ZeitschriftFuerPhilosophieUndPaedagogik

169
316 C Besprectiuugen Bonifatius. Wiufried bei den Friesen, Hessea and Thüringern. Die Luther- gesohichte wird «ngeleitot durch das Ziel »"Wie ein k.Mi. lif. i Höndi in Wittfliiberg mit dem Papst in Kom einen schweren £ampf b^innt.« Lassen wir das Ziel gelten. Wddie' OedttkenbeMregungen müasen udi daran knfipfen? Kamtif mit dorn Papst davon srhon pphört: Hein- rich IV. Ijarbarossa-, hier L'ia Mönch. Das verstehen wir nicht. Grund bei jenen? ob hier deiaelbe Orund vielleicht Cölibat oder Khnliehes? aber Mönch doch ein frommer Mfiiiti Ausgang jener Kämpfe? Wie iiier wohl? Der Mönch schwach, wird gewifs verlieren. Diese Andeutnngen, wenn andi nicht moster- giltig, sind doch gewife besser geeignet, die Kinder in die Situatiun zw versetzen, ihre geistige Anteilnaiime zu wecken und die VerbindoDg mit früherem herzustellen, «hl die Anfforderongen des Tezfaaseni: »Erzähle, was du vom PaiMtot von den K&nipfen mit dem Pap^t weifst*. Für die Darbietung lälst Verfasser drei Formen gelten: Erzahloog, Erarbeitung ans Quelleustoffeu, Gewinnung dun& dar- sti lU ndeu Unterricht. Die ci^e ist fani durchweg, die zweite nur ausn.ihmsweise 2. B. bei Heinrich i, die dritte, auch nach dea Yerfoseers Urteil »die frischeste und geiatvolkte, aber auch die schwieriu'^tc nie venvendet, da ihre Anwendung: dein Ein- zelnen überlassen bleiben müs.se. Iclj hätte jedoch gewünscht, dafe der Verfasser der Fbrderong: »Ans der Piiparation achon muls klar zu ersehen iein, welche Art der Darbietung für den einen oder andern Stoff gewählt woitlen ist« (cf. Scholz iu Halt I: Ans dem FId. UniveisitUaBeminai!) gerecht wotden wftre. Die sweite Hälfte der Darbietung, die Vertiefung, geschieht meist in der Form von Urteilen mit der fast stereot}i>en Emieitungsfrage: »Was iat über dieee oder jene Pereoo zu ur-^ teilen, oder: Was gefällt ims, was gefallt [ uns ni< ht? Dadurch wird wohl das' Kind und sein uuvoUkommener sittlicher Standpunkt zu sehr »das U&ih aller Dinge« besser lälst man deshalb dann mid wann auch Leute der betreffenden Zeit urteilen, etwa: Was haben die Freunde oder die Feinde etc. dazu ^jesagt? Es sollten auch auf dieser Stufe vielmehr die leitenden Ideen berücksichtigt und dann auch ge- fragt werden: Welehe IGttel kamen inr Anwendung, waren de riditig gewihlt, waren sie durchweg erlaubt? Über die Oeshdtung der Sj'stemstufe im Geschichts- unterricht (nach ihrer inhaltlichen Seite), mnd die Ansiditen noch geteilt; ob ge- schichtlii^he oder ethische Ergebnisse oder beide aufzutreten haben, ist noch nieht end^Mltit: eiitschicHleu. Doch darüber ist liiiui einig, dais iu einem Fache des Ge« mnnungsvnterrichts nicht Oeschiditszahlen mit den dazu gehörigen Geschehnissen alhnn als System auftreten dürfen, wie wir es hier fast durchweg finden; z. B. bei Rudolf von Habsbuig: 1254—73 Intar- reipauni, 1273—91 Rudolf von fiababnt^; 1278 Rudolf Iwsie^^ Ottokar von Böhmen; dazu ab geographische Ergebnisse noch geographische (meist Städte-) Namen. Zur Erarbeitung eines aolchen Systeme sind aber Vei^eiohe (Verknüpfung) kaum nötip:. Dio.so b'Mden Stufen alier stehen noch mehr als die andern unter sieh im engsten Zusammenhang da IV nur da.s Ei^bnis von III iet Letiterer fehlt aber im vorliegenden Fall der eigentliche Zweck, nämlich die Erarheitimg eines Sjrstems und sie entlialt didier häufig nnr metho- dische Übungen, die Vergleiche Mud meist aehr KuflKrlich, Die Anwendung enthält in einer grofsen Reihe von Fragen und Aufgaben viel Gutes und Anregendes. W'enn nun im Vorausgehenden auch dne grofiie Menge von Mängeln aufgezählt werden mufete, die aich dahin zuaammen- fas-sen la.s.sen, dafs dem Werk die gründ- liche meth -disrhe Durcharbeitung fehlt, so soll doch die fleilsige Arbeit des Ver- fassers nfcht onteiediltKt werden. Be- ^ sonders für die Dartnetung hat er eine Menge Stoffes von verschiedenen Seiten (allerdiijf.-s zuweilen in sehr ouireni An- schluüi an Vorliegendes ohne (^uellen- Digltized by Google

description

philosophie

Transcript of ZeitschriftFuerPhilosophieUndPaedagogik

  • 316 C Besprectiuugen

    Bonifatius. Wiufried bei den Friesen,Hessea and Thringern. Die Luther-gesohichte wird ngeleitot durch das Ziel

    :

    "Wie ein k.Mi. lif. i Hndi in Wittfliibergmit dem Papst in Kom einen schwerenampf b^innt. Lassen wir das Zielgelten. Wddie' OedttkenbeMregungenmasen udi daran knfipfen? Kamtif mitdorn Papst davon srhon pphrt: Hein-rich IV. Ijarbarossa-, hier L'ia Mnch. Dasverstehen wir nicht. Grund bei jenen?ob hier deiaelbe Orund vielleichtClibat oder Khnliehes? aber Mnchdoch ein frommer Mfiiiti Ausgang jenerKmpfe? Wie iiier wohl? Der Mnchschwach, wird gewifs verlieren. DieseAndeutnngen, wenn andi nicht moster-giltig, sind doch gewife besser geeignet,die Kinder in die Situatiun zw versetzen,ihre geistige Anteilnaiime zu wecken unddie VerbindoDg mit frherem herzustellen,hl die Anfforderongen des Tezfaaseni:Erzhle, was du vom PaiMtot von denK&nipfen mit dem Pap^t weifst*.

    Fr die Darbietung llst Verfasser dreiFormen gelten: Erzahloog, Erarbeitungans Quelleustoffeu, Gewinnung dun& dar-sti lU ndeu Unterricht. Die ci^e ist fanidurchweg, die zweite nur ausn.ihmsweise2. B. bei Heinrich i, die dritte, auch nachdea Yerfoseers Urteil die frischeste undgeiatvolkte, aber auch die schwieriu'^tc nie

    |

    venvendet, da ihre Anwendung: dein Ein-zelnen berlassen bleiben ms.se. Iclj htte

    jedoch gewnscht, dafe der Verfasser derFbrderong: Ans der Piiparation achonmuls klar zu ersehen iein, welche Artder Darbietung fr den einen oder andernStoff gewhlt woitlen ist (cf. Scholz iuHalt I: Ans dem FId. UniveisitUaBeminai!)gerecht wotden wftre. Die sweite Hlfteder Darbietung, die Vertiefung, geschiehtmeist in der Form von Urteilen mit derfast stereot}i>en Emieitungsfrage: Wasiat ber dieee oder jene Pereoo zu ur-^teilen, oder: Was gefllt ims, was gefallt

    [

    uns ni< ht? Dadurch wird wohl das'Kind und sein uuvoUkommener sittlicherStandpunkt zu sehr das U&ih aller Dinge

    ;

    besser llst man deshalb dann mid wannauch Leute der betreffenden Zeit urteilen,etwa: Was haben die Freunde oder dieFeinde etc. dazu ^jesagt? Es sollten auchauf dieser Stufe vielmehr die leitenden

    Ideen bercksichtigt und dann auch ge-fragt werden: Welehe IGttel kamen inrAnwendung, waren de riditig gewihlt,waren sie durchweg erlaubt? ber dieOeshdtung der Sj'stemstufe im Geschichts-unterricht (nach ihrer inhaltlichen Seite),mnd die Ansiditen noch geteilt; ob ge-schichtlii^he oder ethische Ergebnisse oderbeide aufzutreten haben, ist noch nieht

    end^Mltit: eiitschicHleu. Doch darber istliiiui einig, dais iu einem Fache des Gemnnungsvnterrichts nicht Oeschiditszahlenmit den dazu gehrigen Geschehnissenalhnn als System auftreten drfen, wie

    wir es hier fast durchweg finden; z. B.bei Rudolf von Habsbuig: 125473 Intar-reipauni, 127391 Rudolf von fiababnt^;1278 Rudolf Iwsie^^ Ottokar von Bhmen;dazu ab geographische Ergebnisse nochl geographische (meist Stdte-) Namen.Zur Erarbeitung eines aolchen Systemesind aber Vei^eiohe (Verknpfung) kaumntip:. Dio.so b'Mden Stufen alier stehen

    noch mehr als die andern unter sieh imengsten Zusammenhang da IV nur da.sEi^bnis von III iet Letiterer fehlt aber

    I

    im vorliegenden Fall der eigentliche Zweck,nmlich die Erarheitimg eines Sjrstemsund sie entlialt didier hufig nnr metho-dische bungen, die Vergleiche Mud meistaehr KuflKrlich, Die Anwendung enthltin einer grofsen Reihe von Fragen undAufgaben viel Gutes und Anregendes.

    W'enn nun im Vorausgehenden auchdne grofiie Menge von Mngeln aufgezhltwerden mufete, die aich dahin zuaammen-fas-sen la.s.sen, dafs dem Werk die grnd-liche meth -disrhe Durcharbeitung fehlt,so soll doch die fleilsige Arbeit des Ver-fassers nfcht onteiediltKt werden. Be-

    ^ sonders fr die Dartnetung hat er eineMenge Stoffes von verschiedenen Seiten(allerdiijf.-s zuweilen in sehr ouireni An-schlui an Vorliegendes ohne (^uellen-

    Digltized by Google

  • n FttdagogischoB 317

    angbe) zusammengetragen, die ne ganzerwnachie Handreicboiig in bieten ver-mag.

    Stuttgart M. Glck

    Dr. LQddecke, Deutebor Sohulatlos.

    A. Mittelstufe: 71 Karten u. 7 Bilder

    auf 42 Seiten, geb. 2,O M. 1805.

    B. Unterstufe: 33 Karten u. 3 Bilderanf 20 Seiten, geb. 1 IL Gotha.Justus Perthes. 1896.

    In dem bedeutenden geographischenVerln^e von Justus Perthes- Gotha sindinj l^iufe des verflossenen Jahres zweiSobulaanten von Dr. Lddecke er-schienen, eine Ilittelstufe fr Brger- undMittL'lschulen, und eine rntei-stufe freinfache Scliulverhaltnisse. Der ersterehat bendta ton vielen bedeutenden geo-graphisohen nnd pBdagogisdhen BlSttemeine wohlverdient gnstige BeorteUiingerfahron. Es kann nicht bL'rfliispig sein,hier auf beide Erscheinungen aufmerksaman machen.

    Die Torzge, welche dem zuerst er-schifMionen Atlas, Mittolstufe, nachgerhmtwerden, sind auch der ^Unterstufe'^ eigen,insofern, ie&elbeu Grundstze, welcheden Terfaaaer hei der Bearbeitniig derUittdstufe geleitet haben, auch fr denvorliegenden (Unterstufe) magebend gs-wesen sind.

    Mehiere Karten: 1, 2/3, 4, f), 8, 9,12t 13 aind dem g>6beren nnveiSndertentnommen, bei anderen ist eine Be-schrnkung im Stoff eingetreten etc.

    Im wesentlichen kann ich also bei Be-urteilung der beiden Atlanten midi be-sdunken anf eine ZusammenfassungdosKen, was bereits von anderer Seite dar-ber gesagt worden ist

    Es ist henorzuheben: 1. Die Mals-stibe der Karten bewegen rieh in deneinfachsten Verhltnissen 1: 200, 100,50, 20, 10, 2';,, 1'/, Mill., erleichtorn

    also sehr dit< Vergleichuag, welche nochbesonders dadurch eine Sttze bekommt,als Dentschland vielen Karten im {^eichen

    VeriiSltnia der Hanptfcarte ala Nebenkartebeegeben iat

    2. Die iSati^ Qnerstdlnng der Kartenist vennieden.

    3. Format- und Malsstbe ermogliciiteues, weite Gebiete auch von den Um-gebungen der daigeetditen Under undErdteile aufzunehmen. Jeder Lehrerweils, dafs die Veranschanlichutig der'Wechselbeziehungen einen grofeen metho-disdien Vorteil bedeutet

    4. Auf allen Karten ist dorcb weiseBeschrnkung auf dius schulgf>m.fs Not-wendigste jede UiierfLluLig vennieden, wo-durch neben sauberster teehiiiuher Au.s-fnhmng die Lesbarkeit der Karten erfaShtwird.

    5. Kine pla-stischo Wirlcung, sn\v

  • 318 D Aus der Fachpresse

    Die Schler zeigen gerade fr diese KarteleUiaftes InteresM.

    Trotz dieses Mangels kann man mitBozieliuii^' auf Ix'ide Athmtfn dein liei-pflicbteu, was im Litteraturbiatt der deut-schen Lehreneituog gesagt ist: Eine her-

    vorragende litMstuijg; kt'iu Lehrer derGeographie flollte es verauoien, sidi darmit bekannt zu machen,

    Wansleben h. HalloPaul Kaap, JLehrer

    D Ans der Fachpresse

    I Aas der pbiioBophisohen FachpresseArchiv fQr sytttMliiehe PhilotspMs. | Zrcher, Jeanne d'Arc, vom psycho-Von P. Natorp. IT, 2. ISOG. logisc hen und p8J*chopathoIogisch^'u Staud-Bergmann: Der Bogriff des Daseins i punkte aus. E. Ferri, L'omicidio neU'

    und das loh-Bewobtaem. Honrod:Idee und Penlhiliohkeit Stsndinger:ber einige Grundfragen der kantischenPhilosophie. Natorp: Ist das Sitteu-ge.Hetz ein Naturgesetz? Stein: DieWandlungsformen d Bigentatnsbegriffs. Jahresf>ericht ber die Erscheinungenauf di'iii r,,.l,iete der systeniatisclien Philo-sophie in Frankreich vud England.

    dS AtaphytlfN t dt Mralt(XSTier Leon). Paris, Hachette, 1895.

    in. An nee N' > .'. B' ptembre:Noel, La logi

  • D Aus der Fachpresse 319

    Darwixsm of Uarwuj, aud of the post-Darwinian schook. Prof. C Lora-broso, Grimin 1 antbropology applied topfKlarofry. - 'Dr. P. To])inard, Scientt'aod faith. {}. Frrcro, Arrcsted nipu-tation. Prof. C. Lloyd Murgau, ^at^-nlimi Dr. P. Camsi The new ortho-doxy. Dr. Woods Hittollinsoiif Thefifth Gospel. literarj' corrospondenoe

    :

    Prof. F. Jodl. emiany and Austria. L. Arrergedient ist im Prinzip darf das Bild aufder ftufe der gyntheee nor bei der Er-aiteitnng der seifltoheii und rihimlichenFeme einen Phitz finden, um geographischeund ppsc'hichtltcbo Erkenntnisse gewinnenzu lassen, nicht um konkrete Vorstellungen

    zu geben. Wohl aber ht das Bild einesder kontoeteeten BepTOdidrtionaniittel undsteht hoch hber d

  • 320 D Ans der Faohpnme

    rieht Anwendung. Was nicht dnitih dieTlioro der Sinne hineinzieht in die Seele,od'T nicht aus vorhandenen pvvhi^chcnElementen aufgebaut werden kua, kannauch nicht geistiges Eigentom werden unddeshalb nicht Untemohtwtolf sein. berall, wo die psychische Selbstthtigkeit der8' hlfr |>lanvf>ll durch den Lehrer angere^wird, wird sokratisiert Planvolle pt;y-diiBche SelhstthHtigltelt aber ist das iE^rinzipdes Uutei ri( iit' iis, darum muTs die Schulefr di'-' ikniti>cliL' Metliolutfu Mafs-staben nnd yemadtlsagt die relative\Vl^t.sLllat/.^lIl^^ Die VemachUissigungder relativen Wcrf.srhtzntr ist fiue dvrHauptursacheu, wenn der Geschichtsunter-richt nicht leistet, was er soll. Die Mo-tivenforachnog mnJIs ein edbatUndiges Glieddrs riitt irichtsganges sdn. Die Ver-ti''fuug setzt sieh dann aus zwei Teilenzusammen: 1. Motivenforschung. 1. Er-kenntnis des Zieles eines Wollens. 2. Er-

    kenntnis der Bedidgimgen ffir die Bat-tit. lniug eines "Wollens; a) der individuell-psychischen, b) der sozial - psyeinsehen,c) der kulturellen. IL Wertschtzung1. des WoUens und iwar a) nadi tnathistorischea, b) nach seiner aittlihen Be*rechtigung. 2. Der Handlung selbst alsAusfhrang des Wolleus a) in Kcksichtauf dai) gesetzte Ziel, b) auf die gegebenenMitte], e) in BeatehuDg sur Ethik, d) inBfleksicht auf die Folgen, e) als Gliedeiner EntwicUnngsrdhe.

    . V. Sallwrk, Die Lohrart. Schulbte1 Hessen, 1885, 3/4.Der Unterricht durchluft drei Stufen:

    1. Stuft.-: Einleitung. Der Lehrer sai,'t demSchler, wohin er ihn fhren will. DerSchler muls angeleitet, aulgefordert wer-den, SU sagen, was er von dem Neoenselbst schon wei). 2. Stufe: Dai-stelluug.Hier haben wir dm < tpcrnnsinnd. um denes sich handelt, den Schlern vorzustellen,welche die dnzeben Merkmale erkameound dasjenige, was sonst noHi diese Ifeik"male tj-agt, herbeiziehen, wodurch zumkonkreten Einj:

  • A Abhandlungen

    Der labstantielle und der aktuelle Seelenbegriff unddie Einheit des Bewuteteeine

    oa0. FML(PotlMiBBBg)

    Bekanntlich ist die Stabilitt unseres Sonnonsysteflns von je einGegenstand der Bewunderung gewesen. Die Massen sind so abge-irogen and so verteilt, dafs. wie der Astronom Schcbebt sagt^) freine ewige Daner derselben gesorgt ist Es liegt nun am nchsten,mit ScHi HKHT die Weisheit ( Jottes zu bewundem, die jede andere Ver-teiliini: der blassen vermied, denn jede andere Verteilung htte dieStabilitiit uniiKi^dich gemacht. Dagegen halte man die andere An-nahiiie, die (>twa du Phkl verficht;'-) unser Sonnf-nsysteni sri von denunzhlig vioh'n, die weil unzwcckmiirsig gebildet, untergegangen sind,

    als das allein dauernde bi-jn; p>hlifhen.In beiden Fllen handelt es sich nur um eine Verschiedenheit

    der Entstehung. Aber jetzt nachdem es, gleichviel auf welche "Weise,ent.standen i.st und behan-t. mufs gefrairt werden, wie mssen dieMassen verteilt sein, um die Dauer zu verbrgen, welches sind die

    Bedingungen des Bestehens? Von andern Verteilungen sieht m^ ein,da& ein Bestand nicht mglich war; von der wirklichen, vorhandenenYertejlnng kann man rechnend nach den allgemeinen Oesetzen der

    *) Vergl. dazu Herbabt, Ein!. 155 und Drobisch, Religionsphilosophie 131.^ Der Kampf ums Dasein am Himmel 1874 (FLoel: Seelenleben der Tiere 119).

    SdlMlirffl ftr TblUMOpM ad WgogSk. S. tthtgtag. 21

    Digitized by Google

  • 322 A Abhaadhuigea

    Mechanik nachweisen, daCs der Bestanil die notwendige Folge ist.Das nennt man eine Erklrung. Diese Erklrnn!: ist ntig, oh mandie ir^ntsteliung einer Absiclit oder einem Ziitall /uscLceibt. Die Al)-sicht ist immer nur die causa finalis. die Zweckui-sache. Der Zweckl&t sich aber uui- verwirklichen, wenn die wirkenden Ursachen zu-reioben. Denn kein causa finalis vermag, was mcfat im Bereich diecausae effedentes (der wirkenden Ursachen) Hegt.

    Oder man nehme einen organischen Vorgang. Wie sich s. B.auch das Herz gebildet haben mag. Der erklSrenden Forschung liegtes ob, hegreiflich zu machen, wie das Herz, nachdem es einmal vor-handen ist, im Stande ist, nach den allgemeinen Oesetzen der Me-chanik und Chemie den Blutumlauf zu bewirken.

    So nun auch bei der Einheit des Bewutstseins. Man denke fiberden Ursprung derselben, wie man woUe. In jedem Falle mah ge-zeigt word( n, wie bei der allgemein angenommenen Atomistik, einesolche Einheit denkbar ist. Es muik einleuchtend gezeigt werden, dafsbei einer Verteilung der geistigen Zustnde an verschiedene realoWesen oder Atome wennschon des Einen Gelms, die tbatschlichgegebene Einheit des Geistes mglich wre. Denn auch die Allmacht,oder die Zuchtwahl vermag nichts in sich Unmgliches.

    Tiber eine derartige Erklrung wird selbst die immanente Tcle-ologie nicht hinweghelfen. Lasso man einmal all die ungeheuer-lichen Widersprche freiton und denke sich eine bewul'stJose Vernunftmit unbewufsten aber sehr klugen Zwecken, denke sich diese Ver-nunft aneh als Willen, der sehr weise, aber urlu.nvursterwei^e dieMittel whlt zu seinen Zwecken; denke endlieli diesen unbewufstenWillen als eine allmchtige Ivraft welche die Stoffe und Krfte derKatur sei es erst schafft, jedenfalls so ordnet, dafs die Zwecke z. B.Erhaltung des Individuums und der Art erreicht weiden. Selbst indiesem Falle mufs gezeigt werden, dafs die Mittel die zureichendenUrsachen sind und der Zweck die notwendige Folge der Mittel istSelbst die Allmacht oder die als allmchtig und allweise angenommeneZuchtwahl kann die uns gegebene Einheit des BewuTstseins nur imEinem einbchen Wesen hervorbringen.

    Als den eigentlichen Zweck des menschlichen leiblichen undgeiBti|;en Lebens sieht Dilthey das Olck an: Aus der Lehre vomStmkturznsammenhange des Seelenlebens eiigiebt sich, dals die u&erenBedingungen, unter denen ein Individuum steht, mgen sie hemmendoder frdernd sein, jederzeit das Streben auslsen, einen Zustand derErfllung der Triebe imd des Glckes herbeizufhren und zu erhalten. .Wenn nun ein Zusammenhang der Bestandteile des Seelenlebens

    Digitized by Google

  • FlCkl: Der substanelie und der aktuelle Seeleubogriff etc. 323

    solche Wirkungen auf I.obonstlle, Tiiebbefriedigung und Glck hat,so nennen wir ihn zweckmisig. IH84.

    ZuMehst ist zu beachten, dafs Dii.tmky das Glck nicht empirischals den Zwfck des Seelenlebens betraclitet, sondern er leitet es abaus der T/chrc vom Strukturausammenhange. Und diese leitet er. wiees scheint, wieder aus dem (-ilcke ab. Vielleicht so, dafs Glck derimmanente Zweck ist, welcher sich erst den Strukturzusammenhangschafft oder bildet, natrlich unbewufst

    Dooh wie er aiofa diee aocb denken mag, kaim. man deim za-gebellt dals Glck der Zweck dee Seelenlebens sei? Man mag sagen:rein empiiiaeh ist allerdings jeder Organismus von der Art, da erim allgemeinen das ihm Schdliche eimeidet oder aosst&t, dagegendas ihm Ntzliche herbeifhrt Das gilt auch von dem, was man imSeelenleben der Tiere den Instinkt nennt Auch im Geisteslidben desMenschen mag dies gelten, dafe er das ihm Angenehme und Ntzlichebegehrt Und alle Kultur geht darauf hinaus, das Unangenehme zuvermindern, das Angenehme, Bequeme, Ntzliche, Schne berbei-zufhren, zu vormchrcn. zu erhalten. Dadurch wird der Wohl-stand, werden die objektiven Olcksgter vermehrt. Aber nun kannman fragen: wird dadurch ein grfseres Mals von Glcksgefhl er-zeugt? Fhlt sich wirklich der Kulturmensch glckUchei. als derNaturmensch? Es wird dem Pessimismus nicht schwor darauf hin-zuweisen, wie sehnoll wir uns an das Gute gewhnen und wieschnell imsore Freude darber sich abstumpft, wie tauscndfaeli unserWohlstand bedingt ist imd wie leicht er also auch gestrt winl, unddie Furcht davor recht ein Erzeugnis der Kultur ist Bekanntlichbebt es Kam nachdrcklieh hervor, dafs die Natur, wenn sie es mitUU.S auf Gluckseligkeit ab^^esehn hatte, das Ziel viel sicherer erreicht

    haben wrde, wenn sie uns nicht Vernunft, sondern einen sicher ziunZiele treffenden Instinkt pej^oben htte.

    Ich glaube nicht, dafs nach dein GiUig, den wenip;stens Iiis jetztdie Kultur genommen hat, das subjektive Glck sich als ilas Ziel dosMenschenlebens herausgestellt hat Empirisch lfst sich wenigstensdiese Meinung nicht begrnden. Eher knnte man Humanitt als denZweck ansehn. Jedenfalls hat die Kultur wenigstens im grofsenGanzen die Menschen humaner gemacht

    Doch mag man dies oder jenes als Zweck des geistigen Lebensansehen, wie ist es mglich, daJb ein solch abstrakter Gedanke^ wieGlck, das Band sein soll, welches die vielen einzelnen geistigen Ele>mente zu einer Einheit znsammenfalst? Dariff scheinen aber beide,

    21*

    Digitized by Google

  • 324 A Abhandlungen

    DiLTftHY and EBBDCQHAV, einig zu sein, dafs es der Zweck ist, welcherdie Einheit faerbeifhrt

    Man wird sich hierron nicht einmal eine Uare Vorstellung machenknnen, was damit gesagt sein soll; dafe nmlich der Zweck abgesehenvon einem Zwecksetzer die wirkende Ursache sein soll, etwas za yer-einigen, was an sich nicht vereinigt ist

    DiLTBET lfst es sich besonders angelegen sein, zu zeigen, da&jeder Versuch, geistiges Leben zu erklren, auf bloise Hypothesenhinauslaufe. Diese seien nicht nur an sich sehr unsicher, sondernjeder Hypothese treten ein Dutzend andere gegenber, aus denenman ziemlich gleich gut oder schlecht das zu Erklrende ableitenknne. So sind wir in einen Nebel von Hypothesen gebannt EineHypothese solcher Art ist die Lehre von dem Parallelismus dorNervenvorgfinge und

  • Ftrorx: Der substantielle und der aktuelle Seeleobojjnff -tc. 325

    nicht; etc. ber diesen letzten Punkt nfsert sich DiLini-n'. wieEbbinhaus hervorhebt, sehr verschieden. In den angoflirten Wortensieht er die Annahme unbewufeter Vorstellungen als eine, wie eascheint unberechtigte Hypothese an; ja weiterhin 1348 lehnt er jedeEntscheidung darber ab, ob das unbewufst Gewordene psychisch,physisch odor psyrhophysisch sei und erlaubt von unbewufsten Vor-stellungen, von physiologischen Spuren olmo p-oistiiron quivalenteganz absehen zu mssen. Weni^re freiten sptor ( 1 ;>()()) werden wir^vermge sorirfltiger Analyse (ler 'in/elripn Willenshandlunpren^ be-lehrt: In jedeni von den Kulturbezjelmnij:en getni;^n'nen BowiiCstseindurchkreuzen einander verschiedene Zweckzusammeuhnge. iSic knnenniemals gleichzeitig iju liewufstsein sein. Jeder von ihnen braucht,um zu wirken, gar nicht im Bewufstsein zu sein. Aber sie sindnicht hinzugedachte fiktive Essenzen. Sie siiul psychische Wiiklich-keitcn. ^Uso, so setzt Edbinohaus hinzu, psychische Wirklu likeiten,die nicht im Bewufstsein sind, aber doch in diesem wirken! Alsoonbewulste VoTstellungcn. Doch knnte man allenfalls noch annehmen,DiLTHEY unterschiede Yotstellungen, die wohl im Bewu&tsein sindund wirken, deren ich mir aber im Angenblick nicht bewufet bin,indem so BewnJtsein und Selbstbewutsein unterschieden werden.Aber auch diese Meinung Ton den unbewufsten Yorstellungen wirdwieder aufgehoben, wenn 1347 gelehrt wird: die Ansicht von der totenBeprodnktion der Bilder sei unstatthaft, dafs vielmehr dasselbe Er>innerungsbild in der Seele so wenig unter neuen mstSnden miruck-kehrt, als dasselbe Blatt in einem neuen Jahre am Bauma DenselbenSatz soll Jaxxs mit der erstaunlichen realistischen Kraft seines innerenWahmebmungsvermgen eingehend begrndet haben.

    Hier mdite man den Empiriker zimchst fragen: woher er dasweiDs, dafs wenn ich mir jetzt das Bild meines Freundes zurckrufe,es nicht mehr das alte Bild ist^ das ich inst durch die Sinne in michaofgenommen habe, woher weifs er, dafs es ein neues ist, das jetzterst mein Ich aus sich erzeugt? Um dsus wissen zu knnen, ninfser doch das alto Bild mit dem neu (nicht reproduzierten, sondern)produzierten vergleichen. Aber dazu braucht er eben das alte Bild,dieses diite also doch nicht wie ein welkes Blatt vom Baume sognzlich aus dem Bewuistsein verschwunden sein.

    Ja warum bedurfte es denn berhaii[)t des ersten sinnlichen Ein-drucks? Wozu einer l'erze])tiiin? Hat diis lebendige Ich die Krafthinterher ein Bild tau.send und a))eitausondmal rein aus Mth selbstohne dafs nur eine Spur des einen zurckbleibt zu erzeugen: waiumist dieses Ich nicht im stnde, von vornherein das Bild aus sich

    Digitized by Go

  • 326 A Abhandlmgen

    selbst ohne Mitwirkung der Sinne hervorzubringen? Wenn aberzuerst eine Perzeption von anr>r'n nti? war und ohne solche Per-zeption auch keine 5;p

  • Flgel: Der sabstantieUe oud der aktuelle Seelenbegnff etc. 327

    wuJfltseinserschemungen auf atomartig vorgestellte Elementu? Nir-gend sind die Bewurstseinserscheinungen atomartig, also die Tor-stf'lluniren als selbstiindigo reale Wesen oder als Atome vorgestellt.Der obige Vergleich mit den Blttern war doch nur ein sehr hinkendesBild. Sonst hat man immer die geistigen Zustnde als Vorgnge, alsProzesse, Krfte, Aocidenzon. nie als selbstndige Wesen gedaclit.Oder wollte er vielleicht sairen, dafs imm die Seele als ein atuniartigesWesen vorgestellt hat? Wenn die Ansicht HKiin.\ins gemeint seinsollte, so darf ihr der Purullulisnius nieiit entgegengestellt werden.Denn nach IL::i{baut ist dieser Paralielisinus streng durchgeflirt, sodafs jedem auch dem abstraktesten Uediinken ein besunderer Vorgangin leiblichen Elementen entsprechen mufs. Hier giebt es keineseelischen Vorgnge ohne physiologische quivalente.^)

    So lassen sich die beiden Hypothesen als Eine fosaen. ber-haupt wrde sich der Nebel der Hypothesen sehr liebten und ver-mindern, wenn jede derselben schfirier gefalst imd nher nach ihrerMglichkeit und Brauchbarkeit untersucht wre. Es wrde dann ein-leuchten, dafo sich keineswegs an jedem Punkte jeder Hypothese einDutzend anderer gleich guter oder schlechter an die Seite stellen lM

    Die Probleme der Psychologie wie berhaupt der Philosophie sindnicht so TiellKltig als es zunSchst den Anschein hat Und die mg-lichen Lsungen, also die Hypothesen bewegen sich dabei in einemsehr engen Kreise von Gegenstzen von entweder oder. Hier l&tsich zumeist, wenn man nichts Fremdartiges hineinmischt, sondernstreng nach logiscii-naturwi.ssenschaftlichen Orundstzen TerfiUirt} aucheine Entscheidung lierbeifiiren.

    brigens betont Ebbinghaus mit Rocht, dafs Hypothesen ber-haupt nicht, also auch nicht in der Psychologie zu vermeiden sind.Denn, sagt er, die gristen und wichtigsten Zusammenhnge, die wii-

    M WiM-T (Logik IS".') II, S. IW) meint ein Recht zu haben, die Vorstfllungeniiu binue Hekbaki? uIh Substaozea zu bezeiclmen. Deou wenn man nach blichempboso|iliiach0D Spracbgebmioli die Snbetaai als das defimwt, was bei allem Wedudder Erschettiiiiigeii beharrt so sind gana gewib diese unTerinderUdieii vieUeichtsijgar iinstprWirhen Vorstellungen Substanzen. Aber nach "Wcxdts eiguer Definitionder Substiuiz (System 207) gehrt dazu j;wpirlei neben der nvernderlichkeit nochzweitoos: die Substanz wird den Erscheinungen als das Sein gegenbergestellt,womit eidi offenbar die Anffnafteng verbindet, dab sie ein an ch selbst Wirk-hehea, die Erscheinung 'aber nur ein durch irgendwelche Bulqelctive Bedingongenveiiindertes Erzeugnis dieses Wirklichen ist. darnach fehlte selbst noch dieser Defi-mi]nn (\.'n Vojstellungen im Sinne IIkrhart'; flie Ilaui^tsache ?:ur f^uh

  • 328 A AbLaudltuigeu

    ans hesrimmtcn ( iriuideri fr das Seclenlehen als wirksam behaupten,liegen uns nicht dii-rkt als letzte Tliatsachen vor, snndt'rn worden vonuns erst hurgestuJlt. 1

  • Flol: Der sab^tautiello uud der aktueUe Seeleubegriff eto. 329

    dchtnis ( rinnert, dort bemerkt er selbst, dafs ein Teil seiner ompi-rischen Er;:

  • 3B0 A Abhaiidiungeu

    mit bald widoroinanHer wirken und darnin uacli den iiiaiiiiierfaltigstenBewoi:unirs

  • FlUgel: Der subetautiolb und der aktuelle Seeleobegrtff etc. 331

    Fkitz SchultzeWir wondon um m der vorgleichenden Seelenkiindo von Fbiez

    Schultze (1. Leipzig, (iuithci 1892). Der Verfasser glaubt, kurzer-hand das I'rohlejTi von Stoff urul Kraft dadurch zu lsen, dafs er nurdie Kraft ais das Gegebene ansieht. ^^Ist es denn diirchaus notwendiir,dafs wir zur Erklrung der materiellen Erscheinungen Atome an-neluuen? Ein Stein ist eine aii?^ vielen Teilen hestehemle, fest zu-sammenhngende Masse. Was liiilt denn die Teih' des Steines zu-siuunien? Die Anziehuugskiaft^ .sagt man. Wenn diese Kraft derAnziehung aufhrte, was geschhe? Die .smtlichen Teile flgen au.s-einander in ilire kleinsten Teile, und diese bis ins Unendliche weiterbis ins Nichts Iiinein. Denn jeder noch so kleine Teil wird durch dieKraft der Anziehung zusammengehalten: fehlt diese, so findet die Teil-barkeit keine Grenzen mehr. Der Stein knnte also gar nicht exi-Btieren, wenn nicht die Anziehungskraft die kleinsten Teile zu dem,was wir Stein nennen, zusammenbnde. Dann ist es aber doch nichtdas materielle Atom, welches den Stein bildet und bindet; es ist tiel-mehr die Kraft, welche diese materiellen Teile zusammenhlt; wrediese Kraft nicht, so wre kein Stein, und so in Jedem andern Falle:es gbe berhaupt kein stoffliches Ding, keine Materie, sondern alleswrde zunichte, zu Nichts. Das Wesentliche im Stofflichen ist alsogar nicht der Stofi, sondern die Kraft; sie ist das eigentlich Letzte,Hervorbringende, Znsammenhaltende, Urschliche. Aber man wendetein, es msse doch einen Trger der Kraft geben, und eben die Atomescion die Trger.' Wir ^den, dais im Gegenteil erst durch die Kraft,die Erscheinung einer zusamnienhngenden Materie mglich ist, jabei genauerem Durchdenken des Problems wird uns klar, dafs wirberhaupt und nur Krfte erfahren. Das Harfe der Wand, gegenwelche ich mit dem Kopfe renne, ist in Wahrlieit eine i:e\visse MongeWiderstandskraft, die sich mir ;:et:eniiher ul'seit. Ohne diese Kraftgidic OS fr mich keine Wand, keinen mir gefahiliclien Zu.sammenstors.Mit Recht hat man lngst darauf hingewiesen, dafs man fr die Er-klrung und mathematische Beieehnung der Natuiei-selieinuugen nichtder Atome bedrfe, sondern statt ihrer mit demselben Erfolge iu'att-einheiten setzen knnte. 12G.

    Wni-torn zu kmpfen. Man nennt sie oiue Bu(leli>sychologie, ofL^r. weil nach ihrdie YorsteiloDgea beharren, eine Uainsteri)Hycholgie>st (J. Mllkk: Jean Faul uud seine Bedeu-tung fr die Gegenwart 1095, S. 135.)

  • 332 A AbhaudluDgen

    ^lit dieser Auseinaiulcrsctzun^'^ beweist der A'erfa-^iser. dafs er das

    l'rublem, imi das es sicli liier luiudeit, gar niclit ^etafst iiat. Es fragt

    sich: ist Kratt i)lme Stoff, oime realen Trger denkbar. Und er ant-wortet: Die Kraft ist uns allein, d. h. ohne Stoff gegeben. Hat diesjemand schon f^^'leugnet? das vei"steht sich (incii von selbst: denkeich alle Kruft liinweg, eiiing der ufgereuOegenstnde zurck. Aber auch das ist falsch, dafs uns die Kraft alleingegeben sei Die Kraft als solche ist nicht gegeben. Oegeben istallein die Erscheinung; gegeben ist nicht die Anziehungskraft, sondernnur die Thatsache z. B. der Annfthemng dos Eisens an den Magnet.Die Kraftf die vorhanden sein soll, auch wenn sie sich nicht u^rtdie eine bleibende Eigenschaft sein soU, ist nur erschlossen, weil manerkennt) eine Vernderung ohne Ursache ist unmglich, weil in sichwidersprechend. Ja man muHs den Begriff des Gegebenen nochstrenger nehmen. Gegeben sind uns allein unsere eigenen innerenZustnde. Die Annfiherungsei-seheinimg z. B. des Eisens an denH^^et ist streng genommen nicht als ein ufseres Ereignis gegeben,sondern Eisen, Magnet^ wie deren bleibende oder vernderliche Ent^fernung ist ganz ausschliefslich meine YorstelJimg. Dafe es mehr alsVorstellimg sei, dafs diese Voi-stellung in ufsem Ereignissen ihreUrsache habe, ist einschlssen. Vermge der Einsicht, dafs ein fJe-schehen nicht ohne Ui*sache sein knne, ^^chlielse ich an dem n)irallein gegebenen inncm Eroifrnis der Vorstellimg auf ufsere Ereig-nisse, als Bedin^nniirun di^r inncni. Und von dem ufsem Ereignisschliel'se ich weitrr auf Knitto als Ijcharreude Eigenschaften, und vondiesen auf unverTnli-rlicho Wi-s'-n oder Atome, so dals der Satz aiit-

    n'cht i'iiialten bleibt: kemi- Kiatt uline Stoff. Xun kann man aberzum Zweck der blolsen Rechnung diese Erklrungs\ cisuche ganz bei-seite lassen und, wie viele Physiker tlum, einmal ganz aljsehcn vuudem, was das Atom sonst noch sein mag. Man tafst es nur als Pimktauf mit gewissen nach bestimmten Gesetzen wirkenden Krften. Hier-aus lassen sieb sehr wohl, wio das oft auseinandergesetzt ist, diemateriellen Erscheinungen ableiten. Hier setzt man die KrSfte Toraos.Die andere Frage, die hier uns beschftigt, kommt gar nicht in Be>tracht: ist es widerspruchslos denkbar, eine Kraft als eine bleibendeEigenschaft, anzunehmen ohne etwas, was ist, was als Beales dieseKraft oder Eigenschaft hat? Darauf ist nun auch Fb. Schltzs garnicht eingegangen. Er glaubt sie beantwortet zu haben, indem er be-merkt, der Stoff als solcher ist nicht gegeben das ist richtig

    Digitized by Google

  • Flgel: Der HuUstaatiell und dar aktuelle eeleubegriff etc. 888

    nur (lic Kiiftt ist gegobon das i'^t nicht richtig:, AIkt in koinoniFalle ist eine Antwit auf die Frage; bcdai-f die iatt amoa realcu

    Ja auch luiklar ist si'iiip Rede, indoiii die aiigetan^one Ahstraktionnicht durchgefiihrt wird. Er sag^t: abstraliiert man von der Amii hiinp;-kraft, so lst sich der JStein in Nichts auf. Und dann soll die Kraftdoch die kleinsten Teile wieder eifasson iiud zu>:iimn(Mihaltcn. Ent-weder sind die kleinsten Teile wirklich Nichts, danii kann keine Kraftsie fassen und zusammenhalten, oder die kleinsten Teile sind nochetwas auch ohne Kraft, dann smd sie nicht Nichts, dann ist dieKraft nicht das Einzige, was existiert.

    Das Bichdge sei hier nur angedeutet: die Atome sind die realenWesen und in deren Zusammenwirknng unter einander macht sichjedes als Kraft geltend. Das Wesen ist das Primre, die Kraft dasSekondre. Aher im Erkennen gehen wir von der Kraft aus undschliefisen auf die realen Wesen.

    Fr. Schultzb glaubt nun mit den obigen hchst unzulnglichenBetrachtungen den Materialismus widerlegt zu haben. Es lst sichdie ganze feste, greifbare, scheinbar so substantielle Matt ric in lauter

    Krfte auf. Die Kraft aber ist zwar in und mit den Krpern unddoch unkrperlich. In ihrer unkrperlichen Feinheit kmiimt die Kraftd III Geistigen nahe; mit dem Begriff der Kraft befindet man sichauf dem Wege vom Materialismus zum Idealismus, imd so erlebenwir flio wunderbare TrHgikomdie, dafs die Materie, die sich stolz aufder Bhne br.stete und die einzige zu soin bohauptotc. in ihr (Jcp^n-teil, in die Kraft unischlgt, die materialistischo JStoffiehro zur idea-

    listischen Ki'atth'hrc wird.-r 127.

    Welchen eigentmlichen Begiiff vom Materialismus inufs jemandhaben, der damit glaubt den Materialismus widerlegt /.ii haben! Ermufs etwa denken: das liegt ja im iNamen, der Materialist lfst nurMaterie gelten, wenn ich ihm also zeige, die Materie besteht ausStoff und Kraft, alb

  • 334 A Abhandluugen

    "Wa-s versrolit man tlenn imter Matehaiismus in psycholotrischerBozielmnsr? L. Hcchnkh gilt doch in der Kegel als ein Matrrialist,Aber luhrl er etwa-s uiulere.s, als was man heutzutage den aktuellenSeelen begi'i ff nennt? Glaubt man etwa, Ii Lchnkk she den Geist frein Stck gruber Materie an? Er wehrt dies ausdrcklich ab undsagt: '-der Gedanke, der Geist^ die Seele ist nichts llaterielles, niditselbst Stoff, sondern der zu einer Einheit verwacbsene Komplex Tei>-scbiedenartiger ErSfte, das Hesultat eines Zusammenwirkens vielermit KrSften und Eigenschaften begabten, in einer bestimmten, hchstkomplizierten Art der Bewegung befindlichen Stoffe... In fihnoherWeise wie die Dampfmaschine Bewegung henrorbringt, erzeugt dieverwickelte Komplikation von Krften und Stoffen im Tierieibe cdneGesamtsumme gewisser Effekte, welche zu einer Einheit verbunden,von uns Geist genannt wird. Diese Eitfte-Wirkung ist nichts Ma>terielles, kann nicht durch die Sinne wahrgenommen werden, eben-sowenig wie jede andere einfache Kraft, Magnetismus, Elektrizitt,sondern nur aus ihren Wirkungen einschlssen werden.*)

    Ist dies etwas anderes, als der aktuelle Seelenbegriff \on lieutej?Als vor einigen Jahren Bchner seinen 70. Geburtstag beging,

    war in allen Zeitimgen, die darauf Bezug nahmen, zu lesen: derMaterialismus sei jetzt ein in der Wissenschaft berwundener Stand-punkt. Wie oft wird dies auch jetzt nachgesprochen! Ist dies so?Am Namen kann doch iiielits nrHejren sein? Der Materialismus gehtvon der (^Icielning zwiseiieii Seele und Leib ans und liist dieselbevuin Standpunkt des Leibes aus. Sein Seclebe;iritt kann substantiell-atomi.>ti6ch oder dynamiseli sein, das eine giebt

  • Fiteu: Der 8u1taDtieUe und der aktaeUe Seeleiibegriff etc. 335

    Materialisten zu sein. Mag der Xiinie Monismus besser kjigen. Aberwas besagt dieser Name anders, als dafs Geist imd Leib im letztenGrunde identisch ist? Denn identisch hcifst doch, es ist dasselbe.Und wenn ausdrQcklidi eddrt wiid: Die geistigen ErscheinungenBind identisch mit den leibiichai Bewegiuigsfonnen, oder die geistigeEinheit sei dieselbe als die Einheit des Leibes, nur Ton innen an-geschaut, oder das Nenren^ystem sei das Organ des Bewn&lseins unddas Snbstrat der hhem geistigen Fanktionen, oder man bedrfe frdie geistigen Vorgnge keines andern TrSgers als den Leib etc^)Hat dann Lotzs nicht recht, wenn er bemeikt: der Idealismus wieder-holt in seiner Weise, was die materialistische Auffassung auch be-hauptet: Krper und Geist sind Eins.*)

    Bas ist also eine sehr wohlfeile Kritik des Materialismus und einKloben an den Worten Materie, ^v im umn ihn dadurch glaube wider-legt zu haben, dafs die Materie als solche ohne Kraft uns nicht ge-geben sei.

    Und ist denn die Kraftlehre ohne weiteres idealistisch und istdenn der IdeaIisnlu^; nhno weiteres etwas Bes.seres?

    So wird von Furrx S(nn/rzK S. 12!) TTakckki. als ein berwimltTdes Matt'rialisiiius aii,i;efhi t : er hat den Materialismus ber Br.rd p>worten luid ist Idealist ;^ewor(leii, weil er jedes einzelne Atom als einBeseeltes ansieht und so das (Jeisti^e in den Stoff liineinleg-t. Auebdieser Wendung wird man sonst bei den Materialisten idters begegnen,dafs sie dem Atom selbst eine Natur oder Besehaffenheit beilegen,die sich unter gewissen mstiinden als (ieist kundgiebt.

    in dem Sinne, wie Fr. Schui/izi: den Materialismus sich denktund glaubt widerlegt zu haben, hat es niemals Materialisten gegeben,die nmlich die ganze Welt, den Geist mit eingeschlossen als einenblolsen Haufen greifbarer Materie ohne Kraft gedacht h&tten.

    Bie Materialisten sind in den meisten Funkten nicht allein klarergewesen als diese Art von Idealisten, sondern auch scharfsinniger undfester gegrndet auf dem Boden der Naturforschung, sofern sie immerbehaupten: keine Kraft ohne Stoff, auch die geistige Exaft bedarfeines realen Triigers.

    Sehen wir nun zu, wie Fa. Bcsuvrzm seinen Idealismus begrndetund beschreibt

    Es ist Thatsache, dafs trotz weitgreifender Zerstrung der Orofe-himrinde die geistigen Krfte sich ohne Einbulse in ihrem ganzen

    Vei^l. ber Materialisms. In Zeitscbr. 1 ex. Biil. XIX, 8. 120 ft.^ Hedizinisohe PbjdioL S. 1C2.

    Digitized by Google

  • 336 A AbhatKUangen

    Urafan^^o wieder herstellen, obgleich das verlorene Himstiiek uieht

    wieder wclist. Ist es der Stoff, welcher geistig wii-kt? Der Stoff Lsthier vernichtet, die geistige Kraft ist geblieb^, 134.

    Wird hiennit bewiesen, dafs die Kraft nmlich die geistige Kraftohne Trger ist? Nur das lehrt die angefhrte Thatsache, dafs diegeistige Kraft nicht an die Unvertetztheit des Grohirns gebunden ist,oder da nicht alle Teile desselben Trger des Geistes sind Darberob sabstantieller oder aktueller Seelenbegiiff richtig sei, wird gar nichtsaasgesagt

    Gegen den substantiellen Seelenbegiiff Ton der Seele als einemeinfachen Wesen oder Atom fhrt er S. 158 an: Das Atom schliefstden Wechsel innerer Zustnde aus: das Atom hat kein Bewiifstsein,das Atom fhlt sich nicht als Einheit.^ Das sind alles lilofse Be-hauptungen. Das wre eben zu beweisen gewesen, dals das Atnnikeiner innem Zustnde fhig ist. Yeifassor nimmt hier eine \ ielfachangenommene physikalische Atomistik fr die einzig mgliche. Erseihst bleibt nicht dabei, das Atom absolut staiT mid imzugnglicballer iunr>m Entwicklung zu denken, denn, so nioint er 195. dieAtome werden, indem sie in den Organismus eingehn, in ihrer Zu-standsform erhht \m(\ vervollkommnet. Das wrde doch der Li liioHkkauts von den innern Zustnden der einfachen Wesen zienilirhnahe kemmun. iVeiliih sieht man gar nicht ein, wie Schui,t/k zurAnnahme von Atomen pelangt. Er hat im Eingang den Schlufs vonder Kraft auf reale Trirer auf^driicklieh abgelehnt, schien also tlor

    Atome gar nicht zu bedrft n, da sieli die ^Materie in iaut(M- Krfteauflse. 126. Wanmi nun mit einemmale die Atume eingefhrtwerden, dazu ist kein anderer Grimd fr ihn vorhanden, als dafs ersich der allgemeinen Theorie der Natniforschnng anschliefst ImSystem Schltze ist diese Annahme nicht nur nicht begrndet, sonderngeradezu ausgeschlossen.

    Jedenfalls mchte er den Ausdruck Atom oder Wesen oder Sub-stanz nicht auf das Geistige angewendet wissen. Es scheint aberauch hier ein Yorurteil, eine Art Furcht tot dem Worte Materialismusals Motiv zu wirken: Die Bezeichnung Substanz fr unsere Seelebirgt ihre Gefahren. Substanz soll zwar nur ein in sich bestehendesWesen bedeuten, die einfache und immaterielle Substanz soll allesStoffliche ausschliefsen. Aber imwiUkrlich schleicht sich mit demWorte Substanz die Nebenhedeutung eines stofflichen Ti'gers ein,und die Seele wird materialisiert, wie die Geschichte der Psyehnlojriegezeigt hat. Die Seele ist keine einfache Substanz, sie ist vielmehreine Kxadt. Damit ist jede Gefalu:, sie zu einem stofflichen Wesen

    Digitized by Google

  • Fli'oel: Der substantielle tind der aktuelle Seelenbegriff etc. 337

    EQ machen berwunden; ebenso die Qefohr, sie sieh rumli

  • 338 A Abbaudlougea

    stndip^o Realitten eine ihnen zugrundelico^onde Realitt. Dieselbe liegtliintcr den sinnlichen oder wahrgenommenen Qualitten insofern jils '?-stdt r \' erstand in dieselben eindringen, durch die Accidenzieu indurchsie ei*st erfassen kann und muH?. Auch das gttlicheWesen ist Substanz.

    Oder mit andern Worten: Die Substanz der Seele ist erschlossen,ihre Annahme grndet sich nicht auf Krfahnuig, sondern auf Schlsse,wie ja die Annahme der realen Wesen also auch der Atome sichgrndet auf den Satz, dal's blofse Erscheinungen ohne reale Wesen,die die Erscheinungen bedingen, nicht denkbar sind.

    Fr. Schultze fhrt nun noob manches an, was ihm tauglichscheint, den Materialismus zu berwinden. Davon ist richtig der Ge-danke, dals er nicht eiidSren knne, wie die Bewegung in Empfin-dung umschlgt: 135. Aber diese kurse Bemerkung ist auch dasGanze, was er ber diesen wichtigen Ponkt sagt

    Ausfhrlicher ist er bei Er6rtening der Einheit des Bewulstseins.Er setst auseinander: wenn die verschiedenen Sinnesempfindongenan verschiedenen Gehirnzellen hafteten, so knnte nicht die Gesamt-Vorstellung zustande kommen. Die Einzelempfindongen sind nochlange nicht die Gesamtvotstellung Apfel, erst durch ihre einheit-liche Verhinduiii; kommt diese zu stnde. Woher aber diese Ver-bindung der pliysiologischen Vielheit des Inhalts in mehreren Zellenzur pvsychologischen Einheit in der Vorstellung und im Begriff? berdie Verschiedenheit der Zellen und ihres Inhaltes mufs noch eineeinigende Kraft, ein denkender Geist walten, ein T'syehologisehes berdem rhysiolojriscljen. ein Ideales ber dem Materiellen, ein Ordnendesiiher dem l'ni;e'>rdneten. . . . Wir kommt es, dafs diese Aielen Mil-ijouen Zclltii sich nicht auch als viele Millionen Kinzelindividueufhlen, von denen jedes auf sein Einzelreelit pocht.-' Dafs vielmeliralle diese Zellen zu einer Einheit zusanunengcfgt sind, welche sagt:das bin ich, ich denke dieses, ich will dieses, ich und kein andererund erst recht nicht 1200 Miliinnen verschiedene Individuen? (wie niaii1200 Millionen Zellen gezlilt hat, die hier in Betracht kommenknnten). Der Physiologe knnte antworten: diese 1200 Hillionen Zellenstehen miteinander in orserlicher Verbindung, mithin sind sie eineEinheit trotz der Vielheit Wird aber aua 1200 Millionen Menschen,die ich mit Stricken zusammenbinde^ Ein Individuum? Werden sienicht he^g auseinaaderstreben? Die bleibe uiserliche Vereinigungtfaut 68 nicht f es muSa eine innere Verbindung zur Einheit, einewahre Vereinheitlichung da 8ein.c 145 f.

    ') OoTmanns phUos. Johrbncb 180

  • FlIgkl: Der subtitaatielb and der aktuelle Seelenbegrif etc. 339

    Die natrlichste Folgerunji; aus der angefhrten Thatsache istohne Zweifel die Annahme Eines einheitlichen Wesens, dessen Zu-stnde die einzelnen Empfindnnf^cn sind. Die vielen Zellen sindgewissermafsen nur die Leitungen, die Hedingunp:en, imtor welchenin dem Einen Wesen die Zustnde als Enipfindungen entistehen.Hier hat man im stren?ten Sinne eine Vielheit in der Einheit, wiedie ErfahrimjGf es verlangt. Diesen Schiufs vollzieht al)er Fr. iScHrLr/i:nicht, weil der batz: keine Kraft ohne realen Trger nicht anerk.mutwird. Er glaubt sich eine Kraft denken zu knnen, ohne rcideuTrger, als etwas frei wirkendes, das an keinen Raum gebunden sei.

    Das Merkwuidige dabei ist nar, dafe er diese Phantasieen alsnatarwiBsensohafdiches Ergebnis, als eine Folgerung des lierben Ybt-Btandes ansieht In der Thst aber giebt er sich den alten, unwissen-schaftlichen Meinungen von Otganisations- oder Lebenskraft hin, diefroisofawebend, an keinen Stoff gebunden, den toten Stoff beherrscht,nach sehr klugen aber unbewu&ten Ideen den Organismus aufbaut,aus dem bloJs vitalen Zustande in den bewufsten umschlgt und wasdergleichen mehr ist Auch ein Name fehlt dieser wunderthfttigenKraft nicht, sie helfet Psjchade.

    Von den Psychaden weife er nun viel zu erzhlen in einemKapitel, das er selbst eine metaphysische Phantasie nennt, in V er-gleich zu dem aber auch das Vorhergoiiende, das Ergebnis des herbenVerstandes nicht weniger phantastisch ist.

    Die ganze Welt besteht liiernach aus Atomi n und Psychaden.Es ist freilich sehon bemerkt. daTs VM-fasscr gar keinen Grund hatvon Atomen zu reden, denn er verwirtt den Satx. worauf die An-nahme von Atomen allein beruht: keine Kraft ohne Stoff. Er nimmtjedoch ohne weiteres die gewhnliche physikalische Atomistik aufTreu und Glauben an und also auch dies, dul's jedes Atom starr undaller innern Bildung unzugnglich i.st. Darum mufs er dann nochPsychaden hinzunehmen, die das vollbrintrcn, wu den starren Atomennidit mglich ist. nmlich das leibliche und geistige Leben.

    Der Psych; io wesentliches, von ihr untrennbares Merkmal ist,von sich zu wissen, bewufete Kraft zu sein, . . der Orad dieses Be-wufetseius ist oft nur ein sehr geringer, d. b. sie existiert oft tin-

    bewufst weiter. 189.Man denke diesen Worten von dem unbewufeien Bewutsein

    nicht weiter nach. Wer mit dergleichen Phantasieen bekannt ist,wundert sich darber nicht, wenn von unbewu&ter Vernunft, vonQeist ohne Geist etc. geredet wird. Dazu gehrt auch ein Selbst-bewulstsein ohne Inhalt, dessen man sich bewufet ist Verfasser hebt

    22*

    Digitized by Go

  • 340 A Abhaadlongeu

    ausdrticlflich hervor, dafs der Psychade alier Bowufstseinsinlialt schwin-den konno und msse und sie doch immer als imveniurserlic In sMerkmal dm ftelbstbewiifstsein^ wenigstens als Offiiiil behalte, ^cmeint er, diifs die einzelnen Ermnorun^on in den Zellen des (irofs-hirns iiuften und mit diesen im Tode sich aull.sen und verschwinden.So verliert die Psychade allen Inhalt des Bewufstseins, dieses selbstaber beharrt etwa in dem Zustande, wie auch die Pflanze Selbst-bewnfstsein durch die ihr innewohnende Psyohade besiftBe. AnsAtomen nnd Fjchaden besteht die Welt Die Paychaden snohendie Atome und bilden so Organismus und Temunft Warum desich im Tode wieder trennen, wird so wenig gesagt als warum siesich suchen. Es wird aber gelehrt: Hit dem Verlust des Gehimserliert die Psychade alle Erinnerung. Sie behlt indes den Triebnach neuer YeriLrperung und Terkipert sich in der That immernnd immer wieder in neuen Organismen nach lngerem oder kiseremSeeh nschlafe. In solcher Weise bleibt der Seele die Hoffnung, immerwieder zum klar bewufsten Leben zu envachen, frei lieh oline Er-innerung ihrer frheren Verkrpenmgra, in einer sich unaufhaltsamvervollkommnenden Welt

    Das Wichtigste aber ist, dafs aus der Psvchadenlohre dem ein-zelnen Menschen eine rechte und echte Freud ifjkeit am Tjeben ent-springen mnfs, weil erst durch sie jedem Individuum ein wahrhaftbfriodifrender Daseinszweck erwchst, den der Tod nicht zerstren,ja niclit einmal verhindern kann, vielmehr befrdert. Was litteunser Le})en mit all seiner angestrenf::ten Thtij;keit berhaupt freinen Zweck, wenn es im Tode mit dem Individuum aus wre! DasDai^oin wre dann nicht daseinswert. Ich arbeite und strebe frmich, fr meine Familie, fr weitere Kn ise der (iosellschaft und desVolkes, fr die Welt In diesen ra^stloscn Bemhungen vervollkommnensich meine Fhigkeiten, ich werde an Erfahrungen reicher, im Urteilereifer, an Gesinnung und Chankter sittlicher, gerechter, selbeuchis*loser, ud nun mm Scblnl^ sollte das alles vergebens und fr niefatsgewesen sein? Das ganze von mir rhrig angesammelte Eraftkaidtalsollte zugrunde gehen? Man trstet mich: Dein Streben, sagt man,hat nicht dich snm Zweck, vielmehr den, deine Nachkommen unddamit alle zuktmftigen Geschlechter auf eine hhere Stufe zu heben.Die Unsterblichkeit wird nidit dem Individuum zu teil, sondern be-steht nur in der endlosen Beiheufolge der Geschlechter, in der stetigenWiederholung des menschlichen Wesens in neuen, aber au sich ver-gnglichen Iri lividuen. Mit dieser Auskunft kann sich aber keinekrftige Individualitt zoMeden geben um so weniger, je energisoher

    Digitized by Go

  • Flgu.: vr substantielle and der aktuelle Seeleubegrf ctc 341

    sie ist, lind je selb.stlHnvuiWtor sie auf ilue LcMstmigeu liml>Jicken darf.Denn denken wir uns einmnl die letzten Menschen. Auf unseremErdball, der seiner Abkhlung' und Vereisung unausbleiblich cntiro^^en-geht, niufs es einmal zu einem letzten Menjclienf

  • 342 A Abhaudiimgen

    odor wie er sa^^t das Individuiiin als Ich und Du fortdauert. Alleiner spiiciif auch lii(r von einem IndiviUuuni ohne Individualitt, ohneiiiflividiicllc PtMSKiilichkpit ohne Ich. Mir also, dem bewu^ton Indi-vidumn kann diu Fiutdauer der Fsychade, die ja nicht mein be-wufstos Ich ist, irorade so pleichgiltig sein, als die Fortdauer der Atome,welche die verschwindenden Erinnerungszellen gebildet haben.

    Es liegt hier eine sehr merk wrdige Selbsttuschung vor, dafsder Verfasser gar nicht bemerkt, wie er gerade den Trost, den ergeben will, vernichtet, dals er hier ganz genau dasselbe, als derMaterialtous lebrt Man mdohte hierauf die Worte anwenden, dieer oben von der TragikomSdie gebrauchte.

    Koch zwei Bemerkungen mgen dazu fj^macht werden. WasF. ScBDLTZE vortrgt, ist nicht Wissenschaft, Bondem Phantasie undzwar eine sehr wenig befriedigende Phantasie. Er bemerkt selbst,was ihn zu solcher Phantasie bestimmt habe : wollen wir unsemNicht-Materialismus festhalten, so mssen wir so und so verfahren.Es ist also nicht das objektlTe Denken, das nur die Sache will, sondernder Wunsch, nicht Materialist zu sein, was hier den Ausschlag giebtund ein bestimmtes Zii l vorschreibt. Zum andern: sehr hnlidie Ge-danken findet man in J. H. Eightbs Pjchologie.^) (Ebitsetauig folgt)

    Ailgemeinor Jeligionsnnterrioht in Nassau

    Dr. SnOlUlM in WiesbadenDas nassauische Schaledikt vom 24. Mrz 1817, das die gesamten

    Schulen Nassaus, hhere und. niedere, auf Grund des Simultaneumsregelte, kannte zweierlei Art von Religionsunterricht, den sogenanntenallgemeinen und den konfessionellen. Doch gestaltete sich dieBehandlung dieses TJnterrichtsgegenstandes, trotzdem die Schulen ohneAusnahme von Schlern aller Eonfessionen besucht wurden (und nochwerden), in der Ausfhrung aufserst verschieden, weswegen wir solchenach den einzehien Schularten hier nher betrachten wollen.

    1. Landesgymnasium zu Weilburg. Es umfafste (1817

    1844) vier lOassen mit Zglingen im Alter von in der Regel 14 bis18 Jahren, entsprach somit den beiden Sekunden und Primen derheutigen prcufsischen Gymnasien. Als Lelurstoff fr den Religions-unterricht war als obligatorisch angegeben: Allgemeine Beligions- und

    *) Veigl. dazu ZeitBchr. f. c. Flui VI, 8. 409.

    Digitized by Google

  • Dr. SpuEbMANif: Allgemeiner Religioiisiiiiterridit in Naman 343

    Sittonlehrec;hmzuzofOgen ist ab setbatrerstndlich das Attribat:

    christliche, dean der nterricht in genannter Disaplin ist stets aufchristlicher Orondlagef wenn auch auf allgemein diristlicher, nichtkonfessionell dogmatischer gegeben worden. Der konfessionelle Reli-gionsunterricht hatte dem Edikte gemfs auf dem Lehrplan des Gym-nasiums keine Sttte. Fr die erste Zeit bestand kein bestimmtesLehrbudi fr den Gegenstand; doch kann aus den Programmen ent-nommen wenlon, was behandelt wurde. s war dies die Lehre vonGottes Sein, Wesen und Wirken (gttliche Vorsehon^, Ton Jesus,seinem Wirken und seiner Religion, von der Bestimmung des Men-schen, von seinen Rechten, Tugenden und Pflichten, von der Unsterb-lif^likoit der Seele, rmd die Geschichte des Christentums. Der Unter-richt fufste also auf Kil)el und christlicher Rcliprionsgescliichtc. Seit1826 war das Lehrbuch fr die oberen Religion.sklassen in Gym-nasien von Niemeyer (Halle, 18. Aufl. 1S43) in Gebrauch, das denReiigiousfetoff in hnlicher Weise gliedejte und behandelte.

    2. Piidagogin zu Wiesbaden, Dillonburg und Hadamar.Diese Schulen umfafsten (18171844) in je vier Klassen die Schlervom 10. bis zum 14. Lebensjahre und unterrichteten etwa nach deinLelirplane der Sexta bis Tertia der heutigen preufsischen Gyinu.-.en.Bei ihnen schied sich der Religionsunterricht in den obligatorischen all-gemeinen und in den konfessionellen, welch letzterer den nach demBekenntnisse getrennten Sdilem in swei Wochmstimden erteilt wurde.AnUokg bestand auch hier wie am Gymnasium kein Lehrbuch frden allgemeinen Beligionsunterricht; aus den Ftogrammen aber er>sehen wir den behandelten Stoff: Hiuiptwahifaeiteii der Begions- undSittenlehre oder Lehre von Gott, Welt, Mensch, nst^lichkeit, Beoht,Pflicht und Togend bezw. Sndenscbtdd, Zurechnung und Vergeltung.Auch dieser nterricht fulste auf Bibel und christlicher Begions-geschichte. Seit X822, besw. 1828 wurde der brifs einer allgemeinenRelipionslehre zum Unterricht der studierenden Jugend ohne Unter-schied der Konfession von Muth, katliolischeni Rektor des Pdagogiumszu Wiesbaden, (Hadamar 1B22), gebraucht, der hnlich wie NiehetbsbX/ehrbuch abgefafst war und auf dieses vorbereitete.

    ^. Lanrie.^lehrerseminar zu Idstein. Diese Lehrerbildungs-anstalt nahm (1S17 --ISnl) smtliche Kandidaten des Volkslehramtesohne nterschMi dor Konfession fr alle Unterrichtsstunden auf.Neben dem ailgememen fr alle Z,tdinj2:e oldigatonfeclien Keli^i

  • 344 A Abhandlongen

    nicht Der Stoff fr diesen ist aber in den Programmen Teneeidixiet:Allgemeine Glaubenslehre, Tugend' und Ffliohtenlehre (Gott Yonohnng^Menschenbestimmiing, Willensfreiheit, Unsterblichkeit). Sp&ter wordendie beiden Hefte ^Glaubenslehre und Moral von Scheij.enbero, Se-minardirektor zu Idstein, gebraucht. Die biblische Geschichte wurdedem konfessionellen Religionsunterrichte, der vwi den Pfarrern derbetreffenden Bekenntnisse erteilt ward, berwiesen* Auf ihn kamenwchentlich ein bis zwei Stunden.

    4. Volksseli iilen. Bezglicli der Volksschulen, die alle Kinderohne Unterschied horen, wird von den Geistlichen ihrerKonfes.siun fr den Religionsunterricht dereelben die erforderliche Fr-sorge eintreten. Ferner iK'stiminto die Allgemeine Schuiurdnuu;,^:"Wenn Kinder von verschiedenen Konfessionen die Schule besuchen,80 ist dem Lehrer die Erteilung jedes dogmatischen Religionsunter-richts in Gegenwart aller Schuler untersagt, \md die nidit zu seinerEonfession gehrigen Kittder erhalten solohea alsdann von dem Lehreroder Geistlichen ihrer EonfeesiOD, wogegen sie nicht verbunden sind,den Beligionsstonden in der Schule beizuwohnen, weiches lediglichon der Bestimmung der Eltern abbfingt Weiter heil^ es in derDienstinstmktion fr die Sohulinspelrtoren; Die Schnlinspektorensoigen f&r die Verteilung der dem Beligionsunterrioht bestimmtenLehrstunden, wenn Schler von yeischiedenen Konfessionen die Schulebesuchen, indem sie zwar allen gestatten, an dem aUgemeinen Religions-unterrichte teilzunehmen, dagegen aber die nicht zur Konfession desLehrers gehrigen Schler, sobald solche in die zweite oder dritteKlasse einrcken, zur Benutzung besonderer Religionsstiindcn nachdem Dogma ihrer Konfession bei dem zu derselben gehrigen Lehreroder Geistlichen liinweisen. Tn allen Schulen und vor/frlich in denen,weiche von Sehh'rn verschiedener Konfossion besucht werden, habensie mit prrstcr Sorgfalt darber zu waeiien, dafs der Keligionsunter-rieht auf keine den Mitgliedern anderer Kirchen anstlsige Weiseerteilt werde. Jeder Unterrieht in kirchlichen Unterecheidungslehrenist in Gegenwart verschiedener Konfciibionverwandten den Lehrernaufs strengste untersagt und derjenige, welcher ohn^^eachtet der ihmerteilten Warnung solchen erteilt, uns zur Ahndung anzuzeigen.Endlich sagt die Dienstinstruktion der Schulvorstnde: Der iichul-Torstand wird tlber den den Schulkindern durch ihre Pfarrgeist-lichen erteilten Eonfesdonsunterricbt Tierteljhrlich bei diesen Erkun-

    Digitized by Google

  • Dr. 8piBLiiAini: Allgememer Beligioiisiiiiteincht in Nmeaa 345

    digung einziehen und das Resultat derselben dem Schulinspektor niit-

    Der nteisehied der Bestimmungen bezglich der YolksBcholenund der hheren Lehraostaltea (das Seminar einbegriffen) ist in dieAugen springend. Man konnte von den frisch ansgehildeten Yolks-schullebrem wie von den andern ans der alten Schnle im Amte noch be4 propdeutischen (allgemeinen) Relif^ions-Unterrichts war fr die Kinder anderer Xunfession als die des Lehrersnicht oblipitoriscli. (wobei trotzdem

  • 346 A Abhaadlnngen

    konfessionellen Yerhltiussen and Ansprchen Rechnung zu trugen.Bereite 1819 erging ein Genende, daib in gemischten Sehalen mitLehrern eischiedener Konfession der konfessionelle Beligionsnnter^licht in drei Stunden vom Lehrer der betreffenden Eonfession unterUntersttzung des Pfarrers erteilt werden sollte. Die katholischeOeistlicbkeit kam dieser Aufforderung fast allenthalben nach und gabvielfach den Unterricht selbst; die evangelische dagegen zeigte sichsehr lssig. Deshalb hielt es 1825 die Begierung fr notwendig, dieevangelischen Pfarrer nachdrcklich zu ermahnen, den konfessionellenRelifxidnsuntei rieht selbst zu erteilen, und sie dehnte nunmehr diesePflicht auf alle Volksschulen generell aus. Die Sache nalim aberdadurch keinen besseren Forts( hritt. Erst 1829 verfgte die Regierungabermals, diesmal kategorisch, dafs die evangelischen Pfarrer ver-pflichtot seien, in allen, besonders in den crcmischten einklassigenSchleen iiircs Wohnortes \v()chentli('h zwei kStunden konfessionellonKelid'msuntcrricht zu i^eben. Es wurde hinzugefgt, dafe der all-geniemu Keliponsunterrielit, wo er noch bestnde, die Moral als llaupt-p'u:en8tand zu helumdeln hal)e. Das bischflich iinihurgischo Oniiuariatvionluete etwas spter, 1830, dasselbe fr die katholischen Schulenmit der Erweiterung, dafs die Pfarrer den Unterricht auch an Filial-orten zu erteilen htten. Somit war der konfessionelle Religions-unterriclit in den Vordergrund gerckt und der allgemeine zurck-gedrngt. An den moisten Orten aber nur in der Theorie; so be-stand z. B. an der zwlfklassigen Volksschule der Hauptstadt Wies-baden der allgemeine Beiigionsunterricht weiter, und der konfessionellewollte nicht aufkommen.

    Aus dem Yolke erhob sich kein Widerspfruch; man war mit derbestehenden Einrichtung, die die Gegenstze auf religisem Gebietenicht herrorhob, sondern Tielmehr ausg^ch, zufirieden. Die erste Klageerhob 1831 der katholische Landesbtschof Dr. Brand tou Limburgdarber, dafe am Gymnasium gar kein und an den Pdagogienm wenigkonfessioneller Betigionsunterricht erteilt werde, so da& seine knf-tigen Theologen nicht gengend vorbereitet wrden. Die Begierungmochte einsehen, dafs die Beschwerde nicht so ganz unberechtigt war,und liefs 1833 zu, dals ein katholischer Lehrer Konfessionsunterrichtam Gymnasium gewissermafsen privatim, erteilte. Schon 1835 aberwurde der Stadtj)farrer von Weilburg als konfessioneller Religions-lehrer angestellt. Daraufhin verlangte der evangelische Landesbischofzu Wiesbaden, Dr. HKYDKxuKieii, dnfs aneh den evangclisehcn Gvra-nnsiasten konfessioneller Kcligionsunterricht erteilt werde, beson-ders, da seit l53t> ein katholischer Lehrer den allgemeinen erteilte.

    Dlgitized by Go

  • Dr. Spikuuxn: AUgemoiner Kejpuouuterridit io Nassau 347

    Dies hatte ziu* Folge, Hals nach plot/lichcin lirhstcn Entschlssedurch Ministerialvorfpmg im Jahre der all|_^('nieinr Helifrions-imterricht am LnndosL:vinnasiuiii berhaupt aufgehoben iiiul statt (Us;ender konfessionelle, vuu den Pfarrern beider Bekenntnisse erteilte, alsalleiniger erklrt wurde. Dies war der erste Schlag gegen den all-gemeinen Religionsiiterricht.

    Bisehol Dr. Hkydkxukioh war aber nicht dainit zufrieden, .seinZiel betreffs des IjandesgymuiUjiums erreicht zu haben. Er nahmAnstois daran, dals der allgemeine Religicmsunterricht in den Volks-schulen und hierbei hatte er die seines Wohnortes Wiesbaden vor-zglich im Auge ^ blolk die Moral berUclcsiohtigen sollte (s. o.).Gegen einen allgemein christlichen nach den Bestimmungen des Ediktsund wie er meinte auf Grundlage der biblischen Geschichte hatte ernichts einzuwenden. Dies hatte die nftohste Wirkung, dafs die Re-gierung gemfils einer Ministerialresolution verfgte, dafs der Religions-unterricht an sfimtlichen Lehranstalten Wiesbadens (also audi amPdagogium) einachlietsfich der Privatinstitute nur konfessionell undzwar nur von Geistlichen beider Bekenntnisse zu erteilen sei, 1841.Es gab bei der Au.^tfhrung der Bestimmung mancherlei Wiriungeii,sogar zwischen der Regierung und der vorgesetzten Behrde, demMinisterium; allein das let7.te]e. das den streng konfessionellen Stand-punkt vertrat, blieb Sieger. Das einzige Zugestndnis, das es machte,war das, dafs der Unterricht der vier unteren Jahrgnge der Volks-schler zu AViesbadon ein mehr historischer, an die biblische Oo-schichte anknpfender sein und den Elementarlehrern unter Aufsiehtder Geistlichen berlas.ven 'leiben solle. DapepMi hatten diese densystematisch-konfessioiielicn den vier oberen Jahrj^uiren zu erteilen,1842. Am Pdagogium zu Wiesbaden, wurde, der Ke.'iolutiKn zu-folge, entfjeiren den Bestimmungen des Ediktes, 1843 der allgemeineReligionsunterricht ebenfalls aufgehoben.

    Um dieselbe Zeit begann der Bischof Dr. Bi.um von Limburgmit allen Mitteln und mit hchstem Eifer seinen Kampf gegen dieSimultanschule und besonders gegen den allgemeinen Religionsunter-richt Die Begiermig kmpfte energisch fr die ediktalen Bestim-mungen, bis ihr Stillschweigen geboten wurde; denn das Mini-steriom nahm, wie erwhnt, einen ihr ganz entgegengesetzten Stand-punkt ein. Es erfolgte demgem&fo 1844 eine Ministerialresolution,daCs an den beiden brigen Pdagogien, zu Dillenburg und Hadamar,femer am Lehreiseminar zu Idstein und am Taubstummen-Institut zuCamberg der allgemeine Religionsunterricht aufzohren habe. Be-zglich der Yollrascfaulen blieb die Unterscheidung des historischen

    Digitized by Google

  • 348 A Abhandlungen

    und dogmatischon Koli^ionsuntenichts noch bestehen, bis die fort-geseteten Remonstrutioncn des bischflichen Ordinariats os dabinbrachten, dafs 1.S46 verfhrt wukIp, der allgemeine Koliponsunter-richt in den \'(>lksj

  • B Mitteilungen

    Ans Briefen an W. Rein in Jena1. Herr Professor Hermau Grimm-Berlin ber Alexander v. Humboldt(27. Mrz ISIIG.) Ich hale iu meinen studentischen Zeiten Alexander von

    Humboldt fter gesehen, der mich meines Vaters und Onkels wegen njit einer ge-wissen Vertraulichkeit l>ehandelte. Das Frdemde, das in diesem Verkehre lag. bestanddarin, d.'vis er mich ohne weiteres als den Teilnehmer einer unsichtbaren Gesellschaftausall und behandelte, welche auf geistige Arbeit gerichtet ist und innerhalb deren esGrade gab. Dieser Eintritt iu eine hhere GeselLichaft erhob und begei-sterte michund Lst einer der grfaten Eindrcke, die mir zute geworden sind. Ohne Zweifelhatte er etwas Erzieherisches dabei im Sinne. Dieser grofse Mann, erfllt vom Be-streben, das allgemeine geistige Niveau der Menschheit zu erhhen, ist in diesemeinfachen Ziele seines Strebens nie erkannt worden. Goethe hegte von Natur ausein hnliches Bestreben. Sein Verhltnis zum Herzoge hatte nichts Hauslehrerhaftes.Er wollte ilim hhere Ziele geben und es gelang ihm. Und .so hat er erzogen, woer konnte. Jeden wollte er aus seinen FhigkeiU'u heraus zum Brger des unsicht-baren Staates derer machen, die sich .selb.st l>eobachtend sich und das Ganze zu ein-facheren Gedanken zu erheben suchen. Fr sich selbst kann niemand aas dem ihmangeborenen "Wesen heraas, mit andern verbunden kann er es wohl. Dies ist derKern seiner Lehre. Dies zu vermitteln, sich und andern, war der mchtige Natur-trieb in ihm. Er traf darin, ein.sam und unverstanden seiner Zeit, den Geist, derunser endendes Jalirhundert zu erfllen beginnt Er hat alles vorausgeseheu.

    (31. Mrz 18%.) ber A. v. H. zu schreiben, wre eine sehr ernste Angelegenheit,denn es i.st ihm unter den Naturforschem ergangen wie Jakob Grimm unter den Ger-manisten: dem Outdnken ein.seitiger Fachgelehrten anheimgefallen, sind sie als ein-seitige Fachgelelu-ten (mit natrlichenveiso vergnglicher Golehrsiunkeit, was das That-schliche anbelangt) beurteilt worden, whrend uui fr ihre Stellung als historischerMachtinhaber allgemeiner Art keinen Blick hat. Von diesen beiden sind wie vonGoethe Strme belebenden Geistes ausgegangen. Ich kann ihnen von Lebendennur Troitschko an die Seite stellen, dessen Gesundheit leider sehr erschttert ist.

    2. Herr von Vellmar ber die Stellung der Sozialdemokratie zur Schule

  • 350 MitteuDgen

    (9. April 1896.) Der Fassuug des Erfurter Parteiprogramms: 7. Welichkeitder Sdinle. Obligatorischer Besncb der Sffenilicheii Vottonchulen. Unenlgeltlichknitdes Unterrichts, der liehrmittel und der Verpflegung in den ffentlichen Volksschulen,sowie in den holu'n'ii Bi!dunp

  • Aus Briefen m W. Bein in Jena 351

    Kautsky und Bruno S( luhilank-. Aus der brigen Littoratur he^ - uh alsbesgndere bemerkenswert her\'or: Dio Scliriftcheu: 1. Wissen ist Macht, Machtiat Wissen TOn W. Liebknecht, 8. 21 ff. 2. PreuHiische Volksschul-Zustiade. Ein Wort en das Volk und eeine Lehrer von Hane Mller, 18. Heffcder Arbeiterbibliothek. Zu eiuzehiou Fragen, auch das hhere Schulwesen be-treffend, nehmen eine Reihe von Artiknln dt r Xeu.n Zeitt (Eine parteioffiziellewisseuschaftohe Rundfichauj iStellung. Ich ermahne : >N. Z. 1695 Bd. U, S. 741:Die nfmchtharkeit dee modernen Unterrichts; N. Z. 1895, Bd. I, 8. 814: Depnletariis philologicis ; N. Z. 1894, 11,8. 824: Die InAeinatniiale qimI die Sehlde;N. Z, 1894, II, S. ^HO: Besprechung der Schrift Natorps Pestalozzis Ideen berArbeiterbilduug nw\ soziale Frage^ von Aug. B^hel; N. Z. 11, S. 302:Einige Streiflichter auf die Lage der Gymnasiallekrer; N. Z. 1093, II, . GOS:Kster nnd Lehrer; N. Z. 1803, II, 8. 683: Der dentsohe Oymnasiflat Ton heute;N. Z. 18!>3, II, S. 308: Bosprochung der Schrift von J. A. Herzog Die Sehnleund ihr Aufb:m auf n.itrli( hi-r Clrundlago von J. Fisch i>r. Di' s- Auslassungenhaben natiiii Ii nur den Wvn privater Meinungen einzelner Farteigeuosseti : siegeben aber iu ihrer esamtheit ein fr ihren Zweck gewifs ausreibendos Bild derin Schul und BUdnn^sfragen von der Sostaldemokratie vertretenen Prinxtpien. ZurKennzeichnung meiner persnlichen Auffassung von dem Verhltnis der Sozial-d^raokratio zur Schult' diene folu'i'udes: Ziel der f^ zialdeniokratio ist W'olilstandund Bildung fr alle. Sie sieht in dem materiellen ^\'hlcrgehen eine notwendigeBedingung fr das ideelle Wohlergehen. Zur Erreichung und Sicherung des ersterenverfangt sie die Etabliening einer den modernen Aitteitsniittehi entsprechendenProduktionsordnung und Sie ringt um die politische Mac;ht, um mit ihrer Hilfe aufge.setzli- h'"in W.'^e soweit es auf lksstnnt winl Iii alliremeine Volks*;ehule, in ihrer

    hchsten Volieuduug gedacht, zum Funtlament des geuaniiton Bildungswesens. Aufsie idrd sidi das gesamte hShere Schulwesw, des fschUche urie das humanitre,aufbauen. Dabei verlangen wir volle Uneutgeltlichkeit des Unterrichts und Er-

    haltung der noch nicht erwerbafiibigen Jugend aus ffeptliohen Mittain von der

    Digitized by Google

  • 352 Bb Hittoilangen.

    KleinkiiiJersi hnlp an hh tut rnivei-sitiit. Wie weit dal'oi Intoruat oder EltornhiHisdie Heimsttte der Kinder biiden werden, ist eine heute ml^ge Frage, derenEntscheidung den Fachleuten und Elton beriaHsen aein wird. Ich petsOnliob ^aubeaidit, dafe die allgemeine Duidifhrung de Internste von Toirtefl seis ixd. Als allgemeines Bildungsideal erscheint uns eine allseitige Kenntnis der Fundamentealler hnmanitren Wisspiisf^ebiete, zugleich Bdung des sittlichen Willens durchWeekong des sozialen lilichtbewulstseins. Die Ausbildung der Sinne (Handfertig-st, Gartenbau, Kunst etc.), sowie eine ntionelle bis sum wehrhaften Alter Ifidteo-loeer krperlidier Eniehimg gehren dazu. Nach Anlage und Neigung resp. Leii>tungwinl sirli dann die fachliche (theoretische wie praktische, niedere wio liohere) Bil-dung; eiitschcifien. Die Wohlfahrt des Ganzen wie das Glck des luzclnen wirdvon der mglichst vor Fehlgriffen gesicherten BeruiHwahl abhngen. Unter Wegfallder heute irritiereDden Besits-, Oeburte- und Staodeehinderungen, unter Vonma-Setzung einer alls>>ittg aoregenden Bildungsmo^chkeit (durch vollkommen aun^^estaltetdiLeib und Seele. Herz und llirn, Sinnen- und nftstRsanhigen dienende Primr-Schulen), und unter der Vnrau'^^>(.'tzaug, (Uil's jed>r Berufsarbeit eine materiellmenschenwrdige und sozial eU'uburtige Existenz ah> LoUu winkt, ^teht zu hoffen,dab das OMok indiridnall bdriedigender BemfiBarbeit Ugmeiuer werde und dieArbeitsteflung hckster Vervollkommnuiig eu^genschreitet Als Instanzen fr dieEiitwickhin^ und Leitung do5^ Bildungswesms denken wir uns kollegial oiganiaiertoKrperschjiften von Fachleuten.

    In Fragen der Didaktik, Disziplin etc. nimmt die Partei als solche natr-lich keine Stelluag ein. Das fiberUUkt sie dem ftichmtonisehen Wissen und K&naeii.Ich selbst bin in vielem, jedoch nicht in allein, Anhnger der Sohilletsohen Vezsuobe,an denen ich einige Jfihre mitg-ewirkt habe.

    4. Uerr Fr. Faulsen, Direktor der Volkshochschule in Byalinge b. Ringeuf Fenen (Dlnemvk) Aber Yolkshochschnlen. (14. Mai 1806.)

    Viele junge I.ieute wollen nicht die Tolkshochschule besuchen. Sie oder ihreEltern haben Vorurteile gegen die Schule. (Ich brauche nicht zu sagen, von weh ?

    Art) Eiuigo von ihnen gehen direkt nach den Faehschiden (technische, landwirt-schaftliche u. a. lu.), einige bekuiunieu em wenig Unterricht in Abendschulen. (VomSohullehrer freiwillig gestiftet und von den Schfllem freiwillig besucht). Zwisdien derEntlas.'^iitig aus der Volksschule und dem Eintritt in die Volkshochschule haben wireinige Foi-tlaldiui^'^sschuL ii. Dies sind private Schulen in unmittcITiarer Furtsetzung

    der VolkschuJe umJ sind nieht viel hpsueht. Dann halifii wir So KeaLsrhuleu mit

    ca. 8(XX) Schlern jhrlich. Die liealschuier wenieti iiaupt^achlich von der >StaUt-jugend rekrutiert, und die Schiller sind Knaben von 14^16 Jahren. Die Lehrer derVolkshochschulen und landwirtschaftlichen Sc hulen wnschen gewhnlich nicht, dafsihre Schler namentlich die Realschulen tiesurht haben. Die jungen Leute sindduichgeheuds fleiCsiger, hren, fassen imd arbeiten mit grfserer Einsicht und Ver-stand, wenn sie einige Jahre in praktischer Wirksamkeit gelebt haben. In Kopen-hsgen haben die tndenten einen freiwilligen Aibeiteunterriobt gestiftet. HermannTrier ist der Leiter. Diese Unternehmung ist ganz bedeutungsvoll, hauptschlichin sozialer Heziehnug. Der TnteiTieht kann nir;ht mit dein dt-r VolkshochschulenparaUelisiert worden. Er ist nur Abendunterricht und nur reale Disziplinen werden ge-lehrt. Weit liaben wir die teohniachen Sdinlen in den Stdten, aber sonst nichta.Und doch ist die Sadie so bedeutungsvoll. Sie haben mhL in Deutsdiland dieselbenriefidirea und Krankheiten frs Volksleben und Geistesleben wie wir in Ducniaik,nur bei Ihnen in grfiseren Formen, idi meine z. B. lichtscheue Begiositit und

    L.iyui

  • 2. Bericht b. d. 5. lleil)Stvorsaniuilug d. Ver. f. w. Fad. Boz. Magdeb.-Ai. 353

    ^ttlose Humanitt, Kons6n'atisn)u.s mit reaktiourer Teodenz uud Liberali!mumit tomopoUtiscfaflr Noigiuig, und dazu die gro&e 80iildwotidie Purtetund ihr ProgFunm mit mahraran gatan Einzel-Befonneo, aber mit tuunelicheoFordeningen und unheilsamen Trumereien, nur dazu geeignet, Unzufriedenheit undBittrrkt^it h'rrorzurufeu. Wir suchen in beiden lindem die Heilmittel in df-mJintieliuiigswesen zu findeu; bei uns haben wir erfahren, da eine fr die Jugendwohl abgepa&te Bildaug (wo man, wie Sie wnschen, den Lehrplau in erster Liniedaiaiif ticlitet, eine tndhtige Oesionung zu entwickeln und an befestigen) hat sichnii fit nur den obenerwimten sozialen Krankheiten i^pfri'iibi r wirknn:zr>voll ber alleaiidi'iii v^rsnr'hten Mitf*'! bnwiescn. hat aber auch der VolkMuuralitut ein ko j^rufscsPias zugefhrt, diiis labei ein WiUerstandvermgeu gegen fremden Einfluls (z. Ii.niedere franzsische Utteratur und JoamaUBtik) hervoi^ebracht ist Bg hat dieheimatliehen Vt i haltiiisse gehoben und veredelt, die Lobeodigkeit uud ganze Wirk-samkeit der lAndbcvlkenuig vergrfsort und das gute Verstndnis' tnnl Zn-^amniOT-wirken zwischen den verschiedenou Faktoren dieser Bevlkerung ennghcht. Esdarf nicht vergessen weixlen, dafci wir, wouu wir von der Volkshochschule sprechen,nicht nor mit schnen Theorieen oder Befonnen auf dem Papier zu schaffen haben,aondem mit einer Wirklichkeit, die sdum ihre Fruchte getragen liat. Damm wirdgewir k^nn < litor At]]i;in;r''r von Conieniu an der Wirksamkeit dieser Schulegleichgiitig vorbeigehen, wenn er sie nur kcuueu lernte uud deshalb kann ick nichtdie Hoffnung fahren lassen, dab Ihr Tortrag in Beriin (GomeniuB-OeseUsdialt)ein praktiBohee Ei)gehnis herbeifhren wird. Von ganzem Herzen und in tiefsterberzeugung darf ich sagen, dals es fr Deutschland ein Segen sein wrde, wennes (Mne .hiircndschuie, in deintselbon Geist geleitet M'ie die dni.srhn Volkshochschule,bekommt. Jeder deutsche Bdagug, der um die Volkshochschule zustudieren die Schule in Ryslinge mit einem Besuche beehren will,wird herzlioh willkommen sein.

    2. Bericht ber die fnfte Herbstversammlung desVereins lr wissenschaftnche Pdagogik (Bezirk Magde-

    burg-Anhalt)Vou P. NIehus- Magdeburg

    Der Be\ulliimchtigte, Kollego Goldschmidt- Magdeburg, erffnet die Ver-sammlung und kommt bei seiner Begr&nng auf das Verhalten der Deutschen Lehrer-vefaammloog zu Ilainlmig gegen die wissenschaftliche Pdagogik zurck. Dort habeman gesagt, nicht das sei eine wissenschaftliche Pdagogik, die Mrli atinKiu^ auf

    Horbart oder Beueke, sondern die sei es, di'* sich griindo auf 'in Kultur- uudeisteslebeu der Gegenwart. Als Vorbilder seien l'aulsen, Wuudt und Froh-acbammer genannt worden. Der Verein solle sich aber dadurch nidit strenlassen, sondern niig weiterarbeiten auf dem fiir richtig erkannten Wege,

    Anf der Tagesoiiimin^' >teht eine Abhandlung ober -Di'' T.il;.'*' uni die sitt-licheo ideea" von K. Sachse. Der Verfasser hatte in der Einleitung kurz die Be-griffe des stlicheu Urteik, der sittlichen Ideen uud der Lge gebracitt und hattudann im einseinen sich verbreitet ber das Veihltnis der Lge zu den einzdnenIdeen. Bei der Besitfeehung der Einleitung zeigte es sich, dals bei den Mi(;^iedem ber

    MtMlifIfl IBr Vbttoiophl maA PUUfWftk. t. Ifthigaa. 23

    Digitized by Google

  • 354 B Mitteiliiiigeii

    diese Fimdainentalbegilffe, die der Verfasser ab gemeiBBameQ Boden voratugeeetsthatte) nooh redit veraohiedene Auffassuiigou hemchten. ZorckgewieseD wurde dieBehauptung', rlafe es eine allgeiiv i ittlicbe Ideo ge^ie, ans der die fnf IdeenHerbarts abgeleitet wiiron, betont wurde der Unterschied zwischen theoretischem,stbetischeiu, ethischem und n)oruli.scheni Uiteil und die Definition de BegriffesLge festgesteUt: Lge ist alieicfatUdie Tiosohiiiig. lo der Debatte besprach maa:

    1. Das YeihSltDis der Lge zu der Mee des Rechts2. . n -1 ,t M tler Billigkeit

    3. M M M des Wulilwolleus

    4. der Vollkoniinouheit

    5..j *, der inuerea Freieit.

    In Aussicht gonommou w ar auch die espn>chung der pidagogisohen ooae>quenzeu. dofh das gstattcto die vorgerckte Zeit nicht.

    Das Verhltnis der Lge zur Idee des Rechts. Der Verfasser sagt: Unterder Idee des Bechts verstehen vir ein Wiliensverhltui, welches sich an bestinunteRegeln bindet, aar Vermeidoflg des Streites. Er nennt die Regal, nach wdohersich die h' iflon stroitondeu Willen richten wollen, das Redit im positiven Sinneund gesteht jedem der hoidfn Wil!(n das Recht zu, innerhalb des positiven Ftchtsnach eigenem Ermessen zu disponieren. Die Lge veratM gegen die Idee desBMlits, denn sie erweckt den Schein des Oebundensdna an Bsditegmndstze undberlxfiit anch, aber mit dem Bewultoein, im nchsten AngenUick wieder Aber dast'in'HaNsen zu disponieren. Sie sucht nicht den Streit zu vermeiden, sondern herb^ziifiiliri'/i.< In der Debatte erblickt^ man in dem Begriff positives Recht zu-uciclist erneu (jegeuHatz zu dem Begriff subjektivem Recht und kornttioiierte sichfemeihin die Begriffe negatives Recht und objektives Recht. Klarhdt brachteder HinweiAii, das der Ausdruck po.sitives Bedlt abgeleitet sei von dem lateiotsclwn'lex posita" und soviel liiMlouto wie gesetztes, vereiubailes Recht Damit warauch klar, dafs von einem Ueguusatze des positiven und subjektiven Rechts nichtdie Rede sein knne, dals letzteres das erstere vieimt-hr voraussetze. Auch diehineingetrsgenen B^riffe negatives Recht und objektives Recht gab man auf.

    Bei der Errterung ber die Frage: *In wiefern verletzt die Lge die Ideedes Ref'htS", vpnnifsto man du- srliarfr llcrvurhL'Ining des Gegeiist;uide?^. ^\l^rber diebeiden WUlen in Streit geraten. Mtui fand m der Debatte, dafs da-s Dritt.

    .worber

    die beiden Willen in fctreit geraten, die Voraussetzung sei, die dargebotene Nachrichtsei wahr. Der B%ner berilst nnd eiliebt dennoch den Streit in demselbenAugenblick. Er gestattet, da& der Vertrauende sich in den Besitz einer Nachricht,einer Ausk-unft setzt, wie wenn sie ihm zugestanden wiiif. whrend er woifs, dafsdas Zugestandene auf Unwahrheit beruht Der Grund dos iSti'eites i^t also einOedanke.

    Das Teihaltnis der Lge ir Idee

  • 3. ber den Fortgaiig der Bewegnog fr Volka- and JngeiKtepiele 355

    An (it'i Hand der Idee der Vollkonmietiheit hatte der Vorfasspr aasgefhrt,dalfi die Lge immer Willensschwche verrate, weil es ihr bei grofeor Intensitt aufiztensittt und Konzenti-ation des Willens fehle. Doch wurde in der Debatte andem Beispiel von dem sobkuen Sinon nadigewiesen, dalk die einfoclke Idee derVolliommenheit nicht immer ausreiche, um zu einer Verurteilung der Lge zukommen. Sinons Lge ber das hlz.-rnp, trojanische Pft itl vprttiiiirt alle drei Aii-fordenuigen, welche diese Idee an den Willen stellt Doch ist die Lge venverflichTom Standponkte der angewandtai Idee der Vollkommenlieit, der Idee des Enltiir-i^steins. Bei dem letzteren handelt es rieh daram, dafe die Einzeben ilire KiSftezusammen fa-^sou zu einem Ganzen, es setzt Zutrauen und Glauben voraus. DerLgner zei-^-ti-rt das Zusammenwirken dnflnrch, dars er .seine verlier gegebene Zu-stimmung zurclummt und Treue und Glauben uutergrbt Bei den meisten L^ouitd also die Idee der Vellkomraeolieit nur mittelbar verietst. Ang^echten vnrdafenier die Behauptung: Jede Lge resultiert ans egoistiaehen Interessen, da manaocfa aus Liebe zu jemand (Krankheit) lgen kann.

    Zum Schlufs wurde noch lange debattiert ber die Netl^e. Der Verfa.sserhatte gelegentlich seiuer Ausfhrungen ber das Verhitnis der Luge zur Idee derinneren Freiheit folgendes gesagt: Nun ist aber auch der IUI denkbar, dab dnrchdie EealLsierung eines Wollens, das der sittliclK ii Ein.siiJit entspridit, eine anflrreIdee verletzt wird. Dndun li wird fr den HandfliMlen eine Xotlaf^e f,'fsehafft'n, eineKolli!i'>(i der Pfrlid n, die Um wohl zu eiuer Lu^'r \ t'ianlas.sen kann, wenn er sieim gegel>eut^n Kalle ul das kleLttero bel erk,'unt. Nur von diesem Standpunkteans und nnr von diesem allein eraoheint die sogenannte Notitige rensdhlich. DiekODTentionenen Lgen, die Notlgen aua Eitelkeit hatte er scharf abgewiesen. Einigwar man in der Debatte absttweien sei, doch gingeu die Meinungen daiaiber auseinander, ob die Notlgemdit unter gewissen Umstnden verzeihlich sein kuue. Mau glaubte diesen Fallan finden bei einer Kollision der Pflichten, man wies darauf hin, dab die Notlgenicht in jedem Falle gegen alle fBf Ideen verstofse, ja sogar von der Idee des"Wohlwollens dikti- rt sein knne, man maden fnf Ideeu auf den Willen, nicht auf die Xhat, die unter ulserem Zwauge ge-scheben l^ne. an richten habe. Doch waren auch Ansichten vertreten, die nament-lich vom religiasen Standpunkte aus die Verseihlidikeit der NoUge auf das ent>scliiedenstc in Abrede stellten, die sie nicht eiumal einem Todki-anken gegenberzulassen wollten. Man msse in diesem Falle auf ott vertrauen und alles ihmberlassen.

    Zur Besprechung der pdagogischen Mafenahmeu gegen die Lge war es leideran spt Unter dem Beifsll der Vosammlung sprach man dem Verfasser den Bankfr die anregende Arbeit aas und Knllrge Schlegel, als Leiter der Del atti . schiefe

    dieselbe. Im nchsten Jahre wird Kollege Hollkamm eine Aldiandluiig liefernber das Thema: Die Streitfrage des Schrtsibleseuuterricht vum Standpunkt der

    Herbartsdioi Ftaudiologie.

    8. ber den Fortgang der Bevegnng fttr VoUni" undJngendBpiele

    Das Inteies.se an den Leibesbungen in freier Luft, das als ein wirkliches Be-

    difttis aus den die Gesundheit sohSdigenden Lebens- und Kulturverhltuissen unserer

    23*

  • 356 B Mitteilungen

    Zeit erwachseu ist, bewegt jetzt iu l>t;ut!>clilau(i zixnehnaend weitere Kreise. DerZentral-AnssdiulB fr Volks und Jagendspiele^ welcher seit Jahren die Aufgabebernommen hat, dies Interesse iu die broitoreu VulksseliirlitL'H hinoinzutraifen. dasVerstndnis hirfr zu voHirriten und flic AVeire fr die Eiufviliiun^' st.'lbst zu Oinen

    bezw. zu schaffen, giebt laufend in seiueu Jalirbchem iu knappster Form einenzusauunenfaseudea Bericht ber den For^ang dieser {bhaft sieh entwickelndenBewefung.

    Oegenwrtig ist sein V. Jahrbuch 180, heraasgegeben von E. von Scbenckeu-dorff uv^'avom Radfahren, Wettrennen und dem Sport im engeren Sinne absieht, finden hier

    d by Google

  • 4. Erster Deutscbr Foitbilciuugttshaltag Abi

    alle Leil)csiUiung(ti in freier Luft, die uicht zu den oifrentliehen Tnrn-, GenU- undFreibnnn gehren, ihre Beachtung. Dadurch wird das Jahrbuch ztini ire^mliietenSamuieipunict von Nachrichten iiber die vurschieUenartigsteu T^'iWbuugeu, wie siev

  • 358 B MitteiluDgea

    Angaben mitgeteilt: Ubligatohsch ist der FortbimaogssL-hulunterricht nur ia aeuudeuisohea Staat6D; anf 1000 Ekiwohner kommen im Grolsherzogtum Eaeaea 34'/,,in Schaombun^-Lippe 2Vt Fortbildnngsscliler (Sachmn steht an 5. Stdie); von40000 Jnglingen Reriins in Alter vou 14 18 Jahren besuchen nur 10000 die vor-trefflich organisierten, al>er oben fakultativen Fortbildungs.*;! hulcn. Rpforent be-tont, dal das Ausland in dieser BezieUujig unser Vaterland weit, sehr weit ber-flgelt habe. In Bezog auf deatsche Yerfakltnisse konfltatiart er, dais die gewerh-liehen Fortbildungsschulen ain besten, jene landwirtsohaftliohen nod kanftnSnnisohifltiCliaraktei-s minder gut, die Fitfln!r|uug?sschuleo fr das weibliche Geschlecht amweiuf^ten entwickelt da-'^tiiiKli n ; letzteres sei um so niclir zu bedauern, als sifh ge-rade Madcbeu und Frauen gegenwrtig immer .stiirker am gewerblichou Ix*beu be-teiligen, ihre Erwerbsfhigkeit also mehr nnd mehr gesteigert werden mnlste; di^g^eu hlt Referent Haushaltuugschulen fr die noch schulpflichtigen oder kaumerst dl r S( Inil-^ entwachsenen Mdchen fr \'rrrii!it. Er w. ist darauf hin, dafe wirin Li ut^( liliuid wohl eine hohe wirts liaftlii he Entwickkmg, aber keine wirtschaft-liche Erziehung aufzuweisen haben, dais diese aber fr Arbeitsgelegenheit undNationalwohlstand namentlich innerhalb des handel- und gewerbetreibenden Mittel-Btandes von hoher Bedeutung sei. Ferner iNt iu sozialer und politiadiW Beziehungdie Aiit''iIiKthme des Einzelnen und die Verpflichtimf,' r.xi derselben stfti;^ pcestei^'i-rtwoixlen (^Wahlrecht, Schoffi.'ri^i.-rii ht, Srll>stverw;iltuti^' in den Uenieindeu), ohne dafsdie Melu-zahl des Volkes auf die Nutzuiubuug der neuen Kechte gengend vorbereitetwerde. Besonders bedeutsam ist, dab viele Schranken, welche frher das Thon undLassen des Einzelnen bestimmten, gefallen sind in uusi rer vurwrte hastenden Zeitohni' dnfs die weitaus meisten Bewohner unseres Vaterlandes dazu erzogen werden,den rechten (iebrauch von der ihnen zugestandenen Bewegungsfreiheit zu machen,ohne dals bei ihnen an Stelle der ulsereu Scliranken wie sonst innere Schrankenerriditet wnden, nmlich sittliche Freiheit und Bdbstzncht, wdche sich luCmrt inder Achtung vor Gesetz, Ordnung und Sitte. Referent zeichnet den Unterschied derEntwicklung der mnnlichen Ju^'eiid von i in>t und jetzt whrend der Zeit zwischenSchule und Militr, also whrend einer Zeit kraftiger, tiefgreifender EntwicklungFrher gab dem noch unmndigen Jngling der Lehrmeister wenigteos einen ftuberenHalt, whrend jetzt auch dieser zameist gefollen ist, so dals man sich bei der An-zahl und Grfso der einstrmenden Versuchungen wundem innfs. dafs die deutscheJugend sich noch auf dor heutigen Hhe erhalten hat, aber dif (jef;dir weitererVerwildemng droht allerwegen I liier mufs die obligatorische Fortbduugschulo ein-grellen, ma& diejenigen Gebiete der aligemeinen Bildung, fr wddie der Yollc-sohler noch zu unreif ist, kultivieren, ran& ihre Zglinge wirtschaftUoh tditig und.sittlich emster und gefesteter zu macheu bestrebt sein. Fr die Ausbildung derFortbildungsschullehrer sind besondere Vernnstaltungen zu treffen, auch sind ans

    den iLreisen der Kichtachuimuner Leute mit i)adagogischer Begabung zur Erteilungdes Fachnntenichtes herBnsnakliett.c ffietatif sprach

    Herr SchuInitPolack- Worbis ber die eracbliche Aufgabe der Fortbilduags-schide. Er betonte, djdk die Zglinge durch einen Uuterri( lit, welcher Interesse

    weckt, Begrndung und Verbindung der Lehrstoffe nnfliellt. zur brsnnc; kleiner, stetig

    Sich schwieriger gestaltender Probleme ani-egt, berall das ^iachdeiikeu auf die Er-

    sdieinungen im Leben nnd Beruf lenkt, denkfreodig, durch hengewinneode, hdireMuster zeichnende Lehrweiae, sowie durch gtigen Verkehr und Anleitung zur Be-tbfiti-un- de.s Oemeinsinnes gemtsinnig und weiterbin wiensstnrk gestaltet wenlen

    mlhteu; daduich aber, dals man die jungen Leute zu Gottesiurciit anhlt, ihnen fr

    uiyitized by Google

  • 4 Erster Deotacher FoiHldttDgBachiiJtag 359

    die Fn'izeit zum (u nufs reiuor Freuiion iu guter Gesellschaft verhilft, knue mansie sitttnr(>iii eriiaitoii; aus Aulago, gutem YnrhiM, stctitjor Oewlinung und ge-hobeoer Eiusiicht ontspro^e der sittliche Charakter, Fr den Lehj^T sei utig, da^er die Individiuditiit nod Schicksale des eiiuelneD Schlera genau erkoiide, liebevollsich in ihre Bedrfnisse und Wfiiiadie eTSonki-. ilurch. angemessene, na Gefhl frSt'lbstverantNvoiiung hebetult^ I^ohandlung die Stri Kunirea veredle und ihnen in allenStcken ein Muster strenger Pflichterfllung vorlebe.

    In der Debatte ulserton Oberlehrer Dr. Kuebusch- Dortmund und SchulratBesser* Altenimtg prinii^eOe Bedeniten gSRen den oUigattwisdieii Quurakter derFurtbildungs-schule; jener wies darauf hin, da& man durch Zwangsmalsregdn diewiderstrel>enderj Kreisn chr-r vorliiftere als berzeug', und dafs schon der fn'io An-trieb aus der Volksseele herau geuge, um immer grfeere Foitschritto zu zeitigeu.Dieser erklirte den Bcholzwang in den lndlichen Beairken mit patriarchalischemCharakter fOr nnn5t|g und wegen Mangels an geeigneten Lehriaiften f&r anntigund Wegen Mangels an geeigneten Lehrkrften fr unmglich. Dem gegenberbt tonto Herr Stadtverorflneter So m hart- Mai^dolniTp:. dafs es dem infolge seiner Ent-wicklung eigenartig getalteten Charakter dt .s deutscheu Volkes nicht entspreche,ohne krSftige Anregung seitens der cgierungen eine dorcbgreifende Reform auStande za Ivingen, welche notwmdig ist, tun oosear Totk hn Wettbewsrb der VSlkerkonkurrenzfhig zu erhalten; und Herr Schulrat Dr. Khn -Leipzig weist, gedrngtdurch seine zwanzigjhrige Erfahrung als Scliulin.spektor, darauf hin, daTs die Ent-wicklung der Fortbilduugsschuleo ja stetig vor sich gehe und das Beispiel der Lohrer-'Schaft Sadisens beweise, wie die Lehrer den sllmittiltah axh steigernde Ansprchensich gewachsen zeigen auf Onmd ihrer bisherigen Yorbildnng em Heranziehen ge-werblich durchgebildeter MihuK^r also nur in hochentwickelten, vielteiligen Schulenntig erscheine. Nnrhdem am h noch die Herren Pache, Dr. IJartels-Gera undV. Scheu ckeudorff deu taudpimkt dos Verbaudu, wie er in den beiden Yor-ti9gen zum Anadmek kam, gee^uldeil hatten, gelaugten folgende 88tze zar ein-stimmigen Annahme:

    Der houto in Ij'lyz'i^ versammelte 1. Deut.si-Iic Fort1iil

  • 360 B Mitteilougeo

    6. Die Bkandinairisohen LehrerverNunxnlnxigenEt drfte gewife von Interesse fr deatsche Pdagogen sein, etwas von dem

    tu hren, was auf dorn Gebiete der Erziehung und des Uutorrichts bei den ver-wandten skandinavischen Vlki rn vor^^t hr. Vu'l eine gjeign'-ti' Fuiiii dafr drftendie folgenden MiHoihingen ulv^r die .skaudinavicbeo Lebrorveniaminltuigen undFragen, welche dort behandelt worden sind, sein.

    Selbstverstndlich gieht es in den verschiedenen nordischen Ltaidem, wie bersU,mauehiM'U'i Versammlungen von Lehrern und Lehrerinnen, von Gymnasiallehrern,von Ijehrern und I.eliivrimi.Ti ;ui MiklcheusehuliMi. afi Tnlks-' liiiL'n -'fr. Solchf Ver-sammlungen hat un aUgemeiueu jf-des Land fr sich und vuu diesen S'ersammlungonwird hier nicht die Kedo seiu. Es werden nur die Versammlungen besprodienwerden, an welchen sich die Vertreter verschiedener Schnlgaitungen and der ver-sohiedeiien skandinavischen Nationalitten sich beteiligein. Natfirlioh bieten diese dasmeiste allgemeiue Interesse.

    Zu den nkaudinavischeu Volkern worden hier oioht nur Sohwedeu, Norweger,Iknen, aondem auch FlnnlAnder geroohnet Die drsi ersten spreoiien swar veraohiettone Sprachen,*) diese Spradien nd indessen nahe verwandt, und die einenverstehen im allgemeineu die andern ohne Schwierigkeit. Was die Fmulnder be-trifft, m sjtrieht ja dii* ^rofsi' ;Mehi/.;i1i! Volke lAne von den skandinavischenganz vcrscliiedeuo Sprauhu laid das Volk geliort eiograplii^ch einem ganz uuderea

    *Stamme an. Aber zufolge der langen, mehr als $00jhrigen, Verbindung des Landesmit Schweden, ut die sdiwedische Sprache noch zum grlsten Teil die Sprache dergebildeten Klassen viele xinter ihnen sind auch rein schwedischer Abstammung sowie die Volkssprache einzelner Teile des Landes, und ch machen si(;h starke Bt-strebuugen geltend, diese Sprache neben der finniandischeu, welche natrlich dioHauptsprache ist oder werden mufe, anfrecht zu halten und sn pflegen. Diegrfsteu Schriftsteller des Ijindes, Runneberg u. a., haben in schwedi.scher Sprache^'osi hi ii.-Ji''ti, iiiul lii'M' Spr;ii Ii.' i.st gewissenniifsen fin VcrMntluiiu'^l'UTid mit (I-t all-

    gcinrim'ii i'uiM|i;iis( luMi Kultur. So knnen nlso auch die Fiuuiuudor sich au denskaiidluavihdien Vei-satnnduageu beteiligen. DjUs diese Beteiligung keinerlei poU-(iBohe Bedentong hat, braucht wohl nicht bemerkt zu werden. Die Finnlnder wollenihre eigene NatiniKilitt bewahren und >trkrQ unter den politischen Verhltnissen,in welchen sie luben. An eine politische Wiedervereinigung mit Schweden denktkeiner.

    Die wichtigsten und bis in diesem Jalue die einzigen allgemeiueu Lehrer*versammlangen, wo sich Vertreter aller' skandinavischen Vlker beregnen, sinddie jwles fnfte Jahr wiederkehrenden allgemeinen iiardisrhnn I.rhrertage. Einsolcher fand im vorigen Jahr in Stockholm stritt. Derselbe ist in der DeutschenZeitschrift fr auslndisches Unterrichtswesen, Juli 180G, ausfhrlich geschildert

    worden, weshalb hier nur einige kurze Bemerkungen darber gemadit werden sollen,nachdem einige Data ans der Oesdudite dieser Lehrertage gegeben worden sind.

    Die erste allgemeine Tyehrerversanimlung dieser Art tagte in Gotheriburg,im Jahre 1870, die zweite in Chri.stiania 1871, die folgenden alwechselnd in denliauptstadteu Dnemarks, Schwedens und Norwegens. AVitiend die ersten Ver-aammlangen jedes vierte oder dritte Jahr stattfanden^ kommen ae nnnmehr nur

    ') Die gewhnliche norwegische Schriftsprache stimmt im haaptsohlicben mitder Uanischen boreiu.

    Digitized by Google

  • 5. Dio skaodina