zek Hydro - Ausgabe Feber 2014

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er Familie Glanzer liegt scheinbar das gewisse Wasserkraft-Gen im Blut: Bereits Großvater Oswald hatte anno 1986 mit seinem Sohn Gerald ein Kleinwas- serkraftwerk am Kaningbach im Radenthei- ner Ortsteil Schwarzwald mit einer Engpass- leistung von 15 Kilowatt gebaut. Eine Kraft- werksanlage für den Eigenbedarf eben. Doch damit war nur das erste Kapitel in Sachen Wasserkraft in der Familienchronik der Glanzers geschrieben. Das nächste sollte David Glanzer, Geralds Sohn, übernehmen: Und zwar mit der Realisierung eines neuen Hochdruckkraftwerks, das nur wenige hun- dert Meter vom alten Kraftwerk entfernt am Kaningbach gebaut wurde. Eine moderne Hochdruckanlage mit einem Tirolerwehr, einer 1,4 Kilometer langen Druckrohrleitung und einem Maschinenhaus, das in seinem Inneren eine vertikalachsige sechsdüsige Peltonturbine aus dem Hause Geppert samt VORARBEITEN UND TRASSIERUNG Was schon so manches Kraftwerksprojekt zu Fall gebracht hat, ist die Frage, ob und wie die geplante Rohrtrasse durch fremdes Terrain geführt werden kann. Für die Glanzers war diese Hürde jedoch ein Klacks. Zwar verläuft der Großteil der 1.410 m lan- gen Rohrtrasse durch die Flächen von sechs angrenzenden Grundbesitzern. Doch mit denen, so der Betreiber, wurde man in kürze- ster Zeit handelseins. Im Gegenteil, die An- rainer hatten schnell die Vorzüge des Projektes erkannt. Zum einen würden sie ver- traglich zugesichert als Stromdeputaten anteilig Ökostrom aus der Anlage beziehen. Und zum anderen sollten im Zuge der Grabungsarbeiten sämtliche landwirtschaft- lich genutzten Flächen begradigt werden, was verständlicherweise zu einer Vereinfachung der Feldarbeit führt. Diese Win-Win- Situation trug in der Folge noch zu einer Im kärntnerischen Radenthein hat sich die Familie Glanzer mit ihrem neuen Wasserkraftwerk nicht nur einen gemeinsamen Wunsch erfüllt, sondern zugleich auch den Anrainern eine echte Win-Win-Situation beschert. Rund 2 Mio. Euro investierten die Wasserkraft erprobten Gegendtaler in die neue Anlage, die im Regeljahr eine Stromausbeute von 3,5 bis 4 GWh verspricht. Das Hochdruckkraftwerk läuft bereits im Regelbetrieb. Nun stehen noch letzte Restarbeiten bis zur Endkollaudierung, die spä- testens im Frühjahr 2015 über die Bühne gehen wird, auf dem Programm. 20 Februar 2014 D ERFOLGREICHES KRAFTWERKSPROJEKT AUS FAMILIEN- INITIATIVE IM KÄRNTNERISCHEN RADENTHEIN Die Betreiber David und Gerald Glanzer waren bei den Bauarbeiten mit vollstem Einsatz dabei. Foto: NockEnergie Glanzer GmbH direkt gekuppeltem Drehstrom-Synchron- generator vom oberösterreichischen Herstel- ler Hitzinger beherbergt. „Den ersten Stein brachte meine Freundin Tamara Scheiflinger ins Rollen. Sie war es, die uns in dem muti- gen Schritt in eine energieautarke Zukunft bestärkte und uns überzeugte, dass wir ein derartiges Projekt auch alleine als Familien- betrieb stemmen könnten. Die Arbeitsver- teilung zwischen meinem Vater, meiner Freundin und mir funktionierte optimal“, erinnert sich David Glanzer, Geschäftsführer der NockEnergie Glanzer GmbH an die ursprüngliche Ausgangssituation. Insgesamt zwei Jahre nahmen die Vorprojektierung und Planungsphase in Anspruch. Nach positivem Abschluss der Wasserrechtsverhandlung am 3. August 2011 konnten im Juni des daruf- folgenden Jahres dann endlich die ersten Bauarbeiten und somit das Familienprojekt beginnen. HYDRO

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“NockEnergie – DAS Wasserkraftwerk in den Nockbergen”. Mehr unter www.meinwasserkraftwerk.com

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er Familie Glanzer liegt scheinbar dasgewisse Wasserkraft-Gen im Blut:Bereits Großvater Oswald hatte anno

1986 mit seinem Sohn Gerald ein Kleinwas-serkraftwerk am Kaningbach im Radenthei-ner Ortsteil Schwarzwald mit einer Engpass-leistung von 15 Kilowatt gebaut. Eine Kraft-werksanlage für den Eigenbedarf eben. Dochdamit war nur das erste Kapitel in SachenWasserkraft in der Familienchronik derGlanzers geschrieben. Das nächste sollteDavid Glanzer, Geralds Sohn, übernehmen:Und zwar mit der Realisierung eines neuenHochdruckkraftwerks, das nur wenige hun-dert Meter vom alten Kraftwerk entfernt amKaningbach gebaut wurde. Eine moderneHochdruckanlage mit einem Tirolerwehr,einer 1,4 Kilometer langen Druckrohrleitungund einem Maschinenhaus, das in seinemInneren eine vertikalachsige sechsdüsigePeltonturbine aus dem Hause Geppert samt

VORARBEITEN UND TRASSIERUNGWas schon so manches Kraftwerksprojekt zuFall gebracht hat, ist die Frage, ob und wiedie geplante Rohrtrasse durch fremdesTerrain geführt werden kann. Für dieGlanzers war diese Hürde jedoch ein Klacks.Zwar verläuft der Großteil der 1.410 m lan-gen Rohrtrasse durch die Flächen von sechsangrenzenden Grundbesitzern. Doch mitdenen, so der Betreiber, wurde man in kürze-ster Zeit handelseins. Im Gegenteil, die An-rainer hatten schnell die Vorzüge desProjektes erkannt. Zum einen würden sie ver-traglich zugesichert als Stromdeputatenanteilig Ökostrom aus der Anlage beziehen.Und zum anderen sollten im Zuge derGrabungsarbeiten sämtliche landwirtschaft-lich genutzten Flächen begradigt werden, wasverständlicherweise zu einer Vereinfachungder Feldarbeit führt. Diese Win-Win-Situation trug in der Folge noch zu einer

Im kärntnerischen Radenthein hat sich die Familie Glanzer mit ihrem neuen Wasserkraftwerk nicht nur einen gemeinsamenWunsch erfüllt, sondern zugleich auch den Anrainern eine echte Win-Win-Situation beschert. Rund 2 Mio. Euro investiertendie Wasserkraft erprobten Gegendtaler in die neue Anlage, die im Regeljahr eine Stromausbeute von 3,5 bis 4 GWh verspricht.Das Hochdruckkraftwerk läuft bereits im Regelbetrieb. Nun stehen noch letzte Restarbeiten bis zur Endkollaudierung, die spä-testens im Frühjahr 2015 über die Bühne gehen wird, auf dem Programm.

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ERFOLGREICHES KRAFTWERKSPROJEKT AUS FAMILIEN-INITIATIVE IM KÄRNTNERISCHEN RADENTHEIN

Die Betreiber David und Gerald Glanzer waren bei den Bauarbeiten mit vollstem Einsatz dabei. Foto: N

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nergie Glanzer GmbH

direkt gekuppeltem Drehstrom-Synchron-generator vom oberösterreichischen Herstel-ler Hitzinger beherbergt. „Den ersten Steinbrachte meine Freundin Tamara Scheiflingerins Rollen. Sie war es, die uns in dem muti-gen Schritt in eine energieautarke Zukunftbestärkte und uns überzeugte, dass wir einderartiges Projekt auch alleine als Familien-betrieb stemmen könnten. Die Arbeitsver-teilung zwischen meinem Vater, meinerFreundin und mir funktionierte optimal“,erinnert sich David Glanzer, Geschäftsführerder NockEnergie Glanzer GmbH an dieursprüngliche Ausgangssituation. Insgesamtzwei Jahre nahmen die Vorprojektierung undPlanungsphase in Anspruch. Nach positivemAbschluss der Wasserrechtsverhandlung am3. August 2011 konnten im Juni des daruf-folgenden Jahres dann endlich die erstenBauarbeiten und somit das Familienprojektbeginnen.

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Verbesserung der guten und konstruktivenBeziehung aller Beteiligten bei. Darüber hin-aus wurde das Einbettmaterial für dieDruckrohrleitung vor Ort gesiebt und muss-te so nicht zugeliefert werden. „Viel Arbeit inEigenregie und die gegenseitige Hilfe warendas Um und Auf. So wurden etwa Traktorenfür diverse Holzarbeiten ganz selbstverständ-lich zur Verfügung gestellt. Und für dieGrabungsarbeiten setzten wir unseren eige-nen 18-t-Bagger ein. Auf diese Weise konn-ten wir erheblich Kosten einsparen“, zolltDavid Glanzer seinen Nachbarn Lob undRespekt. In der Planungsphase ließ er sich an

freien Wochenenden verschiedene Kraft-werke zeigen, um das eine oder andere Detailfür das eigene Projekt zu berücksichtigen.

EINFACHES HANDLING MIT LEICHTEM ROHR-WERKSTOFFPlanungstechnisch stand der Familie Glanzermit dem Zivilingenieurgemeinschaft Ebner-Jaklin aus St.Veit/Glan ein ansässiges Unter -nehmen zur Seite. Darüber hinaus ließ mangleich zu Beginn der Zusammenarbeit einewohlweisliche Überlegung mit einfließen:„Herr Jaklin hat gleich von Anfang angemeint, dass wir nicht mit dem damals herr-

Die Verlegung der HOBAS GFK-Rohre ging zügig und ohne Probleme voran.

Foto: N

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nergie Glanzer GmbH

schenden Strompreis kalkulieren sollen, son-dern mit weniger, um später kein böseÜberraschung zu erleben. Diese Überlegungwar goldrichtig und heute sind wir froh, dasswir so knallhart kalkuliert haben“, erinnertsich David Glanzer. Der Startschuss für dieBauarbeiten erfolgte im Mai 2012. Diebeauftragte Baufirma Fürstauer aus Winklernim Mölltal, die für die gesamten Hoch- undTiefbauarbeiten sowie den Vollbetonbau desKrafthauses verantwortlich war, nahm zuerstden Bau der Wasserfassung in Angriff, umwenig später bereits mit dem Bau derDruckrohrleitung zu beginnen. Bei der Wahlder Druckrohre entschieden sich dieBauherrn für das Rohrmaterial aus glasfaser-verstärktem Kunstsoff (GFK) aus dem HauseHOBAS. „Wir wollten ein hochwertigesProdukt finden. Bei HOBAS konnten wir imRahmen einer Werksbesichtigung inWietersdorf die gesamte Produktion und dieverschiedenen Prüfverfahren kennenlernenund uns so mit eigenen Augen von derQualität der Produkte überzeugen. VonBeginn an hat uns auch der unglaublich glat-te Inliner beeindruckt - so etwas findet manbei keinem anderen Rohrhersteller. Undnachdem unser Kraftwerk nun seit ein paarMonaten in Betrieb ist, können wir die her-vorragende Hydraulik und die niedrigenReibungsverluste auch schon in der Praxisbestätigen: Die gewonnene Leistung über-

Foto: zekDas Herzstück der Anlage besteht aus einem Synchron-

generator aus dem Hause Hitzinger und einer sechsdüsigen Peltontrubine von Geppert.

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trifft unsere Erwartungen“, David Glanzer auf die Frage, warum ersich für HOBAS entschieden hat. Zusätzlich war auch dasKundenservice für die Betreiber ein Pluspunkt: „Da wir nämlich nichtden notwendigen Lagerplatz für alle Rohre der 1400 m langen Leitunghatten, musste die Lieferung in Etappen erfolgen - und diese warenaufgrund des unregelmäßigen Baufortschritts nicht immer lange vor-hersehbar. HOBAS hat große Flexibilität bewiesen und uns die not-wendige Anzahl an Rohren je nach Bedarf sehr spontan zugeliefert“,führt David Glanzer weiter aus. Dass die Rohrverlegung am Ende tat-sächlich sehr schnell vonstatten ging, lag aber auch am hervorragendenWetter, das im Sommer 2012 keinerlei Beeinträchtigungen derBauarbeiten erzwang. Konkret kamen Druckrohre DN900 zumEinsatz, auf spezielle Krümmer konnte verzichtet werden. „In diesemFall ist uns eine Eigenschaft der HOBAS Rohre sehr entgegengekom-men: Man kann diese in der Muffe um bis zu 3° abwinkeln. Man kanndamit problemlos lange Kurvenradien erzeugen, ohne dass man dafürKrümmer bräuchte“, sagt David Glanzer. „Erforderlich waren letztlichnur drei Formstücke für die Hydranten, die im Streckenverlauf mit derzentralen Löschwasserversorgung verbunden sind.“

AUSSENLIEGENDE DÜSENSTEUERUNGEN KOSTEN PLATZ„Das Bauteam von Fürstauer leistete großartige Arbeit. Es gab kaumZeitverzögerungen und fast alles lief nach Plan“, hat David GlanzersLebensgefährtin, Tamara Scheiflinger, auf der eigens dafür angelegtenHomepage festgehalten, auf der man den exakten Projektablauf nach-lesen kann. Das Krafthaus wurde mit einer Grundfläche 130 m² relativgroß dimensioniert. Der Grund dafür: die sechs-düsige Peltonturbine,deren außenliegende Düsen über einen Spülhub verfügen, der bis aufdie sechsfache Länge ausfährt und somit entsprechend viel Platz benö-tigt. Im Januar 2013 erfolgte die Montage der sechsdüsigenPeltonturbine samt Generator. Nicht zuletzt weil man im altenKraftwerk schon allerbeste Erfahrungen mit einer Geppert-Turbinegemacht hatte, vertraute man nun erneut auf ein Produkt aus demHaus der Tiroler Traditionsfirma. Die Turbine verfügt bei einerFallhöhe von 103 m und einem Ausbaudurchfluss von 1.400 l/seküber eine Wellenleistung von 1.279 kW. Die außenregulierten Düsenwurden so konstruiert, dass während des Betriebes eine Spülung der

Das Krafthaus in der prächtigenWinterlandschaft

Düsenführungskreuze durchgeführt werden kann. Dies hat denVorteil, dass für eine Entfernung der Verschmutzung die Turbine nichtstillgesetzt werden muss. Das Laufrad treibt mit 500 UpM den direktgekoppelten Synchrongenerator an, der auf eine Scheinleistung von1.400 kVA ausgelegt ist. Der Generator wurde aus Lärmschutz -gründen mit einer Wasserkühlung ausgeführt. Die kompletteTurbinen montage war innerhalb von nur drei Wochen erledigt.

EINFACHE IDEEN SIND OFT DIE BESTENAnfänglich bereitete ein unerwarteter Geräuschpegel aus demUnterwasserschacht den Betreibern noch ein wenig Kopfweh. Dochdie zahlreichen Kraftwerksbesuche im Vorfeld waren nicht umsonst:„Mit einem 3 cm starken Fließbandgummi habe ich drei spezielleVorhänge gebastelt und diese jeweils an speziellen Profilen, die rechts-und linksbündig abschließen, eingehängt. Und zwar einen direkt vorder Turbine, einen mittig und den dritten danach. Das Wasser schiebtden Vorhang unten ein bisschen hinaus, aber der Schall bleibt drinnen.Für diese ‚Investition’, die mir ein Osttiroler Wasserkraftspezialist gera-ten hat, brauchte es nur ein paar Euros“, erklärt David Glanzer sicht-lich stolz. Lösungskompetenz war auch bei einem anderenLärmschutzthema gefragt. Denn bei der Wahl des Krafthaus-Toreshatten die Betreiber eines nicht bedacht: die Schalldichte. DieserFauxpas wurde aber elegant mit einer eigens erdachten Holzkonstruk-tion nach dem Glas-Luft-Glas-Prinzip gelöst. Und zwar so perfekt,dass sogar die Lärmtechniker der Landesregierung von der geringenGeräuschemission beeindruckt waren.

POSITIVE STIMMUNG AUF DER BAUSTELLEBei der Wahl für die gesamten Elektro-Installationen entschieden sichdie Betreiber für das steirische Unternehmen MBK EnergietechnikGmbH. Die aus Ilz angereisten Techniker lieferten und installiertendie elektrotechnische Ausrüstung ab der Energieverkabelung zumTransformator, die Energiekabel für die sechs Deputate und derWehrversorgung sowie die LWL-Verbindung vom Krafthaus zurWasserfassung. Außerdem realisierte man noch die Einbindung derStromdeputate inkl. Subzähler im Krafthaus, welche mit großem Ver-kabelungsaufwand verbunden war. Auch die modernen Überprü-

Foto: N

ockEnergie Glanzer GmbH

Foto: zek

Das schmucke Wehrhaus, in dem dieRechenreinigungsmaschine untergebracht ist.

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fungsdetails, wie Webcams, Fernzugriff via Internet und Alarmierungund Fernabfrage mittels Handy wurde von der MBK EnergietechnikGmbH umgesetzt. „Da bei diesem Projekt die Bauherren sehr vieleEigenleistungen erbrachten, wurde von Anfang an sehr an den Detailsgefeilt. Durch mehrere Baustellenbesuche im Vorfeld und durch denEinsatz von Gerald und David Glanzer war für uns alles bestens vor-bereitet. Wenn es dennoch zu Problemen kam, war sofort eine helfen-de Hand zur Stelle. Egal was gebraucht wurde – es wurde organisiert.Für uns war es eine neue Erfahrung, mit wie viel Herzblut, Ehrgeizund vor allem persönlichen Ehrgeiz dieses Projekt von den Bauherrenverfolgt wurde und wie groß die Freude bei der ersten Synchronisie-rung war. Jetzt läuft die Anlage seit einem Jahr problemlos und zurvollsten Zufriedenheit des Kunden. Dennoch ist der Kontakt mitGerald und David seitdem nie abgebrochen und man kann sagen, dasseine neue Freundschaft entstanden ist“, zeigt sich GeschäftsführerChristian Mund sichtlich erfreut.

TECHNIK VOM STILLEN ÖRTCHENDa direkt am Wehrhäuschen, in dem die Rechenanlage untergebrachtist, ein frequentierter Wanderweg vorbeiführt, hat man sich für einoptisch sehr ansprechendes Fertigteilhaus aus Holz entschieden. DieRechenreinigungsmaschine, Feinrechen, Hochwasserklappe, Schüt-zentore und Aggregat wurde vom Stahlwasserbau-Spezialisten GMTaus dem salzburgerischen Kuchl angeliefert und eingebaut. Grob-rechen und Einlaufrinne wurde von den Betreibern selbst angefertigtund verabaut, und auch die gesamte Hydraulik-Installation wurde einEigenregie durchgeführt. David und Gerald Glanzer sind mit derAusführung hoch zufrieden, haben aber selbst eine Idee entwickelt,den Spülvorgang am Feinrechen noch effektiver zu gestalten. „Da an

der Spülrinne eine sehr starke Pumpe mit hoher Literleistung für einewirklich optimale Spülung erforderlich gewesen wäre, haben wir unsgedacht: Warum nicht eine Technik verwenden, die einer WC-Spülung ähnelt? Mittels eines großen Wasserbehälters, der die erfor-derliche Spülmenge fasst, wird in Hinkunft die Rinne optimal gespültsein“, erklärt David Glanzer.

HOHER STELLENWERT FÜR DEN NATURSCHUTZ „Um durch unser Bauvorhaben den Lebensraum der Fische und derheimischen Wasseramseln nicht zu bedrohen, sowie den fischökologi-schen Zustand zu verbessern, wurden von uns selbstverständlich alleSchutz-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sorgfältig durchgeführt.Der Umwelt- und Naturschutz hat für uns nämlich einen besondershohen Stellenwert“, betont David Glanzer. Diesbezüglich musste dasvorhandene Budget nicht allzu sehr belastet werden, denn Fischab-bzw. -aufstiege waren nicht notwendig, da der Kaningbach schon sehrstark mit Wildbachsperren verbaut ist.

ZUFRIEDENES RESÜMEE DES BAUHERRNSeit 12. Februar letzten Jahres läuft das neue Hochdruckkraftwerk amKaningbach im Regelbetrieb. Es wird durchschnittlich pro Jahr rund3,6 bis 3,8 GWh liefern. Eine Strommenge, die nur zu einem kleinenTeil von den sieben privaten Abnehmern verbraucht wird. Der großeRest wird in das Verteilnetz der KELAG eingespeist. Gleichzeitig mitder Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks wurde die alte AnlageKaningbach abgeschaltet. Da diese in der Restwasserstrecke liegt,wurde dies zwingend erforderlich. Bis zur finalen Kollaudierung, diespätestens im Frühjahr 2015 erfolgt, stehen noch ein paar Restarbeitenauf dem Programm. So wird das Krafthaus noch verfliest, und amWehr entstehen demnächst noch die notwendigen Zäune und einekleine Brücke. Rückblickend meint David Glanzer über das Projekt:„Die Umsetzung war nahezu perfekt, die Zusammenarbeit mit denbeteiligten Firmen und Anrainern einfach großartig, und es gab füralle eine echte Win-Win-Situation.“ Alles zu diesem familiärenVorzeigprojekt hat man auf der Internet-Seite www.meinwasserkraft-werk.com festgehalten. Die Homepage zeigt, mit wie viel Einsatz undHerzblut dieses Kraftwerk in Radenthein gebaut wurde.

Foto: zekWasser des Kaningbachs trifft auf das Tirolerwehr

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Foto: zek

Visualisierung bei MBK