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«nffen dies sehr ftohl, Pa« Blatt Witt fortan entschieden zur demokratischen Fahne stehen und ?alles vermeidet, was oberflächlicher Neugier, der Klatschsucht und niedern Leidenschaften huldigt". ? (Eingesandt.) Angesichts der jedesmaligen Tumulte, welche namentlich an einem Sonntag liei den Heilsarmee-Versammlungen vorkommen, durfte eine öffentliche Besprechung und eine Vitte an die zuständigen Oberbehörden vielleicht am Plahe sein. Bei jeder Versammlung der Heilsarmee ist zuerst eine Rolle Buben von zehn bis slmfzehn Jahre», welche den Platz vor dem Lokal stunde» lang belagert, e!wa Slmie wast, dann fortrennt und nachher wieder he^uMeicht. Dann kommen Größere, meistens Arbeiter in angeheitertem Zu stand, die sich dm Eingang erzwinge,! und theils im Vorplatz, theils im Innern dl.vch Johlen, Lärmen und wüstes Rüfen die Versammlung zn stören suchen, Auf sie haben die Urinen Buben schon längst gepaßt, indem sie unter dem Schutze der Größern ihren wüsten Lärm noch zu steigern suchen. Dietz ist .ne!st.»»s der Verlauf, weil» er nicht noch schließlich zu Thätlichleiten ausartet. Ich gehöre weder zur Heilsarmee noch zu irgend einer andern Sekte, aber ich finde, es sei eine Schande für Zürich, daß folche Austriae hier in Zürich geduldet werden. Jene jungen Buben erhalten ihre Instruktion von ihren Eltern, und diese wissen, daß sie von den Oberbehörden nichts zu befürchten haben, da diefe von Anfang an eine feindselige Haltung gegen die Heilsarmee einge- nommen haben. Der Satz ?die Glaubensfreiheit ist in der ganzen Eidgenossenschaft gewährleistet" gilt also für die Heilsarmee nicht, alle andern Kirchen und Sekten läßt man ruhig gewähren, diese aber steht recht- und machtlos da. Ich bin überzeugt, ein Wink von der Polizeidirektion entweder öffent- lich oder an die untern Polizeibehörden, daß folche Auftritte mit Gewalt zu verhindern und daß die Unruhestifter sofort zu verhaften feien, würde ge- nügen, dem Skandal fofort ein Ende zu machen. ? Die vom Regierungsrat!)? noch Einsicht eines An- irages des Erziehungsrathes gestützt aus das Resultat bcr Schulgutsrechnungen für das Jahr 1885 eitheilten Staats- beiträge an Prima» schulgemeinden »,. an Kassabefizite dürftigerer Gemeinden, d. an Lehrmittel für dürftige Kinder und o. an Fondsäufnungen dürstigerer Gemeinden e, geben sich aus folgender Uebersicht: An An An Bezirk Kassa- Lehr- Fonds- Total defizite mittel I' »fnungen Fr. Fr. Fr. Fr. Zürich 9850 2155 200 1L2U5 Affoltern 750 120 20 820 Hornen 240 820 - 1060 Meilen 260 665 925 Hinweil 2390 795 3185 Uster 960 350 - 1310 Pfäffikon 1430 480 - 1910 Winterthur 4450 1895 125 8470 Andelfingen 560 435 50 1045 Bülach «80 500 ? 1180 Dielsdorf 335 900 60 1 295 Totulfür 1884 21905 9l15 435 '3IL05 ? 1883 18.15 8685 285 27385 Differenz -,- 3490 ^430 2(!0 ^-4120 Hielei sind inbegriffen außer o, deutliche Staatsbeiträge an die Kassadefizite der Schulgemeinden Außersihl ^8000 Fr.), Oerlikon (100 0 Fr.). Töß (800 Fr,), Bellheim (2000 Fr.), Nllhl-Tmbenthal (200 Fr.) An Stelle des die Wahl ablehnenden Prof. Dr. I. Frcy als Präsidenten der Matmitälsprüsungskommilfwn sür den Eintritt in die Hochschule wird ernannt Prof. Dr. Hugo Nlümner. ? Herr Lutz, Verwalter vom Strickhof, fchreibt uns: ?Ihre Mittheilung in Nr. 365 der N. Z. Z. 1885 betreffend landwirtschaftliche Schule im Strickhof ist unrichtig. Neun Tage nach meinem Amtsantritt legten mir die Zöglinge des ersten Kurses durch eine Deputation eine Reihe von Be- schwerden vor über den Unterricht cines Lehrers, wie er seit letzten Frühling bis zum Moment der Beschwerde ertheilt worden war. Hieran knüpften sich verschiedene Wünsche. Ich verlangte schriftliche Darlegung dessen, was sie bei mir vorgebracht hatten, was erfolgte. Der Angelegenheit liegt wohl mehr ein organisatorischer Mangel und laum eine Pflichtvernachlässigung des Lehrers zu Grunde. Deßhalb war es meine Pflicht, die Sache der Direktion des Innern zur Prüfung zu unterstellen. Die Zöglinge selbst haben sich nicht an die Direktion des Innern gewendet." ? Mit Bezug auf die Erklärung des Herrn Kantonsrat!) Schneider in Nr. 2 der N. Z. Z fchreibt uns Herr Stadtpräsident Römer, daß am 27. v. M. eine Zusammenkunft der stadtzürche- rischen Vertreter des Kantonsrates zur Be- sprechung der Zentralisationsfrage stattgefunden habe, in welcher beschlossen wurde, eine Versammlung s ä mm t l i ch e r Kantonsräte von Zürich und Um gebung zu gemeinschaftlicher Berathung der frag- lichen Angelegenheit zu veranstalten. Es wurde hiefür ursprünglich der 11. Januar, später, aus Verhinderungsgründen, der 18. Januar in Aus ficht genommen. Glarus. Am Neujahr starb laut ?N. Gl. Ztg." in Glarus der ehemalige Pustverwalter Stäger, 90 Jahre alt. Seit Aufang der Vierziger Jahre war er in der kantonalen Postverwaltung thätig, dann in der eidgenössischen bis zum Jahre 1876. Da- mals wurde er pensionat. Neuenburg. Am Neujahrstage -übernahm die neugebildete Betriebsgesellschaft den Betrieb des Iura-Neucha- telois. Der erste Zug wurde mit Artilleriesalven begrüßt; die Bahnhofe waren beflaggt und der Zudrang der Reisenden sehr groß. Zustand. Frankreich. Ein Rundschreiben des Acker- bauministcrs G o m o t empfiehlt die Anlage großer Versuchsfelder in jedem Departement oder selbst in jedenl Arrondissement. Großbritannien. In Vi r m a führt der neue Präsident Bernard ein strenges Regiment. Alle Personen, von denen er Ermutigung der aufständischen Dacoits fürchtet, werden einfach ein- gepackt uud in's Exil nach Rangun geschickt. So erging es jüngst den drei Königswitwen, demjenigen Prinzen, der als der rechtmäßige Erbe des birma- nischen Throns betrachtet wird, zweien seiner Brüder und zweien seiner Schwester». Nutzland. Zwischen dem Zaren und dein Großfürsten Michael sollen Zerwürfnisse ent- standen sein. Der letztere entsagt aller Aemtern und siedelt au f fein Landgut in Kaukasien über. An Stelle des Großfürsten foll Graf Tolstoi zum Präsidenten des Staatsrates ernannt werden. Zum Minister des Innern wäre Fürst Dondukoff designirt. ? Wie man der ?. 0. aus Warschau meldet, dürften dem kürzlich zum Abschlusse gebrachten großen S o z i ll l i st e n p r o z e s s e in nicht ferner Zeit weitere derartige Gerichtsverhandlungen nach» folgen, da von den Individuen, welche in der letzten Zeit unter dem Verdachte anarchistischer Umtriebe verhaftet worden waven, ungefähr d.cißig in einer Weise kom>;i omiüirt erscheinen, welche hinreichende Anholl'ivlMlie zn einem sivasgrvichtlichen Vorgehen bietet. Die Verhafteten sind zumeist Nüssen. Inl Verlaufe dcr drn'ch die sozialistischen Um- triebe in der letzten Zeit veranlagen und in aller Stille durchgeführten Hausdurchsuchungen gelang es der Behörde, auch einer bedeutenden Falsch- münzerbande, welche einen großen Vorrath von Rubel-Falsifikaten besaß, auf die Spur zu kommen. Italien» Das angekündigte neue Blatt S b a r b a r o s ist noch nicht erschienen. Der neue Abgeordnete von Pavia ist nach Savona gereist. Spanien. Nun haben die Republikaner die gewünschte politische Diskussion doch erreicht. Si e kamen nicht dazu, eine Interpellation zu stellen, da ihre Partei nicht die nüthigc Zahl von Unter- schriften beibringen kann. Aber sie wnßteu sich zu helfen. Am 2. Januar wurden die Finanz- pläne Camachos ohne Diskussion angenommen. Als man aber zur Diskussion über die Verlängerung der Handelsverträge überging, verlangte Muro, der republikanische Abgeordnete für Valladolid, das Wort und zog die Karolinenangelegenheit und alle mit dem Tode des Königs zusammenhängenden Fragen in Diskussion. Canovas replizirte in kurzer Rede; auf eine Anspielung des Vorredners antwortend erklärte er, die Abdankung der Königin Isabella sei gesetzlich und unbiskutirbar lind bilde die Grundlage der bestehenden Verfassung. Unglücklicherweise ließ sich der folgende Redner, Francisco Silvela, in einer lange» Ver- teidigungsrede für das Kabinet Canovas, dessen Justizminister er gewesen war, beifallen, den Zwist nlit Romero Robledo zu berühren. Der Führer der ?Husaren", der seinem Temperament miß- trauend der Sitzung ferngeblieben war, wurde nun von feinen Freunden geholt. Er verlangte als- bald das Wort und erklärte, bleich vor Erregung, nicht von ihm fei der Waffenstillstand durchbrochen worden, den man sich im Interesse der Dynastie auferlegt habe. Da ihn aber Silvela heraus- gefordert, so werde er am Montag antworten und alle Schleier zerreißen. Es wird neuerdings behauptet, Lopez Do- minguez werde nach dem Schlusse der Kortes den Pariser Botschafterposten annehmen. Serbien. Es ist immer noch viel von eine»! K o a l i t i o n s t a b i n e t die Rede. Die Königin hat darüber mit Ristitsch, Ptvo tschan atz, Slojano- witsch und Mihailowitsch unterhandelt. Ristitfch verlaugt eine allgemeine politische Amnestie, auch sür die wegen des 83er Ausstandes Verurteilten. Auch müsse das bestehende Ministerium von der Skupfchlina für den Krieg Absolution erhalten haben, ehe neue Männer die Leitung des Landes unter den gegenwärtigen schlimmen Umständen übernehmen konnten. Die Auswechslung der Gefangenen be- gann am 3. Januar. Im Kreise Pirot wurde das Staudrecht protlamirt; man will die Bewohner Pirols für ihre antiserbische Gesinnung treffen. Griechenland. Die Ortsbehörden und die Mitglieder dcr kreten fischen Nationalver- sammlung richten an die Vertreter der Großmächte in Konstantinopel ein Memorandum, um die Lösung der kandiotischen Frage durch die Vereini- gung Kretas mit Griechenland zu verlangen. ? Aus Athen wird den, Journal des Debats gemeldet: Die Vorbereitungen für den Beginn des Feldzugs werden mit demselben Eifer fort- gefetzt und werden in etlichen Tage» beendigt fein. Immerhin wird die Aktion kaum vor Ende Januar beginnen können. Aber der Krieg ist unvermeidlich, und er wird kommen, trotz den Befürchtungen, die er allen denen einflößt, weiche einen Theil der Verantwortlichkeit .zu tragen haben. Die Aktion zwillgt sich Allen auf, und der Beweis, daß eine neue Ordnung der Dinge im Orient bevorsteht, liegt in dem Schritt, den Deutschland und England iei der Pforte gethan haben, um ihre Ansicht über eine Grenzberichtigung zu Gunsten Griechenlands vernehmen. Zürcher Alder. Kunstwerkstätten. T Weit draußen Hirslanden, am äußersten Ende der Neptunstraße, wo nur noch einige wenige Häuser ver- einzelt dastehen, befindet sich die Werkstätte des Urs Eggenschwyler. Er ist darauf angewiesen, den Schauplatz feiner nicht immer ganz wohlriechend,'.. Tätig- keit weit von menschlichen Wohnungen weg zu verlegen. Denn seine Siudien sind dem Tierreiche gewidmet. Wie das Kind, das zum ersten Male eine Uhr in die Hand be- 'ommt, nicht eher ruht, als bis das ganze Werk i>;, seine linzelnen Vestandtheile zerlegt ist, so bemüht sich Eggen- chwyler. das Thier, das er im Bild von Stein darstellen will , in stiner Anatomie tennen zu lernen. An dieser Beschäftigung hoben min aber die unglücklichen Nachbarn des Künstlers, denen der liebe Go>;t normale Geruchs- nerve,! verliehen hat, die allergeringste Freude. Ja. es kam so weit, daß jüngst sogar die Polizei intervenir^. Eggenschwyler haue für »heures Geld einen Löwen und einen Königstiger, wclcke in der Menagerie das Zeitliche gesegnet hatten, anaekauit und schwelgte formlich in dem Vergnügen, die edlen Naubthiere zu scziren und jeden Muskel, jede F"scr, jede Bildung dcr einzelnen Körper- heile von dem majestätischen Kopf dcs Königs der Thiere bis zu der hintersten gefährlichen ZchenkraUe tennen zu lernen und in welcher Gipsform nachzubilden. Von früh bis spät in die Nacht stand der schweigsame Künstler an den interessanten Kadavern- Ihn störte nicht der Geruch bcr tobten Bestien. Sein Auge war gierig einzig nur auf die Formen der Muskeln und Sehnen gerichtet, deren komplizin« Mechanismus den» Anatomen und Zoologen gleich viel Mühe mactt wie dem büßenden Künstler. Da erschien die heilige Hermandad mit großen Flaschen voll Karbol un d Chlor; der enge, höhlenartige Raum, in dem der Künstler mit dem Sezirmesser arbeitete, wurde dcs- inflzir! so start, daß sich die Nachbarn nun nicht mehr über den Verwesungsgeruch, wohl aber über die stinkenden Chlorbiimpfe zu bettagen hallen. Aber Eggenschwyler blieb standhält bei seiner Arbeit, bis er feine Sammlung von Zeichnungen nach der Natur und Gipsabgüssen um manches werthuolle Stück bereichert hatte. Vor dcr niedrigen, engen Bilde, welche dieser seltsame Mensch sein Atelier nennt, steht ein großer Bottich, dessen Deckel durch schwere Sleine belastet ist. Dem Neugie- rigen, welcher de» Inhalt dieser Tonne zu sehen wünscht, werden die Skelette der beiden Raubtiere gezeigt. Es ist ein kleines Heiligtum, das der Künstler sorgsam bewahrt. Der Verlost einer einzigen Zehe, einer Nippe wilrde ih,l mehr schmerzen, als wenn ihm eine Banknote gestohlen würde. Und mit Glücksgütern ist dcr Künstler wahrlich nicht gesegnet. Das zeigt das Neußere seines sog. Ateliers. Wir ver- misse» die hohen, nach Nolde» gerichteten Fenster eines Künstlerateliers, in welches das Licht des Tages Hellem Strome fluchet. Vor einer »lederen engen Weitstätte stehen wir, wie sie vielleicht für einen Tischler oder Schuster genügen würde. Zwei bis dr.i mäßig große Fenster er- hellen den Naum kümmerlich. Die Stelle dcr Scheiben vertreten an einem der Fenster einige Bretter. Vines der- selben zeigt ein Loch, das dmch eine ebenso einfache als sinnreiche automatische Vorrichtung verschließbar ist und den einzigen Lieblingen des merlwNrdigen Mannes, den Katzen, als Pforte dient. Wenn ?Fritz" ? fo heißt eincr der Kater auf das Trittbrett springt, dann öffnet sich der Schieber vor dem l'och und schließt sich wieder, wenn das Thier durch die runde Oeffnung hineingeschlüpft ist. Eine solche Vorrichtung ist in der That nöthia,, denn wenn dic Katzen miauend vor der verschlossenen Thüre Einlaß be- gehren würden, lo horte sie der Künstler nicht. Die Welt der Laute ist für ihn fast ganz verschlossen, er ist so schwer- hörend, baß eine Unterhaltung mit iiim nicht leicht ge- lührt wciden kann, und selbst d.»s mit lauter Stimme in sei» Ohr gerufene Wort «ersteht er nur mit Mühe. Ein etwas vierschrötiger, robuster, kaum mittelgroßer, unterster Mann steht er da, in einen einfachen braune» Wollanzug gekleidet, an dem die moderne Schneiderkunst sich nicht versündigt hat. Dichtes, struppiges Haupthaar und ein starter ungezügelter Vollbart vervollkommnen das Bild urwüchsiger Manneskraft. Eggenschwyler verfügt über eine ungewöhnliche physische Kraft, er gilt als einer der stärksten Menschen der Schweiz und im Steinstoße» würde er es mit den» wuchtigsten Sennen unserer Alpen aufnehmen. Am Boden liegen einige kleine Turninstlu- mente, mit denen er von A.t zu Zeit Freiübungen zu machen pflegt: zwei durch eine kurze Eisenstange verbun- dene Eisenkugeln von dein Kaliber der größten Kegelkugeln ; sie wiegen hundertundfünfundzwanzig Pfund. Das Innere des kleinen Raumes gibt auf den ersten Blick ein getreues Bild bis Schaffens dieses eigenartige» Künzlers ; die Wände sind förmlich anstnpezirt mit Skizze», Sludien, Abdrücken, welche Eggenschwyler auf Leinwand, in Thon od^r Gyps gebildet hat. Da ist mit breiten kräiligen Strichen ein Löwe mit buschiger Mähne gemalt, der Beute witternd in die endlose Wüste hinaus- blickt. Dort purzeln einige dcr gewandten Kahmthiere spielend über einander, mit den scharfen Zähnen sich zer- zausend und mit den kralligen Pratzen übermütig um sich schlagend. Daneben starri uns der Gipsabdruck eines Feuerländers traurig entgegen, der auf seiner Reise durch Europa in Zürich seine Barbarcnseele ausgehaucht hat. Drüben hängt der Gypskopf eines biedern Ochsen an der Wand, daneben hängen Abdrücke eines friedlichen Hirsches eines Rehs, Abdrücke ausgebälgter Katzen, Schenkeltheile von Löwen und anderen» zahmen und wilden Gethier- Kopf an Kopf liegen die Schädel von Löwen und Katzen auf einem großen Gestell neben einander. Wehmütig er- zählt uns dcr Künstler die ganze Lebensgeschichte des treuen Kater?, dessen Knochengerüste hier aufgestellt ist. Die Mitte des Raumes aber nehmen die Modelle ein, an dene.r Eggenschwyler gegenwärtig arbeitet. Auf festem Gerüst liegt ein majestäüfcher Löwe hingelagert da. Das Thier ist in Lebensgröße nachgebildet und mit solcher Naturwahrheit ausgearbeitet, baß wir jeden Augenblick befürchten, es könnte mit gewaltigem Satze aufspringen. Eggenschwyler hält uns einen längern Vortrag über die Anatomie des edlen Thieres, er we,et uns nacd. weß- halb jede einzelne Biegung, jeder vordringend: Körper- teil so und nicht anders gebildet sein mnh ; er erklärt uns, wie die Muskelstränge bei dieser Lage ks Körpers laufen, wie sie bei einer andern anders zu gestalten wären. und legte sofort seine Hand an die lchme>;e Thüre, bereit, sie zuzuschlagen. Aber ni seiner Bestürzung sah er. wie sein Gefährte an seinem Haken zog und rüttelte, ohne ihn wegbringen zu können. Jener versuchte zu helfen, allein der Halen war falsch angesetzt und wollte nicht weichen. Die Zuschauer schauderten. Das Alaunwch um den Leich- nam fing an zu dampfen und dann zu brennen. Die Wand« des inneren Raumes wurden mattroth und noch immer hielt der hartnäckige Haler,. Das Nlauntuch war so weggerannt, daß schon die Füße zu», Vorschein kamen und die versammelte Menge zu fürchten begann, die Leiche langsam vor ihren Augen wegichrumpfen zu sehen. Glück- lichcrmeilellonnte endlich der Haken gelöst und die THNre zugeschlagen werden. Der Ofen wurde verriegelt, die Sp,,lten mit weichem Xhon verstrichen, um ein Entweichen der Gase aus dein Innern zu verhindern. Ginigen wenigen Personen wurde gestaltet, in den Vorbereitungsraum zu treten, um durch ein Stück Mariengla« von der Größe cines Silberthaleis in die Retorte zu s.hen, wo die Leiche in Asche aufgelöst wurde.' Doch konnt.'» sie nichts schen, das Gewölbe war mit imdurckdrinolichtr Glnth crsüllt. Prof. P. I. Eames ton- stlltirte während der Leichenverbrennung «ine Hitze von 2500° Fahrenheit, und da er den Ofen lonstruirtt hat. sollte cr sich darauf ue>; stehen. Aber ein anwesender Eisen- schmelzer, der aus Erfahrung sprechen kann, bestritt diele Angabe ; er versicherte, die Hitze erreiche laum 1000 °. Professor Games erwiderte, das lasse sich nicht messen, aber allerdings tonne ein die Beobachtung des Schmel- zens gewöhnter Muni, den Hitzegrad bis auf ungefähr 150 ziemlich richtig bestimmen. Die Wiege ist nach seiner Aussage aus eigens dazu piäparirtein schwedischem Schmied- eisen gemacht, waches erst bei 350(1° weich zu «.erben bc- giünt. Auch der Coke. dcr zum Heizen des Ofens ver- wendet wird, ist eigens präparirt; er wird aus Penn- sylvanien bezogen und enthält 93 °/« Kohlenstoffoff (ge- wöhnlicher, aus Gasanstalten bezogener Coke nur 40 bis Es werlen zwei Oefen erbaut und man hat berechnet, daß, wenn Alles klappt, in beiden Oefen gleichzeitig zwei Leichen binnen einer Stunde verbrannt werden tonnen. Prof. Eames wollte sich anheischig machen, in c'.,u» Siundc nicht mir die beiden Leichen zu veibmmtn, son- dern auch noch die Asctie sammeln. Ingenieur Beams- borfer, der mit der hier beschriebenen Verbrennung beauf- tragt war, hat in Lancaster in Pennsylvanien schon 52 Leichenverbrennungen geleitet. Nach seiner Aussage waren anfänglich ?'/' Stunden erforderlich, um im Lancaster Ofen eine Leiche zu verbrennen ; das Minimum der Zeit, welche jetzt dazu gebraucht wird, beträgt 5 Stunden. Alle paar Minute» sah Neamsdoiser durch die kleine Oeffnung von Morienglas »ach der Leiche; er behauv!ct, daß er nach dem Aussehe» der Gase beurteilen lönne, wie weit die Verbrennung vorgeschritten sei. Sobald die Gase ganz verschwunden waren, konnte man an den Ablühlungs- prozeß gehen. Durch einen kalten Luftstrom wird die Asche gebleicht. Dieser Vorgang erfordert gewöhnlich un- gefähr lb Minuten, doch häufig auch mehr, je nach der Beschaffenheit des Körpers. Meist behält das Alaunluch auch nach der Verbren- nung seine Form bei, gleich einem Blatt Papier, dr-3, auf Kohlen gelegt, brennt, aber nicht auseinander fällt. Nach der vollständigen Veibrennung wird die eiserne Wiege aus dtln Ofen genommen: ein wenig Asche, die immer barin bleibt, wird sorgfältig gesammelt. Dann wirb mit eincm langen, steifen Besen, ähnlich den Ofenbesen der Bäcker, die Afche aus der Retorte in eine Urne gemischt. Ungefähr 40 Leichen warten nun in New-IM der Verbrennung. Die Kommiision thut ihr Nestes, um die Austräge schnell ausführen zu lönne»; sie übernimmt jedoch keinerlei Anordnungen zur Leichenfeier, sonden, besorgt bloß das Technische; die Leiche wild ihr erst über- geben, wenn sie zur Verbrennung fertig zugerichtet ist und in den Ofen gebracht »erden kann. Kitte»«tu«. Faust. Der Tragödie dritter Theil. Treu im Geiste des zweiten Theils des Goetheschen Faust gebiet von Deulobold SWlbolizetti Allegoriowitsch MrMizinZln. (2»e un,g?,'5ei!ctc und vermehrte Auflage) Tübingen, Laupp 1888 . j Fr. Th, Nische r. der berühmte Aesthetlker, hat zeit- lebens seine gewichtige Stimme gegen den zweiten Theil von Goethes ?Fanst" erhoben, den er sür ein poesiearmes mechanisches P,odukt erklärt, au? laMer »heilweise geschmack- losen Allegorien zusa:-,, c!s,e'eht, oder ? um in stiner drasti'chen Sprache zu -.edei'.. ? sür ein Werl, ?nicht geworden, sondern gemacht, fabrizia, geschustert." Vor mehr als zwanzig Jahre,, hat ihn der Schall Mieden, diesem zweiten Th^il, dem Minütlich von den zahlreiche ElNärern übel mitgespielt worden ist. cine Travestie entgegenzusetzen und den Herodes zu ?üb-rheradisiren". Jenes längst vergriffene Büchleu, erscheint nun in neuer tingierter und hochgearbeitet« Gestalt. Aber der alle Schartcnmeier ist ernster geworden, manches von den, alten lustigen Unsinn un d genialen Halbunsmn hat preisgegeben, er wi»d biller schals und sein Tabac! ist mit- unter so stark, baß ? von Goetze ganz abgesehen ? zu befürchten steht, er habe wieder einmal in ein Wespennest gestochen. Die Fabel, in welche er seine Fa,ce kleidet, ist gut erfunden. Faust, der nach Mephistos Meinung sich noch nicht genug strebend bemüht hat, muß zu seiner völligen Läuterung im Vorraum des Himmels Praeceptor dcr seligen Knaben werden und den Schlingel., ?Faust II" eiiläleu. Valentin selig, welcher am Rande dcr HimmelZ- hllllen eine Kneipe hält, ist ihm mit seinen starken Fäusten als Beschützer beigegeben. Als zweite Plüfung wird ihm aufgelegt, zu d,u gebeimnißuollen Müttern hinunter zu steigen und drittens führt man ihn in das moderne Welt- gelril'be ei». Hier erhebt sich die allgemein gehaltene Satire zu imposanter Großanigkeit. Aller Aerger und Ingrimm, den der scharfe Beobachter unserer Zustände in sich hineingefressen, bricht in machtuollcr Emptio« zu Tage. Es ist eine große Rtkapitulirung alles dessen, was Vischer in seiner lapidaren, göttlich groben Art und dori schon geäußert hat. Ei» wahrer Hexensabbat!, ! Lilleralur . Goetheforschung, Mode, Tournure, Zola, Philosophie, Napoleon III., Badcn-Naben, Kult u, kampf. Unfehlbarkeit, Iefuiten und Hctztapläne: all das und vieles andere mehr wild einer reckenhaften Abtrumpfung, cwn wahrhaft blutigen Geisclung unterzögen. Nachdem auch Uer Faust sieghast aus der Prüfung hervorgegangen und zu alledem noch eine Doppelkur, Massage samml Douche, überstanden hat, ist er hin, eichend geläutert uo» jeglichem Erdenrest, urd unter dem erhabenen Chor der bühnelaugen und der bekannten drei Patres sowie unter Aufwand des gesummten gothischcn Apparates schwebt Faulens Unsterbliches dahin empor, ?allwo unbeschnipfelt die Idee sich gipfelt, wo das I sich tüpfelt, wo der Welt- baum wipselt, wo die Wcltwuist zipselt". ? Man kann Neue Zürcher Zeitung vom 05.01.1886

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«nffen dies sehr ftohl, Pa« Blatt Witt fortanentschieden zur demokratischen Fahne stehen und

?alles vermeidet, was oberflächlicherNeugier, der

Klatschsucht und niedern Leidenschaftenhuldigt".

? (Eingesandt.) Angesichts der jedesmaligen

Tumulte, welche namentlich an einem Sonntag lieiden Heilsarmee-Versammlungen vorkommen, durfteeine öffentliche

Besprechung und eine Vitte an diezuständigen

Oberbehörden vielleicht am Plahe sein.Bei jeder Versammlung der Heilsarmee ist

zuerst eine Rolle Buben von zehn bis slmfzehnJahre», welche den Platz vor dem Lokal stunde»lang belagert, e!wa Slmie wast, dann fortrenntund nachher wieder he^uMeicht. Dann kommenGrößere, meistens Arbeiter in angeheitertem Zustand, die sich dm Eingang erzwinge,! und theilsim Vorplatz, theils im Innern dl.vch Johlen,

Lärmen und wüstes Rüfen die Versammlungzn

stören suchen, Auf sie haben die Urinen Buben

schonlängst gepaßt, indem sie unter dem Schutze

der Größern ihren wüsten Lärm noch zusteigern

suchen. Dietz ist .ne!st.»»s der Verlauf, weil» er

nicht noch schließlich zu Thätlichleiten ausartet.

Ich gehöre weder zur Heilsarmee noch zuirgend

einer andern Sekte, aber ich finde, es sei eine

Schande für Zürich, daß folche Austriae hier in

Zürichgeduldet werden. Jene

jungen Buben

erhalten ihre Instruktion von ihren Eltern, und

diese wissen, daß sie von den Oberbehörden nichts

zu befürchten haben, da diefe von Anfang an einefeindselige Haltung gegen die Heilsarmee

einge-

nommen haben. Der Satz ?die Glaubensfreiheit istin der ganzen Eidgenossenschaft gewährleistet" gilt

also für die Heilsarmee nicht, alle andern Kirchenund Sekten läßt man ruhig gewähren,

diese aber

steht recht- und machtlos da. Ich bin überzeugt,

ein Wink von der Polizeidirektion entweder öffent-lich oder an die untern Polizeibehörden, daß folche

Auftritte mit Gewalt zu verhindern und daß die

Unruhestifter sofort zu verhaften feien, würde ge-

nügen, dem Skandal fofort ein Ende zu machen.

? Die vom Regierungsrat!)? noch Einsicht eines An-irages des

Erziehungsrathes gestütztaus das Resultat bcr

Schulgutsrechnungen für das Jahr 1885 eitheilten Staats-beiträge an Prima»

schulgemeinden »,. an Kassabefizitedürftigerer Gemeinden, d. an Lehrmittel für dürftige

Kinder und o. an Fondsäufnungen dürstigerer Gemeindene, geben

sich aus folgender Uebersicht:

An An AnBezirk Kassa- Lehr- Fonds- Total

defizite mittel I' »fnungen

Fr. Fr. Fr. Fr.Zürich 9850 2155 200 1L2U5

Affoltern 750 120 20 820

Hornen 240 820 - 1060

Meilen 260 665 925

Hinweil 2390 795 3185

Uster 960 350 - 1310

Pfäffikon 1430 480 - 1910

Winterthur 4450 1895 125 8470Andelfingen 560 435 50 1045

Bülach «80 500 ? 1180

Dielsdorf 335 900 60 1 295

Totulfür 1884 21905 9l15 435 '3IL05

? 1883 18.15 8685 285 27385

Differenz -,- 3490 ^430 2(!0 ^-4120Hielei sind

inbegriffenaußer o, deutliche

Staatsbeiträge

an die Kassadefizite der SchulgemeindenAußersihl ^8000

Fr.), Oerlikon ( 1 0 00 Fr.). Töß (800 Fr,),Bellheim

(2000 Fr.), Nllhl-Tmbenthal(200 Fr.)

An Stelle des die Wahl ablehnenden Prof. Dr. I. Frcy

als Präsidenten derMatmitälsprüsungskommilfwn sür

den Eintritt in die Hochschule wird ernannt Prof. Dr.Hugo Nlümner.

? Herr Lutz, Verwalter vom Strickhof, fchreibt

uns:?Ihre

Mittheilung in Nr. 365 der N. Z. Z.1885 betreffend landwirtschaftliche Schule im

Strickhof istunrichtig. Neun Tage

nach meinem

Amtsantritt legten mir die Zöglinge des ersten

Kurses durch eine Deputation eine Reihe von Be-

schwerden vor über den Unterricht cines Lehrers,

wie er seit letztenFrühling bis zum Moment der

Beschwerde ertheilt worden war. Hieranknüpften

sich verschiedene Wünsche. Ich verlangteschriftliche

Darlegung dessen, was sie bei mir vorgebracht

hatten, was erfolgte. Der Angelegenheit liegt wohl

mehr ein organisatorischer Mangel und laum einePflichtvernachlässigung des Lehrers zu Grunde.Deßhalb war es meine Pflicht, die Sache derDirektion des Innern zur

Prüfungzu unterstellen.

Die Zöglingeselbst haben sich nicht an die Direktion

des Innern gewendet."

? Mit Bezug auf die Erklärung des HerrnKantonsrat!)

Schneider in Nr. 2 der N. Z. Zfchreibt uns Herr Stadtpräsident Römer, daß am27. v. M. eine Zusammenkunft der stadtzürche-rischen Vertreter des Kantonsrates zur Be-sprechung der Zentralisationsfrage stattgefunden habe,

in welcher beschlossenwurde, eine Versammlung

s ä m m t l i ch e r Kantonsräte von Zürich und Umgebung

zugemeinschaftlicher Berathung der frag-

lichenAngelegenheit

zu veranstalten. Es wurde

hiefürursprünglich der 11. Januar, später, aus

Verhinderungsgründen, der 18. Januar in Aus

ficht genommen.

Glarus.Am Neujahr

starb laut ?N. Gl. Ztg." inGlarus der ehemalige

PustverwalterStäger, 90

Jahre alt. Seit Aufang der Vierziger Jahre warer in der kantonalen Postverwaltung thätig, dannin der eidgenössischen bis zum Jahre 1876. Da-mals wurde er pensionat.

Neuenburg.Am Neujahrstage

-übernahm dieneugebildete

Betriebsgesellschaft den Betrieb des Iura-Neucha-telois. Der erste

Zug wurde mit Artilleriesalvenbegrüßt; die Bahnhofe waren beflaggt und derZudrang der Reisenden sehr

groß.

Zustand.Frankreich. Ein Rundschreiben des Acker-

bauministcrs G o m o t empfiehlt die Anlage großer

Versuchsfelder in jedem Departement oder selbst injedenl Arrondissement.

Großbritannien. In V i r m a führt der

neue Präsident Bernard ein strenges Regiment.

Alle Personen, von denen er Ermutigung der

aufständischen Dacoits fürchtet, werden einfach ein-gepackt uud in's Exil nach

Rangun geschickt. Soerging es jüngst den drei Königswitwen, demjenigen

Prinzen, der als der rechtmäßige Erbe des birma-

nischen Throns betrachtet wird, zweien seiner Brüderund zweien seiner Schwester».

Nutzland. Zwischen dem Zaren und dein

Großfürsten Michael sollen Zerwürfnisse ent-

standen sein. Der letztereentsagt aller Aemtern und

siedelt a uf feinLandgut in Kaukasien über. An

Stelle des Großfürsten foll Graf Tolstoi zum

Präsidenten des Staatsrates ernannt werden. ZumMinister des Innern wäre Fürst Dondukoff

designirt.

? Wie man der ?. 0. aus Warschau meldet,

dürften dem kürzlich zum Abschlussegebrachten

großen S o z i ll l i st e n p r o z e s s e in nicht ferner

Zeit weitere derartige Gerichtsverhandlungennach»

folgen, da von den Individuen, welche in der letzten

Zeit unter dem Verdachte anarchistischer Umtriebe

verhaftet worden waven, ungefähr d.cißig in einer

Weisekom>;i omiüirt erscheinen, welche hinreichende

Anholl'ivlMlie zn einem sivasgrvichtlichen Vorgehen

bietet. Die Verhafteten sind zumeist Nüssen.

Inl Verlaufe dcr drn'ch die sozialistischen Um-

triebe in der letzten Zeit veranlagen und in allerStille durchgeführten Hausdurchsuchungen gelang es

der Behörde, auch einer bedeutenden Falsch-münzerbande, welche einen großen Vorrathvon Rubel-Falsifikaten besaß, auf die Spur

zu

kommen.

Italien» Das angekündigte neue BlattS b a r b a r o s ist noch nicht erschienen. Der neueAbgeordnete von Pavia ist nach Savona gereist.

Spanien. Nun haben die Republikanerdie gewünschte politische

Diskussion doch erreicht.S ie kamen nicht dazu, eine Interpellation

zu stellen,

da ihre Partei nicht die nüthigc Zahl von Unter-

schriftenbeibringen kann. Aber sie wnßteu sich

zu helfen. Am 2. Januar wurden die Finanz-pläne Camachos ohne Diskussion angenommen. Alsman aber zur Diskussion über die Verlängerung

der Handelsverträge überging, verlangte Muro,

der republikanische Abgeordnete für Valladolid, das

Wort und zog die Karolinenangelegenheit und allemit dem Tode des Königs zusammenhängenden

Fragen in Diskussion. Canovas replizirte inkurzer Rede; auf eine Anspielung des Vorrednersantwortend erklärte er, die Abdankung der Königin

Isabella seigesetzlich und unbiskutirbar lind bilde

die Grundlage der bestehendenVerfassung.

Unglücklicherweiseließ sich der folgende Redner,

Francisco Silvela, in einer lange» Ver-teidigungsrede für das Kabinet Canovas,

dessen

Justizminister er gewesen war, beifallen, den Zwistnlit Romero Robledo zu berühren. Der Führerder ?Husaren", der seinem

Temperament miß-trauend der Sitzung ferngeblieben war, wurde nunvon feinen Freunden

geholt. Er verlangte als-bald das Wort und erklärte, bleich vor Erregung,

nicht von ihm fei der Waffenstillstand durchbrochenworden, den man sich im Interesse der Dynastieauferlegt

habe. Da ihn aber Silvela heraus-gefordert,

so werde er am Montag antworten undalle Schleier zerreißen.

Es wird neuerdings behauptet, Lopez Do-minguez werde nach dem Schlusse der Kortesden Pariser

Botschafterpostenannehmen.

Serbien. Es ist immer noch viel von eine»!

K o a l i t i o n s t a b i n e t die Rede. Die Königin

hat darüber mit Ristitsch, Ptvo tschan atz, Slojano-

witsch und Mihailowitsch unterhandelt. Ristitfchverlaugt eine allgemeine politische Amnestie, auch

sür die wegen des 83er Ausstandes Verurteilten.Auch müsse das bestehende Ministerium von derSkupfchlina für den Krieg

Absolution erhalten haben,

ehe neue Männer die Leitung des Landes unter dengegenwärtigen

schlimmen Umständen übernehmenkonnten. Die Auswechslung der Gefangenen be-gann am 3. Januar. Im Kreise Pirot wurdedas Staudrecht protlamirt; man will die BewohnerPirols für ihre antiserbische

Gesinnungtreffen.

Griechenland. Die Ortsbehörden und dieMitglieder dcr kreten fischen Nationalver-sammlung

richten an die Vertreter der Großmächtein Konstantinopel ein Memorandum, um dieLösung der kandiotischen

Fragedurch die Vereini-

gung Kretas mit Griechenland zuverlangen.

? Aus Athen wird den, Journal des Debatsgemeldet: Die Vorbereitungen für den Beginn desFeldzugs werden mit demselben Eifer fort-gefetzt und werden in etlichen

Tage» beendigtfein.

Immerhin wird die Aktion kaum vor Ende Januarbeginnen können. Aber der Krieg

ist unvermeidlich,

und er wird kommen, trotz den Befürchtungen, die

er allen denen einflößt, weiche einen Theil der

Verantwortlichkeit .zutragen

haben. Die Aktionzwillgt

sich Allen auf, und der Beweis, daß eine

neue Ordnung der Dinge im Orient bevorsteht,liegt in dem Schritt, den Deutschland und England

iei der Pfortegethan haben, um ihre Ansicht über

eine Grenzberichtigungzu Gunsten Griechenlands

vernehmen.

Zürcher Alder.Kunstwerkstätten.

T Weit draußen i» Hirslanden, am äußersten Ende

der Neptunstraße, wo nur nocheinige wenige

Häuser ver-

einzelt dastehen, befindet sich die Werkstätte des UrsEggenschwyler. Er ist darauf

angewiesen, den

Schauplatz feiner nicht immer ganz wohlriechend,'.. Tätig-

keit weit von menschlichenWohnungen weg zu

verlegen.

Denn seine Siudien sind dem Tierreichegewidmet. Wie

das Kind, das zum ersten Male eine Uhr in die Hand be-

'ommt, nicht eher ruht, als bis das ganze Werk i>;, seine

linzelnen Vestandtheilezerlegt ist, so bemüht sich

Eggen-

chwyler. das Thier, das er im Bild von Stein darstellenwil l, in stiner Anatomie tennen zu lernen. An dieserBeschäftigung

hoben min aber die unglücklichen Nachbarn

des Künstlers, denen der liebe Go>;t normale Geruchs-nerve,! verliehen hat, die allergeringste

Freude. Ja. es

kam so weit, daßjüngst sogar die Polizei intervenir^.

Eggenschwylerhaue für »heures Geld einen Löwen und

einen Königstiger, wclcke in der Menagerie das Zeitlichegesegnet hatten, anaekauit und schwelgte formlich in demVergnügen, die edlen Naubthiere zu scziren und jeden

Muskel, jede F"scr, jede Bildung dcr einzelnenKörper-

heile von dem majestätischen Kopf dcsKönigs der Thiere

bis zu der hinterstengefährlichen ZchenkraUe tennen zu

lernen und in welcher Gipsform nachzubilden. Von frühbis spät in die Nacht stand der schweigsame Künstler anden interessanten Kadavern- Ihn störte nicht der Geruchbcr tobten Bestien. Sein Auge war gierig einzig nurauf die Formen der Muskeln und Sehnen gerichtet, derenkomplizin« Mechanismus den» Anatomen und Zoologengleich viel Mühe mactt wie dem büßenden Künstler. Daerschien die heilige

Hermandad mit großenFlaschen voll

Karbol u nd Chlor; der enge, höhlenartige Raum, in demder Künstler mit dem Sezirmesser arbeitete, wurde dcs-

inflzir! so start, daß sich die Nachbarn nun nicht mehrüber den Verwesungsgeruch,

wohl aber über die stinkendenChlorbiimpfe

zubettagen hallen. Aber Eggenschwyler

blieb standhält bei seiner Arbeit, bis er feineSammlung

von Zeichnungennach der Natur und Gipsabgüssen um

manches werthuolle Stück bereichert hatte.Vor dcr niedrigen, engen Bilde, welche dieser seltsame

Mensch sein Atelier nennt, steht ein großer Bottich, dessen

Deckel durch schwere Sleine belastet ist. Dem Neugie-rigen,

welcher de» Inhalt dieser Tonne zu sehen wünscht,

werden die Skelette der beiden Raubtiere gezeigt. Es istein kleines Heiligtum, das der Künstler sorgsam

bewahrt.Der Verlost einer einzigen Zehe, einer Nippe wilrde ih,l

mehr schmerzen, als wenn ihm eine Banknote gestohlen

würde. Und mit Glücksgüternist dcr Künstler wahrlich

nicht gesegnet.

Das zeigt das Neußere seinessog. Ateliers. Wir ver-

misse» die hohen, nach Nolde» gerichtetenFenster eines

Künstlerateliers, in welches das Licht des Tages i» HellemStrome fluchet. Vor einer »lederen engen Weitstättestehen wir, wie sie vielleicht für einen Tischler oder Schustergenügen würde. Zwei bis dr.i mäßig große

Fenster er-hellen den Naum kümmerlich. Die Stelle dcr Scheibenvertreten an einem der Fenster

einige Bretter. Vines der-selben

zeigt ein Loch, das dmch eine ebenso einfache alssinnreiche automatische

Vorrichtungverschließbar ist und

den einzigen Lieblingen des merlwNrdigen Mannes, denKatzen, als Pforte dient. Wenn ?Fritz" ? fo heißt eincrder Kater auf das Trittbrett springt, dann öffnet sichder Schieber vor dem l'och und schließt sich wieder, wenn dasThier durch die runde Oeffnung hineingeschlüpft

ist. Einesolche

Vorrichtungist in der That nöthia,, denn wenn dic

Katzen miauend vor der verschlossenen Thüre Einlaß be-gehren würden, lo horte sie der Künstler nicht. Die Weltder Laute ist für ihn fast ganz verschlossen, er ist so schwer-hörend, baß eine Unterhaltung mit iiim nicht leicht ge-

lührt wciden kann, und selbst d.»s mit lauter Stimme insei» Ohr gerufene Wort «ersteht er nur mit Mühe.

Ein etwas vierschrötiger, robuster, kaum mittelgroßer,

unterster Mann steht er da, in einen einfachen braune»Wollanzug gekleidet, an dem die moderne Schneiderkunstsich nicht

versündigthat. Dichtes, struppiges Haupthaar

und ein starter ungezügelter Vollbart vervollkommnen dasBild urwüchsiger Manneskraft. Eggenschwyler verfügt

über eine ungewöhnliche physische Kraft, er gilt als einerder stärksten Menschen der Schweiz und im Steinstoße»würde er es mit den» wuchtigsten Sennen unserer Alpen

aufnehmen. Am Boden liegen einige kleine Turninstlu-mente, mit denen er von A.t zu Zeit Freiübungen

zumachen

pflegt:zwei durch eine kurze

Eisenstange verbun-dene Eisenkugeln von dein Kaliber der größten Kegelkugeln ;

siewiegen hundertundfünfundzwanzig Pfund.Das Innere des kleinen Raumes gibt auf den ersten

Blick ein getreues Bild bis Schaffens dieseseigenartige»

Künzlers ; die Wände sind förmlich anstnpezirt mitSkizze», Sludien, Abdrücken, welche

Eggenschwyler auf d«Leinwand, in Thon od^r Gyps gebildet hat. Da ist mitbreiten kräiligen Strichen ein Löwe mit buschiger Mähnegemalt, der Beute witternd in die endlose Wüste hinaus-blickt. Dort purzeln einige dcr gewandten

Kahmthierespielend über einander, mit den scharfen Zähnen sich zer-

zausend und mit den kralligenPratzen

übermütig umsich

schlagend. Daneben starri uns der Gipsabdruck eines

Feuerländerstraurig entgegen, der auf seiner Reise durch

Europa in Zürich seine Barbarcnseeleausgehaucht

hat.Drüben hängt der Gypskopf eines biedern Ochsen an derWand, daneben hängen Abdrücke eines friedlichen Hirscheseines Rehs, Abdrücke ausgebälgter Katzen, Schenkeltheilevon Löwen und anderen» zahmen und wilden Gethier-Kopf an Kopf liegen die Schädel von Löwen und Katzen

auf einem großenGestell neben einander. Wehmütig er-

zählt uns dcr Künstler die ganze Lebensgeschichte des treuenKater?, dessen

Knochengerüste hieraufgestellt ist.

Die Mitte des Raumes aber nehmen die Modelle ein,

an dene.r Eggenschwyler gegenwärtig arbeitet. Auf festem

Gerüstliegt ein majestäüfcher Löwe hingelagert da. Das

Thier ist in Lebensgröße nachgebildet und mit solcher

Naturwahrheitausgearbeitet, baß wir jeden Augenblick

befürchten, es könnte mit gewaltigem Satzeaufspringen.

Eggenschwyler hält uns einen längern Vortrag über

die Anatomie des edlen Thieres, er we,et uns nacd. weß-

halb jedeeinzelne

Biegung, jeder vordringend: Körper-

teil so und nicht anders gebildet sein mnh ; er erklärtuns, wie die Muskelstränge bei dieser

Lage ks Körpers

laufen, wie sie bei einer andern anders zugestalten wären.

und legte sofort seine Hand an die lchme>;e Thüre, bereit,

siezuzuschlagen. Aber ni seiner

Bestürzungsah er. wie

sein Gefährte an seinem Haken zog und rüttelte, ohne ihnwegbringen

zu können. Jener versuchte zu helfen, allein

der Halen war falschangesetzt und wollte nicht weichen.

Die Zuschauer schauderten. Das Alaunwch um den Leich-

nam fing an zudampfen und dann zu brennen. Die

Wand« des inneren Raumes wurden mattroth und noch

immer hielt der hartnäckige Haler,. Das Nlauntuch war

soweggerannt, daß schon die Füße zu», Vorschein kamen

und die versammelteMenge

zu fürchtenbegann, die Leiche

langsam vor ihren Augen wegichrumpfenzu sehen. Glück-

lichcrmeilellonnte endlich der Hakengelöst und die THNre

zugeschlagen werden.Der Ofen wurde verriegelt, die Sp,,lten mit weichem

Xhon verstrichen, um ein Entweichen der Gase aus dein

Innern zu verhindern.Ginigen wenigen Personen wurde

gestaltet, in denVorbereitungsraum

zu treten, um durch

ein Stück Mariengla« von der Größe cines Silberthaleisin die Retorte zu s.hen, wo die Leiche in Asche

aufgelöst

wurde.' Doch konnt.'» sie nichts schen, das Gewölbe war

mit imdurckdrinolichtr Glnth crsüllt. Prof. P. I. Eames ton-

stlltirte während der Leichenverbrennung «ine Hitze von

2500° Fahrenheit, und da er den Ofen lonstruirtt hat.

sollte cr sich darauf ue>; stehen. Aber ein anwesender Eisen-schmelzer, der aus Erfahrung sprechen kann, bestritt dieleAngabe ; er versicherte, die Hitze erreiche laum 1000 °.

Professor Games erwiderte, das lasse sich nicht messen,

aberallerdings tonne ein a» die Beobachtung des Schmel-

zensgewöhnter Muni, den Hitzegrad bis auf ungefähr

150 ziemlichrichtig bestimmen. Die Wiege ist nach seiner

Aussage aus eigens dazupiäparirtein schwedischem Schmied-

eisengemacht, waches erst bei

350(1°weich zu «.erben bc-

giünt.Auch der Coke. dcr zum Heizen des Ofens ver-

wendet wird, isteigens präparirt; er wird aus Penn-

sylvanien bezogen und enthält 93 °/« Kohlenstoffoff(ge-

wöhnlicher, aus Gasanstaltenbezogener Coke nur 40 bis

Es werlen zwei Oefen erbaut und man hat berechnet,

daß, wenn Alles klappt, in beiden Oefengleichzeitig

zwei

Leichen binnen einer Stunde verbrannt werden tonnen.

Prof. Eames wollte sichanheischig machen, in c'.,u»

Siundc nicht mir die beiden Leichen zu veibmmtn, son-

dern auch noch die Asctie z» sammeln.Ingenieur Beams-

borfer, der mit der hier beschriebenenVerbrennung

beauf-tragt war, hat in Lancaster in Pennsylvanien schon 52Leichenverbrennungen geleitet. Nach seiner

Aussage warenanfänglich ?'/' Stunden erforderlich, um im Lancaster

Ofen eine Leiche zu verbrennen ; das Minimum der Zeit,

welchejetzt dazu

gebraucht wird, beträgt 5 Stunden. Allepaar Minute» sah Neamsdoiser durch die kleine Oeffnung

von Morienglas»ach der Leiche; er behauv!ct, daß er

nach dem Aussehe» der Gase beurteilen lönne, wie weit

die Verbrennung vorgeschrittensei. Sobald die Gase ganz

verschwunden waren, konnte man an denAblühlungs-

prozeß gehen. Durch einen kalten Luftstrom wird die

Aschegebleicht. Dieser

Vorgang erfordert gewöhnlich un-gefähr lb Minuten, doch

häufigauch mehr, je

nach der

Beschaffenheit des Körpers.

Meist behält das Alaunluch auch nach der Verbren-nung seine Form bei, gleich einem Blatt Papier, dr-3, auf

Kohlengelegt, brennt, aber nicht auseinander fällt. Nach

der vollständigen Veibrennung wird die eiserneWiege aus

dtln Ofen genommen: ein wenig Asche, die immer barinbleibt, wird sorgfältig gesammelt. Dann wirb mit eincm

langen, steifen Besen, ähnlich den Ofenbesen der Bäcker,

die Afche aus der Retorte in eine Urne gemischt.

Ungefähr 40 Leichen warten nun in New-IM derVerbrennung. Die Kommiision thut ihr Nestes, um dieAusträge schnell ausführen zu lönne»; sie übernimmtjedoch keinerlei

Anordnungen zur Leichenfeier, sonden,

besorgt bloß das Technische; die Leiche wild ihr erst über-geben, wenn sie zur

Verbrennung fertig zugerichtet ist und

in den Ofengebracht »erden kann.

Kitte»«tu«.Faust. Der Tragödie dritter Theil. Treu

im Geiste des zweiten Theils des Goetheschen Faustgebiet von Deulobold SWlbolizetti

Allegoriowitsch

MrMizinZln.(2»e un,g?,'5ei!ctc und vermehrte

Auflage) Tübingen, Laupp 1888.

j Fr. Th, Nische r. der berühmte Aesthetlker, hat zeit-lebens seine

gewichtige Stimme gegen den zweiten Theilvon Goethes ?Fanst" erhoben, den er sür ein poesiearmes

mechanisches P,odukt erklärt, au? laMer »heilweisegeschmack-

losenAllegorien zusa:-,, c!s,e'eht, oder ? um in stiner

drasti'chenSprache

zu -.edei'.. ? sür ein Werl, ?nichtgeworden, sondern

gemacht, fabrizia, geschustert." Vor

mehr als zwanzig Jahre,, hat ihn der Schall Mieden,

diesem zweiten Th^il, dem Minütlich von den zahlreicheElNärern übel mitgespielt worden ist. cine Travestieentgegenzusetzen und den Herodes zu ?üb-rheradisiren".

Jeneslängst vergriffene Büchleu, erscheint nun in neuer

tingierter und hochgearbeitet« Gestalt. Aber der alle

Schartcnmeier ist ernstergeworden, manches von den,

alten lustigen Unsinn u nd genialen Halbunsmn hatpreisgegeben, er wi»d biller schals und sein Tabac! ist mit-

unter so stark, baß ? von Goetze ganz abgesehen ? zubefürchten steht, er habe wieder einmal in ein Wespennest

gestochen. Die Fabel, in welche er seine Fa,ce kleidet, istgut erfunden. Faust, der nach

Mephistos Meinungsich

noch nicht genug strebend bemüht hat, muß zu seinervölligen Läuterung im Vorraum des Himmels

Praeceptor

dcr seligen Knaben werden und denSchlingel.,

?Faust II"eiiläleu. Valentin selig, welcher am Rande dcr HimmelZ-hllllen eine Kneipe hält, ist ihm mit seinen starken Fäustenals Beschützer

beigegeben. Als zweitePlüfung wird ihm

aufgelegt,zu

d,u gebeimnißuollen Müttern hinunter zusteigen und drittens führt man ihn in das moderne Welt-gelril'be ei». Hier erhebt sich die allgemein gehaltene

Satire zuimposanter Großanigkeit. Aller Aerger und

Ingrimm, den der scharfe Beobachter unserer Zuständein sich

hineingefressen, bricht in machtuollcr Emptio«

zuTage. Es ist eine große Rtkapitulirung alles dessen,

was Vischer in seinerlapidaren, göttlich groben Art d«

und dori schongeäußert

hat. Ei» wahrer Hexensabbat!, !

Lilleralur .Goetheforschung, Mode, Tournure, Zola,

Philosophie, Napoleon III., Badcn-Naben, Kult u, kampf.

Unfehlbarkeit, Iefuiten und Hctztapläne: all das undvieles andere mehr wild einer reckenhaften

Abtrumpfung,

cwn wahrhaftblutigen Geisclung unterzögen. Nachdem

auch Uer Faustsieghast aus der Prüfung hervorgegangen

und zu alledem noch eine Doppelkur, Massagesamml

Douche, überstanden hat, ist er hin, eichendgeläutert uo»

jeglichem Erdenrest, urd unter dem erhabenen Chor derbühnelaugen und der bekannten drei Patres sowie unterAufwand des gesummten gothischcn Apparates schwebt

Faulens Unsterbliches dahin empor, ?allwounbeschnipfelt

die Idee sichgipfelt, wo das I sich

tüpfelt, wo der Welt-baum wipselt, wo die Wcltwuist zipselt". ? Man kann

Neue Zürcher Zeitung vom 05.01.1886