Zu den Stücken

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Bemerkungen zu den Stücken Ach, Papa! Konflikte zwischen den Generationen – in welcher Familie gibt es sie nicht? Da ist in den Augen der Kinder der Vater ein Macho und Patriarch, seine Lebensphilosophie ist veraltet und spießig, seine Anordnungen empfindet man als schikanös und überzogen. Die unterschwellige Ablehnung des Vaters, stellvertretend für seine ganze Generation, tritt immer wieder zutage. Doch mit zunehmenden Alter müssen die Kinder erkennen, dass ihr Vater und seine Altersgenossen und -genossinnen trotz ihrer manchmal eigenwillig anmutenden Einstellungen immer mehr zu wohlwollenden Beratern mutieren, dass man sogar menschliche Züge an ihnen entdecken kann, dass man sich ihre Lebenserfahrung zunutze machen kann und dass ihre mehr oder weniger erfolgreichen Erziehungsversuche immer auf ihr körperliches, seelisches und moralisches Wohl abgezielt haben und abzielen. Diese Entwicklungsph ase des Erwachsenwerdens beschreibt das Stück mit frechen Dialogen und einem hintergründigen Augenzwinkern. Selbst die Generation der Eltern erweist sich als noch lernfähig, indem sie zu der Erkenntnis gelangt, dass sie früher im Wesentlichen nicht anders war als die heutige Jugend. Ein ernstes Thema einmal von der etwas leichteren Seite angepackt! Ach, du lieber Himmel! Es wäre doch amüsant zu erfahren, wie ein kleines Kind sich den Himmel und die Hölle vorstellt. Das Stück geht vom Kleinkinder-Glauben der christlichen Vorschulerziehung aus. Wer auf diesem Stand stehen geblieben ist, wird über dieses Stück mit Stereotypen und Klischees empört sein. Letztendlich werden dem Zuschauer die Augen geöffnet, dass viele dieser Metaphern mit zunehmenden Alter, wachsenden Verstand und erworbener Kritikfähigkeit im Rückblick so naiv und infantil sind, dass sie szenisch umgesetzt und leicht verfremdet belustigend wirken. Vielleicht ein Anlass, einmal sein eigenes Weltbild zu hinterfragen? Auch der Begriff Sünde bedarf einer neuen Definition durch den Zuschauer, der beim Betrachten der Szenen sich seines Lachens überhaupt nicht schämen muss, denn der liebe Gott hat den Menschen nicht als Griesgram erschaffen. Alfreds letzter Wille „Beim Geld hört die Freundschaft auf“ und „Geld verdirbt den Charakter“ heißen zwei Lebensweisheiten. In diesem Stück geht es darum, wie charakterliche Schwächen durch die Aussicht auf Geld und Reichtum ans Licht befördert werden. Die Erben des eigenwilligen und betuchten Erblassers offenbaren ihre ganze Scheinheiligkeit und Verlogenheit, die sie zu Alfreds Lebzeiten vor diesem (wie sich später heraus stellt vergeblich) zu überspielen versucht hatten. Das Stück zeigt, wie sehr sich Menschen um ihres materiellen Vorteils Willen selbst verleugnen und widersprechen. Aber Alfred besaß genügend Menschenkenntnis, die Fürsorge und Hilfsbereitschaft seiner lieben Verwandten richtig einzuordnen und in seinem Testament die Konsequenzen zu ziehen. Die materielle Gier seiner Verwandten wird für sie zur Falle. Nur  bedingungslose, weil kindliche Freundschaft und echte Gefühle führen durch Alfreds geschicktes  Nachlass-Arrangement zum Erfolg für die am Ende Glückliche, eben weil diese ihn üb erhaupt nicht erhofft oder angestrebt hat. Der Ausgang des Stückes müsste jedem aufrichtigen Betrachter in der Seele gut tun. Kalberschnacke Jeder Mensch lebt in seiner eigenen kleinen Welt, er erlebt sie subjektiv und wird von ihr geprägt. Seine eigenen kleinen Sorgen, Probleme und Freuden des Lebens sind aus seiner Sicht wichtig und bedeutsam, sein Lebensstil ist der einzig wahre. Für ihn, aber nicht immer für andere! Wenn verschiedene solcher kleiner Welten aufeinander treffen, wie zum Beispiel auf einer Liegewiese am Badesee, muss es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Spannungen und Konflikten kommen, bei denen sich natürlich jeder subjektiv im Recht und somit anderen überlegen fühlt. Nur für den distanzierten Beobachter sind all diese ärgerlichen und problematischen Situationen in ihrer Banalität nur noch grotesk und amüsant. Ob er dann irgendwann auch mal über seine eigene kleine Welt und über die Frage nachdenkt, ob es in dieser Welt auch noch wichtigere Dinge gibt als seine eigenen? Das wäre ein wesentlicher Teil der Bildung!

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8/8/2019 Zu den Stücken

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Bemerkungen zu den Stücken

Ach, Papa!

Konflikte zwischen den Generationen – in welcher Familie gibt es sie nicht? Da ist in den Augen der 

Kinder der Vater ein Macho und Patriarch, seine Lebensphilosophie ist veraltet und spießig, seine

Anordnungen empfindet man als schikanös und überzogen. Die unterschwellige Ablehnung des Vaters,

stellvertretend für seine ganze Generation, tritt immer wieder zutage. Doch mit zunehmenden Alter 

müssen die Kinder erkennen, dass ihr Vater und seine Altersgenossen und -genossinnen trotz ihrer 

manchmal eigenwillig anmutenden Einstellungen immer mehr zu wohlwollenden Beratern mutieren, dassman sogar menschliche Züge an ihnen entdecken kann, dass man sich ihre Lebenserfahrung zunutze

machen kann und dass ihre mehr oder weniger erfolgreichen Erziehungsversuche immer auf ihr 

körperliches, seelisches und moralisches Wohl abgezielt haben und abzielen.

Diese Entwicklungsphase des Erwachsenwerdens beschreibt das Stück mit frechen Dialogen und einem

hintergründigen Augenzwinkern. Selbst die Generation der Eltern erweist sich als noch lernfähig, indem

sie zu der Erkenntnis gelangt, dass sie früher im Wesentlichen nicht anders war als die heutige Jugend.

Ein ernstes Thema einmal von der etwas leichteren Seite angepackt!

Ach, du lieber Himmel!

Es wäre doch amüsant zu erfahren, wie ein kleines Kind sich den Himmel und die Hölle vorstellt. Das

Stück geht vom Kleinkinder-Glauben der christlichen Vorschulerziehung aus. Wer auf diesem Stand

stehen geblieben ist, wird über dieses Stück mit Stereotypen und Klischees empört sein. Letztendlich

werden dem Zuschauer die Augen geöffnet, dass viele dieser Metaphern mit zunehmenden Alter,

wachsenden Verstand und erworbener Kritikfähigkeit im Rückblick so naiv und infantil sind, dass sie

szenisch umgesetzt und leicht verfremdet belustigend wirken. Vielleicht ein Anlass, einmal sein eigenes

Weltbild zu hinterfragen? Auch der Begriff Sünde bedarf einer neuen Definition durch den Zuschauer,

der beim Betrachten der Szenen sich seines Lachens überhaupt nicht schämen muss, denn der liebe Gott

hat den Menschen nicht als Griesgram erschaffen.

Alfreds letzter Wille

„Beim Geld hört die Freundschaft auf“ und „Geld verdirbt den Charakter“ heißen zwei Lebensweisheiten.In diesem Stück geht es darum, wie charakterliche Schwächen durch die Aussicht auf Geld und Reichtum

ans Licht befördert werden. Die Erben des eigenwilligen und betuchten Erblassers offenbaren ihre ganze

Scheinheiligkeit und Verlogenheit, die sie zu Alfreds Lebzeiten vor diesem (wie sich später heraus stellt

vergeblich) zu überspielen versucht hatten. Das Stück zeigt, wie sehr sich Menschen um ihres materiellen

Vorteils Willen selbst verleugnen und widersprechen. Aber Alfred besaß genügend Menschenkenntnis,

die Fürsorge und Hilfsbereitschaft seiner lieben Verwandten richtig einzuordnen und in seinem Testament

die Konsequenzen zu ziehen. Die materielle Gier seiner Verwandten wird für sie zur Falle. Nur 

 bedingungslose, weil kindliche Freundschaft und echte Gefühle führen durch Alfreds geschicktes

 Nachlass-Arrangement zum Erfolg für die am Ende Glückliche, eben weil diese ihn überhaupt nicht

erhofft oder angestrebt hat. Der Ausgang des Stückes müsste jedem aufrichtigen Betrachter in der Seele

gut tun.

Kalberschnacke

Jeder Mensch lebt in seiner eigenen kleinen Welt, er erlebt sie subjektiv und wird von ihr geprägt. Seine

eigenen kleinen Sorgen, Probleme und Freuden des Lebens sind aus seiner Sicht wichtig und bedeutsam,

sein Lebensstil ist der einzig wahre. Für ihn, aber nicht immer für andere! Wenn verschiedene solcher 

kleiner Welten aufeinander treffen, wie zum Beispiel auf einer Liegewiese am Badesee, muss es mit

hoher Wahrscheinlichkeit zu Spannungen und Konflikten kommen, bei denen sich natürlich jeder 

subjektiv im Recht und somit anderen überlegen fühlt. Nur für den distanzierten Beobachter sind all diese

ärgerlichen und problematischen Situationen in ihrer Banalität nur noch grotesk und amüsant. Ob er dann

irgendwann auch mal über seine eigene kleine Welt und über die Frage nachdenkt, ob es in dieser Welt

auch noch wichtigere Dinge gibt als seine eigenen? Das wäre ein wesentlicher Teil der Bildung!

8/8/2019 Zu den Stücken

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Kreisliga C, dämlich

Damenfußball! Vor vielen Jahren so unvorstellbar wie vor weinigen Jahren das Damenboxen. Beides

entspricht nicht den verbreiteten Rollenklischees von Mann und Frau. So kann es auch geschehen, dass

 bei Einsteigern im unterklassigen Bereich, in dem ja ihre sportliche Karriere nach der Wettkampfordnung

der Verbände beginnen muss, der Blick für das Wesentliche einer Sportart noch etwas getrübt ist, sich die

Akteure in der Lernphase etwas sportartuntypisch verhalten und die Wertigkeiten der Sportausübung

noch nicht richtig justiert sind. Typisch oder vermeintlich typisch weibliche Verhaltensmuster bringen in

dieser Männerdomäne natürlich den Betrachter zum Schmunzeln. Als Gegenpol stelle man sich

Synchronschwimmen für Männer vor. Das Stück soll zeigen, dass der oder die, welche(r) in eine Domänedes anderen Geschlechts eindringt, zuerst einmal eine lächerliche Figur abgibt. Und das schreit natürlich

nach szenischer Umsetzung.

Papa ist schwanger

„Die Frauen bekommen ja auch schließlich die Kinder und müssen sie erziehen.“ Dieser Satz ist in einer 

männerdominierten Gesellschaft Argument genug für die Benachteiligungen der Frauen in vielen

Bereichen. Was würde passieren, wenn es Männern biologisch oder eher medizinisch ermöglicht würde,

schwanger zu werden und Kinder auszutragen? Das Stück spinnt diesen Gedanken weiter und kommt zu

interessanten Ergebnissen, unter anderem zu der Einsicht in der Männerwelt, dass die aktuellen

gesellschaftlichen Regelungen trotz positiver Ansätze noch weit von der Gleichberechtigung der Frau

entfernt sind. Aber müssen Männer erst schwanger werden, damit sie anfangen umzudenken? Eine ArtScience-Fiction-Stück.

Reisen bildet auch den Dümmsten

„Sollen die doch gefälligst Deutsch lernen, wenn sie an uns verdienen wollen!“ Das ist die Einstellung

vieler Touristen, die das Ausland bereisen. Das Stück zeigt, wie peinlich es werden kann, wenn man nicht

als Pauschaltourist ein fremdes Land bereist und sich schlecht oder gar nicht auf den Besuch des

Gastlandes vorbereitet hat. Der Respekt gegenüber dem Gastland setzt eigentlich voraus, dass man sich

mit den Eigenarten des Landes, seiner Sprache, seiner Kultur und seinen Eigenarten vertraut macht. Das

fängt bei banalen Dingen wie der Kenntnis spezieller Verkehrsschilder und der Besonderheiten der 

Reiseroute an. Kein Wunder, dass die Teilnehmer der Busreisegruppe in ihrer selbst verursachten

Hilflosigkeit ihre Dummheit und ihre Bildungsdefizite so unmissverständlich dokumentieren!

Zwerg des Anstoßes

Der Regulierungswahn der Politik und die schwindende Fähigkeit der Menschen, verständnisvoll

miteinander umzugehen und Probleme angemessen und vernünftig untereinander zu regeln, sind ebenso

Gegenstand des Stückes wie die zunehmende Streitsucht vieler Zeitgenossen. Das Stück zeigt auf, wie die

Maschinerie der Bürokratie selbst wegen Lappalien ins Rollen kommt, wenn auch nur eine einzige

Vorschrift geringfügig verletzt wird. Es sensibilisiert den Zuschauer für den unnötigen Aufwand und die

enormen Kosten selbst für irrelevante Verwaltungsakte und macht an einem kleinen Beispiel deutlich,

dass wir den „schlanken Staat“ nie bekommen werden, wenn jeder Bürger meint ihn wegen Bagatellen in

Anspruch nehmen zu müssen.