Zwischen Bestürzung , Bio-Avocadound Business -As -Usual. · Dr. Imke Hoppe I...

42
Dr. Imke Hoppe I [email protected] Zwischen Bestürzung, Bio-Avocado und Business-As-Usual. wie Klimaberichterstattung erlebt wird und wirkt. Einstellungen Handlungsabsichten Handlungsabsichten Wissen

Transcript of Zwischen Bestürzung , Bio-Avocadound Business -As -Usual. · Dr. Imke Hoppe I...

Dr. Imke Hoppe I [email protected]

Zwischen Bestürzung, Bio-Avocado und

Business-As-Usual.wie Klimaberichterstattung erlebt wird und wirkt.

Einstellungen HandlungsabsichtenHandlungsabsichten Wissen

25.09.2017 2

(1) Der theoretische AnsatzWarum eignet sich Framing außerdem als Theorie,um Medienwirkungen zu untersuchen?

(2) Der aktuelle ForschungsstandWelche (Klima-)frames wirken wie?

(3) Das Fazit und AusblickNeue Narrationen (und Frames) für die Klimakommunikation!

Gliederung

25.09.2017 3

(1) Der theoretische AnsatzWarum eignet sich Framing außerdem als Theorie,um Medienwirkungen zu untersuchen?

(2) Der aktuelle ForschungsstandWelche (Klima-)frames wirken wie?

(3) Das Fazit und AusblickNeue Narrationen (und Frames) für die Klimakommunikation!

Gliederung

25.09.2017 4

09.07.2017

14.07.2017

Einstellungen

Frame „Katastrophe“ Medienwirkung

Munch, 1893

?

25.09.2017 5

09.07.2017

14.07.2017

Handlungsabsichten

Frame „Katastrophe“ Medienwirkung

?

25.09.2017 6

09.07.2017

14.07.2017

Frame „Katastrophe“ Medienwirkung

Wissen

?

25.09.2017 7

GrundannahmeMedienframes beeinflussen Publikumsframes: „framing influences how audiences think about issues“ (Scheufele, 1999: 19)

Framing

Rimini-Protokoll; Haug, Kaegi, Wetzel/DE; https://goo.gl/images/6zoUkZ

25.09.2017 8

Medienwirkungen in der Klimakommunikation

Medienwirkungen

Einstellungen HandlungsabsichtenHandlungsabsichten Wissen

25.09.2017

Medienwirkungen in der Klimakommunikation

Medienwirkungen

Einstellungen

• Problembewusstsein, Risiko-

einschätzung, Klimapolitik, Rolle

der Wissenschaft, etc.

• Affektive und kognitive Dimension

Typisches Item in Befragungen:

„Für wie wichtig halten Sie persönlich

die mit dem Klimawandel

verbundenen Probleme?“

• Problembewusstsein, Risiko-

einschätzung, Klimapolitik, Rolle

der Wissenschaft, etc.

• Affektive und kognitive Dimension

Typisches Item in Befragungen:

„Für wie wichtig halten Sie persönlich

die mit dem Klimawandel

verbundenen Probleme?“

Projekt: „Down to Earth“, www. climatematters.hamburg/down-to-earth/

25.09.2017

Medienwirkungen in der Klimakommunikation

Medienwirkungen

• Mobilität, Konsum, Energie,

Partizipation,…

• Dimensionen: aktuell, zukünftig,

in der Vergangenheit

• Typisches Item in Befragungen:

„Meinen Einkauf von Lebensmitteln

(z.B. Fleisch) für den Klimaschutz

einzuschränken bzw. zugunsten CO2-

neutraler Produkte zu verändern

möchte ich in Zukunft stärker machen.“

• Mobilität, Konsum, Energie,

Partizipation,…

• Dimensionen: aktuell, zukünftig,

in der Vergangenheit

• Typisches Item in Befragungen:

„Meinen Einkauf von Lebensmitteln

(z.B. Fleisch) für den Klimaschutz

einzuschränken bzw. zugunsten CO2-

neutraler Produkte zu verändern

möchte ich in Zukunft stärker machen.“

Projekt: „Down to Earth“, www. climatematters.hamburg/down-to-earth/

HandlungsabsichtenHandlungsabsichten

25.09.2017

Medienwirkungen in der Klimakommunikation

Medienwirkungen

• Komponenten: Wissen, Nicht-Wissen,

falsches Wissen, unsicheres Wissen

• Klimawissenschaft, „Scientific

Literacy“, Klimapolitik,…

Typisches Item in Befragungen:

„Was verbirgt sich hinter dem Begriff

Mitigation (Minderung)?“

• Komponenten: Wissen, Nicht-Wissen,

falsches Wissen, unsicheres Wissen

• Klimawissenschaft, „Scientific

Literacy“, Klimapolitik,…

Typisches Item in Befragungen:

„Was verbirgt sich hinter dem Begriff

Mitigation (Minderung)?“

Projekt: „Down to Earth“, www. climatematters.hamburg/down-to-earth/

Wissen

25.09.2017 12

(1) Der theoretische AnsatzWarum eignet sich Framing außerdem als Theorie,um Medienwirkungen zu untersuchen?

(2) Der aktuelle ForschungsstandWelche (Klima-)frames wirken wie?

(3) Das Fazit und AusblickNeue Narrationen (und Frames) für die Klimakommunikation!

25.09.2017 13

(1) Der theoretische AnsatzWarum eignet sich Framing außerdem als Theorie,um Medienwirkungen zu untersuchen?

(2) Der aktuelle ForschungsstandWelche (Klima-)frames wirken wie?

• Frame „Unsicherheit/Sicherheit“• Frame „Katastrophe“• Frame „Konflikt“

25.09.2017 14

(1) Der theoretische AnsatzWarum eignet sich Framing außerdem als Theorie,um Medienwirkungen zu untersuchen?

(2) Der aktuelle ForschungsstandWelche (Klima-)frames wirken wie?

• Frame „Unsicherheit/Sicherheit“• Frame „Katastrophe“• Frame „Konflikt“

� Das „Science Drama“(Smith & Joffe, 2013; Ryghaug et al., 2011)

� Die Darstellung von Unsicherheit verunsichert Unsichere (Peters & Heinrichs, 2003; Korbett & Durfee, 2004)

� Die Konsensposition wirkt positiv auf Problembewusstsein & die Unterstützung politischer Klimaschutzmaßnahmen (Hart, 2010; Lewandowski et al., 2012; Korbett & Durfee, 2004)

� …ebenso wie die Darstellung von Unsicherheitsmarkern kombiniert mit „Positiv-Frames“ oder Einordnungen(Horton et al., 2004; Kohl et al., 2015)

1525.09.2017

(1) Frame „Unsicherheit/Sicherheit“

� Das „Science Drama“(Smith & Joffe, 2013; Ryghaug et al., 2011)

� Die Darstellung von Unsicherheit verunsichert Unsichere (Peters & Heinrichs, 2003; Korbett & Durfee, 2004)

� Die Konsensposition wirkt positiv auf Problembewusstsein & die Unterstützung politischer Klimaschutzmaßnahmen (Hart, 2010; Lewandowski et al., 2012; Korbett & Durfee, 2004)

� …ebenso wie die Darstellung von Unsicherheitsmarkern kombiniert mit „Positiv-Frames“ oder Einordnungen(Horton et al., 2004; Kohl et al., 2015)

1625.09.2017

(1) Frame „Unsicherheit/Sicherheit“

1725.09.2017

(1) Frame „Unsicherheit/Sicherheit“

• Thema der Studie (Hart, 2010):Klimawandel in der Arktis und die Lebensbedingungen von Eisbären

• Aufbau der Experimentalstudie: Wirkung von zwei Framesim Vergleich (n=120)

Frame „Sicherheit“

(1) Frame „Unsicherheit/Sicherheit“

“Most polar bears already find it harder to

find food, and scientists predict that

12,000 of the 18,000 polar bears in the

world may be killed off in the near future

because of thinning sea ice from global

warming in the Arctic. The U.S. Geological

Survey projects that polar bears will

disappear along the north coasts of Alaska

and Russia.”

Frame „Emotion“

(1) Frame „Unsicherheit/Sicherheit“

“The researchers were startled to find that

the bear, a female they have

nicknamed Frosty, has to swim up to 60

miles across open sea to find food.

She is forced into the long voyages

because the ice floes from which she

feeds are melting, becoming smaller and

drifting farther apart.”

2025.09.2017

(1) Frame „Unsicherheit/Sicherheit“

Ergebnis der Studie:

• Keiner der beiden Frames bewirkt, dass die Handlungsintention zum Klimaschutz steigt

• Nur der (thematische) Frame Sicherheit bewirkt eine höhereUnterstützung von politischen Klimaschutz-Maßnahmen

• Thema der Studie (Hart, 2010):Klimawandel in der Arktis und die Lebensbedingungen von Eisbären

• Aufbau der Experimentalstudie: Wirkung von zwei Framesim Vergleich (n=120)

25.09.2017 21

(1) Der theoretische AnsatzWarum eignet sich Framing außerdem als Theorie,um Medienwirkungen zu untersuchen?

(2) Der aktuelle ForschungsstandWelche (Klima-)frames wirken wie?

• Frame „Unsicherheit/Sicherheit“• Frame „Katastrophe“• Frame „Konflikt“

� Auch der Frame „Klimawandel als Katastrophe“ ist (insb. als Visualisierung) ein dominanter interpretativer Frame (Smith & Joffe, 2013; O’Neill & Nicholson-Cole, 2009)

� Fördert das Problembewusstsein, zugleich aber auch das Gefühl der Unfähigkeit, diesem als übermächtig erlebten Thema durch eigenes Handeln begegnen zu können(Lowe et al. 2006; Leiserowitz 2004)

� Provoziert Abwehrreaktionen (Feinberg & Willer, 2011)

2225.09.2017

(2) Frame „Katastrophen“

2325.09.2017

(2) Frame „Katastrophe“

• Thema der Studie (Lowe et al., 2006):Der Spielfilm „The Day afterTomorrow“ (Emmerich, 2004)

• Aufbau der Studie: Pre-Posttest-Design (n=120) plusFokusgruppe (n=11)

2425.09.2017

(2) Frame „Katastrophe“

• Ergebnis der Studie:

• Schwach höheres Problembewusstsein, eine etwas höhere allgemeine Ängstlichkeit

• Annahme, dass Klimawandel wahrscheinlich zu katastrophalen Folgen führt, sank

• Thema der Studie (Lowe et al., 2006):Der Spielfilm „The Day afterTomorrow“ (Emmerich, 2004)

• Aufbau der Studie: Pre-Posttest-Design (n=120) plusFokusgruppe (n=11)

25.09.2017 25

(1) Der theoretische AnsatzWarum eignet sich Framing außerdem als Theorie,um Medienwirkungen zu untersuchen?

(2) Der aktuelle ForschungsstandWelche (Klima-)frames wirken wie?

• Frame „Unsicherheit/Sicherheit“• Frame „Katastrophe“• Frame „Konflikt“

� Befeuert das Problembewusstsein, aber ebenso die wahrgenommene Komplexität des Themas(Smith & Joffe, 2013; Ryghaug et al., 2011)

� „Themenverdrossenheit“ über den Dauerkonflikt zwischen „Klimaleugnern“ und „Klimaschützern“(Jensen, 2017; Smith & Joffe, 2013; Ryghaug et al., 2011)

� Auslöser „innerer Konflikte“ in Bezug auf die eigene Verantwortlichkeit (Jensen, 2017)

� Hostile-Media Effekt für die Beurteilung der „richtigen“Darstellung des Themas in den Medien (Feldman, 2015)

2625.09.2017

(3) Frame „(Politische) Konflikte“

2725.09.2017

(3) Frame „(Politische) Konflikte“

• Thema der Studie (Ryghaug et al., 2010):Wie wird die Berichterstattungüber den Klimawandel erlebt?

• Aufbau der qualitativen Studie: Gruppendiskussionen (n=62)

Photograph: Attila Kisbenedek/AFP/

Getty Images; COP 2009

2825.09.2017

(3) Frame „(Politische) Konflikte“

• Thema der Studie (Ryghaug et al., 2010):Wie wird die Berichterstattungüber den Klimawandel erlebt?

• Aufbau der qualitativen Studie: Gruppendiskussionen (n=62)

Photograph: Attila Kisbenedek/AFP/

Getty Images; COP 2009

• Ergebnis der Studie:

• Beobachtung/Beurteilung von politischer Inaktivität

• Eine Erklärungen von Rezipierenden: Klimawandel wirdübertrieben, auch von den Medien

25.09.2017 29

(1) Der theoretische AnsatzWarum eignet sich Framing außerdem als Theorie,um Medienwirkungen zu untersuchen?

(2) Der aktuelle ForschungsstandWelche (Klima-)frames wirken wie?

(3) Das Fazit und AusblickNeue Narrationen (und Frames) für die Klimakommunikation!

Gliederung

Unsicherheit ausblenden?

� Unsicherheit erklären und erzählen - zum Thema machen!

� Wie kann „Scientific Literature“ unterstützt werden?

Katastrophendarstellungen verteufeln?

� Ein Verzicht auf die Darstellung negativer Konsequenzen des Klimawandels ist nicht möglich!

Konflikte vermeiden?

� Ebenso unmöglich! Einordnungen und Erklärungen sind wichtig.

3025.09.2017

Neue Narrationen

Wenig Wirkungsforschung zu „Erfolgsmodellen“ der Klimakommunikation - wäre aber dringend notwendig!

Positive Wirkpotentiale von Klimakommunikation

� Unsichtbarkeit => Der Klimawandel ist überall

� Komplexität => Faszination und Vielfalt

� Abstraktheit => Alltagsbezug

3125.09.2017

Neue Narrationen

3225.09.2017

Vielen Dank

für Ihre

Aufmerksamkeit!

Dr. Imke Hoppe I [email protected]

3325.09.2017

Anhang

Grundannahme

� Die Medienagenda beeinflusst die Publikumsagenda:

„While the mass media may have little influence on the direction or intensity of

attitudes, (…) the mass media (…) influencing the salience of attitudes towards

the political issue.“ (McCombs & Shaw, 1972: 177)

Für die Klimakommunikation

� Für die klassischen journalistischen Massenmedien sind Agenda-Setting Effekte gut belegt (Trumbo, 1996; Brulle et al., 2012)

� Online entstehen teils „Echo-Kammer“-, teils „Nachfolger“-Effekte (Atanasova, 2015; Williams et al., 2015; Pearce et al., 2014)

3425.09.2017

Agenda Setting

Unsicherheit = negative Medienwirkung?

� z.B. auf Einstellungen: Unglaubwürdigkeit der Klimaforschung, geringeres Problembewusstsein, etc.

� aber auch positive Medienwirkungen denkbar, z.B. Glaubwürdigkeit der Klimaforschung

Sicherheit = positive Medienwirkungen?

� z.B. auf Handlungsabsichten, da das Thema ernst genommen wird

� aber auch hier negative Medienwirkungen denkbar, z.B. eine „innere Abgabe“ des Themas an Experten

3525.09.2017

Welche positiven

Wirkungen sind denkbar?

� Unsicherheit = Befunde und Erklärungen für klimabezogene Phänomene müssen stets als vorläufig gelten (Funtowicz & Ravetz, 1985; Lüthje & Neverla, 2011; Storch, 2009). Ergebnisse oder ihre Interpretationen können widersprüchlich zueinander sein.

3625.09.2017

Frame Unsicherheit/Sicherheit

25.09.2017 37

Mediennutzung Medienrezeption Medienwirkung

Forschungslandschaft

zu Rezeption und Wirkung von

medialer Klimakommunikation

� Habituelle Mediennutzung versus selektive Mediennutzung

� One-to-many (klassische Massenmedien) versus one-to-one (face-to-face und email, chat, etc) sowie one-to-many (social media, User Kommentare,…)

� Rezeptionssituation (z.B. Handlungsrestriktionen) und das „Meinungsklima“/Medienagenda

� Individuelle Rezipienteneigenschaften (z.B. kognitive Dissonanz, vgl. Boomerang-Studie)

3825.09.2017

Nur Frames wirken?

� Das Klimabewusstsein korreliert hoch mit dem wahrgenommenen wissenschaftlichen Konsens undallgemeinen Weltsichten (Lewandowski et al., 2012; Hornseyet al., 2016; Hart & Nisbet, 2012; Korbett & Durfee, 2004)

� Eine „konfirmistische“, sich anschließende selektive Mediennutzung

3925.09.2017

Nur Frames wirken?

Grundannahme

� Die Medienagenda beeinflusst die Publikumsagenda:

„While the mass media may have little influence on the direction or intensity of

attitudes, (…) the mass media (…) influencing the salience of attitudes towards

the political issue.“ (McCombs & Shaw, 1972: 177)

Für die Klimakommunikation

� Für die klassischen journalistischen Massenmedien sind Agenda-Setting Effekte gut belegt (Trumbo, 1996; Brulle et al., 2012)

� Online entstehen teils „Echo-Kammer“-, teils „Nachfolger“-Effekte (Atanasova, 2015; Williams et al., 2015; Pearce et al., 2014)

4025.09.2017

Agenda Setting

4125.09.2017

Schlaglicht auf die Studie

von Hart (2010)

42

Bedeutung Einstellungen Wissen Handlung

Ryghaug et al., 2011;

Smith & Joffe, 2013;

Brulle, Carmichael &

Jenkins, 2012

Cabecinhas, Lázaro &

Carvalho, 2008; Zhao,

2009; Arlt, Hoppe &

Wolling, 2010;

Binder, 2010

Hart, 2011; Hart &

Nisbet, 2012; O'Neill &

Nicholson-Cole, 2009;

Hoppe, 2016

Bell, 1994; Stamm,

Clark & Eblacas, 2000;

Taddicken & Neverla,

2011, Zhao, 2009

Welche Medienwirkungen

werden untersucht?