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Page 1: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

AGRARFORSCHUNG SCHWEIZ

N o v e m b e r – D e z e m b e r 2 0 1 4 | H e f t 1 1 – 1 2

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Nutztiere Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe Seite 444

Umwelt Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft Seite 458

Pflanzenbau Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur Seite 474

Page 2: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

InhaltNovember–Dezember 2014 | Heft 11–12

In der Mutterkuhhaltung ist eine optimale Fütterung wichtig. Versuche von Agroscope zeigten, dass je nach Art der Fütte-rung – Trocken- oder Feuchtration – und je nach Rasse der Mutterkühe, das Futter unterschiedlich verwertet wurde. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)

ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

HerausgeberinAgroscope

Partnerb Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB;

Institut für Nutztierwissen schaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeits wissenschaften INH), www.agroscope.ch

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,

Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.chb Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, www.fibl.org

Redaktion Leitung und deutsche RedaktionAndrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse,Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 58 466 72 21, Fax +41 58 466 73 00

Französische RedaktionSibylle Willi, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse,Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 57

StellvertretungJudith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse,Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 82

E-Mail: [email protected]

Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich), Thomas Alföldi (FiBL).

AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch

AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: [email protected], Fax +41 58 466 73 00

AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58

Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch

ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

443 Editorial

Nutztiere

444 Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe

Isabelle Morel und Adrien Butty

Nutztiere

452 Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu Ueli Wyss

Umwelt

458 Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungs-wirtschaft

Daniel Bretscher, Sabrina Leuthold-Stärfl,

Daniel Felder und Jürg Fuhrer

Pflanzenbau

466 Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen

Hans-Rudolf Forrer et al.

Pflanzenbau

474 Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur

Martina Keller, René Total, Jürgen Krauss und

Reto Neuweiler

Pflanzenbau

482 Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau

Esther Bravin, Johannes Hanhart, Dante Carint

und Dominique Dietiker

Kurzbericht

490 Die Zukunft der Wiesen in Europa – 25. Tagung der europäischen Vereinigung für Grasland

Ueli Wyss

492 Interview

494 Aktuell

499 Veranstaltungen

Sortenlisten

Beilage Schweizerische Liste für Kartoffeln 2015

Ruedi Schwärzel et al.

Page 3: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Editorial

443Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 443, 2014

Die Zeitschrift Agrarforschung Schweiz erscheint seit Januar 2010. Die Ver-

einbarung zwischen Agroscope (Herausgeberin) und den Partnerinstitutio-

nen (Abb. 1) wurde am 23. Juni 2014 erneuert, und wir danken diesen Ein-

richtungen für ihr Vertrauen. Zur Erinnerung: Seit Mai 2014 beteiligt sich

auch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL).

Unsere Zeitschrift Agrarforschung Schweiz hat den Auftrag, einen Beitrag

zur Information und Entwicklung der ländlichen Gesellschaft im Allgemeinen

und der technischen und wissenschaftlichen Gemeinschaft im Speziellen zu

leisten. Sie erfüllt diese Aufgabe, indem sie Knowhow und Kompetenzen

schafft, prüft und bereitstellt, und damit die Agrarwelt verständlicher macht,

und indem sie einen kritischen Blick auf das Wesen der Gesellschaft richtet.

Agroscope und ihre Partnerinstitutionen verbinden wissenschaftliche

Theorie und pragmatisches Wissen zu disziplinübergreifenden Themen und

Fragen (Geowissenschaften, Life Sciences, Ökologie usw.). Die Kluft zwischen

Wissenschaft und Gesellschaft schliesst sich langsam, auch dank der Zeit-

schrift Agrarforschung Schweiz, die einen solchen Wissenstransfer fördert.

Die Umfrage zur Leserzufriedenheit der Zeitschrift im Jahr 2013 fiel mit

einem hohen durchschnittlichen Zufriedenheitsgrad erfreulich aus (siehe

Editorial Agrarforschung Schweiz 5 (7 – 8), S. 271, 2014). Auch konnte bei der

Agrarforschung Schweiz die bei Printmedien stattfindende Erosion der

Abonnemente stabilisiert werden, während die Zahl der Online-Abonne-

mente kontinuierlich zugenommen hat.

Wir freuen uns deshalb, Sie bei dieser Gelegenheit auch darüber infor-

mieren zu können, dass demnächst eine iPad/iPhone- und Smartphone-Ver-

sion der Zeitschrift erscheinen wird.

Das Redaktionsteam hinter den Kulissen

Dank der Erneuerung unserer Vereinbarung kann in den nächsten Jahren ein

motiviertes Redaktionsteam (Abb. 2) weiterhin mit Engagement den Auf-

trag der Zeitschrift erfüllen. Es stellt sich dabei in den Dienst der Gesellschaft,

der Landwirtschaft und der Forschung, vor allem aber in Ihren Dienst, liebe

Leserinnen und Leser.

Erneuerung der Vereinbarung von Agrarforschung Schweiz

Abb. 2 | Das Redaktionsteam: Judith Auer1, Sibylle Willi1, Beat Huber2, Evelyne Fasnacht1, Andrea Leuenberger-Minger1, Thomas Alföldi3, Erika Meili1, Esther Weiss4, Karin Bovigny5 und Jean-Philippe Mayor1 (vorne). 1Agroscope, 2HAFL, 3FiBL, 4Agridea, 5OFAG

Abb. 1 | Die Partnerinstitu tionen: Agrar forschung Schweiz (J.-P. Mayor), BLW (B. Lehmann), HAFL (M. Schindler), Agridea (U. Ryser), Agroscope (M. Gysi), FiBL (D. Barjolle) und ETHZ (E. Frossard, abwesend).

«Eine Gesellschaft ohne

Gedächtnis reduziert die Zeit

auf eine Abfolge zusammen-

hangsloser Augenblicke, die

vorbeiziehen und verschwin-

den. Sie zerstört damit die

Geschichtlichkeit und nimmt

den Alten ihre Identität und

den Jungen ihre Zugehörig-

keit. Boris Cyrulnik

Jean-Philippe Mayor, Verantwortlicher der Zeitschrift Agrarforschung Schweiz und Leiter Corporate Communication Agroscope CCA

Page 4: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

444 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014

Das Futterverzehrsvermögen von Mutterkühen wird in

erster Linie von der Rasse, dem Lebendgewicht, dem

Nährzustand, der Laktationsphase, der produzierten

Milchmenge so wie der Laktationsnummer beeinflusst.

Die Verzehrsmenge hängt zudem von der Zusammenset-

zung der Ration sowie deren Futterwert ab. Der Sätti-

gungsprozess kann sowohl durch energetische als auch

durch physikalische Eigenschaften des Futters reguliert

werden. Für letztere verwendet das französische Schätz-

system den Begriff der «unités d’encombrement» (physi-

kalische Sättigungseinheit). Dieser Parameter charakte-

risiert jedes Futtermittel hinsichtlich der Menge, in

welcher es verzehrt werden kann (INRA 2007).

Der Feuchtigkeitsgrad der Ration wird in den beste-

henden Schätzsystemen nur selten berücksichtigt. In

einem Übersichtsartikel, in welcher die verschiedenen

E i n l e i t u n g

Zur Entwicklung eines Modells für die Schätzung des

Futterverzehrs von Mutterkühen wurde der Einfluss der

Rationsbeschaffenheit auf den Verzehr untersucht. Die

meisten Daten zum Futterverzehr der von 2004 bis 2012

in Posieux gehaltenen Mutterkuhherde wurden mit

Mischrationen aus Grassilage und Heu erhoben. Um die

Datengrundlage zu erweitern, wurden in einem Versuch

zwei isoenergetische Rationen miteinander verglichen:

Eine der beiden bestand aus Grassilage und Heu, die

andere ausschliesslich aus Heu oder Emd (Abb. 1). Der

Versuch erfolgte während der ersten Laktationshälfte

mit Mutterkühen dreier genetischer Typen. Der poten-

zielle Einfluss der Rationsbeschaffenheit kann gegebe-

nenfalls in das neue Modell integriert werden.

Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe Isabelle Morel1 und Adrien Butty2

1Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz2Institut für Agrarwissenschaften, ETH Zürich, 8092 Zürich, Schweiz

Auskünfte: Isabelle Morel, E-Mail: [email protected]:,Tel. +41 58 466 72 46

Die Mutterkühe der Herde gehören zu den Rassen Angus, Limousin oder zur Kreuzung aus Limousin x Red Holstein. (Foto: Isabelle Morel, Agroscope)

N u t z t i e r e

Page 5: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe | Nutztiere

445

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ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014

In einem Versuch mit 36 Mutterkühen der

Rassen Angus (AN), Limousin (LM) und einer

Kreuzung aus Limousin und Red Holstein (F1)

wurde der Einfluss der Rationsbeschaffenheit

auf den Verzehr untersucht. Zwei isoenerge-

tische Rationen wurden ad libitum vorgelegt

und miteinander verglichen: eine aus Heu

und Emd bestehende Trockenration (T) und

eine aus Heu und Grassilage bestehende

Feuchtration (F). Die Kühe, welche die Ration

T erhielten, verzehrten ab dem 2. Laktations-

monat täglich 0,87 kg TS mehr als diejenigen,

welche die Ration F erhielten (P < 0,001).

Über die gesamte Versuchsdauer betrachtet

betrug diese Differenz 0,76 kg TS pro Tag

(P = 0,07). Zwischen den verschiedenen

Rassen treten hierbei deutliche Unterschiede

auf (F1 > AN > LM; P < 0,001). Der Vergleich

der in diesem Versuch erhobenen Verzehrs-

daten mit Werten, die mit den aktuell

verwendeten Schätzgleichungen erhalten

werden, zeigt, dass es bei den Schätzungen

zu einer systematischen Unterschätzung des

Futterverzehrs kommt. Zudem berücksichtigt

keine einzige Gleichung gleichzeitig die

Einflüsse von Rationsbeschaffenheit und

Rasse. Eine neue Schätzgleichung, welche

diese neuen Daten berücksichtigt, wird

demnächst im Rahmen der Überarbeitung

des Kapitels über Mutterkühe im Grünen

Buch veröffentlicht werden.

Methoden zur Schätzung des Futterverzehrs bei Milch-

kühen beschrieben werden (Faverdin 1992), erscheint der

Trockensubstanzgehalt des Futters nur im Gleichungs-

system von Lewis (1981). Es liegen nur wenige Daten zum

Vergleich von trockenen und feuchten Rationen in der

Rinderfütterung vor. Muller et al. (1992) haben während

drei aufeinanderfolgenden Jahren untersucht, ob sich

die Art der Konservierung von Futter ein und derselben

Wiese zu Heu oder Grassilage auf den Futterverzehr und

die Leistungen Mastochsen oder Rinder auswirkt. Bezüg-

lich des Futterverzehrs liess sich kein Unterschied zwi-

schen den beiden Futtertypen feststellen.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Tiere

Der Versuch wurde mit 36 Mutterkühen dreier geneti-

scher Typen («Rassen»), nämlich mit je 12 Kühen der Ras-

sen Angus (AN), Limousin (LM) und LM × Red Holstein

(F1) durchgeführt. Diese Rassen unterscheiden sich

sowohl in ihrer Frühreife wie auch in ihrem Milchleis-

tungsspotenzial. Die Tiere jeder Rasse wurden hinsicht-

lich Abkalbedatum und Lebendgewicht gleichmässig in

zwei Gruppen zu je sechs Kühen und Kälbern eingeteilt.

Die beiden Gruppen wurden auf die zwei Versuchsvari-

anten mit unterschiedlichen isoenergetischen Rationen

aufgeteilt, die jeweils ausschliesslich den Kühen vorge-

legt wurden. Der Versuch fand in den ersten vier Lakta-

tionsmonaten statt.

Die Kälber gingen alle aus einer Kreuzung der Mut-

tertiere mit einem Piemonteser-Stier hervor.

Fütterung

Die Feuchtration F mit 53 % Trockensubstanz (TS)

bestand aus einer Mischung aus Grassilage und Extenso-

Heu, wohingegen sich die Trockenration T (90 % TS) aus

Abb. 1 | Der Verzehr zweier isoenergetischer Rationen – einer Tro-ckenration basierend auf Heu und Emd (links) und einer Feuchtration in Form einer Mischung aus Grassilage und Extenso-Heu (rechts) – wurde bei Mutterkühen miteinander verglichen. (Foto: Isabelle Morel, Agroscope)

Page 6: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Nutztiere | Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe

446 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014

Heu und Emd zusammensetzte (Abb. 1). Um den Ener-

giegehalt der Rationen optimal auszugleichen, variier-

ten die Grassilage- und Heuanteile der Feuchtration je

nach Futterwert der unterschiedlichen im Versuch ver-

wendeten Futterchargen (Tab. 1 und 2). Die Versuchsra-

tionen wurden ad libitum in Futterkrippen angeboten,

welche auf Waagen installiert waren, wodurch die Erhe-

bung der individuellen Futteraufnahme der mit einem

Transponder versehenen Kühe möglich war. Den Tieren

standen ausserdem eine vitaminierte Mineralstoffer-

gänzung in Form eines Lecksteins (UFA 999, UFA, Herzo-

genbuchsee, Schweiz) sowie Viehsalz (5 kg Lecksteine)

zur Verfügung.

Die Kälber hatten freien Zugang zu ihren Müttern,

nicht aber zu deren Rationen. Sie erhielten Heu von

guter Qualität, welches ad libitum in einem nur für die

Kälber zugänglichen Bereich vorgelegt wurde.

Haltungsform

Die Tiere wurden im Freilaufstall mit einem Fütterungs-

bereich mit Teilspaltenboden, einem Tiefstrohliegebe-

reich und einem Auslauf auf Betonboden gehalten.

Auswertung

Die Daten wurden mit einer zweifaktoriellen Varianz-

analyse und einem anschliessendem Tukey-HSD-Test

(Statistiksoftware R) ausgewertet.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Einfluss der Ration auf den Verzehr

Während der gesamten Versuchsdauer verzehrten die

Kühe der Variante T im Durchschnitt 0,76 kg TS mehr

als die der Variante F (P = 0,07; Tab. 3). Diese Differenz

ist erst ab dem 2. Laktationsmonat signifikant mit einer

Verzehrsdifferenz von 0,87 kg TS (P < 0,001). Die Ent-

wicklung der durchschnittlichen Verzehrsmenge in

Abhängigkeit der Rationsbeschaffenheit und der Rasse

während der 17 ersten Laktationswochen ist in Abbil-

dung 1 ersichtlich. Nach einer sehr geringen Futterauf-

nahme während der ersten Woche nach der Abkal-

bung stieg der Futterverzehr rasch an. Der Einfluss der

Rationsbeschaffenheit auf den Futterverzehr macht

sich zwischen der 2. und 4. Laktationswoche bemerk-

bar. Nachdem zwischen der 7. und der 9. Woche die

Versuchs-woche

Trockenration T Feuchtration F

TS1

(%)NEL1

(MJ/kg TS)APDE1

(g/kg TS)APDN1

(g/kg TS)TS(%)

NEL(MJ/kg TS)

APDE(g/kg TS)

APDN(g/kg TS)

1 88,8 5,00 80,4 70,7 60,3 5,00 75,7 72,1

2 89,2 5,00 79,1 70,4 49,4 5,00 72,5 72,4

3 89,3 5,20 83,7 77,7 47,9 5,15 74,8 73,6

4 89,4 5,40 88,2 84,9 49,3 5,30 77,1 74,7

5 90,5 5,45 87,6 82,2 49,6 5,20 75,5 75,1

6 91,6 5,50 87,0 79,5 50,8 5,10 73,8 75,5

7 90,3 5,30 82,2 69,1 56,8 5,55 86,7 86,1

8 90,3 5,30 82,2 69,1 56,3 5,55 86,7 86,1

9 89,5 5,35 82,6 69,4 55,4 5,50 83,9 85,2

10 88,6 5,40 83,0 69,7 53,5 5,50 81,1 84,4

11 88,9 5,35 83,6 71,6 54,2 5,45 80,3 83,6

12 88,9 5,35 83,6 71,6 53,3 5,40 79,4 82,8

13 88,9 5,35 83,6 71,6 53,0 5,35 78,5 82,7

14 89,6 5,30 84,1 73,5 53,9 5,30 77,5 82,6

15 90,6 5,50 89,6 86,3 54,7 5,40 79,0 83,8

16 90,6 5,50 89,6 86,3 55,1 5,50 80,7 85,0

17 90,8 5,45 89,4 87,2 52,9 5,35 80,3 86,5

18 91,0 5,40 89,2 88,1 49,3 5,10 76,3 76,4

19 91,0 5,40 89,2 88,1 41,6 5,05 75,5 73,5

Mittelwert 89,9 5,34 85,1 77,2 52,5 5,30 78,7 80,11TS = Trockensubstanz; NEL = Nettoenergie Laktation; APDE = Absorbierbares Protein im Darm, basierend auf der verfügbaren Energie; APDN = Absorbierbares Protein im Darm,

aufgebaut aus abgebautem Rohprotein

Tab. 1 | Nährwert der Wochenrationen beider Gruppen

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Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe | Nutztiere

447Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014

Die Varianzanalyse zeigte keine Interaktionen zwischen

der Beschaffenheit der Rationen und den Rassen, was

darauf hinweist, dass der Einfluss der Rationsbeschaffen-

heit auf den Futterverzehr unabhängig von der Rasse ist

(Abb. 3).

Gewicht und Körperkonditionsnote der Kühe im Ver-

suchsverlauf

Das Lebendgewicht der drei Rassen unterschied sich bei

Versuchsbeginn um maximal 20 kg (AN 685 ± 70, F1 702

± 46 und LM 682 ± 58 kg). Die Erfassung des Lebendge-

wichts der Tiere zeigt, dass die zusätzlich verzehrte Fut-

termenge, welche bei Vorlage der Trockenration gemes-

sen wurde, bei den F1 zu einer Gewichtszunahme

während der ersten vier Laktationsmonate führte, die

um 24 kg höher lag als bei den Tieren der Gruppe F. Bei

den AN liess sich hingegen kein Unterschied beobach-

ten; und bei den LM wurde mit einer um 15 kg höheren

Gewichtszunahme der Tiere der Variante F die gegentei-

lige Wirkung festgestellt (Abb. 4). Im Gegensatz zu den

beiden anderen Rassen war das Körpergewicht der bei-

den Limousingruppen mit einem um 12 kg höheren

Gewicht der Tiere der Gruppe F zu Beginn der Messperi-

ode nicht ausgeglichen. Anstatt sich im Laufe der Lakta-

tion zu verringern, erhöhte sich diese Differenz während

der weiteren Laktation tendenziell eher. Das deutet dar-

höchste Verzehrsmenge erreicht wurde, stabilisierte

sich diese. Im späteren Verlauf der Laktation nahm der

Futterverzehr gleichmässig von Woche zu Woche ab. In

der Literatur wird diese Entwicklung des Futterver-

zehrs mit einer Laktationskurve verglichen (Lawrence

et al. 2013).

Einfluss der Rasse auf den Verzehr

Aus Tabelle 3 ist ersichtlich, dass die drei Rassen sich vor

allem ab dem zweiten Laktationsmonat deutlich unter-

scheiden (P < 0,001). Nach unseren eigenen Ergebnissen

und denjenigen aus der Literatur waren Unterschiede in

der Verzehrsmenge zwischen diesen Rassen zu erwarten

(Petit et al. 1992; Manninen et al. 1998; Murphy et al. 2008;

Emmenegger 2009). Während des gesamten Versuchs

beträgt die Differenz 0,9 kg TS zwischen F1 und AN bzw.

1,4 kg TS zwischen AN und LM (F1 > AN > LM; P < 0,001).

Die Einflüsse der unterschiedlichen Rassen sowie der Rati-

onsbeschaffenheit sind auch in Abbildung 1 deutlich zu

sehen. Gemäss Murphy et al. (2008), dessen Studie mit ver-

schiedenen Limousin-Kreuzungen durchgeführt wurde,

verzehren die Tiere umso weniger Futter, je höher der

Limousinanteil in der Kreuzung ist. Drennan et al. (2004),

welche die zwei Gebrauchskreuzungen – Hereford x Frie-

sian und Limousin x Friesian – miteinander verglichen,

stellten hingegen keine Unterschiede im Verzehr fest.

InhaltsstoffExtenso-Heu

(Trockenperiode)Extenso-Heu

(Mischung Ration F)Silage

(Mischung Ration F)Heu/ EmdRation T

HeuKälber

Asche g 66 78 90 91 85

Rohprotein g 58 77 170 124 118

Rohfaser g 361 357 223 272 279

NDF g 602 630 389 511 598

ADF g 405 396 252 298 225

NEL1 MJ 4,1 4,2 6,2 5,4 5,2

APDE1 g 58 64 88 86 83

APDN1 g 36 48 107 79 751NEL = Nettoenergie Laktation; APDE = Absorbierbares Protein im Darm, aufgebaut aus der verfügbaren Energie; APDN = Absorbierbares Protein im Darm, aufgebaut aus abge-

bautem Rohprotein

Tab. 2 | Nährstoffgehalte und Nährwert der Futtermittel (pro kg TS)

Rasse (R) AN F1 LM P-Werte

Rationsbeschaffenheit (RB)

F T F T F T R RB R × RB

1. Monat 14,7 15,8 15,8 15,4 13,7 14,4 0,1 0,4 0,5

ab 2. Monat 16,3 17,1 17,3 18,3 14,9 15,7 < 0,001 0,0 0,1

Gesamter Versuch 16,0 16,8 17,0 17,6 14,6 15,4 < 0,001 0,1 0,1

Tab. 3 | Durchschnittlicher Verzehr in kg TS in Abhängigkeit der Rasse und der Rationsbeschaffenheit

(AN: Angus; F1: Kreuzungstiere LM x Red Holstein; LM: Limousin; F = feucht oder T = trocken)

Page 8: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Nutztiere | Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe

448 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014

auf hin, dass die Limousinkühe eine Feuchtration besser

verwerten als eine Trockenration.

Der BCS (body condition score, Körperkonditions-

note) blieb während der gesamten Versuchsdauer bei

den AN (zwischen 3,5 und 3,6) und den LM (3,3 bis 3,4)

stabil. Verglichen mit den beiden anderen Rassen wiesen

die stärker milchbetonten F1-Kühe zum Zeitpunkt des

Abkalbens eine tiefere Körperkonditionsnote auf (3,1).

Ihr BCS verbesserte sich jedoch im Verlauf der Laktation

und glich sich dem der LM an. Wegen ihrer höheren

Milchproduktion mobilisieren die F1 unmittelbar nach

dem Abkalben mehr Körperreserven, die sie ab während

des zweiten Laktationsmonats erneut aufbauen.

Futterverwertung und Gewichtsentwicklung der Kälber

Bei allen Rassen nahmen die Kälber, deren Mütter die

Ration F erhielten, während des Versuchs durchschnitt-

lich 3,3 kg mehr zu als die Kälber, deren Mütter die

Abb. 2 | Entwicklung des Verzehrs in Abhängigkeit von Rationsbeschaffenheit und Rasse (36 Kühe, 6 pro Gruppe)

Abb. 3 | In einem Vergleich von Angus, Limousin und einer Kreuzung aus Limousin x Red Holstein (von links nach rechts) bevorzugten die Tiere unabhängig von der Rasse Heu gegenüber einer Mischung aus Grassilage und Extenso-Heu. (Foto: Isabelle Morel, Agroscope)

12

13

14

15

16

17

18

19

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

Verz

ehr,

kg T

rock

ensu

bsta

nz p

ro T

ag

Laktationswochen

Angus -Trocken

Angus - Feucht

F1* - Trocken

F1* - Feucht

Limousin - Trocken

Limousin - Feucht

* Limousin x Red Holstein

Page 9: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe | Nutztiere

449Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014

ration besser als die Trockenration zu verwerten schei-

nen, wohingegen bei den AN diesbezüglich kein

Unterschied besteht. Bei den F1-Kühen wird eine Feucht-

ration zugunsten der Milchproduktion verwertet und

kommt mehr den Kälbern zugute als eine Trockenration,

welche zu einem Körpermassezuwachs bei den Kühen

selbst führt. Die Kälber der F1-Mütter sind diejenigen,

die während des Versuchs am meisten zugenommen

Ration T erhielten (AN 0; F1 +4; LM +3 kg). Diese Diffe-

renz ist allerdings nicht signifikant (P > 0,05). Die Milch-

produktion der Kühe konnte während des Versuchs

nicht gemessen werden. Die Verwertung der Rationen,

welche an Hand der Gewichtszunahme der Kühe sowie

der Kälber während des Versuchs berechnet wurde,

scheint nicht bei allen Rassen gleich zu sein. Aus den obi-

gen Ausführungen geht hervor, dass die LM die Feucht-

Abb. 4 | Entwicklung des Lebendgewichts der Kühe zwischen dem Abkalben und dem vierten Laktationsmonat.

16,317,1 17,3

18,3

14,9 15,7

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

F T F T F T

AN F1 LM

Verz

ehr,

kg T

S pr

o Ta

g

Varianten und Rassen

Versuchsdaten

Grünes Buch

Emmenegger 2009

Abb. 5 | Gemessene und geschätzte Verzehrswerte ab dem 2. Laktationsmonat (AN: Angus; F1: Kreuzungstiere LM x Red Holstein; LM: Limousin; F: Feuchtration; T: Trockenration)

670

680

690

700

710

720

730

740

750

760

770

LG Abkalben LG 1. Monat LG 2. Monat LG 3. Monat LG 4. Monat

Lebe

ndge

wic

ht (k

g)

Laktationsphase

Angus -Trocken

Angus -Feucht

F1* -Trocken

F1* -Feucht

Limousin -Trocken

Limousin -Feucht

* Limousin x Red Holstein

Page 10: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

450

Nutztiere | Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014

haben, wobei die Differenz jedoch nicht signifikant war

(P  >  0,05). Diese durch die erhöhte Milchproduktion

bedingte Tendenz wurde auch von McGee et al. (2005)

nachgewiesen.

Vergleich der Verzehrsmesswerte mit aktuellen Schätz-

werten

Der Vergleich der in diesem Versuch erhobenen Ver-

zehrsdaten mit denjenigen des Grünen Buchs (Agro-

scope 2013) sowie denjenigen, die man mit der von

Emmenegger 2009 veröffentlichten Schätzgleichung

erhält, ist in Abbildung 3 ersichtlich. Ganz allgemein

lässt sich feststellen, dass mit den beiden heute in der

Schweiz verfügbaren Schätzmethoden der Verzehr sys-

tematisch um 0,5 bis fast 4 kg TS unterschätzt wird.

Zudem wird im Grünen Buch zurzeit – im Gegensatz zum

Einfluss der Rationsbeschaffenheit – der Rasseneinfluss

nicht berücksichtigt. Die Gleichung von Emmenegger

(2009) schlägt zwar eine Korrektur je nach Rasse vor,

nicht jedoch nach Rationstyp. Die neue Gleichung, wel-

che im Rahmen der nächsten Überarbeitung des Kapitels

über Mutterkühe im Grünen Buch veröffentlicht wird,

wird beide Korrekturfaktoren berücksichtigen.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Gemäss diesem Versuch führt die Verfütterung einer auf

Heu und Emd basierenden Trockenration zu einem

höheren Futterverzehr als die Verfütterung einer Feucht-

ration mit gleichem Nährwert. Dieser Unterschied von

fast 900 g TS pro Tag während der Zeit der höchsten

Milchleistung ist für die Rationsplanung in der Praxis von

Bedeutung und kann für die Wahl des zu produzieren-

den Futtertyps entscheidend sein. Dabei ist zu bedenken,

dass die Umsetzung des Futters einer Trocken- oder

Feuchtration in Form von Milch für die Kälber oder von

Körpermassezuwachs der Kuh selbst je nach Rasse unter-

schiedlich sein kann. Dieser Einfluss der Rationsbeschaf-

fenheit auf den Futterverzehr ist es wert, als Korrektur-

faktor in eine Schätzgleichung für den Futterverzehr

aufgenommen zu werden. Die derzeitigen schweizeri-

schen Empfehlungen unterschätzen den Verzehr syste-

matisch. Zudem werden entweder die Einflüsse der

Rasse oder die Einflüsse der Ration nicht berücksichtigt.

Eine neue Schätzgleichung, welche die vorliegenden

neuen Daten berücksichtigt, wird in Kürze im Rahmen

der Überarbeitung des Kapitels über Mutterkühe im

Grünen Buch veröffentlicht.� n

Page 11: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

451

Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe | Nutztiere

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014

Literatur ▪ Agroscope, 2013. Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer (Grünes Buch). Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/futtermitteldaten-bank/04834/index.html?lang=de [August 2014].

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▪ Petit M., Jarrige R. Russel AJF. & Wright IA., 1992. Feeding and nutrition of the suckler cow. Beef Cattle Production, World Animal Science C, 5, 191–208.

Intake of a dry or a moist ration by suckler

cows

The effect of type of ration on feed intake

was studied in a trial with 36 lactating cows

of the Angus (AN), Limousin (LM) and

Limousin x Red Holstein cross breeds (F1)

during the first four months of lactation.

Two iso-energetic rations fed ad libitum

were compared: a dry ration (D) composed

of hay and aftermath, and a moist ration (M,

53 % DM) composed of a mixture of hay and

grass silage. The cows fed ration D con-

sumed 0.87 kg DM more per day than those

fed ration M from the second to the fourth

month of lactation (P<0.001), and 0.76 kg

DM more per day over the entire trial period

(P=0.07). Major differences were observed

between the different genetic types

(F1>AN>LM; P<0.001). A comparison of the

ingestion data measured in this trial with

the prediction formulas currently used in

Switzerland revealed a systematic underesti-

mation of feed intake. Moreover, no predic-

tion formula took simultaneous account of

the effect of ration type on the one hand,

and genetic type on the other. A new

prediction equation taking these new data

into account will be published shortly, once

the ‘suckler cow’ chapter of the Swiss

feeding recommendations for ruminants

(Green Book) is updated.

Key words: feed intake, suckler cow, silage,

hay.

Ingestione di una razione umida o secca

con vacche nutrici

Nel quadro di uno studio condotto con 36

vacche nutrici delle razze Angus (AN),

Limousin (LM) e ottenute dall'incrocio tra

Limousin e Red Holstein (F1) si è analiz-

zato l'effetto del tipo di razione sull'inge-

stione nei primi quattro mesi di lattazione.

Sono state confrontate due razioni

isoenergetiche somministrate ad libitum,

una secca (S) composta da fieno e grume-

reccio, l'altra umida (H, 53 % SS) composta

da una miscela di fieno e insilato d'erba.

Le vacche cui era stata somministrata la

razione S hanno consumato 0,87 kg di SS

in più al giorno rispetto a quelle nutrite

con la razione H a partire dal secondo

mese di lattazione (P < 0,001) e 0,76 kg di

SS in più al giorno su tutto l'arco dello

studio (P = 0,07). Si riscontrano scarti

considerevoli tra le varie razze (F1 > AN >

LM; P < 0,001). Il confronto tra i dati

sull'ingestione rilevati nel corso di questo

studio e le formule di previsione attual-

mente applicate evidenzia che l'ingestione

viene sistematicamente sottovalutata.

Inoltre, nessuna di queste formule

considera contemporaneamente tipo di

razione e razza. Una nuova equazione di

previsione che tenga conto di queste

nuove informazioni verrà pubblicata

prossimamente nel quadro dell'aggiorna-

mento del capitolo sulle vacche nutrici del

Libro verde.

Page 12: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

452 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014

wirksamen Konservierungsmitteln, die in den meisten

Fällen Propionsäure enthalten, können diese Keime

unterdrückt werden. Produkte auf der Basis von Propi-

onsäure sind jedoch korrosiv und im Biolandbau nicht

zugelassen.

Im vorliegenden Versuch wurde die Wirksamkeit von

verschiedenen Mikroorganismen (Milchsäurebakterien,

Hefen und Enzyme) sowie eines Produkts, welches ver-

schiedene Säuren enthält, bei Feuchtheu mit einem TS-

Gehalt von 75 % im Labormassstab untersucht.

E i n l e i t u n g

Bodenheu weist bei der Ernte nicht immer einen

Trockensubstanz(TS)-Gehalt von über 85 % auf, wie er

für die problemlose Lagerung notwendig wäre. Beson-

ders in dicht gepressten Ballen kann die Restfeuchte nur

langsam entweichen. Die Folge davon ist eine starke

Entwicklung von verschiedenen Mikroorganismen, ins-

besondere der Schimmelpilze, und eine Erwärmung des

Futters bis hin zum Futterverderb. Durch den Zusatz von

Wirkung von Konservierungsmitteln bei FeuchtheuUeli Wyss, Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz

Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected]

Laborversuchsanlage zur Messung der Erwärmung im Feuchtheu. (Foto: Ueli Wyss, Agroscope)

N u t z t i e r e

Page 13: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu | Nutztiere

453

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014

Bodenheu muss bei der Ernte für eine

problemlose Lagerung genügend trocken

sein. Eine Alternative stellt der Einsatz von

Konservierungsmitteln dar, die die Futterer-

wärmung und den Verderb verhindern. In

einem Versuch wurde die Wirksamkeit von

verschiedenen Mikroorganismen (Milchsäure-

bakterien, Hefen und Enzyme) sowie eines

Produkts, welches verschiedene Säuren

enthält, bei Feuchtheu mit einem Trockensub-

stanz-Gehalt von 75 % im Labormassstab

untersucht.

Nur bei der Positivkontrolle mit Propionsäure

konnte die Futtererwärmung und der

Futterverderb verhindert werden. Die

untersuchten Varianten mit verschiedenen

Mikroorganismen oder einem chemischen

Produkt waren nicht wirksam. Das Futter

erwärmte sich und war am Endes des Tests

stark verschimmelt.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Für den Versuch wurde Futter vom zweiten Aufwuchs

(gräserreicher, raigrasbetonter Bestand) auf 75 % TS

angefeuchtet. Wegen der grossen Anzahl Varianten

wurde der Versuch in zwei Serien durchgeführt. Jede

Variante wurde dreimal wiederholt. Bei beiden Serien

diente eine Variante ohne Zusatz als Negativkontrolle

und eine mit Propionsäure (Produkt Luprosil, 99,5 % Pro-

pionsäure) als Positivkontrolle. Die verschiedenen Vari-

anten sind aus Tabelle 1 und 2 ersichtlich. Dabei wurde

der Milchsäurebakterienstamm Pediococcus pento-

saceus, der Hefenstamm Pichia anomala und das Enzym

Chitinase von der Firma Lallemand allein oder in Kombi-

nation getestet. Zusätzlich wurde in der zweiten Serie

die Wirksamkeit des Produkts Sil All Hay der Firma Dan-

star Ferment, welches Kaliumsorbat, Natriumbenzoat

und Natriumpropionat enthält, untersucht. Die einzel-

nen Wirkstoffe wurden in Wasser aufgelöst und flüssig

appliziert. Die Dosierungen wurden gemäss den Emp-

fehlungen der Hersteller gewählt. Bei der Negativkont-

rolle wurde die gleiche Wassermenge beigemischt.

Die Versuche wurden auf der von Meisser (2001) ent-

wickelten Versuchsanlage im Labormassstab durchge-

führt. Dabei wurde das Futter in PVC-Behälter eingefüllt

und auf 175 kg Frischsubstanz pro Kubikmeter verdich-

tet. Jeder Behälter wurde mit einer Temperatursonde

versehen. Während der Lagerdauer von 30 Tagen wur-

den alle 30 Minuten die Temperaturen gemessen und

aufgezeichnet. Im Ausgangsmaterial sowie nach 30

Tagen Lagerung wurden die TS-Gehalte sowie die Roh-

nährstoffe mit NIRS bestimmt. Zusätzlich wurde der

Anteil unlöslichen Stickstoffs am Gesamtstickstoff

(NADF/N total) sowie die Schimmelpilze nach der 30-tägi-

gen Lagerung bestimmt. Die statistische Auswertung

erfolgte mit einer Varianzanalyse und dem Bonferroni-

Test (Programm SYSTAT 13).

Nr. BeschreibungDosierung für 100 kg Futter

1 Ohne Zusatz (Negativkontrolle) –

2 Propionsäure (Positivkontrolle) 600 g

3 Enzym Chitinase 0,15 g

4 Pediococcus pentosaceus 1011 KBE

5 Pichia anomala (Dosierung 1) 1010 KBE

6 Pichia anomala (Dosierung 2) 1011 KBE

Tab. 1 | Varianten der ersten Serie Nr. BeschreibungDosierung für 100 kg

Futter

7 Ohne Zusatz (Negativkontrolle) –

8 Propionsäure (Positivkontrolle) 600 g

9Enzym Chitinase und

Pediococcus pentosaceus0,15 g

1011 KBE

10Enzym Chitinase und

Pichia anomala0,15 g

1010 KBE

11Pediococcus pentosaceus und

Pichia anomala1011 KBE1010 KBE

12 Sil All Hay 40 g

Tab. 2 | Varianten der zweiten Serie

Page 14: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Nutztiere | Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu

454 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Ausgangsmaterial

Die Gehaltswerte des Ausgangsmaterials für die beiden

Serien sind in Tabelle 3 dargestellt. Der angestrebte TS-

Gehalt von 75 % wurde in beiden Serien erreicht. Bei

allen drei Keimgruppen – Bakterien, Schimmelpilze und

Hefen – waren die Werte gemäss den VDLUFA-Orientie-

rungswerten erhöht (Tab. 4). Erntefrisches Futter weist

jedoch generell erhöhte Werte auf. Nach Adler et al.

(2014) nimmt der Keimgehalt an Mikroorganismen wäh-

rend der Lagerung unter guten Bedingungen bis zur

Verfütterung signifikant ab.

Temperaturen während der Lagerung

Alle Varianten ausser der Positivkontrolle erwärmten

sich relativ schnell (Abb. 1 und 2). Die Unwirksamkeit

vom zugesetzten Milchsäurebakterienstamm ist dadurch

erklärbar, dass die Milchsäurebakterien unter anaero-

ben Bedingungen aktiv sind. Dies ist bei der Lagerung

von Feuchtheu jedoch nicht der Fall. Auch mit dem Pro-

dukt Sil All Hay konnte die Erwärmung nicht verhindert

werden. Es scheint, dass die Dosierung von 400 g pro t

nicht ausreichte. Untersuchungen von Wyss (2012) zei-

gen, dass die Dosierung entscheidend für ein positives

Ergebnis ist.

TS-Gehalte und weitere Parameter nach der LagerungWährend der 30-tägigen Lagerung kam es bei den meis-

ten Varianten zu einem Futterverderb, und es bildete

sich Wasser, was an den tieferen TS-Gehalten ersichtlich

ist. Nur bei der Positivkontrolle wurden höhere TS-

Gehalte als im Ausgangsmaterial festgestellt. Hier konn-

ten sich die unerwünschten Mikroorganismen nicht ent-

wickeln und es fand kein Futterverderb statt. Bei beiden

Serien konnten zwischen der Positivkontrolle und den

anderen Varianten signifikante Unterschiede bei der

Rohasche, dem Rohprotein, dem ethanollöslichen

Zucker und den Fasergehalten festgestellt werden

(Tab. 5 und 6).

TS Rohasche Rohprotein Rohfaser ADF NDF ZuckerNADF

N total

% g/kg TS g/kg TS g/kg MS g/kg TS g/kg TS g/kg TS %

Erste Serie 74,7 80 117 249 271 468 130 3,0

Zweite Serie 75,0 74 115 253 274 482 132 2,3

ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; NADF/N total: Anteil unlöslichen Stickstoffs am Gesamtstickstoff; Zucker: ethanollöslicher Zucker

Tab. 3 | TS-Gehalte und Rohnährstoffe vom Ausgangsmaterial

Aerobe mesophile Bakterienlog KBE/g

Schimmellog KBE/g

Hefenlog KBE/g

Erste Serie 8,3 6,3 6,1

Zweite Serie 8,3 6,2 6,2

KBE: Koloniebildende Einheiten

Tab. 4 | Keimbesatz an Bakterien, Schimmel und Hefen im Aus-gangsmaterial

-1,0

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

0 48 96 144 192 240 288 336 384 432 480 528 576 624 672 720 768

Tem

pera

turd

iffer

enz

zur U

mge

bung

stem

pera

tur °

C

Dauer, Stunden

NegativkontrollePositivkontrolleEnzym ChitinasePediococcus pentosaceus Pichia anomala-Dosierung 1Pichia anomala-Dosierung 2

Abb. 1 | Temperaturverlauf der verschiedenen Varianten bei der ersten Serie (Umgebungstemperatur Ø 21,5° C)

Page 15: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu | Nutztiere

455Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014

Varianten hohe TS-Verluste ermittelt werden. Das gleiche

Bild gab es bei den NEL-Gehalten. Signifikant höhere

NEL-Gehalte wies das Feuchtheu der Positivkontrolle auf.

Sensorische Beurteilung und Schimmelbefall

Nach der 30-tägigen Lagerung war das Futter von allen

Varianten mit Ausnahme der Positivkontrolle total ver-

schimmelt und hatte einen starken Ammoniakgeruch.

Die Bestimmung der Schimmelpilze bestätigt die sensori-

sche Beurteilung. Gemäss den Orientierungswerten des

VDLUFA (2012) lagen nur die Werte für die Positivkont-

rolle in der Stufe I, was normalen Werten entspricht. Bei

allen übrigen Varianten waren die Werte in der Stufe IV

eingestuft, was bereits als verdorben gilt (Abb. 3).

Auch beim Anteil des unlöslichen Stickstoffs am

Gesamtstickstoff, einem wichtigen Indikator für den

Denaturierungsprozess des Proteins, konnten zwischen

den Varianten von der ersten Serie signifikante Unter-

schiede festgestellt werden. Hingegen waren die Unter-

schiede bei der zweiten Serie nicht signifikant. Die Posi-

tivkontrolle wies bei beiden Serien die tiefsten Werte

auf. Nach Weiss et al. (1992) nimmt die Verdaulichkeit

des Rohproteins mit zunehmendem Anteil des unlösli-

chen Stickstoffs am Gesamtstickstoff ab. Auswirkungen hatte der Futterverderb auch auf die

TS-Verluste und den NEL-Gehalt des Futters (Tab. 5 und 6).

Praktisch keine TS-Verluste wurden bei der Positivkont-

rolle festgestellt. Hingegen konnten bei den übrigen

TS-Gehalt%

Rohascheg/kg TS

Rohproteing/kg TS

Rohfaserg/kg TS

ADFg/kg TS

NDFg/kg TS

Zuckerg/kg TS

NADF /N total

%

TS- Verluste

%

NELMJ/kg TS

Ohne Zusatz 73,3a 84b 135b 310b 361b 593c 58a 5,7b 11,5b 5,1b

Propionsäure 78,2b 60a 117a 254a 268a 489a 138b 2,4a 0,2a 5,7a

Enzym Chitinase 73,3a 90b 135b 311b 359b 594c 62a 4,4ab 13,1b 5,1b

Pediococcus pentosaceus 74,1a 84b 130b 306b 352b 576bc 64a 5,3b 9,5b 5,1b

Pichia anomala (Dosierung 1) 73,6a 88b 129b 313b 360b 590bc 63a 5,6b 12,6b 5,0b

Pichia anomala (Dosierung 2) 74,5a 74ab 127ab 297b 345b 555b 69a 4,5ab 9,7b 5,3b

SE 0,53 3,1 2,0 3,4 4,5 6,9 4,2 0,42 1,1 0,06

Signifikanz *** *** *** *** *** *** *** ** *** ***

ADF: Lignozellulost e; NDF: Zellwände; Zucker: ethanollöslicher Zucker; NADF/N total: Anteil unlöslicher Stickstoff am Gesamtstickstoff; NEL: Netto Energie Laktation

SE: Standardfehler; n. s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** P < 0,001

Verschiedene Kleinbuchstaben in derselben Spalte weisen auf signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten der verschiedenen Varianten bei der 5 %-Schwelle gemäss Bonfer-

roni-Test hin.

-1,0

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

0 48 96 144 192 240 288 336 384 432 480 528 576 624 672 720 768

Tem

pera

turd

iffer

enz

zur U

mge

bung

stem

pera

tur °

C

Dauer, Stunden

NegativkontrollePositivkontrolle

Enzym Chitinase + P. pentosaceusEnzym Chitinase + Pichia anomala

P. pentosaceus + Pichia anomala Sil All Hay

Abb. 2 | Temperaturverlauf der verschiedenen Varianten bei der zweiten Serie (Umgebungstemperatur Ø 21,0° C)

Tab. 5 | Chemische Parameter im Feuchtheu mit 75 % TS der verschiedenen Varianten der ersten Serie nach der Lagerung

Page 16: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Nutztiere | Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu

456 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Das unbehandelte Feuchtheu erwärmte sich während

der Lagerung und wies einen hohen Schimmelbefall

auf.

•• Bei der Positivkontrolle mit Propionsäure konnte die

Futtererwärmung und der Futterverderb verhindert

werden.

•• Die verschiedenen getesteten Produkte waren nicht

wirksam. Das behandelte Futter erwärmte sich und

war am Endes des Tests stark verschimmelt. Dies ist

einerseits durch die Lagerungsbedingungen, die für

die Milchsäurebakterien nicht ideal sind, und anderer-

seits durch eine ungenügende Dosierung erklärbar. n

0,01,02,03,04,05,06,07,08,09,0

10,011,0

Negativkontro

lle

Enzym Chitin

ase

Pichia anomala Dosie

rung 1

Positivkontro

lle

Enzym Chitin

ase + P. pentosaceus

Sil All H

ay

log

KBE/

g

Grenze zwischen normalen und leicht erhöhten Werten

1. Serie 2. Serie

b a b b b b b a b b b b

Positivkontro

lle

Pediococcus p

entosaceus

Pichia anomala Dosie

rung 2

Negativkontro

lle

Enzym Chitin

ase + P. anomala

P. pentosaceus + P. anomala

Abb. 3 | Schimmelbesatz im Feuchtheu der verschiedenen Varianten (KBE: Koloniebildende Einheiten)

TS-Gehalt%

Rohascheg/kg TS

Rohproteing/kg TS

Rohfaserg/kg TS

ADFg/kg TS

NDFg/kg TS

Zuckerg/kg TS

NADF/N total

%

TS- Verluste

%

NELMJ/kg TS

Ohne Zusatz 70,9a 90b 138b 299b 344b 567b 47a 6,3 16,9b 5,2b

Propionsäure 78,5b 67a 116a 253a 267a 469a 140b 3,4 -0,7a 5,6a

Enzym Chitinase + P. pentosaceus

73,6ab 84ab 132ab 302b 342b 563b 64a 4,3 11,9ab 5,2b

Enzym Chitinase + P. anomala

72,3ab 81ab 130ab 312b 351b 579b 63a 5,3 14,9b 5,1b

P. pentosaceus + P. anomala

72,6ab 83ab 136b 302b 344b 564b 62a 5,7 15,3b 5,3b

Sil All Hay 74,2ab 76ab 131ab 299b 339b 561b 73a 4,7 9,5ab 5,3b

SE 1,35 3,8 3,4 3,1 4,9 6,6 5,4 0,99 2,6 0,05

Signifikanz * * ** *** *** *** *** n.s. **

ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; Zucker: ethanollöslicher Zucker; NADF/N total: Anteil unlöslicher Stickstoff am Gesamtstickstoff; NEL: Netto Energie Laktation

SE: Standardfehler; n. s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** P < 0,001

Verschiedene Kleinbuchstaben in derselben Spalte weisen auf signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten der verschiedenen Varianten bei der 5 %-Schwelle gemäss

Bonferroni-Test hin.

Tab. 6 | Chemische Parameter im Feuchtheu mit 75 % TS der verschiedenen Varianten der zweiten Serie nach der Lagerung

Page 17: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu | Nutztiere

457Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014

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▪ Weiss W. P., Conrad H. R. & St. Pierre N. R., 1992. A theoretically-based model for predicting total digestible nutrient values of forages and con-centrates. Anim. Feed Sci. Technol. 39, 95–110.

▪ Wyss U., 2012. Wirkung eines Konservierungsmittels bei Feuchtheu – Ergebnisse 2011. Agrarforschung Schweiz 3 (6), 314–321.

▪ VDLUFA, 2012. Keimgehalte an Bakterien, Hefen, Schimmel- und Schwär-zepilzen. Methodenbuch III, Die chemische Untersuchung von Futtermit-teln, 8. Ergänzungslieferung 2012.

Effect of preservatives in moist hay

Field-dried hay must be sufficiently dry

at harvest for problem-free storage.

Alternatively, preservatives that

prevent heating and spoilage may be

added to the hay. In a trial, the efficacy

of various microorganisms (lactic acid

bacteria, yeasts and enzymes) as well

as of a product containing various

acids was tested in moist hay with a

DM content of 75 % on a laboratory

scale.

The positive control with propionic

acid was the only one preventing the

heating and deterioration of the hay.

The variants with different microor-

ganisms or a chemical product were

not effective: the forage heated, and

was highly mouldy at the end of the

test.

Key words: hay, preservatives, lactic

acid bacteria, yeasts, enzymes.

Test di efficacia di vari conservanti per

il fieno umido

Il fieno essiccato al suolo deve essere

sufficientemente asciutto al momento

del raccolto per garantire una conser-

vazione senza problemi. Un'alternativa

è l'utilizzo di conservanti per impedire

il riscaldamento e il deterioramento del

foraggio. È stata testata l'efficacia di

vari microrganismi (batteri lattici, lieviti

ed enzimi) e di un prodotto contenente

diversi acidi su un fieno umido con un

tenore in sostanza secca del 75 per

cento sulla scala del laboratorio.

Soltanto il controllo positivo a base di

acido propionico ha consentito di

evitare il riscaldamento e il deteriora-

mento del fieno umido. Le varianti

testate con diversi microrganismi o con

un prodotto chimico non si sono

rivelate efficaci. Il fieno umido si è

riscaldato e al termine dei test è

risultato decisamente ammuffito.

Page 18: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

458 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014

Global schätzt der Weltklimarat IPCC, dass 13,5 % der

anthropogenen THG-Emissionen der Landwirtschaft

zugeschrieben werden können. Mit einem weiter gefass-

ten Betrachtungswinkel beziffern Bellarby et al. (2008)

den Anteil der direkten und indirekten landwirtschaftli-

chen Emissionen auf 17 bis über 30 %. Die Differenz

kann durch die unterschiedliche sektorale Aufteilung

und territoriale Abgrenzung der Bilanzierungsansätze

erklärt werden. Die IPCC-Rahmenmethoden für natio-

nale THG-Inventare beschränken die Betrachtung auf

einzelne Emissionsquellen der direkten landwirtschaftli-

chen Produktion. Im Allgemeinen betrachten derartige

Ansätze nur die Produktionsperspektive, das heisst die

«direkten Umweltwirkungen von Industrie- und Dienst-

leistungszweigen auf nationaler Ebene» (Jungbluth et

al. 2011; EEA 2013). Im Gegensatz dazu umfasst die Kon-

sumperspektive «sämtliche globalen direkten und indi-

rekten Umweltwirkungen entlang der gesamten Pro-

duktions- und Konsumkette eines im Inland

konsumierten Produkts». In der EU und der Schweiz

E i n l e i t u n g

Die Land- und Ernährungswirtschaft ist eine bedeutende

Verursacherin von Treibhausgasemissionen (THG-Emissi-

onen), sowohl weltweit als auch in der Schweiz. Emissio-

nen entstehen entlang der Nahrungsmittelkette durch

die Herstellung von Produktionsmitteln, durch bioche-

mische Prozesse bei der Tier- und Pflanzenproduktion

sowie bei der Verarbeitung und dem Transport von Nah-

rungsmitteln. In der «Klimastrategie Landwirtschaft»

hat das Bundesamt für Landwirtschaft entsprechende

Reduktionsziele formuliert (BLW 2011): Bis 2050 soll in

der landwirtschaftlichen Produktion mindestens ein

Drittel der Emissionen durch technische, betriebliche

und organisatorische Massnahmen eingespart werden

(Produktionsperspektive). Durch Anpassungen im Kon-

sum- und Ernährungsverhalten soll ein weiteres Drittel

eingespart werden (Konsumperspektive). Für die Festle-

gung und Kontrolle der Massnahmen und Ziele sind

Emissionsinventare notwendig.

Treibhausgasemissionen aus der schweizeri-schen Land- und ErnährungswirtschaftDaniel Bretscher1, Sabrina Leuthold-Stärfl1, Daniel Felder2 und Jürg Fuhrer1

1Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8046 Zürich, Schweiz2Bundesamt für Landwirtschaft, 3003 Bern, Schweiz

Auskünfte: Daniel Bretscher, E-Mail: [email protected]

Die Nahrungsmittelimporte sind Hauptursache für den zunehmenden Treibhausgas-Ausstoss der Land- und Ernährungswirtschaft in der Schweiz. (Foto: Kara, Fotolia.com)

U m w e l t

Page 19: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft | Umwelt

459

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014

Die Land- und Ernährungswirtschaft ist eine

bedeutende Mitverursacherin von Treibhaus-

gasemissionen. Als Grundlage für Redukti-

onsstrategien und Wirkungskontrollen

dienen Emissionsinventare. Bisherige

Bilanzierungsanstrengungen sind jedoch

häufig geprägt von limitierten sektoralen

Blickwinkeln. In der vorliegenden Studie

werden die Emissionen aus der Land- und

Ernährungswirtschaft der Schweiz in einem

integralen Ansatz sowohl aus der Produk-

tions- als auch aus der Konsumperspektive

betrachtet. Während die Emissionen der

Produktionsperspektive trotz steigendem

Output leicht rückläufig waren, stieg der

Treibhausgasausstoss aus der Land- und

Ernährungswirtschaft insgesamt seit 1990

um 15 %. Hauptursache sind die Nahrungs-

mittelimporte, die seit 1990 um gut 70 %

angestiegen sind. Die Resultate offenbaren

eine erhebliche Ziellücke zwischen den

Vorgaben der «Klimastrategie Landwirt-

schaft» und der Entwicklung der konsumba-

sierten Emissionen. Wichtige Handlungsopti-

onen sind vor allem die Förderung einer

klimaschonenden Ernährungsweise, aber

auch die Steigerung der Effizienz in sämtli-

chen Bereichen der Produktion.

gehören Nahrungsmittel so gesehen zu den THG-inten-

sivsten Konsumgütern (Jungbluth et al. 2011, EEA

2013).

Entsprechend der grossen Variabilität verschiede-

ner Bilanzierungsansätze sind die Systemgrenzen und

Betrachtungswinkel wichtige Faktoren bei der Ausar-

beitung von Reduktionsstrategien. In verschiedenen

neueren Studien wird daher versucht, die Land- und

Ernährungswirtschaft aus einer allumfassenden und

integralen Perspektive abzubilden (Garnett 2011; Smith

und Gregory 2013; EEA 2013). Die vorliegende Studie

liefert die entsprechende Datengrundlage für klima-

und agrarpolitische Entscheidungen in der Schweiz.

Die THG-Emissionen, die mit der Schweizer Land- und

Ernährungswirtschaft in Zusammenhang stehen, wer-

den sowohl aus der Produktionsperspektive als auch aus

der Konsumperspektive bilanziert. Ferner zeigt dieser

erste Überblick auf, wo noch weiterer Forschungsbedarf

besteht. Weitere detailliertere Analysen sollen auf der

erarbeiteten Grundlage aufbauen können.

M e t h o d e n

Allgemeine Grundlagen und Umfang der Studie

Die Land- und Ernährungswirtschaft wird in sieben Teil-

bereiche (Produktionsbereiche) eingeteilt (Abb. 1). Der

Weg von der Verkaufsstelle zu den Konsumenten nach

Hause, die Verarbeitung in den Haushalten sowie Abfall

und Entsorgung werden nicht berücksichtigt. Bei der

Erfassung der Emissionen aus Nahrungsmittelimporten

und -exporten gelten grundsätzlich die gleichen System-

grenzen. Die durch Exportlebensmittel verursachten

Emissionen werden nicht der Schweiz angelastet und

werden als Negativwerte aufgeführt.

Für die Erhebung der konsumbasierten Emissionen

gibt es im Gegensatz zu territorialen und produktions-

basierten Ansätzen keine standardisierten Methoden.

Als primäre Grundlage wird auf den Methoden der bei-

den Studien von Jungbluth et al. (2007) und Jungbluth

et al. (2011) aufgebaut. In sämtlichen Bereichen wer-

den die Emissionen von Kohlendioxid (CO2), Methan

(CH4) und Lachgas (N2O) berechnet. CH4 und N2O wer-

den anhand ihrer globalen Erwärmungspotenziale

über 100 Jahre mit folgenden Faktoren in CO2-Äquiva-

lente (CO2 eq.) umgerechnet: CH4 mit Faktor 21, N2O mit

Faktor 310.

Datengrundlage

Die Berechnungsmethoden der Bereiche direkte land-

wirtschaftliche Produktion, Energieverbrauch sowie

Landnutzung und Landnutzungsänderung (LULUCF:

Land Use, Land Use Change and Forestry) werden ent-

weder direkt dem nationalen THG-Inventar entnommen

oder orientieren sich weitgehend an den entsprechen-

den Grundlagen (BAFU 2013). In den Bereichen Vorleis-

tungen, Importe und Exporte wird ein Ökobilanzansatz

verfolgt. Die Güterimporte und -exporte werden der

schweizerischen Zollhandelsstatistik entnommen und

entsprechend der Verfügbarkeit von Ökobilanzdaten

(Emissionsfaktoren) gruppiert (EZV 2013, Tab. 1).

Im Verarbeitungsbereich werden die Branchen res-

pektive Gütergruppen 15 und 16, d. h. die «Herstellung

von Nahrungs- und Genussmitteln», betrachtet (BFS

2002). Die NAMEA (National Accounting Matrices inclu-

ding Environmental Accounts) weisen diesen Branchen

die entsprechenden Emissionen aus dem nationalen

THG-Inventar zu (Sutter et al. 2009). Die Aufteilung auf

die einzelnen Teilbranchen erfolgt anhand der prozen-

tualen Anteile der Beschäftigten (Vollzeitäquivalente).

Die Vorleistungen anderer Branchen für die «Herstel-

lung von Nahrungs- und Genussmitteln» werden mittels

der EE-IOT- (environmentally-extended input-output-

tables) und NAMEA- Tabellen ermittelt (Nathani et al.

2013).

Page 20: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Umwelt | Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft

460 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014

R e s u l t a t e

Insgesamt werden durchschnittlich netto pro Jahr 14,6

Mio. t CO2 eq. durch die Land- und Ernährungswirtschaft

verursacht, wobei die Emissionen zwischen 1990 und 2011

um mehr als 15 % gestiegen sind (Abb. 2 und Tab. 2). Der

durch die Ernährung verursachte Pro-Kopf-Ausstoss an

Treibhausgasen der Schweizer Bevölkerung bewegte sich

in diesem Zeitraum kontinuierlich um 2 t CO2 eq. Die

grössten Emissionsbereiche sind die direkte landwirt-

schaftliche Produktion und Importe von Nahrungsmitteln.

Während die Emissionen der direkten landwirtschaftli-

chen Produktion durch Abnahme der Tierbestände und

des Mineraldüngereinsatzes zwischen 1990 und 2011 um

ca. 8 % gefallen sind, stiegen die Emissionen durch Nah-

rungsmittelimporte im gleichen Zeitraum um gut 70 %.

Produktionsperspektive

Die Emissionen in den Bereichen Vorleistungen, Energie-

verbrauch sowie LULUCF sind vergleichsweise gering. Bei

den Vorleistungsemissionen fallen vor allem die ener-

gieintensiven Stickstoffdüngemittel mit 0,3–0,4 Mio. t

CO2 eq. pro Jahr ins Gewicht (Abb. 3). Insbesondere zu

Beginn der 90er Jahre, verliefen diese produktions-

bedingten THG-Emissionen leicht rückläufig. Im Gegen-

satz dazu stiegen die Emissionen aus den importierten

Futtermitteln seit 1990 stark an (+210 %) und erreichten

2011 fast das Niveau der Stickstoffdüngemittel. Die Pes-

tizidherstellung fällt kaum ins Gewicht.

Die Emissionen der direkten landwirtschaftlichen

Produktion werden von den CH4-Emissionen aus der Ver-

dauung der Nutztiere (44 %) und den N2O-Emissionen

aus der Düngewirtschaft (38 %) dominiert. Der Rest ent-

fällt auf die Lagerung von Hofdüngern, zu 11 % auf CH4

und zu 7 % auf N2O. Bei allen Emissionsquellen der

direkten landwirtschaftlichen Produktion ist das Rind-

vieh von herausragender Bedeutung. Es ist verantwort-

lich für über 85 % der CH4-Emissionen und ist auch mass-

geblich an den N2O-Emissionen beteiligt.

Von den energetischen Emissionen auf den Landwirt-

schaftsbetrieben entfallen zwei Drittel auf den Einsatz

von Traktoren und Maschinen sowie auf die Grastrock-

nung, während die Beheizung von Gewächshäusern ein

weiteres Drittel ausmacht. Die zeitlichen Trends waren

stabil, mit Ausnahme der Grastrocknung, die heute im

Gegensatz zu 1990 kaum mehr von Bedeutung ist. Nicht

berücksichtigt ist die graue Energie, die mit der Herstel-

lung von landwirtschaftlichen Gebäuden und Maschinen

sowie der Bereitstellung von direkter Energie verbun-

den ist. Gemäss Latsch et al. (2013) ist der entsprechende

Energieaufwand ungefähr doppelt so gross wie der

direkte Energieverbrauch.

Importe von Nahrungsmitteln

Direkte Landwirtschaftliche Produktion CH4 und N2O aus der direkten landwirtschaftlichenProduktion (Sektor 4 der nationalenTHG-Inventare)

Energieverbrauchb

Vera

rbei

tung

Ve

rarb

eitu

ng,V

erpa

ckun

gun

d Tr

ansp

ort

Vorl

eist

unge

LULUCFc

Exporte von Nahrungsmitteln

Hau

shal

te

Abf

allu

ndEn

tsor

gung

–2,3

9,3

5,6

0,7

0,7

0,0–1,2 1.4

(B)

(A)

Abb. 1 | Produktionsperspektive (A) und Konsumperspektive (B) der Schweizer Land- und Ernährungs-wirtschaft. Zahlen und Grösse der Rechtecke entsprechen den Emissionen im Jahr 2011 in Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Pfeile repräsentieren die Entwicklung im Zeitraum 1990–2011: stabiler Trend, zunehmende Emissionen, abnehmende Emissionen.

a: Herstellung von landwirtschaftlichen

Produktionsmitteln

b: Energieverbrauch auf den Landwirtschafts-

betrieben

c: Landnutzung und Landnutzungsänderung

(Land-Use/Land-Use Change and Forestry)

Page 21: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft | Umwelt

461Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014

der Backwarenindustrie fallen die Verarbeitung von

Kaffee, Kakao, Gewürzen etc., die Milchverarbeitung

sowie die Schlachthäuser und Fleischverarbeitung am

stärksten ins Gewicht. Weder das Total der Emissionen

noch die Aufteilung auf die einzelnen Branchen und

Güter haben sich seit 1990 signifikant verändert.

Der Beitrag der Nettoimporte von Nahrungsmitteln

(Import minus Export) zum Total der Emissionen der

Land- und Ernährungswirtschaft beläuft sich im Mittel

auf fast 38 %, wobei die entsprechenden Emissionen

seit 1990 stark zugenommen haben (+57 %). Am meis-

ten Emissionen werden durch den Import von Fleisch

und Fleischwaren, Gemüse und Früchte sowie Getränke

verursacht (Abb. 4). Die Exporte stiegen zwischen 1990

und 2011 um mehr als 140 %. Die höchsten Emissionen

können den Molkereierzeugnissen und Eiern zugeord-

net werden, die gleichzeitig für den Grossteil der

Zunahme verantwortlich sind. Bei der Verteilung der

Emissionen auf die einzelnen Produktegruppen sind

bei tierischen Erzeugnissen vor allem die hohen Emissi-

onsintensitäten ausschlaggebend, während bei den

pflanzlichen Produkten die absoluten Mengen stärker

ins Gewicht fallen.

Die Quellen und Senken des LULUCF-Bereichs werden

für Grasland und Ackerland sowie für mineralische und

organische Böden (Moorböden) separat geschätzt. Koh-

lenstoffverluste in entwässerten und bewirtschafteten

organischen Böden tragen am meisten zu den Emissio-

nen dieses Bereichs bei. Bei den weitaus grösseren Flä-

chen der mineralischen Böden wird angenommen, dass

sie sich bei unveränderter Landnutzung im Gleichge-

wicht befinden und kaum Emissionen verursachen. Die

starken Schwankungen der absoluten Werte des LULUCF-

Bereichs werden durch die jährliche Variabilität der

stehenden Biomasse verursacht.

Konsumperspektive

Durch Einbezug der Bereiche Verarbeitung sowie Import

und Export von Nahrungsmitteln wird die Produktions-

perspektive zur Konsumperspektive erweitert. Der

Anteil dieser Bereiche nahm über den betrachteten Zeit-

raum von rund 42 % auf rund 54 % zu.

Etwas weniger als zwei Drittel der Emissionen im

Verarbeitungsbereich entfallen auf die Herstellung

von Nahrungs- und Genussmitteln, während der Rest

von den zuliefernden Branchen verursacht wird. Neben

Produktions- / Nahrungsmittel

Emissionsfaktor Quelle

Düngemittel(nach Tarifnummern-verzeichnis EZV)

2834 Nitrite, Nitrate 0,4

Hillier et al. 2011

3101 Düngemittel tierischen oder pflanzlichen Ursprungs 0,0

3102 Stickstoffdüngemittel 2,2

3103 Phosphatdüngemittel 0,5

3104 Kalidüngemittel 0,4

3105 Mischdüngemittel, andere Düngemittel 0,7

Pestizide

Insektizide 18,7

Lal 2004Fungizide 14,3

Herbizide 23,1

Futtermittel Futtermittel 0,7 Jungbluth et al. 2007

Import Export

Import / Export

Lebende Tiere LT 8,2 9,7

Jungbluth et al. 2007

Fleisch und Fleischwaren FFW 9,7 9,1

Fische und Krebstiere FK 9,4 9,3

Molkereierzeugnisse und Eier ME 5,7 5,7

Andere tierische Produkte ATP 0,4 0,8

Lebende Pflanzen und Blumen LPB 1,2 0,4

Gemüse, Früchte GF 1,2 0,4

Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze KTK 3,8 1,5

Getreide, Getreideerzeugnisse GGE 0,9 1,0

Ölsaaten und ölhaltige Früchte ÖF 1,5 1,4

Tierische und pflanzliche Öle und Fette TPÖF 3,5 7,7

Zucker, Zuckerwaren, Honig ZWH 0,8 0,7

Andere Nahrungsmittel ANM 0,8 0,7

Getränke GE 1,4 0,2

Tabak und Tabakwaren TTW 0,8 0,6

Tab. 1 | Emissionsfaktoren/-intensitäten (Ökobilanzdaten) der Produktions- und Nahrungsmittel in kg CO2-Äquivalente pro kg Produkt.

Page 22: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Umwelt | Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft

462 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014

D i s k u s s i o n

Das Total der bilanzierten Emissionen sowie die Vertei-

lung auf die verschiedenen Bereiche der Land- und

Ernährungswirtschaft stimmen gut mit den Ergebnissen

anderer Studien überein (Garnett 2008; Jungbluth et al.

2011). Verglichen mit den Reduktionsvorgaben der Kli-

mastrategie Landwirtschaft verbleibt eine erhebliche

Ziellücke (Abb. 5). Insbesondere die Konsumperspektive

offenbart einen Emissionsanstieg seit 1990, der haupt-

sächlich mit dem Bevölkerungswachstum und den ent-

sprechenden Nahrungsmittelimporten erklärt werden

kann. Der sektorale und territoriale Fokus der IPCC-Emis-

sionsinventare genügt daher für die Ausarbeitung von

Reduktionsstrategien nicht. Das nationale THG-Inventar

deckt nur die Bereiche «direkte landwirtschaftliche Pro-

duktion», «Energieverbrauch», «LULUCF» sowie «Verar-

beitung» ab, die im Durchschnitt 58 % der Emissionen

ausmachen, wobei dieser Anteil über den Beobach-

tungszeitraum kontinuierlich abgenommen hat.

Das Emissionsvolumen, das mittels Massnahmen aus

der Konsumperspektive abgedeckt werden kann, ist also

fast doppelt so gross wie jenes der Produktionsperspek-

tive. Bereits die Studie von Jungbluth et al. (2011) kam

zum Schluss, dass der Nahrungsmittelsektor aus der Kon-

sumperspektive stark an Bedeutung gewinnt, und die

aus dem Ausland importierten Emissionen insgesamt

weit über 50 % betragen. Durch die integrale Betrach-

tung wird zudem sichtbar, ob eine Reduktionsmass-

nahme lediglich zu einer Emissionsverlagerung in nicht

berücksichtigte Bereiche und namentlich ins Ausland

führt. Eine entsprechende Tendenz in der Vergangen-

Abb. 2 | Treibhausgasemissionen der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft 1990–2011.

LULUCF: Landnutzung und Landnutzungsänderung (Land Use / Land Use Change and Forestry)

1990 2011 1990 2011

Mio t CO2-Äquivalent % %

Vorleistungen 0,58 0,69 4,2 4,5

Direkte landwirtschaftliche Produktion 6,09 5,60 43,8 36,2

Energieverbrauch 0,85 0,72 6,1 4,7

LULUCF 0,56 0,09 4,0 0,6

Total Produktionsperspektive 8,07 7,10 58,1 45,9

Verarbeitung 1,41 1,41 10,2 9,1

Importe 5,37 9,27 38,7 59,9

Exporte –0,96 –2,31 –6,9 –15,0

Total Konsumperspektive 5,83 8,37 41,9 54,1

Total 13,90 15,47 100,0 100,0

Tab. 2 | Treibhausgasemissionen der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft 1990 und 2011

10,0

15,0

20,0

Mio

t CO

2-Äq

uiva

lent

pro

Jahr

ImporteVerarbeitungLULUCFEnergieverbrauchDirekte landwirtschaftliche ProduktionVorleistungenExporte-5,0

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Page 23: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft | Umwelt

463Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014

diesem Zusammenhang hervorzuheben. Bereits kleinste

Veränderungen der Kohlenstoffvorräte in den Böden

können zu signifikanten Emissionen oder Senken von bis

zu 3 Mio. t CO2 eq. führen (BAFU 2013). Auch bei Ökobi-

lanzdaten von Lebensmitteln und insbesondere bei der

Futtermittelproduktion werden häufig die assoziierten

LULUCF-Emissionen nur sehr allgemein erwogen. Auf

diesem Gebiet bestehen noch erhebliche Wissenslücken.

Im Verarbeitungsbereich liegen die Unsicherheiten

vor allem bei der bereichsinternen Verteilung der Emissi-

onen mittels Hilfsgrössen. Ausserdem ist die Zuordnung

der Treibhausgase auf branchenübergreifende Prozesse

heit wird durch die Tatsache belegt, dass die produkti-

onsbedingten Emissionen über die Zeit abgenommen

haben, während die konsumbedingten Emissionen

gestiegen sind.

Datenqualität und Aussagekraft

Das Potenzial eines Bereiches zur Reduktion von Treib-

hausgasen kann nicht ausschliesslich von der Höhe der

entsprechenden Emissionen abhängig gemacht werden.

Zusätzliche Faktoren wie Unsicherheiten oder die Sensiti-

vität auf Umweltbedingungen sind ebenfalls ausschlag-

gebend. Die Bereiche LULUCF und Verarbeitung sind in

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Mio

t CO

2-Äq

uiva

lent

pro

Jahr

Futtermittel Pestizide Mischdüngemittel, andere Düngemittel Kalidüngemittel Phosphatdüngemittel Stickstoffdüngemittel

Abb. 3 | Treibhausgasemissionen des Vorleistungsbereichs 1990–2011.

Lebende Tiere

Fleisch und Fleischwaren

Fische und Krebstiere

Molkerieerzeugnisse und Eier

ATP

LPB

Gemüse, Früchte

Kaffee, Tee Kakao

Getreide, Getreideerzeugnisse

Ölsaaten und ölhaltige Früchte

Tierische und PflanzlicheÖle und Fette

ZWHANMTTW

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

-0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2

Emis

sion

fakt

or k

g CO

2-Äq

uiva

lent

pro

kg

Nettoimport in Mio tAbb. 4 | Emissionsfaktoren und Nettoimporte verschiedener Nahrungsmittelgruppen (ohne Getränke) im Jahr 2011. Tierische Produkte: rote Quadrate; pflanzliche Produkte: grüne Kreise; unbestimmt: blaue Rhomben. Die Verhältnisse der Flächen entsprechen den Beiträ-gen zu den Emissionen des Nettoimports. Abkürzungen siehe Tabelle 1.

Page 24: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

464

Umwelt | Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014

wie Transport, Kühlung oder Verpackung nicht möglich.

Die Ausformulierung von Reduktionsstrategien gestal-

tet sich ohne detailliertere Analysen entsprechend

schwierig.

Weitere Analysen sind auch auf dem Gebiet der Öko-

bilanzdaten notwendig. Die grosse Bedeutung sowie die

grosse Spannweite von produktspezifischen Werten in

der Literatur signalisieren noch erheblichen Forschungs-

bedarf. Des Weiteren wurden für alle Produkte/Waren

konstante Emissionsfaktoren über die gesamte Zeitperi-

ode veranschlagt. Sowohl im Vorleistungsbereich als

auch bei den Importen und Exporten von Nahrungsmit-

teln sind die Emissionsintensitäten im Allgemeinen

jedoch rückläufig.

Schliesslich sind die nicht berücksichtigten Bereiche

«Haushalte» und «Abfall und Entsorgung» keineswegs

vernachlässigbar: In der Studie von Garnett (2011) wer-

den diesen Bereichen (inkl. Catering) etwa 20 % der

Emissionen, die mit Landwirtschaft und Ernährung

zusammenhängen, angelastet. Ausserdem entstehen

hier die meisten Lebensmittelverluste und -Abfälle,

deren Vermeidung zur THG-Reduktion beitragen würde.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n u n d A u s b l i c k

Auf der Produktionsseite wären Massnahmen in den

Bereichen Vorleistungen und Energieverbrauch relativ

gut umsetzbar. Das Emissionsvolumen ist aber für grös-

sere Reduktionen zu gering. Beschränkt man sich dage-

gen auf den grossen Bereich der direkten landwirt-

schaftlichen Produktion und auf LULUCF, sind die

technischen Möglichkeiten zur Emissionsreduktion stark

eingeschränkt. Die biochemischen Prozesse in der Tier-

und Pflanzenproduktion sind eng miteinander vernetzt

und nur schwer beeinflussbar. Einzelne isolierte Mass-

nahmen führen zudem oft zu einer blossen Verlagerung

der Emissionen oder zu unerwünschten Nebenwirkun-

gen. Vielversprechender sind übergeordnete Strategien

zur Effizienzsteigerung (z. B. Erhöhung der Stickstoff-

Effizienz), da sie erstens über die gesamte Prozesskette

wirken und zweitens auch zu Reduktionen im Vorleis-

tungs- und Energiebereich führen.

Während Lösungsstrategien aus der Produktionsper-

spektive also meist auf die effizientere Produktion grös-

serer Mengen abzielen, stehen bei der Konsumperspek-

tive zusätzlich das Verhalten der Konsumentinnen und

Konsumenten und die Zusammensetzung des Waren-

korbs, also die grundlegenden Antriebskräfte der Emissi-

onen, im Blickfeld. Die THG-intensiven tierischen Pro-

dukte sind dabei von zentralem Stellenwert. Eine

Umstellung hin zu einer zunehmend vegetarisch orien-

tierten Ernährung wäre daher äusserst vielversprechend,

zum einen wegen des grossen Emissionsvolumens der

Tierproduktion und zum anderen, weil die Wirkung über

sämtliche Bereiche der Nahrungsmittelkette erfolgt

(siehe z. B. Stehfest et al. 2009, Popp et al. 2010, Smith

und Gregory 2013). Mit der Massnahme «ressourcen-

schonendere Ernährung» des Aktionsplans grüne Wirt-

schaft sowie Erkenntnissen aus dem Nationalen For-

schungsprogramm «Gesunde Ernährung und nachhaltige

Lebensmittelproduktion» (NFP 69) soll das ökologische

Verbesserungspotenzial bei der Ernährung konkreter

aufgezeigt und besser ausgeschöpft werden. � n

Zielbereich Emissionen

Zielbereich Produktion

Nahrungsmittelproduktion

EmissionenProduktionsperspektive

Emission Konsumperspektive

75

80

85

90

95

100

105

110

115

120

Inde

x 19

90 =

100

%

1990

1995

2000

2005

2010

2015

2020

Abb. 5 | Entwicklung der Treibhausgasemissionen der Land- und Ernährungswirtschaft der Schweiz (Konsumperspektive) sowie der landwirtschaftlichen Produktion und der assoziierten Emissionen (Produktionsperspektive). Die farbigen Flächen entsprechen den Zielvorgaben der «Klimastrategie Landwirtschaft».

Page 25: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

465

Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft | Umwelt

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014

Development of greenhouse gas emissions

in the Swiss agriculture and food sector

The agriculture and food sector is a major

contributor to greenhouse gas emissions.

Emission inventories serve as a basis for

reduction strategies and the respective impact

assessments. To date however, efforts at

assessment have frequently been character-

ised by limited sector perspectives. Adopting

an integral approach, the present study

reviews emissions from the Swiss agriculture

and food sector from the perspectives of both

production and consumption. Whereas

emissions from the production perspective fell

slightly in spite of rising output, greenhouse

gas emissions from the total agriculture and

food sector have risen by a total of 15 % since

1990. The main reason for this is food

imports, which have increased by more than

70 % since 1990. The results reveal a consider-

able gap between the goals of the «Climate

Strategy for Agriculture» and the trend of

consumption-based emissions. The main

options for action are the promotion of a

climate-friendly diet and the increase of

efficiency in all areas of production.

Key words: greenhouse gas emissions, food

system, agriculture, food consumption.

Evoluzione delle emissioni di gas serra nella

filiera agroalimentare svizzera

La filiera agroalimentare rappresenta una fonte

significativa di emissioni di gas serra. Gli

inventari delle emissioni sono alla base delle

strategie di riduzione e dei controlli degli

effetti. Finora, tuttavia, i tentativi di bilancia-

mento sono stati spesso caratterizzati da

limitati punti di vista settoriali. Nel presente

studio, le emissioni derivanti dalla filiera

agroalimentare svizzera vengono considerate

con un approccio integrale dalla prospettiva sia

della produzione sia del consumo. Mentre, dal

punto di vista della produzione, le emissioni si

sono leggermente ridotte nonostante la

crescita in termini di output, dal 1990 i gas

serra derivanti dalla filiera agroalimentare sono

aumentati complessivamente del 15 per cento.

La causa principale è costituita dalle importa-

zioni di alimenti, che dal 1990 sono aumentate

di un buon 70 per cento. I risultati rivelano un

notevole divario di obiettivi tra le prescrizioni

della «Strategia sul clima per l'agricoltura» e

l'evoluzione delle emissioni basate sui consumi.

Le più importanti opzioni di intervento sono la

promozione di un'alimentazione rispettosa

dell'ambiente, ma anche l'incremento dell'effi-

cienza in tutti i settori produttivi.

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Page 26: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

466 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014

Bis 1974 war Fusarium nivale (heute in der Gattung

Microdochium), der Erreger des Getreideschneeschim-

mels, der keine Mykotoxine bildet, die weitaus häu-

figste Art (Häni 1977). In 86 % der Weizenproben

wurde ein Microdochium-Befall von 1  % oder mehr

beobachtet, und im Mittel wiesen 13 % aller Körner

Befall auf (Tab.  1). Die echten Fusarien spielten nur

eine untergeordnete Rolle und FG wurde nur in 6 %

der Proben nachgewiesen. Im Mittel wiesen nur 0,1 %

der Körner FG-Befall auf. Deshalb, aber auch weil

Mykotoxine damals noch kaum ein Thema waren,

wurde den Fusarien nur eine geringe Bedeutung zuge-

messen. Mit Ausnahme von F.  poae haben sich die

E i n l e i t u n g

Bedeutung und Auftreten von Fusarium-Arten

Fusarium-Pilze zählen zu den wichtigsten Krankheitser-

regern im Getreidebau. Gefürchtet sind Fusarien nicht

nur wegen Ernte- und Qualitätsverlusten, sondern vor

allem aufgrund der Bildung von Giftstoffen, den

so  genannten Mykotoxinen. Die vorherrschende Fusa-

rium-Art in Weizen ist Fusarium graminearum (FG). Sie

bildet die Mykotoxine Deoxynivalenol (DON), Nivalenol

(NIV) sowie Zearalenon (ZEA), die Immunschwächen,

reduzierte Nahrungsaufnahme oder Fruchtbarkeitsstö-

rungen verursachen.

Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in WeizenHans-Rudolf Forrer1, Tomke Musa1, Fabienne Schwab2, Eveline Jenny1, Thomas D. Bucheli1, Felix E. Wettstein1,

Keqiang Cao3 und Susanne Vogelgsang1

1Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8046 Zürich, Schweiz2Duke University, Center for the Environmental Implications of Nanotechnology, Durham, NC 27708, USA3Agricultural University of Hebei, College of Plant Protection, Baoding 071001, China

Auskünfte: Hans-Rudolf Forrer, E-Mail: [email protected]

Medizinalpflanzen wirken auch gegen Fusarien: Faulbaum-Rinde, Rharbarberwurzel-stücke und Mehl der Chinesischen Galle (mit Eichengalle, Galla legnosa). (Foto: Hans-Rudolf Forrer, Agroscope)

P f l a n z e n b a u

Page 27: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen | Pflanzenbau

467

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014

In den letzten Jahren hat die Bedeutung von

Fusarien und ihrer Giftstoffe beim Weizen

stark zugenommen. Mit Medizinalpflanzen

können Fusarien ökologisch bekämpft

werden, wie diese Studie zeigt: Suspensio-

nen aus Galla chinensis (Chinesische Galle)

und Tanninsäure hemmten die Sporenkei-

mung und das Myzelwachstum von Fusarium

graminearum in vitro um 75 bis 100 %. In

Klimakammerversuchen mit künstlich

infiziertem «Apogee»-Weizen reduzierten

Behandlungen mit Tanninsäure, G. chinensis

und Rheum palmatum (Chinesischer Rhabar-

ber) den Deoxynivalenol(DON)-Gehalt

der Körner um 67 bis 81 %. Die Rinde des

Faulbaums (Frangula alnus) zeigte zwar

weder in vitro noch in der Klimakammer

einen Effekt, in Feldversuchen mit zwei

Winterweizensorten reduzierte sie den

DON-Gehalt aber um 60 %. Die ebenfalls

gute Wirkung der Tanninsäure und von G.

chinensis kann mit der Pilztoxizität erklärt

werden, diejenige von F. alnus führen wir auf

Resistenzinduktion zurück. Wir konnten

erstmals zeigen, dass mit Pflanzen-Stoffen

eine echte Alternative zum Einsatz von

synthetischen Fungiziden zur Bekämpfung

von Fusarien bei Weizen besteht.

Befallszahlen auch in einem weiterem Monitoring von

1991–1999 kaum verändert.

2007–2010: 60-mal mehr F.-graminearum-Befall

Mit der zunehmenden Bedeutung der Nahrungs- und

Futtermittelsicherheit, der Beachtung der Mykotoxine

sowie Berichten über eine weltweite Zunahme standen

nun Fusarien in Getreide im Mittelpunkt. Dass dies

gerechtfertigt war, geht aus dem neusten Schweizer

Weizenmonitoring von 2007–2010 hervor: 76 % der Pro-

ben hatten FG-Befall und im Mittel wiesen 6 % der Wei-

zenkörner Befall auf (Vogelgsang, persönliche Mittei-

lung).

Der mittlere DON-Gehalt dieser Proben betrug

0,65  ppm (mg/kg) und 17 % der Proben überschritten

den Grenzwert von 1,250  ppm für unverarbeitetes

Getreide. Wie aber kann die drastische Zunahme des FG-

Befall und damit der DON-Belastung erklärt werden?

Die Weizen-Monitorings zeigten, dass meist dort Prob-

leme mit FG und DON auftreten, wo Weizen nach Mais

mit Direktsaat oder reduzierter Bodenbearbeitung

angebaut wird. Dabei bleiben Pflanzenreste des Mais,

die oft FG-Befall aufweisen, auf der Erdoberfläche. Der

FG-Pilz überwintert in den Maisresten und bildet dann

im Frühsommer Fruchtkörper mit Askosporen, die den

Weizen bei der Blüte infizieren. Die starke Zunahme der

Probleme mit FG führen wir darauf zurück, dass sich der

Maisanbau in der Schweiz von 1960 bis heute von weni-

ger als 5000 ha auf über 60 000 ha ausgebreitet hat, und

es in den letzten 20 Jahren einen starken Trend zu pflug-

loser, bodenschonender Bodenbearbeitung gab.

Risikofaktoren: Vorfrucht Mais und Bodenschutz

Für die enorme Zunahme des FG-Befalls zwischen 1991–

1999 und 2007–2010 dürfte neben der Ausweitung des

pfluglosen Anbaus auch der zunehmende Anbau von

FG-anfälligen Weizensorten und der starke Rückgang

der Weizensorte Arina sein, die über einzigartige FG-

Resistenzeigenschaften verfügt. Nachdem Arina in den

1980er-Jahren bis über 80 % der Weizenanbaufläche und

in der Periode 1991–1999 immer noch über 60 % der

Weizenanbaufläche beanspruchte, sank deren Anteil bis

heute auf weniger als 10 %.

ZeitraumAnzahlProben

Microdo-chium spp.

F. gramin–earum (FG)

F. poae(FP)

F. avenaceum (FA)

F. culmo-rum (FC)

F. crookwell-ense (FCr)

1971–1974a 101 12,8 (86) 0,1 ( 6) 0,2 (15) 0,4 (30) 0,2 (13) –

1991–1999b 550 10,1 ( – ) 0,3 ( – ) 1,1 ( – ) 0,2 ( – ) 0,1 ( – ) –

2007–2010c 527 12,7 (90) 6,0 (76) 1,9 (60) 0,9 (38) 0,1 ( 7) 0,1 ( 9)

a) Häni 1977, b) Schachermayr und Fried 2000, c) Vogelgsang et al., in Bearbeitung

Tab. 1 | Fusarium-Befall von Winterweizen-Körnern 1971–1974, 1991–1999 und 2007–2010 (Mittelwerte aller Körner mit Befall in %, in Klammern % der Weizenproben mit mind. 1 % Befall; –: keine Angaben)

Page 28: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Pflanzenbau | Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen

468 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014

In Kenntnis der Problematik wurde von der Beratung

empfohlen, entweder keinen Weizen nach Mais anzu-

bauen oder Maisreste zu zerkleinern und unterzupflü-

gen (Blum et al. 2011).

Weizen und Mais sind flächenmässig im Ackerbau

die wichtigsten Kulturen. Dies macht eine Trennung von

Mais und Weizen nicht einfach. Aus ökonomischen

Gründen und in Anbetracht des Bodenschutzes wäre die

Rückkehr zum Pflug zudem fragwürdig. Daher bleibt die

FG/DON-Problematik aktuell. Im konventionellen Anbau

werden hingegen oft synthetische Fungizide eingesetzt.

Im Bio-Anbau ist das Risiko für einen FG-Befall aufgrund

des häufigeren Pflugeinsatzes geringer als bei anderen

Anbauformen. Mit der Zunahme des Maisanbaus und

dem Trend zu bodenschonender Bearbeitung erhöht

sich aber auch hier das Risiko für höhere Toxinbelastun-

gen. Deshalb prüften wir von 2003 bis 2005, analog zu

unseren Untersuchungen für den Ersatz von Kupfer zur

Krautfäule-Bekämpfung bei Kartoffeln (Dorn et al.

2007), die Eignung von Antagonisten, Medizinalpflan-

zen und Pflanzenstärkungsmitteln zur Fusarium-

Bekämpfung. Da mit Medizinalpflanzen erfolgsverspre-

chende Resultate erzielt wurden, beschränkten wir uns

in der Folge auf diese.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Auswahl der Fusarium-Pilze und Medizinalpflanzen

In unseren Untersuchungen verwendeten wir die drei

F.-graminearum(FG)-Isolate und ein F.-crookwellense(FCr)-

Isolat, die von Weizenkörnern aus verschiedenen Gebie-

ten des Mittellandes isoliert wurden. Die Bedingungen

für die Anzucht und Vermehrung der Fusarien sind in

Forrer et al. (2014) beschrieben.

Untersucht haben wir die Wirkungen von folgendem

Pflanzenmaterial: Mehle der Chinesischen Galle (Galla

chinensis: GC), von Wurzeln des Chinesischen Rhabar-

bers (Rheum palmatum: RP) und von der Rinde des Faul-

baums (Frangula alnus: FA). GC-Mehle zeigten gute

Wirkungen gegen M. majus, den Erreger des Getreide-

schneeschimmels, und FA, GC und RP gegen Phytoph-

thora infestans bei Kartoffeln (Vogelgsang et al. 2013,

Hu et al. 2009; Krebs et al. 2007). Diese Pflanzenpro-

dukte enthalten alle Tannine und andere phenolische

Substanzen mit antibiotischen und antioxidativen Wir-

kungen, die auch in der Medizin und zu Diätzwecken

Eingang gefunden haben. Da GC rund 70 % Tanninsäure

(Gerbsäure, tannic acid, TA) enthält, prüften wir in unse-

ren Versuchen auch dieses hochmolekulare pflanzliche

Polyphenol. Als Massstab für die Wirksamkeit der Pflan-

zenprodukte wurde das synthetische Fungizid Pronto

Plus® (Wirkstoffe Tebuconazol und Spiroxamin) mitge-

prüft (Forrer et al. 2014).

Prüfung in Labor, Klimakammer und im Feld

Im Labor wurde in vitro die Wirkung der Pflanzenpro-

dukte auf die Sporenkeimung und das Myzelwachstum

von FG untersucht. In Klimakammerversuchen mit künst-

lichen Fusarium-Infektionen (FG/FCr-Sporensuspensio-

nen zum Zeitpunkt der Blüte) des Sommerweizens

«Apogee» (Bugbee und Koerner 1997) wurde die Wir-

kung auf den Befall der Ähren und die Belastung der

Abb. 1 | Einfluss von Suspensionen mit Tanninsäure (TA), Galla chinensis (GC), Rheum palmatum (RP), Frangula alnus (FA) und Pronto Plus®

(PrP) auf die Sporenkeimung (links) und das Myzelwachstum (rechts) von Fusarium graminearum (FG0407); PrP bei Myzelwachstum nicht auf-geführt, da mit 0,1 % vollständig gehemmt. Mittelwerte mit Standardfehlern (Sporenkeimung) sowie Boxplots mit Median- und Max.-, Min.-Werten (Myzelwachstum, Behandlungen mit gleichen Buchstaben unterscheiden sich statistisch nicht, Rang-ANOVA mit Dunn-Test, p < 0,05). Die Daten sind im Vergleich (%) zu den Werten der Kontrollverfahren dargestellt.

0

20

40

60

80

100

0,01 0,1 1 10

PrP

TA

GC

RP

FA

120

100

80

60

40

20

0

TA 0,

1 %TA

1 %

GC 0,1 %

GC 1 %

RP 0,

2 %RP

1 %

FA 0,

2 %FA

1 %

cd d bc cd ab abc a abc

% Sporenkeimung % Myzelwachstum

% Konzentration

Page 29: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen | Pflanzenbau

469Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014

stoffe GC und TA Wachstumsreduktionen von 80–85 %

(RP: 10 %). Mit FA wurde keine gesicherte Hemmung

gemessen. Die Versuche zeigten, dass TA und GC gute

pilzhemmende Wirkungen haben, die aber zehnfach

geringer sind als jene des Fungizids. Auch RP verfügte

über ein schwaches Hemmpotenzial, nicht aber FA. Mit

GC und dem Schneeschimmelpilz M. majus wurden ähn-

liche In-vitro-Resultate erzielt (Vogelgsang et al. 2013).

Körner mit dem Mykotoxin DON untersucht. Von 2006–

2010 wurden Feldversuche mit den Weizensorten

«Runal» und «Levis» und mit künstlichen Infektionen mit

Sporensuspensionen, wie in der Klimakammer, durchge-

führt. Zudem wurde 2010 ein Feldversuch mit halb-

natürlichen Fusarium-Infektionen durchgeführt, bei

dem wir im November 2009 auf der Versuchsfläche FG/

FCr-belastetes Maisstroh verteilten. In den Versuchen

mit künstlichen Infektionen wurden 5-%-Suspensionen

der Pflanzenprodukte jeweils einen Tag vor und/oder

nach der Infektion appliziert. Im Feldversuch mit halb-

natürlichen Infektionen erfolgten die Behandlungen vor

und/oder nach einer FusaProg-Infektionsperiode wäh-

rend der Blüte (Musa et al. 2007; www.fusaprog.ch). Ver-

fahren, Analytik und Statistik sind in Forrer et al. (2014)

beschrieben.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

In-vitro-Wirkung der Medizinalpflanzen

Die Sporenkeimung des F. crookwellense (FCr)-Isolats

und der drei F. graminearum(FG)-Isolate wurde durch

die Tanninsäure ähnlich stark gehemmt, weshalb in den

In-vitro-Untersuchungen nur ein FG-Isolat verwendet

wurde. Mit Pronto Plus® (PrP) und mit Suspensionen der

Tanninsäure (TA) und Chinesischer Galle (GC) genügten

Konzentration von 0,2 % und 1 %, um die Keimung voll-

ständig zu hemmen. Mit Chinesischem Rhabarber (RP)

und der Rinde des Faulbaums (FA) hingegen genügten

dazu nicht einmal Suspensionen von 10 % (Abb. 1). Ein

ähnliches Bild ergab sich beim Myzelwachstum: Wäh-

rend PrP das Myzelwachstum bereits bei 0,2 % vollstän-

dig hemmte, bewirkten 1-%-Suspensionen der Pflanzen-

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Kontr.

1

Kontr.

2

TA v.

Inf.

TA n.

Inf.

TA v.

&n.I.

GC v.&n.I

.

RP v.&

n.I.

FA v.

&n.I.

PrP v.

Inf.

0 25 50 75

100 125 150 175 200

Kontr.

1

Kontr.

2

TA v.

Inf.

TA n.

Inf.

TA v.

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GC v.&n.I

.

RP v.&

n.I.

FA v.

&n.I.

PrP v.

Inf.

% Befallsstärke (Ähre) ppm Deoxynivalenol (DON)

a a ab ab b ab a c a a abc bcd d bcd cd ab e

Abb. 2 | Klimakammer-Versuch: Einfluss von Suspensionen mit Tanninsäure (TA), Galla chinensis (GC), Rheum palmatum (RP), Frangula al-nus (FA) und Pronto Plus® (PrP) bei künstlicher Fusarium-graminearum-Infektion des Sommerweizens «Apogee» auf den Befall der Ähren (Fläche in %) und den Deoxynivalenol(DON)-Gehalt der Weizenkörner. Abkürzungen: Kontr. 1 und 2: Kontrollen mit Applikation von norma-lem und auf pH 4,0 angesäuertem Leitungswasser; v. Inf., n. Inf. und v.& n.I.: Applikation vor (v), nach (n) sowie vor und nach (v.& n.) der In-fektion (Inf./I.). Mittelwerte mit Standardfehlern von zwei Versuchswiederholungen. Verfahren, die mit gleichen Buchstaben gekennzeich-net sind, zeigten keine gesicherten Unterschiede (Tukey-Test, p < 0,05).

Abb. 3 | Klimakammerversuch: Streudiagramm-Matrix, welche die Beziehungen zwischen dem Ertrag, dem Tausendkorngewicht (TKG), dem Befall der Ähren und dem DON-Gehalt des Apogee-Weizens der Klimakammerversuche visualisiert. Die Zahlen in den Kästen ent-sprechen den Spearman-Korrelationskoeffizienten; der Bereich mit absoluten Werten grösser als 0,9 ist hervorgehoben.

Ertrag

TKG

Befall

DON

0,66 -0,74 -0,64

0,66 -0,92 -0,93

-0,74 -0,92

-0,95

-0,64 -0,93 0,95

Page 30: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Pflanzenbau | Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen

470 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014

Klimakammerversuch mit der Weizen-Sorte «Apogee»

Da die Suspensionen von TA und GC pH-Werte nahe 4,0

hatten, führten wir zwei Leitungswasser-Kontrollverfah-

ren durch, wobei eines davon auf pH 4,0 angesäuert

wurde. Die Ähren der beiden Kontrollverfahren waren

mit im Mittel der zwei Versuchsreihen und Verfahren

rund 60 % befallener Ährenoberfläche stark befallen

und der DON-Gehalt der Apogee-Körner betrug über

125 ppm (mg/kg). Wie bei den In-vitro-Tests bewirkte PrP

die stärkste Befallshemmung und reduzierte die DON-

Belastung um 98 %. Bei den Pflanzenprodukten redu-

zierte vor und nach der Infektion applizierte TA den

Befall statistisch signifikant, um 80 %. Alle Pflanzenpro-

dukte, mit Ausnahme von FA und einem TA-Verfahren

(Behandlung nur vor der Infektion), reduzierten hinge-

gen den DON-Gehalt signifikant, um 67–80 % (Abb. 2).

Zwischen allen Kriterien bestanden enge Beziehun-

gen, wie aus der Streudiagramm-Matrix der Messdaten

der Klimakammer-Versuche mit «Apogee» hervorgeht

(Abb.  3). Mit Korrelationskoeffizienten von über 0,90

wurden sehr enge Beziehungen zwischen dem Ährenbe-

fall, dem Tausendkorngewicht und dem DON-Gehalt der

Körner beobachtet.

Die Resultate zeigten eine hohe Übereinstimmung mit

jenen der In-vitro-Experimente: hervorragende Wirkung

von PrP, gefolgt von TA, GC und RP, aber keine Wirkung

von FA.

Feldversuche mit künstlichen Infektionen

Von 2006 bis 2010 prüften wir die Wirkungen von TA, GC

und FA in Feldversuchen mit künstlichen Infektionen mit

FG- und FCr-Sporensuspensionen. Aus Kapazitätsgrün-

den verzichteten wir auf die Prüfung von RP. Der Infekti-

onserfolg in Feldversuchen hängt von diversen externen

Faktoren, wie der Entwicklung der Wirtspflanze und der

Witterung zum Zeitpunkt der Infektion, ab. Wie stark

der Befall und der Ertrag im Laufe der Jahre variierte,

geht aus Abbildung 4 hervor.

Trotz ausgeprägter Jahresunterschiede bestanden

zwischen den Messgrössen hochsignifikante (p < 0,001),

enge Korrelationen (Spearman, n  =  227): –0,806 zwi-

schen Befall und Ertrag, –0,840 zwischen Ertrag und

DON, sowie 0,899 zwischen DON und NIV. Abgesehen

von FA, der im Feld ebenso gute Wirkungen zeigte wie

TA und GC, entsprachen die Resultate den In-vitro- und

den Klimakammerversuchen. Bemerkenswert war zu-

dem, dass PrP, mit Ausnahme beim Ertrag, statistisch

nicht besser abschnitt als die Pflanzenprodukte (Abb. 5).

Mit PrP war der Ertrag im Mittel um 37 % und mit den

Pflanzenprodukten um 13–23 % (TA) höher als jener des

Kontroll-Verfahrens. Der höhere Ertrag mit PrP könnte

teilweise auf seine breite Wirkung für Ähren- und Blatt-

krankheiten zurückzuführen sein. Die gute Wirkung der

nicht pilztoxischen FA können wir nur mit einer Induk-

tion von Resistenzmechanismen, das heisst, der Bildung

von pflanzeneigenen Abwehrstoffen, erklären. Eine

Resistenzinduktion durch FA wurde auch in Untersu-

chungen gegen den Falschen Mehltau der Rebe nachge-

wiesen (Gindro et al. 2007).

Feldversuch mit halbnatürlichen InfektionenIn diesem Versuch 2010 nutzten wir zur Bestimmung des

Applikationszeitpunktes der Produkte das Fusarium- und

DON-Prognosesystem FusaProg (Musa et al. 2007), das für

den 6.–7. Juni Infektionsperioden anzeigte. Entsprechend

der Einteilung in der Liste der empfohlenen Getreidesor-

ten von Agroscope (www.swissgranum.ch) massen wir bei

«Levis» (Klasse I) im Vergleich zu «Runal» (Klasse Top)

einen 25 % höheren Ertrag. Die Resistenz für Ährenfusa-

riosen für «Runal» und «Levis» ist als «mittel» beziehungs-

weise «mittel–schwach» aufgeführt. In den Proben der

Kontroll-Verfahren massen wir 3,7  mg/kg (ppm) bezie-

hungsweise 8,5 mg/kg DON. Diese DON-Belastungen sind

in guter Übereinstimmung mit Praxiswerten bei direkt

gesätem Weizen nach Mais (Vogelgsang et al. 2011).

Abb. 4 | Feldversuche: Fusarium-Befall und Ertrag mit zwei Weizen-sorten («Runal» und «Levis», 6 Verfahren, vgl. Abb. 5) und künstli-chen Fusarium-graminearum- und F.-crookwellense-Infektionen 2006–2010. Die Boxplots mit Median umfassen die Daten beider Sorten und aller Verfahren. Boxplots, die mit gleichen Buchstaben gekennzeichnet sind, zeigten keine gesicherten Unterschiede (Tukey-Test, p < 0,05); 2007 ist im Jahresvergleich nicht berücksich-tigt, da nur 5 Verfahren geprüft wurden.

2006 2008 2009 2010

2006 2007 2008 2009 2010

50

40

30

20

10

0

8

6

4

2

0

% Befall Ähre

Ertrag (t/ha)

2007

a – b d c

a – b c a

Page 31: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen | Pflanzenbau

471Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014

27 % respektive 54 % und mit FA um 59 % respektive

55 % reduziert (Abb. 6). Mit Triazol-Fungiziden wurden

in der Schweiz und Grossbritannien DON-Reduktionen

von 50 % (Forrer et al. 2000) respektive 60 % (Edwards et

al. 2010) beobachtet. In diesem Versuch reduzierte PrP

Wie in den Feldversuchen mit künstlichen Infektionen

war die Wirkung der Pflanzenprodukte bei halbnatürli-

chen Infektionen gut bis sehr gut: gemittelt über beide

Sorten, wurde der DON-Gehalt bei ein- und zweimaliger

Behandlung mit TA um 54 % respektive 70 %, mit GC um

01234567

t/ha Runal

01234567

t/ha Levis

0

2

4

6

8

Kontr.

TA(1)

TA(2)

GC(1)

GC(2)

FA(1)

FA(2)

PrP(1)

ppm DON Runal

0

2

4

6

8

10

Kontr.

TA(1)

TA(2)

GC(1)

GC(2)

FA(1)

FA(2)

PrP(1)

ppm DON Leviskeine signifikanten Unterschiede, p=0,118 a ab ab ab ab ab ab b

a b bc b bc bc bc ca bc bc a b bc ab c

10

Abb. 6 | Feldversuch mit den Winterweizensorten «Runal» und «Levis» und halbnatürlichen Fusarium-Infekti-onen durch Maisstoppeln: Einfluss von Suspensionen mit Tanninsäure (TA), Galla chinensis (GC), Frangula al-nus (FA) und Pronto Plus® (PrP) auf den Weizenertrag und den Deoxynivalenol(DON)-Gehalt der Weizenkörner. Mittelwerte mit Standardfehlern von 4 Wiederholungen. Abkürzungen: (1) Applikation am 7.6.2010, (2) am 7.6.2010 sowie am 8.6.2010; Buchstaben unter Säulen wie in Abb. 2.

Abb. 5 | Feldversuche mit den Winterweizensorten «Runal» und «Levis» mit künstlichen Fusarium-gramine-arum- und F.-crookwellense-Infektionen in den Jahren 2006 und 2008–2010: Einfluss von Suspensionen mit Tanninsäure (TA), Galla chinensis (GC), Frangula alnus (FA) und Pronto Plus® (PrP) auf den Fusarium-Befall der Ähren, den Weizenertrag, den Deoxynivalenol(DON)- und den Nivalenol(NIV)-Gehalt der Weizenkörner. Mittelwerte mit Standardfehlern von 4 Versuchen mit 2 Sorten und 4 Wiederholungen. Abkürzungen und Statistik wie in Abb. 2.

0,0 2,5 5,0 7,5

10,0 12,5 15,0 17,5 20,0

Kontro

lle

TA v.

Inf.

TA v.

&n.I.

GC v.&n.I

.

FA v.

&n.I.

PrP b.

Inf.

% Befallsstärke (Ähre)

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

Kontro

lle

TA v.

Inf.

TA v.

&n.I.

GC v.&n.I

.

FA v.

&n.I.

PrP b.

Inf.

t/ha Ertrag

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0 ppm DON

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5 ppm NIV

a b bc b bc c a b b b b c

a b c bc bc c a b cd bc cd d

Kontro

lle

TA v.

Inf.

TA v.

&n.I.

GC v.&n.I

.

FA v.

&n.I.

PrP v.

Inf.

Kontro

lle

TA v.

Inf.

TA v.

&n.I.

GC v.&n.I

.

FA v.

&n.I.

PrP v.

Inf.

Page 32: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

472

Pflanzenbau | Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014

den DON-Gehalt des Weizens um 87 %, was auf den

optimalen Behandlungszeitpunkt basierend auf Fusa-

Prog zurückzuführen sein dürfte.

Wie in den Feldversuchen mit künstlicher Infektion

war auch hier die Wirkung von FA sehr gut. Unsere

Annahme, dass FA bei «Runal» und «Levis» Resistenz

induziert, wurde damit erhärtet. Dass eine zweimalige

FA-Applikation keinen Vorteil brachte, wie dies bei den

fungitoxischen Pflanzenprodukten TA und GC der Fall ist,

ist ein weiteres Indiz für diese Hypothese. Die Faulbaum-

rinde schnitt auch bezüglich Ertrag gut ab und verbes-

serte diesen gegenüber der Kontrolle im Mittel um 10 %

(PrP: 22 %). Dass FA beim Ertrag nicht hinter TA (9 %)

zurückfiel, ist ein Hinweis, dass die Induktion der Resis-

tenz nicht zu Lasten des Ertrags geht. Eine offene Frage

störte jedoch zunächst das Bild: Wieso hatte FA keinen

Einfluss auf den Fusarium-Befall und den DON-Gehalt

bei den Versuchen mit «Apogee»? Eine Erklärung dazu

dürfte in der in «Apogee» fehlenden QTL-Region (quan-

titative trait locus = Region in einem Chromosom, das

einen Einfluss auf die Ausprägung eines quantitativen

phänotypischen Merkmals hat) des Chromosoms 3BS lie-

gen, die für die Fusarium-Resistenz wichtig ist. Dieses

Manko an Resistenz ist für «Apogee» bedeutungslos, da

die Sorte für die Weizenproduktion in Weltraumstatio-

nen bestimmt war (Bugbee und Koerner 1997).

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Resistenzinduk-

tion mit Faulbaumrinde (FA) für den Bio-Weizenanbau

eine gute Möglichkeit zur Regulierung von Fusarien und

zur Reduktion des Mykotoxinrisikos darstellt. Auch für

die Integrierte Produktion könnte dies eine Alternative

zum Einsatz von Ährenfungiziden sein. Für beide Anbau-

systeme könnten auch die direkt pilztoxisch wirkende

Tanninsäure (TA) sowie die Chinesische Galle (GC), die

ähnlich gute Resultate wie FA ergaben, gut geeignet

sein. Für alle Produkte ist jedoch entscheidend, dass sie

gezielt in Bezug zum Wachstumsstadium des Weizens

und des Infektionsrisikos appliziert werden. Es ist anzu-

nehmen, dass mit einem Einsatz des Resistenzinduktors

FA zu Beginn der Blüte, gefolgt von einer Applikation

von TA oder GC kurz vor oder nach einer Infektionsperi-

ode noch höhere Wirkungen erzielt werden können als

üblicherweise mit Fungiziden. Damit FA optimal einge-

setzt werden kann, wäre es wichtig, die Reaktion der

wichtigsten Sorten auf FA zu prüfen und Abklärungen

über das Spektrum und die Dynamik der induzierten

Stoffe zu machen. Damit könnte auch abgeklärt werden,

ob mit der Anwendung von FA auch diätetisch wertvolle

Stoffe gebildet werden (Forrer et al. 2014). �n

Page 33: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

473

Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014

Rabarbaro, frangola e tnnine contro le infezioni

da Fusarium e le micotossine nel frumento

Negli ultimi anni la presenza nel frumento dei

funghi del genere Fusarium e delle loro tossine

è aumentata notevolmente. I Fusarium possono

essere contrastati in modo naturale con piante

medicinali, come dimostra questo studio:

sospensioni ricavate dalla Galla chinensis e

dall'acido tannico hanno inibito del 75–100 per

cento la germinazione delle spore e la crescita

del micelio del Fusarium graminearum in vitro.

In esperimenti condotti in camera climatica con

la varietà «Apogee» infettato artificialmente, i

trattamenti con acido tannico, G. chinensis e

Rheum palmatum (rabarbaro cinese) hanno

ridotto del 67–81 per cento il contenuto di

deossinivalenolo (DON) nei chicchi. La corteccia

della frangola (Frangula alnus) non ha dato

alcun effetto né in vitro né nella camera

climatica, mentre nelle prove sul campo con due

varietà di frumento il contenuto di DON è stato

ridotto del 60 per cento. L'effetto positivo sia

dell'acido tannico che della G. chinensis si

spiega con la tossicità del fungo, mentre quello

della F. alnus lo imputiamo all'induzione di

resistenza. Per la prima volta siamo riusciti a

dimostrare che le sostanze vegetali costitui-

scono una reale alternativa all'uso di fungicidi

nella lotta contro i Fusarium nel frumento.

Control of Fusarium fungi and mycotoxins in wheat

with rhubarb, alder buckthorn and tannins

During the past few years, the importance of

Fusarium fungi and their toxins in wheat has

increased significantly. This study demonstrated that

fusaria can be controlled organically with medicinal

plants: Suspensions of Galla chinensis and tannic acid

inhibited spore germination and mycelial growth of

Fusarium graminearum in vitro by 75 to 100 %. In

climate chamber experiments with artificially

infected «Apogee» wheat, treatments with tannic

acid, G. chinensis (Chinese galls) and Rheum palma-

tum (Chinese rhubarb) reduced the deoxynivalenol

(DON) content in grains by 67 to 81 %. Although the

bark of alder buckthorn (Frangula alnus) showed no

effect either in vitro or in the climate chamber, it

reduced the DON content of two winter-wheat

varieties by 60 % under field conditions. The good

efficacy of tannic acid and G. chinensis can be

explained by fungal toxicity, whereas that of F. alnus

can be explained by resistance induction. This is the

first time, that plant compounds proved to be a true

alternative to synthetic fungicides for controlling

Fusarium fungi in wheat.

Key words: botanical, Fusarium graminearum,

induced resistance, mycotoxin, wheat.

Literatur

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Getreide. Datenblatt Ackerbau 2.5.23, AGRIDEA, 4 S.

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of the dwarf wheat cultivar ‘USU-Apogee’. Adv. Space Res. 20, 1891–1894.

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it possible to induce grapevine defence mechanisms? A new method to evalu-

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Page 34: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

474 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014

P f l a n z e n b a u

Verbreitung bei. Oft fehlt die Zeit, um die Maschinen

und Geräte gründlich zu reinigen, manchmal auch noch

das Bewusstsein bei den Produzenten/Produzentinnen.

Ausserdem ist es schwierig bis unmöglich, Maschinen

wie Zuckerrübenvollernter mit akzeptablem Zeitauf-

wand zu reinigen (Arbeitsspitzen, Wetterabhängigkeit,

ökonomische Notwendigkeit zur Auslastung der Maschi-

nen). Weitere Ausbreitungsfaktoren für das Erdmandel-

gras sind beispielsweise Pflanzgut, Ernterückstände, Erd-

besatz, Wascherden oder Bodenmaterial aus betroffenen

Gebieten (Keller et al. 2013; Bohren und Wirth 2013).

Wenige – theoretisch bereits eine – Erdmandeln genü-

gen, um eine neue Fläche zu besiedeln. Innerhalb einer

Vegetationsperiode können aus einer «Muttererdman-

del» mehrere hundert bis tausende Erdmandeln hervor-

gehen (Bohren und Wirth 2013). Bei den nächsten

E i n l e i t u n g

Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.) gehört zu

den schlimmsten und gefürchtetsten Unkräutern welt-

weit (Bryson und Carter 2008). In der Schweiz trat das

Erdmandelgras vor etwa 30 Jahren das erste Mal auf. In

der Zwischenzeit hat es sich stark ausgebreitet und ist

zum Problem für Gemüsebetriebe, aber auch für Acker-

baubetriebe geworden (Keller et al. 2013). Das Erdman-

delgras vermehrt sich vegetativ über Knöllchen im

Boden, die sogenannten Erdmandeln (Stoller und Sweet

1987). Diese werden mit Bodenbearbeitungsgeräten,

Maschinen und insbesondere mit Erntemaschinen leicht

in weitere Flächen, Betriebe und Regionen verschleppt.

Der Trend, dass immer mehr Arbeitsschritte von Lohnun-

ternehmern durchgeführt werden, trägt zur weiteren

Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur Martina Keller, René Total, Jürgen Krauss und Reto Neuweiler

Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8820 Wädenswil, Schweiz

Auskünfte: Martina Keller, E-Mail: [email protected]

Abb. 1 | Die Erdmandelgrasblüten sind charakteristisch und einfach zu erkennen. Im Feld ist es jedoch von grösster Bedeutung das Erdmandelgras in frühen Entwicklungsstadien zu erkennen.

Page 35: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur | Pflanzenbau

475

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014

Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.)

ist weltweit eines der gefürchtetsten

Unkräuter und wird in der Schweiz zuneh-

mend zu einer Bedrohung für Gemüse- und

Ackerbaubetriebe. Die Vermehrung und

Verschleppung erfolgt über vegetativ

gebildete Knöllchen. Neben der Verhinde-

rung einer weiteren Verbreitung ist es

wichtig, auf flächig befallenen Parzellen

den Befallsdruck zu reduzieren. Eine

vielversprechende Strategie dafür ist ein

mehrjähriger Maisanbau mit intensiver

Unkrautbekämpfung.

Feldversuche in Mais wurden über drei Jahre

(2011–2013) durchgeführt, um die Wirkung

von verschiedenen Herbiziden, Splitanwen-

dung und mechanischer Bekämpfung auf das

Erdmandelgras zu bestimmen.

Die Ergebnisse zeigten, dass eine Anwen-

dung im Split einer einmaligen Applikation

vorzuziehen ist. S-Metolachlor, Bentazon,

Rimsulfuron kombiniert mit Mesotrione

zeigten eine gute Wirkung gegen das

Erdmandelgras. S-Metolachlor kombiniert mit

Hackdurchgängen reduzierte den Besatz.

Eine Spätapplikation im Unterblattverfahren

führte zu einer weiteren Reduktion des

Befallsdrucks.

Ein Maisanbau mit dem Ziel, den Erdmandel-

grasdruck zu reduzieren, erfordert eine sehr

intensive Unkrautbekämpfung, die über das

gewohnte Mass hinausgeht.

Bodenbearbeitungsmassnahmen wird das Erdmandel-

gras innerhalb der Fläche verbreitet und unter Umstän-

den auch in weitere Parzellen verschleppt. Gegen das

Erdmandelgras sind in der Schweiz nur in bestimmten

Kulturen einzelne, (teil-)wirksame Herbizide zugelassen.

Werden andere Unkräuter erfolgreich mit Herbiziden

bekämpft, steht das Erdmandelgras nur noch in Konkur-

renz mit der Kulturpflanze (Bryson und Carter 2008).

Dies führt in konkurrenzschwachen Kulturen zu erhebli-

chen Ertragseinbussen. Zusätzlich kann sich das Erdman-

delgras dann in diesen Kulturen stark vermehren (Keeley

1987). Die Situation ist besonders prekär in Gemüsekul-

turen, in denen ein hoher Erdmandelgrasbesatz zu Total-

ausfällen führen kann (persönliche Mitteilung L. Collet,

Grangeneuve) und damit dazu, dass bestimmte Kulturen

nicht mehr angebaut werden können. Aber auch in Kar-

toffeln und Zuckerrüben können dichte Erdmandelgras-

bestände zu Ertragsverlusten von 40 % respektive 60 %

führen (eigene Erhebung 2013). In diesen Kulturen ist

zudem die Gefahr der Verschleppung – auch überregio-

nal – sehr hoch.Aufgrund der geschilderten Umstände ist es beson-

ders wichtig, eine weitere Verbreitung zu verhindern und

Erstbefall (Einzelpflanzen, lokalisierte Befallsstellen) in

Flächen konsequent zu tilgen (vgl. Keller et al. 2013). Für

Flächen mit bereits relativ homogenem, mittlerem bis

starkem Befall werden jedoch wirksame Bekämpfungs-

strategien benötigt, um den Erdmandelgrasdruck zu

reduzieren beziehungsweise zumindest zu stabilisieren.

Langfristiges Ziel sollte eine Flächensanierung sein, die zu

einer Befallsfreiheit führt. Als Bekämpfungsansatz ist ein

mehrjähriger Maisanbau vielversprechend, da Herbizide

mit einer gewissen Wirksamkeit gegen das Erdmandel-

gras in Mais in der Schweiz zugelassen sind und auch eine

mechanische Bekämpfung möglich ist. Ausserdem benö-

tigt Mais ähnliche Keimbedingungen wie das Erdmandel-

gras. Somit kann die Herbizidapplikation durch Wahl des

Saattermins auf das Stadium des Erdmandelgrases abge-

stimmt werden. Nach Bestandesschluss beschattet der

Mais den Boden gut und über eine lange Zeit, so dass die

Keimung von weiteren Erdmandelgraspflanzen reduziert

ist (Keeley 1987, Keller et al. 2013, Anonymous 2014a).

Ziele dieser Arbeit waren daher erstens die Wirkung

von verschiedenen Herbiziden einfach und im Split-Ver-

fahren appliziert; zweitens die Wirkung von mechani-

schen Massnahmen, unter anderem kombiniert mit che-

mischer Bekämpfung und drittens die Wirkung von

intensiven Bekämpfungsstrategien gegen das Erdmandel-

gras in der Kultur Mais über mehrere Jahre zu untersu-

chen. Es sollen mehrere, wirksame Bekämpfungsmöglich-

keiten bestimmt werden, die unmittelbar und mittelfristig

in der Praxis eingesetzt werden können.

Page 36: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Pflanzenbau | Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur

476 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Drei Feldversuche (A, B und C) wurden im St.Galler

Rheintal in Mais am gleichen Standort über drei Jahre

(2011 – 2013) durchgeführt. Beim Boden handelte es sich

um einen lehmigen Ton mit hohem organischem Gehalt.

Die Jahresdurchschnittstemperaturen lagen 2011, 2012

und 2013 bei 11,7 °C, 10,2 °C und 9,5 °C. Die Jahresnie-

derschläge betrugen 2011, 2012 und 2013 1302 mm,

1322mm und 1247 mm (www.agrometeo, nahegele-

genste Wetterstation beim Versuch). Die Versuche waren

als randomisierte, vollständige Blockanlagen A mit vier,

B mit zwei und C mit drei Wiederholungen angelegt. Im

Versuch A und C betrug die Parzellengrösse 6 m × 10 m,

im Versuch B 6 m × 20 m. Im Versuch A wurde die Wir-

kung von einzelnen Herbiziden und Herbizidkombinati-

onen einfach und im Splitverfahren (2 × mal) appliziert

untersucht (Tabelle 1, Tabelle 2). Für den Vergleich «Ein-

fachapplikation» versus Splitapplikation wurden die Par-

zellen in Unterparzellen geteilt (3a, 3b, 4a, 4b). Im Ver-

such B wurden Hackvarianten mit und ohne chemischer

Bekämpfung geprüft. Im Versuch C wurden intensive

Bekämpfungsansätze mit Herbizidkombinationen und

bis zu drei Herbizidapplikationen getestet. Im Jahr 2011

waren die Varianten 11 und 12 identisch, da eine wei-

tere Applikation von Bentazon aufgrund ungünstiger

Witterungsbedingungen in der Variante 12 nicht durch-

geführt werden konnte. Die Versuchsvarianten wurden

nach dem ersten Versuchsjahr aufgrund der gewonne-

nen Erkenntnisse angepasst. Im dritten Versuchsjahr

wurden die Versuchsvarianten beibehalten bis auf die

Versuchsvarianten 12 und 14. In diesen wurden Rimsul-

furon und Mesotrione in Mischung zum ersten Applika-

tionszeitpunkt im Nachauflauf (NA) ausgebracht.

Sämtliche bis zum BBCH 13 – 16 durchgeführten Her-

bizidapplikationen erfolgten mit einer Parzellenspritze

(Schachtner). Die Witterung war in den drei Jahren sehr

unterschiedlich, so dass die zwei Nachauflaufapplikatio-

nen nicht zu den genau gleichen Entwicklungsstadien

des Maises durchgeführt werden konnten. Es wurde dar-

auf geachtet, dass die Mehrheit der Erdmandelgras-

pflanzen bei den Applikationen weniger als fünf Blätter

aufwiesen. Die Spätapplikation im Unterblattverfahren

in Mais erfolgte mit einer Rückenspritze (Foxmotori.IT)

im BBCH-Stadium 63 (2011, 2012); und im BBCH-Stadium

39 (2013). Die Wasseraufwandmenge betrug bei allen

Behandlungen 400 l/ha. Um die Benetzung zu erhöhen

wurde 0,5 l/ha Exell (2011) beziehungsweise 0,5 l/ha

Break-Thru (2012 und 2013) im NA verwendet. Gehackt

wurde zweimal im BBCH 12 – 13 und nochmals im BBCH

15– 16 mit einem Geräteträger (FOBRO-Mobil, Bärtschi-

FOBRO AG).

Die Wirksamkeit der Verfahren wurde folgendermas-

sen beurteilt: Vor Versuchsbeginn im Frühjahr 2011 und

jeweils im Herbst wurden Bodenproben entnommen

(vier Einstiche pro Parzelle, Tiefe 0,2 m, Gesamtvolumen

10 l, entspricht etwa 0,05 m²). Die Proben wurden kühl

gelagert (ca. 2 °C) und dann im Gewächshaus in Schalen

angetrieben. Die Anzahl oberirdischer Triebe wurde

nach vier Wochen gezählt (EGW).

Die Auswertung erfolgte in R (Freie Programmier-

sprache für Statistik, Version 3.1.1). Für die Auswertung

der einzelnen Jahre wurde EGW des Vorjahrs als Kovari-

ate ins Modell aufgenommen. Dadurch konnte die

unterschiedliche Vorgeschichte der Parzellen berücksich-

Beschreibung Varianten

Herbizide / mechanisch

Wirkstoff, Aufwandmenge g/ha

Bekämpfungs-zeitpunkt

(BBCH)

Versuch A

1Unbehandelte

Kontrolle–

2_2011 Dual Gold S-Metolachlor, 1920 VAb

3a Callisto Mesotrione, 150 13

3b Callisto Mesotrione, 2 x 75 13,16

4a_2011 Dasul Nicosulfuron, 60 13

4b_2011 Dasul Nicosulfuron, 2 x 30 13, 16

5 Permit Halosulfuron-methyla, 2 x 15 13, 16

Versuch B

a Hacken 13, 16

bDual Gold S-Metolachlor, 1920 IBSc

Hacken 13, 16

c_2011

Dual Gold S-Metolachlor, 1920 VA

Hacken 13, 16

Versuch C

10_2011

Permit Halosulfuron-methyla, 2 x 15 13, 16

Titus Rimsulfuron, 2 x 5 13, 16

Basagran Bentazon, 960 63

Callisto Mesotrione, 75 63

11_2011

Basagran Bentazon, 2 x 960 16, 63

Callisto Mesotrione, 75 63

12_2011

Basagran Bentazon, 2 x 960 16, 63

Callisto Mesotrione, 75 63

13_2011

Titus Rimsulfuron, 2 x 5 13, 16

Callisto Mesotrione, 3 x 75 13, 16, 63

Basagran Bentazon, 960 63

14_2011

Callisto Mesotrione, 150, 75 16, 63

Basagran Bentazon, 960 63ain der Schweiz nicht zugelassen bVorauflauf cVorsaateinarbeitung

Tab. 1 | Versuchsvarianten 2011, Herbizide, Aufwandmenge und Applikationszeitpunkt

Page 37: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur | Pflanzenbau

477Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014

tigt werden. Die Versuche wurden einzeln ausgewertet.

Der Blockeffekt wurde als fix modelliert. Es erfolgte

jeweils eine Modellreduktion anhand des Akaike infor-

mation criterion (AIC) unter der Verwendung der «step»

Funktion. Die adjustierten Mittelwerte (lsmeans) wur-

den mit dem Package «lsmeans» von R.V. Lenth (2014)

berechnet. Die Entwicklung des Erdmandelgrasbesatzes

über die Jahre wurde deskriptiv für einzelne Varianten

dargestellt.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Die Verunkrautung in einem Feld ist räumlich meist

heterogen (Beispielsweise: Nordmeyer und Zuk 2002;

Gerhards und Oebel 2006), insbesondere bei perennie-

renden Arten. Auch die Verseuchung mit Erdmandelgras

in der Versuchsfläche war sehr variabel und daher war

die Streuung der Daten relativ hoch. Zu Beginn des Ver-

suchs wurden etwa neun Erdmandelgrastriebe pro

Schale gezählt. Dies entspricht etwa 180 Trieben pro m²

mit einer Streuung von ±144 Trieben pro m² (SD). Daher

konnten nur für wenige Varianten signifikante Unter-

schiede festgestellt werden. Dennoch lassen sich Trends

ableiten.

Im Versuch A war EGW in den Varianten mit Spli-

tapplikation in fünf von sechs Fällen wesentlich tiefer im

Vergleich zu der entsprechenden Variante mit nur einer

Applikation (Abb. 2; Abb. 3 und Abb. 4; 3b versus 3a, 4b

versus 4a). 2013 keimten im Gewächshaus aus Bodenpro-

ben von unbehandelten Kontrollparzellen (Variante 1)

Beschreibung Varianten

Herbizide / mechanisch

Wirkstoff, g/haBekämpfungs -

zeitpunkt (BBCH)

Versuch A

1Unbehandelte

Kontrolle–

2Adengo

Isoxaflutole, 2 x 37,1 12-13, 15-16

Thiencarbazone, 2 x 14,85

12-13, 15-16

Cyprosulfamideb, 2 x 24,8

12-13, 15-16

Callisto Mesotrione, 2x75 12-13, 15-16

3a Callisto Mesotrione, 150 12-13

3b Callisto Mesotrione, 2 x 75 12-13, 15-16

4a Adengo

Isoxaflutole, 74,2 12-13

Thiencarbazone, 29,7 12-13

Cyprosulfamideb, 49,6 12-13

4b Adengo

Isoxaflutole, 2 x 37,1, 12-13, 15-16

Thiencarbazone, 2 x 14,85

12-13, 15-16

Cyprosulfamideb, 2 x 24,8

12-13, 15-16

5 PermitHalosulfuron-methyla,

2x1512-13, 15-16

Versuch B

a Hacken 12-13, 15-16

bDual Gold S-Metolachlor, 1920 VSEc

Hacken 12-13, 15-16

c

Dual Gold S-Metolachlor , 1920 VSE

Hacken 12-13, 15-16

Basagran SG Bentazon, 960 63

Versuch C

10Permit

Halosulfuron-methyl, 2 x 15

12-13, 15-16

Titus Rimsulfuron, 2 x 5 12-13, 15-16

11Titus Rimsulfuron, 2 x 5 12-13, 15-16

Callisto Mesotrione, 2 x 75 12-13, 15-16

12dTitus Rimsulfuron, 10 12-13

Callisto Mesotrione, 150 15-16

13

Titus Rimsulfuron, 2 x 5 12-13, 15-16

Callisto Mesotrione, 2 x 75 12-13, 15-16

Basagran SG Bentazon, 960 63

14d

Titus Rimsulfuron, 10 12-13

Callisto Mesotrione, 150 15-16

Basagran SG Bentazon, 960 63ain der Schweiz nicht zugelassenbSafenercVorsaateinarbeitungd2013 wurde Titus und Callisto in diesen beiden Versuchsgliedern bei der ersten Applikati-

on als Mischung appliziert

Tab. 2 | Versuchsvarianten 2012 und 2013, Herbizide, Aufwand-menge und Applikationszeitpunkt

1 2 3a 3b 4a 4b 5 a b c 10 11 12 13 14Varianten

Anza

hl E

rdm

ande

lgra

strie

be

010

2030

4050

ab

a

abab

ab

b

a

Versuch A(sig)

Versuch C(ns)

Versuch B(ns)

Abb. 2 | Anzahl Erdmandelgrastriebe in den Bodenproben vom Herbst 2011 (adjustierte Mittelwerte, lsmeans). Anzahl pro 10l Boden nach 4 Wochen Antrieb im Gewächshaus. Die Angaben zu den Versuchsvarianten finden sich in Tabelle 1. Sig: signifikant (p-Wert<0,05); ns: nicht signifikant.

Page 38: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Pflanzenbau | Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur

478 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014

im Vergleich zu Herbizidvarianten wie 4a vergleichs-

weise wenige Erdmandeln (EGW). Dies war auf die

starke Konkurrenzwirkung von anderen Unkräuter, ins-

besondere von Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) und

Pfirsichblättrigem Knöterich (Polygonum persicaria)

zurückzuführen. Dieser sehr starke Unkrautdruck, ent-

standen während der vorangegangenen Jahre ohne

Unkrautbekämpfung, hatte eine stark unterdrückende

Wirkung auf das Erdmandelgras. Bryson und Carter

(2008) berichteten bereits, dass sich das Erdmandelgras

beispielsweise im Südosten der USA erst nach der Ein-

führung von Herbiziden und damit mit dem Verschwin-

den von anderen Unkräutern aus den Feldern etablieren

konnte. In unserem Versuch war der Ertragsverlust in der

unbehandelten Kontrolle bis 2013 auf 100 % angestie-

gen. Im Versuch A erwies sich Halosulfuron-methyl (Vari-

ante 5) über die drei Jahre als wirksamster Wirkstoff ( im

Vergleich zur Kontrolle) (Abbildung 2, Abbildung 3 und

Abbildung 4). Der relativ hohe EGW-Wert im Jahr 2013

ergibt sich aus der Berücksichtigung der Vorgeschichte

der Parzelle über EGW des Vorjahres als Kovariate.

Zusätzlich war die Wirkung von Halosulfuron-methyl

gegen Hirsen nicht ausreichend. Bis 2013 hatten sich

diese so massiv vermehrt, dass sie stark in Konkurrenz

traten mit dem Erdmandelgras und der Kultur. Im

Gegensatz dazu war die Variante 10 (Halosulfuron-

methyl kombiniert mit Rimsulfuron) im Versuch C auch 2013 unkrautfrei und zeigte nur einen sehr geringen

Besatz an Erdmandelgras. Halosulfuron-methyl ist jedoch

in der Schweiz nicht zugelassen (www.blw.admin.ch;

Stand August 2014). Im Europäischen Raum ist Halosul-

furon-methyl in Italien, Griechenland und Spanien in

Reis zugelassen (Anonymous 2014b-e).

Im Versuch B war EGW in zwei der drei Versuchsjahre

bei den kombinierten Varianten mit mechanischen und

chemischen Massnahmen deutlich kleiner im Vergleich

zur rein mechanischen Bekämpfung mit Hacken (Abbil-

dung 2, Abbildung 3 und Abbildung 4; Varianten b und c

versus a). In der Hackvariante ohne zusätzlichen Herbi-

zideinsatz konnte das Erdmandelgras insbesondere in der

Reihe nicht ausreichend bekämpft werden. Das Bodenh-

erbizid S-Metolachlor zeigte eine gute Wirkung. Dieser

Wirkstoff benötigt jedoch eine gewisse Bodenfeuchte,

um seine volle Wirkung zu entfalten. Durch die Applika-

tion im Vorauflauf (VA) oder Vorsaateinarbeitung (VSE)

(in der Form nicht bewilligt in der Schweiz, Stand August

2014) kann das Erdmandelgras jedoch bei ungenügender

Wirkung aufgrund ausbleibender Niederschläge auch

1 2 3a 3b 4a 4b 5 a b c 10 11 12 13 14Varianten

Anza

hl E

rdm

ande

lgra

strie

be0

2040

6080

Versuch A(sig)

Versuch B(ns)

Versuch C(sig)

ab

ab ab

ab

b

b

a

A

AB

B

A A

Abb. 3 | Anzahl Erdmandelgrastriebe in den Bodenproben vom Herbst 2012 (adjustierte Mittelwerte, lsmeans). Anzahl pro 10l Bo-den nach 4 Wochen Antrieb im Gewächshaus. Die Angaben zu den Versuchsvarianten finden sich in Tabelle 2. Sig: signifikant (p-Wert<0,05); ns: nicht signifikant.

1 2 3a 3b 4a 4b 5 a b c 10 11 12 13 14Varianten

Anza

hl E

rdm

ande

lgra

strie

be

020

4060

80

Versuch A(sig)

Versuch B(ns)

Versuch C(ns)

a

ab

abab

b

ab

ab

Abb. 4 | Anzahl Erdmandelgrastriebe in den Bodenproben vom Herbst 2013 (adjustierte Mittelwerte, lsmeans). Anzahl pro 10l Bo-den nach 4 Wochen Antrieb im Gewächshaus. Die Angaben zu den Versuchsvarianten finden sich in Tabelle 2. Sig: signifikant (p-Wert<0,05); ns: nicht signifikant.

Page 39: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur | Pflanzenbau

479Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014

im Mais führte unabhängig von den davor durch-

geführten Massnahmen zu einer zusätzlichen Reduktion

der Erdmandelgrastriebe in fünf von sechs Fällen

(2012 – 2013: c versus b, 14 versus 12, 13 versus 11). Durch

die Spätapplikation wurden auch noch spät keimende

Erdmandeln erfasst und konnten so an der Knöllchenbil-

dung gehindert werden.

Die Betrachtung der Ergebnisse über die Jahre macht

deutlich, dass eine Splitapplikation einer Einfach-Appli-

kation vorzuziehen ist (Abbildung 5). Jedoch führte

auch die Applikation von Mesotrione im Split über die

drei Jahre zu einer Befallszunahme. Halosulfuron-methyl

und Rimsulfuron appliziert im Split, sowie eine sehr

intensive Bekämpfung mit drei Applikationen (Mesotri-

one und Rimsulfuron appliziert im Splitverfahren kombi-

niert mit einer späten Unterblattapplikation von Benta-

zon) führte zu einer Stabilisierung bis zu einer Abnahme

des Erdmandelgrasdruckes.

meso 1x meso 2x mech/chem rim/halo 2x rim/mes/ben

Varianten

Anza

hl g

ekei

mte

r Erd

man

deln

020

4060

80

vor Versuch201120122013

Abb. 5 | Entwicklung von ausgewählten Varianten über die drei Versuchsjahre. Meso 1x: Mesotrione appliziert einmal im frühen NA; meso 2x: Mesotrione appliziert im Split zweimal im NA; mech/chem: S-Metolachlor, Hacken, Bentazon (2012, 2013 spät Unterblatt); rim/halo 2x: Rimsulfuron und Halosulfuron-methyl im Split, 2011 zusätzlich Bentazon und Mesotri-one spät Unterblatt; rim/mes/ben: Bentazon appliziert im NA, Bentazon und Mesotrione spät Unterblatt (2011), Rimsulfu-ron und Mesotrione appliziert im Split zweimal im NA und Bentazon spät Unterblatt (2012–2013).

noch im späteren NA bekämpft werden. Die EPPO (Euro-

pean and Mediterranean Plant Protection Organization)

schlägt beispielsweise auch Mais als Monokultur und in

dieser die konsequente Anwendung von S-Metolachlor

zur Flächensanierung vor (Anonymous 2014a). Diese Emp-

fehlung konnte durch den Versuch B bestätigt werden.

Im Versuch C zeigte Rimsulfuron und Mesotrione appli-

ziert im Split-Verfahren (Abbildung 3 und Abbildung 4;

Variante 11, 2012 und 2013) eine gute Wirkung bezie-

hungsweise es wurden nur wenige Triebe in den Schalen

gezählt. Rimsulfuron und Mesotrione in Spritzfolge

(Abbildung 3, Variante 12; 2012 ) bzw. als Mischung im

frühen VA (Variante 12; 2013) zeigten eine geringere

Wirkung, d.h. einen höheren EGW.

Die bereits dokumentierte sehr hohe Wirkung des

Wirkstoffs Bentazon (Anonymous 2006) gegen das Erd-

mandelgras wurde im Versuch bestätigt (2011: Variante,

11, 12). Eine späte Unterblatt-Applikation von Bentazon

Page 40: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

480

Pflanzenbau | Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Ein mehrjähriger Maisanbau stabilisiert den Erdmandel-

grasbesatz und vermag diesen höchstwahrscheinlich

auch zu reduzieren. Voraussetzung ist jedoch eine sehr

intensive Unkrautbekämpfung, die über das gewohnte

Mass hinausgeht. Dies beinhaltet mehrere Herbizidappli-

kationen sowie Hackdurchgänge, Split-Behandlungen

sowie Herbizidmischungen und -kombinationen. Eine

Spätapplikation im Unterblattverfahren in Mais ist viel-

versprechend und wäre oft auch notwendig, damit spät

keimendes Erdmandelgras an der Knöllchenbildung

gehindert wird. In der Praxis kann dies mit Droplegtech-

nologie (Düsen nach unten gerichtet) und einer selbst-

fahrenden Feldspritze mit ausreichender Bodenfreiheit

realisiert werden (Abbildung 6 und Abbildung 7)

(Rüegg und Total 2013). Dadurch wird der Mais nur

wenig getroffen (bis Düsenhöhe) und somit kann das

Risiko von Phytotoxizität stark reduziert werden. Die

Erdmandelgrasbekämpfung im Mais ist teuer und für

extensiv wirtschaftende Ackerbetriebe unter Umstän-

den kurzfristig betrachtet kaum lohnenswert. Intensiv

wirtschaftende Gemüsebetriebe sowie auch Kartoffel-

und Zuckerrübenanbauende mit Befallsflächen werden

höchstwahrscheinlich gezwungen sein, diese vermehrt

mit Mais zu bebauen und gleichzeitig die Unkrautbe-

kämpfung zu intensivieren, obschon die Wertschöp-

fung bei dieser Sanierungskultur deutlich geringer ist

und Absatzkanäle fehlen.

Zurzeit fehlen die Anreize, die Möglichkeiten und

die Rahmenbedingungen um das Erdmandelgras wir-

kungsvoll auf allen betroffenen Flächen schweizweit zu

bekämpfen. Die konsequente, intensive Bekämpfung

dieses Unkraut ist jedoch ausgesprochen wichtig, um

unsere Böden langfristig als Produktionsfaktor zu

erhalten. n

Abb. 6 | Spät gekeimte Erdmandeln müssen bekämpft werden, um eine Knöllchenneubildung und somit eine Vermehrung zu verhin-dern.

Abb. 7 | Mit Droplegs und einer selbstfahrenden Spritze könnte auch noch zu einem späten Zeitpunkt im Mais das Erdmandelgras bekämpft werden.

Page 41: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

481

Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014

Reduction of yellow nutsedge infestation levels

in highly infested fields: Continuous maize

cropping as potential control strategy

Yellow nutsedge (Cyperus esculentus L.) is

among the most dreaded weeds worldwide. In

Switzerland, it has increasingly become a

problem for vegetable growers and arable

farmers. This weed propagates and disperses via

vegetative tubers in the soil.

Producers are facing an important challenge:

They have not only to stop the weed’s further

dispersal but also reduce infestation levels in

fields already broadly infested with yellow

nutsedge. For the later a promising strategy is

continuous cropping of maize combined with

intensive weed control.

Field trials were carried out in maize during 3

years (2011–2013). Aims were to determine the

efficacy of different herbicides, split application,

and mechanical control against yellow nutsedge.

The results clearly showed that split application

was superior to single application. S-metolachlor,

bentazone, and rimsulfuron combined with

mesotrione showed high efficacy. S-metolachlor

combined with hoeing passes reduced infesta-

tion levels. A late under-leaf application addi-

tionally reduced yellow nutsedge.

Cropping maize with the aim to reduce yellow

nutsedge infestation levels requires a very

intense weed control that will exceed current

intensity levels considerably.

Key words: Bentazone, Halosulfuron-methyl,

mechanical weed control, S-Metolachlor, splitting.

Zigolo dolce: il mais come possibile coltura di

risanamento

Lo zigolo dolce (Cyperus esculentus L.) è una

delle malerbe più temute in tutto il mondo;

in Svizzera sta diventando sempre più una

minaccia per le aziende dedite all'orticoltura

e alla campicoltura. La riproduzione e la

diffusione avvengono tramite tubercoli

formatisi per via vegetativa. Oltre a impedire

un'ulteriore diffusione è importante ridurre

l'attacco sui lotti interamente infestati. Una

strategia molto promettente in questo senso

è una coltivazione pluriennale di mais con

metodi intensivi di gestione delle malerbe.

Nell'arco di tre anni (2011–2013) sono state

eseguite prove sul campo per il mais al fine

di determinare l'effetto di diversi erbicidi,

del trattamento frazionato e della lotta

meccanica allo zigolo dolce.

I risultati hanno mostrato che un tratta-

mento frazionato è preferibile a un'applica-

zione. S-Metolachlor, Bentazone e Rimsulfu-

ron, combinati con Mesotrione, hanno

mostrato una buona efficacia contro lo

zigolo dolce. L'S-Metolachlor combinato con

passaggi di sarchiatura ha ridotto la pre-

senza dell'infestazione. Un'applicazione

tardiva nell'ipofillo ha provocato un'ulteriore

riduzione dell'infestazione.

Una coltivazione di mais avente l'obiettivo

di ridurre l'infestazione dello zigolo dolce

richiede una gestione delle malerbe molto

più intensiva delle procedure solitamente

addottate.

Literatur ▪ Anonymous, 2006. The Pesticide Manual. Fourteenth Edition. Editor Tomlin C.D.S. BCPC Hampshire UK.

▪ Anonymous 2014a. Zugang: http://www.salute.gov.it/portale/temi/p2_4.jsp?lingua=italiano&tema=Alimenti&area=fitosanitari [18.08.2014].

▪ Anonymous, 2014b. Zugang: http://wwww.minagric.gr/syspest/syspest_menu_eng.aspx [18.08.2014].

▪ Anonymous, 2014c. Zugang: http://www.magrama.gob.es/es/agricultu-ra/temas/sanidad-vegetal/productos-fitosanitarios/registro/menu.asp [18.08.2014].

▪ Anonymous, 2014d. Zugang: http://ec.europa.eu/sanco_pesticides/pub-lic/index.cfm?event=activesubstance.detail [ August 2014].

▪ Anonymous, 2014e. Cyperus esculentus (European/non-european). 05-11809 Draft EPPO quarantine pest, Data Sheets on Quarantine Pests. Zugang: http://www.eppo.int [ 05.08.2014].

▪ Bohren C. & Wirth J., 2013. Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): die aktu-elle Situation in der Schweiz. Agrarforschung Schweiz 4 (11–12), 460–467.

▪ Bryson C.T. & Carter R. 2008. The Significance of Cyperaceae as Weeds. In: Sedges: Uses, Diversity and Systematics of the Cyperaceae. Naczi, R.F.C. and B.A. Ford, B. A. Monogr. Syst. Bot. Missouri Bot. Garden, 108.

▪ Gerhards R. & Oebel H., 2006. Practical experiences with a system for site-specific weed control in arable crops using real-time image analysis and GPS-controlled patch spraying. Weed Research 46, 185–193.

▪ Keeley P.E., 1987: Interference and Interaction of Purple and Yellow Nut-sedges (Cyperus rotundus and C. esculentus) with crops. Weed Technolo-gy 1, 74–81.

▪ Keller M., Total R., Bohren C. & Baur B., 2013. Problem Erdmandelgras: früh erkennen – nachhaltig bekämpfen. Merkblatt Agroscope.

▪ Nordmeyer H. & Zuk A., 2002. Teilflächenunkrautbekämpfung in Winter-weizen (Site-specific weed control in winter wheat). Journal of Plant Di-seases and Protection XVIII, 459–466.

▪ Rüegg J. & Total R., 2013: Dropleg-Applikationstechnik für zielgerichte-ten Pflanzenschutz in Reihenkulturen. Flugschrift. Bundesamt für Land-wirtschaft und Agroscope.

▪ Stoller E.W. & Sweet R.D., 1987. Biology and Life Cycle of Purple and Yel-low Nutsedges (Cyperus rotundus and C. esculentus). Weed Technology 1, 66–73.

Page 42: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

482

wurden von rund hundert Obstproduzenten detaillierte

Daten bezüglich Sorten, Erträgen, Pflanzenschutzmittel,

Dünger, Arbeitsstunden und Lohnkosten von Hand in

Hefte geschrieben und für die Berechnung von Richt-

preisen abgegeben. Diese Hefte befinden sich heute im

Archiv für Agrargeschichte in Bern. Seit 1997 werden

produktionstechnische Daten der Referenzbetriebe in

elektronischer Form in der Datenbank SOA erfasst.

Detaillierte Datenerfassung

Die Bewirtschaftung von Dauerkulturen braucht eine

langfristige Planung, hohe Investitionen (von 40 000 Fr./ha

bei Äpfel bis 150 000 Fr./ha bei Tafelkirschen, vgl. Arbokost

2014) und ist mit einem hohen Ertragsschwankungs-Risiko

aufgrund der Witterung verbunden. Deshalb ist eine lang-

fristige, detaillierte Datenbasis für die Entwicklung von

Planungshilfsmitteln notwendig. Die Referenzbetriebe

von SOA erfassen mit der elektronischen Schlagkartei Asa-

jAgrar für jede Parzelle täglich oder wöchentlich die Akti-

vitäten, die mit der Obstproduktion verbunden sind.

Sowohl der Detaillierungsgrad, als auch die Regelmässig-

keit und die Langfristigkeit der Datenerfassung sind aus-

sergewöhnlich. Für die Obstproduzenten ist die regelmäs-

sige Erfassung von produktionstechnischen Daten sehr

anspruchsvoll, vor allem in Arbeitsspitzenzeiten wie der

Ernte. Aufgrund des nicht zu unterschätzenden Arbeits-

aufwands besteht eine gewisse Fluktuation im Betriebs-

netz. Das aktuelle Betriebsnetz ist nicht repräsentativ für

die ganze Schweiz, sondern primär für den Kanton Thur-

gau (Bravin und Dietiker 2013), wo sich 30 % der Schwei-

zer Tafelapfelfläche befindet (BLW 2014a).

Finanzierung

Das Projekt wird durch das Bundesamt für Landwirt-

schaft (BLW) über die geleistete Arbeit von Agroscope

und Agridea finanziert wie auch durch den Schweizer

Obstverband (SOV) über einen Beitrag an die Kosten der

Erfassungssoftware Asa-jAgrar. Durch die finanzielle

Unterstützung des SOV erhalten die Referenzbetriebe

die Möglichkeit, die Schlagkarte ASA-jAgrar kostenlos

zu verwenden.

O b s t b a u i m Z e n t r u m

Support Obst Arbo (SOA) ist ein Projekt zur Förderung

der Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Obstbaus, das

von Agroscope und Agridea geleitet und vom Schweizer

Obstverband (SOV) finanziell unterstützt wird. Im Projekt

werden produktionstechnische und betriebswirtschaftli-

che Datenanalysen und Beratungsgrundlagen für die

Obstbaubranche und -praxis erarbeitet. Als Basis für

diese Hilfsmittel dienen Produktionsdaten (Arbeits-,

Maschinen-, Pflanzenschutzmittel-, Dünger- sowie Inves-

titionskosten und Erlöse) von rund 25 Referenzbetrieben.

Grundsatz seit 1947

Die Eidgenössische Forschungsanstalt Wädenswil (heute

Agroscope) hat bereits 1947 mit der Erfassung von

betriebs- und arbeitswirtschaftlichen Daten im Obstbau

begonnen, die als Beratungs- und Berechnungsgrund-

lage für die Preisbildung aufbereitet und der Branche

zur Verfügung gestellt werden (Meli 1991). Bis 1996

Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im ObstbauEsther Bravin1, Johannes Hanhart2, Dante Carint2 und Dominique Dietiker2

1Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8820 Wädenswil2Agridea, 8315 Lindau

Auskünfte: Esther Bravin, E-Mail: [email protected]

Apfelanlage im Kanton Thurgau.

P f l a n z e n b a u

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014

Page 43: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau | Pflanzenbau

483

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Das Projekt Support Obst Arbo (SOA) wird

von Agridea und Agroscope geleitet und

bringt Grundlagen für die Obstbaupraxis,

-beratung und für die Forschung. Die Daten

werden jährlich von 20 bis 25 Referenzbetrie-

ben zur Verfügung gestellt. Daraus entstehen

Evaluationen der Rentabilität auf Betriebs-

sowie auf Sortenebene. Die Auswertung der

Daten mit normierten Ansätzen für Lohn-

und Maschinenkosten zeigt, dass die Hälfte

der Produzenten einen durchschnittlichen

Gewinn von Null oder einen Verlust hat.

Dieses Resultat begrenzt den Handlungsspiel-

raum für zukünftige Investitionen. Die

Sortenverteilung im Rahmen der SOA

Betriebe hat sich von 2001 bis 2011 stark

entwickelt. Der Sortenspiegel zeigt, dass die

Sorten Gala, Braeburn und Golden Delicious

weiterhin sehr beliebt sind. Dennoch haben

alternative Sorten wie Milwa, Fuji, Nicoter

oder Scifresh in den letzten Jahren zugenom-

men. Die Rentabilität der Sorten ist sehr

unterschiedlich. Am besten sind Gala,

Braeburn und Fuji. Golden Delicious und

Milwa schneiden dagegen schlecht ab. Bei

Golden Delicious sind die Produzentenpreise

zu tief, bei Milwa ist der Preis gut aber die

Erträge sind eher schwach.

Überblick Netzwerk SOAInsgesamt haben von 1997 bis 2012 45 Obstbaubetriebe

aus der ganzen Schweiz am Netzwerk teilgenommen.

39 Betriebe produzieren nach Richtlinien der Integrierten

Produktion und sechs nach den Bio Suisse-Richtlinien.

Jährlich machen rund 18 bis 25 Betriebe mit. Aufgenom-

men werden die Daten von insgesamt 80 ha Äpfel-, 10 ha

Birnen-, 3,5 ha Kirschen- und 1,5 ha Zwetschgenanlagen.

2013 stammten die Betriebe des Netzwerks aus den Kanto-

nen Thurgau (9 Betriebe), St. Gallen (3 Betriebe), Aargau

(2 Betriebe), Waadt (2 Betriebe), Wallis (2 Betriebe), Solo-

thurn (1 Betrieb), Zug (1 Betrieb) und Zürich (1 Betrieb).

Evaluationen auf Betriebsebene

Mit den Daten aus SOA erhalten die Referenzbetriebe

für jede Parzelle und Sorte betriebswirtschaftliche Indi-

katoren. Sie können damit zum Beispiel die ökonomi-

sche Situation einer Apfelanlage beurteilen. Für diese

Bewertung werden reelle Zahlen aus der Praxis wie

Arbeits- und Maschinenstunden, Pflanzenschutzmittel-,

Dünger- sowie Infrastrukturkosten verwendet. Um die

Betriebe vergleichen zu können sind die Ansätze für

Lohn- und Maschinenkosten standardisiert. In Abspra-

che mit dem Schweizer Obstverband wurden die Löhne

wie folgt festgelegt: 20.30 Fr./Akh für externe Arbeits-

kräfte, 24 Fr./Akh für familieninterne Arbeitskräfte und

34.35 Fr./Akh für den Betriebsleiter. Die Maschinenkosten

werden nach Ansätzen des Maschinenkostenkatalogs von

Agroscope berechnet. Ausgewertet werden ausschliess-

lich Parzellen im Vollertrag (z.B. für Äpfel vom 4. bis zum

15. Standjahr) mit einer Parzellenfläche von mindestens

0,10 ha und einer Pflanzdichte von 1000 bis 4000 Bäume

pro Hektare.

In Abbildung 2 wurde der kalkulatorische Gewinn/

Verlust (in Fr./ha) der Jahre 2008 bis 2011 pro Sortenquar-

tier (eine Untereinheit der Parzelle) nach Betrieb (P01 bis

P13) aufgeführt. In dieser Auswertung wurden nur dieje-

nigen Betriebe gewählt, welche zwischen 2008 bis 2011

Daten ohne Unterbruch an SOA geliefert haben.

In Klammern stehen die Anzahl Sortenquartiere pro

Betrieb (z.B 41 bei Betrieb P01), blau schattiert ist die

gesamte Apfelfläche pro Betrieb (Jahr 2011). Die grosse

Streuung der Resultate innerhalb der Betriebe (zwischen

6617 und 13 046 Fr./ha) kann mit der grossen Abweichung

des Gewinns/Verlustes je nach Sortenquartier und Jahr

erklärt werden.

Aus der heterogenen Stichprobe ist es nicht möglich,

klare Zusammenhänge auf Betriebsebene zu ermitteln.

Die Grösse der Apfelfläche oder die Anzahl der Sorten-

Abb. 1 | Datenfluss in SOA.

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014

Obstproduzenten

Obstverband AGRIDEA

Agroscope

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Pflanzenbau | Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau

484

quartiere haben zum Beispiel auf den flächenmässigen

Gewinn bzw. Verlust wenig Einfluss. Das Endresultat wird

massgeblich von nicht bzw. schwierig messbaren Grössen

wie Erfahrung der Produzenten, Witterung und Alter-

nanz beeinflusst.

Es ist jedoch beunruhigend, dass die Hälfte der Pro-

duzenten im Mittel der betrachteten Jahre einen Gewinn

von Null oder einen Verlust hat. Selbstverständlich handelt

es sich hier bei dieser Auswertung um normierte Zahlen,

die in vielen Fällen nicht der Realität entsprechen (der

Betriebsleiter und familieninterne Arbeitskräfte beziehen

normalerweise keinen Lohn, sondern erhalten das, was in

der Kasse Ende Jahr zur Verfügung steht). Dennoch

begrenzt dieses Resultat den Handlungsspielraum für eine

weitere Kostensenkung. Die Produzenten werden grosse

Schwierigkeiten haben, eine weitere Preissenkung seitens

Gross- und Detailhandel oder infolge einer Marktöffnung

der Europäischen Union zu überstehen. Dazu kommt die

soziale Unsicherheit, welche Jahresschwankungen bis

40 000 Fr./ha beim Gewinn bzw. Verlust mit sich bringen.

Evaluationen für Sorten

Für den Betriebserfolg ist die Zusammensetzung der im

Ertrag stehenden Sorten entscheidend. Mit SOA können

Empfehlungen für die Praxis auf Ebene Sorte und Par-

zelle gegeben werden. Die Schlüsselfaktoren Preis, Ertrag

und Qualität (Mouron & Carint, 2001) werden mit der

Sortenwahl am stärksten beeinflusst. Haben die Produ-

zenten die passenden Sorten gewählt, können sie für 15

oder mehr Jahre mit Gewinn produzieren. Wenn sie aber

eine Sorte wählen, die am Markt nicht mehr gefragt, sehr

anfällig oder zu wenig produktiv ist, wird die Rodung

oder Umveredlung eine mögliche kostspielige Konse-

quenz sein. Für die Produzenten wäre es sicher von Vor-

teil, wenn Gross- und Detailhandel ihre Sortenstrategien

klar kommunizieren würden (z.B. Anbauvertrag). Dies ist

jedoch in der heutigen Marktsituation nicht der Fall.

Entwicklung der Hauptsorten Gala und Golden Delicious

Im Folgenden werden anhand der Hauptsorten mögli-

che SOA Auswertungen aufgezeigt. Mit 36 % beträgt

P01 (41)4,5 ha

P02 (68)4,5 ha

P03 (39)3,5 ha

P04 (38)3,5 ha

P05 (64)6 ha

P06 (59)4,5 ha

P07 (16)1 ha

P08 (66)5,5 ha

P09 (33)6 ha

P10 (89)6 ha

P11 (87)8 ha

P12 (48)7,5 ha

P13 (48)2 ha-50 000

-40 000

-30 000

-20 000

-10 000

0

10 000

20 000

30 000

40 000

50 000

Kalk

. Gew

inn/

Verlu

st (F

r./ha

)

Kalkulatorischer Gewinn/Verlust

A A A A A AB AB AB ABC BC CD CD D

Abb. 2 | Kalkulatorischer Gewinn/Verlust pro Produzent 2008 bis 2011.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Fläc

he (h

a)

Gala

Golden Delicious

Alle Sorten

Abb. 3 | Entwicklung der Gesamtfläche von Gala und Golden Delicious im SOA Betriebsnetz von 2000 bis 2011.

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014

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Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau | Pflanzenbau

485

Ertrag

Die Erträge von Gala und Golden Delicious der SOA

Betriebe entsprechen Erfahrungswerten aus der Praxis.

Generell ist Golden Delicious eine Sorte mit höheren

Erträgen als Gala (BLW 2014b). In den SOA Werten

unterscheiden sich die Durchschnittserträge von Gala

(2010/11) und Golden Delicious (2010/11) jedoch nicht

signifikant. Interessant ist die Entwicklung von Gala zwi-

schen 2000/01 und 2010/11 mit einer Ertragssteigerung

von 3228 kg/ha. Die Erträge von Golden Delicious nah-

men hingegen ab, da sie 2010 aussergewöhnlich tief

waren (1/4 weniger).

Erlös

Um die Erlöse zu berechnen, werden die Erträge mit den

Preisen nach Klasse multipliziert. Die Produzenten erzie-

len mit Gala höhere Preise (in Fr/kg) als mit Golden Deli-

cious, dementsprechend ist der Erlös auch höher. In

2000/01 erhielten Produzenten 1,03 Fr./kg (Mischpreis

aus Klasse 1, Klasse 2 und Mostobst), zehn Jahre später

noch 0,90 Fr./kg (-13 %). Der Preis für ein Kilo Golden

Delicious blieb dagegen stabil bei 0,70 Fr./kg. Die Preis-

senkung bei Gala lässt sich mit der Ertragssteigerung

und der Flächenzunahme der letzten Jahre erklären. Bei

Golden Delicious ist die Situation anders. Der tiefe Ertrag

wurde nicht mit einem höheren Preis kompensiert. Des-

wegen waren die Erlöse von Golden Delicious in 2010/11

signifikant tiefer als 2000/01. Die Marktstellung von Gol-

den Delicious ist schwächer geworden als noch vor zehn

Jahren. Seit 2001 werden im Durchschnitt in der Schweiz

der Anteil der Sorten Gala und Golden Delicious 2013

mehr als ein Drittel der gesamten Schweizer Apfelfläche.

Auch im Rahmen des Netzwerks SOA sind beide Sorten

mit 34 % der Apfelfläche sehr wichtig. Bis 2006 war Gol-

den Delicious die Hauptsorte auf den SOA- Betrieben

und wurde 2007 von Gala abgelöst (Abb. 3).

Aufgrund der jährlichen Alternanz des Ertrags ist die

Analyse der Produktivität aussagekräftiger, wenn die

Stichprobe mindestens zwei Jahre beinhaltet. Für die

Analyse der Produktivität und Rentabilität von Gala und

Golden Delicious haben wir die Mittelwerte aus den

Sortenquartieren von Gala und Golden Delicious der

Jahre 2000 und 2001 mit denjenigen der Jahre 2010 und

2011 verglichen.

Boskoop 3% Braeburn 9%

Cox Orange 2%

Cripps Pink (Pink Lady®) 2%

Elstar 2%

Gala 21%

Golden Delicious 14% Gravensteiner

3%

Idared3%

Jonagold-Gruppe 6%

La Flamboyante (Mairac®) 2%

Maigold 3%

Milwa (Diwa®, Junami®) 3%

Scifresh (Jazz®) 3%

Topaz 2%

Übrige Sorten 23%

Sortenverteilung Schweiz

Abb. 4 | Sortenverteilung von Äpfeln nach Fläche in der Schweiz, 2013 (BLW, 2014a).

2000/01 2010/11

Gala (SQ=28)

Golden Delicious(SQ=63)

Gala(SQ=62)

Golden Delicious(SQ=55)

Ertrag (kg/ha) 32 756 42 462* 35 984 36 371

Preis (Fr./kg) 1,0 0,7 0,9 0,7

Erlös (Fr./ha) 33 758 29 549 32 276 25 670*

Produktionskosten (Fr./ha) 35 532 32 630 28 641 29 800

Gewinn/Verlust (Fr./ha) -1774 -3081 3635 -4130*

*Signifikante Unterschiede (T-Test, 2-Seitig, P<0.05) zwischen den

Tab. 1 | Vergleich der Mittelwerte des Ertrags, des Erlöses, der Produktionskosten und des Gewinns/Verlustes von Gala und Gol-den Delicious in den Jahren 2000/01 und 2010/11 (SQ=Anzahl Sor-tenquartiere) aller IP SOA-Produzenten

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014

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Pflanzenbau | Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau

486

jährlich 50 ha Golden Delicious gerodet und nicht mehr

remontiert. Gleichzeitig nahm Gala um 30 ha jährlich zu.

2009 wurde Golden Delicious von Gala als meist ange-

baute Sorte der Schweiz abgelöst.

Produktionskosten

Im Apfelanbau machen die Erntekosten mindestens

20 % der gesamten Produktionskosten (Arbokost 2014)

und 55 % des gesamten Arbeitsaufwands (Abb. 8) aus.

Gewinn/Verlust

Der Gewinn beziehungsweise Verlust zeigt, wie viel Geld

pro Hektare und Jahr bleibt, wenn mit dem Erlös die Pro-

duktionskosten beglichen werden. Für die Berechnung

des Gewinn/Verlustes wurden alle Erlöse (inkl. Direktzah-

lungen) sowie Produktionskosten (inkl. Arbeitskosten der

internen Arbeitskräften und Kapitalkosten) berechnet.

Mit den obengenannten Ansätzen für Lohn- und Maschi-

nenkosten können die Produzenten mit Golden Delicious

(2000/01 und 2010/11) und Gala (2000/01) ihre Kosten

nicht decken. Nur mit Gala (20010/11) schliessen die Obst-

produzenten mit einem Gewinn ab. Wie schon erwähnt,

beziehen Betriebsleiter und interne Arbeitskräfte in vie-

len Fällen einen tiefen Lohn. Obstproduzenten können

nur einen Gewinn erzielen, wenn sie tiefe Lohnansätze

für die internen Arbeitskräfte annehmen.

Fazit

In Anbetracht der negativen Resultate mit Golden Deli-

cious wird klar, warum die Anbaufläche seit Jahren

abnimmt (2001: 1144 ha, 2013: 576 ha). Dennoch wird

diese Sorte immer noch auf 15 % der Fläche angebaut

(Abb. 4). Tatsächlich hat Golden Delicious positive Eigen-

schaften wie hohe und regelmässige Erträge sowie eine

gute Ernteleistung (kg/Akh) (Abb. 6). Zusätzlich haben

viele Produzenten schon Erfahrung mit Golden Delicious

und die Einführung einer neuen Sorte ist immer mit

einem zusätzlichen Aufwand und Risiko bezüglich

Ertragseinbussen verbunden. Aus Gesprächen mit den

Produzenten geht hervor, dass Golden Delicious weiter-

hin abnehmen wird.

Neue Sorten versus etablierte Sorten

Gala, Golden Delicious und Braeburn sind die Hauptsor-

ten des Betriebsnetzes (insgesamt 43 %). Dies widerspie-

gelt die Anbausituation auf Schweizer Ebene (42 %, BLW

2014a). Weil die durchschnittlichen Produzentenpreise

von etablierten Sorten wie Golden Delicious sinken (Bra-

vin et. al 2008), versuchen Obstproduzenten mit neuen

Sorten höhere Erlöse zu erreichen. So gehören im SOA-

Netzwerk Nicoter, Fuji und Milwa mit je rund 3 ha zu

den am meisten gepflanzten Sorten nach den drei

Hauptsorten und Jonagold. In der Schweiz (Abb. 4)

machen die Sorten Scifresh, Milwa, La Flamboyante und

Cripps Pink 10 % der gesamten Apfelfläche aus (BLW

2014a). In Europa liegen die Marktanteile von Clubsor-

ten bei 5 % (Schwartau 2010)

Die Sortenverteilung im Rahmen der SOA Betriebe

(Abb. 5) hat sich von 2001 bis 2011 stark entwickelt. Bra-

eburn und Gala haben an Fläche zugelegt, während Gol-

den Delicious, Jonagold und Maigold haben Fläche

abgenommen.

Boskoop 7%

Braeburn 1%

Cox Orange 7%

Elstar 5%

Gala 13%

Golden Delicious 29% Gravensteiner

5%

Idared 4%

Jonagold 10%

Maigold 11%

Topaz 1%

ÜbrigeSorten 7%

Sortenverteilung SOA 2001

Boskoop 3%

Braeburn 16%

Cox Orange 3%

Elstar 2%

Gala 19%

Golden Delicious 11%

Gravensteiner 4%

Idared 0%

Jonagold 7%

Maigold 4%

Topaz 4%

Übrige Sorten 27%

Sortenverteilung SOA 2011

Abb. 5 | Sortenverteilung von Äpfeln nach Fläche, SOA-Betriebe, 2001 und 2011.

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014

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Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau | Pflanzenbau

487

Golden Delicious und Braeburn haben die beste Ernte-

leistung (136 bzw. 137 kg/Akh). Das ist wenig erstaunlich,

da Golden Delicious grosse und Braeburn schwere

(dichte) Äpfel hat.

In Abbildung 7 sind Erlös sowie Gewinn beziehungs-

weise Verlust in Franken pro Hektare dargestellt. Mit

dem Gewinn/Verlust kann die Rentabilität der Sorte

bewertet werden und mit dem Erlös die Produktivität.

Die durchschnittlichen Produktionskosten liegen bei

27 200 Fr/ha bei einem durchschnittlichen Ertrag von 33 t/

ha. Bei dem Gewinn/Verlust unterscheiden sich zwei Grup-

pen signifikant: Zur ersten Gruppe gehören Gala, Bra-

eburn und Fuji (durchschnittlicher Gewinn: 4238 Fr./ha). In

der zweiten Gruppe finden wir Jonagold, Golden Deli-

cious, Nicoter und Milwa (durchschnittlicher Verlust:

-2652 Fr./ha), wobei Nicoter und Jonagold noch einen

Gewinn erzielen, und Golden Delicious und Milwa einen

Verlust aufweisen. Innerhalb der beiden Gruppen gibt es

keine signifikanten Unterschiede zwischen den Sorten.

Eine klare Beziehung zwischen Rentabilität und Produk-

tivität scheint zu existieren (tiefe Produktivität führt zu

tiefer Rentabilität). Die Ausnahme ist eigentlich Golden

Delicious, die eine gute Produktivität und eine negative

Rentabilität hat. Das Problem ist der Mechanismus der

Preisbildung und das Zusammenspiel zwischen Angebot

und Nachfrage. Zwei Hauptfaktoren führen zur Sen-

kung der Rentabilität: i) eine grosse Erntemenge und ii)

die sinkende Attraktivität der Sorte auf dem Markt. Eine

grosse Erntemenge kann verursachen, dass der Produ-

zentenpreis sinkt (z.B. wenn eine grosse Ernte auf natio-

In Abbildung 6 sind Ertrag und Ernteleistung (kg Äpfel

pro Akh) der wichtigsten acht Apfelsorten von SOA abge-

bildet. Obwohl die Ernteleistung vom Ertrag abhängt,

spielen für die Ernteleistung andere Faktoren wie Farbe,

Baumform, Schnitt und Erntetechnik eine wichtige Rolle.

Enthalten sind nur Sortenquartiere, die sich in der Peri-

ode 2009 und 2012 im Ertragsalter befanden (4. bis 15.

Standjahr). Die Erträge von Golden Delicious, Gala, Bra-

eburn und Jonagold zeigen keine signifikanten Unter-

schiede und liegen zwischen 35 und 45 Tonnen pro Hekt-

are. Fuji hat mit 32 t/ha signifikant geringere Erträge als

Golden Delicious. Die Erträge von Nicoter und Milwa sind

nochmals deutlich tiefer (rund 20 t/ha).

Braeburn (11)

Milwa (5)

Fuji (4)

Gala (14)

Golden Delicious (10)

Jonagold (7)

Nicoter (4)

15

20

25

30

35

40

45

80 90 100 110 120 130 140

Ertr

ag (t

/ha)

Ernteleistung (kg/Akh)

Abb. 6 | Ertrag und Ernteleistung pro Sorte (Mittelwert 2009-2012). Die Grösse der Kreise entspricht der relativen (flächenmässigen) Bedeutung der Sorten. In Klammern steht die Anzahl Produzenten.

Braeburn

Milwa (5)

Fuji (4) Gala (14)

Golden Delicious (10)

Jonagold (7) Nicoter (4)

-15 000

-13 000

-11 000

-9000

-7000

-5000

-3000

-1000

1000

3000

5000

7000

9000

11 000

13 000

15 000

0 5000 10 000 15 000 20 000 25 000 30 000 35 000

Gew

inn/

Verlu

st (C

HF/h

a)

Erlös (CHF/ha)

Abb. 7 | Erlös, Gewinn/Verlust pro Sorte (Mittelwert 2009-2011). Die Grösse der Kreise entspricht der relativen (flächenmässigen) Bedeutung der Sorten. In Klammern steht die Anzahl der Produzenten der jeweiligen Sorte. Beides in Bezug auf das SOA-Betriebsnetz.

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014

Page 48: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

488

Pflanzenbau | Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau

naler Ebene erwartet wird). Die sinkende Attraktivität

der Sorte führt ebenfalls zu einer Preissenkung. In die-

sem Fall werden jedoch die Produktionskosten nicht

beeinflusst, sondern der Erlös allein.

Abbildung 7 zeigt vier Apfelsorten (Braeburn, Gala,

Fuji und Jonagold) mit einem jährlichen Gewinn. Milwa

und Golden Delicious hingegen verzeichnen einen Ver-

lust. Der Grund für das negative Resultat bei Milwa kann

mit den niedrigen Erträgen von durchschnittlich 20 Ton-

nen pro Hektar (4., 5. und 6. Standjahr) erklärt werden.

Arbeitsverteilung in der Apfelproduktion

Mit den Angaben der SOA Referenzbetriebe können

Rückschlüsse auf den zeitlichen Aufwand für die Apfel-

produktion erstellt werden. Die erfassten Daten zeigen,

dass die SOA Produzenten zwischen 550 bis 620 Arbeits-

kraftstunden pro Hektar (Akh/ha) für die Apfelproduk-

tion aufwenden. Die Verteilung der verschiedenen Arbei-

ten in den Jahren 2001/2002 bis 2011/12 (Mittelwert aller

IP Betriebe) ist ähnlich geblieben (Abb. 8). Nur die

Behangsregulierung braucht anteilmässig mehr Zeit. Das

kann mit der Verschiebung des Sortenspektrums (Abb. 5)

oder mit der Witterung und der Behangssituation der

Anlagen zusammenhängen. Mehr als die Hälfte der

Arbeit nimmt die Ernte mit 55 % der Gesamtarbeitsstun-

den in Anspruch. An zweiter Stelle steht die Behangsre-

gulierung mit 15 bis 20 %. Mit der Behangsregulierung

wird einerseits die Alternanz gebrochen (oder mindes-

tens reduziert) und die Qualität der Ernte erhöht. Andere

zeitintensive Arbeiten im Obstbau sind Schnitt und Pflan-

zenschutz, womit auch für mehr Qualität gesorgt wird.

Wissen für die Praxis

Mit den Resultaten aus SOA erhalten die Obstproduzen-

ten Kennzahlen und Informationen, um die Rentabilität

der Obstproduktion zu erhöhen und um zukünftige stra-

tegisch wichtige Entscheidungen zu treffen. Sie erhalten

Grundlagen zur Beurteilung der eigenen Situation aus

ökonomischer Sicht. Die Resultate aus SOA werden

sowohl von der Beratung als auch in der Weiterbildung

verwendet. Mit SOA stellen Agroscope und AGRIDEA

wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Grundla-

gen für die land- und ernährungswirtschaftliche Praxis,

Bildung und Beratung zur Verfügung, auch im Sinne der

Verordnung über die landwirtschaftliche Forschung

(VLF). Informationen und Erfahrungen aus SOA fliessen

auch in das Planungsinstrument Arbokost für die Berech-

nung des Kapitalflusses einer Obstanlage ein. Dieses

Excel-Hilfmittel wird auf der Webseite von Agroscope

kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt.

Wissen für die Forschung

Informationen aus SOA werden auch in anderen For-

schungsgebieten verwendet. So wurden für das Projekt

Agrarumweltindikatoren oder für die Berechnung von

Ökobilanzen SOA-Daten zur Verfügung gestellt. Weitere

Beispiele sind Abschätzungen des Kostensenkungspoten-

zials mit gentechnisch veränderten Äpfeln (FiBL, ETH)

oder des ökonomischen Potenzials der Obstproduktion

in Transitionsländer (FiBL). Nur Dank der detaillierten

und kontinuierlichen Datenerfassung der Referenzbe-

triebe kann solchen Forschungsprojekten eine verlässli-

che Datenbasis zur Verfügung gestellt werden. � n

Behangsregulierung 15%

Boden-bearbeitung 2%

Düngung 1%

Erntearbeiten 55%

Erstellungs-arbeiten 3%

Jahresarbeiten fixenInstallationen 4%

Pflanzenschutz 5%

Schnitt 13%

Verwaltung und andere Arbeiten 2%

Arbeitsverteilung 2001/2002

Behangsregulierung 20%

Bodenbearbeitung 2%

Düngung 1%

Erntearbeiten 55%

Erstellungsarbeiten 2%

Jahresarbeiten fixenInstallationen

4%

Pflanzenschutz 4%

Schnitt 11%

Verwaltung und andere Arbeiten 1%

Arbeitsverteilung 2011/2012

Abb. 8 | Durchschnittliche Arbeitsverteilung über alle Sortenquartiere 2001/02 und 2011/2012.

Bemerkungen:

Im Artikel sind jeweils die Sortennamen erwähnt. Hier die Markennamen:Milwa = Diwa®, Nicoter = Kanzi®, Scifresh = Jazz®. Teile des Artikels wurden bereits publiziert in Bravin et. al, 2014. SOA: Die Sorten-frage im Obstbau bleibt, Schweizerische Zeitschrift für Obst und Weinbau 150 (3), 10–13.

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014

Page 49: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

489

Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Support Obst Arbo: results for the

professional arboriculture

In 1947 today’s date Agroscope started

the collection of on farm data to draft

extension information and indices for

grower prices. Agridea and Agroscope

lead the project Support Obst Arbo

(SOA), which gives detailed basics for

growers, extension and research.

20–25 references fruit farms deliver

their data to the project to evaluate

the on farm and on plot profitability.

The evaluation with normed salary and

machine costs shows that the benefit

of the half of the growers is equal to

zero or lower. This limits the flexibility

of investments. From 2001 to 2011 the

variety distribution has changed. Gala,

Braeburn e Golden Delicious are still

the most popular varieties. However

Milwa, Fuji, Nicoter and Scifresh

increased in surface. The profitability

between cultivars is very variable:

Gala, Braeburn e Fuji achieve better

results, while Golden Delicious and

Milwa have poor results. This because

Golden Delicious is low in price and

Milwa has low yield despite good

prices.

Key words: economics, fruit produc-

tion, network, productivity.

Support Obst Arbo: risultati per

l’aboricultura professionista

Nel 1947 l’odierna stazione di ricerca

Agroscope cominciò con la raccolta di

dati aziendali della produzione

frutticola per la pubblicazione d’infor-

mazioni di consulenza e indici per la

formazione dei prezzi. Oggi il progetto

Support Obst Arbo (SOA), diretto da

Agridea e Agroscope,genera dati

tecnici per la produzione, la consulenza

e la ricerca. Tra le 20 e le 25 aziende

frutticole mettono i loro dati a disposi-

zione del progetto per valutare la

redditività a livello aziendale e di

parcella varietale. Dall’analisidei dati

con gli indici normalizzati dei salari e

delle macchine risulta che la metà dei

produttori ha un utile netto medio di

zero o è addirittura in perdita. Ciò

limita fortemente i futuri investimenti.

Dal 2001 al 2011 la distribuzione

varietale si è sviluppata. Sebbene Gala,

Braeburn e Golden Delicious restino le

varietà più diffuse per la produzione,

varietà alternative quali Milwa, Fuji,

Nicoter o Scifresh hanno aumentato la

loro superficie. La redditività tra le

diverse varietà è molto differente:

Gala, Braeburn e Fuji ottengono i

risultati migliori, mentre Golden

Delicious e Milwa hanno i risultati

peggiori. Golden Delicious soffre a

causa dei bassi prezzi alla produzione.

Milwa invece è pagata bene ma i

raccolti restano al di sotto delle

aspettative.

Literatur ▪ Arbokost 2014, Betriebswirtschaftliches Modell für den Obstbau. Zu-gang: www.arbokost.agroscope.ch.

▪ Bravin E. & Dietiker D., 2013. Jahresbericht SOA 2012, Schweizer Zeit-schrift für Obst- und Weinbau 149 (3), 12-14.

▪ Bravin E., Dietiker D., Hanhart J. & Carint D., 2014, SOA: Die Sortenfrage im Obstbau bleibt, Schweizer Zeitschrift für Obst und Weinbau 150 (3), 10–13.

▪ Bravin E., Leumann M. & Amsler P., 2008. Klasse I – Anteile sinken, Früchte und Gemüse. 9, 27–27.

▪ Bundesamt für Landwirtschaft, 2014a. Statistiken Obst, Obstkulturen der Schweiz, Flächenstatistik 2013. Zugang: http://www.blw.admin.ch/the-men/00013/00083/00096/01188/index.html?lang=de.

▪ Bundesamt für Landwirtschaft, 2014b. Statistiken Obst, Obstkulturen der Schweiz, Apfel- und Birnenkulturen, Ernteschätzung 2005 bis 2013. Zugang: http://www.blw.admin.ch/themen/00013/00083/00096/01188/index.html?lang=de.

▪ Meli T., 1991. Kosten und Erträge in Tafelapfelanalgen. Eidgenössische Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau, Wädenswil.

▪ Mouron P. & Carint D., 2001. Rendite-Risiko-Profil von Tafelobstanlagen. Teil I: Renditepotenzial, Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau, 137 (5), 78–81.

▪ Verordnung vom 23. Mai 2012 (Stand am 1. Januar 2013) über die land-wirtschaftliche Forschung (VLF), SR 915.7.

▪ Schwartau H., 2010. Liegt die Zukunft in den Club-Sorten?, European Fruit Magazine, 2 (4), 20-22.

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014

Page 50: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

490 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 490–491, 2014

Ueli Wyss

Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz

Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected]

Die Zukunft der Wiesen in Europa – 25. Tagung der europäischen Vereinigung für Grasland

onsperiode führen. Dadurch steigt wahrscheinlich die

Produktion an Biomasse an. Im Süden wird die Sommer-

trockenheit in Zukunft ein grösser werdendes Problem

darstellen. Die multifunktionale Landwirtschaft, insbe-

sondere die Verhinderung von Vergandung und Boden-

erosion, wird hier an Bedeutung gewinnen. Die Produk-

tion von angepasstem Saatgut für aride Bedingungen

stellt eine weitere Herausforderung dar.

Wiesenfutter für die Wiederkäuer

Mit den kontinuierlich zunehmenden Milchleistungen

muss das Wiesenfutter vermehrt mit Mais und Kraftfut-

ter ergänzt werden. In verschiedenen Ländern gibt es

Trends zu einer verstärkten graslandbasierten Fütterung

und zur Produktion von AOC-Lebensmitteln, die einen

Die Zukunft des europäischen Graslandes stand im Zen-

trum der 25. Haupttagung der europäischen Vereini-

gung für Grasland. Die Tagung fand vom 7. bis 11. Sep-

tember 2014 in Aberystwyth in Wales GB statt.

Rund 300 Personen aus 39 Ländern nahmen an dieser

Tagung teil.

In drei Übersichtsreferaten wurden die Bedeutung des

Graslandes und die Forschungsaktivitäten in Nordeu-

ropa, Mitteleuropa und Südeuropa dargestellt. Die kli-

matischen Bedingungen sind in diesen Regionen sehr

unterschiedlich, was sich auch auf das Graswachstum

und die Vegetationsperiode auswirkt. Der stattfindende

Klimawandel wird in den nordischen Ländern zu höhe-

ren Temperaturen und einer Verlängerung der Vegetati-

Auf einer Exkursion wurde die Farm von David Lee, dem Präsidenten von der Britischen Grasland Gesellschaft, besucht (Foto: Ueli Wyss, Agroscope).

K u r z b e r i c h t

Page 51: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Die Zukunft der Wiesen in Europa – 25. Tagung der europäischen Vereinigung für Grasland | Kurzbericht

491Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 490–491, 2014

Mehrwert bringen. Wichtig für die Zukunft ist es, dass

sowohl die ökologische als auch ökonomische Nachhal-

tigkeit beachtet werden, und dass das Grasland einer-

seits für die Wiederkäuerernährung zur Verfügung steht

und andererseits wichtige Funktionen wie Biodiversität,

Wasserschutz und Landschaftsbild einnimmt. Die Gesell-

schaft erwartet, dass alle Funktionen des Graslandes

möglichst gleichzeitig erfüllt werden, was aber schwie-

rig zu realisieren ist. Kompromisse müssen daher ge-

macht werden, und den Landwirten kommt eine wich-

tige Rolle im gesamten System zu.

Die Qualität und Authentizität von graslandbasier-

ten Milch- und Fleischprodukten bilden weitere Schwer-

punkte. Dabei stellt das Fettsäurenmuster der Milch

beziehungsweise des Fleisches für die Identifizierung der

Fütterung und der Überprüfung der Authentizität der

Produkte einen wichtigen Indikator dar.

Das Grasland ist zwar das wichtigste Futtermittel für

die Wiederkäuer, doch es – beziehungsweise seine Bio-

masse – wird auch für Biogasanlagen nachgefragt.

Gerade Biomasse mit höheren Ligningehalten kann gut

als Brennmaterial verwendet werden.

Herausforderungen und Perspektiven

Prins und Kessler (2014) stellten in ihrem Beitrag wich-

tige Aussagen für die Zukunft zusammen:

1. Das Grasland erfüllt vermehrt multifunktionale

Zwecke. Deshalb müssen Forscher von verschiedenen

Fachgebieten zusammenarbeiten. So können Win-

win-Situationen geschaffen werden.

2. Um diese neuen Aufgaben und Studien bewältigen

zu können, fördert die EGF die Bildung von speziellen

Arbeitsgruppen. Aktuell gibt es Arbeitsgruppen zu

den Themen Milchproduktionssysteme, Weiden,

Kunstwiesen und Naturwiesen.

3. Die EGF ist die einzige europäische nicht politische

Organisation, die regelmässig Tagungen zum Thema

Grasland durchführt.

4. Oft werden politische Entscheide aufgrund von

kurzfristig durchgeführten Experimenten gefällt. Hier

muss die EGF intervenieren und klarmachen, dass

langfristige Versuche notwendig sind, um Entwicklun-

gen bezüglich ökologischer Systeme auch richtig

beurteilen zu können.

5. Mit der wachsenden Bevölkerung und dem Einsatz

von Biomasse für andere Zwecke als zur Nahrungs-

mittproduktion stehen in Zukunft grosse Herausforde-

rungen bevor, welche nur durch Zusammenarbeit von

Spezialisten aus verschiedenen Fachgebieten gemeis-

tert werden können.

6. Die Ausbildung der Graslandexperten muss in vielen

Ländern verbessert werden. Hier kann die EGF mit

Vernetzung und Austausch von Informationen einen

wichtigen Beitrag leisten.

Nächstes Symposium und nächste Haupttagung

Das nächste EGF-Symposium findet vom 15. bis 17. Juni

2015 in den Niederlanden statt. Thema: Grasland und

Raufutter in Milchviehsystemen mit hoher Produktion.

Die nächste EGF-Haupttagung findet vom 5. bis 8.

September 2016 in Norwegen statt: Thema: Die verschie-

denen Funktionen des Graslandes in der europäischen Bioökonomie. n

Europäische Vereinigung für Grasland

Die europäische Vereinigung für Grasland (Eu-

ropean Grassland Federation EGF) wurde 1963

in Hurley Grossbritannien von elf Ländern, da-

runter auch die Schweiz, gegründet. Die Verei-

nigung wurde mit dem Ziel geschaffen, den

Kontakt und den Fachaustausch zwischen den

verschiedenen Graslandorganisationen bezie-

hungsweise Forschern, Beratern, Landwirten

und politischen Entscheidungsträgern in Euro-

pa zu fördern. Aktuell sind 39 europäische Län-

der Mitglied bei der EGF. Die erste Tagung fand

1965 in Wageningen in den Niederlanden statt.

Alle zwei Jahre werden eine Haupttagung und

dazwischen ein Symposium durchgeführt.

Die Haupttagung fand bereits zweimal in der

Schweiz statt, 1971 in Lausanne zum Thema

Vergleich Natur- und Kunstwiesen und 2004 in

Luzern zum Thema Landnutzungssysteme in

graslandreichen Regionen. Seit 2004 ist Willy

Kessler von Agroscope, Institut für Nachhaltig-

keitswissenschaften, Sekretär von EGF. Joseph

Nösberger, emeritierter Professor für Futter-

bau an der ETH Zürich, ist seit 2004 einer der

Ehrenpräsidenten.

Literatur ▪ Prins W. H. & Kessler W., 2014. The European Grassland Federation at 50: past, present and future. Grassland Science in Europe, Vol. 19, 27–35.

Page 52: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

492 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 492–493, 2014

Johan Six, Professor für Nachhaltige Agrarökosysteme an der ETH Zürich

Im März 2013 wurde Herr Johan Six zum Professor für

Nachhaltige Agrarökosysteme an der ETH Zürich ernannt.

Vorher forschte und lehrte er an der University of Cali-

fornia, Davis, USA. Seine Forschung befasst sich mit den

Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Bodenlebewesen

und organischen Bodenbestandteilen in Agrar-, Gras-

land- und Waldökosystemen sowie der Frage, wie die

Bewirtschaftung diese Wechselwirkungen beeinflusst.

Herr Six, Sie erforschen nachhaltige Agrarökosysteme.

Was fasziniert Sie an diesem Bereich?

Ich glaube meine Begeisterung für dieses Thema begann

als ich als Kind im Gemüsegarten zusammen mit meinem

Vater arbeitete. Meine Familie stammt aus Belgien und

hat enge Verbindungen zur Demokratischen Republik

Kongo. Schon als Jugendlicher erkannte ich wie privile-

giert wir in Europa sind. Wenn es bei uns im Garten Miss-

ernten gibt, können wir im Laden Nahrungsmittel ein-

kaufen. Die Menschen in der Demokratischen Republik

Kongo − wie auch in vielen anderen Entwicklungslän-

dern − hingegen müssen hungern, wenn sie nichts oder

zu wenig ernten. Dies ist einer der Gründe, weswegen

ich begonnen habe, die nachhaltige Bewirtschaftung

von Agrarökosystemen genauer zu erforschen, beson-

ders ihren Beitrag zur Ernährungssicherheit.

Womit beschäftigt sich Ihre Forschung genauer?

Das Hauptziel meiner Arbeit ist das Erforschen und

Verstehen der Funktionsweise von Agrarökosystemen. Meine Forschungsthemen sind auf verschiedenen Skalen-

ebenen angesiedelt: von Prozessen im Boden, die innert

Sekunden ablaufen bis hin zu Änderungen in Agraröko-

systemen, die sich über Jahrzehnte erstrecken. Schluss-

endlich soll dieses neu erworbene Wissen in der Praxis

helfen.

Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Herausforde-

rung für die nachhaltige Bewirtschaftung von

Agrarökosystemen?

Für mich ist die grösste Herausforderung, dass die öko-

logischen, ökonomischen, und sozialen Aspekte in Agrar-

ökosystemen in der gleichen Gewichtung betrachtet wer-

den. In der Vergangenheit sind viele Lösungen für eine

nachhaltige Bewirtschaftung von Agrarökosystemen

gescheitert, gerade weil nicht alle drei Aspekte berück-

sichtigt wurden. Auch heute fällt uns eine ganzheitliche

Betrachtung von Agrarökosystemen oft noch schwer.

Welche Möglichkeiten gibt es um diese Herausforde-

rungen anzugehen?

Interdisziplinäre Projekte werden oft als Lösungsansatz

thematisiert, jedoch letztendlich zu wenig umgesetzt.

Trotzdem denke ich, dass dies der wichtigste Ansatz ist.

Wir sollten versuchen, jeweils die besten Fachpersonen

aus verschiedenen Disziplinen zusammenbringen, um

I n t e r v i e w

Page 53: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Johan Six, Professor für Nachhaltige Agrarökosysteme an der ETH Zürich | Interview

493Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 492–493, 2014

sowohl naturwissenschaftliche, wirtschaftliche und sozi-

ale Aspekte abzudecken. Es sollte also vermehrt Mög-

lichkeiten geben, dass Fachpersonen aus verschiedenen

Disziplinen gemeinsam nach Lösungen suchen können.

Wie könnten die Lösungen Ihrer Meinung nach

aussehen?

Die Lösungsansätze müssen sich jeweils auf die örtlichen

Gegebenheiten beziehen, es gibt keine Lösung die glo-

bal gültig ist. Was sich zum Beispiel für die Schweiz als

machbar erweist, kann nicht einfach auf die Situation in

Kenia übertragen werden. In Europa haben wir zum Bei-

spiel das Problem von Nährstoffüberschüssen in land-

wirtschaftlichen Systemen, während in den meisten afri-

kanischen Ländern das Problem besteht, überhaupt

genügend Nährstoffe verfügbar zu haben. So wie die

Probleme unterschiedlich sind, so werden es auch die

Lösungen sein müssen.

Welche Themen im Bereich nachhaltige Agrarökosys-

teme sind aus Ihrer Sicht in der Schweiz besonders

relevant?

Für die Schweiz sind alle Themen relevant, die sich auf

die nachhaltige Bewirtschaftung von Agrarökosystemen

beziehen. Im Fokus unserer Arbeit sollte aber nicht nur

die Verbesserung der Bewirtschaftung unserer eigenen

Landwirtschaftsflächen stehen, sondern auch jene Flä-

chen, von denen wir Agrarprodukte importieren, z. B.

Soja für Futtermittel oder Kakao für Schokolade.

In der Schweiz ist der Biolandbau als mögliche nach-

haltige Bewirtschaftungsmethode sehr populär. Jedoch

gibt es noch viele Fragen, wie man den Biolandbau

nachhaltiger gestalten kann und ob er auch tatsächlich

nachhaltig unter verschiedenen Bedingungen ist. Kön-

nen wir Praktiken der reduzierten Bodenbearbeitung

effizient im Biolandbau einsetzen? Wie können wir den

Biolandbau nachhaltig intensivieren? Welche Möglich-

keiten für Mischkulturen gibt es? Ist Biolandbau die

beste Option für die urbane Landwirtschaft?

In Bezug auf den Import von Agrarprodukten wären

weitere wichtige Themen im Bereich tropische Agra-

rökosysteme relevant, z.B. «integriertes Bodenfruchtbar-

keitsmanagement», «Agroforstwirtschaft» und «Misch-

kulturen».

Wird Ihr Umzug in die Schweiz an die ETH Zürich Ihre

Forschung und die Lehre beeinflussen?

Die ETH Zürich bietet hervorragende Möglichkeiten für

die Forschung und Lehre. Seit ich an der ETH arbeite,

habe ich einige neue Projekte lanciert, die sich mit der

konkreten Situation in der Schweiz auseinandersetzen.

In sofern hat sich der regionale Bezug geändert, die

grund legenden Forschungsfragen sind jedoch die glei-

chen geblieben. Zum Beispiel habe ich bereits an der

UC  Davis, Kalifornien, zu Lachgasemissionen aus land-

wirtschaftlichen Böden geforscht und solche Projekte

bearbeitet meine Gruppe nun auch in der Schweiz. Aus-

serdem bin ich involviert in Projekte zum Thema Ernäh-

rungssicherheit, besonders in Afrika. Ich schätze die

offene Haltung in der europäischen Forschungsland-

schaft gegenüber Forschungsprojekten in Afrika. Es gibt

bereits zahlreiche Projekte von Schweizer Agrar- und

Umweltwissenschaftlern in afrikanischen Ländern.

Für die Lehre verwende ich viele Beispiele aus aktuel-

len Forschungsprojekten.

Was werden die Studierenden genau lernen?

In unseren Lehrveranstaltungen wollen wir ein umfas-

sendes Verständnis für Agrarökosysteme vermitteln.

Dazu betrachten wir agrarwissenschaftliche Fragestel-

lungen auf folgende Weise: Zum einen beziehen wir

jeweils ökologische, ökonomische und soziale Aspekte

mit ein, zum anderen betrachten wir die Thematik auf

verschiedenen räumlichen und zeitlichen Ebenen. Ein

guter Weg ist es, die Studierenden aktiv einzubinden

und partizipative Lernstrategien einzusetzen. n

Brigitte Dorn, Janine Graber und Anett Hofmann, ETH Zürich

(Interview adaptiert und erweitert aus INFO AGRARWIRTSCHAFT

Juni 2013

Page 54: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

494 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014

A k t u e l l

Henri Gilliand1, Theodor Ballmer2 und Brice Dupuis1 1Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 1260 Nyon2Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8046 Zürich

Feldbesichtigt anerkannte Pflanzkartoffelflächen* 2014 in der Schweiz

Sorte angemeldete Fläche (ha)davon abgewiesen oder

zurückgezogen (%)

anerkannte Fläche

Total aller Zertifizierungs-klassen (ha)

Flächenanteil pro Sorte (%)

Agata 46,6 0,0 46,6 3,1

Agria 413,2 1,0 397,9 26,2

Alexandra 12,4 0,0 12,4 0,8

Amandine 48,6 0,0 48,6 3,2

Annabelle 48,2 0,0 48,2 3,2

Antina 1,0 0,0 1,0 0,1

Bintje 22,0 0,0 22,0 1,4

Blaue St-Galler 6,5 0,0 6,5 0,4

Celtiane 20,0 0,0 20,0 1,3

Challenger 18,4 0,0 18,4 1,2

Charlotte 162,5 0,0 162,5 10,7

Désirée 40,0 0,0 40,0 2,6

Ditta 58,7 0,0 58,7 3,9

Erika 13,3 0,0 13,3 0,9

Fontane 56,3 0,0 56,0 3,7

Gourmandine 25,8 0,0 25,8 1,7

Gwenne 4,2 0,0 4,2 0,3

Hermes 11,0 0,0 11,0 0,7

Innovator 100,4 0,1 99,3 6,5

Jelly 37,6 0,1 36,4 2,4

Lady Christl 35,5 0,0 35,5 2,3

Lady Claire 53,2 0,0 53,2 3,5

Lady Felicia 41,1 0,0 40,6 2,7

Lady Rosetta 35,3 0,1 34,0 2,2

Laura 12,6 0,0 12,6 0,8

Markies 59,5 0,0 59,5 3,9

Nicola 11,5 0,0 11,5 0,8

Panda 30,3 0,0 30,3 2,0

Pirol 11,5 0,0 10,8 0,7

Victoria 107,7 0,3 103,5 6,8

Total 1544,3 1,6 1519,9 100,0

*Provisorische Flächen, Veränderungen zum Beispiel durch Abweisungen aufgrund der Virusuntersuchungen (ELISA) bleiben vorbehalten.

Aktuelles

Page 55: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

495Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014

N e u e P u b l i k a t i o n e n

A k t u e l l

Agroscope Transfer Nr. 43

Im Jahr 2013 sind die

Einkommen je Betrieb

im Vergleich zum Vor-

jahr dank höherer Preise

auf dem Schweine-,

Rindvieh- und Milch-

markt deutlich gestie-

gen. Das landwirtschaftliche Einkommen der Referenz-

betriebe erreichte 61400 Franken je Betrieb gegenüber

56 000 Franken im Vorjahr, was einer Zunahme von

9,7 % entspricht. Das landwirtschaftliche Einkommen

hat einerseits das im Betrieb investierte Eigenkapital

von 469 900 Franken verzinst, andererseits war damit

die Arbeit der 1,21 Familienarbeitskräfte zu entschädi-

gen. Infolge gestiegener Zinssätze stieg 2013 der

Arbeitsverdienst pro Familienjahresarbeitseinheit mit

7,6 % (+3320 Franken) nicht im selben Masse wie das

landwirtschaftliche Einkommen. Die Veränderung des

Arbeitsverdienstes gegenüber dem Vorjahr hing dabei

wesentlich von der Betriebsausrichtung ab: So konnten

z. B. die Betriebe vom Typ «anderes Rindvieh» und «Ver-

edelung» den Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft

gegenüber dem Vorjahr dank guter Schweine- und

Rindviehpreise um 8,7 % bzw. 63,7 % verbessern, wäh-

rend dieser bei den Betriebstypen «Ackerbau», «Mut-

terkuh» und «Pferde/Schafe/Ziegen» um mindestens

3 % gefallen ist. Im Mittel betrug das ausserlandwirt-

schaftliche Einkommen 27 100 Franken pro Betrieb und

stieg gegenüber 2012 leicht um 360 Franken (+1,3 %).

Das Gesamteinkommen, das sich aus dem landwirt-

schaftlichen und ausserlandwirtschaftlichen Einkom-

men zusammensetzt, lag bei 88 500 Franken und nahm

im Vergleich zu 2012 um 5800 Franken (+7,08%) zu.

Dierk Schmid und Daniel Hoop, Agroscope

Autoren

Dierk Schmid und Daniel [email protected]@agroscope.admin.ch

Oktober 2014

Im Jahr 2013 sind die Einkommen je Betriebim Vergleich zum Vorjahr dank höhererPreise auf dem Schweine-, Rindvieh- undMilchmarkt deutlich gestiegen. Das land-wirtschaftliche Einkommen der Referenz-betriebe erreichte 61400 Franken jeBetrieb gegenüber 56000 Franken im Vor-jahr, was einer Zunahme von 9,7% ent-spricht. Das landwirtschaftliche Einkom-men hat einerseits das im Betrieb inves-tierte Eigenkapital von 469900 Frankenverzinst, andererseits war damit die Arbeitder 1,21 Familienarbeitskräfte zu entschä-digen.Infolge gestiegener Zinssätze stieg 2013der Arbeitsverdienst pro Familienjahresar-beitseinheit mit 7,6% (+3320 Franken)nicht im selben Masse wie das landwirt-schaftliche Einkommen. Die Veränderungdes Arbeitsverdienstes gegenüber demVorjahr hing dabei wesentlich von derBetriebsausrichtung ab: So konnten z.B.die Betriebe vom Typ «anderes Rindvieh»

und «Veredelung» den Arbeitsverdienstpro Familienarbeitskraft gegenüber demVorjahr dank guter Schweine- und Rind-viehpreise um 8,7% bzw. 63,7% verbes-sern, während dieser bei den Betriebs-typen «Ackerbau», «Mutterkuh» und«Pferde/Schafe/Ziegen» um mindestens3% gefallen ist.Im Mittel betrug das ausserlandwirtschaft-liche Einkommen 27100 Franken proBetrieb und stieg gegenüber 2012 leichtum 360 Franken (+1,3%). Das Gesamtein-kommen, das sich aus dem landwirtschaft-lichen und ausserlandwirtschaftlichenEinkommen zusammensetzt, lag bei88500 Franken und nahm im Vergleich zu2012 um 5800 Franken (+7,0%) zu.

2013 nahm die Rohleistung aus der Schweinehaltung um 20,9% zu.

Ausführliche gesamtbetriebliche Ergeb-nisse finden Sie in den Tabellen der Sei-ten 10 bis 19.

ÖkonomieAgroscope Transfer | Nr. 43 / 2014

Die wirtschaftliche Entwicklungder schweizerischen Landwirtschaft 2013Hauptbericht Nr. 37 der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (Zeitreihe 2004–2013)

Gab

rielaBrän

dle,

Agrosco

pe

Impressum

Herausgeber:AgroscopeTänikon 1, 8356 Ettenhausenwww.agroscope.chRedaktion: Erika Meili

Gestaltung und Druck:Sonderegger Druck AG,Weinfelden

Preis: Fr. 6.30 pro Exemplar(Mindestbestellwert: Fr. 30.–,exkl. Versandkosten)Bestellung:Tel. +41 (0)58 480 31 31,E-Mail:[email protected]:www.agroscope.ch/transferCopyright:©Agroscope 2014ISSN: 2296-7206 (print),2296-7214 (online)

Die wirtschaftliche Entwicklung der schweizerischen Landwirtschaft 2013

Agroscope Transfer Nr. 28

Qualitativ hochstehen-

des Raufutter ermög-

licht eine kostengünstige

und mit möglichst wenig

Kraftfutter zusammeng

setzte Fütterung von

Wiederkäuern. Doch die

Qualität von Silagen in

Flachsilos gibt immer wieder zu Diskussionen Anlass, weil

in der Praxis grössere Einbussen durch Fehlgärungen und

Schimmelbildungen zu beobachten sind. Bekannt ist, dass

die regelmässige und hohe Verdichtung des Futters eine

zentrale Rolle spielt. Die vorliegende Untersuchung zeigt,

dass die grosse Heterogenität der Lagerungsdichte beim

Einsilieren ein Hauptproblem darstellt. Eine gleichmässige

Befüllung mit nicht zu dicken Schichten und die Verwen-

dung eines Siloverteilers kann dieses Problem reduzieren.

Durch mindestens dreimaliges Überfahren mit rund 6–10

Tonnen schweren Fahrzeugen lässt sich eine ausreichende

Dichte erzielen. Der gesamte Verdichtungsprozess stellt

im Detail aber noch zahlreiche Fragen, da die Einflussfak-

toren mannigfaltig sind.

Roy Latsch und Joachim Sauter, Agroscope

TechnikAgroscope Transfer | Nr. 28

Grassilageverdichtung im Flachsilo

Gleichmässiges Aufschichten mittels Siloverteilern mindert das Risiko von Nacherwärmungen.

Juni 2014

Autoren

Roy Latsch undJoachim Sauter

Qualitativ hochstehendes Raufutterermöglicht eine kostengünstige und mitmöglichst wenig Kraftfutter zusammenge-setzte Fütterung von Wiederkäuern. Dochdie Qualität von Silagen in Flachsilos gibtimmer wieder zu Diskussionen Anlass, weilin der Praxis grössere Einbussen durchFehlgärungen und Schimmelbildungen zubeobachten sind. Bekannt ist, dass dieregelmässige und hohe Verdichtung desFutters eine zentrale Rolle spielt. Die vor-liegende Untersuchung zeigt, dass die

grosse Heterogenität der Lagerungsdichtebeim Einsilieren ein Hauptproblem dar-stellt. Eine gleichmässige Befüllung mitnicht zu dicken Schichten und die Verwen-dung eines Siloverteilers kann dieses Prob-lem reduzieren. Durch mindestens dreima-liges Überfahren mit rund 6–10 Tonnenschweren Fahrzeugen lässt sich eine ausrei-chende Dichte erzielen. Der gesamte Ver-dichtungsprozess stellt im Detail aber nochzahlreiche Fragen, da die Einflussfaktorenmannigfaltig sind.

Fotos:Agrosco

pe

Eine regelmässige, hohe Verdichtung von Silagen ist der Grundstein für eine hohe Futterqualität.

Grassilageverdich-tung im Flachsilo

Page 56: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Titel Portrait

Lauftext

Autor

496

Bildlegende

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014

Aktuell

Agroscope Transfer Nr. 44

Ein erhöhtes Risikos für Pansenblähungen bei Rindvieh

ist in der Regel mit bestimmten Situationen während

der Grünfütterung verbunden. Gelegentlich können sie

aber auch in anderen Fütterungssystemen auftreten.

Nicht alle Ursachen und Vorgänge die zu Blähungen

führen, sind geklärt. Somit ist sowohl die Beurteilung

des Blährisikos wie auch der Wirksamkeit vorbeugender

Massnahmen nicht mit hoher Sicherheit möglich. Für

einige Rindviehhalter sind Blähungen ein wiederkeh-

rendes Problem; sie haben ihre Erfahrungen gemacht

und ein Arsenal an Vorbeugemassnahmen bereit, die

mehr oder weniger wirksam sind. Für die Mehrheit sind

es jedoch eher sporadische Fälle, die sie dann meist

unvorbereitet treffen. So oder so gibt es immer wieder

schmerzliche Tierverluste.

Im vorliegenden Merkblatt für die Praxis stehen die Blä-

hungen im Zentrum. Es behandelt folgende Punkte:

• Entstehung und Formen der Blähungen

• Symptome einer Blähung

• Bekannte und vermutete Risikofaktoren

• Behandlung von Blähungen

• Vorbeugung – Fütterungsmassnahmen und -zusätze

Andreas Münger, Agroscope

Tiere

Agroscope Transfer | Nr. 44

Blähungen beim RindviehMerkblatt für die Praxis

Oktober 2014

Autor

Andreas Münger

Ein erhöhtes Risikos für Pansenblähungenbei Rindvieh ist in der Regel mit bestimm-ten Situationen während der Grünfütte-rung verbunden. Gelegentlich können sieaber auch in anderen Fütterungssystemenauftreten. Nicht alle Ursachen und Vor-gänge die zu Blähungen führen, sindgeklärt. Somit ist sowohl die Beurteilungdes Blährisikos wie auch der Wirksamkeitvorbeugender Massnahmen nicht mithoher Sicherheit möglich. Für einige Rind-viehhalter sind Blähungen ein wiederke-hrendes Problem; sie haben ihre Erfahrun-gen gemacht und ein Arsenal anVorbeugemassnahmen bereit, die mehroder weniger wirksam sind. Für die Mehr-heit sind es jedoch eher sporadische Fälle,die sie dann meist unvorbereitet treffen.So oder so gibt es immer wieder schmerz-liche Tierverluste.

Im vorliegenden Merkblatt für die Praxisstehen die Blähungen im Zentrum. Es be-handelt folgende Punkte:

• Entstehung und Formen der Blähungen• Symptome einer Blähung• Bekannte und vermutete Risikofaktoren• Behandlung von Blähungen• Vorbeugung – Fütterungsmassnahmenund -zusätze

And

reas

Mün

ger,Agroscope

Blähungen beim Rindvieh

N e u e P u b l i k a t i o n e n

Page 57: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

497

Einladung

Agroscope Changins-Wädenswil ACW und die «Internati-

onal Society for Horticultural Science (ISHS)» freuen sich,

Sie zum «1st International Symposium on Medicinal, Aro-

matic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas»

einzuladen. Dieses Symposium findet vom 5. bis 9. Juli

2011 in der Schweiz in Saas Fee statt und ist an Personen

gerichtet, die in der Forschung, Produktion und Bildung

tätig sind.

Das Ziel des Symposiums ist es, neuste Informationen

aus der Wissenschaft über den Anbau und die Nutzung

von Pflanzen aus dem Berggebiet zu präsentieren und

zu diskutieren - Pflanzen, die in Medikamenten sowie als

Aromastoffe und Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln Ver-

wendung finden. Die in höheren Lagen gedeihenden

Wildpflanzen sind im allgemeinen reich an sekundären

Inhaltsstoffen und wurden seit Jahrhunderten zu

Heilzwecken gesammelt. Doch der Bedarf an einigen

dieser Pflanzen ist in den letzten Jahren gestiegen, daher

kann die Nachfrage nur über deren professionellen

Anbau gewährleistet werden. Zudem erlaubt ein solcher

Anbau eine nachhaltige Produktion mittels optimalen

Anbaubedingungen und angepassten Genotypen mit

gewünschtem phytochemischem Profil, das durch

Domestikation und Züchtung erzielt wurde. Damit kön-

nen natürlicherweise vorkommende Pflanzenpopulatio-

nen geschützt werden.

Mehr als 100 Vorträge und Poster werden von For-

schenden aus der ganzen Welt von Korea bis Argenti-

nien in vier Sessionen präsentiert: 1) Genetische Ressour-

cen und Botanik, 2) Domestikation, Züchtung und

markergestützte Selektion, 3) Anbau, Pflanzenschutz

und Ernte und 4) Nachernte-Verfahren wie Trocknung,

Extraktion und Produktherstellung. Das Symposium wird

in Englisch gehalten, ohne Übersetzung.

Weitere Infos unter: http://www.agroscope.admin.ch/

mapmountain/index.html?lang=en

Aktuelles

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014

Aktuell

Agroscope Science Nr. 5 / Juni 2014

In verschiedenen Projekten konnte bereits die Anwend-

barkeit des Modells SALCA-NO3 zur Abschätzung der Nit-

ratauswaschung ins Grundwasser gezeigt werden. Neu

sind viele zusätzliche Kulturen, z. B. Gemüsearten, in das

Modell integriert worden. Ferner war es angezeigt, vom

Potenzialansatz hin zu einer Abschätzung der wahr-

scheinlichen Nitratauswaschung zu gehen. Diese beiden

Ziele wurden mit der vorliegenden Version für die

Modellierung der Stickstoffaufnahme und der Minerali-

sierung von organischer Bodensubstanz erreicht.

Das vorliegende Modell erlaubt im Gegensatz zur

alten Version die Unterscheidung der schweizerischen

Tal-, Hügel- und Bergregionen und ist somit in einem kli-

matisch breiteren Kontext anwendbar. Neu hinzuge-

kommen ist auch die Modellierung der Freilandhaltung

von Schweinen. Ausserdem deckt das Modell nun eine

breitere Palette von Kulturen einschliesslich Gemüse ab.

Die ausgewaschene Menge an Nitratstickstoff berech-

net sich einerseits aus der monatlichen Differenz des

Angebots an mineralisiertem Stickstoff aus der organi-

schen Substanz des Bodens (Netto-N-Mineralisierung)

und der N-Aufnahme durch die Pflanzen und anderer-

seits aus dem ausgewaschenen Anteil des mineralischen

Stickstoffs in Düngern, die zu ungünstigen Zeitpunkten

ausgebracht worden sind.

Die wahrscheinliche Nitratauswaschung während

einer Kulturperiode berechnet sich aus der Summe der

Monatswerte im Bilanzzeitraum, beginnend einen Monat

nach der Ernte der Vorkultur bis zum Zeitpunkt der Ernte

der betrachteten Kultur. Dadurch lassen sich auch Frucht-

folgen mit Zwischenkulturen sehr gut modellieren.

Bei der Berechnung der Netto-N-Mineralisierung

wurden folgende Faktoren berücksichtigt: Ton- und

Humusgehalt des Bodens, Zufuhr organischer Substanz

durch Hofdünger, Intensität der Bodenbearbeitung

sowie die Fruchtfolge.

Die Publikation liegt nur auf Deutsch vor.

Agroscope Science erscheint nur in elektronischer Form. Download im

PDF-Format: www.agroscope.ch > Publikationen

Walter Richner, Hans-Rudolf Oberholzer, Ruth Freiermuth Knuchel,

Olivier Huguenin, Sandra Ott, Thomas Nemecek und Ulrich Walther

Modell zur Beurteilung der Nitratauswaschung in Ökobilanzen – SALCA-NO3

Page 58: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

498

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuell

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

07.11.2014 Stille Gene von Pilzen melden sich zu Wort Agroscope und der Universität Genf ist es gelungen,

stille Pilzgene zu aktivieren. Mit Hilfe von epigeneti-

schen Modifikatoren konnten die Forschenden einen

neuen Horizont aktiver Moleküle erforschen, um mit

ihrer fungiziden Wirkung Pilze zu bekämpfen, die für

Kulturpflanzen und Gesundheit schädlich sind. Das

Potenzial dieser Methode ist fast unbeschränkt und

könnte der Anfang unerwarteter Entdeckungen sein,

die für Medizin und Landwirtschaft von grossem Inter-

esse sind.

06.11.2014 Strenge Überwachung des Vektors der Goldgel-ben Vergilbung der Rebe Agroscope und die kantonalen Fachstellen für Weinbau

haben 2014 eine nationale Überwachungskampagne der

Zikade Scaphoideus titanus durchgeführt. Neben den

bereits bekannten Verbreitungsgebieten im Tessin, am

Genfersee und in der Region Chablais wurde der Vektor

nun auch im Mittelwallis nachgewiesen. Die anderen

Schweizer Weinbaugebiete bleiben bisher verschont.

31.10.2014 Gewächshäuser: Energie sparen dank Entfeuch-tung durch Kondensation Die von Agroscope durchgeführten Versuche haben

gezeigt, dass mit einem Entfeuchter mittels Kondensa-

tion in Gewächshäusern 15 bis 25 % Energie gespart wer-

den kann. Das Gerät erlaubt es, die Luftfeuchtigkeit im

Gewächshaus mit weniger Energieaufwand optimal zu

regulieren ohne dabei negative Auswirkungen auf die

Tomatenkultur zu verursachen.

21.10.2014 Ackerbau profitiert von Bodenorganismen: mehr Biomasse, weniger Nährstoffverluste Im Ackerbau spielen Bodenlebewesen eine wichtige

Rolle: Ein funktionierendes unterirdisches Nahrungsnetz

aus Bakterien, Pilzen und Bodentieren kann die Pflanze-

nernährung verbessern, die landwirtschaftlichen Erträge

erhöhen und die Auswaschung von Nährstoffen reduzie-

ren. Eine im Journal of Applied Ecology publizierte

Agroscope-Studie zeigt, dass sich eine Boden schonende

Bewirtschaftung auszahlt. Wird den Organismen im

Boden mehr Sorge getragen, können Düngemittel

gespart und Gewässer geschont werden.

03.10.2014 Kartoffelviren: ein Blattlausradar zur Vorhersage des Übertragungsrisikos Ertragsvermindernde Pflanzenviren stellen die Produ-

zenten von Pflanzkartoffeln immer wieder vor grosse

Herausforderungen. Die Viren werden im Frühsommer

durch einfliegende Blattläuse von kranken auf gesunde

Kartoffelstauden verschleppt und befallen anschliessend

die sich entwickelnden Knollen. Agroscope überwacht

den Blattlausflug mit einer Saugfalle und hat ein neues

Prognoseinstrument entwickelt, welches die Produzen-

ten über das Risiko einer Virenausbreitung durch Blatt-

läuse informiert.

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014

Page 59: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

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Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Aktuell

V e r a n s t a l t u n g e n

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

I n t e r n e t l i n k s

November 2014

18.11.2014Profi-Lait-Forschungstag 2014Profi-Lait, Agroscope, Agridea, HAFLHochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittel-wissenschaften HAFL, Zollikofen BE

20. – 21.11.2014Beerenseminar 2014Agroscope, SOV-FUSKartause Ittingen, Thurgau

21.11.2014AgriMontana – Zukünftige Perspektiven der BerglandwirtschaftAgriMontana / AgroscopeLandwirtschaftliches Bildungs- und Beratungs-zentrum PlantahofLandquart

Januar 2015

22.1.20142. Agroscope-Nachhaltigkeitstagung 2015 «Funktionelle Biodiversität in der Landwirtschaft»Agroscope INH8046 Zürich

März 2015

14. 3.2015Infotag HAFLHochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittel-wissenschaftenZollikofenInformationen: www.hafl.bfh.ch

18. – 19.3.20155. Tänikoner MelktechniktagungTänikon, 8356 Ettenhausen

V o r s c h a u

Januar 2015 / Heft 1

Feuerbrand ist ein ernsthaftes Problem für den Schweizer Kern-obstanbau. Um den Antibiotika-einsatz vermeiden zu können, forscht Agroscope intensiv nach alternativen Ansätzen. Dabei werden neue Wirkstoffe und Pflanzenschutzmittelstrategien, Massnahmen zur fachgerechten Sanierung befallener Bäume und robuste Apfel- und Birnensorten für den Mostobstanbau getestet. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)

V o r s c h a u

•• Die Suche nach robusten Sorten für ein nachhaltiges

Feuerbrandmanagement, Anita Schöneberg et al.,

Agroscope

•• Herausforderungen der rückstandsfreien Apfel-

produktion, Michael Gölles et al., Agroscope

•• Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte

Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen,

Arlène Müller et al., HAFL

•• Kulturpflanzen in der Schweiz – eine Schriftenreihe,

Peer Schilperoord, Alvaneu Dorf

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014

Agrometeo Webapp – Prognose und Risikoabschätzung für die Landwirtschaft

www.agrometeo.ch

Agrometeo ist eine Plattform, die Informationen und

Entscheidungshilfen für eine optimierte Anwendung

von Pflanzenschutzmassnahmen in der Landwirtschaft

zusammenfasst. Sie basiert auf einem Netz von über

150 Wetterstationen, welche mikroklimatische Wetter-

daten für verschiedene Modelle zur Vorhersage von

Krankheits- und Schädlingsrisiken liefern.

Page 60: Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014

Donnerstag, 22. Januar 2015

Funktionelle Biodiversität in der Landwirtschaft2.Agroscope-Nachhaltigkeitstagung 2015

Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH

Themen• Funktionen der Biodiversität – Beispiele und Potenzial• Von Bienen und Blumen: funktionelle Biodiversität vonBestäubern in Agrarlandschaften

• Bodenbiodiversität, Nachhaltigkeit und Ökosystem-Multi-funktionalität

• Ansaatwiesen – Pflanzeneigenschaften gezielt kombinieren• Ökonomische Bewertung der funktionellen Biodiversität

Anmeldeschluss: 13. Januar 2015

TagungsortAgroscopeInstitut für Nachhaltigkeitswissenschaften INHReckenholzstrasse 191, 8046 Zürich, Vortragssaal

Detailprogramm und Anmeldungwww.agroscope.ch/veranstaltungen> 2. Agroscope-Nachhaltigkeitstagung

www.agroscope.ch

Aktuelle Forschungsergebnisse

für Beratung und Praxis:

Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal

im Jahr Forschungsergebnisse über

Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,

Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und

Gesellschaft.

Agrarforschung ist auch online verfügbar

unter: www.agrarforschungschweiz.ch

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RECHERCHEAGRONOMIQUESUISSE

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Die Zeitschrift erscheint in Deutsch und Fran-

zösisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus

Forschung, Industrie, Lehre, Beratung

und Politik, an kantonale und eidgenössische

Ämter und an weitere Fachinteressierte.

Agrarforschung Schweiz /RechercheAgronomique Suisse ist die Zeitschrift

der landwirtschaftlichen Forschung von

Agroscope und ihren Partnern. Partner der

Zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-

schaft,die Hochschule für Agrar-, Forst- und

Lebensmittelwissenschaft HAFL, die Bera-

tungszentralen AGRIDEA, die Eidgenössische

Technische Hochschule ETH Zürich, Departe-

ment für Umweltsystemwissenschaften, das

Forschungsinstitut für biologischen Landbau

FiBL und Agroscope, die gleichzeitig Heraus-

geberin der Zeitschrift ist.