ZEITSCHRIFT DES LCH 12/13 2002 · Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) 147. Jahrgang der...

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ZEITSCHRIFT DES LCH 12/13 2002 Zeitschrift des LCH 12/13 2002 thema Wieviel Bund braucht die Bildung? • LCH-Delegiertenversammlung in Basel Arteplausch & Warteplage • Mit dem Schul-Sonderzug an die Expo.02 thema: Schulleitung & Weiterbildung • Die Stolpersteine auf dem Weg zur geleiteten Schule

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Z E I T S C H R I F T D E S L C H 1 2 / 1 3 2 0 0 2

Zeitschrift des LCH 12/13 2002

t h e m a

Wieviel Bund braucht die Bildung?• LCH-Delegiertenversammlung in Basel

Arteplausch & Warteplage• Mit dem Schul-Sonderzug an die Expo.02

thema: Schulleitung & Weiterbildung• Die Stolpersteine auf dem Weg zur geleiteten Schule

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Inhalt

Aktuell4 Leitungsressource Menschenliebe –

neue Zertifikate AEB/LCH6 Wer aus Vorarlberg kommt, lobt

Schweizer Schulen8 Ein Tabu brechen: Illettrismus

Expo.0210 Mit dem Schul-Zug an die Expo12 Kartoffeln wachsen nicht im Schul-

heft – Lehrertag an der Expoagricole

LCH-Delegiertenversammlung16 Wieviel Bund braucht die Bildung?18 LCH-Thesen zur Schulkoordination20 Abschied und neue Köpfe

thema: Schulleitung & Weiterbildung28 Bitte meiden: Neun Stolpersteine

auf dem Weg zur guten Schul-leitung

35 Alter Inspektorenwein in neuenFachstellenschläuchen?

36 FQS-Starterkit: Selbstevaluationselber entwickeln

39 Umweltbildung: Konturen für einverschwommenes Bild

40 Wer eingreift, würgt ab41 Obertöne: «Die Melodie entsteht

durch das Instrument»

Bildungsnetz42 Weiterbildung weiter suchen – und

finden

Magazin43 Hinweise/Leserbriefe44 Bildungsmarkt47 Impressum

Zur Zeit51 Das aktuelle Lehrmittel im Internet

Abbildung Schweiz55 Beat Wernly – bald pensioniert

Titelbild: LCH-Delegiertenversam-lung in BaselFoto: Marc Renaud

Nummer 12/13 . 2002, 25. Juni 2002

Zeitschrift des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH)147. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen-und Lehrerzeitung (SLZ)

Guten Schultag!

Wer die Augen offen hält, findet gelegentlich am Strand oder in denBergen einen Stein, so schön und griffig, dass man ihn einfach auf-heben und in die Hosentasche stecken muss. Es gibt auch solcheSätze. Mein jüngster Fund: «Weil die Ohnmacht der einen leichtzum Machtmissbrauch anderer verführt, arbeiten wir an der Über-windung jedweder Ohnmacht.»Aufgehoben habe ich den Satz in einem Saal des Hotels «Balance»an der Reuss in Luzern. Anton Strittmatter (nebst vielem anderenehemaliger Redaktor der «Lehrerzeitung») liess ihn dort bei der Zer-tifikatsfeier für Schulleiterinnen und -leiter fallen, von der wir aufSeite 4 berichten; er zitierte ihn aus einer kleinen Broschüre fürSchulleitungen mit dem koketten Titel «Ein Anstoss»*. Was Sätzevon Steinen unterscheidet: Man braucht sich nicht einmal nachihnen zu bücken.Anton Strittmatter und seine Pädagogische Arbeitsstelle kommenviel vor in dieser Doppelnummer von BILDUNG SCHWEIZ. Das istkein Personenkult, sondern einfach ein Zusammentreffen von The-men, für die Toni nicht nur innerhalb des LCH zuständig ist, son-dern zu denen er weit über den Verband hinaus etwas zu sagen hat.Und was ebenso wichtig ist: Man hört ihm auch gerne zu, weil eruns jedesmal das Gefühl gibt, er zaubere seine Erkenntnisse, Ideenund Provokationen sozusagen frisch aus dem Hut – genau für denjeweiligen Anlass und das gerade anwesende Publikum.Das ist natürlich nicht so. Ich glaube vielmehr, dass Toni als Ar-chitekt an einem riesigen Gebäude arbeitet, das niemals fertig wird.Nie zeigt er uns die ganzen Pläne, sondern immer wieder Ausschnit-te: Ein Stück vom Treppenhaus, einen Balkon, den Dachstock... Weildie Pläne in sich stimmig sind, glauben wir jedesmal, ein Ganzes zusehen. Auch der Text, den wir auf Seite 28 ff. abdrucken, bringtnicht das ganze Gebäude. Aber kein Zweifel: die «Stolpersteine»gehören zum Fundament.Die Redaktion von BILDUNG SCHWEIZ und das Sekretariat desLCH wünschen Ihnen angenehme und aufbauende Sommerferien.Und ein paar Steine für die Hosentasche.

Heinz Weber

* Verfasser: Otto Herz und Armin Lohmann, Verein zur Förderung von CommunityEducation, Dortmund, (www.community-education.de). Weitere Informationenzum Thema bei der Vereinigung Schulleitungsbeauftragte Schweiz (www.vslch.ch),so der Bericht «Schulleitungsrealität an den Volksschulen der Deutschschweiz».

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Kanton Zürich

Mit Grundstufevors VolkMit 85 gegen 73 Stimmenentschied sich der ZürcherKantonsrat am 28. Mai dafür,im neuen Volksschulgesetzauf das System Grundstufe(Verschmelzung des zweijäh-rigen Kindergartens mit demersten Jahr Primarschule) zusetzen. Es unterlag das Sys-tem «Kindergarten plus»,welches einen Kindergartenmit Vermittlung der Kultur-techniken vorsah. Das Gesetzkommt am 24. Novemberzur Volksabstimmung. Ander Delegiertenversammlungvom 3. Juli fasst der ZürcherLehrerinnen- und Lehrerver-ein ZLV seine Parole. DieGrundstufe ist in der Lehrer-schaft umstritten. Ihre Ein-führung ist auf das Jahr 2008vorgesehen. B.S.

Neue Lehrerbildung

Viel InteresseErfolgreicher als vor Jahres-frist der Kanton Bern scheintnun der Kanton Zürich in dieneue Lehrerbildung zu star-ten. Gemäss einer Meldungdes «Tages-Anzeigers» hattensich Anfang Juni 352 neueStudierende für das ersteSemester der PädagogischenHochschule (PH) angemel-det. Gerechnet hatte manmit höchstens 300. Zudemwerden etwa 350 Studieren-de aus den Seminarien in diePH-Studiengänge eintreten.650 führen ihre Ausbildungnach altem Muster zu Ende.Dagegen ist bei der gemein-samen Hochschule für Päda-gogik und Soziale Arbeit bei-der Basel Sand im Getriebe:Nach dem Baselbieter Land-rat hat auch der Grosse Ratvon Basel-Stadt eine entspre-chende Vorlage zurückgewie-sen. Die auf 1. Juli geplanteGründung der PH ist vorerstnicht möglich. Das Debakeldes Uni-Kinderspitals beiderBasel hat zu Misstrauen ge-genüber Partnerschafts-Pro-jekten geführt. B.S.

Zufall oder nicht, dass beideAnsprachen der Zertifizie-rungsfeier vom 7. Juni in den-selben Schluss mündeten?«Wir müssen die Menschenund ihre Geschichten lie-ben», sagte Hans-Peter Kar-rer, Geschäftsleiter der AEBAkademie für Erwachsenen-bildung. Und Anton Stritt-matter, Leiter der Pädagogi-schen Arbeitsstelle des LCH(PA LCH), nannte es mit Be-zug auf die Fussball-WM «dieLuft im Ball», sich selbst unddie Menschen im Systemgern zu haben oder mindes-tens gut zu mögen, «auchwenn viele davon uns täglichärgern». Strittmatter mahntedazu, sich als Schulleitungs-mitglied immer wieder dereigenen Rolle und des erhal-tenen Auftrags zu vergewis-sern: «Der Alltag hält ständigund gnadenlos die Versu-chung bereit, sich in Admi-nistration, in kleinen Nöten,im Kleinkrieg um Kaugum-mis, nicht verschlossene Tü-ren und Materiallieferungenzu verlieren.»Die AEB und der LCH span-nen bereits seit zehn Jahrenin der Aus- und Weiterbil-dung von Schulleitungenzusammen. Seit drei Jahrentun sie dies auch im Auftrag

der Bildungsdirektorenkon-ferenz Zentralschweiz, diemassgeblich daran beteiligtwar, ein interkantonal aner-kanntes Zertifikat zu schaf-fen. Dieses haben nun 24Schulleiterinnen und -leitererstmals erlangt.Informationen zur Weiterbil-dung für Schulleiter/innenAEB-LCH: www.aeb.ch.Weitere Berichte zum ThemaSchulleitung Seite 28 ff.

Die ZertifiziertenMüller Gianin, Reinach (AG),

Albrecht Hansjürg, Teufen (AR),

Singer Rüdiger, Matten bei Inter-

laken (BE), Baumberger Martin,

Kriens (LU), Bucher Pius, Rö-

merswil (LU), De Bona-Dali Hei-

dy, Reussbühl (LU), Grüter

Susanne, Hochdorf (LU), Hof-

stetter Erwin, Luzern (LU), Albis-

ser Max, Oberdorf (NW), Baum-

gartner Gerhard, Beckenried

(NW), Bannwart Aldo, Kerns

(OW), Strässle Karl J., Berschis

(SG), Baumann-Flury Stephanie,

Oberbuchsiten (SO), Dummer-

muth Adrian, Goldau (SZ), Zieg-

ler Karl, Schattdorf (UR), Hark-

sen Maria, Steinhausen (ZG),

Lehner Helen, Oberwil bei Zug

(ZG), Niederberger Urs, Zug

(ZG), Amstutz Urs, Thalwil (ZH),

Zweerus Peter, Küsnacht (ZH).

B.S.

Fremdsprachen

Modell 3/7«Eine Fremdsprache auf derPrimarstufe ist genug.» – Indiesem Sinne hat der LCHseine von der Delegiertenver-sammlung im Juni 2000 ver-abschiedete Position aktuali-siert. Er postuliert somit eineerste Fremdsprache ab der 3.und eine zweite Fremdspra-che ab der 7. Klasse. Nach wie vor seien keineraschen Fortschritte in Bezugauf Koordination des Vorge-hens unter den Kantonen inSicht und die vom LCH for-mulierten Rahmenbedingun-gen einer «dreisprachigen»Volksbildung würden nichterfüllt, heisst es in einer Mit-teilung. Deshalb werde sichdie Lehrerschaft nicht daraufeinlassen, «die erwiesener-massen schwache Wirksam-keit des bisherigen Unter-richts in der zweitenLandessprache so fortzuset-zen und unter denselbenBedingungen auch nochEnglisch zu unterrichten».Während der LCH die Frageder Einstiegs-Fremdsprache(Französisch oder Englisch)offen lässt, hat sich der Leh-rerinnen- und Lehrerver-band des Kantons Zürich(ZLV) entschieden: «Englischzuerst, Französisch später»,wird in einem Communiquéfestgehalten. Für LCH wieZLV bleiben zwei Fremdspra-chen auf Primarstufe eine«langfristige Option». hw.

LeitungsressourceMenschenliebeIn Luzern wurden die ersten interkantonalenZertifikate für Schulleitungen übergeben. DieAusbildung erfolgte durch LCH und AEB.

Richtwert für 2003: 4% mehr LohnFür das Jahr 2003 sollen die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes vier Prozent mehr

Lohn erhalten respektive fordern. Diesen «Richtwert» beschloss Ende April dieEbenrain-Konferenz, eine Vereinigung von Arbeitnehmerorganisationen mit insge-samt mehr als 700 000 Mitgliedern, zu der auch der LCH gehört.

Es herrsche «fast überall noch grosser Nachholbedarf», betont die Ebenrain-Konferenzin ihrer Mitteilung. Sie rechnet mit einer Teuerung zwischen 1% und 1,4% sowieeiner «guten Erholung» der schweizerischen Wirtschaft im zweiten Semester diesesJahres. Je nach Finanzkraft der einzelnen Kantone und Gemeinden sowie der Kon-junkturentwicklung seien in den anstehenden Lohnverhandlungen allerdings Abwei-chungen von diesem Richtwert vorzunehmen.

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Wer aus Vorarlberg kommt, lobt SchweizerSchulenDie Anstellungsbedingungen für Lehrpersonen in Österreich haben sich in letzter Zeit massiv verschlechtert. Schweizer Schulgemeinden werden damit als Arbeitgeberattraktiver.

An den österreichischen Schulen wirdgespart, massiv gespart. Allein im Jahr2001 seien im Bildungsbereich 1,62 Mil-liarden Schilling (ca. 270 Mio. Franken)weniger ausgegeben worden, klagt Elisa-beth Lechner, Obfrau der Unabhängi-gen Bildungsgewerkschaft Österreichs.«Weitere Einsparungen stehen an.»

Adrian Zeller

Durch das neue Lehrerdienst- und Bud-getleitgesetz haben sich die Rahmenbe-dingungen im östlichen Nachbarlanderheblich verschlechtert. Abgeltungenfür Zusatzleistungen wie Kustodiate,Klassenvorsteherschaft oder Korrektur-stunden beispielsweise wurden ersatzlosgestrichen. Dadurch ergeben sich proPerson Lohneinbussen von rund 2000Euro pro Jahr; je nach Gehaltsstufe kön-nen diese auch höher ausfallen.

Unmut wächst«Weiter wurden die Kolleginnen undKollegen im Pflichtschulbereich zueiner Art Topf-Modell verpflichtet»,berichtet Elisabeth Lechner. «Hier mussbereits am Schulanfang festgelegt wer-den, wieviele Stunden ich während desSchuljahres für welche Tätigkeit benöti-ge.» Die Zeit etwa, die für Elternge-spräche aufgewendet wird, muss bereitsim Voraus festgelegt werden. Aus Sichtder Bildungsgewerkschaft ist eine derar-tige Praxis unseriös. «Die Kontrolle überdiese Stunden obliegt den Direktorin-nen und Direktoren», so Lechner weiter.Diese hätten dadurch vermehrte Machtund auch Entscheidungsbefugnisse er-halten. Ob der neuen Bestimmungen steigendie Frustration und der Unmut bei denVorarlberger Lehrkräften. Ihre Berufs-tätigkeit verliert massiv an Attraktivitätund auch an sozialem Prestige. An derPädagogischen Akademie in Feldkirchbereiten sich derzeit deutlich weniger

Studierende auf den Lehrberuf vor. Kin-dergärtnerinnen mit berufsbegleitenderZusatzausbildung sollen die Lücken aufder Unterstufe füllen helfen. Die Beset-zung offener Stellen in Vorarlberg wirdimmer schwieriger. Elisabeth Lechner:«Manchmal werden sogar schon pensio-nierte Kolleginnen und Kollegen mitSonderverträgen zurückgeholt.»

Grosse Abwanderungsbewegung Nach der massiven Verschlechterungder Arbeitssituation haben viele Lehr-personen im westlichsten BundeslandÖsterreichs in die Privatwirtschaft ge-wechselt oder sind vorzeitig in Pensiongegangen. Andere fanden im Fürsten-tum Liechtenstein oder in der Schweizeine Anstellung in ihrem Beruf. InnertJahresfrist habe das Vorarlberger Schul-wesen rund 100 Lehrpersonen verloren,schätzt die Unabhängige Bildungsge-werkschaft. Im laufenden Jahr dürften wieder umdie 30 Pädagoginnen und Pädagogeneinen Wechsel ins Auge fassen, speku-liert Elisabeth Lechner. Sie weiss, dasseinzelne Vorarlberger Lehrerinnen undLehrer von Schweizer Schulgemeindenaktiv abgeworben werden, denn hierzu-lande können bekanntlich verschiedeneStellen kaum noch besetzt werden.

Langjährige TraditionInsbesondere im Kanton St. Gallen, spe-ziell im Rheintal, haben verschiedeneVorarlberger Pädagogen eine Anstellunggefunden. Arbeitskräfte aus der östli-chen Nachbarschaft haben dort ohne-hin seit langem Tradition. Rund 6000Grenzgängerinnen und Grenzgängersind in den unterschiedlichsten Bran-chen tätig. Auch zum Einkaufen, fürFreizeitaktivitäten und für den Besuchvon Verwandten und Bekannten gehörtdie Rheinüberquerung traditionell zumAlltag. «Die Vorarlberger Lehrpersonenwerden von den Eltern und den Behör-

den gut aufgenommen, es bestehen jaauch kaum Mentalitätsunterschiede»,so Markus Romer, Mitglied des Lei-tungsgremiums des Kantonalen Lehre-rinnen- und Lehrer-Verbandes St. Gal-len (KLV). Seit die Wohnsitzpflicht aufgehobenwurde, ist die Schweiz als Arbeitgeberfür die österreichischen Lehrpersonenfinanziell noch attraktiver geworden:Für Grenzgänger bleibt auch nachAbzug der Steuern und der Fahrkostendoppelt so viel übrig, als wenn sie inihrer Heimat unterrichten würden.Hinzu kommt, dass sie von den Schwei-zer Schulgemeinden mit offenen Armenempfangen werden, während sie inihrer Heimat in letzter Zeit die Zeichender Wertschätzung und Unterstützungdurch die Behörden mehr und mehrvermissen.

Kaum Unterschiede Viele der österreichischen Lehrerinnenund Lehrer, die in die Ostschweiz wech-selten, kennen sich und helfen einandergegenseitig bei der Integration insschweizerische Schulsystem, erzähltManfred Lingenhel, Vorarlberger Lehrerin der St. Galler Gemeinde Berneck. ImVergleich zu Österreich erlaube dashiesige Schulsystem wesentlich mehrindividuelle Freiheit bei der Unter-richtsgestaltung, stellt er fest. Die problemlose Integration in dieSchweizer Verhältnisse kommt insbe-sondere auch daher, dass sich die Leh-rer-Ausbildungen kaum unterscheiden.Lediglich in Fächern wie etwa SchweizerGeschichte müssen sich die Neuzuzügerin der Regel noch vertiefen. Dies birgtgelegentlich aber sogar Vorteile, wieManfred Lingenhel erwähnt: «Dass ichmich mit der Österreichischen und mit Schweizer Geschichte beschäftigenmusste, hat mir einen ganz andern Blickaufs Ganze ermöglicht.»

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beim KLV auch schon gemacht hat. Prä-sidiumsmitglied Markus Romer: «Einegrundsätzliche Gefahr besteht sicher,bisher haben wir aber keine Beweise,dass so etwas auch vorkommt.» Gleich-wohl will man in Gesprächen mit demSt. Galler Erziehungsdepartement dieseBefürchtung thematisieren.

Weiter im Netz www.bildungsgewerkschaft.atwww.klv-sg.ch

Ausbildungsstand muss stimmen Gegen den Zuzug aus dem Ausland hatman beim KLV grundsätzlich nichts ein-zuwenden. Man stellt einzig fest, dassLehrpersonen, die aus entfernterenGebieten kommen, in der Regel grössereProbleme bei der Integration ins hiesigeSchulsystem haben. Ähnlich klingt esauch beim LCH: Zentralsekretär UrsSchildknecht hat ebenfalls nichts gegenStellenbewerber aus dem Ausland, wennderen Ausbildungsstand Schweizeri-schen Erfordernissen entspricht, was beiden Vorarlberger Lehrpersonen der Fallsei. Weiter meint er: «Allfällige fehlende

Qualifikationen kann man sich ja auchnoch aneignen.»

Lohndrückerei? Trotz allseits guter Integration undAkzeptanz der Vorarlberger Lehrkräftedrängt sich natürlich angesichts dersteigenden Zahl – von den rund 3000Lehrpersonen im St. Galler Volksschul-bereich sind mittlerweile etwa 80 Aus-länderinnen und Ausländer – die Frageauf, ob diese von einzelnen Schulge-meinden nicht auch zur Lohndrückereimissbraucht werden könnten. EineÜberlegung, die man sich natürlich

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PISA und die FolgenDie PISA-Resultate haben nicht nur die Fachwelt aufhor-

chen lassen. Was zeigt sich mit den Befunden? Wielassen sich die festgestellten Kompetenzen und dieDefizite erklären? Inwiefern bieten sie Orientierun-gen für die Gestaltung des Lehr-Lern-Geschehens inden Schulen? Und welche bildungsplanerischen Mass-nahmen werden in den verschiedenen Ländern dis-kutiert? Eine Internationale Tagung «Lesekompeten-zen im internationalen Vergleich» in Aarau bietet am15./16. August 2002 Gelegenheit zum Einblick undzur Diskussion der Ergbnisse aus erfolgreichen undwenig erfolgreichen Ländern mit Beiträgen u.a. ausFinnland, Kanada, Deutschland und der Schweiz. Siesteht allen Interessierten offen.

Detailliertes Programm im Internet unter: www.zent-rumlesen.ch oder www.skbf-csre.ch, Kontakt/Anmel-dung [email protected]

Zahlreiche Erwachsene inunserem Land haben Schwie-rigkeiten, einen einfachenText so zu lesen, dass sie sei-nen Inhalt verstehen undinterpretieren können.

Silvia Grossenbacher SKBF

Eine 1994 durchgeführte,international vergleichendeStudie der OECD zeigte, dassin der Schweiz 9% der ein-heimischen Bevölkerungüber Lesekompetenzen aufeinem sehr bescheidenenNiveau verfügen. Diese Men-schen haben beispielsweiseMühe, der Packungsbeilagezu einem Medikament dievorgeschriebene Dosierungzu entnehmen. Auch unter Jugendlichen, dievon der PISA-Studie erfasstwurden, waren 7% nicht inder Lage, einem sehr einfa-chen Text die gefragte Infor-mation zu entnehmen. Wei-tere 13% verfügen über soschwache Lesekompetenzen,dass sie im Alltag mit zuneh-menden Anforderungen indiesem Bereich nicht mithal-ten können. In der Risiko-gruppe sind fremdsprachigeJugendliche, Knaben undKinder mit einer unvorteil-haften sozialen Herkunftübervertreten. Diese Proble-matik wird im neuestenTrendbericht der Schweizeri-schen Koordinationsstelle fürBildungsforschung «Illettris-mus – Wenn Lesen ein Pro-blem ist» ausgeleuchtet, derim Auftrag des Bundesamtesfür Kultur ausgearbeitet wurde.

Wo bleibt die Prävention?Mit dem Begriff Illettrismusmeinen wir das Phänomen,dass Menschen hierzulandetrotz neun Jahren Schulbe-

such die Grundfertigkeitenim Umgang mit schriftlichenInformationen bei weitemnicht beherrschen, die ihnender obligatorische Unterrichthätte vermitteln sollen, dasie für die Lebensbewälti-gung in der «Wissensgesell-schaft» unabdingbar sind.Den Lese- und Schreibkom-petenzen wird zwar ein ho-her Stellenwert beigemessen,was sich unter anderem anihrer zentralen Rolle für dieschulische Selektion ablesenlässt. Doch gerade die wichti-ge Rolle, die Lesefähigkeitenspielen, führt dazu, dassMängel in diesem Bereichindividuelle Schuld- undSchamgefühle auslösen undgesellschaftlich mit einemTabu belegt sind. Dies magerklären, weshalb die obengenannten Zahlen nichtlängst zu einer breit angeleg-ten Politik der Präventionund Bekämpfung des Illett-rismus geführt haben.

Ursachen wenig bekanntIllettrismus steht zwar inengem Zusammenhang mitwirtschaftlichen und sozia-len Benachteiligungen, dochBetroffene finden sich auchin höheren gesellschaftli-chen Positionen. Familiäre,persönliche, schulische Fak-toren nehmen Einfluss undderen Zusammenspiel undWechselwirkungen sindwenig geklärt. In diesemBereich muss die Forschungintensiviert werden. Dabeisind auch die Auswirkungenzu berücksichtigen, die man-gelnde Kompetenzen imUmgang mit Schriftlichemfür Individuen und Gesell-schaft haben. Selbstverständlich gibt esbereits Massnahmen, die auf

Prävention und Bekämpfungdes Illettrismus abzielen.Diese doppelte Strategie istwichtig, denn ausschliesslicheine Schiene zu fahren wirdnicht ausreichen, um dasProblem zu lösen. Die beste-henden Massnahmen, wiez.B. frühe Sprachförderungim Kindergarten oder Stütz-massnahmen für Kinder mitLese- und Schreibproblemen,sind zu oft punktuell, wenigkoordiniert, beschränkensich häufig auf den Anfangder Schulzeit und sind nichtin eine schulische Gesamt-strategie eingebunden. ImBereich Lesen und Schreibenfür Erwachsene ist das Ange-bot beschränkt und sind dieMittel zu knapp, um öffentli-ches Problembewusstsein zuschaffen und das Zielpubli-kum für Kurse zu motivieren.

Was der Bund tun willUm den politischen Willenzu kohärenten Massnahmen

Ein Tabu brechen: IllettrismusWenn Lesen ein Problem ist, sind Scham und Schuldgefühle nicht weit. Dies zeigt der neueste Trendbericht der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF).

gegen den Illettrismus so-wohl im Bereich der Präven-tion bei Kindern und Ju-gendlichen wie im Bereichder Erwachsenenbildung zustärken, schlägt der Trend-bericht eine breit angelegteSensibilisierungskampagneund die Vernetzung allerinteressierten Kreise des Bun-des und der Kantone, derForschung und der Praxisvor. Diesen letzten Punkt –Vernetzung – will das Bun-desamt für Kultur mit ersterPriorität aufgreifen.

Weiter im Text«Illettrismus – wenn Lesenein Problem ist», Trendbe-richt Nr. 5, 2002, ca. 120 Sei-ten, Fr. 30.–. Zu bestellen bei:SKBF, Entfelderstrasse 61,5000 Aarau Telefon 062 835 23 90, E-Mail: [email protected]

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Montagmorgen auf dem BahnhofOlten. Kurz vor acht Uhr hält der Son-derzug aus dem Raum Luzern. Dochausser zwei Journalisten steigt niemandzu. Mit 959 Reisenden ist der Zug schonbis auf den letzten Platz besetzt. Es sindSchülerinnen und Schüler aller Stufen,die mit ihren Lehrpersonen nach Bielan die Expo.02 fahren.

Madlen Blösch

Die Stimmung ist schon ziemlich ausge-lassen. Der Sound aus Wagen Nummer6 gefällt. Moderator Hanspeter Gloorvon Radio «Pilatus» hält soeben Lauraaus Kriens sein Mikrofon vor die Nase.Die Sekundarschülerin weiss nicht sorecht, ob sie sich auf die Bieler Arteplagefreuen soll oder nicht. «Ich lass michüberraschen», erklärt sie und grüsst alleFreundinnen und Bekannten. Autome-chaniker-Lehrling John, ebenfalls ausKriens, ist mit seinen Kollegen aus derGewerbeschule dabei. Lieber wären sie

an den Autosalon gefahren. Auf demKleber von Niki aus Sursee heisst es «jem’appelle Niki». Auch die Handynum-mer der Eltern steht drauf: «Fallsjemand von uns verloren geht.»

286 000 Schüler auf den SchienenDer Zug kommt wieder in Fahrt. AnBord ist Michael Schärer von der Abtei-lung Jugend-PR der SBB. Im Rahmen desJugendprojekts «Young.02» führt dieBahn zwischen 15. Mai und 12. Juli286 000 Schülerinnen und Schüler andie Expo-Standorte. Rund 200 000 rei-sen mit Sonderzügen wie diesem.«Die Schüler sollen mit den SBB Funhaben», betont Schärer. «Die Fahrt istnicht pädagogisch geprägt. Sie soll mitstimmigem Sound verkürzt werden undzugleich wollen wir die Schüler motivie-ren, sich auf das Experiment Expo ein-zulassen.» Das Programm wird inZusammenarbeit mit 20 Regionalradiosrealisiert. Das mobile «Studio» hat ineinem Koffer Platz.

DJ und Moderator in diesem Zug istHanspeter Gloor, seit dessen Gründungvor 20 Jahren im Team von «Radio Pila-tus». Wenn er nicht hinter dem Mikro-fon sitzt, steht er vor der Wandtafel – als Oberstufenlehrer in Rotkreuz. «Ichfinde diese Züge eine tolle Idee, undjede Reise ist anders», sagt er und freutsich über Massen von Girls und Boys,die ins Studio-Abteil drängeln. Zwi-schendurch singt schon mal ein Semi-naristinnenchörli ins Mikrofon oder einSchüler liefert eine perfekte Imitationvon «Pilatus»-Komiker Alfonso.

Gezeichnete ArteplagesUnterwegs ist auch Lehrerin RegulaScheidegger aus Sursee, zusammen mitihren neun Kleinklässlern von der 3. biszur 5. Klasse. Ist dieser Tag für sie einePflichtübung? «Nein, heute nichtmehr», antwortet sie spontan. Sie habeim Vorfeld lange Zeit gemischte Gefühlegehabt, vor allem wenn sie an die Rie-sensummen denke, welche die Expo

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«Strangers in Paradise» fordern Geduld:Eine gute Stunde Wartezeit.

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Expo.02: Arteplausch und WarteplageBILDUNG SCHWEIZ fuhr mit dem Schul-Sonderzug an die Expo.02 nach Biel und traf erstaunlich disziplinierte Schülerinnen und Schüler, die dankbar für «Action» sind.

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koste. Trotzdem habe sie sich zumBesuch entschlossen und den StandortBiel persönlich rekognosziert. «LetzteWoche habe ich mit den Schülern Arte-plages gezeichnet.»Alois Ulrich vom Hofackerschulhaus inTriengen ist mit seiner Real-Abschluss-klasse dabei. «Für mich ist es als Schwei-zer nur logisch, die Expo nach so vielenJahren Verzögerung zu unterstützen.»Er lasse seinen Schülern freien Auslaufauf der Arteplage, aber er habe für sieeinen Parcours organisiert: Von insge-samt zwölf Posten müssten sie vierbesuchen und, zusammen mit einemEvent, beschreiben. «Die gesammeltenEindrücke nehmen wir dann mit nachHause und bearbeiten sie.»Inzwischen ist der Zug in Biel angekom-men. Aussteigen, besammeln, los gehts;der Eintritt zum Expogelände klappt rei-bungslos. Nach einem ersten Rundgangist Fatparde aus Schiers begeistert. «Ichfinde die Expo wunderschön, es gibtviele tolle Sachen.» Der knallig rote Pa-villon «Happy End» hat es ihr angetan.Dort kann sich das Publikum aufGlückssuche begeben. MusikalischeNotrufsäulen, ein Ritt auf dem Rodeo-Goldkalb oder einen Teller zerschmet-tern, auf dem zuvor jeder seinen Ärgernotieren konnte, bieten Abwechslung. Beat hingegen stinkt es, vor allem dieWarterei passt dem Sekundarschüler ausEgerkingen nicht. «Eigentlich gefälltmir hier nur der Funpark», gesteht er.Und sein Kollege Roman doppelt nach:«Alles andere ist langweilig. Was wirhier antreffen, davon begreifen wirmanchmal den Sinn gar nicht richtig.»Im Funpark ist denn auch viel los.Besonderer Anziehungspunkt: der«Sling shot». In Bungee-Jumping-Ma-nier werden jeweils zwei Passagiere in65 Meter Höhe katapultiert, mit Johlenund Kreischen natürlich. Der Spasskostet 20 Franken.

«Dekadente» Gold-VerkleidungDass bei der Verkleidung des Ausstel-lungspavillons «Geld und Wert» echtesBlattgold verwendet wurde (und zumAbschaben einlädt), empfindet Real-schullehrerin Alice Antony aus Grellin-gen als dekadent. «Auch die Geldver-nichtungsmaschine verstehen meineSchüler kaum.» In einer Nachbearbei-tung werde sie besonders auf den Wertdes Geldes eingehen müssen und dar-auf, dass man es nicht einfach «fort-schmeissen» darf. Beim Warten in der Schlange wird einJugendlicher von seinem Kollegen an-

gerempelt: «Hast du die Jasskarten da-bei?» Der rückt sie kurzerhand raus undeine Gruppe älterer Schüler verschwin-det grinsend.Im Übrigen zeigen sich die Kinder undJugendlichen bemerkenswert diszipli-niert, sogar in langen Warteschlangen(vor «Strangers in Paradise» steht maneine gute Stunde). Die Meldung vomerschreckenden Vandalismus der Jun-gen, die kürzlich durch die Medien ging,scheint hier nicht (mehr) zuzutreffen.

Warten auf «Action»Vor dem «Empire of Silence» der Swiss-com wartet Christian Amstutz, Lehrerin Grosshöchstetten, auf seine Klasse:«Das hat ihnen gefallen, weil es Actiongab», kommentiert er. Sobald es Projek-te seien, auf die man sich einlassenmüsse, werde es «extrem schwierig» –sogar mit Behandlung des Themas imVoraus. «Schlimm ist die ständige War-terei, da kommt man mit den Schülernan eine Grenze.»

In der Tat ist die Zahl der Projekte, wel-che die Schülerinnen und Schüler auchnur halbwegs spannend finden, be-grenzt. Der Klangturm zum Beispiel, fas-zinierend als Idee, fesselt das jungeDurchschnittsohr höchstens zehn Se-kunden. Den technisch und inhaltlichoriginellen Hörspiel-Parcours des Bun-des «Nouvelle Destination» durchque-ren die Schüler fast fluchtartig.An der Fassade des «Silence»-Pavillonshängt eine Riesenleinwand, wo dieFussball-WM übertragen wird: Portugalgegen Polen. Viele sitzen bereits imHalbkreis; es werden ständig mehr. Wiefragte doch ein Schüler schon im Zug:«Gibts hier keinen Fernseher, um Fuss-ball zu schauen?» An der Expo ist – wieso vieles – auch das möglich.

Weiter im Netzwww.sbb.ch/young02

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Grüsse an alle ins Mikrofon von Moderator und Lehrer Hanspeter Gloor undNachrichten in Blattgold am Nationalbank-Pavillon «Geld und Wert» in Biel.

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tionsdienst (LID) und die StiftungUmweltbildung Schweiz (SUB).«Dieser Tag zeigt das gemeinsame Inte-resse der Umweltbildungsorganisatio-nen, der Lehrerbildung und der Land-wirtschaft», freute sich Kathrin Streit,Bäuerin und Präsidentin des nationalen«Forum SchuB» (Schule auf dem Bau-ernhof). Allerdings habe sie sehr vielmehr Teilnehmende erwartet, betonte sie.

Scheinbarer ErfolgRoland Bourgnon, Lehrer für Umweltdi-daktik an der Ecole normale in Yverdon,ging in seinem Referat auf die Bedeu-tung des Projekts SchuB (Schule aufdem Bauernhof) ein. Dieses existiert seitzehn Jahren und ermöglicht Schulklas-sen den Besuch und die aktive Betäti-gung auf einem Landwirtschaftsbetrieb.Rund 1000 solche Besuche haben in

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Die Milch nimmt man aus dem Kühl-schrank, die Chicken-Nuggets flitzen imLaster durch die Schweiz, und wer ver-mutet hinter den elegant gewelltenhauchdünnen Chips schon eine Kartof-fel...

Doris Fischer

In städtischer Umgebung verlieren Kin-der, Jugendliche und Erwachsene denBezug zu Natur und Landwirtschaft im-mer mehr. Eine direkte Begegnung mitdem Produzenten ihrer täglichen Nah-rung ist nicht mehr gegeben. EineErfahrung, die Lehrpersonen im Schul-alltag ebenfalls machen.

Vom Schulzimmer in die reale WeltDie Arbeit mit dem Computer unddamit das Eintauchen in eine virtuelle

Welt hält im Klassenzimmer Einzug.«Damit der Bezug zur Realität gewähr-leistet bleibt, ist es wichtig, ausserschu-lische Lernorte oder sogenannte Um-welt-Lernorte im Auge zu behalten. DerBauernhof ist der ideale Ort dazu»,erklärte Hansjörg Grätzer, Mitglied derGeschäftsleitung des DachverbandsSchweizer Lehrerinnen und Lehrer(LCH) an der Fortbildungsveranstaltungfür Lehrpersonen an der Expoagricolevom 5. Juni in Murten. Ziel des offiziellen Tages war es, denKontakt zwischen Landwirtschaft undSchule zu vertiefen, Tipps und Impulsefür den Unterricht aufzunehmen und inWorkshops Themen für die Schule aktivzu erarbeiten. Für das Zustandekommenverantwortlich waren unter anderemder Schweizerische Bauernverband, derLCH, der Landwirtschaftliche Informa-

Kartoffeln wachsen nicht im Schulheft«Landwirtschaft als ausserschulischer Lernort» – zu diesem Thema trafen sich am «Tag der Lehre-rinnen und Lehrer» am 5. Juni Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Landwirtschaft und Bildung an der Expoagricole in Murten zu einer Fortbildungsveranstaltung. «SchuB», Schuleauf dem Bauernhof, wurde dabei als ein gemeinsames Projekt vorgestellt.

Praktische Anleitung für den Unterricht in denWorkshops an der Expoagricole.

Fühlen, riechen, schmecken – die Natur mit allen Sinnenbegreifen.

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zehn Jahren stattgefunden und 70 Bau-ernfamilien sind im Kanton Bern in die-ses Projekt involviert.«Das scheint auf den ersten Blick eingrosser Erfolg zu sein», meinte Bour-gnon. «Scheint», betonte er, denn 100Besuche pro Jahr bei 70 Familien, dasheisst durchschnittlich 1,42 Besuchepro Familie: «Das scheint mir wenig.»Und er forderte die Lehrerinnen undLehrer auf, vermehrt von diesem Ange-bot Gebrauch zu machen. Rita Barth aus Altnau TG wollte sich ander Veranstaltung in Murten über denneusten Stand ins Bild setzen. Sie istLandwirtin und in der Ausbildung vonLehrpersonen und Landwirten im Pro-jekt SchuB tätig. «Im Zusammenhangmit unserem Angebot ‹Ferien auf demBauernhof› auf unserem Betrieb habeich gespürt, dass sowohl von Lerperso-nen als auch von Kindern ein Bedürfnisbesteht, mit uns Bauern in Kontakt zukommen», sagt sie.

Andere Gruppendynamik Ueli Nagel vom Pestalozzianum Zürichstellte in seinem Referat die Nutzungder Lernumwelt in den Vordergrund:«Lernen findet so oder so und überallstatt, je nach Ort aber auf eine andereArt und mit anderen Zielen.» Die Fragesei, wie die Schule dies nutze. Am The-ma Landwirtschaft lassen sich gesell-

schaftliche und wirtschaftliche Zusam-menhänge aufzeigen, Urteilsfähigkeitund Handlungskompetenz fördern.Ausserschulische Lernorte ermöglichenzudem andere Arbeits- und Sozialfor-men und damit eine andere Grup-pendynamik. In einem geschichtlichenAbriss zeigte er den Weg vom Klos-tergarten über den botanischen Gartenzum Schulbiotop und schliesslich zumBauernhof als Lernort auf.

Aktiv, sinnlich, praktischAm Nachmittag standen den Teilneh-merinnen und Teilnehmern verschiede-ne Workshops zur Auswahl. Neben derEinführung und Vorstellung des neuenLehrmittels «LAND.WIRT.SCHAFT» (in-terdisziplinäres Lehrmittel für die Sek I)wurden mit den Themen «Produzieren– konservieren – konsumieren», «Kom-postieren in der Schule», «Sinneserfah-rungen – der Schlüssel zur Natur»,«Vom Mais der Inkas zum Popcorn»,«Pflanzen wachsen nicht im Schulheft»,vor allem Herz und Hand angespro-chen. Mit viel Lust wurden Kompost-Menüs zusammengestellt, mit verbun-denen Augen verschiedene Pflanzen mitallen Sinnen erfasst, Vogelstimmen imObstgarten bestimmt und die Süsseeines Zuckerblattes getestet. «Viel prak-tische Anregung, die ich genau so imUnterricht anwenden kann» – so und

ähnlich zeigten sich verschiedene Teil-nehmende mit dem Gebotenen zufrie-den.

Weiter im Text• Kontaktadressen für «SchuB» (Schule

auf dem Bauernhof) sind die kanto-nalen Bauernverbände.

• «Pick up», Aktuelles aus der Land-wirtschaft für die Oberstufe, undviele weitere Prospekte und Publika-tionen, sind gratis zu beziehen beimLandwirtschaftlichen Informations-dienst LID, Weststrasse 10, 3000 Bern6, Telefon 031 359 59 77

• Videos: «Kuh – Königin im Weide-land» und «Borstenvieh und Schwei-nespeck», 20 Franken, ebenfalls beiLID

• SchuB-Leitfaden• LAND.WIRT.SCHAFT interdisziplinä-

res Lehrmittel für die Oberstufe vonArthur Jetzer und Stefan Toth

• Angebote von Stiftung Umweltbil-dung Schweiz, SUB, Zofingen, Tele-fon 06274681 20

Weiter im Netzwww.schub.chwww.landdienst.chwww.lid.chwww.umweltbildung.ch

Ein Kompostmenü will nach Farbe und Inhalt zusammengestellt sein. Die Mikroorganismen werden es zu schätzen wissen.

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In der Politik wie im Fussball: EinUnentschieden ist kein spektakuläresResultat, aber das Spiel braucht deswe-gen keineswegs langweilig gewesen zusein. Das gilt auch für das Zustande-kommen der LCH-Thesen zur Schul-koordination und zur Rolle von Bundund Kantonen in dieser Aufgabe (voll-ständiger Text Seiten 18/19).

Heinz Weber

Mit Blick auf die misslungene Koordina-tion speziell beim Fremdsprachenunter-richt und bei der Basisstufe hatte dieKonferenz der Nordwestschweizer Sek-tionen des LCH (NW LCH) einen Vor-stoss unternommen, welcher von derDelegiertenversammlung 2001 in Aarauüberwiesen wurde: Die LCH-Geschäfts-leitung erhielt den Auftrag, die Kon-sequenzen einer «Übergabe nationalbedeutsamer Bildungsthemen» an denBund zu prüfen. Das heisst: Obwohl

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Wieviel Bund braucht die Bildung? – Der LCHlegt sich noch nicht festEin Bildungsartikel in die Verfassung? Erziehungsdirektoren unter Bundesdiktat? Oder Selbst-erneuerung der bisherigen Struktur? Experten der Bildungspolitik waren sich an der LCH-Dele-giertenversammlung vom 15. Juni im Basler Grossratssaal nicht einig. Aber auch die Delegiertenlegten sich nicht auf eine Option fest und folgten damit dem Antrag der Geschäftsleitung.

laut Verfassung die Kantone für dasVolksschulwesen zuständig sind, sollteman ihnen – respektive der Erziehungs-direktoren-Konferenz (EDK) als ihrerZentralstelle – notfalls das Heft aus derHand nehmen.Die Geschäftsleitung gab dem ThemaGewicht. Sie machte es zum inhaltli-chen Schwerpunkt der Delegiertenver-sammlung 2002 in Basel und erarbeiteteein Thesenpapier. Am Ende der Studienstand allerdings kein Bekenntnis zumBund als Koordinationsinstanz, so we-nig wie zur EDK. Denn so gross die Ver-säumnisse und strukturellen Mängel desKantone-Clubs sind, so schlecht sinddie Erfahrungen mit dem Bund und sei-nen Ämtern als Instanz und Gesprächs-partner in Bildungsfragen – zum Bei-spiel in der Berufsbildung, wo der Bunddie Hoheit besitzt. Deutlich ist hingegen der Wille des LCHfestgehalten, den Koordinations-Erfolg inZukunft genau zu beobachten und jedesJahr öffentlich darüber zu berichten.

Eine «Eisbergfrage»Dem Entscheid der 88 LCH-Delegiertenging eine Podiumsdiskussion mit füh-renden Köpfen der Bildungspolitik inder Schweiz voraus, bärbeissig geleitetvon NZZ-Inlandredaktor Max Frenkel,der unter anderem meinte: «Koordina-tion kommt mir ein bisschen vor wiedie Garnitur des Desserts, während esdoch vielfach an den Kalorien fehlt.»«Wieviel Bund braucht die Bildung?»Das sei eine «Eisbergfrage», sagte derAargauer Alt-Nationalrat Hans Zbinden(SP), ebenso einsamer wie hartnäckigerKämpfer für einen Bildungsartikel in der Bundesverfassung. Diskutiert werdeimmer nur der kleine aus dem Wasserragende Teil. Die verborgene Hauptmas-se – staatspolitische Fragen, aber auchAuseinandersetzungen und Verletzun-gen, die bis zum Kulturkampf des 19.Jahrhunderts zurückreichen – bliebenunberührt und liessen das Schiff einerwirksamen Harmonisierung immer wie-der auflaufen.

Würdige Umgebung für die LCH-Delegiertenversammlung: Der Saal der Volksvertretung von Basel-Stadt.

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sierung auf fast unüberwindliche Hin-dernisse stosse.

Wer zahlt, soll befehlen«Bildung und Wissen werden in dennächsten Jahren die zentralen Wettbe-werbsvorteile sein», sagte die BernerFDP-Ständerätin Christine Beerli. Siewies darauf hin, dass seit 1992 die Bil-dungsausgaben in der Schweiz stagnie-ren, während andere Länder ihre ent-sprechenden Budgets aufstocken. Sieplädierte dafür, die Zuständigkeiten inder Bildung «ganz klar nach den Finanz-strömen auszurichten». Sprich: Werzahlt, soll auch befehlen, und das sindauf dieser Ebene vorwiegend die Kantone.Für nationale «Visionen» oder einenVerfassungsartikel, der (gemäss FassungZbinden) auf eine gemeinsame Verant-wortung von Bund und Kantonen baut,hat Beerli gar nichts übrig: «Da kommtauch in den nächsten 20 Jahren nichtsheraus.» Im Bereich Volksschule bestehe«kein zusätzlicher Gesetzgebungsbe-darf». Damit bleibe für den LCH nur dieOption 1, also «griffigere EDK». Hingegen müsse der Bund auf Tertiär-stufe «einen Zacken zulegen», damit die(kantonalen) Universitäten «nicht indie zweite Liga abrutschen».

Beispiel beim Fremdsprachenunterrichtvia Festlegung von Bildungszielen fürden Start der Berufsbildung.

Beweise der UnfähigkeitIn der anschliessenden LCH-internenDebatte waren die Antragsteller vomNW LCH dafür, Farbe zu bekennen. DerLCH müsse als Sozialpartner «ganz klarStellung beziehen», sagte Inés Roethlis-berger, Präsidentin der Berner SektionLEBE. Diese könne bei veränderterSituation wieder angepasst werden,aber: «Nur wenn wir Stellung beziehen,können wir etwas erreichen.»«Wir pflegen einen anderen Ansatz»,konterte Anton Strittmatter, Leiter derPädagogischen Arbeitsstelle LCH: «Unsgeht es um die Koordinationsziele,nicht um die Koordinationsebene.»LCH-Präsident Beat W. Zemp ergänzte,bei der EDK finde die Lehrerschaft offe-ne Türen vor; beim Bund habe man esmit selbstherrlichen Ämtern zu tun, wieetwa die bürokratische Abwicklung des100-Millionen-Kredites für ICT-Weiter-bildungsmassnahmen zeige. Trotz vieler Enttäuschungen sei der EDKeine Chance innert weiteren zwei Jah-ren zu geben, verlangte LCH-Zentralse-kretär Urs Schildknecht. Er verwies auf

zwingend auf eine Option festlegen,dem Antrag der Geschäftsleitunggegenübergestellt. Die GL setzte sichmit 48 gegen 35 Stimmen durch.Ein Antrag aus der Versammlung, dasModell «griffige EDK» wegen fehlendemWillen zur Koordination aus den The-sen zu streichen, unterlag mit 14 Stim-men gegen die grosse Mehrheit.Das Thesenpapier insgesamt wurdeschliesslich mit 76 Ja-Stimmen und 9Enthaltungen verabschiedet.

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Zbinden betonte und beklagte, es gebein Bundes-Bern kein Interesse für dieVolksschulbildung: In allen berufs-nahen Bereichen – Berufsbildung, For-schung, Universität – sei der Koordinati-onsbedarf unbestritten. «Unten» aber,auf den obligatorischen Stufen also,überlasse man die Harmonisierung demZufall. Typisch fand Zbinden, dass manin der Schweiz die so genannte «Bolo-gna-Deklaration» (europaweite Rege-lung der Studienabschlüsse) praktischohne demokratischen Prozess überneh-me, während jede nationale Harmoni-

Hausaufgaben machenWer von Koordination spricht, müssewissen, dass nicht die EDK wichtig sei,sondern die Kantone, welche zusam-men die EDK ausmachen – und dass esüber allen Koordinationsbedürfnissendie direkte Demokratie gebe, welche allegut gemeinten Bemühungen zum Schei-tern bringen kann, sagte Hans Ambühl,Generalsekretär der EDK. Er wies aber auch darauf hin, dass derBund sehr viel mehr (koordinierenden)Einfluss ausüben könnte, würde er nur«seine Hausaufgaben machen» – zum

die jüngsten Beschlüsse der Erziehungs-direktoren, welche für das Projekt «Har-monisierung der obligatorischen Schu-le» detaillierte Ziele und Zeitrahmenenthalten sowie einen Sonderkredit von500 000 Franken jährlich. Weitere Stim-men folgten – vor allem kontra EDKund kontra Bund, die nach Meinungder Votanten auf je eigene Weise ihreUnfähigkeit bewiesen haben.

Mit oder ohne EDK?In den Abstimmungen wurde zunächstder Antrag NW EDK, die DV müsse sich

EDK-Generalsekretär Hans Ambühl:An die direkte Demokratie denken.

SP-Bildungspolitiker Hans Zbinden:Volksschule ohne Lobby in Bern.

Regierungsrat Christoph Eymann:Lehrpersonen sind die Hauptakteure.

FDP-Ständerätin Christine Beerli:Gemeinsam geht gar nichts.

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Unternehmergeistblieb auf der Strecke1996 wagte der Dachverband LCH einenAusflug in die Privatwirtschaft: Er gründetedie Unternehmung «Schule Plus Schweiz»:Lehrerinnen und Lehrer öffentlicher Schu-len sollten in einem klar festgelegten Rah-men private Unterrichts- und Beratungs-dienste anbieten. Abdecken wollte man«individuelle Bedürfnisse nach Förderungund Unterstützung», die von der öffentli-chen Schule nicht oder nur ungenügenderfüllt werden. Im Vordergrund: Fremdspra-chen und Computer.Trotz starkem Interesse und breiter Ab-stützung durch die LCH-Gremien kam«Schule Plus» nicht in Fahrt. Eine funktio-nierende Geschäftsstelle entstand einzig inNidwalden. Zudem zog die Konjunktur an,und anstelle drohender Arbeitslosigkeit tratLehrermangel. Das wirkte kaum stimulie-rend auf den Unternehmergeist der Pädago-gen.Die Delegiertenversammlung in Baselbeschloss nun die Liquidation des Projektsund segnete einen durch das Aktienkapitalgedeckten Verlust von knapp 100000 Franken ab – nicht ohne Applaus für denGeschäftsführer von «Schule Plus», BartFerwerda. hw.

In KürzeZu Gast in BaselDie LCH-Delegiertenversammlung tagteunter dem gewaltigen Kronleuchter, dersonst über dem baselstädtischen Kantons-parlament hängt. ErziehungsdirektorChristoph Eymann wiederholte seinCredo, wonach Lehrerinnen und Lehrer«die wichtigsten Akteure» der Bildungs-politik seien und resümierte die Unter-suchung über Arbeitsbedingungen undBefindlichkeit der Basler Lehrpersonen(BILDUNG SCHWEIZ berichtete). LCH-Zentralpräsident Beat W. Zemp dankteEymann sowie der Freiwilligen Schulsyn-ode Basel-Stadt als Gastgebersektion fürdie freundliche Aufnahme.

Kommissionswahlen45 Mitglieder sind in sieben ständigenKommissionen des LCH aktiv. 18 davonwaren in Basel neu zu wählen. Dies ge-schah einstimmig.Pädagogische Kommission: Abd-el-RazikMarianna (GR), Grossenbacher Silvia(AG), Lottaz Marie-Therese (FR), RitaNüesch (SG), Peterhans Franziska (AG),Villomet René (ZG)Standespolitische Kommission: Bach-mann Heinz (BL), Keller Barbara (SZ),Kohler Wilfried (SG), Michel Christoph(BE), Paganini Brigitte (TG)Medienkommission: Schiltknecht Barbara(BE)Fachkommission Textilarbeit/Werken:Nüesch Rita (SG), Spielmann Martina(SO), Stucki Franziska (BE)Fachkommission Hauswirtschaft: Pagani-ni Brigitte (TG), Hausmann Heidi (BE),Frischknecht Ursula (SG)

Zusammenschluss Sek IAuf eine Woche nach der DV war die Fusi-on der LCH-Mitgliedsorganisationen SSK(Schweizerische Sekundarlehrerkonferenz)und KSO (Konferenz SchweizerischerOberstufenlehrkräfte) angesetzt. Mehr alsdrei Jahre Vorarbeit gingen dem Zusam-menschluss voraus. Die neue OrganisationSek I CH wurde per Eventualantrag alsinterkantonaler Stufenverband in denLCH aufgenommen – unter der Bedin-gung, dass die in Abstimmung mit demLCH formulierten Statuten gutgeheissenwerden.

DV 2003 in BielDie LCH-Delegiertenversammlung wirdam 14. Juni 2003 im renovierten Kon-gresszentrum Biel stattfinden. hw.

LCH-Finanzpolster istnicht zu weichDie LCH-Rechnung für das Verbandsjahr2000/2001 schliesst mit einem Ertrags-überschuss von 117 500 Franken «sehrerfreulich» ab, wie Zentralsekretär UrsSchildknecht darlegte.Dies war denn auch kein Anlass zur Debat-te. Zu reden gaben jedoch die Rückstellun-gen von insgesamt 1,7 Millionen Franken.Irene Hänsenberger, Geschäftsführerin desBerner Berufsverbandes LEBE, fand diesesFinanzpolster zu gross. Es sollten Rückstel-lungen aufgelöst werden, und der LCH-Jahresbeitrag sei entsprechend zu senken.Urs Schildknecht machte darauf aufmerk-sam, dass die flüssigen Mittel des LCHlediglich 715 000 Franken betragen. DieserBetrag müsse sogar erhöht werden, umRisiken abzudecken und die Liquiditätsicherzustellen. Die Mitgliederbeiträge sol-len nach Meinung der Geschäftsleitungbis zum Jahr 2006 unverändert bleiben.LCH-Präsident Beat W. Zemp zeigte sichnamens der GL bereit, den Antrag vonLEBE zur Prüfung entgegenzunehmen.Doch in der Abstimmung unterstütztennur 15 Delegierte den Antrag; die grosseMehrheit war dagegen. hw.

Zentralsekretär Urs Schildknecht:Eine Chance für die Kantone.

Zentralpräsident Beat W. Zemp: Beider EDK offene Türen.

Anton Strittmatter (PA LCH): Zielehaben Priorität, nicht die Ebene.

Zentralpräsident Beat W. Zemp: Beider EDK offene Türen.

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Unter dem Eindruck des Fremdspra-chendebakels der EDK sowie verschiede-ner parlamentarischer Vorstösse in deneidgenössischen Räten hatte die DV2001 die GL beauftragt, zu Handen dernächsten DV (2002) ein Argumentari-um und einen Positionsvorschlag zumThema Schulkoordination auszuarbei-ten.Die Hauptfrage lautet: Soll sich der LCHfür eine bessere Schulkoordination inder Schweiz stark machen, und solldabei eher auf die EDK oder eher aufden Bund als koordinierende Kraft ge-setzt werden?Aufgrund einer Vorlage des Teams derleitenden Mitarbeiter haben die Ge-schäftsleitung (GL) und die Präsiden-tenkonferenz (PrK) des LCH das Themadiskutiert und das folgende Thesenpa-pier verabschiedet. Es analysiert zuerstden Koordinationsbedarf, nennt denpolitischen Handlungsbedarf undnimmt schliesslich Stellung zur Kernfra-ge, wer denn künftig Träger einer besse-ren Koordinationspolitik sein soll.Das Ergebnis mag auf den ersten Blickirritieren, denn die GL spricht sichnicht eindeutig für eine bestimmteOption aus. Ausreichend klar gefasstwerden kann zwar, welche Koordinati-onseffekte der LCH will und welche ArtKoordination der Dachverband nichtwill. Zur Trägerschaft werden indessendrei Optionen offen gelassen. Denn vie-les hängt davon ab, ob sich die EDK imbegonnenen Reformprozess zu einemlegitimierteren und wirksameren Instru-ment wandeln kann, oder ob dem Bundeine Art von Bildungssteuerung einfällt,welche überzeugender ist, als was diebisherigen Bundesämter im Bildungsbe-reich gezeigt haben.

1. Es gibt starke Koordinations-bedürfnisseSeit Jahrzehnten wird das Bedürfnisnach Schulkoordination von allen Sei-

ten bejaht, wenn auch bei konkretenSachfragen dann die Koordinationsbe-reitschaft rasch mal an Grenzen stösst.Sicher ist, dass die Bedürfnisse (Motive)nach Koordination und der konkreteBedarf (Inhalte und Instrumente) peri-odisch neu zu bestimmen sind.Aus heutiger Sicht stehen folgendeKoordinationsbedürfnisse im Vorder-grund:• Die Mobilität der Bevölkerung und

damit das Bedürfnis, ohne Erschwer-nisse von einem Schulort zum ande-ren bzw. von einem kantonalenSchulwesen zum anderen wechseln zukönnen, steigen noch stetig an.

• PISA hat einmal mehr deutlich insBewusstsein gerückt, dass unser Bil-dungswesen den 200 Jahre altenAnspruch von Demokratien nachgerechten Bildungschancen für Kin-der und Jugendliche schlecht einlöst.Ein Teil des Problems liegt in derimmer noch sehr ungenügendenFähigkeit bzw. Ausrüstung der Schu-len, ungünstige Milieuvoraussetzun-gen der Kinder und Jugendlicheneinigermassen auszugleichen. Zusätz-liche Probleme schaffen aber immermehr die völlig willkürlichen Unter-schiede im schulischen Angebot derGemeinden und Kantone. Bei derheutigen Gemeinde- und Kantonsho-heit wird der Wohnort in manchmalstossender Weise zum schulischenVor- oder Nachteil. Der Anspruchmuss heissen: Ob Kinder in der Stadtoder auf dem Lande, in einer armenoder eher reichen Gemeinde, ineinem fortschrittlichen oder eherbedächtigen Kanton zur Schulegehen, darf in der Schweiz keinegewichtige Rolle im Sinne von Nach-teilen für die Kinder und Jugendli-chen spielen. Dafür braucht es inter-kantonal koordinierte Qualitäts-standards bezüglich der Ausrüstungder Schulen mit qualifiziertem Perso-

nal, mit finanziellen Mitteln für die Weiterbildung des Personals und für Sonderförderungsmassnahmen zuGunsten anspruchsvoller Schülerin-nen und Schüler, mit realistischenKlassengrössen, Pflichtstundenzahlenetc.

• Die fachlichen Ansprüche an guteProblemlösungen bzw. gute Antwor-ten auf heutige Herausforderungen an das Bildungswesen sind gestiegen.Die fachliche Expertise zu einzelnenanstehenden Themen ist in der klei-nen Schweiz nicht in beliebigerMenge vorhanden bzw. häufig aufwenige Zentren konzentriert. Esdrängt sich auf, die Expertise über-kantonal zusammenzufassen und zunutzen.

• Der Verknappung der finanziellenMittel muss vermehrt auch dadurchbegegnet werden, dass Doppelspurig-keiten und Leerläufe kantonaler Vor-haben vermieden, dass Kräfte syner-getisch zusammengelegt werden. Derbisher praktizierte Luxus aufwändigerkantonaler Eigenerfindungen istnicht mehr tragbar, wenn anderseitsan elementaren Arbeitsbedingungenfür die Schulen gespart wird.

Entgegen diesen Vernunftgründen fürvermehrte Koordination ist heute ein«Kantönligeist-Revival» zu beobachten.Dem müssen mit den genannten Argu-menten starke Kräfte entgegengehaltenwerden. Es muss insbesondere einZwang entstehen, genau und transpa-rent zu begründen, wo kantonale Eigen-heiten einen kantonalen Sonderzugrechtfertigen bzw. unverzichtbar ma-chen – womit auch besser sichtbarwürde, in welchen Fällen es lediglichum Föderalismus-Folklore, Eigensinnund Eitelkeiten von Kantonen oder Per-sonen geht.

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Schulkoordination:Das Ziel ist klar, der Weg bleibt offenLCH-Thesen zur Schulkoordination sowie zur Zuständigkeit von Bund und Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK), verabschiedet von der Delegierten-versammlung vom 15. Juni 2002 in Basel.

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2. Der Koordinationsbedarf ist grösser als der erreichte StandDer erreichte Stand der Schulkoordina-tion lässt zwar durchaus ein Anerken-nen der Bemühungen der letzten Jahr-zehnte zu, ist aber in Bezug auf einigeKernanliegen ungenügend. Die heuti-gen kantonalen Disparitäten sind na-mentlich in Bezug auf folgende Themenfachlich nicht begründbar:1. Einschulungsalter2. Dauer der Stufen und Durchlauf-

tempi3. Abschluss-Kernziele der Stufen (im

Sinne von Portfolio-Kompetenzenbzw. Treffpunkten) und Bezeichnungder Abschlüsse und Berechtigungen

4. Stundentafeln/Fächerkanon und Ge-samtstundenzahlen pro Stufe

5. Mindestansprüche für die Ausstat-tung der Schulen mit Ressourcen(qualifiziertes Personal, Sonderför-derungsmittel, Betreuungsangebot,Klassengrössen etc.)

Hinzu kommt, dass der Umgang mitInnovationen in den Kantonen und inder interkantonalen Zusammenarbeiteiner Verbesserung bedarf: NotwendigeEntwicklungen müssten noch konse-quenter verbessert werden in Bezug aufdie Praxistauglichkeit, die Legitimität,fachliche Kompetenz und Transparenzder Entscheidungswege. Breite Teile derLehrerschaft identifizieren sich mit vie-len Reformprojekten nicht mehr, sieerachten die veranstalteten Reformenals wenig glaubwürdig und spüren keineKontinuität der Bemühungen, sonderneine Kräfte raubende, nicht nachvoll-ziehbare Hektik.

3. Koordinationsabsichten und -verpflichtungenDie blossen Empfehlungen an die Kan-tone haben sich als schwaches Instru-ment in wichtigen und kontroversen

Fragen erwiesen. Zudem haben sich die Gewichte in Richtung Dominanzeiniger weniger Kantone bzw. deren BildungsdirektorInnen verschoben. Esmüssen neue, wirksamere Rahmen-bedingungen für die interkantonaleZusammenarbeit und Koordinationgeschaffen werden:1. durch gesetzliche Grundlagen für

verbindliche Schulkoordination inden Kantonen;

2. durch Sanktionsmöglichkeiten beiNichteinhalten von Abmachungen(z.B. über die Nicht-Anerkennungvon Abschlüssen oder mittels Sub-ventionenentzug);

3. durch interkantonale Arbeits- undAushandlungsinstrumente, welchedie Zusammenarbeit attraktiv machenund allen Stimmen eine Chancegeben.

4. Was wir nicht wollenWenn der LCH für mehr Schulkoordina-tion plädiert, dann nicht um jedenPreis. Vermieden werden sollen:• Eine Behinderung begründeter regio-

naler/lokaler Anpassungen an diekonkreten Verhältnisse (besondereAnsprüche der Schülerinnen bzw.ihrer Milieus);

• eine aufgeblähte und dem Praxisfeldentrückte Bundesbürokratie;

• eine Pseudokoordination über eineneue Harmonisierungs-Rhetorik, wel-che einen kraftvolleren Eindruckerweckt, als es die Realitäten erlau-ben würden;

• eine Bildungspolitik, welche ver-mehrt zum Spielball des Bundespar-teien-Gezänks würde;

• eine Koordination, welche in ersterLinie Spareffekte anvisiert und denkleinsten gemeinsamen Nenner zumKoordinationsprinzip erhebt.

5. Modelle/OptionenAus heutiger Sicht bieten sich folgendedrei Optionen an:1. Griffige EDK: Eine EDK, welche einen

verbindlicheren Koordinationsauf-trag und die entsprechenden griffi-gen Instrumente erhält.

2. EDK und subsidiäre Bundeskompe-tenz: Der Bund kann/muss eingrei-fen, wo die Kantone gesetzte Koordi-nationsziele nicht selbst erreichen(mittels entsprechender Verfassungs-grundlage und Bundes-Rahmen-gesetz).

3. Bundes-Rahmenkompetenz und Voll-zugsauftrag für EDK: Die Kern-Koor-dinationspunkte werden in die Bun-desverfassung geschrieben; Die EDKerhält ein klareres Mandat vom Bundund von den Kantonen im Sinneeines verbindlichen Vollzugsauftragsstrategisch bestimmter Koordina-tionsziele und mit entsprechenderinstrumenteller Ausstattung. DerBund verfügt über Sanktionsmög-lichkeiten für den Fall der Nichtein-lösung der Vorgaben.

Der LCH kann sich alle drei Modellevorstellen. Welchem der LCH schliess-lich zustimmt bzw. wofür oder wogegender LCH politisch aktiv wird, hängt vonder Art und dem Tempo von Fortschrit-ten der angelaufenen Reformen beiBund und EDK ab. Der Verband wirdkünftig mindestens jährlich eine diesbe-zügliche Lagebeurteilung vornehmen.Dies gilt insbesondere für die Koordina-tionsfortschritte in den Bereichen Ein-schulungsalter, Basisstufe, Dauer derStufen und der Durchlauftempi, Ab-schlusskernziele, Stundentafel/Fächer-kanon und Mindestansprüche für dieAusstattung der Schulen mit Ressour-cen. Der LCH wird nötigenfalls seinenEinfluss auf die Koordinations-Gesetz-gebung verstärken.

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Vieles hängt davon ab, ob sich die EDK im begonnenenReformprozess zu einem legitimierteren und wirksamerenInstrument wandeln kann, oder ob dem Bund eine Art vonBildungssteuerung einfällt, welche überzeugender ist, als was die bisherigen Bundesämter im Bildungsbereich gezeigthaben.

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Dieser lange Erfahrungshorizont ist es,von dem wir auch in der GL profitierendurften. Mit Silvia Felix-Weber als Vize-präsidentin und Betreuerin der Stufen-und Fachverbände im LCH und WalterHerren als GL-Mitglied und Vertreterdes NW LCH durften wir mit zwei Lehr-personen zusammen arbeiten, die nieden Blick für das Wesentliche und dielangfristigen Ziele des LCH aus demAuge verloren haben. Ich möchte das nur stellvertretend fürviele Geschäfte an zwei Beispielen erläu-tern: Es ist vor allem das Verdienst von

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Silvia Felix-Weber, dass die BereicheTextiles Werken, Handarbeit und Haus-wirtschaft heute unter dem Dach desLCH eine Zukunft gefunden haben. Alsehemalige Zentralpräsidentin des SALVund später des LCH TW hat Silvia dieseAnliegen im LCH immer gehütet undschliesslich eine Verhandlungslösunggefunden. Wir haben bei Silvia immerihre Loyalität zum LCH geschätzt undihre Exponierfähigkeit, wenn sie bei-spielsweise auch unbequeme GL-Ent-scheide gegenüber Dritten vertretenmusste.

An der DV in Basel verabschiedeten dieDelegierten die beiden langjährigen GL-Mitglieder Silvia Felix-Weber und Wal-ter Herren mit verdientem Applaus imBeisein der bereits vor einem Jahr ge-wählten Loretta van Oordt und UeliWeber.

Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH

Wie dankt man zwei hochverdientenGL-Mitgliedern für deren jahrelangeMitarbeit, ohne eine Laudatio halten zumüssen? Vor dieser Aufgabe stand ichals Zentralpräsident, wohl wissend, dassbeide zu verabschiedenden GL-Mitglie-der in ihrer charakteristischen Beschei-denheit ausdrücklich keine lange Lob-rede gewünscht hatten. Da es aber dieDV LCH war, die 1990 Silvia Felix-Weber und 1994 Walter Herren in dieGeschäftsleitung des LCH gewählt hat-ten, erwarteten die Delegierten zuRecht, dass sie sich offiziell von den bei-den Zurücktretenden verabschiedenkonnten.Die lange Liste der Funktionen und Prä-sidialämter von Silvia Felix-Weber undWalter Herren ist beeindruckend. Dahaben sich zwei Lehrpersonen seit über30 Jahren weit über ihren beruflichenAuftrag hinaus ein halbes Leben lang inden Dienst ihres Berufsstands gestellt.Und das verdient unsere Achtung undhohe Anerkennung.

Abschied und Neustart inder LCH-Geschäftsleitung

Neu in der LCH-Geschäftsleitung:

Loretta van Oordt undUeli Weber (links imBild). In Basel verab-schiedet: Silvia Felix

und Walter Herren(rechts im Bild).

ScuolaBox.Büro- und SchuleinrichtungenBaldeggstrasse 20, CH-6280 HochdorfTel. 041-914 11 41, Fax 041-914 11 40e-mail: [email protected]

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Auch Walter Herren ist seinen langfristi-gen Zielen treu geblieben. Seine schüt-zende Hand hielt er immer über die Ver-bandszeitung, zuerst als Mitglied derRedaktionskommission der SLZ undspäter als Präsident der LCH-Medien-kommission. Sein «ceterum censeo» warstets eine bessere Verbandszeitung fürden LCH. Es erfüllt ihn sicher mit gros-ser Genugtuung, dass nun BILDUNGSCHWEIZ samt Themennummern anseiner letzten DV endgültig auf Erfolgs-kurs unterwegs ist.

Während Walter Herren nun seine ver-diente Pension antritt und sich seinenHobbys zuwenden kann, wird SilviaFelix-Weber ab kommendem Schuljahrwieder ein volles Pensum unterrichten.Beide freuen sich auf die kommendenJahre, die sie hoffentlich noch lange inguter Gesundheit geniessen dürfen.

«Neue» mit ErfahrungBereits an der letzten DV in Aarauhaben die Delegierten die Ersatzwahlenfür die GL durchgeführt und dabeiLoretta von Oordt und Ueli Weber per1.8.2002 in die GL gewählt. Mit der Kin-dergarten-Schulleiterin Loretta vonOordt aus Basel nimmt eine engagierteKollegin in der GL Einsitz, die über einebreite Palette von beruflichen Tätig-keiten und bildungspolitischen Akti-vitäten verfügt. Neben ausserschuli-schen Kenntnissen kann sie auchErfahrungen in der Verbandsführungs-arbeit (ehemalige Präsidentin des kanto-nalen KG-Stufenverbands und Mitglieddes Kantonalvorstands des Lehrerin-nen- und Lehrervereins Baselland) ein-bringen. Mit dem langjährigen BerufsschullehrerUeli Weber aus Schüpfen ist wiederumdie Berufsbildung direkt in der GL ver-treten. Die politische Erfahrung, dieUeli Weber als Gemeinderat oder alsPräsident der Regionalkonferenz Bern-Stadt von LEBE gesammelt hat, wirdihm auch bei der Erfüllung seiner Man-date in der GL des LCH zu gute kom-men. Ich freue mich auf den Neustartim kommenden August und wünschebeiden Gewählten viel Erfolg und Befrie-digung in dieser wichtigen Funktion.

Persönlicher DankAuch die vier verbleibenden GL-Mitglie-der Fabiola Curschellas, Hansjörg Grät-zer, Urs Schildknecht und Anton Stritt-matter liessen es sich an der DV nichtnehmen, den beiden Scheidenden aufihre Weise zu danken – mit symboli-schen Geschenken, Gedichten undeinem perfekt vorgetragenen «End-streich» von Hansjörg Grätzer, der denaltehrwürdigen «Salus Publica SupremaLex» mit urbaslerischen Trommelwir-beln erschallen liess.

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Seit über 20 Jahren setze ich mich inSchriften, Vorträgen, Forschungen undBeratungen für das gute Einrichtenguter Schulleitung ein. Ich bin davonüberzeugt, dass eine professionell agie-rende Schulleitung an Schulen aller Artnotwendig ist. Es braucht sie, um inständig wechselnden gesellschaftlichenAnsprüchen wirksam Schule zu machenund im schwieriger gewordenen Lehr-beruf zu bestehen.

Anton Strittmatter, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH

Der Blick zurück, vor allem auf die letz-ten fünf bis zehn Jahre, zeigt indessenein durchzogenes Bild: viele gute Bei-spiele gelungener Installation vonSchulleitung – und leider mindestens so

viele Misserfolgsgeschichten. So machtes heute Sinn, nicht nur aufzuzeigen,wie man es tun sollte, sondern auch maldeutlich zu sagen, was beziehungsweisewie man es nicht tun darf. Denn zuviele Schulleiterinnen und Schulleiter,Lehrerinnen und Lehrer und Behörden-mitglieder bezahlen gegenwärtig einenzu hohen persönlichen Preis für kon-zeptionelle Fehlkonstruktionen oderunnötige Prozessfehler.Nun will ich hier kein billiges Katastro-phenmalen oder Prügeln von verant-wortlichen Steuerleuten betreiben. Wasdie Untersuchung von Erfahrungen desScheiterns oder zumindest des Begehenskostspieliger und schmerzhafter Irrwegerechtfertigt und lohnend macht, ist dasLernpotential, welches in diesem Blick-winkel steckt.

Es gibt leider noch keine empirischenDaten über das Gelingen und Misslin-gen hiesiger Schulleitungsentwicklun-gen. So stütze ich mich auf die eigenenWahrnehmungen. Wie repräsentativund gültig diese sind, muss offen blei-ben. Die Basis dafür ist allerdings ziem-lich breit:• Viele Beratungseinsätze in fast allen

Kantonen der Deutschschweiz, leidernicht wenige davon als Kriseninter-vention in schon ziemlich verfuhr-werkten Situationen.

• Zahlreiche Berichte von Absolventin-nen und Absolventen unserer Schul-leitungskurse aeb/PA LCH in Luzernmit Teilnehmenden aus allenDeutschschweizer Kantonen und Stu-fen, was das Anhören von über hun-dert Erzählungen pro Jahr ermöglicht.

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Bitte meiden: Neun Stolpersteine auf dem Wegzur guten SchulleitungUnzählige Lehrkollegien in der Schweiz sind heute unterwegs zur (teilautonomen) geleitetenSchule. Ungezählt sind aber auch die Frustrationen, Kränkungen, Missverständnisse und Miss-erfolge auf diesem Weg. Anton Strittmatter – erfahrener Ausbildner, Berater und Buchautor imBereich Schulleitung – nennt im folgenden Beitrag die gefährlichsten Stolpersteine und zeigt auf,wie sie umgangen und beseitigt werden können, zum Vorteil der Beteiligten und der Schule.

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• Und schliesslich viele gleich lautendeErfahrungsberichte von Kolleginnenund Kollegen, welche ich in Arbeits-kreisen von Beraterinnen und Bera-tern oder Fachtagungen treffe.

Ich habe versucht, die selbst erlebtenund die mir berichteten Geschichtenauf Gemeinsamkeiten hin zu untersu-chen und bin dabei auf neun immerwieder auftauchende Stolpersteine ge-stossen. Ich stelle sie Ihnen nun vor inder Meinung, dass Sie diese frühzeitigererkennen und sie eleganter umgehen,überspringen oder aus dem Weg räu-men können, und dass Sie vielleichtauch einen Beitrag dafür leisten kön-nen, auf der gesetzgeberischen Ebenedem Entstehen von Stolpersteinen imAnsatz zu begegnen – oder bereitsgesetzte wieder zu entfernen.

Erster Stolperstein:Kränkende Begrün-dungen und BegriffeDas Selbstverständnis der Lehrerinnenund Lehrer ist seit über 150 Jahrendurch ein hohes Mass an Selbstführunggeprägt. Man war oder zumindestwähnte sich dem Bildungsauftrag imLehrplan, den Kindern und Jugendli-chen in der Klasse und dem eigenenpädagogischen und fachdidaktischenWissen und Gewissen verpflichtet.Und nun brechen plötzlich folgendeBotschaften über diese autonomenPestalozzis und Montessoris herein:• Du brauchst jetzt einen Chef oder

eine Chefin.• Logischerweise heisst Du ab sofort

nicht mehr Lehrer/Lehrerin, sondernMitarbeiter/Mitarbeiterin.

• Du stehst zwar sechs oder siebenStunden am Tag allein vor einer Klas-se, aber das zählt jetzt weniger alsDeine Zugehörigkeit zu diesem Vereinmit dem betörenden Slogan: Vom«Ich und meine Klasse» zum «Wirund unserer Schule».

• Dein Chef versteht vom Unterrichtenzwar nicht mehr, möglicherweisesogar weniger als Du, aber weil erDein Chef ist, kann er Dich ergo auchbeurteilen – an Hand von drei Lekti-onsbesuchen, selbstverständlich mitZielvereinbarung, Unterschrift,Gegenunterschrift und ab zu den Per-sonalakten.

So kommt Schulleitung bei vielen gutenLehrpersonen an, auch wenn die Prota-gonisten es nicht so gemeint haben.

Die LösungEs ist zunächst mal wichtig, solcheBegründungen im Ansatz zu vermeiden.Und wenn es doch passiert ist: SolcheÄngste und Kränkungen sind nie falsch,sondern subjektiv immer wahr. Und ihrAbbau gelingt nicht durch Belehrungoder gar Massregelung. Diese Gefühlesind ernst zu nehmen. Es muss mit sol-chen Lehrpersonen an den «Kränkungs-punkt» zurückgegangen und die Be-gründung für Schulleitung neu, dasheisst würdiger aufgebaut werden – inAnerkennung der Selbstführung derLehrpersonen und ohne anmassendeManagement-Kraftmeiereien. Es gibteine Menge von guten Gründen fürSchulleitung, welche die Entwertungdes Bisherigen nicht nötig haben.

Zweiter Stolperstein:AutonomiebetrugDie meisten Schulleitungsinstallationender letzten Jahre sind unter dem Titel«Schulautonomie» verkauft worden.Vielerorts wird dieses Versprechen sehrbald als Täuschung erlebt: Wenn Schul-leitung vor allem als letztes Glied ineiner Top-Down-Befehlskette wahrge-nommen wird, wenn das Formular-Mel-dewesen um das Fünffache zugenom-men hat oder wenn eine obrigkeitlicheEvaluation die andere jagt. «Wir warenfrüher viel autonomer», ist dann diesachlich kaum zu widerlegende Feststel-lung. Die Schulautonomie entpupptsich im besten Fall als verstärkte Machtder Gemeindebehörden, welche dieFreiheitsgrade der Einzelschule weitgeringer erscheinen lassen als in denZeiten, in denen ein zentralistischerKanton entweder mit zahnloser Auf-sicht ganz weit weg war oder Schulenvor allem ermuntert hatte. Die verbale Täuschung bezüglich«Schulautonomie» ist in vielen Kanto-nen ein Faktum. Selbst wo dies nichtdirekt mit der Schulleitung zu tun hat,wird diese rasch mal für die Lehrerin-nen und Lehrer die nahe liegende Pro-jektionsfläche für eine wenig geschätztekantonale oder kommunale Politik. DieSchulleitung muss sich dann gewisser-massen stellvertretend prügeln lassenund gerät in oft kaum auszuhaltendeLoyalitätskonflikte.

Die Lösung Nötig wäre hier zum Ersten eine ehrli-chere Sprache in der Vermittlung derkantonalen und kommunalen Schul-steuerungspolitik. Zum Zweiten wärendie realen Gestaltungsräume der Schu-len konsequenter zu schützen, die Ein-zelschulen und ihre Leitungen entspre-chend zu ermächtigen. Oder dann hörtman besser auf, von Autonomie, Gestal-tungsräumen und ähnlichen Verspre-chungen zu reden – was vielleicht nichtdas Schlechteste wäre. Schulen könnenauch ohne verordnete Autonomie ver-antwortungsvoll, fantasievoll und situa-tionsgerecht arbeiten.

Dritter Stolperstein:«Die Schulleitunggehört uns»Die Loyalitätsverpflichtung der Schul-leitung ist eine besonders delikate Ange-legenheit. Es sind in der Landschaftzwei hoch problematische Extremfor-men zu beobachten:• Die einseitige Inanspruchnahme der

Schulleitung durch die Behördenseite,als deren Vollstreckungsfunktionärin,als unterste Kommandostufe vonoben.

• Die einseitige Inanspruchnahme derSchulleitung durch das Kollegium,durch die einzelnen Lehrpersonen, alsderen Serviertochter, als deren «Gang-go», als deren Anwältin und Speer-spitze gegenüber der Behördenseite(oder in einer anderen Variantegegenüber den Eltern).

Beides führt ins Verderben, landetunweigerlich in der Ablehnung durchdie je andere Seite bis hin zu Mobbing-vorgängen der schlimmeren Art.

Die Lösung Sie kann nur darin bestehen, die Rolleder Schulleitung als «interessante Posi-tion» zu definieren. Das kommt vomlateinischen «inter esse» = «dazwischensein».Der Kontrakt von Seiten der Behördenmuss lauten: «Wir erwarten von Dir,dass Du unsere Sichtweise und unsereAnordnungen loyal vertrittst. Aber wirwissen auch, dass Du noch in anderen

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Zu viele Schulleiterinnen und Schulleiter, Lehrerinnen undLehrer und Behördenmitglieder bezahlen gegenwärtig einen zu hohen persönlichen Preis für konzeptionelle Fehl-konstruktionen oder unnötige Prozessfehler.

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Loyalitäten drin stehst. Wir gehen da-von aus, dass Du Dein Dazwischenste-hen verantwortungsvoll ausübst undwir zürnen Dir nicht, wenn Du in Wahr-nehmung dieser Verantwortung Dichmanchmal nicht genau so verhältst, wiewir es gerne gehabt hätten.»Von Seiten der Lehrerschaft lautet deranaloge Kontrakt: «Wir erwarten vonDir, dass Du unsere Sicht und unsereAnliegen in Kontakt mit anderen Part-nern loyal vertrittst. Wir wissen aber,dass Du noch in anderen Loyalitätendrin stehst. Wir gehen davon aus, dassDu Dein Dazwischenstehen verantwor-tungsvoll ausübst und wir zürnen Dirnicht, wenn Du in Wahrnehmung die-ser Verantwortung Dich manchmalnicht genau so verhältst, wie wir esgerne gehabt hätten.»An dieser Stelle wird auch deutlich, dassblosse Pflichtenhefte und Funktionen-diagramme wesentliche Fragen nichtbeantworten. Aus diesem Grunde emp-fehlen wir die Verfassung eines sog.«Führungsstatuts», in welchem die zuerbringenden Führungsleistungen aller(!) Beteiligten und die dabei zu beach-tenden Verhaltensgrundsätze und Ver-antwortlichkeiten vereinbart werden.

Vierter Stolperstein:Fehlende Erlaubnisund ErmächtigungDas Gegenteil und manchmal fastSchlimmere der gerade diskutierten ein-seitigen Beauftragung ist die fehlendebzw. ungenügende Erlaubnis undErmächtigung der Schulleitung von Sei-

ten der Behörden oder der Lehrerschaft. Die eine Version dieser Fehlentwicklungbesteht darin, dass die Behörde dieSchulleitung nicht wirklich ermächtigt,sich ständig in operative Tagesfrageneinmischt, die Schulleitung zu alleneinigermassen bedeutsamen FragenBewilligungen einholen lässt. Dasschwächt die Schulleitung natürlich inder Wahrnehmung der Lehrerinnenund Lehrer sehr stark und macht ledig-lich servilen Schulleitungs-Menschenlänger als ein halbes Jahr lang Freude.Die nicht minder häufige, vielleicht garhäufigere Fehlform ist die mangelndeErmächtigung der Schulleitung durchdas Kollegium. Man will nicht wirklicheine Schulleitung, welche Führungwahrnimmt, sucht sich einen möglichstharmlosen, dienstfertigen Kollegen odereine entsprechende Kollegin in derErwartung, dass die alte Selbstorganisa-tion des Kollegiums möglichst unange-tastet bleibt. Von den heimlichen Schul-leiterinnen und Schulleitern imKollegium her tönt dann die unausge-sprochene Botschaft: «Ist uns eigentlichegal, wer unter uns Schulleiter spielt!»Nicht selten trifft man eine diffuseMischung dieser beiden Extremformenan. Alle Seiten meinen es dabei gut, ver-säumen es aber, klare Ermächtigungs-bzw. Erlaubnisprozesse durchzuführen.Der Konflikt entsteht dann beim erstenproblematischen Geschäft, welches «andie Nieren geht». Dann zeigen sich diegegenseitigen ungeklärten Erwartun-gen, was zu entsprechenden Enttäu-schungen führt. Niemand hat wirklicheinen Betrug vorgehabt und begangen,aber alle fühlen sich plötzlich betrogen.

Die LösungEs ist wichtig, die durch die Schullei-tung zu erbringenden Leistungen unddie entsprechenden Befugnisse sowiedie Grundsätze bzw. Spielregeln derWahrnehmung von Führung (nament-lich in Dilemmasituationen) miteinan-der klar auszuhandeln. Es ist leichter,dabei unvermeidliche Meinungsdiffe-renzen gewissermassen «in Friedenszei-ten» auszutragen, als dann beim erstenProblemtraktandum einen diffusenDoppelkampf um die Sache einerseitsund um den Grundsatz anderseits aus-zufechten. Auch hier zeigt sich, wiewichtig offen ausgehandelte Kontraktesind und dass ein Statut unverzichtbarist, welches allen ihren verantwortli-chen Platz gibt.

Fünfter Stolperstein:Übergehen der infor-mellen HierarchieNahe beim eben Diskutierten liegt eineweitere Beobachtung: In allen nichtoffiziell geführten Kollegien etabliertsich unweigerlich eine faktischeFührung, eine heimliche Hierarchie,eine Rangordnung der Geltung und Ein-flussnahme in der Gruppe. Es liesse sich an beliebigen Schulen auf-zeigen, dass ungeleitete Schulen einebrutalere, hierarchischere Leitung prak-tizieren als halbwegs gut eingerichtetegeleitete Schulen. Es genügt, eine Kon-ferenz eines solchen Kollegiums zubeobachten, etwa nach den Fragen:

• Wer nimmt wie viele Redeanteile?

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Der Kontrakt mit der Schul-leitung muss lauten: «Wirerwarten von Dir, dass Duunsere Sicht und unsereAnliegen in Kontakt mitanderen Partnern loyal ver-trittst. Wir wissen aber, dassDu noch in anderen Loya-litäten drin stehst. Wirgehen davon aus, dass DuDein Dazwischenstehen ver-antwortungsvoll ausübstund wir zürnen Dir nicht,wenn Du in Wahrnehmungdieser Verantwortung Dichmanchmal nicht genau soverhältst, wie wir es gernegehabt hätten.»

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• Wohin gehen die meisten Blicke,wenn eine bedeutsame Frage imRaum steht?

• Wer darf wem ins Wort fallen und werwem nicht?

• Wessen Argumente werden kaumgehört und wessen Argumente sofortaufgenommen?

Informelle Leitung bei Fehlen einer for-mellen Leitung ist überhaupt nichtsUnkeusches, sondern im Gegenteil fürdas Funktionieren der Gruppe absolutnotwendig. Wie nützlich solche heimli-che Leitung ist, zeigt sich allein schondaran, dass sie sehr oft sehr lange hältund mehr oder weniger murrend vonallen die Erlaubnis behält, so zu funktio-nieren. Falsch wäre vor allem, die heimlichenChefs zu inkriminieren, denn die Mit-spieler tragen mindestens so viel Ver-antwortung für diesen Zustand. DasProblem liegt «nur» darin, dass erstensdie heimlichen Leiter oft führungstech-nisch wenig qualifiziert sind (was sichdann in einem hohen Preis bezüglichLeerläufen, wenig nachhaltigen Be-schlüssen etc. äussert) und dass ein sol-cher Zustand zweitens nicht sehr demo-kratisch und nicht sehr würdig für eineGruppe von Professionellen ist. Tatsache ist: Wenn an einer Schule miteingespielter informeller Leitung eineformelle Leitung eingerichtet wird,kommt die eingespielte Gruppendyna-mik durcheinander. Und es kommtdann unweigerlich zu mehr oder weni-ger massiven Störungen, wenn die exis-tierende informelle Leitung übergan-gen, ignoriert, kalt entmachtet wird.Denn diese Leute verdienen eine Würdi-gung und Anerkennung ihrer bisheri-gen Leistungen, vor allem wenn sie inBezug auf Einflussmacht zu den Verlie-rern dieses Prozesses gehören. Wird dasversäumt, fällt es ihnen und den siestützenden Kräften meistens ziemlichleicht, eine übergestülpte formelleSchulleitung leer laufen zu lassen odergar hinaus zu mobben.

Die LösungEs führt kein Weg an der Anerkennungder bisherigen informellen Leaders vor-bei. Es ist zwingend, sie entweder wür-dig aus der bisherigen Leitungsrolle zuentlassen und ihnen einen guten neuenPlatz als wichtige Lehrpersonen zugeben, oder aber sie offiziell in die Ver-antwortung für die neue Schulleitungeinzubinden – als offizielle Schullei-tungsbeauftragte oder zumindest in

einem Kernteam der erweiterten Schul-leitung. Wer allerdings diese Einladungnicht annimmt und «Leader» bleibenwill, ohne in die offizielle Mitverant-wortung zu gehen, muss gehen.Allein schon an diesem Stolpersteinwird nun das deutlich, was am Schlussnoch zur Sprache kommen wird, dassnämlich solche Prozesse mit Vorteildurch eine kompetente externe Mode-ration unterstützt werden.

Sechster Stolperstein:Doppelt genäht reisstschnellerEs wurde zwar oben schon angetönt,soll hier aber nochmals deutlicher aus-gedrückt werden: Viele Schulleitungs-konstruktionen sind entweder ausinstitutionellen oder aus personellenGründen zum Vornherein stark behin-dert oder gar zum Scheitern verurteilt,weil der Schulleitung kein klarer Ak-tionsraum reserviert wird. Es werden ihrzwar Aufgaben und Kompetenzen zuge-teilt, die gleichen oder ähnliche Aufga-ben und Kompetenzen werden gleich-zeitig aber auch anderen Organen imSystem zugeteilt. Ich gebe Ihnen einBeispiel aus einem neuen Schulsteue-rungskonzept eines DeutschschweizerKantons.Ganz vorne im Konzept findet sich fol-gender programmatischer Satz:• «Im Zentrum der Qualitätsdiskussi-

on stehen die Entflechtung undKlärung der Kompetenzen an denNahtstellen Schule-Gemeinde-Kan-ton...»

Dieser gute Vorsatz wird dann auf dennächsten paar Seiten wie folgt «umge-setzt»:• «Die Mitglieder der Schulleitung

werden künftig den Unterricht in deneinzelnen Klassen besuchen und dieErfüllung der vereinbarten Zielsetzun-gen sowie des beruflichen Auftragesim Rahmen von Mitarbeiterge-sprächen beurteilen.»

• «Die Schulleitung sorgt also dafür,dass vereinbarte und definierte Qua-litätsanforderungen innerhalb ihrerSchule erfüllt werden, dass Stärken,Schwächen und Potentiale inner-halb des Schulbetriebs festgestelltwerden und Massnahmen zur Qua-litätsverbesserung getroffen wer-den.»

• «Der Rektor ... ist verantwortlich fürdie Erfüllung des vom Gemeinderatfestgelegten Leistungsauftrags bzw.der Leistungsvereinbarung und für dieUmsetzung des von der Schulpflegedefinierten Qualitätsentwicklungs-konzeptes.»

• «Der Gemeinderat soll als obersteSchulbehörde der Gemeinde die Auf-sicht und die Steuerung der Schulewahrnehmen.»

• «Von grosser Bedeutung wird sein,dass er (der Gemeinderat) der Schuleeinen Leistungsauftrag erteilt bzw.mit ihr eine Leistungsvereinbarungtrifft und mittels eines Controllingsdie Zielerreichung überwacht.»

• «Die Schulpflege ... wird in diesemSinn die Schulziele bzw. das Leitbildder Schule und die Ergebnisse derSelbstevaluation überprüfen.»

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• «Die Mitglieder der Schulpflege wer-den künftig die Schule als Ganzesbeaufsichtigen...»

• «Der Erziehungsrat des Kantons Xübt die Aufsicht über sämtlicheSchulen und Schuldienste im Kan-ton aus...»

• «Die Abteilung für Schulaufsicht ...überwacht die Einhaltung dergesetzlichen Bestimmungen.»

• «Die Abteilung für Schulevaluationist zuständig für die externe Evalua-tion der gemeindlichen und priva-ten Schulen. Sie ... überprüft dieQualität der Schulen und schlägtMassnahmen für weitere Qualitäts-entwicklung vor.»

• «Die Zielsetzungen für die Qualitäts-bemühungen einer Schule bestehenalso darin, dass ... jede Schule für dieeigene Qualität in erster Linie selbstverantwortlich wird, in dem sie peri-odisch und systematisch ihre eige-nen Ziele überprüft und daraus Qua-litätsmassnahmen für die weitereQualitätsentwicklung trifft.»

• «Anderseits soll der Kanton den Schu-len periodisch eine fachliche Aussen-sicht vermitteln, die Qualität über-prüfen und Massnahmen zur Qua-litätsentwicklung vorschlagen.»

• «Es wird also vom Primat der Selbst-verantwortung und der Selbsteva-luation der Lehrpersonen und derSchulen ausgegangen.»

Alles klar!? Was hier vorprogrammiertwird, sind entweder Dauerkonflikteoder aber Frustration, Entmächtigungund Resignation der Amtsträger allerStufen. Das zitierte Beispiel ist vielleichtkrass, es liessen sich aber in fast allenKantonen ähnliche Konstruktionspro-bleme nachweisen.Selbst wo beziehungsweise wenn aberdie Funktionendiagramme trennscharfwären, kommt dann häufig der FaktorMensch hinzu: Hoch engagierte Men-schen, welche mehr tun wollen, alsihnen reglementarisch zusteht. Zögerli-che Menschen, die weniger tun, als siereglementarisch könnten bzw. solltenund damit andere Beteiligte einladen,das selbstverschuldete Machtvakuumaufzufüllen. Oder Menschen, die in dergeltenden Regelung nicht ihren würdi-gen, für sich beanspruchten Platz fin-den und dann als Störung sich einenneuen beachteten Platz suchen.

Die Lösung Sie ist auf zwei Ebenen zu suchen: Einer-seits müssen klare, trennscharfe Kompe-tenzordnungen gefunden werden, wasmeistens mit Prozessen des Abschied-nehmens bisheriger Leistungs- undWürdenträger von herkömmlichen Auf-gaben und Kompetenzen verbunden ist.Und auf der zweiten Ebene geht esdarum, die restlichen, grundsätzlichnicht vermeidbaren Überlappungenund subsidiären Einmischungskompe-tenzen klar als solche zu deklarieren, siezu begründen und deren Anwendungmodellhaft «trocken» durchzuspielen.Die bestehende Ermächtigungssituationist zudem periodisch zu evaluieren undanzupassen. Die Befähigung der Schul-leiterinnen und Schulleiter, der Behör-denmitglieder und der Lehrerinnen undLehrer zu solchen Aushandlungsprozes-sen ist ein Wachstumsthema im Rah-men der Ausbildung der Lehrpersonenund des Kaderpersonals.

Siebter Stolperstein:unzumutbare Rollen-konflikteMit überlappenden Zuständigkeitenund Einmischungen kommen einzelneselbstbewusste, sozial clevere Führungs-personen manchmal ganz gut zurecht.Wo dann auch diese an Grenzen stos-sen: Wenn sie gleichzeitig Arzt undHenker, Räuber und Polizist und der-gleichen spielen sollten. Mit der unterDrittens genannten Erlaubnis für das

«Inter-esse» (das Dazwischensein) kön-nen zwar einige unvermeidliche Rollen-konflikte entschärft werden. Es gibt aberleider zunehmend Auftragskonstruktio-nen, welche unter keinen Umständenmehr in Anstand zu bewältigen sind.Der Problemherd liegt im Bereich derBeurteilung von Lehrkräften. Wenn manSchulleiterinnen und Schulleiter dazuzwingt, Lehrpersonen dienstlich zu qua-lifizieren, obschon dies – fachlich gese-hen – nicht seriös leistbar ist, und wennsie daneben noch gleichzeitig Beratungs-rollen und eine kollegiale Rolle als Unter-richtende wahrnehmen sollen, dannsind die Konflikte programmiert.Erschwerend kommt hinzu, dass diesel-ben Schulleiter die Kompetenz für dieAuswahl und Anstellung der Lehrkräftenicht selbst besitzen, sie also die Voraus-setzungen im Kollegium nur schwachmitbestimmen können und die Folge-rungen aus ihrer Beurteilung auch nichtselbst durchziehen können. Das bringtsie zusätzlich zur fachlichen Unmög-lichkeit der Aufgabe in einen diffusenRollenmix, dem auf Seiten der Lehrer-schaft zwangsläufig mit Misstrauenbegegnet wird.Es gibt dann nur zwei Wege. Den Wegdes Betrugs: sich mit den Kolleginnenund Kollegen gut stellen, das Beurtei-lungstheater als So-tun-als-ob-Mogel-spiel spielen, es so mit dem Kollegiumnicht zu verderben, gleichzeitig abermoralisch korrupt und erpressbar zuwerden und an ethischer Autorität zuverlieren. Oder den Weg des aufrechtenMartyriums: die Vorschriften und dieAufgaben ernst nehmen und durchzie-hen und dann ein leichtes Mobbing-opfer für das Kollegium werden. Beide Fälle lassen sich dutzendweisedokumentieren. Die oft gehörte Ausre-de, man müsse die Rollen, welche in einund derselben Person vereint sind, ebensituativ sauber trennen, in jeder Situa-tion klar machen, welchen Hut mangerade trage, ist zynisch. Selbst wenndie Schulleiterinnen und Schulleiterihrerseits dies könnten, der Grossteil derLehrerinnen und Lehrer wird es nichtbeziehungsweise nie können. Und dasist das Einzige, was zählt.

Die LösungDas Rezept ist einfach: Solche unverein-baren Rollenzumutungen vermeidenoder raschest wieder abschaffen. Es gibtfür sämtliche Interessen und Zwecke,welche mit solchen Rollenzumutungenverbunden sind, valable bzw. bessereAntworten und Modelle. Das FQS-Kon-

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Anton Strittmatter Leiter der Pädago-gischen Arbeitsstelle LCH, Biel/Bienne.

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zept des LCH und die Argumentations-plattform zur Qualitätsentwicklung undSchulaufsicht (unter www.lch.ch) bie-ten solche Alternativen auf konkreteund machbare Art an.

Achter Stolperstein:Keine Zeit für «weiche» FunktionenDie administrativen Aufwände vonSchulleitungen lassen sich relativ gutberechnen. Schwieriger zu quantifizie-ren sind die «weichen Funktionen»,welche aber in den letzten Jahren anBedeutung und Aufwand gewaltig zuge-nommen haben: Personalentwicklung,Konfliktmoderationen, Betreuung vonProblemfällen, Laufbahnbegleitung vonLehrpersonen, Anteilnahme an der Un-terrichtsführung der Lehrpersonen, Ani-mation und Mitsteuerung von Schul-entwicklungsprozessen etc. Es kann behauptet werden, dass in denallermeisten Fällen die Schulleitungenheute für diese Funktionen krass unter-dotiert sind. Die Weiterbildung derSchulleiterinnen und Schulleiter für sol-che Funktionen hat zwar aufgeholt, dieentsprechenden Angebote sind heutevorhanden. Die zeitlichen Möglichkei-ten dafür sind jedoch allzu kärglich. Dasbewirkt dann entweder die Vernachläs-sigung solcher Funktionen mit ent-sprechender Frustration, sowohl derSchulleitungsmitglieder wie auch derKollegiumsmitglieder oder aber diechronische Überlastung von Schulleite-rinnen und Schulleitern, welcheschliesslich zu vorzeitigen Abgängen, zuBurn-out-Schäden oder im besten Fallzu gehäuften Fehlern führen.

Die LösungHier zeigt sich, dass die Bemessung vonSchulleitungsdotationen an Hand derSchüler- bzw. Abteilungszahlen völligverfehlt ist. Was zählt, ist die AnzahlPersonal an der Schule. Teilzeitlehrkräf-te geben mindestens so viel Arbeit indiesen Bereichen wie Vollzeitlehrkräfte,häufig mehr. Und die Schulleitung mussüberdies über einen Pensenpool verfü-gen, um einen Teil dieser Aufgaben aufmehr Schultern verteilen zu können –dies nicht nur zu Entlastungszwecken,sondern weil für verschiedenartige Lei-stungen auch verschiedenartige persön-liche Fähigkeiten und Merkmale gefragtsind. Wird die den reglementarischenAufgaben angemessene zeitliche Dota-tion nicht gewährt, muss künftig ver-

mehrt in aller Öffentlichkeit der ent-sprechende Leistungsverzicht sichtbargemacht werden.

Neunter Stolperstein:Die Schulleitungselbst bastelnAus allem Gesagten lässt sich der Schlussziehen, dass in den meisten Fällen dieEinrichtung von Schulleitung auf exter-ne Unterstützung angewiesen ist. DieEinschätzung dürfte zutreffen, dass inacht oder neun von zehn Fällen selbstgebastelte Prozesse entweder abstürzenoder aber sehr ineffizient verlaufen.Wesentliche Fragen bleiben lange unge-klärt und führen zu aufwändigen undnicht selten sehr teuren Dauerkonflikten.Die Schulen müssen für solche Prozessemit den nötigen Einkaufsmitteln fürpassende Beratung versehen werden.Die Leitfäden, welche die Kantone fürsolche Prozesse herausgegeben haben,sind (sofern sie qualitativ überhaupteinigermassen genügen) nicht selbst-erklärend und nicht als Heimhandwer-ker-Bastelanleitung geeignet. Denn jedeSchule startet von einem andern Ortaus, hat eine eigene Geschichte, hateigene Dynamiken und Routinen, hateigene Ressourcen und Begrenzungen.Es ist in den meisten Fällen zu viel ver-langt, dass die in diesem System verwur-zelten und verstrickten Menschen ge-nug Distanz selbst nehmen können, umihre Lage realistisch einzuschätzen undsie dann noch offen auszusprechen undverhandelbar zu machen. Beratung,welche vor allem Wissen über Schullei-

tung einspeist, ist zwar nicht unnütz,greift aber in den meisten Fällen viel zukurz und wird nicht selten in schon guteingeübte Konfliktinszenierungen ein-gespannt.

Die LösungDie Schulen tun gut daran, bei Beginndes Prozesses und immer wieder die an-stehenden Aufgaben, die heiklen Stellen(Vorgeschichten, Belastungen, Wider-stände) sowie die eigenen Kräfte gut zuanalysieren. Das ergibt dann den Bera-tungsbedarf. Beratung darf beigezogenwerden und muss von der Behörde auchfinanziert werden. Dabei ist gründlichzu diskutieren, welche Art von Beratungjeweils benötigt wird.Was Beratung vor allem tun muss: Inder jeweiligen Schulgemeinschaft dieMöglichkeiten verbessern, mit dereneigenen Ressourcen, deren eigenen Be-grenzungen, deren eigenen Tabus undderen eigenen Sprachproblemen gut zu-rechtzukommen, schwierige Themen inhilfreicher Art auf den Tisch nehmenund darüber eine wirksame und effekti-ve Verhandlung führen zu können.

Zehnter Stolperstein?Soviel zu den neun Stolpersteinen. Viel-leicht gibt es einen Zehnten. Ihn derRhetorik wegen zu suchen oder zu erfin-den, wäre mein Stolperstein gewesen.Wie Sie sehen, ist es möglich, Stolper-steine zu meiden. Viel Glück und vielSpass bei diesem Sport!

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vollends in die Sackgasse. Genau das«Naming and Blaming», welches die gutmeinende Behörde ursprünglich ver-meiden wollte, findet dann eben dochstatt und treibt die Defensivspirale wei-ter an.• Als völlige Fehlkonstruktion muss dieim Falle des Kantons Zürich behauptete«Unabhängigkeit» der Fachstelle fürSchulevaluation bezeichnet werden,wenn als Ausdruck der Unabhängigkeitdie Direktunterstellung unter den Regie-rungsrat (welcher die Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter der Fachstelle wählt)gelten soll. Dazu ist die Banalität festzu-halten, dass auch im Bereich der Volks-schulen der Regierungsrat und derzuständige Departementsvorsteher fastalle wichtigen Rahmenbedingungen fürdas Gelingen von Schule schaffen odervorenthalten. Wenn nun eine Evaluati-onsstelle dieser «Täterschaft» direktunterstellt wird, hat das nichts mehrmit Unabhängigkeit zu tun. Denn sol-che Evaluationsstellen müssten freiauch Systemkritik und damit eine Kritikder Bildungspolitik der Regierung vor-nehmen können. Aus genau diesemGrunde hatte man in England dieInspektoren als «Her Majesty’s Inspec-tors» und nicht als «His Governement’sInspectors» definiert, in den Niederlan-den das Inspektorat direkt dem Parla-ment unterstellt, ebenso in Schwedendas «Schulwerk». Dieser Sachverhalt istinformierten Kaderleuten in den Kanto-nen seit Jahren bekannt. Es ist erstaun-lich, dass in allen Kantonen mit neue-ren Bildungsgesetz-Revisionen dieMöglichkeit einer Direktunterstellungder Fachstelle für Schulevaluation unterdas Parlament nicht einmal in Diskussi-on gebracht wurde. Dann soll man aberbitte freundlicher mit den Konsequen-zen umgehen, wenn z.B. die Lehrer-schaft weiterhin solchen Aufsichtskon-struktionen ein gesundes Misstrauenentgegenbringt.Der Zentralvorstand des LCH hat imletzten Dezember mit seiner Erklärung«Qualitätsevaluation und Schulauf-sicht» (www.lch/pa.html) die gute undgangbare Alternative beschrieben. Es istzu hoffen, dass nach einigen offensicht-lich unvermeidbaren Umwegen sich dieSchulaufsicht doch noch dort einfindet.

Der Kanton Zürich will die Laien-Ober-aufsichtsbehörde, die Bezirksschulpfle-gen, durch eine vierzig- bis fünfzigköp-fige professionell bestückte «Fachstellefür Schulevaluation» ablösen. AndereKantone haben mit der Liquidation desherkömmlichen haupt- oder nebenamt-lichen Inspektorats zu Gunsten ebensolcher Fachstellen schon länger begon-nen (z.B. Luzern) oder planen das (z.B.Basel-Landschaft). Diese Fachstellen sol-len alle paar Jahre jede Schule inspizie-ren und darüber Bericht erstatten.

Anton Strittmatter

Dass die alten, teils aus der Helvetikstammenden und laienhaften oderpaternalistischen Aufsichtsstrukturennicht mehr zweckmässig sind, habenForschungen der letzten 20 Jahre längstbelegt. Die Professionalisierung, welchemodernes Wissen des Evaluationshand-werks nutzt, ist allgemein unbestritten,hat verschiedenenorts schon seit einigerZeit eingesetzt und ist für das Schulwe-sen auch dringend nötig. Die vernünfti-ge Steuerung des komplex gewordenenBildungswesens braucht verlässlichereGrunddaten, um aus dem irrlichtern-den Reformchaos und Sparwettbewerbder letzten Jahre herauszufinden. Undum das beschädigte Vertrauen in dieLeistungsfähigkeit der Schulen und derLehrerschaft überzeugend wieder herzu-stellen.Soweit, so gut.Nur – was da so euphorisch als moder-ner Quantensprung angepriesen wird,hat seine Tücken: • Länder wie die Niederlande undSchweden haben mit genau diesenModellen nach anfänglichen Erfolgenauf Dauer schlechte Erfahrungen ge-macht. Sie haben nun erhebliche Kurs-korrekturen eingeleitet, welche alle indieselbe Richtung gehen: Die Verpflich-tung der Schulen auf Selbstevaluationwird nicht mehr als zudienendes «Vor-spiel» der vor allem zählenden Fremd-evaluation inszeniert, sondern wirdabsolut prioritär. Die Schulaufsicht setztsich zunächst ausschliesslich mit dieserSelbstevaluation auseinander, sorgt mit

ihrer Aussensicht für einen kritischenDialog über die Schule und ihre eigeneWahrnehmung. Zudem ist dieser Dialogein Beitrag zur Sicherstellung des Zie-hens von Konsequenzen. Diese sogenannte «Meta-Evaluation» wird nurin denjenigen Fällen durch eine inhalt-liche externe Evaluation ergänzt, indenen begründete Zweifel an der seriö-sen Selbstevaluation bzw. anhaltendeBeschwerden über die Schule vorliegen.Es mutet seltsam an, dass nun gleichmehrere Schweizer Kantone genau dasals neueste Errungenschaft preisen, wasin anderen Ländern eben nicht so funk-tioniert hat und durch bessere Systemeabgelöst wird. Das spricht nicht gegendie Einrichtung einer «Fachstelle fürSchulevaluation», sondern für eineetwas andersartige Auftragserteilung.• Charakteristisch auch für die aktuelleAuseinandersetzung im Kanton Zürichist der Wiederaufguss des alten inspek-toralen Rollenmixes (zumindest inVoten von Kantonsräten): Die Evaluati-on soll selbstverständlich nicht nur Auf-sicht und Kontrolle sein, sondern auchgleich fördern und beraten. Diegeschichtliche Erfahrung zeigt, dass sichzwar die Akteure solcher Evaluations-stellen/Inspektorate subjektiv sehr wohlMühe geben können, diesen idealisti-schen Rollenmix gut zu leben, dass aberdie Klientel nicht in der Lage ist, diesesSelbstkonzept zu teilen. Im kleinstenZweifelsfall wittert man dann halt ebennicht den «Freund und Helfer», sondernden «Bussenzettelverteiler» und verhältsich entsprechend defensiv. Dieses de-fensive Verhalten verschlechtert aberschlagartig die Aussagekraft der Evalua-tionsdaten. Wenn dann noch Gemein-debehörden, Eltern und die Medien mitguten Gründen den offenen Zugriff aufdie Evaluationsdaten verlangen, geratendie Förderabsicht und das Anliegen derGewinnung valider Steuerungsdaten

Alter Inspektorenwein inneuen Fachstellenschläuchen?Kommentar zur Entwicklung der Schulevaluation im KantonZürich und anderswo.

Als völlige Fehlkonstruktion muss die im Falle des KantonsZürich behauptete «Unabhängigkeit» der Fachstelle für Schulevaluation bezeichnet werden, wenn als Ausdruck derUnabhängigkeit die Direktunterstellung unter den Regie-rungsrat gelten soll.

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In diesem Sommer schliesst der Lehre-rinnen- und Lehrerverein Baselland LVBsein seit 1995 laufendes Projekt mit frei-willigen Schulen zur Entwicklung undErprobung von Selbstevaluation ab. DieErgebnisse werden rundum positivbewertet. Die Erkenntnisse fliessen einin das vom LVB und von der Pädago-gischen Arbeitsstelle LCH gemeinsamherausgegebene Startpaket für Schulen,die in die Selbstevaluation einsteigenwollen.Das FQS-Starterkit ist ein Gemein-schaftsprodukt des Lehrerinnen- undLehrervereins Baselland LVB und derPädagogischen Arbeitsstelle des Dach-verbands Schweizer Lehrerinnen undLehrer (PA LCH). Wesentliche Entwicklungsarbeit wurdevon der Pädagogischen ArbeitsstelleLCH geleistet. Das Konzept stützt sichauf die praktischen Erfahrungen mitFQS-Arbeit an Kindergärten, Primar-

schulen, Schulen der Sekundarstufe I,Gymnasien und Berufsschulen im In-und Ausland. Es ermöglicht den interessierten undinsbesondere den zur Wahl eines Instru-ments der Selbstevaluation verpflichte-ten Schulen den selbständigen Einstiegund Betrieb.

Individuelle AusführungFQS kann und soll auf die Bedürfnisseder Schulen individuell zugeschnittenwerden. Das Paket bietet eine Anleitungzum Eigenbau eines qualifiziertenSystems der Selbstevaluation. Innerhalbder definierten FQS-Standards bestehteine freie Gestaltungsmöglichkeit. Voraussetzung für die Durchführungsind die Grundlagen der Organisations-entwicklung von Schulen. Die Schulebeschafft sich den erforderlichen Ent-wicklungs-Support bei der Einführungindividuell.

ZertifizierungSchulen, deren Selbstevaluation denStandards des FQS entspricht, könnenihre Praxis zertifizieren lassen. Die Pä-dagogische Arbeitsstelle LCH vermitteltanerkannte Auditoren dafür.

Support und WartungDer Hersteller bietet einen individuellzu vereinbarenden, einmaligen Ein-stiegs-Support bei der Aufnahme derEntwicklungsarbeit. Dieser kann vor derBestellung honorarpflichtig vereinbartwerden. Für Schulen in Baselland wirder nach einer Bestellung mit dem Kauf-preis verrechnet. Wird der Support nachder Bestellung in Anspruch genommen,ist er im Kaufpreis eingeschlossen. Für alle anderen Schulen vermittelt diePädagogische Arbeitsstelle LCH Berater-adressen. Die Kosten für diese Beratungsind nicht im Kaufpreis enthalten. Der Hersteller betreibt die Wartung undEntwicklung des Systems und stelltdiese den Lizenznehmern innerhalb desim Vertrag festgelegten Zeitraums zurVerfügung.

Auf Schulen zugeschnittenImmer mehr Schulen wollen oder müs-sen ihre Qualität systematisch überprü-fen. Einige versuchen das mit Instru-menten, welche ursprünglich aus derIndustrie stammen (z.B. ISO 9000 ff.).Dabei ergeben sich aber Schwierigkeitenbei der Übertragung auf die Besonder-heiten von Schulen. Das FörderndeQualitätsevaluations-System FQS isthingegen konsequent für Schulen ent-wickelt worden.

Erprobt und in BetriebEntwickelt und an Pilotschulen erprobtist FQS seit 1993 von der erziehungswis-senschaftlichen Fachstelle des LCH. Seit1995 führt der Lehrerinnen- und Leh-rerverein Baselland LVB mit neun frei-willigen Schulen ein Pilotprojekt durch.Dieses fand im Sommer 2002 einenerfolgreichen Abschluss: Die Schulenbetreiben ihr FQS weiter.FQS wurde mit Erfolg auf allen Schul-stufen vom Kindergarten bis zur

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FQS-Starterkit:Selbstevaluation selber entwickelnDas «Fördernde Qualitätsevaluations-System» (FQS) wurde konsequent für Schulen entwickelt. Es unterstützt die Entwicklung der Schule wie der einzelnen Lehrperson. Auf den Beginn des kommenden Schuljahrs liegt ein Startpaket vor.

Eine Gemeinschafts-produktion des Lehrerin-nen- und LehrervereinsBaselland LVB und derPädagogischen Arbeits-stelle des DachverbandsSchweizer Lehrerinnenund Lehrer (PA LCH).

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Sekundarstufe II erprobt. Wissenschaft-liche Begleituntersuchungen habenmitgeholfen zu verstehen, wo die Stär-ken des Verfahrens liegen, auf welcheKlippen geachtet werden muss und wel-ches die Erfolgsbedingungen sind.

Rundum-FeedbackDas FQS verlangt eine Selbstevaluationdes Lehrpersonals nach dem Prinzip des360°-Feedbacks aus den vier RichtungenSchüler, Eltern, Kollegium und Schullei-tung, ausserdem eine Selbstevaluationder Schule als Ganzes in Form von the-matisch gefassten Erhebungen.

PersonalförderungDiese Evaluation wird als Teil der Perso-nal- und der Schulentwicklung verstan-den. Sie orientiert sich an definiertenQualitätsnormen sowie an offenen Pro-blemsituationen. Nicht die Suche nachFehlern steht im Vordergrund, sonderndas lernende Streben nach Verbesserun-gen, nach Erhaltung von Stärken undnach Anpassungen an veränderte Ver-hältnisse.

Feedback selber anlegen und auswertenZu den Besonderheiten des FQS gehört,dass die Lehrpersonen für die Evaluati-onsarbeit in Q-Gruppen organisiertsind. Damit entsteht eine systematischorganisierte Zusammenarbeit von Fach-personen, die sich unter vereinbarterVertraulichkeit gegenseitig ihr Wissenzur Verfügung stellen. Die Lehrperso-nen erhalten so die notwendigen offe-nen Rückmeldungen und Entwick-lungsimpulse, die Leitungs- undAufsichtsorgane das für die Schul-führung erforderliche Steuerungswis-sen.

SchulentwicklungLehrerinnen und Lehrer sind Fachleutefür das Lernen. Mit dem FörderndenQualitätsevaluations-System FQS über-prüfen sie aktiv die Wirksamkeit ihrerTätigkeit und übernehmen Verant-wortung für die Entwicklung ihrerSchulen:

• FQS ist ein umfassendes Konzept zurQualitätsüberprüfung und -entwick-lung von Organisationen wie Schu-len und ähnlichen Institutionen.

• FQS trägt zur Verbesserung des Steue-rungswissens bei, das Lehrende undLernende, Leitungsorgane (Schullei-tungen) und Aufsichtsorgane für dieEntwicklung der Schulen benötigen.

• FQS ermöglicht mit dem Instrumentder Selbstevaluation, Erkenntnisseüber die eigene Berufstätigkeit zuerlangen und diese in eigener Verant-wortung zur Qualitätsoptimierungumzusetzen.

• FQS überprüft die vorgegebenen undselbstdefinierten Qualitätsansprücheund zeigt gemeinsame Schulentwick-lungsfelder auf.

• FQS fördert die berufliche Ent-wicklung und Zusammenarbeit derLehrerinnen und Lehrer. Es fördertdie Bereitschaft, die eigenen berufli-chen Wirkungen und Wirksamkeitenzu erkennen und gegebenenfalls zuändern. Damit ist FQS den herkömm-lichen Inspektionskontrollen über-legen.

Verfügbar ab August 2002Flyer, Prospekt, Handbuch, CD-ROMund Einstiegs-Support sind verfügbar ab15. August 2002. Das FQS-Starterkitwird präsentiert am SchweizerischenLernfestival in den Räumen der Lehre-rinnen- und Lehrerfortbildung Basel-land FBL in Muttenz am Samstag, 7. September 2002, 10.00–11.30 Uhr,am Mittwoch, 11. September, 14.30–16.00 Uhr, sowie am Donnerstag, 12. Sept., 18.00–19.30 Uhr.

Weitere Informationen: FQS-Geschäftsstelle Elsbeth Gass Kartausgasse 5 4058 Basel Fax 061 693 37 48 E-Mail [email protected]

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Qualität definieren undevaluieren

SGBF-Kongress und ADMEE-Tagung 2002 in Lausanne

Qualitätsbewusstsein wird überall,

im Bildungswesen sowie in der

beruflichen Aus- und Weiterbil-

dung, gross geschrieben. Lokal,

kantonal, national und interna-

tional werden peer-reviews und

systematische Massnahmen zur

Qualitätssicherung ein- sowie Qua-

litätsevaluationen durchgeführt.

Nach dem quantitativen Wachs-

tum ist die Qualität ein zentrales

Thema, sowohl auf der Ebene des

Bildungssystems als auch auf der

Ebene Unterricht und Einzelschu-

le. Qualität ist ein mehrdeutiger

Begriff, der für jedes neue Projekt

neu ausgehandelt und definiert

werden muss, bevor eine Evaluati-

on überhaupt Sinn macht.

Am Jahreskongress der Schweizeri-

schen Gesellschaft für Bildungsfor-

schung (SGBF), der zusammen mit

der 15. Tagung der ADMEE-Europe

stattfindet, wird der Zusammen-

hang von Qualität und Evaluation

im Zentrum stehen. Ziel der Veran-

staltung vom 5. bis 7. September

2002 in Lausanne ist es, die unter-

schiedlichen Anwendungen des

Begriffs Qualität zu identifizieren,

bestehende Praktiken zu prüfen

und Fragen zur Beurteilung von

Qualität zu stellen.

Detaillierte Informationen:

www.irdp.ch/admee/colloque02/

FQS verlangt eine Selbstevaluation des Lehrpersonals nachdem Prinzip des 360°-Feedbacks aus den vier RichtungenSchüler, Eltern, Kollegium und Schulleitung, ausserdem eineSelbstevaluation der Schule als Ganzes in Form von thema-tisch gefassten Erhebungen.

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Umweltbildung: Konturen für ein verschwommenes Bild

dung, vor allem die Entwicklung vonFähigkeiten und Fertigkeiten, um eineninteressanten, motivierenden und derjeweiligen Stufe angepassten Umwelt-unterricht zu gestalten», wie demDidaktischen Konzept zu entnehmenist.Das Konzept wurde im Dialog mit Fach-personen aus Didaktik und Umweltbil-dung und gestützt auf aktuelle For-schungsergebnisse erarbeitet. Es soll füreine zukunftsgerichtete und wirksameUmweltbildung in der Lehrerinnen-und Lehrerbildung dienen.

Christoph Frommherz (SUB)

KontaktStiftung Umweltbildung Schweiz (SUB),Christine Affolter, Rebbergstrasse 6,4800 Zofingen, Tel. 062 746 81 20, E-Mail: [email protected]

Weiter im TextSieber, B./ Affolter, C./Nagel, U.: «Didak-tisches Konzept Umweltbildung»,erhältlich bei SUB.

Weiter im Netzwww.umweltbildung.ch

Das Verständnis von Umweltbildung(UB) hat sich in den vergangenen Jah-ren stark verändert und hinterlässt beiden Lehrpersonen ein verschwomme-nes Bild. Im Hinblick auf die Integrationin die neue Lehrerinnen- und Lehrer-bildung (LLB) wurde deshalb eine theo-retische Klärung des Begriffs Umwelt-bildung im Rahmen eines didaktischenKonzeptes nötig. Das Konzept wurdeam 2. Forum Fachdidaktik Naturwissen-schaften vom 15. März 2002 an der UniZürich vorgestellt.

In den 80er Jahren bestand Umweltbil-dung vor allem darin, auf naturwissen-schaftlicher Basis Wissen um Umwelt-probleme zu vermitteln, mit der Absicht,die Lernenden in ihrem Verhalten zubeeinflussen. Dieser so genannte beha-vouristische Ansatz, wie er bei demdänischen Lehrerbildner Finn Mogen-sen beschrieben ist, führte jedoch beiden Lernenden eher zu Handlungsohn-macht und Apathie. Denn das ge-wünschte Verhalten war für sie oftweder umsetzbar noch wurde es vonden Erwachsenen vorgelebt. Moderne Umweltbildung bezieht des-halb Lernende in Problemlösungspro-zesse ein mit dem Ziel, Handlungskom-petenzen aufzubauen. Der Lehrkraftkommt bei diesem Prozess die Rolle desInitiators und des Moderators zu.Umweltprobleme sind dabei nicht mehrProbleme der Natur, sondern solche derGesellschaft. Dieser Perspektivenwech-sel kann auch mit dem Wechsel vomDreieck der ökologischen Probleme (mitden Seiten Bevölkerungsexplosion, Res-sourcenverschleuderung und Umwelt-vergiftung) zum Dreieck der Nachhal-tigkeit (mit den Seiten Ökonomie,Ökologie und Soziales) verdeutlichtwerden, welches seit der Konferenz vonRio, 1992, an Bedeutung gewinnt.

Fächerübergreifend, projekt- undhandlungsorientiertIn diesem Sinne setzt sich das nun vor-liegende Konzept zunächst mit denLeitideen und Inhalten einer aktuellenUmweltbildung auseinander und zeigtmögliche Schnittstellen zu Bildungs-anliegen der allgemeinen Pädagogikauf. Es werden die beiden fachlichenZugänge «Naturbezogene Umweltbil-dung» und «Sozio-ökonomische Um-weltbildung» beschrieben und derBezug zur Bildung für Nachhaltige Ent-wicklung diskutiert. Als wichtige Aspek-te für den Unterricht werden Umwelt-

begegnung und Umweltbewusstsein/Wissenserwerb und Begriffsbildung/Reflexion und Werte-Klärung sowieFähigkeiten und Fertigkeiten zur Bear-beitung von Umweltproblemen aufge-zeigt. Im Hinblick auf die Lehrerinnen-und Lehrerbildung nennt das Konzeptstrukturelle und inhaltliche Anforde-rungen sowie Anforderungen anMethoden und Unterrichtsorganisationund leitet daraus entsprechende Qua-litätsmerkmale ab. Als strukturelle Voraussetzung wird zumBeispiel gefordert, dass Umweltbildungals integrierender Bestandteil des Studi-ums mit angemessenem Zeitanteil fürdie praxisnahe Vermittlung von schuli-scher Umweltbildung erscheint. DiePrüfungsordnungen sollen klar umris-sen sein und auf interdisziplinäreAspekte ausgerichtete Anteile enthal-ten. Bei der Methodenwahl wird auf Ganz-heitlichkeit Wert gelegt: «AngehendeLehrpersonen erfahren Methoden einesfächerübergreifenden, situations-, pro-jekt-, problem- und handlungs-orientierten Unterrichts», welche nichtnur die rein kognitive Durchdringungvon ökologischen Sachverhalten, son-dern deren affektiven Komponentenmit einschliesst. «Ziel von UB innerhalbder LLB ist, nebst Persönlichkeitsbil-

Umweltbildung ist von der Bildung für Nachhaltigkeit nicht zu trennen.

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zentral: Lehrpersonen, welche nachBeginn der Gruppenarbeit umhergehenund die Gruppen helfend da und dortunterbrechen, stören die soziale Auf-bautätigkeit der Schülerinnen undSchüler so, dass dabei die Intensität ver-loren gehen kann und die Gruppe nichtmehr zur Anfangsorganisation zurück-findet. Trittbrettfahrer sind nicht injedem Fall ein Problem und schon garnicht ein Grund, um auf Gruppenarbeitzu verzichten. Hochsprache währendder Arbeit ist keine Erfolgsbedingung,im Gegenteil.Das Buch liest sich mit klarem Gewinn.Es ist informativ, weil alle Fragen aufdem Hintergrund der Forschungsergeb-nisse beantwortet werden und weil sieklar und einfach beantwortet werden.Wichtiges findet sich in Kästchen,Tabellen, Übungen und Übersichtenergänzen das Buch. Für die Lehreraus-und -weiterbildung kann es nur emp-fohlen werden. Claude Bollier

Nürnberger Projektgruppe: «Erfolgrei-cher Gruppenunterricht. Praktische Anregungen für den Schulalltag», Klett-Verlag, Stuttgart, 2001, 115 S., Fr. 25.10.

Wer hat sich in den 70er Jahren nichtmit Gruppenunterricht befasst und wersetzt heute Arbeitsgruppen im Unter-richt nicht ganz natürlich einfach ein? –Ganz natürlich? An dieser Stelle fragtdie Nürnberger Projektgruppe nach:Wie setzen Lehrpersonen Gruppenar-beit im Unterricht ein? Welche subjekti-ven Theorien haben sie dabei über dasLernen in Gruppen? Wie erfolgreich istGruppenarbeit eigentlich?

Anregung und HilfestellungDie langjährige qualitative Forschungs-arbeit der Projektgruppe hat dazu eineganze Reihe von Beobachtungen, vonIdeen und Anregungen erarbeitet, dienun in einer praxisanleitenden kurzenSchrift vorliegen. Es geht den Forscherndabei nicht um Tipps zur 1:1-Anwen-dung, sondern eben um Anregungenund Hilfestellungen bei der Gestaltungvon Gruppenarbeiten. Die Fragen, wel-che dabei eingehender bearbeitet wer-den, sind:• Wann ist Gruppenarbeit für Schüle-

rinnen und Schüler sinnvoll?• Wie bilden sich, wie bildet man Grup-

pen?

• Wie sollen Gruppen zusammenge-setzt werden?

• Wie sind die Rollen innerhalb derGruppe zu verteilen?

• Was bewirken die Trittbrettfahrer inder Gruppe?

• Soll in der Gruppe mit Gesprächsre-geln gearbeitet werden? Wie sprechenSchülerinnen und Schüler in Grup-pen untereinander und worauf ist zuachten?

• Wie sehen gute Arbeitsaufträge anGruppen aus und worauf ist zu ach-ten?

• Wie verhält sich die Lehrpersonwährend der Arbeitsphase?

• Wie können Gruppenarbeiten ausge-wertet werden?

Ein paar Ergebnisse: Nicht alle Lehrper-sonen verhalten sich gleich produktiv.Die Autoren unterscheiden drei Lehrer-Verhaltensweisen. Wer zuviel vorgibt,lenkt, eingreift und kontrolliert, erhältweniger gute Ergebnisse als die zweianderen.

Zentrales DilemmaDas Dilemma zwischen Eingreifen undLaufenlassen ist für alle Lehrpersonen

Wer eingreift, würgt ab Erfolgreicher Gruppenunterricht: Neue Forschungsergebnisse

Beobachtungen, Ideenund Anregungen zumGruppenunterricht.

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«Die Melodie entsteht durch das Instrument»Seit zehn Jahren befasst sich der Instrumentenbauer Heinz Bürgin mit dem Monochord. In Spiel-und Baukursen weiht er Interessierte in Lichtensteig in die Geheimnisse der Obertöne ein.

Der Besuch im ehrwürdigen Toggenbur-ger Bauernhaus von Heinz Bürgin naheLichtensteig führt in eine andere Welt,in eine Klangwelt mit Obertönen undsphärisch anmutenden Klängen. Er-zeugt werden sie von selbstgebautenMono- oder Polychorden, Klangscha-len, vom chinesichen Gong oder einerGlocke zum Anreiben. Im Klangzimmerpräsentiert Heinz Bürgin einen Klang-körper mit drei Instrumenten: einem26-saitigen Polychord, einer 4-saitigenindischen Tambura und einem 13-saiti-gen japanischen Koto. Wenn Heinz Bür-gin zu spielen beginnt, wird der Raumerfüllt von einem wunderschönen ober-tonreichen Klangteppich.

Harmonische NaturtöneWas fasziniert ihn daran und wie kam erüberhaupt dazu? «Als Agronom war ichdrei Jahre in Bhutan tätig. Dort begeg-nete ich diesen Obertonklängen zumersten Mal. Fasziniert war ich natürlichauch von den Tempeln und der darinherrschenden Ruhe.» Richtig gepackthabe es ihn vor rund zehn Jahren, als er ein Adventskonzert mit tibetischenMönchen besuchte. Er begann sich mitObertonmusik zu befassen. Ob bei gre-gorianischen Gesängen, in der klassi-schen Musik, Volksmusik oder beimBlues – ihm tat sich eine Welt auf. EineKlangwelt, wo auch ein ToggenburgerZäuerli auf dem Hackbrett oder einurchiger Jodel durchaus hineinpassen.«Es sind Naturtöne; die Natur ist volldavon. Seit es Menschen gibt, werdendiese harmonischen Naturtöne wahrge-nommen, imitiert, mit der menschli-chen Stimme und mit einfachstenAlltagsgeräten und später mit Klanghöl-zern und Saiteninstrumenten.» Heinz Bürgin begann mit dem Bau vonMonochorden, einer Art Brettzither mitmehreren gleichgestimmten Saiten. Derurtümliche Ton werde bestimmt, so dietheoretischen Ausführungen des 55-jährigen Instrumentenbauers, durchSaitenlänge, Saitendicke, Material undSpannung und variiere durch das Setzender Stege. Der Bau von Monochordenhabe eine lange Tradition; schon dergriechische Philosoph Pythagoras expe-rimentierte mit einer Saite – dem Mono-

Reiche Klangwelt: Heinz Bürgin mit seinen Instrumenten.

chord im eigentlichen Sinne. Auf ihngehe die Entdeckung zurück, dass sichbei Teilung einer Saite im Verhältnis2:1, 3:2 oder 4:3 Tonintervalle ergeben,die harmonisch klingen.Seit sechs Jahren bietet Heinz BürginMonochordbau- und Spielkurse in sei-nem Heimetli in Lichtensteig an. ImKlangzimmer findet sich dann eine klei-ne Gruppe von höchstens sechs Leutenein, die ein Instrument zur Entdeckungder Harmonie bauen und spielen lernenwollen. «Eigentlich ist es nichts Neues,sondern etwas Uraltes. Aber wir habendas alles wegrationalisiert.» Zum Spielendes Monochords brauche man keineNoten lesen zu können. «Man lässtdurch das Instrument die Melodie ent-stehen und setzt nicht eine Melodie um,welche im Kopf entstanden ist. Man sollsich ungezwungen in die Klänge hinein-begeben können.» Das Spiel gelingeimmer – auch Leuten, die sich als «nichtmusikalisch» bezeichnen.

Obertonklänge wirken beruhigendWie lassen sich Monochorde einsetzen?«Im Schulalltag, im Physik-, Mathema-tik- oder Musikunterricht können dieGesetzmässigkeiten der Harmonielehre,der Ursprung unseres Tonsystems aufspielerische und experimentelle Weise

erfahren werden», erklärt Bürgin. AuchMenschen mit einer geistigen Behinde-rung sprechen gut darauf an. Verschie-dene Arten von Monochorden, Klang-mühle, Schlitztrommel, Tabula Sonora,Trommeltisch oder Tonwiege würden inder musikalischen Frühförderung, derMusiktherapie und Heilpädagogik ein-gesetzt. «Obertonklänge wirken auchberuhigend und sind erholsam beiStress, weshalb immer mehr Menschendas Spiel des Monochords zur Entspan-nung und Meditation benutzen.»Szenenwechsel: noch ein kurzer Blickin die grosszügig eingerichtete Werk-statt mit fünf Arbeitsplätzen. Alle verfü-gen über Hobelbänke und entsprechen-des Werkzeug. Verschiedene Maschinenstehen ebenfalls bereit. Heinz Bürginbeginnt ein Monochord zu besaitenund erzählt zum Schluss noch von wei-teren Ideen. So träumt er von einemSound-Treck auf Klangspuren. In Bhu-tan? «Vielleicht. Vielleicht aber auch imToggenburg», meint er lächelnd.

Madlen Blösch

Auskünfte über Bau- und Spielkurse(auch im Kurszentrum Ballenberg vom14.–18.10.02): Heinz Bürgin, Telefon071 988 27 63, Fax 071 988 72 86, Inter-net www.pythagoras-instrumente.ch.

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Ordnung ins riesige Weiter-bildungsangebot bringenspezielle Websites von Ver-bänden, Bundesämtern undPrivaten. Die zahlreichenInternetauftritte fallen nichtnur wegen ihrer aufwändi-gen Gestaltung positiv auf:dahinter steckt Know-how –und Geld. Weiterbildung istein Geschäft.

Überblick ist kaum zu gewin-nen. Das Thema Weiterbil-dung findet kein Ende wiedas lebenslange Lernen. AlsLeuchttürme am Ufer liefernverschiedene Plattformen imInternet Orientierung imMeer der Programme. Eineshaben fast alle gemeinsam:Trotz riesiger Datenbestände,die auf den Servern lagern,vermitteln sie den Nutzerin-nen und Nutzern schnelleinen guten Überblick. Denndie Weiterbildung ist einMarkt – und die Anbietermüssen sich ihre Studieren-den suchen. Frisch herausgeputzt präsen-tiert sich die Plattform desSchweizerischen Verbandesfür Erwachsenenbildung

(SVEB) www.alice.ch. Dieses«Adult Information LearningCenter» (Alice) bietet einefast erschlagende Fülle anInfos, handlich aufgeteilt indie drei Rubriken «Lebens-langes Lernen», «Professio-nal» und «Allgemein». Alles ist aktuell aufbereitetmitsamt einer Agenda, diediesen Namen auch tatsäch-lich verdient. Es gibt vieleFakten (bis zu den Lohn- undHonorarrichtlinien), die The-men Qualität und Weiterbil-dungspolitik werden eben-falls ausgeleuchtet. Wertvollsind die Links und Anlauf-stellen für die Weiterbildungim Ausland. Nicht selbst-verständlich: Der Suchmo-dus quer durch die Plattformfunktioniert.

Programm gegen GebührEine riesige Liste mit (kom-merziellen) Anbietern liefertwww.weiterbildung.ch. AlsEinstieg in die Evaluationeiner Weiterbildung ist dieWebsite eine gute Sache,denn die Plattform lässt sichleicht durchsurfen. Interes-sant ist die Rubrik «Bildungs-

TV»: Für eine Jahresgebührvon 36 Franken erhält manjeden Tag Programmhinwei-se auf TV-Bildungssendun-gen. Die Auswahl der Senderkann man selbst vornehmenund ändern.Wer sich durch die Websiteszum Thema Weiterbildungklickt, muss mitunter überden eigenen Schatten sprin-gen. Nur weil die Plattfor-men von Unternehmen undnicht von einer staatlichenStelle verantwortet werden,müssen sie nicht unseriössein. Da gibts etwa die wer-befinanzierte Bildungsbörsewww.e-bildung.ch oder dieWebsite www.seminare.ch.Beide sind mit ihren Such-rastern nützliche Anlaufstel-len. Seminare hat einenmonatlichen Newsletter undsogar eine Rubrik «LastMinute» für Kurse... Dass Schönheit allein nichtausreicht, verdeutlicht dieWebsite Schule und Weiter-bildung www.swch.ch. Dergediegen gestaltete Auftrittist nicht durchgehend aktu-ell. So bietet der Klickpunkt«news» in der Rubrik «Kurse»nur Fakten von 1999 und2000. Und unter «Info»steht: «Zur Zeit gibt es keineaktuelle Informationen.» Daskann bei einer aktiven Wei-terbildungs-Institution fastnicht sein...Unter «Kursprogramm» fin-det sich denn auch das reich-haltige Angebot der 111.Schweizerischen Lehrerinnen-und Lehrerbildungskurse(SLK) vom 8. bis 26. Juli 2002in Liechtenstein. Ein Linkführt zu www.liecht-bild.li,wo weitere Infos über diekommenden Kurswochen zuhaben sind. Es gibt nochfreie Plätze.Ein umfassendes Sortimenthält die Weiterbildungs-An-gebots-Börse (WAB) bereitwww.w-a-b.ch. Das ist einService in Zusammenarbeitmit verschiedenen Bundes-ämtern und des Schweizeri-schen Verbandes für Berufs-beratung. Auf den einfachgestalteten Websites lässt

sich suchen – und finden:Kursanbieter nach Kanton,Lehrgänge mit Abschlussund Kurse nach Themenge-bieten oder per Stichwort.Einfach aber perfekt. Mehrals 24 000 Kurse und Lehr-gänge von der beruflichenWeiterbildung bis zur allge-meinen Erwachsenenbil-dung sind abrufbar.In der Regel zeichnen diekantonalen Zentralstellen fürBerufs- und Laufbahnbera-tung für die Eingabe derInfos verantwortlich. DieMacher sichern sich ab: Siegeben keine Qualitätsurteile.

Mit ZertifikatWenn schon jeder Biosalatsein Label hat, so brauchenauch die Anbieter der Weiter-bildung ihre Zertifikate. DasSchweizerische Qualitätszer-tifikat für Weiterbildungsin-stitutionen zeichnet guteInstitutionen aus, um «mehrTransparenz für Konsumen-tinnen und Konsumenten»zu schaffen www.eduqua.ch.Die klar aufgebaute Websitelistet die Institutionen aufund informiert über die Kri-terien. Hinter dem ProjektEduQua stehen Bundesämterund Verbände.Ein Bedürfnis erfüllt wohlauch die ModulzentraleSchweiz www.modula.ch.Der Name der Website istProgramm: Die Datenbankenenthalten Module und Bau-kästen mit sorgfältig aufbe-reiteten Informationen. DasSuchen ist nicht einfach,aber eine Anleitung hilft wei-ter. Gut gemeint, aber insge-samt verbesserungswürdig.Einen optischen Aufputz gutvertragen könnte die Platt-form www.swissuni.ch. DieWebsite gibt einen Überblicküber die Angebote aller Unis:Sie linkt gleich auf die ent-sprechenden Server der Uni-versitäten. Aber man merktsdem Auftritt an: Die Hoch-schulen können sich übermangelnde Nachfrage nichtbeklagen.

Thomas Gerber

Weiterbildung weitersuchen – und finden

Informationsfülle gut aufgeteilt: Weiterbildungs-Server«Alice» (Adult Information Learning Center).

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MAGAZIN HinweiseLand von Sonne und WindDie «Chemins de fer du Jura»

halten einen Prospekt für Schul-

reisen mit attraktiven Ideen für

Wanderungen und Velotouren

bereit.

Ein Beispiel: Mit dem Windkraft-

werk in Mont-Crosin und dem

Sonnenkraftwerk in Mont-Soleil

den grössten Park erneuerbarer

Energie der Schweiz entdecken.

Ein Erlebnispfad bietet die Mög-

lichkeit die Anlagen auf spieleri-

sche Art zu verbinden. Auf dem

4 km langen Pfad erfahren und

erleben die Wanderer vieles über

Tier- und Planzenwelt, Landwirt-

schaft, Sonne und Wind. Das

Windkraftwerk besteht aus vier

modernen Turbinen von 67 m

Höhe, mit je einem Windrad

bestehend aus 3 Flügeln von 22

m Länge. Reiseroute: mit dem

Zug nach Les Breuleux, zu Fuss

über Cerneux-Veusil nach Mont-

Soleil (ca. 2 Std.) und weiter über

den Erlebnispfad (ca. 1 Std.)

nach Mont-Crosin. Zurück Car

nach St. Imier, Les Breuleux oder

Tramelan und weiter mit dem

Zug. Info und Bestellung: Tel.

032 482 64 50, Fax 032 482 64 79,

[email protected].

Günstige Expo-NächteSeit 8. Juni sind im mittelalterli-

chen Städtchen Estavayer-le-Lac

300 Unterkunftsplätze zum Preis

von Fr. 29.– pro Nacht verfügbar.

«Treckingland Schweiz» (Dach-

organisation der Trekkinganbie-

ter) hat diese Übernachtungs-

möglichkeiten speziell für

Schulen und Gruppen, aber

auch für Expofans, sportliche

Familien und Trekking-Liebha-

ber geschaffen. Das Besondere

am Angebot ist das 700 m2 grosse

Camp «Treckingland» direkt am

Seeufer. Wie eine Terrasse vor

dem Schlafzimmer nimmt sich

dieser mit natürlichen Materiali-

en geschaffene Spiel- und Ver-

pflegungsplatz aus, der sich dem

Gast in unmittelbarer Nähe sei-

ner Unterkunft öffnet. Ein ein-

gespieltes Team von Köchinnen

und Grillspezialisten sorgt für

das leibliche Wohl. Weitere In-

formationen im Internet unter

www.expo-family.ch.

mitteilung heisst. Dem erfreu-lichen Anstieg bei der Ver-netzung der Schulen und derVerbreitung von Computernin der Schule stehe eine nochunbefriedigende Nutzungvon ICT im Unterricht ge-genüber. Neben geeigneterAusrüstung sowie verstärkterAus- und Weiterbildung derLehrpersonen brauche esdazu auch eine professionel-le Wartung der Hard- undSoftware. Im Gegensatz zurPrivatwirtschaft sei dies anden Volksschulen noch kei-neswegs Standard. Die Leh-rerschaft sei bereit an derErarbeitung solcher Profes-sionalisierung mitzuwirken,hält der LCH fest. B.S.

Leserbriefe

Ebenfalls privat«Autonomie ist ein teurer Wert», BIL-DUNG SCHWEIZ 10/2002

Mit Interesse habe ich IhrenArtikel über die private LLB,insbesondere über das Semi-nar Unterstrass gelesen. Un-ter den erwähnten privatenInstitutionen, die einen Aus-bildungsauftrag in der terti-ären LLB übernehmen, fehltdas Lehrerinnen- und Leh-rerbildungsinstitut am Päda-gogischen Ausbildungszen-trum NMS in Bern. Das Institut wies im Herbst2001 mit 34 Anmeldungendie zweithöchste Anmelde-zahl der 5 bernischen LLB-Institute für die Stufen KGUund OP (Bern Marzili, Lan-genthal, Biel, Spiez, BernNMS) auf. Inzwischen wur-den die Institute in Biel undLangenthal wegen zu gerin-ger Nachfrage auf 1. 9. 2002geschlossen. Die neue An-meldezahl für 2002 am pri-vaten ILLB Bern NMS liegtzurzeit bei 71. Ernst Preisig,

Direktor ILLB Bern NMS(Weitere Informationen:www.nms.llb.unibe.ch)

Erziehung zuOnline-SpielenCD-Beilage der Swisscom in BIL-DUNG SCHWEIZ 8/2002

Unter dem Motto «Schulenans Internet» wird TimeEyeals innovatives Kommunika-tions- und Wissenspiel ange-priesen. Da ich grundsätzlichein Fan der Internetidee binund im Moment die Ausbil-dung zum SIZ-Webpublisherbestreite, habe ich dieses Pro-gramm geprüft. Fazit: DiesenUmgang von Kindern mitdem Internet muss man gna-denlos als Erziehung zu On-line-Spielen bezeichnen. Hierhaben finanzielle Absichtenden Vorrang vor pädagogi-schen Grundideen erhalten.Daneben habe ich auf derwww.schoolnet.ch-Seite aberauch sehr gute Ansätze ent-deckt. Andrea Reto Walt,

Wil SG

Schulen und ICT

66% am NetzMehr als 82% der Volksschu-len verfügen über Computerfür Schülerinnen und Schü-ler, 66% über einen Internet-Anschluss. Dies zeigt dieerste gesamtschweizerischeErhebung des Bundesamtesfür Statistik über die Ausstat-tung der Schulen mit Infor-mations- und Kommunikati-onstechnologien (ICT). AufSekundarstufe I beträgt derAusrüstungsgrad sogar nahe-zu 100%.Der LCH hat von diesemErgebnis mit «gemischtenGefühlen» Kenntnis genom-men, wie es in einer Presse-

LCH-Sekretariat

SommerzeitWährend der Sommerferienwo-

chen vom 15. Juli bis 2. August

ist die telefonische Erreichbar-

keit des LCH-Sekretariats in

Zürich über 01315 54 54 wie

folgt gewährleistet: Montag bis

Freitag 8.00–12.00 Uhr; nach-

mittags Telefonbeantworter. Ab

2. August ist die Telefonzentrale

des LCH neu am Freitag Nach-

mittag bis 16 Uhr bedient (bis-

her 16.30). Erholsame Ferienzeit!

LCH

Weiterbildung

Improvisation!An Musizierende (Amateure und

Profis ab 17 Jahren), die «bereit

sind, alles aufs Spiel zu setzen»,

richtet sich das Kursprogramm

«improvisation d’ensemble»

vom 11.–17. August mit Hans-

jürgen Wäldele und Nicolas Rihs

im Centre de Sornetan im Jura.

Erfahrung mit Improvisation ist

nicht nötig. Maximal 20 Teil-

nehmende. Info und Anmel-

dung: Centre de Sornetan, 2716

Sornetan, Tel. 032 484 95 36.

Computer-Einsatz in der Schule nimmt zu, muss aber dringend noch professionalisiert werden.

Foto: Peter Waeger

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441 2 / 1 3 • 2 0 0 2

Zehn Jahre Babylonia«Babylonia» existiert seit zehn

Jahren. Zum Anlass des Jubi-

läums wartet die Zeitschrift für

Sprache und Kultur mit einem

kurzen Rückblick und vor allem

mit dem Aufzeigen neuer Per-

spektiven auf: In Zukunft soll die

Aufmerksamkeit vermehrt der

jungen Generation von Lehre-

rinnen und Lehrern gelten.

Gleichzeitig will man auch die

neuen Informationstechnolo-

gien berücksichtigen. So wurde

die Internetseite neu eingerich-

tet (www.babylonia-ti.ch) und es

ist ein Webquest geplant. Zudem

liegt der Nummer ein Poster mit

dem Sprach- und Kulturspiel

«Babylonische Umwege» bei. Es

wurde für die Anwendung in

Schulklassen konzipiert und

kann zusätzlich bei der Redak-

tion bestellt werden. Der redak-

tionelle Teil enthält Beiträge

zum neuen Sprachengesetz und

Kommentare zur Sprachsitua-

tion in der Schweiz. Die Ausgabe

4/2001 ist zum Preis von Fr. 16.–

(+2.50 Porto) erhältlich bei:

Babylonia, Palazzo Lanzi, Via

Cantonale, 6594 Contone, Tel.

091 840 11 43, Fax 091 840 1144,

E-mail: [email protected]

Theater an der ExpoEthik – Reservat für Philosophin-

nen, Dichter, Pfarrer, Rabbiner,

Politikerinnen, Sozialarbeiter

und Ärztinnen? Keineswegs! Je-

den Tag trifft jede und jeder

Entscheidungen von kleiner,

mittlerer oder grosser ethischer

Bedeutung. Ethik geht jeden an.

Die 5 Sektionen der Nationalen

Schweizerischen UNESCO-Kom-

mission vermitteln ihre Anlie-

gen und damit die Botschaft

zum Thema Ethik in 5

Theaterstücken: «A Man in the

Tree – Wer hat Angst vor dem

Fremden?», «Kilimandscharo –

Das Leben ist so kurz, und man

ist so lange tot», «Déshabillez-

Vous – Dafür tun fast alle fast al-

les», «Natel Onze ne répond plus

– Live aus dem Kriegsgebiet!»,

«Identity – Ich habe einen Pass,

also bin ich». Die Stücke sind

geeignet für ein Publikum ab

10 Jahren, gespielt wird in

Französisch, Deutsch, Italienisch

und Englisch, auch ohne

Sprachkenntnisse verständlich!

Spielort: Yverdôme/Salle du Hall

auf der Arteplage Yverdon-les-

Bains. Information und

Reservation: Catja Loepfe Tel.

079 247 76 87.

Volkstanz: alt & rockigDie Volkstanz-CD «rockig-tradi-

tionell-meditativ» Vol. 4 umfasst

wiederum eine eigene und be-

sondere Mischung an Liedern

und Tänzen. Zum einen finden

sich darin altbewährte Tänze, für

welche es oftmals schwierig ist,

gute Tonträger zu finden. Zum

anderen wird ein neuer Akzent

gesetzt, indem rockige, moderne

Tänze zum Mitsingen einladen.

«We are the world», «Champs

Elysées», «Amen», «He’s got the

whole world in his hands» und

andere mehr laden zu einem be-

sonderen Gruppenerlebnis ein.

Die CD kostet Fr. 35.–

(+Versandkostenanteil). Weitere

Info: www.volkstaenze.ch oder

JUSESO Thurgau, Postfach 218,

CH-8570 Weinfelden, Tel./Fax

071 622 42 88.

7 Lieder in 7 SprachenViele fremdsprachige Kinder

wachsen in einer musikalisch

und rhythmisch reichen Umge-

bung auf. Was sind ihre Lieder,

wie klingt ihre Musik? Singend,

klatschend und tanzend lernen

die Kinder sieben mitreissende

Songs ihrer Mitschüler kennen.

Die unermüdliche Suche nach

neuen Rhythmen und Liedern

ist eine der Leidenschaften, wel-

che Christian Fotsch, Jihad Al

Choukri und Marem Aliev ver-

binden. Seit 1994 hat die Gruppe

«Ssassa» über 550 Konzerte gege-

ben, wovon ein grosser Teil von

UNICEF organisierte Schulhaus-

konzerte waren. In individuellen

Programmen für Primar- und

Oberstufe und mit über 20 Origi-

nalinstrumenten entführt «Ssas-

sa» auf eine multikulturelle Reise

quer durch Europa. Die CD

«Schnabelwetzer» erhielt 2001

den deutschen Medienpreis

«Leopold – gute Musik für

Kinder». Informationen, Anmel-

dung und CD-Bestellungen:

Christian Fotsch, Telefon

01 840 00 18, Fax 01 840 00 20,

E-Mail [email protected].

AV-Medien

Bibliothekseinrichtungen

Lehrmittel/Schulbücher

Projektions, TV- & Apparatewagen

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www.furex.ch

Dienstleistungen

Staunen und Lachen

BauchredenEine Idee für Ihre nächste Schulveranstaltung.Programme für jede Altersstufe.

Sehr gerne erteilt Ihnen weitere Auskunft:Fridolin Kalt, 8597 LandschlachtTelefon 071 695 25 68, Fax 071 695 25 87

Musik/Theater

Verlag ZKM, Postfach, 8353 Elgg

Telefon/Fax 052 364 18 00, www. verlagzkm.ch

ERBA AG, Bahnhofstrasse 33, 8703 ErlenbachMit Ihnen Planen – Gestalten – EinrichtenBibliothek / MediothekVerlangen Sie unsere ChecklisteTel. 01 912 00 70; Fax 01 911 04 96

Dienstleistungen für das Bildungswesen Services pour l’enseignement et la formationServizi per l’insegnamento e la formazione Services for education

SWISSDIDACGeschäftsstelle Postfach, 8800 ThalwilTel. 01 722 81 81, Fax 01 720 56 29

www.swissdidac.ch

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45B I L D U N G S M A R K T1 2 / 1 3 • 2 0 0 2

Total durchgeknallt?Schwere psychische Krankheiten

wie Schizophrenie oder Manie

sind ein Tabu – auch in der Schu-

le. Die Schweizerische Stiftung

Pro Mente Sana, die sich für die

Interessen psychisch kranker

Menschen einsetzt, bietet Unter-

stützung an, um dieses Thema

im Unterricht anzusprechen und

zu bearbeiten, beispielsweise in

einer Projektwoche. Sie infor-

miert Lehrerinnen und Lehrer

über psychische Erkrankungen

und über entsprechende Lehr-

mittel wie Videos sowie Kinder-

und Jugendbücher. Die Stif-

tung hilft auch Kontakte herzu-

stellen zu lokalen Psychiatrie-

Einrichtungen sowie zu Betrof-

fenen und Angehörigen. Inhalt-

licher Schwerpunkt des Schul-

projekts «Total durchgeknallt?»

sind besonders stigmatisierte

psychische Krankheiten, aber

auch andere psychiatrische

Krankheitsbilder sowie das

Thema Kinder- und Jugend-

psychiatrie. Kontakt: Pro Mente

Sana, Andreas Knuf, Hardturm-

strasse 261, Postfach, 8031 Zü-

rich, Telefon 01 361 82 72, Fax

01 361 82 16, a.knuf@promente-

sana.ch.

Lernsoft-PaletteDie Angebotspalette von lern-

soft.ch wurde um 12 Programme

erweitert. Sie können in den Fä-

chern Deutsch, Mathematik,

Mensch und Umwelt sowie

Französisch eingesetzt werden.

Wie die bisherigen Programme

sind sie auf den Schulstoff der

Schweiz abgestimmt und ermög-

lichen den Schülern ein effizien-

tes, spannendes und motivieren-

des Üben des nicht immer be-

liebten Schulstoffes. Übrigens:

Reallehrer verwenden sie gerne

zur Repetition. Highscorelisten

ermöglichen den Schülern einen

Vergleich und geben der Lehr-

person einen Überblick. Alle

Programme laufen sowohl unter

Windows wie auch unter Mac-

intosh. Unter www.lernsoft.ch

sind weitere Informationen zu

den kostengünstigen Program-

men abrufbar. Hier können

Lehrpersonen die Programme

auch direkt bestellen oder eine

Demo-CD anfordern.

OL für Körper & GeistVon April bis Oktober 2002 führt

der Schweizerische Orientie-

rungslauf-Verband (SOLV) für

Schülerinnen und Schüler in der

ganzen Schweiz Orientierungs-

läufe auf dem Schulareal durch.

Die «sCOOL! Tour de Suisse» ver-

folgt das Ziel, Jugendliche für

den OL-Sport zu begeistern.

Langfristig soll der Nachwuchs

für die nationalen Kader sicher-

gestellt werden. Hauptsponsor

ist die Postfinance. Unter der

Leitung ihrer Lehrperson haben

die Kinder während zwei Wo-

chen das ABC des Orientierungs-

laufs erlernt. Der Unterricht um-

fasste Grundlagen des Karten-

lesens, den Umgang mit dem

Kompass und anschliessendes

Üben des Gelernten auf dem

Schulareal. Die Lehrkräfte kön-

nen bei der Schulung auf die

Unterstützung des SOLV zählen.

Für Kinder und Jugendliche

wurde das sCOOL!-Lehrmittel

«Einführung ins Kartenlesen»

entwickelt. Am 23. Mai 2003 sol-

len dann in 1000 Schulhäusern

rund 100 000 Kinder gleichzeitig

zu einem weltrekordverdächti-

gen OL starten. Weitere Infor-

mationen unter www.scool.ch.

OBA: GesundheitVom 22. bis 26. August findet

zum 9. Mal die Ostschweizer

Bildungsausstellung OBA in St.

Gallen statt. Im Vordergrund des

reichhaltigen Programms steht

die OBA-Zukunftswerkstatt un-

ter dem Titel «Gesund – und

wie!». Im Rahmen von zwei

Anlässen und einem Ausstel-

lungsprojekt werden Interessier-

te dazu eingeladen, sich Gedan-

ken zur Bedeutung der Gesund-

heit für ihr Leben zu machen.

An der Fachveranstaltung vom

23. August, 16–18 Uhr, werden

Auswirkungen der Veränderung

in der Gesundheitsversorgung

auf die Berufsbildung themati-

siert und der neue Beruf «Fach-

angestellte Gesundheit» präsen-

tiert. An einer Publikumsver-

anstaltung vom 25. August,

13.30–15.30 Uhr wird der Begriff

der Lebensqualität kritisch hin-

terfragt. Weitere Informationen

im Internet unter der Adresse

www.oba-sg.ch.

ProjektierungAusführungService – Vermietung

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46B I L D U N G S M A R K T1 2 / 1 3 • 2 0 0 2

Weiterbildung imBereich GestaltenIm Kanton Bern bringt das An-

gebot «Zertifikate Gestalten» der

Zentralstelle für Lehrerinnen-

und Lehrerfortbildung Bern (ZS

LLFB) und des lernwerk bern

(ehemals BVSF) den Lehrkräften

ab Herbst 2002 eine langfristige

Weiterbildung im Bildnerischen,

Technischen und Textilen Ge-

stalten. Das Angebot richtet sich

an Lehrkräfte, die ein oder

mehrere Teilgebiete des Fachs

Gestalten unterrichten oder un-

terrichten werden, sowie an

Gestaltungsteams, welche sich

gemeinsam für die Fachentwick-

lung an ihrer Schule engagieren

wollen. Es ist in einen Basisbe-

reich und einen Zertifikatsbe-

reich aufgeteilt. Im Basisbereich

werden die Grundkenntnisse im

gewählten Fachbereich nach

Bedarf erweitert und aktualisiert.

Parallel dazu fassen die Lehrkräf-

te im Zertifikatsbereich ihre

Kompetenzen, die sie in der Aus-

und Weiterbildung sowie durch

Berufserfahrung erworben ha-

ben, zu grösserer beruflicher

Handlungskompetenz zusam-

men. Mit einem eigenen Projekt

leisten sie zudem an der eigenen

Schule einen Beitrag zur

Weiterentwicklung des Fachbe-

reichs Gestalten. Informationen:

ZSLLFB, Lerbermatt, 3098 Köniz,

E-Mail [email protected], Internet

www.lernwerkbern.ch/zg.

Schule & WirtschaftAuf Kooperation zwischen Wirt-

schaft und Schule setzt seit dem

vergangenen Februar die Inter-

netplattform www.pelinet.ch,

hinter der die Firma Pelikan

(Füllhalter, Farben) steht. Lehr-

personen sollen auf dem Server

«aktuelle, fixfertige und sorgfäl-

tig gestaltete Unterrichtseinhei-

ten vorfinden», wie es in einer

Mitteilung heisst. Die Inhalte

(Texte, Bilder, Video) werden

gemäss Konzept von Unterneh-

men, aber auch von staatlichen

Organisationen zur Verfügung

gestellt; Pädagoginnen und Pä-

dagogen im Dienst von pelinet

bereiten diesen Stoff zu web-

gerechten Lektionen auf. Das

Projekt wolle Lehrkräfte im

Bereich Unterrichtsvorbereitung

und Präsentation entlasten, aber

– so die Mitteilung – «pelinet soll

die Schülerinnen und Schüler

nicht mit Werbung eindecken».

Vielmehr solle durch die Lektio-

nen, aber auch durch Exkursio-

nen sowie Verbrauchs- und An-

schauungsmaterial ein «positiver

Kontakt» hergestellt werden.

Preisgekrönte Idee:«Pédi-Rail»An der zweiten Austragung des

internationalen Wettbewerbs für

Primarschulen «Sicherheit für

alle» des Autoherstellers

Renault, der in der Schweiz in

Zusammenarbeit mit dem TCS

durchgeführt wird, haben 162

Schulklassen aus allen Landesge-

genden und Sprachregionen teil-

genommen. Nach einer Voraus-

scheidung durch die Jury Mitte

April wurden im Mai acht

Schulklassen zum Nationalen

Final nach Luzern eingeladen.

Den Sieg trug dort eine vierte

Klasse aus Epalinges bei Lausan-

ne davon. Ihr Vorschlag: «Pédi-

Rail», ein markiertes Wegleitsys-

tem mit begleitetem Schulweg.

Die 22 Kinder erhielten die

Chance, die Schweiz am interna-

tionalen Treffen im Disneyland

bei Paris zu vertreten. Die übri-

gen Finalteilnehmer erhielten je

500 Franken für die Klassenkasse

und weitere zwölf Klassen je 250

Franken. Ausführliche Informa-

tionen sind im Internet abrufbar

auf www.sicherheit-fuer-alle.ch.

OrgelreisenSeit zehn Jahren organisiert und

leitet die Musikerin Annerös

Hulliger Orgelreisen, auf denen

sich auserlesene Orgelmusik mit

Kultur- und Landschaftserlebnis-

sen verbindet – so vom 24. bis

30. August Orgelwandertage im

Obergoms und vom 28. Sep-

tember bis 5. Oktober eine Reise

durch die Orgellandschaft Tog-

genburg – Thurgau – Bodensee-

gebiet. Kontakt: Annerös Hul-

liger, Oberfeldstrasse 54, 3067

Boll/Bern. Tel. 031 839 55 86.

Die Hinweise im «Bildungs-markt» beruhen auf Ein-sendungen sowie auf Infor-mationen von Inserentenin BILDUNG SCHWEIZ.

Spiel und Sport

Spiel- und Sportgeräte AGPostfach 482, 6210 Sursee LUTelefon 041 925 14 00www.buerliag.com

– Spiel- und Sportgeräte– Fallschutzplatten– Drehbare Kletterbäume– Parkmobiliar

GTSM-MagglingenAegertenstrasse 56 8003 Zürich� 01 4611130 Telefax 01 46112 48E-Mail: [email protected] / www.gtsm.ch

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Tempelstrasse 11 Tel. 033 334 30 00 www.fuchsthun.ch3608 Thun Fax 033 334 30 01 [email protected]

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Schuleinrichtungen/Mobiliar

TRAG AG • Feldstrasse 18 • CH-5107 Schinznach-DorfTel. ++41(0)56-443 36 70 • Fax ++41(0)56-443 36 72 http://www.trag.ch • e-Mail: [email protected]

Der Beitrag zur bewegten Schule mit dem neuen ergonomischen Schulmöbelprogramm SANA SC HO OL® .

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tel. 041 710 81 81fax 041 710 03 43http://www.knobel-zug.chE-Mail: [email protected]

Strasser

Strasser AG ThunBierigutstrasse 183608 ThunTel. 033 334 24 24E-mail: [email protected]

SchuleinrichtungenLaborbau

Schulraum-Planung und Einrichtung

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47I M P R E S S U M1 2 / 1 3 • 2 0 0 2

Impressum BILDUNG SCHWEIZ erscheint monatlichBILDUNG SCHWEIZ thema erscheint zwei-monatlichBILDUNG SCHWEIZ-Stellenanzeiger erscheint inallen Ausgaben sowie nach Bedarf separat; 147. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- undLehrerzeitung (SLZ)

Herausgeber/VerlagDachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer

(LCH)• Beat W. Zemp, Zentralpräsident, Erlistrasse 7,

4402 Frenkendorf E-Mail: [email protected]

• Urs Schildknecht, ZentralsekretärE-Mail: [email protected]

• Anton Strittmatter, Leiter PädagogischeArbeitsstelle LCH, Jakob-Stämpflistr. 6, 2504 Biel-BienneE-Mail: [email protected]

• Walter Herren, Präsident Medienkommission,Kreuzwegacker 18, 3110 MünsingenE-Mail: [email protected]

Zentralsekretariat/Redaktion: Ringstrasse 54, Postfach 189, 8057 ZürichTelefon 01 315 54 54 (Mo bis Do 8.00 bis 9.00 und

13.00 bis 17.00 Uhr, Fr bis 16.00 Uhr)Fax 01 311 83 15, E-Mail: [email protected]

Redaktion• Heinz Weber (hw.), Verantwortlicher Redaktor

E-Mail: [email protected]• Peter Waeger (wae), Grafik/Layout

E-Mail: [email protected]

Ständige MitarbeitMadlen Blösch (mbl.), Doris Fischer (dfm.), Thomas Gerber (ght.), Martin Schröter (ms.), Adrian Zeller (aze.)

Internetwww.lch.chwww.bildungschweiz.chAlle Rechte vorbehalten.

Abonnemente/AdressänderungenZentralsekretariat LCH, Postfach 189, 8057 Zürich,Telefon 01 315 54 54, E-Mail: [email protected]ür Aktivmitglieder des LCH ist das Abonnementvon BILDUNG SCHWEIZ inklusive BILDUNGSCHWEIZ thema im Verbandsbeitrag enthalten.

Schweiz AuslandJahresabonnement Fr. 95.50 Fr. 162.–Studierende Fr. 67.50

Einzelexemplare: Fr. 12.– jeweils zuz. Porto/Mwst. (ab 5 Exemplaren halber Preis)

DienstleistungenBestellungen/Administration: Zentralsekretariat LCHE-Mail: [email protected]/Reisedienst: Martin SchröterE-Mail: [email protected]

Inserate/DruckInserate: Kretz AG,Zürichsee Zeitschriftenverlag, 8712 StäfaTelefon 01 928 56 09, Fax 01 928 56 00Postscheckkonto 80-3-148Anzeigenverkauf: Martin Traber E-Mail: [email protected]: Zürichsee Druckereien AG, 8712 Stäfa

ISSN 1424-6880

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Für fünf Tage wird St.Gallen zum Para-dies für alle, die Lust haben, fantasievollzu spielen, ausgiebig zu testen und krea-tiv zu basteln. Schülerinnen, Schülersowie Lehrpersonen sind eingeladen, an

verschiedenen Spiel- und Workshopsteilzunehmen. Mitschüler zu einem Spielturnier her-ausfordern, Spiele-Neuheiten testen,einen eigenen Indoor-Bumerang oder

49B I L D U N G S M A R K T1 2 / 1 3 • 2 0 0 2

Testen, spielen, kreativ bastelnDie 12. Internationale Spiel- und Spielwarenmesse in St.Gallen,vom 4. bis 8. September 2002, hält wiederum ein reichhaltigesSpiel- und Workshop-Angebot für Schulklassen bereit.

Alpengarten Hoher KastenVon einer Lehrergruppe geführt, betreibt der Alpengartenverein Hoher Kasten, Appenzell, seit1995 auf dem Gipfelplateau Hoher Kasten einen 5000 m2 grossen, mit Wegsystem und Sitzbank-gruppen gut erschlossenen Alpengarten auf 1790 m ü.M. Gegen 400 verschiedene Alpenpflanzenkönnen im Verlauf der Alpengartensaison von Mitte Juni bis Mitte August bequem beobachtetwerden. Für Lehrkräfte hält die Talstation der Luftseilbahn Wandervorschläge und frei kopierba-re Pflanzenbeschreibungen bereit, die man am besten bis zu einer Woche vor der Kastenfahrtanfordert: Alpengarten und Luftseilbahn Hoher Kasten, Talstation, 9058 Brülisau AI, Telefon071 788 13 22, www. hoherkasten.ch/berggast/alpengar.html

Bergwandern – sicher mit GenussHinweise für sichere und genussreiche Ausflüge bietet die 32-seitige Broschüre «Bergwandern istwunderbar!» der Säntis-Schwebebahn AG. Die Texte stammen von zwei erfahrenen Fachleuten:Peter Donatsch, Journalist, und This Isler, Grabserberg, Primarlehrer, lange Jahre selbst in der Bergrettung tätig. Isler hat auch die Illustrationen beigesteuert. Lehrkräfte können ein Exemplargratis beziehen bei: Säntis-Schwebebahn AG, 9107 Schwägalp, Telefon 071 365 6565, Fax071 365 65 66, Internet www.saentisbahn.ch.

Rätoromanisch in den FerienIm bündnerischen Laax findet vom 14. bis 27. Juli 2002 zum 34. Mal der Sprachkurs der Funda-ziun Retoromana statt. In sechs Niveaugruppen werden alle an rätoromanischer Sprache undKultur Interessierten von ausgebildeten Fachleuten betreut. Für die Kinder von teilnehmendenEltern wird ein Kindergarten angeboten. Der Unterricht umfasst vier Lektionen pro Tag, danebenwird ein umfangreiches Rahmenprogramm angeboten. Informationen: Fundaziun Retoromana(FRR), Francestg Friberg, 7163 Danis, Telefon und Fax 081 941 24 19, Internet www.frr.ch, [email protected].

Schweizer StudienführerDer Schweizer Studienführer empfiehlt sich als «Rundgang durch die Schweizer Studien- undUniversitätslandschaft» mit Ratgeberteil, Lexikonteil, vergleichenden Fachbeschrieben, Univer-sitätsporträts, Tipps, Hinweisen und Internetadressen. «Schweizer Studienführer», 13. Auflage2001, Hrsg. Arbeitsgemeinschaft für akademische Berufs- und Studienberatung, Fr. 20.–. Bestel-lungen an: Schweiz. Verband für Berufsberatung SVB, Vertrieb, Zürichstr. 98, 8600 Dübendorf 1,Tel. 01 80118 99, E-Mail [email protected], Internet www.svb-asosp.ch.

einen Modelleisenbahnwagen aus Recy-clingmaterial herstellen, hohe Türmebauen, Modellautos über eine Renn-bahn lenken, mit Spiele-Erfindern Pro-totypen ausprobieren... An der Spiel-messe in St.Gallen werden Kinder,Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnenund Lehrer in die spannende Welt desSpiels entführt. Die Messe zeigt einenbreiten Querschnitt aus dem aktuellenAngebot der Spielwarenbranche und derSpieleverlage sowie den Bereichen,Modellbau, Basteln und Gestalten.

Workshops für SchulklassenZusammen mit Ausstellern hat dieSchweizer Spielmesse ein vielseitigesSpiel- und Workshop-Programm fürSchulklassen zusammengestellt. DieThemen sind so gewählt, dass Spiel-trieb, Fantasie und handwerkliches Ge-schick sinnvoll ineinanderfliessen. DieSpiel- und Workshops werden in derRegel von Fachleuten betreut und sindwährend der ersten drei Messetage vor-nehmlich für Schulklassen reserviert.Das Angebot:• Sonnenbetriebene Dinge selber bauen

(Solartechnik)• Action mit Bewegungsspielen• Spiel und Spass aktiv (Sitzkreisspiele)• Bumerang-Werkstatt• Spielerisches Gestalten mit «TiP»

(Produkt aus Maisstärke vom Erfinderder Fischertechnik)

• Funktionstüchtige Modelleisenbahn-wagen aus Recyclingmaterial

• Glasfusing, Glasschmelzen, künstle-risch gestaltetes Glas

• Marmorieren auf Seide• Ballon modellieren• Briefumschläge aus Recyclingmaterial

und anderes mehr

Anmeldung per TelefonInformationen (Kurzbeschreibung derSpiel- und Workshops, Anzahl Teilneh-mende, Termine, Kosten etc.) sind abMitte Juli im Internet unter www.olma-messen.ch und www.spielmesse.ch ab-rufbar oder erhältlich beim Messesekre-tariat Schweizer Spielmesse, c/o OlmaMessen St.Gallen, Tel. 071 242 01 77.Anmeldungen für die Workshops sindausschliesslich telefonisch an das Sekre-tariat der Messe zu richten.Die Schweizer Spielmesse dauert vom 4. bis 8. September 2002 und ist vonMittwoch bis Samstag 10 bis 18 Uhrund am Sonntag 9 bis 18 Uhr geöffnet.Eintritt für Schulklassen (ab 10 Perso-nen) pro Person Fr. 5.–, eine Begleit-person gratis.

Auch Erwachsene haben ihrenSpass an der Spielmesse.

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Zeitgeschehen imUnterrichtHandy«Zur Zeit: Handy» greift ein Phänomenauf, das die meisten Jugendlichen auseigener Erfahrung kennen: den Handy-Boom. Das Magazin thematisiert nichtnur die neuen Arten zu kommunizieren,sondern auch die gesellschaftlichen Aus-wirkungen des Handybooms.

Flüchtlinge«Zur Zeit: Flüchtlingspolitik» widmetsich einem der meistdiskutierten The-men der letzten Jahre. Es geht nicht nurum die Flüchtlingspolitik während desZweiten Weltkrieges, sondern auch umjene der jüngsten Vergangenheit.

Mitbestimmung Mitbestimmung zu Hause und im Quar-tier, Mitbestimmung auch in der Schule:Weshalb ist es wichtig, Kinder in siebetreffenden Fragen anzuhören, sie ein-zubeziehen? Das Magazin bietet Lehr-personen, die sich mit dem Themabeschäftigen, wertvolle Anregungen.

Uno«Zur Zeit: Uno» widmet sich dem The-ma in drei Schwerpunkten: Im erstenTeil wird die Arbeit der Uno-Organisa-tionen beschrieben, im zweiten geht esum die Schweiz und deren Verhältniszur Weltorganisation. In einem drittenTeil geht das Magazin der Frage nach,wie sich Bürgerinnen und Bürger ihreMeinung bilden.

Expo SchweizReiseziel und Thema des Jahres: «ZurZeit: Expo Schweiz» vermittelt spannen-de Blicke auf die Expo, interessanteRückblicke auf vergangene Landesaus-stellungen und aufschlussreiche Ein-blicke in die Vorstellungen jüngerer wieälterer Menschen darüber, wie man einLand ausstellen könnte.

AutoBiografieZwischen 13 und 18 Jahren verändertsich das Verhältnis zum Auto grundle-gend: Während es für die Jüngeren nochprimär notwendiges Übel oder lästigeBedrohung ist, steigt mit zunehmenderSelbstständigkeit der Reiz des Autos alsMittel zu Unabhängigkeit und Freiheit.Zu welchem Preis? Mit welchen Folgen?Diesen Fragen widmet sich «Zur Zeit:AutoBiografie».

In den letzten Ausgaben von BILDUNGSCHWEIZ wurde wiederholt auf dasaktuelle Unterrichtsmagazin zur gesell-schaftlichen und politischen Bildung«Zur Zeit» hingewiesen. Nun haben dieKooperationspartner Berner Lehrmittel-und Medienverlag blmv und BILDUNGSCHWEIZ eine neue, einfache Bestell-möglichkeit im Internet geschaffen.

Peter Uhr blmv

Eine gute Übersicht über die Reihe findetsich auf der vom blmv gesponserten Info-Site www.schulimpuls.ch, die laufend umweitere für die Schule interessante Projek-te und Domains erweitert wird.Wer direkt bestellen will, findet dieselbenInformationen in etwas modifizierterForm unter der Verlags-Homepagewww.blmv.ch. Dort gibt es mehrere Mög-lichkeiten, sich einen Überblick über die«Zur Zeit»-Ausgaben zu machen:• Im Frame links unter «Neu – Aktualitä-

ten/Soeben erschienen» finden sichdie kürzlich erschienenen Hefte, blät-

tert man nach unten, findet sich dieListe aller erhältlichen Themenhefte.

• Eine aktuelle Nummer findet sichimmer auf der Homepage selbst.Klickt man diese an, erscheinen Heft-inhalt, bibliografische Angaben undBestellinformationen. Über den Link«Soeben erschienen» landet man wie-derum auf der oben erwähnten Titel-Übersicht.

• Oder man wählt im Frame gleich denMenupunkt «Suchen/Bestellen» im E-Shop blmv an, worauf in einemneuen Fenster die Such-Maske fürRecherchen im gesamten blmv-Arti-kelstamm erscheint. Hier unter«Stichwort» Zur Zeit eingeben – undschon kann man auswählen, Detailin-formationen einsehen, bestellen.

Apropos: Das neueste Heft «Zur Zeit:Expo Schweiz» musste wegen reissen-dem Absatz bereits zum zweiten Malnachgedruckt werden. Mehr zumexpo.02-Schulprogramm findet sichübrigens auf der oben erwähnten Ser-vice-Website www.schulimpuls.ch.

Zur Zeit: Das aktuelle Lehrmittel im InternetJetzt ist es noch einfacher, Informationen über «Zur Zeit» abzu-rufen und Hefte zu bestellen. «Zur Zeit: Expo Schweiz» wurdezum erfolgreichsten Projekt dieser Kooperation von blmv undBILDUNG SCHWEIZ.

Page 38: ZEITSCHRIFT DES LCH 12/13 2002 · Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) 147. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen-und Lehrerzeitung (SLZ) ... zum Machtmissbrauch anderer verführt,

«Nein, ausgebrannt bin ich nicht, viel-leicht darum, weil ich mir neben derSchule immer Freiräume erhalten habe– für mich selber, für meine Familie, fürmeine Hobbys. Eines davon ist die klas-sische Musik. Ich spiele Geige und Brat-sche in einem Orchester und immerwieder auch in der Schulstube. Ich den-ke, Musik ist das anspruchsvollste Un-terrichtsfach. Ich muss während derganzen Lektion voll präsent sein. Da-rum habe ich meine Stundenzahl gera-de in diesem Fach mit zunehmendemAlter etwas abgebaut. Zudem kann ichals Klassiker in Sachen Pop-Musik zuwenig bieten. Die Schüler dürfen ihreLieblingsmusik mitbringen, selber vor-stellen und singen.Musik war zusammen mit Geografieschon in der Ausbildung zum Sekundar-lehrer ein Nebenfach. Im Hauptfachstudierte ich Deutsch und Französisch,bin aber kein eindeutiger Phil-Einer. Ummeine mathematische Ader doch nochetwas zu pflegen, spiele ich gerneSchach und versuche auch die Schülerdafür zu begeistern. Am Schluss desQuartals gibt es einen Wettkampf.

Übungsmaterial selber suchenWie damals, als im Kanton Bern die

Sekundarschule schon im 5. Schuljahrbegann, kennen wir an unserer Mittel-stufe noch immer das Fachlehrersystem.Ich unterrichte daher an zwei KlassenFranzösisch. Dabei halte ich mich nichtimmer an unser Lehrmittel ‹BonneChance›, übe mit den Kindern dieVerbformen und Regeln. Ich schätzejedoch, dass sie heute sehr schnellschon zu richtigen Dialogen fähig sind.Unser Lehrmittel im Deutsch ‹Treff-punkt Sprache› bietet zwar schöne The-menvielfalt, aber leider kein Übungs-material. Da muss man selber suchen.In NMM (Natur, Mensch, Mitwelt)schätze ich es, dass ich den Stoff heutefreier wählen darf. Früher war beispiels-weise in der Geografie genau vorge-schrieben: In der Fünften der Kanton, inder Sechsten die Schweiz, in der SiebtenEuropa. Heute kann jeder Lehrer auchseine Vorlieben pflegen und Schü-lerwünsche berücksichtigen... Im Mo-ment beschäftigen wir uns in der Ge-schichte des Mittelalters intensiv mitden Klöstern in der Schweiz, später mitder Geschichte der Stadt Bern, einSchülerwunsch. Wir waren zusammenauf einer Exkursion im freiburgischenZisterzienserkloster Hauterive. Wir be-sichtigten auch die Ruinen des einsti-

gen Klosters von Rüeggisberg. Lehraus-gänge, Landschulwochen und Skilagerwaren mir immer wichtig, weil sichLehrer und Schüler in der lockerenAtmosphäre näher kommen. Auch pri-vat plane ich für Familie und Freundestets neue Wanderungen und unterneh-me Bergtouren. Sie bringen mir Erho-lung und neue Energie.Zu Beginn der Lehrtätigkeit an derLaubegg in den Siebzigerjahren habeich das Buch von A.S. Neill über anti-autoritäre Erziehung gelesen, aber baldfestgestellt, dass die Kinder ihre Freiheitund die damit verbundene Verantwor-tung nur wahrnehmen können, wenndie Lehrkraft wie Neill selber eine Auto-rität ist. Für mich gilt daher eine Päda-gogik der freundlichen Festigkeit.Ich unterrichte seit 1965 in diesemSchulhaus. Zuerst war es eine strengeMädchensekundarschule, in der dieMädchen nur im Rock zur Schule kom-men durften. In meiner Schulstube hatsich seit damals relativ wenig verändert.Für die Renovationen mangelte es stetsan Geld. In einer Selbsthilfeaktion habeich wie meine Kolleginnen und Kolle-gen das Schulzimmer neu gestrichen,weiss mit grünen Streifen. Am Samstaghalfen die Eltern mit. Inzwischen sinddie Farben etwas verblichen. Die Wand-tafel brauche ich noch immer sehr gern,obschon Hellraumprojektor, Kopier-apparat, Tonband, CD und Video, seitkurzem sogar ein Beamer unentbehrli-che Hilfsmittel geworden sind.

Direkter, aber sicher nicht schlechterNeben meiner Schulstube sind übrigensauch meine Schüler und Schülerinnender Mittelstufe nicht anders geworden:Ehrlich, herzlich, fröhlich, lebensfreu-dig; höchstens etwas direkter, abersicher nicht schlechter. Gefordert –manchmal überfordert – sind sie vomMedienüberfluss. Sie brauchen eineklare Führung. Ich konnte viel vonihnen lernen. Mit ihnen bin ich junggeblieben. Ich werde sie vermissen.Und weil mir Lehrausgänge stets liebwaren, leiste ich mir in diesem letztenSchuljahr noch einige dazu: Morgengehts nach Gmünden im Gohlgrabenin ein winziges Emmentaler Dorf, wowir die Gesamtschule besuchen. MitSchülern und Lehrerin pflegen wir seiteiniger Zeit Briefkontakt.»

Aufgezeichnet von Käthi Kaufmann-Eggler

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Beat Wernly (64): «Ich habe mir immer Freiräume erhalten.»

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: Kät

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«Mit freundlicher Festigkeit»Beat Wernly, Lehrer an der 5. Klasse im Berner SchulhausLaubegg, wird demnächst pensioniert. Er fühlt sich keinesfallsausgebrannt. Und er bekennt, von seinen Schülerinnen undSchülern viel gelernt zu haben.