Zeitarbeit...4 5 Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitDIE BRANCHE ZEITARBEIT EINFÜHRUNG EINE BRANCHE...

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AUSGABE 2015/2016 | PERSPEKTIVEN FÜR IHR BERUFSLEBEN Zeitarbeit AKTUELLE ENTWICKLUNG Die Branche im Wandel UNTERSCHIEDLICHE LEBENSLAGEN Zeitarbeit als Strategie ZEITARBEIT IN TEILZEIT Zwei Modelle, viele Vorteile

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A U S G A B E 2 0 1 5 / 2 0 1 6 | P E R S P E K T I V E N F Ü R I H R B E R U F S L E B E N

ZeitarbeitAKTUELLE ENTWICKLUNGDie Branche im Wandel

UNTERSCHIEDLICHE LEBENSLAGENZeitarbeit als Strategie

ZEITARBEIT IN TEILZEITZwei Modelle, viele Vorteile

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Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitINHALT THEMEN

ZEITARBEITKaum ein anderes Arbeitsmodell bietet Ihnen derart flexibel die

Chance, neue Wege im Berufsleben zu gehen. Dabei ist Zeitarbeit

heute längst kein atypisches Beschäftigungsmodell mehr,

sondern eine Möglichkeit, sich umzuorientieren, in den Beruf

zurückzukehren oder den Einstieg in die Arbeitswelt zu schaffen.

Dieses Magazin liefert Ihnen aktuelle Informationen, Praxistipps

und motivierende Reportagen. So können Sie herausfinden, ob

Zeitarbeit auch für Sie eine Option sein könnte.

IMPRESSUM HerausgeberBundesagentur für Arbeit, Nürnberg

VerlagMeramo Verlag GmbH, Gutenstetter Straße 8d, 90449 NürnbergTel. 0911 937739-0 Fax 0911 937739-99E-Mail: [email protected]

Redaktion BerufsfeldmedienGesamtleitung: Rainer MöllerChefredaktion: Andreas SeidlRedaktion: Evelyn SchulzLektorat: Edith BackerArt Direktor: Nero A. KaiserStellv. Art Direktor: Viviane SchaddeGestaltung: Claudia Costanza, Monika Orend, Felicia Winterstein Titelfoto: Thomas Riese

AutorinnenGabriele Müller, Sabine Schrader, Veronika Wiggert

DruckAlpha print Medien AG, Darmstadt

RedaktionsschlussSeptember 2015

HaftungsausschlussFür die Richtigkeit der Eintragungen kann – auch wegen der schnellen Entwicklung in Gesellschaft, Wirtschaft und Technik und der großen regionalen Unterschiede – keine Haftung übernommen werden. Bitte informieren Sie sich bei Ihrer Agentur für Arbeit, ob in der Zwischenzeit in ein-zelnen Punkten Änderungen eingetreten sind.

Copyright© Bundesagentur für ArbeitAlle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch auszugs-weise, sowie jede Nutzung der Inhalte bedarf der vor-herigen Zustimmung des Verlags. In jedem Fall ist eine genaue Quellenangabe erforderlich. Bilder dürfen grund-sätzlich nicht genutzt werden. Mit Namen gekennzeich-nete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder.

BestellungenDas Heft kann über den Bestellservice der Bundesagentur für Arbeit im Internet bezogen werden:www.ba-bestellservice.de

Die Branche Zeitarbeit Themen, Trends und Entwicklungen ............................................................... 4

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Fragen und Antworten Wie funktioniert Zeitarbeit? ........... 6

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Im PorträtVier Erfolgsgeschichten ................ 8

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Strategie ZeitarbeitChancen erkennen und nutzen ....16

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Im Interview Holger Schäfer, Institut der deutschen Wirtschaft ............ ......18

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Weitere Themen

Zeitarbeit in Teilzeit„Ich habe den Wiedereinstieg geschafft“ .................................. 22Service Nützliche Adressen im Internet ...................................... 25Glossar Zeitarbeit von A bis Z ................. 26

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Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitDIE BRANCHE ZEITARBEIT EINFÜHRUNG

EINE BRANCHE STELLT SICH VORZeitarbeit stellt, insgesamt gesehen, einen relativ kleinen Wirtschafts­bereich dar. Dennoch ist sie ein fester Bestandteil des Arbeitsmarktes und gleichzeitig Barometer für die Konjunktur im Land. Und vor allem bringt sie ­ oftmals vergleichsweise schnell ­ Stellensuchende mit Arbeitgebern zusammen.

Viele Zeitarbeitskräfte werden in der industriellen Fertigung eingesetzt, wie hier bei der Produktion von Stiften.

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z weieinhalb Prozent aller sozialversicherungs­pflichtig Beschäftigten – gerade einmal so viel sind in Deutschland als Zeitarbeitnehmer tätig.

Im Juni 2014 waren das rund 882.000, im Februar 2015 rund 832.000 Menschen. Das besagen Statistiken der Bundesagentur für Arbeit und des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln.

Aus kurzfristig schwankenden Beschäftigtenzahlen lässt sich ablesen, dass die Branche sehr schnell auf Verände­rungen reagiert. Denn viele Unternehmen, die ihre Stamm­

belegschaft durch Zeitarbeitskräfte ergänzen, planen ihren Personalbedarf vermehrt auftrags­ bzw. projektbezogen. Zeitarbeit ist damit mehr denn je ein Instrument der Flexibili­sierung, mit dem sowohl auf eine gute Auftragslage reagiert werden kann als auch auf Auftragsrückgänge.

Qualifizierte Kräfte werden nachgefragtZeitarbeit – auch Arbeitnehmerüberlassung genannt – stellt eine Option für jeden dar. Besonders bietet sie denjeni­gen Chancen, die es schwerer haben, sich am Arbeits­markt zu etablieren. Gründe dafür können zum Beispiel ein fehlender Berufsabschluss oder eine langjährige Arbeits­marktferne sein. Sie kann unter anderem für arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen, Menschen mit Behinderungen, Berufseinsteiger/­innen, Ältere oder Wiedereinsteiger/­innen interessant sein. 65 Prozent der neu abgeschlossenen Zeitarbeitsverträge im ersten Halbjahr 2014 wurden laut Statistik mit Personen geschlossen, die zu diesem Zeitpunkt nicht oder noch nie beschäftigt waren.

Zeitarbeit ist mittlerweile mehr als die Überlassung un­gelernter Helferinnen und Helfer. Denn die Themen „Demo­grafischer Wandel“ und „Fachkräfteengpass“ haben auch

Auswirkungen auf die Arbeitnehmerüberlassung: Gesucht werden verstärkt qualifizierte Arbeitskräfte: Fachkräfte, Akademikerinnen und Akademiker. In diesem Zusammen­hand ist es für Zeitarbeitskräfte besonders wichtig, sich zu qualifizieren – Stichwort „Weiterbildung”. Der Bundesarbeit­geberverband der Personaldienstleister (BAP) verweist zum Beispiel auf EDV­Grundkurse, Sprachkurse, fachspezifische Schulungen und Qualifizierungen, die von seinen Mitglieds­betrieben angeboten werden.

Wachstum im DienstleistungsbereichZeitarbeit findet sich besonders häufig im gewerblichen Be­reich und im Bereich Verkehr/Logistik. Männer stellen mit etwa 70 Prozent die größte Gruppe der Zeitarbeits kräfte. Sie sind am häufigsten im Metall­und Elektrobereich, in Fertigungsberufen anderer Branchen sowie in der Landwirt­schaft und im Gartenbau tätig. In Dienstleistungsberufen aus dem kaufmännischen Bereich, dem Gesundheitssektor und Sozialwesen sowie aus dem Bereich Medien und Kultur dominieren Frauen. Die Zunahme an Zeitarbeitskräften in den vergangenen Jahren geht vor allem auf den Dienstleis­tungsbereich zurück.

Was die Struktur der Zeitarbeitsbranche betrifft, so gibt es Firmen mit Niederlassungen im gesamten Bundesge­biet ebenso wie regional tä tige Unternehmen. Da sind die bekannten Großunternehmen, die auch international agie­ren und eigene Bereiche, etwa für Engineering, IT oder Ma­nagement, aufgebaut haben. Und es gibt mittelständische Firmen, die sich auf die Überlassung bestimmter Berufs­gruppen spezialisiert haben, etwa im medizinischen Bereich.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit?Seit vielen Jahren wird in der Branche das Thema „Ver­dienst” kontrovers diskutiert. Es geht um „Equal Pay“, also das Prinzip, dass Arbeitskräfte für gleiche Arbeit im Unter­nehmen gleichen Lohn bekommen sollen. Mittlerweile gibt es in allen wichtigen Wirtschaftszweigen tariflich verein­barte Branchenzuschläge. Gestaffelt nach Tätigkeitsdauer beim gleichen Kundenunternehmen sorgen diese dafür, dass Lohn und Gehalt von Zeitarbeitskräften dem der Fest­angestellten angeglichen werden. Die Bundesregierung plant darüber hinaus eine gesetzliche Regelung, die Equal Pay spätestens nach neun Monaten vorsieht. Und auch die

Überlassungsdauer soll reguliert werden. Zwar sieht die EU­Richtlinie Zeitarbeit ohnehin vor, dass die Arbeitneh­merüberlassung nur „vorübergehend“ erfolgen soll. Aber festgelegt ist das nicht. Werden die Pläne der Regierung umgesetzt, dann soll die Höchstdauer 18 Monate betragen.

Wie Zeitarbeit in der Praxis funktioniert, lesen Sie auf den nächsten Seiten.

65 %DER NEU ABGESCHLOSSENEN ZEITARBEITS VERTRÄGE

IM ERSTEN HALBJAHR 2014 WURDEN LAUT STATISTIK MIT PERSONEN GESCHLOSSEN, DIE ZU DIESEM ZEITPUNKT NICHT ODER NOCH

NIE BESCHÄFTIGT WAREN.

checklisteKommt Zeitarbeit für mich infrage?Sie interessieren sich für eine Beschäftigung in Zeit­arbeit? Prüfen Sie mithilfe der Checkliste, ob dieses Modell zu Ihnen passt.

• Es fällt mir leicht, mich in neue Teams, Firmen­strukturen, Arbeitsbedingungen und Aufgaben einzuarbeiten. Dadurch vergrößere ich meinen Erfahrungsschatz und erweitere meine Kontakte.

• Mir gefällt die Aussicht, verschiedene Unterneh­men und Branchen kennenzulernen. Dadurch finde ich heraus, in welche berufliche Richtung es für mich einmal gehen könnte.

• Ich habe Berufserfahrung, möchte mich aber nun beruflich neu orientieren und/oder nach einer längeren Pause wieder einsteigen.

• Ich bin mobil. • Ich bin zeitlich flexibel, auch in der Urlaubsplanung. • Ich kann mir gut vorstellen, in Zeiten ohne Arbeitseinsatz an einer Qualifizierungsmaßnahme teilzunehmen.

• Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Loyalität sind für mich selbstverständlich.

• Ich sehe Zeitarbeit als ein Beschäftigungsmodell, das gerade zu meiner derzeitigen Lebenssituation passt.

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Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitDIE BRANCHE ZEITARBEIT HÄUFIGE FRAGEN

DAS ARBEITSMODELL­ZEITARBEIT – HÄUFIG GESTELLTE FRAGENZeitarbeit ist reguläre Beschäftigung – unter besonderen Vorzeichen. Hier erfahren Sie mehr über die wichtigsten Regelungen.

Wie funktioniert Zeitarbeit?Zeitarbeit, auch Arbeitnehmerüberlassung oder Personal­leasing genannt, ist eine feste Arbeitsbeziehung. Sie lässt sich als eine berufliche Dreiecksbeziehung bezeichnen: Sie sind als Arbeit nehmerin oder Arbeitnehmer bei einem Zeitarbeits unternehmen angestellt. Ihr Arbeitgeber setzt Sie bei einem seiner Kundenunternehmen ein. Diese so­genannten Entleihfirmen greifen also für einen bestimm­ten Zeitraum auf Sie als Zeitarbeitskraft zurück.

Wer ist die oder der Vorgesetzte?Ihr Arbeitgeber ist das Zeitarbeitsunternehmen. Es schließt mit Ihnen als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer den Arbeits vertrag. Im Alltag gibt es für Sie im Grunde Vorge­setzte an zwei Stellen: beim Zeitarbeitsunternehmen und bei der entleihenden Firma. Das Entleihunter nehmen hat Ihnen gegenüber als Zeitarbeitskraft ein sogenanntes Direk­tions­ beziehungsweise Weisungsrecht: Sie müssen die An­weisungen in dem entleihenden Betrieb befolgen – genau wie alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch.

Wie funktioniert die Überlassung?Das Zeitarbeitsunternehmen regelt Ihre Einsätze bei den verschiedenen Entleihbetrieben. Neue Einsätze werden Ihnen rechtzeitig mitgeteilt. Geht es um die Einarbeitung am neuen Arbeitsplatz, ist wiederum der entleihende Betrieb gefragt.

Besteht eine soziale und rechtliche Absicherung?Wenn Sie einen Arbeitsvertrag mit einem Zeitarbeitsunter­nehmen geschlossen haben, befinden Sie sich in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungs verhältnis

und sind wie alle anderen Arbeitnehmerinnen und Ar­beitnehmer sozial abgesichert.

Das bedeutet, dass für eine Zeitarbeitskraft die üblichen arbeits­ und sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften gelten, etwa Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Arbeits­schutz, Urlaubsanspruch, Schwerbehinderten­ und Mutter­schutz sowie Kündigungsfristen.

Zeitarbeitsunternehmen sind wie andere Arbeitgeber dazu verpflichtet, den Arbeitgeberanteil an den Sozialversiche­ r ungen abzuführen: Kranken­, Renten­, Arbeitslosen­ und Pflege versicherung.

Gibt es einen Tarifvertrag?Es gibt die Tarifverträge des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister (BAP) und des Interessenverban­des Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V. (iGZ) mit den jeweiligen Gewerkschaften. Darüber hinaus gibt es auch Haustarifverträge. Prüfen Sie die Konditionen der Tarifver­träge, denn sie können sich hinsichtlich der Arbeitsbedin­gungen unterscheiden.

Für die Zeitarbeitsbranche gibt es gesetzlich festgelegte Lohnuntergrenzen. Diese Lohnuntergrenzen gelten unabhän­gig von der Branche, in der Sie eingesetzt werden.

Werden Überstunden bezahlt? Für Überstunden erhalten Zeitarbeitskräfte in der Regel Freizeitausgleich. Die Details regeln insbesondere die tarifrechtlich vereinbarten Arbeitsbedingungen der Zeit­arbeitsunternehmen. Viele Betriebe setzen auf Arbeits­zeitkonten, welche die geleisteten Stunden erfassen. Sowohl Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben dadurch eine gute Übersicht. Auch Minusstunden, zu denen es in auf­tragsarmen Zeiten kommen kann, werden auf dem Konto gesammelt. Je nach Vertrag werden die Stunden zum Bei­spiel am Ende eines Einsatzes oder nach zwölf Monaten verrechnet.

Besteht die Chance einer Übernahme? Wenn Sie als Zeitarbeitskraft Engagement zeigen, gute Arbeit leisten und die Auftragslage des entleihenden Betriebes gut ist, besteht die Chance, dass das Entleih­unternehmen Sie einstellt. Haben Sie den Eindruck, sich bewährt zu haben? Dann bewerben Sie sich auf freie Stel­len im Entleihbetrieb. Ihr Entleiher hat Sie über Arbeits­plätze zu informieren, die im Entleihunternehmen besetzt werden sollen. Falls Sie übernommen werden und das Zeitarbeitsunternehmen verlassen möchten, müssen Sie die allgemein geltenden Regelungen für die Beendigung von Arbeitsverhältnissen beachten.

Worauf ist bei der Wahl eines Zeitarbeits­unternehmens zu achten? Im persönlichen Gespräch können Sie einen ersten Ein­druck von der Zeitarbeitsfirma gewinnen. Wird auf Ihre beruflichen Stationen eingegangen? Bietet die Zeitarbeits­firma Weiterbildungen an? Falls ja: Welche, und wie kann man daran teilnehmen? Dies können Anzeichen für eine positive künftige Zusammenarbeit sein.

Welche Qualifikationen und Kompetenzen sind wünschenswert? Zeitarbeitskräfte führen je nach Qualifikation unterschied­liche Tätigkeiten aus – vom Aufgabenfeld einer Hilfsarbei­terin oder eines Hilfsarbeiters bis zu einer akademischen Fachkraft. Mitbringen sollten Sie in jedem Fall Motivati­on, eine hohe Lernbereitschaft und vor allem Flexibilität, denn der entleihende Betrieb braucht in der Regel kurz­fristige Unterstützung. Mobil zu sein, einen Führer schein und ein Auto zu besitzen, ist ebenfalls von Vorteil. Unter Umständen werden Sprachkenntnisse, Berufs erfahrung oder IT­Wissen nachgefragt, abhängig vom konkreten Einsatzgebiet.

Muss eine Zeitarbeitskraft jede Stelle annehmen? Nein. Im Arbeitsvertrag wird die Art der Beschäftigung festgelegt. Üblicherweise geschieht das unter dem Vor­behalt, dass Sie als Zeitarbeitskraft gegebenenfalls auch an dere zumutbare Tätigkeiten ausführen. „Zumutbar“ be­deutet, dass diese Aufgaben Ihren Qualifikationen entspre­chen. Jemand, der für eine Bürotätigkeit eingestellt wurde, muss also weder Autos waschen noch Erdbeeren pflücken.

Gibt es ein Recht auf eine vom Zeitarbeits­unternehmen finanzierte Weiterbildung? Wenn Sie als Zeitarbeitskraft in einer Region mit Bildungs­urlaubsgesetz leben – das die meisten Bundes länder anwenden –, haben Sie ein Recht auf Bildungs urlaub. In der Regel handelt es sich um bis zu fünf Tage pro Jahr, an denen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen An­spruch auf bezahlte Freistellung haben, um sich beruflich weiterbilden zu können. Ein erstmaliger Anspruch entsteht meist bei einem seit mindestens sechs Monaten währen­den Arbeitsverhältnis.

Das Thema Qualifizierung ist hochaktuell. Zeitarbeits­unternehmen haben oftmals ein Interesse an der Weiterbil­dung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unterstützen entsprechende Maßnahmen. Zum Beispiel hat der Personal­dienstleister Technicum zusammen mit der IG Bergbau, Chemie und Energie den „Weiterbildungsfonds Zeitarbeit“ ins Leben gerufen. Damit können Zeitarbeitskräfte zum ersten Mal von einer tariflich verankerten Weiterqualifizierung profitieren.

Wer stellt ein Arbeitszeugnis aus? Das Arbeitszeugnis stellt Ihnen das Zeitarbeitsunterneh­men aus, bei dem Sie als Zeitarbeitskraft angestellt waren oder sind. Es empfiehlt sich, selbstständig ein qualifizier­tes Zeugnis zu fordern. Der entleihende Betrieb ist verpflichtet, Auskünfte über die Arbeitsleistung der Zeitarbeitskraft zu erteilen.

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Zeitarbeitskräfte übernehmen verantwortungsvolle Aufgaben.

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Themenheft 2015/2016 Zeitarbeit

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DIE BRANCHE ZEITARBEIT IM PORTRÄT

LANGFRISTIGE AUSSICHTENDennis Schiz (35) ist ausgebildeter Konstruktionsmechaniker im Bereich Förderanlagen. Seit eineinhalb Jahren arbeitet er für eine Entleihfirma als Zeitarbeitnehmer.

Dennis Schiz (35), Konstruktions­

mechaniker, Heilbronn

eigentlich sollte der Berufsweg von Dennis Schiz ganz anders verlaufen. Nach der dreieinhalb­jährigen Ausbildung zum Konstruktionsmecha­

niker hatte er ursprünglich geplant, sich als Zeitsoldat zu verpflichten. Aber da sich sein großer Traum, zur Marine zu gehen, nicht realisieren ließ, beendete er seine Dienst­zeit nach der Grundausbildung und suchte eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt. Die war bald gefunden: Er wandte sich an eine Zeitarbeitsfirma und konnte als Berufseinsteiger bei Entleihbetrieben erste praktische Erfahrungen sam­meln. Mit seinen Bewerbungen bei Unternehmen hatte er wenig Erfolg: „Mir ist damals oft gesagt worden, dass es zunächst um ein befristetes Arbeitsverhältnis gehen solle oder dass die Firmen erst einmal ausprobieren wollten, wie gut ich arbeite.“ Seine Erfahrungen mit Zeitarbeit waren zu jener Zeit nicht immer positiv. „Ich war mit dem zwischen­menschlichen Umgang und auch mit der Abwicklung und Organisation der Einsätze oft unzufrieden“, erinnert er sich. „Aber ich wollte auch auf gar keinen Fall arbeitslos sein.“

Finanzielle Sicherheit, fachlicher AnspruchDennis Schiz ist heute 35 Jahre alt und gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Berufliche Sicherheit und ein festes Einkommen sind ihm wichtig. Seinen heutigen Arbeitge­ber, die Zeitarbeitsfirma JOB AG Industrial Service GmbH in Heilbronn, hat er durch Eigeninitiative gefunden. „Ich

habe meine Unterlagen genommen und mich persönlich vorgestellt. Dabei konnte ich mir gleich ein Bild vom Unter­nehmen machen.“ Seit rund anderthalb Jahren ist sein Ent­leihunternehmen ein international tätiges Unternehmen, das sich auf den Bau von Turmdrehkränen spezialisiert hat. „Die Arbeit gefällt mir gut und ich fühle mich wohl dort, als fester Teil der Mannschaft“, sagt er. Und wenn ihm die Firma nun einen Arbeitsvertrag anbieten würde? „Dann würde ich mir das überlegen und genau nachfragen, wie dort die Bedingungen für eine Beschäftigung sind“, sagt Dennis Schiz. Und als Zeitarbeitnehmer profitiert er von den Branchenzuschlägen der Metall­ und Elektrobranche. Damit verdient er genauso viel wie seine Kollegen von der Stammbelegschaft.

„Ich fühle mich gut betreut“Für seine Aufgaben ist es wichtig, alle Techniken der Metall bearbeitung zu kennen und anwenden zu können. Er erstellt etwa Teilkomponenten und kontrolliert diese. „Nur das Schweißen übernehmen andere Kollegen, denn der Kranbau ist stark modularisiert, es gibt viele Spezia­listen für bestimmte Teilbauprojekte.“ In den ersten zwei Monaten arbeitete er unter Anleitung, heute übernimmt er eigenverantwortlich Aufgaben – zum Beispiel die Anferti­gung von Teilmodulen nach Konstruktionszeichnungen. Seinen eigenen Beitrag zum Gesamtprojekt zu liefern, das gefällt Dennis Schiz an seiner Arbeit.

Von seiner Zeitarbeitsfirma fühlt er sich gut betreut. Jedes Jahr gibt es beispielsweise ein Motto, etwa „Gesund­heit“ oder „Mobilität“. So hat Dennis Schiz, wie einige Kol­legen auch, im vergangenen Jahr ein Fahrrad geschenkt

bekommen – als Prämie für geringe Fehlzeiten, und weil er öffentliche Nahverkehrsmittel nutzt. Die Anerkennung seiner Leistung ist ihm wichtig, ebenso wie ein gutes Betriebs klima.

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Dennis Schiz fertigt für seinen Entleihbetrieb Module nach Konstruktionszeichnungen.

„ICH HABE MEINE UNTERLAGEN GENOMMEN UND MICH PERSÖNLICH

VORGESTELLT. DABEI KONNTE ICH MIR GLEICH EIN BILD VOM

UNTERNEHMEN MACHEN.“

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Nicht nur an der Drehbank kennt sich der ausgebildete Konstruktions­ mecha niker bestens aus.

linksSie wollen mehr zur Zeitarbeit wissen? Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht die Info­Broschüre „Zeitarbeit in Deutschland – Aktuelle Entwicklungen“, die regelmäßig aktualisiert wird. Die PDF­Datei können Sie unter www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen & Bürger > Arbeit und Beruf > Zeitarbeit herunterladen (siehe rechte Spalte unter „Links“).

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Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitDIE BRANCHE ZEITARBEIT IM PORTRÄT

EIN HÄNDCHEN FÜRS PERSONALFür die „Generation Praktikum“ ist es nicht leicht, nach dem Studium in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Julia Ewertz (29) hat den Einstieg als Personalreferentin geschafft: über Zeitarbeit.

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Julia Ewertz (29),

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Fit in allen Fragen rund um Personalthemen: Julia Ewertz berät die Belegschaft eines Energieunternehmens.

e inen eigenen Aufgabenbereich haben und einen Platz in einem gut funktionierenden Team – das ist der Wunsch von Hochschulabsolventinnen

und Hochschulabsolventen. Nicht alle erhalten aber direkt nach dem Studium eine Festanstellung. Daher nutzen jun-ge Akademikerinnen und Akademiker zunehmend Zeitar-beit für den Einstieg ins Berufsleben. So wie Julia Ewertz. Knapp drei Jahre nach ihrem Bachelorabschluss in Business Administration / Betriebswirtschaftslehre ist die 29-Jäh-rige heute bei Randstad Professionals, einer Tochter des

Personaldienstleisters Randstad, als Personalreferentin be-schäftigt. Ihr Entleihbetrieb ist ein Energieunternehmen im Ruhrgebiet. Vorerst gilt ihr Vertrag für ein halbes Jahr. „Über eine Verlängerung haben wir aber schon gesprochen“, sagt Julia Ewers und ist zuversichtlich.

Was kommt nach dem Studium?Diverse Praktika und eine befristete Stelle haben Julia Ewertz nach ihrem Abschluss quer durch die Republik geführt. Bei dem Energieunternehmen wird sie nun in der klassischen Personalarbeit eingesetzt. Sie ist feste Ansprechpartnerin für die Belegschaften zweier Unternehmensabteilungen und unter anderem mit für die Neuanstellungen zuständig. Ihre Tätigkeiten reichen von der Stellenausschreibung über Bewerbungsverfahren und Interviews mit Bewerbern und Bewerberinnen bis hin zur Vertragsgestaltung. „Die Arbeit

ist sehr abwechslungsreich. Am besten gefällt mir der per-sönliche Kontakt. Viele Kollegen und Kolleginnen kommen einfach bei mir vorbei, wenn sie ein Anliegen haben. Ich berate sie zu Themen wie Elternzeit oder Altersteilzeit. Auch bei Umstrukturierungen oder Gehaltsfragen kann ich helfen.“ Dass sie von einer Zeitarbeitsfirma kommt, habe sie im Unternehmen nicht zu spüren bekommen. „Ich fühle mich hier nicht als Mitarbeiterin zweiter Klasse, sondern als vollwertiges Teammitglied“, betont sie.

Plan B: Weiterbildung und AuslandJulia Ewertz war klar, dass sie nach dem Uniabschluss bei der Stellensuche mobil und flexibel sein muss, um den Ein-stieg in den Arbeitsmarkt zu schaffen. „Ich bin immer mit kleinem Gepäck von einer Stadt in die nächste gezogen. Das würde ich auch wieder so handhaben, wenn mein nächster Einsatz für die Zeitarbeitsfirma einen Umzug erforderte.“ Sie sieht dies durchaus positiv: „Jede neue Stadt bringt neue Er-fahrungen. Da ich ohnehin gerne reise, bin ich grundsätzlich offen für einen neuen Einsatzort.“ Im Moment genießt sie es aber, wieder nahe ihrer Heimat zu sein und alte Freund-schaften pflegen zu können.

Falls sie einmal von ihrer Zeitarbeitsfirma freigestellt wer-den sollte, hat Julia Ewertz bereits einen Plan B: „Ich würde die Zeit sicher für eine Weiterbildung nutzen. Denkbar wäre es, noch den Master in Personal-Management zu machen.“ Auch ein Auslandsaufenthalt käme infrage. „Während mei-ner Praktika habe ich Beschäftigte betreut, die ins Ausland gegangen sind. Ich könnte mir gut vorstellen, auf diesem Weg meine eigene interkulturelle Kompetenz zu erweitern.“

Wie die meisten Zeitarbeitskräfte hat auch Julia Ewertz den Wunsch, irgendwann übernommen zu werden. Zumin-dest möchte sie gerne längerfristig in einer festen Anstel-lung tätig sein. Aber sie bleibt realistisch. „Ich plane meine berufliche Laufbahn derzeit für drei bis fünf Jahre.“

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Nach dem Studium am Arbeitsmarkt Fuß fassen, etwa im Bereich Personalwirtschaft: Auch das geht mit Zeitarbeit.

infoAkademikerinnen und Akademiker sind in der Zeit-arbeitsbranche keine Exoten mehr. Rund zehn Prozent der Zeitarbeitskräfte haben laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit ein abgeschlossenes Studium. Mehr als vier Fünftel von ihnen erhalten übertarifliche Zuschläge. Das berichtet der Interes-senverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ). Zudem haben sie gute Aussichten, übernommen zu werden. Besonders gefragt sind Absolventen und Absolventinnen aus den Fachbereichen Informatik, Ingenieurwesen und Wirtschaftswissenschaften. „Akademiker – alles für die Karriere“ heißt eine spezielle Linksammlung für Absolventinnen und Ab-solventen auf der Internetseite der Bundesagentur für Arbeit. Sie finden sie unter www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen & Bürger > Arbeitslosigkeit > Beratung und Vermittlung > Akademiker.

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Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitDIE BRANCHE ZEITARBEIT IM PORTRÄT

ZEITARBEIT UND QUALIFIZIERUNG

Stefan Holste (43) hat viele Jahre Berufserfahrung im Bereich Lager und Logistik gesammelt, aber keine abgeschlossene Berufsausbildung vorzuweisen. Die holt er jetzt nach, neben seiner Beschäftigung in Zeitarbeit.

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Arbeitsplatz Lager. Stefan Holste behält dank jahrelanger Berufserfahrung den Überblick.

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Stefan Holste (43), Lager­

arbeiter, Troisdorf

welche Tätigkeiten auch anfallen in einem Lager, Stefan Holste kennt sich damit aus. Immerhin hat er rund 15 Jahre Berufser-

fahrung in diesem Bereich. Zuletzt war der 43-Jährige aus Troisdorf als stellvertretender Lagerleiter und Teamleiter in einem Großunternehmen der Möbelbranche beschäftigt. „Ich habe dort bis auf die Bestellungen eigentlich alles er-ledigt, was in einem Lager so anfällt“, beschreibt er seinen

damaligen Job. Was ihm allerdings bis heute fehlt, ist ein anerkannter Berufsabschluss. „Wie wichtig der ist, habe ich erst gemerkt, als mein letztes Arbeitsverhältnis endete und ich mich beruflich neu orientieren musste.“ Auf keinen Fall

wollte er arbeitslos werden. Und so überlegte er, welche Möglichkeiten für ihn infrage kommen könnten. Auch an Fortbildung und Umschulung dachte er. Erfahrungen mit der Arbeitnehmerüberlassung hatte Stefan Holste früher schon gemacht, „aber das ist über 20 Jahre her, und auf die Idee, dass das eine Alternative für mich sein könnte, bin ich gar nicht gekommen.“

Kleiner Umweg zur ZeitarbeitDen entscheidenden Tipp hatte schließlich ein Bekannter von Stefan Holste: Die Firma Husemann & Hücking suchte Mitarbeiter im Lagerbereich. Das Unternehmen ist Spezialist für Spezialprofile und Systeme aus Stahlprofilen. Die Pro-dukte finden von der Bauindustrie über den Schiffbau und die Fördertechnik bis zur Sicherheitstechnik ihren Einsatz. „Der Stahlbau war natürlich eine ganz andere Branche als vorher der Möbelbereich. Das machte mir aber nichts aus.“ Das Vorstellungsgespräch im Unternehmen lief gut, man hatte Interesse an Stefan Holste. Nur: „Die Firma wollte mich nicht direkt einstellen, sondern hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei ihnen als Zeitarbeitnehmer anzufangen.“ Stefan Holste stimmte zu und meldete sich bei START Zeitarbeit, dem Kooperationspartner des Stahl-bauunternehmens in Sachen Arbeitnehmerüberlassung. In der Troisdorfer Niederlassung der Zeitarbeitsfirma hieß es dann für Stefan Holste erneut, im Vorstellungsgespräch zu überzeugen. „Natürlich bin ich auf meinen fehlenden Ab-schluss angesprochen worden. Aber ich bin ja mehr der Praktiker und konnte mit meiner Erfahrung punkten.“ Schon kurz darauf kam die Zusage, und nur knapp vier Wochen nach Beendigung des letzten Arbeitsverhältnisses fing er als Zeitarbeitnehmer bei der Entleihfirma an.

Den Berufsabschluss nachholenDas Zeitarbeitsunternehmen, die entleihende Firma und Stefan Holste selbst wollen nun dafür sorgen, dass er end-lich seinen Berufsabschluss nachholen kann. In wenigen Wochen startet er eine Qualifizierung zur Fachkraft für Lager logistik, die mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer endet. Statt der regulären Ausbildungszeit von drei Jahren wird er lediglich neun Monate lang die Schul-bank drücken, denn seine Berufserfahrung wurde ihm an-gerechnet. „Ich bin ganz normal weiterbeschäftigt. An den Wochenenden nehme ich an der Qualifizierung teil.” Dabei

wird es etwa um Zoll- und Gefahrgutvorschriften und Um-weltschutzbestimmungen gehen. „Die Ausbildung und der Abschluss machen mir keine Sorgen, das packe ich schon“, sagt Stefan Holste und ist optimistisch. Dazu hat er auch allen Grund: Sein Entleihbetrieb möchte ihn nach dem Ab-schluss der Ausbildung fest übernehmen.

„AN DEN WOCHEN ENDEN NEHME ICH AN DER

QUALIFIZIERUNG TEIL. DEN ABSCHLUSS PACKE ICH.“

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Sich weiterzubilden, ist wichtig. Das gilt auch für Zeitarbeitskräfte.

infoKenntnisse erweiternWenn Sie arbeitslos gemeldet sind, stehen Ihnen in der „LERNBÖRSE exklusiv“ Lernmedien zur Ver-fügung, mit denen Sie Ihre Kenntnisse erweitern können. Unter den vielen Angeboten findet sich zum Beispiel auch ein Bewerbungstraining.www.arbeitsagentur.de/lernboerse

Ob Bürokommunikation, Gesprächsführung, Ver-kaufstraining oder Stimmbildung: In KURSNET, dem Portal für berufliche Aus- und Weiterbildung, finden Sie zahlreiche Angebote, auch in Ihrer Region. www.kursnet.arbeitsagentur.de

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Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitDIE BRANCHE ZEITARBEIT IM PORTRÄT

ARBEITEN, SO WIE ICH ES WILLGülten Hartmann (43) ist Kranken-schwester im Bereich Intensivpflege und Anästhesie in Hamburg. In Zeitarbeit war sie zunächst tätig, um als alleinerziehende Mutter Familie und ihren Beruf in Einklang bringen zu können. Heute sieht sie für sich noch weitere Vorteile.

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Gülten Hartmann

(43), Kranken­

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Auch in medizinischen Arbeitsbereichen kann das Modell Zeitarbeit durchaus interessante Möglichkeiten bieten.

gülten Hartmann ist eine qualifizierte medizinische Fachkraft, die sich ihre Stelle eigentlich aussuchen könnte – Pflegekräfte wie sie werden gesucht.

Warum dann Zeitarbeit? „Weil es für mich absolute Freiheit bedeutet: Flexible Arbeitszeiten, verschiedene Einsatzorte.” Ihre Vorgeschichte: Nach zehnjähriger Ehe trennte sich Gülten Hartmann von ihrem Ehemann und begann mit ihren beiden kleinen Kindern ein neues Leben. Sie machte zunächst eine einjährige Ausbildung zur Krankenpflegehelferin. „Ich habe gemerkt, dass mir die Pflege Spaß macht und dass ich gut mit kranken Menschen umgehen kann. Da wollte ich auch beruflich vorankommen.“

Qualifizierter Abschluss als EinstiegSie beschloss, eine dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin zu absolvieren. Seitdem arbeitet sie überwiegend im Bereich Anästhesie/Intensivmedizin, Operationssaal und Intensivstation sind ihr Arbeitsfeld. Das bedeutete in den ersten Jahren vor allem: wechselnde Dienste, Überstunden, Arbeit an Wochenenden und Feierta-gen. Familie und einen derart fordernden Beruf unter einen Hut zu bringen, das war nicht immer einfach für die allein-erziehende Mutter.

Seit rund fünf Jahren ist Gülten Hartmann bei der Fir-ma Avanti GmbH beschäftigt, einem bundesweit agieren-den Zeitarbeitsunternehmen, das sich unter anderem auf die Überlassung von medizinischen Fachkräften speziali-siert hat. Gülten Hartmann hat mit ihrem Arbeitgeber eine ganz klare Übereinkunft: Sie arbeitet nur zu bestimmten

festgelegten Arbeitszeiten. „Zuerst ging es mir darum, Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Ich konn-te arbeiten, während die Kinder in der Schule waren.“ Seit ihre Kinder selbstständiger sind, genießt sie es, geregelte-re Arbeitstage zu haben. Und: Für sie stimmen vor allem die Arbeitsbedingungen. „Ich verdiene gut und habe einen Dienstwagen, den ich privat nutzen kann. Und die wechseln-den Einsatzorte machen für mich gerade den Reiz aus. Die Tätigkeiten und Abläufe sind in allen Kliniken ähnlich. Mit zu-nehmender Berufserfahrung wird es Routine.“ Im Laufe der Zeit hat Gülten Hartmann schon in allen Kliniken Hamburgs sowie in Kliniken im Umkreis von 40 Kilometern gearbeitet. „Besonders gut gefällt mir an der Zeitarbeit, dass ich mich ausschließlich auf die Pflege der Patienten konzentrieren kann, denn der übliche Verwaltungs- und Organisations-aufwand, den die festangestellten Kollegen täglich in ihrer Arbeit haben, entfällt für mich als Zeitarbeitskraft.“

Vorteil FlexibilitätDie 43-Jährige wird oft gefragt, ob sie denn kein festes Team um sich herum braucht: „Das ist eine Frage der Einstellung. Ich fühle mich in meiner Arbeit wohl.“ Auch deshalb, weil sie für den gleichen Arbeitgeber in verschiedenen Regionen arbeiten kann. Als es aus privaten Gründen einmal notwen-dig war, eine Weile nach Bonn zu gehen, konnte sie dort sofort weiter in ihrem Beruf arbeiten. Die Zeitarbeitsfirma hat sie an dortige Kliniken entliehen.

„DIE WECHSELNDEN EINSATZORTE MACHEN FÜR MICH GERADE DEN REIZ AUS.

DIE TÄTIGKEITEN UND ABLÄUFE SIND IN ALLEN KLINIKEN ÄHNLICH.“

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Gülten Hartmann bereitet den OP für den nächsten Eingriff vor.

infoInteressant und informativ, auch für Zeitarbeitskräfte: die Infomappen „durchstarten“ im Berufsinforma-tionszentrum (BiZ) Ihrer Agentur für Arbeit. Darin finden Sie Informationen zu Weiterbildungen und zu Trends in unterschiedlichen Branchen.

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Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitZEITARBEIT ALS STRATEGIE HINTERGRUND

IN VIELEN LEBENSLAGENZeitarbeit kann dabei helfen, beruflich Fuß zu fassen. Sie kann ein erster Schritt auf dem Weg zur Festan-stellung sein und eine Strategie, auf eine besondere Lebens situation zu reagieren.

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Bei ihren Einsätzen erhalten Zeitarbeitskräfte Einblicke in Branchen und Tätigkeitsfelder.

zeitarbeit bedeutet Beschäftigung. Und sie kann in vielen Situationen ein lohnendes Arbeitsmodell darstellen. Man kann sie bewusst nutzen, um sich

neue berufliche Perspektiven zu erschließen, die eigenen Kenntnisse zu erweitern und die praktische Erfahrung auszu-bauen. Voraussetzung dafür ist, unvoreingenommen und of-fen an neue Aufgaben heranzugehen. Besonders Menschen ohne Berufsabschluss bietet Zeitarbeit Jobchancen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt eventuell nicht in gleichem Maße gegeben sind. Mehr als die Hälfte aller Zeitarbeits-kräfte übt eine Helfertätigkeit aus. Menschen ohne Ausbil-dung gelingt es mit dem Modell vielfach, den beruflichen Anschluss zu finden. Helfertätigkeiten sind zum Beispiel im Lager- und Logistikbereich oder bei Industrieunternehmen in der Produktion an der Tagesordnung.

Zeitarbeit zur Überbrückung – dies stellt eine mögliche Strategie für diejenigen dar, deren Unternehmen umstruktu-riert wurde oder in eine Krise geraten ist. Sieht man Zeitar-beit als Alternative, beweist man damit die eigene Motivation und Einsatzbereitschaft und kann belegen, dass man über wichtige Schlüsselqualifikationen wie Flexibilität, Mobilität und Einsatzbereitschaft verfügt.

Zurückkehren, einsteigen, umorientierenWer längere Zeit beruflich ausgesetzt hat, etwa aufgrund von Kindererziehungszeiten oder weil Angehörige gepflegt wurden, tut sich unter Umständen schwer, den Weg zurück ins Berufsleben zu finden. Nicht immer ist eine Rückkehr an den alten Arbeitsplatz möglich. Abläufe und Anforderungen können sich ändern, oder die frühere Firma oder die alte Ab-teilung existieren mittlerweile nicht mehr. Dann ist Zeitarbeit eine Alternative – einerseits, um für sich herauszufinden, wo

man fachlich steht und wohin man sich in Zukunft entwickeln möchte. Andererseits, um verhältnismäßig schnell wieder in Arbeit zu kommen.

Personalverantwortliche schätzen es, wenn ihr Personal über Berufserfahrung verfügt. Doch wer beispielsweise nach der Ausbildung nicht übernommen wird, dem fehlt Berufs-praxis. Und auch im Laufe eines Studiums ergibt sich nicht immer die Gelegenheit, im Rahmen von Praktika die Theorie anzuwenden. Als Zeitarbeitnehmer oder Zeitarbeitnehmerin erhalten Berufsanfänger/-innen und Unerfahrene sowie Jung-akademiker und -akademikerinnen die Chance, erworbenes Wissen anzuwenden und Berufserfahrung zu sammeln. Als Akademiker und Akademikerin kann man sich zum Beispiel bei spezialisierten Zeitarbeitsunternehmen bewerben, die Jobofferten für Hochschulabsolventen/-innen etwa im sozi-alen, technischen oder Ingenieurbereich anbieten. Gerade in Großunternehmen arbeitet man dann häufig auch in zeitlich begrenzten Projekten, ist in Teams eingebunden und lernt das Tagesgeschäft in allen Facetten kennen. Um diesen Er-fahrungsschatz reicher, punktet es sich leichter bei späteren Bewerbungen. Auch eine Übernahme vom Einsatzbetrieb ist nicht selten.

Des Weiteren kann Zeitarbeit in Phasen der beruflichen Umorientierung ein nützliches Sprungbrett sein: Hat sich jemand beispielsweise berufsbegleitend weitergebildet und sucht den Einstieg in ein neues Aufgabengebiet, lohnt sich unter Umständen ein Einsatz bei einem Zeitarbeitsunterneh-men, bei dem man sich ausprobieren und die weiteren be-ruflichen Entwicklungswege ausloten kann. Das gilt übrigens auch für einen Ausbildungs- oder Studienabbruch: Oft stellt ein Abbruch auf dem Arbeitsmarkt ein Hindernis für eine Einstellung dar – im Bereich der Zeitarbeit wiegt er weniger schwer. Ähnlich verhält es sich mit der Akzeptanz von älteren Bewerbern und Bewerberinnen: Unternehmen der Arbeitneh-merüberlassung sind meist offen dafür, Ältere mit langjähriger Berufserfahrung einzustellen.

Langwierige Bewerbungsverfahren entfallenZeitarbeitsunternehmen kennen die Einsatzbetriebe meist sehr gut. Sie wissen, welche Qualifikationen gebraucht wer-den, wer zu welchem Unternehmen passt und können daher passgenau Personal vermitteln. In der Regel ist das Bewer-bungsverfahren bei einem Zeitarbeitsunternehmen weniger aufwendig als sonst. Mehr noch: Mit einer einzigen Bewer-bung – nämlich beim Zeitarbeitsunternehmen – wird das persönliche Profil breit gestreut, da es in der Regel mehreren potenziellen Einsatzbetrieben übermittelt wird.

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Wer auf Jobsuche ist, muss häufig abwägen und alle Möglichkeiten ausschöpfen.

praxistippsZeitarbeit als Chance Durch eine Beschäftigung in Zeitarbeit können Sie Ihren beruflichen Zielen und Vorstellungen näher kommen. Zeitarbeit ermöglicht Ihnen:

• Berufserfahrung in Ihrem Wunschberuf zu sammeln • berufliche Qualifikationen zu erwerben • das Kennenlernen verschiedener Branchen und Firmen, etwa wenn der Wunsch nach beruflicher Neuorientierung besteht

• nach abgeschlossener Ausbildung oder abge-schlossenem Studium den Schritt in die Arbeits-welt zu meistern

• berufliche Netzwerke aufzubauen • nach längerer Arbeitsmarktferne den Wiederein-stieg zu schaffen, etwa nach längeren Pflege- oder Kindererziehungsphasen

• Beschäftigung während einer längeren Qualifi-zierungsmaßnahme, etwa dem Nachholen eines Schulabschlusses

• unter Umständen einen erleichterten, zügigeren (Neu-)Start auf dem Arbeitsmarkt, zum Beispiel für Ältere oder Quereinsteiger/-innen.

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Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitZEITARBEIT ALS STRATEGIE INTERVIEW

INTERVIEW

HOLGER SCHÄFER

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„ZEITARBEIT KANN EIN ATTRAKTIVES MODELL SEIN“

Arbeitsplatz und Einsatzort in gewissen Abständen zu wechseln, ist typisch für die Arbeitnehmer-überlassung. Für viele Arbeit-nehmer und Arbeitnehmerinnen ergeben sich dadurch interessante Optionen auf Beschäftigung. Holger Schäfer, Arbeitsmarktökonom beim Institut der deutschen Wirtschaft im Hauptstadtbüro Berlin, erläutert im Interview unter anderem, wie Zeitarbeit als „Sprungbrett“ genutzt werden kann.

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Zeitarbeit als Sprungbrett: Eine Übernahme durch den Entleih­betrieb ist prinzipiell möglich.

Die Branche Zeitarbeit wurde in der Vergan-genheit vielfach als „Jobmotor“ bezeichnet. Ist sie das auch heute noch?

Holger Schäfer: Zeitarbeit ist sicher nicht der größte Wirtschaftszweig. Aber sie bietet Betrieben wie auch Beschäftigten viele Chancen. Kurz gesagt bedeutet sie Flexibilität für die Betriebe und Beschäftigungschan-cen für Arbeitnehmer. Wir sehen relativ stabile Zahlen, keine großen Zuwächse, keine großen Verluste. Das hat vermutlich mit den Veränderungen und Anpassungen der letzten Zeit zu tun. Es gibt einen Tarifvertrag, den über 90 Prozent der Betriebe anwenden. Und es gibt die Branchentarifzuschläge, die die Unterschiede im Entgelt zwischen Zeitarbeitskräften und Stammbeleg-schaft ausgleichen sollen.

Für wen ist Zeitarbeit besonders geeignet? Holger Schäfer: Das lässt sich nicht pauschal beant-worten. Hier kann grundsätzlich jeder, ob älter oder jün-ger, männlich oder weiblich, mit Berufserfahrung oder ohne, eine Einsatzmöglichkeit finden. Denn die Zeitar-beitsbranche deckt ja den gesamten Arbeitsmarkt ab, vom Lagerhelfer ohne Ausbildung bis zum Ingenieur.

Über zwei Drittel der in Zeitarbeit Beschäftig-ten sind männlich. Welche Chancen ergeben sich für Frauen?

Holger Schäfer: Wir sehen schon seit Jahren einen Strukturwandel in der Arbeitnehmerüberlassung. Im lang-fristigen Trend zeigt sich eine Verschiebung weg von den Metall- und Elektroberufen hin zu mehr Dienstleistungstä-tigkeiten. Und das sind immer noch klassische Tätigkeiten für Frauen. Gerade auch im medizinischen Bereich, vor allem in der Pflege, werden viele qualifizierte Fachkräfte gesucht. Frauen haben aber auch in naturwissenschaft-lich-technischen Berufen gute Chancen, denn auch dort ist der Fachkräftemangel groß.

Sie haben gerade das Stichwort „qualifiziert“ benutzt. Wie sehr stimmt noch das Bild von der Zeitarbeit als „Helferbranche“?

Holger Schäfer: Natürlich macht die Überlassung von Hilfskräften noch einen großen Teil des gesamten Mark-tes aus. Aber Zeitarbeit bietet eben durchaus attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten für Fachkräfte oder Akade-miker. Sei es, dass man als Berufseinsteiger erst einmal Erfahrungen machen möchte oder als älterer Arbeitneh-mer mit viel Know-how und Wissen einen Weg aus der Arbeitslosigkeit sucht: Zeitarbeit kann ein attraktives Modell sein. Denn durch den Tarifvertag und die verein-barten Branchentarifzuschläge stellen sich Zeitarbeitneh-mer ja nicht schlechter als die Stammbelegschaft. Dazu kommt, dass sich unsere Arbeitswelt ohnehin verändert. Für Projekte werden häufig Teams aus Spezialisten für eine bestimmte Laufzeit zusammengestellt, die nach der Beendigung wieder auseinandergehen. Auch das ist mit der Arbeitnehmerüberlassung möglich.

Welche Rolle spielt das Thema Weiterbildung derzeit in der Arbeitnehmerüberlassung?

Holger Schäfer: Von einer Weiterbildung, die eben nicht betriebsspezifisch, sondern allgemein beschäftigungsför-dernd ist, kann jeder, auch ohne Ausbildung, profitieren. Auch wenn es nicht immer um eine komplette Ausbildung geht, sondern eher um Teilqualifikationen, verbessert jemand, der etwa einen Staplerschein erwirbt, doch seine Qualifikationen für den allgemeinen Arbeitsmarkt. Und wir wissen aus der Forschung: Weiterbildung ist immer dann besonders erfolgreich, wenn sie betriebsnah ist.

Wie findet man ein Zeitarbeitsunternehmen, das zu einem passt?

Holger Schäfer: Es gibt Unternehmen, die sind Allroun-der, also meist sehr große Unternehmen mit vielen Niederlassungen im ganzen Bundesgebiet. Daneben gibt es Spezialisten für bestimmte Berufe, etwa für Ingenieure oder Pflegekräfte oder IT-Berufe. Und es gibt Firmen, die nur lokal oder regional arbeiten. Das Beste ist, sich vorab zu informieren und zu überlegen, wo man sich wohler fühlen könnte.

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Themenheft 2015/2016 ZeitarbeitZEITARBEIT ALS STRATEGIE IM PORTRÄT

GELUNGENE NEUORIENTIERUNG

Vom Gebäudereiniger zum Produktionshelfer: Saad Muhamad (29) wollte beruflich etwas Neues wagen, darum bewarb er sich bei einer Zeitarbeitsfirma. Der Wechsel ist ihm geglückt: Heute arbeitet er als Helfer bei einem Automobilzulieferer.

Saad Muhamad (29),

Produktions­helfer,

Hannover

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Austausch mit einem Kollegen: Auch dank seiner Teamfähigkeit und Lernbereit­schaft ist Saad Muhamad der Branchenwechsel gelungen.

saad Muhamad kam als Grundschüler nach Deutsch-land. Nach der Realschule absolvierte er eine Aus-bildung zum Gebäudereiniger und arbeitete einige

Zeit in diesem Beruf. „Doch nachdem ich geheiratet hatte und Vater einer Tochter wurde, reichte mein Verdienst kaum noch aus“, erzählt er. Saad Muhamed beschloss, die Branche zu wechseln – einerseits, um mehr Geld zu verdie-nen, andererseits aber auch, um eine Tätigkeit zu finden, die ihn mehr fordern und erfüllen würde. „Von Bekannten habe ich von Zeitarbeit erfahren.“ Er bewarb sich bei dem Zeitarbeitsunternehmen Manpower, bekam eine Einladung zum Vorstellungsgespräch und erhielt einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Seit zwölf Monaten ist er nun bei der Firma ContiTech Antriebssysteme GmbH in Hannover als Helfer in der Produktion im Einsatz.

„Zusammen mit meinen Kollegen arbeite ich in der Material vorbereitung. Wir sind für die Produktion von Gewe-berollen zuständig, die später für Zahnriemen, zum Beispiel in Automotoren, verwendet werden“, sagt er. Unter anderem steht Saad Muhamad an der sogenannten Streichanlage: Hier wird Gewebe behandelt, um die Haftigkeit zu erhöhen.

Saad Muhamad misst nach Vorgabe Bahnlängen ab, schnei-det das Gewebe zu, das jeder Lieferung als Probe beigefügt wird, und füllt den Lieferschein aus. „Anschließend über-geben wir die fertige Rolle dem Meister.“ Für die Arbeit an den Maschinen, die er bedient, benötigte er eine mehrmo-natige Einarbeitungszeit. „Bei meiner Tätigkeit ist absolute Konzentration erforderlich. Meine Kollegen haben mir an-fangs alles gezeigt und erklärt.“ Saad Muhamad arbeitet im Schichtbetrieb, Nacht- und Wochenendarbeit inklusive. Hat der Familienvater am Samstag und Sonntag an der Maschine gestanden, hat er in der Regel Montag und Dienstag frei.

Dass es auf der Suche nach anderen beruflichen Mög-lichkeiten neue Herausforderungen zu meistern geben würde, war dem 29-Jährigen bei seinem geplanten Bran-chenwechsel klar. Geschafft hat er es mit Einsatzbereit-schaft und Zuverlässigkeit. Sein größter Wunsch ist es, von seinem Entleihbetrieb übernommen zu werden. Bis es so weit ist, lernt er ständig dazu.

EINSTIEG IN DEN ERSTEN JOBNach der Ausbildung zur Fremd-sprachenkorrespondentin eine Stelle finden? Marion Pressel (23) tat sich dabei schwer. Erst eine Zeitarbeits-firma fand für sie eine Tätigkeit, die ihrer Qualifikation entspricht.

Marion Pressel (23),

Fremdsprachen­korrespondentin,

Nürnberg

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Mit Zeitarbeit hat die 23­Jährige eine Stelle gefunden, die perfekt zu ihr passt. die Zeitarbeitnehmerin Marion Pressel aus dem

Raum Mittelfranken ist froh: Seit einigen Wo-chen arbeitet sie bei der Nürnberger Firma

Delphi, einem Zulieferbetrieb für die Automobilindustrie, als Sachbearbeiterin im Costumer Service. „Alles ist neu und spannend, und ich kann wunderbar meine Sprachkennt-nisse in Englisch und Französisch einbringen“, sagt sie. Telefonisch und via E-Mail nimmt sie Anfragen von Kunden entgegen, die Fragen zu dem Produktangebot ihres Einsatz-unternehmens haben. Diese Anfragen leitet sie an die ent-sprechenden Abteilungen weiter. „In meinem Team geht es sehr international zu. Es wird zum Beispiel auch Griechisch und Italienisch gesprochen.“

Nachdem sie ihre Ausbildung zur staatlich geprüften Fremdsprachenkorrespondentin abgeschlossen hatte, musste die 23-Jährige feststellen, dass es in ihrer Region nicht viele Stellenangebote gab. „Zwar konnte ich ers-te berufliche Erfahrungen als Export-Sachbearbeiterin machen. Allerdings hatte ich einen langen Anfahrtsweg zur Arbeit.“ Ein Zustand, der sie nicht zufriedenstellte.

Bei der Stellensuche stieß sie auch auf eine Anzeige des Zeitarbeitsunter nehmens Fürst Personaldienstleistungen am Standort Nürnberg und bewarb sich. „Für Zeitarbeit habe ich mich entschieden, weil ich denke, dass dort die Chan-cen für Berufseinsteiger wie mich oftmals besser sind und ich schneller einen passenden Job finden könnte.“ Leider war ihre Wunschstelle zwischenzeitlich anderweitig besetzt worden. „Doch zwei Tage später erhielt ich einen Anruf der Zeitarbeitsfirma, dass ich mich bei meinem derzeitigen Ein-satzbetrieb vorstellen könne. Einen Tag nach diesem Termin wusste ich, dass ich anfangen kann.“

Die gängigen Vorurteile gegenüber Zeitarbeit kann Marion Pressel nicht bestätigen: „Im Gegenteil. Sehr gefreut hat mich, dass sich das Unternehmen zeitnah bemüht hat, für mich einen Einsatzbereich zu finden, der meiner Qualifika-tion und meinen Interessen entspricht.“ Die Chancen, dass die Fremdsprachenkorrespondentin dauerhaft von ihrem Einsatzbetrieb übernommen wird, stehen gut.

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Themenheft 2015/2016 Zeitarbeit

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ZEITARBEIT IN TEILZEIT HINTERGRUND

FLEXIBEL ARBEITEN IN TEILZEITImmer mehr Menschen wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten – vielfach aus familiären Gründen. Dieser Trend macht auch vor der Zeitarbeit nicht halt: Die Unternehmen vermitteln heute verstärkt auch Personal in Teilzeit.

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Vor allem Frauen arbeiten in Teilzeit, um neben dem Beruf Familienaufgaben wahrnehmen zu können.

in manchen Branchen und Tätigkeitsbereichen herrscht bereits heute ein punktueller Fachkräftemangel. Über die kommenden Jahre könnte sich dieser Trend noch

verstärken. Das hat auch Auswirkungen auf die Zeitarbeit: Den Entleihfirmen droht ein Mangel an qualifizierten Arbeits-kräften. Folglich wird es in Zukunft immer wichtiger werden, Fachkräften eine breite Palette an Einsatz- und Beschäfti-gungsformen anzubieten, um sie so als Arbeitnehmer zu gewinnen. Und dazu kann auch Teilzeit gehören. Die Überle-gung dahinter: Lieber einer gut qualifizierten Fachkraft eine Teilzeitstelle anbieten, als den Arbeitsplatz unbesetzt lassen.

Diese Entwicklung kann eine Chance unter anderem für diejenigen Arbeitskräfte bedeuten, die fachliche Kenntnisse und Berufserfahrung mitbringen, aber aus den unterschied-lichsten Gründen dem Arbeitsmarkt längere Zeit ferngeblie-ben sind – beispielsweise aufgrund von Erziehungspflichten oder wegen der Pflege von Angehörigen. Manche Fachkräfte möchten nach einer Elternzeit wieder arbeiten, können dies jedoch aufgrund von Kita-Schließzeiten oder fehlenden Be-treuungsangeboten nicht in Vollzeit tun.

Was die Geschlechterverteilung betrifft, so arbeiten zwar vielfach Frauen in Teilzeit, jedoch hat die Anzahl der in Teil-zeit arbeitenden Männer in den letzten Jahren zugenom-men, wie die Konrad-Adenauer-Stiftung berichtet. So ist heute bereits ein Fünftel aller Teilzeitbeschäftigten männ-lich. Männer nutzen die reduzierte Arbeitszeit vor allem, um sich nebenher weiterzuqualifizieren. Hinzu kommen ältere Beschäftigte, die sich mit Teilzeitmodellen einen flexiblen Übergang in die Rente ermöglichen sowie Menschen mit Be-hinderung, die aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen

auf Teilzeit angewiesen sind. Und es gibt Menschen, die sich ehrenamtlich oder politisch engagieren und darum ein Teilzeitmodell wählen.

All das sind Lebenslagen, in denen man sich bewusst dazu entschließt, mit reduzierter Stundenzahl zu arbeiten. Es geht darum, den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu schaffen oder für einen bestimmten Zeitraum die Berufs-tätigkeit mit privaten Verpflichtungen in Einklang zu bringen.

Teilzeit arbeiten – in Zeitarbeit Laut der Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung steigt der Anteil der in Teilzeit Beschäftigten kontinuierlich an, wie bereits im Zeitraum zwischen 2011 und 2012 von knapp sieben auf knapp zehn Millionen Erwerbstätige. Auch die Bundesagentur für Arbeit belegt mit ihren Untersuchungen den Teilzeittrend: Der Arbeitsmarktberichterstattung vom April 2015 zufolge lag der Vollzeitanteil in der Zeitarbeit in den Jahren 2003 und 2004 noch bei 96 Prozent – im Juni 2011 lag er bei 91 Prozent. Ein wichtiger Grund liege da-rin, dass in der Zeitarbeit die Bedeutung von Tätigkeiten im Dienstleistungssektor zugenommen habe, also etwa dem

Bereich der kaufmännischen Dienstleistungen: Büro, Ver-waltung und Sekretariat. Weiterhin sind in diesem Zusam-menhang Tätigkeiten aus dem Gesundheitsbereich und dem Sozialwesen zu nennen.

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Nina Schmidbauer

(41), Marketing- Managerin,

München

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„Ohne Zeitarbeit hätte ich den Wiedereinstieg nicht geschafft“, sagt Nina Schmidbauer. Sie arbeitet Teilzeit.

Gelungener Wiedereinstieg Nina Schmidbauer (Name von der Redaktion geändert) aus München hat den Wiedereinstieg geschafft – in Teilzeit, bei einem neuen Arbeitgeber und als Zeitarbeitnehmerin. Eigentlich wollte die Betriebswirtin nach der Elternzeit zu ihrem früheren Arbeitgeber in Teilzeit zurückkehren. Doch dieser meldete zwischenzeitlich Insolvenz an. Damit verlor sie ihre Stelle in der Marketingabteilung des mittelstän-dischen Unternehmens. „Für mich war das ein riesiger Schock. Nun musste ich mir plötzlich eine neue Stelle suchen, und das auch noch in Teilzeit.“ Nina Schmidbauer bewarb sich auf die wenigen Stellen, die sie fand. Ohne Erfolg. „Ich wollte wieder zurück in meinen Beruf als Mar-keting-Managerin. Doch leider waren die meisten Teilzeit-stellen für den Bereich Assistenz oder Sekretariat ausge-schrieben.“ Eher zufällig stieß sie auf die Stellenanzeige eines ortsansässigen Personaldienstleisters. Die Zeitarbeits-firma suchte jemanden für die Marketingabteilung eines be-kannten Münchener Handelsunternehmens. „Die Stelle war

wie für mich gemacht. Ich bewarb mich sofort, dann wurde ich von dem Zeitarbeitsunternehmen für zunächst sechs Monate eingestellt und an den Betrieb entliehen.“ Dass sie nur 25 Stunden pro Woche arbeiten konnte und nicht, wie in der Stellenausschreibung angegeben, 32 Wochenstun-den, war kein Problem. Ihre neuen Kollegen und Kolleginnen nahmen sie ganz unvoreingenommen in das Team auf. „Von Anfang an fühlte ich mich gut integriert und als vollständiges Mitglied“, erzählt die 41-Jährige.

Zeitarbeit als „Türöffner“In Teilzeit wiedereinsteigen bei einem neuen Arbeitgeber – hier kann Zeitarbeit neue Chancen eröffnen. Die Hürden, was Qualifikation oder Quereinstieg betrifft, sind niedriger, die zeitlichen Abstände zwischen Bewerbung und Beschäf-tigung in der Regel eher kurz. Und ändern sich im Lauf der Zeit die Umstände – ein besserer Betreuungsplatz für das Kind, ein Platz in einem Pflegeheim für den Verwandten oder das Ende der Weiterbildung –, lohnt es sich, darüber nachzudenken, wieder in Vollzeit zu arbeiten, vor allem aus finanziellen Gründen. Im besten Fall wird dann aus der Teil-zeitstelle eine Vollzeitstelle – in Zeitarbeit oder bei einem anderen Arbeitgeber.

Nina Schmidbauer hatte Glück, ihr Engagement hat sich ausgezahlt: Sechs Monate nach Beginn ihrer Tätigkeit wurde sie von ihrem Entleihunternehmen fest übernommen. „Ich glaube, ohne Zeitarbeit hätte ich den Wiedereinstieg nicht geschafft. Mir hätte der Türöffner gefehlt. Obwohl ich der Zeitarbeit anfangs skeptisch gegenüberstand, bin ich heute froh, dass ich diesen Schritt getan habe.“ In ein paar Jahren, wenn ihr Sohn älter ist, wird aus der Teilzeit- wieder eine Vollzeitstelle – dessen ist sie sich sicher.

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SERVICE HIER FINDEN SIE HILFEZEITARBEIT IN TEILZEIT PRAXISTIPPS

praxistippsVarianten von Teilzeit:Der Begriff Teilzeit umfasst alle Beschäftigungs-verhältnisse, bei denen die Arbeitszeit unterhalb der Regelarbeitszeit von Vollzeitarbeitskräften liegt. Möglich sind Beschäftigungen von vollzeitnah (über 30 Stunden) bis sehr gering. Da Sie die Verkürzung sowie die Aufteilung innerhalb der Arbeitswoche bis zu einem gewissen Grad selbst gestalten können, ergeben sich vielfältige Varianten der Ausgestaltung: täglich halbtags, an nur einigen Tagen pro Woche, einige Tage Vollzeit, drei Wochen Vollzeit, die vierte Woche frei etc. Zu beachten sind die Regelungen im Schichtbetrieb und zu Wochenenddiensten.

Arbeitsrechtliche Auswirkungen von Teilzeit:Arbeitsrechtlich gesehen sind in Teilzeit Beschäftigte ihren Vollzeitkollegen und -kolleginnen gleichgestellt. Das heißt, sie haben ebenfalls einen Kündigungs-schutz sowie Anrecht auf Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Lediglich das Gehalt wird auf die je-weilige Wochenarbeitszeit heruntergerechnet und fällt damit dementsprechend geringer aus. Arbeitet man nicht an fünf Wochentagen, sondern beispielsweise nur an vier oder zwei Tagen, verringert sich auch der jährliche Urlaubsanspruch.

Anspruch auf Teilzeit: Im Teilzeit- und Befristungsgesetz ist der grund-sätzliche Anspruch auf Teilzeitarbeit verankert. Es müssen folgende Voraussetzungen für den Teilzeit-anspruch gegeben sein: Das Arbeitsverhältnis besteht seit mindestens sechs Monaten, der Betrieb hat mehr als 15 Angestellte und es sprechen keine wichtigen betrieblichen Gründe dagegen. Allerdings: Einen Rechtsanspruch auf Rückkehr zur Vollzeit gibt es nicht.

Vor- und Nachteile auf einen Blick:Vorteile: Mehr Zeit für Familie, ehrenamtliches und politisches Engagement, Aus- und Weiterbildung. Gleitender Wiedereinstieg in das Berufsleben nach längerer Pause. Nachteile: Geringeres Einkommen, unter Umständen Verzögerung des beruflichen Aufstiegs, aufwendigere Kommunikations- und Organisationsprozesse auf-grund der eingeschränkten zeitlichen Verfügbarkeit und Anwesenheit am Arbeitsplatz.

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Die Auswahl an beruflichen Möglichkeiten in der Zeitarbeit ist groß. Informieren Sie sich, welche zu Ihnen passt.

infoDie Agenturen für Arbeit helfenIhre örtliche Agentur für Arbeit kennt nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern hat auch Kontakte zu regionalen Zeitarbeitsfirmen und hilft bei der Kontakt-aufnahme. Passende Stellen angebote finden Sie in der JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit unter www.jobboerse.arbeitsagentur.de.

linksInteressenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ)Albersloher Weg 1048155 Münster Tel. 0251 32262-0 www.ig-zeitarbeit.de

Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) Universitätsstraße 2-3a 10117 Berlin Tel. 030 206098-0 www.personaldienstleister.de

Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin Tel. 030-24060-0 www.dgb.de

Personalorder.de Hier können Sie sich über aktuelle Entwicklungen in der Zeitarbeitsbranche informieren, nach Stellen oder Personaldienstleistern suchen, sich mit anderen aus-tauschen oder Fragen stellen. www.personalorder.de

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SERVICE GLOSSAR

AUF DEN PUNKT GEBRACHTWenn Sie sich mit dem Thema Zeitarbeit beschäftigen, werden Sie hin und wieder auf bestimmte Fachausdrücke stoßen. Hier erklären wir zentrale Begriffe.

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Zeitarbeit kann vieles sein: Orientierungshilfe, Sprungbrett, Türöffner. Vor allem hilft sie, in den Arbeitsmarkt zu starten.

AGGDas Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist ein Bun-desgesetz, das Benachteiligungen aus Gründen der Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion, einer Behinderung oder des Alters verhindern soll.

AÜGDas Arbeitnehmerüberlassungsgesetz stellt die rechtliche Grundlage für die Tätigkeiten von Zeitarbeitsunternehmen dar.

ARBEITSRECHTFür Zeitarbeitskräfte gelten alle üblichen arbeitsrechtli-chen Bestimmungen: Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflege versicherung, Arbeitsschutz, gesetzlicher Kündigungs-schutz, Schwerbehinderten- und Mutterschutz, Lohnfort-zahlung im Krankheitsfall und Urlaubsanspruch.

ENTGELTGRUPPEDie Höhe des Gehalts hängt von der jeweiligen Entgelt-gruppe ab. Die Einstufung in eine bestimmte Entgeltgruppe richtet sich nach den Aufgaben. Die Unterteilung beginnt mit Tätigkeiten, die keine oder eine nur kurze Anlernzeit erfor-dern, und endet mit Tätigkeiten, die zum Beispiel ein Hoch-schulstudium oder mehrjährige Berufserfahrung erfordern.

KLEBE-EFFEKT Übernehmen Firmen ihre Zeitarbeitskräfte in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis, wird das als Klebe-Effekt bezeich-net – nach Branchenerfahrungen betrifft das statistisch ge-sehen jede dritte Zeitarbeitskraft.

MINDESTLOHN Der Mindestlohn ist das festgelegte, niedrigste rechtlich zulässige Arbeitsentgelt. Er kann den Monatslohn oder den Stundensatz betreffen. Er wird unter anderem per Gesetz oder tarifvertraglich festgesetzt. Neben nationalen Mindest-löhnen gibt es zum Beispiel auch branchenspezifische Mindestlöhne.

SOZIALVERSICHERUNGS-PFLICHTIG BESCHÄFTIGT… sind, kurz gesagt, alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-mer, die kranken-, renten-, pflegeversicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig versichert sind oder alle, für die der Ar-beitgeber Beitragsanteile entrichten muss. Diese Zweiteilung macht deutlich: Alle Arbeiter und Angestellten werden von der Sozialversicherungspflicht erfasst.

TARIFVERTRAGEin Tarifvertrag stellt die Grundlage für die Zusammen-arbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer dar und regelt die Arbeitsbedingungen. Folgende Punkte sind darin üblicherweise festgelegt: Tarifentgelte, Regelung zur Ar-beitszeit, Regelungen und Sonderzahlungen bei Mehrarbeit,

Produktivitätszulage, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubs ansprüche, Weihnachts- und Urlaubsgeld. In Deutschland haben die DGB-Gewerkschaften zwei Flächen tarifverträge für die Zeitarbeitsbranche abgeschlos-sen: mit dem Bundesarbeitsgeberverband der Personal-dienstleister (BAP) sowie mit dem Interessenverband Deut-scher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ).

ÜBERNAHMEWenn Ihnen der Betrieb, in dem Sie eingesetzt sind, eine Anstellung anbietet, können Sie den Arbeitsvertrag mit der Zeitarbeitsfirma beenden und das Angebot des Betriebs annehmen.

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WEITERE ANGEBOTE IM Erkennen und nutzen Sie Ihre beruflichen Chancen. Zu folgenden individuellen Lebenslagen gibt es Hefte zum Mitnehmen:

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Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Berufsinforma­tionszentrum (BiZ) können Ihnen bei der Suche nach geeigneten Informationen weiterhelfen.

außerdem im BiZ:

Die durchstarten Infomappen bieten Informationen über Weiter­bildungsberufe, Anpassungs­qualifizierungen und Trends in verschiedenen Arbeitswelten.