Zeitschrift Lydia 2/2012 - Leseprobe
-
Upload
gerth-medien -
Category
Documents
-
view
226 -
download
2
description
Transcript of Zeitschrift Lydia 2/2012 - Leseprobe
D 12013ISSN 0939-138X
2/2012sfr 5,60
€ 3,20 (A)
€ 3,10
Persönlich. Echt. Lebensnah.
WW
W.L
YD
IA.N
ET
K I N D E R LO S
Die Mama in mir
Sandra Schlitter
Warum der Tod nicht das letzte Wort hat
Mirco, wir werden dich wiedersehen!
L E B E N
Wunder desAugenblicksK R I T I K
Warum Liebeehrlich ist
AU
S:
EIN
TR
AU
M W
IRD
WA
HR
(G
ER
TH
ME
DIE
N)
San Remo, ein viel besuchter Urlaubsort.
Wir breiteten unsere Strandtücher auf dem steinigen Strand aus.
Das Meer war ruhig und warm.
Nach einer Weile überkam mich die Langeweile. Ich stand auf,
streckte mich und nahm meiner Tochter Katie für einen Moment
die Sonne. Sie blinzelte mich fragend an.
„Ich glaube, ich gehe ein bisschen spazieren“, sagte ich.
„Herzzeit?“, fragte Katie.
„Ja“, erwiderte ich.
Sie sprang auf, um mit mir zu kommen. Das war eine Mutter-
Tochter-Tradition, die wir vor langer Zeit einmal eingeführt
hatten. Es ging darum, wer einen Stein finden konnte, der die
schönste Herzform hatte. Wir hatten uns mit der Zeit eine ganz
schöne Sammlung zugelegt.
A U S : S U S A N P O H L M A N , U N S E R I TA L I E N I S C H E S J A H R (B E S T E L L -N R . 816665, G E R T H M E D I E N )
Herzzeit
Muttersein – was für ein Wagnis! Es gehört viel
Mut dazu, ein Kind zur Welt zu bringen. Denn
keine Mutter kann ihr Kind vor jeder Gefahr
beschützen oder ihm Sicherheit garantieren. Nicht
einmal in der westlichen Welt. Keine Mutter kennt
das Morgen oder erahnt, was aus ihrem Kind ein-
mal werden wird. Dennoch bin ich nie einer Mut-
ter begegnet, die es bereut hätte, ihrem Kind Leben
geschenkt zu haben.
In dieser Ausgabe lernen Sie Sandra Schlitter
kennen, die tiefes Leid erlebt hat, als ihr zehnjäh-
riger Sohn Mirco ermordet wurde. Sie erzählt ihre
bemerkenswerte Geschichte, wie sie mit der Tragö-
die umgegangen ist. Vielleicht fragen Sie sich: Wie
kann sie auf dem Titelbild lächeln? Ich habe einen
ganzen Tag mit ihr verbracht und kann Ihnen ver-
sichern: Sie ist echt! Ja, sie leidet. Aber sie hat sich
entschieden, über den Schmerz hinaus zu sehen.
Sie bewältigt den Verlust, indem sie ihre Dank-
barkeit über zehn kostbare Jahre ausdrückt, die sie
mit Mirco in diesem Leben verbringen durfte. Die
grausame Tat konnte sie nicht verhindern. Doch
eines hat sie verhindert: dass diese Tat sie und ihre
Familie zerstört.
Sandra zeigte Mut, ihre Kinder in einer gefal-
lenen Welt großzuziehen. Damit ging sie ein Risi-
ko. So wie manche Frau in der Bibel: Sara wagte es,
als 90-Jährige noch ein Kind zur Welt zu bringen!
Jochebed, Moses Mutter, war schwanger, als der
König aus Eifersucht jedes männliche Kind töten
ließ! Voller Gottvertrauen legte sie ihren Sohn in
einen Korb und setzte ihn auf einen Fluss – in der
Hoffnung, dass er all die Krokodile dieser Welt
überleben würde. „Was für eine Gefahr!“, sagen
wir vielleicht.
Auch Maria, die Mutter Jesu, ging zweifellos ein
Risiko ein. Schwanger vor der Hochzeit? Maria
riskierte ihren Ruf, ihre Ehe und ihr Leben, um
Mutter zu sein für den Retter der Welt. Hat es
sich gelohnt? Jesus erklärte später: „Wenn du dein
Leben für mich riskierst, wirst du mehr gewinnen,
als du dir je erträumt hast. Wer dagegen auf Num-
mer sicher gehen will, geht leer aus“ (nach Lukas
19,26). Maria ging nicht leer aus, denn sie riskier-
te alles für Jesus. Was für ein Vorbild für uns! Sie
stellte sich ihrer Angst und überwand sie. Sie war
bereit, ein Risiko einzugehen. Gewiss: Es kostete
sie sehr viel! „Der Schmerz wird wie ein Schwert
durch deine Seele dringen“, kündigte ihr Simeon,
ein gottesfürchtiger Mann, im Tempel an. Und
genau das geschah.
Können wir vertrauen, dass derjenige, der durch
die Lande zog und Menschen körperlich gesund
machte, auch das Herz einer Mutter heilen kann?
Ja. Gott ist an unserem ganzen Leben inte-
ressiert. Er möchte, dass es uns gut
geht – an Körper, Seele und Geist.
Sein Wirken übersteigt alles,
was wir gewöhnlich erleben.
Wir behandeln Symptome
– er heilt Krankheiten.
Wir analysieren die Tatsa-
chen – er kümmert sich um die
Ursachen.
Wir leben an der Oberfläche des
Lebens – er taucht ein in die Tiefe.
Er wird auch in uns in die Tiefe gehen, wenn wir
unser Herz öffnen. Und wenn er dorthin kommt,
dann heilt, befreit und erlöst er.
Erinnern Sie sich an eine Zeit in Ihrem Leben, in
der Sie ein Risiko eingegangen sind? Würden Sie es
noch einmal tun? Vielleicht stehen Sie sogar gera-
de jetzt vor einer Entscheidung. Wenn Sie Gottes
Frieden haben, dann gehen Sie los!
Herzlich,
Ihre
Elisabeth Mittelstädt
Ganz persönlichElisabeth Mittelstädt
Riskiere dein Leben!
„Wenn du
dein Leben für mich
riskierst, wirst du mehr
gewinnen, als du dir je
erträumt hast.“
Lydia 02/2012 3
Leise sprichst du in mein Herz49
{persönlich} 3 Ganz persönlich Riskiere dein Leben!
Elisabeth Mittelstädt
14 Endlich frei von Selbstverurteilung Ich schaue nicht
mehr zurück auf das, was ich falsch gemacht habe.
Ethel Herr
22 Abschied nehmen von Schuldgefühlen Wie ich nach
einer Abtreibung Heilung fand – Margrit Moock-Heim
26 Die Mama in mir Ich habe keine eigenen Kinder.
Doch ich lernte, für andere eine „Mutter“ zu sein.
Dandi Mackall
46 Himmelskind Wenn das Geschenk nicht ankommt:
Das kleine Herz unseres Kindes hörte auf zu schlagen.
Julia Ruß
49 Leise sprichst du in mein Herz Als ich nach der
-
te ich Gott wie nie zuvor. – Mirjam Dixon-Moosmann
58 Wunder des Augenblicks Was ich vom Sterben übers
Leben lernte – Helen Lescheid
68 Meine Geschichte Wahre Liebe – Warum sich Warten
lohnt – Rebecca St. James
{echt}12 Der Anker meiner Seele Zuversichtlich leben in
unsicheren Zeiten – Ruth van Reken
20 Girl Talk (M)ein Jahr für Gott – Victoria Thielmann
32 Meine Meinung Wie gehen Sie mit Zukunftsängsten
um?
37 Schlaflose Nächte – Monika Goldsche
40 Wenn Oma Mama wird – Dr. Maxine Hancock
52 Das Erbe der Töchter – J. Lee Grady
56 Der Traum Meine Entscheidung stand fest:
Ich wollte mich umbringen. – Šerif Bakić
81 Sag mal, ... Fragen an Hagar
82 Nachgedacht Leben im „Wenn-erst“-Modus
Elena Schulte
T I T E L F O TO P E T E R G R O S S L AU B
6 Mirco, wir werden dich wiedersehen Warum der Tod nicht das
letzte Wort hat
Die Mama in mir26
Von der Kunstzu kritisieren
30
Interview mit Sandra Schlitter
4 Lydia 02/2012
18 Nachgefragt „Ich habe Angst davor, Kinder zu bekommen!“
Annemarie Pfeifer
30 Von der Kunst zu kritisieren Warum Ehrlichsein ein
Zeichen der Liebe ist – Stefan Loß
34 Keine Super-Muttis – Nicola Vollkommer
38 Von der Freude, Oma zu sein – Anni Potratz
44 Unter uns Müttern Erziehung mit Haltbarkeitsdatum?
Saskia Barthelmeß
62 Liebe, die über Mauern springt – Susanne Mockler
66 Versöhnen per Brief Wie Sie Ehestreit schriftlich lösen
können – Esther Lieberknecht
72 Heilige heute
Maike Münch Andrea Olk
Das Kätzchen, das vom Himmel fiel Lotte Bormuth -
men und der Name Jesus Irma Bathelt
Margot Köcher Christa Keip
{lebensnah}
{service}
20
14
10 Für Sie gelesen
36 Schmunzeln mit LYDIA
57 Liebe Leser
61 LYDIA kreativ – Imke Johannson
76 Gut informiert, Neu inspiriert
80 Leserbriefe
81 Impressum
Lydia{inhalt}
Wunder desAugenblicks
Endlich frei von Selbstverurteilung
(M)ein Jahr für Gott
58
Lydia 02/2012 5
MircoInterview
Sandra Schlitter
L Y D I A
„Mirco, wirwerden dich
wiedersehen!“Warum der Tod nicht das letzte Wort hat
„Ich wollte dem Mörder in die Augen sehen“, sagt Sandra Schlitter (35) aus Grefrath. Ihr Sohn Mirco
(10) war am 3. September 2010 entführt, missbraucht und erdrosselt worden. Die Polizei startete
eine der größten Suchaktionen in der Bundeskriminalgeschichte. Fünf Monate später wurde Mir-
cos Körper gefunden. Wie hat die Familie diese lange Zeit der Ungewissheit erlebt? Im exklusiven
LYDIA-Interview blickt Sandra zurück. Sie erzählt, wie sie trauert, aber auch wieder hofft und lacht.
Wie Gott sie täglich trägt und warum der Tod nicht das letzte Wort hat.
Liebe Sandra, eines Abends kam Mirco nach einem Kinobesuch mit seinen Freunden nicht nach Hause. Am nächsten Tag haben Sie ihn bei der Polizei als vermisst gemeldet. Was haben Sie damals gedacht und gefühlt?
Ich dachte sofort: ‚Mirco ist entführt worden!‘
Eine Mutter spürt so etwas. Es war nicht seine Art,
einfach über Nacht wegzubleiben, ohne sich zu
melden. Bei der Polizei wurden wir gefragt, ob er
vielleicht Angst gehabt haben könnte, nach Hause
zu kommen. Aber dafür gab es keinen Grund.
So kurz nach den Ferien fühlte er sich auch in
der Schule wohl. Er wollte sogar eine Förderung
wegen seiner Lese-Rechtschreib-Schwäche mit-
machen.
Ohne Mirco, der immer viel Leben ins Haus
brachte, war es sehr still. Da gingen mir natürlich
viele Gedanken durch den Kopf: ‚Friert er? Hat er
Schmerzen oder Hunger? Ruft er nach mir?‘ Aber
ich wollte sie nicht zu Ende denken, sondern an
der Hoffnung festhalten.
Außerdem haben mein Mann und ich gleich am
ersten Abend im Bett noch etwas Wichtiges ent-
schieden: Wir haben einander ganz bewusst ver-
geben und wollten uns nicht gegenseitig beschul-
digen: „Du hättest aber …“ FOT
O:
PE
TE
R G
RO
SS
LA
UB
6 Lydia 02/2012
FOT
O:
PE
TE
R G
RO
SS
LA
UB
Lydia 02/2012 7
Ehe
V O N S U S A N N E M O C K L E R
Liebe,die über Mauern springt
62 Lydia 02/2012
Sommer 1983. Annette verbringt ihre Sommerfe-
rien im Haus von Verwandten in Ungarn. Dort
trifft die quirlige junge Frau aus Süddeutsch-
land Ulf Richter. Er kommt aus dem Erzgebirge
und ist ebenfalls nur während seines Sommerurlaubs in
Ungarn.
Auf Anhieb fühlen sich die beiden zueinander hinge-
zogen. Oft reden sie bis in die Nacht hinein über Gott
und die Welt, über Politik, Liebe und Freundschaft, über
Glaube und Religion. Ulfs atheistische Prägung prallt
auf Annettes christlichen Glauben – jedes Thema disku-
tieren sie voller Leidenschaft.
Annette erzählt, wie sie mit knapp 13 Jahren eine
schwere Diagnose erhielt: Mukoviszidose, eine Erb-
krankheit, die oft zu einem frühen Tod führt. Die Ärzte
sagten: „Wahrscheinlich wird sie nicht einmal 18 Jahre
alt werden!“ Damals legte sie ihr Leben bewusst in
Gottes Hand. Sie erklärt Ulf, wie sehr sie von Gottes per-
sönlicher Liebe und Nähe zu ihr überzeugt ist. Er dage-
gen fordert sie mit blitzenden Augen und vielen guten
Fragen heraus: „Wie kannst du nur so sicher sein, dass
dein Glaube wahr ist?“
Diese Abende bewegen Ulf so sehr, dass er sich tiefer
mit dem Thema befassen will. Wieder daheim, nimmt er
Kontakt zu dem Ortspfarrer auf, besucht den Taufunter-
richt und einen christlichen Jungen-Erwachsenen-Kreis.
Schließlich lässt er sich taufen. Seine Eltern, überzeugte
Atheisten, sind entsetzt. Ihr Sohn – auf einmal Christ?!
Aussichtslose Liebe?Keine Frage: Zwischen Annette und Ulf hatte es
gefunkt. Doch wäre eine dauerhafte Beziehung über-
haupt möglich? Angesichts der Mauer schien die Situ-
ation aussichtslos. Dennoch erfüllte Ulf am Ende des
Urlaubs ein Gefühl, das er sich nicht erklären konnte:
„Ich spürte eine völlig überraschende Gewissheit, dass
wir beide zusammengehören“, erinnert er sich heute.
Auch bei Annette wuchs dieses Gefühl nach und nach.
Innerhalb weniger Monate schrieben die beiden sich
Hunderte von Briefen, und mit jedem Brief, der seinen
Weg über die deutsch-deutsche Grenze fand, wuchs ihre
Liebe. Telefonieren war so gut wie unmöglich. Wenn
überhaupt einmal ein angemeldetes Gespräch vermittelt
wurde, hörte die Stasi mit und beendete das Telefonat
nach kurzer Zeit abrupt. Aber in den Briefen tauschten
sich die beiden intensiv aus, und ihre Zuneigung ver-
tiefte sich.
Fünf Monate nach dem Urlaub in Ungarn erhielt
Annette ein Visum und konnte Ulf im Erzgebirge
besuchen. Im Sommer trafen sie sich wieder in Ungarn,
diesmal mit ihren Familien. Ulfs Eltern waren jedoch
gegen die Beziehung. Sie befürchteten große Probleme
mit den Behörden der DDR und versuchten den beiden
ihren „Irrsinn“ auszureden. Auch Annettes unheilbare,
lebensbedrohliche Krankheit sahen sie als schwerwie-
gendes Problem: Was, wenn sie bald nach der Hochzeit
sterben würde und Ulf sich allein in dem fremden Sys-
tem zurechtfinden müsste?
Der geschmuggelte GesetzestextDoch die beiden Verliebten ließen sich davon nicht
abhalten. Stattdessen begannen sie, immer konkreter
zu überlegen, wie sie sich eine gemeinsame Zukunft
erkämpfen könnten. Ulf hatte von einem Gesetz gehört,
das die Heirat eines DDR-Bürgers mit einem „Auslän-
der“ regelte. Also forschte er nach dem Text, den sie für
Ihre Liebesgeschichte klingt fast wie ein Hollywood-Skript: Ein junges hübsches Mäd-
chen aus dem Westen trifft auf einer weiten Reise in den Osten ihren Traumprinzen.
Die beiden verlieben sich und wollen heiraten. Doch eine große Mauer trennt sie. Die
politischen Systeme scheinen ihrer Liebe unüberwindbare Grenzen zu setzen. Durch
ein Wunder finden sie dennoch nach etlichen Abenteuern zueinander und dürfen
sich endlich das Ja-Wort geben. Von da an leben sie glücklich und zufrieden ...
Nein – ganz so einfach war es nicht bei Annette und Ulf Richter. Nach der Hochzeit
tauchten neue Hindernisse auf. Tiefe Differenzen und eine schwere chronische
Krankheit überschatteten ihr Leben über Jahre hinweg. Doch ihre Liebe hielt stand,
und sie lernten, wie man mit Gott über Mauern springt ...
Lydia 02/2012 63
D 1 2 0 1 3 / P o s t v e r t r i e b s s t ü c k / G e b ü h r b e z a h l t / L y d i a V e r l a g / G e r t h M e d i e n G m b H / D i l l e r b e r g 1 / D - 3 5 6 1 4 A s s l a r - B e r g h a u s e n
Manchmalwerde ich angestoßendurch jemand oder etwashinüberzuschauenans andere Ufer.
Vage nurgibt es sich mir preis.
Lebendiges Wasserund Fruchtvom Baum des Lebensdienen als Speise,Blätterals Arznei für die Völker.
Von dem Throngeht Liebe ausund Freude.Freude ohne Ende.
R O S W I T H A P F U N D