Zertifizierung - Oktober 2010 Cranio Sacrale Therapie · Symptomatisch (sekundär), heißt...

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Zertifizierung - Oktober 2010 Cranio Sacrale Therapie Davorka PARAG Ergotherapeutin Asklepios Klinik Lindau Fachbereich Geriatrie und Frührehabilitation sowie Heilpraktikerin in eigener Praxis für Naturheilkunde

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Zertifizierung - Oktober 2010 Cranio Sacrale Therapie

Davorka PARAGErgotherapeutin

Asklepios Klinik LindauFachbereich Geriatrie und Frührehabilitation

sowie Heilpraktikerin in eigener Praxis für Naturheilkunde

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Die Aufgabe von Dr. Richard Royster für die Zertifizierung lautet:Einen Artikel schreiben mit dem Thema "Cranio Sacrale Therapie", diesen Artikel dem Chefarzt präsentieren und ihn von der Cranio Sacralen Therapie begeistern.

Thema:

"Cranio Sacrale Therapie bei Morbus Parkinson"

Was kann die Cranio Sacrale Therapie als alternativmedizinische Behandlungsmethode bei Menschen mit der Diagnose Morbus Parkinson bewirken?

Der folgende Artikel beinhaltet:1. Herkunft, Aufbau und Funktion des Cranio Sacralen Systems und das

Arbeitsmodell, das bei der theoretischen Betrachtung der Therapie benutzt werden kann

2. einen Überblick der Erkrankung Morbus Parkinson3. eine Fallbeschreibung

Was ist Cranio Sacrale Therapie?Cranio Sacrale Therapie ist eine ganzheitliche manuelle Behandlungsmethode vom Schädel (Cranium) über die Wirbelsäule bis zum Kreuzbein (Sacrum). Mit Hilfe sanfter Berührung durch den Therapeuten/die Therapeutin können Blockaden und Funktionsstörungen des Körpers, der Seele und des Geistes gelöst und korrigiert werden. Durch die Behandlungen können die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktiviert und unterstützt werden.Die Cranio Sacrale Therapie stärkt unter anderem jenen Mechanismus in uns, der wesentlich zur Selbstregulation beiträgt: das vegetative Nervensystem.(Häufig ist das natürliche Pendeln und der Ausgleich zwischen Sympathikus und Parasympathikus eingeschränkt, weil eine Sympathikus-Überstimulation herrscht.) (Quellenangabe: 5)

Der Ursprung der Cranio Sacralen Therapie liegt in der cranialen Osteopathie, einem Teilgebiet der klassischen Osteopathie.Die craniale Osteopathie wurde von William Garner Sutherland (1873-1954) entwickelt. Er entdeckte, dass unterschiedliche Druckanwendungen (z.B. mit einem selbst entwickelten Helm) auf verschiedene Schädelteile sowohl körperliche als auch emotionale Empfindungen und Veränderungen auslösten. W.G. Sutherland spürte gezeitenähnliche, langsame Bewegungen und entdeckte, dass der Schädel "atmet". Er sprach vom „primär respiratorischen Mechanismus“.

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Dr. John Upledger machte die unterschiedlichen Formen der cranialen Osteopathie in Seminaren einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.Dr. Upledger beschreibt im "Lehrbuch der Cranio Sacralen Therapie" ganz eindrucksvoll seinen ersten Kontakt mit dem Cranio Sacralen Konzept.Zitat: "Ich setzte mich erstmals im Jahre 1971 während eines chirurgischen Eingriffs damit auseinander, als ich bei einem Neurochirurgen assistierte, der bei einem Patienten eine extradurale Verkalkung hinten am Duralkanal im mittleren Zervikalbereich zu entfernen hatte. Die Absicht war, die Verkalkung ohne Inzision der Dura oder Unterbrechung ihrer Integrität zu entfernen. Ich hatte die Aufgabe, die Duralmembran mit zwei Zangen stillzuhalten, während der Chirurg die Platte entfernte, ohne die darunterliegende Duralmembran anzuschneiden oder zu beschädigen. Aber die Membran wollte nicht stillhalten....Es wurde offensichtlich, dass es sich hier um eine rhythmische Bewegung der Duralmembran mit einer Frequenz von ungefähr achtmal in der Minute handelte. Diese rhythmische Tätigkeit war unabhängig vom Atem- und Herzrhythmus des Patienten. Es handelte sich hier also um einen weiteren physiologischen Rhythmus, der wie Ebbe und Flut der in der Duralmembran enthaltenen Flüssigkeit in Erscheinung trat. Keiner von uns - Neurochirurg, Anästhesist oder ich - hatte dieses Phänomen je zuvor beobachtet....Schließlich wurde ich auf einen Kurs für craniale Osteopathie aufmerksam, dessen Konzepte mit den bereits beschriebenen Beobachtungen, die ich während des chirurgischen Eingriffs gemacht hatte, übereinzustimmen schienen. Ich wand einige der während des Kurses gelehrten Techniken sehr erfolgreich an. Es gibt keine positivere Rückkopplungswirkung als den Erfolg, und ich vertiefte mein Studium der cranialen Osteopathie." (8)

Das Cranio Sacrale System umfasst äußerlich die knöchernen Strukturen, Schädel (Cranium), Wirbelsäule, Kreuzbein (Sacrum), innerlich die Hirn- und Rückenmarkshäute (Meninges) mit ihrer Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis). Der freie Fluss des Liquors und die Bewegung der Membranen des Zentralnervensystems sowie der knöchernen Teile des Cranio Sacralen Systems unterstützen zahlreiche lebenswichtige Körperfunktionen.Zitat von Barral: „Laut Sutherland wirken sich die Schwankungen im Liquorfluss sowohl auf die Schädelknochen als auch auf andere knöcherne Strukturen aus. Dies führt zu einer Bewegung der Schädelknochen. Eine Auffassung, die stark von den Beschreibungen gängiger Lehrbücher abweicht, die die Schädelknochen als unbewegliche Einheit mit Schädelnähten beschreiben, die sich schnell nach der Geburt verschließen.Nach Upledgers Vorstellung kommt die primäre respiratorische Bewegung durch Druckschwankungen im arteriellen und venösen Blut sowie im Liquor cerebrospinalis zustande. Nach seiner Filtration aus dem Blut gelangt der Liquor durch Diffusion in den Subduralraum und zu den Granulationes arachnoidales (Pacchioni-Granulationen), bevor er zurück in das venöse System diffundiert. Upledgers Beitrag besteht in der Erkenntnis, dass der Liquor nicht kontinuierlich, sondern periodisch und rhythmisch gebildet wird. Während der Flexion diffundiert der Liquor in die Ventrikel, der intraventrikuläre Druck nimmt zu und führt zu einer Anschwellung der Ventrikel, die den transversalen Durchmesser des Schädels erhöht. Sobald die Dehnung der Suturen einen gewissen Grad erreicht hat, stoppen die Dehnungsrezeptoren in den Suturen die Liquordiffusion. Da die Resorption des Liquors im venösen System kontinuierlich erfolgt, sinkt der intraventrikuläre Druck und setzt das Phänomen Extension in Gang. Mit Abfall des intraventrikulären Drucks durch die Abnahme des Liquorvolumens werden die Suturen wieder komprimiert und eine erneute Liquorproduktion gefördert, die eine neue Flexion einleitet. Dieser Ablauf wiederholt sich in einem Rhythmus von etwa 10 Zyklen pro Minute. Während der Flexion kommt es zu einer Abnahme des anteroposterioren Durchmessers des Körpers und des Schädels, bei gleichzeitiger Zunahme der Breite. Der Vorgang ist während der Extension gegenläufig. In der Flexion werden alle paarigen Knochen oder beidseitige Strukturen in Außenrotation bewegt, in der Extension in Innenrotation.“ (1)

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Das Cranio Sacrale System hat eine eigene physiologische rhythmische Aktivität. Es besitzt alle Eigenschaften, die ein partiell geschlossenes hydraulisches System kennzeichnen. Der Zu- und Abfluss der Flüssigkeit in und aus diesem System erfolgt über spezielle Gewebestrukturen unter homöostatischer Kontrolle.Homöostatische Mechanismen sind sich selbst regulierende und selbst im Gleichgewicht haltende Mechanismen, die von Feedback (Rückkoppelungsinformationen) abhängig sind.Wie ein hydraulisches System wird das Cranio Sacrale System durch seine Grenzen, die Duralmembranen, sowie durch den Flüssigkeitsdruck im System und durch etwas starre Elemente, den Schädelknochen, gebildet. Mit diesen Schädelknochen ist die Duralmembran an vielen Stellen innerhalb des Schädelgewölbes fest verbunden.

Zitat von Dr. Upledger: „Die herkömmliche Lehre der Anatomie ist die, dass es sich bei den Knochennähten des erwachsenen Menschen um starre, somit unbewegliche Verbindungen handelt. Die von uns in letzter Zeit unternommenen histologischen Untersuchungsarbeiten an menschlichem Knochenmaterial widersprechen jedoch dieser Lehre. Die Präparate wurden während der neurochirurgischen Kraniotomie am Schädel lebender Personen entnommen. Diese Gewebeuntersuchungen entsprechen deshalb eher den in vivo herrschenden Zuständen.Die Anwendung modifizierter Färbemethoden ermöglichte den Verfassern, das Vorhandensein von lebensfähigen myelinhaltigen und nicht myelinisierten Nervenfasern, Nervenrezeptorenendigungen, ein potenziell funktionelles Gefäßnetz sowie elastische kollagene Faserkomplexe in der Knochennaht des menschlichen Schädels nachzuweisen.Diese Erkenntnisse sind deshalb wichtig, weil nun die Knochennaht im menschlichen Schädel als funktioneller anatomischer Komplex betrachtet werden sollte, der also auch die Fähigkeit besitzt, Funktionsstörungen aufzuweisen, die durch verschiedene Ungleichgewichte, Spannungen und Traumata verursacht werden können.“ (8)

Im Rahmen diverser Studien wurde mit Hilfe der Spannungsplethysmograpie die Amplitude bei der seitlichen Verschiebung der Scheitelbeine ( Ossa parietalia) gemessen.Die Spannungsplethysmographie mit den hochempfindlichen, hochdehnbaren elektrischen Widerstands-Zugspannungsmessgeräten hatte sich als empfindlichste und wirksamste Methode bei den mechanischen Messungen des cranialen Rhythmus erwiesen.Die Spannungsmessgeräte wurden auch an den oberen und unteren Gliedmaßen befestigt.Die Geräte registrierten sowohl den Puls als auch die Wellen/die Frequenz des cranialen Rhythmus.

Die normale Frequenz des Cranio Sacralen Rhythmus beim Menschen beträgt zwischen 6 und 12 Zyklen in der Minute. Bei pathologischen Zuständen können rhythmische Frequenzen von weniger als 6 und mehr als 12 Zyklen in der Minute beobachtet werden.

Das Wahrnehmen des Cranio Sacralen Rhythmus und die sanfte strukturelle Behandlung bewirken unter anderem eine Weitung der Schädelnähte (Suturen), der gelenkartigen Verbindungen der Schädelknochen, so dass diese ihre natürliche Bewegung wieder besser ausführen.Das Membransystem wird dadurch in seiner Elastizität unterstützt und die Liquorfluktuation verbessert. Flexiblere und beweglichere Hirnhäute begünstigen das Cranio Sacrale System insgesamt, die Qualität des Rhythmus und in der Folge alle Körperfunktionen.Beispielsweise wird durch das Entspannen von Stirnbein und Scheitelbeinen gleichzeitig die darunter liegende Großhirnsichel (Falx cerebri) sanft gedehnt. Die Großhirnsichel ist die aus harter Hirnhaut bestehende Einstülpung, welche die linke und rechte Hirnhälfte trennt. Sie bildet zusammen mit der mittig innerhalb des Hinterhauptbeins verlaufenden Kleinhirnsichel (Falx cerebelli) die verikale/senkrechte Ebene des intracranialen Membransystems im Gehirn.Durch die Behandlung der Schläfenbeine wird das Kleinhirnzelt (Tentorium cerebelli) flexibler. Dieses bildet im Gehirn die horizontale/waagerechte Ebene des intracranialen Membransystems.

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Die Hirnhäute setzen sich nach dem großen Hinterhauptsloch (Foramen magnum) unterhalb der Schädelbasis mit denselben Anteilen (Dura mater, Arachnoidea, Pia mater) als Rückenmarkshäute bis zum Kreuzbein fort.Die Dura mater im Bereich der Wirbelsäule wird auch "Duralschlauch" genannt.Der Duralschlauch leitet den Cranio Sacralen Rhythmus vom Hinterhauptsbein zum Kreuzbein weiter. Dadurch ist der Rhythmus auch am Kreuzbein palpierbar (tastbar).Der Duralschlauch ist am großen Hinterhauptsloch des Hinterhauptsbeins sowie innerhalb der Wirbelsäule im Bereich des zweiten/dritten Halswirbels und im oberen Kreuzbeinbereich (S2) befestigt.

Zum Beispiel kann durch die gesteigerte Durchblutung des Gehirns eine verbesserte Funktion des Groß- und Kleinhirns erreicht werden.Der kräftigere, ausgeglichenere Cranio Sacral Rhythmus am Hinterhauptsbein kann unter anderem die Funktion im Kleinhirn- und Hirnstamm-Bereich stimulieren.Das sind nur ein paar Beispiele für die Wirkungsweise des Cranio Sacralen Systems und der Cranio Sacralen Therapie. Um Theorie und Praxis zu erlernen und zu vertiefen, ist die Teilnahme an den Seminaren der Cranio Sacralen Therapie zu empfehlen.

Parkinson-Krankheit / Morbus ParkinsonDie Erkrankung wurde erstmals vom englischen Arzt James Parkinson im Jahre 1817 in "An Essay on the Shaking Palsy (Eine Abhandlung über die Schüttellähmung)" beschrieben.

Prominente ParkinsonkrankeMichael J. Fox (*1961)Amerikanischer Schauspieler („Zurück in die Zukunft; Das Geheimnis meines Erfolgs“), Golden-Globe- und Emmy-Award-Preisträger, leidet seit 1991 an der Parkinson-Krankheit. Er ist ein Beispiel dafür, dass Parkinson auch schon in jungen Jahren auftreten kann. Die Anfälle sind manchmal so stark, dass er halbseitig wie gelähmt ist.Fox äußert sich regelmäßig zur Wissenschaftspolitik. Er führt Kampagnen für die Förderung der umstrittenen Stammzellenforschung und überzeugte den ebenfalls an Parkinson erkrankten Muhammad Ali, sich trotz krankheitsbedingter Sprachstörungen mit ihm in den Medien zu präsentieren.

Eine besondere Form eines Parkinson-Syndroms könnte auch bei dem bekannten amerikanischen Boxer Muhammed Ali alias Cassius Clay vorliegen. Er leidet zweifellos an einer solchen Störung mit Verlangsamung der Bewegungen und artikulatorischen Störungen, wie sich bei öffentlichen Auftritten Jahre nach Beendigung seiner Karriere beobachten ließ.Es ist bekannt, dass bei Boxern als Folge wiederholter Mikroblutungen bei Kopftreffern ein klinisches Bild auftritt, bei dem die Parkinson-Symptome Teil eines komplexen Syndroms sind, zu dem auch Persönlichkeitsveränderungen, Gedächtnisstörungen und Beeinträchtigungen der Kleinhirnfunktionen gehören.

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Wilhelm Freiherr von Humboldt (*1767 - +1835)Gelehrter und Staatsmann, Leiter des preußischen Kultus- und Unterrichtswesens. Gründer der Universität Berlin. Genoss hohes Ansehen als Philosoph, Sprachforscher und preußischer Staatsmann. Er reformierte das preußische Bildungswesen. In seinen Briefen beschrieb er aus seiner persönlichen Sicht die Einschränkungen, denen ein Parkinson-Patient unterworfen ist, sehr gut.

Die Parkinson-Krankheit bzw. Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung. Sie beginnt häufig zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Parkinson-Syndrom ist ein Oberbegriff für die Erkrankungen mit den Kardinalsymptomen Rigor, Hypokinese und Tremor, aber auch Verlangsamung der geistigen Prozesse (Bradyphrenie). (3)

Einteilung der Parkinson-Syndrome:1. Idiopathisch, das heißt ohne bekannte äußere oder genetische Ursache. Das Idiopathische Parkinson-Syndrom ist mit ca. 75% das häufigste Parkinson-Syndrom. 2. Familiär heißt genetisch bedingte, vererbbare Formen; sind selten.3. Symptomatisch (sekundär), heißt bestimmbare äußere Ursache, z. B. medikamenteninduziert oder posttraumatisch (Boxer-Enzephalopahtie)4. Atypisch heißt im Rahmen anderer neurodegenerativer Erkrankungen. (9)

Der Morbus Parkinson ist eine degenerative Erkrankung der Basalganglien.Dabei kommt es zu einem Absterben von Nervenzellen in der pars compacta der Substantia nigra, die Dopamin herstellen. Erste Krankheitszeichen fallen erst auf, wenn ca. 70% dieser dopaminergen Zellen abgestorben sind.Der Dopaminmangel führt zu einem Ungleichgewicht in der Funktion der Basalganglien.Zu den Basalganglien rechnet man funktionelldie Substantia nigra (schwarze Substanz), ein im Mittelhirn gelegenesKerngebiet bestehend aus - Pars compacta - Pars reticularis und lateralis - Nucleus subthalamicus

Als Basalganglien werden subcorticale, in jeder Hirnhälfte angelegte Kerne bzw. Kerngebiete zusammengefasst, die für wichtige funktionelle Aspekte motorischer, kognitiver und limbischer Regelungen von großer Bedeutung sind.Die Eingangsstation in die Basalganglien stellt das Striatum dar. Es erhält nicht nur Projektionen aus der Großhirnrinde und der Substantia nigra, sondern auch aus den verschiedensten Kerngebieten des Zentralnervensystems, z. B. Formatio reticularis. Den Ausgangspunkt bildet das Pallidum internum, welches direkt hemmend auf den Thalamus projiziert und ihn und somit auch die Großhirnrinde hemmt.

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Dopaminerge Projektionen beim gesunden Menschen (links) und beim Morbus Parkinson (rechts). Rote Pfeile stehen für Hemmung und blaue für Stimulation der Zielstruktur.(Quelle: 9)

Die Hauptsymptome sind- Rigor (Muskelsteifheit),- Bradykinese (verlangsamte Bewegung, welche bis hin zu Akinese = Bewegungslosigkeit führen kann),- Tremor (Muskelzittern) sowie

– posturale Instabilität (Haltungsinstabilität).– Symptome häufig einseitig betont

Fakultative Begleitsymptome- Vegetative Störungen: Kreislaufregulation, Blasenfunktion, Magen-Darm- Trakt, Temperaturregulation- Sensible Symptome: Minderung des Geruchssinns, Missempfindungen, Schmerzen- Psychische Veränderungen: niedergedrückte Stimmung, Bradyphrenie

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DiagnostikZur Routineuntersuchung für alle Patienten gehören Computertomographie und die Kernspintomographie, die zum Ausschluss seltener Krankheitsursachen, wie Tumoren, Blutungen oder begleitende Hirnveränderungen dienen.Wesentlich speziellere Verfahren sind inzwischen möglich. So kann direkt auf den Dopamingehalt durch die Messung der Dichte des Dopamintransporters im erkrankten Neuron geschlossen werden (TP-CIT-SPECT = DAT-Scan). Durch dieses Verfahren kann die Parkinsonsche Krankheit vom essentiellen Tremor abgegrenzt werden. Desweiteren können durch die Darstellung dopaminerger Rezeptoren (IB) an der postsynaptischen Membran atypische Parkinson-Formen in Verbindung mit dem DAT-Scan erkannt werden. (9)

BehandlungEs gibt heute noch keine Möglichkeit einer ursächlichen Behandlung des Parkinson-Syndroms, die in einem Verhindern oder zumindest einem Aufhalten der fortschreitenden Degeneration der Nervenzellen des nigrostriatalen Systems bestünde. Es sind dennoch ganz entscheidende Verbesserungen in den letzten Jahren aufgetreten. Die Patienten bleiben länger selbständig, und die Fortführung der beruflichen Aktivitäten ist in vielen Fällen möglich geworden.Die schweren Endzustände, wie sie von James Parkinson (1755-1824) so eindrucksvoll beschrieben wurden, gehören fast der Vergangenheit an.

Medikamentöse Behandlung – eine Auswahl– Die Behandlung erfolgt hauptsächlich durch die Gabe einer dopaminergen

Medikation. Dies sind Medikamente, die zu einer Erhöhung des Dopamin- Angebots im Gehirn führen bzw. Arzneistoffe, welche das fehlende Dopamin ersetzen.

Das wichtigste Medikament ist L-Dopa (Levodopa), eine Vorstufe des Dopamins.

Nach mehrjähriger Einnahme von L-Dopa können unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien) auftreten.

– Dopaminagonisten werden besonders bei jüngeren Patienten gegeben. Dopaminagonisten ahmen an den Dopamin-Rezeptoren die Wirkung von Dopamin nach.

– MAO-B-Hemmer verlangsamen den Abbau von Dopamin im Gehirn.– COMT-Hemmer hemmen den Abbau der Dopaminvorstufe L-Dopa

zu inaktiven Metaboliten.– Amantadin wird besonders im Rahmen der akinetischen Krise eingesetzt.(2)

Neurochirurgische BehandlungsmöglichkeitTiefe HirnstimulationEine seit Anfang der Neunziger Jahre sehr erfolgreiche Methode ist die Tiefe Hirnstimulation, bei der dem Patienten ein Impulsgenerator („Hirnschrittmacher“) eingesetzt wird. Er erzeugt elektrische Impulse und leitet sie über dünne Kabel, je nach Lokalisation der Krankheitsursache und entsprechender Platzierung der Stimulationselektroden in die jeweiligen Basalganglien Nucleus subthalamicus, Globus pallidus oder den vorderen Thalamus, wodurch dort überaktive Fehlimpulse wirksam unterdrückt werden können. Dieses Verfahren kommt bei Parkinson-Syndromen, daneben aber auch Dyskinesien und essentiellem Tremor in Frage, wenn die medikamentöse Therapie ihre Grenzen erreicht hat oder aus anderen Gründen nicht oder nur eingeschränkt einsetzbar ist.

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Therapiemöglichkeiten der ZukunftTransplantation dopamin-produzierender ZellenDopamin-produzierende Zellen können aus unterschiedlichen Quellen stammen. So gibt es Zellen menschlichen Ursprungs (Stammzellen, Zellen von Fetus/Embryo, Nebennierenzellen) oder nicht-menschlichen Ursprungs (z.B. vom Schwein). Alle diese auf Zellen aufbauenden Systeme bergen Probleme in sich wie etwa Abstoßungsreaktionen, Infektionsrisiken und operative Risiken, die jeweils berücksichtigt werden müssen. (9)

Transplantation von embryonalem/fetalem GewebeEin wichtiger Schritt in der Transplantationsgeschichte waren die ersten Versuche, Zellen aus den vorderen Anteilen des Mittelhirns von abgetriebenen Embryonen oder Feten zu verpflanzen. Diese sogenannten VM (ventrales Mesencephalon) -Zellen haben im Empfänger überlebt, sich in das Netzwerk der Nervenzellen eingegliedert und funktioniert, d. h. eine Verbesserung der Bewegungssteuerung über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren bewirkt. Bislang wurden weltweit bei ca. 400 Menschen embryonale Zellen transplantiert. Allerdings haben ethische Bedenken und eine begrenzte Anzahl von Spendern dazu geführt, dass diese Therapie nicht weiter verbreitet wurde. (9)

Komplementäre BehandlungsverfahrenAusreichende Bewegung ist wichtig, um die für das Parkinson-Syndrom typische allmähliche Verminderung der Mobilität so lange wie möglich hinauszuzögern. Bei fortgeschrittener Krankheit ist dafür eine regelmäßige und speziell darauf ausgerichtete Physio- und Ergotherapie nötig.Logopädische Unterstützung ist sinnvoll bei Beeinträchtigungen des Sprechens und Schluckens. Neuropsychologiche Behandlungen sind wichtig bei kognitiven und psychischen Einschränkungen.

Alternativmedizinische BehandlungsmethodenEtwa 40-60% der Parkinson-Patienten nehmen - meist zusätzlich zur medikamentösen Therapie - alternativmedizinische Therapien in Anspruch. Unter diesen werden Entspannungs-, Meditations-, Atem- und Bewegungsübungen wie beispielsweise Qigong, Yoga sowie Akupunktur, Massagen und Cranio Sacrale Therapien häufig angewendet.

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Die ergotherapeutische Befundaufnahme erfolgte nach den ICF Kriterien, die spezifischen Befundungen nach dem Cranio Sacralen Konzept und die Behandlungen mit der Cranio Sacralen Therapie.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2001 ergänzend zum Ansatz der ICD die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) verabschiedet. Dieses bio-psycho-sozial ausgerichtete ICF-Modell will einen systematischen und gleichzeitig übergreifenden Umgang mit krankheitsbedingten Auswirkungen fördern in den Bereichen

– Körperfunktionen (einschließlich des geistigen und seelischen Bereichs),– Aktivitäten (Leistungsfähigkeit und Leistung) sowie– Teilhabe an den verschiedenen Lebensbereichen.

Abbildung: ICF-Modell als Basis für eine erfolgreiche Rehabilitation (Die Abbildung ICF-Modell wurde abgedruckt mit freundlicher Erlaubnis der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Alle Rechte liegen bei der WHO).

In diesem Konzept werden zusätzlich zu den bio-medizinischen Gesichtspunkten (Körperfunktion und -strukturen) Aspekte des Menschen als handelndes Subjekt (Aktivitäten) sowie als gleichberechtigte und selbst bestimmte Person in Gesellschaft und Umwelt (Teilhabe) einbezogen.Das Maß der funktionalen Gesundheit einer Person wird dabei als das Ergebnis der Wechselwirkung eines Gesundheitsproblems mit den vorliegenden positiven und negativen Rahmenbedingungen (Kontextfaktoren) aufgefasst. So ist Behinderung im Sinne des ICF-Modells nicht mehr nur ein körperbezogenes Merkmal, sondern das Ausmaß der negativen Beeinträchtigung in der gesamten (Lebens-)Teilhabe. Vor dem Hintergrund der ICF hat der Gesetzgeber 2001 im Sozialgesetzbuch IX (Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen) das allgemeine Ziel der Rehabilitation neu definiert: bestmögliche Wiederherstellung von Selbstbestimmung und Teilhabe an der Gesellschaft.Somit ist die Basisaufgabe der Rehabilitation die Besserung der Funktionsfähigkeit insbesondere in Bezug auf die individuellen Alltagsaktivitäten.

Um bei Alterspatienten den vielfältigen Wirkfaktoren zwischen Krankheitsfolgen und individuellen Lebensumständen gerecht zu werden, arbeiten eine Vielzahl von Berufsgruppen im geriatrischen Team zusammen und erfassen damit unterschiedliche Perspektiven des Patienten und der Behandlungssituation.

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Durch das multiprofessionelle geriatrische Rehabilitationsteam kommen eine Vielfalt therapeutischer Ansätze zur Anwendung, die gleichermaßen somatische, psychische wie auch soziale Aspekte in der rehabilitativen Behandlungsdurchführung berücksichtigen.

Das ICF Modell eignet sich sehr gut, um die Problemebenen des Morbus Parkinson zu beschreiben.Für den Patienten ist nicht der Grad der Symptome, wie die Amplitude des Tremors oder der Geschwindigkeit der Schrittfolge wichtig, sondern inwieweit die Symptome die normale Lebensführung beeinflussen.

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FallbeispielHerr A., 71 Jahre, verheiratet, lebt mit Ehefrau in einer Wohnung, er hat 4 Stufen bis zur Wohnung mit beidseitigem Geländer

Diagnose:- M. Parkinson seit 1990; Stadium 4 nach Höhn und Yahr mit erheblichen Wirkungsfluktuationen- Z.n. Duodopapumpenimplantation 4/2009 (direkter künstlicher Zugang ins Duodenum für permanente medikamentöse Bolusgabe)- Agitation mit Hyperventilation psychovegetativer Labilität infolge schwerer chronischer Erkrankung

Schweregrade des Parkinson-Syndroms nach Höhn und Yahr:Stadium 4 = schwere Behinderung- Schwere Symptomatik- Gehfähigkeit zu einem gewissen Grad noch erhalten- Rigidität und Bradykinese- Nicht mehr in der Lage, allein zu wohnen- Tremor kann im Vergleich zu früheren Stadien zurückgegangen sein (9)

Insgesamt weit fortgeschrittene Erkrankung, bei der der Patient nur mit sehrdifferenzierter Therapie auf dem derzeitigen Mobilisationsstand (Stadium 4 nach Höhn und Yahr) gehalten werden kann.

Beeinträchtigung der Aktivitäten bei Herrn A.

Schädigung Beeinträchtigung derAktivitäten

Beeinträchtigung derAktivitätenArt der Aktivitäten

BradykineseRigorTremorPosturale ReaktionenAutonome Dysfunktionen

Personale AktivitätenSelbstversorgung

NahrungsaufnahmeKleidenToiletteWaschen

GleichgewichtsstörungDyskinesien On-Off-PhänomenOrthostase

Mobilität GehenTreppe steigenTransferDrehen im Bett

Feinmotorische Tätigkeiten KnöpfenSchuhe bindenSchreibenUmgang mit Geld

Aktivitäten außerhalb des eigenen Wohnbereichs

Freizeit Mobilität

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Bei Herrn A. zeigte sich als primäres Defizit die eingeschränkte posturale Haltungskontrolle mit erschwerter Rumpfaufrichtung, zudem muskuloskelettale Probleme wie Steifigkeit der Schultern und des Nackens mit beeinträchtigter Kopfkontrolle.Aufgrund der psychovegetativen Labilität fiel es Herrn A. zunehmend schwerer bestimmte Stress-Situationen zu bewältigen. Die erhöhte Stressauffälligkeit zeigte sich darin, dass die Dyskinesien in belastenden Situationen besonders deutlich zu Tage traten, wie z. B. beim plötzlichen Ausfall der Duodopapumpe.Die reduzierte Bewegungs-, Haltungs- und Gleichgewichtskontrolle, die Bradykinese mit der verzögerten Bewegungseinleitung, die Dyskinesien und die Regulationsstörung des Blutdrucks beeinträchtigten die Mobilität bei Transfers, beim Gehen und Treppe steigen und stellten ein erhöhtes Sturzrisiko dar.

Rehabilitationsziele von Herrn A.:– Verbessern der Beweglichkeit– Sicheres Gehen mit Rollator und Stock– Schwindel reduzieren– Grob- und Feinmotorik Training

Meine Rehabilitationsziele bei Herrn A.:– Verbessern der Gleichgewichtsfunktion– Ausgleich des Autonomen Nervensystems– Verringern der Verspannungen im Schulter-Nacken-Hals-Bereich – Verbessern der Rumpfaufrichtung– Verbessern der Grob- und Feinmotorik

Die Cranio Sacralen Therapien fanden zweimal pro Woche statt und dauerten 45 bis 60 Minuten.Die Cranio Sacralen Behandlungen erfolgten nach dem 10-Punkte-Protokoll, und je nach Bedarf erhielt Herr A. zusätzliche weitere Behandlungsmethoden aus der Cranio Sacralen Therapie. Daher beschreibe ich im folgenden nur die erwähnenswerten Handlungen, Momente und Ereignisse.

Zu Beginn der ersten Cranio Sacralen Therapie hatte die gesamte linke Körperseite von Herrn A. einen starken Hypertonus, auch der Kopf hatte die eindeutige Tendenz, nach links zu drehen. Der gesamte Nackenbereich war angespannt .

Ich stellte fest, dass der Cranio Sacrale Rhythmus am ganzen Körper nur sehr schwach palpierbar war, auf der linken Körperseite weniger und eine kleinere Amplitude.Das querverlaufende Bindegewebe war in allen Körpersegmenten stark angespannt.Die Behandlung des oberen Wirbelsäulenbereichs mit der Atlanto-Okzipitalen Entspannung verstärkte zunächst die hyperkinetischen Bewegungen im linken Fuß.Beim Anheben des Stirnbeins ließ die Anspannung im linken Arm sichtlich nach.Am Scheitelbein rechts im Vergleich zu links war eine geringere Bewegung zu spüren. Beim Anheben der Scheitelbeine nach cranial haben die Hyperkinesien im linken Fuß nachgelassen, und das linke Bein wurde vollkommen ruhig und entspannt.Das Sphenoid (Keilbein) zeigte zu Beginn:rechts craniale Torsion, links anteriore Seitneigung, Extension, rechts Lateralstrain, Kompression ja, superior Vertkalstrain.

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Mit der Stacking- oder Stapel-Behandlungstechnik konnten die Restriktionen gelöst werden.

Stapel-Behandlungstechnik am Keilbein

Die Restriktion am Os temporale ließ sich mit dem "Temporal Wobble", dem sogenannten Schaukeln der Ossa temporalia nicht lösen.Letztendlich half die V-Spread-Technik, die Knochennahtrestriktion erfolgreich zu behandeln.

Nach erfolgtem Ruhepunkt und am Ende der ersten Therapie fühlte sich Herr A. angenehm entspannt. Sein Kommentar lautete:"Ich war schon in so vielen Unikliniken und hab` so `was noch nie erlebt.Da musste ich hier in diese Klinik kommen, um so `was zu erfahren."

(Eine Restriktion ist die Beeinträchtigung der normalen physiologischen Bewegung im Körperinneren. In der Regel entstehen Restriktionen im Bindegewebe oder in den Faszien. Sie können durch Entzündungen, Adhäsionen, somatische Funktionsstörungen und Neuroreflexe verursacht werden.)

(Beim Stapeln werden alle Läsionen des Sphenoids mit der indirekten Technik aufeinandergesetzt. Indirekt bedeutet Bewegung in die freiere Richtung, die in der Regel in entgegengesetzter Richtung zur Restriktion liegt.)

(Die V-Spread-Technik oder V-Spreiz-Technik ist eine Methode der Energiezuführung bzw. des Energiesendens.Man wendet sie an, indem man die zu einem "V" gespreizten Finger auf die betroffene, festhaltende Stelle legt.Den ausgestreckten Zeigefinger der anderen Hand bringt man auf die gegenüberliegende Körperstelle. Dieser zeigt diagonal auf die Einschränkung und sendet lösende Energie quer durch das Gewebe zur festhaltenden Stelle.Oft findet in der Folge eine Wärmefreisetzung und danach eine merkliche Entspannung statt.

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Upledgers Erklärung für das Wirken der V-Spreiz-Technik lautet: „Das elektrophysiologische Potenzial der Hände des Therapeuten übt einen unmittelbaren Einfluss auf die Haut und den Körper des Patienten aus.“)

Beispiel: V-Spreiz-Technik am Knie

Bei der zweiten Behandlung war der Cranio Sacrale Rhythmus wieder mit einer geringen Amplitude tastbar.Die Entspannung am oberen Brustkorbeingang stellte sich diesmal leichter ein.Die Halsmuskulatur und der Kopf hatten wieder eine starke Neigung nach links.Die Verspannungen im Schulter-Nacken-Hals-Bereich konnten jedoch leichter gelöst werden.

Der Ausgleich von Keilbein, Hinterhauptsbein und Schläfenbeinen verringerte die Zugtendenz des Kopfes nach links.

Der abschließende Kommentar von Herrn A. nach dieser Behandlung:"Das könnte ich stundenlang bekommen."

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Entspannung am Brustkorbeingang

Vor der dritten Behandlung war Herr A. sehr aufgeregt, weil seine Duodopapumpe ausgefallen war.Er musste die Medikamente alle zwei Stunden in Tablettenform zu sich nehmen.Aufgrund der Aufregung waren die Dyskinesien deutlich verstärkt. Herr A. neigte zur Hyperventilation.Er konnte sich dennoch auf die Cranio Sacrale Therapie einlassen.Bei dieser Behandlung war der ausgelöste Still point = Ruhepunkt am effektivsten.Bei Herrn A. veränderte sich der Atem, dieser wurde langsamer, gleichmäßiger und tiefer. Im Körper trat eine angenehme und tiefere Entspannung ein.Herr A. meinte am Ende der Behandlung:"Das war sehr entspannend. Das könnte ich stundenlang bekommen."

Bei der vierten Behandlung ist die Behandlung des Os frontale und des Os occipitale erwähnenswert.Das Hinterhauptsbein war links lateral verschoben und komprimiert, der Kopf nach links geneigt.Herr A. berichtete, dass es beim letzten Sturz auf die rechte Kopfseite richtig geknallt hätte, die Brille sei sogar verbogen worden. Laut Aussage des Arztes hätte er keine Commotio gehabt.Die Behandlung mit dem Fronto-Occipitalen-Griff benötigte mehr Zeit, und unterstützend setzte ich den V-Spread ein.Kommentar von Herrn A.: "Wieder habe ich etwas Gutes bekommen."

Herr A. erkundigte sich nach Möglichkeiten für ambulante Weiterbehandlungen nach Abschluss der Rehabilitation.

Bei der fünften Behandlung habe ich am Ende des 10-Punkte-Protokolls der Cranio Sacralen Therapie noch die Kopfbehandlung hinzugefügt.Die Kopfdrehung und Seitneigung waren nach rechts>links eingeschränkt. Die Verschiebung nach lateral links>rechts, posterior>anterior eingeschränkt. Impaction und Disimpaction waren beidseitig gestört.Diese Kopfbehandlung hatte Herrn A. eine zusätzliche Entspannung gebracht.

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Er war danach beim Gehen mit dem Rollator symmetrischer, zeigte weniger Dyskinesien im Oberkörper und konnte den Kopf länger aufrecht halten.

BehandlungsergebnisseDie Verringerung der Schulter-Nacken-Hals-Verspannungen führte zu einer besseren Kopfkontrolle.Die verbesserte Gleichgewichts- und Haltungskontrolle bewirkte eine bessere Mobilität, leichtere Rumpfaufrichtung, ein symmetrischeres und sichereres Gangbild.Durch den Ausgleich des autonomen Nervensystems zeigten sich weniger Dyskinesien bei feinmotorischen Tätigkeiten.

Assessment-Test Wert bei Aufnahme

Wert beiEntlassung

Kommentar

Barthel-Index 65 von 100 75 von 100 Verbesserung in folgenden PunktenToilettenbenutzungGehen

Timed up AndGo Test

13 Sek. 9 Sek. Bei AufnahmeMobilität leichteingeschränkt.Bei EntlassungMobilität nichteingeschränkt.

Mobilitätstestnach Tinetti

21 von 28 25 von 28 Bei AufnahmeSturzrisiko kaumerhöht,bei Entlassungnicht erhöht

Assessments basieren v.a. auf der Anwendung und Interpretation von standardisierten Messskalen.Die Assessmentscores liefern den Ärzten und Therapeuten die notwendigen objektiven Basisinformationen und Verlaufsbeurteilungen bezogen auf die interessierenden Krankheitsaspekte.10-Punkte-Protokoll der Cranio Sacralen Therapie

1. Still Point2. Diaphragma-Release3. Duraschlauch-Befundung4. Frontal-Lift-Taktion5. Os Parietale6. Os Sphenoidale7. Os Temporale8. Ohrenzug9. TMG10. CV-4 Still Point

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Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Cranio Sacrale Therapie auch bei Menschen mit fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung mit positivem Effekt angewendet werden kann.Als Therapieergebnis lässt sich auf körperlicher Ebene eine Tonusregulation, auf seelischer Ebene eine Reduktion von Anspannung wie auch eine Harmonisierung im Bereich des vegetativen Nervensystems beobachten.

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Eine abschließende Frage bleibt noch zu klären: „Konnte ich meinen Chefarzt mit diesem Artikel von der Cranio Sacralen Therapie begeistern?“

Chefarzt Dr. med. Bernd Meyjohann

Facharzt für Innere Medizin und Neurologie, Klinische Geriatrie, Physikalische Therapie,Palliativmedizin

Asklepios Klinik Lindau

Liebe Frau Parag,

mit Interesse habe ich Ihre Arbeit über die craniosakrale Therapie bei der Parkinson-Erkrankung gelesen. Für mein Verständnis haben Sie verständlich und kompetent die Verknüpfung zwischen Therapiemethode und krankheitsspezifischer Therapie im Rehabilitationsprozess hergestellt.

Um die Wirksamkeit der von Ihnen durchgeführten craniosakralen Therapie einzuschätzen, rief ich den Patienten jetzt 3 Wochen nach Ende der Rehabilitation an und stellte ihm die Frage, welche Behandlungsformen ihm im Rückblick besonders gut getan hätten. Nachfolgend der Wortlaut seiner direkten Antwort: „Besonders gut getan hat mir die Massageform mit diesem besonderen Namen, den ich nicht behalten kann. Die Therapie hat jedes Mal Ruhe in meinem immer so überbeweglichen Körper gebracht. - Insgesamt hat der Rehaaufenthalt mit allen seinen Maßnahmen zur Stabilisierung meiner Psyche und Verbesserung meiner Leistungsfähigkeit sehr beigetragen.“

In diesem Sinne möchte ich Sie ermutigen, die Methode der craniosakralen Therapie bei geeigneten Patienten ergänzend zu den übrigen Therapieformen zur Anwendung zu bringen und mir von Ihren Erfahrungen zu berichten.

Dr. med. MeyjohannChefarzt

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Oberarzt Ch. Hartig, Facharzt für Innere Medizin, aktuell Oberarzt in der Geriatrischen RehabilitationAsklepios Klinik Lindau

Oberarzt Ch. Hartig hat sich freundlicherweise auch Zeit genommen, meinen Artikel zu lesen.

Seine Rückmeldung lautet:

„Der Artikel ist sehr verständlich geschrieben, übersichtlich und gut gegliedert bezüglich der Cranio Sacralen Therapie und Morbus Parkinson und mit einer schönen Fallbeschreibung.Wenn ein so schwer kranker, chronischer Patient, der schon so viele Krankenhäuser miterlebt hat, diese Methode – Cranio Sacrale Therapie – als positiv empfindet, ist diese alternativmedizinische Behandlungsmethode zu diskutieren und durchaus auch bei anderen schwer chronisch Kranken zu empfehlen.“

Quellenangeben:(1) Barral, Mercier: Lehrbuch der Viszeralen Osteopathie, Band 1(2) Bierbach: Naturheilpraxis heute(3) Deutsche Parkinson Vereinigung e. V.: Parkinson - Leben mit einer Krankheit(4) Kahle: Nervensystem und Sinnesorgane(5) Kursmanuale Dr. Richard Royster: Cranio Sacrale Therapie 1, 2, Advanced(6) Masuhr, Neumann: Neurologie(7) Netter: Atlas der Anatomie des Menschen(8) Upledger, Vredevoogd: Lehrbuch der Cranio Sacralen Therapie 1(9) Wikipedia

Mein besonderer Dank geht anHerrn Peter Georgas-Frey, Physiotherapeut und Schriftsteller, für das Korrekturlesen und die fachlichen Anregungen sowie die Teilnahme an den Fotos, und anFrau Meli Georgas, Künstlerin und Fotografin, für die Foto-Aufnahmen.