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Reinhold Müller
Von der Bewusstheit zur Erleuchtung
Ein spiritueller Begleiter
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Reinhold Müller:Von der Bewusstheit zur Erleuchtung
Ein spiritueller Begleiter© 2011 Schirner Verlag, Darmstadt
Umschlag: Murat Karaçay, SchirnerRedaktion: Beate Christmann & Katja Hiller, SchirnerSatz: Annika Schauf, Books’ Looks Printed by: FINIDR, Czech Republic
ISBN 978-3-89767-930-6
www.schirner.com
1. Auflage 2011
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe
sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten
Haftungsausschluss
Die Angaben sowie die vorgeschlagenen Methoden und Mittel wurden vom Autor nach bestem Wissen
zusammengestellt. Die Inhalte wurden mit größter Sorgfalt geprüft. Fehler können trotzdem nicht voll-
ständig ausgeschlossen werden. Inhaltliche Fehler eröffnen keinen Haftungsanspruch gegen den Autor
oder den Verlag. Beide übernehmen daher keine Garantie.
Die Inhalte dieses Werkes sind keine Heilzusagen und ersetzen in keinem Fall die Diagnose und Therapie
von Erkrankungen und anderen körperlichen Störungen durch einen Arzt oder Heilpraktiker. Autor und
Verlag distanzieren sich daher ausdrücklich von Heilaussagen und Heilversprechen. Die beschriebenen
Methoden und Ernährungsvorschläge sind kein Therapieersatz.
Alle Informationen sollen Ratsuchenden eine unverbindliche Hilfe sein und können eine Therapie beglei-
ten. Jeder Benutzer wird allerdings angehalten, ein Risiko sorgfältig für sich selbst zu prüfen beziehungs-
weise die Unbedenklichkeit für diesen Einzelfall durch Konsultation eines Arztes überprüfen zu lassen.
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Inhalt
Zu diesem Buch ............................................................7
Danksagung ....................................................................9
Einleitung ...................................................................... 10
Am Anfang – Zu Beginn ............................................12
Allgemeines zum Göttlichen
und zu Ihrer Entwicklung ..........................................17
Religion ......................................................................... 21
Spiritualität und spirituelle Entwicklung ................ 25
Seele .............................................................................. 33
Freier Wille .................................................................. 39
Göttlicher Wille .......................................................... 56
Innere Stimme und das Bauchgefühl .................... 68
Intuition ........................................................................ 71
Glauben .........................................................................74
Karma ............................................................................ 77
OM bis Amen ............................................................. 82
Beten ............................................................................. 86
Meditation ................................................................... 94
Dienen (Seva) .............................................................111
Mantra und Mantra-Yoga ........................................118
Mala/Japa-Mala ........................................................ 141
Mudra .........................................................................144
Asanas ........................................................................ 146
Schüler, Adept und Jünger ..................................... 147
Ihr Begleiter, Ausbilder, Lehrer
und/oder Meister ..................................................... 161
Guru und Satguru .................................................... 167
Die Kette der Gurus, der Begleiter ........................174
Hatha-Yoga ................................................................ 182
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Rajah-Yoga ................................................................. 185
Kriya-Yoga ................................................................. 189
Atma-Kriya mit OM-Healing .................................. 195
OM-Healing .............................................................203
Auf dem Weg der Erleuchtung ..............................206
Advaita und Maya .................................................... 216
Samadhi ...................................................................... 224
Guru-Einweihungen ................................................. 231
Regeln und Vorgaben für Erleuchtete..................234
Sadhana ......................................................................246
Siddhi .......................................................................... 249
Hinweis und Bitte .....................................................258
Aus einem spirituellen Tagebuch ..........................260
Die Entwicklung zum Heiler – Berater –
Therapeut – Ausbilder.............................................286
Quellennachweise ...................................................289
Lebenslauf in Kurzform ...........................................290
Gedanken zum Schluss ........................................... 291
Literaturempfehlungen für Sie .............................. 292
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Zu diesem Buch
In diesem Buch stecken die Erfahrungen des Autors und die dadurch gewon-
nenen Erkenntnisse, seine Wahrheit. Vielleicht haben Sie Ihre eigene ja auch
schon gefunden. Aber wenn Sie sich etwas bewegen, sich einmal anders hin-
stellen, die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten, wird vielleicht et-
was von seiner Wahrheit zu Ihrer.
Dieses Buch soll Sie zum Nachdenken anregen, dadurch vielleicht auch zum
Umdenken, und wenn Sie sich dann auch noch etwas verändern, hat es seinen
Zweck erfüllt. Es soll Sie auch neugierig machen, den Weg zu sich »selbst«, zu
Ihrer Seele – und damit zum Göttlichen – bewusster zu gehen.
Dieses Buch ist:
• füralle,diesichfüreinespirituelleAusbildunginteressieren.
• füralle,diesichaufeinespirituelleAusbildungundbewussteWeiterentwick-
lung vorbereiten wollen.
• einnützlichesLehrbuchbeiderspirituellenAusbildungunddientIhnenzum
Lernen und Verstehen, mit Ergänzungen und Vertiefungen zu Ihrem Unter-
richtsmaterial.
• einNachschlagewerkzumNachlesenundWiederholen.
Ich wünsche mir für Sie, dass Sie nach dem Lesen manches bewusster wahrneh-
men. Ob Sie sich dadurch verändern, in Kleinigkeiten oder im Größeren, das
liegt ganz allein bei Ihnen. Nur Sie selbst sind für sich verantwortlich.
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Alles Liebe und Gute sende ich allen,die dieses Buch lesen.
Alles Liebe und Gute sende ich allen,die sich dadurch verändern,
die sich auf diesen Weg einlassen… und auch allen anderen.
SuNa – Reinhold Müller
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9
Danksagung
Mein Dank gilt allen, die mich unterstützt und mir beim Fertigstellen dieses
Buches geholfen haben, vom Manuskriptlesen über die Umschlaggestal-
tung und Titelfindung bis zum Lektorat.
Besonderer Dank gilt dem Göttlichen und allen Wesen und Kräften des Him-
mels und der Erde.
Ebenso gilt mein Dank auch all meinen Meistern und Meisterinnen, Lehrern
und Lehrerinnen, Ausbildern und Ausbilderinnen sowie Begleitern und Beglei-
terinnen auf meinem Weg.
Jewgeni Awerbuch kann man für seine eigene spirituelle Entwicklung wohl nie
genug danken, genauso all meinen Mitschülern und Mitschülerinnen für ihre
Hilfe und Unterstützung.
Das bloße Lesen eines Bucheswird noch keine Unterscheidungskraft verleihen;
es muss im täglichen Lebenin die Praxis umgesetzt werden.
Ohne dies ist das Leseneine reine Zeitverschwendung.
Was nur zum Zeitvertreib gelesen wird,wird von der Zeit vertrieben,
und nichts bleibt zurück.
Sathya Sai Baba
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Einleitung
Zu Beginn an alle, die weder an eine höhere Intelligenz noch an ein Hö-
heres Selbst oder an ein höheres Wesen wie das Göttliche glauben, egal
in welcher Form. All diese Menschen können während des Lesens überall für
»das Göttliche« gedanklich z. B. »Schicksal« oder »Karma« einsetzen. Wenn Sie
in diesem Buch »das Göttliche« lesen und es mit »Es« betitelt wird, sind natürlich
trotzdem alle Formen und Namen des Göttlichen mit allen Umschreibungen
wie »Er«, »Es« und »Sie« gemeint. Das gilt auch für andere Begriffe. Wenn Sie im
Laufe des Buches z. B. »der Begleiter« lesen, dann sind natürlich immer beide,
die weibliche und die männliche Möglichkeit, angesprochen.
Wenn Sie nachfolgend den Begriff »Begleiter« lesen, sind damit alle Formen von
Beratern, Ausbildern, Lehrern, Meistern und Gurus gemeint. Denn nur Sie selbst
bestimmen, auch abhängig von Ihrem persönlichen Reifegrad, Ihrer Erkenntnis
und Ihrem Wissen, als was Sie Ihren Begleiter sehen, fühlen und spüren dürfen.
Begleiter können viele sein, z. B. ein Partner, ein Freund, ein Bekannter, ein
Seelsorger, ein Arzt, ein Heilpraktiker, ein Therapeut, ein Heiler ... Sie sollten
Ihren Begleiter bewusst auswählen, Sie beide sollten sich über Ihre Aufgaben,
Erwartungen und Ziele im Klaren sein.
Folgendes sollten Sie bitte beachten:
• DieAusführungenimBucherhebenkeinenAnspruchaufVollständigkeit.
• DiesesBuchkannundwillwederErsatzfüreineärztlicheBehandlungnoch
für eine therapeutische Begleitung sein.
• DiesesWerkersetztkeinepraktischeHilfevonaußenund/oderdirekteUn-
terstützung auf Ihrem Weg.
• DiesesBuchwillnichtsbewertenoderbeurteilen.
• Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, Ihre Entscheidungen in Zukunft be-
wusster treffen zu können.
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Es kommt doch letztlich nur auf Ihr Herz und Ihre Seele an. Es kommt doch nur
auf Ihren bewussten Kontakt zum Göttlichen an. Es ist nicht so wichtig, was Sie
alles wissen. Alle Weisheiten aus Büchern und Schriften können doch keine
gelebten Erfahrungen und keine eigenen Erkenntnisse ersetzen. Alle Weisheiten
dieser Welt sind bereits in Ihnen enthalten. Eine Ihrer Aufgaben kann es sein,
diese Weisheiten zu entdecken, in sich zu entfalten und sie wiederzubeleben.
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12
Am Anfang – Zu Beginn
Wirklich das Beste, was Sie für sich selbst tun können, ist, Ihren spirituellen
Weg zu erkennen, ihn bewusst auszuwählen aus all den vielen Mög-
lichkeiten und ihn dann Schritt für Schritt zu gehen. Denken Sie daran: Es gibt
viele Wege, und manche davon sind Irrwege. Suchen Sie den für Sie optimalen
Weg. Suchen Sie sich einen Begleiter auf diesem Weg, der Sie lehrt, einführt,
begleitet, anleitet, Ihnen die richtigen (die für Sie passenden!) Übungen zeigt,
Sie vor Sackgassen und Täuschungen bewahrt, Sie unterstützt, Sie auffängt, der
immer für Sie da ist; der Ihre Übungen, Ihre Einstellung und Ihre Entwicklung
beaufsichtigt, der Sie fordert, anspornt und motiviert. Durch Ihre spirituelle Ent-
wicklung werden Sie vieles kennenlernen, das Ihnen auch in der materiellen
Welt helfen wird.
Sie werden wie schon so viele erfahren, dass Freude, Dankbarkeit, Friede und
Liebe in Sie einkehren. Sie werden die Energie als Liebe in vielfacher Form ent-
decken, mit deren Hilfe Ihre Weiterentwicklung immer weiter und leichter ge-
lingen wird. Sie dürfen sich öffnen für Freude, Dankbarkeit und Liebe. Sie dür-
fen sich Zeit nehmen für Meditation und Gebete sowie für andere spirituelle
Übungen. Sie dürfen ruhig daran glauben, dass auch Sie mit dem Göttlichen,
dem Höheren Selbst und dem Überbewusstsein eins werden können, also zur
Erleuchtung gelangen können, wenn Sie es wollen und bereit dafür sind.
Am Anfang mögen manche von Ihnen gar nichts von ihrer spirituellen Entwick-
lung und von all der Veränderung bemerken. Aber Sie entwickeln sich, Sie ver-
ändern sich nun einmal in jeder Sekunde durch alles, was Sie über Ihre fünf
Sinne aufnehmen, bewusst und unbewusst. Zum Lernen, zum Sich-Entwickeln
gehört auch der Wille, zu üben, sich anzustrengen, der Wunsch, besser zu
werden, Übungen auch dann durchzuführen, wenn man den Sinn erst später,
manchmal erst viel später, erfahren und erkennen darf. Dazu ist Achtung und
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Vertrauen zu dem Begleiter Voraussetzung. Bei Ihrer spirituellen Entwicklung
dürfen Sie natürlich Ihren Körper nicht vergessen, auch er will beachtet und
gepflegt werden.
Eines Menschen Seelekann nur so schnell reisen,
wie ihn seine Füße tragen können.
Indianisches Sprichwort
In diesem Buch finden Sie nachfolgend häufiger Beschreibungen von Erlebnis-
sen und Gefühlen, die auch auf dem Weg zu Ihrem inneren Selbst, zu Ihrer
inneren Stimme und zum Göttlichen in Ihnen auftreten können. Sie sollten sich
dessen bewusst sein oder werden, dass Sie Ihren eigenen, einzigartigen Weg
gehen. Sie sollten wissen, dass all das, was Sie hier in Worten ausgedrückt le-
sen, eigentlich unbeschreiblich ist. Sie werden erkennen, dass all dieses Unbe-
schreibliche durch die lesbaren Worte nur begrenzt ausgedrückt werden kann,
weil nun einmal unsere Sprache mit all ihren Ausdrucksmöglichkeiten begrenzt
ist, und weil wir für all das Unbeschreibliche hier in dieser Welt keine Ver-
gleichsmöglichkeiten haben. Sie werden selbst auf Ihrem Weg spüren, erleben
und genießen dürfen, dass es da nichts Vergleichbares gibt, in unserer dualen
Welt.
Einige wenige, die sich auf diesen Weg begeben, werden unterwegs erkennen,
dass es nicht ihr Weg ist, zumindest zu diesem Zeitpunkt. Sie finden dann einen
anderen Weg zum Göttlichen Bewusstsein in sich und um sich herum, wenn Sie
es wollen. Die meisten, die sich auf diesen Weg begeben, werden ihn bewusst
gehen – trotz aller Veränderungen und Anstrengungen. Sie werden dann das
Göttliche bewusster spüren, in sich und um sich herum. Die einen früher, die
anderen später.
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Das dürfen Sie akzeptieren.
Die übersetzten Sanskrit-Wörter werden in verschiedenen Büchern unter-
schiedlich geschrieben, und manchmal wird auch ihre Bedeutung unterschied-
lich aufgefasst. Sanskrit-Wörter sind einzeln nur sehr schwer zu übersetzen,
haben meist sehr vielseitige Bedeutungen. Sanskrit-Wörter kann man eigentlich
nur im Zusammenhang richtig verstehen und ihren eigentlichen Sinn erkennen.
Besonders bei Mantras existieren oft verschiedene Schreibweisen, z. B. namah
und namaha, Schrim und Shrim, Gam und Glaum, suvaha und svaha. Das liegt
daran, dass manchmal nur auf die Aussprache von einigen Konsonanten geach-
tet wird.
Meist wird der Buchstabe:
• »c«ausgesprochenals»tsch«(Cakra–Tschakra).
• »j«ausgesprochenals»dsch«(Jain–Dschain).
• »s«ausgesprochenals»ß«(Sarasvati–Saraßwati).
• »sh«ausgesprochenals»sch«(Shiva–Schiwa).
• »v«ausgesprochenals»w«(Vishnu–Wischnu).
• »y«ausgesprochenals»j«(Yama–Jama).
Irgendwann in Ihrer Entwicklung werden Sie erkennen, dass es nicht mehr auf
das gedachte und auswendig gelernte Wort, auf die Silbe oder den Text an-
kommt, sondern allein auf die Schwingung, den Klang und die Melodie des
Textes. Im Ursprung wurden die Texte der Veden als Laut offenbarungen der
Rishis, der Heiligen und Sehenden, weitergegeben. Erst später wurden sie auf
Palmblättern niedergeschrieben. Auch heute können Sie die Texte und auch
Übungen mit verschiedenen Aussprachen und Betonungen finden, wobei kei-
ne davon ohne Wirkung ist. Ihre Seele nimmt die Schwingung auf und gibt sie
weiter, von der Ebene aus, auf der Sie sich befinden.
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Viele Menschen kümmern sich z. B. bei Hatha-Yoga oder Tai-Chi am Anfang
sehr lange und ausdauernd um die körperlichen Übungen. Erst später, nach ei-
niger Zeit der körperlichen Übung, erkennen sie dann, dass all diese Stellungen
nur Hilfsmittel sind, um durch und mit dem Körper zur geistigen Ebene vorzu-
dringen. Sie erfahren dann meist, dass die körperliche Stellung von alleine geht,
sie nicht mehr so wichtig ist, und ihre Konzentration, ihr Geist und ihre Seele
nun frei werden für die geistige Ebene. Natürlich ist es meist notwendig, sich
über eine längere Zeit auf die körperlichen Übungen zu konzentrieren, bis man
die geistige Ebene erreichen kann.
Die Bibel wurde nachweislich öfter übersetzt und auch wieder zurücküber-
setzt. Doch durch Übersetzungen entsteht manchmal ein ganz neuer Sinn. Ein
kleines Beispiel: Im Hebräischen bedeutet Satan einfach nur Gegner (auch der
Gegner in sich selbst). Durch die Übersetzung ins Griechische und dann ins
Lateinische wurde daraus Luzifer bzw. der Teufel. Hinzu kommt, dass wir heute
manchmal unter demselben Wort etwas anderes verstehen als die Menschen
damals.
Die Veden gehören zu den Heiligen Büchern im Hinduismus. Sie sind seit circa
fünf Jahrtausenden – und nach manchen Unterlagen sogar schon seit sieben
Jahrtausenden – erhalten. Seit drei Jahrtausenden existieren sie in einer unver-
änderten Sanskrit-Version. Jeder kann also den ursprünglichen Text lesen und
deuten, der nach den Überlieferungen direkt vom Göttlichen stammt. Durch
ihre teils wie Geschichten klingenden Erzählungen erhalten die Veden einen
äußeren Rahmen. Diesen Rahmen sollten Sie aber nur als Brücke verstehen,
die Ihnen dabei hilft, die innere Bedeutung zu finden. Diese können Sie mithilfe
Ihrer Seele erspüren.
Inhalte sind unter anderem: »Handeln ohne Bindung an die Handlung«, was
man verstehen könnte wie: »Führe deine Handlung aus, ohne an ein Ziel dieser
Handlungen zu denken. Überlasse es dem Göttlichen. Sein Wille geschehe.«
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Die Veden wollen uns das Bewusstsein zurückgeben, uns helfen, zum Ur-
sprung, zum Ursprünglichen zurückzukehren, und bewegen zur Aufgabe des
persönlichen Bewusstseins und des weltlichen Egos, um so eins zu werden mit
dem Göttlichen Bewusstsein.
Erst dann können Sie den Göttlichen Willen wirklich bewusst erkennen. Ohne
Ihre innere Bindungen zu lösen, finden Sie die Befreiung, das Lösen aus allen
Karmas, von allen bewussten und unbewussten Handlungen wohl nicht. Dazu
gehört auch das bewusste Loslassen von weltlichen Fesseln und Bindungen, mit
dem Ziel, die Ebene zu erreichen, die außerhalb jedes Rhythmus der Wieder-
geburten liegt.
Viele Glaubensrichtungen benötigen Priester, Mönche, Schamanen, Druiden,
Heilige und Heiler als Vermittler. Mit äußeren Mitteln wie Feuer, Rauch, Weih-
rauch, Flüssigkeiten, Duftstoffen und sonstigen Opfergaben holen sie viele
Menschen dort ab, wo diese sich in ihrer Entwicklung befinden, um all diesen
einen Weg zum Göttlichen zu zeigen. Manchmal nutzen diese Vermittler all ihr
Wissen aber nur aus, um sich für andere unentbehrlich zu machen. Sie machen
andere von sich, ihrem Wissen und ihrer Meinung abhängig und vertreten so-
gar die Haltung, sie wüssten, was das Beste für die anderen ist. Auch fordern
sie einen Teil der Hingabe ihrer Mitmenschen zum Göttlichen für sich selbst.
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Allgemeines zum Göttlichen und zu Ihrer Entwicklung
Was ist das Göttliche? Wie sieht es aus? Wo können Sie das Göttliche
sehen? Das Göttliche ist formlos und zugleich in jeder Form, es ist au-
ßerhalb von Raum und Zeit und gleichzeitig in jedem Raum und in jeder Zeit.
Bestimmt ist das Göttliche der Ursprung der Liebe und des Wissens, der Wahr-
heit und des Vertrauens und alles Weiteren. Es ist die Wirklichkeit und die Illu-
sion, es ist der Schöpfer dieses Universums und allen Seins. Alles ist in ihm und
von ihm, es ist in allem, und nichts geht verloren. Bestimmt ist jeder Einzelne
von uns göttlich, hat seinen göttlichen Anteil in sich, ist ein einzigartiges Wesen,
wie auch jedes Blatt, jedes Sandkorn, jede Schneeflocke etc. Das Göttliche ist
nun einmal in allem und in jedem, also auch in Ihnen. Es ist Ihre Mutter und Ihr
Vater, es ist auch Ihr Freund und Ihr Partner, es ist Ihr Begleiter und Ihr Ausbilder
durch alle und alles um Sie herum. Es liegt nur an Ihnen, sich des Göttlichen
überall und in jedem und allem – und besonders in sich selbst – bewusst zu
werden.
Hier soll das Göttliche nicht wissenschaftlich ergründet werden. Wir alle wer-
den in dieser Welt das Göttliche wohl niemals in seiner Gesamtheit begreifen,
und darum geht es auch überhaupt nicht. Auch nicht darum, mit welchen Na-
men und über welche Symbole Sie Kontakt zum Göttlichen aufnehmen. In
Indien werden derzeit wohl über eine Million Verkörperungen des Göttlichen
verehrt. Fast jedes Dorf hat seine eigene, eine Art verstärkten Aspekt des Gött-
lichen. Ihre Verehrung ist vergleichbar mit der unserer Heiligen.
Auch jeder von uns hat doch verschiedene Namen. Der Partner ruft Sie mit
einem Kosenamen, die Freunde vielleicht mit einem Spitznamen und/oder mit
Ihrem Vornamen, außenstehende sprechen Sie mit Titel und Nachnahmen an.
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Ihre Kinder verwenden Mama, Mutsch, Papa, Papi, etc. Die Enkel rufen Sie
Oma, Omi, Opa, etc. Alle nennen Sie anders, alle haben ihr eigenes Bild von
Ihnen, alle haben unterschiedliches Wissen über Sie und Erfahrungen mit Ihnen.
Alle haben verschiedene Vorstellungen von Ihnen und unterschiedliche Erwar-
tungen an Sie. Doch alle meinen immer nur Sie.
Ähnlich sollten auch Sie die Vielzahl der Namen, Symbole und Glaubensrich-
tungen für das Göttliche betrachten. Sie sollten all die Formen des Glaubens
akzeptieren. Es hilft Ihnen, wenn Sie sich der Überzeugung anschließen, dass
das Göttliche nun einmal auf allen Altären zu Hause ist.
Jeder kann und sollte für sich entscheiden, wo der freie Glaube an das Gött-
liche endet, und wo die Gesetze, Verordnungen, Vorstellungen, Rituale etc.
beginnen, die doch meist von Menschen gemacht wurden. Größtenteils nur,
um die Macht der Führenden zu stärken und die Unterordnung der Gläubigen
und meist Unwissenden zu festigen.
Absicht dieses Buches ist es nicht, Sie von einer Glaubensvorstellung abzu-
bringen und/oder Sie zu einer bestimmten zu führen. Letztendlich geht doch
in jeder Glaubensrichtung die Veränderung oder Bestätigung von Regeln und
Vorgaben von der Mehrzahl der Gläubigen aus und nicht immer nur von den
Führungspersönlichkeiten.
Dieses Buch will Sie und alle Menschen, die es wollen, darauf hinweisen, dass
jedes Wesen das Recht – und eigentlich auch die Pflicht – hat, seine Gewohn-
heiten, seine Rituale, seine Gefühle und sein Verhalten dauernd, das heißt in
jedem Augenblick, zu hinterfragen. Damit Sie immer wieder bewusst entschei-
den können, wie Sie sich verhalten. Das bedeutet es, wirklich einen freien Wil-
len zu haben.
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Bei der spirituellen Entwicklung geht es (auch) darum, alles an sich selbst zu
kontrollieren und damit alles bewusst zuzulassen, auszuführen, zu sprechen
und zu denken.
Das bedeutet für Sie,
• IhrenfreienWillenzufindenundeinzusetzen.
• allesinHarmonieundAusgeglichenheitzubringen.
• alles voller Freude,Dankbarkeit und letztendlich voller Liebe auszuführen
und anzunehmen.
• aufIhremWegbewusstaufIhrZielzuzusteuern,gegenundmitallenEreig-
nissen, Fähigkeiten, Stärken, Schwächen, etc.
Alle wirklich großen Epochen der Menschheit verdanken wir doch dem spiritu-
ellen und kulturellen Erwachen von einzelnen Menschen. Es geht bei der spiri-
tuellen Entwicklung um die inneren Schätze, um die menschlichen und damit
göttlichen Werte. Die spirituelle Entwicklung ist unabhängig von Religion, Alter,
Geschlecht, Rasse, Stand, Bildung, Besitz, Macht oder Ruhm, sie ist für jeden
möglich, der sie bewusst will und etwas dafür zu tun bereit ist.
Ihre spirituelle Entwicklung hängt aber von vielen unterschiedlichen Faktoren
ab: von Ihren Erfahrungen in früheren Leben und von Ihren Aufgaben in die-
sem, von Ihren Veranlagungen und Fähigkeiten und von dem, was Sie in diesem
Leben tun, um diese zu entfalten und zu benutzen. Außerdem davon, wie viel
Zeit Sie sich für die Übungen nehmen, wie konzentriert und regelmäßig Sie
diese durchführen ...
Alles, was Sie spirituell tun, sollten Sie mit Glauben, Vertrauen und Liebe zum
Göttlichen tun. An das Ziel, z. B. Erleuchtung zu erlangen oder besondere Fä-
higkeiten zu entwickeln (Samadhi und Siddhi), gelangen aber alle, der eine frü-
her und der andere etwas später – und manche auch erst in einem weiteren
Leben. Sie können mit viel Übung so weit kommen, dass Sie in jedem Augen-
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blick bewusst handeln und in der Gegenwart leben, ohne an die Zukunft zu
denken, da Sie ja mit all Ihren bewussten Entscheidungen in der Gegenwart
nun mal auch bewusst Ihre Zukunft gestalten. Wenn Sie ohne Erwartung sind,
wenn Sie sich bei allem des Göttlichen in sich und in allem bewusst sind, haben
Sie es erreicht.
Auch sagt die Zeitspanne, die jemand auf seinem spirituellen Weg ist, alleine
nicht viel aus. Genauso wenig, wie dass jemand bei einem bestimmten Ausbil-
der war, in Indien, in China, in Tibet, in Amerika etc. Sie können es gerne mit
jemandem vergleichen, der anfängt, ein Musikinstrument zu lernen. Auch hier
finden Sie Menschen, die unterschiedlich mit ihrer Begabung und mit ihren Er-
folgen umgehen. Einige gehen regelmäßig eine bestimmte Zeit zum Unterricht
und üben dann zu Hause. Wenn sie ein paar Musikstücke kennen, sind sie da-
mit zufrieden, das Erlernte weiterhin allen Menschen um sich herum vorzuspie-
len und dabei diese und sich selbst zu erfreuen. Es gibt aber auch solche, die
sich immer schwierigere und anspruchsvollere Musikstücke aussuchen, immer
weiter üben und sich dabei verbessern. Dabei finden sie auch noch die Zeit, ihr
Können anderen zu zeigen, und geben das Gelernte an andere Schüler weiter.
Sie sollten wissen: Egal, wie lange Sie üben und wie gut Sie werden, unabhän-
gig davon, ob Ihre Zuhörer bestätigen, dass Sie meisterlich sind, sollten Sie
Ihre Überzeugung vom eigentlichen Meister, dem Göttlichen, nicht ändern. Es
gibt Menschen, die anfangen zu lernen, auch Talent haben und irgendwann
verschiedene Musikstücke unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen beherrschen,
aber nach einer Zeitspanne das Musikinstrument und die Noten beiseitelegen.
Manche für eine kürzere und manche für eine längere Zeitspanne. Nach der
Pause ergeht es ihnen aber genau wie denen, die eine Sprache gelernt und
diese eine Zeit lang nicht mehr gesprochen haben: Sie merken, dass eigentlich
nichts verloren ist, vergessen aber schon. Sie müssen üben und üben, um den
Stand zu erreichen, den sie vorher hatten – wenn sie ihn überhaupt je wieder
erreichen.
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Religion
Religion kommt von »religare«. Man kann es übersetzen mit »zurückverbin-
den«, gemeint ist die Verbindung mit dem Göttlichen. Es gibt derzeit keine
wissenschaftlich allgemein anerkannte Definition des Wortes »Religion«. Es wird
aber fast immer mit z. B. Frömmigkeit, Heiligkeit, Gewissenhaftigkeit, Demut,
Glauben, Rücksicht etc. in Verbindung gebracht.
Religionsgemeinschaften werden unterschieden in Volks- und Weltreligionen.
Bei schriftlosen Kulturen wird der Ausdruck »Naturreligion« verwendet. Bei den
derzeit bekannten Religionen unterscheidet man, ob die Anhänger einen ein-
zigen Gott verehren, monotheistische Religionen, oder an mehrere Götter glau-
ben, polytheistische Religionen. Als pantheistisch bezeichnet man Religionen,
die das Göttliche gleichsetzen mit dem gesamten Universum.
Religionen und Religionsgemeinschaften beschäftigen sich mit dem Glauben,
also mit Feinstofflichem. Die Wissenschaft beschäftigt sich hingegen mit dem
Grobstofflichen. Beides wurde den Menschen aber vom Göttlichen gegeben.
Religiosität sollte eigentlich in allen Kulturen zu Spiritualität, Rechtschaffenheit,
Wahrheit, Tugendhaftigkeit, Demut, Vergebung, Toleranz, Frieden, Gewaltlo-
sigkeit, Nächstenliebe, Mitgefühl, Frömmigkeit und zum Erhalt von Werten, von
Moral, von Kultur und zur friedvollen Entwicklung des Menschen verhelfen.
Besonders, damit die Anhänger reif werden, den Inhalt des Glaubens und die
göttliche bedingungslosen Liebe zu verstehen und bewusst danach zu leben,
voller Freude und Dankbarkeit für alles.
Von vielen Religionsführern wurden und werden aber Religionen benutzt,
um Macht über oder Einfluss auf die Anhänger zu bekommen, um die Anhän-
gerschaft unwissend zu halten und das Einswerden mit dem Göttlichen, die
Erleuchtung und die Erkenntnis, so weit fernzuhalten, dass sie nicht mehr für
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jeden Einzelnen direkt erreichbar sind. Keine Religion sollte dazu benutzt wer-
den, Vorurteile, Aberglauben, Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg, Unwissen-
heit und Abgrenzungen aufzubauen und zu verbreiten.
Viele Religionen sind zu Äußerlichkeiten, Ritualen, Vorschriften, Gesetzen und
Regeln erstarrt, deren Sinn die Gläubigen teils nicht mehr kennen oder nie ge-
kannt haben. Dadurch können sie diese auch nicht verinnerlichen und leben.
Viele Christen kennen zum Beispiel die Bergpredigt, verstehen den Inhalt aber
nicht und leben auch nicht danach, genauso wenig wie nach den drei göttlichen
Tugenden. Durch all das Einhalten der angeblich so notwendigen Rituale, Vor-
schriften, Regeln, Gesetze und Glaubenssätze ist doch meist kein Platz mehr
für das (Vor-)Leben von Barmherzigkeit, Bescheidenheit, Mitgefühl, Vergebung,
von Demut, Glauben, Vertrauen und Liebe zum Göttlichen, zu sich selbst und
zu all den anderen.
Wichtig bei jedem Glauben ist aber Ihre innere Einstellung, das Gefühl, auf Ih-
rem spirituellen Weg zu sein, etwas für Ihre spirituelle Entwicklung und für Ihre
unsterbliche Seele zu tun.
Religion können Sie nicht allein durch das Lesen von Büchern verstehen. Religi-
on sollte doch nur Mittel sein, um die Menschen zu ihrem Glauben zu führen.
Jeder kann seinen Glauben an das Göttliche finden. Doch die wenigsten fin-
den es durch die Einhaltung von Ritualen, die meist nur mechanisch und ohne
innere Erkenntnis und Überzeugung ausgeführt werden. Viele stellen das Ein-
halten nach außen hin dann auch nur zur Schau. Die meisten finden zu ihrem
Glauben, wenn sie das Verständnis für die Größe des Göttlichen erleben. Sie
können dann die Glückseligkeit erfahren.
Die ethischen und moralischen Wertvorstellungen werden in den verschie-
denen Religionen unterschiedlich dargestellt und ausgelegt. Viele rechtferti-
gen die Erfindung des Teufels: Je mehr die Menschen den Teufel hassen und
fürchten, desto mehr lieben sie das Göttliche, und umso mehr bemühen sie
sich, Gutes zu tun. Im Laufe Ihrer spirituellen Entwicklung werden Sie jedoch
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merken, verstehen und verinnerlichen, dass niemand irgendetwas fürchten und
hassen muss, um etwas anderes zu lieben. Wenn Sie an die Existenz des Teufels
glauben, dann vergessen Sie dabei die Existenz des Göttlichen, in seiner Rein-
heit und Vollkommenheit. Denn es gibt nun einmal nur einen allgegenwärtigen
und allwissenden Gott, der das Licht ist, vom Licht kommt und im Licht immer
da ist, von dem alles ist und zu dem alles ins Licht zurückkehrt, in seine Dimen-
sion ohne Dualität. Die Liebe zum Göttlichen befreit Sie von allen Ängsten.
Wenn Sie sich der Angst vor und um die Welt überlassen, erzeugen Sie doch
nur Angst und Gefahr. Wir alle können und werden das Göttliche, solange wir
auf der Erde sind, wohl nicht in seiner Gesamtheit begreifen. Wir können uns
jedoch mit dem Göttlichen verbinden und eins werden damit, wenn wir seine
bedingungslose Liebe zulassen, sie annehmen und erwidern.
Das Christentum ist eigentlich eine Religion der Liebe: »Nun aber bleibt Glau-
be, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.«
(1. Korinther 13, 13) Die zwei größten Gebote heißen: »Du sollst den Herrn,
deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem
Gemüt.« (Matthäus 22, 37) und »Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ›Du sollst dei-
nen Nächsten lieben‹ und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure
Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die,
so euch beleidigen und verfolgen.« (Matthäus 5, 43 –44) Auch in der Bibel gibt es
nach der Überzeugung einiger Hinweise zu Wiedergeburten, so weist Jesus seine
Jünger darauf hin, in Johannes dem Täufer Elias zu sehen. (Matthäus 11, 11–14)
Der Hinduismus ist eine Religion der Weisheit, Hoffnung, Glückseligkeit und
Liebe für alle. Er ist wohl die älteste aller praktizierten Religionen, die Mutter
aller anderen Religionen. Er zeigt viele Wege zur Erleuchtung auf, zum Eins-
werden mit dem Göttlichen, um sein wahres Selbst zu entdecken und damit
zur Unsterblichkeit der Seele. Zu seinen Grundlagen zählen Hingabe, Verzicht,
Wahrheit, Selbstbeherrschung, selbstloses Dienen, Reinheit und Liebe. Gewalt-
verzicht und Liebe wird aber nicht nur auf die Menschen begrenzt, sondern gilt
auch für Tiere und die Natur.
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Buddhas Edler Achtfacher Pfad
Es sind die Pfade des rechten Glaubens, des rechten Vorsatzes, der rechten
Rede, des rechten Betragens, der rechten Tätigkeiten, des rechten Bemühens,
der rechten Aufmerksamkeit und der rechten Begeisterung. Dies ist sein Weg,
der Ihnen die Augen öffnen und Einsicht bringen soll, der Sie zur Ruhe, zur Stil-
le, zum Wissen und zur Liebe führen kann und dadurch zur Erleuchtung. Die
anderen beiden Wege waren für Buddha einmal der Weg des Genusses, der
Begierde und des Vergnügens und der Weg der Kasteiung. Buddha betrachtete
den letztgenannten Weg als düster und unwürdig dem Körper gegenüber, der
doch der Tempel des Göttlichen sei.
Konfuzianismus
Konfuzius, circa 500 v. Chr., war ein Zeitgenosse Buddhas. Zu den Grundlagen
des Konfuzianismus gehören das Gemeinwohl sowie Friede und Harmonie für
die Menschen.
Der Taoismus ist eine abgeänderte Form des Konfuzianismus.
Die Parsen sind Anhänger des Propheten Zarathustra (circa 250 v. Chr.), eines
Propheten aus dem Iran. Sie haben das Ziel, an der Seite des Göttlichen für das
Gute zu kämpfen, um Wohlergehen in dieser Welt und Unsterblichkeit in der
anderen Welt zu erreichen. Durch eine gute Gesinnung bei all ihren Werken
gehen sie ein in Vollkommenheit und Unsterblichkeit.
Der Islam wurde von dem Propheten Mohammed, gest. 632, gegründet. Is-
lam bedeutet Frieden und Ergebenheit dem Göttlichen Willen gegenüber, wird
auch als »völlige Gottergebenheit« gedeutet. Ein Diener Gottes zu sein und al-
len zu dienen, weil in allem Gott ist, gehört zu seinen wichtigsten Grundsätzen.
Das Judentum kennt auch die zwei Gebote der Liebe »Du sollst den Herrn,
deinen Gott, lieben« und »Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du«. Viele
Teile des Talmud und der Thora erläutern die Umsetzung dieser Nächstenliebe.
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Spiritualität und spirituelle Entwicklung
Spiritualität kommt von lat. »spiritus«, was soviel heißt wie »Geist« und »Hauch«
und im weiteren Sinne auch Geistiges aller Art bezeichnet. »Spirituell« heißt
demnach »geistig, geistreich und geistlich«. Spiritualität wird auch als Geistigkeit
im Gegensatz zu Körperlichkeit (Materialität) verstanden. Manche verstehen
darunter aber auch nur Geistliches in Verbindung mit Kirchlichem und Religi-
ösem, andere setzen Spiritualität mit Frömmigkeit gleich. In Klöstern redet man
oft von gelebter Spiritualität und grenzt sich von den außerhalb der Klöster
Lebenden ab. Derzeit ist »spirituell« auch zu einem Modewort geworden, das
vielfältig eingesetzt wird – in der Esoterik, in der alternativen Heilkunde und
selbst von politischen Parteien.
Ursprünglich war Spiritualität ein christlicher Begriff, Spiritualität sollte für all
das geistig selbst Erlebte stehen und galt als Gegensatz zur festgesetzten Lehre,
der Dogmatik. In den Veden lesen wir den Begriff »Vaikuntha« für den Ort ewi-
ger Glückseligkeit, das Endziel einer jeden spirituellen Entwicklung. Alles auf
Ihrem spirituellen Weg sollten Sie voller Liebe, Freude und Dankbarkeit anneh-
men, dann ist da auch kein Platz mehr für Angst, Sorge und Zweifel.
Manche verstehen unter Spiritualität einfach nur die geistige bzw. seelische
Suche nach dem Göttlichen in sich und überall um sich herum, nach der Er-
kenntnis des Einseins aller Wesen. Viele verstehen unter spiritueller Entwicklung
die Erkenntnis: »Das kann doch nicht alles sein, da gibt es doch bestimmt noch
etwas anderes als all die weltlichen – meist materiellen – Aufgaben, Ziele, Wün-
sche, Sehnsüchte, Träume, Erfahrungen, so wichtig, wert- und sinnvoll diese
auch sein mögen.«
Für andere bedeutet Spiritualität, nach dem wirklichen Sinn, den eigentlichen
Aufgaben in diesem Leben zu suchen. Sie fragen sich: »Wer bin ich?«, »Wer hat
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mich erschaffen?«, »Wer hat die Welt erschaffen?«, »Woher kommen wir?« und
»Wohin gehen wir?«, »Warum bin ich hier?«, »Welche Aufgaben und Ziele soll
ich ausführen und erfüllen?« und noch so vieles mehr.
Oder wollen Sie einfach nur Ihrem Gefühl nachgehen, dass es nun an der Zeit
ist, sich bewusst oder bewusster um sich selbst, also um Ihre Seele, zu küm-
mern? Um Ihr Bauchgefühl, Ihr Herz, Ihre Seele, Ihre innere Stimme und/oder
Ihre Intuition? Sie haben also wirklich den Wunsch und den Willen, in sich zu
gehen? Sie wollen mit sich selbst ins Reine kommen, und Sie wollen dabei auch
bewusst Ihre Seele entlasten?
Wenn das so ist, lernen Sie sich doch erst einmal selbst kennen. Werden Sie
sich bewusst, vielleicht zum ersten Mal, was eigentlich Ihr freier Wille ist. Stellen
Sie sich ruhig die Frage: »Liebe ich mich selbst?« Wissen Sie, was es bedeutet,
sich selbst zu lieben? Arbeiten Sie daran, wenn Sie es wollen, auf diese Fragen
mit einem deutlichen »Ja« zu antworten. Sie werden dann in sich selbst all das
finden, was Sie suchen, all das, nach dem Sie sich schon so lange gesehnt ha-
ben.
Wenn Sie dann bewusst eins werden mit sich selbst und damit mit dem Gött-
lichen in sich, dann sind Sie auf Ihrem spirituellen Weg schon weit gekommen.
Sie sind nun nicht mehr weit davon entfernt, mit Ihrem freien Willen all Ihre
weltlichen Wünschen zu überwinden, soweit das notwendig ist, um dann in
Einklang mit dem göttlichen Willen zu kommen und danach zu handeln. Man-
che drücken es mit den Worten »Dein Wille geschehe« aus.
Spiritualität liegt im Ursprung aller Religionen, sie ist die grenzenlose und be-
dingungslose Liebe des Göttlichen. Die spirituelle Entwicklung ist bei jedem
Menschen einzigartig, genauso wie jeder Mensch einzigartig ist. Viele sind
der Auffassung, dass es eigentlich kein Wesen gibt, das nicht auf seinem spiri-
tuellen Weg ist. Der bewusste spirituelle Weg ist bestimmt kein schneller und
einfacher Weg. Hier ist wichtig, dass Sie nicht sagen: »Vielleicht will ich es,
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vielleicht auch nicht. Mal sehen, wie schwer und zeitaufwendig dieser Weg
ist.« Stattdessen sollten Sie ganz bewusst sagen: »Ja, ich will meinen spirituellen
Weg nun bewusst oder bewusster gehen.« Seien Sie gewiss: Wenn Sie das
Göttliche bewusster annehmen, werden Sie nicht mehr derselbe Mensch mit
ihrem weltlichen Ego sein.
Die Frage ist vielleicht: Gehen Sie Ihren Weg bewusst? Unterstützen Sie sich
selbst auf Ihrem Weg – weil Sie sich ein Ziel vorgegeben haben – mit Ihrem
Willen, Ihrer Kraft, Ihrer Energie und mit Ihrer Liebe, und sind Sie bereit, Ihre
Seele, Ihr Herz zu öffnen?
Auf Ihrem spirituellen Weg werden Sie Erfahrungen, Erkenntnisse, Einsichten
und Weisheiten erlangen, reif oder reifer und rein werden. Sie werden Tole-
ranz und Mitgefühl, Großherzigkeit und Wahrheit vorleben. Durch Freude und
Dankbarkeit, Demut und Hingabe (verbunden mit Achtung und Ehrfurcht zu
sich und für alle und alles um Sie herum) werden Sie Ihre Reife und die Verän-
derung spüren. Sie werden erkennen, dass in allem die göttliche Liebe ist, und
lernen dann bewusst, damit in jedem Augenblick zu leben.
Zu Ihrer spirituellen Entwicklung gehört, dass Sie erkennen, dass hier alles Illu-
sion ist, von der Sie sich aber befreien können, wenn Sie es wollen. Sie werden
auch erkennen dürfen, dass »mein« und »ich« auch nur Illusionen sind. Nichts
hier auf dieser Welt gehört Ihnen. Alles ist Ihnen und jedem Einzelnen vom
Göttlichen für eine bestimmte Zeit gegeben. Dazu gehören auch der Körper,
der Geist und die Seele, die Sie hier im Weltlichen benutzen, pflegen und ver-
ändern dürfen. Dazu gehören z. B. aber auch all Ihre Wünsche, Vorstellungen
und Ziele genauso wie Ihre Gefühle, Grenzen und Blockaden und Ihr freier
Wille.
Auf Ihrem bewussten spirituellen Weg werden Sie Ihr eigenes Ich entdecken,
die eigenen Fähigkeiten, Ihre Schwächen und Stärken. Es ist am Anfang nicht
einfach und meist ungewohnt, sich selbst zu betrachten, sich um sich selbst zu
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kümmern. Sie werden sich dabei auch Ihrer eigenen Größe bewusst werden
und so langsam verstehen, um was es überhaupt in Ihrem Leben geht. Sie erah-
nen vielleicht schon Ihre zukünftigen Aufgaben. Sie sollten keine Angst vor die-
sen Dingen haben. Begegnen Sie ihnen mit Freude und Dankbarkeit. Danken
Sie dem Göttlichen und sich selbst – wenn Sie so weit sind – für all diese Dinge.
Streben Sie all dem entgegen, was für Sie wichtig ist. Sie werden erkennen, wie
schwer es manchmal sein kann, all das bewusst anzunehmen.
Sie werden mehr als einmal denken: »Nein, das kann so nicht sein. Nein, das
ist nicht für mich bestimmt, sondern für Priester, Nonnen, Mönche und Heilige.
Aber Sie können sicher sein: Es ist für Sie bestimmt! Bitte akzeptieren Sie all
die Dinge, die kommen, die nun einfach für Sie da sind. Bitte lassen Sie sich
nicht schrecken von der Größe und Anzahl, es ist einfach nur für Sie noch
ungewohnt. Es gehört nun mal in Ihrem Leben (und auf Ihrem spirituellen Weg
zum Göttlichen) dazu, auch Großes und bisher Ungewohntes anzunehmen.
Stärken und Schwächen sind in Ihnen und in jedem, Licht und Schatten sind
überall, denn das eine kann ja ohne das andere in dieser dualen Welt gar nicht
existieren. Sie sollten alles akzeptieren.
Auf Ihrem Weg sollten Sie sich aber angewöhnen, sich – soweit irgendwie
möglich – immer nur auf die Lichtseite zu konzentrieren. Natürlich bleibt der
Schatten trotzdem existent. Mit Ihrer Konzentration auf die Lichtseite stärken
Sie sie aber und verringern damit die Kraft des Schattenbereichs. Sie haben in
jedem Augenblick die Wahl, sich mit Ihrem freien Willen auf das Licht oder den
Schatten zu konzentrieren. Sie entscheiden damit auch über Ihre Ausstrahlung.
Für das Göttliche ist bestimmt alles gleichberechtigt, das von uns freudvoll und
schmerzhaft Erlebte, das Licht und der Schatten. Ihre Entwicklung geschieht
nun mal durch positive und negative Lebensabschnitte. Nur durch positive Er-
lebnisse können Sie sich nicht entwickeln. Alles ist und ist gut so, wie es ist. Die
Liebe, die uns das Göttliche schenkt, ist für jeden und für alle gleich. Immer,
zu jeder Zeit. Er macht keine Unterschiede. Die Liebe des Göttlichen ist immer
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gleich und beständig. Sie ist eine feste Einheit in unserem Sein. Sie sollten sich
dessen immer bewusst sein!
Sie sind Licht und Liebe. Sie sind wie alles andere auch göttlichen Ursprungs.
Wie jeder andere kamen Sie mit einer bestimmten Aufgabe hier auf diese Welt,
und Sie werden jetzt auf diese Aufgabe vorbereitet. Weil das Göttliche jeden
gleich liebt, ist es völlig egal, wer welche Aufgabe hat. Die Aufgabe an sich
macht niemanden zu etwas Besonderem. Es ist einfach nur eine Aufgabe, die
man zu erfüllen hat. Alles ist gleich, alles ist gleich wertvoll.
Jeder von uns, auch Sie, bringt die Fähigkeiten mit, um dieser Lebensaufgabe
gerecht zu werden. Alles ist bereits in Ihnen enthalten und kann sich jetzt ent-
falten. Das Göttliche ist stets an Ihrer Seite, um Sie zu unterstützen, auch durch
den von Ihnen gewählten Begleiter auf Ihrem Weg.
Zu Ihren persönlichen Zielen sollte aber immer gehören, sich selbst zu lieben
oder sich mehr zu lieben und damit bewusst das Göttliche in Ihnen. Genau so,
wie aufhören, andere und sich selbst zu bewerten. Sie sollten bereit sein, an
sich Änderungen zuzulassen, mit dem Wissen: Wenn Sie sich verändern, dann
verändern Sie alles um sich herum. Sie lernen, den anderen und sich selbst alles,
wirklich alles zu verzeihen.
Ganz wichtig ist auch, sich – soweit möglich – nur mit der Lichtseite von Ava-
taren, Yogis, Ausbildern, Beratern, Begleitern, allen Menschen und Wesen um
Sie herum zu beschäftigen und die anderen, die Schattenseiten, soweit wie
möglich erst gar nicht zu beachten. Zu Ihren Zielen sollte es auch gehören, da-
mit aufzuhören, wissen zu müssen, was das Beste für Sie selbst und besonders
für andere Menschen um Sie herum ist. Irgendwann kommen Sie an den Punkt,
wo Sie Ihr eigenes bisheriges Leben mit all Ihren Gewohnheiten, Vorstellungen,
Wünschen, Erwartungen usw. infrage stellen, um es neu zu überdenken und
entsprechend zu ändern. Sie besitzen dann den Mut und die Kraft, sich neu
auszurichten und sich entsprechend zu verändern, genauso, wie Sie einen Teil
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ihrer bisherigen Gewohnheiten, Vorstellungen, Wünsche und Erwartungen be-
wusst beibehalten werden.
Gelingt Ihnen all das, dann lösen sich fast alle Ursachen von Leid, Schmerz
und Krankheit auf. Denn Sie sind Ihnen nur vom Göttlichen gegeben worden,
damit Sie den Sinn des Lebens erkennen. Damit Sie Handlungen ausgleichen
können – aus diesem und aus früheren Leben. Damit Sie und alle um Sie herum
die für sie notwendigen Erfahrungen sammeln können.
Erwarten Sie bitte nicht, dass, wenn Sie sich bewusst für den spirituellen Weg
entschieden haben, nun alles von selbst geht. Meist ist der spirituelle Weg viel
schwieriger als der weltliche, aber mit der Zeit, wenn Sie Ihr weltliches Ego
unter Kontrolle haben, wird es meist sogar leichter. Das weltliche Ego wird sich
auf Ihrem Weg wehren, bis es die Größe der Veränderung erkennt. Auf der
Suche nach Vervollkommnung ist auch für Sie kein Ende abzusehen, solange
Sie im Äußeren danach suchen. Die Vervollkommnung können Sie nur in Ihrem
Inneren finden.
Wenn Sie spüren, dass Sie an Ihre Grenzen kommen, nehmen Sie die Empfeh-
lung an, und suchen Sie Ihren Begleiter auf. Lassen Sie sich von ihm helfen, ler-
nen Sie von ihm. Bewältigen Sie mit ihm Hindernisse und Prüfungen. Besonders
Ihr weltliches Ego wird sich melden: Es will beachtet und umgelenkt werden.
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Es gibt viele Wege, das Göttliche in sich zu erkennen. Je einfacher der Weg ist, desto wirkungsvoller ist er meist.
Ein Weg ist es, sich zu lieben, sich selbst und damit bewusst das Göttliche in sich und in allen anderen.
Lieben Sie dabei das Göttliche in allem und in jedem ohne Zweifel, Furcht, Angst, Sorgen und ohne Erwartung.
Das Göttliche wird auch Sie auf Ihren spirituellen Weg führen und Sie auf ihm begleiten.
Das Ziel allen spirituellen Strebens ist die bewusste Verschmelzung Ihres begrenzten Selbst mit dem unendlichen Göttlichen.
Von Sathya Sai Baba 2007 an der Tafel im Ashram, Gedanken des Tages
Spiritualität hat den Zweck, die Grundregeln der Göttlichkeit zu erklären, damit
die Bedeutung der Namen Gottes begriffen werden kann. Wer dem spirituellen
Weg folgt, wird erkennen, dass die Grundlage der Göttlichkeit die Liebe ist. Er
wird sie verbreiten, indem er selbst als Vorbild die Liebe lebt.
Der Mensch von heute hat noch nicht wirklich verstanden, was Spiritualität ist.
Er steht unter dem Einfluss missverstandener Lehren, die ihn glauben lassen,
Spiritualität bedeute, man müsse beten, Rituale machen, um dem Gott Opfer
zu bringen. Daher betet er meist Idole, Ikonen und Bilder an, macht aber keine
Anstalten, die Menschen zu lieben.
Wenn aber ein Mensch nicht seinen Nächsten lieben kann, den er direkt vor
seinen Augen sieht, wie kann er dann jemanden lieben, den er nicht sieht? Das
ist unmöglich! Nur der Mensch, der sich selbst und die Menschen um sich he-
rum liebt, kann den unsichtbaren Gott lieben, der in ihm selbst wohnt. »Lehre
meine Lehren, die das Wissen und die Weisheit über Gott und die Liebe sind!«
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Swami Vishwananda verwendet das Sprichwort: »Spiritualität beginnt dort, wo
Religion endet.« Er ergänzt es mit den Worten: »Echte Spiritualität ist in jedem
von euch, in jedem Herzen. Egal, ob Sie glauben oder nicht, es ist da! Gott sitzt
fest in dir. Aber um ihn zu erreichen, hat jeder seinen eigenen Weg. Um die
Form zu entdecken, ohne Gott, Gott ohne Namen, der Ewige, ist zu erkennen,
dass Sie alle von Ihnen Teil von ihm sind. Gott zu erkennen, ist das Ziel des
Menschen.«
All die spirituellen Aktivitäten, die Sie verrichten – wie z. B. in die Stille gehen,
Beten, Meditation, Seva-Dienen, Mantra-Yoga und Hatha-Yoga –, sind doch nur
Hilfsmittel, um zur Erkenntnis zu gelangen, um »reif« oder »reifer« zu werden.
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Seele
Die »Seele« wird im Griechischen übersetzt mit »psyche« und im Lateinischen
mit »anima«, im Sanskrit wird sie als »Atma« bezeichnet. Mit Atma wird die
individuelle Seele und damit verbunden das grenzenlose kosmische Bewusst-
sein, das Ewig-Göttliche in jedem, bezeichnet. Es gibt keine allgemeingültige
Definition für den Begriff Seele. In den verschiedenen Kulturen, Religionen und
Zeitaltern wird sie unterschiedlich beschrieben, werden ihr unterschiedliche Auf-
gaben und Möglichkeiten in dieser Welt und in der anderen Dimension zuge-
schrieben. Nach dem Alten Testament hauchte das Göttliche dem ersten Men-
schen mit seinem Atem das Bewusstsein, die Seele, ein. Nach Aristoteles ist die
Seele die Bezeichnung des Lebensprinzips von Pflanzen, Tieren und Menschen.
Für viele Menschen gilt alles Bewegte als beseelt, und für manche ist sogar alles
beseelt. Sie kennen sicher die Seelenwanderung unter dem Begriff der Reinkar-
nation in vielen Religionen. Im hinduistischen Glauben bestimmt die Summe der
guten und bösen Taten des vergangenen und gegenwärtigen Lebens die Form,
in der die Seele im nächsten wiedergeboren wird. Diese Vorstellung hatten auch
die alten Ägypter und Griechen. Für viele gehört die Seele zu den Teilen, die
nach dem Verlassen des Körpers, der weltlichen Hülle, weiterleben in der ande-
ren Dimension. Das kann für Menschen und Tieren, aber auch für alles andere
in der Natur gelten.
Sobald Sie Ihre Seele erkennen, erkennen Sie alles. Der Ursprung von allem
liegt in Ihrem Inneren, für viele in der Seele. Durch das bewusste Zulassen der
Ausstrahlung Ihrer Seele erleuchten Sie alles, sich selbst und alle um Sie herum.
Glück, Freude und Glückseligkeit entwickeln sich doch immer in Ihrem Innern,
in Ihrer Seele. Das Göttliche ist der Ursprung von alldem und von noch viel
mehr. Das Ewig-Göttliche in Ihnen ist nun einmal Ihre Seele. Auch das Licht
der Erkenntnis ruht in Ihrer Seele. Auf Ihrer Suche nach Erkenntnis und dem
Göttlichen sollten Sie beides nicht nur außerhalb suchen, sondern verstärkt
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in Ihrem Inneren. Dort ist es und wartet auf Ihre bewusste Entscheidung, es
anzunehmen. Natürlich ist das Göttliche mit seiner Liebe und mit allem, was
es verkörpert, überall, also auch um Sie herum. Wenn Sie aber den bewussten
Kontakt mit Ihm, dem Göttlichen, suchen, werden Sie es am leichtesten in sich
selbst finden.
Wenn Sie zum Göttlichen oder über das Göttliche und seine verschiedenen
Aspekte meditieren, werden Sie es und seinen Willen sowie Ihre Aufgaben und
Ihren Sinn des Lebens verstehen lernen. Sie werden Selbsterkenntnis erreichen
und damit die Schleier der Unwissenheit beseitigen. Sie können sich von Ängs-
ten und Sorgen befreien und Frieden und Freiheit erreichen, Harmonie und
Ausgeglichenheit. Sie werden die bedingungslose göttliche Liebe spüren und
sie dann selbst an alle und alles um sich herum ausstrahlen. Bis zum Verlassen
Ihres Körpers, bis zu Ihrem Übergang in die andere Dimension werden Ihnen
aber immer wieder Versuchungen und Zweifel begegnen. Sie allein bestimmen,
wie Sie damit umgehen. Auf Ihrem Weg benötigen Sie Ausdauer, Disziplin, Ver-
trauen, Glauben und Geduld – und meist einen liebevollen Begleiter.
Sie fragen sich vielleicht, wie sich Ihre Seele bemerkbar macht, wie Sie bewusst
Kontakt zu Ihrer Seele aufnehmen können. Nun, oft geschieht es durch das,
was wir Gewissen nennen. Wie oft hören Sie nicht auf Ihr Gewissen (oder
nennen Sie es lieber Ihr Gefühl für Richtig und Falsch)? Wie oft entscheiden Sie
sich gegen das, was es Ihnen mitzuteilen versucht? Viele Menschen sagen nach
einer falschen Entscheidung: »Hätte ich doch bloß auf meinen Bauch, auf mein
Herz, meine Seele oder mein Gefühl gehört.« Viele, die das im Nachhinein er-
kennen, nutzen diese Erkenntnis trotzdem beim nächsten Mal nicht …
Ihr Körper existiert nur eine gewisse Zeit lang, Ihr Geist und Ihre Seele sind
jedoch grenzenlos. Viele Menschen nehmen sich keine oder nur sehr wenig
Zeit für sich selbst und damit für ihre Seele, die doch im Gegensatz zum Körper
unsterblich ist. Doch gerade für Ihre persönliche und unsterbliche Seele sollten
Sie Zeit aufbringen und entsprechende Energie einsetzen.
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Ein Großteil der Menschheit unternimmt kaum etwas, um die seelische und spi-
rituelle Entwicklung zu fördern und damit ihr Bewusstsein zu erweitern. Wenn
Sie jedoch Körper, Geist und Seele gleichermaßen, um geistige und seelische
Reife zu erlangen, pflegen und erhalten, dann steht Ihrem Glücklichsein nichts
mehr entgegen. Sich in Ihre Seele zu verlieben, so wie in sich selbst, voller Lie-
be, Achtung und Zuwendung, das macht Sie wirklich frei, leicht und glücklich.
Ihre Seele sollten Sie schon täglich reinigen, damit diese sich mit Freude und
Liebe füllt. Viele wissen gar nicht mehr, wie die Seele und ihr Umfeld gereinigt
werden. Ein paar Techniken seien hier erwähnt:
• guteGesprächemitTherapeuten,Beraternund/oderHeilern
• das regelmäßigeundbewussteBetenundMeditieren, das schon so viele
Menschen zum bewussteren Kontakt mit sich selbst, der Seele und dem
Göttlichen geführt hat
• indieStillegehen
• Seva-Dienen
• körperlicheundgeistigeÜbungen,wiesieindenverschiedenenYoga-Rich-
tungen, wie z. B. in Kriya- und Hatha-Yoga, in der spirituellen Rückenschule,
im Tai-Chi, beim Qigong usw. gelehrt und geübt werden
• Zeitfürsichselbstzunehmen
• ZeitinRuhezuverbringen
• sichbewusstzuwerden,wasmanwirklichwillundwarum
Informieren Sie sich, und wählen Sie eine Technik aus oder einen Anwender,
dem Sie vertrauen. Wechseln Sie ruhig, wann immer Sie das Gefühl haben,
dass es Zeit ist, etwas anderes auszuprobieren. Aber bitte fangen Sie an, etwas
zu tun! Alleine oder mit einem Begleiter, lassen Sie sich ausbilden, informieren
Sie sich, bewegen Sie sich bewusst. Manche Wege werden für Sie ungewohnt
sein, neu, zeitintensiv, körperlich und geistig anstrengend. Aber sie sind auch
interessant und verlangen daher eben mehr Konzentration und ein bewussteres
Leben. Existenzangst oder Angst vor den eigenen Schwächen, Verletzungen,
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den verdrängten Schmerzen und Erlebnissen sollten nicht als Entschuldigung
dafür dienen, sich seiner Seele nicht zu stellen.
Bei der Seelenpflege können Ihnen ein einfühlsamer Arzt, ein Heilpraktiker, ein
Priester, gute Freunde oder ein Partner helfen. Es geht aber auch alleine. Wenn
Sie die Seelenpflege allerdings zu lange hinauszögern, dann nimmt Ihre Seele
irgendwann keine Rücksicht mehr auf Ihren Körper. Sie handelt dann nach dem
Motto: Wer nicht hören will, muss/darf fühlen. Wenn Sie Ihre Seele ständig nur
belasten, aus welchen Gründen auch immer, sollten Sie dankbar dafür sein,
wenn Sie krank werden. Manchmal sogar so krank, dass Sie sich Zeit nehmen
müssen/dürfen, um in sich zu gehen, Ihr bisheriges Leben und all Ihre Gewohn-
heiten zu überprüfen. Dann können Sie für sich feststellen, was Sie verändern
sollten, um Ihr Gesundwerden und späteres Gesundbleiben zu gewährleisten.
Wenn Sie diesen Prozess nicht als Zwang, sondern als Gnade ansehen, wird aus
dem »Müssen« ein »Dürfen«. Ein Grund mehr, dem Göttlichen für alles, wirklich
alles zu danken.
Bei manchen Menschen führen solche Erlebnisse dazu, dass sie liebevoller,
dankbarer und gutherziger werden. Andere wiederum, die trotz ihres Leides
nicht einsichtig sind, lehnen weiterhin Veränderungen ab. Sie beschränken sich
z. B. nur auf die Pflege ihres Körpers, leiden meist weiter und nehmen oft ihre
Prinzipien lieber mit ins Grab, statt sich ihrer Seele zuzuwenden, die Verände-
rungen anstrebt.
Die Seele ist in allen Dimensionen zu Hause, vergisst nichts und weiß alles.
Jeder Mensch hängt an seinem Körper und sollte ihn in Ehren halten – auch
deshalb, weil er der Tempel der Seele ist. Selbstverwirklichung bedeutet, sich
selbst und all sein Innerstes, wie z. B. seine Schwächen und Stärken und all
seine Erinnerungen (alle kraftraubenden genauso wie alle kraftneutralen und
alle kraftspendenden), kennen und lieben zu lernen – und das Göttliche in
sich. Es bedeutet, sich seines eigenen Willens immer bewusst zu sein. Der Weg
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zur Selbstverwirklichung hält wahrscheinlich viele Prüfungen für Sie bereit. Zur
Selbstverwirklichung gehört auch, dass Sie sich selbst verändern und verbes-
sern wollen, um z. B. Tugend, Wahrheit, Hingabe, Barmherzigkeit, Nächsten-
liebe und Liebe zu sich selbst, verbunden mit Reinheit, Glauben, Vertrauen
und Liebe zum Göttlichen, zu leben und zu erfahren. Zu Ihrem Reichtum und
Besitz zählt dann, dass Sie die Macht besitzen, all Ihre Gedanken, Worte und
Handlungen, Ihre Wünsche und Sehnsüchte und Ihren eigenen Willen mit der
göttlichen Liebe zu umgeben und zu umhüllen. Dass Sie, wann immer Sie es
wollen, eins werden mit dem Göttlichen.
• UmdieStimmeIhrerSeelezuhören,dürfenSiesichvondenGeräuschen,
dem Lärm, den Klängen, den Stimmen und dem Krach der Welt zurückziehen.
• SiedürfensichvonderoberflächlichenBetrachtungdesWeltlichenentfernen.
• SiedürfensichZeitnehmenfürRuheundStille.
• IhreSeeleisteinfachvielmehralsderKörperundseinefünfSinne.
• IhreSeeleistderUrsprungIhrerSpiritualität,undsieistdasZentrumIhres
Wissens, Ihrer Erfahrungen, Ihrer Erkenntnis und Ihrer Reife.
• IhreSeeleistderUrsprungIhrerLiebeundIhrerLiebezumGöttlichen.
Wo Sie die Seele in Ihrem Körper anordnen, ist Ihre persönliche Entscheidung.
Es ist nicht so wichtig, ob Sie Ihre Seele dem Organ Herz zuordnen oder in den
Bereich des dritten Chakras (etwas oberhalb des Nabels) oder dem Kronen-
chakra. Als Eingang zur Seele sollten Sie den Bereich der linken Schulter etwas
unterhalb des Schlüsselbeins ansehen.
Auf Ihrem spirituellen Weg wird Ihnen bewusst werden, dass die Seele der Sitz
des Göttlichen ist und Sie seine Stimme durch sie hören können. Viele von
Ihnen werden sagen: »Ich höre das Göttliche aber nicht.« All diese Menschen
wollen das Göttliche nur noch nicht wirklich bewusst hören – oder sie sind
noch nicht bereit dafür.
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Das Göttliche meldet sich meist durch Gefühle und Erkenntnisse wie »Hätte
ich doch auf meinen Bauch gehört« oder durch andere innere Stimmen (wie
die Intuition und das Gewissen) mit der Mitteilung, dass Sie etwas Gutes oder
etwas Schlechtes getan haben, dass Sie sich im kraftraubenden oder im kraft-
spendenden Energiebereich aufhalten. Ihre innere Stimme, Ihr Bauchgefühl, Ihr
Gewissen ist dabei immer die Stimme des Göttlichen. Durch bewusste Konzen-
tration auf das Göttliche – z. B. durch Gebet, Meditation und Seva-Dienen –
werden Sie seine Stimme nach etwas Übung immer deutlicher hören können,
wenn Sie es wirklich wollen – und das Göttliche, es will.
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