ZeitschriftFrSozialforschung11932
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Zeitschrift frSozialforschung Herausgegeben von MaxHorkheimer Jahrgang1 1932 Mit einerEinleitung von AlfredSchmidt DeutscherTaschenbuch Verlag Mrz1980 Photomechanischer Nachdruck mitGenehmigung desHerausgebers Deutscher TaschenbuchVerlagGmbH&Co.KG,Mnchen 1970Ksel-VerlagGmbH&Co.,Mnchen Umschlaggestaltung:CelestinoPiatti Gesamtherstellung:C.H. Beck'sche Buchdruckerei,Nrdlingen Printed in Germany.ISBN3-423-5975-3 Zeitschrift frSozialforschung Jahrgang1 Die Zeitschrift fr Sozialforschung war fast ein Jahrzehnt lang das SprachrohrdesFrankfurterInstitutsfrSozialforschung,dasnach 1933,wiefastalleseineMitarbeiterundFreunde,gezwungenwar, inderEmigrationweiterzuarbeiten- einerderGrndefrdiebis heute fhrendeStellungder amerikanischenSozialwissenschaften. DieZeitschriftistdaslebendigeDokumenteinermagebenden Entwicklungsozial- undkulturwissenschaftlichenDenkensund ForschensinunseremJahrhundert.MitdenmeistenihrerAutoren wurdesiezumAusgangspunktderindensechzigerundsiebziger JahrenweithintonangebendenFrankfurterSchulederKritischen Theorie.Vieleder in ihr erstmalserschienenen Arbeiten sind spter einzeln oder in anderem Zusammenhang wieder verffentlicht worden und gehren seitdem zur wissenschaftlichen Standardliteratur . DieoftsehrumfangreichenBeitrgegeltennicht- wiederTitel vielleichtvermutenlt- inersterLiniederempirischenSozial-forschung,sondern vor allemderSozialphilosophie,derSoziologie, der politischen Theorie, der Politkonomie, der Kunst- und Literatur-soziologieund der philosophischenundsozialenAnthropologie. DIEZEITSCHRIFTFRSOZIALFORSCHUNG GESCHICHTEUNDGEGENWKRTIGEBEDEUTUNG VON ALFREDSCHMIDT Die1932-1941vonMaxHorkheimerimAuftragdesInstitutsfrSozial-forschungherausgegebeneZeitschriftgehrtzudengroenDokumenteneuro-pischenGeistesindiesemJahrhundert.Inihrverbandensichineinmaliger WeiseintellektuelleUnabhngigkeit,kritischeAnalyseundhumanistischerPro-test.ImbewutenGegensatzzuakademischweithinblichenOrganenver-krpertedieZeitschriftjrSozialjorschungeineinheitlichesProgramm,ohne dadeshalbdieindividuellenNeigungenundInteressenderMitarbeiteroder gardieWissenschaftlichkeitdesAnspruchsimmindestengeschmlertworden wren. Der Kreis junger Gelehrter um Horkheimer, der whrend der neun Jahre spiritusrectordesUnternehmensblieb,entwickelteKategorieneinerGesamt-konzeptionderGesellschaft,diealsKritischeTheoriederFrankfurterSchule weltbekanntwerdensollte.Wersichunabhngigvomparteipolitisch-ideologi-schenFr undWidermitderLehrevonMarxundEngelsbeschftigenwill,ist geradeindergegenwrtigenSituation,inder eineganzeReihevonMarxismen miteinander konkurrieren, auf ein sorgfltiges Studium derZeitschrift verwiesen. InsoferndientderReprintberallesArchivarischehinauseinememinentsach-lichenZweck. Dieser wird freilichnur in demMae erreicht,wiesichder heutige Leservor Dogmatisierungenhtetundesversteht,bloZeitbedingtesvon Ein-sichtenzuunterscheiden,welchedieallgemeinenStrukturenderbrgerlichen EpocheundGeschichtebetreffenunddaherunberholtsind.DerLeserwird fernergutdarantun,sichzuvergegenwrtigen,wiesehrdasSchicksalderZeit-schriftundihrerAutoren,insbesondereHorkheimers,mitdemdesFrankfurter Institutsverbunden war.SeineGeschichte,dieweitgehend mit der geistigenBio-graphieHorkheimerszusammenfllt,istnochungeschrieben.DiefolgendenBe-merkungenknnensienichtersetzen;sieskizziereneinigefrdasangemessene Verstndnis der Zeitschrift wichtige Tatsachen. NachdemunerwartetenTodvonKurtAlbertGerlach,desauerordentlichen ProfessorsanderTechnischenHochschuleAachen,deralsDirektordesneuer-richtetenInstitutsfrSozial forschungvorgesehenwar,wurdederheutenahezu vergesseneCarl Grnberg auf dasDirektorat berufen.Seit 1909war er Ordina-riusfrpolitische konomie in Wien;1924 verlie erdieStadt, umdieLeitung desInstitutsinFrankfurtzubernehmen.DieseFunktionkonnteerinfolge schwererKrankheit nur bis1927 ausben; er starb1940 in Frankfurt'. Grnberg warursprnglichJuristundlangepraktischalssolcherttig.Spter wandteer 1ZuPersonundLebenswerkGrnbergscLdiekenntnisrejmeEinleitungGntherNenningszum Neudruck(Graz1966)desvonGrnbergherausgegebenenArchivsfrdieGeschichtedesSozia-lismusundderArbeiterbewegung,I,Leipzig1911. ALFREDSCHMIDT sichwirtschafts-,sozial- unddogmengeschichtlichenStudienzu.Erwareinun-gemeinbeschlagenerHistorikerimSinnderHistorischenSchulederNational-konomie.Das1911inseinervormarxistischenPhasevonihmgegrndete ArchivsolltediedamalsinallengesellschaftstheoretischenBereichenanerkannte historischeMethodeauchaufdienochvernachlssigteEntwicklungsgescliichte der sozialwissenschaftlichenund volkswirtschaftlichen Gedankenreihen2 anwen-denundinsbesonderedieGeschichtedesSozialismusundderArbeiterbewegung pflegen.DabeihobGrnbergimVorwort zumerstenBandhervor,wiewenig ihm daran lag,im Archiv eine bestimmte Weltansicht,wissenschaftlicheRichtung oder Parteimeinungzu bevorzugen.Er war damalsnochdavonberzeugt,jede EinheitlichkeitindenAnschauungenderMitarbeiteruntereinanderundmit demHerausgeberbeeintrchtigedaserkenntniskritischeundsynthetische Ziel3 seines Unternehmens. IndiesemBetrachtsolltesichGrnbergsPositionndern.AlsdasFrankfurter Institutam22.Juli1924eingeweihtwurde,erklrte erinseinerFestrede,ihm erschiene ...eineTeilungderLeitungberhauptodererstrechtmitwelt-anschauungsmigundmethodischandersGerichtetenvlligausgeschlossen, weilin dem neuen,primr auf ForschungabgestelltenInstitutvonvornherein EinheitlichkeitinderProblemstellungundProblembewltigungbeabsichtigt' sei.Grnberglie,alserseinAmtantrat,nichtdengeringstenZweifeldaran, daersichalsMarxistverstand- freilichnichtimparteipolitischen,sondern im wissenschaftlichen Sinne. Der Begriff Marxismus diente ihm zur Bezeichnung eines in sich geschlossenen konomischen Systems, einer bestimmten Weltanschau-ung und einer fest umrissenenForschungsmethode5. Wenn Grnberg hier (in der laxen Redeweise der II. Internationale) von Weltanschauung sprach, so drckte sichdarin kein philosophischer Ehrgeiz aus.Bestenfalls einheute naiv wirkender OptimismushinsichtlichdesknftigenGesdlichtsverlaufs- dieGewiheit,da sichdieGesellschaftmittenim bergang vom Kapitalismuszum Sozialismus8 befinde. UntermarxistischerForschungsmethodeverstandGrnbergden- positivistisch verkrzten - historischenMaterialismus,deneralsHaupttragpfeilerdeswis-senschaftlichenSozialismus 7 ansah.Nachdrcklichbestritterjedensachlichen ZusammenhangvonMarxismusundPhilosophie,einschlielichbrigensder materialistischen.SoheitesinseinerFestrede,dadievonMarxundEngels begrndeteGeschichtstheorieeinphilosophischesSystem,eineMetaphysik wederistnochseinwillund dasieinsbesonderemit demMaterialismusnichts 2Ibid.,Vorwort Grnbergs,S.n. 3Ibid.,S.m. ,earlGrnberg,Festrede,gehaltenzurEinweihungdesInstitutsfrSozialforsc:hung,Frank-furterUniversitts reden,XX, FrankfurtamMain1924,S.8. 5Ibid.,S.10. 8Ibid.,5.9. 7Ibid. DIEZEITSCHRIFTFRSOZIALFORSCHUNG7* zu tun hat.Man pflegt sieallerdingsnur zuoftmit diesemzu verwechselnoder zusammenzuwerfen ... AberderphilosophischeundderhistorischeMaterialis-mushabenbegrifflichnichtsmiteinanderzutun8.UndGrnbergberuftsich aufdenAustromarxistenMaxAdlerunderklrt,dermaterialistischenGe-schichtsauffassunggeheesnicht darum,ewigeKategorien zu ergrbeln oder das Ding an sichzuerfassen,nochdasVerhltniszwischenGeistes- undAuenwelt zubegrnden".DieMarxscheLehrereduziertsichderartaufeineerkenntnis-theoretischnaive,tatsachenglubigeKausalforschung.IhrObjektistdie gegebenekonkreteWeltinihremWerdenundWandel,dasgesellschaftliche Lebeninseinerunaufhrlichen,stetserneutenUmwlzungistGegenstandihrer Betrachtung,unddieletztenerfabarenUrsachendiesesUmwlzungsprozesses, dieGesetze,nachdenenerabluft,sindGegenstandihresForschens'o.Kein Zufall,da inGrunbergsFestrede weder der Name Hegels nochder Begriffder Dialektikauftaucht.DerwiderspruchsvolleGangderGeschichteverflachtbei ihm zur bloen Evolutionvon minder Vollkommenem zu Vollkommenerem". Entsprechend simplifiziert stellen sichihmsmtliche Lebensuerungender Ge-seilschaft ... alsReflexedesWirtschaftslebensindessenjeweiliger Gestaltung12 dar. Beiallen- traditionsbedingten- positivistischenSchrankenseinesMarx-Ver-stndnissesgehrt Grnberg zu denwenigenGelehrten,welchedamalsdieAuf-nahmeundDiskussionderMarxschenTheorieimakademischenBereichein-leitetenundfrderten.Er war derersteKathedermarxistaneinerdeutschspra-chigen Universitt. Davon,daGrnbergswissenschafl:licheIntentionenundVerfahrensweisedie sptereArbeitdesInstitutsspezifischbeeinfluthtten,kannkeineRedesein. Die ZeitschriftfrSozialforschungknpfte zwar thematischinmancheman das Archivan,erweiterte aber ihm gegenber ihren Aufgabenkreis erheblich.Gleich-wohl bleibt eineszu bedenken.Die ganze AtmosphredesInstituts unter Grun-berg,der Vorrang handfest empirischer, konkret-historischer Interessen, der Um-standschlielich,daesfrGrnberg,wiefrdieltereGenerationmarxisti-scher Gelehrter insgesamt, selbstverstndlich war, die Kritik der politischen Oko-8Ibid.,S.10. 9Ibid.- SoweitGrnbergsichbemhte,denwissenschaftssystematischenStatusderMarxsmen Lehrezubestimmen,warMaxAdlerseinGewhrsmann,dermitden(inderTatfragwrdigen) weltanschaulichen.InterpretationenderaltenSozialdemokratiejedes- wieimmergebrochene-VerhltnisvonMarxzumphilosophischenMaterialismusleugnete,dasAutorender11.Inter-nationalewiePlemanow,MehringundDietzgennomgesehenhatten(unddessenDiskussion vonHorkheimeraufvlligneueGrundlagengestelltwurde).NichtzuletztbestrittAdlerden erkenntnistheoretischenGehaltderDialektik(cf.etwa seineSchriftMarxistischeProbleme,Stutt-gart1919,S.37f.).GrnbergfolgteseinenVorstellungenfreilichnurimNegativen;AdlersVer-such,denMarxismustranszendentalphilosophischzubegrnden,bliebihmalsHistorikerfremd. 10Ibid. 11Ibid. aIbid. 8*ALFREDSCHMIDT nomieinsZentrumderGesellschaftslehrezurckenundnichtirgendeinevon auenaufgenommenePhilosophie- alldasstifteteeinengewissenTraditions-zusammenhangundtrugmitdazubei,dadieFrankfurterTheoretikervon vornherein vor der leerenTiefe sichphilosophisch gebender Marx-Interpretatio-nenbewahrt blieben,wiesieseitdenfrhendreiigerJahren allenthalbenauf-kamen.GemeinsamwarihnendieTendenz,dieMarxschenJugendschriften, namentlichdieneuentdecktenPariserManuskripte,gegendienach1850ent-standenenTexteauszuspielen.DabeiwurdediefrdenjungenMarxkenn-zeichnendeProblematikderSelbstentfremdungdesMenschennichtalseine nochabstrakteVorstufezurAnalysederWarenproduktionbegriffen,sondern zumeigentlichenGehalt seiner Theoriestilisiert.Dieseverwandelte sichsowie-der in einePhilosophie nebenanderen. Der entscheidende Schritt von Marx ber FeuerbachsAnthropologismushinausunddiedamiteinhergehendeWiederauf-nahme Hegels blieben nicht selten unbeachtet; Marx avancierte zum Anthropolo-gen,DaseinsanalytikeroderExistentialisten.DemgegenberwarGrnbergs Marx-Interpretation paradoxerweise deshalbangemessener,weilsieunphiloso-phischwar. Sie hatte es mit der materialen Geschichte selbst zu tun, nicht mit den. drren Bestimmungen Heideggerscher Geschichtlichkeit. Ewige Strukturen und Wesensgesetzeder menschlichen Realitt bestreitet nach ihm der Marxsche Mate-rialismus;seineResultatebeanspruchenkeineGeltunginZeitundRaum schlechthin,sondernnurrelative,jeweilsgeschichtlichbedingteBedeutung13. EinGedanke,derfreilicherstinderhistorischenDialektikHorkheimersund seiner Mitarbeiter zu seinem vollen Recht gelangen sollte. II WendenwirunsjetztdengedanklichenVoraussetzungendesin derZeitschrift frSozialforschungentwickeltenKonzeptszu.Siesindinnuceenthaltenin HorkheimersAntrittsvorlesungvom24.Januar1931,alser- Nachfolger Grnbergs- denLehrstuhlfrSozialphilosophieunddieLeitungdesInstituts frSozialforschung bernahm.Das Thema seinerVorlesunglautete:Die gegen-wrtigeLagederSozialphilosophie und dieAufgaben einesInstitutsfrSozial-forschung.SchonhierinlageinneuerAkzent.HatteGrnberg,derspezifisch philosophischemDenkeneinigerinaenfremdgegenberstand,sichsiebenJahre vorhervomKontaktmitderPhil9sophiebestenfallseineBefruchtunghisto-rischerStudienversprochen",somutejenefrdenFachphilosophenHorkhei-mervonAnbeginneinepositivereRollespielen.Horkheimer gehrtzudenbe-deutendstenBegrnderneinerphilosophischgerichtetenMarx-Interpretation, diefreilichvondendamalsherrschendenTendenzenrechtverschiedenwar.So verwarf eralle(seitBernsteinunddemRevisionismusinsgesamtblichen)Ver-suche,dieMarxscheLehreineinerihruerlichenWeisemitneukantianischen, 13Ibid.,S.11. 14Ibid.,cf.S.16. DIEZEITSCHRIFTFRSOZIALFORSCHUNG 9* positivistisch-pragmatistischen oder, spter, existentialphilosophischen Motiven zu amalgamieren. Fr ihn war eine wirklich produktive, weiterfhrende Aneignung desdialektischenMaterialismus notwendig verbunden mit einer genauen Analyse derhistorischenwiesachlichenBedeutungHegelsfrMarx.Dieserhattenoch 1858dieDialektikunbedingtdasletzteWortallerPhilosophiegenannt,zu-gleichaberdaraufverwiesen,wieerforderlichessei,sievondemmystischen Schein, den sie bei Hegel hat, zubefreien'5.Unter diesem doppelten Aspekt ver-fuhr Horkheimer bei seiner Hegel-Lektre. Siehatte weniggemein mit denaka-demischverbreiteten Bestrebungen einer sogenannten Hegel-Renaissance, wiesie vordemErstenWeltkriegbegannundhufiggenugdaraufhinauslief,Jiegels Philosophie,seiesneukantianisch,seiesimSinneeineslebensphilosophischen IrrationalismusundwilhelminischenKonservatismuszuverflschen.Inbei den Fllen wurde die dialektische Methode eliminiert". EherschonistHorkheimersHinwendungzuHegelalsdemPhilosophender Modernepar excellencezusammenzubringenmitdem,wasMerleau-Pontyden spezifischwestlichenMarxismusgenannthat17DarunterverstehterdieVer-suchevon Lukacsund Korsch,im Rekursauf Hegeldiephilosophischen Gehalte einermaterialistischenDialektikherauszuarbeiten- inebensoentschiedenem Gegensatz zur sowjetischenwiezur sozialdemokratischen Orthodoxie der zwan-ziger Jahre. Zu erinnern ist hier an Lukacs' berhmtes Buch Geschichte und Klas-senbewutseinvon1923,dasdieMarxschenKategoriendesWarenfetischismus undderVerdinglichungerstmalsgrundstzlichaufdieerkenntnistheoretische Problematik anwandte.Lukacs' Einflu wird deutlichindenArbeiten Adornos, BlochsundBenjamins.ZuerinnernistferneranKorschsscharfePolemikgegen diesozialdarwinistischenEntstellungenderMarxschenLehreinKautskys1927 erschienenemWerkDie materialistischeGeschichtsau/fassung,inder Schriftglei-chenTitelsvon1928sowieanMarxismusundPhilosophie,einebedeutende Arbeit,die1923inGrnbergsArchiverschienund1930inerweiterterForm verffentlicht wurde. Das Verdienst der frhen Arbeiten von Lukacs undKorsch bestand darin,da sie qualitativ neueMastbe setzten,indemsieendgltig mit dendoktrinrenTraditionenderII.Internationalebrachen,dieimspteren KautskyanismusebensofortwirktenwieindemnachLeninsTodeinRuland kodifiziertenMarxismus-Leninismus.BeideOrthodoxiengriffenLukacsund Korsch heftig an,beide mit denselben objektivistischen Argumenten,die das Ver-15Marxan Lassalle,Brief vom31.5.1858, in:Marx/Engels,Werke,Band29,Berlin1963,S.561. 16Cf.zumNeuhegelianismusWilhelmWindelband,DieErneuerungdesHegelianismus,Sit-zungsberichtderHeidelbergerAkademiederWissenschaften,Heidelberg1910;sowiediezusam-menfassendeDarstellungvonHeinrichLevy,DieHegel-Renaissance,Charlottenburg1927.An kritischerLiteraturistzunennen:G.Lukacs,DieZerstrungderVernunft,Berlin1954,S.432 bis460;fernerdasausdemHorkheimersmenInstituthervorgegangeneBuchHerbertMarcuses, Reasonand Revolution, New York1941,deutschVernunf/und Revolution, Neuwied/Berlin 1962, cf.besonders S.354-368. 17Cf.seingescheitesBumLesAventuresdeLaDialectique,Paris1955,deutschDieAbenteuer derDialektik,Frankfurt amMain1968,vorallemdieKapitelII undIII. 10*ALFREDSCHMIDT fahrenderNaturwissensmaftenvergtzten.UnddommamtendieseAngriffe, woraufAdornonamdrcklimhingewiesenhat'8,beiallihrerBesmrnktheit deutlim,daesdemwestlimenMarxismusderzwanzigerJahrenurumden hohenPreiseinesRckfallsindenHegeIsmen(beiLuHcsselbstFimtesmen) Idealismusgelungenwar,diephilosophismeSeiteinMarxzureaktivieren;an-statt kritism ebensober den erkenntnistheoretism primitiven Abbild-Realismus hinauszugehenwieberdiespekulativeIdentitt vonSubjektundObjekt,er-setztenLuHcsundKorsmeinfamjenendurmdiese.WohlhattensiedenZu-sammenhang vonkonomie und Dialektik,vonTheorieund politismerAktion imMarxsmenWerkbeleumtet,dervonfrheren,reinwirtsmaftswissensmaft-limenInterpretenentwederbergangenodernimtmehrverstandenworden war.Abersiewarenihren- zumalkommunistismen- Gegnernnher,als ihnen bewut wurde.Korsm und mehr nom LuHcs drcktennur in gebildeterer Sprameaus,wasanderswopolitismgesmah:dieTheologisierungundethisme GlorifikationderParteiundihrerRolle.Dervonihnenentwickelte,reimlim apokalyptismeGesdJ.imtsbegriff(LukacsbezeimnetdasorganisierteProleta-riatgeradezualsSubjekt-ObjektdeswelthistorismenProzesses)stattetedie Parteimitder- hmstfragwrdigen- Tugendaus,deneinzelnenArbeitern gegenberalsObjektivationihreseigensten,ihnenselbstnomnimtklaren Willens19aufzutreten.- DieStalinsmeArasolltedarberbelehren,wiesehr dieRedevonderobjektivenVernunftder(beiLuHcsnomalsmoralismeIn-stanzverstandenen)ParteizumFeigenblatttyrannismerWillkr,smlemter Subjektivitt werden kann. HorkheimersEssaysinderZeitsmriftsetzendasgeistigeKlimaderqualitativ neuenFragestellungenundErgebnissedeswestlimenMarxismusvoraus. GleimwohlweistihreKonzeptioneineimGrundstzlimenvonKorschund LuHcsdrastischabweimendeTendenzauf.DadurmdaHorkheimer(wie nahezu alle Mitarbeiter desInstituts) parteipolitisch unabhngig blieb,konnte er simdemDogmatismuseineswelthistorismenTotalwissensentziehen,indessen NamenalleMittelgeremtfertigtsind.IndemHorkheimerdieMglimkeitvon GesmichtsphilosophievonvornhereinzurckhaltenderbeurteiltealsjeneAuto-ren,verfieler nichtder Suggestiondesin den zwanziger Jahren marxistisch neu-entdecktenHege!.Indiesem- wichtigen- Punktsteht seinDenkenderMarx-schenPositionnher.FrMarxwar dieausderkritischenErkenntnisderge-schichtlichenBewegungzuschpfendeWissenschaftsehrverschiedenvom UniversalschlsseleinerallgemeinengesdJ.ichtsphilosophischenTheorie'!,die 18Cf.seineNegativeDialektik,Frankfurt amMain1966,S.189. 19Lukacs,GeschichteundKlassenbewutsein,Berlin-Halensee1923,S.54.- Cf.aumS.55,wo LukacssicherbittertgegendenVorwurfwehrt,dieseKonzeptionhabeetwasmitreligisem Glaubenzutun. 2.MarxanJ.B.Smweitzer,Briefvom24.1.1865,in:MarxlEngels,AusgewhlteBriefe,Berlin 1953,S.184. 21MarxandieRedaktionderOtjetschestwennyjeSapiski(VaterlndismeBltter),November 1877,in:ibid.,S.371. DIEZEITSCHRIFTFRSOZIALFORSCHUNG 11* imGangderEreignisseeinenhherenZwecknachzuweisensucht,dersichnach undnachverwirklicht.Marxleugnetenicht,wasbei HegeldieobjektiveLogik derWeltgeschichteheit.Abererweigertesich,ihreOpferineinenHeilsplan einzubeziehen und so mit einer metaphysischen Weihe zu versehen. EinGedanke,dervon Horkheimer aufgenommenund nherausgefhrt wurde. Soschrieber1930inseinerKritikderMannheimschenWissenssoziologieber dieMarxscheLehre:Ihre Leistungsolltewesentlichin dereinheitlichenErkl-rungdergesellschaftlichenBewegungenausdendurchdiewirtschaftlicheEnt-wicklungbedingtenKlassenverhltnissenbestehen.NichtdieErkenntniseiner >TotalittndeMetaphysik(immanenteTeleologie)giltebensosehr fr dieZukunft:Da dieGeschichteeinebessereGesellschaftauseinerweniger guten verwirklicht hat, da sie eine noch bessere in ihrem Verlaufe verwirklichen kann,isteineTatsache;aber eineandereTatsacheistes,dader WegderGe-schichte ber das Leiden und Elend der Individuen fhrt. Zwischen diesen beiden TatsachengibteseineReihevonerklrendenZusammenhngen,aberkeinen rechtfertigenden Sinn 23. DieradikalaufklrerischeEntzauberungdessen,wasinderHegeischen(wiein jederpositiven)PhilosophiederWeltgeschichteFortschrittzuhherenStufen heit,machtauchvordemBegriffderGeschichteselbstalseinereinheitlichen Strukturnichthalt:>DievollstndiggelungeneErklrung,diedurchgefhrte Erkenntnis der Notwendigkeit eines geschichtlichen Ereignisses,kann fr uns,die wirhandeln,zumMittelwerden,VernunftindieGeschichtehineinzubringen; aber dieGeschichtehatkeineVernunft,>ansichWesenheitGeistMacht.MitihmjedochmueinDenkensich abgeben,das einenknftigen,vonMagie befreiten Weltzustand280anvisiert. Esist in jngster Zeit wiederholt darber diskutiert worden,mit welchemRecht BenjaminalsMarxistbezeichnetwerdenknne.Erselbsthatsichunmiver-stndlichdazugeuert.IneinemBriefanMaxRychnerversuchter,die marxistischenGedankengnge seiner spteren Arbeiten ausder Sache selbst,nicht ausangeeigneterGesinnung,zubegrnden:Nichtweilich>BekennerWeltanschauungewigenIdeenzeitlosenWerte