zur Vollversion - Netzwerk-Lernen · +di">, / >] >/ hau

6
97 RAAbits Deutsch/Literatur Januar 2017 Reihe 66 S 1 Verlauf Material LEK Glossar Literatur Alina Bronsky: „Scherbenpark“ (Klasse 9/10) I/D Alina Bronsky: „Scherbenpark“ – eine Identitätssuche im Aussiedlergetto Text- und Filmanalyse Nach einer Idee von Dr. Roland Schmenner, Berlin D ie 17-jährige Sascha hat ein großes Ziel: Sie möchte ihren Stiefvater Vadim, den Mörder ihrer Mutter, umbrin- gen. Dieses Vorhaben hilft ihr, den Alltag in einem russischen Aussiedlerblock durch- zustehen. Sascha kümmert sich um ihre kleinen Geschwister und gibt sich unnah- bar und stark. Als sie den Zeitungsredak- teur Volker und seinen Sohn Felix kennen- lernt, geraten ihre Gefühle durcheinander. Sie ist gezwungen, neu über sich nachzu- denken … Der Roman führt Ihren Schülern den Selbst- findungsprozess einer Heranwachsenden vor Augen. Sie setzen sich mit der Frage auseinander, was es bedeutet, stark sein zu müssen. Die Unterrichtsreihe beinhaltet produktiv-kreative sowie analytische Zugangsweisen und schließt eine Behand- lung der Romanverfilmung mit ein. Das Wichtigste auf einen Blick Klasse: 9/10 Dauer: 9–13 Stunden + LEK Kompetenzen: den Inhalt einer Ganzschrift erfassen – Personenkonstellationen darstellen – eine Charakterisierung verfassen einen Roman mit seiner Verfilmung vergleichen – Sachtexte analysieren Sascha versucht, dem Getto zu entkommen. Ob ihr das gelingt? © mm-filmpresse, Berlin - www.mm-filmpresse.de zur Vollversion

Transcript of zur Vollversion - Netzwerk-Lernen · +di">, / >] >/ hau

Page 1: zur Vollversion - Netzwerk-Lernen · +di">, / >] >/ hau

97 RAAbits Deutsch/Literatur Januar 2017

Reihe 66

S 1

Verlauf Material LEK Glossar Literatur

Alina Bronsky: „Scherbenpark“ (Klasse 9/10)

I/D

Alina Bronsky: „Scherbenpark“ – eine Identitätssucheim AussiedlergettoText- und Filmanalyse

Nach einer Idee von Dr. Roland Schmenner, Berlin

Die 17-jährige Sascha hat ein großesZiel: Sie möchte ihren Stiefvater

Vadim, den Mörder ihrer Mutter, umbrin-gen. Dieses Vorhaben hilft ihr, den Alltagin einem russischen Aussiedlerblock durch-zustehen. Sascha kümmert sich um ihrekleinen Geschwister und gibt sich unnah-bar und stark. Als sie den Zeitungsredak-teur Volker und seinen Sohn Felix kennen-lernt, geraten ihre Gefühle durcheinander.Sie ist gezwungen, neu über sich nachzu-denken …

Der Roman führt Ihren Schülern den Selbst-findungsprozess einer Heranwachsendenvor Augen. Sie setzen sich mit der Frageauseinander, was es bedeutet, stark seinzu müssen. Die Unterrichtsreihe beinhaltetproduktiv-kreative sowie analytischeZugangsweisen und schließt eine Behand-lung der Romanverfilmung mit ein.

Das Wichtigste auf einen Blick

Klasse: 9/10

Dauer: 9–13 Stunden + LEK

Kompetenzen:

– den Inhalt einer Ganzschrift erfassen

– Personenkonstellationen darstellen

– eine Charakterisierung verfassen

– einen Roman mit seiner Verfilmung vergleichen

– Sachtexte analysieren

Sascha versucht, dem Getto zu entkommen. Ob ihr das gelingt? ©

mm

-film

pres

se, B

erlin

- w

ww

.mm

-film

pres

se.d

e

zur Vollversion

VORS

CHAU

Page 2: zur Vollversion - Netzwerk-Lernen · +di">, / >] >/ hau

97 RAAbits Deutsch/Literatur Januar 2017

Die Wahl des Themas

Alina Bronskys Debütroman „Scherbenpark“ behandelt den Entwicklungs- und Selbstfin-dungsprozess der Protagonistin Sascha. Sie durchlebt einige Schwierigkeiten innerhalbihrer Familie und fühlt sich als Außenseiterin gegenüber dominierenden Peergroups. Außer-dem kämpft sie mit dem oftmals von außen angelegten Maßstab, Stärke zeigen zu müssen.All das sind Erfahrungen, die Schülerinnen und Schüler* zwischen 14 und 18 Jahren aufunterschiedliche Weise machen. Sie können den Roman als einen Spiegelungsprozesseigener Adoleszenzerfahrungen ansehen; da er im russischen Aussiedlermilieu spielt,jedoch auch eine gewisse Distanz aufbauen. Somit bietet „Scherbenpark“ die für einegelungene Schullektüre so wichtige Gleichzeitigkeit von Nähe und Distanz, von Vertrautemund Fremdem.

Darüber hinaus leistet der Roman einen wichtigen Beitrag zum interkulturellen Lernen.„Scherbenpark“ handelt von einer russischen Aussiedlergemeinschaft – für viele Schüler einfremdes Umfeld. Bronsky zeigt die Eigenheiten und Gewohnheiten der Menschen, aberauch ihre Ängste und Sehnsüchte auf und baut so Fremdheit ab.*Im weiteren Verlauf wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur „Schüler“ verwendet.

Fachwissenschaftliche Orientierung

Inhalt und Erzählweise der Lektüre

Die hochbegabte, 17-jährige Sascha lebt mit ihren beiden jüngeren Halbgeschwistern ineiner Hochhaussiedlung, dem sogenannten „Solitär“. Sie träumt von zwei Dingen: Erstenswill sie ihren Stiefvater töten, der ihre Mutter vor ihren Augen ermordet hat. Zweitens will sieein Buch über ihre Mutter schreiben. Darüber hinaus möchte Sascha dem sozialen Brenn-punkt des russischen Aussiedlergettos entkommen. Als in einer Zeitung ein wohlwollenderund um Mitleid heischender Artikel über den Mörder ihrer Mutter erscheint, beschwert siesich bei dem verantwortlichen Zeitungsredakteur Volker Trebur. Trebur bietet ihr seine Hilfean und nimmt sie für einige Tage bei sich auf. Sascha lernt seinen Sohn Felix kennen, derganz anders ist als die Machos aus dem „Solitär“. Sie merkt jedoch, dass ihr eigentlichesInteresse weniger Felix als vielmehr dessen Vater gilt. Die Erfahrungen, die Sascha in derFamilie Trebur macht, beschleunigen ihren Selbstfindungsprozess und führen zu einer ima-ginären Zerstörung des „Solitärs“.

Der Roman ist in einfacher Sprache aus der Ich-Perspektive der Protagonistin geschrieben.Sascha schildert die Zustände in ihrem familiären und sozialen Umfeld ungeschminkt sub-jektiv, aber für eine Siebzehnjährige höchst reflektiert. Die Schüler können sich gut in ihrePerspektive hineinversetzen.

Zur Autorin

Alina Bronsky wurde 1978 in Jekaterinburg/Russland geboren. Mit dreizehn Jahren zogsie mit ihrer Familie nach Deutschland und wuchs in Marburg und Darmstadt auf. Nacheinem abgebrochenen Medizinstudium arbeitete sie als Werbetexterin und Redakteurin beieiner Tageszeitung. Gleichzeitig schrieb sie mit „Scherbenpark“ an ihrem ersten Roman.Sie schickte ihr Manuskript unaufgefordert bei einem Verlag ein; es wurde 2008 veröffent-licht. „Scherbenpark“ wurde zu einem Bestseller und 2009 in der Sparte „Jugendbuch“ fürden Deutschen Jugendliteraturpreis sowie für den Aspekte-Literaturpreis nominiert. 2013erschien eine Verfilmung des Romans in den deutschen Kinos. Bronsky lebt in Frankfurt.

Reihe 66

S 2

Verlauf Material LEK Glossar Literatur

Alina Bronsky: „Scherbenpark“ (Klasse 9/10)

I/D

zur Vollversion

VORS

CHAU

Page 3: zur Vollversion - Netzwerk-Lernen · +di">, / >] >/ hau

97 RAAbits Deutsch/Literatur Januar 2017

Didaktisch-methodische Überlegungen

Die verwendete Textausgabe und die Organisation des Leseprozesses

Die Schüler lesen den Roman vor Beginn der Einheit als Hausaufgabe. Dafür stehen ihnenidealerweise einige unterrichtsfreie Tage zur Verfügung. Während der Lektüre füllen die Ler-nenden sukzessiv ein Arbeitsblatt zur Personenkonstellation aus. Der Einheit liegt dieTaschenbuchausgabe des Romans zugrunde: Bronsky, Alina: Scherbenpark. 12. Auf-lage. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2015. ISBN 978-3-462-04150-7. Preis: 9,99 Euro.

Methodische Schwerpunkte

Die Reihe berücksichtigt kreativ-produktive Zugangsweisen, wie das Schreiben eines inne-ren Monologs oder das Verfassen eines Briefes. Zusätzlich kommen auch klassisch analyti-sche Verfahren zum Einsatz, z. B. das Verfassen einer Charakterisierung. Einige Analyse-verfahren und bekannte Textformen werden in der Einheit wiederholt, um das Vorwissen derSchüler aufzufrischen.

Je nach Aufgabenstellung werden unterschiedliche Differenzierungsmethoden angeboten,die sich an den Kriterien Textmenge und Textschwierigkeit, Geschwindigkeit und methodi-sche Zugangsweise orientieren. Das Arbeitsblatt M 12 dient rein der Differenzierung. Hierfinden sich Informationskästen, die bei Bedarf kopiert und leistungsschwächeren Schülernzur Verfügung gestellt werden können. Genauere Informationen dazu finden sich in denjeweiligen Stundenbeschreibungen.

Ziele der Reihe

Die Schüler …

– erfassen den Inhalt einer Ganzschrift;

– verfassen eine Charakterisierung;

– vergleichen einen Roman und dessen Verfilmung;

– nehmen die Perspektive verschiedener Romanfiguren ein;

– setzen sich in produktiven Schreibaufgaben mit der Handlung auseinander.

Bezug zu den KMK-Bildungsstandards

Kompetenzbereich „Schreiben“

– zentrale Schreibformen beherrschen und sachgerecht nutzen

– Ergebnisse einer Textuntersuchung darstellen: z. B. Inhalte auch längerer und komplexe-rer Texte verkürzt und abstrahierend wiedergeben, Textdeutungen begründen

Kompetenzbereich „Lesen – mit Texten und Medien umgehen“

– ein Spektrum altersangemessener Werke – auch Jugendliteratur – bedeutender Autorin-nen und Autoren kennen

– zentrale Inhalte erschließen

– produktive Methoden anwenden: z. B. Perspektivenwechsel: innerer Monolog

Reihe 66

S 3

Verlauf Material LEK Glossar Literatur

Alina Bronsky: „Scherbenpark“ (Klasse 9/10)

I/D

zur Vollversion

VORS

CHAU

Page 4: zur Vollversion - Netzwerk-Lernen · +di">, / >] >/ hau

97 RAAbits Deutsch/Literatur Januar 2017

Schematische Verlaufsübersicht

Alina Bronsky: „Scherbenpark“ – eine Identitätssuche im Aussiedlergetto

Text- und Filmanalyse

Stunde 1Aussiedler im Solitär – eine unbekannte Welt erkunden M 1, M 2

Stunden 2/3Sascha und die anderen – Stärke und Distanz M 3, M 4

Stunde 4Sascha und ihre „Mütter“ – zwei Frauen vergleichen M 5

Stunden 5/6Häusliche Gewalt – die Ursache allen Übels M 6, M 7

Stunde 7Sascha und Felix – große Gefühle? M 8

Stunde 8Sascha hört Eminem – Musik als Mittel der Selbstfindung M 9

Stunde 9Ängstlich oder stark? – Vergleich einer Szene in Roman und Film M 10

Stunden 10–13Eine Sascha, zwei Interpretationen? – Roman und Film M 11

Minimalplan

Am Ende der Einheit schauen die Schüler die komplette Verfilmung des Romans undvergleichen sie mit der literarischen Vorlage (Stunden 10–13). Bei Zeitmangel kannauf diese Vertiefung verzichtet werden. Dadurch reduziert sich die Unterrichtseinheitauf 9 Stunden.

Reihe 66

S 4

Verlauf Material LEK Glossar Literatur

Alina Bronsky: „Scherbenpark“ (Klasse 9/10)

I/D

zur Vollversion

VORS

CHAU

Page 5: zur Vollversion - Netzwerk-Lernen · +di">, / >] >/ hau

97 RAAbits Deutsch/Literatur Januar 2017

Reihe 66 Verlauf Material

S 1

LEK Glossar Literatur

Alina Bronsky: „Scherbenpark“ (Klasse 9/10)

M 1Who is Who? – Die Figuren des Romans

In „Scherbenpark“ tauchen viele Figuren auf, die alle etwas mit der Protagonistin Sascha zutun haben – manche direkt, manche eher über Umwege. Hier kannst festhalten, was Saschaüber sie denkt.

Aufgaben

1. Halte in der Tabelle fest, in welchem Verhältnis die verschiedenen Figuren zu Sascha ste-hen. Beschreibe außerdem, was Sascha von ihnen hält. Du kannst dich dabei an demBeispiel „Alissa“ orientieren.

2. Vergleiche deine Ergebnisse mit deinem Sitznachbarn.

I/D

© m

m-fi

lmpre

sse,

Ber

lin -

ww

w.m

m-fi

lmpre

sse.

de

Marina Maria Alissa Anton

Saschas Halbschwester;wird von Sascha geliebt;nervt sie manchmal

Vadim Felix Trebur Volker Trebur Grigorij

Anna Angela Peter Volker (Der Nazi)

Harry Ingrid Hans Susanne Mahler

Wie steht Sascha zu Vadim, Marina und Co.?

zur Vollversion

VORS

CHAU

Page 6: zur Vollversion - Netzwerk-Lernen · +di">, / >] >/ hau

97 RAAbits Deutsch/Literatur Januar 2017

Reihe 66 Verlauf Material

S 11

LEK Glossar Literatur

Alina Bronsky: „Scherbenpark“ (Klasse 9/10)

M 7Häusliche Gewalt – einen Sachtext analysieren

Die häusliche Gewalt bei Saschas Familie ist kein Einzelschicksal. Hier erfährst du mehr

über das Thema.

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist die häu-figste Form von Gewalt weltweit und ziehtsich durch alle sozialen Schichten. Sie findetmeist zu Hause statt, gerade dort also, woSchutz und Geborgenheit gesucht werden. DieTäter sind häufig Personen, denen die Betrof-fenen einmal vertraut haben. […] HäuslicheGewalt wird definiert als jede Verletzung derkörperlichen oder seelischen Integrität einerPerson, die unter Ausnutzung eines Machtver-hältnisses durch die strukturell stärkere Personzugefügt wird. Im Allgemeinen wird darunterdie Gewaltanwendung in Ehe- und (Ex-)Part-nerbeziehungen verstanden.

Ganz überwiegend handelt es sich dabei umGewalthandlungen von Männern an Frauen.[…] Gewalt verletzt und zerstört das Selbst-wertgefühl, die sozialen Beziehungen sowiedie Lebens- und Arbeitsperspektiven derBetroffenen. Die Frauen erleiden zum Teilschwerste Körperverletzungen. Es kommt zuVergewaltigungen und versuchten oder voll-endeten Tötungen. […] Die Kinder sindimmer mit betroffen, entweder, weil das Miterleben der Gewalt gegen die Mutter schäd-liche Auswirkungen hat und/oder weil sie in diesem Kontext oft selbst misshandeltwerden.

Die Folgen für die Kinder sind vielseitig: Kinder entwickeln Ängste, leiden unterSchlafstörungen, haben Konzentrationsstörungen. Es kommt zu Leistungsabfall in derSchule, erhöhter Aggressivität, Zurückgezogenheit, Niedergeschlagenheit, den Kin-dern fehlen konstruktive Konfliktlösungsmöglichkeiten.

Quelle: www.berlin.de/sen/frauen/keine-gewalt/haeusliche-gewalt/artikel.20187.php © Senatsverwaltung für Arbeit,Integration und Frauen des Landes Berlin

Aufgaben

1. Fasse in eigenen Worten zusammen, was man unter häuslicher Gewalt verstehtund wer in erster Linie davon betroffen ist. Beschreibe, welche Auswirkungenhäusliche Gewalt auf die Betroffenen hat.

2. Diskutiert in Partnerarbeit, ob bzw. inwiefern die geschilderten Auswirkungen aufAntons Verhalten zutreffen.

I/D

Ein Plakat macht auf das Problem „Gewalt inder Familie“ aufmerksam.

© S

tadt F

rank

furt a

m M

ain

5

10

15

20

25

30

zur Vollversion

VORS

CHAU