Zu Gleich 022011

download Zu Gleich 022011

of 72

Transcript of Zu Gleich 022011

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    1/72

    ZU GLEICHZeitschrift er Artillerietrue 2/2011

    JOINT & COmbINEd ImpACT

    multinationale JFST-Ausilungan er Artillerieschule

    Suort

    Geran Troos

    przisionsunition 155 blick in ie Zukunft

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    2/72

    GMLRS SMArt

    Guided Artillery Rocket

    with SMArt Warhead

    BGT Defence

    Efficient Engagement of

    Armoured Targets

    Pin-Point Accuracy at

    Extended Range

    4 SMArt Submunitions

    in one Rocket

    Diehl BGT Defence GmbH & Co. KG

    Fischbachstr. 16

    90552 Rthenbach a. d. Pegnitz

    Tel. 0911 957-2284

    Fax:0911 957-2286

    [email protected]

    www.diehl-bgt-defence.de

    Defence

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    3/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    3

    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung

    Vorwort des Kommandeurs der Artillerieschule und Generals der Artillerietruppe

    Ein Einsatz, zwei Welten Drinnies und Drauies in AFGHANISTAN

    5

    6

    Streitkrftegemeinsame Taktische Feueruntersttzung

    295 zwischen allen Sthlen Ein erster Erfahrungsbericht aus den laufenden Einstzen11

    JOINT & COMBINED IMPACT Multinationale JFST- Ausbildung15

    Przisionsmunition 155 mm Blick in die Zukunft18

    Aus dem Mutterhaus

    Die Produktverbesserung (PV) ADLER

    Viertes Brgerfest in IDAR-OBERSTEIN

    Die Entwicklung von Selbstfahrlafetten und Panzerhaubitzen, Teil 2

    22

    30

    32

    Allgemeine Berichte

    Support German Troops Net(t)worker gesucht43

    Die 50. Reichenhaller Stallweihnacht

    Ethik fr den Ernstfall

    3. Hessisch Lichtenauer Soldatentreffen

    Anekdoten Menschenfhrung damals

    51

    55

    57

    59

    Von der Artillerie zur zivilmilitrischen Zusammenarbeit

    Freundeskreis der Artillerietruppe

    47

    45

    Aus der Redaktion

    In eigener Sache61

    Impressum61

    Redaktionsbeitrge von Institutionen und Firmen, die der Bundeswehr verbunden sind62

    3

    Aus der Truppe

    Die Allgemeine Grundausbildung im Wandel

    Die 4./Panzerartilleriebataillon 215 als ISAF- Schutzkompanie

    Informations- und Lehrbung (IL) 2011

    37

    41

    28

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    4/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    5/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Vorwort des Kommandeurs der Artillerieschuleund Generals der Artillerietruppe

    Nach der Reform ist vor der Reform. Ich will hoffen, dass diese dem Fuball entlehnteWeisheit nicht tatschlich zum Tragen kommt. Unsere Bundeswehr und ihre Ange-hrigen haben es verdient, endlich einen lngeren Zeitraum in sicheren Strukturenverbringen zu knnen.

    Nach Monaten spannungsreichen Zuwartens sind die Wrfel nun gefallen. Die Fragennach den Strukturen der Streitkrfte und der Strke auch unserer Artillerietruppe sindnun ebenso beantwortet wie die Standortfragen.

    Die zentrale Ausbildung der Truppengattung an einer Artillerieschule endet nach der-zeitiger Planung 2015 nach 148 traditionsreichen Jahren (1867/ BERLIN-TEGEL). Siewird knftig mit einem Ausbildungsbereich Indirektes Feuer/ StreitkrftegemeinsameTaktische Feueruntersttzung (STF) in IDAR-OBERSTEIN dem AusbildungszentrumMUNSTER zugeordnet.

    Vier Artilleriebataillone werden nach Einnahme der neuen Struktur fr Grundbetriebund Einstze zur Verfgung stehen.

    An seinem Standort verbleibt das Panzerartillerielehrbataillon 325 in MUNSTER. Das Artilleriebataillon 295 verlsstIMMENDINGEN und wird in STETTEN am Kalten Markt Quartier beziehen. Das Artillerielehrregiment 345 aus KUSELverlegt als Bataillon nach IDAR-OBERSTEIN in die Rilchenbergkaserne. Unser Beobachtungspanzerartilleriebataillon131 aus MHLHAUSEN bildet den Kern fr das vierte Artilleriebataillon in WEIDEN (Oberpfalz). Jedes dieser Batail-lone wird knftig ber Panzerhaubitzen, Raketenwerfer sowie ber Aufklrungs- und Zielortungsmittel einschlielichSTF- Organe verfgen. Ein Bataillon wird als Zweitausstattung acht Systeme des leichten Mrserkampfsystems haben.

    Von den beiden Verbnden in AUGUSTDORF und SONDERSHAUSEN heit es Abschied nehmen. Sie werden denvielen traditionsreichen Verbnden folgen, an die heute schon an den Traditionswnden am Platz der Deutschen Artil-lerie hier in IDAR-OBERSTEIN erinnert wird.

    Einzelheiten zur Binnenstruktur von Ausbildungsbereich und Verbnden sind derzeit im Entwurfsstadium.

    Die in den nchsten Jahren bevorstehenden Auerdienststellungen, Umgliederungen und Verlegungen sowie unver-meidliche Standortschlieungen bringen teils erhebliche Vernderungen fr Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Familien mit sich. Insbesondere Kommandeure und Einheitsfhrer der Ar-tillerietruppe fordere ich auf, umfassend zu informieren und den erforderlichen Personalmanahmen ihr besonderesAugenmerk zu schenken, auch und gerade, weil ich um die unverminderten Parallelbelastungen durch Ausbildung,bung und Einsatz bei knappen Ressourcen wei. Wir mssen uns in dieser Situation ganz besonders um die Men-schen kmmern. Die frhzeitige Abstimmung mit den Personal fhrenden Dienststellen der Streitkrfte sowie die aktiveUntersttzung der Betroffenen ist ein Gebot der Kameradschaft und der Frsorge und muss oberste Prioritt erhalten.

    Bei allem Engagement wird es auch Zeit brauchen, bis Groverbnde und Verbnde sich nden und zur Ruhe kom-men. Ausbildungsbereich und Truppe mssen ihren Beitrag dazu leisten. Dabei kommt es mir besonders darauf an,dass Verbnde und Schule noch intensiver als bisher zusammenarbeiten, dass wir in enger und regelmiger Abstim-mung Untersttzungserfordernisse und mglichkeiten frhzeitig abgleichen und so unsere knappen Ressourcen beiPersonal und Material mglichst gewinnbringend nutzen.

    Mit Blick nach vorn wird es fr Artillerietruppe und Mrser gleichermaen darauf ankommen, Ausbildung und Ausr-stung, aufeinander abgestimmt, im Rahmen der Streitkrftegemeinsamen Taktischen Feueruntersttzung (STF) kon-sequent fhigkeits- und einsatzorientiert weiterzuentwickeln. Der Bedarfstrger, die Kameraden der Kampftruppe, sollsich auch weiterhin auf seine Artillerie/ Mrser verlassen knnen, ob im Gefecht oder beim Lagerschutz. Dabei ist esin ausgednnten Strukturen, mehr denn je erforderlich, dass sich Artillerieofziere und unterofziere, jeder an seinemPlatz, aktiv anbieten, ihre Beteiligung einfordern und die Fhigkeiten der Artillerie im Rahmen der STF bei Planbungen,Gelndebesprechungen, Erkundungen und Gefechtsbungen, auf Truppenbungspltzen und in bungszentren enga-giert einbringen. Leitgedanke fr die Truppe muss sein: No excercise, no action, no mission without joint re support.

    Unseren Kameraden im Einsatz wnsche ich eine gesunde Heimkehr, ihnen frohe sowie erholsame Festtage und einenguten Start ins neue Jahr.

    4 5

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    6/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Ein Einsatz, zwei WeltenDrinnies und Drauies in AFGHANISTAN

    Hauptmann Diplom-Pdagoge Marcel Bohnert (Kompaniechef der 2./ Panzergrenadierlehrbataillon 92,MUNSTER) ist Kompaniechef in der 2./ Infanteriekompanie Task Force KUNDUZ (II/2011),

    Oberleutnant Friedrich Schrder (Kompanieeinsatzofzier der 2./ Panzergrenadierbataillon 401, HAGE-NOW) ist Kompanieeinsatzofzier in der 2./ Infanteriekompanie Task Force KUNDUZ (II/2011).

    Betroffenheit kommt Dir bekannt vor?

    Anfang August 2011. Es ist frher Morgen im FeldlagerKUNDUZ. Pltzlich schrillt das Tetrapol (Funksystem).Der Zugfhrer des Bravo-Zuges der 2. InfanteriekompanieTask Force KUNDUZ (2./Inf TF KDZ) springt aus dem Bett.Alarm, sagt die Stimme am anderen Ende, die Reservemuss raus. Der Zugfhrer weckt seine Mnner und sprintetin das Tactical Operations Center (TOC), um Informationenber die aktuelle Lage abzugreifen. Unterdessen schmei-

    en die Soldaten des Bravo-Zuges ihre Schutzwestenber, greifen ihre Waffen und rennen zu den Fahrzeugen.Die Motoren der DINGOS heulen auf, die Soldaten rasenzum Ehrenhain, dem Platz am Eingang des Provincial Re-construction Teams (PRT) KUNDUZ, an dem regelmigPatrouillen auffahren, bevor sie das Lager ins Indianer-land verlassen. Auf dem Weg dorthin stellt sich ein Ober-stabsfeldwebel mitten auf die Strae und verschrnkt dieArme. Der erste DINGO weicht aus und kann vorbei zie-hen, der zweite legt eine Vollbremsung hin und kommt vordem Oberstabsfeldwebel zum Stehen. Die Beifahrertriegt auf: Was soll das denn?, brllt der Kommandant,Sehen Sie zu, dass Sie da wegkommen!. Hier gilt Schritt-geschwindigkeit!, entgegnet der Oberstabsfeldwebel.

    Fr die Truppe drauen hlt sich das Verstndnis fr sol-cherlei Aktionen von Innendienstkriegern mit offensicht-lichem Lagerkoller in berschaubaren Grenzen. Vor eini-gen Monaten entammte hierber eine kurze ffentlicheDebatte: In der ZEIT war ein Artikel von Hauke Friederichsmit dem Titel Die Kmpfer schimpfen auf die Lagerbro-kraten erschienen. Beschrieben wird darin eine tiefe Kluftzwischen den innerhalb und den auerhalb des Feldla-gers eingesetzten Soldatinnen und Soldaten in KUNDUZ.Aufhnger fr den Artikel war ein Disput zwischen einemKchensoldaten und einem offenbar gerade aus einer ln-geren Operation zurckgekehrten Kameraden, dem derJournalist beiwohnte.

    In unserem fast siebenmonatigen Einsatz haben wir zahl-reiche Beispiele fr eine vllig unterschiedliche Bewer-tung der Einsatzrealitt durch Innen- und Auendienstlererlebt. Sie sind teilweise absurd, teilweise kurios, teilweisetraurig. Einige wenige dieser Beispiele mchten wir in die-sem Artikel aufgreifen, um damit zum einen zu unterhal-ten, zum anderen aber auch unsere ernst gemeinte For-derung nach einer differenzierten Besoldung in Einstzenzu unterstreichen.

    Hygiene ist relativ auch wenns sauber sein soll

    Ein uns in Erinnerung gebliebener Vorfall ereignete sichim September 2011 im District Headquarter (DHQ) KUN-DUZ. Das DHQ ist ein ummauerter Bereich, in dem sichbaulich voneinander getrennt ein Auenposten derBundeswehr sowie einer der ANP (Afghan National Po-lice) benden. Obwohl sich vor Ort hinsichtlich der Le-bensqualitt whrend der zurckliegenden Kontingentemit Sicherheit schon einiges getan hat, entspricht dieserAuenposten auch heute noch nicht dem deutschen Stan-dard wirklich nicht.

    56

    Das DHQ KUNDUZ - fr afghanische Verhltnisse einschner Ort

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    7/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Gerade in den Waschcontainern oder der Kche kommtes selbstverstndlich zu Einschrnkungen hygienischerArt. Nicht anders zu realisieren, wenn permanent 160ISAF-Angehrige auf engstem Raum leben und von hier

    Kampf gegen Staub und Hitze

    Operation bei 50 Grad - der Chef erfrischt persnlich

    Verpegung im DHQ - kein deutscher Standard

    Patrouille bei sengender Hitze im CHAHAR DARREH

    aus operieren. Trotzdem, so sehen es die meisten, einschner Ort. Auch wenn von Privatsphre absolut keineRede sein kann und es fast ausschlielich Ein- Mann- Pa-ckungen (EPA) zu essen gibt.

    Die persnliche Belastung jedes einzelnen Soldaten imHinblick auf die zeitliche und physische Beanspruchungist zudem weitaus hher als im Feldlager, es gibt wederRadio noch Fernsehen und auch auf das khle Bier zumFeierabend muss verzichtet werden. Denn erstens gibtes hier maximal Ruhephasen zwischen den Patrouillent-tigkeiten und zweitens auch keinen Alkohol.

    Auerdem mssen wir hier sparsam mit Wasser um-gehen, um ein wenig fr die persnliche Hygiene brigzu behalten. ber den Fllstand des Pools mssen wiruns nicht den Kopf zerbrechen. Wir haben keinen. Wa-rum auch?! Trotzdem, wir wiederholen uns, ein schnerOrt. Weil man seine Ruhe hat und sich im Schwerpunktauf seinen taktischen Auftrag konzentrieren kann. Jederachtet auf seinen Bereich und gemeinsam hlt man einengewissen Mastab an Ordnung und Sauberkeit. Einen,der den Ansprchen an einen Auenposten in AFGHA-NISTAN gengen sollte.

    Doch zwangslug kommt der Zeitpunkt, an dem auchhier drauen scheinbar fernab nervender Brokratie die verzerrte Einsatzrealitt Einzug hlt. In diesem Fallprsentierte sich uns die andere Sichtweise der Dingein Gestalt der Veterinrin. Diese verlegte im Rahmen ei-ner Versorgungsfahrt, mit der die Bestnde an Wasser,Verpegung und Munition wieder aufgefrischt werden,aus dem PRT ins DHQ. Vermutlich hatte sie den Auftrag,einen Blick auf die hygienischen Verhltnisse zu werfen.Der Anblick der Kche und des Waschbereichs sowie dieLagerung unseres Trinkwassers fhrten bei ihr dazu, dasssie, vereinfacht ausgedrckt, den ganzen Laden schlie-en wollte.

    Nur durch intensivsten Einsatz des verantwortlichen Kom-paniechefs vor Ort, welcher mit Engelszungen versuchte,die rztin fr die Lebensverhltnisse drauen zu

    7

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    8/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    sensibilisieren, gelang es, eine Meldung zu verhindernund eine Folgebegutachtung durch den Veterinr zu er-mglichen.

    Wir knnen verstehen, dass dieser Besuch der rztinim Rahmen einer regelmigen Kontrolle vorgesehenwar und durchgefhrt werden musste. Wir glauben auchnoch, dass sie keine grundlegend bsen Absichten hat-te. Wofr wir aber kein Verstndnis aufbringen knnen,ist das strikte Anlegen deutscher Hygienestandards aneinen Auenposten in AFGHANISTAN und der fehlendeBlick fr die Gesamtsituation im Einsatzland. Wir knnenuns oftmals des Eindrucks nicht erwehren, dass fast je-der Antagonist im Einsatz gerne die Mglichkeit ergreift,um auf sich aufmerksam zu machen und seinen eige-nen Stellenwert zu unterstreichen. So kommt es ebenvor, dass eine Veterinrin einen der grten deutschenAuenposten in AFGHANISTAN schlieen mchte, weilu. a. die Trinkwasseraschen nicht in unterschiedlichenBoxen mit den Aufdrucken alt, mittel und neu la-gern.

    Die Ring-Mail

    Ein weiteres Beispiel fr den ausgeprgten Willen zurSelbstdarstellung vor dem Hintergrund eines berschau-baren Verstndnisses fr die Gesamtlage ist auch derStabsfeldwebel, der nach einem scheinbar unterhalt-samen Abend im Lummerland (Betreuungseinrichtungim PRT) am nchsten Morgen sinngem folgende E-Mailversendete: Habe gestern Abend meinen Ring im Lum-merland verloren. Auf ihm steht Liebe und er sieht sound so aus. Sollte ihn jemand nden, bitte melden unter . Erstens hoffen wir natrlich, dass seine eigentlicheLiebe fester ist als der Ring an seinem Finger, das soll hieraber nicht der Stein des Anstoes sein.

    Das eigentlich berraschende ist der Verteiler, an den die

    o. a. E-Mail gerichtet war. Nmlich an alle. Lassen Sie unsdas bitte wiederholen: AN ALLE! Nur um dies ins rech-te Licht zu rcken: Jeder Rechner im PRT KUNDUZ, derAnschluss an das interne E-Mail System hat bei 1.800

    Deutschen im Feldlager sind das sehr vieleRechner wird mit dem Problem des verlo-renen Rings genervt.

    Aus Sicht des Stabsfeldwebels nachvollzieh-barer Weise wahrscheinlich der Weg mit denbesten Erfolgsaussichten, um langfristigenPeinlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Ausder Sicht eines Chefs, der nach einer zwei-wchigen Raumverantwortung im CHAHARDARREH mit seiner Kompanie abgekmpftzurck ins Feldlager kommt, sich an seinenComputer setzt und von dutzenden Mails hn-licher Dringlichkeit erschlagen wird, vorsichtigausgedrckt jedoch einfach nur unverstnd-lich.

    Wir mchten an dieser Stelle deutlich unter-streichen, dass solch geartete E-Mails keinErgebnis wochenlanger Recherche sind, son-dern Tag fr Tag jedes einzelne Postfach imFeldlager belasten. Und so gliedern sich dieMeldungen liegen gelassener T-Shirts, ver-lorengegangener Basecaps, vertauschterWschebeutel, gefundener Kugelschreiber,zu verkaufender Khlschrnke und mit hoher

    Dringlichkeit versehene Nachrichten ber ausbleibendeBrtchenlieferungen frhlich zwischen Meldungen berangesprengte Fahrzeuge und den Beschuss eigenerTruppe ein.

    Dies zeigt nicht nur die mangelnde ReexionsfhigkeitVieler in Bezug auf ihre eigene Person, sondern auchden vllig fehlenden berblick ber das, was einen Aus-landseinsatz im Kern ausmacht und wohin alle gemein-samen Anstrengungen zielen sollten. Hier luft die Truppetatschlich Gefahr, zu entzweien.

    Etappe?

    In MAZAR-E-SHARIF (MES) verluft der Schnitt durchdie Truppe offenbar noch etwas tiefer: Whrend die ver-strkten Kampfkompanien der Task Force MES berMonate unter widrigen Umstnden und fast ununterbro-chen aus dem Auenposten OP NORTH in der nordaf-ghanischen Provinz BAGHLAN operieren, genieen sehrviele andere die hervorragende Infrastruktur und die Viel-zahl der Betreuungseinrichtungen und abendlichen Enter-tainment-Angebote innerhalb des Feldlagers. Sogar einen

    Massage-Salon gibt es hier mittlerweile. Regelmig keh-ren Lehrgangsteilnehmer oder anderweitig Dienstreisen-de kopfschttelnd nach KUNDUZ zurck. Der Spott berMALLORCA-E-SHARIF hat im Kessel KUNDUZmittlerweile einen festen Platz.

    Was tun?

    Die bis hierher geschilderten Beispiele fhren neben all-gemeinem Amsement in nachvollziehbarer Weise auchzu gelegentlicher, teils deutlicher Verrgerung der kmp-fenden Truppe. Der einheitliche Auslandsverwendungszu-schlag (AVZ) aller bei ISAF eingesetzten Soldatinnen undSoldaten wird angesichts dieser Umstnde und der objek-tiven Tatsachen schon seit lngerem nicht mehr verstan-

    den. Noch immer gibt es in AFGHANISTAN keine nan-ziellen Unterscheidungskriterien zwischen den innerhalbund auerhalb des Feldlagers agierenden Soldatinnenund Soldaten.

    8

    Ruhephase whrend einer Operation in KUNDUZ

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    9/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Der AVZ berechnet sich lediglich nach der generellen Be-drohungssituation im jeweiligen Einsatzgebiet. In AFGHA-NISTAN gilt derzeit die Bedrohungsstufe 5, was 110 Euroje Tag zustzlich zum Grundgehalt bedeutet. Ein ordent-licher Batzen Geld!

    Aber ist die berwiegende Mehrheit der Deutschen imFeldlager KUNDUZ tatschlich so gefhrdet wie dieje-nigen, die tagtglich durch den Unruhedistrikt CHAHARDARREH patrouillieren, ber verminte Straen fahrenund sich dabei Gefechten mit Aufstndischen stellen?Fr die der Base Day nur in der Theorie existiert undfr die drauen ein striktes Alkoholverbot statt Am-sement bei Schlagernacht, Skatturnier und Bingogilt? Die sich in Auenposten mit 0,5 Liter Wassera-schen duschen und das provisorische Urinal aussplen,whrend sich im Feldlager darber beschwert wird, dassder Erholungsstrand KUNDUZ BEACH auf Grund vonWasserknappheit vorbergehend nicht betrieben werdenkann? Die sich Beschwerden ber wackelnde Bildschirme

    aus dem Fachmedienzentrum gefallen lassen mssen,weil die Panzerhaubitze 2000 zur Untersttzung der eige-nen Truppe Geschosssalven aus dem PRT feuert?! Wohlkaum!

    Es geht nicht darum, pauschal die innerhalb des PRTeingesetzten Soldatinnen und Soldaten in Misskredit zubringen. Viele erkennen mittlerweile die Last der Drau-ies an und tun alles dafr, deren Leben ertrglicher zumachen. Ohne die Infrastruktur und die Untersttzung derDrinnies wrde es auerhalb nicht funktionieren, auchdas ist klar.

    Wird jedoch laut ber unterschiedliche AVZ-Stze dis-kutiert, um der Tatsache der deutlichen Belastungs- undBedrohungsdifferenz auf diesem Wege Rechnung zu tra-gen, hat man schnell drei Viertel des Feldlagers gegensich. Natrlich nachvollziehbar es lsst sich ja erahnen,wer bei einer mglichen Umverteilung des AVZ den Gr-tel nanziell enger schnallen msste. Und warum riskie-ren, von heute auf morgen weniger in der Lohntte zuhaben?

    Wer auerordentliche Hrten und Entbehrungen in Kaufnimmt und tglich unmittelbar sein Leben riskiert, hat eineZulage oder einen hheren Auslandsverwendungszu-schlag verdient. Diese Grenze ist in heutigen Einstzennicht mehr an der Truppengattungszugehrigkeit festzu-machen, da nicht nur Panzergrenadiere und Infanteristen,

    sondern u. a. auch Sanitter, Artilleristen, Fernmelder, Pi-oniere und Aufklrungskrfte ihren Dienst weit auerhalbdes Lagerzaunes versehen. Argumente, die eine Zwei-klassengesellschaft oder die praktische Unmglichkeitder Umsetzung einer solchen Manahme prophezeien,halten einer objektiven Betrachtung nicht stand. Armeen

    anderer Nationen im Afghanistaneinsatz z. B. die Bel-gier zeigen, dass eine unterschiedliche Vergtung funk-tioniert! Wer uns generellen Lobbyismus vorwirft, ist herz-lich eingeladen, seine Gefechtsausrstung anzulegen undmit unserer Kompanie eine abgesessene Tagespatrouilleim nrdlichen CHAHAR DARREH durchzufhren. Mit 50kg Ausrstung und bei 50 Grad Auentemperaturen stelltdies unter Feindbedrohung mit Sicherheit ein heilsamesErlebnis dar!

    rgerlich ist, dass die Debatte um eine differenzierte Ver-gtung vor einigen Monaten bereits deutlich weiter vorangeschritten war und dann ohne zu einem konkreten Er-gebnis gelangt zu sein, abgeebbt und schlielich im San-

    de verlaufen ist. Es liegt auch an der Truppe selbst, dieseDinge zu ndern. Sie klar zu machen und immer wiederzur Sprache zu bringen. Sie einzufordern! Bei Truppenbe-suchen, bei Politischen Bildungen, auf Lehrgngen, vorPolitikern und Journalisten, auf Symposien und in Artikeln.

    Das eingangs geschilderte Beispiel hatte natrlich nochein kleineres, inofzielles Nachspiel. Ein nach dem Vorfallgefhrtes Gesprch zwischen dem Feldlagerkomman-danten und dem Bravo-Zugfhrer fand allerdings auf dieNachfrage des Zugfhrers, ob der Feldlagerkommandantnoch immer seine Ansicht vertreten wrde, wenn er drau-en in seiner eigenen Suppe lge und die Reserve be-ntigen wrde, ein abruptes Ende. Hierauf konnte auch

    dieser nicht mehr antworten.Letzter Eindruck

    Als der Rckug von einer Erkundung in AFGHANISTANanstand, saen wir am Aireld in TERMEZ, USBEKI-STAN, dicht gedrngt mit anderen Soldaten in einem Bus,der uns zum Flieger Richtung Heimat brachte. Die Eupho-rie des anstehenden Fluges nach Hause war sprbar undalle unterhielten sich wild durcheinander. Das ist ja dieHlle hier drin, beschwerte sich einer der Mitfahrer, dasist hier so warm, das ist das Schlimmste vom ganzen Ein-satz. Ach ja?, entgegneten wir, schon mal MARDERin AFGHANISTAN gefahren?. Im Bus herrschte bis zurAnkunft am Flugzeug betretenes Schweigen.

    9

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    10/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    10

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    11/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Es war ein luftverladbarer und kosovoweit einsetzbarerQuick Reaction Force (QRF) -Zug mit einer Notice toMove-Zeit von einer Stunde zu stellen. Es mussten Be-obachtungspunkte in MITROVICA eingerichtet und rundum die Uhr, 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche(24/7) betrieben werden. Der letzte verbleibende Einsatz-zug wurde immer wieder fr Patrouillen und Checkpointsan unterschiedlichsten Orten im Norden des KOSOVOeingesetzt. Neben diesen stndigen Auftrgen wurde derAlltag durch bungen mit anderen Nationen und Sonder-auftrge, wie beispielsweise Absicherungen von Lande-pltzen oder Joint Patrouillen im Grenzbereich zusammenmit Soldaten der serbischen Armee, unterbrochen. Bis aufeinige Waffenfunde und die Aufklrung von Schmugglernblieb die Lage zunchst ruhig und stabil.

    Als in den Abendstunden des 27. Juli die gesamteKompanie in Alarmbereitschaft versetzt wurde,nderte sich die Lage schlagartig. Es galt, raschdie beiden Hauptbrcken in MITROVICA abzurie-geln. Kaum an der Brcke angekommen, standendie Artilleristen schon eine Stunde spter im CRCEinsatz (Crowd and Riot Control). Wieder einmaleskalierte die Gewalt zwischen den Kosovaren

    und der serbischen Minderheit. Ab diesem Tagblieb die Lage weiter so angespannt und eskaliertemehrfach. Die Artilleristen standen in erster Reiheund schtzen die Grenzstation vor den bergriffengewaltbereiter Demonstranten, bis hin zur Andro-hung des Schusswaffengebrauchs. Zur Verstr-kung wurde die Operational Reserve Force (ORF)eingeogen, die Artilleristen des Raketenartillerie-bataillons 132.

    Seit Anfang des Jahres leisten die Immendinger Artille-risten einen sichtbaren Beitrag in den Einstzen innerhalbder Deutsch-Franzsischen Brigade. Die Soldatinnen undSoldaten des Bataillons hat es dabei in zwei unterschied-liche Einsatzgebiete gefhrt, nach AFGHANISTAN und indas KOSOVO. Whrend groe Teile des Bataillons nun imEinsatz sind, ist eine Batterie nach erfolgreichem Einsatzbereits wieder ins Heimatland zurckgekehrt. Unterdes-sen bereiten sich weitere Teile des Bataillons nach wievor auf ihren Einsatz vor. Seit dem letzten Artikel ber dieEinsatzvorbereitung des Artilleriebataillons 295 in der ZUGLEICH I/2011 ist einige Zeit ins Land gezogen, zahl-reiche Lagenderungen und vielfltige Erfahrungen geh-ren seitdem zum Alltag der Soldaten und Soldatinnen. Zeitfr ein erstes Resmee.

    KOSOVO

    Nach sechs Monaten kurzfristiger und intensiver Einsatz-vorbereitung war es am 14. Februar 2011 endlich soweit.Mit dem Vorauskommando der Dritten nach PRIZRENbegann die Verlegung von 120 Soldatinnen und Solda-ten als Einsatzkompanie KFOR in den neuen EinsatzortCAMP NOVO SELO im Norden des KOSOVO. Als diedeutsche Kompanie in der neun Kompanien umfas-senden US-Battlegroup, bernahm die Batterie ihrenAuftrag zur berwachung, Kontrolle und Sicherung vonSchlsselgelnde im Groraum um MITROVICA, derStadt im Norden des KOSOVO, welche immer wiederwegen Konikten der unterschiedlichen Ethnien in dieSchlagzeilen geraten war.

    Die folgenden Monate waren von viel Aufbauarbeit undzunchst drei wesentlichen Auftrgen geprgt, welchejeweils durch einen der drei Einsatzzge der Kompaniebernommen wurden.

    295 zwischen allen Sthlen Ein erster Erahrungsbericht aus

    den lauenden EinstzenOberstleutnant Jrg Hoogeveen,

    Kommandeur Artilleriebataillon 295 in IMMENDINGEN

    Die Einsatzgebiete Artilleriebataillon 295

    MITROVICA, die Stadt im Norden des KOSOVO ist immerwieder Schauplatz der Auseinandersetzungen der serbischenund albanischen Bevlkerungsgruppen.

    11

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    12/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    In dieser Lage fand die Ablsung der dritten Batteriedurch unsere Vierte, sozusagen in der Stellung, statt.Nur fr kurze Zeit konnte ins Lager zur bergabe verlegtwerden. Nach dem ofziellen Change of Command am6. September 2011 verlegte die Vierte nach kurzer Vor-

    bereitungs- und Zertizierungszeit im Einsatzland an dieHot Spots am Grenzbergang JARINJE, besser bekanntals Gate 1.

    Seinen bisherigen negativen Hhepunkt fand der Einsatzder Vierten am 27. September 2011, als es whrend ei-ner Protestaktion von ca. 500 Kosovo-Serben zu Schs-sen und Sprengstoffanschlgen auf die Kompanie kam.Doch diesmal wurde auch scharf zurckgeschossen undnicht nur gedroht. Zum Glck wurde kein Soldat ber die

    blichen CRC- Verletzungen hinaus verletzt und der Auf-trag, den Grenzbergang zu halten, konnte erfolgreichfortgesetzt werden.

    Als Kommandeur verfolgte ich diese Bilder in der CJOC(Combined Joint Operations Center) des Regional Com-

    mand North (RC N) in MAZAR E SHARIF, wo ich michgerade wegen der Bearbeitung eines Insurgent Angriffsgegen eine Patrouille befand. Im Fernsehkanal Al Jazeerawurden Bilder mit meinen Soldaten im CRC Einsatz ge-zeigt und im Ticker lief der Text: Ausschreitungen im KO-SOVO, drei deutsche Soldaten durch Brandsatz verletzt.Man kann sich vorstellen, dass man sofort dort anrufenwill, um mehr zu erfahren. Aber es verbietet sich in solcheiner Lage. Nach kurzer Zeit wurde ber das Lagezen-trum des Bataillons in IMMENDINGEN Entwarnung ge-geben, keiner unserer Soldaten war betroffen. Auch dasTeam Hotel funktionierte und leistete seinen Beitrag.

    AFGHANISTAN

    In AFGHANISTAN (AFG) verstreuen sich die Artilleristenvom CAMP MIKE SPANN bis nach FAYZABAD. Dabeikommen sie in der ISAF Mission in Erst- und Zweitrol-le zum Einsatz. Die COBRA Gruppe ist als Sicherungs-gruppe innerhalb der vom Panzerartillerielehrbataillon325 gestellten Schutzkompanie des PRT FAYZABAD(Provincial Reconstruction Team) eingesetzt. Die Wetter-gruppe teilt sich chendeckend auf die beiden Ausbil-dungsschutzbataillone (AusbSchtzBtl) in KUNDUZ undam OP NORTH auf. Zusammen mit den STF Elementendes Jgerbataillons 292 stellen die Feueruntersttzerder zwoten Batterie das JFSCT (Joint Fire Support Coor-dination Team) und je die Hlfte der beiden JFST (Joint

    Fire Support Team) auf EAGLE IV und DINGO. In MA-ZAR-E-SHARIF bendet sich die JFSCG (Joint Fire Sup-port Coordination Group) des HQ RC NORTH, dort auchnur kurz Joint Fires genannt. Weitere Soldaten leistenim OMLT (Operational Mentoring and Liaison Team) derBrigade ihren Dienst.

    Insgesamt knnen die Soldaten des Bataillons in diesemEinsatz auch artilleristische und vor allem Joint Fire Sup-port Erfahrungen sammeln. Das Implementieren undVerwenden von Wetter- Modelldaten fr den Feuerkampf,das Zusammenfhren von Fire Support Ofcer (FSO), AirLiaison Ofcer (ALO) und Air Space Manager (ASM) imDas Gate 1 nach den gewaltttigen Ausschreitungen.

    Gemeinsam nehmen die Immendinger Soldaten der Deutsch-

    Franzsischen Brigade Aufstellung in Vorbereitung einesEinsatzes.

    Das Combined Joint Operations Center des RC NORTH(verminderte Darstellung aus Datenschutzgrnden)

    12

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    13/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    JFSCT, die Zusammenarbeit der Tactical Air Control Par-ty (TACP) und Beobachtungstrupps in den JFST mit denKampftruppen; dabei das Einsetzen von Luftnahunterstt-zung, Kampfhubschraubern sowie Mrsern und Artillerie,sind Einsatzerfahrungen, die in bungen nur schwer zu

    erreichen sind. Dabei werden die einzelnen Artillerie- undJF- Elemente nicht unmittelbar durch die JFSCG gefhrt,sondern grundstzlich disloziert durch die AusbSchtzBtldirekt gefhrt und eingesetzt.

    Die gewonnenen Erkenntnisse fhren aber auch zu ei-ner Anpassung der Einsatz- und Fhrungsverfahren. Sokoordiniert die JFSCG die Zusammenarbeit der ZellenArtillerie, Regional Air Operations Coordination Center(RAOCC) und Aviation in Planung und Operationsfh-rung in der CJOC, vertritt die Belange aller Elemente inJOPGs (Joint Operations Planning Group) und Konfe-renzen, hat aber nur weniger Koordinierungsautoritt inden Funktionsbereichen, als es aufgrund der konzeptio-

    nellen Grundlagen zu erwarten war. Die wesentlichenFhrungsmittel sind das Afghan Mission Network (AMN)ISAF Secret mit Joint Chat und JOCWatch sowie iGEOSitund fr den Sprechfunkverkehr Satellitenfunk sowie eineUnzahl von Telefonnetzen. Wenngleich die Verbindungber analoge Telefonleitung hergestellt ist, spielt dasFWES ADLER dabei nur im Feuerstellungskreis seineFhigkeiten aus. Bei groen Entfernungen der Feuerleit-stelle zu den Geschtzen, wie sie im Teilmobilen Einsatzzur Erhhung der Wirkungsreichweite geplant ist, erfolgtdie Feuerleitung im Sprechfunkbetrieb, da mit den der-zeitigen Fernmeldemitteln keine Datenverbindung mitADLER mglich ist.

    Whrend die Mglichkeit zu beleuchten und zu blenden indiesem Einsatz, gerade im Hinblick auf Combined Ope-rations mit den afghanischen Sicherheitskrften und dieCIVCAS avoidance (Vermeidung ziviler Opfer) ein we-sentlicher und viel genutzter Vorteil von Mrsern und Ar-tillerie ist, schrnkt die noch fehlende Przisionsfhigkeitdie Einsatzmglichkeiten deutlich ein.

    Dabei steht der Artilleriefhrer des deutschen Einsatzkon-

    tingentes ISAF in regelmigem Kontakt mit dem Generalder Artillerietruppe und dem Bereich Weiterentwicklungsowie den Spezialstabsofzieren in Heeresfhrungskom-mando und Einsatzfhrungskommando, um Erkenntnisse

    fr den Einsatz und Impulse fr die Weiterentwicklungauszutauschen.

    Das Team Heimat

    Die weitreichenden Auftrge in den Einstzen der Solda-

    tinnen und Soldaten des Artilleriebataillons 295 lassennatrlich auch das Team Heimat nicht unberhrt. Hierfrsteht im Schwerpunkt natrlich die Erste ein. Im Rahmender Einsatzvorbereitung sind zahlreiche Ausbildungsvor-haben und Zertizierungen zu planen und durchzufhren.Allgemeine Grundausbildung fr die gesamte Brigade mitFnfter und Rekrutenkompanie 8, Erhalt der Qualizie-rungen und Ausbildung des Fhrernachwuchses gehrenmit zu den unvernderten Auftrgen. Dabei scheinen wirmittlerweile mehr qualizierte Ausbilder fr CRC Aufgabenund neues Schieausbildungskonzept verfgbar zu ha-ben, als fr artilleristische Themen. Der Betrieb in Stand-ort und Kaserne muss durch die verbleibenden Soldatenaufrecht erhalten werden, was oft deutlich mehr Personal

    bindet, als man es sich zu Beginn vorstellen mag. Geradedas Anfang des Jahres eingefhrte SASPF (Standard-.Anwendungs- Software- Produkt- Familien) macht die Er-fllung der funktionalen Aufgaben mit dem Vertreter desVertreters nicht einfacher.

    Die Betreuung der Angehrigen der Soldaten im Einsatzist eine weitere Aufgabe, welche die Kameraden in derHeimat gerne und regelmig erfllen. Von der tglichenSteuerungsarbeit im Lagezentrum, dem Halten der Ver-bindung in alle Einsatzgebiete und -orte, um jederzeitber die ntigen Information zu verfgen und helfen zuknnen, bis hin zur Veranstaltung regelmiger Familien-betreuungstage reichen die Herausforderungen. Ohne dienicht nachlassende Arbeit des Team Heimat wre dieEinsatzgestellung in dem Umfang nicht mglich.

    Ausblick/ Way Ahead

    Nach Rckkehr aller Einsatzteile wollten wir uns als Ba-taillon ab April 2012 wieder reartillerisieren, anders kannman das gar nicht nennen.

    JFSCT am OP North mit Blick auf die verschiedenen Rechnerund Fhrungsmittel

    Mittelaltermarkt auf dem Immendinger Standortbungsplatz mit

    Untersttzung der Reservistenkameradschaft

    13

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    14/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Aber erstens kommt es anders,und zweitens als man plant. Zu-nchst wurde die Verlegung desOMLT CS von Juni auf Dezember2011 verschoben, so dass nacheiner Umplanung des Personalsdie Rckkehr erst im Sommer2012 vorgesehen ist. Als weiteressind die jeweils aus dem Einsatzzurckkehrenden Einsatzkompa-nien, also die Dritte und Viertenach einer viermonatigen Pauseund erneuten Vorausbildung frje sechs Monate als ORF-Kom-panien eingeplant. Des Weiterenist nun auch die zwote Batteriezustzlich im KFOR Auftrag undstellt von Mrz bis September2012 die Einsatzkompanie. Dies

    schafft das Bataillon jedoch nurnoch zu 25%, alle weiteren Solda-ten mssen durch andere Verbn-de gestellt und integriert werden.Damit aber ist das Bataillon danndurchgehend von September 2010bis Dezember 2012 in Einsatzvor-ausbildung, Einsatzgestellungund einsatzgleicher Verpichtunggebunden. Ein erster Bataillons-truppenbungsplatzaufenthalt aller Teile im artilleristi-schen Auftrag wird nach der Einsatzvorbereitung NRF 15auf dem TrbPl GRAFENWHR im Mrz 2011 nicht vordem Frhjahr 2013 zu realisieren sein.

    Dass dies die artilleristischen Fhigkeiten nicht frdert,kann man sich leicht vorstellen, gerade wenn die Masseder Soldatinnen und Soldaten in artilleriefremden Aufga-ben eingesetzt war und ist.

    Das komplexe System Artillerie muss stufenweise wiederbeherrscht und zusammengefhrt werden, diese Heraus-

    Die Immendinger Soldaten des OMLT Combat Support Kandak bei der Ausbildung amD30 Geschtz whrend der Vorausbildung in HOHENFELS

    forderung gilt es dann nach den Einstzen und Verpich-tungen auch noch zu meistern.

    Gekrnt wird das Ganze von der Ausung des Stand-ortes IMMENDINGEN, die zu allem beruss auch nochauf aktives Betreiben des Brgermeisters und der Ge-meinde hin erfolgt. So werden die Soldaten nach ihremEinsatz nicht gerade in einen Standort zurckkommen, indem sie sich wirklich willkommen fhlen. So heit es nunnach vorne schauen, vielleicht wird dies in STETTEN jabesser.

    Die Joint Fire Support Coordination Groupdes 26./27. EinsKtgt ISAF inMAZAR-E-SHARIF

    14

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    15/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    States Army Europe (USAREUR) bereitgestellt werdenkonnte. Erkundungen durch das 2-159 ARB und detail-lierte Absprachen vor Ort stellten die organisatorischenRahmenbedingungen fr die Einbindung der APACHE indas komplexe Vorhaben JOINT IMPACT sicher.

    Es galt, einen Forward Arming and Refueling Point (FARP)auf dem Truppenbungsplatz BAUMHOLDER aufzubau-en, die Versorgung der amerikanischen Soldaten sicher-zustellen und die erforderlichen Manahmen zur Schie-sicherheit zu koordinieren. Anlsslich eines Besuchs

    beim 2-159 ARB in ILLESHEIM, bei dem eine intensiveEinweisung in das Waffensystem AH-64D durchgefhrtwurde, konnten alle Fragen der amerikanischen Verbn-deten geklrt werden. Der Kommandeur des US-Batail-lons, Lieutenant Colonel (LTC) Bradley Barker, betonte,dass die geplante bung fr seine Piloten und Waffenbe-diener erhebliche Bedeutung in der Einsatzvorbereitung(pre deployment training) habe.

    JOINT .

    Am 7. September 2011 begann JOINT IMPACT zunchstmit dem Prfen der Schusswerte fr den untersttzendenGeschtzzug Panzerhaubitze 2000 (PzH) des Beobach-tungspanzerartilleriebataillons 131 aus MHLHAUSEN.Bereits diese ersten Kommandos wurden genutzt, um dieLehrgangsteilnehmer im Absetzen der Zielmeldungen undBeobachten des Feuers zu schulen. Weitere Kommandosfr die PzH 2000 folgten.

    Dieser Phase schloss sich bei gleichzeitiger Fortsetzung

    des Artilleriefeuers der Einsatz der Luftwaffe an, die miteinem TORNADO des Jagdbombergeschwaders 32 ausLAGERLECHFELD an der bung teilnahm.

    Am 7. und 8. September 2011 fhrte die Artillerieschuleim Rahmen des Einsatz vorbereitenden Lehrgangs JointFire Support Team (JFST) die Abschlussbung JOINTIMPACT erstmalig mit Untersttzung durch Kampfhub-schrauber der US-amerikanischen Streitkrfte durch. DerJFST- Lehrgang dient der Ausbildung des Personals frdie Einsatzkontingente ISAF (International Security Assi-stance Force).

    Drei AH-64D APACHE Longbow des 2-159 Attack Re-connaisance Battalion (2-159 ARB) aus ILLESHEIM tru-

    gen durch ihre Anwesenheit wesentlich zum Erfolg derAbschlussbung bei. Auch fr den TruppenbungsplatzBAUMHOLDER beinhaltete der Einsatz der APACHE imscharfen Schuss eine Premiere: Erstmalig schoss diesesiegende, kriegserprobte Waffensystem auf Ziele desTruppenbungsplatzes.

    Vorbereitungen

    Die Vorbereitungen zur Teilnahme der US-Kampfhub-schrauber begannen bereits im Frhjahr 2011. Ausgangs-punkt der berlegungen war, dass die APACHE derzeitdie wahrscheinlichste hubschraubergesttzte Unterstt-zungswaffe fr die Truppe im Einsatzland darstellt. InMAZAR-E-SHARIF und KUNDUZ werden durch die ame-rikanischen Verbndeten Kampfhubschrauber zur Unter-sttzung von Operationen im Regional Command Northbereitgehalten.

    Eine Anfrage beim 2-159 ARB ergab, dass grundstz-liches Interesse seitens der Verbndeten an dieserbung, die als wesentlichen Schwerpunkt die Koordinie-rung boden- und luftgesttzten Feuers beinhaltet, vorlag.Als problematisch erwies sich zunchst die Verfgbar-keit der erforderlichen und geeigneten Munition, die je-doch nach Zuweisung durch die Kommandoebene United

    JOINT & COMBINED IMPACTMultinational untersttzte

    JFST-Ausbildung an der ArtillerieschuleOberstleutnant Joachim Schwarz,

    Leiter Zentrale Ausbildungseinrichtung Artillerie und Leiter SIRA DAADEN

    Hotwall

    Apache im FARP

    15

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    16/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Es galt, die Luftraumkoordinierung auf Ebene des JFST sosicherzustellen, dass zu keiner Zeit eine Gefhrdung luft-gesttzter Einsatzmittel auftrat. Diese komplexe Aufgabeoblag den Lehrgangsteilnehmern, beaufsichtigt durch dasLeitungspersonal, wobei die jeweils anzuwendende Ma-

    nahme vorzuschlagen war.Fr die PzH 2000 wurde eine Restricted Operation Zone(ROZ) als sogenannte Hotwall eingerichtet. Die Hotwallberechnet sich dabei aus der Linie von der Feuerstellungzum Ziel (Gun Target Line/ GTL), einer Zone von einernautischen Meile (1852,216 Meter) beiderseits der GTLsowie der Gipfelhhe des Geschosses einschlielicheines Sicherheitszuschlages von 1000 Fu (304,8 Meter).Der TORNADO konnte die ihm zugewiesenen Ziele er-folgreich bekmpfen.

    Im weiteren Verlauf der bung kamen noch weitere Ver-fahren der Luftraumordnung (Airspace CoordinationMeasures/ ASM) zur Anwendung. Mglich war neben der

    beschriebenen ROZ die Koordinierung ber Gitterlinien,nach Hhe oder nach Zeit (deconiction lateral, by altitudeor time).

    Der Einsatz eines Panzerabwehrhubschraubers (PAH)des Kampfhubschrauberregiments 26 mit Lenkugkr-per HOT bestimmte die anschlieende Phase der bung.Auch hier galt es, die Koordinierung des Luftraumes beigleichzeitig feuernder Artillerie im Blick zu behalten. Dem

    PAH wurde eine Stellung mit der Magabe zugewiesen,stets westlich einer Gitterlinie zu bleiben und somit aus-reichenden Abstand zur Hotwall zu halten. Mit dem Lenk-ugkrper HOT wurden Ziele erfolgreich bekmpft. DieLuftwaffe blieb mit dem TORNADO zu diesem Zeitpunktoberhalb der ihr zugewiesenen Mindestughhe, so dassin allen Flughhen eine sichere Nutzung des Luftraumesgewhrleistet war.

    .. & COMBINED

    Nach Eintreffen der APACHE galt das besondere Augen-merk in der bungsdurchfhrung der Anwendung stan-dardisierter Verfahren in der Zielzuweisung fr die Kampf-hubschrauber. Die Verfahren Close Combat Attack (CCA)

    und Rotary Wing Close Air Support (RW CAS) kamenwechselweise zur Anwendung. Whrend CCA durch denBoden-Boden-Trupp des JFST geleistet wurde, bernahmder Luft-Boden-Trupp mit dem Fliegerleitofzier (ForwardAir Controller/ FAC) die Zielzuweisung als RW CAS. BeideVerfahren wurden erfolgreich durchgefhrt und es zeigtesich, dass die APACHE mit dem Einsatz ihrer Maschinen-kanone 30 mm einen wesentlichen Beitrag zur Wirkungam Boden leistet. Auch in dieser Phase wurde die Zielbe-kmpfung mit Rohrartillerie fortgefhrt, eine Tatsache, dieinsbesondere die Besatzungen der APACHE beeindruck-te, da sie nach eigener Auskunft einen gleichzeitigen Ein-satz von Artillerie und Kampfhubschraubern auf einem

    Truppenbungsplatz noch nicht erlebt hatten.Am zweiten Tag wurde die bung mit stndig steigendenAnforderungen an die Lehrgangsteilnehmer fortgesetzt.Die Verfahren kamen drillmig zur Anwendung, dieZusammenarbeit mit den Verbndeten wurde mit jedembungsabschnitt sicherer.APACHE im Feuerkampf

    16

    PZH 2000

    Wirkung ist die Summe aus

    Przision, Zeit und Energie

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    17/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Bewertung

    Abschlieend ist festzustellen, dass derJoint & Combined- Ansatz richtungwei-send fr weitere bungsdurchfhrungenist. Auch fr die amerikanischen Pilotenund Waffenbediener beinhaltete JOINTIMPACT erhebliche Herausforderungen,so die Kompaniechen, Captain LauraPangallo. Erstmals konnten die Besat-zungen der APACHEs in DEUTSCH-

    LAND auerhalb des Truppenbungs-platzes GRAFENWHR schieen undihre Fhigkeiten in fremdem Gelndeunter Zusammenarbeit mit anderen Nati-onen im scharfen Schuss verbessern.

    JFST FENNEK

    Joint & Combined Fires

    Es zeigte sich weiterhin, dass die Beherrschung standar-disierter Verfahren im multinationalen Umfeld der Schls-sel zum Erfolg beim koordinierten Einsatz boden- undluftgesttzter Waffensysteme ist. Grundlage hierfr istdie ebenso sichere Beherrschung der englischen Spra-

    che durch alle Funktionstrger im JFST, da im Einsatzlandjeder ausgebildete Soldat in die Lage geraten kann, diebeschriebenen Verfahren mit Luftfahrzeugbesatzungenunterschiedlichster Nationen anwenden zu mssen.

    Insgesamt wurde damit die bung JOINT IMPACT zumJOINT & COMBINED IMPACT und stellte fr Ausbilderund Lehrgangsteilnehmer den absoluten Hhepunkt derfordernden Ausbildung im JFST-Lehrgang dar. Die wei-tere Zusammenarbeit mit APACHE des 2-159 ARB undA10 WARTHOG der 82nd Fighter Squadron aus SPANG-DAHLEM ist in Vorbereitung.

    17

    PROTECTS YOUR MISSION

    FENNEK JFST

    Streitkrftegemeinsame

    taktische Feueruntersttzung | www.kmweg.de |

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    18/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Przisionsmunition 155 mm Blick in die Zukunt

    Oberstleutnant Udo Habicht ist Stabsofzier Wirkungim Dezernat 1, Bereich Weiterentwicklung

    Theorie und Praxis

    Das Zentrum fr ethische Bildung in den Streitkrften(zebis) fhrt regelmig mit Soldatinnen und SoldatenFortbildungsveranstaltungen durch, in denen oft aktuelleEinsatzthemen behandelt werden, so auch in diesemJahr. Am 11. Mai 2011 hatte die zebis in das Bonner Mn-sterCarr eingeladen. Auf Initiative von Herrn General a.D. Karl-Heinz Lather, ehemaliger Stabschef im NATO-Hauptquartier Europa, dem Supreme Headquarters AlliedPowers Europe (SHAPE) und Mitglied im Zentralkomitee

    der deutschen Katholiken (ZdK), wurde die Tagesordnungum den Punkt Macht Tten im Krieg immer schuldig?erweitert. Im Laufe der Diskussion dieser Thematik u-erte sich einer der Teilnehmer mit der nachfolgend zi-tierten Differenzierung: Entweder jemand ist Kombattant,dann darf er als militrisches Ziel bekmpft werden, oder,er ist Nichtkombattant, dann ist es nicht erlaubt, ihn zubekmpfen. Sofern Zivilisten gleichsam als Kombattantenwirken, sind auch diese militrische Ziele, die als solche,und unter Vermeidung vorstzlicher oder fahrlssiger Ver-ursachung exzessiver Kollateralschden, bekmpft wer-den drfen.

    Soweit die Theorie. Aktuelle Einstze unserer Streitkrfte

    zeigen, dass sich diese Eindeutigkeit in der Unterschei-dung dieser Flle hug schwerlich vornehmen lsst.Aufstndische, um auf die Situation in AFGHANISTAN zureektieren, bevorzugen bei ihren Hinterhalten, in Kennt-nis der Einsatzregeln der ISAF-Krfte, geradezu die Ver-mischung mit Nichtkombattanten. Sie erzeugen durchdieses Verhalten eine mgliche Schdigung Unbeteiligter(Civil Casualties (CivCas)). Unmittelbare Selbstverteidi-gung durch den Einsatz von Handwaffen oder Bordwaffen(Fernbedienbare leichte Waffenstation (FLW), Bordma-schinenkanone (BMK), Bordkanone (BK)) ist in solchenFllen sicherlich die unproblematische und auch rechtlichabgesicherte Reaktionsform der angegriffenen Krfte,wenn die Verhltnismigkeit der Mittel gewahrt bleibt.Anders sieht die Situation jedoch aus, wenn eigene Krf-te durch Einsatzmittel der Streitkrftegemeinsamen Tak-tischen Feueruntersttzung (STF) verstrkt werden. Dergeplante Einsatz von Bombern, Jagdbombern, Kampf-hubschraubern, Schiffsartillerie (Naval Gun Fire - nicht beiISAF) und Wirkmitteln des indirekten Feuers (z.B. Mrser,Panzerhaubitzen) bewirken einen Fhrungsprozess bishin zu den Operativen Fhrern (z.B. Commander RegionalCommand North (COM RC NORTH) oder gar Comman-der International Security Assistance Force (COM ISAF)).Die Abwgung zwischen militrischem Nutzen von Waf-feneinstzen und der Vermeidung von Gefhrdungen dereigenen Truppe und verbndeter Krfte, der Vermeidung

    von CivCas sowie der Vermeidung ungewollter Zerst-rung ziviler Infrastruktur als Kollateralschaden erfordertam Ende dieses Fhrungsprozesses einen an denierteFhrungsebenen gebundenen Entschluss fr den Ein-

    satz. In diesen Ablauf ist auch der Rechtsberater im Ein-satz (Legal Advisor) intensiv eingebunden. Bei diesemProzess handelt es sich nicht um eine Kann-Bestimmung,sondern um geltendes, bindendes Recht (z.B. Einsatzre-geln (Rules of Engagement (RoE), die vor Beginn der je-weiligen Einstze erarbeitet und festgeschrieben werden.

    Was bedeutet das fr die einzusetzendenartilleristischen Waffensysteme? Wo stehen wir? Wo geht es hin?

    Die folgende Betrachtung fokussiert auf die Wirkmittel derArtillerietruppe sowie auf einen kleinen Exkurs ber Ge-nauigkeit und Przision.

    Es hat sich viel getan, seit die Artillerietruppe zur Bekmp-fung von Flchenzielen mit Ausdehnungen auch ber 300x 300 m herangezogen wurde. Kollateralschden undKampfmittelrckstnde auf dem Gefechtsfeld standennicht im Zentrum der bei Waffeneinstzen zu bercksich-tigen Faktoren. Damals war der Umfang des im Solda-tenjargon: Stahl auf die Heide genannten Feuers derArtillerietruppe konzeptionell grochig gefordert. DerFeind, den das westliche Bndnis erwartete, wre mas-

    siv, mechanisiert und grochig aufgetreten. Dement-sprechend orientierte sich auch die Neuentwicklung undWeiterentwicklung von Munition zu dieser Zeit an dieserErwartung. Munitionssorten wie z.B. Streumunition (Bom-blet) erlebten ihre Hochkonjunktur.

    Das Bild aktueller und zuknftiger bewaffneter Koniktehat sich inzwischen jedoch entscheidend verndert. Esgilt, oft quasistationre (nach kurzer Vorbereitung zumStellungswechsel befhigt), stationre , hug auchbewegliche Einzelziele (einzelne Zielelemente, z. B. einFahrzeug) oder Punktziele (Zielausdehnung 30m x 30m)an und in Infrastruktur, mglichst unter Vermeidung vonKollateralschden, reaktionsschnell bekmpfen zu kn-

    nen. Der Ruf nach dem Chirurgischen Schnitt wird im-mer lauter. Konzeptpapiere zur Ausgestaltung der Streit-krfte und Weisungen zu deren Weiterentwicklung sindvon Begriffen, wie Verbesserung der Przisions- undAbstandsfhigkeit, Missionsabbruchfhigkeit und Ver-meidung von Kollateralschden, um nur einige zu nen-nen, geprgt, und das ist weltweit, nahezu wetterunab-hngig und durchhaltefhig (d.h. 24 Stunden an 7 Tagenin der Woche kurz 24/7) zu gewhrleisten.

    Will die Artillerietruppe hierbei erfolgreich mit gestaltenund damit letztlich auch bestehen, hngt ihr zuknftigerErfolg bei der Bekmpfung eines Ziels, neben der Reak-tionsschnelligkeit von zwei weiteren, entscheidenden Fak-

    toren ab. Erstens der Zielortungsgenauigkeit und zweitensder Przision der Wirkmittel (schieende Plattformen, Ge-schosse, Raketen oder Flugkrper). Zusammen ergebendiese Faktoren die Treffgenauigkeit. Je genauer ein Ziel

    18

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    19/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    nach Lage und Hhe bestimmt ist, d. h. geortet ist, umsotreffgenauer kann es bekmpft werden (je nach Przi-sionsfhigkeit der Wirkmittel).

    Abhngigkeit von Zielor tungsgenauigkeit und Przision zurErlangung der Treffgenauigkeit(Grak: ArtS)

    Exkurs: Genauigkeit und Przision

    Die Zielortungsgenauigkeit wird in Meter (m) 2 distanceroot mean square [2DRMS] bestimmt. Bei [2DRMS] han-delt es sich um eine radiale Genauigkeitsangabe mit Be-zug zur wahren Zielposition. Die Denition hierzu lautet:Der 2 DRMS gibt die zweidimensionale geographischeGenauigkeit fr Positionsbestimmungen an. Als Ma frdie Genauigkeit gilt hier die radiale Entfernung von derwahren Position auf der Grundlage einer groen Anzahlvon Messungen, wobei 95 % der Messungen innerhalbdieses Bereichs liegen.

    Die Przision der Wirkmittel wird in m Circular ErrorProbable (CEP) angegeben. CEP ist deniert als: DerStreukreis CEP ist der Radius eines Kreises um die tat-schliche Position eines Punktes, in dem eine gemesseneoder berechnete Position mit 50-prozentiger Wahrschein-lichkeit liegt. Angaben in CEP haben demzufolge keinenBezug zur wahren Position eines Ziels.

    Darstellung der Abhngigkeit zwischen CEP und [2DRMS](Grak: ArtS)

    Gelingt es nun, ein Ziel exakt zu orten, damit den mittlerenTreffpunkt (MTP) auf die wahre Zielposition zu verschie-ben und den Streukreis der Munition (ungelenkter, kurs-

    korrigierter oder GPS-gelenkter Munition) sehr klein zuhalten, sprechen wir von Treffgenauigkeit.

    In der bereits 2005 durch den Generalinspekteur in Kraftgesetzten Systemfhigkeitsforderung (SFF) Bodenge-sttzte Wirkung gegen Ziele am Boden mit indirektem

    Feuer sind zukunftsgerichtet zu fordernde Treffgenauig-keiten wie folgt deniert:

    weiche/halbharte/harte Punktziele, auch zwischen In-frastruktur oder in Infrastruktur mit 7 m [2DRMS],

    halbharte/harte Punktziele in Bewegung (> 5 km/h) mit7 m [2DRMS],

    weiche/halbharte Flchenziele mit 10 50 m [2DRMS],

    halbharte/harte/gehrtete Infrastrukturziele mit 10 15m [2DRMS] und

    politisch bedeutsame Einzelziele stationr oder be-weglich mit 3 m [2DRMS].

    Eingefhrte Zielortungssysteme erreichen nicht mehr dieGenauigkeiten, die fr eine Bekmpfung von Punkt- undEinzelzielen unter den heutigen Bedingungen erforderlichund auch mglich sind. Hier sind seitens des BereichsWeiterentwicklung der Artillerietruppe bereits Manah-men zur Verbesserung der Zielortungsgenauigkeit einge-leitet.

    Entwicklung der 155 mm Przisionsgeschosse

    Bei der 155 mm Artilleriemunition ist bereits jetzt ab-sehbar, dass sich die Entwicklung hin zu einem echtenPrzisionsgeschoss ber mehrere Stationen erstreckenwird. Die beschriebene Verbesserung der Zielortungs-genauigkeit wird auch bei ungelenkten Geschossen, wie

    sie derzeit in der Truppe verwendet werden, eine hhereTreffgenauigkeit erzielen. Hhere Treffgenauigkeit bedeu-tet zugleich einen reduzierten logistischen Aufwand, danur noch eine geringere Munitionsmenge zur Erfllungder Wirkungsforderung gegen ein Ziel bentigt wird. Dasbedeutet aber auch eine geringere Gefahr unbeabsich-tigter Kollateralschden. Eine weitere Mglichkeit zurSteigerung der Przision der Geschosse besteht durchVerschuss der Munition mit Kurskorrekturzndern, diemittels GPSbasierter Eigenpositionsbestimmung auf derFlugbahn entweder, wie im Falle der eindimensionalenKorrektur an einem vorher ermittelten Punkt auf der Flug-bahn einen Bremsvorgang auslsen und hinsichtlich derwirksamen Entfernung in das Ziel hineingebremst wer-den oder, wie im Falle der zweidimensionalen Korrektur,zu begrenzten Lenkbewegungen befhigt sind. Ein Przi-sionsgeschoss im worteigentlichen Sinn entsteht in bei-den Fllen jedoch nicht.

    Je genauer die Zielkoordinaten, desto treffgenaueriegt GPS-gelenkte Munition ins Ziel. Diese Munition istmarktverfgbar und wird durch die US-Streitkrfte ein-gesetzt. Sie verschieen das GPS-gelenkte Geschoss M 982 EXCALIBUR Increment 1 a-2 der Fa. RAYTHE-ON, kurz EXCALIBUR 1 a-2, das in Krze, nach erfolg-reichem Abschluss der Qualikation durch die amerika-nische Amtsseite (vergleichbar BWB) in einer deutlichverbesserten Version 1 b zunchst bei den US Marineseingefhrt wird.

    Auch die deutschen Streitkrfte zeigen Interesse andieser verbesserten Geschossversion. Darber hinaus

    Przision

    Genauigkeit

    hoch

    gering

    hoch

    gering

    Treffgenauigkeit

    [2DRMS] (95%)

    CEP (50%)

    CEP (95%)

    Mittlerer Treffpunkt (MTP)

    wahre Zielposition

    19

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    20/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    benden sich erste Dokumente zur Przisionssteige-rung der Rohrmunition in einem weit fortgeschrittenenStadium.

    Excalibur 1 a 2 links Excalibur 1 b rechts(Foto: Raytheon)

    Fr den Verschuss des Geschosses EXCALIBUR 1 bdurch die deutsche Artillerietruppe ist eine Integrationsun-tersuchung fr die Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) er-forderlich und bereits zeitnah eingeplant. EntsprechendeHaushaltsmittel hierfr sind in den Verteidigungshaushalteingestellt. So knnte, einen erfolgreichen Verlauf der In-tegrationsuntersuchungen vorausgesetzt, EXCALIBURals marktverfgbare Lsung der deutschen Einsatztruppe

    bei Bedarf in 3 4 Jahren als gelenktes Geschoss zurVerfgung gestellt werden.

    EXCALIBUR 1 b hat, so die amerikanischen Streitkrf-te, im Zuge der Qualikation bei Verschuss aus einem39 Kaliberlngen Rohr (die Lnge des Rohres entsprichtdem 39-fachen des Kalibers) eine maximale Schusswei-te von mehr als 45 km erzielt. Auf ein vermessenes Zielund bei Bereitstellung von Differential GPS (D-GPS) hatdas Geschoss ohne Probleme eine hohe Treffgenauig-keit erreicht. Darber hinaus hat sich EXCALIBUR 1 b alstechnisch zuverlssig erwiesen. Fr ein 52 KaliberlngenRohr, wie bei der PzH 2000, werden durch die amerika-nische Amtsseite Schussweiten jenseits der 60 km erwar-

    tet.In einem dann folgenden Schritt sind Mglichkeiten zurEntwicklung oder zum Kauf von Geschossen, die ber dieMglichkeit einer Endphasenlenkung verfgen, zu unter-

    suchen. Hier werden Geschosse gefordert, die ber eineSensorik verfgen, die ein optisches Signal (z.B. Laser-zielbeleuchtung), IR-Bilder, Millimeterwellenbilder auffas-sen knnen, oder sogar ber Video Up- and Downlink Funktionen verfgen, so dass ein Steuerer das Geschoss

    ins Ziel lenken kann. Allein die Ausstattung mit einer La-sersensorik erffnet eine Flle neuer Mglichkeiten frden Einsatz, wie in den Abschlieenden FunktionalenForderungen fr die Weiterentwicklung von Geschossenbeschrieben.

    Geschosse knnen durch eine Verlegung des Laser Spots neben das Ziel gelenkt werden. Auf den Laser-strahl aufmodulierte Informationen knnen entweder eineSelbstzerstrung des Geschosses in grerer Hhe ein-leiten oder die Zndkette auch zeitkritisch kurz vor Auf-schlag unterbrechen.

    Geschosse mit z. B. unterbrochener Zndkette schlagenlediglich mit ihrer eigenen kinetischen Energie auf. Die-

    se kinetische Energie ist deutlich geringer als bei reinballistisch iegenden Geschossen, denn Agilitt bei derEndphasenlenkung bedeutet geringere Geschwindigkeit.Kinetische Energie ist jedoch das Produkt aus Masse undGeschwindigkeit.

    Der Begriff Missionsabbruch ist fr deutsche Vorschrif-ten bisher noch nicht deniert. Die Joint Chiefs of Staffdes US Departement of Defense haben in der Publica-tion 1 02 Department of Defense Dictionary of Militaryand Associated Terms Ausgabe 08.11.2010 verbes-serte Ausg. 15.07.2011 Missionsabbruch wie folgt de-niert: Failure to accomplish a mission for any reasonother than enemy action. It may occure at any point after

    beginning of the mission and prior to its completition.Bei entsprechender Auslegung sind die oben beschrie-benen Mglichkeiten bereits bedienergesteuerte Missi-onsabbrche.

    Derzeit auf dem Markt verfgbare Geschosse mit einerLaserablagesensorik werden durch die Firmen nicht wei-terentwickelt und weiter angeboten (z. B. das amerika-nische COPPERHEAD) oder stellten sich nicht als so lei-stungsfhig heraus, wie es durch die Entwickler postuliertwurde, z. B. das russische KRASNOPOL, das eigens voneiner 152 mm-Version auf eine 155 mm-Version aufge-stockt wurde.

    Es gibt allerdings auch in diesem Bereich bereits ersteneue Prototypen. Sie iegen mittels einer GPS/inertialen(GPS/INS) Lenkung zum Ziel (GPS Lenkung ermgli-cht eine stndige Eigenpositionsbestimmung und die Kor-rektur auf die vor berechnete ideale Flugbahn). Bei Aus-fall des GPS Signals setzt das Geschoss Informationender inertialen (INS) Trgheitsnavigation in entsprechendeKorrekturen auf die vormals errechnete Flugbahn um. MitAuffassen der Laserbeleuchtung durch die integrierte La-sersensorik werden die Geschosse dann endphasenge-lenkt. Der italienische Konzern OTO MELARA hat ein un-terkalibriges Geschoss mit der Bezeichnung VULCANOentwickelt, das vorrangig fr den Verschuss aus Schiffs-geschtzen vorgesehen war. Versuche aus dem letzten

    Jahr haben gezeigt, dass dieses zunchst GPS/INS ge-lenkte Geschoss erfolgreich aus der italienischen Versionder PzH 2000 im automatischen Munitionsuss verschos-sen werden konnte.

    20

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    21/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Unterkalibriges Geschoss VULCANO(Foto: OTO MELARA)

    Die italienische Amtsseite und auch die Fa. OTOMELARA teilten mit, dass bei diesen Versuchen auch miteiner Feldhaubitze 155 mm auf SARDINIEN geschossen

    wurde und dabei Schussweiten von ber 50 km erreichtwurden. Alle Geschosse schlugen GPSgelenkt mit ho-her Treffgenauigkeit im Ziel auf. Auch diese unterkalib-rigen Geschosse stellten sich als technisch zuverlssigheraus, bedingen jedoch aufgrund ihrer Bauform einenTreibkg. Durch die Versuche mit der PzH 2000 (ITA)konnte nachgewiesen werden, dass die Geschosse imGeschossmagazin transportiert und wie bisherige Artil-leriegeschosse aus diesem heraus automatisch zuge-fhrt werden knnen. Die Programmierung des Znderserfolgt kurz vor dem Ansetzen des Geschosses undverlngert den Zeitbedarf fr den automatischen Muniti-onsuss um lediglich max. 3 Sekunden. Zurzeit wird derdurch die Fa. DIEHL BGT Defence fr die gelenkten Mr-

    serpatronen entwickelte semi-active-laser (SAL) minia-turisiert. Hierbei handelt es sich um eine Lasersensorik,deren Funktionsnachweis bereits erbracht wurde. Wenndas gelingt, kann diese Sensorik zustzlich in das GPS/INSgelenkte Geschoss integriert werden und stelltdann mit der Endphasenlenkung bereits den Schritt zueinem echten Przisionsgeschoss dar. Zu diesem frhenZeitpunkt der Entwicklung knnen auch noch Mglich-keiten zum Missionsabbruch in der oben beschriebenenWeise untersucht und ggf. realisiert werden.

    Beide Geschosse, wie im Fall EXCALIBUR GPS/INSgelenkt und im Fall des VULCANO mittels Laserziel-beleuchtung endphasengelenkt, beinhalten infolge der

    unterzubringenden Technik (Sensorik, Lenk- und Steu-ermodule, Rechner und weitere Elektronikbaugruppen)und der unterkalibrigen Bauweise des VULCANO Ge-schosses (von 155 mm auf 90 mm) eine deutlich klei-nere Wirkladung. Hohe Treffgenauigkeit und geringereSprengkraft entfalten die Wirkung im jeweiligen Ziel,nicht im Umfeld (kleinerer letaler Radius). GeringereGeschossmassen fhren zu hheren Anfangsbeschleu-nigungen. Zusammen mit den Gleiteigenschaften dieserGeschosse bedeutet das eine hhere Schussweite.

    Im II. Quartal 2011 haben sowohl GPS/INS-gelenkte Ra-keten GMLRS (Guided Multiple Launch Rocket System)als auch der zu ihrem Verschuss bentigte Mittlere Ra-

    ketenwerfer MARS, jetzt MARS II, ihre Genehmigung zurNutzung erhalten. Dieser Flugkrper zeigt mit seinen F-higkeiten (vielfach publiziert) die richtige Richtung in der

    notwendigen Entwicklung auf. Angesichts des Themasdieses Artikels wird dieser Ausug in die Raketenartillerienicht weiter betrachtet.

    Fazit und Ausblick

    Die Weiterentwicklung der deutschen Artillerie fhrt wegvon der ausschlielichen Fhigkeit zur Bekmpfung vonFlchenzielen und nhert sich unaufhaltsam dem Ge-winn der Fhigkeit zur przisen Bekmpfung von Punkt-und Einzelzielen, auch in Bewegung. Dabei wird auchfr Geschosse eine Mglichkeit zu bedienergesteuertenMissionsabbrchen geschaffen und das Kollateralscha-denrisiko deutlich verringert werden. Die Verbesserungder Zielortungsgenauigkeit im Gleichschritt mit deut-licher Steigerung der Przision von Geschossen lassendie Rohrartillerie in wenigen Jahren zur abstandsfhigenPunktwaffe werden. Hierzu bedarf es ggf. nur weniger

    Schritte, die aber, will man mit diesem Waffensystem auchweiterhin einsatzbereit bleiben, gegangen werden ms-sen. Erfolgversprechende Anstze sind, wie im Fall EX-CALIBUR oder VULCANO, bereits gestartet worden undbenden sich auf einem guten Weg. Vielleicht knnen Ge -schosse in absehbarer Zukunft auch mit skalierbaren, andie Wirkungsforderung, das Ziel und die Umgebung desZiels angepassten Wirkladungen ausgestattet werden.Der Startschuss ist erfolgt, die Ziellinie ist in erreichbareNhe gerckt. Sie zu berlaufen erfordert von allen Be-teiligten den Willen dazu und die erforderliche Kondition.

    Der Bereich Weiterentwicklung der Artillerietruppe blicktgespannt in die Zukunft und sieht den jeweiligen Ergeb-

    nissen der Entwicklungen und Untersuchungen mit Zuver-sicht entgegen.

    21

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    22/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Die Produktverbesserung (PV) ADLERDer Fhigkeitsgewinn zur Feueruntersttzungim Einsatz durch vernetzte Operationshrung

    Major Dipl.-Ing. Timo Schmieden ist IT-Ofzier frSoftware- Pege- und nderungsmanahmen ADLER im Dezernat 4, Bereich Weiterentwicklung

    Einleitung

    In der Teilkonzeption Vernetzte Operationsfhrung (TKNetOpF) ist NetOpF deniert als Fhrung und Einsatzvon Streitkrften auf der Grundlage eines streitkrftege-meinsamen, fhrungsebenenbergreifenden und intero-perablen Kommunikations- und Informationsverbundes,der alle relevanten Personen, Stellen, Truppenteile undEinrichtungen sowie Sensoren und Effektoren miteinan-

    der verbindet. NetOpF bewirkt somit Informationsber-legenheit Fhrungsberlegenheit Wirkungsberlegen-heit.

    Die Implementierung von NetOpF im Einsatz stellt freigene Krfte eine besondere Herausforderung dar. Diesist vor allem darin begrndet, dass Organisationsbereicheund Truppengattungen in der Vergangenheit, IT-technischbetrachtet, unterschiedlichste Insellsungen geschaf-fen haben. Diese erfllen, jede fr sich genommen ihrenZweck, sind jedoch im gesamten Einsatzspektrum zu-meist nicht interoperabel. Die Folge ist die zurzeit nochunverzichtbare Drehstuhlschnittstelle fr die bentigtenSystembergnge. Beispiele dafr sind die Fhrungs-

    und Informationssysteme (FInfoSys) der Teilstreitkrfte(TSK) sowie die Fhrungs- und Waffeneinsatzsysteme(FWES), deren Vernetzung erst am Anfang steht. Einegroe Zahl in Nutzung bend-licher verschiedener Funkge-rtevarianten in den Streitkrf-ten, die zwar oftmals in ihremjeweiligen Frequenzband bereine Festfrequenz, unver-schlsselt im Sprachbetriebmiteinander genutzt werdenknnen, aber hinsichtlich derWellenform fr eine Daten-

    bertragung nicht kompatibelsind, erschweren die beab-sichtigte Vernetzung zustz-lich. Abhilfe soll hier das Pro-jekt StreitkrftegemeinsameVerbundfhige FunkgerteAusstattung (SVFuA) schaffen,welches aber noch nicht dieSerienreife erlangt hat.

    Ein entscheidender Schritt inRichtung NetOpF ist die Um-setzung der PV ADLER (Artil-lerie-, Daten-, Lage-, Einsatz-,

    Rechnerverbund). Mit ihr wirdnicht nur die Interoperabilittdes FWES fr das bodenge-sttzte indirekte Feuer zum

    Fhrungs- Informationssystem Heer, 1. Los (FInfoSys H)hergestellt, sondern ber den in der Projektierung bend-lichen Schnittstellentrupp Taktische Datenlinks Joint FireSupport (SstTrp TDL JFS) auch die medienbruchfreie Zu-sammenarbeit mit Luftwaffe und Marine, sowohl nationalals auch im internationalen Verbund, realisiert.

    Das FWES ADLERMit dem FWES ADLER verfgt die Artillerie seit 1995ber ein in bung und Einsatz bewhrtes Fhrungs-, In-formations-, Kommunikations- und Waffeneinsatzsystem,das Verbnde, Einheiten, Teileinheiten sowie alle rele-vanten Aufklrungs- und Wirkmittel der Artillerie miteinan-der verbindet und einen echtzeitnahen Informationsaus-tausch ermglicht. Mit anderen Worten: Die Befhigungzu NetOpF ist innerhalb der Artillerietruppe bereits vor-handen.

    Im komplexen System Artillerie bernimmt ADLER dieFunktion des bestimmenden Vorhabens fr alle Einzelsy-steme der Artillerie. Dazu verfgt ADLER ber eine Viel-

    zahl von Schnittstellen, mit der die Verbundfunktionen z. B.zu Wirk- und Aufklrungssystemen realisiert sind. ADLERermglicht dabei die Fhrung des artilleristischen Feuer-

    Screenshot der Oberche ADLER I mit KartendarstellungFoto/Grak: Screenshot)

    22

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    23/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    kampfes, die Bereitstellung und Nutzung von Aufklrungs-ergebnissen sowie die Flexibilitt und Reaktionsschnellig-keit im Einsatz ber alle artilleristischen Fhrungsebenen.Dies wird erreicht durch eine schnelle, meldungsbasiertesowie graphische Informationsbereitstellung fr die Fh-

    rung. Insgesamt werden so die Reaktionszeiten von derZielmeldung bis zur Wirkung im Ziel deutlich verkrzt,dabei erfolgt u. a. eine genaue Berechnung des koordi-nierten Waffen- und Munitionseinsatzes.

    Im Gegensatz zu FInfoSys H ist der Aufbau eines AD-LER-Verbundes hierarchisch organisiert, d. h. jeder Teil-nehmer im Verbund hat genau einen bergeordnetenTeilnehmer, bei dem die Anmeldung im ADLER-Verbunderfolgt. Dies ermglicht die fr die Durchfhrung des ar-tilleristischen Feuerkampfes notwendige Echtzeitnhe so-wie eine verzugslose Vernderung der Konguration desSystems, beispielsweise durch Aufnahme weiterer Teil-nehmer. Dadurch kann der ADLER-Verbund sehr schnell

    und einfach konguriert werden und erfordert nur ein Mi-nimum an Administration. Die Kommunikation im ADLER-Verbund erfolgt grundstzlich ebenfalls hierarchisch, den-noch kann jeder Teilnehmer ber seine ADLER-Adresseerreicht werden.

    Mit Einfhrung des ADLER I (1. Los) 1995 auf Basis Win-dows 3.11 wurde ein erster wesentlicher Meilenstein inRichtung Vernetzung erreicht (Bild 1). Die Panzerhaubit-ze (PzH) M109, die Feldhaubitze FH 70, spter auch diePzH 2000, wurden direkt an ADLER I angebunden; dieRaketenwerfersysteme Leich-tes Artillerie Raketen System(LARS) und Mittleres Artillerie

    Raketen System (MARS) berdas Waffeneinsatzsystem Ar-tillerie Raketen Einsatz Sys-tem (ARES). Alle Aufklrungs-systeme der Artillerietruppewurden ber sogenannte Ver-bundrechner ADLER mit ei-ner Datenschnittstelle zumAufklrungssystem in den soentstandenen Verbund Auf-klrung Fhrung Wirkung(A-F-W) integriert.

    Mit Erklrung der Einsatzf-

    higkeit der multinationalenSchnittstelle ASCA (ArtillerySystems Cooperation Activi-ties) wurde 2004 die Fhigkeitzum medienbruchfreien Ein-satz von Wirkmitteln des indi-rekten Feuers zwischen denNationen DEUTSCHLAND,FRANKREICH, ITALIEN,GROBRITANNIEN und denUSA geschaffen. 2009 wurdedie Schnittstelle um die Mg-lichkeit des Einsatzes vonUAS (Unmanned Aerial System), Radar-Systemen sowie

    weiterer Munitionsarten und -sorten, wie z. B. der Suchmu-nition Artillerie (SMArt) und dem Guided Multiple LaunchRocket System (GMLRS) erweitert. 2009 trat die TRKEIdem ASCA- Programm als sechstes Mitgliedsland bei. Die

    Funktionalitten der Schnittstelle ASCA wurden so in dieADLER II Software integriert, dass fr die Bediener kei-ne merklichen Unterschiede in der Bedienung bestehen.Abweichungen sind lediglich den verschiedenen Einsatz-grundstzen der ASCA-Nationen geschuldet. So ist z. B.

    bei den USA grundstzlich die Feuereinheit das Einzelsy-stem.

    2006 erfolgte die Einfhrung des ADLER II (2. Los) mitverbesserter Bediener-Oberche, angepasst an dasLook and Feel des Windows Explorer, auf Basis vonWindows 2000 (Bild 2), und unter Nutzung von gehrtetenNotebooks. Damit wurde eine deutliche Verbesserung derBedienung erreicht. Zustzlich wurde ein umfangreichesBackup- und Datensicherungskonzept fr alle Arbeitsplt-ze und Server entwickelt, so dass selbst bei Ausfall einesServers in einem Gefechtstand, dieser bereits nach weni-gen Minuten wieder arbeitsbereit ist. Da nicht alle ADLERI Systeme umgerstet werden konnten, war die Interope-

    rabilitt zwischen ADLER I und ADLER II zwingende Vor-gabe. ARES II (2. Los) wurde auf der Basis von ADLER IIentwickelt und ist seit Einfhrung in 2007 vollstndig mitADLER II interoperabel.

    Whrend ADLER II stndig weiterentwickelt wurde, muss-te die Softwarepege ADLER I eingestellt werden, mit derFolge, dass ein Informationsaustausch zwischen den Ver-sionen nur noch eingeschrnkt mglich ist. Damit entstehtein immer grer werdender Informationsverlust beimAustausch von Daten zwischen ADLER I und ADLER II.

    Mit Beginn der Einnahme der Struktur Neues Heer

    wurde das Aufklrungssystem UAS LUNA (LuftgesttzteUnbemannte Nahaufklrungs Ausstattung) sowie Teileder UAS KZO (Kleinuggert Zielortung) von der Artil-lerietruppe zur Heeresaufklrungstruppe umgegliedert.

    Screenshot der Oberche ADLER II mit KartendarstellungFoto/Grak: Screenshot)

    23

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    24/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    Gleichzeitig wurden Kabinen mit Einbausatz ADLER IIals Operationszentralen abgegeben und so die Mg-lichkeit geschaffen, Aufklrungsergebnisse der UAS alsLage- und Zielinformationen digitalisiert ber ADLERzum Verdichten des Lagebildes oder zum Fhren des

    Feuerkampfes zur Verfgung zu stellen. Im Rahmender Entwicklung des Mrserkampsystems (MrsKpfSys)entstand ebenfalls auf Basis ADLER II die Datenverar-beitungsausstattung 2. Los (DVA II) fr die Mrserteileder Infanterie. Damit ist ein medienbruchfreier Daten-austausch zwischen Artillerie, Heeresaufklrungstruppeund Infanterie (Mrser) gegeben. Das FWES ADLERII/DVA II verbindet als zentrale Komponente die Aufkl-rungs- und Wirkmittel des Systemverbunds IndirektesFeuer als ersten Schritt zu einem FWES fr das Indi-rekte Feuer.

    ADLER im Einsatz in AFGHANISTAN

    Bereits 2003 wurde das Aufklrungssystem UAS LUNA

    nach AFGHANISTAN (AFG) verlegt. 2009 folgten danndie UAS KZO sowie im April 2010 die ersten Joint FireSupport Teams (JFST), alle ausgestattet mit ADLER. BisMitte 2010 erfolgte aufgrund fehlender Gegenstellen derDatenaustausch weitestgehend ohne ADLER. Seit Juni2010 bendet sich ein verminderter Artilleriezug mit PzH2000, Feuerleitstellen und Wettergruppe im ISAF Einsatz.Gleichzeitig wurden erstmals auch die Koordinierungse-lemente Joint Fire Support Coordination Team (JFSCT)und Joint Fire Support Coordination Group (JFSCG) derStreitkrftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstt-zung (STF) etabliert. Ab Eintreffen des verminderten Ar-tilleriezuges wurde der ADLER-Verbund komplettiert; er

    wird seitdem vorrangig zum Fhren des artilleristischenFeuerkampfes genutzt. Allgemeine Lageinformationenwerden aufgrund fehlender Schnittstellen zu den an-deren Nationen multinationalber das KommunikationsnetzISAF-Secret, bzw. das AfghanMission Net (AMN) ausge-tauscht.

    Aufgrund der rumlichen Nhevon deutschen und US Artille-riekrften im Raum KUNDUZwird beidseitig die Nutzung derASCA-Schnittstelle angestrebt.

    Die notwendigen Tests werdenderzeit durchgefhrt und mitVorliegen positiver Bewertungund Schaffung der notwen-digen Rahmenbedingungenwird eine zeitnahe Nutzung imEinsatz angestrebt. Mit Inbe-triebnahme der Schnittstellewird zum Einen ein digitalerAustausch von Lageinforma-tion als Beitrag zum gemein-samen Lagebild mglich, zumAnderen kann verzugslos einebeidseitige digitale Feuerunter-

    sttzung erfolgen.Die begrenzten Reichweitendes Truppenfunks im VHF Fre-quenzbereich schrnken auf-

    grund der Dislozierung der ADLER-Teilnehmer die Mg-lichkeit zur Nutzung ADLER erheblich ein. Die Nutzungvon ADLER ber HF und UHF bendet sich momentan inder Testphase.

    Derzeit werden erste Transportpanzer (TPz) FUCHS 1A8/

    A9 FFu fr die Artillerietruppe umgerstet, Diese verf-gen ber alle erforderlichen Kommunikationsmittel undknnen in verschiedenen Funktionen (JFSCT, OpZ, Fh-rungs-Feuerleitstelle) eingesetzt werden. Zeitgleich wer-den weitere TPz FUCHS 1A5/A6 mit nahezu identischemEinbausatz ADLER ausgestattet. Diese stehen dann frAusbildung und bung im Inland zur Verfgung.

    Die Produktverbesserung ADLER

    Mit dem Aufbau der Befhigung zur STF erwuchsen neueForderungen an die Weiterentwicklung des FWES AD-LER. Die bestehenden Verfahren sowie das umfangreicheADLER- Meldewesen wurden an die Vorgaben STF an-gepasst. Die Feuerkampfverfahren Artillerie und Mrserwurden harmonisiert und so die Fhrungsfhigkeit im Sys-temverbund Artillerie und im MrsKpfSys deutlich verbes-sert. Darber hinaus wurde eine einheitliche Schnittstellezur Anbindung von Sensoren an ADLER realisiert. Das soentstehende FWES, dessen Oberche auf eine Touch-bedienbarkeit optimiert ist, wird unter dem neuen NamenADLER DVA STF gefhrt.

    Ein wesentliches Ziel der PV ADLER ist die Interopera-bilitt des FWES ADLER mit dem FInfoSys H und denauf der Kernsoftware FInfoSys H basierenden FWESanderer Truppengattungen des Heeres und der Streitkrf-tebasis (z. B. Integriertes Fhrungs- und Informationssy-stem der Kampftruppen IFIS, Sanittsdienstliches Fh-rungs- und Einsatzsystem SAFES) sowie mit FInfoSysanderer Nationen ber das Multilaterale Interoperabilitts-

    Screenshot der Kartendarstellung FInfoSys H mit der Oberche ADLER DVA STFFoto/Grak: Screenshot)

    24

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    25/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    programm (MIP). Zu diesem Zweck wurde der Kommu-nikationsserver Bundeswehr (KommServer Bw) um dieKommunikationsprotokolle des KommServer ADLER er-weitert.

    ADLER DVA STF ist mit Ausnahme des Betriebssystems

    vollstndig lizenzfrei und wird als eigenstndiges Systembei der Artillerie und im MrsKpfSys aber auch auf einemharmonisierten Arbeitsplatz mit FInfoSys H lauffhigsein. Auf diesen harmonisierten Arbeitspltzen erfolgt zurbesseren bersicht die gemeinsame Lagedarstellung indem Karten-Lage-Tool des FInfoSys H (Bild 3). Fr reineADLER DVA STF Arbeitspltze wurde die Lagedarstel-lung ebenfalls touchbedienbar realisiert (Bild 4).

    Fr die Heeresaufklrungstruppe wird so die Mglichkeitgeschaffen, die mit FInfoSys H (z. B. Sphwagen FEN-NEK) als auch die mit ADLER ausgestatteten Aufkl-rungssysteme (UAS LUNA und KZO) einheitlich im digi-talen Datenaustausch fhren zu knnen.

    Im Rahmen der 3-stugen Entwicklung der PV AD-LER wurde im April 2010 mit der Stufe 1 (Entwicklungeines ADLER Moduls fr FInfoSys H) durch den StabFeldversuch mit Untersttzung des Softwarepege und-nderungszentrums des Bereichs Weiterentwicklungder Artillerietruppe ein erster operationeller Test unterNutzung der Schnittstelle ADLER - FInfoSys H unterEinbindung von Teilnehmern der Kampftruppe durch-gefhrt. Aufgrund der dabei gewonnenen Erkenntnisse

    konnte bereits ein signikanter Fhigkeitsgewinn in derdigitalen Datennutzung fr den Verbund A-F-W derdeutschen Krfte in AFGHANISTAN identiziert wer-den. Dementsprechend werden ber den Einsatzbe-

    dingten Sofortbedarf (ESB) die operationelle Nutzbar-keit der beiden Systeme und der Schnittstelle auf einemharmonisierten Arbeitsplatz in ausgewhlten Einzelfahr-zeugen und in Gefechtstnden der Kampftruppe ab Mit-te 2012 bereitgestellt. Dadurch wird nun frhzeitig die

    Einbindung der Kampftruppe in den Verbund A-F-W undSTF ermglicht.

    Fhrern von Patrouillen oder Konvois, die nicht durchJFST begleitet werden knnen, die aber mit harmonisier-ten Arbeitspltzen in den Verbund STF integriert sind,werden dadurch in die Lage versetzt, entsprechend ihrerQualikation und unter Beachtung der Rules of Enga-gement, Zieldaten unter Nutzung entsprechender Ziel-ortungsmittel einzugeben. Weiterhin knnen sie berADLER streitkrftegemeinsame Feueruntersttzung echt-zeitnah im automatisierten Datenaustausch anfordern undden Feuerkampf mit indirektem Feuer fhren. Der Bereichder Ausbildung des Bedienpersonals wird hier eine sehr

    groe Herausforderung sein.Ein weiterer Anwendungsbe-reich ist die Schaffung einesgemeinsamen Lagebildes,das die Informationen der imEinsatz bendlichen Hee-resaufklrungskrfte (Sph-krfte, Human Intelligence HUMINT, Radar), der Ar-tillerietruppe (einschlielichder aufklrenden Teile undder JFST), der Kampftruppe(einschlielich Blue- Force-

    Tracking Daten) und dieLageinformationen der St-be elektronisch zeitnah undentscheidungsverwertbar zu-sammenfhrt.

    Die Schnittstellen desADLER

    ber das anpassungsfhigeADLER- Schnittstellenkon-zept (Bild 5) wird der Verbundder verschiedenen Teilsy-steme sichergestellt, sowiedie Anbindung an bergeord-

    nete Informationssysteme unddie Verbindung von ADLERmit den Artilleriesystemen

    verbndeter Streitkrfte realisiert. Damit die wachsen-de Anzahl an unterschiedlichen Schnittstellen handhab-bar bleibt, wird derzeit im Rahmen der PV ADLER dasSchnittstellenmodul System Joint Fire Support (Smod SysJFS) entwickelt. Vorrangiges Ziel ist es, dass nur tech-nisch relevante Informationen, die von z. B. einem Auf-klrungssystem auch automatisiert ausgewertet werdenknnen, bertragen werden. Der Verbindungsaufbau, dasKommunikationsprotokoll und der Meldungsaustauschzwischen dem zuknftigen FWES ADLER DVA STF und

    einem Teilsystem wird durch die Funktionen des SmodSys JFS sichergestellt. Es umfasst dazu auch Ein-/Ausga-beformulare (Dialoge) sowie die entsprechende Prfungauf Plausibilitt und Vollstndigkeit. Das Smod Sys JFS

    Screenshot der touchbedienbaren Kartendarstellung von ADLER DAV STFFoto/Grak: Screenshot)

    25

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    26/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    ist in das ADLER Softwarepege- und nderungsverfah-ren (SWP) eingebunden, um so immer die Kompatibili-tt zum aktuellen FWES Softwarestand sicherzustellen.Die Kommunikation mit einem Teilsystem erfolgt dabei mitstandardisierten bertragungsformaten.

    Diese Art der Schnittstellenanbindung bietet nun die Mg-lichkeit, ohne groen nanziellen Aufwand verschiedeneweitere Sensoren an ADLER DVA STF und damit an denVerbund A-F-W anzubinden, (z. B. Rundum- Beobach-tungsausstattung (RBA) oder das System zur AbbildendenAufklrung in der Tiefe des Einsatzgebietes (SAATEG)).Sind diese Systeme in der Lage, Aufklrungsergebnissemit ausreichender Genauigkeit fr eine Zielbekmpfungzu liefern, knnen diese Aufklrungsergebnisse echtzeit-nah zur Entscheidungsebene bertragen und nach Frei-gabe zur Bekmpfung mit automatisierten Verfahren ineinen Bekmpfungsauftrag an ein Wirkmittel umgesetztwerden.

    Ausblick

    Durch die geplante Entwicklung des SchnittstellentruppsTaktische Datenlinks Joint Fire Support (SstTrp TDL JFS)werden zustzliche Kommunikationswege und Schnitt-

    Systemverbund ADLER DAV STF mit SchnittstellenFoto/Grak: ESG

    stellen fr das FWES ADLER DVA STF bereitgestellt.Der SstTrp TDL JFS verfgt ber Kommunikationsmittelim Bereich UHF, VHF, HF und Satellitenkommunikation.Die Einbindung in die TDL erfolgt ber das Smod Sys JFSan LINK-16 und an das Variable Message Format (VMF).

    ber den SstTrp TDL JFS wird der Datenaustausch derSTF- Koordinierungselemente teilstreitkrftebergreifendmit Marine und Luftwaffe sowie mit anderen verbndetenNationen ermglicht sowie ein gemeinsames Lagebilderzielt. Die Feueruntersttzung wird unter Zuhilfenahmeautomatisierter Verfahren beschleunigt.

    Durch die Manahmen der PV ADLER wird das bestehen-de FWES ADLER weiterentwickelt zu einem FWES, mitdem indirektes Feuer sowohl teilstreitkrftebergreifendals auch zwischen verbndeten Nationen, also joint undcombined, angefordert und gelenkt werden kann. Zu-stzlich wird es technisch mglich sein, eine wesentlichgrere Anzahl von Sensoren, die Aufklrungsergebnisse

    in Zieldatenqualitt liefern knnen, zu fhren und in denProzess STF einzubinden. Durch die PV ADLER wird einweiterer Meilenstein auf dem Weg zu NetOpF und demDreiklang Informationsberlegenheit Fhrungsberle-genheit Wirkungsberlegenheit in den Teilstreitkrftenerreicht.

    26

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    27/72

    DEDICATED TO SOLUTIO NS.

    Mehr Information unter:

    ESG ELEKTRONIKSYSTEM- UND LOGISTIK-GMBH

    Telefon +49 89 [email protected]

    JOINT FIRE SUPPORT

    Seit fast fnf Jahrzehnten

    entwickelt, integriert und

    betreibt die ESG Elektronik-

    und IT-Systeme fr Militr,

    Behrden und Unterneh-

    men. Mit unseren Logis-

    tiklsungen sorgen wir fr

    eine hohe Verfgbarkeit

    und Wirtschaftlichkeit die-

    ser Systeme im Einsatz.

    Innovativer Technologie-

    transfer zwischen den

    Mrkten ist unsere Basis

    fr einen entscheidenden

    Beitrag zur Wertschpfung

    unserer Kunden.

    Wir entwickeln Fhrungs-

    und Waffeneinsatzsysteme

    fr die Streitkrftegemein-

    same Taktische Feuer-

    untersttzung (STF) z. B.

    ADLER DVA STF. E in Ver-

    bund von Aufklrung, Fh-

    rung und Wirkung lange

    erprobt und zukunftssicher.

    A-006122011

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    28/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    ber 4000 Zuschauer konnten sich bei der IL vom 24.bis zum 30. September ein Bild von der Leistungsfhigkeitdes deutschen Heeres machen. Dank der ausgezeich-neten Zusammenarbeit mehrerer Artillerieverbnde wur-de die Schlagkraft der deutschen Artillerie im scharfenSchuss eindrucksvoll vorgefhrt.

    Die Informations- und Lehrbung wurde in diesem Jahrvon der Panzergrenadierbrigade 37 Freistaat Sachsendurchgefhrt und dabei von einer Vielzahl von Verbnden

    untersttzt. Dazu gliederte sich die bung in mehrere Sta-tionen, um so dem Besucher die gesamte Bandbreite desHeeres darzustellen. Nach einer statischen Waffenschaukonnten die Zuschauer an der Station Heer im Einsatzeinen Eindruck ber die Waffensysteme und deren Ein-satzgrundstze gewinnen. Bereits an dieser Station konn-ten Artilleristen neben den Aufklrungssystemen COBRAund ABRA auch mit unseren Wirkmitteln MARS und PzH2000, letzteres erstmalig an dieser Station im scharfenSchuss, berzeugen. Da die Station Heer im Einsatz vorder Tribne MUNSTER-SD vorgefhrt wurde, mussteder Halbzug PzH 2000 in unmittelbarer Nhe zur Trib-ne Stellung beziehen, um dann in ein Zielgebiet auf demTruppenbungsplatz BERGEN zu feuern.

    Die Stationen Logistik im Einsatz sowie Rettungsstati-on erfolgten ohne artilleristische Beteiligung.

    Auf dem Truppenbungsplatz BERGEN wurde die Ge-fechtsstandarbeit auf Bataillons und Brigadeebene darge-stellt. Ein Joint Fire Support Coordination Team (JFSCT)vom Artillerielehrregiment 345 konnte im Bataillonsge-fechtsstand die gesamte Bandbreite der Streitkrftege-meinsamen Taktischen Feueruntersttzung (STF) einbrin-gen.

    Eine weitere Station der IL, an der das Regiment aktivbeteiligt war, war die Station Fhrungseinrichtungen Lan-doperationen- Ebene Brigade. Dort wurde der Brigade-

    gefechtstand einer Stabilisierungsbrigade vorgestellt.Die Besonderheit dieser Station war, dass sie nur amMontag, den 26. und Dienstag den 27. 09. 2011 gezeigtwurde. Zielgruppe dieser Vorstellung waren am Montagder Lehrgang Generalstabs-/ Admiralstabsdienst mit in-ternationaler Beteiligung (LGAI) und am Dienstag derHeeresanteil des Generalstabs-/Admiralstabsdienst nati-onal (LGAN) sowie zustzlich der Generalstabslehrgangdes sterreichischen Bundesheeres.

    Ziel der Station war es, den Lehrgangsteilnehmern einBild ber Dimensionen, Arbeitsweise und Absicherungeines Brigadegefechtstandes zu vermitteln. Zu diesem

    Zweck wurde ein Stationskreislauf, bestehend aus achtStationen, aufgebaut.

    Station 1: Teilgefechtstand Fhrung, hier Operationszen-trale (OpZ)

    Inormations- und Lehrbung(IL) 2011

    Oberstleutnant Andreas Orth ist S3- Stabsofzier,Hauptmann Mathias Kirscher ist Feuerleitofzier im Artillerielehrregiment 345 in KUSEL

    Station 2: Teilgefechtstand Fhrung, hier Joint Fire Sup-port Coordination Group (JFSCG)

    Station 3: Teilgefechtstand Einsatzuntersttzung

    Station 4: Teilgefechtstand Militrisches Nachrichtenwe-sen, Fhrungsuntersttzung

    Station 5: Fernmeldezentrale

    Station 6: Vorgeschobener Gefechtstand u. beweglicheBefehlstelle

    Station 7: Sicherung des Gefechtstandes

    Station 8: Vorstellung Fhrungs- Informations- SystemHeer (FInfoSys H)

    Soldaten des Artillerielehrregimentes 345 waren dabei anden Stationen 1 und 2 eingesetzt. An Station 1 wurdenzunchst kurz die Zusammensetzung und die Kommuni-kationsmittel der OpZ erlutert, danach wurden anhandeiner Lageeinspielung Ablufe und das Zusammenspielder einzelnen Arbeitspltze untereinander dargestellt. DerVertreter der JFSCG spielte innerhalb des dargestelltenAngriffszenarios eine entscheidende Rolle und konntedies den zuschauenden Lehrgangsteilnehmern eindrucks-voll demonstrieren.

    An Station 2 stellte der Leiter der JFSCG den Lehrgangs-teilnehmern zunchst in aller Krze das Konzept (STF)bei Landoperationen vor. Danach erluterte er die Zu-sammensetzung der JFSCG und ging auf die Ttigkeitenund Fhigkeiten jeder Zelle innerhalb dieser Group ein. ImAnschluss wurden die in dem zu Grunde gelegten Sze-nario verfgbaren Wirkmittel vorgestellt und die Verfah-ren fr deren jeweiligen Einsatz erlutert. Die Menge deranschlieend durch die Lehrgangsteilnehmer gestelltenFragen zeigte deutlich das groe Interesse am ThemaJoint Fires. Im Schwerpunkt tauchte die Frage auf, werdenn nach Wegfall der Heeresugabwehtruppe die ZelleLuftraumordnung/ Luftraumkoordination fhrt, eine inte-

    ressante Frage.Nachdem am Dienstagabend jede Station insgesamt 16Mal vorgestellt worden war, konnte man bei allen AkteurenErmdungserscheinungen feststellen, die allerdings beimgemeinsamen Abschlussabend schnell wieder verogen.Es gab nmlich Idar- Obersteiner Spiebraten, den dieArtilleristen aus der Heimatstadt der Deutschen Artilleriemitgebracht hatten.

    Das Filetstck der IL 2011 bildete die letzte und gleich-zeitig grte Station Gefechtsschieen Operation ver-bundener Krfte unter Fhrung des Panzergrenadierba-taillons 391. Dabei operierte die Task Force bestehendaus zwei Panzergrenadierkompanien und einer Panzer-

    kompanie zunchst in einer Stabilisierungslage niedrigerIntensitt, die sich dann aber zunehmend zu hoher Inten-sitt sowie von asymmetrisch zu symmetrischer Bedro-hung steigerte. Artilleristisch erfolgte die Untersttzung

    28

  • 7/28/2019 Zu Gleich 022011

    29/72

    ZU GLEICH 2 / 2011

    dieser Station im scharfen Schuss mit einem Werferhalb-zug, einem Tribnenzug PzH 2000 sowie drei weiterenHaubitzenzgen im Hintergrund, um so lagegerecht einenrealen Eindruck von Artilleriefeuer im Zielgebiet darzustel-len. Hierbei konnten wir das gesamte Spektrum artilleristi-scher Auftrge vorfhren. Beispielsweise wurde auch dieWirkungsweise einer GMLRS (Guided Multiple- LaunchRocket System) Unitary Rakete durch ein 155mm Spreng-geschoss mit Verzgerung sowie SMART (Suchznder-Munition Artillerie) mit Luftsprengpunkt simuliert. Im wei-teren Verlauf der gut einstndigen Vorfhrung erfolgtenzahlreiche Feuerauftrge. Von niederhalten, blenden biszerschlagen blieben keine artilleristischen Wnsche un-erfllt. Zum Ende des Bildes feuerten die Artilleristen ausSONDERSHAUSEN eine Wurfminensperre vor den an-greifenden Feind, der dann durch einen gemeinsamenFeuerauftrag aus allen Stellungen von den Augustdorferund Kuseler Artilleristen eindrucksvoll in der Tiefe zer-schlagen wurde.

    Insgesamt wurden aus sechs Feuerstellungen in zwlfverschiedene Zielgebiete rund 3000 Schuss, einschlie-lich Raketen, abgegeben. Whrend der Vorfhrung sowiebeim Vorben, kam es auch bei der IL besonders daraufan, das Feuer nach Zeit und Raum exakt zu koordinieren,ohne dabei die Kampftruppe oder andere Luftraumnutzer

    zu gefhrden. Die besonders enge Abstimmung mit derKampftruppe, mit Kampfhubschraubern sowie bemanntenund unbemannten Luftfahrzeugen, ist fr uns Artilleristennicht nur Friedenssicherheitsaspekt, sondern ein Vorge-schmack auf den Einsatz.