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Thermoplastische Formgebung (CIM, Heißgießen) Seite 1 36204 Fertigungstechnik keramischer Bauteile WS06/07 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart klassische Einteilung: Gießen Bildsame Formgebung Schlickergießen Druckschlickergießen Strangpressen Extrusion Spritzgießen Heißgießen Foliengießen Siebdruck Elektrophoresegießen Pressen Pulververfahren: HP, HIP, CIP, Trockenpressen, Feuchtpressen, Stampfen Rapid Prototyping Aufbau- & Pulverbett- Verfahren: Lasersintern, 3D-Printing, etc. wässrige Systeme nicht scherverdünnend (thermo-) plastische Systeme scherverdünnend Eigenschaften der Verfahren von links nach rechts: Feuchtigkeits- gehalte: 30-40 % Restfeuchte: 12-16 % Feuchtigkeits- gehalte: 15-25 % Zur Erinnerung: Kategorisierung der industriellen Formgebungsverfahren • Hochdruckgießen (bis 4 MPa) • Mitteldruckgießen (bis 0,35 MPa) Thermoplastische Formgebung (CIM, Heißgießen) Seite 2 36204 Fertigungstechnik keramischer Bauteile WS06/07 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Thermoplastischer keramischer Spritzguss (CIM) Definition: Ausformen eines durch Zusatz von Bindemitteln plastifizierten Pulververbundes durch Einspritzen der Masse in ein geschlossenes Werkzeug Spritzgießverfahren: • Thermoplastisches Spritzgießen • Niederdruck-Spritzgießen (Heißgießen) • Thermodur-Spritzgießen • Sonderverfahren (tonplastisches Spritzgießen)

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36204 Fertigungstechnik keramischer Bauteile WS06/07Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart

klassische Einteilung:

Gießen Bildsame Formgebung

SchlickergießenDruckschlickergießen

StrangpressenExtrusion

SpritzgießenHeißgießen

FoliengießenSiebdruck

Elektrophoresegießen

Pressen

Pulververfahren:HP, HIP, CIP,

Trockenpressen, Feuchtpressen,

Stampfen

Rapid Prototyping

Aufbau- & Pulverbett-Verfahren:

Lasersintern, 3D-Printing, etc.

wässrige Systeme

nicht scherverdünnend

(thermo-) plastische Systeme

scherverdünnend

Eigenschaften der Verfahren von links nach rechts:

Feuchtigkeits-gehalte: 30-40 %Restfeuchte: 12-16 %

Feuchtigkeits-gehalte: 15-25 %

Zur Erinnerung: Kategorisierung der industriellen Formgebungsverfahren

• Hochdruckgießen(bis 4 MPa)

• Mitteldruckgießen(bis 0,35 MPa)

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Thermoplastischer keramischer Spritzguss (CIM)

Definition: Ausformen eines durch Zusatz von Bindemitteln

plastifizierten Pulververbundes durch Einspritzen der Masse in ein geschlossenes

Werkzeug

Spritzgießverfahren:

• Thermoplastisches Spritzgießen

• Niederdruck-Spritzgießen (Heißgießen)

• Thermodur-Spritzgießen

• Sonderverfahren (tonplastisches Spritzgießen)

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Zielgrößen und Vorgaben beim thermoplastischen Spritzgießen von Keramik

Voraussetzung:möglichst hoher Gehalt an keramischem Feststoff

in der thermoplastischen Masse

• möglichst geringer Fließwiderstand durch optimal eingestellte Viskosität

• hohe Formstabilität und Maßhaltigkeit des Grünkörpers (kein Verzug)

• hohe Rohbruch- und Kantenfestigkeit

• serientaugliche Formtrenneigenschaften

• optimierte Gleitreibungseigenschaften (Werkzeugverschleiß)

• optimierte Maschinenparameter (p, T, vE)

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Eigenschaften des CIM-Verfahrens

• hohe Maßhaltigkeit und geringe Toleranzen (ca. ± 0,02 mm bei 3 mm)

• hohe Oberflächengüte (Ra-Werte unter 0,5 µm „as fired“)

• gute Reproduzierbarkeit von Materialeigenschaften und Geometrien

• kompliziert geformte Teile herstellbar (Wanddickenunterschiede, Hinterschneidungen, Gewinde, etc.)

• kurze Arbeitszyklen beim Spritzgießprozess

• große Stückzahlen möglich

• hoher Automatisierungsgrad

Vorteile

Nachteile

• hohe Formkosten

• aufwändige Masseaufbereitung

• komplexe Katalyse- und Pyrolysechemie der Bindemittel und Additive (Hilfsstoffe)

• vergleichsweise langwieriger Gesamtprozess

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≥ 10 mmMaximale Wandstärke

1 kgMaximalgewicht (gesintert)

100 mgMinimalgewicht (gesintert)

Ra = 0,1 µmInnenflächengüte

Ra = 0,5 µmOberflächengüte

± 2/100 mm bei 3 mm WandstärkeMaßtoleranzen

Erreichbare Maßtoleranzen und Oberflächengüten beim CIM-Verfahren

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Zum Vergleich: Formgebung durch kaltisostatisches Pressen (CIP)

10 - 1200 mmBauteildurchmesser

1 - 3 mm / 1000 mm Länge4 - 10 mm / 1000 mm Länge

Maßtoleranzen bei RohrgeometrienT.I.R. (Biegung und Ovalität)

Im Werkzeug:In der PU-Form:

2 - 500 mmWandstärken

50 - 4000 mmBauteillängen

< 1 - 2 %Gründichteschwankung und -gradienten

Erreichbare Maßtoleranzen und Oberflächengüten

T.I.R.: Total Indicator Reading, Maß für die Gesamtabweichung ohne Differenzierung in Maß- und Gestaltabweichung sowie unterschiedliche Lagetoleranzen (z.B. Biegung und Ovalität)

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Wasserstoffofen für das Sintern transluzenter Keramik

Al2O3- Präzisionsbauteile

Beispiele: Spritzgegossene Produkte aus Oxidkeramik

acc. Advanced Cerametrics, Inc., Lambertville, NJ, USA

Mahlwerke für Gewürzmühlen

Al2O3 ZrO2

Zahnspangenklammern (brackets)

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CIM-Prozessschema für oxidische und nichtoxidische Materialien

Dosieren

Mischen im KneterHeizbar, mit Lösungsmittelrückgewinnung

Spritzgießen

Entbinderung

Verputzen

Finishing Grünkörper

Endkontrolle

Sintern

Keramikpulver Binder und Additive

Granulation durch Extrusion und Pelletierung

Anguss separieren

Oxidative Entbinderung

Katalytische EntbinderungBASF/IFKB-Methode

Formgebungskontrolle

Glühverlust

Abgasreinigung

Kontrolle Risse, Poren

Recycling Anguss

Abzug

Chem. Analyse, Korngrößenverteilung

Polarisationsdurchlicht-mikroskopie (PLMA)

zur Texturanalyse während des

Herstellungsprozesses Endkontrolle

Sintern

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Spritzgießmaschine

Automatische Spritzgießmaschine:

SPS - SteuerungSPC - Modul

Funktionsschema:

Spritzgießmaschine Typ Boy 50M mit 50 t Schließkraft

HeizungForm Schnecke

geöffnete Form

Massetrichter

Phase 3: Auswerfen

Phase 2: Nachdruck

Phase 1: Füllen

gefüllte Form

Dr. Boy GmbH & Co. KG, Neustadt-Fernthal

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Endanguss /Punktanguss

Schematische Darstellung des Masseflusses bei verschiedenen Angusstypen

Fächeranguss /Filmanguss

SeitenangussSeitenanguss mit

Filmbildung

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Spritzgegossene Biegestäbchen, Spinell-Spülmasse nach Carbosint-Verarbeitung

Spritzgegossener Al2O3-Ring für mechanische Prüfung (C-Ring-Test),Angussstange, Angusskanäle und Bauteil

Beispiele Anguss und Fließtextur

Angussfläche

Seitenfläche

Rückseite

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Masseaufbereitung / Compounding

Auswahl- und Aufbereitungskriterien der pulverkeramischen Werkstoffe

• Sinteraktivität (anorganische Additive, spezifische Oberflächen, Vorbehandlungsgrad der Pulver, etc.)

• Chemische Reinheit (bezüglich Anwendung und Einsatzbedingungen)

• Korngrößenverteilung und -mischung(Packungsdichte und rheologisches Verhalten)

• Preis/Leistungs-Verhältnis

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Masseaufbereitung / Compounding

Ermittlung geeigneter Kombinationen von organischen Hilfsstoffen

• Netz- und Dispergiermittel

• Plastifizierungsmittel (einschließlich Gleitmittel)

• Bindemittel (Verfestiger)

• Trennmittel

• Entschäumer

Mechanische, chemische und thermische Verfahrenstechnik

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Organische Hilfsstoffe für den thermoplastischen Spritzguss

Netzmittel

Ölsäuren

Fischöle

Stearinsäuren

Stearinsäure- und Ölsäuremonoamide

Binder (Thermoplaste)

Polyethylen

Ethylenvinylacetat

Acrylester-Copolymere

Polystyrol

Styrolacrylnitril

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Organische Hilfsstoffe für den thermoplastischen Spritzguss

Binder und Gleitmittel (Wachse)

Esterwachse

Fischer-Tropsch-Wachse

Naturwachse (Bienenwachs)

Weichmacher und Trennmittel

Phtalsäureester(Weichmacher)

Polyethylenwachse

Paraffinwachse

Silikonöle (Trennmittel)

Stearate (Trennmittel)

Plastifizierer für Wachsbinder

Polyethylencopolymere

Vinylacetatcopolymere

Polypropylencopolymere

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Bindertypen

Zschimmer & Schwarz Siliplast TP 6000

20 mPa·s (vgl. Blut)Viskosität bei 120 °C

40 - 80 °CWerkzeugtemperatur

120 - 130 °CVerarbeitungstemperatur

0,92 g/cm3Dichte

WachskombinationMaterial

Materialkenndaten: Verarbeitbarkeit

• sehr niedrige Viskosität

• Feststoffgehalte je nach Material 75 - 88 Gew. %

• moderate Spritzdrücke

• niedrige Prozesstemperaturen

• gute Entformbarkeit

• mäßige Grünfestigkeit

Entbinderung

• thermisch bei max. 500 °C

• geringe Bauteilgröße möglich

• Zyklusdauer 8 - 12 h

• für Nichtoxide bedingt geeignet

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Bindertypen

Zschimmer & Schwarz Siliplast HO

2325 mPa·s(vgl. dünner Honig)

Viskosität bei 140 °C

50 - 80 °CWerkzeugtemperatur

150 - 160 °CVerarbeitungstemperatur

1,2 g/cm3Dichte

Mod. PolyalkoholeMaterial

Materialkenndaten: Verarbeitbarkeit

• mittlere Viskosität

• Feststoffgehalte je nach Material 75 - 85 Gew. %

• mittlere bis hohe Spritzdrücke

• mittlere Prozesstemperaturen

• gute Entformbarkeit

• hohe Grünfestigkeit

Entbinderung

• Wasser, bei 70 °C

• thermische Nachbehandlung in Sinterprozess integriert

• größere Bauteile möglich

• für Nichtoxide bedingt geeignet

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Bindertypen

Clariant Licomont TP EK 583

6000 mPa·s(vgl. dünner Honig)

Viskosität bei 130 °C

50 - 80 °CWerkzeugtemperatur

130 - 160 °CVerarbeitungstemperatur

1,1 g/cm3Dichte

PolyolefinwachseMaterial

Materialkenndaten: Verarbeitbarkeit

• hohe Viskosität

• Feststoffgehalte je nach Material 75 - 90 Gew. %

• mittlere bis hohe Spritzdrücke

• mittlere Prozesstemperaturen

• gute Entformbarkeit

• hohe Grünfestigkeit

Entbinderung

• Wasser, Ethanol, Aceton bei 50 °C, 6 - 20 h

• Trocknungsschritt 4 - 6 h

• thermische Nachbehandlung 180 -550 °C, 6 - 8 h

• größere Bauteilgröße möglich

• Zyklusdauer 16 - 34 h

• für Nichtoxide bedingt geeignet

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Versatztypen (Fertigfeedstock)

BASF Catamold AN-R

5000 mPa·s(vgl. dünner Honig)

Viskosität am Fließpunkt

130 - 150 °CWerkzeugtemperatur

160 - 190 °CVerarbeitungstemperatur

78 Gew.%Feststoffgehalt

AIN + Binder (Fertigversatz)

Material

Materialkenndaten: Verarbeitbarkeit

• relativ niedrige Viskosität

• moderate Spritzdrücke

• hohe Prozesstemperaturen

• gute Entformbarkeit

• hohe Grünfestigkeit

Entbinderung

• katalytisch mit organischen Säuren (Essigsäure, Ameisensäure, Oxalsäure)

• große Wandstärken möglich, da sehr schonend

• Zyklusdauer 6 - 10 h

• thermische Nachbehandlung notwendig

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Versatztypen (Fertigfeedstock)

BASF Catamold A-OH

1·105 mPa·s(vgl. heißer Teer)

Viskosität am Fließpunkt

130 - 150 °CWerkzeugtemperatur

160 - 175 °CVerarbeitungstemperatur

80 Gew.%Feststoffgehalt

α-Al2O3 + Binder (Fertigversatz)

Material

Materialkenndaten: Verarbeitbarkeit

• hohe Viskosität

• hohe Spritzdrücke

• hohe Prozesstemperaturen

• gute Entformbarkeit

• hohe Grünfestigkeit

Entbinderung

• katalytisch mit konz. HNO3(Salpetersäure)

• große Wandstärken möglich, da sehr schonend

• Zyklusdauer 6 - 8 h

• thermische Nachbehandlung notwendig

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Einfluss der Bindemittelwahl auf die CIM-Produktion

► Organische Additive und Bindemittel sind ein wichtiger Faktor für die Verarbeitbarkeit von keramischen Spritzgießmassen

• Einfluss auf das Fließ- und Formfüllverhalten

• Grünfestigkeit

• Entformbarkeit

• Werkzeugverschleiß

► Charakterisierung des rheologischen Verhaltens ist eine wichtige Methode zur Prozessoptimierung

► Funktion und Zusammensetzung der Bindemittel ist werkstoffspezifisch

• rein temporär bei „klassischer“ Keramik

• matrixbildend bei technischen Kohlenstoffen

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Einfluss der Bindemittelwahl auf die CIM-Produktion

► Fertigfeedstocks erlauben schnelle Verarbeitung bei standardisierten Parametern

• Masseaufbereitung entfällt, kleinerer Gerätepark möglich

• höherer Kilopreis

• keine Anpassung der Binderzusammensetzung möglich

• stabiler Entbinderungsprozess

• erhöhte Sicherheitsanforderungen wegen Mineralsäuren

► Kombination von Fertigbindern mit verschiedenen Pulvertypen erlauben größere Rezepturvariation

• eigene Masseaufbereitung notwendig

• geringerer Kilopreis

• Variation des Entbinderungsprozesses möglich

• Ermittlung der Verarbeitungsparameter notwendig

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Pulvertypen

Korund I - gebrochener Schmelz-korund

Ind. Hochrhein Al-99

Alumina II - sphärisches Aluminiumoxid

Sumitomo Sumicorundum AA-18

d50= 17,34 µm

d90= 30,05 µm

d50= 16,96 µm

d90= 22,40 µm

REM-Vergleich von α-Al2O3-Pulvern mit unterschiedlicher Primärkorn-Morphologie

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Vergleich: Fließverhalten einer IFKB AA-05 und einer BASF AO-H CIM-Masse

1000 1000010

3

104

105

106

107

Physica UDS 200 oscillation rheometer

IFKB AA-05 compound:SpeichermodulVerlustmodul

BASF AO-H compound:SpeichermodulVerlustmodul

Spe

iche

rmod

ul G

' [P

a]

Schubspannung τ [Pa]

103

104

105

106

Verlustm

odul G'' [P

a]

AA-05: ebenfalls Sumicorundum, d. h. sphärisches α-Aluminiumoxid, aber andere Korngröße als AA-18

Pulvertypen

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Vergleich der technischen Rheologie von Al2O3-CIM-Massen aus unterschiedlichen Pulverrohstoffen

(A: Standard α-Tonerde; B: sphärolitischer Spezialkorund AA-05)

• signifikant unterschiedliche Lage der Fließgrenze(Schubspannung τ an der Fließgrenze = 4500 Pa (B) vs. 7000 Pa (A); Schubspannung Spritzgießmaschine τM während des Spritzens > 100.000 Pa im Angusskanal)

• AA-05 besitzt überlegene Fließeigenschaften bei CIM-üblichen Schubspannungen

• nur ⅓ des Einspritzdrucks notwendig

• besseres Formfüllverhalten

• komplexere Geometrien bei besseren Gefügeeigenschaften möglich

• niedrigere Verarbeitungstemperatur (130 °C gegenüber 170 °C)

• geringerer Gehalt an thermoplastischem Binder (z.B. 90 Gew.% Feststoffgehalt im Masseversatz)

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Einflussgrößen auf das rheologische Verhalten von CIM-Feedstockswährend der Masseaufbereitung und dem Spritzgießen von Bauteilen

• Eigenschaften des Keramikpulvers

• Korngröße

• Korngrößenverteilung

• Kornmorphologie (Kornform)

• Agglomerate

• spezifische Oberfläche

• Oberflächenaktivität

• Dichte

acc.

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gels

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Berechnete relative Viskosität von Spritzgießmassenfür unterschiedliche Korngrößenverteilungen

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• Additiveigenschaften

• Dispergierhilfen

• Plastifikatoren

• Organische Binder

• Volumen-/ Massegehalt

• Benetzungsverhalten

• Adhäsion / Trennverhalten

• Masseaufbereitung

• Dispergierung des Keramikpulvers (Agglomeration)

• Homogenität der Masse (beheizbarer Kneter, Scherwalzenkneter, usw.)

Einflussgrößen auf das rheologische Verhalten von CIM-Feedstockswährend der Masseaufbereitung und dem Spritzgießen von Bauteilen

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Zusammenhang zwischen Fließverhalten und Formfüllung

A) Unvollständige Formfüllung durch rheologische Probleme

B) Optimierte Rheologie: gute Formfüllung auch für komplexe Formen

A B

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Formfüllstudien

Aussage von Formfüllstudien:

► Ermittlung der Spritzgießparameter

• Massevolumen (Schussvolumen)

• Einspritzdruck

• Einspritzgeschwindigkeit

• Nachdruck

• Masse- und Werkzeugtemperierung

Formfüllstudie Al2O3-Heißgaslüfterräder

► Ermittlung des Formfüllverhaltens

► Beurteilung des Werkzeugdesigns

► Rheologie der Spritzmasse

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Thermische Entbinderung

Entfernung des Binders:

• Verdampfen von Wachskomponenten

• Oxidative Zersetzung von Binderkomponenten

• Cracken von langkettigen, organischen Verbindungen

• Entbinderung muss stufenweise erfolgen

Vorteile:

• Geringe Investitionen

• Entbinderung kann u. U. im Sinterofen erfolgen

Nachteile:

• Lange Prozessdauer

• Schwierige Prozessführung bei komplizierten Bauteilen

• Hohe Schadstoffemissionen (Abgasreinigung notwendig)

Entbinderungsöfen

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Katalytische Entbinderung nach der BASF/IFKB-Methode

Entbinderungsprozess:

Monomerisation von Polyacetalen mit Säure

(-CH2-O-)n CH2 OSäure

125 °C / 6 h

Polyacetal Formaldehyd

Säurezusammensetzung:

5 Vol.% Oxalsäure

55 Vol.% Essigsäure

40 Vol.% Ameisensäure

Katalytischer Entbinderungsofen

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Katalytische Entbinderung nach der BASF/IFKB-Methode

Vorteile:

• schneller Entbinderungsprozess

• schonend für den AIN-Grünkörper (Beispiel nächste Folie)

• einfache Handhabung,aber Sicherheitsvorkehrungen notwendig

• vorteilhaft für dickwandige Bauteile

• geringe Abgasemissionen

Nachteil:

• wegen der Verwendung von Säuren ist ein hoher Sicherheitsstandard notwendig