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Zeit und Bild beim frühen Heidegger

Kristóf Nyíri

Ungarische Akademie der WissenschaftenTechnische und Wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest

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Zeit und Bild beim frühen Heidegger

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• Mein "Zeit und Bild"-Projekt

• Der frühe Heidegger über Zeit und Bild

• James – Husserl – Heidegger

• Zeit: Heideggers innerweltliche Eschatologie

• Heidegger und die Relativitätstheorie

• Das Thema Bild bei Heidegger

• Das Bild der Zeit

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• Entfremdungsrückgangdiskurs

• Bild und Zeit begrifflich miteinander verflochten

• Realität der Zeit

Philosophische Verteidigung der Common-sense Zeitauffassung. Meine bisherigen Versuche dazu:

"Visualization and the Limits of Scientific Realism" (2008) "Film, Metaphor, and the Reality of Time" (2008) "Hundred Years After: How McTaggart Became a Thing of the Past" (2008)

Mein "Zeit und Bild"-Projekt

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Der frühe Heidegger über Zeit und Bild

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James – Husserl – Heidegger

Heidegger über die Vermittlerrolle von James...

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ie wahre Wirkungsgeschichte: Ja

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prägende Wirkung auf H

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Zeitauffassung, und Husse

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auffassung war durchaus nicht ohne Einfluß auf je

ne von Heidegger...

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James – Husserl – Heidegger

Gallagher—Zahavi, The Phenomenological Mind: An Introduction to Philosophy of Mind and Cognitive Science, 2008:

“improvement”: sehe ich nicht ein... Husserls Analyse von

den drei Dimensionen der Zeit enthält nichts weiterführen-

des, was James nicht schon (besser) gesagt hätte.

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James – Husserl – Heidegger

William James, The Principles of Psychology, 1890: "the practically cognized present is no knife-edge, but a saddle-back, with a certain breadth of its own on which we sit perched, and from which we look in two directions into time. The unit of composition of our perception of time is a duration…"

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James – Husserl – Heidegger

Bernet: "Obwohl ein direkter Einfluß der Husserlschen Phänomenologie des Zeitbewußtseins auf die Entstehung von Heideggers eigenem Verständnis der Zeit praktisch ausgeschlossen werden kann und trotz der nur mühsam be-herrschten Vehemenz von Heideggers Kritik an Husserls Subjektivierung einer als linearer Abfluß beschriebenen Zeit fehlt es nicht an Ähnlichkeiten zwischen den beiden wesentlichen Zeit-genossen."

“praktisch ausgeschlossen”: ist mir schleierhaft,

was Bernet damit meinen kann. Selbtverständlich

ist das Gegenteil der Fall...

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James – Husserl – Heidegger

Husserl, Ideen, 1913: "Diejenige Zeit, die wesensmäßig zum Erlebnis als sol-chem gehört, mit ihren Gegebenheitsmodis des Jetzt, Vorher, Nachher, des durch sie modal bestimmten Zugleich, Nacheinander usw., ist durch keinen Sonnen-stand, durch keine Uhr, durch keine physischen Mittel zu messen und überhaupt nicht zu messen." – "… die Rätsel des Zeitbewußtseins" [Anm. 1: "Die darauf bezüglichen und langehin vergeblichen Bemühungen des Vf. sind im Jahre 1905 im wesentlichen zum Abschluß gekommen und ihre Ergebnisse in Göttinger Universitätsvorlesungen mitgeteilt worden."]

Heidegger, Der Begriff der Zeit, 1924:

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Zeit: Heideggers innerweltliche Eschatologie

in Kontrast zu Gethmann-Sieferts Arbeit, ist ge-

genwärtiger Vortrag gerade an der religions-

phänomenologischen Vorgeschichte von Sein und

Zeit interessiert...

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Phänomenologie des religiösen Lebens, WS 1920/21 / Der Begriff der Zeit, 1924

Zeit: Heideggers innerweltliche Eschatologie

BZ, S. 45 f., Anm.

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Phänomenologie des religiösen Lebens, WS 1920/21 / Der Begriff der Zeit, 1924

"Die gegenwärtige Zeit hat schon ihr Ende erreicht..." -- "das Ende der Zeit bereits gekom-men" -- "Charakteristik der urchristlichen Lebenserfahrung" -- "Die Zeit ist kurz" (1 Kor 7, 29); "Die zusammengedrängte Zeitlichkeit ist konstitutiv für die christliche Religiosität… … die Gestalt der Welt geht vorbei {1 Kor 7, 31}; σχήμα ist nicht so sehr objektiv gemeint, sondern in der Hinordnung auf ein Sich-Verhalten" (Phän. d. rel. L., S. 69 f., 116 ff.) nicht das Was zählt, sonder das Wie...

"Wie aber soll dieses Seiende [das Dasein] in seinem Sein erkannt werden, bevor es zu seinem Ende gekommen ist? Bin ich doch mit meinem Dasein immer noch unterwegs. Es ist immer noch etwas, was noch nicht zuende ist", p. 115. – "D[as] Vorbei ist kein Was, sondern ein Wie, und zwar das eigentliche Wie meines Daseins", p. 117. – "Im Vorlaufen ist das Dasein seine Zukunft, so zwar, daß es in diesem Zukünftigsein auf seine Vergan-genheit und Gegenwart zurückkommt. Das Dasein, begriffen in seiner äußersten Seinsmög-lichkeit, ist die Zeit selbst, nicht in der Zeit." ("BZ", S. 115, 117 f.)

Zeit: Heideggers innerweltliche Eschatologie

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"Das vorlaufende Ergreifen des gewissen Todes ist kein Erwarten einer zukünftigen Begebenheit." (BZ, S. 58)

"Nur das Wie ist wiederholbar. Vergangenheit … ist alles andere denn das Vorbei. Sie ist etwas, worauf ich immer wieder zurückkommen kann. ... Die Zeit ist das Wie." ("BZ", S. 123 f.)

Zeit: Heideggers innerweltliche Eschatologie

Die Vergangenheit ist nicht vorbei und die

Zukunft ist bereits geschehen – sowohl in

der urchristlichen Eschatologie, als auch

aus der Sicht vom Sein zum Tod.

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“Der Zeitbegriff in der Geschichtswissenschaft” (1916):

"[in der klassischen Physik:] Wir … zerstören … die eigentliche Zeit in ihrem Fluß und lassen sie erstarren. Der Fluß gefriert, wird zur Fläche, und nur als Fläche ist er zu messen. … … [auch] in der Relativitätstheorie als einer physikalischen Theorie handelt es sich um das Problem der Zeitmes-sung, nicht um die Zeit an sich. Der Zeitbegriff bleibt durch die Relativitäts-theorie unangetastet; ja sie bestätigt nur in erhöhtem Maße … den homoge-nen, quantitativ bestimmbaren Charakter [des naturwissenschaftlichen Zeit-begriffs]. Dieser mathematische Charakter des physikalischen Zeitbegriffes kann nicht schärfer zum Ausdruck gebracht werden als dadurch, daß er neben den dreidimensionalen Raum als vierte Dimension gestellt und zusammen mit diesem durch die nichteuklidische, d. h. mehr als dreidimensionale Geometrie bearbeitet wird.”

Heideggers und die Relativitätstheorie Heidegger kein Kritiker der Relativi-

tätstheorie!

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Der Begriff der Zeit (1924):

“Weil die Relativitätstheorie sich auf die Fundamente der Zeitbe-stimmung besinnt, muß in ihrer Arbeit ‘die Zeit’ selbst scharfer sichtbar werden. … die Arbeiten von H. Weyl… – D[as] Rechnen mit der Zeit macht sie aber nie zum ‘Raum’. Zeit läßt sich nicht verräumlichen. … Die ‘Nicht-umkehrbarkeit’, die der Zeit als auszeichnendes Prädikat gelassen wird, ist in einem solchen Hinsehen auf ‘die Zeit’ ausgesprochen, das sie eigentlich um-kehren möchte…”

Heideggers und die Relativitätstheorie

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“Der Begriff der Zeit” (1924):

“Das Interesse dafür, was die Zeit sei, ist in der Gegenwart neu geweckt durch die Entwicklung der physikalischen Forschung… Der jetzige Stand dieser Forschung ist fixiert in der Einsteinschen Relativitätstheorie. Einige Sätze daraus: Der Raum ist an sich nichts; es gibt keinen absoluten Raum. Er existiert nur durch die in ihm enthaltenen Körper und Energien. (Ein alter Aristotelischer Satz:) Auch die Zeit ist nichts. Sie besteht nur infolge der sich in ihr abspielenden Ereignisse. Es gibt keine absolute Zeit, auch keine abso-lute Gleichzeitigkeit. – Man übersieht leicht über dem Destruktiven dieser Theorie das Positive, daß sie gerade die Invarianz der Gleichungen, die die Naturvorgänge beschreiben, gegenüber beliebigen Transformationen nach-weist.”

Heideggers und die Relativitätstheorie

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Prolegomena zur Geschichte des Zeitbegriffs (1925):

"In der Physik kam die Revolution durch die Relativitätstheorie, die keinen anderen Sinn hat als die Tendenz, den ursprünglichen Zusammenhang der Natur, so wie er unabhängig von jeder Bestimmung und Befragung besteht, herauszustellen. Die Theorie, die sich als Relativitätstheorie bezeichnet, ist eine Theorie der Relativitäten, d. h. eine Theorie der Zugangsbedingungen und Auffassungsweisen, die so gestaltet werden sollen, daß in diesem Zugang zur Natur, in bestimmter räumlich-zeitlicher Messungsart, die Unveränder-lichkeit der Bewegungsgesetze gewahrt bleibt. Sie will keinen Relativismus, sondern umgekehrt: Ihre eigentliche Absicht ist gerade, das An-sich der Natur zu finden, auf dem Umwege über das Gravitationsproblem, konzentriert als Problem der Materie."

Heideggers und die Relativitätstheorie

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Des frühen Heideggers vier Ansätze zum Bilddiskurs:

Erster Ansatz: Augustinus und der Neuplatonismus, SS 1921

Zweiter Ansatz: Phänomenologische Interpretationen zu Aristoteles / Einführung in die phänomenologische Forschung, WS 1921/22

Dritter Ansatz: Grundbegriffe der aristotelischen Philosophie, SS 1924

Vierter Ansatz: Kant und das Problem der Metaphysik, gründend auf WS 1927/28

Das Thema Bild bei Heidegger

Dieser Ansatz ist der wichtigste,

mit diesem beginnen wir...

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Die Schematismus-Lehre bei Kant... Bildproblematik und Zeitproblematik verflochten...

Das Thema Bild bei HeideggerVierter Ansatz: Kant und das Problem der Metaphysik

(Husserl: "drei Dimensionen des Vorher, Nachher, Gleichzeitig…" )

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"Die nächstbekannte Weise des Anblickverschaffens (Bildgebens) ist das empirische Anschauen dessen, was sich zeigt. ... Der Ausdruck 'Bild' wird ... ebenso häufig ... [im] Sinne von Abbild gebraucht. ... Von einem … Ab-bild wiederum, z. B. einer Totenmaske, läßt sich ein Nachbild (Photogra-phie) herstellen. Das Nachbild kann nun direkt das Abbild nachbilden und so das 'Bild' (den unmittelbaren Anblick) des Toten selbst zeigen. Die Pho-tographie der Totenmaske ist als Nachbild eines Abbildes selbst ein Bild, aber dies nur deshalb, weil sie das 'Bild' des Toten gibt, ihn zeigt, wie er aussieht bzw. aussah. … – Die Photographie kann nun aber auch zeigen, wie so etwas wie eine Totenmaske überhaupt aussieht. Die Totenmaske wie-derum kann zeigen, wie überhaupt so etwas wie das Gesicht eines Toten Menschen aussieht. Aber das kann auch ein einzelner Toter selbst zeigen. Und so kann auch die Maske selbst zeigen, wie eine Totenmaske überhaupt aussieht, imgleichen die Photographie nicht nur das Photographierte, son-dern wie eine Photographie überhaupt aussieht."

Das Thema Bild bei HeideggerVierter Ansatz: Kant und das Problem der Metaphysik

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Das Thema Bild bei HeideggerVierter Ansatz: Kant und das Problem der Metaphysik

Das "Schema-Bild [ist] in einem echten Sinne Bild des Begriffes..."D

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Das Thema Bild bei HeideggerVierter Ansatz: Kant und das Problem der Metaphysik

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Das Thema Bild bei HeideggerVierter Ansatz: Kant und das Problem der Metaphysik

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Das Thema Bild bei HeideggerVierter Ansatz: Kant und das Problem der Metaphysik

Bartlett, der in den 1930-er Jahren über Bilder und Schemata schrieb, er-wähnt Henry Head, nicht aber Kant; Arnheim führt in diesem Zusammen-hang Kant nicht an; auch Jean Mandler nicht, der den Begriff image- schematic in die kognitive Psychologie einführt; Johnson ist der erste, der den Zusammenhang mit Kant entdeckt; aber die Tatsache der von Heideg-ger geleisteten Vorarbeit ist völlig unbekannt...

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William Croft – D. Alan Cruse, Cognitive Linguistics, 2004.

Das Thema Bild bei HeideggerVierter Ansatz: Kant und das Problem der Metaphysik

"Image schemas are defined as schematic versions of images. Images are representations of specific, embodied experiences." – "... for spatial descriptions … perspective is essen-tial. … The closest cognitive property to pesrpective taken broadly is probably the philosophical notion of our situatedness in the world – where location must be construed broadly to include temporal, epistemic and cultural context as well as spatial location. This broad interpretation of location is related to what the phenomenological philosopher Heidegger calls Being-in-the-world. Heidegger argues that Being-in-the-world is more than simple spatial inclusion; rather, it is the fundamental situatedness of existence in all respects." [The author of the chapter in which this passage occurs is Croft; he here makes a reference to Heidegger's S&Z and to Hubert Dreyfus' 1991 book Being-in-the-World: A Commentary of Heidegger's Being and Time; and in the Preface he expresses his thanks to the members of the linguistics and psychology departments at the Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology, Leipzig, Germany.] Also auch hier keine Ahnung von Heideg-

gers wirklicher Relevanz...

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Das Thema Bild bei HeideggerErster Ansatz: Augustinus und der Neuplatonismus, SS 1921

Die Versuchung durch Bilder / Erinnerungsbilder...

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Das Thema Bild bei HeideggerZweiter Ansatz: Phänomenologische Interpretationen zu Aristoteles / Einführung in die phänomenologische Forschung, WS 1921/22

"In dem Ausdruck 'Bildung', 'Ausbildung' kann begrifflich [ein] eigentümliche[r] Zusam-menhang dadurch angezeigt werden, daß er einmal gefaßt wird als ein nach einem Bild, einem Vorgegebenen, Vorgehaltenen, Reluzenten, etwas zeitigen, vollziehen; zum ande-ren: im Halten an das Bild vollzugsmäßig etwas ausbilden, zum Gebilde kommen lassen."

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Das Thema Bild bei HeideggerDritter Ansatz: Grundbegriffe der aristotelischen Philosophie, SS 1924

"keine Einsicht, sondern 'Ansicht' ... ... Es handelt sich hier wirklich darum, das Seiende als bewegtes in seinem Dasein sichtbar zu machen und festzuhalten, nicht die Bewegung in irgendeinem Sinne zu definieren. ... ... Das agathon kath' hauto als Idee wäre leer, hätte kein eidos. Man sieht, wie Aristoteles ganz scharf gegeneinandersetzt: idea und eidos. Er versteht unter eidos das 'Sichausnehmen' eines Seienden der Welt hier und jetzt als prak-ton."

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Die Macht der Bilder...

Das Thema Bild bei Heidegger

H. H. Price über Kardinal Newman:

Röttgers, Kategorien der Sozial-philosophie: "die Möglichkeiten zu handeln, die die Macht aus-machen, sind gegeben als Bilder. Unter Umständen wirken diese Bilder stark... Aufgrund der Bil-der werden ... Dinge getan, die man normalerweise nicht wagen würde, die aber im durch Bilder bewegten Gefühl der Macht machbar werden..."

War es wohl diese Eigenschaft der Bil-der, die aus der Sicht von Heideggers innerweltlicher Eschatologie das Thema Bildlichkeit als relevant erscheinen ließ?

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Die klassische Formel des Augustinus • meine Hypothese / Hinweis auf Lachmann und auf Flasch /

die eigentliche Hauptfrage gegenwärtigen Vortrags: hatte Heidegger ein Bild der Zeit, und wenn ja, was war es?

Das Bild der Zeit

“was ist die Zeit? Wer vermöchte dies leicht und in Kürze auseinanderzusetzen. Wer kann nun darüber etwas je sprechen, es auch nur in Gedanken umfassen? Und doch erwähnen wir nichts so häufig und nichts ist als so selbstverständlich als die Zeit. Und wir verstehen es allerdings irgendwie, wenn wir davon sprechen, noch verkennen wir es, wenn wir eine andere von ihr reden hören. Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darnach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht” (Bekenntnisse, Buch XI, Kap. 14, Lachmannsche Übers.)

Auf die Formel des Augustinus paßt die Deutung: wir besitzen keine verba-le Definition der Zeit, wohl aber ein Bild derselben.

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Die klassische Formel des Augustinus • meine Hypothese / Hinweis auf Lachmann und auf Flasch /

die eigentliche Hauptfrage gegenwärtigen Vortrags: hatte Heidegger ein Bild der Zeit, und wenn ja, was war es?

Das Bild der ZeitAuf die Formel des Augustinus paßt die Deutung: wir besitzen keine verba-le Definition der Zeit, wohl aber ein Bild derselben.

Die Unterscheidung Wort/Bild spielt sowohl im Buch XI, als auch insb. im Buch X der Bekenntnisse eine besondere Rolle. Dies wird verkannt von Lachmann, der in seiner Übersetzung im Buch X immer wieder “Vorstellung” statt “Bild” einsetzt; teilweise aber auch von Flasch, in seinem Augustinus-Kommentar Was ist Zeit? (1993), vgl. bes. S. 17 und 21 f. Verblüffend ist, was Flasch auf S. 20 schreibt: “Zeit ist Sprache. Zeit tritt in [Buch XI, Kap. 14] zuerst auf als ein vertrautes Wort, und Augustin sagt dort nicht, er wisse nicht, was das Wort bedeute, sondern er bemerkt, er wisse nicht, wie er es jemandem erklären, explicare, könnte.” Diese Deutung wird auch von der eigenen Confessiones-Übersetzung von Flasch nicht unterstützt, vgl. ebd., S 251.

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Die klassische Formel des Augustinus • meine Hypothese / Hinweis auf Lachmann und auf Flasch /

die eigentliche Hauptfrage gegenwärtigen Vortrags: hatte Heidegger ein Bild der Zeit, und wenn ja, was war es?

Kant ist sich der Problematik der Metapher "Fluß der Zeit" durchaus bewußt ausgezeichnete Diskussion bei Werner Stegmaier, in Ralf Konersmann, Hg., Wörterbuch der philosophischen Metaphern.

Bergson gegen das Bild eines boden- und uferlosen Flusses ("fleuve sans fond, sans rives")

Husserl quält sich ständig mit der Metapher Fluß der Zeit / Fluß des Bewußtseins

Das Bild der Zeit

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Husserl und die Metapher Fluß der Zeit / Fluß des Bewußtseins

Das Bild der Zeit

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Husserl und die Metapher Fluß der Zeit / Fluß des Bewußtseins

Zahavi, "Husserl and Dainton on Time", 2007: "the metaphor of stretching – a metaphor used by both Husserl and Heidegger (HUA 10/376; Heidegger, [S&Z], §72) – might be quite appropriate as a characterization of the ecstatic self-differentiation of the constituting flow, since it avoids the potentially misleading talk of the flow as a sequence or succession of changing impressions, slices, or phases. … perhaps a change of metaphor is really called for. Rather than likening time-consciousness to a river or stream, we should consider comparing it to a rubber band."

Das Bild der Zeit

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Vorschlag von Julian Barbour, in seinem The End of Time: The Next Revolution in Our Understanding of the Universe (1999):

Das Bild der Zeit

William Turner, Snow Storm - Steam-Boat off a Harbour's Mouth, 1842

Laut Barbour ist Zeit eine bloße Illusion – die Zeit fließt nicht, wie ja auch das Bild von Turner bloß eine Illusion von Bewe-gung erweckt...

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Das Bild der Zeit

Gibt es Bilder, Metaphern, die Heidegger uns nahelegt?

Heidegger ab etwa 1919 konsequenter Feind der Fluß-Metapher. Man zerstreut sich im Fluß des Lebens, im angeblichen Fluß der Zeit... William Barrett (1962): "We do in fact encounter time as passage in some of the most authentic of our experiences."

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Gibt es visuelle Bilder, die Heidegger uns nahelegt?

Das Bild der Zeit

Paul Klee,

Tod und Feuer

Paul Klee,

Heilige aus einem Fenster

Totenmaske Beethovens

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Die Metapher allerdings, das Heidegger m. E. uns wirklich nahelegt, ist jenes von Hermann Weyl dargestellte: "Die objektive Welt ist schlechthin, sie geschieht nicht. Nur vor dem Blick des in der Weltlinie meines Leibes emporkriechenden Bewußtseins 'lebt' ein Ausschnitt dieser Welt 'auf' und zieht an ihm vorüber als räumliches, in zeitlicher Wandlung begriffenes Bild." (Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften , 1927) Heideggers Zeitauffassung mag von ihm als "ek-statisch" bezeichnet werden; aber sie ist einfach eine statische; sie entspricht schlechthin der Einstein-Minkowski-Weylschen statischen Raumzeit.

Das Bild der Zeit

Die erste Anregung zu der Einsicht, daß

Heideggers Zeitauffassung eine statische

sei, verdanke ich meiner langjährigen

Mitarbeiterin Zsuzsanna Kondor.

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