Zeitzeugenbrief Januar 2014.creator - Zeitzeugenbörse … · Jürgen Kirschning, Jürgen Werner,...

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I/ 2014 -1 Zeit Zeugen Brief Wir organisieren und vernetzen Erinnerungsarbeit Januar 2014 Unsere Weihnachtsfeier Von Klaus Riemer, Auch diese Weihnachtsfeier am 3. Dezember im Ratskeller Reinickendorf wird für alle, die dabei waren, einen besonderen Platz in der Erinnerung einnehmen. Da mischen sich die Glanz- und Hö- hepunkte dieses Nachmittags mit Wiedersehens- freude oder mit neuen Bekanntschaften und Ein- drücken, und deshalb sei an dieser Stelle allen ge- dankt, die diesen Tag mitgestaltet und ermöglicht haben. Nach der Begrüßung durch unsere Vorsitzende Eva Geffers hatten wir die Freude, zwei besonde- re Cellisten kennen zu lernen: Prof. Catalin Ilea und seinen Enkel Constantin Sie- permann. Der Großvater wurde mit vielen interna- tionalen ersten Preisen bedacht, Aufnahmen für Funk und Fernsehen sowie über 40 LPs und CDs (Electrecord, EMI, EMS, Olympia, OWM) liegen vor. Sein Enkel Constantin gewann seit 2007 auf Regio- nal- und Landesebene Preise beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. Er ist Schüler seines Großva- ters, ein erfreuliches Generationengespräch, in mu- sikalischer Form kann es kaum schöner sein... In ihrem Jahresrückblick erinnerte Eva Geffers an wichtige Wegmarken der ZeitZeugenBörse, darun- ter das Jubiläum und die erhaltenen Ehrungen; die Veranstaltungen in der Landeszentrale; die Treffen Inhalt Unsere Weihnachtsfeier 1 Flucht und Fluchthilfe 2 Gabriel Berger 3 Rückblicke 3 Erinnere Dich, Barbara 5 Fragen-Antworten-Fragen 6 In eigener Sache 6 Aus unserem Briefkasten 7 Gratulationen 7 Zeitzeugen gesucht 7 Veranstaltungen 8 Impressum 8 Constantin Siepermann und Prof. Catalin Ilea Foto: privat - „Brandenburger Hof“ - Weihnachtsfeier. Foto: Klaus Peschke

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Zeit Zeugen BriefWir organisieren und vernetzen Erinnerungsarbeit ���� Januar 2014

Unsere WeihnachtsfeierVon Klaus Riemer,

Auch diese Weihnachtsfeier am 3. Dezember imRatskeller Reinickendorf wird für alle, die dabeiwaren, einen besonderen Platz in der Erinnerungeinnehmen. Da mischen sich die Glanz- und Hö-hepunkte dieses Nachmittags mit Wiedersehens-freude oder mit neuen Bekanntschaften und Ein-drücken, und deshalb sei an dieser Stelle allen ge-dankt, die diesen Tag mitgestaltet und ermöglichthaben.Nach der Begrüßung durch unsere VorsitzendeEva Geffers hatten wir die Freude, zwei besonde-re Cellisten kennen zu lernen:Prof. Catalin Ilea und seinen Enkel Constantin Sie-permann. Der Großvater wurde mit vielen interna-tionalen ersten Preisen bedacht, Aufnahmen für

Funk und Fernsehen sowie über 40 LPs und CDs(Electrecord, EMI, EMS, Olympia, OWM) liegen vor.Sein Enkel Constantin gewann seit 2007 auf Regio-nal- und Landesebene Preise beim Wettbewerb„Jugend musiziert“. Er ist Schüler seines Großva-ters, ein erfreuliches Generationengespräch, in mu-sikalischer Form kann es kaum schöner sein...In ihrem Jahresrückblick erinnerte Eva Geffers anwichtige Wegmarken der ZeitZeugenBörse, darun-ter das Jubiläum und die erhaltenen Ehrungen; dieVeranstaltungen in der Landeszentrale; die Treffen

InhaltUnsere Weihnachtsfeier 1Flucht und Fluchthilfe 2Gabriel Berger 3Rückblicke 3Erinnere Dich, Barbara 5Fragen-Antworten-Fragen 6

In eigener Sache 6Aus unserem Briefkasten 7Gratulationen 7Zeitzeugen gesucht 7Veranstaltungen 8Impressum 8

Constantin Siepermann und Prof. Catalin IleaFoto: privat - „Brandenburger Hof“ - Weihnachtsfeier.

Foto: Klaus Peschke

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Unsere Weihnachtsfeier / Flucht und Fluchthilfe

mit internationalen Fachleuten; die Mitwirkung beider Freiwilligenbörse im Roten Rathaus und beimSeniorentag an der Gedächtniskirche; das Bun-desverdienstkreuz, das Frau Siebner erhielt; dieKontakte zum Dialog der Generationen und selbst-verständlich unser Jubiläum in Tegel; der Besuchvon 100 Deutschlehrern aus Skandinavien, vermit-telt durch visitberlin und Goethe-Institut; ihr Vortragvor der Humanistischen Union zum Thema Zeit-ZeugenBörse und DDR-Zeitzeugen (mit GabrielBerger); der Umzug der Landeszentrale (Aufat-men - erst 2015 oder 2016). Mit dem Dank an alle,die zum Gelingen der ZZB beigetragen haben,schloss Eva Geffers, nicht ohne die Arbeit der Fil-mer Michael Thümer und Peter Fechner beson-ders zu würdigen. Leider konnte ich nur den Auf-druck unserer geplanten Jubiläums-DVD vorstel-len und eine unvollständige Fotoliste vom Jubi-läum kreisen lassen (Der Zeitdruck war zu groß).Gäste nahmen später die Gelegenheit wahr, Zeit-zeuginn/en zu suchen: Frau Annika Kuhnt fürStadtführungen und ein britisches Filmteam für Er-lebnisse bei Besuchen nach dem Passierschein-Abkommen.Das gesellige Beisammensein bei Kaffee, Kuchenund Häppchen kam aber nicht zu kurz. Bei munte-ren Gesprächen verging die Zeit wie im Fluge.

Flucht und Fluchthilfevon Sabine Koch,

Die Begegnung mit Menschen aus der ehemali-gen DDR und deren Geschichten – für mich, eineWessi ohne Ostkontakte, immer wieder lehrreichund spannend.

Im Halbkreis stellte sich Reinhard Spiller vor, dervielen Menschen nach dem Mauerbau zur Fluchtaus der DDR verholfen hatte.

Ein bereits vor dem Mauerbau gestellter Ausreise-antrag der Eltern war nicht bewilligt worden, abersie waren jetzt der Überwachung durch den Staatausgesetzt und so erreichte Anfang Januar 1962Reinhard Spiller ein Brief seiner Eltern, aus dem erimmer noch emotional aufgewühlt einen Auszugvorliest. Verklausuliert und verzweifelt bitten ihnseine Eltern darin, ihnen zur Flucht zu verhelfen.Doch wie soll man das ohne Verbindungen, Geldoder Englischkenntnisse anstellen?In kürzester Zeit lernte Spiller Englisch, eignetesich Grafikkenntnisse an und machte am 4. Mai1962 seinen Führerschein. Und es gelang ihm tat-sächlich seine Eltern mit gefälschten Diplomaten-pässen über die Grenze am Checkpoint Charlie zuholen – am 8. Mai, dem Tag der Befreiung!

Reinhard Spiller - Foto: Klaus PeschkeDieser Erfolg animierte ihn, auch anderen verzwei-felten Menschen zu helfen. Mit gefälschten Aus-weisen, gemieteten, repräsentativen Autos mit ver-schiedenen Kennzeichen, gelang es ihm noch un-gefähr 50 weiteren Menschen zur Flucht über denGrenzübergang Checkpoint Charlie zu verhelfen.Zwei dieser Glücklichen, Freunde aus dem altenWohngebiet, befanden sich unter den Zuhörernund dankten ihm bewegt für diese Hilfe. Eine Hilfe,die ständige nervliche Anspannung bedeutete, beider immer auch das eigene Leben aufs Spiel ge-setzt wurde und die schließlich auch zu gesund-heitlichen Beeinträchtigungen bei ihm führten.Diese Aktionen waren nicht den wachsamen Au-gen der Stasi entgangen. Aus Stasiakten konnteReinhard Spiller entnehmen, dass er ständig unterBeobachtung war, allerdings nicht unter seinemrichtigen Namen, sondern seine Fahrten in Berlinwurden unter dem Decknamen „Adler“ überwacht,wie detaillierte Schilderungen in den Stasiaktenzeigen. Bei der Durchforstung dieser Akten muss-te er leider auch die schmerzliche Erfahrung ma-chen, dass er nicht nur von dem IM namens „Gies-bert“ beobachtet wurde, sondern dass auch seineihm nahe stehende Schwester den Inhalt seinerBriefe an die Stasi weitergab.Das lebhafte Gespräch nach diesem Zeitzeugen-bericht zu der Frage „Welche Kinder hatten An-recht auf Bildung und Studium?“, zeigte wiedereinmal die unterschiedlichen Erfahrungen, die dieBürger der ehemaligen DDR in diesem Staat ge-macht hatten. Während Reinhard Spiller die Schul-bildung und Ausbildung verwehrt wurden, obwohldas Ziel des Staates ja in erster Linie die Förde-rung von Proletarierkindern war, hatten auf der an-deren Seite die Kinder bürgerlicher Eltern dieChance, durch Auffüllen der Gymnasialklassendas Abitur zu machen und zum Studium zu gelan-gen. Diejenigen, die nicht das Glück hatten und

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Gabriel Berger / Rückblicke

dennoch an Bildung und Studium Interesse hat-ten, wählten den Weg der Ausreise oder derFlucht aus dem Arbeiter- und Bauernstaat.

Gabriel Berger -Zeitzeuge oder Historiker?Versuch einer KlarstellungVon Gert Keil, Zeitzeuge

Jan Philip Reemtsma, der Leiter des HamburgerInstituts für Sozialforschung, sagte einmal auf einerTagung: „Zeitzeugen sind der natürliche Feind desHistorikers“. Historiker, so ergänze ich, wollen auf-klären, Zeitzeugen wollen berühren. Beim Histori-ker tritt die Person zurück, beim Zeitzeugen ist siedie Bürgschaft.Gabriel Berger, unser Zeitzeuge im Halbkreis am29. 10., machte um seine Kindheit wenig Aufhe-bens. 1944 im Versteck in Frankreich geboren alsSohn jüdischer Eltern, Kommunisten, die vor denNazis geflohen waren. Die Familie zog 1948 freiwil-lig nach Polen, weil sie an den Sozialismus glaub-te. 1957 flohen sie vor der ersten antisemitischenWelle aus Polen. Sie übersiedelten in die DDR.

Gabriel Berger - Foto: Klaus Peschke

Nun möchte man wähnen, da sind sie vom Regenin die Traufe gekommen, denn viele im Westenmeinen, der Antisemitismus sei im Osten weit ver-breiteter gewesen als im Westen. Und genau dasist das Thema, das Gabriel Berger umtreibt. Ob-wohl er sich allmählich von der DDR entfremdete,insbesondere nach dem Niederschlag des PragerFrühlings 1969, obwohl er 1975 einen Antrag aufAussiedlung in die Bundesrepublik Deutschlandstellte und dafür mit einem Jahr Haft belohnt wur-de, wollte er, der Jude, der DDR gerecht werden:es gebe, so Berger, keinen verbreiteten Antisemi-tismus in der DDR. Persönlich – als Zeitzeuge –sei ihm das nie begegnet. Und die Zahlen – nunspricht der Historiker – geben es auch nicht her.

Dazu muss man sie allerdings verstehen. In einersorgfältigen dialektischen Analyse der Vorurteile inbundesrepublikanischen Kreisen – Namen nannteer in der Eile nicht – stellte er einiges richtig.Es hätte keine Entschädigung gegeben. Falsch.Die 4000 bis 5000 Juden wurden zwar nicht wie inder Bundesrepublik mit Kapital abgefunden, abermit stark erhöhten Rentenansprüchen. Der Kapita-lismus funktioniert hier anders als der Sozialismus.Die Juden wurden bei Wohnungssuche bevorzugt.Sie kamen viel schneller an ein Auto. In einerKnappheitsgesellschaft ist dies in der Tat von gro-ßem Wert. Die Juden wurden nicht wie eine „Na-tion“ behandelt, sondern unter der Rubrik „Verfolg-te des Naziregimes“ (VdN) geführt.Und auch die Unterstellung, die Judenfrage undder Holocaust hätten in der DDR nur eine geringeRolle gespielt, trifft so nicht zu. Bereits Ende der40er Jahre gab es Bücher, die sich mit dem The-ma auseinandersetzten. Dies könnte einer derGründe sein, dass laut einer Umfrage aus demJahr 2002, die Zahl der Antisemiten in Ostdeutsch-land halb so hoch lag wie in Westdeutschland.Es waren viele Zeitzeugen aus dem Osten imHalbkreis dabei und es gab eine lebhafte Ausei-nandersetzung. Manche erinnerten anders. Aufder Ebene der Zeitzeugen lässt sich nicht klären,ob eine so generalisierte Aussage zum Antisemi-tismus in der DDR richtig oder falsch ist. Deshalbhat Gabriel Berger auch noch einige Bücher undAufsätze zum Thema geschrieben.

Rückblicke - Halbkreis am 26.11.13Von Andreas Gerstenberg, Historiker

Der letzte Halbkreis des Jahres 2013 war zumeinen persönlichen Kiez-Erlebnissen derZeitzeugen gewidmet, zum anderen auch denüber das Jahr durchgeführten Auftritten beiverschiedenen Veranstaltungen. Mir als „frischem”Praktikanten bei der ZeitZeugenBörse gab dieseRunde eine schöne Gelegenheit, die praktischeArbeit der Zeitzeugen und auch die durchausmöglichen Problematiken dabei näher kennen zulernen. Den Beginn machte Margit Wachtmann ,die über die Nachkriegsjahre im Umkreis derFrankfurter Allee berichtete. Zunächst standhierbei der Wiederaufbau im Rahmen desNationalen Aufbauwerks im Mittelpunkt. FrauWachtmann schilderte in einem anschaulichenVortrag den Wandel der einstigen FrankfurterAllee zur Prachtmagistrale Stalinallee. Dieanfängliche Aufbruchstimmung der Anwohner, derUnmut, als aus Personalmangel in der staatlichenVerwaltung nach Berlin geholte Sachsen die

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Rückblicke

V.l.n.r.: Margit Wachtmann, Klaus Riemer, Saskia v. Brockdorff,Sabine Koch, Hans Werk,Jürgen Kirschning, Jürgen Werner, Marianne Keller - Foto: Klaus Peschke

neuen Wohnungen beziehen, die Kritik an derNormenerhöhung seitens der Arbeiter in derStalinallee und die öffentlichen Diskussionen darü-ber, lebhaft dargestellt erfuhren die Zuhörer vonder wechselvollen Stimmungslage, die schließlichim Aufstand des 17. Juni kulminierte. In einemzweiten Teil berichtete Margit Wachtmann von derabermaligen Umbenennung in Frankfurter bzw.Karl-Marx-Allee und vom Ausbau zurGeschäftsstraße. Die jüngere Entwicklungbetrachtet sie kritisch, insofern als dieRestaurierung der Häuser eine Manifestation derÜberlagerung des von vielen als aufgezwungenempfundenen Baustils auf das ursprüngliche Flairvon vor 100 Jahren darstelle.Anschließend gab Klaus Riemer einen Ein-druckvon einer Veranstaltung im Circus Hostel amRosenthaler Platz, wo jeden Monat Zeitzeugen inenglischer Sprache von ihrer Vergangenheiterzählen. Dr. Riemers dortiger Vortrag war aucheine Kiezgeschichte. Zwei Fragen standen dabeiim Mittelpunkt: die eigene Wahrnehmung derPogromnacht und das Schicksal der jüdischenBekannten und Freunde. In den späten 1930erJahren ist der Kiez um den Hackeschen Marktherum noch ein multikulturelles Viertel, das für dieKinder ein abenteuerliches Umfeld bildet. Nachder Pogromnacht sah Dr. Riemer die zerstörtenGeschäfte in den Straßen. Weil er mit seinerSchule 1942 ins KLV-Lager kam, erlebte er nicht,dass die jüdischen Nachbarn deportiert wurden,darunter auch sein Freund David. Dessen Mutterund Schwester wurden in Auschwitz umgebracht.David mit Bruder und Vater überlebten das KZ,weil sie in einer Munitionsfabrik arbeiten mussten.Positiv hob Dr. Riemer hervor, dass bei dieserVeranstaltung von ehrlich interessierten Zuhörernsinnvolle Fragen gestellt wurden.

Damit war der Übergang von den Kiez-geschichten zu den Zeitzeugenberichten desletzten Jahres gemacht. Saskia von Brockdorfferzählte von einem Vortrag vor der 5. Klasse derAnnedore-Leber-Grundschule und von denSchwierigkeiten, eben vor Grundschülern zureden. Was erzählt man Kindern, die so gut wienichts über die NS-Zeit wissen? Das Thema,Widerstand, konnte naturgemäß nicht vertiefend

erläutert werden und nach den Schilderungen vonFrau von Brockdorff blieb die Frage im Raumstehen, ob so ein früher Ansatz überhauptkonstruktiv ist.Ferner wurde eine von VisitBerlin und demGoethe-Institut organisierte Begegnung vondänischen, schwedischen und niederländischenDeutschlehrern mit Zeitzeugen auf demFernsehturm besprochen. Kritisiert wurde dieOrganisation, zugespitzt formuliert in der Frageeiner Zeitzeugin, ob sie denn ihreLebensgeschichte zwischen Suppe undHauptgang ausbreiten solle. In der folgendenDiskussion zeigte sich das Dilemma solcherVeranstaltungen: Wie weit trägt man derEntwicklung der Geschichtsvermittlung inRichtung Eventcharakter Rechnung, ohne dieZeitzeugen zu überfordern. Natürlich muss dieZeitzeugenbörse „Werbung mit Personen”betreiben, wie Frau Geffers sagte, natürlich ist„Zeitzeuge sein Arbeit”. Sabine Koch , die von derZeitzeugenbörse aus die Veranstaltung mitbetreute, warf ebenfalls die Frage auf, ob einEssen auf dem Fernsehturm und eineanschließende Dampferfahrt als Rahmenpro-gramm wirklich das richtige sind.[Anm.d.Red. VonHerrn Sylten wurde vor unserer Veranstaltungtelefonisch mitgeteilt, dass er sich mit den Gästen vonVisitBerlin im Fernsehturm-Restaurant angeregtunterhalten habe. Zu unserer Veranstaltung konnte erzu seinem Bedauern aus terminlichen Gründen nichtkommen.]Im Anschluss referierte Hans Werk über einGespräch mit Schülern der Beethoven-Schule.Anlässlich des Jahrestages der Pogromnachtwurde ein Projekttag eingerichtet, bei demverschiedene Zeitzeugen mit Jugendlichen inmehreren Gruppen zu verschiedenen Themenarbeiteten. Herr Werk verglich mit den Schülernseine Jugend mit den Schülerbiografien; derKontrast zur heutigen Zeit lieferte Stoff für eineangeregte Diskussion. Auch Herr Dr. Riemernahm an diesem Projekttag teil und lobte dieguten Fragen der Schülerinnen und Schüler.Jürgen Werner nahm neben anderen Zeitzeugenan der Langen Tafel teil, die dieses Jahr unterdem Motto „Liebe“ stand. Auch hier ging esbesonders um die Fragen der Schüler.

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Rückblicke / Erinnere Dich, Barbara

Positives Fazit war, dass zwar bei dreiSchülergruppen vorgetragen wurde, aber aus demGespräch heraus immer wieder andere Dingethematisiert wurden. Als spannend empfand HerrWerner insbesondere die Gespräche mitmuslimischen Schülerinnen, da - für ihnüberraschend - von deren Seite Verständnis undgroße Kenntnisse vorhanden waren.Den Abschluss des Halbkreises bildete wiederumDr. Riemer. Er berichtete von einem Besuch derMontessori-Schule mit anderen Zeitzeugen. Hierwurde zunächst im Beisein der Lehrer einallgemeiner gehaltenes Interview zurLebensgeschichte geführt, bevor einige Schüler indas Einzelgespräch mit den anwesendenZeitzeugen gingen. Das Ergebnis diesesInterviews soll ein Schülerzeitungsartikel werden,der im Rahmen eines Journalismusprojekts auchin andere Schülerzeitungen übernommen wird.

Erinnere Dich, BarbaraText von Maureen Ragoucy und Arthur CanierÜbersetzerin Sieglinde Neff, Zeitzeugin

Rappelle toi, Barbara – Erinnere Dich, Barbara isteine Arbeit, die auf das berühmte gleichnamigeGedicht von Jacques Prévert aus dem Jahre 1946zurückgeht. Ausgelöst durch ein persönliches Ge-schehen, die Erinnerung an meine Großmutter na-mens Barbara, die in derselben Epoche wie Pré-vert in Brest lebte, habe ich diese Arbeit um 12Frauen gruppiert, die während des 2. Weltkriegeslebten und sie gebeten, ein Erlebnis zu erzählenmit Bezug zu ihnen selbst, zu diesem Ort und zudieser Zeit. Die Treffen wurden arrangiert durchAnnoncen an verschiedenen Orten in Lille und Pa-ris. Diese Arbeit war Gegenstand verschiedenerAusstellungen in Frankreich (in Paris, Lille undRennes). Das positive Echo auf die Ausstellungund mein Interesse für das Thema haben michmotiviert, diese Arbeit aus Photos und Gesprä-chen auszuweiten durch Gespräche und Videoauf-zeichnungen in den Ländern, die direkt vom 2.Weltkrieg betroffen waren, wie Deutschland undItalien oder auch Großbritannien, Russland, Japanund die U.S.A. Das Interesse der Ausweitung aufdie ganze Welt bestand darin, zunächst anschei-nend verschiedene Schicksale gegenüberzustel-len – ohne Beurteilung bezüglich der geopoliti-schen Situation - und sie so dem kollektiven Ge-dächtnis zuzuführen. Mein Ziel besteht sowohl inder Erstellung einer akustischen und visuellen In-stallation als auch der Weitergabe dieser Lebens-berichte an einen öffentlichen Personenkreis. Die-se Erinnerungen weiterzugeben bedeutet gleicher-maßen, Geschichte an Hand von persönlichem

Erleben zu vermitteln als auch einen Dialog zwi-schen unterschiedlichen Generationen auszulösenund den Zuschauer bzw. die Öffentlichkeit für die-se jüngst vergangene Zeit zu sensibilisieren.Wir sind glücklich darüber, uns an die ZZB ge-wandt zu haben, durch die wir faszinierende Men-schen kennengelernt haben. Die Hilfe von FrauEva Geffers und ihren Mitarbeiterinnen war wert-voll für unsere Nachforschungen und die Durch-führung unseres Projektes, denn sie hat uns dieverschiedenen Frauen vermittelt.Die Weitergabe dieser Erinnerungen ist unbedingtnotwendig, denn die Zeit vergeht zu schnell undimmer weniger Frauen können über diese EpocheZeugnis ablegen, welche unsere Geschichte mit-bestimmt.

Louise Stö̈lting, Margit Siebner, Maureen Ragoucy,Arthur Canler - Foto: Maureen Ragoucy

Wir haben am 28. September 2013 Margit Sieb-ner in ihrem Domizil getroffen, das Gespräch fandin ihrem Wohnzimmer statt und hat etwa 1 1/2Stunden gedauert. Frau Siebner hat uns vollerEmotion vom Pogrom 1938, dem Aufbruch ihresjüdischen Vaters nach Shanghai, dem Briefwech-sel mit ihm über das Rote Kreuz und ihre Arbeit inder Fabrik berichtet.Weiterhin haben wir uns am 7. Oktober 2013 mitChrista Ronke in ihrer Wohnung unterhalten. Dankihres Tagebuches konnte uns Frau Ronke Detailsüber die Ankunft der Russen 1945 in Berlin vermit-teln. Das Gespräch hat uns zutiefst berührt, umsomehr als wir es in ihrem Geburtshaus führten, wel-ches während des Krieges zerstört und dank desMarshall-Plans wieder aufgebaut worden war.Ebenfalls konnten wir uns am 11. Oktober 2013mit Helga Cent-Velden treffen – in ihrem Apparte-ment mit ihrem Freund Rainer Hammerlin, der beider deutsch-französischen Übersetzung half. FrauCent-Velden hat uns sowohl lustige als auch dra-matische, jedoch immer sehr berührende Anekdo-ten erzählt. Wir sind auch zu Ilse Kohse gefahren,die nicht selbst sprechen wollte, uns aber freundli-cherweise ihr autobiographisches Buch mit demTitel „Die Frau hinter der Theke, Lebensgeschich-te einer Berlinerin“ gegeben hat.Wir hoffen, diese Lebensberichte in Frankreichund in Deutschland zu veröffentlichen. Momentan

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Erinnere Dich, Barbara / Fragen-Antworten-Fragen / In eigener Sache

sind wir für einen Monat in Italien, um das ProjektRappelle-toi Barbara fortzusetzen und so neue Le-bensberichte zu gewinnen. Wir werden Sie überdie Fortschritte unseres Projekts auf dem Laufen-den halten. Vielen Dank und weiterhin viel Erfolgfür diese wunderbare Institution „Zeitzeugenbörse“.

„Fragen – Antworten – Fragen“Ein Workshop zu Oral History und Zeitzeugenarbeitim November 2013 in BerlinVon Heidi Behrens und Norbert Reichling

Ist zum Thema „Zeitzeugenarbeit“ inzwischen al-les gesagt? Das Essener Bildungswerk der Huma-nistischen Union verneint dies und sieht nach wievor Fortbildungs- und Diskussionsbedarf, insbe-sondere wenn es um DDR-Zeitzeugenschaftenund ihre wissenschaftliche wie pädagogische Nut-zung geht.Ein von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Dik-tatur geförderter Workshop stellte daher Chancen,Probleme, Funktionsweisen des Erzählens, die Er-schließung und Interpretation subjektiver Sichtwei-sen in den Mittelpunkt, aber auch bestimmte Vo-raussetzungen einer erfolgreichen Interaktion zwi-schen Interviewer und Befragten, z.B. ein großzü-giger Zeitrahmen und eine vertraute Umgebung.Es wurden zudem zeitgeschichtliche und lebens-weltliche Erfahrungen der Jahre 1949 bis 1989 re-flektiert, in Bildungsveranstaltungen, als klassi-sches Zeitzeugengespräch, als angeleitete biogra-phische Kommunikation oder als Videos aus demNetz.Dass mit ausgewählten Gegenständen aus derDDR-Vergangenheit lebensgeschichtliches Erzäh-len angeregt werden kann, erprobten die Teil-nehmenden selbst. Die KollegInnen aus Gedenk-stätten, Universitäten und Aufarbeitungsinstitutio-nen setzten sich auch mit den zuletzt von MartinSabrow kategorisierten drei „DDR-Gedächtnissen“auseinander: mit dem Diktatur-, dem Arrange-ment- und dem Fortschrittsgedächtnis. Dabei wur-de kontrovers über die Weitergabe von Erfah-rungswissen an die nachfolgenden Generationendiskutiert, vor allem die vielbeschworene Gefahrdes „Weichzeichnens“ ehemals diktatorischer Ver-hältnisse gab Anlass zu einem Gedankenaus-tausch über den Unterschied, gar den Gegensatzvon privatem und öffentlichem Erinnern. Die Zeit-ZeugenBörse Berlin wurde Thema des Works-hops durch einen Abendvortrag von Eva Geffers.Unter dem leicht ironisch formulierten Titel „Super-vision und ‚Fortbildung‘ von Zeitzeugen und Zeit-zeuginnen“ stellte sie den eher jüngeren Teilnehm-enden zunächst die ZeitZeugenBörse mit ihrer

20jährigen Geschichte vor, entfaltete anschlie-ßend ihr Verständnis von Zeitzeugenarbeit und be-schrieb, wie die 160 älteren Männer und Frauen,welche in Schulen, in den Medien usf. über ihr Le-ben zu sprechen bereit sind, dorthin vermittelt wer-den, wie man ihre Auftritte begleitet und nachbe-reitet. Dabei wurden auch die Regeln und Funktio-nen des „Halbkreises“ erläutert. Frau Geffers kamzu ihrem Vortrag in Begleitung von Herrn Berger;er repräsentiert neben der DDR-Vergangenheitauch vielschichtige europäische Kriegs- und Nach-kriegserfahrungen und bereitet sich zur Zeit aufdie Rolle eines Zeitzeugen vor. Die Nachfragenund Kommentare zu Frau Geffers’ Vortrag griffenunter anderem bestimmte „Botschaften“ der Zeit-zeugen auf und die Überlegung, ob diese vonvornherein in Opposition zur SED-Herrschaft ge-standen haben sollten oder ihnen eine spätereEntwicklung, um nicht zu sagen „Läuterung“, zuge-standen wird.Das Konzept der ZeitZeugenBörse war auch amfolgenden Tag noch Gegenstand von Gesprä-chen, vor allem Frau Geffers’ Ausführungen zurEignung von Zeitzeugen, Ansprüche im Hinblickauf Selbstreflexion sowie das von ihnen erwarteteKontextwissen und solches über unterschiedlicheDeutungen der Vergangenheit beschäftigte dieWorkshop-Teilnehmer/innen und führte zu Verglei-chen mit eigenen Herangehensweisen. Eine Ver-treterin der akademischen Geschichtsdidaktik reg-te an, die erwähnten Rückmeldungen an die Zeit-ZeugenBörse nicht nur von Lehrerinnen und Leh-rern zu erbitten, sondern alternativ von Schülerin-nen und Schülern. Dies würde wichtige Bewertun-gen und darüber hinaus einen interessanten Quel-lenbestand erzeugen.Im Workshop ging es um eine Verbindung vonTheorie und Praxis. Nicht zuletzt mit dem Einblickin Entwicklung und Arbeit der ZeitZeugenBörse –Materialien und Literaturhinweise kamen hinzu -konnte dies intensiv umgesetzt werden. Offenblieb in Berlin, inwieweit professionelle ‚Standards‘für Zeitzeugenarbeit nach Jahrzehnten des Experi-mentierens verbindlich festgeschrieben werdensollten.

In eigener SacheIn eigener SacheIn eigener SacheIn eigener Sache

Korrekturen zum Artikel „Heimatlosund/oder weltoffen“ im ZZB XI/XII 13,

auf Wunsch von Dr. Rudolf Golkowsky:

2. Satz, 4. Absatz: „Afrika sollte ihm von nun anans Herz wachsen.“ Vorletzter Absatz:

„Entwicklungszusammenarbeit“.

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Aus unserem Briefkasten / Gratulationen / Zeitzeugen gesucht

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Absender: Ludwig Bodemann, geboren 1948 inSchkeuditz und immer noch im OstenDeutschlands wohnend.

Gerade habe ich den ZeitZeugenBrief November-Dezember 2013 vor mir liegen und den erstenArtikel mit viel Freude gelesen. Obwohl dieÜberschrift den Sachverhalt nicht ganz trifft, mirwürde besser gefallen „Für ein realistischesGeschichtsbild der beiden deutschen Staaten“ hatmir dieser Artikel sehr gefallen!

Leider habe ich die Veranstaltung verpasst. Dahereinige Anmerkungen von mir auf diese Weise.„ ...die aufgeschriebene Geschichte ist immer auchein Konstrukt der Historiker ...“ Als ich mit einemVerwandten in Braunschweig, er ist Geschichts-gelehrter, über das Thema Zeitzeugen sprach,anwortete er mir etwa so: „Zeitzeugen sind einschweres Geschütz. Man kann ihrenErinnerungen nicht widersprechen, egal ob sie indas Geschichtsbild passen oder nicht.“

Das hatte mir damals schon zu denken gegeben.Im Artikel des ZZB-Briefes wird das ja nochmalsuntersetzt. Ich kann mich sehr wohl an eineVeranstaltung, die die ZZB organisiert hatte,erinnern. Es ging um das Leben in der DDR. Nachmeinen Worten, die nicht das „Jammertal derUnterdrückung“ in der DDR heraufbeschworen,sondern mein tatsäch-liches Leben alsFamilienvater und engagierter DDR-Bürgerbeschrieb, stand ich mit einem Mal in einer Ecke.„... ein Unverbesserlicher, eine rote Socke!...“ Eskonnte nicht sein, was man nicht glauben wollte,was nicht in das Geschichtsbild der Gäste passte.Man wollte doch eigentlich nur seineVoreingenommenheit durch den Zeitzeugenbestätigt haben.

Bei Treffen mit Jugendlichen war das ganz an-ders. Diese waren neugierig, manchmal unbe-quem, aber immer ehrlich und eben neugierig.Diese Veranstaltungen waren für mich immereine Freude!

Ich möchte mit einem weiteren Zitat aus demArtikel enden. Ich sehe diese Worte auch alsAuftrag an die Zeitzeugenbörse, wenn es umdie Vergangenheit Deutschlands geht. Ichweiß aber auch, wie schwer das zu machenist, oder wie schwer man sich damit tut.

„...eine Beschäftigung mit der Vergangenheitohne Überheblichkeit, dafür aber mit Einfüh-lungsvermögen... und mit gegenseitiger Achtungvoreinander“. In diesem Sinne zu den nächstenVeranstaltungen der ZZB?

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Wir gratulieren allen

im Januar geborenen Zeitzeugen

01.01. Peter Mosler, 02.01. Dora Naß09.01 Jürgen Werner, 10.01. Ruth Kitschler

10.01. Harald Jancke, 11.01. Waltraud Niebank14.01. Manfred Wenzel, 16.01. Ingrid Dennull16.01. Heiner Rasmuß, 17.01. Detlef Domisch

18.01. Norbert Jaeschke, 21.01. Marga Ambrock21.01. Margit Korge, 23.01. Elfriede Wedepohl

24.01. Edith Badstübner27.01. Manfred Omankowsky

27.01. Eva Tetz, 28.01. Hans-Jürgen Habenicht

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Zeitzeugen gesucht

Nr. 211/13 Für eine Dissertation werden Zeitzeu-gen - Kinder, Eltern, Angestellte - gesucht, die Er-innerungen an das Lebensborn-Heim „Schwarz-wald" in Nordrach zwischen 1942 und 1945 ha-ben.Nr. 213/13 Gesucht werden Zeitzeugen, die etwaszur Stimmung in Berlin-Grunewald in den dreißigerJahren sagen können. Nr. 215/13 In der Reihe„Tatort Berlin" bereitet der RBB eine Dokumenta-tion über den Serienmörder Willi Kimmritz und dieFahndung Roland vor. Gesucht werden beteiligtePolizisten sowie Zeitzeugen, die sich an WilliKimmritz, aber auch allgemein an die Berliner Jah-re 1946-48 erinnern (Hamsterfahrten, Schieber,Sektorenstadt). Nr. 233/13 Das Archiv der Jugend-kulturen sucht Menschen, die gern und bereitwilligüber ihr Erwachsenwerden in einer Jugend- oderSubkultur berichten.Nr. 234/13 Das Deutsche Theater Berlin bereitetein Projekt mit Menschen vor, die nach dem Be-rufsleben einen Neustart unternommen haben,z.B. in einem neuen Geschäftsfeld. Nr. XX/14 DasAlternative Jugendprojekt 1260 e.V. aus Straus-berg organisiert mit Schülergruppen des Theodor-Fontane-Gymnasiums eine Projektwoche - The-ma:„Spurensuche in Strausberg und Umgebung";Schwerpunkt: „Geschichte von Strausberg im 2.Weltkrieg“. Gesucht wird ein/e Zeitzeuge/in für dieZeit 27. - 31.01.14. (Nähere Informationen im Büro���� 030 – 44 04 63 78)

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Veranstaltungen / Impressum

HALBKREIS

14. Januar 2014 15.00 Uhr

Alfred Lieball, Child-SurvivorAlfred Lieball (geb. 1928 in Berlin) ist Sohn einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters.Er wurde 1933 in die Kath. Gemeindeschule eingeschult. Zwar wurde er von den Lehrern nicht ge-mobbt, aber von Ehrenämtern, die einen Schüler freuen, war er ausgeschlossen, genauso von derHitler-Jugend. Die Rassegesetze von 1935 machten ihm den Besuch einer höheren Schule un-möglich. So wurde er Schneider wie sein Vater. Von 1933-43 sang er mit im St. Hedwigs-Chor.Sein Vater wurde 1944 zur Arbeit in einem Arbeitslager verpflichtet, was zu seiner Entkräftung undzum baldigen Tod nach Kriegsende führte. Seit den 90er Jahren ist Fred Lieball Teil der Gruppeder Child Survivors, der Kinder, die überlebt haben.

Filme, die es nicht geben durfte

Manfred Meier (Jahrgang 1934) war einige Jahrzehnte lang Feuilletonredakteur in Berlin und er-lebte die DDR-Kulturpolitik sozusagen hautnah. Hier berichtet er über Glanz und Elend des DEFA-Films, der durch rigide Beschlüsse des SED-Politbüros in den sechziger Jahren beträchtlich in Be-drängnis und in eine Krise geriet. Das begann mit dem Eklat um Frank Beyers Film „Spur der Stei-ne" im Sommer 1966 und setzte sich fort mit dem Verbot einer ganzen Reihe von Filmen, unter an-derem „Das Kaninchen bin ich", die auf höhere Weisung einfach weggeschlossen wurden. Man-fred Meier erlebte im Filmtheater „International" die Premiere von „Spur der Steine", die von randa-lierenden Genossen (zumeist wohl Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit) gestört wur-de und eigentlich torpediert werden sollte. Auch über die Gängelung der Presse in solchen Fällengibt es Interessantes zu berichten.

28. Januar 2014 15.00 UhrWie arbeitet ein Filmhistoriker?

Diesem spannenden Thema widmet sich Dr. Günter Agde, der einen kurzen Einblick in die Werk-statt eines Filmhistorikers geben und als Demonstrationsobjekt jene letzte NS-Wochenschau vomMärz 1945 zeigen wird. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft in Leipzig und der Promotionan der Humboldt-Universität Berlin publizierte er zur deutschen Filmgeschichte, zur DEFA, zumExil und zu anderen zeithistorischen Themen. Im April d.J. überbrachte er persönlich den ZZB-Zeit-zeugen des Films „Moskau-Berlin- Morgen ist Krieg“, DVDs mit einem Dankschreiben des Regis-seurs Kuzavkov und der Professorin Timofeewa vom Institut für Zeitgeschichte in Moskau. DerFilm wurde von Dr. Agde filmhistorisch begleitet und im russischen Fernsehen von einem Millio-nenpublikum gesehen.

Mit Diskussion - Moderation Eva Geffers

VeranstaltungsortLandeszentrale für politische Bildungsarbeit, 10787 Berlin, An der Urania 4-10, Ecke Kurfürstenstraße

Verkehrsverbindungen: U1, 2, 3 Wittenbergplatz/Nollendorfplatz, Bus 100, M29, 187Haltestelle Schillstraße, Bus 106, M19, M46 - Haltestelle An der Urania

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