Zu Besuch bei FF Tiflis (Georgien) - Friendshipforce · ke und Georgier aus Gori sich an der Suche...

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1 Zu Besuch bei FF Tiflis (Georgien) 20.-28.10.2017, ED Arno Tag 1 (20.10.): Zwischen 4 und 5 Uhr klingelte wohl bei den meisten der Wecker, um gegen 6:30 Uhr eini- germaßen pünktlich am Flughafen Schönefeld zu sein. Bei meiner Ankunft sah ich auf dem Abflug- schild, dass ich vom Terminal A kommend zu B musste, ein kleiner Wanderweg, dann Terminal B erreicht, wo schon einige von uns standen oder auch gerade ankamen. Nur Arno fehlte noch. Er war überzeugt, wir würden von A abfliegen. Schweren Herzens ließ er sich überreden, dass es doch von B losginge. Sicherheitscheck und so weiter verlief planmäßig. Dann warten wir bis zum Einchecken, alles klar. Aircraft der WizzAir stand bereit und man konnte an zwei Aufgängen ein- steigen. Abflug ziemlich pünktlich, Flugverlauf sehr ruhig. Zwischendurch würde Frühstück mit Kostenbeteiligung angeboten, aber die Preise waren human und die Ware gut. Nach etwa vier Stunden näherten wir uns dem Ziel und konnten die Uhren um 2 Std vorstellen. Wir kamen in die Vorhalle, wo uns unsere FF Reisebegleitung Kate erwartete und wir an diversen Automaten ver- suchten, etwas von der Landeswährung LARI mit Hilfe von Visakarten zu ergattern. Meist klappte das auch. Dann führte uns Kate, die uns zu unserem Bus führte, der genau 15 Plätze hatte und tur- nerische Übungen beim Ein- und Aus- steigen verlangte. Es ging los, an ziemlich öden Gegenden vorbei, die nur durch einzelne grasende Kühe bevölkert wur- den und erreichten nach gut 30 min eine erst einmal nett erscheinende Anlage, Bungalows aus rustikalen Feldsteinen umringt von Palmen! Sah alles sehr sau- ber und ordentlich aus nach dem tristen Eindruck bisher. Hier sollten wir unser Lunch einnehmen, leider nicht im Freien - denn es war ein sehr warmer sonniger Nachmittag - sondern im Innern. Hier erwarteten uns ein langer Holztisch und das kleine Chaos beim Bestellen. Es gab nur 2 Speisekarten in georgischer Schrift, aber mit kleinen Bildern, die Leckeres verhießen. Nun ging das Stimmengewirr los. Jeder wollte seinen Wunsch oder seine Frage anbringen und die arme Kate wusste nicht, wo sie zuerst hinhören und antworten sollte, denn sie war die einzi- ge Einheimische, die einigermaßen Eng- lisch konnte und dann gleichzeitig dem Küchenchef in ihrer Sprache die Wün- sche sagte. Diese wurden an unseren Namen festgemacht, damit man auch noch wusste, wer was bestellt und später zu bezahlen muss- te. Aber irgendwie löste sich das Gewirr auf, jeder bekam, was bestellt war, wenn auch die Aus-

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Zu Besuch bei FF Tiflis (Georgien)

20.-28.10.2017, ED Arno

Tag 1 (20.10.):

Zwischen 4 und 5 Uhr klingelte wohl bei den meisten der Wecker, um gegen 6:30 Uhr eini-germaßen pünktlich am Flughafen Schönefeld zu sein. Bei meiner Ankunft sah ich auf dem Abflug-schild, dass ich vom Terminal A kommend zu B musste, ein kleiner Wanderweg, dann Terminal B erreicht, wo schon einige von uns standen oder auch gerade ankamen. Nur Arno fehlte noch. Er war überzeugt, wir würden von A abfliegen. Schweren Herzens ließ er sich überreden, dass es doch von B losginge. Sicherheitscheck und so weiter verlief planmäßig. Dann warten wir bis zum Einchecken, alles klar. Aircraft der WizzAir stand bereit und man konnte an zwei Aufgängen ein-steigen. Abflug ziemlich pünktlich, Flugverlauf sehr ruhig. Zwischendurch würde Frühstück mit Kostenbeteiligung angeboten, aber die Preise waren human und die Ware gut. Nach etwa vier Stunden näherten wir uns dem Ziel und konnten die Uhren um 2 Std vorstellen. Wir kamen in die Vorhalle, wo uns unsere FF Reisebegleitung Kate erwartete und wir an diversen Automaten ver-suchten, etwas von der Landeswährung LARI mit Hilfe von Visakarten zu ergattern. Meist klappte das auch. Dann führte uns Kate, die uns zu unserem Bus führte, der genau 15 Plätze hatte und tur-

nerische Übungen beim Ein- und Aus-steigen verlangte. Es ging los, an ziemlich öden Gegenden vorbei, die nur durch einzelne grasende Kühe bevölkert wur-den und erreichten nach gut 30 min eine erst einmal nett erscheinende Anlage, Bungalows aus rustikalen Feldsteinen umringt von Palmen! Sah alles sehr sau-ber und ordentlich aus nach dem tristen Eindruck bisher. Hier sollten wir unser Lunch einnehmen, leider nicht im Freien - denn es war ein sehr warmer sonniger Nachmittag - sondern im Innern. Hier erwarteten uns ein langer Holztisch und das kleine Chaos beim Bestellen. Es gab nur 2 Speisekarten in georgischer Schrift, aber mit kleinen Bildern, die Leckeres verhießen. Nun ging das Stimmengewirr los. Jeder wollte seinen Wunsch oder seine Frage anbringen und die arme Kate wusste nicht, wo sie zuerst hinhören und antworten sollte, denn sie war die einzi-ge Einheimische, die einigermaßen Eng-lisch konnte und dann gleichzeitig dem Küchenchef in ihrer Sprache die Wün-sche sagte. Diese wurden an unseren

Namen festgemacht, damit man auch noch wusste, wer was bestellt und später zu bezahlen muss-te. Aber irgendwie löste sich das Gewirr auf, jeder bekam, was bestellt war, wenn auch die Aus-

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führung nicht immer den Erwartungen entsprach, aber das macht ja auch den Reiz einer solchen Reise aus. Schließlich ging es im engen Bus weiter nach Kutaissi, der zweitgrößten Stadt des Landes. Wir machten Halt an der Gelati-Klosteranlage und bewunderten die Architektur aus dem 12. Jahrhun-dert. Auch konnten wir die Bagrati Kathedrale sehen, die einst 1003 vom König Bagrat III. erbaut, aber 1696 von den Türken gesprengt wurde. Mittlerweile wurde sie jedoch vollständig restauriert. Auf einem größeren Platz mit einem interessanten Brunnen hielten wir im Stadtzentrum und wur-den von unserer Stadtführerin begrüßt. Am Brunnen stellten wir uns für ein zweites Gruppenfoto auf, das erste entstand schon vor dem Flughafengebäude mit einer FF- Willkommensfahne. Dann versuchte die Stadtführerin den Brunnen und die bronzenen Tierfiguren zu erklären, aber das Rau-schen der Springbrunnen einerseits und das Kläffen eines Straßenköters machten das Verstehen

sehr schwierig. Ich weiß leider nur, dass früher an dieser Stelle eine Kirche ge-standen hat, die zur Zeit der sowjetischen Besetzung abgerissen und stattdessen ein Denkmal aufgestellt wurde. Der jetzige Brunnen mit den Tierfiguren bestehe erst seit etwa 20 Jahren. Mit der Stadtführerin voran durchliefen wir dann etliche Stra-ßen mit interessanten Gebäuden, kamen an einem schönen Stadtpark vorbei und erreichten eine Fußgängerbrücke, die Weiße Brücke, über den Fluss Rioni. Da bewunderten wir eine Skulptur die auf einem Film basiert.

Langsam schlenderten wir durch einen kleinen Park zurück, als plötzlich jemand fragte: Wo ist denn Gustav? Die ED Kate zählte ihre „Schäfchen“ und tatsächlich, eines fehlte: Gustav! Niemand wusste, wo er abgeblieben war und seit wann. Jemand erinnerte sich, dass er beim Nahen an das Hotel Best Western wohl gesagte haben könnte, er wolle zur Toilette, aber sicher war man nicht. Spekulationen setzten ein, wo wohl Gustav sei und wie wir ihn wieder finden könnten. Einige lie-fen los, wohl in Richtung Hotel, andere meinten, man solle die Polizei informieren, wieder andere vertrauten auf Gustavs Welterfahrenheit und dass er so schnell nicht untergehen werde. Nach gut einer halben Stunde erschien plötzlich ein Polizeiauto und Gustav war auch wieder da. Ob er mit diesem Auto gekommen war, konnte ich nicht ausmachen. Auf jeden Fall atmeten wir alle auf, dass Gustav wieder da war und unsere Fahrt ins Gästehaus „Lali“ fortgesetzt werden konnte. Noch lange musste sich Gustav die eine oder andere witzig gemeinte Bemerkung über Verspätung oder Alleingang anhören. Aber auch der Rest der Gruppe verabre-dete, dass künftig keiner sich entfernt, ohne vorher jemandem Bescheid gesagt zu haben. Gloria

2. Tag (21.10.): Der Tag begann mit dem für Georgi-

en typischen reichlichen Frühstück,

bei dem die Tomaten auch nach

Tomaten schmeckten. Mit dem Bus

erreichten wir nach ca. 10 Minuten

Fahrt die Bagradi Kathedrale aus

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dem 10. Jahrhundert, die imposant auf einem

Hügel über Kutaisi liegt. Die Innenausstattung

ist insgesamt sehr schlicht, eindrucksvoll wa-

ren aber der getrennt stehende Glockenturm

und ein riesiges eisernes Kreuz. Aufgrund der

Hügellage konnten wir von hieraus einen be-

eindruckenden Blick auf die im Dunst liegen-

den Berge genießen.

Nach weiteren 30 Minuten Fahrt erreichten

wir die Prometheus Höhle, die für mich eines

der „Highlights“ während der Reise war. 1984

erst entdeckt, wurde sie erforscht und 2012

zum Teil der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Riesige Räume, oft ausdrucksvoll ausge-

leuchtet, zeigten uns die Stalaktiten, Stalakmiten und die Stalagnaten. Aufgrund der

gleichbleibenden Luftfeuchtigkeit und Temperatur werden in der Höhle auch Asthma-

kranke therapiert. Mit einem kleinen Boot wurden wir dann durch einen niedrigen Höhlen-

ausgang ausgeschifft.

Die Gelati Academy überraschte uns danach mit einer Kirche, in der uralte Fresken zu be-

sichtigen waren. Leider fehlt Geld zur Restauration, erst einmal wurde aber zumindest das

Dach neu gedeckt. Auf dem Gelände erschien auch eine Hochzeitsgesellschaft, so dass

wir auch einen Eindruck bekommen konnten, wie festlich gekleidet die Georgier so ein

Fest begehen. So trugen die jungen Damen Schuhe, mit denen ich spätestens nach 5 Mi-

nuten gebrochene Beine hätte.

Am Abend fuhren wir nach Tiflis / Tbilisi (თბილისი), wo uns die Gastgeber in Empfang

nahmen und wir den ersten Eindruck vom georgischen Familienleben bekamen. Rosi

Tag 3 (22.10.): Heute ist unser erster Tag in Tbilisi. Nach einem reichhaltigen Frühstück machen sich Rosi, Arno und Erika zu einem Spaziergang in die nähere Umgebung auf. Unsere Gastgeber wohnen an einem Hang, sehr beschwerlich mit dem Auto zu erreichen, unterhalb eines gewaltigen russischen Denkmals, Mutter der Soldaten aus der Besat-zungszeit von 1945. Der dazu-gehörige Volks-park am Fuße des Berges ist sehr gepflegt und wird als Freizeitpark genutzt. Mehr als 270, manchmal sehr wacklige Stufen, führten uns dann wieder hinauf zu unserem Quartier. Mit unserer Gastgeberin Marika und ihren beiden Kindern von 3 und 7 Jahren spazierten wir am Nachmittag dann zum Kulake See auf dem Hü-gel. Später hatten wir dann noch Zeit mit unse-ren Gastgeber Kacho einen Flohmarkt zu besu-chen. Arno erstand eine typisch georgische Filz-kappe. Die Welcome Party wurde in einem rie-sen großen Restaurant mit georgischer Folklore- Show gefeiert. Das Menü Angebot war sehr um-fangreich und interessant. Die Überraschung des Abends war Monika. Sie war auf der Straße gestürzt und kam mit einem großen blauen Auge zur Party. Die stark bluten-de Wunde musste im Krankenhaus genäht wer-den. In den darauf folgenden Tagen hörte Moni-ka immer wieder viele Worte des Bedauerns

über ihr Aussehen. Erika

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Tag 4 (23.10.): Stadtrundgang in Tiflis: Auf dieser Tour sollten die Gäste neben der Altstadt auch Tiflis als Schmelztiegel verschiedener religiöser Richtungen kennenlernen. Sameba: Eine der Hauptkirchen der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche und Sitz des Patriar-chen. Sie ist das größte Kirchengebäude in Transkaukasien und wurde zwischen 1996 und 2004 ausschließlich aus Naturstein gebaut. Sie steht im Zentrum von Tiflis auf dem Elias-Hügel am lin-ken Kura-Ufer nahe der Altstadt.Metekhi-Kirche: Die Kirche ist eine georgisch-orthodoxe Kirche auf dem Gelände der früheren Residenz der georgischen Könige über dem Steilufer des Kura-Flusses und wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Die ursprüngliche Residenz wurde erst in eine Pul-verkammer, später in ein Gefängnis umgewandelt, in dem auch der spätere Diktator der Sowjet-union Josef Stalin gefangen gehalten wurde. 1967 wurde vor der Kirche ein Reiterdenkmal für den Gründer von Tif-lis König Wachtang I. errichtet. Sioni-Kathedrale: Sie gilt als eine der heiligsten Stätten der georgischen Or-thodoxie. Bis 2004 war die Kathedrale der Sitz des Patriarchen der Apostelkir-che. Sie wurde nach dem Zionsberg in Jerusalem benannt. Weitere historische Sakralbauten ande-rer Religionen sind in der Altstadt ver-eint. Dies sind die Antschischati-Basilika, die armenisch-gregorianische Kirche, die sephardische Synagoge so-wie eine Moschee. Altstadt: Tiflis wurde bei der Eroberung durch die persische Armee 1795 weitge-hend zerstört. Die Stadt wurde unter russischer Herrschaft völlig neu aufge-baut und erweitert, wobei der Schwer-punkt auf die Entwicklung neuer mo-derner Stadtteile außerhalb der Altstadt lag. Der historische Stadtkern wurde von einheimischen Handwerkern wie-dererrichtet. Der Wiederaufbau war bis Mitte des 19. Jh. abgeschlossen und entspricht dem im 5. Jh. erbauten histo-rischen Stadtkern einschließlich Kopf-steinpflaster. Beeindruckend sind die 2- bis 3- stöckigen Gebäude mit weitläufigen hölzernen verzierten Balkonen und Außentreppen so-wie großartigen Innenhöfen. In einigen Straßen findet man traditionelles Kunsthandwerk und die obligatorischen “Tschurtschchela” (Hasel- oder Walnusskerne mit Traubensaftkuvertüre). Der teilweise Verfall der Häuser ist u.a. darin begründet, dass die Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe zählt und eine Restauration strengen Auflagen unterliegt und somit sehr kosten-intensiv ist. Zur Altstadt gehören auch die im persischen Stil aus Backstein erbauten Schwefelbä-der aus dem 17. Jh. mit den markanten Kuppeln. In der Shardeni Street reihen sich viele Cafés und Bars aneinander. Hier findet sich auch die Tamada Statue (Georgian Toastmaster). Das ist ein Tischmeister, der das Geschehen bei einem Bankett, der Supra lenkt und Trinksprüche anbringt.

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Am Ende steht der schiefe Uhrenturm von Tiflis mit seinen farbenfroh verzierten Fliesen, ein echter Touris-tenmagnet. Die Friedensbrücke ist eine bogenförmige Fußgänger-brücke über den Fluss Mtkwari(Kura). Sie ist 150 m lang, überdacht und wurde 2010 eröffnet. Sie verbin-det die Tifliser Altstadt mit dem neu gestalteten Rike-Park unweit des Präsidentenpalas-tes. Gleich dahinter befinden sich eine Konzerthalle und eine Ausstel-lungshalle, die in zwei silberfarbigen Röhren unterge-bracht sind. Dieses moderne und alte Nebeneinander macht die Stadt so interessant. Die Friedensbrücke ist das neue Wahrzeichen der Stadt. Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich in der Mittagspause einen “Chatschapuri” gegessen ha-be. Das ist ein gebackenes Brot, 30 cm lang, 15 cm breit, am Rand eine harte Kruste, innen eine Käse-schicht und in der Mitte ein Ei. Reicht normalerweise

für Zwei!! Jürgen Körbel

Tag 5 (24.10.):

An diesem Tag waren Suchspiele angesagt.

Wir starteten den Morgen mit der Suche

nach einem Reisepass und sonstiger Papiere

und gegen Nachmittag das absolute Highlight

des Tages: Wir gingen alle auf Schatzsuche. In

diesem Fall ein Brillant, der verlorenging. Die-

ser war so hochwertig, dass auch Rückenkran-

ke und Georgier aus Gori sich an der Suche

beteiligten Zwischendurch allerdings besichtig-

ten wir die Höhlenstadt Uplistsikhe aus dem

7. Jh. In den Höhlen aus gelbem Sandstein

lebten zur Blütezeit bis zu 10.000 Men-

schen. Die Kammern wurden teilweise be-

reits zu hellenistischer Zeit gebaut, mit

Tempel, Theater, Weinpresse, Weinkeller,

Ställe und einem Marktplatz. Grandios

war hier auch die Aussicht auf dem

Mtkvari Fluss mit seinem breiten Fluss-

bett. In der naheliegenden Stadt Gori

(Stalins Geburtsort) konnte das Stalin-

Museum besichtigt werden, welches nach

dem 2. Weltkrieg gebaut wurde. Einige

wenige aus unserer Gruppe nahmen die

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Gelegenheit wahr diese Stätte zu besichtigen, andere besichtigten die nahe Umgebung oder

gingen shoppen andere nutzten die Zeit für

einen Friseur Besuch.

In einem kleinen Park, der dem Museum

angeschlossen war, konnte zudem auch der

Eisenbahnwaggon besichtigt werden, der von

Stalin während des 2. Weltkrieges benutzt

worden war. Auch Stalins Geburtshaus wur-

de ebenfalls hier wieder aufgebaut und mit

einem rie-

sigen Ge-

bäude um-

baut, um es vor Witterungseinflüsse zu schützen. Arno

Tag 6 (25.10.):

Heute wurden wir nach Beendigung unseres sehr reichhaltigen

Frühstücks wie immer von unseren Gastgebern in zwei Autos

zum vereinbarten Treffpunkt gefahren. Unsere Marsch-routka

wartete bereits und setzte uns nach kurzer Fahrt in der Nähe

des Nationalmuseums an der Rustaveli Avenue ab.

Das Museum wurde bereits 1852 als Prachtbau eröffnet, 1910 in

dieser Form umgebaut und 1947 nach seinem Historiker in „Si-

mon Janashia Museum“ umbe-

nannt. Es ist eines der wichtigs-

ten Museen Georgiens und ver-

eint auf relativ kleiner Grundflä-

che archäologische und ethno-

graphische Ausstellungsstücke

von der Bronzezeit bis ins 20.

Jahrhundert. Es zeigt Georgien

als eine echte kosmopolitische Gesellschaft im Al-

tertum. Für unsere Reisegruppe begann die Be-

sichtigung in der „Schatzkammer“ im Unterge-

schoss des Hauses. Eine fachkundige Führerin

führte uns an den kostbaren, fein ziselierten Gold-

funden des Akhalgori Schatzes vorbei und erklär-

te geduldig wie schon 500 v. Chr. innen hohle

Goldkugeln mit winziger Granulation an der

Oberfläche für Ketten, Armbänder, Ohrschmuck

und Miniaturen hergestellt wurden. In dieser

„Trialeti-Kultur“, wurden schon in der Bronzezeit

zwar etwas gröbere, aber im Stil erkennbare un-

erhört ausdrucksstarke Schmuck- und Gegen-

stände aus Bronze, Silber und Gold hergestellt,

z.B. ein Löwe (3000 v. Chr.). Sogar ein Wagen aus

Walnuss- und Ahornholz aus der Zeit 2400 v. Chr.

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ist erhalten. Die Kultur „fiel“ im 2. Jh und ganze 1000 Jahre lang gab es keinerlei Gold- und Silber-

arbeiten. Erst wieder zwischen dem 8.-6. Jh v. Chr. begann die neue Goldschmiededekade, deren

Fundstücke wir in der Schatzkammer bewunderten. Im Anschluss an diese Führung konnte sich je-

der individuell weitere Ausstellungsräume anschauen.

Nach dem Lunch fuhr uns unsere Marschroutka auf einen Hügel außer-

halb von Tiflis zum Ethnographischen Museum. Das ist ebenfalls Teil des

Georgischen Nationalmuseums und liegt malerisch über dem Schildkrö-

tensee. Hier hat man historische Bauten aus allen 11 Landesteilen ab-

und wieder aufgebaut. Häuser vieler verschiedener Bautypen, solche aus

Holz, Stein, ober- und unterirdisch angelegt, mit Gerätschaften, mit

Kwewri vor den Eingängen (den in den Boden eingelassenen Tonkrügen)

sind zu bewundern.

Diese Führung übernahm George Akhlediani, der künstlerische und

restauratorische Leiter des Museums.

Die Einrichtungsgegenstände der Bauernhäuser sind sehr einfach aus Holz, manchmal mit Leder,

gefertigt. Ein größerer Stuhl gehörte dem Oberhaupt des Hauses, in dem Gruppen bis zu 35 Perso-

nen lebten. Um einen bodennahen kleinen Tisch in der Mitte neben der Feuerstelle verteilten sich

Hocker in Kinderzimmergröße. In die kühleren Seitenwände sind eingelassene Nischen, die der

Aufbewahrung der Lebensmittel dienten. Die Schlafplätze für Erwachsene und Kinder lagen neben-

einander an einer anderen, geschützten Seitenwand aufgereiht. Diese Enge war der Arterhaltung

der Sippe wenig dienlich; deshalb hatte man außerhalb der Häuser in gebührendem Abstand Lie-

beshütten aufgestellt. Säuglinge wurden zwischen den

Erwachse-

nenlagern

in kleinen

Betten fi-

xiert. Ein

gebogenes

Holz-rohr

mit einer Öffnung nach unten und zwei unter-

schiedlich großen Öffnungen oben für Mädchen

oder Jungen führte als „Abwasserleitung“ unter das

Kinderbett.

Ein Gebäude war besonders bemerkenswert: Es war

unterirdisch so in einen Hügel gebaut, dass Feinde

es von außen nicht bemerken konnten. Der riesige

Rauchabzug in der Mitte ging bis zur Oberkante des

Hügels. Die Konstruktion bestand aus schuppenartig

gesetzten Holzkeilen, die sich nach oben hin pyra-

midenförmig verjüngten. Er war aber so breit, dass

immer noch genügend Licht hineinkam.

Gerne wären wir noch weiter durch das Gelände ge-

streift, aber für 18:00 Uhr war ja unser „Dankeschön-

Essen“ mit den wenigen Gastgebern angesetzt und so fuhren wir gemeinsam zurück zu unserem

Treffpunkt. Heide und Thomas

7. Tag (26.10.): Mit unserer Gastgeberin Natuli saßen wir um 8:30 wieder am Frühstückstisch, während des Frühstü-

ckens haben wir auch ausführlich die vielen Erlebnisse und Eindrücke noch einmal Revue passieren

lassen.

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Es hat uns sehr gut bei unseren Host gefallen. Das Abschied nehmen fiel uns nicht leicht. Unsere Kof-

fer waren schon abreisefertig gepackt einschließlich des Cha-Cha und die Pralinen unseres Hostes.

Schade, alles Gute hat ein Ende. Um 9:30 waren wir in Tbilisi am vereinbarten Treffpunkt. Hier wurden

unsere Koffer bereits für den Heimflug in unseren Rundreisebus verstaut. Nun begann ein langer Tag

in einen nicht so bequemen Bus. Auf dem Weg zur schlossartigen Villa von Familie Chavcavdze mach-

ten wir eine Pause beim Hotel Chateaumere. Hier fühlten wir uns ins letzte Jahrhundert zurück ver-

setzt. Das Inventar und das Gemäuer machten diesen Eindruck. Die Außenmauern sind aus unbehau-

enen Feldsteinen errichtet. Von außen sah alles wie „Cindarella-Castle“ aus, auch die Mauerabschlüs-

se wurden von Zinnen und Scharten gestaltet. Nach ca. einer Stunde Pause setzten wir unsere Fahrt

zu der vorgenannten Villa fort. Die Villa von Familie Chavcavdze hat einen sehr großen Gutsherren-

Park vor der Villa. Ca. 250 m lang war der Weg von der Straße zur Villa. Nach der Villabesichtigung mit

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dem kleinen Weinmuseum hatten wir hier auch eine bescheidene Weinprobe. Am Nachmittag haben wir den Höhepunkt unseres Tages erreicht, das Weingut Kvevri. Hier genossen

wir, im Schnelldurchgang eine Führung durch die Weinfertigungsanlagen. Nur in Georgien geschieht

noch die alte Art der Weinherstellung in eingegrabenen Tongefäßen. Die Georgier sagen das Erdreich

garantiert die nötige gleichmäßige Temperatur. Diese Gefäße können bis zu 3000liter groß sein. Die

Fässer werden wegen der besseren Haltbarkeit außen mit Kalk beschichtet und innen wird die Ober-

fläche auch vor der Erstbenutzung behandelt. Die Tongefäße werden nicht nur einzeln, sondern auch

in großen Gruppen eingegraben. Zur Weingewinnung werden erst einmal die Trauben ausgepresst und

dann kommen der Saft und die Traubenrückstände gemeinsam in ein Tongefäß für eine vorgegebene

Zeit. Nach Ablauf des Zeitzyklus wird alles zusammen in ein anderes Gefäß umgepumpt. Wieder nach

Ablauf der Zeit wird nur der Most getrennt in ein anderes Tongefäß gepumpt und die Reste werden zur

Cha-Cha Herstellung weiter verarbeitet. Cha-Cha ist ein 54% Traubenschnaps (auch Georgischer Wod-

ka genannt). Man sagt auch nach ausreichenden Cha-Cha Genuss kann man sehr gut Cha-Cha-Cha

tanzen.

Auch die Brotherstellung war hoch in-

teressant. Hier wurde das Brot an den

Wandungen in einem Tongefäß geba-

cken. In dem Tongefäß auf den Boden

ist ein Kohlefeuer. Der vorbereitete

Brotteig wurde zu einer plattgedrück-

ten Salami geformt, mit Wasser und

Mehl beträufelt, bis der Teig die richti-

ge Konsistenz hatte, dieser Teig wurde

dann schwungvoll einfach an die In-

nenwandung des Tongefäßes gewor-

fen und der Teig klebte an der lotrech-

ten Fläche. Auch wir durften uns im

Brotbacken üben. Dieses Brot wird

Tatara genannt.

Nun ging es zur Churchxera-Her-

stellung. Hier werden Walnusskerne

auf einen Faden gezogen bis zu ca. 20

cm Länge. Dieser Walnussstrang wird

am Fadenende gehalten und in ei-

nen warmen Brei getaucht. Da-

nach wurde dieser Strang zum

Trocknen aufgehängt. Der Brei be-

steht aus Wein und Mehl. Ich muss

sagen Churchxera schmeckt gut.

Zu unserer größten Überraschung

lief hier im Keller der warme Cha-

Cha aus der Mauer, eine ange-

nehme geheimnisvolle Quelle. Wir

durften dieses Getränk ohne Men-

genbegrenzung genießen. Qualität

kann auch warm getrunken wer-

den.

Nach all diesen Vergnügungen

ging es zum Abschiedsessen. Das

war ein schönes Fest! Wir hatten

drei Sorten Karaffenwein auf dem

Tisch: Weißwein und zwei Sorten

Rotwein - einen milderen Rotwein für die Frauen und die trockenen Weine für die Männer. Auch viel

Gemüse und Fleisch wurde serviert usw. der Tisch war immer voll. Wir verließen das Weingut wohlge-

launt. Nun aber der Wermutstropfen: Jetzt müssen wir noch sieben Stunden bis zum Flughafen fahren.

Für uns müden Berliner eine anstrengende Fahrt. Sigrid & Hans-Günter

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Tag 8 (27.10.):

Rückreise. Direkt nach dem Besuch des Weindorfes Kvevri mit Weinprobe wurden wir von un-seren Busfahrer in Begleitung von Kate und ihrem Sohn Buka nach Kutaisi zum Flughafen ge-bracht. Es war eine sehr lange und an-strengende Fahrt, wenn auch mit Pau-sen, bis in die Nacht hinein. Übermüdet und ausgelaugt erreichten wir um 2:00Uhr morgens Kutaisi. Unser Flug-zeug startete um 06:00 Uhr. Wir wa-ren also rechtzeitig am Flughafen und manch Einer nutzte die Gelegenheit sich auf den riesigen Liegebänken et-was zu entspannen, Bänke wie ich sie zuvor noch nicht gesehen hatte. Nach vier Stunden Flug erreichten wir am 27.10.2017 alle wohlbehalten Berlin. Im Nachhinein gab es etwas Ärger mit dem Busfahrer wegen des Trinkgeldes. So in dieser Form werde ich das nicht mehr machen. Ich glaube, dass es besser ist einen bestimmten Be-trag gleich von Anfang an im Budget mit einzuplanen. Trotz manchem Ärger bin ich gedanklich schon bei der Planung für den Gegenbesuch von FF Tiflis im Dezember 2018 in Berlin und ma-che dies auch gerne.

Arno