Zur klinischen Bedeutung der Aktivitätsmessung von Sorbitdehydrogenase im menschlichen Blutserum

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~rg.87, Heft 2 U. G~L~eH: Aktivit/~tsmessung yon Sorbitdehydrogenase im menschliehen Blutserum 93 15. ffanuar1959 ZUR KLINISCHEN BEDEUTUNG BElt AKTI¥ITXTSMESSUNG YON SORBITDEHYDROGENASE IM MENSCHLICItEN BLUTSERUM Von ULRICH GERLACtt Aus der Medizinisehen Uni~ersitSts-Klinik 3£ttnster (Direktor: Prof. Dr. W. H. HAVSS) Mancherlei Erkrankungen fiihren zu eharakteristi- sehen Aktivitiitsgnderungen der Serumfermente. Aus der Erkermung und Verfolgung soleher Aktivit/~ts- sehwankungen im l~ahmen eines Krankheitsabtaufs (z. B. Anstieg yon alkaliseher und saurer Phosphatase, Diastase oder in neuerer Zeit yon MDH, ALD, GOT, Aktivit//tsminderung yon CHE) ergaben sieh in letzter Zeit neue diagnostisehe, differentialdiagnostisehe und prognostisehe Gesiehtspunkte. In gr6Beren Beobaeh- tungsreihen konnten HAuss u. Mitarb. zeigen, dab Fermentaktivitgtsgnderungen, die im gahmen eines akuten S3u~droms (HAuss) auftreten, in gleieher Weise ~de Leukoeytose, Fieberanstieg oder BKS-Besehleu- nignng ein unspezifisehes Symptom dieses Synch:oms, nieht abet spezifiseher Ausdruek einer 0rganl/~sion sind; gleiehwoht ist diesen neuen Zeiehen :- ent- spreehend den anderen Symptomen des Syndroms -- eine klinisehe Bedeutung beizumessen (H~tt+ss, GEa- LACII U. SCHi~RMEYER). Neben dem akuten Syndrom ffihren aueh chronische Erkrankungen, wie z.B. Leber- ze]lsch/~digungen (Bnu~s, Wn6B5EWSKI U. ~ DU~:, I'iOE?¢ undA~ELU~G),Tumorkrankheiten (HrL~ u. LEVY, ~RIEND U. WlZ(~BLE~VSKI,I~IILL u. JORDAN, BODANSKI, BIER~A~ U. a.) sowie bestimmte Blutkrankheiten (HEss), zu _~mderungen der Serumfermentaktivitgt. Der Wert yon klinisehen Fermentbestimmungen steigt mit der Auffindung soleher Enzyme, die normaler- weise nieht im Blutserum vorhanden And, sondern deren Vorkommen vorwiegend auf ein einzelnes Organ besehr/~nkt ist und die erst unter gewissen patho- logisehen Ver/inderungen eben dieses Organs in die Blutbahn iibertreten (s. auch Won~). Im folgenden wird deshalb untersueht, ob die Akti- vit/~tsmessung der SDH im Serum fiir die klinisehe Beurteilung yon Leberzellsch/idigungen verwendet werden kann. Dieser Frage liegt die Beobachtung zugrunde, dab SDH, die im Organismus haupts/iehlich in der Leber, nieht aber im Blutserum vorkommt, bei Kranken mit Hepatitis infectiosa im Serum erseheint (GErm~cJ~). Zum Verg]eieh mit der SDH-Aktivitgt wurde die Serum-Aktivit/~t yon MDH, ALD, GOT und CHE gemessen. Weil MDH, ALD und GOT in fast allen Organen, besonders aueh im Muskel, in hoher Konzentration vorkommen, miiBte gegeniiber diesen organu~vspezi/ischen Enzymen das Auftreten yon SDH im Serum ein retativ spezi]ische8 Zeiehen einer Leber- zellseh/idigung sein. Methode SDH katalysiert die Reaktion !I tI HCOH HCOH C----O HCOH HOCH HOCH HCOH tICOH I ~c~oH HCOH l j~ct o~ HCOI-[ H DPNH~DPN H Fructose Sorbit Da das Apoenzym Fructose der SDH als Coferment Diphosphopyridinnucleotid benStigt, kann man die Reaktion im optisehen Test nach 0. WARBVRG bei Verwendung yon Fructose als Substrat (HoLzEa, HAA~ u. SC~En)Ea) durch Messung der Extinktionsabuahme z. B. bei 366 oder 340 m# verfolgen. Testzusammensetzung. Die Testkomponenten wurden in folgende~ I/~eihenfolge einpipettiert: 0,2m Tri~thanotaminpuffer (pH7,4) ad 3,0mi; 0,t ml I)PNH 2 (10 mg/ml); Nutserum; Start mit 0,1 mt 40% Frue- tosel6sung. Cuvettenselfiehtdicke 1 am; l~Iel~temperatur 24 o, Wellenl/inge 366 m/~ (Photometer Elopendorf). Ablesung alle 60 see fiber etwa 5--8 rain naeh erfolgtem Start (naehdem im vorangegangenen ,,Vorlaui" andere DPNH=+-abh~ingigeEnzym- systeme abgelaufen sind). Die Exthlktionsabnahme pro Zeit- einheit ist der eingesetzten Enzymmenge proportional. Eine A~tivit~itseinheit (E) besitzt diejenige Enzymmenge, die in einem Testansatz yon 3 ml bei 1 em Schiehtdieke und 240C eine Extinktionsfinderung yon 0,001 pro min bei 366 ml~ bewirkt (s. HoLz~, tIa+,~ u. SCHNEn)ER). Werte unter 1 E/ml Serum sind im optisehen Test unf+er den angegebenen Bedingungen ungenau father. Wurde im Serum keine SDH-Aktivit~t nachgewiesen, ist deshalb der Ausdruck < 1 E/ml start 0 E/ml gebraueht. Im folgenden wird die Enzym-Aktivit~t der SDH in AktivitRtseinheiten (E) pro 1 ml Serum angegeben. Multipli- kation der Serum-Aktivit~ttseinheiten mit dem Faktor 0,0545 gibt die Aktivit~t in #Mol Substratumsatz pro 1 ml Serum ]pro Stlmde an. Fiir die Untersuehung yon Gewebe wurden Proben in iso- toniseher KC1-L6sung homogenisiert (Btihler-Homogenisator) und mit 25 000 × g bei -+ 2 ozentrifugiert. Der so gewonnene klare ~berstand kann direkt in den optisehen Test eingesetzt werden. Die im optischen Test durchgefiihrten Bestimmungen yon Sermn-MDH und GOT beruhen auf dem fermentativen Um- satz der Substrate Pyruvat bzw. a-Ketoglutarat und Aspartat. Der MDH-Test ist ein ,,einfacher", direkt DPNH2-abh~ngiger optiseher Test; GOT wurde im,,zusammengesetzten" optisehen Test mittels des DPNH~-abh~ngigen Hflfsenzyms ]4pfels~ure- dehydrogenase bestimmt, Dabei setzt das Hilfsferment ~pfel- sguredehydrogenase die bei der Transaminierungsreaktion entstehende 0xalessigs~ure zu ~pfelsiiure urn. Die DPNH~- Oxydation steht in beiden Testen in einem einfachen st6ehio- metrisehen Verh~ltnis zum Umsatz der Substrate. Fruetose- 1,6-diphosphataldolase wurde nach der Methode yon B~uxs, CItE manometriseh nach Ro=~ u. LXSmTZKr und AMMO~ gemessen. Die Fermentaktivitiit far MDtt, GOT, ALD und CHE ist in #Mol Substratumsatz pro 1 ml/Serum/Std ausgedriickt. Organverteilung der SDH beim Menschen nach Untersuchungen an Leichengewebe Tabelle 1 gibt die Fermentaktivit//t tier SDH i~t versehiedenen menschlichen Organen wieder. Die Organproben wurden bei der 48 Stc[ post mortem Tabelle 1. Organverteilung der SDH-Aktivitdit nach Unter- suchungen an autoptisch erhaltenen menschlichen Gewebeproben SDH-Aktivit~ts-!SDH-Aktivit~ts- Organ Einheiten Einheiten pro l mg pro I mg Frisehgewicht Troekengewicht Leber ........... Prostata .......... Niere ............ Milz ............ Testes ........... Rechte Herzkammer ..... Linke Herzkammer ..... Skelettmuskel ........ 5,732 1,366 1,240 0,453 0,190 0,227 0,100 0,113 22,6 8,46 5,79 2,07 1,28 1,27 0,56 0,49 Abkiirzungen: ?¢ID]~ ~ l~Iilchs~iuredehydrogenase; ALD = Fructose- 1,6-diphosphataidolase; GOT = Glutamins~ure-Oxatessigs~nre-Transami- nase; CHE = Cholinesterase; SDlt = Sorbitdehydrogenase; DP_N ~ bzWo Dt'NH: = oxydiertes bzw. reduziertes Diphosphopyridinnucleotid.

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~rg. 87, Heft 2 U. G~L~eH: Aktivit/~tsmessung yon Sorbitdehydrogenase im menschliehen Blutserum 93 15. ffanuar 1959

ZUR KLINISCHEN BEDEUTUNG BEl t AKTI¥ITXTSMESSUNG YON SORBITDEHYDROGENASE IM MENSCHLICItEN BLUTSERUM

Von ULRICH GERLACtt

Aus der Medizinisehen Uni~ersitSts-Klinik 3£ttnster (Direktor: Prof. Dr. W. H. HAVSS)

Mancher le i E r k r a n k u n g e n f i ihren zu eharak te r i s t i - sehen Ak t iv i t i i t sgnde rungen der Serumfermente . Aus der Erke rmung u n d Verfolgung soleher Aktivit /~ts- sehwankungen im l~ahmen eines K r a n k h e i t s a b t a u f s (z. B. Anst ieg yon a lka l i seher und saurer Phospha t a se , Dias tase oder in neuerer Zei t yon MDH, ALD, GOT, Ak t iv i t / / t sminde rung yon CHE) e rgaben sieh in le tz te r Zei t neue diagnost isehe, d i f ferent ia ld iagnost i sehe und prognos t i sehe Ges ieh tspunkte . I n gr6Beren Beobaeh- tungsre ihen k o n n t e n HAuss u. Mi tarb . zeigen, d a b F e r m e n t a k t i v i t g t s g n d e r u n g e n , die im g a h m e n eines a k u t e n S3u~droms (HAuss) auf t re ten , in gleieher Weise ~de Leukoeytose , F iebe rans t i eg oder BKS-Beseh leu- n ignng e in unspezif isehes S y m p t o m dieses Synch:oms, n i eh t a b e t spezifiseher Ausd ruek einer 0rganl/~sion s ind; gleiehwoht is t diesen neuen Zeiehen : - ent- sp reehend den anderen S y m p t o m e n des Syndroms - - eine kl inisehe B e d e u t u n g beizumessen (H~tt+ss, GEa- LACII U. SCHi~RMEYER). N e b e n dem akuten Syndrom ffihren aueh chronische Erk rankungen , wie z .B. Leber- ze]lsch/~digungen (Bnu~s , Wn6B5EWSKI U. ~ DU~:, I'iOE?¢ undA~ELU~G) ,Tumorkrankhe i t en (HrL~ u. LEVY, ~RIEND U. WlZ(~BLE~VSKI, I~IILL u. JORDAN, BODANSKI, BIER~A~ U. a.) sowie be s t immte B l u t k r a n k h e i t e n (HEss), zu _~mderungen der Se rumfe rmen tak t iv i tg t .

Der W e r t yon kl in isehen F e r m e n t b e s t i m m u n g e n s te ig t mi t der Auff indung soleher Enzyme , die normaler - weise n ieh t im Blu t se rum vorhanden And, sondern deren V o r k o m m e n vorwiegend auf ein einzelnes Organ besehr/~nkt is t und die ers t un te r gewissen pa tho- logisehen Ver / inderungen eben dieses Organs in die B l u t b a h n i ibe r t r e t en (s. auch Won~).

I m folgenden wird deshalb un te r sueh t , ob die Akt i - vit /~tsmessung der S D H im Serum fiir die kl inisehe Beur te i lung yon Leberzel lsch/ idigungen ve rwende t werden kann. Dieser F rage l iegt die Beobach tung zugrunde, dab SDH, die im Organismus haupts / iehl ich in der Leber, n ieh t aber im Blu t se rum v o r k o m m t , bei K r a n k e n mi t H e p a t i t i s infect iosa im Serum erseheint (GErm~cJ~). Zum Verg]eieh m i t der S D H - A k t i v i t g t wurde die Serum-Akt ivi t /~ t yon MDH, ALD, GOT und C H E gemessen. Wei l MDH, A L D und GOT in fas t a l len Organen, besonders aueh im Muskel, in hoher K o n z e n t r a t i o n vo rkommen , miiBte gegeni iber diesen organu~vspezi/ischen Enzymen das Auf t r e t en yon S D H im Serum ein re ta t iv spezi]ische8 Zeiehen e iner Leber- zel lseh/idigung sein.

Methode S D H k a t a l y s i e r t die R e a k t i o n

! I t I HCOH HCOH

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HCOH tICOH

I ~c~oH HCOH

l j~ct o~ HCOI-[ H D P N H ~ D P N H

Fructose Sorbit

Da das Apoenzym Fructose der SDH als Coferment Diphosphopyridinnucleotid benStigt, kann man die Reaktion im optisehen Test nach 0. WARBVRG bei Verwendung yon Fructose als Substrat (HoLzEa, HAA~ u. SC~En)Ea) durch Messung der Extinktionsabuahme z. B. bei 366 oder 340 m# verfolgen.

Testzusammensetzung. Die Testkomponenten wurden in folgende~ I/~eihenfolge einpipettiert:

0,2m Tri~thanotaminpuffer (pH7,4) ad 3,0mi; 0,t ml I)PNH 2 (10 mg/ml); Nutserum; Start mit 0,1 mt 40% Frue- tosel6sung. Cuvettenselfiehtdicke 1 am; l~Iel~temperatur 24 o, Wellenl/inge 366 m/~ (Photometer Elopendorf). Ablesung alle 60 see fiber etwa 5--8 rain naeh erfolgtem Start (naehdem im vorangegangenen ,,Vorlaui" andere DPNH=+-abh~ingige Enzym- systeme abgelaufen sind). Die Exthlktionsabnahme pro Zeit- einheit ist der eingesetzten Enzymmenge proportional.

Eine A~tivit~itseinheit (E) besitzt diejenige Enzymmenge, die in einem Testansatz yon 3 ml bei 1 em Schiehtdieke und 240C eine Extinktionsfinderung yon 0,001 pro min bei 366 ml~ bewirkt (s. HoLz~, tIa+,~ u. SCHNEn)ER).

Werte unter 1 E/ml Serum sind im optisehen Test unf+er den angegebenen Bedingungen ungenau father. Wurde im Serum keine SDH-Aktivit~t nachgewiesen, ist deshalb der Ausdruck < 1 E/ml start 0 E/ml gebraueht.

Im folgenden wird die Enzym-Aktivit~t der SDH in AktivitRtseinheiten (E) pro 1 ml Serum angegeben. Multipli- kation der Serum-Aktivit~ttseinheiten mit dem Faktor 0,0545 gibt die Aktivit~t in #Mol Substratumsatz pro 1 ml Serum ]pro Stlmde an.

Fiir die Untersuehung yon Gewebe wurden Proben in iso- toniseher KC1-L6sung homogenisiert (Btihler-Homogenisator) und mit 25 000 × g bei -+ 2 o zentrifugiert. Der so gewonnene klare ~berstand kann direkt in den optisehen Test eingesetzt werden.

Die im optischen Test durchgefiihrten Bestimmungen yon Sermn-MDH und GOT beruhen auf dem fermentativen Um- satz der Substrate Pyruvat bzw. a-Ketoglutarat und Aspartat. Der MDH-Test ist ein ,,einfacher", direkt DPNH2-abh~ngiger optiseher Test; GOT wurde im,,zusammengesetzten" optisehen Test mittels des DPNH~-abh~ngigen Hflfsenzyms ]4pfels~ure- dehydrogenase bestimmt, Dabei setzt das Hilfsferment ~pfel- sguredehydrogenase die bei der Transaminierungsreaktion entstehende 0xalessigs~ure zu ~pfelsiiure urn. Die DPNH~- Oxydation steht in beiden Testen in einem einfachen st6ehio- metrisehen Verh~ltnis zum Umsatz der Substrate. Fruetose- 1,6-diphosphataldolase wurde nach der Methode yon B~uxs, CItE manometriseh nach Ro=~ u. LXSmTZKr und AMMO~ gemessen. Die Fermentaktivitiit far MDtt, GOT, ALD und CHE ist in #Mol Substratumsatz pro 1 ml/Serum/Std ausgedriickt.

Organverteilung der S D H beim Menschen nach Untersuchungen an Leichengewebe

Tabel le 1 g ib t die F e r m e n t a k t i v i t / / t t ier S D H i~t versehiedenen menschl ichen Organen wieder. Die Organproben wurden bei der 48 Stc[ pos t m o r t e m

Tabelle 1. Organverteilung der SDH-Aktivitdit nach Unter- suchungen an autoptisch erhaltenen menschlichen Gewebeproben

SDH-Aktivit~ts-!SDH-Aktivit~ts- Organ Einheiten Einheiten

pro l mg pro I mg Frisehgewicht Troekengewicht

Leber . . . . . . . . . . . Prostata . . . . . . . . . . Niere . . . . . . . . . . . . Milz . . . . . . . . . . . . Testes . . . . . . . . . . . Rechte Herzkammer . . . . . Linke Herzkammer . . . . . Skelettmuskel . . . . . . . .

5,732 1,366 1,240 0,453 0,190 0,227 0,100 0,113

22,6 8,46 5,79 2,07 1,28 1,27 0,56 0,49

Abkiirzungen: ?¢ID]~ ~ l~Iilchs~iuredehydrogenase; ALD = Fructose- 1,6-diphosphataidolase; GOT = Glutamins~ure-Oxatessigs~nre-Transami- nase; CHE = Cholinesterase; SDlt = Sorbitdehydrogenase; DP_N ~ bzWo Dt'NH: = oxydiertes bzw. reduziertes Diphosphopyridinnucleotid.

94 U. GERLACH: Aktivit~tsmessung yon Sorbitdehydrogenase im menschlichen Blutserum Klinische Wochensehrift

durehgefiihrten Autopsie eines infolge Unfalles ver- storbenen 53j/~hrigen Mannes gewonnen. Wie die Tabelle 1 zeigt, ist die SDH beim Mensehen vor- wiegend in der Leber lokMisiert. Sehr viel weniger Aktivit/~t ist in der Niere und in der Milz, kaum Akti- vit/it in der Muskulatur vorhanden. Diese am Men- sehen erhobenen Beiunde stimmen im wesentliehen mit der Verteilung der SDH bei der l~atte (BSAKLE~; tIo~z~,~, HAA~ u. S C ~ D ~ R ; G~5~c~) iiberein. Starke SDH-Aktivit/it finder sieh naeh t t O ~ N - OSTE~HOF in den Lebern Mler bisher untersuchten S/~ugetiere, w/~hrend die fibrigen Gewebe bis auf die Genitalorgane weniger oder kaum SDH enthalten

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dem Gipfel der Bilirubinkurve erreicht werden. Relativ rasch im Vergleich zum Bilirubinwert sinkt die Fermentaktivitgt wieder ab. Dabei verhMten sich MDH, ALD, GOT und SDH gMehsinnig, was mit dem Meehanismus der Enzymerh6hung im Serum zusammenhi/ngt (s. Absehnitt Diskussion). Entgegen- gesetzt gndert sieh die Aktivit/it der CITE, deren Serum-Aktivit/~t sich vermindert und erst mit Besse- rung des k]inischen Brides auf normMe Werte zurfick- kehrt.

In Tabelle 2 sind einige bei Hepatitiskranken ge- fundene Serum-SDIt-Werte zusammengefagt. Dabei ist zu beaehten, dag die Patienten in sehr unter-

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Abb. 1. Aktivit~t der Sermnfermente im Ablauf einer ¥irushepaMtis (Pat. ~[. B., c?, 25 Jahre). • . . . . . • CItE in gMol/ml Serum/Std, O - - O MDtI in /~l~[ol/ml Serum/Std,

O - - - - O GOT in ~Mol/ml Serum/Std, [] . . . [~ALD in #~Iol/ra] Serum/Std, x -.- x SDtt in Aktivit~ts-Einheiten (E)/ml Serum,

A - - - - A Serumgesamtbilirubin in nag- %

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Abb. 2. Ak~ivit~t der Serumfermente im Ablau£ einer Virus- hepatitis (Pat. B.M., $, 64 Jahre). O - - O MDIt in #3~ol j e m l Serum/Std, • . . . . . • CI:IE in plV[ol/ml Serum/Std, O - - - - O GOT in /~Iol/mI Serum/Std, [Z...[2] ALD in #Mol/ml Serum/Std, x - . - x SDH in Aktivit~ts-Einheiten (E)/ml Serum, A - - - - A Serumgesamtbilirubin in rag-%

(WILLIAMs-AsHMA~ U. BANKS). Auch das H/~molysat gewasehener menseh]ieher Erythroeyten enth/~lt keine wesentliehe SDIt-Aktivit/~t.

Klinische Untersuchung Die klinisehe Untersuehung wurde an Seren yon

16 Gesunden, an Seren yon Kranken mit Hepatitis (36 Patienten), mit toxischem Lebersehaden (1 Patien- tin), mit Cirrhosis hepatis (17 Patienten), mit Ver- sehlugikterus (6 Patienten) und zu Vergleichszwecken bei Patienten mit verschiedenartigen Erkrankungen (145 Patienten) durchgefiihrt. Insgesamt liegen der Be- urteilung 950 SDH-Bestimmungen zugrunde.

a) Gesunde. Bei 16 gesunden Xontrollpersonen war unter den angegebenen Testbedingungen keine SDtt-Aktivit/it im Serum megbar. Aus methodisehen Grfinden (s. Absehnitt Methoden) wird eine SDH- Aktivit/it im Serum yon < 1 E/ml Ms normal bezeichnet.

b) Hepatitis. Bei 28 Patienten mit ikterischer Virushepatitis wurde der Ablauf der Serumferment- sehwankungen untersucht. Bei 25 Kranken zeigte die Sermn-SDH deutliche Aktivit/itsvermehrung. Bei 3 Patienten, die erst im abklingenden ikterischen Stadium kontrolliert wurden, war die SDH im Serum (wieder) normal. Die Abb. 1 und 2 zeigen den typi: schen Ablauf der SDtI-Aktivit//ts~nderung im Serum w£hrend des Verlaufs der infekti5sen Hepatitis: Das Maximum des Fermentanstiegs kann bereits vor

schiedliehen Zeitabst~nden nach Eintri t t der Ge]b- f~rbung in die Klinik kamen; entspreehend dem Kurvenverlauf in Abb. 1 und 2 ist deshMb - - bei ver- sehiedenen Untersuehungszeitpunkten - - keine gleich- m~Bige Zahlenserie zu erwarten. In der Tabelle 2 ist daher weniger die absolute H6he der SDH-Ver- mehrung Ms vielmehr der Befund, dab die frisehe ikterische Hepatitis stets eine erhebliehe Vermehrung der SDH verursaehte, yon Bedeutung. Gelingt es aber, den Hepatitis-Patienten bereits im Beginn der Er- krankung zu untersuehen, so scheint das AusmM3 der Fermenterh6hung ein Hinweis auf die Schwere der Leberzell/~sion zu sein.

c) Sub- bzw. anikteriseh verlaufende Hepatitiden konnten in 4 F~llen beobachtet werden. Entsprechend den klinisch leicht verlaufenen Krankheitsbildern (Pr.-Nr. 8--10 der Tabelle 2) ergaben sieh tells gering erhShte, tells normMe Serumfermente. Besondere Be- aehtung verlangt der Krankheitsverlauf des Patienten Pr.-Nr. 1 l, bei dem es sieh um eine subikterisch abge- laufene Hepatitis handelte, deren h6ehster Bilirubin- wert 2,5 rag-% betrug. Die frfihzeitige, deutliche Er- hShung der SDH-Aktivit/it liel3 aber trotzdem eine betr/ichtliche ~Leberze]lseh~digung vermuten, wie sich bei histologiseher Untersuchung (Abb. 3) best~tigte. Parallel mit der Normalisierung der SDH-Aktivit/it im Serum ging die patho]ogisch&natomiseh kontrollierte Leberparenehymsch/idigung zurfick (Abb. 4). Eine

Jg. 37, 2 U. Gn~LAe~: Aktivit&tsmessung yon Sorbitdehydrogenase im menschlichen Blutserum 95 15. Jannar 1959

ehronische Hepatitis (Pr. Nr. 12 der Tabelle 2) mit ~bergang im Cirrhose wies sine SDH-ErhShung im Serum auf Werte yon 2--4 E auf.

d) Abortiv verlaufende (H~::n- PE) Hepatitisfi~Ile, die auf Grand yon ~Ve]tmannverbreiterung, Serumeisen- und Urobilinogen- vermehrung diagnostiziert wur- den, seheinen nach der bisherigen Beobachtung (4 F~]le) ohne siehere Vermehrung der SDH- Aktivit£t abzuklingen.

e) 12 Patienten mit Cirrhosis hepatis (vgl. TabeIle 2 ; Pr.-Nr. 19, 20) konnten untersucht und be- obaehtet werden. Die SDH- Aktivit/~t im Serum wax meist nicht, gelegenttich geringgTadig (bei 1 Pat ient bis 3 E) angestie- ten. Wenn die Cirrhose mit einem neuen hepatitisehen bzw. nekrotischen Schub einherging, erh6hten sieh die SDH-Werte im Serum deutlieher. In 5 weiteren F~llen entwickeIte sich aus einer Lebercirrhose ein Coma hepati- cure. Die SDH-Werte bei diesen Kranken waren in insgesamt 12 Bestimmungen teils normal, teils bis 2,5 E erhSht.

Zehnmal konnte der Fermentgehalt des Aseites bei Lebereirrhose-Kranken untersucht werden (zellige Be- standteile des Ergusses wurden jeweils durch Zentri-

Iugieren des frisch gewonnenen Aseites entfernt). Die Ferments MDIt, ALD und GOT waren im Ascites stets nachweisbar, jedoch in geringerer Konzentration

Abb. 3. t'a~, :B. I{., d', 20 Jahre. Diagnose: subikterisehe Hepatitis. J~istologische Untersuchung sines Leberpunktates vom 3.3. 58; Ffixbung Hihrmtoxylin-Eosin. :Entzitndliche Infiltration der Glisson- sehen Dreieeke, die sich zwisehen die Leberzellsn fortsetzt; Lebereinzelzellnekrosen, Nekrobiosen. Aktivit~t tier Serumfermen te: h,iDI[ 20,0; ALD 2,6; GOT 19,0; CItE 179; SDt[ 22. Serumgesamgbilirubin

2,52 rag-% ; Sernm-Eisen 307 7-% (Normahverte s. Tabelle 2)

als im Serum., wenn die Fermentaktivit~it auf 1 ml Untersuchungsmaterial bezogen wurde; SDH war bei den Patienten dieser Gruppe weder im Serum noch

Tabelle 2. Aktivit~it der Serum

] (}esamt- Diagnose ] Bilirubin

fin rag*%

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Hepatitis Hepatitis Hepatitis Hepatitis Hepatitis Hepatitis Hepatitis

anikterisehe Hepatitis anikterisehe Hepatitis anikterische Itepatitis subikterisehe Hepatitis

ehronisehe Hepatitis mit ~Cberga,ng in Cirrhose inkompl. Gallengangs-

versehluB Pankreaskopf-Carehlom GallengangsversehluB

~ier Eehinokokken-Cyster Verschlul] (lurch Choledochusstein

VerschluBikterus dureh Gallengangs-Carcinom

(30. 1.58) (12. 2.58) (19.3.58)

Pankreaskopftumor mit Lebermetastasen Cirrhosis hepatis

Cirrhosis hepatis mit Coma hepatieum

1,08 I 6,36

~ermente bei Leberkranken

~erum- I Alkalisehe I hIDH ALD GOT CKE Eisen IPhosphatasel SDH

n :,-% I in M~IE I in~l~ol/ml Serum/S;d inE/mI

25 126

Normalbereich <2,5 I 4,95 0,228 t 0,442 I 213 < i

4- 1,02 ~0,067 ~=0,214 t i 43 22,8 46 i17 30,5 },7 162 36,2 ;, 51,3

103,8 t, 16,1 ~,

~,: 4 27,~ 9,~ b,!

4,1 1 ' 6,~ ~,: 23,~ ,; 21,( ,I

5,~ ,~

9,5 ,~ 10,7 ,~

[1,8 [8,5 [1,1

[2,9 [5,0

0,61 3,18 0,45 2,81 0,42 3,23

0,56 2,1 48 l 0,98 4,87 46 1

14 30 55 94

178 15 27 2 1,5 0,8

23 3

96 u. GE~LACm Aktivit~tsmessung yon Sorbitdehydrogenase im mensehliehen Blutserum Klinisehe Woehenschrift

im Ascites vermehrt. [ Im Gegensatz zu diesem Befund an niehtentziindlichem Ascites steht die Beobaehtung, dab Ergfisse bei Tumorkranken wie aueh Ergfisse ent- ziindlicher Genese h~.ufig - - wenn aueh nich$ regel- m/igig - - h5here Fermentwerte im Ergug als im Serum aufweisen (GERLAOH U. KRONSBE1N) ].

Abb. 4. Histologisehe Untersuehmlg eines a m 2. 6. 58 gewonnenen Leberpunktutes desselben 72a~ienten wie in Abb. 3 naeh Behandlung. F~rbung H~.matoxylin-Eosin. Die Hepati t is ist ohne Bindegewebs- vermehrung abgeheilt, keine Leberzellnekrosen, keine ]~estknStehen. Aktivitiit der Sernmfermente

normalisiert. Serumgesamtbilirubin 0,89 rag-% ; Serum-Eisen 98 y-%

/) Die Beobaehtung von 6 Kranken mit Ver- schluNkterus (Pr.-Nr. 13--18 der Tabelle 2) lehrte, da$ der Versehlut3ikterus im Beginn der Gelbsueht im Gegensatz zum beginnenden Ikterus bei Virushepatitis

Tabelle 3. Aktivitgt der Serum]ermente bei Kranken mit In/ekten und akutem Syndrom

Ge- Name schleeht

D r . t ),

B.,L. Dr. M., tt.

Seh., E. M.,W. W.,H.

N., K.

Alter in

ffahren

54 66 46

56 68 42

55

:Diagnose MDH ALD GOT

in/xMol/ml Sin*urn/Std

spgteren Stadien nut geringe SDH-Vermehrung ver- ursacht. An Patienten mit malignen Geschwiilsten, deren Prim/~r-Tumor auSerhalb der Leber lag, wurde untersucht, ob eine manifeste Lebermetastasierung einen SDH-Anstieg verusacht. In. den bisherigen Untersuehungen blieb die SDtt-Aktivit/ i t hierbei bis

auf gelegentliche Ausnahmen normal (s. I t a vss u. RITW]~).

g) Dal3 akute Leberzell- seMdigungen anderer als infek- tiSser Art ebenfalls mit SDH- (Jbertri t t yon der Leberzelle ins Blur einhergehen k6nnen, lieg sich bei einer Patientin mit Essigs/iurevergiftung (naehTrin- ken yon 40 em a 80% Essigs/~ure- essenz) naehweisen: 12 Std naeh der Essigs/~ureeinnahme ent- hie]t das Blutserum 11 E SDH bei einem Bilirubingehalt yon 2 ,13mg-%. Bei einem anderen Patienten mit sehwerer Lungen- embolie und dadureh verursaeh- gem, lang anhaltendem Kreis- laufkollaps kam es infolge Hypoxie zu akuter Leberzell- schgdigung: die autoptisch ge- sicherte, diffuse Leberzellseh/~di- gung hat te zu einem SDH- Anstieg auf 200 E/ml Serum gefiihrt.

Well die bisherigen Unter- suehungen zeigten, dab die

Leberzellseh/idigung bei Hepati t is infeetiosa, bei toxi- schen und hypoxischen Leberveri/nderungen mit er- heblieher Vermehrung der SDH im Serum eiHher- geht, wurde weiterhin untersueht, ob Erkrankungen

ohne prim/ire Beteiligung der Leber zu einem Uber t r i t t yon SDtI ins Blur Nhren.

tHE SDn h) Die Serum-SDH-Ak- m E/ml

tivit/it ist deshalb bei etwa 145 Patienten, die wegen ver- sehiedenster Krankhei ten zur

0,442 213 <1 klinisehen Untersuehung und 0,214 = = 43 Behandlung kamen, best immt 0,51 t00 5 worden.

2,18 149 4 Gliedert man diese he- 2,26 222 3 terogene Patientengruppe in:

17,7 104 10 1.ehronisch Erkrankte, 2. endo- 0,34 275 2,2 krin Erkrankte, 3. mi t akutem 0,94 182 4 Syndrom (gAvss) Erkrankte 0,94 128 2,3 (Infekte, Apoplexie, Infarkte,

Embolien), so kann zusammen- 146 1,8 fassend festgestellt werden,

dag Krankhei ten der 1. und 2. Gruppe nur bisweilen und dann nur zu geringem SDH- Anstieg im Sermn f/ihrten: Es fanden sieh Werte bis 1,5 E/ml Serum.

Patienten aus der 3. Krankheitsgruppe wiesen hgufiger und zum Tell deutliehe SDIt-Vermehrung im Serum auf und zwar dann, wenn das akute Syndrom ausgeprggt vorhanden war und es sieh um kliniseh ,,sehwer und protrahiert" verlaufende Fglle handelte. Die SDH-Vermehrung war allerdings aueh in solehen F/~llen geringgradiger alg bei Hepati t is (Tabelle 3).

postpneumoni- sches Empyem

asiatisehe Grippe Lungenembolie

Embolie- Pneumonie Apoplexie

Hirnblutung Subaraehnoidal-

blutung 11erzinfarkt

4,95 i 1,02

] . 4 , 3

10,6 18,8 41,2

11,6 9,2

10,2

63,5

Normalbereieh 0,228

~ 0,067 0,63[

0,75 0,53 2,78

0,58 0,49 0,45

- - 8,80

keine deutliche SDH-Vermehrung verusacht. Sogar bei l/ingerem Bestand des Verschlusses kam es zu keiner grSl3eren Aktivit//tssteigerung der SDH im Serum. Die Patienten Pr.-Nr. 17 und 14 waren anamnestisch sehon 5 Woehen bzw. mehrere Monate lang ikteriseh. Das ikterisehe Stadium des Pat ienten Pr.-Nr. 17 wurde fiberdies 6 Woehen in der Klinik beobaehtet. Eine grOBere Beobaehtungszahl yon Ver- sehlul?syndromen ist jedoch notwendig, um die Ver- mutung zu sichern, dag der Versehlul~ikterus aueh in

Jg. 37, Heft 2 U. G~:ar~AcJ~: A_ktivitgtsmessung von Sorbitdehydrogen~se im mensehtichen Blutserum 97 15. Januar 1959

0bwohl im Untersuehungsgut Patienten mit akuter Nephritis fehlen, ist sine evsntuelle Vermehrung der SDH bei akuter Nephritis ohne wesentliehen klinischsn Belang, da sieh a,kute Nephritis und Leberparenchym- sehgden relativ leieht voneinander abgrenzen lassen. (Bestimmnng der SDH bei akuter Nephritis wgre deshalb interessant, weft die Niere naeh der Leber relativ grote SDH-Mengen enthglt).

i) Schlieglich wurde in der progressiven Muskel- d y s t r o p h i e (EIcB) eine Erkrankung untersueht, die mit starker Vermehrung yon GOT, MDH und ALD im Serum einhergeht, wobei abet im Gegensatz zur Hepatitis diese Aktivitgtssteigerung nieht so sehr dutch eine Lebersehgdigung als infolge Muskel- stoffweehselgnderungen unterhatten wird. Wem~ sieh der positive SDH-Test im Serum Ms vorwiegend Ieber- spezifiseh erweisen solI (auf Grund der Organverteilung der SDH), so mug bei der Erbsehen Muskeldystrophie trotz erheblieher ALD-, GOT- und MDH-Vermehrung eine Aktivitgtssteigerung der Serum-SDI-I ausbleiben.

Aus der Tabelle 4 ist ersiehtlieh, dab bei 2 I~'anken mit Erbseher Muskeldystrophie keine SDH im Serum gefunden wurde, wghrend die Aktivitgt der Enzyme MDH, ALD und GOT das Vielfaehe des normalen Serumspiegels betrug. Aueh die seltene Erkrankung Dermatomyositis verursaehte keine SDH-Steigerung trotz deutliehem Anstieg der Serumfermente MDH,

Tabelle 4. Serum-Fermenta~tivitgten

Name

B.~.

W.&

O.R.

AIter Jahre

12

16

Diagnose

progressive Muskeldyst~:o-

]?hie (Etc:a) progressive

Muskeldystro- phie (E~B)

Dermatomyositis

MDI[ ALD

41,8 4,25

28,95 6,05

13,4 1,39

GOT

3,64

3,42

2,27

CHE SDK

34O

2011

ALD und GOT (Tabelle 4). Diese Beispiele lehren, dal~ die SDIl-Bestimmung anders als der MDH-, ALD- oder GOT-Test zur Lolcalisation einer Stoffweehsel- st6rung herangezogen werden kann.

Dislcussion Die mitgeteilten Befunde zeigten, dab SDH nor-

malerweise nieht im mensehliehen Serum vorkommt, wohl aber bei maneherlei Krankheiten ins Blutserum fibertritt. Es ergab sieh, dag immer dann, wenn die Aktivitgt der SDH vermehrt war, aueh die Aktivitgt der Enzyme MDH, ALD und GOT vergrSBert, dis Aktivitgt der CHE dagegen im atlgemeinen verkleinert war. Es ergab sieh aber weiter, dal~ sine Vermehmmg der Fermente MDH, ALD und GOT nut in besonderen Fallen yon einer SDH-Erh6hung im Serum be- gleitet war.

Die klinisehe Beobaehtung yon Kranken mit SDH- Vermehrung iieg erkennen, dal3 SDH bei solehen Krankheiten ins Blutserum fibertritt, die mit einer Leberzellsehgdigung einhergehen. Diese Leberzell- sehgdigung war tells primiir (bei den versehiedenen Formen der Virushepatitis, toxiseh), teils ~'el~undi~r Jim t~ahmsn des akuten Syndroms (HAuss)] einge- treten.

Die in ihrer Okonomie gest6rte Zelle des erkrankten Organismus hag vergnderte Energieverhgltnisse, die

mSglicherweise die Ursaehe fiir den Austritt yon Enzymen aus der Zelle sind; denn die Fixierung der Enzyme in der Zelle und die Permeabilitgt der Zell- wand sind als energetisehe Zelleistungen aufzufassen (NETTEd). Unterhalt und H6he eines Serumenzym- spiegels sind dariiber hinaus yon so komplexen Fak- toren wie Enzymproduktion, ZerstSrung (Hemmung und Abbau) und Ausseheidung beeinflugt (HAvss, B~owN).

Die SDH-Aktivitgt des Serums erwies sich Ms normal oder nur geringgradig erh6ht, werm es sich bei der kliniseh faBbaren Lebersehgdigung um eine Cir- rhosis hepatis handelte, die ohne frisehen hepatitisehen oder nekrotisehen Schub verlief, sowie bei Kranken mit VersehluBikgerus, der dureh Steine oder Tumoren bedingt war.

Bei den Patienten, deren Serum sehr hohe Aktivi- tgt yon MDH, ALD und GOT, abet keine SDH- Aktivitgt auiwies, handelte es sieh z. B. mn Kranke mit progressiver Muskeldystrophie und Dermatomyo- sitis. Die bei diesen Krankheiten im Serum erschei- nenden Enz)nne entstammen in erster Linie dem er- krankten Muskel, dessen Zellen das Enzymprotein nieht fixieren kSnnen.

Weft SDH in hoher Konzentration in der menseh- lichen Leber vorkommt und erst dann im Serum er- seheint, wmm eine Lebsrzeltsehgdigung (infekti6s, toxiseh, hypoxiseh) eintritt, wird aus dsn Befunden ge/olgert, dal3 der SDH-(~bertritt ins Serum ein Zeiehen fiir eine Leberzellsehgdigung ist. DaB diesem Enzym- test gegenfiber anderen Fermentbestimmungen (MDH, ALD, GOT) aber ein relativ leberspezifischer Aus- sagewert zukommt, ergibt sich aus tier Tatsaehe, dab Fermentaussehwemmungen aus anderen Organen (z. B. aus dem MuskeI bei Erbseher Nuskeldystrophie) ohne Serum-SDH-Vermehrung einhergehen.

Aus dem Be/und, dab Leberzellsehgdigungen mit SDH-Vsrmehrung im Serum einhergehen, und tier Folger~tng, dab SDH-Vermehrung im Serum ein Zeiehen ftir die Funktionsgnderung der Leberzelle ist, ergibt sich die Iclinische Bedeutung der SDH-Bestim- mung :

Die Friihdiagnose der ikterisehen Virushepatitis, besonders der subikterisehen Form, kann dureh die SDH-Bestimmung erleichtert werden, da die Enzym- Vermehrung dem ikteNsehsn Stadium vorausgehen karm. Das Absinken der Serumenzyme im wsiteren Verlauf der Erkrankung ist nieht streng mit der phasenverspgteten Bilirubinkurve gekoppelt. Die Ak- tivitgtsrninderung der Fermente sstzt im allgemeinen friiher ein undist wahrseheinlieh mit der Verminderung der Einzelzellnekrose bzw. mit der ~riederherstellung normaler Permeabilitgtsverhgltnisse art den Zellmem- branen verkniipft und somit prognostiseh verwertbar. (Bemerl<enswert sind in diesem Zusammenhang die hohsn SDIt-Werte bei nut subikteriseh verlaufenen Hepatitiden, die fiir einen getrermten Meehanismus des Ferment- und Bilirubiniibertrittes aus der Leber ins Blur spreehen.)

Bei ikterisehen Patienten kann die Di[/erentiaL diagnose ,,frisehe Hepatitis oder Versehlugikterus" aus vorsiehtiger Bewertung der Fermentaktivitgt im Serum in Zusammenhang mit der klinisehen Unter- suehung insofem gewi~men, als die frisehe Hepatitis deutliehe SDI-L (wie aueh MDI-I-, GOT- und ALD-)

Klinische 98 W. G~DV.L: Das Auftreten eines systematischen Fehlers bei der Ery~hrocytenz~hlung. I Wocheuschrif~

Vermehrung verursaeht, wiihrend der Versch]uB- ikterus nur zu einem geringen Anstieg der genannten Enzyme, aber zu starker Zunahme der alkalischen Phosphatase fiihrt. Der besondere ~Vert der SDH- Best immung ergibt sieh dabei aus dem Befund, dal] bei Vermehrung der S D H die Leber als Ursprungsort der erhSht im Serum gefundenen Fermente ange- sehen werden rauB.

Sell eine Enzym be s t i m m ung im I~ahmen der Leber- diagnostik praktische Bedeutung erlangen, ist neben m6gliehst groBer ,,Leber- Spezifit/£t" ein einfaches N e l l verfahren elfforderlieh. Diese Bedingungen erfiillt de r an- gegebeneSDH-Test deshalb, weft er eine relativ grebe Spezifitgt aufweist und als ,,einfacher" optiseher Test ohne Hilfsenzyme zusammengesetzt ist. Die MeBzeit ist kurz, das Substrat - - Fructose ~ M c h t erh/fltlich, so dab die Bes t immung aueh im klinisehen l~outine- Labora tor ium ausgeffihrt werden kann. Wie alle kli- nisch-ehemischen Proben ist auch die SDH-Best im- mung m~r dann ~rztlieh sinnvoll angewendet, wenn ihre Bewertung im R a h m e n des klinisehen Gesamtbil- des eines Krankheitsfalles effolgt.

Zusammen/assung. Von kliniseher Bedeutung sind insbesondere solehe Enzyme, die normalerweise nieh~ im mensehlichen Blutserum vorhanden sind, sondern deren Vorkommen vorwiegend ant ein einzelnes Organ besehri~nkt ist und die erst unter gewissen pathologisehen Vera.nderungen eben dieses Organes in die Bln tbahn iibertreten. Sorbi tdehydrogenase finder sich im menschlichen Organismns hauptsgehlieh in der Leber, nicht im Blutserum. Ers t Leberzell. seh~digungen fiihren zu einem ~be r t r i t t der Sorbit- dehych'ogenase ins Blur. Die sich hieraus ergebenden

diagnostisehen und differential-diagnostischen Ge- s ichtspunkte werden an H a n d verschiedener Leber- krankhei ten besproehen. Gegeniiber anderen E n z y m - bes t immungen bietet der Sorbi tdehydrogenase-Test die M6glichkeit, eine Organl~sion zu ]okalisieren.

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UBER DAS AUFTRETEN EINES SYSTEMATISCHE~( FEHLERS BEI DER ERYTHROCYTENZAHLUING

I. Mitteilung

Von WOLFOANG G~i~])EL

Aus der Phys.-)Ied. Kxeislaufforschungsst~lle Berlin :NO 18 (Leiter: Dipl.-Phys. W o z F ~ GttNDE3a)

Bei unseren Untersuchungen an einer ,,Kfinst- lichen Lunge" tauchte die Frage nach der Fehlerbreite der zum Studinm der physiologischen Verhifltnisse bei extrakorporaler Zirkulation angewandten Unter- suchungsmethoden auf. Zu diesem Zwecke wurde eine Blutverdfinnungsreihe * angesetzt und yon jeder Blur- probe die Ery throcy tenzah l nach der Kammerzi~hl- methode, der Hb-Geha l t nach SAHLI und mittels Re- f raktometer das BlutkSrperchenvolumen best immt. Von jeder der 20 Proben der Bhtverdf innungsre ihe ~narden jeweils 6 Messungen durchgeffihrt, das arith- metisehe Mittel, welches a]s der wahrscheinlichste ~ e r t anzusehen ist, sowie der mitt lere Fehler einer Beobachtung und der mittlere Fehler des arithmeti- schen Mittels best immt.

Die gewonnenen ~Verte wurden in Abhgngigkeit v o n d e r B]utverdi innung aufgegragen (s. Abb. 1). Wghrend sich nun ffir die Hb-Konzen t ra t ion sowie fiir das Blutk6rperchenvolumen eindeutig die zu erwar- tende Gerade ergab, war dies bei der Eryt i l rocytenzahl

• Wir arbeitetcn bei diesen Versuchen vorwiegend mit Rinderblut, was abet ant die bier dargestellten Ergebnisse und deren 13bertragung auf Mensehenblut yon geringen Ein- fluB ist. Ni~heres is~ im Text an anderer Stelle ausgeffihrt.

nicht der Fall. Es zeigte sich entgegen der Erwar tung eine relativ s tark gekri immte Kurve, die zu dem SchluB fiihrte, dal~ bei steigender Ery throcy tenzah l zu wenig Ery~hrocyten gezi~hlt werden, also ein syste- mat ischer Fehler auftri t t .

U m zu einer Aufklgrung der Verhgltnisse zu ge- langen, wurde eine gr6Bere Anzahl yon Megreihen unter kons tan ten Bedingungen bzw. Variat~ionen je- wefts einer vermntl ich fiir den systematischer FeMer verantwort l ichen Komponente durchgeffihrt.

Es war naheliegend, zuni~chst die gleiche Ver- diinnungsreihe mit einer Verdfinnung innerhalb der Ery throcy tenpipe t te yon 1:100 und 1:200 zu unter- suchen. Die sich wiederum aus jeweils 6 Messungen ergebenden Mittelwerte sind in Abb. 2 eingetragen. Es ha t sieh, wie nach den Ergebnissen der Abb. 1 zu erwarten war, gezeigt, dab bei der Verdiinnung 1:100, we sich bei der Z~hlung in der Volumeneinheit doppelt so viele Ery th rocy ten befinden als bei der Verdfinnung 1:200, mi t steigender Ery throcy tenzah l eine immer grSger werdende Differenz zu der Z~hlung mi t der Verdiinnnng 1 : 200 ergibt.

Diese Ergebnisse, die, wie weitere ~eBreihen unter gMchen Bedingungen gezeigt haben, reproduzierbar