlich dunkle Schraffuren zuzeichnen, indem Ihr den Anpressdruck des Bleistifts verändert.

Unterschiedliche dunkle Schraffuren, gezeichnet mit einem 2B-Bleistift

65

Page 66: Zeichnen Lernen - Teil 1

Nun zeichnet man noch mal ein paar Kästchen auf das Papier und schraffiert diese mit derKreuzschraffur. Probiert dabei unterschiedliche Kombinationen aus – also unterschiedlicheSchraffurrichtungen und unterschiedlich viele Schraffuren übereinander.

Kreuzschraffuren mit zwei Richtungen

Kreuzschraffuren mit drei und vier Richtungen

66

Page 67: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.2. Hell-Dunkel-Verlauf schraffierenLernziele:

- Hell-Dunkel-Verläufe mit Schraffur umsetzen

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier- Ein Bleistift, z.B. 2B, B oder HB- Anspitzer

ÜbungWir steigern den Schwierigkeitsgrad ein wenig und versuchen nun mit einer Parallelschraffurund einer Kreuzschraffur einen Hell-Dunkel-Verlauf zu zeichnen.Dazu zeichnet man wieder zwei (oder auch mehrere) Rechtecke auf das Zeichenpapier. Achtetdabei darauf, dass die Kästchen dieses Mal länger sind – der Hell-Dunkel-Verlauf brauchtschließlich ein wenig Platz.

Das Ergebnis dieser Übung kann dann wie folgt aussehen. Ihr könnt natürlich auch andereSchraffurarten ausprobieren.Denkt daran, dass Ihr mit der Schraffur heller werden könnt, indem Ihr die Dichte der Schraffurreduziert oder indem Ihr mit dem Bleistift weniger fest aufdrückt.

Hell-Dunkel-Verlauf mit einer einfachen Schraffur

67

Page 68: Zeichnen Lernen - Teil 1

Hell-Dunkel-Verlauf mit einer einfachen Schraffur

68

Page 69: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.3. Hell-Dunkel-Verlauf mit unterschiedlichen BleistiftenLernziele:

- Hell-Dunkel-Verläufe mit unterschiedlichen Bleistifthärten schraffieren

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier- Bleistifte mit unterschiedlichen Härtegraden, z.B. 5B bis 5H- Anspitzer

ÜbungIn dieser Übung wollen wir noch mal einen Hell-Dunkel-Verlauf zeichnen. Der Unterschiedbei dieser Übung ist, dass wir dieses Mal Bleistifte mit unterschiedlichen Härtegradenverwenden. Für das Beispielbild unten habe ich Bleistifte von 5B bis 5H verwendet (also 5B,4B, 3B, 2B, B, HB, H, 1H, 2H, 3H, 4H und 5H).Man fängt zum Beispiel ganz links mit dem dunkelsten Bereich an und verwendet hierfür denweichsten Bleistift – z.B. 5B. Dann verwendet man immer härtere Bleistifte (4B, 3B, 2B usw.)und schraffiert damit nach und nach von links nach rechts. Ganz am Ende, wo die Schraffur amhellsten ist, verwendet man den härtesten Bleistift (in diesem Falle 5H).

Das Ergebnis sollte dann in etwas so aussehen wie im Bild unten. Bei der Schraffur handelt essich um eine Parallelschraffur. Man kann das Beispiel natürlich auch mit einer Kreuzschraffurdurchführen.

Hell-Dunkel-Verlauf mit Bleistiften unterschiedlicher Härte

69

Page 70: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.4. Berge mit LuftperspektiveLernziele:

- Schraffieren mit der natürlichen Bewegung der Hand- Flächen gleichmäßig mit unterschiedlichen Bleistifthärten schraffieren- Luftperspektive- Gestaltungselemente Fläche und Hell-Dunkel

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier (etwa DIN A4 oder A5)- Bleistifte in den Härtegraden 5H, 2H, HB und 2B- Anspitzer

ÜbungIn dieser Zeichenübung zeichnen wir eine Hügellandschaft, die in drei Ebenen aufgebaut ist.Die Ebenen stellen jeweils Berge oder Hügel dar und werden nach hinten hin immer heller.Die unterschiedlichen Ebenen zeichnen wir mit je einem Bleistift mit passender Härte. Dasbedeutet, die hellen Flächen im Hintergrund zeichnen wir mit einem harten Bleistift, diedunkleren Flächen mit einem weichen Bleistift. Ich empfehle hierbei den Himmel mit einem5H-Bleistift zu zeichnen, die Hügel ganz hinten mit 2H, die in der Mitte mit HB und die Ebeneganz vorne mit 2B.

Beim Schraffieren solltet Ihr jede Ebene mit einer anderen Schraffurrichtung schraffieren. DieSchraffur kann dabei eine Parallelschraffur sein - wer will, kann es jedoch auch mitKreuzschraffur machen.Ihr solltet hier ganz bewusst darauf achten, welche Schraffierrichtung für Euch amangenehmsten ist.

In dieser Übung setzen wir als Gestaltungselemente Linien, Flächen und Hell-Dunkel ein. DieFläche kommt in Form der verschiedenen Ebenen vor. Diese Ebenen sind durch Linienvoneinander getrennt. Aber auch das Hell-Dunkel trennt die Ebenen voneinander. Durch dieseAufhellung nach hinten hin, kommt auch eine gewisse Tiefenwirkung in diese einfacheBerglandschaft. Dabei handelt es sich um die sogenannte Luftperspektive.

Begriffserklärung: LuftperspektiveDie Luftperspektive wird in Zeichnungen und Gemälden verwendet, um einen Tiefeneindruckin Landschaftsbildern zu erzeugen. In Realität handelt es sich hier um einen atmosphärischenEffekt. Das Licht wird durch Luftmoleküle, Dunst und Staub abgelenkt, was dazu führt, dass

70

Page 71: Zeichnen Lernen - Teil 1

entfernte Objekte einen leichten Blauschimmer bekommen, heller erscheinen und kontrastärmersind. Aufgrund des Blauschimmers ist in der Malerei auch oft vom Verblauungseffekt bzw. derFarbperspektive die Rede.Da wir aber in unserer Zeichnung keine Farbe einsetzten, können wir diesen Effekt nur durchdie Aufhellung der entfernten Objekte erzeugen.

Beispiel für die Luftperspektive

Übung – Schritt für SchrittWir starten die Übung mit einer Skizze der Berglandschaft. Für diese Skizze kann man den 2B-Bleistift verwenden. Die Konturen der Berge werden mit geschwungenen Linien dargestellt.Im Bild unten seht Ihr wie diese Skizze aussehen kann. Darin habe ich auch eingezeichnet,welche Bleistifthärten Ihr für welche Ebene verwenden könnt. (Diese Beschriftung solltet Ihrjedoch nicht einzeichnen.)

71

Page 72: Zeichnen Lernen - Teil 1

Skizze der Berglandschaft

Nun schraffiert Ihr einfach eine Ebene nach der anderen. Am besten fängt man ganz oben an,also bei der Ebene die am entferntesten liegt. Das ist in diesem Falle der Himmel, den ich miteiner waagrechten Schraffur gezeichnet habe, um ein Gefühl von Weite zu erzeugen.

Waagrechte Schraffur des Himmels mit 5H-Bleistift ausgeführt

Die nächste Ebene sind die Berge ganz hinten. Diese Bergebene kann man mit einem Bleistiftder Härte 2H schraffieren. Diese Schraffur habe ich schräg von oben rechts nach unten linksgezeichnet.

72

Page 73: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schräge Schraffur der Berge ganz hinten mit 2H-Bleistift

Die mittlere Bergebene wird nun mit dem HB-Bleistift gezeichnet. Diese Schraffur ist zurvorherigen um 90° gedreht.

Die mittlere Bergkette wird mit einem HB-Bleistift schraffiert

Die Berge ganz vorne werden mit dem 2B-Bleistift schraffiert. Damit ist diese kleine Übungauch schon zu Ende und wir können uns schwierigeren Aufgaben zuwenden.

73

Page 74: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die Ebene ganz vorne mit 2B-Bleistift schraffiert

74

Page 75: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.5. Berge mit KreuzschraffurLernziele:

- Schraffieren mit der Kreuzschraffur- Vertiefung und Übung des bisher gelernten

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier (etwa DIN A4 oder A5)- Bleistifte in den Härtegraden 5H bis H, HB und B bis 6B- Anspitzer

ÜbungIn dieser Übung geht es eigentlich nur darum das bisher gelernte zu vertiefen. Es ist sozusageneine Übungs-Übung.Dabei zeichnen wir dieses Mal noch mehr Bergketten und benutzen hierfür Bleistifte der Härte5H bis 6B. Welche Berge mit welchem Grafitstift gezeichnet werden, ist wieder in der Skizzeunten dargestellt. Den Himmel kann man dieses Mal einfach weiß lassen.Die Berge werden in dieser Übung mit einer Kreuzschraffur gezeichnet, die einen Winkel zumHorizont von +/-45° aufweist.

Vorzeichnung

In den folgenden Bildern seht Ihr wie die Berglandschaft Schritt für Schritt gezeichnet wird.

75

Page 76: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schritt 1 – die am weitesten entfernte Ebene mit einem 5H-Bleistift

Schritt 2 – nächste Ebene mit einem 4H-Bleistift

76

Page 77: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schritt 3 – mit 3H-Bleistift

Schritt 3 – mit 2H-Bleistift

77

Page 78: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schritt 4 – mit H-Bleistift

Schritt 5 – mit HB-Bleistift

78

Page 79: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schritt 6 – mit B-Bleistift

Schritt 7 – mit 2B-Bleistift

79

Page 80: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schritt 8 – mit 3B-Bleistift

Schritt 9 – mit 4B-Bleistift

80

Page 81: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schritt 10 – mit 5B-Bleistift

Schritt 11 – mit 6B-Bleistift

Und fertig ist unser Berglandschaft.Wie Ihr seht kann man kaum einen Unterschied zwischen den Bergen erkennen, die mit dem4B-, 5B- und 6B-Bleistift gezeichnet wurden. Vor allem zwischen 5B und 6B ist so gut wiekein Unterschied mehr zu sehen. Das bedeutet, der 6B-Grafitstift ist zwar weicher, kann aberoffensichtlich kaum noch dunklere Tonwerte erzeugen.

81

Page 82: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.6. Dreidimensionale Körper darstellenLernziele:

- Darstellung von dreidimensionalen Körpern- Schattierung von dreidimensionalen Körpern

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier (DIN A4 oder A5)- Ein Bleistift (z.B. Härte 2B) und/oder Tuschestift- Anspitzer

ÜbungIn den vorhergehenden Übungen haben wir intensiv das Schraffieren geübt. Es ist nun an derZeit weiter voranzuschreiten und das Gelernte in einem neuen Bereich einzusetzen.Wir wollen also mal versuchen dreidimensionale Körper zu zeichnen und diese dann mit Hilfevon Schraffuren zu schattieren. Es wird nun also richtig spannend.

Mit der Darstellung von Schatten kommt die dreidimensionale Form eines Körpers erst richtigzum Vorschein – die Objekte wirken dadurch plastisch. Man muss dabei jedoch stets auf dierichtigen Proportionen der Schatten achten und darauf, dass man den richtigen Tonwert trifft.Daher hat das Zeichnen von Schraffuren vor allem für die Darstellung von räumlichen Körperngroße Bedeutung.

Schatten konstruieren und zeichnenUm die Schatten korrekt wiederzugeben, hat man am besten eine Vorlage, von der manabzeichnen kann (sei es ein reales Zeichenobjekt oder eine Fotovorlage). Ansonsten kann mansich zumindest bei einfachen Körpern die Schatten selbst konstruieren.Hierfür muss man festlegen an welcher Position sich die (imaginäre) Lichtquelle befindet.Daraus ergibt sich dann der Einfallswinkel und Richtungswinkel des Lichts. Damit kann mandann einen Schatten selbst konstruieren, so wie es in der Zeichnung unten zu sehen ist.

82

Page 83: Zeichnen Lernen - Teil 1

Konstruktion des Schattenwurfs

Wenn man über genügend zeichnerische Erfahrung verfügt, kann man den Schattenwurf auchohne Hilfslinien darstellen. Auch bei komplizierteren Formen funktioniert dies einigermaßen.Absolut richtig liegt man mit der eigenen Vorstellungskraft und Einschätzung in der Regel nicht– vor allem bei komplexeren Motiven. Daher ist es immer besser, wenn man eine Vorlage zurVerfügung hat.

WürfelWir starten wieder ganz einfach und simpel. Das erste Objekt ist ein Würfel. Dazu zeichnenwir als erstes eine Skizze des Würfels mit seinen Konturen wie im Bild unten.

83

Page 84: Zeichnen Lernen - Teil 1

Skizze des Würfels

Diese Vorzeichnung wird nun mit einer Kreuzschraffur schattiert. Beim Zeichnen der Schattenkommt es darauf an von wo das Licht einfällt. Dort, wo das Licht auf einen Körper trifft, istdieser hell. An Stellen, die das Licht nicht erreichen kann, entstehen Schatten.

Im Beispiel mit dem Würfel stellen wir uns eine imaginäre Lichtquelle vor, die den Würfelvon links hinten anscheint. Der Schatten fällt somit nach rechts vorne. Da das Licht eher vonlinks auf den Würfel scheint, ist der Schatten auf der rechten Seite am dunkelsten. Der Schattenauf der Vorderseite ist hingegen etwas heller.Auf diese Weise schraffiert man nun die Vorderseite und die rechte Seite des Würfels mitunterschiedlich dunklen Kreuzschraffuren. Die Oberseite des Würfels bleibt weiß.

Beispielbild 1: Würfel mit Tuschestift schraffiert

84

Page 85: Zeichnen Lernen - Teil 1

Beispielbild 2: Würfel mit 2B-Bleistift schraffiert

85

Page 86: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.7. Darstellung eines ZylindersLernziele:

- Dreidimensionale Darstellung eines Zylinders

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier (DIN A4 oder A5)- Ein Bleistift (z.B. Härte 2B) und/oder Tuschestift- Anspitzer

ÜbungEtwas schwieriger in der Darstellung ist ein Zylinder. Zum Einen muss man hier dieVorzeichnung hinbekommen, bei der man zwei perspektivisch verzerrte Kreise zeichnen mussund zum Anderen muss man den Schatten als Hell-Dunkel-Verlauf zeichnen. Der Hell-Dunkel-Verlauf ergibt sich aus dem Umstand, dass der Zylinder eine gewölbte Mantelfläche besitzt,während der Würfel gerade Flächen hat.

Zeichnerische Konstruktion eines ZylindersUm einen Zylinder zu zeichnen kann man sich behelfen, indem man erst einen Quader zeichnet,in den der Zylinder genau hineinpassen würde. Der Quader muss dabei in genau derPerspektive gezeichnet werden wie auch der Zylinder zu sehen sein soll. Das bedeutet, dassdie obere und untere Fläche entsprechend verzerrt dargestellt werden. Innerhalb derviereckigen Ober- und Unterseite des Quaders zeichnet man dann je eine Ellipse. DieseEllipsen sind perspektivisch verzerrte Kreise. Man verbindet die beiden Ellipsen mit zweiLinien und erhält somit einen Zylinder.Das Bild unten veranschaulicht das Vorgehen.

86

Page 87: Zeichnen Lernen - Teil 1

Zeichnerische Konstruktion eines Zylinders in vier Schritten

Auch bei der Schattierung eines Zylinders bietet es sich an ein wenig zu experimentieren. Mankann sich unterschiedliche Lichtquellen vorstellen und so den Zylinder in immer anderenBeleuchtungssituationen zeichnen.In den Zeichnungen unten seht Ihr einige Beispiele wie man Zylinder darstellen kann.

Zylinder in unterschiedlichen Beleuchtungssituationen

87

Page 88: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.8. Darstellung einer KugelLernziele:

- Dreidimensionale Darstellung einer Kugel

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier (DIN A4 oder A5)- Ein Bleistift (z.B. Härte 2B) und/oder Tuschestift- Anspitzer

ÜbungDie Kontur einer Kugel ist am einfachsten zu zeichnen, da sie einfach kreisrund ist.Zugegebenermaßen ist das Zeichnen eines Kreises freihand schwierig, aber man kann hierruhig eine Schablone verwenden. Hierfür eignen sich auch einfache Hilfsmittel wie z.B. eineMünze oder ein Glas.

Etwas schwieriger ist die Darstellung der Schatten. Eine Kugel, die seitlich von obenbeleuchtet wird, weist eine leichte Aufhellung an der Unterseite auf. Der dunkelste Schattenzieht sich also nicht bis ganz unten. Grund hierfür ist, dass das Licht vom Boden reflektiertwird und auf die Unterseite der Kugel fällt.Im Gegensatz zum Zylinder muss man bei einer Kugel außerdem einen Hell-Dunkel-Verlauf inalle Richtungen zeichnen – beim Zylinder reichte ein Verlauf von links nach rechts.

Im Bild unten ist die Zeichnung einer Kugel zu sehen, die mit einer einfachen Schraffurschattiert wurde.

88

Page 89: Zeichnen Lernen - Teil 1

Zeichnung einer Kugel mit Parallelschraffur

89

Page 90: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.9. Andere KörperLernziele:

- Dreidimensionale Körper darstellen

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier (DIN A4 oder A5)- Ein Bleistift (z.B. Härte 2B) und/oder Tuschestift- Anspitzer

ÜbungEs gibt noch einige weitere einfache geometrische Körper, auf die man auch im echten Lebenimmer wieder mal stößt. Dazu zählen:

- die Pyramide,- der Pyramidenstumpf,- der Kegel,- der Kegelstumpf,- der Oktaeder,- die Halbkugel,- der Torus und- das Prisma.

Versucht einfach mal verschiedene geometrische Körper zu zeichnen. Zeichnet dabei zuerst dieKonturen, danach könnt Ihr schattieren.Im Bild unten findet Ihr ein paar Zeichnungen von einfachen Körpern.

Dreidimensionale Körper: Kegel, Zylinder, Pyramide, Quader

Tipp:Die zeichnerische Studie einfacher geometrischer Körper ist wichtig, da man in vielenkomplexeren Objekten diese einfachen Körper wiederfindet. Oft kann man komplexe Formenin mehrere einfache geometrische Körper zerlegen, was beim Zeichnen häufig eine große Hilfe

90

Page 91: Zeichnen Lernen - Teil 1

ist.

91

Page 92: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.10.Licht und SchattenLernziele:

- Körper in unterschiedlichen Beleuchtungssituationen darstellen

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier (DIN A4 oder A5)- Ein Bleistift (z.B. Härte 2B) und/oder Tuschestift- Anspitzer

ÜbungWie man einfache geometrische Körper zeichnet haben wir in den vorhergehenden Übungengelernt. Wir haben auch erfahren wie man den Schatten eines Körpers konstruiert. Es istsinnvoll nun ein wenig zu experimentieren und verschiedene Formen in unterschiedlichenBeleuchtungssituationen zu zeichnen.

In den folgenden Bildern seht Ihr vier Beispiele, die Ihr abzeichnen könnt. Ihr könnt Euch aberauch eigene Zusammenstellungen ausdenken. Bestimmt einfachen die Position der Lichtquelle,zeichnet beliebige Körper und schattiert diese entsprechend.

Beispiel 1 – Licht von rechts hintenHier befindet sich die Lichtquelle hinter den Objekten auf der rechten Seite. Der Würfel undder Zylinder werfen dadurch einen Schatten nach vorne links. Außerdem sind die Körperjeweils an ihrer linken Seite etwas heller.

92

Page 93: Zeichnen Lernen - Teil 1

Licht von rechts hinten

Beispiel 2 – Licht von hintenDas Licht kommt hier von hinten, wodurch die beiden Körper lange Schatten direkt nach vornewerfen.

Licht von hinten

Beispiel 3 – Licht von obenWenn das Licht direkt von oben kommt, entsteht bei den beiden dargestellten Körpernstrenggenommen gar kein Schatten. In der Zeichnung wurde ein leichter Schatten gezeichnet, dadie Lichtquelle zwischen den beiden Objekten steht und diese dadurch leicht seitlich anscheint.

93

Page 94: Zeichnen Lernen - Teil 1

Licht von oben

Beispiel 4 – Licht von vorneWerden die Objekte frontal beleuchtet, werfen sie einen Schatten nach hinten. Dieser Schattenist, aufgrund der Form der beiden Körper, kaum sichtbar.

Licht von vorne

94

Page 95: Zeichnen Lernen - Teil 1

Zeichnen lernenNachdem der erste Übungsteil abgeschlossen ist, möchte ich noch ein paar – hoffentlichhilfreiche – Worte zum Thema „Zeichnen lernen“ verlieren.

Das Zeichnen lernt man am effektivsten mit einer Kombination aus Grundwissen und Übung.

Wenn man nur zeichnet ohne wichtiges Grundwissen zu haben, kann das die eigenenFortschritte verlangsamen oder man gerät vollständig auf den Holzweg. Nur Theorie ohneÜbung bringt selbstverständlich auch nicht viel.Um Zeichnen zu lernen bedarf es idealer Weise einer Kombination aus Theorie und Übung.Nicht umsonst haben die Alten Meister ihre Motive geradezu studiert und eigeneProportionsregeln aufgestellt. Heute ist dieses theoretische Wissen vorhanden und zumBeispiel über Bücher (wie diesem) sehr leicht zugänglich. Ihr müsst Euch also nicht die Mühemachen erst eigene Proportionsregeln zu entwickeln oder anatomische Untersuchungendurchzuführen, wenn Ihr beispielsweise Menschen zeichnen wollt.

95

Page 96: Zeichnen Lernen - Teil 1

Beispiel für die Proportionsregeln bei einem Portrait

96

Page 97: Zeichnen Lernen - Teil 1

ZeichnenWichtig beim Zeichnen ist, dass man die Proportionen des Motivs erkennen und in derZeichnung korrekt darstellen kann. Hierzu braucht man wahrscheinlich ein wenig Talent. Aberauch Übung, Erfahrung und das Grundwissen spielen hier eine große Rolle.Das Zeichnen der Schatten mit Hilfe von Schraffur, schummern, verwischen oder lavieren istdann in erster Linie Technik. Das Bedeutet es kommt hier größtenteils auf die Übung undErfahrung an.

Wenn es um die Gestaltung der Zeichnung geht, ist Kreativität und die künstlerischePersönlichkeit gefragt. Die Gestaltung betrifft zum Beispiel die Motivwahl, dieBildkomposition, die Wahl der zeichnerischen Mittel und die Art und Weise der Darstellung.

Zeichnen bedeutet also:

- Proportionen erkennen und umsetzen- Zeichentechnik anwenden- Gestaltung und Kreativität

97

Page 98: Zeichnen Lernen - Teil 1

Das Vorgehen beim ZeichnenWie geht man am besten an eine Zeichnung heran? Der schwierigste Teil ist der Moment, indem man vor dem leeren weißen Blatt Papier sitzt. Es ist viel schwieriger den ersten Strich zusetzen als man vielleicht meint.Eine eigene Bildkomposition zu entwerfen, ist für einen Anfänger wohl nicht sinnvoll. Ambesten versucht man zunächst ganz einfache Motive zu zeichnen. Dies können Gegenständesein, die in der näheren Umgebung zu finden sind wie ein Wasserglas, eine Tassen, ein Buch,das Blatt eines Baumes und ähnlich einfache Körper. Man legt das Objekt einfach vor sich hinund zeichnet davon ab.

Zeichnen von komplexeren MotivenBei komplexeren Motiven stellt sich das reine Freihandzeichnen als relativ schwierig heraus.Hier ist es ratsam ein paar Tricks anzuwenden.Für Motive, die sehr häufig gezeichnet werden, existieren bereits gewisse Proportionsregeln,anhand derer man sich orientieren kann. Vor allem für das Zeichnen von Menschen gibt esviele Proportionsregeln, die von Künstler bereits vor Jahrhunderten entwickelt wurden. BeiMotiven die seltener gezeichnet werden, gibt es solche Zeichenhilfen nicht. Man muss sie sichhier erst selbst erstellen.

Im Folgenden werden drei Methoden beschrieben, mit denen man komplexere Zeichnungenerstellen kann. Die erste Methode (Zerlegung in geometrische Körper) werden wir außerdembei den folgenden Übungen häufig anwenden.

A) Zerlegung in einfache geometrische KörperMan kann beispielsweise viele Objekte in einfache geometrische Körper zerlegen. Einigedieser Körper haben wir bereits in den Übungen kennengelernt. Bei Darstellungenarchitektonischer Objekte ist dieses Vorgehen sehr naheliegend, da diese Formen in Gebäudensehr leicht zu finden sind. Viele Zeichner gehen jedoch auch bei natürlichen Objekten auf dieseWeise vor - zum Beispiel beim Zeichnen von Menschen und Tieren.Man erstellt dabei erst eine einfache Skizze des Motivs mit Hilfe von Vierecken, Dreiecken,Quadern, Kreisen, Ellipsen, Kugeln usw. Steht dieses grobe Modell, kann man Übergängezeichnen und weiter detaillieren. Die Technik funktioniert mit zweidimensionalen Körpern(Viereck, Kreis, Dreieck), als auch mit dreidimensionalen Körpern (Quader, Kugel, Pyramideusw.).

B) RastermethodeEine andere Technik ist die sogenannte Rastermethode, die vor allem beim Abzeichnen von

98

Page 99: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fotos verwendet wird. Man zeichnet hier ein Raster (schachbrettartig) auf das Foto, sowie aufdas Papier. Das Raster auf dem Papier darf dabei kleiner oder auch größer sein, als das aufdem Foto. Allerdings muss das Höhen-Breiten-Verhältnis der Kästchen gleich sein, da man dasBild sonst verzerrt zeichnet. Die Anzahl der Kästchen in Höhe und Breite muss ebenfallsgleich sein.Die Rasterlinien dienen nun zur Orientierung. Dabei ist es Geschmacksache wie eng man dasRaster zeichnet – man sollte es jedoch nicht übertrieben eng zeichnen.

In den folgenden Bildern seht Ihr, wie man die Rastermethode umsetzt:

1. Rasterung der Fotovorlage.

Raster auf der Vorlage

2. Rasterung des Zeichengrundes und abzeichnen mit Hilfe des Rasters.

99

Page 100: Zeichnen Lernen - Teil 1

Zeichnung mit Raster auf dem Papier

3. Wegradieren des Rasters und schattieren der Zeichnung.

100

Page 101: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fertige Zeichnung

Über diese Verknüpfung gelangt Ihr direkt zu einer Übung, in der die Rastermethodeschrittweise beschrieben wird: Übung - Rastermethode

C) Freie OrientierungslinienMan kann auch Orientierungslinien ohne festes Raster zeichnen. Dazu zeichnet man die Linienan besonderen Stellen – horizontal und senkrecht - und orientiert sich dann beim weiterenZeichen an diesen Linien. Man kann so besser erkennen, wo verschiedene Elemente desMotivs auf dem Blatt eingezeichnet werden müssen und wie die Objekte zueinanderangeordnet sind.Ein Beispiel für diese Methode ist das Bild mit den Proportionsregeln für einePortraitzeichnung im Bild oben. Die Linien erzeugen hier nicht unbedingt ein gleichmäßigesRaster. Vielmehr orientieren sie sich an den wichtigsten Elementen des Gesichts.

Eine ganz einfache Orientierungslinie, die man beim Abzeichnen von realen Motiven (alsoohne Foto) einsetzen kann, ist der Bleistift. Man kann ihn sich selbst vor ein Auge halten unddas andere Auge zukneifen, während man auf das Zeichenobjekt blickt. Damit hat man eineHilfslinie und einen Maßstab in der Hand, mit dessen Hilfe man sich gut orientieren kann.

Über die folgende Verknüpfung gelangt Ihr direkt zu einer Übung, in der diese Zeichenmethodeangewendet wird: Übung – Freie Orientierungslinien

101

Page 102: Zeichnen Lernen - Teil 1

102

Page 103: Zeichnen Lernen - Teil 1

7. Übungen – Teil 2Im zweiten Teil der Übungen werden wir versuchen von echten Objekten abzuzeichnen. Dabeihilft Euch das vorhergehende Kapitel mit der Theorie über das Zeichnen vielleicht etwasweiter.

103

Page 104: Zeichnen Lernen - Teil 1

7.1. Eine Tasse zeichnenLernziele:

- Abzeichnen von realen Objekten- Schattieren von realen (komplexeren) Körpern

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier DIN A4- Ein Bleistift (z.B. Härte 2B)- Anspitzer- Radierer

ÜbungWir steigern den Schwierigkeitsgrad erneut, mit einem realitätsnahen Beispiel. Ich hoffe, dassdie Steigerung des Schwierigkeitsgrads mit dieser Übung nicht bereits zu schnell vorangeht,aber eigentlich sollte das notwendige Rüstzeug inzwischen vorhanden sein.Das Motiv muss auch nicht gleich so schön aussehen wie es in den Bildern dieses Beispielsdargestellt ist. Probiert es einfach. Mit mehr Übung werdet Ihr automatisch immer besser.

Wir wollen nun einen realen Gegenstand abzeichnen – eine Tasse. Die Tasse kennt Ihrvielleicht noch aus einem der ersten Kapitel des Buchs. Dabei ging es um das richtige Sehen,Erkennen und Verstehen. So wie es dort bereits beschrieben wurde, ist es beim Abzeichnenvon realen Objekten sehr wichtig genau hinzusehen. Ihr müsst dabei auch manchmal EurenVerstand ausschalten. Stellt Eure eigenen Erwartungen und Erfahrungen in Frage und seht Euchdas Motiv ganz genau an.

Genaue Betrachtung des ZeichenobjektesDie Tasse ist in diesem Beispiel nicht ganz zylinderförmig, sondern leicht konisch. Das machtdie Zeichnung etwas schwieriger aber auch interessanter. Im Prinzip muss man - nachdem mandie Vorzeichnung hinbekommen hat - nur beachten, dass der Schatten an der Mantelfläche sichhierdurch etwas verjüngt. Am besten orientiert man sich aber einfach an der Fotovorlage, dieich hier mit eingefügt habe (oder verwendet eine eigene Tasse zum Abzeichnen).

Wenn man die Tasse ganz genau betrachtet, erkennt man auch, dass sich der Henkel im oberenBereich der Tasse leicht spiegelt. Er wirft außerdem einen Schatten auf die Tasse. Wenn Ihrsehr genau zeichnen wollt, – was Ihr nicht zwangsweise machen müsst – solltet Ihr auch dieLichtreflexionen an den Kanten von Tasse und Henkel berücksichtigen.

104

Page 105: Zeichnen Lernen - Teil 1

Was außerdem auffällt ist, dass der Schatten, den die Tasse auf den Boden wirft, sehr diffusist. Er hat keine klaren Kanten und erzeugt dadurch einen sehr weichen Hell-Dunkel-Verlaufam Boden. Die Aufnahme wurde an einem Wintermorgen (ca. 9 Uhr) gemacht – Lichtquellewar die Sonne. Das Licht war nicht besonders stark, wodurch sich die sanften Schattenerklären lassen.In folgenden Übungen werden wir Lichtsituationen vorfinden, die ganz gegensätzlich sind.

Fotovorlage der Tasse

Die Tasse zeichnenEine Zeichnung beginnt man in der Regel mit einer Vorzeichnung bzw. einer Skizze desZeichenobjekts. In dieser Vorzeichnung zeichnet man in erster Linie die Umrisse und Kantendes Motivs. Man kann darin auch einige charakteristische Schatten und Lichter einzeichnen.

Um die Vorzeichnung gut hinzubekommen eignet sich in diesem Falle die Methode der„Zerlegung in einfache geometrische Körper“. Wie man diese Methode Schritt für Schrittumsetzt zeigen die folgenden Bilder.Bei vielen anderen Motiven kann man außerdem auf die gleiche oder zumindest ähnlicheWeise vorgehen.

Man sollte also versuchen im Zeichenobjekt einfache geometrische Körper zu entdecken, aus

105

Page 106: Zeichnen Lernen - Teil 1

denen sich das Objekt zusammensetzt. Diese Körper zeichnet man dann mit Unterstützungeiniger Hilfslinien. Am Ende verbindet man die Körper dann mit passenden Übergangslinienmiteinander, um so den gesamten Gegenstand zu formen. Und so geht’s:

Konstruktion des Tassenkörpers

Der Grundkörper ist fertig, nun kann man den Henkel konstruieren. Der Henkel ist im Grunde

106

Page 107: Zeichnen Lernen - Teil 1

ein Halbbogen – so ähnlich wie ein Torbogen, nur um 90° gedreht.

Konstruktion des Henkels

Fertige Konstruktion der Tasse

Nun zeichnet man die Übergänge zwischen Tasse und Henkel. In diesem Schritt habe ich auchdie Kante der Tasse besser herausgearbeitet und bereits einige Schattenlinien eingezeichnet.

107

Page 108: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die fertige Vorzeichnung sieht dann zum Beispiel so aus:

Vorzeichnung der Tasse

Die Vorzeichnung steht, nun kann man die Schatten zeichnen. Ich habe dafür einen 2B-Bleistiftverwendet. Die Schraffur ist relativ wild. Ich habe größtenteils mit der Kreuzschraffurgearbeitet, indem ich immer wieder Schraffuren in unterschiedlichem Winkel übereinandergezeichnet habe, bis ich den erwünschten Tonwert erreicht hatte.

Im Folgenden seht Ihr einige Zwischenschritte auf dem Weg zur fertigen Zeichnung. Seid nichtenttäuscht, wenn es nicht gleich beim ersten Versuch so aussieht wie Ihr Euch gewünscht habt.Übung macht ja bekannter Weise den Meister.Wie schon erwähnt könnt und solltet Ihr Euch immer wieder an der Fotovorlage orientieren.Wenn Ihr nicht von diesem Foto abzeichnen wollt, könnt Ihr Euch auch selber eine Tasse aufden Tisch stellen und vom echten Objekt abzeichnen.

108

Page 109: Zeichnen Lernen - Teil 1

Erste Schraffuren auf der Vorzeichnung

Nach und nach legt man nun eine Schraffur nach der anderen auf das Papier. Ihr solltetvorsichtig anfangen und nicht gleich ganz dunkel schraffieren. Wenn Ihr seht, dass Ihr eineStelle noch dunkler machen müsst, könnt Ihr ohne Probleme jederzeit eine weitere Schraffurdarüber zeichnen.Das nachträgliche Aufhellen ist hingegen schwieriger. Mit einem normalen Radiergummi läuftman Gefahr, dass man einen Teil der Zeichnung ungewollt verwischt. Ein harter Radiergummikann das Papier beschädigen. Vorsichtiges Aufhellen funktioniert am besten mit einemKnetradiergummi.

Im folgenden Bild seht Ihr die fertige Schattierung des Hauptkörpers der Tasse. Wie genau mandie Schraffur der Schatten zeichnet ist Geschmackssache. Manche zeichnen hier eher grob,andere extrem fein.Sehr fein gezeichnete Schatten erzeugen einen höheren Realitätsgrad, bis hin zumFotorealismus. Gröbere Schraffuren zeigen deutlich, dass es sich um eine Zeichnung handelt.Ein häufig erwünschter Effekt, der eine Zeichnung oft sehr interessant macht. Dabei kommtauch die Handschrift des Zeichners deutlicher zum Vorschein, als bei einer fotorealistischenZeichnung.

109

Page 110: Zeichnen Lernen - Teil 1

Verdunklung durch weitere Schraffuren

Jetzt kommt der Henkel dran. Der Schattenwurf ist hier etwas komplizierter.

110

Page 111: Zeichnen Lernen - Teil 1

Erste Schraffuren am Henkel der Tasse

Das nächste Bild zeigt die fertige Zeichnung der Tasse. Es fehlen noch die Schatten am Boden.

111

Page 112: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fertig schattierte Tasse

Ist die Tasse fertig schattiert muss noch der Schatten gezeichnet werden, den die Tasse auf denUntergrund wirft. Die Schatten, welche ein Objekt auf den Boden wirft, sollte man auf keinenFall vergessen. Ansonsten wirkt es so, als würde das Objekt schweben. Der Schatten derTasse hat keine klaren Konturen, vielmehr verläuft er relativ sanft nach außen hin. Dies istauch in der Fotovorlage zu erkennen.

Hinweis: Bei einer kräftigeren Lichtquelle, kann der Schatten jedoch auch wesentlichdeutlichere Konturen bekommen.

112

Page 113: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die fertige Zeichnung der Tasse

113

Page 114: Zeichnen Lernen - Teil 1

7.2. Ein Stillleben zeichnenLernziele:

- Stillleben zeichnen- Bildkomposition

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier DIN A4- Ein Bleistift (z.B. Härte 2B)- Anspitzer- Radierer

ÜbungIhr habt nun gelernt wie man einzelne Körper dreidimensional zeichnen kann. Nun kann manbereits probieren mehrere Objekte zusammen zu zeichnen. Um dies zu tun arrangiert man einpaar Objekte zu einem Stillleben.

Ein Stillleben ist eine Darstellung von leblosen Gegenständen, ganz egal ob es sich um eineZeichnung, eine Fotografie oder ein Gemälde handelt. Wenn man ein Stillleben zeichnet,kommt es auf die richtige Auswahl und die richtige Gruppierung der Gegenstände an, die manzeichnen möchte. Dabei sollte man zum Einen auf ein ästhetisches Arrangement der Objekteachten und zum Anderen auf inhaltliche Aspekte.Das bedeutet z.B., dass man Gegenstände, die inhaltlich zusammenpassen, so gruppiert, dassdas Gesamtbild stimmig und interessant aussieht. Man kann beispielsweise verschiedenes Obstin einem Obstkorb zeichnen.

Um eine ästhetische Gruppierung der Gegenstände in einem Stillleben zu schaffen, kann mansich als Hilfe eine sehr grobe Skizze zeichnen. Dabei genügt es zunächst einfach nur einengeometrischen Körper aufzuzeichnen. Dieser geometrische Körper soll ungefähr der Formentsprechen, die unsere Zeichenobjekte auf dem Bild als Gruppe einnehmen.

Im Beispielbild unten wurde ein Dreieck verwendet. Das zweite flachere Dreieck,symbolisiert den Schatten.

114

Page 115: Zeichnen Lernen - Teil 1

Geometrischer Körper als Hilfe zur Gruppierung der Zeichenobjekte

Bildkomposition StilllebenEine typische Form, die man für Stillleben gerne verwendet ist ein Dreieck (wie imBeispielbild oben), das wie eine Pyramide mit der Spitze nach oben zeigt. Das Dreieck isteine solide Form und das Bild wirkt hierdurch stabil und zugleich ästhetisch.

Den inhaltlichen Zusammenhang erzielt man durch passende Gegenstände. Das bedeutet durchGegenstände, die in irgendeiner Form zusammengehören, harmonieren oder einen gewissenBezug zueinander haben. Im Beispielbild, das hier abgebildet ist, wurde Obst und derGetränkekarton eines Fruchtsaftes verwendet.

Inhaltlich passen die Gegenstände zusammen, da sie unter den Oberbegriff Obst fallen.Zugleich bringt der Gegensatz zwischen rundem Obst und dem eckigen GetränkekartonSpannung in die Zeichnung. Das Bild wirkt interessanter.

115

Page 116: Zeichnen Lernen - Teil 1

Stillleben mit Obst und Getränkekarton

Wenn man nun mit dem Zeichnen des Stilllebens beginnen will, sollte man als erstes dieZeichenobjekte so zusammenstellen wie man sie zeichnen möchte. Man kann das Arrangementabfotografieren und dann vom Foto abzeichnen, wenn es einem zu schwer fällt die echtenGegenstände direkt abzuzeichnen.

Tipps für das AbzeichnenEin Problem, dass man beim direkten Abzeichnen haben kann ist, dass sich der Stand derSonne verändert und dadurch die Schatten der Gegenstände anders fallen als zu Beginn. Umdies zu vermeiden kann man auch mit künstlichem Licht arbeiten – also mit einer Lampe. Mankann die Lampe beliebig umstellen und durch den Wurf der Schatten die unterschiedlichstenEffekte erzielen. Experimentiert an dieser Stelle ruhig etwas herum, um eine Licht- undSchatten-Komposition zu schaffen, die Euch gefällt.

Ein anderer Stolperstein beim direkten Abzeichnen vom Tisch könnte sein, dass Ihr immerwieder von einem etwas anderen Winkel auf die Gegenstände blickt. Also, wie gesagt, imNotfall einfach ein Foto machen und davon abzeichnen.

Das Stillleben zeichnen

116

Page 117: Zeichnen Lernen - Teil 1

Jetzt könnt Ihr mit einem Bleistift eine Skizze des Stilllebens ganz sanft auf dem Papiervorzeichnen. Ihr könnt im ersten Schritt auch die geometrische Form einzeichnen, die Ihr Euchals Hilfe zur Komposition genommen habt. In unserem Beispiel also das Dreieck. Zeichnet dieSkizze nur ganz leicht auf das Papier, so dass Ihr sie später wieder wegradieren könnt.Achtet außerdem darauf, dass Ihr die Gegenstände des Stilllebens nicht zu nah am Rand desPapiers zeichnet.

Vorzeichnung des Stilllebens auf dem Papier

Nach der groben Skizzierung des Stilllebens, kann man jetzt damit beginnen die Schatten zuzeichnen. Zeichnet die Gegenstände so detailliert wie Ihr gerne möchtet. Zeichnet ruhig starkeKontraste. Dunkle Bereiche dürfen auch betont dunkle Schatten bekommen, während besondershelle Bereiche am besten ganz weiß bleiben.

Und hier ist das fertig gezeichnete Stillleben:

117

Page 118: Zeichnen Lernen - Teil 1

Das fertig gezeichnete Stillleben

118

Page 119: Zeichnen Lernen - Teil 1

7.3. WeinglasLernziele:

- Darstellung von Glas

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier DIN A4- Ein Bleistift (z.B. Härte 2B)- Anspitzer- Radierer – idealer Weise Radierstift

ÜbungDas Weinglas ist ein Klassiker unter den Zeichenübungen. Es hat eine schöne Form, die wederzu schwer noch zu einfach zu zeichnen ist und es hat Transparenzeffekte, die vor allem fürAnfänger etwas schwieriger sein dürften.Lasst Euch davon aber nicht abschrecken. Es heißt wie immer: Genau hinsehen, dann klapptauch die Darstellung (zumindest mit ein wenig Übung).

Hier ist eine Fotovorlage, die ich bei der Erstellung meiner Zeichnung verwendet habe.

119

Page 120: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fotovorlage Weinglas

Ich habe es Euch einigermaßen einfach gemacht – jedenfalls einfacher, als es in einemnormalen Stillleben der Fall wäre. Die Tasse ist nämlich von einem weißen Hintergrund undUntergrund umgeben. Im Normalfall wären auf dem Bild weitere Objekte vorhanden, die dannhinter dem Glas verzerrt zu sehen wären (und somit auch so zu zeichnen wären).So könnt Ihr Euch voll und ganz auf die Schatten und Lichtreflexionen konzentrieren, die dasWeinglas für sich alleine erzeugt.

Glas zeichnen allgemeinDas Besondere beim Zeichnen von Glas ist die Transparenz. Doch anderes, als man es imersten Ansatz meinen könnte, ist das Glas dadurch nicht an allen Stellen durchsichtig. EinFehler, der oft von Anfängern begangen wird. Hier heißt es wieder: Genau hinsehen!

Wir können bereits auf der Fotovorlage des Weinglases erkennen, dass es einige Stellen gibt,

120

Page 121: Zeichnen Lernen - Teil 1

an denen das Glas sehr dunkel ist und undurchsichtig wirkt. Und das, obwohl das Glas leer istund keine anderen Objekte in der Umgebung sind.Glas ist oft an Stellen sehr dunkel, an denen es aufgrund des Betrachtungswinkels(perspektivisch) verdichtet ist. Bei unserem Weinglas sieht man, dass es vor allem an derUnterseite und teilweise am linken und rechten Rand sehr dunkel ist. Eben weil man an diesenStellen auf eine gehäufte Menge Glas blickt.Die Bereiche, in denen das Glas so dunkel wird, beschränken sich jedoch auf sehr wenigeStellen.

Helle und dunkle Bereiche bei einer Glasvase

Glas hat außerdem eine sehr glatte Oberfläche (Ausnahme hiervon wäre Milchglas). Das hatzur Folge, dass das Licht sehr stark reflektiert wird. Im Extremfall wird das Licht so stark inunsere Richtung reflektiert, dass man eine rein weiße Oberfläche sieht. Durch diesen Effektwird jedoch nicht die gesamte Oberfläche des Glases heller. Vielmehr sind nur bestimmteStellen weiß. Durch die gekonnte Darstellung solcher hellen Bereiche, kann man sehr schöndie Anmutung von Glas in einer Zeichnung vermitteln.

In unserem Beispielbild findet man diesen Effekt nur an einigen einzelnen Punkten und an denRändern. Diese sogenannten Highlights oder auch Glanzlichter heben sich durch ihre Helligkeitdeutlich vom Rest des Glases ab.

Das Weinglas zeichnen121

Page 122: Zeichnen Lernen - Teil 1

Man startet die Zeichnung wieder mit einer Skizze. Dabei kann man gleich einige Lichter undSchatten andeuten, wobei man aber nicht zu fest aufdrücken sollte, damit die Linien nicht zudunkel werden.

Die Darstellung des Weinglases verläuft so ähnlich wie bei der Tasse aus demvorhergehenden Beispiel, ist jedoch etwas aufwändiger.Man kann sich eine Ellipse konstruieren, die der breitesten Stelle des Glases entspricht. Dannzeichnet man zwei weitere Ellipsen, die ein Stück nach oben bzw. nach unten versetzt sind. Siestellen den Fuß und die obere Kante des Glases dar. Jetzt folgt ein Halbkreis, der unter diemittlere Ellipse gezeichnet wird und den Bauch des Weinglases darstellt. Dann noch einigeVerbindungslinien zwischen den drei Ebenen und die Konstruktion ist fertig.Das Vorgehen ist in der folgenden Bildfolge dargestellt.

Konstruktion des Weinglases in fünf Schritten

122

Page 123: Zeichnen Lernen - Teil 1

Vorzeichnung des Weinglases

Bei dem Weinglas hat man nur wenige starke Kontraste. Man muss die hellen Grautöne alsosehr kontrolliert anbringen. Man kann zwar die Kontraste etwas übertreiben aber grundsätzlichsollte man bei dem Glas möglichst vermeiden zu dunkel zu zeichnen. Also, vorsichtigschraffieren!

Man kann im ersten Schritt eine einfache Schraffur zeichnen. Im Bild unten wurde von obenlinks nach unten rechts schraffiert. Die Schraffur wurde mit einem 2B-Bleistift erstellt unddabei mit unterschiedlich starkem Druck gezeichnet, um so die verschiedenen Grautönedarzustellen.

123

Page 124: Zeichnen Lernen - Teil 1

Erster Auftrag der Schraffur

Im zweiten Schritt kann man Stellen, die dunkler werden sollen, mit einer weiteren Schraffurmit anderer Ausrichtung überzeichnen.

124

Page 125: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fertig gezeichnetes Weinglas

Das Glas selbst ist nun fertig und man kann mit dem Zeichnen des Schattens am Bodenbeginnen.

Der Schatten, den das Glas auf den Boden wirft, ist sehr interessant. Er kommt durch dieTransparenz des Glases und das Vorhandensein mehrerer Lichtquellen (künstliches Licht)zustande. Ihr müsst den Schatten aber nicht so detailliert abzeichnen, wie er auf dem Foto zusehen ist. Man kann ihn auch in einer Vereinfachung als gleichmäßigen Grauton darstellen.Wer sich jedoch gerne mit den Lichteffekten spielt, kann es als neue Herausforderungbetrachtet.

Hier der erste Schritt mit verschiedenen Parallelschraffuren, wobei bereits die hellenLichteffekte angedeutet wurden:

125

Page 126: Zeichnen Lernen - Teil 1

Erste Schraffuren für den Schatten am Boden

Nun arbeitet man den Schatten weiter heraus, indem man mit weiteren Schraffuren nachdunkelt,dort wo es notwendig ist.

Nach einiger weiterer Fleißarbeit und viele Schraffuren später, kann das Ergebnis dann soaussehen wie im Bild unten. Ich betrachte die Zeichnung hiermit als fertig.

126

Page 127: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die fertige Zeichnung des Weinglases

127

Page 128: Zeichnen Lernen - Teil 1

8. TubeLernziele:

- Darstellung von Metall / Metallglanzeffekten

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier DIN A4- Ein Bleistift (z.B. Härte 2B)- Anspitzer- Radiergummi- Radierstift (nicht unbedingt erforderlich)

ÜbungIn dieser Übung lernen wir wieder etwas Neues. Es geht zwar wieder um Lichtreflexionen wiebei der Übung mit dem Weinglas, doch dieses Mal entstehen die Reflexionen durch die glatteOberfläche von Stahl bzw. Metall. Wir lernen also, wie man Metall darstellt und Metalleffektezeichnet.

Bereits bei der Darstellung eines Glases hatten wir den Effekt, dass das Licht sehr stark vonder Oberfläche reflektiert werden kann. Dies gilt auch für Metall – zumindest dann, wenn dieOberfläche sehr glatt ist. Da Metall nicht durchsichtig ist, besitzt es zusätzlich einenSpiegeleffekt. Glas spiegelt zwar auch ein wenig, aber der Effekt ist hier so gering, dass er invielen Fällen nicht beachtet werden muss. Er wird jedoch auch bei Glas stärker, wenn dasGlas dunkler ist.Ist die Oberfläche eines Metalls rau, werden Lichtreflexionen und der Spiegeleffekte deutlichabgeschwächt.

Die Tube zeichnenAls Bildmotiv verwenden wir eine Tube mit Acrylfarbe. Die Tube ist im vorderen Teilbedruckt, im hinteren Teil liegt das Metall jedoch frei.In der Fotovorlage unten kann man die Oberflächeneffekte des Metalls betrachten. Man sieht,dass das Metall größtenteils sehr dunkel ist und an einigen Stellen sehr hell. Metall erzeugtalso in der Regel auch sehr starke Hell-Dunkel-Kontraste.

128

Page 129: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fotovorlage - Tube

Um die Tube zu zeichnen, kann man sie in einfache geometrische Körper zerlegen, wie wir esauch bei den anderen Motiven gemacht haben. Stark vereinfacht ist die Tube ein Zylinder. Dasist jedoch nicht ganz richtig, da das Ende abgeflacht ist. Wir müssen also einen Übergang voneiner runden Form zu einer flachen, geraden Form darstellen.

Wodurch kennzeichnet sich aber dieser Übergang? Betrachten wir hierzu das Zeichenobjektganz genau:Zum Einen fällt auf, dass die Tube durch die Abflachung am Ende breiter wird. Die Formändert sich also von gleichmäßig rund zu flach und breit. Weiterhin fällt auf, dass an den Seitender Tube Licht reflektiert wird – vor allem an der unteren Flanke ist das sehr deutlich zusehen. Die Reflexion erstreckt sich über die ganze Länge der Tube. Vor allem in dem Teil, indem die Tube nicht bedruckt ist, ist die Lichtreflexion besonders stark.Zum hinteren Teil hin, dort wo die Tube flacher und breiter wird, verjüngt sich dieseLichtreflexion. Ganz am Ende, wo die Tube durch das Umfalten der Metallhülle verschlossenwurde, ist nur noch eine dünne Lichtkante zu sehen.Genau dies ist der Effekt, durch den wir den Übergang zwischen runder und flacher Geometrieam deutlichsten darstellen können.

Hier ist die Grundskizze der geometrischen Konstruktion, die sich hauptsächlich aus zweiZylindern und dem flossenförmigen Hinterteil zusammensetzt.

129

Page 130: Zeichnen Lernen - Teil 1

Konstruktionsskizze der Tube

Skizze der Tube nach dem Entfernen der Hilfslinien

Jetzt arbeitet man die Skizze noch etwas schöner heraus und erhält damit die Vorzeichnung.

Vorzeichnung der Farbtube

Wie immer folgt nun die Schattierung mittels Schraffur, wobei man sich an der Fotovorlageorientieren kann.Im ersten Schritt habe ich noch nicht zwischen dem bedruckten und dem blanken Teil derMetalltube unterschieden. Dies werde ich erst im folgenden Schritt weiter ausarbeiten. Dafürhabe ich bereits den Schatten am Boden gezeichnet. Auch am hinteren, abgeflachten Teil derTube habe ich einige Schatten und Lichter dargestellt.

130

Page 131: Zeichnen Lernen - Teil 1

Erster Schritt der Schattierung

Nun wird die Metalloberfläche deutlicher dargestellt, indem man den Großteil des blankenMetalls dunkler schraffiert, während man die Lichtkante an der Seite weiß lässt. DieseLichtkante ist im bedruckten Teil nicht so hell und wird daher auch etwas abgedunkelt.Zudem habe ich den Schatten am Boden mit einer Kreuzschraffur ebenfalls dunkler gestaltet.Auch das Ende der Tube und den Deckel habe ich überarbeitet.

Herausarbeiten der Metalleffekte

Jetzt folgt der letzte Schliff. Die schwarz bedruckten Bereiche werden sehr dunkel schraffiertund hier und da können noch ein paar Korrekturen und Verschönerungen vorgenommen werden.Ich selbst habe in meiner Zeichnung auf die Beschriftung gänzlich verzichtet, da dies für dieseÜbung nicht relevant war. Wer will, kann die Zeichnung jedoch noch nach Belieben weiterdetaillieren.

Die fertige Zeichnung der Farbtube

131

Page 132: Zeichnen Lernen - Teil 1

9. Cola-DoseLernziele:

- Darstellung komplexerer Körper- Darstellung komplexerer Lichteffekte und Reflexionen- Darstellung von Schriften und Grafiken auf einem Körper

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier DIN A4- Zwei Bleistifte mit unterschiedlichen Härten (z.B. 2H und 2B)- Anspitzer- Radiergummi- idealer Weise auch Radierstift & Knetradiergummi

ÜbungWir stellen uns wieder einer größeren Herausforderung! In dieser Übung versuchen wir eineCola-Dose abzuzeichnen. Um das Motiv interessanter (und nebenbei auch schwieriger) zumachen, drücken wir die Dose seitlich ein.Im Bild unten seht Ihr die Fotovorlage, die ich für die Zeichnung verwendet habe.

132

Page 133: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fotovorlage – Cola-Dose

Für alle, die einen Farbscreen haben, ist hier noch die Schwarz-Weiß-Version des Fotos:

133

Page 134: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fotovorlage – Cola-Dose in schwarz-weiß

Die Dose ist ein relativ interessantes Zeichenobjekt, denn in ihr findet man vieleLichtreflexionen, die eine gewisse Herausforderung darstellen. Mich persönlich reizen solcheMotive immer sehr.Außerdem enthält die Dose auch Schriften und Grafiken, die der Form der Dose folgen. Vorallem durch die Knickstelle hat man eine zusätzliche Schwierigkeit, da sich alle Schriften,Zeichen, Linien und Grafiken, mit denen die Dose bedruckt ist, mitverformen.Wie detailliert Ihr alles abzeichnet bleibt dabei Euch überlassen. Ich selbst habe zumindest diekleinen Schriften nicht dargestellt - sei es künstlerische Freiheit oder einfach Faulheit.

Die Dose zeichnenEigentlich muss man keine unnötigen Worte verlieren, da man auch hier so vorgeht wie in denanderen Übungen: Wir machen erst eine Vorzeichnung, dann schattieren wir diese.

134

Page 135: Zeichnen Lernen - Teil 1

Vorzeichnung der Dose

Beim Zeichnen der Schatten und der Lichtreflexionen greifen wir auf die Erfahrungen zurück,die wir in der vorhergehenden Übung gesammelt haben. Auch bei der Tube musstenMetalleffekte dargestellt werden, bei denen Licht reflektiert wurde. Die Dose ist im Prinzipgenauso, sie hat nur eine etwas andere Form.

Tipp für das Herausarbeiten von Lichtern

Beim Herausarbeiten von kleinen Lichtreflexionen verrichtet ein Radierstift sehr gute Dienste.Damit kann man kleine Lichtpunkte und Kanten herausradieren.Hat man größere Flächen, die man ein wenig aufhellen möchte, eignet sich einKnetradiergummi deutlich besser. Ich habe ihn für diese Zeichnung an einigen Stelleneingesetzt und war sehr froh, dass ich ihn zur Hand hatte. Man tupft mit ihm einfach auf dieStelle, die aufgehellt werden soll. Dabei bleibt ein wenig Grafit am Knetradierer hängen unddie Stelle erscheint heller. Man kann mit ihm jedoch nicht alles entfernen – ein wenig Grafitbleibt immer auf dem Papier.

Im Folgenden seht Ihr einige Zwischenschritte von der Entstehung meiner Zeichnung. DasVorgehen ist dabei nicht anders als bei den anderen Objekten.

135

Page 136: Zeichnen Lernen - Teil 1

136

Page 137: Zeichnen Lernen - Teil 1

137

Page 138: Zeichnen Lernen - Teil 1

Und so sieht dann alles fertig aus:

Die fertige Zeichnung der Cola-Dose

Wenn man die Zeichnung aus einer gewissen Entfernung betrachtet, fällt es kaum noch auf, dassdie Schatten wirklich mit Schraffuren dargestellt wurden. Wobei ich persönlich dieDarstellung mit Schraffuren als extrem ästhetisch empfinde.

Damit Ihr besser erkennen könnt wie ich gezeichnet habe, kommen nun einige Details invergrößerter Darstellung.

138

Page 139: Zeichnen Lernen - Teil 1

Detaillaufnahme - Dosenöffner

139

Page 140: Zeichnen Lernen - Teil 1

Detaillaufnahme – Strichcode

Detaillaufnahme – Oberseite der Dose

140

Page 141: Zeichnen Lernen - Teil 1

10. Abzeichnen mit der RastermethodeLernziele:

- Die Rastermethode zum Abzeichnen anwenden- Zeichentechnik Schummern

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier (z.B. DIN A4)- Ein Bleistift- Anspitzer- Radiergummi- Lineal

ÜbungIn dieser Übung geht es um die Anwendung der Rastermethode, die wir bereits in einemvorhergehenden Kapitel kennengelernt haben (=> Zeichnen mit der Rastermethode). Sie wirdhäufig dann eingesetzt, wenn man ein komplexeres Motiv von einem Foto abzeichnen will.

Die Rastermethode wurde im Übrigen bereits vor vielen hundert Jahren von Künstlernverwendet. Dabei wurde die Methode sogar zum Abzeichnen von einem realen Objekteingesetzt – also nicht zur Übertragung von einem Bild/Foto. Man verwendete damals einenRahmen, in den mehrere Fäden horizontal und vertikal eingespannt wurden, womit man einRaster bildete. Durch dieses Raster konnte man dann direkt auf das Zeichenobjekt blicken.

Für unsere Übung verwenden wir das folgende Foto, welches in New York entstanden ist. Ihrkönnt natürlich auch ein eigenes Foto für die Übung verwenden.

141

Page 142: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fotovorlage – Freiheitsstatue in New York

Auf die Fotovorlage zeichnet man nun ein gleichmäßiges Raster wie es im Bild untendargestellt ist. Die einzelnen Kästchen müssen dabei nicht unbedingt quadratisch sein. Wichtigist nur, dass sie alle gleichgroß sind. Verwendet also unbedingt ein Lineal.

142

Page 143: Zeichnen Lernen - Teil 1

Raster auf der Vorlage

Das Raster auf dem Foto muss nun auf dem Papier nachgebildet werden. Man kann dabei dasFoto vergrößern oder auch verkleinern, indem man das Raster auf dem Zeichenpapierentsprechend anpasst. Wichtig ist hier nur, dass man das Raster im gleichen Längen-Breiten-Verhältnis darstellt. Tut man dies nicht, wird das Bild entweder gestaucht oder gedehnt.

Hat man die einzelnen Kästchen auf dem Foto zum Beispiel 3cm x 3cm groß gezeichnet (alsoquadratisch), müssen sie auch quadratisch auf dem Zeichenpapier dargestellt werden. Auch dieAnzahl der Kästchen in horizontaler und vertikaler Richtung muss gleich sein. Ob die Kästchendann größer (z.B. 4cm x 4cm), kleiner (z.B. 2cm x 2cm) oder gleichgroß gezeichnet werden, istdabei jedem selbst überlassen.

143

Page 144: Zeichnen Lernen - Teil 1

Rasterung des Papiers

Beim Abzeichnen kann man sich anhand der Rasterung auf dem Foto relativ gut orientieren.Man kann dabei jedes Kästchen einzeln abzeichnen oder man zeichnet im ersten Schritt dieKonturen des Motivs an den Stellen, an der diese die Rasterlinien schneiden. ZweitgenannteMethode habe ich im Bild unten umgesetzt.

Orientiert Euch immer wieder am Raster auf dem Foto und vergleicht es mit Eurer Zeichnung.So solltet Ihr die Proportionen relativ gut hinbekommen.

144

Page 145: Zeichnen Lernen - Teil 1

Einzeichnen von Konturen an den Schnittlinien des Rasters

Nun kann man die Konturen komplett nachzeichnen und hat die fertige Linienzeichnung.

145

Page 146: Zeichnen Lernen - Teil 1

Zeichnung mit Raster auf dem Papier

Das Raster braucht man nun nicht mehr und man kann es somit entfernen. Übrig bleibt dieZeichnung der Konturen.

146

Page 147: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fertige Zeichnung der Konturen

Um das Bild zu vollenden, kann man es nun noch schattieren. Die Technik meiner Wahl warhier das Schummern. Durch Schummern kann man die Zeichnung relativ schnell schattieren.Vor allem beim Zeichnen der großen Flächen wie dem Wasser und dem Himmel spart mansich viel Zeit.Zuerst werden die Schatten der Freiheitsstatue und das Boot schattiert.

147

Page 148: Zeichnen Lernen - Teil 1

Schattierung der Zeichnung durch Schummern

Am Ende kann man noch den Himmel und das Wasser zeichnen. Durch das Schummern geht dieArbeit besonders schnell. Mit diesem letzten Schritt ist die Zeichnung fertig.

148

Page 149: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fertige Zeichnung

149

Page 150: Zeichnen Lernen - Teil 1

11. Ein Stillleben mit Kohle zeichnenLernziele:

- Mit Kohle zeichnen- Verwischtechnik- Abzeichnen mit freien Orientierungslinien

Erforderliches Material:

- Ein Blatt Zeichenpapier (z.B. DIN A4)- Ein Bleistift- Anspitzer- Radiergummi, Knetradiergummi, Radierstift- Zeichenkohle- Wischwerkzeug (z.B. Estompe)

ÜbungIch möchte Euch nun eine weitere Zeichentechnik vorstellen: Das Zeichnen mit Kohle. AlsÜbungsbeispiel wollen wir uns an einem Stillleben versuchen, in dem eine Komposition ausMandarinen und getrockneten Mandarinenscheiben dargestellt wird.

Ein weiterer Aspekt dieser Übung ist das Abzeichnen mit Hilfe von freien Orientierungslinien.Diese Methode unterscheidet sich von der Rastermethode insofern, dass man die Linien nichtin einem einheitlichen Raster anordnet, sondern gezielt an bestimmten Punkten einzeichnet. Dasheißt, man zeichnet Orientierungslinien nur dort ein, wo man sie auch wirklich braucht.Ausgehend von diesen Linien, kann man dann die einzelnen Elemente des Stilllebens Stück fürStück darstellen.

Hier ist die Fotovorlage für unsere Zeichnung:

150

Page 151: Zeichnen Lernen - Teil 1

Fotovorlage - Stillleben

Fotovorlage – Stillleben SW

Einzeichnen der OrientierungslinienWie man die beschriebenen Orientierungslinien einzeichnen kann, seht Ihr im folgenden Bild.Man könnte die Linien auch anders setzen, ganz wie es einem am sinnvollsten erscheint.

151

Page 152: Zeichnen Lernen - Teil 1

Foto mit eingezeichneten Orientierungslinien

Ich selbst verwende diese Methode lieber als die Rastermethode, da ich damit schneller bin.Ich setze Orientierungslinien an Stellen, an denen man die Position verschiedenerBildelemente zueinander ansonsten nicht so leicht erkennen kann. Die horizontalen undvertikalen Hilfslinien zeichne ich an den Rand von wichtigen Bildobjekten oder an markantePunkte (zum Beispiel Symmetrielinien). Danach prüfe ich wie andere Elemente und Konturenzu den Linien stehen - also darüber oder darunter bzw. links oder rechts davon.

Tipp – UrmisslinienDie Umrisslinien, die man vor allem in der Vorzeichnung darstellt, existieren in der Realitäteigentlich nicht – zumindest nicht als Linien. In der Fotovorlage ist zum Beispiel deutlich zuerkennen, dass keine der Mandarinen von einer dunklen Linie umrandet ist.Korrekter Weise werden Konturen in einer realistischen Zeichnung dementsprechend nichtdurch Linien dargestellt. Sie werden lediglich durch unterschiedliche Tonwerte sichtbar.Flächen mit unterschiedlichem Tonwert lassen Grenzen entstehen. Diese Grenzen bilden dieKonturen der Bildobjekte.Wir werden versuchen diese Erkenntnis in dieser Übung umzusetzen.

152

Page 153: Zeichnen Lernen - Teil 1

Entstehung von Konturen durch unterschiedliche Tonwerte

Das Stillleben zeichnenMit Hilfe der Orientierungslinien erstellen wir als Erstes eine Vorzeichnung.

Vorzeichnung mit Hilfslinien

Die Hilfslinien kann man nun mit einem Radiergummi entfernen.

153

Page 154: Zeichnen Lernen - Teil 1

Vorzeichnung des Stilllebens

Jetzt nehmen wir ein Stück Zeichenkohle und schwärzen die Mandarinen und dieMandarinenscheiben vorsichtig ein. Dabei kann man bereits ein paar Strukturen andeuten.Drückt mit dem Kohlestift jedoch nicht zu stark auf, sonst macht Ihr die Zeichnung zu früh zudunkel. Dunkle Partien werden erst später gezeichnet.

154

Page 155: Zeichnen Lernen - Teil 1

Erster Auftrag von Kohle mit einem Kohlestift

Erster Kohleauftrag

Beim Zeichnen mit Kohle bietet sich vor allem die Verwischtechnik als Zeichentechnik an.Wir probieren es in dieser Übung aus.

155

Page 156: Zeichnen Lernen - Teil 1

Zum Verwischen kann man ein Estompe verwenden. Damit verwischt man die Kohle so, dassman nichts mehr von der Papierstruktur sehen kann. Man erzeugt dadurch gleichmäßige Hell-Dunkel-Verläufe oder gleichmäßige Grautöne.

Verwischen der Kohle mit einem Estompe

Im Bild unten seht Ihr, wie die Zeichnung nach dem Verwischen aussehen kann.

Verwischte Kohle

Tipp für Anfänger:Viele Zeichenanfänger machen den Fehler zu früh mit der Arbeit an einer Zeichnung

156

Page 157: Zeichnen Lernen - Teil 1

aufzuhören. Sie sind dann mit dem Ergebnis unzufrieden, wissen jedoch nicht, was fehlt. Unservorhergehender Arbeitsschritt (siehe Bild oben) könnte zum Beispiel ein derart unvollendetesWerk sein. Oft fehlen markante Kontraste und Strukturen, die man erst herausarbeiten muss. DieseVerbesserungen verleihen einer Zeichnung deutlich mehr Wirkung. Vergleicht hierzu einfachdas vorhergehende Bild mit den folgenden.Mein Tipp an Euch heißt also: Nicht zu früh „aufgeben“.

Herausarbeiten von dunklen Strukturen mit einem Kohlestift

Im folgenden Bild seht Ihr, wie die dunkleren Bereiche herausgearbeitet werden. Ich habe hierauch bereits Strukturen in die Mandarinenscheiben gezeichnet, die eine sehr plastischeWirkung erzeugen.

157

Page 158: Zeichnen Lernen - Teil 1

Herausarbeiten von dunklen Bereichen und Strukturen

Auf diese Weise macht man einfach weiter. Man kann die Kohle dabei immer wiederverwischen. Wenn ein Bereich zu dunkel gezeichnet wurde, kann man die Kohle mit demKnetradiergummi wieder abnehmen und den Bereich dadurch aufhellen. Gerade in Verbindungmit Kohle ist der Knetradiergummi ein wichtiger Helfer. Mit dem Radierstift kann man vorallem die hellen Strukturen der Mandarinenscheiben herausarbeiten.

Weitere Schattierung der Kohlezeichnung

Nicht nur als Anfänger muss man immer wieder mal mit einem Radierer Korrekturendurchführen und dann wieder mit dem Kohlestift etwas nachdunkeln, bis man mit dem Ergebnis

158

Page 159: Zeichnen Lernen - Teil 1

der Schattierung zufrieden ist.Ganz am Schluss arbeit ich immer noch die hellsten Bereiche mit einem Radierstift heraus.Man kann hierfür auch einen weißen Pastellstift bzw. eine weiße Pastellkreide verwenden.

Herausarbeiten von hellen Bereichen mit einem Pastellstift

Im Bild unten seht Ihr das fertige Stillleben. Im Vergleich zum vorhergehenden Schritt sind hiernoch einige Lichter eingearbeitet, die den Gesamtkontrast verstärken und die Mandarinen nochplastischer erscheinen lassen.

159

Page 160: Zeichnen Lernen - Teil 1

Die fertige Zeichnung

Bei einem Stillleben erzeugt man oft einen schönen Effekt, wenn man einen Teil desHintergrundes dunkel einfärbt. Man verdeutlicht dadurch auch die Konturen der Bildobjekte,ohne dabei Konturlinien zeichnen zu müssen.Ich habe diese Gestaltungstechnik in unserem Stillleben ausprobiert und muss sagen, dass esmir sehr gut gefällt.

Die fertige Zeichnung mit abgedunkeltem Hintergrund

Hier ist noch eine Detailaufnahme des Stilllebens.

160

Page 161: Zeichnen Lernen - Teil 1

Bildausschnitt

Übung - EndeDies war die letzte Übung in diesem eBook. Ihr könnt nun auf gleiche Weise mit anderenObjekten fortfahren. Nehmt am Anfang möglichst einfache Objekte, die Ihr abzeichnet.Außerdem könnt Ihr alle Übungen in diesem Buch auch mit einer anderen Technik oder einemanderen Zeichenmedium wiederholen.

Ihr müsst die Objekte nicht immer inklusive der Schatten zeichnen. Versucht auch ab und zu nurdie Konturen mit einer Linienzeichnung darzustellen. Dadurch lernt Ihr das Zeichnen derProportionen – eine wichtige Übung. Steigert langsam den Schwierigkeitsgrad, indem Ihrimmer kompliziertere Bildobjekte wählt. Ihr werdet so Eure Fähigkeiten von ganz alleineverbessern.

161

Page 162: Zeichnen Lernen - Teil 1

Tipps für weitere ZeichenübungenIm Folgenden findet Ihr noch ein paar Tipps und Inspirationen für weitere Übungen. Häufighilfreich zeigt sich dabei die Bildersuche in Internet-Suchmaschinen – hier aber bitte immerauf die Urheberrechte achten. Von fremden Fotos abzuzeichnen ist vor diesem Hintergrundnicht unbedenklich – spätestens dann nicht, wenn man die Bilder irgendwo veröffentlichenmöchte.

Hier also einige Beispiele für zeichnerisch interessante Motive:

- ein Knoten, der mit einer dicken Schur geknüpft wurde- Geflochtene Strukturen – wie bei einem Weidenkorb- Spiralnudeln (sie haben eine recht interessante Form)- Maiskolben- diverses Obst & Gemüse (wie Apfel, Birne, Banane, Paprika, Kohl usw.)- Stuhl- Flasche- leicht zerknüllte Alufolie – interessant wegen der komplizierten Spiegeleffekte- Blätter eines Baumes- Pflanzen (z.B: Baum, Ast, Palme, Moos)- Blumen

Etwas schwieriger sind:

- eine menschliche Hand- Tiere- Autos- Gebäude- Menschen- Landschaften

Die letztgenannten Motive sind relativ schwierig zu zeichnen und setzen viel Erfahrung undÜbung voraus. Wem die einfachen Übungen aber bereits zu langweilig werden, der kann sichauch an diese Motive wagen.

162

Page 163: Zeichnen Lernen - Teil 1

SchlusswortDas war es leider schon! Wir sind am Ende des Buchs und ich hoffe, dass es allen Leserngefallen und vor allem auch geholfen hat. Sicher ist man nicht bereits mit dem Lesen undDurcharbeiten des Buchs ein perfekter Zeichner, aber ich bin der Meinung, dass das Buch daswichtigste Grundwissen vermitteln kann. In den Übungen habe ich versucht nach und nachviele weitere Tipps zu vermitteln, ohne den Anfänger bereits zu Beginn zu überfordern.Um die eigenen zeichnerischen Fähigkeiten weiter zu verbessern, bedarf es jetzt vor allem sehrviel Übung.Einige Inspirationen für weitere Übungen habe ich zu diesem Zweck aufgezählt. Mein Tipp fürEuch ist nun: Zeichnet weiter Motive, die Euch gefallen und Spaß machen – der Rest kommtdann von ganz alleine.

Wenn Ihr Euch fit genug für neue Herausforderungen fühlt, könnt Ihr tiefer in ein bestimmtesThema einsteigen und im Zuge dessen vielleicht auch ein entsprechendes Buch oder eBookkaufen. Besonders beliebt sind Themen wie Portraits, Menschen, Tiere, Stillleben undLandschaften.

Und wenn Euch das Buch gefallen hat, würde ich mich außerdem sehr freuen, wenn Ihr esFreunden und Bekannten weiterempfehlt. Vielleicht habt Ihr auch Lust noch tiefer in die Kunst des Zeichnens einzutauchen? Danninteressieren Euch bestimmt meine folgenden eBooks. Hier werdet Ihr mehr über das Zeichnenvon Menschen, Tieren und Landschaften lernen.

Außerdem könnt Ihr mich auf einer meiner Websites besuchen! Dort findet Ihr weitereAnleitungen zum Thema Malen und Zeichnen lernen und viele meiner eigenen Bilder:http://www.kunstkurs-online.dehttp://zeichnen-lernen.markus-agerer.dehttp://www.markus-agerer.de/

Für Verbesserungsvorschläge, Kritik und Feedback: [email protected]

Danke und Grüße an alle Leser und alle, die mich bei der Erstellung meines Buchs unterstützthaben!

Markus Agerer

163

Page 164: Zeichnen Lernen - Teil 1

Table of Contents1. EinleitungWas ist eine Zeichnung?Zeichnerische MittelKlassische und moderne ZeichnungeBookDie Geschichte der ZeichnungDie AnfängeDie Zeichnung im Mittelalter 7Die Wende zur NeuzeitDie ModerneDie Zeichnung in der Geschichte der ostasiatischen Kunst2. Sehen, verstehen und zeichnenDas AugeDas GehirnOptische TäuschungenAnwendungDie HandAlle zusammenTipp – Zeichenübung für richtiges Sehen3. Materielle MittelHärtegradeWeiteres Equipment zum Zeichnen4. ZeichentechnikenZiel für den Einsatz von ZeichentechnikenDie wichtigsten ZeichentechnikenZeichentechnik 1 – Die SchraffurZeichentechnik 2 – SchummernZeichentechnik 3 – VerwischenZeichentechnik 4 – Lavieren5. Bildnerische & Gestalterische MittelDie LinieDer PunktDie FlächeDas Hell-Dunkel6. Übungen – Teil 16.1. Flächen schraffierenÜbung6.2. Hell-Dunkel-Verlauf schraffieren6.3. Hell-Dunkel-Verlauf mit unterschiedlichen Bleistiften

164

Page 165: Zeichnen Lernen - Teil 1

6.4. Berge mit Luftperspektive6.5. Berge mit Kreuzschraffur6.6. Dreidimensionale Körper darstellenZeichnen lernenZeichnenDas Vorgehen beim ZeichnenZeichnen von komplexeren Motiven7. Übungen – Teil 27.1. Eine Tasse zeichnen7.2. Weinglas8. Tube

165