Zu diesem Heft

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Zu diesem Heft Ehrenamtliche Mitarbeit ist eine tragende S2iule des Vereinslebens. Ohne sie ist die rapide Ent- wicklung und Ausbreitung des Sports auch kaum erkldrbar. Festredner werden nicht rniide, die Wichtigkeit des Ehrenamts zu betonen,, als Legitimationsargument gegeniiber Staat und Gesell- schafi ist es yon zentraler Bedeutung. Auch wenn sich mancher iiber die Ehrenamtlichen rno- kiert, ehrenamtliche T~tigkeit des 6fieren far ineffektiv gehalten und das Lob des Ehrenamts als unbegr~ndet angesehen wird - Sportangebote zum Sozialtarif wgiren ohne ehrenamtliche Helfer kaum aufrechtzuerhalten. Der Deutsche Sportbund mit seinen Verb~nden und Vereinen tut also gut daran, seine Ehrenamtlichen zu pflegen, sie f~r ihre Aufgaben zu rnotivieren, sie ausreichend zu qualifizieren und ihnen auch das Gef~hl zu geben, daft sie etwas tun, was sozial und auch fiir sie pers6nlich yon Bedeutung ist. Gleichwohl h6ren die Klagen, dajf die Bereitschaft, Ehrendmter zu iibernehmen, nachlasse, nicht auf. Manche Ubungsstunden fallen wegen Mangels an Helfern aus, Kinderturnstunden kSnnen nicht stattfinder~ und manche Jugendgruppen zerfallen, weil Erwachsene lieber die zunehmen- den Sportangebote fiir eigene Freizeitaktivi~'ten nutzen. Nachdem sportliches Selbertun angesagt ist, fragen sich diejenigen, die Sport im Verein am sch6nsten finder6 ob die eigene Praxis nicht schiSner ist als die schdnen Miihen, die man sich im Ehrenamt meistens machen muff. Trotz verdienstvoller Arbeiten zum Ehrenamt, wie sie zundchst yon Schlagenhauf und Timm, dann von Heinemann, Horch und Winkler vorgetegt wurden, liegt hinsichtlich wissenschaftli- chef Erkenntnisse iiber das Ehrenamt manches noch im Dunkel yon Vermutungen, Glaubens¢it- zen und Verkldrungen. Offene Fragen sind geblieben oder stellen sich schon wieder neu. Eine davon besteht irn Fehlen konkreter Vereinsanalysen. Insofern trifft es sich gut, daf~ Susanne Keck und Ekkehard Dierckes in diesem Heft versuchen, im Anschluf~ an den Berliner Kongref ~Ien- schen im Sport 2 000" und vor dem Hintergrund des Funktionswandels des Sportvereins und veriinderter Erwartungen seiner Mitglieder Antworten auf eine dieser offenen Fragen zu finden; sie verstehen ihren Forschungsbericht als Fallstudie und verfolgen dabei zugleich das Ziel, Grund- lagen f~r die Beratung des Vereins selbst zu entwickeln. Ihr Konzept ordnen sie u. a. der Aktions- forschung zu und begriinden es auf einem systemtheoretischen Ansatz. In den weiteren For- schungsberichten befafk sich Klaus Wiemann rnit der Beeinflussung muskul~rer Parameter dutch ein zehnwdchiges Dehnungstraining -- ein wichtiges Thema, wenn man bedenkt, wie verbreitet Dehnungs- und Stretching-Ubungen in der Sportpraxis heute sind. Horian G. Kaiser wendet sich der Frage zu, welchen unterschiedlichen Motiven Mittelstreckenla'uferinnen und -ldufer in ihrem Leistungsverhalten folgen. Im ersten Hauptbeitrag dieses Heftes behandelt Klaus Roth das Therna Sportspiel, und zwar die konkrete Frage des Entscheidungsverhaltens. Im zweiten setzt sich J~rgen Baur mit der fFcr den Leistungssport wichtigen Frage der Nachwuchsarbeit in Sportvereinen auseinander: Die Zukunft des Leistungs- und Spitzensports ist nicht nur eine 8konomische Frage, wirft auch nicht nut sport- ethische Probleme auf, sie ist in zentralern MaJ~e auch eine Frage des Gewinns und der verantwor- tungsvollen Pflege des Naehwuchses, also eine p;idagogische. Dazu - wie immer - Besprechungen und Berichte. O. G. 228

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Ehrenamtliche Mitarbeit ist eine tragende S2iule des Vereinslebens. Ohne sie ist die rapide Ent- wicklung und Ausbreitung des Sports auch kaum erkldrbar. Festredner werden nicht rniide, die Wichtigkeit des Ehrenamts zu betonen,, als Legitimationsargument gegeniiber Staat und Gesell- schafi ist es yon zentraler Bedeutung. Auch wenn sich mancher iiber die Ehrenamtlichen rno- kiert, ehrenamtliche T~tigkeit des 6fieren far ineffektiv gehalten und das Lob des Ehrenamts als unbegr~ndet angesehen wird - Sportangebote zum Sozialtarif wgiren ohne ehrenamtliche Helfer kaum aufrechtzuerhalten. Der Deutsche Sportbund mit seinen Verb~nden und Vereinen tut also gut daran, seine Ehrenamtlichen zu pflegen, sie f~r ihre Aufgaben zu rnotivieren, sie ausreichend zu qualifizieren und ihnen auch das Gef~hl zu geben, daft sie etwas tun, was sozial und auch fiir sie pers6nlich yon Bedeutung ist. Gleichwohl h6ren die Klagen, dajf die Bereitschaft, Ehrendmter zu iibernehmen, nachlasse, nicht auf. Manche Ubungsstunden fallen wegen Mangels an Helfern aus, Kinderturnstunden kSnnen nicht stattfinder~ und manche Jugendgruppen zerfallen, weil Erwachsene lieber die zunehmen- den Sportangebote fiir eigene Freizeitaktivi~'ten nutzen. Nachdem sportliches Selbertun angesagt ist, fragen sich diejenigen, die Sport im Verein am sch6nsten finder6 ob die eigene Praxis nicht schiSner ist als die schdnen Miihen, die man sich im Ehrenamt meistens machen muff. Trotz verdienstvoller Arbeiten zum Ehrenamt, wie sie zundchst yon Schlagenhauf und Timm, dann von Heinemann, Horch und Winkler vorgetegt wurden, liegt hinsichtlich wissenschaftli- chef Erkenntnisse iiber das Ehrenamt manches noch im Dunkel yon Vermutungen, Glaubens¢it- zen und Verkldrungen. Offene Fragen sind geblieben oder stellen sich schon wieder neu. Eine davon besteht irn Fehlen konkreter Vereinsanalysen. Insofern trifft es sich gut, daf~ Susanne Keck und Ekkehard Dierckes in diesem Heft versuchen, im Anschluf~ an den Berliner Kongref ~Ien- schen im Sport 2 000" und vor dem Hintergrund des Funktionswandels des Sportvereins und veriinderter Erwartungen seiner Mitglieder Antworten auf eine dieser offenen Fragen zu finden; sie verstehen ihren Forschungsbericht als Fallstudie und verfolgen dabei zugleich das Ziel, Grund- lagen f~r die Beratung des Vereins selbst zu entwickeln. Ihr Konzept ordnen sie u. a. der Aktions- forschung zu und begriinden es auf einem systemtheoretischen Ansatz. In den weiteren For- schungsberichten befafk sich Klaus Wiemann rnit der Beeinflussung muskul~rer Parameter dutch ein zehnwdchiges Dehnungstraining -- ein wichtiges Thema, wenn man bedenkt, wie verbreitet Dehnungs- und Stretching-Ubungen in der Sportpraxis heute sind. Horian G. Kaiser wendet sich der Frage zu, welchen unterschiedlichen Motiven Mittelstreckenla'uferinnen und -ldufer in ihrem Leistungsverhalten folgen. Im ersten Hauptbeitrag dieses Heftes behandelt Klaus Roth das Therna Sportspiel, und zwar die konkrete Frage des Entscheidungsverhaltens. Im zweiten setzt sich J~rgen Baur mit der fFcr den Leistungssport wichtigen Frage der Nachwuchsarbeit in Sportvereinen auseinander: Die Zukunft des Leistungs- und Spitzensports ist nicht nur eine 8konomische Frage, wirft auch nicht nut sport- ethische Probleme auf, sie ist in zentralern MaJ~e auch eine Frage des Gewinns und der verantwor- tungsvollen Pflege des Naehwuchses, also eine p;idagogische. Dazu - wie immer - Besprechungen und Berichte. O. G.

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