Zwischen Mystik und Politik - Irish Shop, Guinness Shop · derne Castle Court Shop-ping Centre oder...

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106 irland journal XXIV, 3.13 106 irland journal XXIV, 3.13 Zwischen Mystik und Politik – Außenansichten und Innehalten auf der grünen Insel. Errigal Mountain, mit 750m der höchste Berg Donegals © Heinrich Joe Balling

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Zwischen Mystik und Politik –Außenansichten und

Innehalten auf dergrünen Insel.

Errigal Mountain, mit 750mder höchste Berg Donegals© Heinrich Joe Balling

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Zu einer Begegnungsreise mit stillen Tagen im iri-schen Nord(west)en hatte Pastoralreferent Her-mann Simon von der MitarbeiterInnen-Seelsorgedes Bistums Würzburg eingeladen. 21 Frauen undMänner hatten sich am Pfingstmontag auf diese un-gewöhnliche Reise »Zwischen Mystik und Politik –dass Frieden werde ...« eingelassen und kehrtenstaunend und bereichert heim mit dem sicheren Ge-fühl: die Reise geht weiter!

Montag, 20. Mai 2013Direkt nach der Landung am Dublin-Airport wird die Gruppe vonEckhard Ladner, wissenschaftlicher Studienleiter des EBZ Irland(Europäisches Bildungszentrum Irland / Gaeltacht-Reisen) undunser kundiger Begleiter, Dolmetscher und Busfahrer für die kom-menden Tage, empfangen und mit „Céad Míle Fáilte“ willkom-men geheißen. Nur wenige Fahrtkilometer später sind die Teil-nehmer bereits eingetaucht in die besondere Atmosphäre der Inselund lassen sich gefangen nehmen von biblischen Szenen auf denaußergewöhnlichen und faszinierenden Hochkreuzen aus dem10. Jahrhundert des Klosters Monasterboice.Doch schon ein paar Stunden danach sind wir mitten hineinver-setzt in die Gegenwart Nordirlands und haben Quartier bezogenim FARSET-International, ein Hostel und Begegnungszentrum, dasbewusst „zwischen die Fronten“ gebaut worden ist. Was „die

Fronten“ noch immer bedeuten, ist tags darauf bei einer„politischen Stadtbesichtigung“ erschütternd erfahrbar.

Dienstag, 21. Mai 2013Obgleich vorbereitet durch Berichte und Bilder, habenviele Teilnehmer doch die Jahre des Schreckens – vorOrt „the troubles“ genannt – eher mit „Vergangen-heit“ assoziiert. Jetzt stehen sie an einer z. T. achtMeter hohen „Friedensmauer“, schauen durch Sta-cheldraht, fühlen die Trostlosigkeit des „kalten Frie-dens“ in einer menschenleeren, doch mit unzähli-gen Flaggen geschmückten Straße, die den „Pro-testanten“ „gehört“ und fühlen die Enge eines „ka-tholischen“ Enklaves. Aber „das war und ist keinReligionskonflikt“ sagt Eckhard Ladner, ein ex-

Zu Gast an der„Friedensmauer“Belfasts und amstillen Strand Irlands

von Heinrich Balling und Hermann Simon

Ein kath. Stadtteil in Belfast© Heinrich Joe Balling

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zellenter Kenner Irlands, derdie Reise nicht nur vorberei-ten half, sondern ihren Groß-teil auch einfühlsam und imwahrsten Sinn des Wortestief-schürfend begleitete.Die „peace-line“ soll Friedenschaffen zwischen den ver-feindeten Nachbarn? Seit Be-ginn der „troubles“ hattendie Anwohner Barrikadenzwischen den Vierteln aufge-stellt, die von der Armee erstdurch Stacheldraht und spä-ter durch Mauern ersetztwurden. Sie teilen nicht – wiefrüher in Berlin – die Stadtkomplett, sondern besondersgefährdete Viertel vonein-ander und zerstückeln dieStadt. Lässt sie benachbarteFamilien nicht Nachbarn sein,hält sie am Status quo fest?Wer will die Mauer heute(noch) – die Anwohner, die Politiker, die Katholiken oder Protes-tanten? Wollen sie alle keine Versöhnung? Kein Friede – auchnach dem Karfreitags-Friedensabkommen von 1998? Fragen überFragen!

Langsam kommt man auf die weit zurückreichenden Hintergrün-de und Wurzeln der Gewalt zu sprechen: auf Heinrich VIII, derIrland 1542 direkt der englischen Krone unterstellte, auf Wilhelmvon Oranien, der 1690 das irisch-französische Heer des katholi-schen englischen Königs James II besiegte, was die „Oranier“ mitihrem aufreizenden jährlichen Marsch immer noch feiern, auf denUnabhängigkeitskrieg, in dessen Folge die Insel 1921 geteilt wurdeund Nordirland Großbritannien überstellte. Aber die Gewalt, diemit dem Aufbegehren der unterdrückten katholischen Minder-heit seit 1969 immer wieder explodierte und eskalierte, kann nichtauf eine Kausalkette gebracht werden.Generationen werden in diese Gewalttätigkeit, die vor keinerBrutalität zurückschreckt, hineingeschleudert. Doch hier begin-

nen auch die Friedens- und Versöhnungsgeschichten. Umdiese zu hören, steht unsere Gruppe, zu der auch siebenMitglieder der katholischen Friedensbewegung Pax Christigehören, hier in Belfast. Bewegende Schicksale lernen wirvor Ort aus erster Hand kennen, weil ein Friedensstifter unsdurch die Stadt führt:Alastair Kilgore ist eines der ersten Mitglieder der christlich-ökumenisch inspirierten „Corrymeela Community“, derenWurzeln bis in die Zeit vor den „troubles“ zurückreichen.Während der heißen Phase war Corrymeela wohl eine Insti-tution, die von beiden Seiten geachtet wurde. So konntedie Gemeinschaft einen geschützten Raum bieten für Konf-liktreduzierung bis hin zu Trauerarbeit und Versöhnung. DasHeilen der Wunden und die Versöhnungsarbeit ist nicht mehrso gefährlich wie vor dem Karfreitagsabkommen, aber immernoch dringend notwendig. Nicht zuletzt beeindruckendenMenschen wie Alastair Kilgore ist es zu danken, dass sogarOpfer und Täter sich aussöhnen und zum Weg der Versöh-nung aufrufen.

Nach einer Mittagspause im historischen Ambiente (1885)des Crown Liquor Saloons mitten in der Belfaster City, kön-nen wir unseren Blick auf das Nordirland nach dem Karfrei-tagsabkommen schärfen: Mary Ann, eine Mitarbeiterin des

Erziehungsministeriums, gibt uns mittels einer Präsentation ei-nen Einblick in die aktuelle Politik in Nordirland. Zu einem offe-nen Gespräch stößt schließlich Pat Sheehan MLA, Abgeordnetervon Sinn Féin zu unserer Gruppe.Zweimal wegen „Ak-tivitäten für die IRA“zu langjährigen Ge-fängnisstrafen verur-teilt, gehörte er in denberüchtigten H-Blocksvon Long Kesh zu denHäftl ingen, die imAugust 1981 einenHungerstreik began-nen, um ihre Aner-kennung als politischeGefangene durchzu-setzen. 55 Tage Hun-

Eindrücke von der Fahrt mit Alastair Kilgore durchBelfast; das obere Bild verweist auf Ost-Belfast (ineinem protestantischen Stadtgebiet), in der Nähedes Cluan Place. © Heinrich Joe Balling

„Monasterboice Cemetery“: Irische Geschichte –eine Annäherung © Heinrich Joe Balling

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gerstreik werden zu einer prägenden Erfahrung, ein mit höchsterAuszeichnung bestandenes Studium in Philosophie und Politikbahnt den weiteren Weg für sein politisches Engagement nachseiner Freilassung. Nach 18 Jahren Haft wird er 1998 aufgrunddes „Good Friday Agreements“ entlassen.Pat Sheehan beeindruckt uns mit sehr persönlichen Antwortenauf unsere Fragen und mit seinem Einsatz, der daran glaubenlässt, dass das Friedensabkommen nach so viel exzessiver Gewaltdoch hält und ein gelungenes Modell für andere blutige Ausein-andersetzungen sein könnte. In diesem Anliegen ist Pat Sheehanwiederholt auch im Nahen Osten im Konflikt zwischen Israelisund Palästinensern aktiv geworden.Nach einer kurzen Führung durch das Parlament im Stormontdürfen wir noch ein wenig der gerade laufenden Debatte im Par-lament lauschen und dann auch selbst noch im historischen Sit-zungssaal Platz nehmen, um einen Hauch Parlamentsgeschichtezu hören und zu spüren.Am Abend kommt es zu einer Begegnung, auf die wir uns bereitsim Vorfeld sehr gefreut hatten. In Fredheim, dem Quartier der„Peace People“ in der Lisburn Road treffen wir Mairead Corri-gan-Maguire, Friedensnobelpreisträgerin von 1976 zusammen mitanderen Mitgliedern dieser Bewegung. Nach einer fürchterlichenGewalterfahrung in ihrer Familie, an der sowohl ein IRA-Terroristals auch ein britischer Soldat beteiligt war, hatte sie zu einer spon-tanen Demonstration für Versöhnung aufgerufen. Nach weite-ren großen Kundgebungen organisierte sie die Bewegung „PeacePeople“. Der Inhalt der damaligen Plattform ist auch heute nochaktuell und will weiter umgesetzt werden. Letztlich erweist sichder Abend als viel zu kurz, um alle uns interessierenden Fragenzu stellen. Gerade unmittelbar zurück gekehrt von einer Reisenach Syrien und in den Libanon ist es Mairead Corrigan auch eingroßes Anliegen, uns über ihre dortigen Erfahrungen und die lo-kalen Einschätzungen des Syrienkonfliktes bzw. Hilfsmöglichkei-ten zu informieren. Zurück bleibt der Eindruck einer noch immersehr dynamischen friedensbewegten Mairead Corrigan und dieebenso bewegende Aufgeschlossenheit und Gastfreundschaftjedes einzelnen Gesprächspartners aus den Reihen der Peace Peo-ple.Für alle die wollen, reicht es dann auch noch für ein spätes „Pintof Guinness“ samt Live-Musik im John Hewitt Pub, um einen lan-gen und äußerst eindrucksvollen Tag ausklingen zu lassen.

Mittwoch, 22. Mai 2013Bereits am Vortag haben sie uns beim Streifzug durch die zer-splitterten Stadtgebiete visuell begleitet. Die „murals“ genann-ten politischen Wandbilder im Westen Belfasts spielten währendder „troubles“ eine gewichtige Rolle. Neben anderen Funktio-nen dienten sie der paramilitärischen Rekrutierung und Propa-ganda beider Seiten. Nur langsam werden die z.T. martialischenund heroischen Darstellungen in der protestantischen ShankillRoad oder der katholischen Falls Road durch Friedensmotive er-gänzt.

Einen weiteren dichtenEinblick in die Beharrlich-keit, friedlichere Struktu-ren zu schaffen, bekom-men wir beim anschlie-ßenden Besuch im Con-way Mill-Projekt in einerweiträumigen, ehemali-gen Flachs-Spinnerei. Ge-walt ist in Nordirland aufdem Hintergrund ökono-mischer und sozialer Be-nachteiligung entstan-den. Bildungszugang undAusbildung sind wichtigeMittel, Gewaltpotentialezu mindern und Sozialisa-

tion in und zu Gewalt zu verhindern. Pauline Kersten, Managerindes Conway Mill Education Centre, lässt uns auf eindrucksvolleWeise erfahren, wie diese Institution nach der Anschubfinanzie-rung durch peace programmes sich immer wieder selbst erfin-den muss und dennoch einen nicht zu unterschätzenden Beitragzum Friedensprozess leistet, indem sie junge Leute von der Stra-ße holt.Anschließend ermöglicht uns eine kurze Fahrt stadtauswärts denBesuch von Belfast Castle und versetzt uns für einen Moment ineine friedlich anmutende Idylle. Nicht nur für Foto-Interessierteeröffnet sich so ein ganz anderer Blick auf die Stadt. Belfast – dasist ja auch eine wunderbare Stadt mit einer viktorianisch gepräg-ten und gleichzeitig modernen, belebten Innenstadt, in der sichMenschen mit offenen Gesichtern begegnen, die in ihren Wohn-vierteln vielleicht der Nachbarschaft beraubt sind.

„Peace People“: FriedensnobelpreisträgerinMairead Corrigan Maguire zusammen mitEckhard Ladner (EBZ) © Hermann Simon

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Nach dieser „Verschnauf-pause“ führt uns aber derBesuch des Milltown Ce-metry am Ende der FallsRoad erst noch einmal nä-her an das erschütterndeMorden. Es ist ein Fried-hof, der u.a. auch als letz-te Ruhestätte der IRA-Ak-tivisten dient. Ganz per-sönlich gehaltene Trauer-bekundungen an Grab-stätten junger „Freiwilli-ger“ wechseln sich ab mitmassiver Heldenvereh-rung der IRA-Helden wieBobby Sands. Und weitsichtbar weht auch hierdie irische Flagge.

Der Nachmittag dieses Ta-ges gehört „Belfast – kul-turell“. Zum Teil inSelbsterkundung erlebenwir eine lebendige Stadtam Lagan: die große neo-romanische St. Anne´sKathedrale, das ultramo-derne Castle Court Shop-ping Centre oder die1788 gegründete LinenHall Library. Einige aus derGruppe besuchen das Uls-ter Museum, den botani-schen Garten und dasUniversitätsviertel. Undimmer wieder kommendie Kräne von Harland &Wolff zum Vorschein, woeinst die „Titanic“ ge-baut wurde.

Für diesen Abend haben wir Gäste in unser Quartier eingeladenund treffen uns mit Mitgliedern der Pax Christi-Friedensbewe-gung bei und nach einem gemeinsamen Abendessen im FARSET.Dieses und auch das Treffen mit den Peace People verdanken wirSr. Lelia Newman, die auf unsere E-mail-Anfrage hin beide Tref-fen freudig-dynamisch organisiert hatte. Sr. Lelia ist eine rührigeMissionsdominikanerin, ein waches „Persönchen“ mit über 80Jahren.Das Treffen beginnt mit einer echten Überraschung. Zusammenmit anderen Pax Christi-Mitgliedern aus Nordirland und der Re-publik sollen wir auf den Weihbischof der Diözese Down undConnor treffen. Übersetzung war wohl angesagt. Doch zu unse-rer Verblüffung begrüßt Donal McKeown jeden einzelnen vonuns in bestem Deutsch und der Feststellung, er sei der Bischof.Seit einem einjährigen Studienaufenthalt in Deutschland habe erVerbindungen ins unterfränkische Hirschfeld. Bemerkenswert isteine Art „Schuldbekenntnis“ zu Beginn unseres Gespräches, dieKatholische Kirche habe sich für den Frieden in Nordirland zuwenig engagiert, auch wenn sie die Gewalt der IRA verurteilthabe. Erfrischend und informativ sind auch die Einblicke aus ers-ter Hand in die aktuelle nordirische Situation mit ihren Heraus-forderungen gerade auch an das Engagement und die Zusam-menarbeit der Christen.Hier in Belfast ist alltäglich gelebte Ökumene ein Programm vonexistentieller Notwendigkeitund alles andere als ein Ter-rain für wohlfeile theologi-sche Gespräche und Spitz-findigkeiten. So leitet unsbeim Austausch der Adres-sen an beiden Begeg-nungsabenden die Hoff-nung, die geknüpften Kon-takte nicht versanden zu las-sen und der Wunsch für dieengagierten Menschen, diewir kennen lernen durften,ist, dass ihr Einsatz weiterheilsam im Sinne eines Frie-densprozesses auf allen Ebe-nen sein möge.

„Belfast City Hall“ © Heinrich Joe Balling

„Crown Liqueor Salon“ © Hermann Simon

Das „Hands across the Divide“-Denkmal inDerry © Heinrich Joe Balling „armed shopping“ – Wandmalerei in

der Innenstadt von Belfast, mitten imEinkaufsviertel © Heinrich Joe Balling

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Donnerstag, 23. Mai 2013Wir können es kaum fassen, dass man in knapp drei Tagen so vielerleben und erfahren kann, als wir an diesem Morgen von Bel-fast zur Ards Friary (Co. Donegal), dem Ort für die „Stillen Tage“aufbrechen. Die reichen Erfahrungen verschwinden zunächst hin-ter der spektakulären nordirischen Antrim-Küste, deren Höhe-

punkt „Giant`s Causeway“ wirtrotz stürmischem Wind zu Fußansteuern. Die dunklen, bis zu 12Meter hohen, durch Vulkanerup-tion entstandenen Säulen, wir-ken wie von Riesenhand insMeer gesteckte Bleistifte. Futterfür die Mythenbildung!Eckhard Ladner macht mit sei-nen Einlassungen über die iri-sche Sprache, mit wunderba-rer irischer Musik und als er-fahrener Reiseführer auch die-se lange Fahrt zu einem kurz-

weiligen Vergnügen. Sie führt uns u. a. auch über (London)-Der-ry, jene Stadt, die durch den „Bloody Sunday“ 1972 mit der nach-folgenden Gewalteskalation immer verbunden bleiben wird. Wiebei einer echten Wallfahrt umfahren wir drei Mal das berührendeDenkmal „hands across the divide“ [s. S. 110 unten], dessen Bild aufder Einladung zu unserer Reise zu sehen war. Zwei Menschen,die versuchen, sich die Hände zu reichen: „Dass Frieden wer-de…“. Und dann sind wir angekommen in der Ards Friary an derNordwestküste der Republik Irland, am Rand des Ards Forest Parks,um in die Stille einzutauchen.

Freitag, 24. Mai 2013 – Montag, 27. Mai 2013Ein jeweils einstündiges Morgengebet mit Elementen für Leib undGeist und gemeinsam getragener Stille, die Einladung zum Mit-tagsgebet und zu einer liturgischen Feier jeweils am Abend, so-wie die Möglichkeit zum geistlichen Einzel- oder Gruppengesprächsind die Elemente, welche den folgenden drei Tagen in einemweiträumigen, franziskanisch einfachen Kapuzinerkloster, gele-gen an der herrlichen Küste des Atlantischen Ozeans, eine äuße-re Struktur geben. Die sonstige Gestaltung der Tage steht denTeilnehmern frei.

Roundtower auf Devenish Island© Heinrich Joe BallingKL. FOTO: Giant´s Causeway© Hermann Simon

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Hier kann Friede werden…, in uns, staunend und überwältigtvon der Schönheit der Schöpfung, begleitet durch eine wohltu-ende Gruppen-Gemeinschaft. Und doch ist diese Stille nicht welt-abgewandt: Gerechtigkeit, Frieden und Befreiung der Schöpfungwerden – gerade auf der Folie des zuvor Erlebten – durch bibli-sche Impulse präsent. Kraftvolle Formulierungshilfen, um die„Geistkraft“ anzurufen und um „Gütekraft“ zu bitten für unsund die Menschen in Nordirland, bieten die Texte der Iona-Litur-gie in überaus stimmiger und eindrucksvoller Weise.

Hinter Menschen wie Alastair Kilgore von der Corrymeela Com-munity nämlich leuchtet auch die Geschichte einer anderen Ge-meinschaft auf, der Iona Community. Ihre Spiritualität hatte dieCorrymeela Gemeinschaft befruchtet. Der Begründer der IonaCommunity hatte 1938 zusammen mit anderen auf der Suchenach einem Christentum, das Engagement in der Welt und Got-tesdienst nicht trennt, am ursprünglichen Ort des Klosters vonSt. Columba zeichenhaft begonnen, die Ruinen der nachfolgen-den Benediktinerabtei (13. Jht.) wiederaufzubauen. St. Columba(Colmcille), ein irischer Mönch, war 563 auf die Insel Iona ge-kommen und hatte sie zu einem Zentrum christlicher Mission inEuropa gemacht. Die Mitglieder der Iona Community bilden heu-te eine Gemeinschaft, deren Mitglieder aus verschiedenen Kon-fessionen kommen. Zentral ist ihr Einsatz für Frieden, Gerechtig-keit und Bewahrung der Schöpfung. Die kraftvolle Spiritualität

und tiefe Mystik der kolumbianischen Mönche mit ihrem Sinn fürGüte und die Schönheit der Schöpfung findet sich heute wiederin der Liturgie der Iona Community. Die Irland-Reisenden bzw.-Pilger aus Unterfranken versammeln sich während ihrer gesam-ten Reise dreimal täglich um diese Liturgie, immer wieder aufsNeue überrascht von diesem wachen und gleichzeitigen Blick aufGott und die Welt. St. Columbas Spuren kreuzen einfach immerwieder ihren Weg. Man kann sich aber auch nur einfach ans Meersetzen, Konflikte loslassen, mehr und mehr zu sich kommen, ein-fach nur staunen und den Wellen lauschen, den Wald durchstrei-fen, ein neues Zeitgefühl gewinnen: innehalten – Kraft schöpfen– Orientierung finden.

So bleiben einzelne auch gerne weiter in dieser Atmosphäre desFriedens, als der größte Teil der Gruppe am Montag per Bus auf-bricht zum Dunlewey Lakeside Centre und anschließend zum Glen-veagh Nationalpark oder zum Mount Errigal, auf dessen Gipfeleinem die ganze Schönheit dieser Region mit einem weiten Rund-umblick im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen liegt. Eine Wan-derung bzw. Busfahrt zum Geburtsort von St. Columba am Uferdes Lough Gartan, sowie ein gemeinsamer Besuch im ColmcilleHeritage Centre am Nachmittag gehören ebenfalls zu den sonni-gen Erfahrungen dieses Tages.

Die Reisegruppe aus Franken in St. Kilians Heimat © Maritta Ziegler

Ards: Am stillen Strand Irlands © Irmi Schäfer

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Dienstag, 28. Mai 2013Die Rückfahrt vom Nordwesten Irlands in Richtung Dublin ent-hält neue Höhepunkte. Noch einmal betreten wir in Fermanaghnordirischen Boden. Eine Bootsfahrt auf dem Lower Lough Erneführt uns nicht nur Burg Enniskillen, sondern auch den irischenRegen vor Augen und bringt uns auf die Klosterinsel DevenishIsland. Dort bewundern wir nicht nur ein ganz besonderes (goti-

sches) Hochkreuz und dasInnere eines Rundturms,sondern können auch imkleinen Museum einen Ein-druck von einer großenKlosteranlage in einer faszi-nierenden Umgebung ge-winnen. Bis zu 1500 Mön-che sollen hier gelebt undgearbeitet haben. AmAbend dürfen wir nochmalsstaunen über einen großar-tigen Sonnenuntergang anunserem letzten Quartieram See von Virginia.

Mittwoch, 29. Mai 2013Unser letzter Tag in Irland beginnt denn auch an dem Ort, derdie Brücke zur Heimat bilden sollte: Mullagh, Co. Cavan, derGeburtsort des Frankenmissionars Kilian. Hier hat sich die Di-özese Würzburg in besonderer Weise beim Aufbau eines St.Kilian-Informationszentrums engagiert und so ist Würzburgnicht nur in den Fotos bekannter Personen schon sehr gegen-wärtig. In der Pfarrkirche singen und sagen wir unseren Dankfür eine wunderschöne Reise nach innen und nach außen,deren Wirkung wir zwar noch nicht ganz einschätzen könnenaber untrüglich spüren. Gestärkt mit Tea & Scones im kleinenAusstellungscafé lassen wir uns anschließend von Madeleinezur Kiliansquelle bringen, bevor wir mit Kells die letzte Stationunserer Reise ansteuern.In Kells, Co. Meath, öffnet uns dank Eckhard Ladners Vorar-beit Frau Carpenter das „Columba`s House“, eine Kapelle mitsteilem Kragsteindach, in der eine Leiter in jene Dachkammer

führt, in der die Mönche von Iona auf der Flucht vor den Wi-kingern das berühmte „Book of Kells“ aufbewahrt haben sol-len. Noch einmal erfahren wir verdichtete irische Geschichteauf dem Klosterfriedhof von Kells und im Betrachten von dreiirischen Hochkreuzen schließt sich der Kreis unserer Reise, diein den Ruinen von Monasterboice begonnen hatte.Insbesondere das „Cross of Saints Patricks and Columba“ in Kellsführt uns vor Augen, wie bereits die Gemeinden damals um Frie-den und Versöhnung rangen. „Dass Frieden werde…“ bleibt im-merwährende Aufgabe, die im wachen und engagierten Lebenzwischen Mystik und Politik erfüllt sein will. Genau hierfür botunsere Reise eine Fülle von Informationen und Inspirationen.

KontaktHermann Simon (Pastoralreferent)Mitarbeiter/innen-Seelsorge / Referat Geistliches LebenOttostr. 1, 97070 Würzburg

Postfach 11 05 54, 97032 WürzburgT 0931-386-63713, F [email protected]: [email protected]

Auch dieses Reiseprojekt wurde vom Europäischen Bildungs- undBegegnungsZentrum (EBZ) Irland in enger Abstimmung mit demBistum Würzburg konzipiert und organisiert.Mehr Informationen über andere Reisendes Jahres 2013 befinden sich hier:www.ebzirland.de oder aufwww.gaeltacht.de– Menüpunkt: andere (EBZ) Reisen

Fragen und InformationenEBZ Irland / Gaeltacht Irland ReisenSchwarzer Weg 25T 02841-930 [email protected]

Friedenstaube im Colmcille HeritageCentre (Glasfenster-Detail), Donegal© Heinrich Joe Balling