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Zukunft gestalten: Ich werde Informatikerin! GEFÖRDERT VOM HERAUSGEBER

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Zukunft gestalten:

Ich werde Informatikerin!

GEFÖRDERT VOM HERAUSGEBER

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Wir danken allen interviewten Frauen für ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit!

Diese Broschüre ist Teil der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Aktivitäten zum Wissenschaftsjahr 2006, dem Jahr der Informatik. Sie wurde im Projekt „Genderaktivitäten im Wissenschaftsjahr 2006“ – Förderkennzeichen 01FP0504 – erstellt.

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Broschüre liegt beim Herausgeber.

Bezugsadresse:Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V.Wilhelm-Bertelsmann-Straße 10 | 33602 BielefeldFon +49 521 106-73 22 | Fax +49 521 106-71 [email protected]

Impressum

Herausgeber: Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V.

Konzeption, Koordination und Redaktion: Ines Großkopf, Dr. Ursula Köhler

Bildnachweis: Alcatel: S. 6, 8 | DLR: S. 18, 22 | ESA: S. 28 | Fraunhofer IGD: Titel, S. 14 | NASA: Titel, S. 5, 20 | New YorkMedical College/Prof. Zbigniew Darzynkiewicz: S. 17 | Picture-Alliance/KPA: S. 5 | PhotoCase.com: Vorwort | RobotCup Con-sortium: S. 23 | ShutterStock: Titel, Inhalt, S. 3, 4, 9, 13, 14, 15, 16, 19, 24, 25, 26, 28, 29 | TU Berlin/Elke Weiß: S. 8, 9

Gestaltung: Fortmann.Rohleder Grafik.Design

3. Auflage

ISBN 3-933476-10-0

© 2007| Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V.

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2 Vorwort

3 Gute Gründe, Informatikerin zu werden

4 Informatik – was ist das eigentlich?

6 Ausbildungsberufe – spannend und vielseitig Digitale Welten – wir mischen mit! Zwei Azubis berichten Jennifer Graß (IT-System-Elektronikerin) und Eva Ciesla (Fachinformatikerin Fachrichtung Anwendungsentwicklung)

8 Rund ums Studium Interviews mit den Studentinnen Sandra Lau (Ingenieurinformatik), Kristina Scherbaum (Informatik, Schwerpunkt Computergrafik) und Thea Raubinger (International Business Information Technology)

14 MedizininformatikMedizin und Informatik, meine Lieblingskombination – Interview mit Katharina Socher

16 BioinformatikMit Informatik gegen den Krebs – Interview mit Hannah Schmidt-Glenewinkel

18 GeoinformationssystemePosition sucht Information – Interview mit Antje Grande

20 Computervisualisierung Unsichtbares sichtbar machen – Interview mit Dr. Susanne Krömker

22 Mensch-Roboter- InteraktionMit Robotern Menschen helfen – Interview mit Prof. Dr. Kerstin Dautenhahn

24 SoftwaretestsSoftwarefehler gesucht – Interview mit Prof. Dr.-Ing. Ina Schieferdecker

26 Verifikation von SoftwareLäuft alles korrekt? – Interview mit Anne Proetzsch

28 IT in der AutomobilbrancheDie Informatik fährt mit – Interview mit Dr. Martina Schollmeyer

30 Selbstständigkeit – Informatikerinnen unternehmen wasInterview mit Prof. Sissi Closs (Geschäftsführerin der Comet-Firmengruppe) und Tanja Krüger (Geschäftsführerin der Resolto Consulting GmbH)

33 Interessante Links

Inhalt

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Vorwort

Liebe Schülerin,weißt du schon, was du mal werden willst? Sicher wünschst du dir einen spannenden und abwechslungsrei-chen Job. Vielleicht willst du daran mitwirken, Zukunft zu gestalten und Lösungen für drängende Problemezu finden? Eine gute Bezahlung und Karrierechancen wären wohl auch nicht schlecht.

Wenn das deine Vorstellungen sind, haben wir genau das Richtige für dich: Informatik.

Informatik?! Ja, du hast richtig gelesen. Denn Informatik heißt nicht nur, stumpf am Computer zu sitzen undzu programmieren. Informatik ist ein buntes Berufsfeld. Ihre Anwendungsmöglichkeiten sind nahezu unbe-grenzt und Informatik wird heute in vielen Fachgebieten eingesetzt.

Damit du dir genauer vorstellen kannst, was Informatikerinnen machen, haben wir einige von ihnen inter-viewt. Was erleben Auszubildende, Studentinnen und Informatikfachfrauen in ihrem Berufsalltag? Wie undwo wenden sie Informatik bei der Arbeit an? Die Geschichten in dieser Broschüre zeigen, dass es vieleBereiche gibt, an die du wahrscheinlich nie gedacht hättest.

„Das ist bestimmt furchtbar technisch“, denkst du jetzt vielleicht. Oder: „Da arbeiten doch nur Männer.“ DieFrauen in diesem Heft berichten auch darüber und schildern ihre persönlichen Erfahrungen. Eins vorweg:Du musst keine Überfliegerin in Mathematik oder anderen technischen Fächern sein. Aber Spaß und Inter-esse am Knobeln und Problemlösen solltest du haben.

An den Beispielen der Frauen in dieser Broschüre wirst du sehen, dass in der Informatik neben FachwissenKreativität, Teamgeist und Kommunikationstalent gefragt sind. Wenn du also Spaß daran hast, eigeneIdeen zu entwickeln, mit anderen im Team zusammenzuarbeiten, und gerne mit Menschen zu tun hast, bistdu in der Informatik genau richtig.

Informatik ist spannend und faszinierend. Die Gelegenheit, dir einen Einblick in dieses vielseitige Berufsfeldzu verschaffen, solltest du nicht verpassen! Viel Spaß beim Lesen wünscht dir

Dr. Ursula KöhlerKompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V.

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Gute Gründe, Informatikerin zu werden

BerufsaussichtenDie Zahl an neuen Einsatzmöglichkeiten für dieInformatik wird weiter wachsen. Daher wird es indiesem Bereich auch zukünftig ausgezeichnete Perspektiven geben.

EinkommenAls Informatikerin hast du gute bis sehr gute Ver-dienstmöglichkeiten. Und das schon als Berufsein-steigerin.

Gute Chancen für Frauen Personalverantwortliche suchen Informatikerinnenals Mitarbeiterinnen für ihre Unternehmen, weildiese neben Fachkompetenzen auch soziale Kom-petenzen mitbringen. Gerade im Informatikbereichsind diese Fähigkeiten wichtig und notwendig.

Interdisziplinäres ArbeitenDa die Informatik fachübergreifend ist, gehört es indiesem Beruf zum Alltag, mit Menschen aus unter-schiedlichen Fachrichtungen im Team zusammenzu-arbeiten und gemeinsam Lösungen zu finden.

Öfter mal was NeuesIn der Informatik gibt es ständig neue Entwicklun-gen. Dadurch hast du als Informatikerin die Mög-lichkeit, immer wieder neue Dinge zu entdeckenund zu lernen. Dein Beruf wird also nicht lang-weilig werden.

Probleme lösen – Zukunft gestalten Die Informatik hilft bei der Lösung aktueller Prob-leme und ist zudem Motor für Innovationen aufzahlreichen Gebieten. Als Informatikerin hast dudementsprechend viele Möglichkeiten, aktiv an der Gestaltung unserer Zukunft mitzuwirken.

Spannende BerufsfelderDie vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten derInformatik machen spannende Kombinationen mitanderen Fachgebieten, beispielsweise mit Medizin,Biologie oder auch Mediengestaltung und Päda-gogik, möglich und sinnvoll.

Vereinbarkeit von Beruf und FamilieViele Unternehmen im Informatiksektor bieten mitt-lerweile Kinderbetreuung, Telearbeitsplätze, Teil-zeitlösungen oder andere flexible Arbeitszeitmo-delle an. Dadurch bieten sich gute Möglichkeiten,Karriere und Familie miteinander zu vereinbaren.

Weltweite ArbeitsmöglichkeitenInformatikerinnen werden auf der ganzen Weltgebraucht. Wenn du gerne eine Zeit im Auslandleben und arbeiten möchtest, gibt es für dich alsInformatikerin viele Möglichkeiten.

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Informatik – was ist das eigentlich?

Die Informatik ist aus unserem Leben nicht mehrwegzudenken. PCs, Handys, Internet, all das funk-tioniert nur dank Informatik. Aber auch in Autos,Flugzeugen, Waschmaschinen und vielen anderenDingen steckt Informatik. Selbst im Supermarkttriffst du auf sie – der Barcode auf der Verpa-ckung erspart das Eintippen des Preises an derKasse und hilft gleichzeitig dabei, den Lagerbe-stand zu verwalten. Sichtbar ist die Anwendungvon Informatik auch in der Medizin, wo Ultra-schalldiagnosen oder Computertomographie unddie rechnergesteuerte Überwachung medizinischerGeräte verdeutlichen, wie nützlich der Einsatz vonInformatik ist.

Wie aber ist es der Informatik gelungen, auf allenGebieten eine solche Bedeutung zu erlangen?Was ist das Geheimnis ihres Erfolgs? Die Antwortist einfach: Die Informatik ist vielseitig und nicht aufein Gebiet festgelegt.

Informatik bezeichnet die systematische, automa-tisierte Verarbeitung von Informationen (Daten),insbesondere mit Hilfe von Rechenanlagen. Dasheißt, die Informatik konzipiert und konstruiertmathematische Maschinen, also Computer, diesich für die Informationsverarbeitung jeglicher Arteignen. Ob Zahlen, Zeichen, Sprache, Musik oderBilder – mit dem Computer können all diese Datendigital verarbeitet werden. Und in der einen oderanderen Form gibt es solche Daten in fast jedemBereich: in den Wissenschaften genauso wie inder Wirtschaft und der Technik.

Die Informatik wird einerseits genutzt, um die vorhandenen, großen Mengen an Informationenbesser strukturieren und speichern zu können. Ein Beispiel dafür ist das Internet, in dem riesigeDatenmengen so aufbereitet werden, dass sie weltweit abrufbar sind. Zudem gibt es heute eineVielzahl von Computersystemen, die als sogenannte eingebettete Systeme Berechnungendurchführen, Informationen vermitteln, kontrollieren,koordinieren oder steuern. Eingebettete Systemesind von außen nicht sichtbar, sondern in andereSysteme eingebunden. Mit Hilfe von Sensorenerfassen sie Informationen, werten sie aus und setzen sie in Signale für Steuergeräte um. Sie sinduntereinander vernetzt und gleichzeitig über kom-plexe Schnittstellen mit Menschen verbunden.

Ein Beispiel dafür ist dein Handy. Belichtungs-sensoren sorgen dafür, dass du ohne komplizierte Einstellungen fotografieren kannst, und Informa-tiksysteme suchen die Verbindung zum nächstenFunkmast, damit auch das Telefonieren möglichist. Und du hast so viel Speicher und Rechen-leistung in deinem Handy, dass du einstellenkannst, welche unterschiedlichen Klingeltönegespielt werden oder welches Bild angezeigtwird – je nachdem, wer gerade anruft!

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Aber die Informatik kann noch mehr. Sie ermög-licht auch virtuelle Experimente. Was real nichtmöglich wäre, kann mit Hilfe von Informatik er-probt werden: Landungen auf fremden Planeten,Schnitte durch menschliche Körper, um Operatio-nen besser vorbereiten oder Krankheiten frühererkennen zu können. Umwelteinflüsse, Erdbebenoder Hurrikans können in Modellrechnungen simu-liert und ihre möglichen Auswirkungen vorherge-sagt werden. Mit der Computervisualisierung wer-den diese virtuellen Experimente sichtbar und auchfür Laien nachvollziehbar gemacht.

Neugierig geworden? Mehr zu den vielfältigenund interessanten Einsatzmöglichkeiten der Infor-matik erfährst du in den folgenden Interviews.

Informatik und Informationstechnik (IT) – gibt es da einen Unterschied?

Die Bezeichnung Informatik ist in den 60er Jahren aus den Bestandteilen Information undMathematik gebildet worden. Das heißt, in derInformatik werden Informationen mit mathema-tischen Methoden bearbeitet. Es geht um das Auffinden grundsätzlicher Lösungen und dieEntwicklung neuer Verfahren, die dann in die verschiedensten Anwendungen eingehen.

Der Begriff IT findet erst seit etwa zehn Jahrenimmer stärkere Verwendung. Gemeint sind damitvor allem konkrete und komplexe Anwendungender Informatik. Abteilungen, die sich mit der Ein-führung und Nutzung von Informatiksystemen inUnternehmen beschäftigen, werden heutzutageoft auch als IT-Abteilung bezeichnet. Die dortBeschäftigten werden IT-Fachkräfte genannt.

Kurzum: Die Bedeutung der Begriffe ist nicht fest-geschrieben und entwickelt sich weiter.

Weitere Informationen zur Informatik findest du z.B. im Positionspapier der Gesellschaft für Informatik: www.gi-ev.de/themen/was-ist-informatik/.

Ada King, Countess of Lovelace, wird die erste Pro-grammiererin der Geschichte genannt. Die Mathemati-kerin lebte 1815–1852, also in der Zeit, als erst-mals versucht wurde, einfache Rechenschritte vonMaschinen ausführen zu lassen. Als Studentin stießsie auf die Beschreibung einer Rechenmaschine, derAnalytical Engine, des englischen WissenschaftlersCharles Babbage. Ada Lovelace war fasziniert vondiesem ersten Vorläufer eines Computers und schriebProgramme für den Apparat, mit denen fortgeschrit-tene mathematische Berechnungen angestellt werdenkonnten. Diese werden heute als die ersten Compu-terprogramme angesehen. Trotz aller Bemühungenwurde die Analytical Engine nie gebaut und erst110 Jahre später wurde die Bedeutung der Arbeitvon Charles Babbage und Ada Lovelace erkannt.

Die erste Programmiererin war eine Frau

Der Nasa Marsroboter „Spirit“

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Ihr habt beide erst eine Ausbildung imkaufmännischen Bereich gemacht, bevorihr euch dazu entschlossen habt, nocheine Ausbildung im IT-Bereich zu machen.Wie kam es dazu?Jenny: Eigentlich wollte ich in Richtung IT erst nichtgehen, da ich immer wieder hörte: „Das ist einereine Männerwelt und Frauen haben dort keineChance!“ Deswegen fing ich eine Ausbildung beieiner Krankenkasse an, also quasi in einem Büro-job. Ein Jahr lang machte ich diese Ausbildung;das Ganze war jedoch überhaupt nicht meine Welt und deshalb bewarb ich mich um einen Aus-bildungsplatz als IT-System-Elektronikerin – undwurde genommen.Eva: Mein Wunsch ist es, als Software-Beraterin zu arbeiten. Nur kaufmännische Kenntnisse reichendazu aber nicht. Und um auch das notwendigetechnische Fachwissen zu bekommen, habe ichmich nach der Ausbildung zur Bürokauffrau ent-schlossen, noch eine Ausbildung zur Fachinforma-tikerin dranzuhängen.

Was macht eigentlich eine IT-System-Elektronikerin beziehungsweise eine Fach-informatikerin Fachrichtung Anwendungs-entwicklung?Jenny: IT-System-Elektronikerinnen werden vor allemdann gerufen, wenn Probleme oder Störungen mitden Computer- und Kommunikationsanlagen auf-

VoraussetzungenDie IT-Berufe sind Dienstleistungsberufe. Kommu-nikation und Teamarbeit gehören zu den wich-tigsten Voraussetzungen. Ein bestimmter Schul-abschluss ist nicht gesetzlich vorgeschrieben,allerdings erwarten die meisten Betriebe minde-stens die mittlere Reife. Wichtige Fächer sindEnglisch, Deutsch und Mathematik. Wer dannnoch eine gute Portion Neugier und Interessedaran mitbringt, wie Technik funktioniert, hatgute Chancen auf einen Ausbildungsplatz.

Um Informatikerin oder IT-Fachkraft zu werden,musst du nicht unbedingt studieren, sondern kannstauch eine Ausbildung machen. In der Industrie, im Handel und im öffentlichen Dienst sowie imHandwerk wird in den IT-Berufen ausgebildet. Bei-spielsweise entwickeln Fachinformatikerinnen undFachinformatiker bei Sparkassen und Banken Pro-gramme, damit Kundinnen und Kunden Überwei-sungen online tätigen können. Oder sie program-mieren bei Fluggesellschaften die Software, mitder die Fluggäste am Flughafen einchecken.

Die Berufe haben unterschiedliche Schwerpunkte,die Kernqualifikationen sind aber gleich. In allenBerufen lernst du Organisation und Ablauf desAusbildungsbetriebs kennen, erwirbst betriebswirt-schaftliche Kenntnisse und erlernst natürlich auchdas Programmieren und die Betreuung von IT-Anlagen.

Ausbildungsberufe– spannend und vielseitig

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Zwei Azubis berichtenDigitale Welten – wir mischen mit!

Jennifer Graß, 20, und Eva Ciesla, 23, machen beide eine Ausbildung bei derDeutschen Telekom AG. Sie sind im zweiten Ausbildungsjahr: Jenny wird zur IT-System-Elektronikerin und Eva zur Fachinformatikerin Fachrichtung Anwendungs-entwicklung ausgebildet. Vor ihrer jetzigen Ausbildung waren beide im kauf-männischen Bereich tätig.

treten. Da ist man dann an ganz verschiedenenArbeitsorten tätig, also in Büros, Rechenzentren,Werkstätten oder bei den Nutzerinnen und Nutzernvor Ort, und hat zudem viel mit Menschen zu tun.Neben der Wartung kann eine IT-System-Elektroni-kerin noch im Bereich Planung, Vertrieb und Instal-lation von Computer- und Kommunikationsanlagentätig sein. Momentan fahre ich mit einem Service-techniker zu Kundinnen und Kunden hinaus.Eva: Eine Fachinformatikerin der FachrichtungAnwendungsentwicklung entwickelt Softwarelösun-gen oder verändert vorhandene Programme, sodass sie den aktuellen Bedürfnissen des Betriebsentsprechen. Die Aufgaben sind sehr vielfältig: Erstmüssen die Anforderungen an das Programm mitden Kundinnen und Kunden abgestimmt werden,dann erfolgen die Programmierung und verschie-dene Testdurchläufe, bei denen geprüft wird, obdas Programm auch wirklich korrekt funktioniert.Klappt alles, kann das Programm an den Auftrag-geber übergeben werden. Da es sich häufig umneue Softwarelösungen handelt, muss im Anschlussnoch eine Schulung für die Nutzerinnen und Nut-zer stattfinden. In der Ausbildung wird uns dasalles nach und nach beigebracht.

Was gefällt euch an eurer Ausbildungbesonders?Jenny: Der technische Aspekt. Ich finde es einfachinteressant, wie es zum Beispiel in einem PC odereinem Telefon aussieht, wie genau das Telefonierenfunktioniert und was eigentlich das Internet ist.Außerdem ändert sich alles in dieser Branche soschnell, dass es nie langweilig wird, weil manimmer wieder etwas Neues entdecken kann.Eva: Mir gefällt an meiner Ausbildung, dass ich technisch versierter bin als viele andere, diesich nicht täglich mit Informationstechnologiebeschäftigen.

Was sagen eure Eltern, Freundinnen und Freunde zu eurer Ausbildungswahl? Jenny: Meine Familie war nicht so begeistert, denn ich musste für meine jetzige Ausbildung jaeine andere abbrechen. Ich bekam oft zu hören:„Überleg es dir gut, denn du kannst danach nichtmehr zurück!“ Aber das genau wollte ich sowiesonicht. Mittlerweile freuen sich alle, dass ich nungenau das gefunden habe, was ich beruflichmachen möchte.Eva: Meine Eltern waren von meiner Entscheidung,in die IT-Branche zu wechseln, nicht begeistert – und sie sind es bis heute nicht. Sie hätten es lieber gesehen, wenn ich mit meinen fünf Fremd-sprachen zum Beispiel Anglistik studiert hätte undanschließend Dolmetscherin geworden wäre. Trotz-dem mussten sie in der letzten Zeit eingestehen,dass sie stolz auf mich sind, dass ich meinen Weggehe, auch wenn es nicht der Weg ist, den siegern für mich gesehen hätten.

Findet ihr es problematisch, eine der weni-gen Frauen in eurer Ausbildung zu sein?Jenny: Erst dachte ich wirklich, dass es schwierigwird, sich als Frau durchzusetzen. Aber dem istnicht so. Es macht Spaß und ich bereue keinen einzigen Tag meiner Ausbildung. Ich denke sogar,dass Frauen manche Dinge besser können alsMänner. Was nicht bedeuten soll, dass die Män-ner ihren Job nicht gut machen.Eva: Wir sind in meinem Ausbildungsjahr drei Frauen und sieben Männer, also eigentlich garnicht so wenige.

Interessiert, aber noch nicht sicher? Viele Unternehmen bieten Berufsorientierungsveranstaltungen oder Technik-Camps an, in denen du die Möglichkeit hast, mal in einen dieser Jobs hineinzuschnuppern. Wo und wann diese stattfinden, erfährst du unter www.kompetenzz.de. Weitere Informationen zu den IT-Berufen findest du unter www.idee-it.de und www.it-berufe.de.

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Um ihren vielfältigen Anwendungsmöglichkeitengerecht zu werden, kann die Informatik heutebereits im Studium mit den unterschiedlichstenFächern kombiniert werden. Das zeichnet ihre Viel-seitigkeit aus und macht gleichzeitig deutlich, dassviele Möglichkeiten hinter dem Beruf der Informa-tikerin stecken. Ingenieur- oder Wirtschaftsinforma-tik, Medien-, Bio- oder Medizininformatik sind Bei-spiele für solche Studiengänge. Für alle, die einebreit gefächerte Ausbildung anstreben und sichnoch nicht auf ein Fachgebiet spezialisieren wol-len, besteht an den Universitäten auch die Mög-lichkeit, „klassische“ Informatik zu studieren. DieWahl einer Vertiefungsrichtung kann dann im wei-teren Verlauf des Studiums geschehen.

Aktuell werden 722 informatikrelevante Studien-gänge angeboten. Die Schwerpunkte und interdis-ziplinären Lehrangebote sind von Hochschule zuHochschule sehr unterschiedlich. Darum lohnt essich, gezielt nach der eigenen Wunschkombinationzu suchen, beispielsweise unter: www.iid.de/seiten/allgemein/SG Eingang.php.

Voraussetzungen Wenn du neugierig bist, wie Dinge funktionieren,und Interesse daran hast, Lösungen für alltäglicheoder manchmal auch sehr knifflige Probleme zusuchen, bringst du schon mal gute Voraussetzun-

gen für ein erfolgreiches Informatikstudium mit.Wenn du zudem gerne gemeinsam mit anderen im Team arbeitest, zuhören kannst und Spaßdaran hast, anderen etwas zu erklären – nochbesser.

Gute Fremdsprachenkenntnisse, vor allem in Eng-lisch, sind in der Informatik wichtig, denn vieleLehrbücher sind auf Englisch und im späteren Be-rufsleben wirst du häufig in internationalen Teamsarbeiten. Mathematikkenntnisse sind ebenfallswichtig. Du musst aber nicht unbedingt einenMathematik-Leistungskurs in der Schule belegthaben, um Informatik studieren zu können. Die notwendigen Grundlagen werden dir im ersten Studienjahr beigebracht. Zudem bieten viele Hoch-schulen für Erstsemester in der Informatik Vorkursein Mathematik an, die du besuchen kannst. Kennt-nisse in Programmiersprachen sind nicht notwendig.

Allein unter Männern? Es stimmt, dass nach wie vor mehr Männer alsFrauen Informatik studieren. Aber der Anteil anStudienanfängerinnen wächst und die positivenErfahrungen der meisten Informatikerinnen mit denmännlichen Mitstudierenden zeigen, dass dich die-ser Umstand nicht von der Aufnahme eines Infor-matikstudiums abhalten sollte.

Rund ums Studium

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Internationaler Frauenstudiengang InformatikBislang einmalig in Deutschland ist der Interna-tionale Frauenstudiengang Informatik (Bachelor)an der Hochschule Bremen: Frauen studieren hier unter sich. Ein Semester im Ausland ist Pflichtund kann an einer der Partneruniversitäten absol-viert werden. Mehr Infos dazu findest du unterwww.informatikerin.hs-bremen.de.

Wo studieren – Uni, FH oder BA?Wenn du eher eine breit gefächerte Ausbildunganstrebst und dir eine Karriere in Wissenschaftoder Forschung vorstellen kannst, solltest du deineAusbildung an einer Universität machen. Dortkannst du zum großen Teil auch selber festlegen,welche Fächer du belegen willst. Eine stärker pra-xisorientierte Ausbildung bieten dir die Fachhoch-schulen (FHs), bei denen Berufspraktika ebensozum Studium gehören wie die straffe Organisationdes Stundenplans. An einer Berufsakademie (BA)ist das Studium mit einer betrieblichen Ausbildungkombiniert, das theoretisch gelernte Wissen kannalso direkt in der Praxis angewandt und vertieftwerden. Berufsakademien gibt es allerdings nichtin allen Bundesländern.

Einfach mal reinschnuppern Für die verschiedenen Studienrichtungen der Infor-matik gibt es an vielen Hochschulen Schnupper-angebote, bei denen du feststellen kannst, ob einsolches Studium das Richtige für dich ist. Die Ange-bote finden nachmittags, am Wochenende oderwährend der Schulferien statt und vermitteln einenersten Eindruck von den Inhalten des Studiums und dem Studentinnenleben. Unter www.kompetenzz.de und auf den Internet-seiten der einzelnen Hochschulen kannst du nachSchnupperstudienangeboten in deiner Nähesuchen.

Lust auf einen Auslandsaufenthalt?Ein Auslandsaufenthalt an einer Hochschule oderim Rahmen eines Praktikums macht sich nicht nursehr gut im Lebenslauf, sondern ist auch persönlicheine wertvolle Bereicherung. Mittlerweile habenalle Hochschulen Austauschprogramme mit Hoch-schulen und Firmen in anderen Ländern. Dadurchist es recht unkompliziert geworden, einen Teil desStudiums im Ausland zu verbringen. Für die Finan-zierung des Aufenthaltes gibt es Stipendienmög-lichkeiten. Die Akademischen Auslandsämter anden Hochschulen geben dir weitere Tipps.

Übrigens: Alle Studiengänge in Deutschlandwerden gerade auf die international gebräuch-lichen Abschlüsse „Bachelor“ und „Master“ umge-stellt. Das Bachelor-Studium dauert ca. drei Jahre,das auf den Bachelor aufbauende Master-Studiumca. zwei Jahre. Bereits der Bachelor befähigt zurAufnahme eines Berufes, denn du hast damit eineabgeschlossene Ausbildung in der Tasche. Zudemist es durch die Standardisierung der Abschlüssemöglich, nach dem Bachelor-Studium das Master-Studium (auch mit einer längeren Unterbrechung)an einer anderen deutschen bzw. ausländischenHochschule fortzusetzen. Du kannst also nach demBachelor problemlos an eine andere Hochschulewechseln oder auch erst mal eine Zeit langarbeiten gehen, bevor du weiterstudierst. 8/9

Jede Menge interessante Tipps rund ums Studium findest du unter www.studienwahl.de,www.hochschulkompass.de und www.iid.de/de/89.php.

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Interview mit Sandra LauIngenieurinformatikSandra Lau wurde das Interesse an Informatik quasi in die Wiege gelegt. Trotz-dem hat sie lange nach der richtigen Studienrichtung gesucht, besuchte Tageder offenen Tür an verschiedenen Universitäten und nahm am Schnupperstudiumder Technischen Universität (TU) Dresden teil. An der Otto-von-Guericke-Univer-sität Magdeburg fand die 20-Jährige dann schließlich das, was sie suchte: einInformatikstudium, das stark an die Ingenieurwissenschaften angelehnt ist. Sandra ist mittlerweile im dritten Semester.

Sandra, wie bist du darauf gekommen,Informatik zu studieren? In der Schule gab esInformatik als Wahlfach und da wurde mein Inter-esse geweckt. Zudem hatte ich die Möglichkeit, imSchülerrechenzentrum der TU Dresden an einemProgrammierkurs (Turbo-Pascal) teilzunehmen, wasich sehr spannend fand.Ich habe allerdings lange nach der richtigen Stu-dienrichtung gesucht. Etwas mit Technik sollte essein. Ich habe an der TU Dresden am Schnupper-studium teilgenommen und mich an sieben Univer-sitäten beworben. Überall wurde ich angenommen.Viele der Informatikstudiengänge waren mir aberzu wirtschaftslastig. Deshalb kamen schließlichRostock und Magdeburg in die engere Wahl. FürMagdeburg habe ich mich schließlich entschieden,weil es dort den neuen Studiengang Ingenieurinfor-matik gab, mit einem einsemestrigen Industrieprak-tikum als Bestandteil des Studiums und zudem einMentorenprogramm an der Fakultät für Informatik.

Wer hat dich bei deinem Interesse fürInformatik besonders unterstützt? MeineEltern haben beide Informationstechnologie stu-diert. Schon meine Wiege stand quasi zwischenihren Arbeitsplätzen zu Hause, später stand meinSchreibtisch daneben. So war ich schon früh mitdem Arbeitsmittel Computer vertraut.

Viele junge Frauen denken, dass ein Studium der Informatik nur mit Vorkennt-nissen in Programmiersprachen und Top-Noten in Mathematik zu bewältigen ist.Was sagst du dazu? Ich hatte Vorkenntnisseim Programmieren und sehr gute Noten im Mathe-Leistungskurs. Ich dachte, damit hätte ich wohlkeine Probleme. Aber anfangs waren die Vorkennt-nisse im Studium gar nicht anwendbar. Es wurdenganz andere Inhalte und Methoden gelehrt.

Wie sieht dein Studienalltag aus? ImSemester besuche ich an fünf Tagen in der Wochedie Vorlesungen und Übungen und mache an-schließend die Hausaufgaben. Nebenbei habe ichdie Möglichkeit, für eine Firma in Dresden zuarbeiten bzw. zu programmieren. Außerdem enga-giere ich mich im Fachschaftsrat, das ist die Studie-rendenvertretung der Fakultät. Wir sind für Fragenund Sorgen der Mitstudierenden da. Zum Studien-jahrsbeginn organisiert der Fachschaftsrat ein Pro-gramm für die Erstsemester.

Was gefällt dir an deinem Studiumbesonders? Die Teilnahme an unserem Men-torenprogramm war eine große Hilfe, um dieAnfangsschwierigkeiten zu überwinden. Erst-semester werden in diesem Programm von Studie-renden höherer Semester desselben Studiengangsbetreut, lernen Mitstudierende kennen und bildenLerngruppen.

Im Studiengang Ingenieurinformatik wählen die Studierenden ein Anwendungsfach. Sandra hat sich für Produktionstechnik entschieden.

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Gut gefällt mir an meinem Studiengang auch, dass man sowohl viel mit dem Rechner arbeitenkann, aber auch mal rauskommt. In meinemAnwendungsfach, Produktionstechnik, kann manwas zum Anfassen machen (zum Beispiel neue Produkte konstruieren, Gussteile fertigen) und manerlebt die praktische Anwendung der Informatik.

Welchen Rat würdest du einer Schülerinmit auf den Weg geben, die überlegt,Informatik zu studieren? Du solltest dich aufkeinen Fall von Vorurteilen und Sprüchen andererabschrecken lassen, sondern dir selbst ein Bildmachen, zum Beispiel am Tag der offenen Tür oderbeim Schnupperstudientag.

Interview mit Kristina ScherbaumInformatik, Schwerpunkt ComputergrafikIn ihrem Beruf als Mediengestalterin hatte Kristina Scherbaum, 27, immer gernegearbeitet und zur Vertiefung an ihre Ausbildung noch ein Studium der Audio-visuellen Medien angeschlossen. Doch dann wollte sie irgendwann wissen, welche Technik hinter den Programmen steckt, mit denen sie tagtäglich arbeitete. Wäh-rend eines berufspraktischen Semesters am Max-Planck-Institut für Informatikentschloss sie sich deshalb dazu, das Master-Studium Informatik mit dem Schwer-punkt Computergrafik an der Universität des Saarlandes zu absolvieren.

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Kristina, warum hast du dich für einInformatikstudium entschieden? In derSchulzeit hatte ich zwar schon Interesse an Technik und Mathematik, gleichzeitig aber auch großen Spaß an gestalterisch-kreativen Aufgaben. Deswegen machte ich eine Aus-bildung zur Mediengestalterin und im Anschluss studierte ich an der Fachhochschule StuttgartAudiovisuelle Medien. Durch die Arbeit mit 3D-Programmen wurde mein Interesse für diezugrunde liegende Technik geweckt. Also machteich mein Praxissemester am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken in der ArbeitsgruppeComputergrafik. Ich war völlig beeindruckt vonden Möglichkeiten, die die Computergrafik bie-tet, und entschloss mich deshalb, Informatik mitdiesem Schwerpunkt zu studieren. Meinen Fach-hochschulabschluss in Audiovisuelle Medien hatteich zu dieser Zeit bereits, so dass ich direkt in dasMaster-Studium einsteigen konnte.

Als Computergrafik wird die Analyseund Synthese von dreidimensionalenund zweidimensionalen Daten undderen Umsetzung in Bilder bezeichnet.Wo liegt da dein Schwerpunkt?Während meiner Arbeit am Max-Planck-Institutund meiner FH-Diplomarbeit dort habe ich inZusammenarbeit mit meinem Betreuer ein Alte-

rungs-Prognose-System entwickelt. Aus einzelnenBildern können wir eine lernbasierte Vorhersageder Gesichtsalterung machen, also zum Beispielvon einem Babyfoto eines vermissten Kindes eineVorhersage anstellen, wie das Kind in 20 Jahrenaussieht. Natürlich sind Eigenschaften wie zumBeispiel das Körpergewicht nicht vorhersagbar – aber auf Basis der bestehenden Physiognomielassen sich eine Schätzung der Gesichtsformberechnen und verschiedene Körpergewichtswertesimulieren.

Viele junge Frauen denken, dass ein Studium der Informatik nur mit Vorkennt-nissen in Programmiersprachen und Top-Noten in Mathematik zu bewältigen ist. Was sagst du dazu? Mein persönlicher Eindruck ist, dass ein Interesse an Mathematikund Technik definitiv vonnöten ist. Das Informatik-

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studium besteht zu großen Teilen aus Mathematik– häufig allerdings angewandter Mathematik. Vorkenntnisse sind von großem Vorteil, ebenso wieder Spaß am Knobeln. Allerdings bin ich nicht derMeinung, dass Programmierkenntnisse notwendigsind. Die Grundlagen hierzu werden im Grundstu-dium detailliert vermittelt und geübt. Ich persönlichhatte gute Grundlagen in Mathematik, aber nahe-zu keine Vorkenntnisse in Programmiersprachenund Informatik.

Wie sieht dein Studienalltag aus? ImMaster-Studiengang kann ich zwischen theoreti-schen und praktischen Vertiefungsfächern wählen.Die Grundlagen der höheren Mathematik werdenhier vorausgesetzt. Meistens wähle ich eine Kom-bination aus Stammvorlesungen, Vertiefungsvorle-sungen und Seminaren. Stammvorlesungen gebeneinen fundierten Einblick und auch Überblick überbestimmte Fachgebiete. Durch häufige Übungen in Gruppenarbeit lernt man fundamentale Techni-ken anzuwenden. Vertiefungsvorlesungen setzenmeistens ein Vorwissen in einem Fachgebiet vorausund bauen darauf auf – oft auch mit praktischenProgrammierübungen. Eine gute Ergänzung dazubieten Seminare. Dort lernt man, sich mit einemspeziellen Themengebiet zu befassen und darüber

zu referieren oder zu schreiben – in der Regel auf Englisch. Was ich persönlich als besonders eindrucksvoll empfinde, ist, dass ich keine einzigeVorlesung in deutscher Sprache mehr höre. AlleVorlesungen, Übungen und meistens auch Klau-suren werden in englischer Sprache absolviert. Das ist ein hervorragendes Training für den spä-teren Berufsweg.

Wie ist die Situation als eine der wenigenFrauen im Informatikstudium? Sehr positiv.Ich kann über keine negativen Erfahrungen be-richten. Übrigens wächst der Frauenanteil stetig – in den Vorlesungen, die ich besuche, sitzen zuca. 25 Prozent Frauen.

Stört es dich, dass Berufe im Bereich Informatik/IT immer noch als so genannte„Männerberufe“ gelten? Nein, eigentlich garnicht. Und eigentlich ist mir auch nicht klar, warumder Frauenanteil so gering ist – ich wüsste zumin-dest keinen Grund.

Thea, wie bist du darauf gekommen,Informatik zu studieren? Nach drei enttäu-schenden Schulpraktika im grafischen Bereich hatteich in der 11. Klasse die Möglichkeit, im Rahmendes Projekts Girls@D21 an einem zweiwöchigenPraktikum bei der IBM in Böblingen teilzunehmen.Wir bekamen dort Mentorinnen zugeteilt: Frauen,die schon als Informatikerinnen tätig sind und diewir eine Woche lang durch ihren Alltag begleiten

sollten. Meine Mentorin, Irene, war zu der Zeit, als ich bei ihr war, mit dem Debuggen eines Quell-codes beschäftigt.

Debuggen nennt man die Fehlersuche in einemProgrammcode. Ein „Bug“ ist eigentlich ein Käfer,in einem Programm ist dies aber ein Fehler, derdazu führt, dass das Programm vielleicht aus-geführt werden kann, aber an gewissen Stellen

Weitere Informationen zur Arbeit von Kristina Scherbaum gibt es unter www.mpi-inf.mpg.de/~scherbaum.

Interview mit Thea RaubingerInternational Business Information Technology

Durch das Projekt Girls@D21 (gefördert vom Bundesministerium für Bildung undForschung) lernte Thea Raubinger zwei Wochen lang den Arbeitsalltag einerInformatikerin kennen und entschloss sich daraufhin, selbst Informatik zu stu-dieren. Mit dem Studiengang International Business Information Technology ander Berufsakademie in Mannheim fand sie die ideale Kombination für sich: eininternational ausgerichtetes Studium mit gleichzeitiger Praxisausbildung. Die23-Jährige steht mittlerweile kurz vor ihrem Abschluss.

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falsche Ergebnisse liefert oder sich selbst be-endet. Das ist eine ganz schöne Fisselarbeit:Man kann es vielleicht damit vergleichen, einenKommafehler in einem 500-seitigen Buch zusuchen. Dazu muss man das Buch lesen und denZusammenhang verstehen.

Es wurden aber nicht nur solche „Kommafehler“gesucht, sondern auch neue Anwendungen ein-gebaut und verbessert. Der Kunde hatte das Programm schon bei sich im Betrieb eingeführt und dabei hatte sich herausgestellt, dass ein paar Dinge nicht ideal liefen, unlogisch warenoder benutzungsunfreundlich. Dazu gab es viele Meetings und Absprachen mit dem Kunden undden anderen Programmierenden. Die Teams, diean dem Programm arbeiteten, waren teilweiseüber den ganzen Erdball verteilt und so hatten wirauch Videokonferenzen mit den USA oder Japan.In dieser Woche war ich eigentlich die wenigsteZeit vor dem Rechner – wir waren die ganze Zeitin Besprechungen, denn nur durch gute Teamarbeitund gute Kommunikation kann so ein Projekt rei-bungslos laufen. Das hat mich fasziniert. Das wardas erste Mal, dass ich gesehen habe, dass Leutewirklich frei arbeiten konnten.

Du hast dich dann für das Studium Inter-national Business Information Technologyan einer Berufsakademie (BA) entschie-den. Was ist das Besondere an deinemStudium? Erst mal besteht mein Studium zureinen Hälfte aus Praxis. Im gesamten Studium binich also sechsmal jeweils drei Monate im Betriebzum Praktikum und kann viel von dem, was ich ander BA lerne, dort anwenden oder vertiefen.Dabei durchlaufen wir verschiedene Abteilungen

und haben dort meist eigene Projekte. So war ichschon in mehreren Marketingabteilungen und imInformation Management.Zudem habe ich ja einen internationalen Studien-gang gewählt. Das heißt, die Vorlesungen sind aufEnglisch und als weitere Fremdsprache haben wirSpanisch. Außerdem steht mindestens ein Auslands-semester als Pflicht auf dem Plan. Ich war vierMonate in Hongkong zur Praxis eingesetzt undhabe ein Semester in Spanien studiert.

Würdest du ein Auslandssemester gene-rell empfehlen? Auf jeden Fall! Ich denke, es istimmer gut, ein Auslandssemester einzubauen, auchwenn eventuell Studienzeit verloren geht. Die Erfah-rungen, die man dabei sammelt, sind unersetzlichund können an keiner Uni gelehrt werden.

Welchen Rat würdest du einer Schülerinmit auf den Weg geben, die überlegt,Informatik zu studieren? Informatik ist mittler-weile ein so breites Fachgebiet, in dem viele ver-schiedene Vertiefungsrichtungen angeboten wer-den. Überleg dir gut, ob du nicht von Anfang aneine bestimmte Richtung vertiefen willst – so kannstdu es vermeiden, Fächer belegen zu müssen, diedich eigentlich gar nicht interessieren.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?Am 30. September 2006 endet mein Studium – danach würde ich gerne noch ein bisschen beimeinem Ausbildungsbetrieb bleiben. Aber manweiß ja nie, was das Leben einem so bringt.

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In der Medizin spielt die Informatik in allen Berei-chen und auf allen Ebenen eine wichtige Rolle.Minimalinvasive Eingriffe, also Operationen, beidenen ein kleiner Schnitt genügt, um dann mit Hilfevon Minikameras eine Operation im Körper durch-zuführen, gehören zum Standard und chirurgischeEingriffe lassen sich heute dank Informatik realitäts-getreu planen, üben und optimieren.

Auch die Diagnose mittels EKG, Ultraschall, Com-putertomographie (CT), Röntgen und anderen sogenannten bildgebenden Verfahren ist heute Rou-tine und es lassen sich beispielsweise mit einer CTSchichtbilder des Körpers anfertigen, die – digitalaufbereitet – die Möglichkeit bieten, beliebigeSchnitte durch den virtuellen Körper zu machen,einzelne Organe hervorzuheben oder nur dieKnochen sichtbar werden zu lassen.

Von Nutzen sind diese Fortschritte jedoch nur,wenn sie schnell und einfach abrufbar sind, alsooptimal gespeichert und verwaltet werden. Dazusind komplexe Informationssysteme notwendig, mitdenen möglichst alle Krankendaten erfasst werdensollten. Im Krankenhaus fängt das bei der Regis-trierung an, läuft über die Steuerung der Unter-suchungen, die beispielsweise mittels Ultraschalloder Röntgenaufnahme gemacht werden, sowiedie Auswertung der daraus resultierenden Bilderund endet bei der Abspeicherung der Daten ineinem Archiv.

Medizininformatik

Interview mit

Katharina, Sie haben Medizininformatikan der Universität Leipzig studiert. Washat Ihnen an Ihrem Studium besondersgefallen? An meinem Studium hat mir gefallen,dass die Informatik durch anwendungsnahe Tech-nologien der Medizintechnik ergänzt wird. Im Rahmen des Studiums konnte ich Einblicke in dasKrankenhausmanagement und die IT-Abteilungenin Krankenhäusern gewinnen. Ich hatte somit stetseinen konkreten Praxisbezug und erkannte, dassInformatik sehr vielseitig eingesetzt werden kann.Medizininformatik optimiert zum Beispiel Prozesseim Krankenhaus und erleichtert somit die Arbeit für das Krankenhauspersonal.

Wie war die Situation als eine der wenigen Frauen im Informatikstudium?Ich hatte nie Probleme, mit vielen Männern zu stu-dieren. Wir waren in unserem Semester acht Frauenvon insgesamt 120 Studierenden. Wir Frauenhaben alle das Studium abgeschlossen, währendviele der Männer es vorher abgebrochen haben.Die Frauen waren auch die Ersten, die das Studiumabschlossen. Ich habe es nie als nachteilig empfun-den, eine Frau in der Informatik zu sein. Im Gegen-teil: Wir wurden stets unterstützt und ich wurdemehrmals zur Fachschaftsratsprecherin gewählt.

Mittlerweile sind Sie bei der Siemens AGim Bereich Medical Solutions tätig. Wel-che Tätigkeitsfelder gibt es dort und wassind Ihre Aufgaben? Siemens Medical Solu-tions bietet Lösungen an, die den gesamten Bereicheiner Gesundheitsversorgung abdecken. Dazugehören unter anderem innovative bildgebendeSysteme für Diagnose und Therapie wie Röntgenge-räte, Ultraschallgeräte, Computertomographie (CT)sowie IT-Lösungen – wie beispielsweise eine elektro-

Virtuelle Simulation eines chirurgischen Eingriffs

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nische Patientenakte. Sie helfen, die Arbeitsabläufein Kliniken und Praxen zu optimieren, das heißt, die Qualität der Versorgung zu steigern und gleich-zeitig die Kosten zu senken. Ich arbeite im Bereich Customer Services, in demunter anderem neue Dienstleistungen für unsereProdukte entwickelt werden, und bin dort für dieKoordination und Entwicklung der technischen Rea-lisierung zuständig. Dazu muss ich im ersten Schrittdie gesamten Anforderungen an die künftigeImplementierung sammeln, festhalten und abstra-hieren. Daraus entwickle ich die globale Umset-zungsstrategie. Das Lösungskonzept wird dann inden verschiedenen Datenbanken oder Produkten in der jeweiligen Programmiersprache umgesetzt.Zum Abschluss erfolgt die Testphase der Einzel-komponenten des Systems und des Gesamtsystems.Damit man eine solche Lösung entwickeln kann,braucht es neben dem technischen Wissen auchAbstraktionsvermögen und Teamgeist, denn esmuss genau besprochen werden, was wie unddurch wen umgesetzt werden soll.

Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeitam meisten? IT im medizinischen Sektor ist ein unglaublich spannendes und zukunftsträchtigesGebiet. Mich begeistert immer wieder, dass ich mitso vielen unterschiedlichen Leuten und Technolo-gien zu tun habe. Mit Hilfe der Informatik könnenArbeitsprozesse im Krankenhaus unterstützt undoptimiert werden. Krankheiten können früher er-kannt werden. Die Heilungschancen steigen stetigdurch präzisere Medizintechnik und effizientereArbeitsabläufe in Kliniken. Durchlaufzeiten im Kran-kenhaus werden verkürzt. IT schafft Erleichterungenfür Patientinnen, Patienten und medizinisches Per-sonal. Die Faszination der Medizininformatik liegtfür mich in der Kombination all dieser Aspekte.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Ichhabe gerade das zweijährige Traineeprogrammvon Siemens abgeschlossen, in dem ich viel vonSiemens Medical Solutions kennen gelernt habe.Nun habe ich meine erste feste Stelle als Inbound-Marketing-Managerin angetreten. Neben der Ver-antwortung für die technischen Realisierungskon-zepte bin ich die Schnittstelle zwischen Marketingund Technik. Ich möchte komplexe, aber adaptier-bare Lösungen entwickeln, die im Dialog mit demKunden (Krankenhauspersonal) entstehen. Außer-dem würde ich gern zur stärkeren Integration sozialer Aspekte in der IT beitragen, denn für eineeffiziente Nutzung von Software müssen die Be-dürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer noch stärkerals bisher in die Planung einbezogen werden. Umsinnvolle und unterstützende IT-Lösungen zu entwi-ckeln, muss also konkret geschaut werden, welchen(Zeit-)Druck die Nutzerinnen und Nutzer haben,wie viel Zeit sie aufbringen können, um sich in dasSystem einzuarbeiten und wie ihre IT-Vorkenntnissesind.Bei Siemens Medical Solutions bietet sich auchimmer wieder die Möglichkeit, eine Zeit lang imAusland zu arbeiten. Ich war bereits für achtMonate in Spanien und bin mir sicher, dass dasnicht mein letzter Auslandsaufenthalt gewesen sein wird.

Medizin und Informatik, meine LieblingskombinationMit und für Menschen arbeiten, das wollte Katharina Socher nach der Schulzeitund überlegte, Medizin zu studieren. Gleichzeitig war sie schon immer von Tech-nik fasziniert und sah darin die Chance der Zukunft. Auf der Suche nach einemgeeigneten Studium stieß sie an der Universität Leipzig auf die StudienrichtungMedizinische Informatik, die für sie die optimale Verknüpfung ihrer Interessenbot. Heute arbeitet die 25-Jährige als Medizininformatikerin bei der Siemens AGim Bereich Medical Solutions.

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Katharina Socher

Der Berufsverband Medizinischer Informatiker gibt unter www.bvmi.de viele interessante Tipps rund um das Thema.

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Interview mit

Bioinformatik

Hannah, wie sind Sie das erste Mal in Kontakt mit Informatik gekommen?Mit Informatik hatte ich zum ersten Mal Kontakt,als ich während eines Austauschjahres an eineramerikanischen Uni einen Programmierkursgemacht habe. Das hat total Spaß gemacht undmir die Berührungsängste beim PC genommen.

Sie sind Doktorandin am DeutschenKrebsforschungszentrum. Was genaumachen Sie dort? Ich untersuche, auf welcheArten Signale innerhalb von Zellen weitergegebenwerden. Zum Beispiel Wachstumssignale: Viele Zellen besitzen Rezeptoren in ihrer Außenmembran– und wenn dann im Blut ein Wachstumshormonvorbeischwimmt, bindet das an den Rezeptor. Jetzt weiß die Zelle, dass das Gehirn ihr befohlenhat zu wachsen, und sie schmeißt daraufhin einanderes Genaktivierungsprogramm an als vorher.Wir fragen uns zum Beispiel: Wie hat die Naturdas geschafft, dass diese Signalweiterleitung sozuverlässig funktioniert? Fast egal welche Tempe-ratur herrscht, egal ob die Proteinkonzentrationenschwanken – die Zelle scheint (solange sie gesundist) immer genau das Richtige zu tun.

Die Sequenzierung des menschlichen Genoms(das ist die Bestimmung der DNA-Sequenzen, alsoder Erbinformationen in den Chromosomen) stellteinen wichtigen Meilenstein in der Bioinformatikdar. Dadurch ist es möglich geworden, die Bau-pläne (Gene) für die einzelnen Bausteine des Kör-pers gezielt zu untersuchen. Bioinformatikerinnenund Bioinformatiker können nun genetisch bedingteKrankheiten systematisch erforschen. Mit Hilfe vonSoftwareprogrammen werden dabei die mensch-lichen Gene analysiert. Die Ergebnisse dieserArbeit sind Grundlage für verbesserte Diagnosenund Therapien.

Auch bei der Entwicklung neuer Medikamentewerden zunehmend Bioinformatikmethoden an-gewandt, denn Medikamente wirken, indem siebestimmte Bausteine im Körper (zum Beispiel Proteine) beeinflussen. Durch die Analyse von Pro-teinstrukturen und die Simulation biochemischerProzesse im Körper können nun Bausteine im Kör-per gefunden werden, die für die medikamentöseBehandlung geeigneter sind.

Vor dem Programmieren muss man nachdenken

Pacific Symposium of Biocomputing, Hawaii 2005

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Mit Informatik gegen den KrebsAn Mathematik und Biologie war Hannah Schmidt-Glenewinkel, 25, schon immerinteressiert – da lag ein Studium der Biomathematik nahe. Von Informatik hattesie hingegen gar keine Ahnung und machte erst im Rahmen eines Austauschjahresan einer amerikanischen Universität ihre ersten Programmiererfahrungen. Sieerkannte, dass sie damit ein Instrument gefunden hatte, um ihre mathematischenKenntnisse gezielt in den Biowissenschaften und der Medizin anwenden zu können.Heute ist Hannah Doktorandin im Bereich Theoretische Bioinformatik am DeutschenKrebsforschungszentrum in Heidelberg.

Hannah Schmidt-Glenewinkel

Zum Beispiel bei einer Verletzung: Die neu gebil-dete Haut hört genau dann auf zu wachsen, wenndie Wunde wieder geschlossen ist. Welche mole-kularen Mechanismen diesem perfekten Zusam-menspiel zugrunde liegen, ist das Thema meinerArbeit.Um dies zu untersuchen, überlege ich zuerst theo-retisch, wie ein solches Signalübertragungsnetz-werk aussehen könnte. Da geht man meistens ganznaiv vor: Molekül A bindet an Molekül B und bil-det den Komplex AB. Dieser reagiert dann mit ...Das erhaltene Netzwerk stelle ich dann mit Hilfevon Differentialgleichungen dar und schreibe es in ein Computerprogramm um, um das Verhaltendieses Netzwerks zu simulieren. Diese Ergebnissekann ich dann mit experimentellen Daten verglei-chen und somit kommen wir den wahren moleku-laren Hintergründen immer näher.

Und das ist für die Krebsforschung vonNutzen. Genau. Denn bei vielen Krebsarten istüberhaupt nicht klar, was genau in den Zellenfalsch läuft. Um dahinter zu kommen, versuchenLeute wie ich, die molekularen Mechanismen vonZellen aufzuklären. Aus den Ergebnissen diesergrundlegenden Arbeiten können dann neue An-sätze zur Vorbeugung, Diagnostik und Therapieentwickelt werden.

Was ist in Ihrem Beruf besonders wichtig?Man muss sich viel weiterbilden. Es werden zumBeispiel immer neue Programmiersprachen undTechnologien entwickelt – da muss man Schritt hal-ten. Da das aber allen anderen auch so geht, istdas schon okay. Außerdem macht es Spaß.Man muss ziemlich diszipliniert und präzise arbei-ten, zur Not auch mal über’s Wochenende oderbis spät abends. Das ist aber nicht die Regel undes bleibt auf jeden Fall genug Zeit für Hobbys undFreizeit. Manchmal läuft ein Programm nicht oderman kriegt nicht die entscheidende Idee, wie mandas Problem programmieren muss. Aber wennman es dann gelöst hat, ist das ein tolles Gefühl.

Was würden Sie einer Schülerin sagen,die überlegt, Informatik zu studieren?Bloß keine Berührungsängste. Als ich an die Unikam, hatte ich gar keine Ahnung von Computern.Es gibt aber im Internet tolle Einstiegstutorials fürLeute, die noch gar nicht programmieren können.Je mehr du im Informatikbereich arbeitest, destomehr verlierst du den Respekt vor Computern imSinne von Zaubermaschinen, denen du mehr oderweniger ausgeliefert bist. Computer sind einfachsehr leistungsstarke Hilfsmittel – und wenn du siezu beherrschen weißt, kannst du tolle Sachen damitmachen.

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Mehr über die Arbeit von Hannah Schmidt-Glenewinkel erfährst du unter www.dkfz.de/tbi/people/homepages/schmidt-glenewinkel. Suchst du allgemeine Informationen zur Bioinformatik wirst du z.B. unter www.bioinformatik.de fündig.

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Antje, wie sind Sie darauf gekommen, IhrStudium der Umweltwissenschaften mitder Informatik zu verbinden? Durch Zufall.Ich habe während des Studiums der Umweltwissen-schaften eine Wahlpflichtveranstaltung im BereichUmweltinformatik besucht und festgestellt, dass dasgenau das ist, was ich machen möchte.

Sie arbeiten mittlerweile bei der FirmaGISCON Geoinformatik – was sind dortIhre Aufgaben? GISCON bietet Beratungen,Schulungen und Dienstleistungen rund um Geo-grafische Informationssysteme (GIS). Mein Haupt-tätigkeitsbereich liegt in der Konzipierung undEntwicklung von Internet-GIS-Anwendungen sowieder Kundinnen- und Kundenbetreuung und derSchulung von Nutzerinnen und Nutzern.

Was genau sind Geografische Informa-tionssysteme und wozu werden sie be-nötigt? Vereinfacht ausgedrückt werden als GISSysteme bezeichnet, die Informationen, die einenräumlichen Bezug haben (bei denen es also wich-tig ist, wo sie stattfinden), erfassen, aufbereiten undspeichern können. Wichtig ist dabei zunächst dieBestimmung der Position, die heute zumeist überSatelliten erfolgt. Hinzu kommt die Nutzung von

Interview mit

Geoinformationssysteme

Wo befinde ich mich? Wie komme ich von A nach B?Welche Bedingungen (Wetter, Hochwassergefahretc.) herrschen an einem bestimmten Ort vor? UmAntworten auf Fragen dieser Art zu bekommen,wurde die Erde vermessen und mit Rastern undKoordinaten belegt. Zudem wurden Geofachdaten(zum Beispiel Daten über Klima, Umwelt, Wirt-schaft oder Bevölkerung) gesammelt und archiviert.Ergebnisse dieser Arbeit sind Geoinformationen inForm von Landkarten und Atlanten, topografischenKarten oder Klimatabellen.

Durch die Entwicklung von Geografischen Infor-mationssystemen (GIS) hat sich die Ermittlung undVermittlung dieser raumbezogenen Informationenstark gewandelt: Über Satellitensignale könnenheute beliebige Standorte auf der Erde in Sekun-denbruchteilen bestimmt und auf dynamischen Karten angezeigt werden. Beispiele hierfür sindNavigationssysteme und GPS. Zudem lassen sich in kurzer Zeit alle erfassten Geofachdaten mit Positionsdaten verknüpfen, so dass zu jedemOrt eine Fülle von interpretierbaren Informationenabgerufen werden kann. Da 80 Prozent allerDaten einen relevanten Raumbezug haben, sinddie Einsatzmöglichkeiten von GIS enorm. Sie reichen von der Reiseroutenplanung über simu-lierte Wetterflüge bis hin zur Umweltüberwa-chung und dem Krisenmanagement im Zivil- undKatastrophenschutz.

Shuttle Radar Topography Mission (SRTM)

Sachdatenabfrage mit einem GIS

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Datensätzen aus Mess- und Beobachtungsmessnet-zen, die beispielsweise umweltrelevante, wirtschaft-liche oder soziale Informationen beinhalten. Miteinem GIS ist es möglich, die unterschiedlichenDatensätze untereinander so zu verknüpfen, dassinteressante, ortsbezogene Informationen dabeiherauskommen, die durch ein GIS zudem nochgrafisch dargestellt werden können.Eigentlich ist die Anwendung von GIS in allenBereichen notwendig: Umweltschutzmaßnahmen,Stadt- und Landschaftsbau oder auch Verkehrswe-ge können nur sinnvoll geplant werden, wenn diean diesem Ort spezifische Situation in die Planungeinbezogen wird. Eine Müllhalde sollte beispiels-weise nicht in der Nähe eines Naturschutzgebietesoder Wohngebietes gebaut werden oder dort, wo das Grundwasser verunreinigt werden könnte.Viele andere Faktoren spielen da auch noch eineRolle, die mit GIS abgefragt werden können.

Wie müssen wir uns Ihren Arbeitsalltagvorstellen? Mein Arbeitsalltag besteht zu 70 bis 80 Prozent aus Büroarbeit. Einen Großteil die-ser Zeit programmiere ich, in der übrigen Zeitübernehme ich konzeptionelle Arbeiten sowie die Kundinnen- und Kundenbetreuung oder -beratung.Die verbleibenden 20 bis 30 Prozent sind Termine– das können Schulungen sein, die ich gebe, oderAbstimmungsgespräche mit Kundinnen und Kun-den, Vor-Ort-Support und Ähnliches.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Berufbesonders? An meinem Beruf mag ich be-sonders die Entwicklungsarbeit: Man plantzunächst etwas, man fängt an, es umzusetzen – und man hängt irgendwo, muss tüfteln, suchen,probieren – plötzlich geht es weiter, man hat dieLösung gefunden! Dieses Gefühl ist unbeschreib-lich. Auch das Abschließen eines Projektes hat

etwas – es ist der handwerkliche Aspekt an mei-nem Beruf: Man hat etwas geschaffen, das vonanderen genutzt werden kann.

Was waren für Sie die größten Herausfor-derungen im Job? Eine große Herausforderungwar für mich das Lernen einer Programmiersprache,da dies nicht Bestandteil meines Studiums war. Eineweitere große Herausforderung liegt in der stän-digen Weiterentwicklung meines Arbeitsbereichs – man muss immer am Ball bleiben. Das genaumacht aber einen sehr großen Teil des Reizes aus,den dieser Beruf für mich bedeutet!

Welchen Rat würden Sie einer interessier-ten Schülerin mit auf den Weg geben?Umgucken, Praktika machen – Informatik lernst dunoch viel weniger im Hörsaal als andere Fächer.Die Theorie, also die Konzepte der Softwareent-wicklung und die möglichen Herangehensweisen,ist immens wichtig, keine Frage. Aber die Umset-zung – was das für die tägliche Arbeit bedeutet,wie ich damit umgehe –, das lernst du nur in derPraxis. Außerdem sind Praktika wirklich wichtig, um Kontakte für einen späteren Job zu kriegen.

Position sucht InformationIhr Abitur machte Antje Grande, 27, mit den Leistungskursen Deutsch undGeschichte. Informatik hatte sie weder als Fach, noch nahm sie an einerArbeitsgruppe teil. Erst während des Studiums der Umweltwissenschaften an derUniversität Lüneburg stellte sie fest, dass die Paarung Umweltwissenschaftenund Informatik genau ihren Interessen entsprach. Seit 2005 ist sie bei derFirma GISCON Geoinformatik GmbH in Braunschweig beschäftigt und arbeitet dortan der Entwicklung von Geografischen Informationssystemen(GIS).

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Antje Grande

Die ganze Welt der Geowissenschaften wird dir unter www.planeterde.de vorgestellt.

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Interview mit

ComputervisualisierungDie Computervisualisierung hat sich in den vergan-genen Jahren rasant entwickelt und wir begegnenden aus Messtechniken oder Simulationen entstan-denen Bildern täglich, beispielsweise im Wetterbe-richt. Die Simulation von Klimadaten ist überhauptein weites Feld für alle, die sich für computerge-nerierte Bilder interessieren. Das Entstehen einesOzonlochs oder die Folgen der Erderwärmung auf das Klima in den verschiedenen Regionen derErde sind Beispiele für derartige Simulationen undmachen auch den Nutzen der Computergrafikdeutlich: Erst die Visualisierung hilft, diese kom-plexen Tatbestände zu verstehen, und zeigt auchNichtfachleuten das Ausmaß der vorhandenenSchädigungen.

Auch im Gesundheitsbereich hängt vieles von derComputervisualisierung ab, durch die Unsichtbaressichtbar gemacht wird, wie bei der Computertomo-graphie und beim Ultraschall.

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Rekonstruk-tion alter Gebäude und Tempelanlagen. Mit Hilfeder Computervisualisierung können historischeGebäude virtuell wieder entstehen bzw. verfalleneGebäude in ihrer einstigen Pracht dargestellt wer-den. Mit entsprechender Ausstattung ist es sogarmöglich, durch diese virtuellen Welten hindurch-zugehen.

Rekonstruktion des Kravann Tempels in Angkor, Kambodscha (im Rahmen des von der UNESCO finanzierten Austausches kambodschanischer Studierender)

Frau Krömker, wie sind Sie zur Informatikgekommen? Ursprünglich wollte ich Kunst studie-ren, hatte aber gleichzeitig auch ein großes Interes-se an Naturwissenschaften und habe mich schließ-lich für Mathematik entschieden. Der hohe Gradan Abstraktion und das Erkennen einer klarenStruktur haben eine starke Faszination auf michausgeübt. Zur Informatik kam ich eher über denUmweg, dass ich für die Visualisierung meinerErgebnisse aus der Diplomarbeit kein sinnvollesProgramm zur Verfügung hatte. Gleichzeitig wurdean der Uni gerade ein spezieller Grafikrechnerangeschafft, mit dem sich noch niemand wirklichauskannte. Als wissenschaftliche Hilfskraft habe ich mich intensiv mit diesem Rechner befasst undwar fasziniert von den Möglichkeiten, die sich mirdadurch boten.

Fotografie des Kravann Tempels in Angkor, Kambodscha

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Weitere Informationen über die Arbeit von Susanne Krömker gibt es auf der Website www.iwr.uni-heidelberg.de/~Susanne.Kroemker. Und zum Thema Computervisualisierung findest du z.B. unter www.igd.fhg.de hilfreiche Tipps.

Inzwischen leiten Sie am IWR die Arbeits-gruppe Visualisierung und NumerischeGeometrie. Was genau sind dort Ihre Auf-gaben? Meine Aufgaben sind vielfältig, da Visu-alisierung in jeder Fachrichtung angewendet wird.Architektur ist ein Beispiel für die Visualisierungdreidimensionaler Objekte am Computer. Inner-halb eines vom Bundesministerium für Bildung undForschung geförderten Einzelprojekts haben wiruns ausführlich mit einer Besonderheit islamischerArchitektur befasst: Muqarnas. Diese aus einfa-chen Modulen zusammengesetzten komplexen Stalaktitengewölbe haben wir auf ihre mathemati-schen Strukturen untersucht und mit diesen Regelnalgorithmisch rekonstruiert. Außerdem haben wirAnfang 2005 die Projektgruppe Angkor für Studie-rende der Universität Heidelberg und der RoyalUniversity in Phnom Penh ins Leben gerufen, wo wir uns unter anderem mit der Rekonstruktion vonTempelanlagen in Kambodscha befassen. Auf derBasis unserer Daten können Restaurierungsmaß-nahmen oder auch Wiederaufbauarbeiten geplantwerden. Zudem sind sie auch für virtuelle Museums-ausstellungen attraktiv.

Architektur aufgrund von archäologischen Unter-suchungen und kunsthistorischen Hypothesen zurekonstruieren ist eine Herausforderung, die eineenge Zusammenarbeit mit den Geisteswissenschaf-ten nötig macht. Es ist also eine recht interdiszipli-näre Angelegenheit und zudem ist es schön, ander Restaurierung und dem Erhalt eines Weltkultur-erbes mitzuwirken.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Währenddes Semesters halte ich Vorlesungen oder gebeSeminare über spezielle Themen der Computer-grafik. Ich vergebe Aufgaben im Rahmen von Soft-warepraktika, Themen für Bachelor-Arbeiten oderbetreue Diplomarbeiten und Dissertationen inner-halb der Projekte, die mit Computergrafik zu tunhaben. Ich organisiere Workshops und Studien-aufenthalte für ausländische Gaststudentinnen und-studenten, lade zu Vorträgen nach Heidelberg ein oder halte selbst Gastvorträge an anderen Universitäten.In meinem Beruf kann ich einen Bereich gestalten,meine Persönlichkeit einbringen und habe mit vie-len Studierenden Kontakt, was eine junge und kre-ative Atmosphäre bedeutet. Zudem bin ich heuteüber den Umweg der Computergrafik meinemursprünglichen Wunsch nach visueller Gestaltungwieder sehr nah und kann außerdem viel kreativerin die Entwicklung der Thematik eingreifen.

Was ist in Ihrem Beruf die größte Heraus-forderung? Die größte Herausforderung ist,immer wieder neu anzufangen. Das gilt im beson-deren Maße für eine im Vergleich zu anderenFachrichtungen junge Disziplin wie Informatik. Wasgestern noch galt, hat sich morgen überholt. Esmacht Spaß, sich an dieser Entwicklung aktiv zubeteiligen.

Dr. Susanne Kroemker

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Unsichtbares sichtbar machenZur Informatik kam Susanne Krömker, als sie ihr Diplom in Mathematik machte: Bei der Suche nach einem geeigneten Programm zur Visualisierung ihrer Diplom-arbeit stieß sie auf einen Grafikrechner, der ihr dafür vielfältige Möglichkei-ten bot. Heute ist sie Leiterin der Arbeitsgruppe Visualisierung und NumerischeGeometrie am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) der Universität Heidelberg – ihr Fachgebiet ist die Computervisualisierung.

Computergrafik eines Muqarnas: Blick von unten in ein Kuppel-gewölbe, das nach archäologischen Funden rekonstruiert wurde(aus der Dissertation von Silvia Harmsen).

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Roboter sind heute bereits in vielen verschiedenenBereichen tätig. In der Industrie verrichten sieschwere oder gefährliche Arbeiten, wie beispiels-weise Schweißarbeiten oder die Arbeit mit giftigenSubstanzen. Oder sie werden eingesetzt, um inKanäle zu kriechen und dort schadhafte Stellenauszumachen. Auch in der Forschung leisten Robo-ter wertvolle Dienste – sie erkunden zum BeispielPlaneten und Vulkane.

Im privaten Bereich werden bislang vor allemHaushaltsroboter genutzt, die autonom Arbeiten im Haushalt und im Garten verrichten (u.a. Staub saugen und Rasen mähen). Doch auch an der Ent-wicklung von Servicerobotern, die als persönlicheAssistenten für unterschiedliche Aufgaben einge-setzt werden können, wird gearbeitet.

Die Verrichtung von Alltagsaufgaben erfordertjedoch Roboter, die über komplexe Kommunika-tions- und Interaktionsmöglichkeiten mit uns Men-schen verfügen und zudem neue Räumlichkeiten,unbekannte Objekte und deren Funktionen sowieneue Aufgaben erkennen und ihr Verhalten daraufeinstellen können. Serviceroboter müssen also dazuin der Lage sein, menschliche Bedürfnisse so zuinterpretieren und neues Wissen so aufzunehmen,dass sie es für die situationsgerechte Aufgabenaus-führung nutzen können – sie müssen lernfähig sein.

Mensch-Roboter-Interaktion

Frau Dautenhahn, Sie haben Biologie stu-diert, waren aber schon immer auch vonInformatik fasziniert. Wie haben Sie esgeschafft, beide Gebiete miteinander zuverbinden? Ich habe mir lange nicht vorstellenkönnen, dass das überhaupt möglich ist. Währenddes Studiums merkte ich aber, dass es mir nichtreicht, Natur und Tiere nur zu beobachten oder ihrVerhalten experimentell zu beeinflussen. Ich wollteauch verstehen, warum etwas passiert, warum sichTiere beispielsweise so und nicht anders verhalten.Um Antworten auf solche Fragen zu erhalten,genügt es aber nicht, Prozesse einfach nur zubeobachten, sondern man muss dann auch Metho-den verwenden, die eher aus dem Bereich derInformatik kommen, wie etwa die Computermodel-lierung. Mit dieser Methode ist es möglich, dieRealität modellhaft abzubilden und den Einflussunterschiedlicher Faktoren zu überprüfen und zusimulieren. An der Universität Bielefeld konnte ichneben dem Biologiestudium auch Vorlesungen inMathematik und Informatik besuchen und mir soauch auf diesen Gebieten ein breites Wissenaneignen. Dadurch war es mir möglich, nach mei-ner Promotion in Biologie als wissenschaftliche Mit-arbeiterin im Bereich Künstliche Intelligenz/Robotikanzufangen. Nur mit Biologie wäre das nicht mög-lich gewesen.

Mittlerweile sind Sie Professorin für Künst-liche Intelligenz an der Universität Hert-fordshire in England. Wie sieht IhrArbeitsalltag dort aus? Als Professorin gebeich natürlich Vorlesungen. Einen Großteil meinerArbeit widme ich jedoch der Forschung. Ich habean der Uni Hertfordshire eine Forschungsgruppezum Thema „Mensch-Roboter-Interaktion“ aufge-baut und wir sind in verschiedenen Forschungs-projekten aktiv. Zum einen leite ich diese Arbeits-

Interview mit

DLR-Leichtbauroboter mit Vierfingerhand

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Weitere Informationen zu der Arbeit und den Projekten von Kerstin Dautenhahn findest du unterhttp://homepages.feis.herts.ac.uk/~comqkd/. Zudem bietet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für Robotik und Mechatronik (www.dlr.de/rm), eine Fülle an weiteren Informationen.

gruppe und bringe neue Ideen ein, arbeite aberauch intensiv mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen. Wir sitzen täglich mehrereStunden beieinander und sprechen dann ganz konkret über die Arbeit, über die Programmierung,welche Software verwendet werden soll usw.

Sie erwähnten, dass Sie in verschiedenenForschungsprojekten aktiv sind. Um wasfür Projekte handelt es sich dabei? Gemein-sam mit meiner Forschungsgruppe bin ich in die europäischen Kooperationsprojekte Cogniron undRobotCub eingebunden. Im Projekt Cogniron gehtes im Prinzip darum, Roboter so zu konstruieren,dass sie in der Lage sind, sich in alltäglichenUmgebungen, wie zum Beispiel einer Wohnung,zurechtzufinden und mit Menschen zu interagieren.Dafür müssen sie in gewisser Weise „lernfähig“ sein.Ziel ist die Entwicklung eines Roboterassistenten, der uns Menschen unterstützt, also beispielsweiseHausarbeiten für uns erledigt.Im Projekt RobotCub entwickeln wir einen kind-lichen Roboter, der seine Umwelt selbst erkundenund aus Erfahrungen lernen soll. Damit wollen wirherausfinden, ob Roboter in der Lage sind, ähnlichwie Lebewesen eigenständig zu lernen, und gehenzudem der Frage nach, welche Rolle die Interak-tion mit Menschen und anderen Robotern dabeispielt.Eines meiner Lieblingsprojekte ist ein eher kleinesProjekt namens Aurora. In diesem Projekt setzenwir Roboter als therapeutische Spielzeuge für autis-tische Kinder ein. Autistische Kinder haben Prob-leme, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten,da deren Handlungen für sie irritierend und un-verständlich sind. Sie gehen aber relativ selbstver-ständlich mit Technik um, da diese strukturiert undvorhersagbar ist. Mit unserem Roboterspielzeugversuchen wir, die Kinder an menschliches Verhal-

ten zu gewöhnen und sie dadurch vielleicht einStück weit aus ihrer Isolation herauszuholen.

In Ihren Projekten scheinen demnachpsychologische und soziale Aspekte einegroße Rolle zu spielen. Oh ja! Mittlerweilehat sich auch in der eher traditionellen, ingenieurs-orientierten Robotik die Einsicht durchgesetzt, dasseine interdisziplinäre Sichtweise verfolgt werdenmuss. Expertinnen und Experten aus den verschie-densten Wissensgebieten, wie etwa der Informatik,der Psychologie, der Pädagogik, der Medizin undder Neurologie, müssen alle gemeinsam am For-schungsprozess beteiligt sein – sonst werden wirniemals Roboter entwickeln können, die für unsMenschen nützlich und akzeptabel sind.

Arbeiten in Ihrem Team viele Frauen?Leider nein – und eigentlich verstehe ich nichtwarum. Unsere Projekte sind sehr spannend und es geht oft ganz konkret darum, Menschen zuunterstützen und zu helfen. Dieser Themenbereichsollte sowohl männliche als auch weibliche For-schende interessieren. Trotzdem erhalten wir nursehr wenige Bewerbungen von Frauen.

Mit Robotern Menschen helfenKerstin Dautenhahn studierte an der Universität Bielefeld Biologie, eignetesich aber bereits während des Studiums auch ein breites Wissen in Informatikan. Dadurch war es ihr möglich, nach der Promotion in die Forschung zu gehenund ihr interdisziplinäres Wissen in den Bereichen Künstliche Intelligenz undRobotik anzuwenden. Heute arbeitet die 42-Jährige als Professorin an der Uni-versität Hertfordshire in der Nähe von London. Sie ist verheiratet und hat einekleine Tochter.

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Prof. Dr. Kerstin Dautenhahn

RobotCup, der kleine Maschinenmensch

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Immer mehr sicherheitsrelevante Bereiche, bei-spielsweise in Fabriken, in Flugzeugen und Autos,in der Raumfahrt oder bei der medizinischen Über-wachung, werden elektronisch, also mit Hilfe vonSoftwaresystemen gesteuert. Fehler in den Syste-men sind an diesen Stellen nicht nur ärgerlich, son-dern führen zu Arbeitsunfällen, Pannen oder imschlimmsten Fall zu Katastrophen. Die Qualität undZuverlässigkeit von Softwaresystemen ist dement-sprechend wichtig und muss durch Tests laufendüberprüft werden. Es gibt kein allgemein gültiges Rezept, wie Soft-ware zu testen ist, darum ist das Testen eine sehrkreative, aber auch sehr zeitaufwändige Tätigkeit.Für kommunikationsbasierte Softwaresystemewurde mittlerweile die universell einsetzbare Testmethodik TTCN-3 entwickelt, die es Internet-Providern, Netzwerkbetreibern und Mobilfunk-anbietern ermöglicht, ihre komplexen Systemesystematisch zu prüfen. Das Ergebnis ist nicht nurein möglichst fehlerfreies Produkt, sondern auchdie Einsparung von Zeit und Geld bei der Pro-grammentwicklung. Auch bei der Softwareprüfung zeigt sich, dass esvon großer Bedeutung ist, mit welcher Sorgfalt dieAnforderungen an das System im Vorfeld definiertwurden, wie also die Informatikerin bzw. der In-formatiker mit dem übrigen Entwicklungsteam zu-sammengearbeitet hat, und ob die Benutzungs-freundlichkeit angemessen berücksichtigt wurde.Denn nicht nur eine falsche Funktion muss als Feh-ler gewertet werden, auch die schlechte Bedien-barkeit einer Software ist letztlich als Fehler zuwerten.

Softwaretests

Interview mit

Frau Schieferdecker, als Professorin ander TU Berlin und Leiterin des Kompetenz-zentrums für Modellierung und Testen amFraunhofer Institut für offene Kommunika-tionssysteme (FOKUS) haben Sie sich aufdas Testen von Software spezialisiert.Haben Softwaresysteme tatsächlich soviele Fehler? Ganz fehlerfrei ist eine Softwaretatsächlich nie. In tausend Zeilen Programmcodekommen zumeist mindestens ein bis zwei Fehlervor. Die heutigen komplexen Systeme bestehenaber aus mehreren Millionen Zeilen, so dass ausdiesen ein bis zwei Fehlern schnell zehntausendewerden. Softwarebasierte Systeme werden heute

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Weitere Informationen zur Arbeit von Ina Schieferdecker findest du unter www.ets.tu-berlin.deund www.fokus.fraunhofer.de/motion.

Softwarefehler gesuchtIna Schieferdecker studierte an der Humboldt Universität zu Berlin Mathe-matische Informatik. Nach ihrer Promotion an der Technischen Universität (TU)Berlin beschäftigte sie sich mit dem Aufspüren von Fehlern in Softwaresystemen.Seitdem entwickelt sie Testprogramme, mit denen sich insbesondere Kommunika-tionsnetze systematisch testen lassen. Für ihre herausragende Arbeit auf diesemGebiet erhielt sie 2004 einen der höchsten Forschungspreise. Die 39-jährigeProfessorin ist verheiratet und hat zwei Töchter im Alter von 15 und 11 Jahren.

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Prof. Dr.-Ing. Ina Schieferdecker

jedoch in allen Bereichen, auch sicherheitskritischenwie beispielsweise der Verkehrsindustrie, demBankensektor oder der automatisierten Fertigungeingesetzt. Es ist darum extrem wichtig, die Anzahlder Fehler durch das Testen auf ein Minimum zureduzieren und so die Qualität der Systeme sicher-zustellen.

Wie gehen Sie beim Testen vor? Anders als Softwareentwicklerinnen und -entwickler, diebeim Debuggen (mehr zum Debuggen findest duim Interview mit Thea Raubinger) unterschiedliche,nicht systematisierte Verfahren anwenden, habenwir uns darauf spezialisiert, Standardverfahrenzum Testen von Softwaresystemen zu entwickeln.Unser Ziel ist es, mit modellbasierten Methodenwie beispielsweise TTCN-3 die System- und Test-entwicklung sowie die Analyse und Bewertung von Systemen zu ermöglichen, zu effektivieren und letztendlich auch zu automatisieren.

TTCN-3? TTCN-3 steht für Testing and Test Con-trol Notation. Mit dieser Testtechnologie ist esmöglich, selbst hochkomplexe Kommunikationsnet-ze systematisch zu prüfen. Das Neue gegenüberanderen Testprogrammen ist, dass TTCN-3 für dasTesten unterschiedlicher Datenübertragungssystemegeeignet ist. Internet-Provider, Netzwerkbetreiberund Mobilfunkanbieter – sie alle können mit TTCN-3ihre Software überprüfen. Und zwar das gesamteSystem, nicht nur einzelne Programmteile.

Sie haben für Ihre herausragenden Arbei-ten auf dem Gebiet der Softwareprüfungin 2004 den Alfried Krupp-Förderpreiserhalten. Werden Sie das Preisgeld fürdie Weiterentwicklung Ihrer Testprogram-me verwenden? Ja. Wir möchten, dass TTCN-3

schon während der Softwareentwicklung eingesetztwerden kann, und arbeiten zudem daran, die Test-abläufe zu automatisieren. Das heißt, dass nichtmehr von außen definiert werden muss, was getes-tet werden soll, sondern dass die Testabläufe auto-matisch aus den Systemvorgaben generiert wer-den. Das würde den Unternehmen jede MengeZeit und natürlich auch Geld sparen. Das Preisgeldvon 500.000 Euro ermöglicht es mir – ohne äußereZwänge –, mit zwei Promovierenden in dieser Rich-tung weiterzuforschen. Das ist eine sehr großeChance, die wir hoffentlich richtig nutzen werden.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Sehr unter-schiedlich: Als Professorin bereite ich Lehrveranstal-tungen vor und führe diese durch. Zudem betreueich Studierende bei ihren Diplomarbeiten und Pro-motionen. Meine Forschung führe ich sowohl ander TU Berlin als auch bei FOKUS durch. Dazukommen viele Dienstreisen zu Konferenzen, Work-shops, Sommerschulen und Projektpartnern. Aber eben und insbesondere auch die Arbeit amSchreibtisch: Lesen anderer Arbeiten, Nachdenkenund Erarbeiten offener Fragestellungen, eigenerIdeen und Lösungen.

Ihr erstes Kind haben Sie noch währenddes Studiums bekommen, das zweite kamzum Ende Ihrer Promotion zur Welt. Konn-ten Sie Familie und Karriere immer gutmiteinander vereinbaren? Ja, denn ich hatteimmer einen großen Rückhalt durch meine Familie.Meine Eltern haben mich sehr unterstützt. Undauch heute ist meine Familie das Fundament mei-ner Arbeit. Mein Mann und meine Kinder bringenviel Verständnis auf und tolerieren so weit es gehtmeine vielen Dienstreisen.

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Im Gegensatz zum Testen von Software, womitletztendlich immer nur die Anwesenheit von Feh-lern, nie jedoch deren Abwesenheit bewiesen wer-den kann*, bietet die Verifikation die Möglichkeit,mathematisch nachzuweisen, dass eine geplanteSoft- und Hardware exakt die Vorgaben erfüllt, fürdie sie programmiert wurde, also fehlerfrei arbei-tet. Jeder Schritt, den ein Programm auf dem Wegvom Problem zur Lösung macht, wird bei der Veri-fikation in seine mathematischen Grundelementezerlegt. Dann wird geprüft, ob sich jeweils dasgewünschte Resultat ergibt. Andere Methoden fragen ab, ob einzelne Programmteile verboteneZustände annehmen können, eine Ampelanlagealso beispielsweise gleichzeitig für Autos und Pas-santen Grün signalisiert. Kann nachgewiesen wer-den, dass die Aufgaben präzise nach den Vorga-ben erfüllt werden, sprechen Informatikerinnen undInformatiker von „formaler Verifikation“.

Bisher war die Verifikation komplexer Systemenicht möglich und die breite Anwendung undWeiterentwicklung eines solchen Korrektheits-beweises gilt zurzeit als eine der größten Heraus-forderungen der Informatik.

*D.h., liefert ein Programm für einen Testwert nicht diegewünschte Ausgabe, so ist es offensichtlich falsch. Arbeitetumgekehrt das Programm für die überprüften Eingaben korrekt,so sagt das jedoch nichts darüber aus, ob es auch für alle anderen Eingaben korrekt ist.

Verifikation von Software

Interview mit

Frau Proetzsch, wie sind Sie zur Informatikgekommen? Durch meinen Vater bin ich schonmit Rechnern groß geworden und habe früh eineFaszination für die Informatik entwickelt. In derSchule war Mathematik eines meiner Lieblings-fächer und dieses fand ich auch als einen Schwer-punkt im Informatikstudium wieder.

Was hat Ihnen an Ihrem Studium beson-ders gefallen? Wie war die Situation alseine der wenigen Frauen im Informatik-studium? An meinem Studium hat mir besondersdie Verbindung von Mathematik, logischem Den-ken und Technik gefallen. Als eine der wenigenFrauen (wir waren zu fünft in unserem Semester bei 100 Studierenden insgesamt) ist man natürlichbekannt wie ein bunter Hund. Ein Professor begannseine Vorlesung entsprechend mit der Begrüßung„Guten Morgen, meine Herren, guten Morgen, dieDame“. Ich hatte als Frau nie mit Benachteiligungenzu kämpfen. Im Gegenteil: Ich wurde besondersunterstützt.

Sie arbeiten mittlerweile im Forschungs-projekt Verisoft an der Verifikation vonSoftware. Was genau machen Sie dort?In unserem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt entwickeln wirMethoden für die formale Verifikation von komple-xen Computersystemen, die Soft- und Hardwareumfassen. Die Verifikation beschäftigt sich mit derKorrektheit von Software und Hardware, wie bei-spielsweise einer Airbagsteuerung oder einer Bio-metriesoftware (die zum Beispiel beim neuen Reise-pass zum Einsatz kommt). Mit Hilfe mathematischerMethoden schließen wir ungewolltes Verhalten derSoftware aus und garantieren ihre Korrektheit.

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Läuft alles korrekt?Anne Proetzsch entwickelte schon früh eine Faszination für Informatik und studierte nach dem Abitur dieses Fach an der Universität Kaiserslautern mit den Schwerpunkten Datenbanken, Robotik und Verifikation. Seit Beendigung ihresStudiums in 2003 ist die 27-Jährige als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt Verisoft tätig. Anne Proetzsch ist verheiratet und hat einenkleinen Sohn.

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Anne Proetzsch

Eine Airbagsoftware sollte beispielsweise dieEigenschaft erfüllen, dass sie ab einer bestimmtenAufprallgeschwindigkeit den Airbag auslöst, sodass einerseits im Ernstfall der Airbag aufgeht,andererseits bei kleineren Unfällen (zum Beispielbeim Einparken) der Airbag nicht zum Einsatzkommt.

Innerhalb meines Gebietes sorge ich zusammen mitmeinen Kolleginnen und Kollegen für die Erfüllungder Projektziele. Dies beinhaltet das Erarbeiten vonLösungsansätzen für die gegebenen Probleme, dieErstellung von Konzepten für die benötigte Soft-ware und letztlich auch die Implementierung.Weiterhin pflege ich Kontakte zu industriellen Part-nern und betreue Studierende in ihren Studien- undDiplomarbeiten. In regelmäßigen Abständen fin-den Projekttreffen statt, auf denen ich unsereErgebnisse in Form von Postern, Vorführungen undVorträgen vorstelle.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten undChancen sehen Sie für Ihr Tätigkeitsfeld in der Zukunft? Informatik ist allgegenwärtig: Injeder Waschmaschine, in jedem Handy, in jedemAuto befinden sich Rechner und die entsprechendeSoftware. Auch das Internet bietet immer noch tolleEntwicklungsmöglichkeiten. Die Verifikation wird mitSicherheit eine immer wichtigere Rolle spielen, dasie auch hochaktuelle Themen wie den Datenschutzbetrifft. Aus meiner Perspektive sind die Zukunfts-aussichten in der Informatik also sehr gut.

Ihr erstes Kind ist Ende 2005 zur Weltgekommen – können Sie Familie undBeruf gut miteinander vereinbaren?Momentan bin ich in Elternzeit, ich habe aber vor, im Oktober oder November 2006 wieder inden Beruf einzusteigen. Wir haben unseren Sohnbereits in einer Kindertagesstätte in der Näheangemeldet. Mein Arbeitgeber unterstützt es sehr, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekom-men, und mein Beruf eignet sich auch wunderbarfür das Arbeiten von zu Hause aus. Ein Rechnerund eine Internetverbindung ist alles, was ich dazubrauche.

Auf der Website des Projekts Verisoft (www.verisoft.de) findest du weiterführende Informationen zur Verifikation.

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IT in der Automobilbranche

Frau Schollmeyer, wie und wo haben SieIhr Interesse für Informatik entdeckt? DurchZufall während eines Ferienjobs als Schülerin: Icharbeitete in einem Rechenzentrum, das von der Deut-schen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- undRaumfahrt und von einem Bauunternehmen genutztwurde. Die Leute dort erkannten mein Interesse undhatten Spaß daran, mir ihre Arbeit zu zeigen. Außer-dem habe ich dort gelernt, wie Computer für Anwen-dungen aus dem „echten Leben“ eingesetzt werden,nämlich konkret für die Berechnung von Brückenoder für die Entwürfe der Ariane-Rakete.

Wie ging es dann weiter? Ich habe nachdem Abitur Technische Informatik an der FHT Esslingen studiert. Als eine von zwei Frauen unter60 Männern war das Studium eigentlich ganzangenehm, da ich immer Unterstützung von denmännlichen Kommilitonen bei den schwierigenLaborübungen bekommen habe. Nach dem Stu-dium ging ich 1988 mit einem Stipendium in dieUSA, wo ich 1994 in Computer Science promo-viert habe und noch ein weiteres Jahr als AssistantProfessor tätig war.

Mittlerweile sind Sie bei BMW in Münchentätig. Was genau ist dort Ihre Aufgabe?Ich bin Führungskraft im IT-Bereich: In meineraktuellen Arbeit bringe ich die Menschen, die fürdie IT zuständig sind, die im Auto mitfährt, mit den Menschen zusammen, die die IT-Systeme ent-wickeln und betreuen, die im Rechenzentrum laufen.

Warum ist diese Arbeit so wichtig? Nun, eswird zukünftig mehr und mehr IT-Systeme geben,die sowohl Komponenten im Fahrzeug haben alsauch Komponenten auf zentralen Systemen im

Interview mit

Kein Auto fährt heute mehr ohne Informatik. DankInformatik leiten uns Navigationssysteme zu unse-rem Ziel, lösen Airbags bei Unfällen aus und funk-tioniert das Antiblockiersystem. Andere Bereiche,wie beispielsweise das Bordnetz, das Fahrwerkund der Antrieb, werden ebenfalls mit Hilfe vonInformatik gesteuert. Die Autos werden dadurchsicherer, sparsamer und komfortabler.

An weiteren Entwicklungen wird gearbeitet. So soll es schon bald einen Autonotruf geben, der bei einem Unfall automatisch eine Notrufzentraleanwählt und die genauen Koordinaten des Unfall-ortes sendet. Dieser „eCall“ soll bereits ab 2009in alle Neuwagen eingebaut werden. Auch sollenAutos künftig in der Lage sein, über Funk selbst-ständig miteinander zu „kommunizieren“. Informa-tionen über Staus, Unfallgefahren oder Nebel-felder können so schnellstmöglich weitergegebenwerden und den Verkehr sicherer machen.

Damit die komplexen und sicherheitsrelevantenAnwendungen der Informatik im Automobilbereichoptimal funktionieren, müssen die Systeme nichtnur für sich allein korrekt funktionieren, sondern siemüssen auch fehlerfrei zusammenarbeiten können.Die Zusammenarbeit aller am EntwicklungsprozessBeteiligten ist deshalb von besonderer Bedeutung.

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Rechenzentrum. Beispielsweise im Bereich derFahrzeugwartung: Wenn man in naher Zukunft mit einem Fahrzeug in eine Werkstatt fährt, wirdsich das Fahrzeug drahtlos beim „Empfang“ an-melden und die eigenen Daten, wie zum BeispielInformationen aus den Fehlerspeichern, sowie dieKundendaten weitergeben können. Kunde oderKundin kann dann sofort namentlich begrüßt wer-den und das Serviceteam kann aus den Daten desFahrzeugs bereits erkennen, wo das Problem liegt,und abschätzen, wie lange die Reparatur dauert. IT ist überall dort im Spiel, wo es um die Verwal-tung der Daten im Fahrzeug geht, um das Hoch-und Herunterladen in das Netzwerk der Werkstattund um das Abrufen der Kundendaten aus den

zentralen IT-Systemen des Unternehmens. Ohneden Austausch und die Zusammenarbeit der Ver-antwortlichen für die unterschiedlichen IT-Bereichewürde es beim Datenaustausch immer wieder zuProblemen kommen.

Wie müssen wir uns Ihren Arbeitsalltagvorstellen? Morgens lese ich als Erstes meine E-Mails und schaue in meinen Kalender für dieanstehenden Meetings. Ungefähr zwei Drittel desTages verbringe ich in Besprechungen und Arbeits-meetings, bei denen es, wie schon erwähnt, insbe-sondere darum geht, ein gemeinsames Verständnisder IT im und auch außerhalb des Fahrzeugs zubekommen. Meine Hauptaufgaben sind die Mode-ration dieser Treffen sowie das Herbeiführen vonEntscheidungen und Abstimmungen. In meinem Jobsind sowohl fachliche als auch außerfachliche Qua-lifikationen wie Kommunikationsfähigkeit und Team-work gefragt. Durch diese Mischung verschiedenerAnforderungen macht mir meine Arbeit viel Spaß.

Was meinen Sie, was braucht eine Infor-matikerin, um im Beruf voranzukommen?Natürlich braucht man viel fachliches Know-how,Engagement und ein bisschen Ehrgeiz. Die Infor-matik hilft uns auch durch ihre strukturierte Vor-gehensweise, schwierige Themen (auch Nicht-IT-Themen) zu analysieren und Schwachpunkteaufzuzeigen. Damit ist das Spektrum der mög-lichen Tätigkeiten sehr breit.Frauen sind aber häufig zu bescheiden und redenzu wenig über ihre Erfolge. Um im Beruf voranzu-kommen, muss man viel trommeln und ein breitesNetzwerk haben. Männer tun das auch! Niemandwird auf uns zukommen und uns (be)fördern, wennwir dies nicht selbst einfordern.

Die Informatik fährt mitDas Interesse für Informatik wurde bei Martina Schollmeyer durch Zufall ge-weckt: Als sie in den Schulferien einen Ferienjob in einem Rechenzentrum an-nahm, war sie so fasziniert von der Arbeit dort, dass sie versuchte, möglichstviel über Computer zu lernen. Sie entschloss sich daraufhin, Technische Infor-matik an der FHT Esslingen zu studieren. Mit einem Stipendium ging sie nachdem Studium in die USA, wo sie sieben Jahre lang blieb. Während dieser Zeitpromovierte sie und war als Professorin tätig. Seit 1999 ist Martina Scholl-meyer als Führungskraft in der Informationstechnik (IT) bei der BMW AG tätig.

Dr. Martina Schollmeyer

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Viele Informatikerinnen und Ingenieurinnen haben sich in Vereinen und Verbänden zusammengeschlossen, um ihre Belange in der Öffentlichkeit und im Berufsleben stärker zu vertreten und ihre Berufe für Frauen attraktiver zu machen.Sie bieten u.a. Beratungen an und stehen als Mentorinnen zur Verfügung. Mehr dazu erfährst du unter www.gi-ev.de/fachbereiche/fa 81, www.vdi.de/fib oder www.vde.com/VDE/Ausschuesse/Elektroingenieurinnen.

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Frau Closs, Sie haben in den 70er Jah-ren Informatik studiert. Was hat Sie dazubewogen? Neugier. Informatik war ein ganzneues Studium, das keiner kannte und das viel-versprechend klang.

Wie sah Ihr weiterer beruflicher Werde-gang aus? Nach dem Diplom an der TU Mün-chen war ich dort noch eine Weile als wissenschaft-liche Mitarbeiterin am Institut für Informatik undwechselte 1984 zur Siemens AG. Zuerst arbeiteteich dort an der Erstellung der ersten deutschenHandbücher für Unix-Systeme mit und übernahmdann die Leitung des Labors Programmiersprachenfür Künstliche Intelligenz. Ich habe immer gerneselbstbestimmt gearbeitet; deshalb reizte mich dieSelbstständigkeit und ich gründete 1987 dieComet Computer GmbH und im Januar 1998 die

Comet Communication GmbH. Technische Doku-mentation, Softwareentwicklung und Schulung sindunsere Spezialgebiete. Unsere Arbeiten wurdenmehrfach ausgezeichnet und haben in einigen Fir-men Standards gesetzt. 1997 erhielt ich einen Rufals Professorin für Informations- und Medientechnikan die Fachhochschule Karlsruhe, den ich in Teilzeitausübe. Zu meinen Fächern gehören Online-Doku-mentation, XML/SGML, Dokumentenverwaltungund E-Learning.

Geschäftsführerin und Professorin, dasklingt nach einem sehr arbeitsintensivenAlltag. Tatsächlich ist mein Alltag wunderbarabwechslungsreich, aber auch sehr arbeitsintensiv.Ich bin viel unterwegs. Das Schöne ist, dass sichmeine Berufe ideal ergänzen: Was ich in einemBereich erarbeite, kann ich in einem anderen

Auch im Informatikbereich sind von Frauen ge-führte Unternehmen keine Seltenheit mehr. Eine gute Ausbildung, fundierte Berufserfahrungund Spaß am Managen sind bei der Existenz-gründung wichtig. Eine Unternehmerin mussneben fachlichem Know-how auch jede Mengesozialer Kompetenzen mitbringen. Das gilt inbesonderem Maße für den Informatikbereich, indem es wichtig ist, nicht nur die Bedürfnisse undAnforderungen der Kundinnen und Kunden zu verstehen, sondern ihnen auch komplizierte

Zusammenhänge einfach und verständlich ver-mitteln zu können. Teamfähigkeit und Führungs-qualitäten sind ebenfalls notwendig, um als Unter-nehmerin erfolgreich zu sein. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist fürviele Unternehmerinnen nicht nur für die eigenePerson von Bedeutung, sondern in vielen Fällenversuchen sie auch, durch eine familienfreundlicheUnternehmenskultur die Vereinbarkeit von Karriereund Kindern für alle Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter real werden zu lassen.

Selbstständigkeit

Interview mit Prof. Sissi ClossGeschäftsführerin der Comet-FirmengruppeInformatik war noch ziemlich unbekannt, als Sissi Closs in den 70er Jahren diesenStudiengang wählte. 1987/88 gründete sie die Comet-Firmengruppe, die heute zu denrenommiertesten Anbietern im Bereich der technischen Dokumentation und Softwareent-wicklung im deutschsprachigen Raum gehört. Zudem ist sie seit 1997 als Professorinfür Informations- und Medientechnik an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirt-schaft tätig. Sissi Closs ist verheiratet und hat einen Sohn.

– Informatikerinnenunternehmen was

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Bereich nutzen, also beispielsweise praxisnahe Fragestellungen in Forschung und Lehre einbrin-gen. Andere Leute investieren Zeit in ihr Hobby, ich habe mit meinen beiden Berufen als Geschäfts-führerin und Professorin und meiner Familie alles,was mich ausfüllt und mir Spaß macht!

Die Comet-Firmengruppe wurde schondes Öfteren ausgezeichnet. Was ist dasBesondere an Ihrem Unternehmen?Wir wollen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Beruf und Familie gut miteinandervereinbaren können. Familienfreundliche Arbeits-bedingungen, flexible Arbeitszeitmodelle sowieFührungspositionen auch für Teilzeitkräfte gehörendeshalb zu unserer Unternehmenskultur. Diese

Modelle kommen besonders Frauen entgegen. Wir hatten von Anfang an einen Frauenanteil vonfast 60 Prozent in der Belegschaft.

Welchen Rat würden Sie einer interessier-ten Schülerin mit auf den Weg geben?Für Frauen ist die Informatik ein Bereich mit vielenMöglichkeiten, in dem auch die Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf sehr gut umsetzbar ist. Ich selbstbin verheiratet und habe einen Sohn. Um konkrete Vorstellungen von der Arbeit als Informatikerin zu bekommen, ist es wichtig, dass du dich frühzeitig in der Praxis umschaust. Viele Firmen, wie beispielsweise auch Comet, bietenPraktikumsplätze für Schülerinnen, damit sie frühden Berufsalltag kennen lernen.

Frau Krüger, wie sind Sie zur Informatikgekommen? Mathematik fiel mir in der Schuleleicht und bereits in der siebten Klasse belegte icheine Informatik AG. Dennoch liebäugelte ich aucheine ganze Weile mit der Alternative, Journalistinzu werden, und arbeitete neben Schule und Stu-dium als freie Mitarbeiterin für den WDR. Letztend-lich war auch etwas Vernunft dabei, als es dochdie Informatik wurde: Dort sah ich das größereZukunftspotenzial und schließlich wollte ich ja aucheines Tages einen gut bezahlten Job bekommen.

Nach dem Studium und fünfjährigerBerufstätigkeit haben Sie die Resolto Con-sulting GmbH gegründet. Was genau bie-tet Ihr Unternehmen an und was sind IhreAufgaben? Wir haben uns auf Online-Lösungen,also auf die Programmierung von Software aufBasis von Internettechnologien und -anforderungenkonzentriert. Dabei geht es um Möglichkeiten,Informationen weiträumig und kanalisiert verfügbar

zu machen, sowie um die Optimierung vonKommunikationsprozessen. Ich habe diesesFachgebiet bereits bei meinem ersten Arbeit-geber bearbeitet, jedoch hat sich durch meineSelbstständigkeit die Arbeit gewandelt, dennals Geschäftsführerin sind natürlich auch kauf-männische Aufgaben dazugekommen, zum Beispiel Budgetplanung, Vertrieb oder auchstrategische Unternehmensplanung. Mein Team

Tanja Krüger bei einem Abstimmungsgespräch

Geschäftsführerin der Resolto Consulting GmbHFür Tanja Krüger, 32, stand schon früh fest, dass sie entweder Informatikerin oderJournalistin werden würde. Sie probierte beide Bereiche aus, entschied sich dann aberletztendlich doch für die Informatik, da sie darin das größere Zukunftspotenzial sah.Nach ein paar Jahren Berufstätigkeit wagte Tanja Krüger den Schritt in die Selbst-ständigkeit und gründete 2003 die Resolto Consulting GmbH.

Interview mit Tanja Krüger

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besteht aus zehn Leuten. So müssen Aufgaben sinn-voll aufgeteilt werden und viele operative Tätigkei-ten, insbesondere die Programmierung, liegennicht mehr bei mir.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?Mein Aufgabenschwerpunkt liegt in der Beratungunserer Kundinnen und Kunden sowie in der Kon-zeptionierung von Projekten. Ein typischer Tagbeginnt aber in meinem Büro (wir beginnen zwi-schen 8.00 Uhr und 9.00 Uhr) bei einer Tasse Kaffee vor meinem E-Mail-Postfach. An einem typi-schen Tag führe ich zudem mehrere Kundengesprä-che. Es gilt Anforderungen aufzunehmen und zuverstehen. Auf Basis dieser Informationen mussdann geprüft werden, ob der Markt bereits pas-sende bzw. fertige Lösungen bietet oder ob wir,eventuell mit Partnerunternehmen, neue Komponen-ten programmieren müssen. Innerhalb der Projektegibt es dann weitere Termine zur Abstimmung derZwischenstände und auch nach Abschluss einerArbeit gibt es immer wieder mal Gesprächsbedarf– aus Servicegründen, aber auch weil vielleichtÄnderungen oder Erweiterungen anliegen.

Was braucht eine Informatikerin, um imBeruf voranzukommen? Ein gutes Feingefühlfür echte Effizienz und die Fähigkeit, im Team zuarbeiten. Dadurch erreicht man auf der einen Seitedie Optimierung und Reduktion von Lösungen(zum Beispiel übersichtliche und lesbare Codes,korrekt dimensionierte Funktionen) und schafft aufder anderen Seite auch die immer noch zu häufigunterschätzte Schnittstelle zum Menschen – sei esKollege/Kollegin oder Kunde/Kundin.

Welchen Rat würden Sie einer interessier-ten Schülerin mit auf den Weg geben?Wenn du dich für Informatik interessierst, wird derBeruf für dich mit hoher Wahrscheinlichkeit superChancen bieten. Lass dich also nicht beirren undmach den nächsten Schritt.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie –was sagen Sie als Informatikerin undUnternehmerin dazu? Zwar habe ich einenwundervollen Partner, aber bislang keine Familie – was nicht heißt, dass das so bleiben muss. Ichbin davon überzeugt, dass es gute Möglichkeitengibt, Kinder und Beruf harmonisch zu verbinden.

Tanja Krüger auf der EMO, auf der sie für die Firma Gildemeister die Sonderschau Jugend präsentierte.

Typische Beratungssituation

Informations- und Serviceangebote für Gründerinnen bieten die bundesweite gründerinnenagentur (bga)unter www.gruenderinnenagentur.de sowie das Deutsche Gründerinnen Forum e.V. unter www.dgfev.de.

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Mehr zu IT-Berufen

www.berufenet.deBei der Bundesagentur für Arbeit kannst du dichüber die ganze Bandbreite an Ausbildungsberufeninformieren.

www.bibb.de/de/suche-nach-berufen.htmAuf dieser Seite des Bundesinstituts für Berufsbil-dung erhältst du Informationen zu den einzelnenAus- und Weiterbildungsberufen.

www.idee-it.de„idee_it“ bietet dir Informationen zu den IT-Ausbil-dungsberufen und unterstützt dich bei der Berufs-entscheidung.

www.it-berufe.deÜber IT-Ausbildungsberufe kannst du auch auf den Internetseiten der Arbeitgeberverbände derMetall- und Elektroindustrie viele nützliche Infor-mationen finden.

www.jobpilot.deJobpilot ist eine Stellenbörse im Internet, in der du nach Praktika und Ausbildungsplätzen suchenkannst.

www.joblab.deJoblab ist ein Multimedia-Planspiel zur Berufs-orientierung für Mädchen.

Mehr zum Studium

www.hochschulkompass.deBeim „Hochschulkompass“ kannst du herausfinden,welche Fächer du wo studieren kannst, aber auch,wie zum Beispiel die Telefonnummer der Studien-beratung lautet.

www.iid.de/seiten/allgemein/SG Eingang.phpEine Übersicht über alle informatiknahen Studien-gänge findest du unter dieser Webadresse.

www.studienwahl.deEin prima Einstieg für alle Fragen rund ums Studieren.

www.wege-ins-studium.deDas Netzwerk „Wege ins Studium“ will dich mitvielfältigen Informationen bei der Entscheidung fürein Studium unterstützen.

Mehr zur Informatik

www.ada-lovelace.comDas Ada-Lovelace Projekt will Schülerinnen zueinem Studium im technischen oder naturwissen-schaftlichen Bereich ermutigen und führt dazu eine Reihe von Aktivitäten durch.

www.einstieg-informatik.de„Einstieg Informatik“ ist eine Kampagne, dieJugendlichen die Informatik verständlich machenwill und durch einen Informatik-Wettbewerb zumspielerischen Mitmachen einlädt.

www.frauen-informatik-geschichte.deAuf dieser Seite erfährst du, wie viele Frauen es inder Geschichte der Informatik schon gab und wassie Spannendes erfunden und entdeckt haben.

www.girls-go-informatik.deDass das Berufsbild einer Informatikerin ganzanders ist, als du dir das vielleicht vorstellst, kannstdu auf dieser Internetseite sehen.

www.informatica-feminale.deHier findest du alles Wissenswerte über die „infor-matica feminale“, die Bremer Sommerhochschulefür Studentinnen und Informatikerinnen.

www.kompetenzz.de/informatikjahrDas Projekt „Genderaktivitäten im Wissenschafts-jahr 2006“ will besonders Mädchen und jungeFrauen für die Informatik begeistern.

www.roberta-home.de„Roberta“ nutzt die Faszination von Robotern, um Schülerinnen Naturwissenschaften, Technikund Informatik spannend und praxisnah zu vermitteln.

Interessante Links

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