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Page 1: 24 Leben EinSonnenschirmimWalde...2016/09/20  · Der Parasol (Macrolepiota procera)–indenromanischen Sprachen bedeutet„parasol“ tatsächlich„Sonnenschirm“– istmitbiszu30Zentimetern

Nummer 261 | Dienstag, 20. September 2016Leben24

Von Theresa Mair

Innsbruck – Schmaler, ho-her Stiel, verschiebbarer Ring,weiße Lamellen an der Unter-seite des Hutes und eine großeSpannweite: Das kann dochnur ein Sonnenschirm sein.Der Parasol (Macrolepiotaprocera) – in den romanischenSprachen bedeutet „parasol“tatsächlich „Sonnenschirm“ –ist mit bis zu 30 ZentimeternHöhe und 35 ZentimeternSchirm-Durchmesser ein Gi-gant im Wald.

Karin Montag, die Heraus-geberin der Pilzzeitung DerTintling, hat den Pilz aus derGruppe der Riesenschirmlin-ge zum Speisepilz des Jahres2017 auserkoren. Anlass ist derzweite Europäische Pilztag am24. September.

Das Wetter-Timing passt.„Der Parasol gehört zu denschnellwachsenden Großpil-zen. Wenn es ausreichend reg-net, dann braucht er ungefähreine Woche“, so die 62-jähri-ge Saarländerin, die sich mitAktionen wie dem Pilztag (In-fo: www.pilztag.de) bemüht,mehr Pilzwissen unter dieLeute zu bringen.

Wer am Samstag kein Para-sol-Schnitzel auf dem Tellerhat, muss aber nicht verzagen.„Im August hatten wir ein rich-tiges Massenvorkommen. Mo-mentan ist ein bisschen weni-ger los, aber es ist gut möglich,dass bis Ende Oktober nocheinmal mehr wachsen. Solan-ge es nicht gefriert, kann manihn finden“, sagt Martin Kirch-

mair, Obmann des Tiroler Pilz-vereins in Jenbach und Mikro-biologe an der Uni Innsbruck.

Allzu hoch hinaus sollte manaber nicht bei der Suche. „DerParasol wächst bis auf unge-fähr 1500 Meter. Er ist ein statt-licher Pilz, den man schon vonWeitem sieht. Er mag Misch-wald sehr gerne, kommt aberauch im Fichtenwald vor“,erläutert Kirchmair die Vorlie-ben des recht anspruchslosenSchwammerls. Dass er häufigvorkommt, dass der Pilz nicht

bedroht ist, ist eines von dreiKriterien, die ein Speisepilz er-füllen muss, um von Montagauserwählt zu werden. Weitersist ihr wichtig, dass der Pilzleicht zu erkennen ist und gutschmeckt. Alle Kriterien treffenlaut Kirchmair auf den Parasolzu. Verwechselt werde er trotz-dem. „Die meisten Pilzver-giftungen bei uns passieren,weil Leute den Grünen Knol-lenblätterpilz mit einem Pa-rasol verwechseln. Das ist mirunverständlich, weil die Pilze

eigentlich gut auseinanderzu-halten sind.“ Vereinzelt werdeder Parasol auch mit einemetwas schwer verdaulichenVerwandten vertauscht: „DerSafranschirmling ist nicht sobekömmlich wie der Parasol.Statt des genatterten Stiels –wie eine Schlangenhaut – hatder Safranschirmling einenglatten Stiel.“

Den Sonnenschirm im Waldlassen sollte man, wenn erwelk am Stiel hängt, an denRändern trocken wird und sich

schon rosa verfärbt. „Dannkann er auch noch einmal aus-sporen.“

Beim Parasol muss man– wie bei allen Pilzen außerChampignons – darauf ach-ten, dass er gut durchgebratenist. Hämolysine verursachensonst nämlich Übelkeit. Kirch-mair selbst genießt das nussigschmeckende Riesenschwam-merl am liebsten in Butter an-gebraten. „Man kann ihn auchpanieren. Für ein Gulasch ister zu schade.“

Ein Sonnenschirm imWaldeDer Speisepilz des Jahres 2017 steht bei Regenwetter in den Startlöchern. ZweiSchwammerl-Experten verraten, was den Parasol so unverwechselbar macht.

Aus jungen Parasolen (l.) kann man z. B. Schirmringe panieren, die ausgewachsenen Exemplare (r.) eignen sich als Schnitzel. Fotos: Montag

Zutaten für Schirmringe à laCalamares: Parasole, 1 Ei, Mehl,Semmelbrösel, Butter, Bratfett,Salz, Pfeffer, 50 ml Rahm

Zubereitung: Die geschlossenenHüte von den Stielen junger Pa-rasole (im so genannten Pauken-schlegelstadium) befreien und in0,5 cm dicke Ringe schneiden.Die Ringe nacheinander in Mehl,in verquirltem, gesalzenem undgepfeffertem Ei sowie in den Sem-melbröseln wälzen. Die Panadesanft, aber gründlich andrückenund die Ringe in Butter oder Ölherausbacken. Sauce: Die Stieleder Schirmpilze über der Knolle ab-

schneiden und abschaben. In einbis zwei Millimeter dünne Scheib-chen schneiden und dann feinhacken. In ca. 20 g Butter braunbraten. Die Masse in ein Rührglasgeben, 50 ml Sahne und ca. 20 mlWasser zugeben, salzen und fein

pürieren. Bei Bedarf noch etwasWasser oder Milch zugeben.

Zutaten für Parasole im Würfel-bett (2 Portionen): Parasole, 1mittlere, gekochte Kartoffel (nochwarm mit einer Gabel zerdrückt),

1 Zwiebel, Butter, Salz, Pfeffer,Gemüsebrühe, Mehl, Milch.

Zubereitung: Aus den Parasolenwird der Stiel herausgebrochen unddie Hüte zunächst zur Seite gelegt.Den oberen Teil der Stiele würfeln,

den Rest fein hacken. Diese Bröselin etwas Butter knusprig braten.Die in feine Würfel geschnitte Zwie-bel zugeben und goldbraun anbra-ten. Salzen, in ein Sieb geben unddie Butter auffangen. Die Stielmas-se zur zerdrückten Kartoffel gebenund gründlich durchmischen. EineAuflaufform mit der gefangenenButter auspinseln und mit den Pilz-würfeln belegen. 100 ml Suppe miteinem TL Mehl binden, Milch (oderSahne) zugeben, mild würzen. Da-mit die Würfel begießen. Die Hütehalbieren, auf das Würfelbett legenund mit der Pilz-Zwiebel-Mischungfüllen. Im vorgeheizten Backrohr 30Min. überbacken.

Ein Pilz, viele Möglichkeiten: Parasol-Rezepte von Karin Montag

Es muss nicht immer Schnitzel sein: Schirmringe à la Calamares (l.) und Parasole im Würfelbett (r.). Fotos: Montag

Innsbruck – Einmal noch aufdie Tube drücken und dannist der letzte Rest der Zahn-pasta verbraucht. Auch derShampoobestand neigt sichdem Ende zu. Die logischeKonsequenz daraus: ein Be-such im Drogeriemarkt. Dassviele Körperpflegeproduktemit einfachen Mitteln selbsthergestellt werden können,ist heutzutage vielen gar nichtmehr bewusst.

Astrid Schönweger, IreneHager und Alice Hönigschmidhaben eine Schatzkiste desKräuterwissens zusammen-getragen und in ihrem neuenBuch „Die Kraft der Kräuternützen“ über 350 Rezepte vonüber 50 Südtiroler Kräuter-frauen aufgeschrieben. Dabeigeht es nicht nur um Schön-

heitspflege, sondern um alleLebensbereiche: vom Hus-tenzuckerl bis zur Zahnpas-ta, vom Kamillen-Deo bis zurAnti-Akne-Gesichtsmaske,von der Meisterwurz-Tinkturbis zum Kakao-Kräuter-Tee.

Eine Handvoll Brennessel-wurzeln, die man in einemLiter Wasser aufkochen lässt,reichen z. B. schon aus, umein Haarwasser herzustellen.Aus einer Handvoll frischeroder getrockneter Lavendel-blüten, die man gemeinsammit 500 g Meersalz in ein Glasfüllt und verschlossen eineWoche lang im Dunkeln ste-hen lässt, entsteht ein duf-tendes Lavendelbadesalz. Ei-ne Handvoll Heublumen imkochenden Wasser ergibt eindampfendes Heublumenbad,

das schon zu Omas Zeiten sohergestellt wurde.

AmDonnerstag,22.Septem-ber, 15–17 Uhr, findet in derBuchhandlung Wagner’sche,Museumstraße 4, Innsbruck,ein Workshop mit den Auto-rinnen statt. Besucher erfah-ren u. a., wie sie selbst Heil-mittel und Schönheitspflegeaus Kräutern herstellen kön-nen. Anmeldung unter [email protected]. (nic)

Selbst gemacht statt selbst gekauft

„Die Kraft der Kräuter nutzen“Hager, Hönigschmid, Schönweger.

Löwenzahn. Lö-wenzahn Verlag,29,90 Euro, 456Seiten, über600 Fotografien.Foto: Alice Hönigschmid

Zwei Esslöffel geraspelte Karotten, ein EL Sauerrahm und ein EL Roggenmehl– mehr braucht man nicht für die Gesichtsmaske gegen Akne. Foto: Hönigschmid

Respekt fürkreativeProjekte

Innsbruck – In Tirol setzensich viele Menschen für dieLösung gesellschaftlicher Pro-bleme ein. Das zeigt u. a. derWettbewerb „Österreich suchtOrte des Respekts“: 41 derbundesweit über 800 Projektewurden in Tirol eingereicht, 25davon entsprachen den Krite-rien der Jury. „Die Jammererverschaffen sich oft lautstarkGehör. Die Menschen, die et-was leisten, nimmt man nichtso wahr. Wir holen sie vor denVorhang“, erklärte Josef Vinat-zer vom Verein Respekt.netdie Motivation der unter an-derem von der Uniqa finan-ziell unterstützten Initiative.Die Inhalte reichen von derNachhaltigkeit bis zum Kampfgegen Diskriminierung. DerLandessieger, die „Tiroler Ge-sellschaft für rassismuskriti-sche Arbeit“ (TIGRA), wurdegestern in Innsbruck ausge-zeichnet. „Wir danken für dieAnerkennung. Auch das Geldkönnen wir gut brauchen“,freute sich Vereins-ObfrauMandeep Lakhan über 2000Euro Preisgeld. Seit 2015 ver-öffentlicht TIGRA jährlich denTiroler Rassismusbericht undberät Opfer. Ob es zum Ge-samtsieg und damit zu 10.000Euro Preisgeld reicht, ent-scheidet sich am 12. Oktober.„Das Geld muss wieder in dieProjekte investiert werden“,betonte Vinatzer. (phi)

Münchner Profiler haben den Mordan Ötzi genauer untersucht. Foto: Böhm

Mord anÖtzi war

heimtückischBozen – Ötzi wurde vermut-lich aus „heimtückischen“Motiven umgebracht. Grundsei eine „persönliche Kon-fliktsituation“ gewesen, sag-te der Münchner Profiler undHauptkommissar AlexanderHorn am Montag in Bozenzum 25. Jahrestag der Entde-ckung der Gletschermumie.„Es ist wahrscheinlich, dassder Mord an Ötzi ähnlich ba-nal ablief wie andere Mordeheutzutage auch.“ Neid, Zu-rückweisung oder Kränkungkönnten ein Motiv der Tatgewesen sein. Ob eine Bezie-hungstat oder gar eine Frauhinter der Tötung steckt, seinicht zu sagen. „Dazu müss-te man das Opferumfeld be-fragen, und das gibt es ja indiesem Fall nicht.“ Der 5300Jahre alte Mann aus dem Eiswurde am 19. September vor25 Jahren in der italienisch-österreichischen Grenzregionin den Alpen gefunden. (dpa)