1
Zur Beziehung von Wissenschaft und Politik
Christiane SpielUniversität Wien40 Jahre Wissenschaftsministerium
2
Worüber ich HEUTE nicht spreche …Ländergruppen Bildungs-
expansion/
soziale Durchlässig
keit
Hoch-schulaus
gaben
Studien-gebühren
Auswahl-verfahren
Wiss. Unis
Steuer-quoten
Liberale Wohl-fahrtsstaaten
(z.B. USA)
+ sehr hoch
hoch ja niedrig
Nordische Länder (z.B. Schweden) + hoch keine ja hoch
Österreich - unter OEDC Schnitt
keine nein mittel
3
Ich spreche auch nicht über …
4
über die Wirkung von Forschung auf Politik – evidence based policy?
über die Beziehung auf institutioneller Ebene – das Wissenschaftsministerium und “seine” Universitäten
über die Zukunft der Beziehung von Wissenschaft und Politik – der Beitrag des Wissenschaftsministeriums
… sondern
5
zur Wirkung von Forschung auf Politik – evidence based policy?
zur Beziehung auf institutioneller Ebene – das Wissenschaftsministerium und “seine” Universitäten
zur Zukunft der Beziehung von Wissenschaft und Politik – der Beitrag des Wissenschaftsministeriums
Themen
6
Wie kann Forschung politisches Handeln beeinflussen?
7
1. Linear model
Direct chain from basic research applied research development application
the naïve scientist wish model
Models of the Relationsship between research and policy (Weiss, 1977)
8
2. Problem-solving model
Policy makers commission research to provide evidence about effective solutions
the applied scientist wish modelfreely and with enough resources answer a
practical question
Models of the Relationsship between research and policy (Weiss, 1977)
9
3. Political model
Research commissioned to provide political ammunition
(a) Tactical model: to delay making a decision
(b) Cosmetic model: to say that research is underway
the politicians modelwhat counts more votes or scientific facts?
Models of the Relationsship between research and policy (Weiss, 1977)
10
Political model
11
4. Enlightenment model
Research new thinking trickles/permeates throught to policy makers, media, society
how it sometimes works
Models of the Relationsship between research and policy (Weiss, 1977)
12
In Deutschland:
Exzellenzinitiative zur Erhöhung des Wettbewerbs
In Österreich: ISTA
Erfolg von NICHT naïve scientists
… jedoch
13
fehlen empirische Belege
Zweifellos haben wir jedoch in Österreich nur eingeschränkt eine evidence based policy
Siehe u.a.
Bildungspolitik, Gesundheitspolitik, Migrationspolitik, …
Zur Realisierung der vier Modelle nach Weiss
14
Die Schwierigkeit handlungsnah übereinstimmend akzeptierte Evidenz zu zeigen begünstigt den Einfluss von Ideologien
Der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis ist aufwändig und risikoreich
Die Forderung nach grundlegenden Verhaltensänderungen löst Widerstände aus; insbesondere dann, wenn die Betroffenen hohen Entscheidungsspielraum haben
Warum ist Evidenzbasierung so schwierig zu erreichen?
15
Mächtige Interessensgruppen be- respektive verhindern den Transfer von Forschung zur Praxis
Es fehlen formales Strukturen, die den Transfer systematisch unterstützen
Warum ist Evidenzbasierung so schwierig zu erreichen?
16
zur Wirkung von Forschung auf Politik – evidence based policy?
zur Beziehung auf institutioneller Ebene – das Wissenschaftsministerium und “seine” Universitäten
zur Zukunft der Beziehung von Wissenschaft und Politik – der Beitrag des Wissenschaftsministeriums
Themen
17
System(internes Verhalten)
Output (Verhalten nach außen)
„Mächtige“(zur Systemsteuerung befugt)
Input
Outcome (Wirkung nach außen)
Outputkontrolle
Verhaltenskontrolle
Inputkontrolle
Modelle der Systemsteuerung
18
System(internes Verhalten)
Output (Verhalten nach außen)
„Mächtige“(zur Systemsteuerung befugt)
Input
Outcome (Wirkung nach außen)
Outputkontrolle
Verhaltenskontrolle
Inputkontrolle
Modelle der Systemsteuerung
19
Übertragung von Managementinstrumenten der profitorientierten Privatwirtschaft (modifiziert) auf öffentliche Einrichtungen
• Management by Objectives
• Steuerung des Output
• Schaffung von Quasi-Märkten
New Public Management
20
Idee des modernen Marktes beruht auf Kunstfigur des Homo Oeconomicus
jedoch Handeln modernen Demokratien ziemlich irrational
In Quasi-Märkten existiert kein selbstregulierendes System, das mit Insolvenz bestraft und mit
Expansion belohnt
Reicht die Outputsteuerung?
New Public Management – Probleme (Auswahl)
21
Marktdiktat des
“schneller, besser, mehr”
funktioniert nicht für wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn (im übrigen auch nicht für forschungsgeleitete Lehre)
Kreativität, Innovation, Qualität = Quantität
New Public Management – Probleme (Auswahl)
22
Gute Forschung ist NICHT billig
Der Standard 17.11.2010
23
Da New Public Management den Anspruch, Politik und Marktmechanismen in Einklang zu bringen, nicht einlösen konnte
Intention: weniger Steuerung, dafür mehr Kooperation und Koordination
= Management von Interdependenzen (Benz, 2004)
Staat wird vom Machthaber zum “Primus inter pares” innerhalb eines Verhandlungssystems
Verlagert Entscheidungen auf Institutionen gesellschaftlicher Selbststeuerung (= “autonomisierte” Universitäten)
Governance
24
Wenn direkte Abhängigkeit von staatlicher Finanzierung
“Zwangsverhandlungssysteme” (beeinträchtigt Vertrauen, Selbstbindung, Rücksichtnahmen)
Politische Handlungslogik (angewiesen auf Wählerstimmen) ist nicht ident mit Handlungslogik des Bereichs, der durch eine “Holdingorganisation” gemanagt werden soll (Beispiel Hochschulzugang)
Governance – Probleme (Auswahl)
25
Jedoch auch innerhalb der Bereich Heterogenität
Wissenschaftspolitk in Relation zu Finanzpolitik, zu Parteipolitik, etc.
Rektorat in Relation zu Studierenden, Professor/innen, Lektor/innen, Betriebsrat etc.
Management durch “begrenzte Rationalität”
Verhandlungen im “Schatten der Hierarchie” (Scharpf, 1993); Selbstorganisation “im Schatten des Gesetzes” (Mayntz & Scharpf, 1995)
Governance – Probleme (Auswahl)
26
„In Naturwissenschaft und Technik ist eins plus eins gleich zwei. In der Politik gelten andere Gesetze - die der Mehrheit.“
Stanislaw Tillich
Lineare Anwendung der Sparpolitik der Regierung auf alle Politikfelder führt zu nicht linearen Effekten
Desaströs für Wissenschaft und Bildung und damit indirekt auch für alle anderen Politikfelder
Governance – Probleme
27
zur Wirkung von Forschung auf Politik – evidence based policy?
zur Beziehung auf institutioneller Ebene – das Wissenschaftsministerium und “seine” Universitäten
zur Zukunft der Beziehung von Wissenschaft und Politik – der Beitrag des Wissenschaftsministeriums
Themen
28
Es ist die Aufgabe der Politik strategische Ziele zu entwickeln und für das Management an Hochschulen operabel zu machen (ein dauerndes Hin- und Her nach jeder Wahl führt zu unproduktiver Beschäftigung des Managements in Universitäten und zu Emotionalisierung; gilt nicht nur für inhaltliche Themen, sondern auch für Steuerungsformen).
Ziel von Führung (auf allen Ebenen) sollte es sein, Qualität zu bewahren und zu verbessern durch Überzeugen und nicht durch hierarchisches Verordnen. Insbesondere hohe Qualität von Bildung, Forschung und Lehre kann nicht „verordnet“ werden.
Gestaltung von Governance-Prozessen
29
Es bedarf einer Balance von Vertrauen und Wertschätzung (auch innerhalb der Hochschulen) + internes Qualitätsmanagement (Entwicklungspotential!) + externe Evaluation (Entwicklungspotential!).
Governance-Prozesse sollten auf allen Ebenen (auch innerhalb der Hochschulen) bewusst gestaltet werden; insbesondere sind zur Erzielung von Nachhaltigkeit auch die jeweiligen Implementierungsschritte konsequent durchzudeklinieren (sonst Gefahr von „Hochglanzbroschüren“).
Gestaltung von Governance-Prozessen
30
Die Chancen an empirisches Wissen über Governance zu gelangen sollten erhöht werden
Programme zur Governance-Forschung im Hochschulbereich
Chance auf mehr Rationalität in der Hochschulpolitik
Gestaltung von Governance-Prozessen
31
Wirkung von Ouputsteuerung
Proje ktv olum e n FWF
Proje ktvolum e n in M io. Be w illigte Ge lde r in Mio.1977
1980
1983
1986
1989
1992
1995
1998
2001
2004
2007Ja hr (1977 - 2009)
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
220
240
260
Gelder in M
io. Euro
Proje ktanträge FW F
Be w illigte Proje kte Be a ntra gte /Erle digte Proje kte1977
1980
1983
1986
1989
1992
1995
1998
2001
2004
2007Ja hr (1977 - 2009)
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
Anzahl der Anträge
Auch sehr gut bewerteteProjekte werden nichtgefördert !
32
Bei einer geschätzten Arbeitsleitung pro Projektantrag von 2 Wochen (Prof., wiss. MA, Stud.Ass.)
Aufwand für abgelehnte Anträge:
26,5 Professor/innenstellen, 26,5 wiss. MA-Stellen, 26,5 Stud.Ass.-Stellen
Ablehnungsquoten
FWF: 75% (Tendenz steigend)
DFG, Schweizer Nationalfonds: 50% (besser dotiert!)
Wirkung von Outputsteuerung
33
Vor Festlegung von Indikatoren
Prospektive Evaluation der intendierten Wirkung sowie möglicher nicht intendierter Effekte
Wirkung ist NICHT Anzahl an Drittmittelprojekten oder Artikeln in Impactjournalen
sondern z.B.
erfolgreicher Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse
Von Output- zu Outcome(=Wirkung)steuerung
34
“Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden.”
Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre
Von Output- zu Outcome(=Wirkung)steuerung
35
Von Output- zu Outcome(=Wirkung)steuerung
Quadrantenmodell wissenschaftlichen Arbeitens (nach Stokes, 1997)
Grundlagen- vs. Anwendungs-orientierung
36
Von Output- zu Outcome(=Wirkung)steuerung
Quadrantenmodell wissenschaftlichen Arbeitens (nach Stokes, 1997)
Grundlagen- vs. Anwendungs-orientierung
37
Von Output- zu Outcome(=Wirkung)steuerung
Quadrantenmodell wissenschaftlichen Arbeitens (nach Stokes, 1997)
Grundlagen- vs. Anwendungs-orientierung
38
Erhöhung der Geldmittel für Grundlagenforschung
Förderschienen zu politische relevanten Themen (wo nicht direkter wirtschaftlicher Erfolg, z.B. Bildung, Gesundheit, Integration von MigrantInnen)
= problem solving model (siehe D und CH)
Administration durch FWF zur Sicherung der Qualität
Wissenschaftsministerium als Drehscheibe
Von Output- zu Outcome(=Wirkung)steuerung
39
Wissenschaft und Forschung sind wesentliche Elemente gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Weiterentwicklung. Diese in der Öffentlichkeit positiv zu vermitteln ist Aufgabe des Ministeriums. In der Kommunikation zwischen Studierenden, Lehrenden, Forschenden und allen an Wissenschaft und Forschung interessierten Menschen versteht sich das BMWF als Drehscheibe.
Mission des BMWF – Homepage
40
… die Zivilgesellschaft in ihrer Selbstverantwortungs- und Selbstorganisationsfähigkeit durch die Vermittlung entsprechender Kompetenzen unterstützen.
Universitäten können dabei
41
57% der Österreicher/innen halten es im täglichen Leben für unwichtig, etwas über Wissenschaft zu wissen
1. Platz der europäischen Wissenschaftsignoranz
… allerdings können auch 20% nicht sinnverstehend lesen
… jedoch
42
Daran gilt es noch gemeinsam – mit Unterstützung der Medien – zu arbeiten!
43
Das Wissenschaftsministerium hat eine besondere Aufgabe:
Es ist verantwortlich für die Herstellung von Rahmenbedingungen und Unterstützungsstrukturen für
• das Schaffen von Wissen (Forschung)
• die Vermittlung von Wissen (Lehre)
• den Transfer von Wissen (evidence based policy and practice)
Conclusio
44
Daher sollte das Wissenschaftsministerium
visionär und mutig sein für WählerInnen spürbare Erfolge sind nicht schnell zu erzielen
langfristig denken ermöglicht die Schaffung von Wissen, das die Basis für die Zukunft Österreichs als “Wissensgesellschaft” legt
Conclusio
45
Veränderung braucht Mut…
46
Herzliche Gratulation zum 40igerund ad multos annos!!
Top Related