Zwölf Thesen zu lokalen Fußballblogs Studienarbeit Daniel Drepper

download Zwölf Thesen zu lokalen Fußballblogs Studienarbeit Daniel Drepper

of 105

description

Zwölf These zu lokalen Fußballblogs - 105 seitige Studienarbeit von Daniel Drepper.

Transcript of Zwölf Thesen zu lokalen Fußballblogs Studienarbeit Daniel Drepper

Daniel Drepper +49 176 611 96 014 [email protected]

Da lebt der Fuball Was motiviert lokale Fuballblogger?

Studienarbeit am Institut fr Journalistik TU Dortmund Dipl.-Journ. Angelika Mikus 14. September 2011

Inhaltsverzeichnis

A Einleitung Thema der Arbeit Relevanz des Themas Aufbau der Arbeit Forschungsstand Seite 1 Seite 1 Seite 2 Seite 3

B Theoretischer Teil 1. Sportjournalismus in Deutschland 1.1 Situation und Probleme des Sportjournalismus in Deutschland 1.2 Online-Sportmedien in Deutschland 1.2.1 Sportblogs in Deutschland 1.2.2 Lokale Fuballblogs in Deutschland 2. Zwischenfazit und Forschungsfrage Seite 6 Seite 6 Seite 12 Seite 16 Seite 27 Seite 33

C Empirischer Teil 3. Methodisches Vorgehen 3.1 Die Untersuchungsmethode 3.2 Auswahl der Befragten 3.3 Konstruktion des Fragebogens 3.4 Durchfhrung des Untersuchungsverlaufs 3.5 Auswertung und Diskussion der Ergebnisse 4. Ergebnisse 5. Zusammenfassung 6. Fazit und Ausblick Literatur Anhang Seite 35 Seite 35 Seite 38 Seite 39 Seite 40 Seite 40 Seite 41 Seite 56 Seite 62 Seite 68 Seite 72

A Einleitung

Thema der Arbeit

Die Zahl der lokalen Fuballblogs in Deutschland ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Diese Arbeit soll der Frage auf den Grund gehen, warum diese Blogger auf ihren Webseiten ber den lokalen Amateurfuball in ihrer Region berichten. Was motiviert lokale Fuballblogger? Warum bauen sie ihr Blog auf und pflegen es regelmig? Ergnzend sollen auch folgende Fragen eine Rolle spielen: Welche Themen behandeln die lokalen Fuballblogger? Wie ist ihr Verhltnis zu klassischen Medien? Welche journalistische Einstellung haben die Blogger? Reagieren sie mit ihrer Berichterstattung auf die Schwchen des klassischen Sportjournalismus? Um diese Fragen zu beantworten, werden fr diese Arbeit fnf lokale Fuballblogger in teil-standardisierten Experteninterviews zu ihrer Arbeit befragt. Im Anschluss sollen die Ergebnisse diskutiert werden. Ziel der Arbeit ist es, daraus Hypothesen zur Motivaton lokaler Fuballblogger abzuleiten.

Relevanz des Themas

Das Internet und damit auch der Journalismus im Internet gewinnen seit Jahren immer mehr an Bedeutung.1 Im Netz knnen Nicht-Journalisten viel einfacher journalistische Inhalte publizieren als dies vor der Verbreitung des Internets der Fall gewesen war. Web 2.0 und Brgerjournalismus sind Leitbegriffe dieser Entwicklung. Jeder kann im Internet mit wenig Aufwand eine Plattform erstellen, auf der er seine Recherchen und Meinungen verbreitet. Einige Blogger haben es bereits geschafft, ein groes Publikum anzusprechen. Manch einer geht gar davon aus, dass in zehn Jahren mehr als die Hlfte aller Inhalte von normalen Brgern statt von Journalisten produziert wird. 2 Brgerjournalistische Projekte und Blogger auf der ganzen Welt arbeiten mit etablierten Medien zusammen. 3 Viele Praktiker und1

Vgl. fr die Situation in Deutschland: ARD/ZDF Online-Studie 1998 bis 2011. http://www.ard-zdfonlinestudie.de/index.php?id=onlinenutzung0 (abgerufen: 21. Juli 2011) 2 Vgl. Armborst, Matthias: Kopfjger im Internet oder publizistische Avantgarde? Was Journalisten ber Weblogs und ihre Macher wissen sollten. Lit-Verlag, Mnster 2006, Seite 102 3 Vgl. Moorstedt, Michael: Ein Netzwerk, 19 Sprachen. Global Voices setzt Standards im Brgerjournalismus und auf eine alternative Nachrichtenagenda. Sddeutsche Zeitung, 8. August 2011, Seite 17

1

Experten halten die Gegenberstellung von Profijournalismus und Weblogs mittlerweile sogar fr falsch, da sich die Formen und Qualitten immer strker vermischen. 4 Auch im Sport werden zum Teil aus ehemaligen Bloggern angesehene Journalisten oder Sportblogs werden so relevant, dass sie die Nachrichten- und Meinungslage mitbestimmen.5 Auch lokale Fuballblogs bernehmen zum Teil Funktionen von Journalismus, die Zeitungen nicht (mehr) erfllen. So ist die Fuballseite fupa.net im bayerischen Fuball mittlerweile eine ernstzunehmende Konkurrenz fr die etablierten Medien.

Vor allem lokale und regionale Zeitungen haben derzeit mit sinkenden Auflagenzahlen zu kmpfen.6 Die Entwicklung weg von der Tageszeitung und hin zum Internet knnte dazu fhren, dass lokale Fuballblogger in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit bekommen knnten.

Aufbau der Arbeit

Diese Studienarbeit ist in Einleitung, Theorie und Empirie unterteilt. In der Einleitung wird das Thema, dessen Relevanz und der Forschungsstand vorgestellt. Im theoretischen Teil wird zunchst der Sportjournalismus in Deutschland behandelt, im Anschluss beschftigt sich die Arbeit nher mit den Online-Sportmedien in Deutschland. Hier wird der Einblick in die Welt der Sportblogs vertieft, bevor sich die Arbeit konkret den lokalen Fuballblogs in Deutschland zuwendet: Was macht ein lokales Fuballblog aus und wie grenze ich ein lokales Fuballblogs von anderen Fuballblogs ab? Welche lokalen Fuballblogs gibt es? Was schreiben ausgewhlte Blogbetreiber auf ihren Webseiten ber sich selbst und ihre Motivation? Im dritten Teil der Arbeit folgt schlielich die Empirie, die der wichtigste Teil dieser Arbeit ist. Dieser Teil umfasst die methodische Vorgehensweise ebenso wie die

4

Mnker, Stefan: Die digitale ffentlichkeit und die Krise des Journalismus. In: Online-Journalismus. Zukunftspfade und Sackgassen. Werkstattheft Nr. 18 des Netzwerk Recherche. ColorDruck Leimen 2011, Seite 74 5 Ein Beispiel dafr ist Oliver Fritsch (erst indirekter-freistoss.de, jetzt Redakteur bei Zeit-Online); ein die Nachrichtenlage bestimmender Blogger wre beispielsweise Kai Pahl mit seiner Webseite allesaussersport.de 6 Zum Beispiel ist die verkaufte Auflage der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung in Essen in den vergangenen zwei Jahren um etwa fnf Prozent gesunken. Im zweiten Quartal 2009 verkaufte sich die Lokalausgabe noch 104.813 mal, im zweiten Quartal 2011 nur noch 98.350 mal. Quelle: Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbetrgern IVW; im Internet unter ivw.de

2

Experteninterviews. Die Ergebnisse dieser Interviews werden anschlieend diskutiert und ausgewertet; zuletzt folgen Fazit und Ausblick.

Forschungsstand

Bislang ist die Motivation lokaler Fuballblogger in der Wissenschaft nicht untersucht worden. Zur vorgestellten Forschungsfrage liegen keine qualitativen oder quantitativen Forschungen und kaum Literatur vor, diese Arbeit basiert also auf einem explorativen Forschungsinteresse.7

Zum Thema Sportjournalismus an sich gibt es einige Kommunikatorstudien. So fhrte Siegfried Weischenberg 1976 seine Studie Die Auenseiter der Redaktion: Struktur, Funktion und Bedingungen des Sportjournalismus durch.8 1995 legte Felix Grner mit der Studie Vom Auenseiter zum Aufsteiger nach 9, 2005 schlielich verffentlichte Sybille Frtel ihre Arbeit unter dem Thema Toy Department for Men eine empirische Studie zum internationalen Sportjournalismus.10 Diese Forschungen beschreiben die professionellen Sportjournalisten. Die Erkenntnisse dieser Arbeiten knnten eventuell bei der Bildung von Hypothesen zu Motivation, Arbeit und Selbstverstndnis lokaler Fuballblogger hilfreich sein. Fr die Befragung lokaler Fuballblogger lassen diese Studien aber nur wenige Rckschlsse zu. Zu Entwicklungen und Problemen des Sportjournalismus, die Antrieb fr Blogger sein knnten, es besser zu machen, gibt es Verffentlichungen; ebenso zu OnlineNutzung und Online-Medien.

Speziell zur Motivation von Bloggern liegen ebenfalls wissenschaftliche Untersuchungen vor. Forschungen zur Motivation und zum Selbstverstndnis von Bloggern wurden jedoch vor allem im amerikanischen Raum durchgefhrt. Die Zahl der Forschungen zu deutschen Blogs7

Whrend der Arbeit an dieser Studienarbeit ist der Autor auf eine von der Themenstellung hnlich angelegte Diplomarbeit von John Hennig an der Universitt Leipzig gestoen. Diese Diplomarbeit wird allerdings derzeit noch geschrieben und ist noch nicht verffentlicht. 8 Weischenberg, Siegfried: Die Aussenseiter der Redaktion. Struktur, Funktion und Bedingungen des Sportjournalismus: Theorie und Analyse im Rahmen eines allgemeinen Konzepts komplexer Kommunikatorforschung. Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1976 9 Grner, Felix: Vom Auenseiter zum Aufsteiger: Ergebnisse der ersten reprsentativen Befragung von Sportjournalisten in Deutschland. VISTAS Verlag GmbH, Berlin 1995 10 Frtel, Sybille: Toy Department for Men. Eine empirische Studie zum internationalen Sportjournalismus. MedienSportVerlag, Pulheim 2005

3

ist deutlich geringer. Nur wenige Verffentlichungen widmen sich [] den eigentlichen Handlungsgrnden der Onliner sowie den sozialen Zusammenhngen ihres Handelns, deren Kenntnis erforderlich ist, um das Handeln nicht lediglich beschreiben, sondern erklren und schlielich auch prognostische Aussagen treffen zu knnen. 11 Es finden sich zum Beispiel mehrere 12 Forschungsarbeiten13 zur Motivation von Autoren des Online-Lexikons Wikipedia. Diese Forschungsarbeiten betonen die intrinsische Motivation der Wikipedia-Autoren (die zumeist nicht mit ihren realen Namen als Wikipedia-Autoren auftreten, sondern lediglich unter Pseudonymen). Bei lokalen Fuballbloggern gibt es jedoch entscheidende Unterschiede, stehen sie doch mit ihrem Namen fr ihr Blog und sind im Gegensatz zu den Wikipedia-Autoren ffentlich prsent.

Weitere Forschungen speziell zu Blogs gehen davon aus, dass die meisten Blogger ihre WebNotizen zur Selbstdarstellung nutzen. 14 Mirjam Kopp und Philomen Schnhagen haben das Rollenselbstverstndnis von Brgerjournalisten untersucht. Diese Brgerjournalisten grenzten sie von den Schreibern persnlicher Weblogs ab. Brgerjournalisten sind fr Kopp / Schnhagen solche Schreiber, die auf Plattformen schreiben, welche strukturell dem Journalismus nher kommen. 15 Christoph Nrnberger, Christian Nuernbergk und Melanie Rischke haben zudem bei ihrem Forschungsprojekt Journalismus im Internet unter anderem die Fremd- und Selbstdarstellung von Bloggern und Journalisten im ffentlichen Metadiskurs analysiert.16

11

Grschler, Wiebke / Mangold, Michael: Innovativer Gegenstand einer traditionellen Forschung. Gegenwrtiger Stand und zuknftige Anforderungen an eine empirische Forschung zum Web 2.0. In: Diemand, Vanessa (Hrsg.): Ich, Wir und Die Anderen. Neue Medien zwischen demokratischen und konomischen Potenzialen II. Heise, Hannover 2009, Seite 77 12 vgl. Stegbauer, Christian / Rausch, Alexander: Strukturalistische Internetforschung. Netzwerkanalysen internetbasierter Kommunikationsrume. VS Verlag, Wiesbaden 2006 13 vgl. Schroer, Joachim / Hertel, Guido: Voluntary Engagement in an Open Web-Based Encyclopedia: Wikipedians and Why They Do It. In: Media Psychology 1/2009, Seite 96 bis 120 14 Neuberger, Christoph / Nuernbergk, Christian / Rischke, Melanie: Weblogs und Journalismus Konkurrenz, Ergnzung oder Integration? In: Media Perspektiven, Heft 2/2007, Seite 102 15 Kopp, Mirjam / Schnhagen, Philomen: Die Laien kommen! Wirklich? Eine Untersuchung zum Rollenselbstbild sogenannter Brgerjournalistinnen und Brgerjournalisten. In: Quandt, Thorsten / Schweiger Wolfgang (Hrsg.): Journalismus online Partizipation oder Profession? VS Verlag, Wiesbaden 2008, Seite 81 16 Vgl. Neuberger, Christoph / Nuernbergk, Christian / Rischke, Melanie (Hrsg.): Journalismus im Internet: Profession Partizipation Technisierung. VS Verlag, Wiesbaden 2009

4

Mit lokalen Fuballbloggern hat sich die Forschung hingegen noch nicht beschftigt. gibt es jedoch noch keine Forschungen. Mit dieser Arbeit soll deshalb der Frage nachgegangen werden, welche Motivation lokale Fuballblogger antreibt und mit welchem

Selbstverstndnis sie ihrer Arbeit nachgehen.

5

B Theoretischer Teil

1. Sportjournalismus in Deutschland

Fr die Zwecke dieser Arbeit wrde es zu weit fhren, die historischen Zusammenhnge, Definitionen und Probleme des Sportjournalismus in seiner Gnze aufzufhren. In das Thema Sportjournalismus in Deutschland ist deshalb nicht mehr als ein kurzer Einblick mglich. Die Ausfhrungen werden sich relativ schnell auf die Online-Sportmedien in Deutschland, die deutschen Sportblogs und schlielich die lokalen Fuballblogs in Deutschland konzentrieren.

1.1 Situation und Probleme des Sportjournalismus in Deutschland

Der

Sportjournalismus

als

Subsystem

des

Journalismus

unterliegt

zahlreichen

Einflussfaktoren.

Das Feld des Sports stellt aufgrund seiner Strukturen offensichtlich einen publizistischen Sonderfall dar, der nicht selten fr alle an seiner Entstehung Beteiligten mehr oder weniger gravierende Rollenkonflikte aufwerfen kann. () Die oft unausgebildeten Verfasser der Spielberichte im Lokalsportteil einer regionalen Zeitung knnen sich beispielsweise ebenso zum Kreis der Sportjournalisten zhlen wie die Qualittsschreiber von der FAZ () in keinem anderen Ressort des Journalismus scheint die Kluft in den Medien (Sportjournalist 2004) so gro zu sein wie im Sportjournalismus.17

In Deutschland gibt es derzeit nach Schtzungen des Deutschen Journalistenverbandes etwa 73.500 festangestellte Journalisten. Dazu kommen etwa 25.000 freie Journalisten und 2600 Volontre. Unter den festen Journalisten sind nach Schtzungen des DJV etwa 2000 Online-

17

Horky, Thomas / Schauerte, Thorsten / Schwier, Jrgen: Anpfiff. In: Horky, Thomas (Hrsg.): Sportjournalismus. UVK, Konstanz 2009, Seite 7f.

6

Journalisten.18 Andere Quellen gehen von 48.000 Journalisten in Deutschland aus (davon 12.000 Freiberufler), von denen im Jahr 2004 knapp 2500 Journalisten als Festangestellte oder Freiberufler fr journalistische Medien im Internet gearbeitet haben. 19

Wie viele dieser Journalisten sportjournalistisch ttig sind, kann nicht genau beziffert werden. Der Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) besitzt nach eigener Auskunft im Jahr 2006 rund 3500 Mitglieder, schtzt aber die Zahl der hauptberuflichen Sportjournalisten, also derjenigen, die mehr als 50 Prozent ihrer Einknfte ber sportjournalistische Ttigkeiten verdienen, auf circa 4500. Die steigende Attraktivitt des Sportjournalismus auf der einen Seite und das Entstehen neuer Berufsmglichkeiten [] vor allem auf dem Sektor der Internetkommunikation auf der anderen Seite lassen vermuten, dass die Zahl der im Sportressort arbeitenden Journalisten im Jahr 2006 ber 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegen drfte.20

Die Bandbreite der Ttigkeiten im Sportjournalismus ist gro, vom lokalen Sportjournalisten bis zum Olympia-Berichterstatter. Das Grundproblem des Sportjournalismus ist jedoch nicht vom Objekt der Berichterstattung abhngig, ihm unterliegen fast alle Sportjournalisten: die mangelnde Distanz. Denn eine wohlwollende Haltung zum Objekt der Berichterstattung ist im Sportjournalismus seit jeher Tradition, wie im Folgenden dargestellt werden soll. Schon 1924 definierten die Sportjournalisten ihre Aufgabe beim ersten internationalen Kongress in Paris, den Sport einem hheren Ziel nher zu bringen.21

Grundstzlich ist zu sagen, dass Sportjournalisten lange Zeit von den Kollegen anderer Ressorts wenig anerkannt waren. 1976 noch bezeichnete Josef Weischenberg die deutschen

18

Vgl. Informationen des Deutschen Journalistenverbandes auf dessen Webseite zu Arbeitsmarkt und Berufschancen: http://www.djv.de/Berufschancen.2572.0.html (abgerufen am 4. August 2011) 19 Vgl. Malik, Maja / Scholl, Armin: Eine besondere Spezies. Strukturen und Merkmale des Internetjournalismus. Ergebnisse der reprsentativen Befragung Journalismus in Deutschland II. In: Neuberger, Christoph / Nuernbergk, Christian / Rischke, Melanie (Hrsg.): Journalismus im Internet: Profession Partizipation Technisierung. VS Verlag, Wiesbaden 2009, Seite 176f 20 Schaffrath, Michael: Wege in den Sportjournalismus Ausbildungsvarianten, Ttigkeitsfelder und Berufsaussichten. In: Schaffrath, Michael (Hrsg.): Traumberuf Sportjournalismus. LIT Verlag, Berlin 2007, Seite 16 21 Vgl. Leyendecker, Hans: Abpfiff. In: Horky, Thomas (Hrsg.): Sportjournalismus. UVK, Konstanz 2009, Seite 308

7

Sportjournalisten als Auenseiter der Redaktion 22, Felix Grner machte die Sportjournalisten 1995 dann zum Aufsteiger.23 Sybille Frtel dokumentierte 2005 in Toy Department for Men, dass ein Volontariat nicht unbedingt ntig ist, um sich im Sportjournalismus zu etablieren. 24 Viele Sportjournalisten seien ber Praktika und Hospitanzen in den Beruf gerutscht. In Bezug auf die Motivation von lokalen Fuballbloggern ist bei Frtel besonders spannend, dass mehr als ein Drittel der Sportjournalisten die freie Mitarbeit als journalistische Berufsausbildung angaben.

Steffen Kolb folgerte schlielich 2009, dass sich heute zeige, dass Sportjournalisten sich in der Beurteilung ihrer eigenen Rolle nicht (mehr) sehr stark von den Kollegen anderer Ressorts unterscheiden.25 So sehen die Sportjournalisten ihre Pflicht mittlerweile offenbar vor allem darin, zu informieren und nicht nur zu unterhalten. 26

Allerdings recherchieren Sportjournalisten noch immer deutlich weniger, als Journalisten anderer Ressorts. Ihr Image als Fans, die es auf die andere Seite der Bande geschafft haben, sind sie noch immer nicht los. Hans Leyendecker wirft den Sportjournalisten Korruption durch Nhe vor: Alle Bereiche im Journalismus haben mit Nhe und Distanz Probleme, aber am strksten scheinen sie im Sport zu sein. Man kennt sich. Man duzt sich. Man schtzt sich. Und man braucht sich.27

Exemplarisch sei diese Symbiose an den Sport bertragenden Fernsehsendern dargelegt. Der Sport spielt im Kampf um Quote und Image eine entscheidende Rolle besonders seitdem das Privatfernsehen mit den ffentlich-rechtlichen Anstalten konkurriert. 28 Gleichzeitig scheint sich das Interesse an Sport und anderen attraktiven Freizeitakivitten (Stichwort22

Weischenberg, Siegfried: Die Aussenseiter der Redaktion. Struktur, Funktion und Bedingungen des Sportjournalismus: Theorie und Analyse im Rahmen eines allgemeinen Konzepts komplexer Kommunikatorforschung. Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1976 23 Grner, Felix: Vom Auenseiter zum Aufsteiger: Ergebnisse der ersten reprsentativen Befragung von Sportjournalisten in Deutschland. VISTAS Verlag GmbH, Berlin 1995 24 Frtel, Sybille: Toy Department for Men. Eine empirische Studie zum internationalen Sportjournalismus. MedienSportVerlag, Pulheim 2005 25 Kolb, Steffen: Sportjournalisten in Deutschland. In: Horky, Thomas (Hg.): Sportjournalismus. UVK, Konstanz 2009, Seite 53 26 Vgl. ebd. 27 Leyendecker, Hans: Abpfiff. In: Horky, Thomas (Hg.): Sportjournalismus. UVK, Konstanz 2009, Seite 307 28 Vgl. ARD-Forschungsdienst: Sport, Medien und Publikum eine wenig erforschte Allianz. In: Media Perspektiven, Heft 3/1998, Seite 144

8

Erlebnisgesellschaft) mehr und mehr zu vermischen, was schlielich auch innerhalb der Medien eine zunehmende Inszenierung bzw. Spektakularisierung des Sports nach sich zieht: Mediensport wird zu einem Unterhaltungsangebot. 29

Das Handbuch Journalismus und Medien beschreibt andersherum die Abhngigkeiten des Sports von den Medien: In der gemeinsam Entwicklung zeigen sich sowohl Affinitt als auch Abhngigkeit von Sport und Medien. Bestimmte Sportarten sind ohne Massenmedien gar nicht mehr denkbar.30 Eine fr unabhngigen Journalismus nicht frderliche Allianz.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die einseitige Berichterstattung, die den Sport nicht in seiner gesamten Breite abbildet, sondern stattdessen nur das beschreibt, was die meisten Zuschauer beziehungsweise Kufer findet. Das von vielen Kommunikations- und Medienexperten prognostizierte more of the same, also die Vervielfltigung desselben, wird in der ersten Phase der ffnung von Sport-TV beraus deutlich. Nur wenige Sportarten, zeitweilig nur eine, werden immer exzessiver und auf verschiedenen Kanlen gleichzeitig oder zeitversetzt ausgestrahlt, schreiben Josef Hackforth und Christoph Fischer im ABC des Sportjournalismus schon 1994.31

Aufgrund der hohen Quoten ist Sport natrlich auch ein verlockendes Mittel fr Sender, ihre Werbeeinnahmen zu steigern.32 Die Dreiecksbeziehung zwischen Sport, Medien und Wirtschaft hat sich inzwischen zu einem hchst komplexen und kommerziellen System entwickelt. Dabei bilden die drei Systeme eine Art Interessengemeinschaft, die von gegenseitigen Einflussnahmen und Abhngigkeiten gekennzeichnet ist.33

Aufgrund der kommerziellen Verwertung des Sports knnen besonders FernsehRedaktionen hufig nicht mehr komplett frei entscheiden, ber welche Sportereignisse sie berichten wollen. Whrend bei den Printmedien die Fragen des Ob und des Wie29 30

Ebd. Weischenberg, Siegfried / Kleinsteuber, Hans J. / Prksen, Bernhard: Handbuch Journalismus und Medien. UVK, Konstanz 2005, Seite 433 31 Hackforth, Josef / Fischer, Christoph: ABC des Sportjournalismus. lschlger, Mnchen 1994, Seite 19 32 ARD-Forschungsdienst: Sportkommunikation und ihre Bedeutung fu r die Nutzer In: Media Perspektiven, Heft . 10/2004, Seite 500 33 Gleich, Uli: Merkmale und Funktionen der Sportberichterstattung Sport und Medien ein . Forschungsberblick. In: Media Perspektiven, Heft 11/2000, Seite 511

9

weitestgehend von den Sportredaktionen selbst geklrt werden knnen, sind die SportDependancen der Funkmedien bereits beim Ob abhngig von den Entscheidungen, die redaktionsextern gleichsam auf einer hheren Ebene getroffen werden.34 Die Verengung der Sportberichterstattung auf Spitzensport und Fuball ist damit zumindest zum Teil sogar von den Sportredakteuren im System selbst nur schwer zu verndern.

In den vergangenen Jahren sind die bertragungsrechte zudem immer teurer geworden, Journalisten sind mehr denn je zu einer guten Prsentation und Unterhaltung ihres Publikums geradezu verpflichtet. Olympia, Fuball, Boxen oder Formel 1: Die Berichterstattung wird von Sendelizenzen und Einschaltquoten bestimmt. Allein fr die bertragungsrechte des deutschen Bundesliga-Fuballs geben ARD, ZDF, Sky, Sport1 und TOnline aktuell jedes Jahr insgesamt 412 Millionen Euro aus. In Zukunft soll es noch teurer werden.35

Kritischer Journalismus bleibt da auf der Strecke. An pikanten und peinlichen Verstrickungen, an Geschichten ber komplizierte Seilschaften zwischen Sportlern und Journalisten ist kein Mangel. In keinem anderen Journalismusbereich haben sich so symbiotische Verhltnisse zwischen Akteuren und Beobachtern entwickelt der Journalist, der Sportler, der Verband, der Klub36, konstatiert Hans Leyendecker. Die Tendenz der Verbrderung hat auch Sebastian Fleischmann festgestellt. Fleischmann befragte 2007 in seiner Diplomarbeit 159 Sportjournalisten zu ihrer Arbeit als Sportjournalist und zu ihren beruflichen Einstellungen:

Das groe Problem des Sportjournalismus liegt im Verhltnis zum Gegenstand, ein groer Teil sitzt also doch mit den Sportlern im gleichen Boot: Viele Sportjournalisten haben ein besonders enges Verhltnis zu den Objekten ihrer Berichterstattung, sind Fans und pflegen gar private Kontakte zu ihnen. Anlass zur Hoffnung gibt jedoch, dass

34

Schaffrath, Michael: Spitzensport und Sportjournalismus. Empirische Studie zum grundlegenden Verstndnis der Beziehungen zwischen zwei Subsystemen und Akteurgruppen. MedienSportVerlag, Pulheim 2006, Seite 76 35 Vgl. Keil, Christopher: DFL Bundesligarechte. A, B oder C? Sueddeutsche.de, 19. Juli 2011 http://www.sueddeutsche.de/medien/dfl-bundesligarechte-a-b-oder-c-1.1121815 (abgerufen am 29. Juli 2011) 36 Leyendecker, Hans: Abpfiff. In: Horky, Thomas (Hg.): Sportjournalismus. UVK, Konstanz 2009, Seite 310

10

bei jngeren Sportjournalisten ein hheres Ausbildungsniveau festzustellen ist und die Recherche eine grere Rolle im Arbeitsalltag spielt.37

Gleichzeitig wollen auch Sportkonsumenten nicht immer eine kritische Auseinandersetzung mit dem Berichterstattungsgegenstand. Besonders deutlich ist dies derzeit im Radsport zu beobachten. Whrend ARD und ZDF vergleichsweise kritisch berichten und deshalb mittlerweile auch keine Interviews mit dem Weltradsportverband UCI mehr bekommen38, berichtet Eurosport weiterhin unkritisch. Viele Fans schauen deshalb Eurosport 39, der Sender kann sich ber vergleichsweise gute Zuschauerzahlen freuen. 40 Als mediales Ereignis lebt der Sport von Athleten und Zuschauern. Der Athlet will Sieg und Rekord, der Zuschauer das Erlebnis, schreiben Hans-Jrgen Arlt und Wolfgang Storz in ihrer Studie ber die Bild, einem der Vorreiter der Boulevardisierung des Sports. 41

Die Sportberichterstattung (...) konzentriert sich unter Vernachlssigung von Randund Breitensport primr auf nationalen und internationalen Spitzensport. Eine Auseinandersetzung mit den problematischen Aspekten des Sports (z. B. in Form von kritischen Hintergrundberichten) findet zu Gunsten einer ereigniszentrierten und zum Teil dramatisierenden Inszenierung mit Hilfe von speziellen Prsentations- und Kommentierungstechniken wenig Platz im Angebot der Sportberichterstattung.42

Im Lokalsportjournalismus fehlen zustzlich zu den grundstzlichen Problemen im Sportjournalismus oft die Kapazitten, um mehr zu leisten als eine 1:0-Berichterstattung. Die Berichterstattung im Lokalsport war lange von Mnnern dominiert, auf Leistung fixiert und37

Fleischmann, Sebastian: Alle in einem Boot? Investigativer Sportjournalismus in Deutschland Eine Untersuchung der Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Einstellungen. Diplomarbeit an der Katholischen Universitt Eichsttt vom 16. Oktober 2007 http://sportnetzwerk.eu/wpcontent/uploads/2008/02/fleischmann-diplomarbeit1.pdf (abgerufen am 29. Juli 2011) 38 Vgl. Seppelt, Hajo: Warum beim Doping weggeschaut wird. Zeit-Online, 2. Juli 2011 http://www.zeit.de/sport/2011-07/gastbeitrag-seppelt-doping-tourdefrance (abgerufen am 22. Juli 2011) 39 Diskussionen in Radsport-Foren wie diesem: http://www.radsportaktiv.de/forum/forum.php?FID=14&NID=273401&Seite=THEMA&Startseite=120 40 Vgl. Ohne Autor: Das wird aus der Tour de France bei ARD und ZDF Eurosport jubelt. Sat + Kabel, 12. Juli 2011 http://www.satundkabel.de/index.php/nachrichtenueberblick/medien/82306-das-wird-aus-der-qtour-defranceq-bei-ard-und-zdf-eurosport-jubelt (abgerufen am 22. Juli 2011) 41 Arlt, Hans-Jrgen / Storz, Wolfgang: Drucksache Bild Eine Marke und ihre Mgde. Eine Studie der OttoBrenner-Stiftung. OBS-Arbeitsheft 67, Frankfurt/Main 2011, Seite 59 42 Gleich, Uli: Merkmale und Funktionen der Sportberichterstattung. Sport und Medien ein Forschungsberblick. In: Media Perspektiven, Heft 11/2000, Seite 514

11

bot wenig Vielfalt, was die erste nationale Lokalsportstudie aus dem Jahr 2002 zum Teil besttigte.43

Im Jahr 2011 hat sich daran nicht viel gendert. Nicht Beitrge ber Hintergrnde und mit gesellschaftlicher Relevanz nehmen zu, sondern vor allem Texte, die man in die Kategorie redaktionelles Marketing einordnen knnte, sagte Professor Jens Groe im Frhjahr 2011. Groe fhrte die nationale Lokalsportstudie damals durch.44

1.2 Online-Sportmedien in Deutschland

In Deutschland gibt es zahlreiche Medien, die ber Sport berichten. Die Zahl der Anbieter hat in den vergangenen Jahren sogar zugenommen, stellt Michael Schaffrath fest. Von ihm stammt folgende Liste von Medienunternehmen, die im Jahr 2007 Sportberichterstattung angeboten haben. Diese sollte heute zumindest in groen Teilen noch aktuell sein. 45 o 2 Pay-TV-Sender (Premiere und Arena)46 o 10 ffentlich-rechtliche Fernseh-Vollprogramme (ARD, ZDF, 3SAT und sieben dritte Programme) o 4 privat-wirtschaftliche TV-Vollprogramme (RTL, SAT.1, Pro7, Vox) o 2 private Sportspartensender (DSF und Eurosport) o 106 regionale und lokale TV-Stationen o rund 250 Radioprogramme, (2 die von und den neun 11 ffentlich-rechtlichen sowie 200

Rundfunkanstalten

nationale

landesweite)

privatwirtschaftlichen Sendern (18 bundesweite, 38 landesweite und 144 lokale/regionale) angeboten werden

43

Vgl. Scholz, Rolf / Groe, Jens: Lokalsport in der Tageszeitung: Ergebnisse 1. nationale Lokalsportstudie. Verband Deutscher Lokalzeitungen, Berlin 2006 44 Drepper, Daniel: Schalke, Schalke, nichts als Schalke. Sonntagsschicht, 19. Mrz 2011 http://www.sonntagsschicht.de/2011/03/wie-berichten-lokalzeitungen (abgerufen am 22. Juli 2011) 45 Vgl. Schaffrath, Michael: Wege in den Sportjournalismus Ausbildungsvarianten, Ttigkeitsfelder und Berufsaussichten. In: Schaffrath, Michael (Hg.): Traumberuf Sportjournalismus. LIT Verlag, Berlin 2007, Seite 15 46 Mittlerweile heit Premiere Sky und Arena ist nicht mehr am Markt

12

o 347 Tageszeitungen, 133 publizistische Einheiten mit 1.552 Lokalausgaben, wobei zwischen 8 Straenverkaufszeitungen, 10 berregionale Zeitungen sowie 329 lokalen, regionalen Abonnementzeitungen zu differenzieren ist o 34 Wochen- und Sonntagszeitungen o 1.288 Anzeigenbltter o 61 IVW-gezhlte Sportzeitschriften o diverse nationale Presseagenturen (vor allem dpa und sid) o 350 Online-Sportanbieter (z.B. Sport1.de, Sport.de, Formel1.de, reviersport.de etc.)

Die Mediennutzung in Deutschland verndert sich seit Jahren. Nur noch 23 Minuten tglich lesen die Deutschen im Schnitt in der Tageszeitung, das Internet wird laut der jhrlich durchgefhrten Onlinestudie von ARD und ZDF mittlerweile 83 Minuten am Tag genutzt; zehn Jahre zuvor waren es nur 17 Minuten.47 Die meistgenutzten Medien bleiben Fernsehen (220 Minuten) und Radio (187 Minuten). Allerdings: In der Gruppe der 14 bis 49-Jhrigen hat das Internet das Radio in der Nutzungsdauer bereits berholt. Tglich 144 Minuten verbringen die Jngeren im Internet, nur noch 136 Minuten mit dem Radio und 151 Minuten vor dem Fernseher. Die Tageszeitung liegt hier gar nur bei zehn Minuten.48 74,7 Prozent der Deutschen nutzen mittlerweile das Internet, vor zehn Jahren waren es lediglich 37 Prozent. Bei den 14- bis 29-Jhrigen nutzen sogar 97,3 Prozent das World Wide Web.49

Dieser Trend zeigt sich auch in den Auflagenmessungen des Instituts zur Feststellung der Verbreitung von Werbetrgern e.V. (IVW). Die verkaufte Auflage der Tageszeitungen sank allein vom vierten Quartal 2009 bis zum vierten Quartal 2010 um 4,6 Prozent im Einzelverkauf beziehungsweise 1,7 Prozent im Abonnementverkauf. Von Ende 2000 bis Ende 2010 ging die verkaufte Auflage von 28,3 auf 22,3 Millionen Zeitungen pro Tag zurck. Ganz im Gegensatz dazu stiegen die Besuche bei deutschen Online-Medien stark an. Die Zahl der Visits genannten Seitenbesuche bei von der IVW-erfassten Online-Medien stieg allein von47

Vgl. ARD/ZDF-Onlinestudie 1998 bis 2009 http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=189 (abgerufen am 29. Juli 2011) 48 Vgl. Engel, Bernhard / Ridder, Christa-Maria: ARD/ZDF-Medienkommission: Massenkommunikation 2010. 9. September 2010 http://www.ard-werbung.de/fileadmin/downloads/media_perspektiven/PDFDateien/ARD_ZDF_Medienkommission_Handout_neu2.pdf (abgerufen am 29. Juli 2011) 49 Initiative D21, durchgefhrt von TNS Infratest: (N)ONLINER Atlas 2011. Juli 2011 http://www.nonlineratlas.de/ (abgerufen am 29. Juli 2011)

13

Ende 2009 auf Ende 2010 um 16,26 Prozent. Die Besuche von Seiten mit redaktionellem Content (hier sind zum Beispiel User-Generated-Content und e-Commerce ausgenommen) stiegen in diesem Zeitraum sogar um 18,66 Prozent.50

Zur Unterscheidung von journalistischen Angeboten von nicht-journalistischen Angeboten im Internet kursieren in der Forschung verschiedene Anstze. Christoph Neuberger hat in seiner Studie Journalismus neu vermessen deshalb Internetseiten auf Autonomie, Aktualitt, Periodizitt und Universalitt geprft und dadurch versucht, die journalistischen Angebote herauszufiltern. Damit wollte Neuberger den Kernbereich des Journalismus eingrenzen. Diese Prfung haben nur 18 Weblogs, fnf Nutzerplattformen und 13 Nachrichtensuchmaschinen berstanden: Dies entspricht 7% der insgesamt 503 Angebote, die als journalistisch identifiziert wurden. Die Dominanz der traditionellen Massenmedien im Kernbereich des Internetjournalismus ist ungebrochen: 77% der Angebote sind Internetableger von Presse und Rundfunk. Rund die Hlfte (53%) der journalistischen Angebote stammt allein von Tageszeitungen.51

Was macht den klassischen Journalismus im Internet aus? Die Einbindung der Leser ist offenbar weniger verbreitet, als man annehmen wrde: Internetjournalisten wollen nmlich vor allem schnell informieren, haben Maja Malik und Armin Scholl herausgefunden. Dagegen bemhen sie sich seltener als die Gesamtheit der Journalisten darum, normalen Leuten eine Chance [zu] geben, ihre Meinung zu Themen von ffentlichem Interesse zum Ausdruck zu bringen. Dieses Ergebnis berrascht: Offenbar divergieren in diesem Punkt das journalistische Rollenverstndnis und die Partizipationsmglichkeiten des Internets.52

In einer Befragung von Malik und Scholl aus dem Jahr 2005 gab kein einziger von 74 befragten Internet-Journalisten bei der Frage nach seinem Ttigkeitsbereich den Sport an.50

Vgl. Geschftsbericht der IVW fr das Jahr 2010/2011. 28. April 2011 http://daten.ivw.eu/download/pdf/IVW-GB2010-2011.pdf (abgerufen am 29. Juli 2011) 51 Neuberger, Christoph / Nuernbergk, Christian / Rischke, Melanie: Journalismus neu vermessen: Die Grundgesamtheit journalistischer Internetangebote Methode und Ergebnisse. In: Neuberger, Christoph / Nuernbergk, Christian / Rischke, Melanie (Hrsg.): Journalismus im Internet: Profession Partizipation Technisierung. VS Verlag, Wiesbaden 2009, Seite 15 52 Malik, Maja / Scholl, Armin: Eine besondere Spezies. Strukturen und Merkmale des Internetjournalismus. Ergebnisse der reprsentativen Befragung Journalismus in Deutschland II. In: Neuberger, Christoph / Nuernbergk, Christian / Rischke, Melanie (Hrsg.): Journalismus im Internet: Profession Partizipation Technisierung. VS Verlag, Wiesbaden 2009, Seite 14

14

Das liegt wahrscheinlich daran, dass Sport (wie auch bei anderen Medien) hufig zusammen mit anderen Themenbereichen behandelt und wegen mangelnder Ressourcen hauptschlich mit Hilfe von Agenturmeldungen bearbeitet wird.53

Auch wenn ihre Zahl zumindest vor einigen Jahren im Vergleich zu anderen Ressorts noch sehr klein war, gibt es mittlerweile zahlreiche im Internet ttige Sportjournalisten. Schlielich gibt es offensichtlich eine Nachfrage nach Sport-Inhalten im Netz. Den Ergebnissen der ARD/ZDF-Onlinestudie zufolge suchen etwa ein Drittel der Nutzer im Internet Informationen zum Thema Sport. Die Zahl der Menschen, die angaben, hufig oder gelegentlich Informationen zum Sport im Netz zu suchen, stieg von 2005 bis 2009 von 29 auf 37 Prozent an.54

Bild.de dominiert mit seinen Abrufzahlen die Sportberichterstattung im deutschsprachigen Internet. Allein der Sport auf der Webseite von Bild hatte im Juni 2011 knapp 528 Millionen Page Impressions, also einzelne Klicks. Groe Nachrichtenportale wie Spiegel Online liegen deutlich dahinter. Der Sport von Spiegel Online hatte im Juni 2011 gut 57 Millionen Page Impressions, bei Welt Online einer der klickstrksten Nachrichtenseiten im deutschsprachigen Netz waren es im gleichen Zeitraum 15 Millionen. 55

Im Internet erfolgreich ist zudem Sport1, der Ableger des TV-Kanals Sport1, der frher Deutsches Sportfernsehen (DSF) hie. Seit dem 11. April 2010 firmiert der Fernsehsender unter dem Namen des Internetangebotes, beide gehren zur Constantin Media AG. 56 Die Webseite sport1.de hatte im Juni 2011 knapp 274 Millionen Page Impressions. Ein Teil davon fllt laut IVW unter anderem in die Kategorie Unternehmenskommunikation (diese Kategorie bezieht sich wohl auf Programmankndigungen), allein in die Kategorie Sport fallen aber mehr als 172 Millionen Page Impressions mehr als drei Mal so viele wie der Sportteil von Spiegel Online im selben Zeitraum verbuchen konnte.

53 54

Ebd. Seite 178 Vgl. van Eimeren, Birgit / Frees, Beate: Der Internetnutzer 2009 multimedial und total vernetzt? Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2009. In: Media Perspektiven, Heft 7/2009. Seite 342 55 Alle Daten laut Messung der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbetrgern e.V. unter ivw.de (abgerufen am 4. August 2011) 56 Ohne Autor: Aus DSF wird Sport1. Meldung auf sport1.de vom 2. Februar 2010: http://www.sport1.de/de/service/artikel_199349.html (abgerufen am 7. September 2011)

15

In den vergangenen Jahren haben sich zudem neben den Webseiten klassischer Medien auch reine Sport-Webseiten erfolgreich am Markt etabliert. Zu diesen neuen Marken gehren zuvorderst Sportal und Spox. Die Webseite sportal.de hatte im Juni 2011 mit fast 17 Millionen Page Impressions in der Kategorie Sport mehr spezifische Klicks in diesem Bereich als Welt Online. Noch besser etabliert hat sich zuletzt spox.com, das erst im September 2007 gegrndet wurde. Die Webseite hatte mit sportspezifischen Inhalten 49 Millionen Page Impressions im Juni 2011.57

Der Erfolg von Spox grndet auch in seiner Nutzernhe. In der Spox-Community knnen Nutzer ihre eigenen Texte verffentlichen. Blogs sind ein zentrales Element beim Internetportal Spox. Zwar sind sie in einem eigenen Bereich angesiedelt, besonders gute Texte kommen aber auch auf die Startseite, mitunter als Aufmacher. Die Beitrge der User sind denen der Redaktion gleichgestellt.58 Anfang August hatten sich hier fast 70.000 Mitglieder angemeldet, die mehr als 12.000 Blogs auf spox.com betreiben. Seit Grndung der Community ist schon fast 3,7 Millionen Mal kommentiert worden. 59 Dies lsst erahnen, wie gut Sportblogs von deutschen Nutzern mittlerweile angenommen werden.

1.2.1 Sport-Blogs in Deutschland

Eine ungefhre Vorstellung davon, was ein Weblog ist, hat vermutlich jeder. Eine genaue Definition fllt jedoch nicht leicht. Grundstzlich handelt es sich bei Weblogs um regelmig aktualisierte Webseiten, die bestimmte Inhalte (zumeist Texte beliebiger Lnge, aber auch Bilder oder andere multimediale Inhalte) in umgekehrt chronologischer Reihenfolge darstellen.60

Laut Christoph Neuberger werden die Eigenheiten von Weblogs in der persnlichen Perspektive, dem leichten Zugang zum Autor, der Meinungsvielfalt, der intensiven57

Alle Daten laut Messung der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbetrgern e.V. unter ivw.de (abgerufen am 4. August 2011) 58 Mhlberger, Sarah: Wenn aus Amateuren Profis werden. Berliner Zeitung, 24. Mai 2011 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2011/0524/medien/0002/index.html (abgerufen am 5. August 2011) 59 Alle Zahlen sind Eigenangaben auf der Startseite der Spox Community http://www.spox.com/myspox/ (abgerufen am 4. August 2011) 60 Schmidt, Jan: Weblogs. Eine kommunikationssoziologische Studie. UVK, Konstanz 2006, Seite 13

16

Diskussion und der externen Verlinkung zu Quellen gesehen.61 Neuberger, Nuernbergk und Rischke untersuchten auch den ffentlichen Metadiskurs ber Journalismus und Weblogs in Deutschland. Ihre Studie wertete Texte aus ber das Verhltnis von Journalismus und Weblogs zwischen 2001 und 2006. Sie fanden heraus, dass nur 16 Prozent der sich uernden Experten Weblogs fr komplett unjournalistisch halten. Allerdings sprachen viele Aussagetrger (zum Teil selbst Journalisten und/oder Blogger) den Weblogs zumindest einige typische journalistische Eigenheiten ab (zum Beispiel Objektivitt, Relevanz, Glaubwrdigkeit). Blogger sehen sich selbst laut Neuberger hufig als Watchdog fr die journalistischen Medien.62

Obwohl Blogs im journalistischen Diskurs eine groe Rolle spielen, scheinen sie in der ffentlichkeit bislang weniger stark angekommen zu sein. Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 stellt fest: Fr die berwltigende Mehrheit der Onliner ist das Produzieren von usergenerated Content eher uninteressant. Bei den meisten Nutzern vollzieht sich also keine nderung im Umgang mit dem Internet weg vom Abrufmedium hin zum Partizipationsinstrument.63

Mit Bezug auf die ffentlichen Wahrnehmung von Weblogs sprechen die Autoren der Onlinestudie von einem Schattendasein. Nur 1 Prozent aller Onliner nutzt solche Webpublikationen regelmig mindestens einmal pro Woche. Zum erweiterten Kreis derer, die berhaupt bloggen oder Blogs lesen, zhlen 7 Prozent, das sind hochgerechnet 3,67 Millionen Onliner. 64 Im Vergleich zu 2007 ist die Zahl der Blog-Leser sogar zurckgegangen.65 Ein Drittel der Nutzer von Blogs sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und 60 Prozent der Blog-Nutzer kommentieren und schreiben selbst.66

61

Neuberger, Christoph / Nuernbergk, Christian / Rischke, Melanie: Journalismus im Internet: Zwischen Profession, Partizipation und Technik. Ergebnisse eines DFG-Forschungsprojekts. In: Media Perspektiven, Heft 4/2009, Seite 181 62 Vgl. ebd. Seite 186f. 63 Busemann, Kathrin / Gscheidle, Christoph: Web 2.0: Aktive Mitwirkung verbleibt auf niedrigem Niveau. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2011. In: Media Perspektiven 7-8/2011, Seite 360f. 64 Ebd. Seite 362 65 Vgl. Ebd. 66 Vgl. Ebd.

17

Interessant fr diese Arbeit: Bei Blogbetreibern ist das Thema Fuball sehr beliebt. Nach persnlichen Erfahrungsberichten beziehungsweise Tagebchern und den Themen Freizeit und Hobby folgt bereits die Kategorie Fuball an Position drei der von Bloggern gewhlten Themen.67 Andersherum taucht diese Kategorie in den von den Lesern meistrezipierten Blogs nicht auf. Dies weist entweder auf eine nicht ausreichend spezifische Kategorisierung dieses Teils der ARD/ZDF-Onlinestudie hin oder darauf, dass zwar relativ viele Blogger zum Thema Fuball verffentlichen, diese Blogs aber vergleichsweise wenige Leser haben.

Die Anzahl an Blogs wchst derweil weiter. Auf der ganzen Welt kommen jeden Tag neue Blogs hinzu. Technorati.com, die grte Suchmaschine fr Blogs weltweit, listete Anfang August 2011 1.275.810 Weblogs.68 Unter der Kategorie Sport sind 10.557 Blogs verzeichnet. Allerdings sind hier nur amerikanische Blogs eingetragen. Die allermeisten der mehr als 1,2 Millionen Blogs sind offenbar berhaupt keiner Kategorie zugeordnet, so dass diese Zahl nur wenig Aussagekraft hat.

Jedes Jahr verffentlicht Technorati eine bersicht ber den Stand der Blogosphre, also der Welt der Blogs. Fr das Jahr 2010 stellte Technorati fest, dass 49 Prozent der weltweiten Blogs in den USA geschrieben werden.69 64 Prozent der Blogger, die auf die aktuelle Umfrage von Technorati geantwortet haben, betreiben ihr Blog als Hobby.70 Selbstdarstellung und das Teilen von Expertenwissen bleiben laut Technorati auch 2010 die wichtigsten Motive fr Blogger. 70 Prozent der befragten Blogger sagten zudem, dass bei ihnen die persnliche Zufriedenheit den Erfolg ihres Blogs bemisst. 71

67

Vgl. Busemann, Kathrin / Gscheidle, Christoph: Web 2.0: Aktive Mitwirkung verbleibt auf niedrigem Niveau. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2011. In: Media Perspektiven 7-8/2011, Seite 362 68 Die Zusammenstellung von technorati.com findet sich unter http://technorati.com/blogs/directory/ (abgerufen am 4. August 2011) 69 Vgl. Sobel, Jon: State of the Blogosphere 2010 Introduction http://technorati.com/blogging/article/stateof-the-blogosphere-2010-introduction/ (abgerufen am 4. August 2011) Seite 1 70 Vgl. ebd. Seite 2 71 Vgl. Sobel, Jon: Day 2: The What and Why of Blogging SOTB 2010 http://technorati.com/blogging/article/day-2-the-what-and-why2/ (abgerufen am 4. August 2011)

18

Die Ergebnisse der Umfrage knnen jedoch nur sehr eingeschrnkt auf deutsche Blogger bertragen werden, da 71 Prozent der Antworten aus Nordamerika kommen. 72 Selbst die reine Zahl deutscher Blogs ist nur schwer zu ermitteln. Die Marketingfirma Sysomos beziffert den Anteil deutscher Blogs am weltweiten Netz auf 3,34 Prozent. 73 Bezogen auf die Zahlen von Technorati wrde dies bedeuten, dass es in Deutschland gut 42.500 aktive Blogs gibt. Andere Zahlen fr in Deutschland aufgesetzte, aber nicht mehr unbedingt aktive Blogs schwanken zwischen 600.00074 und 1,5 Millionen Blogs75.

Genaue Zahlen gibt es nicht. Blogcharts-Betreiber Jens Schrder ging im Jahr 2007 davon aus, dass es in Deutschland 27.000 aktiv betriebene Weblogs gibt.76 Dies wrde eine leichtere Steigerung eingerechnet auch in etwa mit dem oben ermittelten Wert von Sysomos / Technorati bereinstimmen. Blog-Wissenschaftler Jan Schmidt schreibt dahingegen: Man kann die Zahl nicht wirklich verlsslich schtzen, aber ich gehe davon aus, dass es derzeit mehrere hunderttausend aktive Blogs in Deutschland gibt; dazu kommt eine deutlich grere Zahl von inzwischen nicht mehr aktiv betriebenen Blogs, die noch online stehen.77

Nahezu unmglich zu bestimmen ist die Zahl deutscher Sportblogs. Im Wikio-Ranking deutscher Sportblogs werden 100 Blogs publiziert. Dies sind jedoch nur die bestverlinkten Sportblogs.78 Schtzungsweise drfte die Zahl der aktiv betriebenen und regelmig aktualisierten deutschen Sportblogs im niedrigen vierstelligen Bereich liegen. John Hennig72

Vgl. Sobel, Jon: WHO: Bloggers, Brands and Consumers Day 1 SOTB 2010 http://technorati.com/blogging/article/who-bloggers-brands-and-consumers-day/ (abgerufen am 4. August 2011) 73 Sysomos Inc.: Inside Blog Demographics, Analyse von Juni 2010 http://www.sysomos.com/reports/bloggers/ (abgerufen am 4. August 2011) 74 Vgl. Schrder, Jens: Wie viele deutschsprachige Blogs gibt es? Beitrag vom 19. April 2007 auf seinem Blog popkulturjunkie.de http://www.popkulturjunkie.de/wp/?p=2999 (abgerufen am 5. August 2011). Schrder stellt seit Jahren die deutschen Blogcharts zusammen (http://www.deutscheblogcharts.de) 75 Vgl. Schmidt, Jan: Wie viele Blogs gibt es in Deutschland? Beitrag vom 27. August 2010 auf seinem Blog schmidtmitdete.de http://www.schmidtmitdete.de/archives/707 (abgerufen am 5. August 2011). Schmidt forscht am Hans-Bredow-Institut fr Medienforschung in Hamburg zum Thema digitale interaktive Medien und politische Kommunikation 76 Vgl. Schrder, Jens: Wie viele deutschsprachige Blogs gibt es? Beitrag vom 19. April 2007 auf seinem Blog popkulturjunkie.de http://www.popkulturjunkie.de/wp/?p=2999 (abgerufen am 5. August 2011) 77 Vgl. Schmidt, Jan: Wie viele Blogs gibt es in Deutschland? Beitrag vom 27. August 2010 auf seinem Blog schmidtmitdete.de http://www.schmidtmitdete.de/archives/707 (abgerufen am 5. August 2011) 78 Das Ranking ist unter http://www.wikio.de/blogs/top/sport zu finden. Der Autor dieser Arbeit ist mit seinem Blog im September 2011 auf Rang 15 vertreten. Die offizielle Liste des Rankings geht bis Rang 100, andere Blogs und ihre Position knnen nur ber die direkte Suche aufgefunden werden.

19

fhrt derzeit im Rahmen seiner Diplomarbeit eine quantitative Befragung deutschsprachiger Sportblogger durch und hat im Vorfeld die Struktur der deutschsprachigen Sportblogs analysiert. Er geht ebenfalls davon aus, dass es in Deutschland, sterreich und der Schweiz die exakte Trennung fllt hier schwer mehrere tausend Sportblogs gibt. Aktive Sportblogs mit einem gewissen Nutzerkreis, der ber den eigenen Freundeskreis hinaus geht, gibt es im deutschsprachigen Raum laut Hennig aber offenbar nur einige Hundert bis maximal 1000. 79

Was charakterisiert deutsche Sportblogs? Das Internet dient [] als virtueller Hobbyraum von (Amateur-)Journalisten und schreibenden Fans, die etwas ber die Vorgnge in der Welt des Sports mitteilen, was die interessierten Nutzer in den etablierten Massenmedien kaum finden, schreiben Jrgen Schwier und Oliver Fritsch in einem der wenigen Aufstze, die sich bislang mit Sportblogs in Deutschland befassen. 80 Die Sportblogs sollen demnach eine Art Ergnzung fr die ohnehin bliche Berichterstattung sein.

Unter anderem durch die geringe Einstiegshrde ein Weblog kann so gut wie jeder aufbauen, der sich im Internet bewegt werden seit Jahren immer neue Sportblogs gegrndet. Von einzelnen Medien oder Journalisten hervorgebrachte Blogs zu Sportthemen haben jedenfalls Konjunktur und stehen zwischenzeitlich bei den Nutzern in dem Ruf, als kritisch-konstruktive Stimmen jenseits des mediensportlichen Grundrauschens ein durchaus anspruchsvolles Insider- bzw. Spezialwissen zu kommunizieren.81

Schwier und Fritsch nennen als Betreiber von Sportblogs vor allem Fans. Diese wrden mit dem Schreiben auf ihre Unzufriedenheit mit der professionellen Berichterstattung und deren Konzentration auf den durchkommerzialisierten Spitzensport in einigen wenigen Disziplinen reagieren (siehe hierzu auch die Probleme des Sportjournalismus in Kapitel 1.1 Definition und Probleme des Sportjournalismus).82 In diese Kategorie fallen Sportblogs aus Randsportarten wie Basketball, Golf oder Schach, auch wenn entsprechend dem blichen Konsumverhalten die allermeisten Blogger doch ber Fuball schreiben (siehe auch Kapitel79

Hennig, John: Deutsche Sportblogs. Noch unverffentlichte Diplomarbeit am Institut fr Kommunikationsund Medienwissenschaft der Universitt Leipzig, Stand 2. September 2011. Verffentlichung geplant fr Anfang 2012. 80 Schwier, Jrgen / Frisch, Oliver: Sport-Weblogs. In: Horky, Thomas (Hrsg.): Sportjournalismus. UVK, Konstanz 2009, Seite 257 81 Ebd. 82 Ebd. Seite 260

20

1.2.2 Lokale Fuballblogs in Deutschland): Meist ber ihre Lieblingsvereine in der Bundesliga aber auch ber den lokalen Fuball vor Ort. Zudem verschaffen Blogs auch professionellen Journalisten die Mglichkeit, mit ihren Lesern direkt zu kommunizieren. 83

Ein gemeinsames Merkmal derartiger Sportblogs drfte darin bestehen, dass sie in der Regel gewisse institutionelle Beschrnkungen des Corporate Journalism u.a. dessen oft affirmatives Verhltnis zum Spitzensport und seinen Protagonisten ignorieren und gerade aufgrund dieser Haltung bei immer mehr hauptberuflichen Sportjournalisten zur regelmigen Pflichtlektre zhlen. *+ Ob Weblogs im Feld des Mediensports Themen setzen knnen oder gar als Gegenbewegung zur

Medienkonzentration taugen, bleibt allerdings gegenwrtig ebenso fraglich wie ihr medienkonomischer Stellenwert.84

Schwier und Fritsch deuten hier an, dass Sportblogger offenbar zumindest teilweise auf die Missstnde im Sportjournalismus reagieren (siehe hierzu noch einmal die Probleme des Sportjournalismus in Kapitel 1.1 Definition und Probleme des Sportjournalismus). Durch ihre Unabhngigkeit (von Verlegern, hufig von finanziellen Zwngen, von Lesern) knnen sie oft frei schreiben. Weil die meisten Blogger nicht Teil der Sportmedienmaschine sind, sorgen sie doch fr einen anderen Blickwinkel auf das Sportgeschft.

Unterstrichen wird diese Vermutung durch die zunehmende Verbreitung von FuballtaktikBlogs. Michael Cox grndete im Januar 2010 das Blog Zonalmarking 85, das whrend der Fuball-WM 2010 hohe Aufmerksamkeit bekam.86 Ich fand weder im Fernsehen noch in den Zeitungen etwas ber taktische Feinheiten, sagt Cox ber die Motivation zur Grndung seines Blogs.87 Auch dem deutschen Taktikblog-Pionier Tobias Escher (spielverlagerung.de) sei laut Marco Maurer in der Sddeutschen Zeitung nach der WM 2010 aufgefallen, dass eine Nische in den deutschen Medien unbesetzt war. 88 Es geht zu viel um das Drumherum,

83 84

Vgl. Ebd. Ebd. Seite 261f. 85 zonalmarking.net 86 Vgl. Fritsch, Oliver: Reden wie Joachim Lw. Zeit-Online, 19. August 2010 http://www.zeit.de/sport/201008/medien-taktik-zdf-analyse (abgerufen am 5. August 2011) 87 Maurer, Marco: Die Demokratie der Doppel-Sechs. Sddeutsche Zeitung, 5. August 2011, Seite 15 88 Vgl. Ebd.

21

weniger um die Sache.89 Zonalmarking hat bis zu 20.000 Besucher tglich, Spielverlagerung immerhin 1000. Das Interesse an den Spezialblogs steigt, auch, weil die klassischen Medien in Presse, Funk und Fernsehen das Randgebiet nicht erschlieen knnen oder nur gelegentlich, aus aktuellem Anlass.90

Das Spektrum der deutschen Sportblogger ist breit. Einige der aktivsten Sportblogger haben sich in Deutschland im Sportbloggernetzwerk organisiert. 91 Anfang August 2011 hatte das Sportbloggernetzwerk 118 Mitglieder, auch der Autor dieser Arbeit ist mit seinem Sportblog92 Mitglied des Netzwerks. Gegrndet wurde das Netzwerk im Frhjahr 2009. Das Netzwerk sollte dafr da sein, eine interne, nicht-ffentliche Plattform fr sportaffine Blogger zu schaffen, um sich ber technische, rechtliche und inhaltliche Probleme auszutauschen.93 Hauptinitiator Kai Lorentz alias Probek fand damals gar, es sei Zeit fr eine Interessenvertretung fr Blogger. Oder auch nur fr eine zentrale Anlaufstelle im Web fr die gemeinsamen Probleme. 94

Mittlerweile decken die Mitglieder des Netzwerks zahlreiche Sportarten und im Bereich Fuball viele Profivereine ab. Was auffllt: Die groe Mehrzahl der Blogger bloggt in den alten Bundeslndern.95

Ein groer Teil der Sportblogger schreibt ber seinen Lieblingsfuballverein. Dazu gehren Blogs wie der 05er Fan Blog ber den FSV Mainz 0596, die Clubfans United ber den 1. FC Nrnberg97, der Adlerblog ber Eintracht Frankfurt98 oder Textilvergehen ber den 1. FC Union Berlin99. Auch Blogs zum Fuballgeschehen allgemein, gerne mit Themen abseits des

89 90

Ebd. Ebd. 91 sportbloggernetzwerk.de 92 danieldrepper.de 93 Motivationsbeschreibung von Mitgrnder Enno Aljets http://www.aljets.de/internetprojekte/ (abgerufen am 5. August 2011) 94 Motivationsbeschreibung von Mitgrnder Kai Lorentz http://www.probek.net/2009/04/04/warum-bloggereine-interessenvertretung-brauchen/ (abgerufen am 5. August 2011) 95 Zu sehen auf der (allerdings nicht vollstndigen) Karte des Sportbloggernetzwerkes http://www.sportbloggernetzwerk.de/networks/iframe/index.9 (abgerufen am 5. August 2011) 96 05erfan.info 97 clubfans-united.de 98 adlerblog.de 99 textilvergehen.de

22

Rasens, sind recht weit verbreitet. Zu diesen Blogs gehren zum Beispiel Trainer Baade 100, Kunthstcke101 oder das Blog Angedacht von Manuel Geiger alias Heinz Kamke102.

Andere berichten ber ihre Lieblingssportarten, denen sie in den klassischen Medien zu wenig Beachtung geschenkt sehen. Dazu gehren Blogs ber Basketball wie das von Henner Schlfke namens Gruebelei103, ber Eishockey 104 oder Schach105.

Die deutsche Sportbloggerszene ist mittlerweile recht lebhaft, das hat auch die Berliner Zeitung festgestellt. Es sind rosige Zeiten fr Sportfans. Was die lokale Zeitung an Berichterstattung nicht bietet, vielleicht auch nicht bieten kann, findet sich im Netz. Hier ist Platz fr die abseitigsten Sportarten, hier ist auch Raum fr Diskussionen. Das Niveau vieler Sportblogs ist hoch, das gilt fr Beitrge und Kommentare gleichermaen. Meist steht am Anfang ein Hobby, das sich mit einem gewissen Kommunikationsbedrfnis paart. 106

Immer hufiger wird in klassischen Medien ber Sportblogs berichtet. Neben den erwhnten Texten in Berliner Zeitung und Sddeutscher Zeitung hat am 2. August 2011 zum Beispiel auch der Radiosender 1live ber Fuballblogs berichtet. Immer beliebter sind dabei in letzter Zeit unabhngige Blogs, die von Fans fr Fans geschrieben werden und oft ein hohes Ma an Professionalitt und Fachwissen aufweisen.107 David Schumann berichtet weiter, dass sich die Blogs aus den Fanzines, den Fan-Magazinen von Fans fr Fans heraus entwickelt htten. Die Blogs zeichnen sich dabei vor allem durch ihre Unabhngigkeit aus. Auch unangenehme Themen werden in einer Art und Weise angesprochen, die auf den offiziellen Organen der Vereine so nie zu finden sein wrden.108

100 101

trainer-baade.de kunthstuecke.wordpress.com 102 angedacht.wordpress.com 103 gruebelei.de 104 Tilman Pauls Blog findet sich unter eishockey-blog.com 105 Ein Beispiel ist das Blog schach-welt.de, ein weiteres Beispiel ist schachblaetter.de 106 Mhlberger, Sarah: Wenn aus Amateuren Profis werden. Berliner Zeitung, 24. Mai 2011 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2011/0524/medien/0002/index.html (abgerufen am 5. August 2011) 107 Schumann, David: Von Fans fr Fans. Die besten Blogs der Sektor-Fuball-Erstligisten. Webseite des Radiosenders 1live, 2. August 2011 http://www.einslive.de/magazin/sport/2011/08/110801_blogs_erstligisten.jsp (abgerufen am 5. August 2011) 108 Ebd.

23

Einer der bekanntesten Sportblogger Deutschlands ist Kai Pahl alias Dogfood mit seinem Blog AAS - allesaussersport 109. Pahl bezeichnet sich selbst als TV-Sport-Maniac und bloggt bereits seit mehreren Jahren110; er ist eine Art Alpha-Blogger im Bereich der Sport-Blogs. Pahl wird mittlerweile selbst von etablierten Medien beachtet, so gab er Anfang Januar dem Deutschlandfunk ein Interview zum Fernsehsport im Jahr 2011111. Zuletzt gab Pahl dem Deutschlandfunk im Juni O-Tne zu auslndischen Sportsendungen 112 und Fuballbertragungen im Netz113.

Zustzlich zu ihrer Arbeit fr klassische Medien bloggen auch einige Journalisten ber Sport bloggen. Beispiele dafr sind Jrgen Kalwa 114, Jonathan Sachse115, der Autor dieser Arbeit selbst116 und allen voran Jens Weinreich117. Weinreich ist wohl der bekannteste Sportblogger Deutschlands und fhrte bis einschlielich August 2011 lange Zeit auch das Wikio-Ranking in der Kategorie Sport an. 118 Weinreich arbeitete als Ressortleiter Sport fr die Berliner Zeitung ehe er sich als freier Journalist selbststndig machte und sein Blog startete. Er schreibt vor allem ber Sportpolitik, Korruption und Doping. 2009 wurde er dafr unter anderem mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet.119

Zwar gibt es einige gelernte Sportjournalisten, die gleichzeitig herausragende Blogger sind, aber das ist nicht die Regel, schreibt Sarah Mhlberger in ihrem bereits erwhnten Text fr109 110

allesaussersport.de Der Eintrag About auf seiner Webseite allesaussersport.de ist von Ende Dezember 2006, das Impressum allerdings schon von Anfang 2005. 111 Kpper, Moritz: Die Programmzeitschriften knnen da nicht mehr mitkommen. Deutschlandfunk, 2. Januar 2011 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sport/1355754/ (abgerufen am 5. August 2011) 112 Kreuzer, Heinz Peter: Sportschauen aus aller Welt. Deutschlandfunk, 4. Juni 2011 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sport/1474003/ (abgerufen am 5. August 2011) 113 Kreuzer, Heinz Peter: Fuball im Netz. Deutschlandfunk, 7. Juni 2011 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sport/1476859/ (abgerufen am 5. August 2011) 114 Kalwa berichtet von New York aus ber amerikanischen Sport; unter anderem fr die FAZ und den Deutschlandfunk. Er bloggt unter americanarena.wordpress.com 115 Sachse arbeitet als Social Media Experte fr eine Agentur und war unter anderem fr das ZDF bei der Tour de France 2011 unterwegs. Er bloggt unter jonathansachse.de 116 Ich arbeite fr das Recherche-Ressort der WAZ sowie fr verschiedene berregionale Medien wie ZeitOnline, ZDFonline und den Deutschlandfunk. Mein Blog ist unter danieldrepper.de zu erreichen 117 Weinreichs Blog ist unter jensweinreich.de zu erreichen 118 Die Webseite wikio.de erstellt jeden Monat eine Liste der deutschen Top-Blogs. Die Seite beschreibt ihr Verfahren selbst so: Die Position eines Blogs im Wikio-Ranking hngt von der Anzahl und dem Wert der Links ab, die von anderen Blogs eingehen. Das aktuelle Ranking im Bereich Sport ist unter http://www.wikio.de/blogs/top/sport zu finden. Anfang September 2011 wird die Liste von Kai Pahls Blog allesaussersport.de angefhrt 119 Vgl. Ohne Autor: Preise fr Carta und Jens Weinreich. Spiegel Online, 25. Juni 2009 http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,632471,00.html (abgerufen am 5. August 2011)

24

die Berliner Zeitung.120 Im Vergleich zur groen Zahl deutscher Sportjournalisten (vermutlich mehr als 5000, siehe Kapitel 1.1 Definition und Probleme des Sportjournalismus), ist die Zahl der von Sportjournalisten gefhrten Blogs vergleichsweise gering.

Den Weg vom Blogger zum Journalisten nahm Oliver Fritsch. Er begann auf seinen Blogs Indirekter Freistoss121 und Direkter Freistoss122 ber Fuball zu schreiben. Der Indirekte Freistoss bietet seit Jahren regelmig Presseschauen an, mittlerweile arbeiten verschiedene Mitarbeiter gegen eine geringe Aufwandsentschdigung fr das Blog 123. Auf dem Direkten Freistoss bieten Fritsch und befreundete Kollegen unregelmig Meinungsbeitrge zum Fuballgeschehen an. Mittlerweile ist Fritsch mit einer halben Redakteursstelle im SportRessort von Zeit-Online beschftigt. Zudem fhrt er weiterhin die beiden genannten Blogs sowie die Video-Plattform der Hartplatzhelden 124.

Schaut man sich die vielen verschiedenen Blogs an, werden einige Gemeinsamkeiten deutlich. So werden viele Blogs von Einzelpersonen betrieben, die als Privatleute in ihrer Freizeit schreiben.

Die Betreiber der Sportblogs schreiben nach meinen Beobachtungen meistens ber Themen, die von klassischen Medien nicht abgedeckt werden. Dies knnen fast gnzlich vernachlssigte Themen sein wie die Berichterstattung ber Schach, die detaillierte Aufarbeitung von Fuball-Taktiken oder die Beschftigung mit der internationalen Sportpolitik. Die Fan-Blogs der Fuballblogger wollen hufig ihre eigenen Kommentare zum Geschehen abgeben.

Deutlich wird auch, dass sich zum Teil die Grenzen zwischen Online-Journalisten und Bloggern vermischen. Ein Beispiel ist der oben angesprochene Oliver Fritsch, der vom Blogger zum Zeit-Online-Redakteur wurde und noch immer nebenbei verschiedene Blog120

Mhlberger, Sarah: Wenn aus Amateuren Profis werden. Berliner Zeitung, 24. Mai 2011 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2011/0524/medien/0002/index.html (abgerufen am 5. August 2011) 121 indirekter-freistoss.de 122 direkter-freistoss.de 123 Der Verfasser dieser Arbeit hat selbst einige wenige Male gegen Bezahlung fr den Indirekten Freistoss gearbeitet 124 hartplatzhelden.de

25

Plattformen betreibt. Ein weiteres Beispiel ist Jens Weinreich. Er nennt Bloggen puren Journalismus und bezeichnet die Frage nach den Unterschieden als standesdnkelhafte Frage. Im Gesprch mit der Journalisten-Gewerkschaft DJV sagt Weinreich: Ich bin absolut berzeugt, dass das eine das andere berhaupt nicht ausschliet, ganz im Gegenteil. [] Man kann mich als Blogger bezeichnen, als Journalist []. Ich versuche das, was ich fr Journalismus halte, im Blog zu machen. 125

Auch auf der Blogmesse re:publica ist in den Jahren 2010 und 2011 das Thema der Sportund Fuballblogs diskutiert worden. In diesem Jahr ging es teilweise sogar ganz speziell um das Verhltnis von Journalisten und Bloggern in der Sportberichterstattung 126. Unscharf bleiben dabei doch immer die Begriffe. Ist Jens Weinreich, ist Oliver Fritsch Blogger oder Journalist? Als hufigstes Unterscheidungskriterium wird nicht die Qualitt der Beitrge oder die Arbeitsmethodik, sondern die Wirtschaftlichkeit genannt. Der Journalist muss konomisch denken. Seine Geschichten mssen sich verkaufen. Davon lebt er. Der Blogger unterliege diesen Beschrnkungen nicht, schreibt das Blog Textilvergehen ber die Diskussionsrunde.127

Die Pressesprecherin des 1. FC Nrnberg mchte laut Textilvergehen zwar Blogger und Pressevertreter nicht gleichsetzen, es sprche aber nichts dagegen, verlssliche Blogger in die Pressearbeit einzubeziehen. Auch Thomas Schneider als Vertreter der Deutschen Fuball Liga sagte, die DFL msse berlegen, ob sie Blogger nicht akkreditieren wolle oder ihnen zumindest Informationen zukommen lassen msse.128

Der Beruf des Journalisten ist seit der Grndung der Bundesrepublik Deutschland jedem frei zugnglich. Lange Zeit waren Brger, die journalistisch publizieren wollten oder zumindest ihre Meinung kund tun wollten, in gewisser Weise abhngig von den organisierten

125

Video-Interview von der Konferenz Besser Online des DJV in Mainz. Hochgeladen auf Youtube am 21. November 2010 von djvbesseronline http://www.youtube.com/watch?v=b5oH8liOqGc (abgerufen am 5. August 2011) 126 Die Blogmesse re:publica XI fand in diesem Jahr vom 13. bis zum 15. April in Berlin statt. Ein Panel lief unter dem Titel Vom Supporter zum Reporter http://re-publica.de/11/blog/panel/vom-supporter-zumreporter/#day14 (abgerufen am 5. August 2011) 127 Lamm, Stefanie: Selbstre:ferentiell. Text im Blog Textilvergehen vom 17. April 2011 http://www.textilvergehen.de/2011/04/17/selbstreferentiell/ (abgerufen am 5. August 2011) 128 Vgl. Ebd.

26

Massenmedien. Heute ist das dank niedrigster Zugangsvoraussetzungen im Netz lngst nicht mehr so. Das macht sich auch im Bereich Sport bemerkbar.

1.2.2 Lokale Fuballblogs in Deutschland

Im vorhergehenden Kapitel 1.2.1 kaum Erwhnung gefunden haben diejenigen Blogs, die ber den lokalen Amateurfuball vor Ort berichten und nicht ber den Profifuball. Im Folgenden werden diese Blogs der Einfachheit halber lokale Fuballblogs genannt. Die lokalen Fuballblogs bilden eine Spezialkategorie unter den zahlreichen Fuballblogs in Deutschland. Es gibt keine vorgegebene Definition fr lokale Fuballblogs, deshalb grenzt der Verfasser dieser Arbeit diese Blogs zum besseren Verstndnis und als Vorgabe fr die anstehende empirische Arbeit, Auswertung und Diskussion selbst ein.

Lokale Fuballblogs beschftigen sich mit den Fuballspielen der unterklassigen Teams einer bestimmten Region. Die betreffende Region ist dabei genau abgegrenzt, zudem wird meist eine mehr oder weniger klare Grenze zwischen Amateur- und Profifuball gezogen. Die lokalen Fuballblogs schreiben regelmig ber die Vorkommnisse in den betreffenden Amateurligen und Vereinen, tragen Ergebnisse und Ereignisse zusammen, liefern den Fans und Fuballern vor Ort Informationen.

Lokale Fuballblogs sind hufig auf gnstigen bis vllig kostenlosen Blog-Plattformen aufgezogen, grere und erfolgreichere Seiten knnen auch technisch anspruchsvoller aufgebaut sein. Da der bergang vom lokalen Fuballblog zur lokalen Fuballwebseite flieend ist und eine klare Definition des Begriffes Blog in Abgrenzung zur Webseite ohnehin schwierig ist (siehe Kapitel 1.2.1 Sportblogs in Deutschland), werden auch Webseiten, die ber lokalen Fuball berichten, in die Untersuchung mit eingeschlossen. Die Begriffe Blog und Webseite werden in Bezug auf lokale Fuballblogs deshalb im Folgenden synonym genutzt.

Wichtig ist dem Verfasser dieser Arbeit, dass diese Blogs oder Webseiten nicht nur bloe Anhngsel von regional erscheinenden Print-Magazinen sind und dass sie nicht von

27

klassischen Medien aufgebaut wurden und damit von diesen abhngig sind, sondern dass sie ein eigenstndiges, alternatives, neu gegrndetes Medium sind.

Die Reichweite lokaler Fuballblogs ist durch das Internet natrlich weltweit, Resonanz finden diese Blogs den Beobachtungen des Verfassers dieser Arbeit 129 zufolge jedoch vor allem in der Heimatregion ber die sie berichten und darber hinaus bei einigen ehemals dort beheimateten Menschen, die mittlerweile in andere Regionen umgezogen sind.

In vielen Fuballkreisen gibt es einfach strukturierte Foren zum Austausch der Beteiligten. Diese Foren sollen in dieser Arbeit auen vor bleiben. Ebenso nicht bercksichtigt werden Blogplattformen, die von den Redaktionen klassischer Medien betrieben werden. Darunter fallen zum Beispiel die Seiten der Saar Amateure, hinter denen die Saarbrcker Zeitung steht,130 oder die Amateursportseite der Dithmarschen Zeitung. Die Seite ist aber ebenso nicht relevant fr diese Arbeit, da sie von einem klassischen Medium erstellt wurde (der Boyens Medien) und sich nicht nur auf den lokalen Fuball beschrnkt, sondern auch ber andere Sportarten berichtet.131

Einige Seiten wie spielerkabine.net bieten lediglich die Mglichkeit fr Vereinsangehrige, Berichte einzustellen, betreiben jedoch selbst keinen Journalismus. Ebenfalls keinen eigenen Journalismus bietet die Plattform frankenkick.de an hier laufen nur die Berichte verschiedener lokaler Medien wie des Donaukuriers zusammen, zustzlich werden Links und Forum angeboten.132 Solche Plattformen fallen nach der zuvor vorgestellten Definition dieser Arbeit nicht in die Kategorie der lokalen Fuballblogs.

Die Seite fussifreunde.de bietet eine gute erste bersicht ber lokale Fuballblogs in Deutschland. Sie listet 23 Portale auf, die nach Bundeslndern sortiert sind. Auffllig hierbei: In den neuen Bundeslndern wird nur ein einziges Portal (Fuballwoche in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern) aufgefhrt, alle129

anderen Portale

sind

in den alten

Kommentare auf den entsprechenden Fan-Seiten auf Facebook, Forumseintrge, Kommentare unter Artikeln, persnliche Gesprche etc. 130 saaramateur.de/redaktions-blog (abgerufen am 6. August 2011) 131 sportplatz.sh (abgerufen am 6. August 2011) 132 Das Forum unter frankenkick.de war zum Zeitpunkt der Recherche abgeschaltet (abgerufen am 6. August 2011)

28

Bundeslndern angesiedelt. Eine hnliche Verteilung ist auch bei den Mitgliedern des Sportbloggernetzwerks zu beobachten.133

Einige der Plattformen bringen eigene Zeitschriften heraus, andere sind nur Anhngsel einer Zeitschrift. Die Entscheidung, ob hier der Fuballblog oder die Zeitschrift berwiegt, ist ohne genaue Kenntnisse der Verhltnisse vor Ort per nicht einfach. Auch die bergnge zwischen Foren, Link- und Berichtssammlungen, journalistischen Portalen und Ablegern von klassischen Medien sind sehr schwierig abzugrenzen. So ist recht schnell zu erkennen, dass die Seite fussball-vorort.de aus Mnchen mit dem Mnchner Merkur kooperiert.134 Die Seite snoa.de wirkt dagegen zum Beispiel auf den ersten Blick eigenstndig, persnlich haftende Gesellschafterin der dahinter stehenden GmbH ist jedoch die Nordwest Zeitung.135

Vermutlich sind dem Verfasser dieser Arbeit trotz seiner Vorrecherchen einige Nischenportale noch immer nicht bekannt. Eine genaue Zahl ist deshalb schwer auszumachen. Wenn man die oben aufgefhrten Kriterien hart anwendet, drfte es aber wohl nicht viel mehr als zwei Dutzend aktiv betriebene lokale Fuballblogs in Deutschland geben.

Einige weitere Beispiele sind in Hamburg die von befreundeten Fuballern betriebene Seite blog-trifft-ball.de (die auf fussifreunde.de nicht gelistet ist); auf der anderen Seite findet sich im Hamburger Amateurfuball auch die Seite sportnord.de, die von der ErFuba GmbH herausgegeben wird.136

Ebenfalls professionell wirkt die in Nordrhein-Westfalen angesiedelte Seite amateurkick.de, die von Peter Wingen und Patrick Dring betrieben wird, die sich als Dring & Wingen GbR

133

Die entsprechende Karte des Sportbloggernetzwerks zeigt fr einen Teil der Mitglieder die Standorte der jeweiligen Blogs an. Die Karte ist leider nur im internen Bereich des Netzwerks zu sehen. Sie ist im Anhang zu finden. 134 Informationen im Impressum http://www.fussball-vorort.de/ueber-uns/impressum/ (abgerufen am 7. August 2011) 135 Informationen im Impressum http://www.snoa.de/impressum.html (abgerufen am 7. August 2011) 136 Informationen im Impressum http://www.sportnord.de/impressum/?PHPSESSID=6883d0ded420dfc7ce6a6c3c3947d2d2 (abgerufen am 7. August 2011)

29

organisiert haben.137 Seit 2007 betreiben Dring und Wingen amateurkick.de; zuvor pflegten die beiden ein Blog mit hnlicher Ausrichtung namens vierte-liga.de.138 Auch das durch die nationale Berichterstattung unter anderem im Spiegel139 bekannteste aller Fuballblogs, FuPa, ist bereits seit lngerem in einer GmbH organisiert.140

Interessant fr diese Arbeit sind insbesondere lokale Fuballblogs mit journalistischen Inhalten, keine Linksammlungen oder reine Foren. Die Betreiber sind zu Beginn meist einzelne Personen wie bei fupa.net oder befreundete Fuballer wie bei blog-trifft-ball.de. Luft die Seite gut, kommen weitere Helfer oder Mitarbeiter hinzu. Bei FuPa verdienen mittlerweile mehrere Menschen ihr Geld. 141

Wenn man sich auf die oben eingegrenzten Blogs beziehungsweise Seiten konzentriert, kann man einige Gemeinsamkeiten ausmachen. Alle Seiten liefern die grundstzlichen Informationen, also Ergebnisse, Tabellen und Statistiken. Darber hinaus bieten alle Seiten Spielberichte an mal mehr, mal weniger vollstndig. Bei fal-hessen.de zum Beispiel sind die Spielberichte auf der Startseite zum Teil bereits sehr alt.142

Aktueller und umfangreicher ist die Berichterstattung auf den Portalen sportnord.de und amateurkick.de. Das Vorzeigeportal FuPa.net bietet neben Spielberichten zum Teil auch etwas hintergrndigere Berichte, aktuelle Texte, Analysen und das zum Teil bis hinunter zur untersten Liga. Seit dem 5. August hat FuPa noch eine weitere Neuerung eingefhrt: Es lsst die Nutzer selbst Liveticker zu allen Spielen bedienen. Eine Mglichkeit die es nach Kenntnis des Verfassers dieser Arbeit bisher sonst noch auf keiner Amateurfuballseite gibt und welche die Vormachtstellung und Innovationskraft von FuPa unterstreicht.

137

Informationen im Impressum http://www.amateurkick.de/intern/intern-Impressum;art59,296 (abgerufen am 7. August 2011) 138 Erklrung zur Entstehung von amateurkick.de im Impressum http://www.amateurkick.de/intern/internImpressum;art59,296 (abgerufen am 6. August 2011) 139 Dworschak, Manfred: Wikipedia der Fuballnarren. Der Spiegel 1/2010, 4. Januar 2010 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-68525309.html (abgerufen am 7. September 2011) 140 Impressum von FuPa http://www.fupa.net/index.php?option=com_lmo&page=impressum (abgerufen am 7. August 2011 141 Drepper, Daniel: Schalke, Schalke, nichts als Schalke. Amateurfuballportal Sonntagsschicht, 19. Mrz 2011 http://www.sonntagsschicht.de/2011/03/wie-berichten-lokalzeitungen/ (abgerufen am 6. August 2011) 142 Zu erreichen unter http://www.fal-hessen.de (abgerufen am 24. August 2011)

30

Die Seite blog-trifft-ball.de legt viel Wert auf aktuelle Nachrichten und selbstgeschriebene Liveticker. Die Seite ist frisch und kreativ aufgemacht, allerdings recht unbersichtlich. Und sie konzentriert sich in ihrer Berichterstattung stark auf die Oberliga Hamburg, lsst unterklassige Ligen auen vor.

Die meisten der beschriebenen Seiten verraten wenig ber ihre Macher. Amateurkick.de, sportnord.de oder fal-hessen.de gehen nicht ber ein normales Impressum hinaus. Auch FuPa.net verrt nichts ber seine Intention, allerdings ist hier neben einem einfachen Impressum eine bersicht der Mitarbeiter einzusehen. 143 Diese bersicht verdeutlicht, dass dutzende freie Mitarbeiter fr FuPa mittlerweile aktiv sind.

Deutlich mehr ber die Intention ihrer Arbeit verraten die Macher der Seite blog-trifftball.de, die ohnehin sehr nutzernah schreiben. Mit blog trifft ball vertreiben wir den Muff aus dem Amateurfuball und haben sogar selber noch jede Menge Spa, schreibt zum Beispiel Autor Benny Semmler.144 Autor Anant Agarwala schreibt, dass Schreiben fr ihn mehr als ein Hobby sei und das blog-trifft-ball.de in Zukunft hoffentlich DIE Amateuranlaufstelle ist.145

Blog-trifft-ball.de wirbt auch um neue Mitarbeiter. Allerdings macht die Seite gleich klar, dass es nichts zu verdienen gibt: Mit Geld und Gewinnen knnen wir nicht dienen. Aber Ruhm und Ehre sind dir gewiss.146

Auch ber die Intention von FuPa-Macher Michael Wagner ist bereits ein wenig Vorwissen vorhanden. Der Verfasser dieser Studienarbeit hat mit Michael Wagner bereits im Frhjahr 2011 ein Gesprch ber seine Motive zum Betrieb seiner Seite gefhrt. Wagner rgerte sich im Jahr 2005, dass er zu den rtlichen Vereinen nirgendwo verlssliche Informationen bekam. Keine Anschriften, keine Wappen, Fotos oder Spielerkader: Das Internet bot nichts. Also machte Wagner [] eine eigene Seite auf. [] Motivation waren die fehlenden143

Fr jede der Regionen hat FuPa eine eigene Teamseite angelegt. Als Beispiel die Teamseite von Niederbayern, dem Kerngebiet von FuPa http://www.fupa.net/index.php?page=fupa_team&site_id=1 (abgerufen am 6. August 2011) 144 Vorstellung des Teams von blog-trifft-ball.de http://blog-trifft-ball.de/team/ (abgerufen am 6. August 2011) 145 Ebd. 146 Aufruf zur Mitarbeit auf blog-trifft-ball.de http://blog-trifft-ball.de/mitmachen/ (abgerufen am 6. August 2011)

31

Informationen. Erst nach und nach kamen journalistische Berichte hinzu. Heute machen journalistische Texte bei FuPa.net etwa 50 Prozent des Inhalts aus, die andere Hlfte sind klassische Vereinsinfos.147

Einige Infos zur Motivation lokaler Fuballblogger hat zudem die Deutsche Akademie fr Fuballkultur aus Nrnberg zusammengetragen. Die Akademie hat sich im Mrz 2011 des Themas angenommen und mit sieben Magazinen und Blogs ber lokale

Fuballberichterstattung gesprochen. Grundstzlich halten die Autoren der Befragung fest: Gngiges Motiv fr die Grndung solcher Magazine ist die mangelnde oder wenigstens mangelhafte Berichterstattung in den lokalen Medien, die sich oft auf das Ntigste beschrnkt.148 Die von der Deutschen Akademie fr Fuballkultur befragten Projekte 149 sind kleinere und grere Unternehmen, die ein beachtliches Ma an Professionalitt aufweisen. Fr Viele oft selbst leidenschaftliche Fuballer bietet sich somit die Mglichkeit, ein Stck weit Selbstverwirklichung mit dem Verdienst ihres Lebensunterhaltes zu verbinden.150

Dabei sind jedoch auch Zeitschriften und Seiten, die nicht in meine Definition lokaler Fuballblogs fallen. Auerdem ist die Befragung schriftlich und mit einem standardisierten Fragebogen erfolgt. Es gibt somit zwar kleinere berschneidungen der durchgefhrten Befragung mit meiner Arbeit, ihr Fokus ist insgesamt aber ein anderer. 151

147

Drepper, Daniel: Schalke, Schalke, nichts als Schalke. Amateurfuballportal Sonntagsschicht, 19. Mrz 2011 http://www.sonntagsschicht.de/2011/03/wie-berichten-lokalzeitungen/ (abgerufen am 6. August 2011) 148 Schirmer, Christian / Schirmer, Patrick: Amateurfuball-Magazine. Mrz 2011 http://www.fussballkultur.org/thema-fussball/specials/2011-03-amateurmagazine.html (abgerufen am 25. August 2011) 149 Es sind die Macher folgender Magazine und Webseiten: RevierSport, fussballn.de, Auf Asche, Aufm Platz, Fussifreunde Hamburg, Anpfiff, Gkick 150 Schirmer, Christian / Schirmer, Patrick: Amateurfuball-Magazine. Mrz 2011 http://www.fussballkultur.org/thema-fussball/specials/2011-03-amateurmagazine.html (abgerufen am 25. August 2011) 151 Vgl. Schirmer, Christian / Schirmer, Patrick: Amateurfuball-Magazine. Mrz 2011 http://www.fussballkultur.org/thema-fussball/specials/2011-03-amateurmagazine.html (abgerufen am 25. August 2011)

32

2. Zwischenfazit und Forschungsfrage

Ein kurzes Zwischenfazit soll an dieser Stelle klren, welches Wissen ber lokale Fuballblogs vorhanden ist und welche Fragen sich daraus an die Betreiber dieser Weblogs ergeben. Im Anschluss wird die zentrale Forschungsfrage dieser Studienarbeit formuliert.

Die ffentliche Kommunikation und damit auch der Journalismus haben sich in den vergangenen Jahren extrem verndert. Die Mglichkeiten selbst im weltweiten Netz zu publizieren sind vielfltig, die technischen Voraussetzungen niedrig. Dies hat auch im Sportjournalismus zu Vernderungen gefhrt, zahlreiche sportinteressierte Menschen haben Weblogs erffnet. Die Grenzen zwischen Bloggern und Online-Journalisten sind dabei oft flieend und verschwimmen immer mehr. Besonders im lokalen Sportjournalismus werden seit langem Umfang und Qualitt der Berichterstattung kritisiert.

Die Motive von Bloggern sind grundstzlich noch vergleichsweise wenig erforscht. Mit lokalen Fuballblogs hat sich in dieser Form offenbar noch niemand wissenschaftlich beschftigt. Dabei fllen diese Blogger offenbar eine Lcke, die viele lokale Zeitungen offen lassen. Die Blogger knnten entscheidenden Einfluss auf die zuknftige Entwicklung des lokalen Sportjournalismus nehmen.

Da wie beschrieben zu diesem Thema bisher noch keine Forschungsarbeiten erarbeitet wurden, ist der Verfasser dieser Studienarbeit vor allem explorativ und

hypothesengenerierend vorgegangen. Die Hypothesen knnten dann von nachfolgenden Forschungen berprft werden.

Die Kernfrage meiner Arbeit lautet wie folgt: Welche Motive haben lokale Fuballblogger?

Daraus ableitend mchte ich untersuchen, ob lokale Fuballblogger die Weblogs auch aufgrund der fehlenden Berichterstattung klassischer Medien gegrndet haben, ob sie an ihre Arbeit journalistische Ansprche stellen und ob sie ihre Arbeit nur aus Spa machen oder doch auf Bekanntheit und eventuell auch finanziellen Erfolg hoffen.

33

Meine Studienarbeit soll Anstze fr weitere Forschungen erffnen und im besten Fall erste Erkenntnisse zu einem besseren Verstndnis des Phnomens lokale Fuballblogger bieten.

34

C Empirischer Teil

3. Methodisches Vorgehen

In diesem Kapitel wird die Untersuchungsmethode vorgestellt. Zunchst wird darauf eingegangen, warum das teil-standardisierte Experteninterview fr die Befragung genutzt wird und was diese Art der Befragung ausmacht. Im Anschluss soll die Auswahl der Befragten erlutert werden, bevor der Leitfaden fr den Fragebogen konstruiert wird. Zuletzt wird die Durchfhrung der Untersuchung beschrieben.

3.1 Die Untersuchungsmethode

Als

Untersuchungsmethode

fr

diese

Arbeit

wurde

das

teil-standardisierte

Experteninterview gewhlt. Bei dieser Forschung interessieren die Motive und Einstellungen der lokalen Fuballblogger. Aus diesem Grund sollen diese in den Interviews als Experten zu Wort kommen. Bislang wurden lokale Fuballblogger noch nicht befragt, ihre Motive wurden medienwissenschaftlich noch nicht untersucht.

Befragungen knnen [] nach dem Grad der Strukturierung oder Standardisierung unterschieden werden. Dabei handelt es sich um ein Kontinuum mit den Polen vollstndig strukturiert auf der einen und unstrukturiert, offen auf der anderen Seite. Bei einem vollstndig strukturierten Interview werden (a) alle Fragen mit (b) vorgegebenen Antwortkategorien in (c) festgelegter Reihenfolge gestellt. Offene Interviews erfordern dagegen nur minimale Vorgaben, im Extremfall nur die Vorgabe eines Themas der Befragung.152

Ein

entscheidender

Vorteil

des

teil-standardisierten

Experteninterviews,

auch

Leitfadeninterview genannt: Ein Leitfadeninterview erlaubt eine offene Gesprchsfhrung, die sich aber an einer zuvor ausgearbeiteten Reihenfolge der Fragen entlang entwickelt,

152

Vgl. Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung (19. Auflage). Rowohlt, Reinbek 2008, Seite 437

35

ohne dass akribisch an dieser Reihenfolge festgehalten werden muss.153 Es ist dem Interviewer mglich, bei einzelnen Fragen nachzuhaken. Der Interviewer nimmt eine aktive Rolle ein, wodurch die Einflsse auf das Interview deutlich hher sind, als bei einem standardisierten Interview.154 Die Interviews erfordern somit vom Durchfhrenden eine hhere Kompetenz. Daher wird der Interviewer im Regelfall der Forscher sein. 155

Laut Diekmann sind deshalb Objektivitt und Reliabilitt eher bei standardisierten Interviews gegeben.156 Allerdings erhlt man bei hoher Standardisierung keine Informationen jenseits des Spektrums der vorgelegten Antwortkategorien.157 Daher sind standardisierte Interviews nur dann zweckmig, wenn ein erhebliches Vorwissen ber die zu erforschende soziale Situation existiert.158 Dies liegt im Fall dieser Untersuchung, wie die Beschreibung der Forschungslage gezeigt hat, nicht vor. Die Arbeit ber lokale Fuballblogger ist explorativ, da bislang noch keine Forschungen zu diesem Bereich vorliegen. Vorab lsst sich somit kein standardisierter Fragebogen erstellen, weshalb sich die teilstandardisierten Experteninterviews als Forschungsmethode eignen.159

Bei der Erstellung des wissenschaftlichen Fragebogens drohen verschiedene Fehlerquellen. Das Problem der sozialen Erwnschtheit soll durch mglichst neutrale Frageformulierungen vermieden oder zumindest mglichst gering gehalten werden. Diese neutralen Formulierungen sollen vermeiden helfen, dass die sozial erwnschten Eigenschaften bereits durch wertbesetzte Begriffe im Fragetext aktualisiert werden, wie Andreas Diekmann schreibt.160

Das Problem der sozialen Erwnschtheit knnte besonders in der hier vorliegenden Befragung auftreten, da es um die Motivation der Befragten geht, der Fragenkatalog also persnliche Fragen beinhalten wird. Und je heikler eine Frage ist, desto strker wird sich laut

153 154

Klammer, Bernd: Empirische Sozialforschung. UVK, Konstanz 2005, Seite 229 Vgl. Ebd. Seite 230 155 Lamnek, Siegfried: Qualitative Sozialforschung (4. Auflage). Beltz Verlag, Weinheim 2005, Seite 357 156 Vgl. Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung (19. Auflage). Rowohlt, Reinbek 2008, Seite 437f. 157 Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung (19. Auflage). Rowohlt, Reinbek 2008, Seite 438 158 Ebd. 159 Vgl. Ebd. Seite 33f. 160 Ebd. Seite 449

36

Diekmann der Effekt sozialer Erwnschtheit bemerkbar machen.161 Welche der Antworten der Meinung des Befragten entsprachen und welche nur gegeben wurden, um sich nicht in Widersprche zu verstricken, ist bei der spteren Auswertung der Befragung oftmals nicht mehr zu rekonstruieren.162

In der folgenden Befragung zu beachten ist auch die Akquieszenz oder Ja-Sage-Tendenz. Laut Diekmann gibt es grundstzlich eine sehr hohe Neigung zur inhaltsunabhngigen Zustimmung, dass also die Befragte grundstzlich lieber mit Ja als mit Nein antworten.163 Daher sollen im Fragebogen Ja/Nein-Fragen weitestgehend vermieden werden.

Im Allgemeinen sind die Ergebnisse bei sensiblen Fragen umso weniger verzerrt, je geringer die soziale Distanz zwischen Interviewern und Befragten ist.164 Deshalb wird sich der Autor dieser Arbeit zu Beginn der jeweiligen Interviews selbst als Betreiber eines Sportblogs zu erkennen geben. Das soll die soziale Distanz zu den Interviewten verringern.

Wichtige Grundlagen fr die Formulierung der Fragen sind ferner: Sie sollten kurz, verstndlich und hinreichen przise sein, keine doppelten Verneinungen enthalten, sie sollten stark wertbesetzte Begriffe vermeiden und mglichst nicht mehrdimensional sein. Zudem sollen Suggestivfragen vermieden werden.165

Diekmann unterscheidet je nach Art der Kommunikation drei Formen des Interviews: Das persnliche Interview, das Telefoninterview und die schriftliche Befragung. 166 Der Autor dieser Arbeit hat sich aus zeitlichen und finanziellen Grnden fr eine telefonische Befragung entschieden.

161 162

Vgl. Ebd. 448f. Klammer, Bernd: Empirische Sozialforschung. UVK, Konstanz 2005, Seite 236 163 Vgl. Ebd. Seite 452 164 Ebd. Seite 466 165 Vgl. Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung (19. Auflage). Rowohlt, Reinbek 2008, Seite 479 bis 483 166 Vgl. Ebd. Seite 437

37

3.2 Auswahl der Befragten

In dieser Studienarbeit sollen die Betreiber lokaler Fuballblogs befragt werden. Weil sie sich nahezu tglich mit ihren betriebenen Webseiten auseinandersetzen, sind sie Experten fr lokale Fuballblogs. Nur die unmittelbar Beteiligten haben dieses Wissen, und jeder von ihnen hat aufgrund seiner persnlichen Beobachtungen eine besondere Perspektive auf den jeweiligen Sachverhalt. 167

Die Experten wurden nach Abschluss des theoretischen Teils dieser Arbeit ausgewhlt, weil erst im Anschluss an die ausfhrliche Beschftigung mit den lokalen Fuballblogs eingeschtzt werden konnte, welche Blogger sich tatschlich umfassend zum Thema uern knnen. Auswahlkriterium war, dass die Blogger wie in Kapitel 1.2.2 (Lokale Fuballblogs in Deutschland) definierte lokale Fuballblogs betreiben und diese darber hinaus regelmig aktualisieren.

Nach ersten Vorrecherchen ergaben sich etwa ein Dutzend Kandidaten, die gut in die im Vorfeld definierten Grenzen eines lokalen Fuballblogs passen und somit mgliche Kandidaten fr die teilstandardisierten Experteninterviews sind. Letztlich wurden sieben lokale Fuballblogger fr Interviews kontaktiert. Diese sieben Blogger wurden nicht willkrlich ausgewhlt, stattdessen sollten sie mglichst viele Regionen Deutschlands abdecken.

Leider kam es mit den Betreibern zweier Seiten nicht zu den angefragten Interviews, da die Betreiber sich letztlich trotz mehrfacher Anfrage nicht mehr zurckmeldeten.

Kontaktaufnahme und Terminabsprachen erledigte der Autor dieser Arbeit durch Telefonanrufe und E-Mails. War bei einigen der ausgewhlten Blogs nicht eindeutig, welcher der Autoren Grnder und Betreiber war, wurde dieses im Vorfeld in telefonischer Absprache geklrt.

167

Vgl. Glser, Jochen / Laudel, Grit: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse. VS Verlag, Wiesbaden 2004, Seite 9

38

3.3 Konstruktion des Fragebogens

Die Konstruktion des Fragebogens fut auf der theoretischen Herleitung und der vorgestellten Definition von lokalen Fuballblogs. Nur durch die Vorarbeit war es mglich, die bereits bestehenden Erkenntnisse ber die Motivation von Bloggern zu eruieren und die derzeit vorzufindenden Zustnde lokaler Fuballblogs in Deutschland zusammenzutragen. Wichtige Einblicke haben auch die Recherchen des Autors fr verschiedene Texte ber lokale Fuballblogs gegeben sowie die Teilnahme am Seminar Online-Sportjournalismus im Sommersemester 2010 an der TU Dortmund. Hilfreich waren zudem die Vernetzung innerhalb der Sportbloggerszene und sich daraus ergebende Gesprche, unter anderem mit Oliver Fritsch (einem Experten fr Fuball- und Sportblogs) oder auch Jens Weinreich. Der Leitfaden wurde vor der Befragung des ersten Bloggers erstellt und musste im Anschluss nicht mehr umgestellt werden, da sich der Fragebogen als ntzlich erwies.

Die Befragung begann mit einer ersten Vorstellung des Verfassers dieser Arbeit und des Anliegens sowie ein paar Fragen zu den soziodemographischen Daten der Blogger. Anschlieend fhrte die Befragung entlang des anhand des theoretischen Teils aufgestellten Leitfadens rund um die Frage: Welche Motive haben lokale Fuballblogger? Meine Befragung beinhaltet folgende Teilbereiche:

-

Motivation fr die Einrichtung eines lokalen Fuballblogs Aufbau und Struktur der Seite Themenstruktur und Autoren Investitionen (zeitlich und finanziell) Erfolg des Blogs bisher (ideell und finanziell) Feedback und Reaktionen Journalistisch Qualittsmastbe Verhltnis zu klassischen Medien Erhoffte Wirkung des Blogs