Zeitung Zürcher...Sonntag 13. November 1938 Blatt Neue Zürcher Zeitung Erste Sonntagausgabe 1994...

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Sonntag 13. November 1938 Blatt Neue Zürcher Zeitung Erste Sonntagausgabe 1994 Die geplante Verwüstung des Alten Rheins Zum Entfetzen aller, dir davon hören, soll eine der schönsten flnßlandschastrn der Ostschweiz (»»d der schweiz überhaupt) dem Moloch der Fivilisaüon zum Opfer gebracht »nd »lit einem (vorläufigen!) Kosten» auiwaud von rund 1.L Millionen franken vo» Grund ans und für alle Zeiten vernichte! werden. 29äre der inafsivc Pia» eine rein st..gall!fche «an. trm;angelege»heü. fo bliebe u»s ander» nichts übrig, »l» tatenlos zur 3eite zu treten und trauernde n Herzens zuznseheu, das, man in einem Winkel unseres katerlandes wieder einmal »ich! begreifen will, wie 'ehr auch die au? sich sell'st ge>;oorde»»c Natur eines wird, dazu schioeigend feixe Duldung zn geben und sich nicht aufzulehnen gegen ein Vorhaben, da:- einzig» artige Landfchafloreize unrettbar vernichtet. Und der Kenner des alle» Rheintals und besonder? seines unvergleichlichen Mündungsdeltas gibt's viel?! Denn zu Tausenden lommen während der guten Jahreszeiten die Menschen zu fuß und im ?luw, mit der Val,n, dem Ruder-, 3'k'tor. oder 3egelschijs aus »ah und fern, um wenigstens für ein paar stunden, wenn es geht, anch jür etliche Wochen, ihren Augen eine Wohliat zu eriveisen und sich rheinauf oder llieinal' am fiuß entlang zu ergehen, der saint und l'i'iiminte» Landschaftsraumes zu jenen idealen briten gehört, die es zu achten und zu bewahren gilt und die luan mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen habe, wenn Interessen, die sich zufälligerweise berechnen lassen, daran gehen, das untergraben, was sich durch ei» gemeinsames Maß nicht « läßt. Da jedoch der Buud Prozeut die «osten ivird zahlen musse», geht das Vorhabe» nicht nur die 3t. (haller an. sondern alle, die wissen. wir fchon längst »icht mehr fo dick iin Reichtum >;'il)cn. daß mn« die immer seltener werdenden lnnd» 'chaülichen kleinodien unserer Voralpenlandschaft cin'ach verschleudern darf. Es handelt sich bei dem !n frage stehende» Pro» 'clt um die »»»gestaltung de? als »A l t e r Rhein" ,";richueteu, reichgen'uudeueu Wasserarm«, der als Üihrzeichen der zwischen 3t, Margrethen und Boden- "c liegenden Niederungen das ganze sogenannte Alte "ilicintal beherrscht (siehe 3i!ua!ionsbild). Vrvor der l'ci fußach mundende Rheinfanal angelegt nnd damit rm direkter Abfloß des 3!rl'ms in da; grüfte Tee» locken geschissen wurde, ergossen sich die Wasser des ^I'crrheino durch diese n Arm in den Vodensce. nnd oit war fein Vett viel zu eng. nm sie zu fassen. Ob» ^cich er seit dem fußacher Durchstich nur noch die nl'er'chüfsigen 3iau!oajjer des kanals und die Wasser der anschliessende» Vache dem Bodensee zufuhren darf, >;!<; er immer noch ein stattlicher sslnß. der zwischen natürlichen »fern feinem Ziele zustrebt und sich dabei >;'<; einer durchschniüliche» Breite vo« U!0 bis 200 cnt'aliei. Der unsaßliche Plan geht nun dahin, aus diesen», oa; Anilitz der ganzen Gegend prägenden Wasserarm den der Rhein schon vor endlo? viele» Iahrhunderien sich selber gegraben hat, eine Wasserrinne mit ein» gebundenen »fern zu mache», die zwifche» 3i, Mar- grrtheii und üüii'ineck eine 3ohlrnbrei!e von nnr m und zwischen Rheineck nnd der Mündung eine <;?^m<;?/<;^c fast ohue Gefälle durch die Niederung gleitet, zur Linsen von schöngeschwuugeneu Höhenrücken bewacht. Es lommen die Maler, ei lommen die Dichler. es kommen die 3chnlen, denen man ein anspruchslos» liebliches und doch unvergeßliches 3lück ihrer Heimat vorführen will, nnd sie alle lerne» die Landschaft lieben, die sie empfängt. Herrliche Ufer, die nach Velirben verlanden dürfen, fäumen de» zur Ruhe gekommene» alten flußlans ei«, und hinler der Wand der lichten Anwaldstreijen. deren wundervolle Weiden, Pappeln. Virlen »nd föhre» hier ebenso in ihrem Clement sind wie die Reiher und das mannigfache Wassergeflügel und 3!raudläufrrvoll. ziehen übergrast die alten Tamme, flankiert vo» seltsam verknorpelte» Bäumen, kreuz und guer durch da; slache Land, dessen landwirilchafilich genützte fläche» sich gegen den lliheinspitz hin ans nnermeßiiche RiedN'ie'en. 3c!o!s» wälder, ein herrliches strandbad uud Wasserlöcher mit seerosen ösfnen... Ihnen allen ist die nnver» sehrte Orhaliung des Alte» Rheins ei» heisler, sehr heisler Wmisch, diejenige» aber, dene» das Wort Älter Rhein nichts besagt, »verde» die beigegebene» Bilder mit Bück anf. und abwärt; hinreichend ahne» lassen, was hier zugrunde gehen wird, wenn man den fiuß durch «ie>;>; bnhneu, die iäugs und gner zu seinem Lauf regel» mäsiigen» Abstand erstellt »verde» wilen, aus eine» Wasserfaden von "0 m 3ohleubrei!e eiuengen wird und rechts u«d links von der Mittelrinne wle 3chlam!nbnch!en fchafft. von denen man hofft, das! sie in» Lause der Zeit von felber langfam verlanden. Natürlich habe» anch die Urheber. Betreiber und Begünstiger des Verbauungsplanes ihre Gründe sür die Rechtfertigung bei Unternehmens. 3ie sind durchweg lokal. wirtschaftlicher Art und brauche» hier ebensowenig erörtert zu werden wie solche von 29 m habe» soll, also rnnd nur noch ein .Zehntel der alten Ausdehnung aufweist. Mau will im Mündungsgebiet außerdem starke Wellenbrecher und i»»ere Leiidänuuc baue», die den Wasserspiegel entsprechend hoch »berragen müssen, um überhaupt wirksam zn sein. 3as Tollste nnd Unwahrscheinlichste aber ist, da ß die Urheber dieses Planes nns glanben machen »vollen, daß das bestehende Landschafts» i l d, für defjen Gestalt im wesentlichen die ewigen ?lalurlräfle verauüvortlich zeichnen, dnrch alle diese wlaßnahmeu fo gut >;vie gar »icht betrossen »verde und daß das Projekt vollkommen in Einklang steh e mit der n!»ch vom Vnnde^hanZ de» ,Na»to» >;3t , Galle» erga»!grnen Mahnung, es sei »bei der Aus» fuhruug des Projektes der Wahrung des Landschafts» bildes nach Möglichkeit Rechnung zn trage»'. Denn nur da»n öffne die ^idgenofscnschaj! ihren Venlei. Jeden», der die Gegend lennt, blutet das Herz nnd steigt der Zorn in die schläfen, wenn »hin zugemutet die vou fachleuten nicht unbeslritteu gebliebene frage, ob das vorliegende Projekt vom rein wasser- bautechnifchen Ztandpunkt aus das »oirllich Veste ist nnd ob es im falle der Anführung alle Hoffnungen nnd Zulnnftsprognofen. die mit ihm verknüpft sind, anch wirklich erfüllt, ?as Material über diese fragen ist in zahüofen Aktenstücken uud znlet.»! in der Bot» schaf! des Bundesrates vom !!. Mai dieses Jahre; niedergelegt, in der unsere oberste Landesbehörde allerdings mit starke»! Widerstreben der Bnu» desveriammlnng die Bewilligung eines ^«prozentigen Veitrages zu de»» auf l ,'>;!>;'>; 0ü0 fr. veransclilagte» «osten empfiehlt, genügt, zn erwähnen, daß der Au »des rat sich seit vierzig Jahren gegen das immer größere Dimensione» nnd immer radikalere forme» annehmende Ilmgestaltnngsvorhaben gesperr! nnd dem «anion 3!. Gallen mehr al>;? eine Ablage erleil! hat, Der Bundesrat hat anch diesmal wieder an de» Wuuscheu des Rorschacher Rheinbanamtes ! ciue» Millionenabstrich gemacht; trotzdem findet er /1,n//,>;/'!''' 5>;v»n/!»n !/,/<;?'! l^l <;?//s» /l/«'i«''<;?»^!, O,e i>;n^s',!<;'/,s-','7 li'n'lss, !»»<;? !,!<; ^s/zicVls: <;'!>;^<;':<;'!>;/»,c'l. die «osten des neuen Planes »noch immer sehr hoch', ist indessen bereit, sich zu sügen . Denn die aus der jlrisculage unteres Landes langsam herausgewachsene Politik der Geldvergabung l>;at es möglich gemacht, das ganze Projekt den A i b e i t s b e f ch a f f u u g ->; m a ß n a h >;»>; e n der Eidgenossenschaft einzureihen. Tiefer Umstand hat das ist nicht zu Verkenne» den Initianten der ^»gestaltungsidee bei der rheintalischen Bevölkerung und bei einigen Parteien völlig unverdient und leinen» ^nsammenhang mit den» wahren Wert dei Unternehmens zu einer sehr starken stellung ver» holfen. und er ha! anscheinend anch bei der Zentral» regierung die lebten Bedenken zu fall gebracht. Aus all diese» Gründen ist es henle beinahe auo>; sich!;>;os. »och gegen das Vorhaben anzurennen, "laln'nalial nnd ständerat glaubten zustimme» zu müfjen. weil die A»;s»hru»g Arbeit schafft und jeder jedem das Verdienen» oder Wirderverdienenlöimen rech! herzlich gönnt. Die st. » g a l I i s ch e Heimat» s lh » s e lt i o » hat denn anch bereits beschloffe», dem Projekt, trotz feinen mörderischen Tendenzen, leine Opposition zn machen, sowei! die Verbauung der strecke von 3t. Margrethe» bi>;s zum Zollhaus, einen« am Veginn des eigentlichen Mündungsdelta; unter» halb Rheineck liegenden Punkte, iu frage steht. Gegen die Veränderung des untersten, beim Dorf» chcn Altenrhein liegenden Abschnittes, der vom Zi'ühans bis zum Auslauf des Wasserarme? in den Bodensee reicht (siehe die Bilder) und das ist wich» lig . Protestiert jedoch auch die Heimatschuft» kommission, weil sie es für Pflichtvergessenheit nnd für eine grobe Verletzung ihrer Verantwortlichkeit gegenüber der Nachwelt hieüe, wem» sie anch zu dieser Barbarei schwiege. Wir meinen nun ebenfalls, daß alles getan werden müsse, um jeden u m g e st a l t e n d e n Eingriff in diese letzte, schönste und charakter»» flisch sie Ttrecle des alten RheinlaufeZ zu verhindern! Heiße der Eingriff, wie er »volle, und »verde er maskiert, wie es dein wirtschaft» liehen, politischen »nd technischen Geist der Initianten immer belieben mag- er hat in jedem fall zu unterbleiben! Das ganze Gebiet vom Zollhaus ab» waits bis zu dem iu» Rüclstauilngsgebirt des Boden» secs liegenden Mü»dung;streise» muß daher durch den Bund für unantastbar erklärt werden, nnd es muß diese Unantastbarkeit den» Hanton 3t, Gallen al:- 3eivitiit oder unbefristete Dienstbarkeit gegenüber den» 3chweizervoll auferlegt werden. Was hier angeregt wird, ist das Mindeste dessen, was man an Rücksicht jetzt noch verlangen kann. Leider ist es freilich auch schon das Letzte! Adolf .<;, o e I s ch. Hans 3t urzen egger. <;?eic/»!un6 Klln /?, wett/e,' Kantone Luzern Die Maul» und klauenseuche Luzern, II. Nov. »l? Das kantonale Militär» und Polizeidepartement ha! mit Rücksicht auf die ueu auf» getretene» fälle Von Maul» uud «laueuseuche die ^»»ibung der Jagd im ganzen «anion v e r ' boten, ebenso die Ausübung de; H a u s i e i h a » » d e l und eine; Handwerk; im Umherziehen im ganze» Naoto», angenommen die 3!adt Luzern. «t. wallen Dir Demagogie der P a l e »l j ä g e r Tl. Nallcn, w. Nov. G>; Iu de» «ampf um das » e u e Jagdgesetz, der vou seine» Befürwortern intensiv, aber durchaus fachlich geführt wird, ha! nnn das Altionskomitee gegen das Revierjagdgefeft ein "ilngblai! geworfen, da; sich Demagogie lau»» überbieten laß!. Ganz abgesehen davon, daß es die alien 3chlagwor!e von der »Herren jagd' n»d von einem »alierworbenen Volksrecht" wieder hervorholt, unterlaß! e; jede» Hinweis darauf, daß das neue Gesetz uich! einfach die Pachiiagd allgemein einführt, sondern den Gemeinden die Wahl zwilche» Pa!e»t» »nd Pachtlagd laß!. Ans der einen 3ei!e ver» fncht man. die Bauern mit der Behaupiuug köpf» scheu zu machen, eine starke WÜdvermehrnug sei der Verschiebung der Man!» und «lanensenche förder» lich, anf der andern 3ei!e »verde»! «lagen über den Rückgang der Rrhwiidbeftändc uud über bereit; aus» geschossene Reviere unter dein Pachtsüsten» angeführt. Den Höhepunkt erreicht aber da; Elaborat mi! der Behauptung, die Revierjagd sei ein hundertprozentig aus Großdeutschland eingejührter Artikel! Dieser 3atz allein beweist schon zur Genüge den geistigen Gehalt des flugblattes. «Inselstadt Vnstl, 10. Nov. Äss Die Landmannschaft» l i ch e V e l e i n i g u n g V a I e l ha! eine Resolution gesäß!, die an die zuständigen Behörde» weiiergeieiiet wird, uüd in der diese eingeladen »verde» auf dem fchwei zerifchen Hoheilsgebie! jede u u I ch w e i z e >; rische und daher s! aa t s g e f ä h r li ch e P r o P a>; ganda in jeder form mit rückfichislofer 3!renge, zn unterdrücken, ferner Einbürgerungen von schwer assimilierbare» Ausländer» zu verhiüdern, so» fort gesetzliche Grundlagen zu schaffe», welche die Ausbürgerung vou solchen Neubürger» er» laube», die sich nachträglich als des 3ch»oeizeiifchl'N Bürgerrechis unwürdig erwiesen haben, und endlich znr wirlfamen Bekämpfung der Arbei!?los>;,',lei! ge» seitliche Bestimmungen zu erlasse», die die Aüsfchal» iung von Landesfremden auch aus den» privaten Ar» beitsprozeß zuguusten ebeubürüger arbeitsloser 3chweizer ermöglichen. Thurn«» W a I, Frauenfeld, l l. Nov, Der Regierungsrat hat zum Direktor der ««»»tonalen Irrenheilan» statt M ü ft e t l >; n g e n Tr, med. Adolf Zolli» ler. Oberarzt an der öchlveizerifckie» Anstalt für Epileptische in Zürich, gewählt. Neue Zürcher Zeitung vom 13.11.1938

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Sonntag

13. November 1938Blatt Neue Zürcher

Zeitung Erste Sonntagausgabe

1994

Die geplante Verwüstung des Alten RheinsZum Entfetzen aller, dir davon hören, soll eine der

schönsten flnßlandschastrn der Ostschweiz (»»d derschweiz überhaupt) dem Moloch der Fivilisaüon zumOpfer gebracht »nd »lit einem (vorläufigen!)

Kosten»auiwaud von rund 1.L Millionen franken vo»Grund ans und für alle Zeiten vernichte! werden.

29äre der inafsivc Pia» eine rein st..gall!fche «an.trm;angelege»heü.

fo bliebe u»s ander» nichts übrig,»l» tatenlos zur 3eite zu treten und trauerndenHerzens zuznseheu, das, man in einem Winkel unsereskaterlandes wieder einmal »ich!

begreifen will, wie'ehr auch die au? sich sell'st

ge>;oorde»»c Natur eines

wird, dazuschioeigend feixe Duldung

zngeben und sich

nicht aufzulehnen gegen ein Vorhaben, da:- einzig»artige Landfchafloreize unrettbar vernichtet.Und der Kenner des alle» Rheintals und besonder?seines unvergleichlichen Mündungsdeltas gibt's viel?!Denn zu Tausenden lommen während der guten

Jahreszeiten die Menschen zu fuß und im ?luw, mitder Val,n, dem Ruder-, 3'k'tor. oder 3egelschijs aus»ah und fern, um wenigstens für ein paar stunden,wenn es geht,

anchjür etliche Wochen, ihren Augen

eine Wohliat zu eriveisen und sich rheinauf oderllieinal' am fiuß entlang zu ergehen, der saint und

l'i'iiminte» Landschaftsraumes zu jenen idealenbriten gehört, die es zu achten und zu bewahren giltund die luan mit allen zur Verfügung

stehendenMitteln zu verteidigen habe, wenn Interessen, die sichzufälligerweise

berechnen lassen, daran gehen, das z»untergraben, was sich durch ei» gemeinsames Maßnicht« läßt. Da jedoch der Buud Prozeuta» die «osten ivird zahlen musse», geht das Vorhabe»nicht nur die 3t. (haller an. sondern alle, die wissen.

wir fchon längst »icht mehr fo dick iin Reichtum>;'il)cn.

daß mn« die immer seltener werdenden lnnd»'chaülichen kleinodien unserer Voralpenlandschaft

cin'ach verschleudern darf.Es handelt sich bei dem !n frage

stehende» Pro»'clt um die »»»gestaltung de? als »A l t e r Rhein",";richueteu, reichgen'uudeueu Wasserarm«, der alsÜihrzeichen der zwischen 3t, Margrethen und Boden-"c liegenden Niederungen das ganze sogenannte Alte"ilicintal beherrscht (siehe 3i!ua!ionsbild). Vrvor der

l'ci fußach mundende Rheinfanal angelegt nnd damitrm direkter Abfloß des 3!rl'ms in da; grüfte Tee»

lockengeschissen wurde, ergossen

sich die Wasser des^I'crrheino durch d iesen Arm in den Vodensce. nndoit war fein Vett viel zu eng. nm sie zu fassen. Ob»

^cich er seit dem fußacher Durchstich nur noch dienl'er'chüfsigen 3iau!oajjer des kanals und die Wasserder anschliessende» Vache dem Bodensee zufuhren darf,>;!<; er immer noch ein stattlicher sslnß. der zwischennatürlichen »fern feinem Ziele zustrebt und sich dabei>;'<; einer durchschniüliche» Breite vo« U!0 bis 200cnt'aliei.

Der unsaßliche Plan geht nun dahin, aus diesen»,oa; Anilitz der ganzen Gegend prägenden Wasserarmden der Rhein schon vor endlo? viele» Iahrhunderiensich selber gegraben hat, eine Wasserrinne mit ein»gebundenen

»fern zu mache», die zwifche» 3i, Mar-grrtheii und üüii'ineck eine 3ohlrnbrei!e von nnr

m und zwischen Rheineck nnd der Mündung eine

<;?^m<;?/<;^c

fast ohue Gefälle durch die Niederung gleitet, zurLinsen von schöngeschwuugeneu Höhenrücken bewacht.Es lommen die Maler, ei lommen die Dichler. es

kommen die 3chnlen, denen man ein anspruchslos»

liebliches und dochunvergeßliches 3lück ihrer Heimat

vorführen will, nnd sie alle lerne» die Landschaftlieben, die sie

empfängt. Herrliche Ufer, die nachVelirben verlanden dürfen, fäumen de» zur Ruhegekommene» alten flußlans ei«, und hinler der Wandder lichten

Anwaldstreijen. deren wundervolle Weiden,Pappeln. Virlen »nd föhre» hier ebenso in ihremClement sind wie die Reiher und das mannigfacheWassergeflügel und 3!raudläufrrvoll. ziehen

übergrast

die alten Tamme, flankiert vo» seltsam verknorpelte»Bäumen, kreuz und guer durch da; slache Land, dessen

landwirilchafilich genützte fläche» sich gegen denlliheinspitz hin ans nnermeßiiche RiedN'ie'en. 3c!o!s»wälder, ein herrliches strandbad uud Wasserlöchermit seerosen ösfnen... Ihnen allen ist die nnver»

sehrte Orhaliung des Alte» Rheins ei» heisler, sehrheisler Wmisch,

diejenige» aber, dene» das Wort Älter Rheinnichts besagt, »verde» die beigegebene» Bilder mit Bück

anf. und abwärt; hinreichend ahne» lassen, was hierzugrunde gehen wird, wenn man den fiuß durch «ie>;>;

bnhneu, die iäugs und gner zu seinem Lauf i» regel»

mäsiigen» Abstand erstellt »verde» wilen, aus eine»

Wasserfaden von "0 m 3ohleubrei!e eiuengen wirdund rechts u«d links von der Mittelrinne wle3chlam!nbnch!en fchafft. von denen man hofft, das!

sie in» Lause der Zeit von felberlangfam verlanden.

Natürlich habe» anch die Urheber. Betreiber undBegünstiger des Verbauungsplanes ihreGründe sür die Rechtfertigung bei Unternehmens.3ie sind

durchweg lokal. wirtschaftlicher Art und

brauche» hierebensowenig erörtert zu werden wie

solche von 29 m habe» soll, also rnnd nur noch ein.Zehntel der alten Ausdehnung aufweist. Mau willim Mündungsgebiet

außerdem starke Wellenbrecherund i»»ere Leiidänuuc baue», die den Wasserspiegelentsprechend

hoch»berragen müssen, um überhaupt

wirksam zn sein. 3as Tollste nnd Unwahrscheinlichsteaber ist, d aß die Urheber dieses Planes nns glanben

machen »vollen, daß das bestehende Landschafts»i l d, für defjen Gestalt im wesentlichen die ewigen

?lalurlräfle verauüvortlich zeichnen, dnrch alle diesewlaßnahmeu fo gut >;vie gar »icht betrossen »verdeund daß das Projekt vollkommen in Einklang

s t e hemit der n!»ch vom Vnnde^hanZ a» de» ,Na»to»>;3t, Galle» erga»!grnen Mahnung, es sei »bei der Aus»fuhruug des Projektes der Wahrung des Landschafts»bildes nach Möglichkeit Rechnung

zntrage»'. Denn

nur da»n öffne die ^idgenofscnschaj! ihren Venlei.

Jeden», der die Gegend lennt, blutet das Herz nndsteigt der Zorn in die schläfen, wenn »hin

zugemutet

die vou fachleuten nicht unbeslritteu gebliebenefrage, ob das vorliegende Projekt vom rein wasser-bautechnifchen Ztandpunkt aus das »oirllich Veste istnnd ob es im falle der Anführung alle Hoffnungen

nnd Zulnnftsprognofen. die mit ihm verknüpft sind,

anch wirklich erfüllt, ?as Material über diesefragen

ist in zahüofen Aktenstücken uud znlet.»! in der Bot»

schaf! des Bundesrates vom !!. Mai dieses Jahre;niedergelegt, in der unsere oberste Landesbehörde

allerdings mit starke»! Widerstreben der Bnu»desveriammlnng die Bewilligung eines ^«prozentigenVeitrages

zu de»» auf l ,'>;!>;'>; 0ü0 fr. veransclilagte»

«osten empfiehlt, genügt,zn erwähnen, daß der

Au »des rat sich seitvierzig Jahren gegen das

immer größere Dimensione» nnd immer radikalereforme» annehmende Ilmgestaltnngsvorhaben gesperr!

nnd dem «anion 3!. Gallen mehr al>;? eine Ablage

erleil! hat, Der Bundesrat hat anch diesmal wiederan de» Wuuscheu des Rorschacher Rheinbanamtes !

ciue» Millionenabstrich gemacht; trotzdem findet er

/1,n//,>;/'!''' 5>;v»n/!»n !/,/<;?'! l^l <;?//s» /l/«'i«''<;?»^!, O,e i>;n^s',!<;'/,s-','7 li'n'lss, !»»<;? !,!<; ^s/zicVls: <;'!>;^<;':<;'!>;/»,c'l.

die «osten des neuen Planes »noch immer sehr hoch',

ist indessen bereit, sich zusügen.

Denn die aus der jlrisculage unteres Landeslangsam herausgewachsene Politik der Geldvergabungl>;at es möglich gemacht, das ganze Projekt denA i b e i t s b e f ch a f f u u g ->; m a ß n a h >;»>; e n derEidgenossenschaft einzureihen. Tiefer Umstand hat

das ist nicht zu Verkenne» den Initianten der^»gestaltungsidee bei der rheintalischen Bevölkerung

und bei einigen Parteien völlig unverdient und i»leinen» ^nsammenhang mit den» wahren Wert deiUnternehmens zu einer sehr starken stellung ver»

holfen. und er ha! anscheinend anch bei der Zentral»regierung die lebten Bedenken zu fall gebracht.

Aus all diese» Gründen ist es henle beinahe auo>;

sich!;>;os. »och gegen das Vorhaben anzurennen,"laln'nalial nnd ständerat glaubten zustimme» zumüfjen. weil die A»;s»hru»g Arbeit schafft und jederjedem das Verdienen» oder Wirderverdienenlöimenrech! herzlich gönnt. Die st. » g a l I i s ch e Heimat»s lh » l» s e lt i o » hat denn anch bereits beschloffe»,

dem Projekt, trotz feinen mörderischen Tendenzen,

leine Oppositionzn machen, sowei! die Verbauung der

strecke von 3t. Margrethe» bi>;s zum Zollhaus, einen«am Veginn des eigentlichen Mündungsdelta; unter»

halb Rheineck liegenden Punkte, iu fragesteht.

Gegen die Veränderung des untersten, beim Dorf»chcn Altenrhein liegenden Abschnittes, der vom

Zi'ühans bis zum Auslauf des Wasserarme? in den

Bodensee reicht (siehe die Bilder) und das ist wich»lig. Protestiert jedoch

auch die Heimatschuft»kommission, weil sie es für Pflichtvergessenheit nndfür eine grobe Verletzung ihrer Verantwortlichkeitgegenüber der Nachwelt hieüe, wem» sie anch zu dieserBarbarei schwiege.

Wir meinen nun ebenfalls, daß alles getan werdenmüsse, um jeden u m g e st a l t e n d e n Eingriffin diese letzte, schönste und charakter»»flisch sie Ttrecle des alten RheinlaufeZzu verhindern! Heiße der Eingriff, wie er»volle, und »verde er maskiert, wie es dein wirtschaft»liehen, politischen »nd technischen Geist der Initiantenimmer belieben mag- er hat in jedem fall zuunterbleiben! Das ganze Gebiet vom Zollhaus ab»waits bis zu dem iu» Rüclstauilngsgebirt des Boden»secs

liegenden Mü»dung;streise» muß daher durchden Bund für unantastbar erklärt werden,nnd es muß diese Unantastbarkeit den» Hanton3t, Gallen al:- 3eivitiit oder unbefristete Dienstbarkeitgegenüber den» 3chweizervoll auferlegt werden.

Was hier angeregt wird, ist das Mindeste dessen,

was man an Rücksichtjetzt

noch verlangen kann.Leider ist es freilich auch schon das Letzte!

Adolf .<;, o e I s ch.

Hans 3t urzen egger.

<;?eic/»!un6 Klln /?, wett/e,'

KantoneLuzern

Die Maul» und klauenseucheLuzern, II. Nov. »l? Das kantonale Militär» und

Polizeidepartement ha! mit Rücksicht auf die ueu auf»getretene» fälle Von Maul» uud «laueuseuche die^»»ibung der Jagd im ganzen «anion v e r 'boten, ebenso die Ausübung de; H a u s i e i h a » »

d e l und eine; Handwerk; im Umherziehen imganze» Naoto», angenommen die 3!adt Luzern.

«t. wallenDir Demagogie der P a l e » l j ä g e rTl. Nallcn, w. Nov. G>; Iu de» «ampf um das

» e u eJagdgesetz, der vou seine» Befürwortern

intensiv, aber durchaus fachlichgeführt wird, ha! nnn

das Altionskomitee gegen das Revierjagdgefeft ein"ilngblai! geworfen, da;

sich a» Demagogie lau»»überbieten laß!. Ganz abgesehen davon, daß es diealien 3chlagwor!e von der »Herren jagd' n»d voneinem »alierworbenen Volksrecht" wieder hervorholt,

unterlaß! e; jede» Hinweis darauf, daß das neue

Gesetz uich! einfach die Pachiiagd allgemein einführt,sondern den Gemeinden die Wahl zwilche»Pa!e»t» »nd Pachtlagd laß!. Ans der einen 3ei!e ver»

fncht man. die Bauern mit der Behaupiuug köpf»

scheu zu machen, eine starke WÜdvermehrnugsei der

Verschiebung der Man!» und «lanensenche förder»lich, anf der andern 3ei!e »verde»! «lagen über denRückgang der Rrhwiidbeftändc uud über bereit; aus»

geschossene Reviere unter dein Pachtsüsten»angeführt.

Den Höhepunkt erreicht aber da; Elaborat mi! derBehauptung, die Revierjagd

sei ein hundertprozentig

aus Großdeutschland eingejührter Artikel! Dieser 3atzallein beweist schon zur Genüge den geistigen Gehaltdes flugblattes.

«InselstadtVnstl, 10. Nov. Äss Die Landmannschaft»

l i ch e V e l e i n i g u n g V a I e l ha! eine Resolutiongesäß!, die an die zuständigen Behörde» weiiergeieiietwird, uüd in der diese

eingeladen »verde» auf dem

fchwei zerifchen Hoheilsgebie! jede u u I ch w e i z e >;

rische und daher s! a a t s g e f ä h r l i ch e P r o P a>;

ganda in jeder form mit rückfichislofer 3!renge,

znunterdrücken, ferner Einbürgerungen von

schwer assimilierbare» Ausländer» zu verhiüdern, so»

fort gesetzliche Grundlagenzu schaffe», welche dieAusbürgerung vou solchen Neubürger» er»

laube», die sichnachträglich als des 3ch»oeizeiifchl'N

Bürgerrechis unwürdig erwiesen haben, und endlichznr wirlfamen Bekämpfung der Arbei!?los>;,',lei! ge»

seitlicheBestimmungen

zu erlasse», die die Aüsfchal»iung von Landesfremden auch aus den» privaten Ar»beitsprozeß zuguusten ebeubürüger arbeitsloser3chweizer ermöglichen.

Thurn«»W a I,

Frauenfeld, l l. Nov, Der Regierungsrat hatzum Direktor der ««»»tonalen Irrenheilan»statt M ü !» ft e t l >; n g e n Tr, med. Adolf Zolli»ler. Oberarzt an der öchlveizerifckie» Anstalt fürEpileptische in Zürich, gewählt.

Neue Zürcher Zeitung vom 13.11.1938