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Page 1: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

AGRARFORSCHUNG SCHWEIZ

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Agrarwirtschaft Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungssicherheit und Ressourcen effizienz Seite 132

Nutztiere Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf Seite 146

Kurzbericht Die Schweizer Pferdebranche Seite 154

Page 2: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

HerausgeberinAgroscope

Partnerb Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB;

Institut für Nutztierwissen schaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeits wissenschaften INH), www.agroscope.ch

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,

Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch

Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21,Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1 E-Mail: [email protected]

Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich).

AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch

AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: [email protected], Fax +41 26 407 73 00

AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58

Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch

ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

131 Editorial

Agrarwirtschaft

132 Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungssicherheit und Ressourcen­effizienz Birgit Kopainsky et al.

Agrarwirtschaft

138 Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz Barbara Becker, Marc Zoss und Hans­Jörg

Lehmann

Nutztiere

146 Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf

Ueli Wyss und Catherine Metthez

Kurzbericht

154 Die Schweizer Pferdebranche

Lea Schmidlin et al.

Kurzbericht

158 Mechanische Regulierung der Begleitflora bei Rispenhirse

Rosalie Aebi, Samuel Knapp und Jürg Hiltbrunner

162 Interview

163 Aktuell

167 Veranstaltungen

InhaltApril 2014 | Heft 4

In der Studie «Wirtschafts-, gesellschafts- und umwelt-politische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz – Stand 2013» stellt das Schweizerische Nationalgestüt von Agro-scope interessante Zahlen zur Pferdebranche der Schweiz vor. (Foto: Carole Parodi, Agroscope)

Page 3: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Editorial

131Agrarforschung Schweiz 5 (4): 131, 2014

Liebe Leserin, lieber Leser

Wirtschaftliche Stabilität und ein liberales Umfeld, steigende Verfügbarkeit

von Zeit und Mitteln für Freizeitaktivitäten, das Bedürfnis breiter Bevölke­

rungsschichten zu einem aktiven Ausgleich des Berufslebens, Interesse an

Natur und Tieren, Globalisierung von Information, Traditionen und die Faszi­

nation für das Pferd­ darunter zu verstehen sind alle domestizierten Equiden,

also Pferde, Ponys, Esel, Maultiere und Maulesel – ganz generell, sind Schlüs­

selfaktoren, die zur Entwicklung und Popularisierung des Pferdewesens in

der Schweiz in den letzten Jahren beigetragen haben. Der ländliche Raum

als Lebens­ und Nutzungsraum des Raufutterverwerters Pferd sowie die

Landwirte als Dienstleister spielen dabei für die Pferdebranche eine zentrale

Rolle. Rund drei Viertel der Pferde stehen nämlich in der Landwirtschafts­

zone und nutzen rund 60 000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) in unse­

rem Land. Je nach Region trägt die Pferdehaltung auf Betriebsebene subs­

tanziell zum landwirtschaftlichen Einkommen bei und leistet einen Beitrag

zum Erhalt der Betriebe. In Anlehnung an die Pferdebranchenrapporte der

Jahre 2007 und 2009 «Wirtschafts­, gesellschafts­ und umweltpolitische

Bedeutung des Pferdes in der Schweiz» liegt nun seit kurzem ein neuer

Bericht zum Stand 2013 vor. Mitarbeitende des Schweizerischen Nationalge­

stüts von Agroscope (SNG), fachlich unterstützt von Kollegen aus der Agrar­

ökonomie von Agroscope in Tänikon (INH) aber auch von Mitarbeitenden

aus dem BLW und weiteren Bundesämtern sowie Hochschulen, erstellten

diesen Rapport im letzten Jahr. In diesem Sinne ist der Rapport auch ein schö­

nes Beispiel gelebter Agroscope­interner und ­externer Zusammenarbeit.

Zusammengefasst liegen die Herausforderungen für die Schweizer Pfer­

debranche darin, einerseits möglichst dauerhaft wettbewerbsfähig zu wirt­

schaften und gleichzeitig Umweltwirkungen zu minimieren, und anderer­

seits auch das Tierwohl und soziale Umfeld im ländlichen Raum sowie den

Austausch zwischen Stadt und Land positiv mitzugestalten. Der Rapport Pfer­

debranche 2013 zeigt in einem ersten Teil das aktuelle Bild der Schweizer

Pferdebranche auf sowie deren Bedeutung und Entwicklung während der

letzten zehn Jahre. Der zweite Teil widmet sich ausgewählten Themengebie­

ten, welche die aktuellen Veränderungen und auch Neuerungen in der Bran­

che prägen. In den letzten Jahren waren die verschiedenen Akteure auf­

grund zahlreicher gesetzlicher Anpassungen in vielerlei Hinsicht gefordert.

Fakt bleibt jedoch, der Pferdebestand in der Schweiz wächst nach wie vor,

ebenso die Anzahl Besitzer und Pferdehalter. Die Pferdenutzung ist heute

mehrheitlich Frauensache. Die Pferdezucht und ­haltung ist demgegenüber

mehrheitlich bäuerlich und in Männerhand. Zwischen urbanen Ansprüchen

und ländlichen Befindlichkeiten können Welten aufeinander treffen. In die­

sem Spannungsfeld Beiträge zur wirtschaftlichen Rentabilität der Pferde­

zucht und ­haltung zu liefern aber auch den Ansprüchen einer modernen

Gesellschaft in Bezug auf Tierschutz und Tierwohl gerecht zu werden, bewe­

gen sich die Tätigkeiten der Mitarbeitenden von Agroscope im Bereich Pferd.

Mehr dazu finden Sie im Beitrag auf Seite 154 in dieser Ausgabe der Agrar­

forschung Schweiz.

Stefan Rieder, Forschungs-bereichsleiter Agroscope – Schweizerisches Nationalgestüt

Neues zum Stand der Schweizer Pferdebranche

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132 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014

rung die Herausforderungen für die Schweizer L&E im

Zeithorizont 2050 identifiziert. Dabei wurden insbeson­

dere die Hebelwirkungen einzelner Interventionen zur

langfristigen Sicherung der Produktion und einer effizi­

enten Ressourcennutzung untersucht. Die folgenden

Forschungsfragen werden beantwortet:

•• Welche Handlungsfelder bestehen, um die Schweizer

L&E gezielt hinsichtlich Ressourceneffizienz und

Ernährungssicherheit ausrichten zu können?

•• Was sind die Produktions­ und Umweltwirkungen

dieser Handlungsfelder?

•• Entstehen Zielkonflikte und Synergien?

•• Zur Erreichung der formulierten Ziele und Beantwor­

tung der Forschungsfragen wurde ein dynamisches

Simulationsmodell auf den Schweizer Kontext

angepasst und entsprechend kalibriert.

E i n l e i t u n g

Der vorliegende Beitrag stützt sich auf das Teilprojekt

Modellierung und befasst sich mit den Zielkonflikten und

Synergien zwischen Produktions­ und Umweltwirkungen

der Schweizer Land­ und Ernährungswirtschaft (L&E; vgl.

Kasten «Ressourceneffizienz» S. 133). In diesem Teilpro­

jekt wurde untersucht, wie sich die Schere zwischen Nah­

rungsmittelbedarf und Produktionspotenzial in der

Schweiz schliessen liesse (Abb. 1). Allerdings kann das

weitere Umfeld dabei nicht ausser Acht gelassen werden,

da fast 50 % der in der Schweiz verbrauchten Lebensmit­

tel importiert werden (BLW 2012a). Laut Jungbluth et al.

(2011) fallen ausserdem etwa 60 % der Umweltbelastun­

gen durch den Konsumbereich Ernährung im Ausland an.

Vor diesem Hintergrund wurden im Teilprojekt Modellie­

Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs­sicherheit und Ressourceneffizienz Birgit Kopainsky1, Theresa Tribaldos1, Christian Flury1, Matteo Pedercini2 und Hans-Jörg Lehmann3

1Flury&Giuliani GmbH, 8006 Zürich, Schweiz2Millennium Institute, 20006-4021, Washington DC, USA3Bundesamt für Landwirtschaft, 3003 Bern, Schweiz

Auskünfte: Birgit Kopainsky, E-Mail: [email protected]

A g r a r w i r t s c h a f t

Abb. 1 | Nahrungsmittelerzeugung unter stetigem Druck: Steigende Siedlungsansprüche redu-zieren die freien Bodenflächen für die Nahrungsmittelerzeugung. (Foto: BLW)

Page 5: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz | Agrarwirtschaft

133

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Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014

Die Schweizer Land- und Ernährungswirt-

schaft steht vor grossen Herausforderungen

– und mit ihr die Gesellschaft. Die Schere

zwischen gewünschter und realisierbarer

Nahrungsmittelproduktion öffnet sich weiter,

denn die Ernährungssicherheit für eine

wachsende Bevölkerung verlangt nach einer

ständigen Steigerung der Produktion,

während gleichzeitig eine Reduktion des

Ressourcenverbrauchs nötig ist. Durch die

Anwendung eines dynamischen Simulations-

modells auf den Schweizer Kontext konnten

die Zielkonflikte und Synergien zwischen den

Umwelt- und Produktionswirkungen für den

Zeithorizont 2050 quantifiziert werden. Ziel

des vorliegenden Beitrags ist es, die Hebel-

wirkungen zur langfristigen Sicherung der

Produktion bei gleichzeitiger Sicherung einer

effizienten Ressourcennutzung zu identifizie-

ren. Zentrale Erkenntnis der Modellierung ist,

dass die Schweizer Landwirtschaft das

Potenzial hat, die Produktions- und Umwelt-

ziele in Einklang zu bringen. Allerdings

bedingt die Realisierung der Hebelwirkungen

unter anderem einen technischorganisatori-

schen Fortschritt, der über die heute abseh-

baren Möglichkeiten hinausgeht.

M e t h o d e

Das hier verwendete Modell testete verschiedene Hand­

lungsfelder innerhalb und ausserhalb der Landwirt­

schaft. Das Modell basiert auf dem Threshold­21­Ansatz

des Millennium­Instituts (Barilla 2011), das aus einem

System von Differenzialgleichungen erster Ordnung

besteht. Es beschreibt die Entwicklung der Schweizer

L&E über die Zeit und die Auswirkungen von Rahmenbe­

dingungen und Interventionen auf diese Entwicklung.

Da es sich um ein Simulationsmodell handelt, werden

weder Ziele im Bereich der Produktion noch im Bereich

der Ressourcennutzung mathematisch optimiert. Die

Simulationsrechnungen zeigen vielmehr auf, was es

brauchen würde, um bestimmte Produktions­ und/oder

Umweltziele zu erreichen, was durch Anpassung ver­

Ressourceneffizienz im Dienste der Ernäh-

rungssicherheit – Umgang mit Knappheit

Die intensive und gleichzeitig nachhaltige Nut-

zung der Ressourcen ist ein Schlüsselfaktor für

die künftige globale Ernährungssicherheit. Die

absehbaren demografischen Veränderungen,

die zunehmende Knappheit der natürlichen

Ressourcen sowie die Konsequenzen der Klima-

veränderungen erfordern auch in der Schweiz

neue Denkansätze und Lösungen. Voraus-

schauend diese Veränderungen zu identifizie-

ren, zu quantifizieren und zu priorisieren sowie

Handlungsbedarf abzuleiten, ist ein Gebot der

Zeit. Die einzelnen nationalstaatlichen Land-

und Ernährungswirtschaften sind über den glo-

balen Agrarhandel und die Auswirkungen der

globalen Klimaveränderungen verbunden.

Diese Tatsache macht es noch mehr als früher

nötig, die Entwicklungen und auch die Schluss-

folgerungen aus einem grösseren Blickwinkel

zu betrachten.

Das Bundesamt für Landwirtschaft hat zu die-

sem Zweck ein Projekt mit dem Titel «Ressour-

ceneffizienz im Dienste der Ernährungssicher-

heit» (REDES) lanciert. Im Rahmen dieses Pro-

jekts werden die langfristigen (2050) internati-

onalen und nationalen Entwicklungen zusam-

mengeführt und die diesbezüglichen prioritä-

ren Handlungsfelder für die Schweizer Land-

und Ernährungswirtschaft aufzeigt. Die Ergeb-

nisse von zwei REDES-Teilprojekten werden in

Beiträgen in dieser Ausgabe dargestellt.

schiedener Interventionsmöglichkeiten, so genannter

Handlungsfelder, erreicht wird.

Um die Herausforderungen für die Schweizer L&E zu

identifizieren, wurde ein Baseline­Szenario entwickelt,

das unter den zu erwartenden Rahmenbedingungen

ohne Interventionen die zukünftigen Entwicklungen

aufzeigt. Die Diskrepanz, die sich zwischen den Ergeb­

nissen aus dem Baseline­Szenario und wünschenswerten

Umwelt­ und Produktionszielen ergibt, zeigt den Hand­

lungsbedarf auf. Die Bedingungen des Baseline­Szena­

rios sowie die Umsetzbarkeit einzelner Handlungsfelder

wurden in Expertenworkshops erarbeitet.

R e s u l t a t e

Die Modellrechnungen zum Baseline­Szenario zeigen,

dass die landwirtschaftliche Produktion im Zuge von

Bevölkerungswachstum und Flächenverlust abnimmt.

Dabei wird angenommen, dass die Bevölkerung in der

Schweiz auf neun Millionen anwächst, während die land­

wirtschaftliche Nutzfläche von heute über 1 000 000 ha auf

etwas mehr als 900 000 ha abnimmt. Die Gesamtnachfrage

nach produzierten Nahrungsmitteln hängt zusätzlich von

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Agrarwirtschaft | Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz

134 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014

sich ändernden Konsummustern ab. Durch einen höheren

Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung wird

generell ein niedrigerer Pro­Kopf­Konsum angenommen

(AFSSA 2009, Max Rubner­Institut 2008), der jedoch den

Gesamtanstieg durch mehr Menschen nicht auszugleichen

vermag. Verbesserungen im Bereich der nationalen

Umweltwirkungen durch eine geringere landwirtschaftli­

che Produktion sind nur aus inländischer Sicht relevant,

müssen aber in einem globalen Kontext kritisch bewertet

werden, da der Produktionsrückgang im Inland durch

Importe kompensiert werden muss (Abb. 2).

Ambivalente Wirkungen einzelner Handlungsfelder

Wegen der sich anbahnenden Problematik zwischen

Bevölkerungswachstum und Produktionsrückgang wur­

den verschiedene Handlungsfelder im Modell unter­

sucht. Einige setzen ausserhalb der produzierenden

Landwirtschaft an (Veränderung von Konsummustern,

Reduktion von Abfällen/Verlusten in der Verarbeitung/

im Konsum, Verfügbarkeit produktiver Fläche), andere

innerhalb (Umweltauflagen, Reduktion Stickstoffemissi­

onen, Produktivitätssteigerungen und Optimierung von

Produktionssystemen).

Beim Handlungsfeld Konsummuster wurde ein Rück­

gang des Konsums tierischer Produkte um 10 % als rea­

listisch erachtet. Dieser Rückgang hat sowohl positive als

auch negative Auswirkungen zur Folge. Während die

Umweltwirkungen sowohl im Inland als auch im Ausland

gesenkt werden können, steigt die Nachfrage nach

pflanzlichen Produkten, die im Inland mangels geeigne­

ter Fläche nicht produziert werden können. Dadurch

steigen die Importe leicht an, was wiederum den Selbst­

versorgungsgrad etwas senkt.

Eine Reduktion von Abfällen und Verlusten in der

Verarbeitung und dem Konsum um 20 % kann massgeb­

lich zu einer Verbesserung bezüglich Selbstversorgungs­

grad beitragen. Um die Importe bis 2050 auf dem Niveau

von 2010 zu behalten, wäre eine Reduktion um 30 %

nötig, was aber als unrealistisch eingeschätzt wird (WWF

2012).

Eine zunehmende Ökologisierung der Landwirt­

schaft durch mehr ökologische Ausgleichsflächen hat

einerseits eine positive Auswirkung auf die Biodiversität

und andere Umweltindikatoren. Andererseits vermin­

dert sie aber auch die Produktivität der Landwirtschaft,

was wieder höhere Importe zur Folge hat.

Selbstversorgungsgrad

Importe

Produktion Inland

CO2 Total CO2 Inland

Ammoniakemissionen

Stickstoffverluste

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

1,4

Abb. 2 | Zusammenfassung Ergebnisse Baseline-Szenario (2010=1) (Kopainsky et al. 2013, 23).

Rote und grüne Kreise: Qualitative Bewertung der Veränderungen zwischen 2010 und 2050. Im Bereich der Umweltwirkungen sind die Bewertungen eindeutig, weil entweder quantitative oder qualitative Zielvorgaben bestehen. Die drei nationalen Indika-toren zu den Umweltwirkungen entwickeln sich alle in Richtung ihrer Zielgrösse und sind daher grün dargestellt. Die hellgrüne Farbe im Fall der Ammoniakemissionen ist damit begründet, dass die Ammoniakemissionen im Baseline-Szenario zwar abneh-men, aber immer noch deutlich vom Zielwert der 25 000 Tonnen pro Jahr entfernt sind. Der internationale Indikator zu den Um-weltwirkungen ist hingegen rot, da die gesamten CO2-Äquivalente des Schweizer Konsums von Nahrungsmitteln ansteigt.Im Bereich der Produktionswirkungen ist die Bewertung weniger eindeutig, da es keine wissenschaftlichen Vorgaben zur Pro-duktions-, Importmenge oder zum Selbstversorgungsgrad gibt. In Abbildung 2 wird ein Rückgang der inländischen Produktion und des Selbstversorgungsgrades als negativ bewertet und daher rot dargestellt. Ebenso fällt der damit verbundene Anstieg an Importen negativ ins Gewicht. Eine gegenteilige politische Bewertung, d.h. eine positive Bewertung einer rückläufigen Produk-tion, würde die Farbgebung verändern. Auf die Simulationsergebnisse hat eine solche Bewertung aber keinen Einfluss.

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Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz | Agrarwirtschaft

135Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014

einflussreichsten und effizientesten Massnahmen erreicht.

Einige Handlungsfelder wirken nur einseitig bezüglich

Produktion oder Umwelt (z.B. Auflagen), während andere

sowohl im Bereich der Produktion als auch der Ressour­

censchonung zu Verbesserungen führen können (z.B.

Emissionsreduktionen, Reduktion von Abfällen und Ver­

lusten) (Abb. 3).

Allerdings ist kein Handlungsfeld alleine in der Lage,

in allen Bereichen der erfassten Produktions­ und

Umweltwirkungen deutliche Verbesserungen gegen­

über der Baseline Szenario Situation herbei zu führen.

Daher ist eine Kombination dieser verschiedenen Hand­

lungsfelder gefragt. Die Berücksichtigung der folgenden

drei Handlungsfelder führt beispielsweise zu deutlich

besseren Resultaten: Reduktion der Abfälle und Verluste

um 20 %, Verdoppelung der realisierten Ertragssteige­

rung gegenüber dem Baseline­Szenario (bei gleich blei­

bendem Einsatz externer Inputs) sowie Verbesserung der

Effizienz im Bereich Stickstoff. Die Produktion im Inland

steigt an, und in der Kombination mit einer Reduktion

von Abfällen und Verlusten gehen die Importe stark

zurück. Parallel dazu gehen sowohl Stickstoffverluste als

auch Emissionen zurück. Eine solche Kombination hat

den Effekt, den Selbstversorgungsrad auf dem Stand

von 2010 zu erhalten.

Die Modellierung zeigt, dass die Problematik von

Ernährungssicherheit mit mehr Ressourceneffizienz sehr

komplex ist und daher auch komplexe Lösungsansätze

nötig sind. Sie ergibt weiter, dass die nötigen Schritte

bereits heute eingeleitet werden müssen, um die Ziele

bis 2050 zu erreichen.

Dieselbe Argumentation gilt für verstärkte Umweltau­

flagen wie beispielsweise eine Reduktion des Einsatzes

von Mineraldünger. Während solche Auflagen auf die

Umwelt positive Auswirkungen haben, verringern sie

die Produktion und steigern damit die Importmenge.

Bezüglich Effizienzsteigerungen im Bereich Stickstoff­

und Ammoniakemissionen besteht hingegen ein höhe­

res Potenzial als bei Umweltauflagen. Hier können die

Umweltwirkungen verbessert werden, ohne die Produk­

tionsindikatoren negativ zu beeinflussen.

Für eine Produktivitätssteigerung in der Landwirt­

schaft durch verbesserte Produktionssysteme und neue

Züchtungen besteht ein grosses Potenzial. Die Literatur

und Experten gehen davon aus, dass Erträge durch diese

Methoden bis 2050 um 25 % gesteigert werden könnten

bei gleichbleibendem Einsatz nichterneuerbaren Res­

sourcen (FAO 2011). Für eine Stabilisierung der Produk­

tion auf dem Niveau von 2010 wären allerdings Ertrags­

steigerungen von 80 % nötig.

Kombination verschiedener HandlungsfelderAls wichtigstes zusammenfassendes Ergebnis zeigen die

Modellrechnungen, dass die Schweizer Landwirtschaft

auch 2050 das Potenzial hat, einen wesentlichen Beitrag

zur Ernährungssicherheit zu leisten und dabei gleichzeitig

Produktions­ und Umweltwirkungen in Einklang zu brin­

gen. Dies bedingt jedoch Massnahmen, die breiter fassen

als die heute bekannten und gängigen Bewirtschaftungs­

und Managementmethoden. Neue Bewirtschaftungs­ und

Managementmethoden müssen einen Systemansatz für

die Problematik wählen, der eine Balance zwischen den

Konsum-muster

Emissionen

Umwelt-wirkungen

Produktions-wirkungen Produktive

Fläche(weniger ÖAF)

Abfälle &Verluste

Produktivität

Produktive Fläche (mehr ÖAF)

Synergien zwischen Produktions- und Umweltwirkungen aus Handlungsfeld gegenüber Baseline-Szenario

Zielkonflikte zwischen Produktions- und Umweltwirkungen aus Handlungsfeld gegenüber Baseline-Szenario

Auflagen

Abb. 3 | Wirkungen bezüglich Produktion und Umwelt der untersuchten Handlungsfelder (Kopainsky et al. 2013, S. 30).

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Agrarwirtschaft | Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz

136 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014

D i s k u s s i o n

Integrierte Perspektive notwendig

Die Ergebnisse des dynamischen Simulationsmodells zei­

gen, dass es besonderer Anstrengungen bedarf, um über

die heute bestehenden oder absehbaren Verbesserungs­

möglichkeiten im Bereich von Produktion und Ressour­

censchonung hinauszugehen. Dabei greift eine rein

technische Auffassung im Sinne von Reduktion der Emis­

sionen durch spezielle Auflagen zu kurz. Nur eine integ­

rierte Perspektive über die gesamte L&E erlaubt es, oben

genanntes Potenzial zu realisieren. Es müssen also auch

explizit Bereiche wie verschiedene Produktionssysteme,

Abfälle und Verluste sowie Konsummuster mitberück­

sichtigt werden. Ausserdem müssen Hebelwirkungen

innerhalb und ausserhalb der Landwirtschaft kombiniert

werden. Die Ergebnisse sind konsistent mit bestehenden

Arbeiten (z.B. BLW 2012b, Peter 2011, SGPW 2008) und

ergänzen diese dadurch, dass sie die Beiträge der einzel­

nen Handlungsfelder zur Minimierung von Diskrepan­

zen im Bereich der Produktion und Ressourcenschonung

quantifizieren. Ausserdem konnten auch Synergien und

Zielkonflikte zwischen einzelnen Zielen (z.B. Zielkon­

flikte zwischen Ressourcenschonung und Produktion bei

reinen Umweltauflagen oder die gleichzeitigen positi­

ven Produktions­ und Umweltwirkungen bei der Reduk­

tion von Abfällen und Verlusten) aufgezeigt werden.Immer öfter werden solche Systeme von der Pro­

duktion (Feld) bis zum Konsum (Teller) im Kontext von

sozio­ökologischen Systemanalysen betrachtet (z.B.

Hammond & Dubé, 2012). In diesem Zusammenhang ist

eine globale Perspektive auch für die Schweiz essenziell,

importiert sie doch einen erheblichen Teil ihrer Nah­

rungsmittel oder Rohstoffe, die zur Nahrungsmittel­

produktion benötigt werden. Daher genügt es auch

nicht, den ökologischen Fussabdruck nur im Inland zu

verringern, wenn dadurch Umwelt oder Sozialkosten

andernorts entstehen.

Transdisziplinäre Zusammenarbeit

Entscheidend für eine zielgerichtete Strategie über die

zukünftige Ernährungssicherheit in der Schweiz ist wei­

ter eine intensive Auseinandersetzung in Politik und

Gesellschaft über zu erreichende Vorstellungen und

Ziele. Wenn Klarheit herrscht über wünschenswerte und

nicht wünschenswerte Zustände, die auch in Zukunft

Gültigkeit behalten sollen, können die entsprechenden

Massnahmen ergriffen werden. Dabei ist es wichtig, dass

essenzielle Ressourcen wie beispielsweise der Erhalt der

landwirtschaftlichen Nutzfläche im heutigen Ausmass

qualitativ und quantitativ gesichert werden. Eine effek­

tive Strategie ist in diesem Bereich wahrscheinlich noch

nicht gefunden. Weiter ist zu beachten, dass komplexe

Lösungen auch vermehrt trans­ und interdisziplinäre

Zusammenarbeit erfordern, die heute noch zu wenig

stattfindet. Ein optimierter Austausch zwischen verschie­

denen Forschungsdisziplinen sowie zwischen Forschung

und Praxis ist nötig, um die effizientesten Methoden in

verschiedenen Bereichen zu garantieren und neue inno­

vative Ansätze zu testen.

Weitere offene Fragen bestehen einerseits beim Sys­

temwissen zur Internalisierung externer Kosten, Produk­

tivitätssteigerungen mit geringeren negativen Effekten,

Agrobiodiversität und Bodenfruchtbarkeit. Andererseits

mangelt es an Transformationswissen in den Bereichen

Reduktion von Abfällen und Verlusten oder Veränderun­

gen im Konsumverhalten. Das bedeutet, dass Probleme

und Lösungen in diesen Handlungsfeldern eigentlich

bekannt sind, dass aber die geeigneten Prozesse fehlen,

um die Lösungen umzusetzen.

Das in diesem Beitrag angewendete Simulationsmo­

dell formalisiert gewissermassen die Rahmenbedingun­

gen des sozio­ökologischen Systems L&E in der Schweiz.

Um die hierbei gewonnenen Erkenntnisse sinnvoll wei­

ter zu entwickeln, ist allerdings eine verstärkte Zusam­

menarbeit zwischen und innerhalb von Forschung und

Entwicklung, Planung, Beratung und Praxis notwendig.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Durch die Anpassung und Kalibrierung eines dynami­

schen Simulationsmodells konnten die Komplexität der

Schweizer L&E und ihre zukünftigen Herausforderun­

gen abgebildet und quantifiziert werden. Diese integ­

rierte Perspektive ist für eine umfassende Abschätzung

von Produktions­ und Umweltwirkungen nötig. Wich­

tigste Erkenntnis der in diesem Beitrag diskutierten Mo­

dellierung ist, dass die Realisierung der Hebelwirkungen

unter anderem einen technisch­organisatorischen Fort­

schritt bedingt, der über die heute absehbaren Möglich­

keiten hinausgeht. Ohne besondere Anstrengungen

und Koordination dieser Anstrengungen bringt die

Schweizer L&E die Produktions­ und Umweltziele nicht

in Einklang. Unter Berücksichtigung der notwendigen

Zeit, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gene­

rieren, müssten die relevanten Weichen so schnell wie

möglich gestellt werden. n

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Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz | Agrarwirtschaft

137Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Synergies and trade-offs with regard

to ensuring food security and the

efficient use of resources

In Switzerland, agriculture and the

food industry are facing major chal-

lenges, as is society in general. The gap

between desired and achievable levels

of food production is growing wider,

since ensuring sufficient food supplies

for a growing population requires a

constant increase in production while

at the same time it is necessary to

reduce the use of resources. By

applying a dynamic simulation model

to the situation in Switzerland it was

possible to quantify the trade-offs and

synergies between environmental and

production outcomes with a time

horizon of 2050. The aim of this project

was to identify the key conditions for

ensuring both long-term food provi-

sion and the efficient use of resources.

The main finding arising from the

application of the model was that

Swiss agriculture has the potential to

reconcile the aims of food provision

and environmental protection; how-

ever, implementing the key conditions

will depend inter alia upon technical

and organisational progress that goes

beyond the currently foreseeable

possibilities.

Key words: food security, resource

efficiency, dynamic simulation,

scenarios, impact analysis.

Sinergie e conflitti d'obiettivo tra la

sicurezza alimentare e l'efficienza delle

risorse

L'agricoltura e la filiera alimentare

svizzere, e con esse la società, sono

chiamate ad affrontare grandi sfide. Il

divario tra la produzione auspicata e

realizzabile di derrate alimentari

continua ad acuirsi, perché la sicurezza

alimentare per una popolazione in

crescita richiede un costante aumento

della produzione, mentre al tempo

stesso è necessario ridurre il consumo

di risorse. Con l'utilizzo di un modello

dinamico di simulazione del contesto

svizzero potrebbero essere quantificati

i conflitti d'obiettivo e le sinergie tra

gli effetti sull’ambiente e sulla produ-

zione fino al 2050. L'obiettivo del

presente contributo è quello di identifi-

care i fattori che influiscono sulla

sicurezza della produzione a lungo

termine assicurando al contempo un

utilizzo efficiente delle risorse. Il

modello si basa sul presupposto che

l'agricoltura svizzera possiede il

potenziale per armonizzare gli obiettivi

ambientali e di produzione. Tuttavia la

realizzazione presuppone, tra le altre

cose, un progresso tecnico-organizza-

tivo che va oltre le possibilità prevedi-

bili ad oggi.

Literatur ▪ Abele M., Blumenfeld N. & Imhof S. 2012. Univox Landwirtschaft 2012. Schlussbericht einer repräsentativen persönlichen Bevölkerungsbefra-gung im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft. Zürich, gfs, 24 S.

▪ AFSSA, 2009. Étude Individuelle Nationale des Consommations Alimen-taires 2 (INCA2), 2006–2007, 225 S.

▪ Barilla, 2011. New models for sustainable agriculture. Parma: Barilla Center for Food and Nutrition, 95 S.

▪ Bundesamt für Landwirtschaft BLW, 2012a. Agrarbericht 2012. Bern, 246 S. ▪ Bundesamt für Landwirtschaft BLW, 2012b. Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2013–2016. Bern, 123 S.

▪ FAO 2011. Looking ahead in world food and agriculture. Perspectives to 2050. Rom, FAO, 539 S.

▪ Hammond R.A. & Dubé L. (2012). A systems science perspective and transdisciplinary models for food and nutrition security. Proceedings of the National Academy of Sciences, 109 (31), 12356–12363.

▪ Jungbluth N., Nathani C., Stucki M. & Leuenberger M., 2011. Environ-mental impacts of Swiss consumption and production. A combination of input-output analysis with life cycle assessment. Bern, BAFU, 171 S.

▪ Kopainsky B., Flury C., Pedercini M., Sorg L. & Gerber A., 2013. Ressour-ceneffizienz im Dienste der Ernährungssicherheit. Teilprojekt Modellie-rung – Schlussbericht. Zürich/Washington: Flury&Giuliani GmbH/Millen-nium Institute, 55 S.

▪ Max Rubner-Institut, 2008. Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht, Teil 1. Karlsruhe, 280 S.

▪ Peter S., 2011. Entwicklung der landwirtschaftlichen Stickstoffemissio-nen bis im Jahr 2020. Agrarforschung Schweiz 2 (4), 162–169.

▪ Schweizerische Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften SGPW 2008. Vision Pflanzenbau 2050.

▪ WWF, 2012. Lebensmittelverluste in der Schweiz – Ausmass und Hand-lungsoptionen. WWF Schweiz, 16 S.

Page 10: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

138 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014

A g r a r w i r t s c h a f t

M e t h o d e

Vier Hauptberichte bilden die Grundlage der Studie

(Abb. 2, Tab. 1):

Der World Development Report on Agriculture (2008)

der Weltbank (WDR) arbeitet heraus, wie Landwirtschaft

als Motor für Entwicklung dienen kann. Methodisch

basiert der WDR auf der Analyse von historischen, makro­

ökonomischen Länderdaten. Der WDR empfiehlt fol­

gende Massnahmen, um Landwirtschaft für Entwicklung

E i n l e i t u n g

Das Teilprojekt «Literaturanalyse» (vgl. Kasten «Res­

sourceneffizienz» S. 139) analysiert die aktuelle Litera­

tur und klassifiziert sie in drei Kategorien: (i) Hauptbe­

richte, die als primäre Informationsquellen dienen, (ii)

komplementäre, wissenschaftliche Publikationen, die

zu einzelnen Bereichen vertiefte Erläuterungen geben

und (iii) Politikdokumente, die eher von normativem

Charakter sind.

Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die SchweizBarbara Becker1, Marc Zoss1,2 und Hans-Jörg-Lehmann3

1ETH Zürich, 8092 Zürich2HEKS, 8057 Zürich 3Bundesamt für Landwirtschaft BLW, 3003 Bern

Auskünfte: Barbara Becker, E-Mail: [email protected]

Abb. 1 | Rwanda: Ergebnis einer nachhaltigen Intensivierung der Maisproduktion im Distrikt Bugesera. (Foto: BLW)

Page 11: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz | Agrarwirtschaft

139

Zusa

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enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014

Die Gesellschaft steht bezüglich globaler

Ernährungssicherheit grossen Herausforde-

rungen gegenüber. Die internationalen

Entwicklungen seit der Krise um die Nah-

rungsmittelpreise 2008 haben deutlich neue

Risiken gezeigt. 2012 hat das Bundesamt für

Landwirtschaft entschieden, diese Risiken zu

identifizieren, zu quantifizieren und zu priori-

sieren sowie den daraus resultierenden

Handlungsbedarf abzuleiten. In einer

Literaturanalyse (Teilprojekt 2) wurde anhand

vorhandener grundlegender globaler

Publikationen eine Analyse betreffend der

Ernährungs- und Ressourcensituation und

den diesbezüglichen Prognosen erstellt.

Aufgrund der Literaturanalyse werden sieben

Haupteinflussfaktoren für die Zukunft des

globalen Ernährungssystems identifiziert: (i)

das Bevölkerungswachstum, (ii) der Klima-

wandel, (iii) die Konkurrenz um die natürli-

chen Ressourcen Land, Wasser und Energie,

(iv) sich ändernde Ernährungsmuster und

Konsumpräferenzen, (v) der Anstieg und die

Volatilität der Nahrungsmittelpreise, (vi) die

wachsende vertikale Integration der Nah-

rungsmittelwertschöpfungsketten, sowie

(vii) der technologische Fortschritt. In sechs

Themenbereichen werden Schlussfolgerun-

gen für die Schweiz abgeleitet, für die

jeweils Handlungsfelder und Interventions-

möglichkeiten vorgeschlagen werden: (i)

Landwirtschaftliche Produktion, (ii) Ökologie,

Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz, (iii)

Ernährungsmuster, (iv) Handelspolitik und

die Rolle von globalen Agrarkonzernen, (v)

Forschung und Innovation, sowie die (vi)

Internationale Zusammenarbeit.nutzbar zu machen: eine Reform der Handels­, Preis­ und

Subventionspolitik; stärkere Marktorientierung der

Landwirtschaft; die Unterstützung der Wettbewerbsfä­

higkeit von Kleinbauern durch institutionelle Innovatio­

nen; Innovationen durch Forschung und Wissenschaft;

ökologisch nachhaltigere Landwirtschaftssysteme und

der Einbezug nicht­landwirtschaftlicher Erwerbsmög­

lichkeiten.

Der Weltagrarbericht (International Assessment of

Agricultural Knowledge, Science and Technology for

Development, IAASTD) wurde 2009 veröffentlicht und

ist das Resultat eines mehrjährigen, sehr breit abgestütz­

ten multi­lateralen Prozesses. Über 400 Wissenschaftle­

rinnen und Wissenschaftler fassten den Stand des Wis­

sens über die globale Landwirtschaft zusammen, um die

Frage zu beantworten: Wie können wir landwirtschaftli­

Ressourceneffizienz im Dienste der Ernäh-

rungssicherheit – Umgang mit Knappheit

Die intensive und gleichzeitig nachhaltige

Nutzung der Ressourcen ist ein Schlüsselfaktor

für die künftige globale Ernährungssicherheit.

Die absehbaren demografischen Veränderun-

gen, die zunehmende Knappheit der natürli-

chen Ressourcen sowie die Konsequenzen der

Klimaveränderungen erfordern auch in der

Schweiz neue Denkansätze und Lösungen.

Vorausschauend diese Veränderungen zu iden-

tifizieren, zu quantifizieren und zu priorisieren

sowie Handlungsbedarf abzuleiten, ist ein Ge-

bot der Zeit. Die einzelnen nationalstaatlichen

Land- und Ernährungswirtschaften sind über

den globalen Agrarhandel und die Auswirkun-

gen der globalen Klimaveränderungen ver-

bunden. Diese Tatsache macht es noch mehr

als früher nötig, die Entwicklungen und auch

die Schlussfolgerungen aus einem grösseren

Blickwinkel zu betrachten.

Das Bundesamt für Landwirtschaft hat zu die-

sem Zweck ein Projekt mit dem Titel «Ressour-

ceneffizienz im Dienste der Ernährungssicher-

heit» (REDES) lanciert. Im Rahmen dieses Pro-

jekts werden die langfristigen (2050) internati-

onalen und nationalen Entwicklungen zusam-

mengeführt und die diesbezüglichen prioritä-

ren Handlungsfelder für die Schweizer Land-

und Ernährungswirtschaft aufzeigt. Die Ergeb-

nisse von zwei REDES-Teilprojekten werden in

Beiträgen in dieser Ausgabe dargestellt.

Page 12: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Agrarwirtschaft | Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz

140 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014

ches Wissen, Forschung und Technologie einsetzen, um

Hunger und Armut zu verringern, um ländliche Existen­

zen zu verbessern und um weltweit eine gerechte, öko­

logisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung

zu fördern? Der Weltagrarbericht folgert, dass jegliche

Entscheidungsfindung breit abgestützt sein muss und

Kleinbauern einbezogen werden müssen; dass es mehr

und vor allem besser fokussierte Forschung braucht; und

dass Ernährungssicherung nicht nur eine Frage von Tech­

nologie ist, sondern vielmehr auch Gouvernanzaspekte

umfassen muss.

Agrimonde ist eine Initiative der französischen Insti­

tutionen CIRAD und INRA; die Resultate wurden 2010

veröffentlicht. Die Initiative beabsichtigt, Grundwissen

über das globale Agrar­ und Ernährungssystem bereitzu­

stellen und einen diesbezüglichen Diskurs anzustossen.

Methodisch basiert Agrimonde auf einer umfangreichen

Modellierung mit einem Zeithorizont bis 2050. Die Agri­

monde­Initiative folgert aufgrund ihrer Modellierung,

dass die Ernährungsgewohnheiten, die Produktionstech­

nologien und die Formen landwirtschaftlicher Produk­

tion sowie der Handel von landwirtschaftlichen Gütern

Potenzial für Interventionen bieten und dass diese

Handlungsfelder besser erforscht werden sollen.

Foresight ist ein britisches Programm zur Analyse

der Zukunft und möglicher Interventionen. 2011 fand

das Foresight­Projekt «The Future of Food and Far-

ming» seinen Abschluss: Es versucht, einen strategi­

schen Überblick über die Herausforderungen zu erlan­

gen, mit denen das globale Ernährungssystem bis 2050

konfrontiert sein wird. Foresight identifiziert fünf

Hauptherausforderungen: (i) Angebot und Nachfrage

nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen, (ii) die Stabili­

tät der Lebensmittelpreise sicherzustellen, (iii) globalen

Zugang zu Lebensmitteln und die Beendigung von

Hunger zu erreichen, (iv) den Herausforderungen des

Ernährungssystems im Hinblick auf die Klimaerwär­

mung zu begegnen, und (v) die Biodiversität und Öko­

systemdienstleistungen zu erhalten.

Während die Einschätzung der globalen Ernährungssi­

tuation in den Hauptberichten weitgehend kongruent ist,

gibt es auch Bereiche, in denen die Beurteilung kontrovers

ausfällt (Tab. 2). Namentlich der Einsatz von Biotechnologie,

die Rolle der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, das Ausmass

und der Nutzen der Ausdehnung der landwirtschaftlichen

Nutzfläche, sind umstritten sowie die Frage, inwiefern Nati­

onalstaaten den Handel mit Agrarprodukten steuern sollen,

um sich gegen Preisvolatilität zu schützen.

Abb. 2 | Die ausgewerteten Berichte.

Page 13: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz | Agrarwirtschaft

141Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014

Der Vergleich zwischen dem globalen Ernährungssystem

und dem der Schweiz zeigt, dass der Beitrag der schwei­

zerischen landwirtschaftlichen Produktion für das glo­

bale Ernährungssystem marginal ist. Die Schweiz hat

dagegen einen massgeblichen Einfluss auf das globale

Ernährungssystem, indem viele weltweit tätige Agrar­

konzerne und Rohstoffhändler ihren Hauptsitz in der

Schweiz haben (Tab. 3).

Der Umstand, dass in relativ kurzer Zeit eine derar­

tige Fülle an Literatur – inklusive der untersuchten vier

Berichte – publiziert wurde, zeigt, dass das Thema hoch­

aktuell ist und Forschungsbedarf besteht. Dabei stimmt

die analysierte Literatur darin überein, dass eine Strate­

gie den Herausforderungen des Ernährungssystems nur

dann erfolgreich begegnen kann, wenn sie über die

klassische landwirtschaftliche Produktion hinausdenkt

und weitere Bereiche und Akteure einbezieht.

Schlussfo lgerungen für d ie Schweiz

Die untersuchten Berichte beziehen sich auf die Frage der

globalen Dimension, weshalb Empfehlungen für die

Schweiz daraus nur beschränkt abgeleitet werden können.

Die Schlussfolgerungen für die Schweiz sind in sechs The­

menbereiche gegliedert, für die jeweils Handlungsfelder

und Interventionsmöglichkeiten vorgeschlagen werden.

Landwirtschaftliche Produktion

In der Schweiz wird die Nachfrage nach Nahrungsmit­

teln weiter zunehmen. Die zu erwartenden Produktivi­

tätsgewinne der landwirtschaftlichen Produktion wer­

R e s u l t a t e

Aufgrund der Literaturanalyse werden die folgenden

Haupteinflussfaktoren für die Zukunft des globalen

Ernährungssystems identifiziert:

Das Bevölkerungswachstum wird dazu führen, dass

die Weltbevölkerung 2050 schätzungsweise bei rund

neun Milliarden Menschen angelangt sein wird. Der Kli­

mawandel wird tiefgreifende Folgen für die landwirt­

schaftliche Produktion haben. Zwar wird davon ausge­

gangen, dass sich die globale landwirtschaftliche

Produktion nur geringfügig ändert, aber regional wer­

den die Änderungen sehr gross sein. Die Konkurrenz um

die natürlichen Ressourcen Land, Wasser und Energie

wird stark zunehmen. Sich ändernde Ernährungsmuster

und Konsumpräferenzen werden insbesondere in

Schwellen­ und Entwicklungsländern zu erhöhter Nach­

frage nach höherwertigen und proteinhaltigen Nah­

rungsmitteln führen. Überernährung wird ein immer

grösseres Problem für die öffentliche Gesundheit wer­

den. Die Volatilität der Nahrungsmittelpreise wird wei­

ter auf hohem Niveau bleiben oder ansteigen, und damit

eine grosse Herausforderung für die Beendigung des

globalen Hungers darstellen. Das Ernährungssystem

wird zunehmend global mit wachsender vertikaler Inte­

gration der Nahrungsmittelwertschöpfungsketten, und

einige wenige grosse Agrarkonzerne werden noch an

Bedeutung gewinnen. Der technologische Fortschritt

wird zu einer weiteren Erhöhung der landwirtschaftli­

chen Produktivität führen, die Produktivitätszuwächse

nehmen jedoch ab.

WDR IAASTD Agrimonde UK Foresight

Erscheinungsdatum 2008 2009 2010 2011

Auftraggeber Weltbank Multilateral INRA & CIRAD UK

DatengrundlageVorwiegend historisch, keine Modellierung oder Prognose

Historische Daten und Modellierung;

Ursprünglich vorgesehene umfassende Modellierung

gestrichen

Extensive Modellierung und detaillierte Szenarienanalyse

Historische Daten und Modellierung; (nur für Nahrungsmittelpreise)

Perspektive

Bewertung von Landwirtschaft als Treiber für Entwicklung – mit Fokus auf Entwicklungs-

ländern

Wirkungsanalyse von vergange-nen, gegenwärtigen und zu-

künftigen landwirtschaftlichen Technologien und Wissen in Be-zug auf die Reduktion von Ar-mut und Hunger, die Verbesse-rung der Lebensbedingungen und nachhaltige Entwicklung

Bereitstellung von Grundla-gen für den kritischen Diskurs

über die Entwicklung der Landwirtschaft bis 2050

Untersuchung der Heraus-forderungen an das globale Ernährungssystem bis 2050 und Identifkation von Ent-scheidungsgrundlagen für

politische Massnahmen

Tab. 1 | Übersicht der vier Hauptberichte

Page 14: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Agrarwirtschaft | Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz

142 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014

den nicht reichen, um die gestiegene Nachfrage zu

befriedigen. Der dabei angestrebte Selbstversorgungs­

grad des schweizerischen Ernährungssystems ist eine

politische Frage, die nicht allein agrarökonomisch

begründet werden kann.

1. Aufgrund der Dynamik des globalen Ernährungssys­

tems ist eine öffentliche Debatte über den gewünsch­

ten landwirtschaftlichen Selbstversorgungsgrad und

dessen Realisierbarkeit zu führen.

2. Die verschiedenen Ziele der Agrarpolitik (Lebensmit­

telversorgung, Sicherung der natürlichen Ressourcen,

Pflege der Kulturlandschaft, dezentrale Besiedlung)

verlangen eine sektor­übergreifende Landwirtschafts­

strategie, sowohl innerhalb der Verwaltung als auch

auf der Ebene der Gesetzgebung.

3. Die Weiterentwicklung der Agrarpolitik mit ihren

technologischen, infrastrukturellen und institutionellen

Dimensionen darf sich nicht nur an der Multifunktiona­

lität der einheimischen Landwirtschaft orientieren,

sondern muss auch die multilateralen Verpflichtungen

der Schweiz berücksichtigen (internationale Zusam­

menarbeit, Umwelt, Handel, etc.).

Ökologie, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz

Die ökologischen Auswirkungen des schweizerischen

Ernährungssystems resultieren sowohl aus der einheimi­

schen landwirtschaftlichen Produktion als auch von den

importierten Lebens­ und landwirtschaftlichen Produkti­

onsmitteln. Der hohe Fleischkonsum ist dabei für einen

grossen Anteil des ökologischen Fussabdrucks verant­

wortlich mit den entsprechenden Auswirkungen auf die

globale Umwelt und die Ernährungssicherheit.

1. Die Ressourceneffizienz der einheimischen landwirt­

schaftlichen Produktion ist zu verbessern. Dazu

bedarf es nicht nur der entsprechenden Förderung

von Forschung und Entwicklung, sondern auch der

Verurteilung und dem Verbot von nachweislich

ineffizienten Produktionstechniken, die aufgrund von

Marktverzerrungen bestehen.

2. Zur Beurteilung der ökologischen Auswirkungen des

Ernährungssystems Schweiz müssen die importierten

Nahrungsprodukte und landwirtschaftlichen Produk­

tionsmittel zu den Auswirkungen der einheimischen

Produktion hinzuaddiert werden.

3. Eine Reduktion des hohen Fleischkonsums und der

damit verbunden hohen Umweltauswirkungen ist

mittels politischer Lenkungsmassnahmen zu erreichen,

die sowohl die Veränderung von Ernährungsmustern

als auch die Reduktion von Futtermittelgetreide

umfassen müssen.

Ernährungsmuster

Während die Alterung der Gesellschaft im Prinzip zu

einer Verringerung des Pro­Kopf­Konsums an Nahrungs­

mitteln führt, wird dieser Effekt durch die Bevölkerungs­

zunahme mehr als kompensiert. Convenience­ und Fer­

tigprodukte werden weiterhin an Bedeutung gewinnen

und eine ausgewogene Ernährung wird für die öffentli­

WDR IAASTD Agrimonde UK Foresight

Biotechnologie (BT) Optimistisch Pessimistisch

Neutral, BT als eine von mehreren Optionen

-> «ökologische Intensivie-rung»

Neutral,BT als eine von mehreren

Optionen

Rolle der kleinbäuer-lichen Landwirt-schaft

Kommerzialisierung als Schlüssel für Produktivitäts-

steigerung

Rückgrat der LandwirtschaftWert in sich (Sozialsystem,

Wissen)

Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzfläche

Pessimistischnegative Umwelteffekte

OptimistischPotenzial in ausgewählten

Regionen

PessimistischPotenzial begrenzt

Wettbewerb mit nicht- landwirtschaftlicher

Flächennutzung

Internationaler Handel und Preis-schwankungen

Einzelne Länder können sich vor Preisschwankungen

schützen

Liberalisierte Handels-bedingungen reduzieren

Preisschwankungen

Tab. 2 | Unterschiedliche Perspektiven der Hauptberichte

Page 15: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz | Agrarwirtschaft

143Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014

2. Nationale und globale Ernährungssicherheit sind

gleichermassen in Handelspolitik und ­verhandlungen

zu berücksichtigen. Interessenkonflikte, beispielsweise

zwischen sozialen nationalen Zielen und globaler

Ernährungssicherheit, sind transparent zu machen.

3. Regierung und Verwaltung sollten anstreben, die

Aktivitäten der in der Schweiz basierten internationa­

len Agrarkonzerne und Rohstoffhändler dahingehend

zu steuern, dass diese ihren Verpflichtungen in Bezug

auf die Einhaltung ethischer Standards und globaler

Ernährungssicherheit gerecht werden.

4. Die Wissenslücke zum Einfluss des Handels von

Agrarrohstoffen und Lebensmitteln auf die globale

Ernährungssicherheit muss geschlossen werden, und

die öffentliche Hand sollte entsprechende Massnah­

men vorbereiten.

Forschung und Innovation

Wissenschaft, Forschung und Technologie werden auch

weiterhin die wichtigsten Einflussfaktoren für zukünf­

tige Produktivitätsfortschritte sein. Eine Landwirtschaft,

die ressourceneffizienter, nachhaltiger und an den Kli­

mawandel angepasst ist, kann nicht ohne Forschung

entwickelt werden. Grundsätzlich ist das Potenzial für

Produktivitätsgewinne in Entwicklungsländern höher als

in Industrieländern. Die Forschung zum Welternährungs­

system ist unterfinanziert.

1. Die einheimische landwirtschaftliche Forschungs­ und

Ausbildungskapazität sollte ausgeweitet oder

zumindest erhalten werden.

che Gesundheit zentral sein. Ungefähr die Hälfte aller

Lebensmittelverluste werden aktuell durch die Konsu­

mentinnen und Konsumenten verursacht.

1. Die nationale Agrarpolitik muss den Bereich des

Konsumentenverhaltens und gesundheitsrelevante

Aspekte des Konsums integrieren. Dies bedarf einer

sektorübergreifenden Zusammenarbeit zwischen

Verwaltung, Privatsektor und Zivilgesellschaft.

2. Eine substanzielle Reduktion von Lebensmittelverlus­

ten auf der Stufe der Endverbraucher muss ein

prioritäres Ziel der Landwirtschaftsstrategie sein. Ein

konkretes Reduktionsziel (z.B. 50 %) ist anzustreben.

Handelspolitik und die Rolle von globalen Agrarkonzernen

Die Schweiz ist und wird zunehmend von Lebensmittel­

importen abhängig. Ein stabiles und verlässliches Han­

delsregime ist deshalb für die schweizerische Ernäh­

rungssicherheit von zentraler Bedeutung. Während der

Einfluss der schweizerischen landwirtschaftlichen Pro­

duktion auf die globale Ernährungssicherheit marginal

ist, haben die in der Schweiz ansässigen grossen Agrar­

konzerne und die Rohstoffhändler einen massgeblichen

Einfluss auf die globale Ernährungssicherheit. Die Rolle

des Rohstoffhandels auf die Volatilität der Lebensmittel­

preis ist bislang ungeklärt.

1. Eine weitere Harmonisierung und Liberalisierung des

Agrarhandels ist weiterzuverfolgen. Ein Abschluss der

Doha­Runde wird ein wichtiger Schritt zur Verbesse­

rung der einheimischen und globalen Ernährungssi­

cherheit sein.

Illustrative Parameter Global Schweiz % Anteil Schweiz

Bevölkerung (2012) 7052 Mio. 7,7 Mio. 0,110 %

Gesamtfläche 13 459 Mio. ha 4,1 Mio. ha 0,031 %

Landw. Bewirtschaftungsfläche (2009) 4889 Mio. ha 1,5 Mio. ha 0,031 %

Ökologischer Fussabdruck - Konsum 18 013 Mio. gha* 37,5 Mio. gha* 0,208 %

Biokapazität 12 009 Mio. gha* 9 Mio. gha* 0,075 %

Nahrungsangebot pro Tag (2009) 19 301 gcal 26.3 gcal 0,136 %

Weizenproduktion (2010) 653,7 Mio. t 0,52 Mio. t 0,08 %

Käseproduktion (2010) 20,2 Mio. t 0,2 Mio. t 0,977 %

Physisch gehandelter Kaffee, geröstet (2010) 6,19 Mia. USD 1,22 Mia. USD 19,83 %

Tab. 3 | Gewicht der Schweiz im globalen Ernährungssystem

*Globaler Hektar (gha) : Die Messgrösse globaler Hektar beschreibt die durchschnittliche Produktivität von biologisch produktive Land- und Wasserflächen pro Hektar in ei-nem Jahr. Diese Messgröße quantifiziert die biologische Kapazität des Planeten sowie den Bedarf an biologischer Kapazität durch die Menschen (der Ecological Footprint). Landschaftstypen sind unterschiedlich produktiv. Deshalb beansprucht ein globaler Hektar Ackerland real weniger Fläche als Weideland. Ackerland verfügt nämlich über eine höhere biologische Produktivität. Da sich die weltweite biologische Kapazität von Jahr zu Jahr leicht ändert, verschieben sich entsprechend auch die Werte für einen globa-len Hektar.Quelle: FAOstat (Population, Country size, Agricultural Area, Food supply, Wheat production, Cheese production, traded coffee); Global Footprint Network 2012: Ecological footprint, Biocapacity

Page 16: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

144

Agrarwirtschaft | Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014

2. Die exzellente schweizerische Wissenschaftskompe­

tenz sollte vermehrt zur Erforschung der globalen

Ernährungssicherheit genutzt werden, z.B. durch eine

engere Verbindung mit dem internationalen Agrar­

forschungssystem.

3. Die für die Ernährungssicherheit relevanten wissen­

schaftlichen Disziplinen beschränken sich nicht auf

die klassischen Agrarwissenschaften, sondern

beinhalten alle Natur­ und Sozialwissenschaften, die

zu Innovationen im Ernährungssystem beitragen

können. Forschung in diesem umfassenden Sinne ist

zu unterstützen und zu institutionalisieren.

Internationale Zusammenarbeit

Das Ernährungssystem der Zukunft wird zunehmend

global sein. Die Herausforderung, 2050 neun Milliarden

Menschen zu ernähren, kann nicht erreicht werden mit

einer Agrarpolitik, die einen ausschliesslich inländischen

Fokus hat. Zudem erfordern die Themen einer zukunfts­

gerichteten Agrarpolitik den Einbezug von Akteuren

jenseits der klassischen, produktionsorientierten Land­

wirtschaft.

1. Die schweizerische Strategie und Politik zur Ernäh­

rungssicherheit muss explizit in den Kontext des

globalen Ernährungssystems eingebettet sein.

2. Das schweizerische Engagement in multilateralen

Organisationen zur Verbesserung der globalen

Ernährungssicherheit ist zu erhöhen.

3. Die Lenkung und Entwicklung des schweizerischen

Ernährungssystems kann nicht nur mit der Agrarpoli­

tik erfolgen, sondern muss auch andere Politikberei­

che wie Handel, Umwelt oder Gesundheit umfassen.

Dies erfordert eine interdepartementale Zusammen­

arbeit.

4. Ernährungssicherheit ist ein traditioneller Schwer­

punkt der schweizerischen Entwicklungszusammenar­

beit. Dieser Fokus ist beizubehalten. n

Page 17: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

145

Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz | Agrarwirtschaft

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014

Global food security – the consequences

for Switzerland

Society is facing major challenges in

ensuring global food security. Global

trends since the food-price crisis in 2008

have revealed significant new risks. In

2012, the Swiss Federal Office for Agricul-

ture decided to identify, quantify and

prioritise these risks and to derive poten-

tial areas of intervention. A literature

review based on the analysis of key

publications (Subproject 2) provides a

global perspective on the global food

security situation and future projections.

The literature study identified seven

drivers influencing the future of the global

food security system: (i) population

growth; (ii) climate change; (iii) environ-

mental degradation and competition for

land, water and energy resources; (iv)

changing dietary patterns and consumer

preferences; (v) rise in, and volatility of

food prices; (vi) increasing vertical integra-

tion of value chains in food production

and markets; (vii) technological progress.

The report identifies six intervention areas

for which conclusions and options for

action are suggested: (i) agricultural

production; (ii) environmental sustainabil-

ity and resource efficiency; (iii) dietary

patterns; (iv) trade policies and the role of

multinational food companies; (v) research

and innovation; and (vi) international

cooperation.

Key words: food security, resource

efficiency, scenarios, world food system.

Sicurezza alimentare globale, conclusioni

per la Svizzera

La società si trova di fronte a grandi sfide

concernenti la sicurezza alimentare

globale. Gli sviluppi sul piano internazio-

nale, a partire dalla crisi dei prezzi delle

derrate alimentari del 2008, hanno

mostrato chiaramente nuovi rischi. Nel

2012 l'UFAG ha deciso di identificare tali

rischi, di quantificarli e di fissare delle

priorità facendo confluire il tutto nella

definizione delle azioni necessarie.

Esaminando la letteratura (progetto

parziale 2), a fronte delle principali

pubblicazioni provenienti da tutto il

mondo, è stata redatta un’analisi sulla

situazione dell’alimentazione e delle

risorse e sulle relative previsioni. Sulla

scorta dell'analisi della letteratura sono

stati identificati sette fattori d'influenza

principali per il futuro del sistema alimen-

tare globale: (i) la crescita demografica,

(ii) il cambiamento climatico, (iii) la

concorrenza per le risorse naturali - suolo,

acqua ed energia, (iv) la costante muta-

zione dei modelli alimentari e delle

preferenze dei consumatori, (v) l'aumento

e la volatilità dei prezzi delle derrate

alimentari, (vi) la crescente integrazione

verticale della catena di valore delle

derrate alimentari e (vii) il progresso

tecnologico. Per la Svizzera si traggono

conclusioni in sei ambiti tematici, con

relativi campi e possibilità d'intervento:

(i) produzione agricola, (ii) ecologia,

sostenibilità ed efficienza delle risorse,

(iii) modello alimentare, (iv) politica

commerciale e ruolo di gruppi industriali

agricoli globali, (v) ricerca e innovazione e

(vi) cooperazione internazionale.

Literatur ▪ Bundesamt für Landwirtschaft, 2010a. Land- und Ernährungswirtschaft 2025: Diskussionspapier des Bundesamtes für Landwirtschaft zur strate-gischen Ausrichtung der Agrarpolitik.

▪ FAO, 2011. Looking ahead in world food and agriculture: Perspectives to 2050. Rome, Italy.

▪ Foresight, 2011. The Future of Food and Farming: Challenges and choices for global sustainability – Final Project Report. London: The Government Office for Science.

▪ IAASTD, 2009. Agriculture at a Crossroads: Global Report. (B. D. McIntyre, H. R. Herren, J. Wakhungu, & R. T. Watson, Eds.) Washington D.C.: Island Press.

▪ Paillard S., Treyer S. & Dorin B., 2010. Agrimonde. Scénarios et défis pour nourrir le monde en 2050. CIRAD/INRA.

▪ World Bank, 2008. World Development Report on Agriculture for Deve-lopment (WDR). Washington DC.

Page 18: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

146 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014

Auch nach Weber (2006) führt ein TS­Gehalt der Press­

schnitzel von knapp 30 % weder zu Nachteilen für die

Gärqualität, noch zu erhöhten Hefekeimzahlen oder zu

einer verringerten aeroben Stabilität. Zur Reduzierung

der Transportmengen möchten die Zuckerfabriken in

Zukunft die Pressschnitzel noch stärker abpressen. Tro­

ckensubstanz­Gehalte von über 30 % sollen angestrebt

werden.

Welchen Einfluss die höheren TS­Gehalte bei ver­

schiedenen Silierverfahren (Flachsilo, Schlauchsilo und

Ballen) auf die Silagequalität und die aerobe Stabilität

haben, wurde auf Praxisbetrieben untersucht.

E i n l e i t u n g

Vor einigen Jahren betrug der Trockensubstanz (TS)­

Gehalt der Pressschnitzel knapp 20 %. Im Jahr 2009

wurde der TS­Gehalt erhöht. Nun werden die Press­

schnitzel mit TS­Gehalten von rund 25 % ausgeliefert.

Durch das stärkere Abpressen weisen die Schnitzel einen

geringeren Zuckergehalt auf. Dadurch findet eine weni­

ger intensive Milchsäuregärung und eine geringere pH­

Wert­Absenkung statt. Wie Untersuchungen von Wyss

(2002) gezeigt haben, wird die aerobe Stabilität der Sila­

gen durch den höheren TS­Gehalt nicht beeinflusst.

Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität aufUeli Wyss1 und Catherine Metthez2

1Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz2Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG, 3270 Aarberg, Schweiz

Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected]

N u t z t i e r e

Abb. 1 | Beim Flachsilo konnten die trockenen Schnitzel gut befahren beziehungsweise verdichtet werden. (Foto: Ueli Wyss, Agroscope)

Page 19: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf | Nutztiere

147

Zusa

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enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014

Zurzeit werden die Pressschnitzel mit

Trockensubstanz (TS)-Gehalten von rund 25 %

ausgeliefert. In Zukunft wollen die Zucker-

fabriken die Pressschnitzel noch stärker

abpressen, um die Transportmengen zu

reduzieren.

In der vorliegenden Erhebung wurde

untersucht, welchen Einfluss höhere TS-

Gehalte bei verschiedenen Silierverfahren

auf die Silagequalität und die aerobe

Stabilität haben. Dabei wurden Pressschnitzel

mit 25 und 34 % TS in Ballen, Schlauchsilo

und Flachsilo einsiliert und während der

Entnahme mehrere Proben gezogen.

Die Rohnährstoffe der Standard- und der

Pressschnitzel mit dem hohen TS-Gehalt

waren im Ausgangsmaterial sowie in den

Silagen praktisch identisch. Kleinere Unter-

schiede gab es zwischen dem Material der

beiden Zuckerfabriken.

Die stärker abgepressten Schnitzel wiesen

eine höhere TS-Dichte und eine bessere

aerobe Stabilität im Vergleich zu den

Standard-Schnitzeln auf. Alle Silagen

zeichneten sich durch eine gute Gär- und

eine gute mikrobiologische Qualität aus.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Silierverfahren

In einem Flachsilo wurden 93 t Pressschnitzel mit einem

TS­Gehalt von 35 % einsiliert. Die Höhe der Schnitzel­

schicht varierte zwischen 40 bis 65 cm, darunter befan­

den sich Mais und Gras.

In ein Schlauchsilo (Durchmesser 1,95 m) wurden im

hinteren Teil 49 t mit einem TS­Gehalt von 34 % und im

vorderen Teil 48 t mit einem TS­Gehalt von 24 % einsiliert.

In der Zuckerfabrik Frauenfeld wurden acht Siloballen

mit zwei unterschiedlichen TS­Gehalten hergestellt

(Abb. 2). Die Standardballen hatten einen TS­Gehalt von

25 % und ein durchschnittliches Gewicht von 1200 kg;

die stärker abgepressten Pressschnitzel hatten einen TS­

Gehalt von 31 % und wiesen im Durchschnitt 1180 kg

auf.

Erhebungen

Beim Einsilieren und an verschiedenen Zeitpunkten

beim Aussilieren wurden Proben zur Bestimmung der

Gehalte an TS und Rohnährstoffen gezogen. Im Flachsilo

und im Siloschlauch wurden bei jeder Entnahme mit

dem Probenbohrer sechs Proben gezogen und jeweils

die Dichte der Silagen bestimmt (Abb. 3). Die Proben 1

bis 3 (oben) und die Proben 4 bis 6 (unten) vom Flach­

beziehungsweise Schlauchsilo wurden für die Analysen

Abb. 2 | In der Zuckerfabrik Frauenfeld wurden Siloballen mit zwei unterschiedlichen TS-Gehalten hergestellt. (Foto: Ueli Wyss, Agroscope)

Page 20: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Nutztiere | Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf

148 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014

gepoolt. Bei den Ballen wurden jeweils drei Proben pro

Balle mit dem Probenbohrer gezogen und eine Pool­

probe gemacht. Zusätzlich wurden im Flach­ und

Schlauchsilo Temperaturmessungen im Silo durchge­

führt. Dabei wurde die Temperatur mit einer Tempera­

tursonde rund 30 und 70 cm hinter der Anschnittfläche

gemessen.

Bei den Silagen wurde auch die mikrobiologische Quali­

tät (Hefen, Schimmelpilze und aerobe mesophile Bakte­

rien), die Gärparameter (pH, Ammoniak, Gärsäuren und

Ethanol) und die aerobe Stabilität in den Silagen erho­

ben. Zur Bestimmung der aeroben Stabilität wurden

Silageproben bei Raumtemperatur unter aeroben Bedin­

gungen gelagert. Die aerobe Stabilität wurde anhand

von Temperaturmessungen ermittelt: Alle 30 Minuten

wurde die Temperatur gemessen und registriert. Als

aerob stabil wurden die Silagen angesehen, solange die

Temperatur in der Silage die Umgebungstemperatur

nicht um mehr als 3 °C übertraf.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Ausgangsmaterial

Bei den Ballen waren die Unterschiede zwischen den

zwei TS­Stufen kleiner als beim Siloschlauch (Tab. 1). Das

Material für die Ballen stammte aus der Zuckerfabrik

Frauenfeld; das Material für den Schlauch beziehungs­

weise das Flachsilo von der Zuckerfabrik Aarberg.

Dass es gewisse Unterschiede beim Ausgangsmate­

rial gab, zeigen die unterschiedlichen Rohaschegehalte

beim Material für die Ballen beziehungsweise für das

Material, welches in den Siloschlauch und das Flachsilo

einsiliert wurde.

Das stärker abgepresste Material für die Ballen aus

Frauenfeld wies tiefere Zuckergehalte (wasser­ und

ethanollösliche Kohlenhydrate) auf. Dies deckt sich mit

den Untersuchungen von Wyss (2002). Hingegen waren

die Zuckergehalte zwischen den beiden TS­Stufen beim

Material von Aarberg praktisch identisch. Die wasserlös­

Abb. 3 | Im Siloschlauch wurden bei jeder Entnahme mit dem Probenbohrer sechs Proben gezogen, die Dichte der Silagen be-stimmt sowie die Silagequälität bestimmt. (Foto : Ueli Wyss, Agroscope)

Page 21: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf | Nutztiere

149Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014

höher abgepressten Schnitzeln konnten im Siloschlauch

Dichten zwischen 203 und 263 kg TS pro m3 und im

Flachsilo zwischen 173 und 283 kg TS pro m3 festgestellt

werden. Dies deckt sich mit den Untersuchungen im

Folienschlauch von Weber (2006), wo die Lagerungs­

dichte vom TS­Gehalt und von der Position der Probe

abhängig war.

Temperaturmessungen

Beim Siloschlauch beziehungsweise Flachsilo wurden die

ersten Proben 40 beziehungsweise 66 Tage nach dem

Einsilieren genommen. Trotz Minustemperaturen waren

die Schnitzel im Schlauchsilo zwischen 11 und 20 °C und

im Flachsilo zwischen 2 und 15 °C warm. Da die Schnit­

zelschicht im Flachsilo bedeutend kleiner war als im

Schlauch, kühlten sich die Schnitzel oben schneller ab.

Mit zunehmender Lagerdauer kühlten sich die Schnitzel

kontinuierlich ab. Im Frühling stiegen die Temperaturen

in den Schnitzeln – bedingt durch die höheren Aussen­

temperaturen – wieder an. Dabei waren die Temperatu­

ren oben höher als unten im Silo.

lichen Kohlenhydrate waren gleich oder höher als die

ethanollöslichen Kohlenhydrate. Nach Hollaus et al.

(1983) sind 15 g Zucker pro kg Frischsubstanz oder 60 bis

70 g pro kg TS erforderlich, damit eine gute Milchsäure­

gärung und dementsprechend eine ausreichende pH­

Wert­Absenkung stattfinden kann. Diese Werte wurden

in der vorliegenden Untersuchung in den meisten Fällen

deutlich überschritten. Dies ist darauf zurückzuführen,

dass den Pressschnitzeln Melasse beigemischt wurde.

DichteBezogen auf die Frischsubstanz wiesen die Pressschnit­

zel mit den höheren TS­Gehalten eine tiefere Verdich­

tung auf. Doch bezogen auf die TS wiesen die Proben

mit den höheren TS­Gehalten eine höhere Verdichtung

auf (Tab. 2). Dabei waren die Ballen um 11 % und die

Pressschnitzel im Schlauchsilo um 26 % stärker verdich­

tet. Unterschiede gab es jedoch je nach Position der

Pressschnitzel im Schlauch beziehungsweise Flachsilo.

Bei den Standardschnitzeln variierte die Dichte im

Siloschlauch zwischen 163 und 194 kg TS pro m3. Bei den

Silierverfahren Balle Schlauchsilo Flachsilo

TS-Stufe Standard Hoch Standard Hoch Hoch

Anzahl Proben 2 2 2 2 2

TS % 25,1 31,2 23,9 34,2 35,4

Rohasche g/kg TS 93 85 71 70 66

Rohprotein g/kg TS 79 79 89 92 93

Rohfaser g/kg TS 180 190 176 177 184

ADF g/kg TS 210 223 219 215 210

NDF g/kg TS 358 373 391 361 367

Rohfett g/kg TS 11 13 11 12 11

WSC g/kg TS 125 77 121 128 115

ESC g/kg TS 102 59 107 106 115

NEL MJ/kg TS 7,1 7,1 7,2 7,2 7,2

APDE g/kg TS 102 103 108 109 110

APDN g/kg TS 55 56 63 65 65

TS: Trockensubstanz, ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; WSC: wasserlösliche Kohlenhydrate; ESC: ethanollösliche Kohlenhydrate; NEL: Netto-Energie Milch; APDE: Absorbier-

bares Protein im Darm, welches auf Grund der verfügbaren Energiemenge aufgebaut werden kann; APDN: Absorbierbares Protein im Darm, welches auf Grund des abgebauten

Rohproteins aufgebaut werden kann

Tab. 1 | Gehaltswerte des Ausgangsmaterials beim Einsilieren

Silierverfahren Balle Schlauchsilo Flachsilo

TS-Stufe Standard Hoch Standard Hoch Hoch

Frischsubstanz kg/m3 849 837 744 674 659

Trockensubstanz kg/m3 231 256 181 228 227

Tab. 2 | Frischsubstanz- und Trockensubstanzdichte der Pressschnitzelsilagen

Page 22: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Nutztiere | Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf

150 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014

Entnahmemengen

Das Futter aus dem Schlauchsilo wurde mit einem Fräs­

mischwagen entnommen. Der durchschnittliche Vor­

schub im Schlauchsilo betrug 16 cm pro Tag.

Aus dem Flachsilo wurden wöchentlich mit einem

Blockschneider Blöcke herausgeschnitten und anschlies­

send im Futtertenn gelagert. Der berechnete Vorschub

betrug 15 cm pro Tag.

Gehaltswerte und Gärparameter der Silagen

Durch den Gärprozess wurde in erster Linie der Zucker

(wasser­ und ethanollösliche Kohlenhydrate) abgebaut

(Tab. 3). In den Standardschnitzeln war nur noch rund

20 % des Zuckers vorhanden. Dies deckt sich mit Angaben

von Weber (2006) bei Silagen mit TS­Gehalten zwischen

19 und 32 % TS. Bei den Silagen mit höherem TS­Gehalt

wurde etwas weniger Zucker abgebaut; hier wurden

noch rund 40 % des Zuckers in den Silagen gefunden.

Die übrigen Nährstoffe waren in den Silagen leicht

höher als im Ausgangsmaterial, was auf den Zuckerab­

bau zurückzuführen ist. Der NEL­Gehalt lag im Durch­

schnitt 0,1 MJ/kg TS tiefer als im Ausgangsmaterial.

Wie bereits in früheren Versuchen (Wyss 2002) fest­

gestellt, war auch in dieser Untersuchung die Milchsäure­

bildung in den Pressschnitzeln mit den höheren TS­

Gehalten im Vergleich zu den tieferen TS­Gehalten

weniger stark, und dementsprechend wiesen diese Sila­

gen leicht höhere pH­Werte auf (Tab. 4). Die Essigsäure

war in allen Silagen recht tief. Buttersäure konnte nur in

Spuren nachgewiesen werden. Der Ammoniakanteil am

Gesamtstickstoff war gering. Alle Silage wiesen die maxi­

male Punktzahl – bewertet nach dem Schlüssel der DLG

(Deutsche Landwirtschafts­Gesellschaft) – auf. Dement­

sprechend waren alle Silagen von sehr guter Gärqualität.

Mikrobiologische Qualität der Silagen

Bezüglich der mikrobiologischen Qualität wiesen alle Sila­

gen eine sehr gute Qualität auf. Alle untersuchten Keim­

gruppen lagen nach der VDLUFA­Beurteilung (2012) im

Bereich der guten Qualität (Tab. 4). Die hohe Verdichtung,

die täglichen beziehungsweise wöchentlichen Entnahme­

mengen sowie die Tatsache, dass die Pressschnitzel im Win­

ter und Frühling bei tieferen Aussentemperaturen verfüt­

tert wurden, haben sicher zu diesem Ergebnis beigetragen.

Silierverfahren Balle Schlauchsilo Flachsilo

TS-Stufe Standard Hoch Standard Hoch Hoch

Anzahl Proben 4 4 4 6 4

TS % 27,4 30,7 25,0 34,4 35,3

Rohasche g/kg TS 99 94 74 78 81

Rohprotein g/kg TS 82 81 91 93 93

Rohfaser g/kg TS 185 188 180 181 182

ADF g/kg TS 222 224 222 217 214

NDF g/kg TS 389 392 417 411 393

Rohfett g/kg TS 15 15 12 13 12

WSC g/kg TS 25 36 28 51 31

ESC g/kg TS 22 34 16 42 26

NEL MJ/kg TS 6,9 7,0 7,1 7,1 7,1

APDE g/kg TS 97 97 102 102 102

APDN g/kg TS 54 54 60 62 62

TS: Trockensubstanz; ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; WSC: wasserlösliche Kohlenhydrate; ESC: ethanollösliche Kohlenhydrate; NEL: Netto-Energie Milch; APDE: Absorbier-

bares Protein im Darm, welches auf Grund der verfügbaren Energiemenge aufgebaut werden kann; APDN: Absorbierbares Protein im Darm, welches auf Grund des abgebauten

Rohproteins aufgebaut werden kann

Tab. 3 | Gehaltswerte der Silagen

Page 23: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf | Nutztiere

151Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014

Strategie der Zuckerfabriken

Aufgrund der positiven Ergebnisse der Studie planen die

Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld (ZAF) für die

Kampagne 2014, in einem ersten Schritt den TS­Gehalt

auf 28 % zu erhöhen. Die angestrebten 30 % TS sollen

erst in einem späteren Schritt umgesetzt werden. Dies

gibt den Fabriken einerseits Zeit, das Gewollte umzuset­

zen; andererseits können auch die Kunden schrittweise

Erfahrungen sammeln. Wann eine weitere Erhöhung der

TS erfolgen wird und in welcher Höhe, hängt deshalb

massgeblich von der Resonanz der Kunden und dem

technisch Machbaren in den Fabriken ab.

Die höhere Abpressung der Schnitzel ist für die ZAF

essentiell, da die Transportkosten in den letzten Jahren

angestiegen sind. Vor allem bei Pressschnitzeln, welche

Aerobe Stabilität der Silagen

Ein direkter Vergleich bezüglich der aeroben Stabilität ist

nur bei den Ballen möglich, da hier die Ballen gleichzeitig

geöffnet wurden. Dabei zeigte sich, dass die Silagen mit

dem höheren TS­Gehalt im Vergleich zu den Standard­

Pressschnitzeln (Tab. 4) sogar stabiler waren.

Auch bei den Pressschnitzeln aus dem Schlauchsilo bezie­

hungsweise Flachsilo waren diejenigen mit dem höheren

TS­Gehalt stabiler als jene mit dem tieferen TS­Gehalt. Bei

den einzelnen Entnahmeterminen zeigte sich, dass die

Stabilität etwas variierte. Zwischen den Proben oben und

unten gab es praktisch keine Unterschiede. Die Ergeb­

nisse bestätigen die Untersuchungen von Wyss (2002) und

Weber (2006), dass ein höherer TS­Gehalt nicht zu einer

verringerten aeroben Stabilität der Silagen führt.

Silierverfahren Balle Schlauchsilo Flachsilo

TS-Stufe Standard Hoch Standard Hoch Hoch

Proben n 4 4 4 6 4

TS % 27,4 30,7 25,0 34,4 35,3

pH 3,9 4,1 3,8 4,0 4,1

Milchsäure g/kg TS 60 38 80 59 45

Essigsäure g/kg TS 9 5 15 13 15

Propionsäure g/kg TS 0 0 0 0 0

Buttersäure g/kg TS 1 1 0 0 0

Ethanol g/kg TS 4 2 4 2 8

NH3-N/N tot % 3,4 3,2 3,6 3,1 2,6

DLG-Punkte 100 100 100 100 100

Bakterien1) log KBE/g 2,7 2,7 3,4 2,7 2,8

Bakterien2) log KBE/g 4,8 4,5 4,3 2,8 4,0

Bakterien3) log KBE/g 2,7 2,7 3,2 3,2 3,2

Schimmelpilze4) log KBE/g 2,2 2,2 1,1 1,5 2,3

Schimmelpilze5) log KBE/g 2,4 2,2 1,1 2,1 2,3

Schimmelpilze6) log KBE/g 2,2 2,2 1.1 1,5 2,3

Hefen7) log KBE/g 4,4 4,5 2,9 1,9 4,8

Aerobe Stabilität Tage 4,4 6,9 4,8 6,5 7,8

TS: Trockensubstanz; NH3-N/N tot.: Ammoniakstickstoff-Anteil am Gesamtstickstoff

KBE: koloniebildende Einheiten1)produktetypische Arten, gute Qualität < 5,6 log KBE/g2)Verderbniserreger, gute Qualität < 5,3 log KBE/g3)Streptomyceten, gute Qualität < 4,5 log KBE/g4)produktetypische Arten, gute Qualität < 3,7 log KBE/g5)Verderbniserreger, gute Qualität < 3,7 log KBE/g6)Mucoraceen, gute Qualität < 3,7 log KBE/g7)Hefen, gute Qualität < 6,0 log KBE/g

Tab. 4 | Gärparameter, mikrobiologische Qualität und aerobe Stabilität der Silagen

Page 24: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

152

Nutztiere | Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014

franko Bahn angeboten werden, kann durch diese Mass­

nahme eine Preiserhöhung pro kg TS vermieden werden.

Die Kosteneinsparungen werden von den Zuckerfabriken

möglichst weitergegeben. Die meisten Produkte werden

dadurch – bezogen auf die TS – sogar etwas günstiger.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Die Rohnährstoffgehalte der Standard­ und der

Pressschnitzel mit dem hohen TS­Gehalt waren im

Ausgangsmaterial sowie in den Silagen praktisch

identisch.

•• Die Pressschnitzel der Zuckerfabrik Frauenfeld wiesen

einen leicht höheren Rohaschegehalt und einen

dementsprechend leicht tieferen NEL­Gehalt im

Ausgangsmaterial und den Silagen auf als jene der

Zuckerfabrik Aarberg.

•• Beim Flachsilo konnten die trockenen Schnitzel gut

befahren beziehungsweise verdichtet werden. Auch

beim Schlauchsilo konnten die trockeneren Schnitzel

problemlos mit der Maschine eingefüllt werden.

•• Bezogen auf die TS wiesen die Schnitzel mit dem

höheren TS­Gehalt in den Ballen eine um 11 % und im

Schlauchsilo um 26 % höhere Verdichtung auf als die

Standard­Schnitzel.

•• Alle Silagen erreichten einen tiefen pH­Wert. Dieser

war bei den trockeneren Schnitzel leicht höher. Dass

bei höherem TS­Gehalt der pH­Wert weniger stark

absinkt, ist normal.

•• Nach der Entnahme und Lagerung bei Raumtempera­

tur (20 °C) erwärmten sich die Schnitzel nur langsam.

Die aerobe Stabilität war bei den trockeneren

Schnitzeln sogar leicht besser als bei den Standard­

Schnitzeln.

•• Bezüglich der mikrobiologischen Qualität (Bakterien,

Schimmelpilze und Hefen) wiesen alle Proben einen

geringen Keimbesatz und eine dementsprechend gute

Qualität auf. n

Page 25: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

153

Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf | Nutztiere

Ria

ssu

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Sum

mar

y

Sugar beet pulp with higher DM-

contents shows a good silage quality

Currently, pressed sugar-beet pulp is

delivered with a DM content of around

25 %. In future, sugar refineries hope

to press the pulp even harder, with a

view to reducing transported quanti-

ties. In the present study, we investi-

gated the influence of higher DM

content on silage quality and aerobic

stability in various silage methods. To

this end, pressed pulp with 25 % and

34 % DM was ensiled in large bales, in

a large plastic bag, and in a bunker

silo. Several samples were taken

during feed-out. The crude nutrients of

the standard pulp and of the pressed

pulp with the higher DM content were

practically identical in both the basic

raw material and in the silages. Small

differences were observed in the raw

material of the two sugar refineries.

The pulp that was pressed harder

exhibited higher DM density and

better aerobic stability than the

standard pulp. All silages were

characterised by both good fermenta-

tion quality and good microbiological

quality.

Keywords: sugar beet pulp, silage,

DM-content, fermentation quality,

aerobic stability.

Influsso del tenore di SS della polpa

pressata sulla qualità e sulla stabilità

aerobica degli insilati

Al momento la polpa pressata è

distribuita con tenori di SS di circa il

25 per cento. In futuro gli zuccherifici

intendono pressare maggiormente la

polpa per ridurre i volumi di trasporto.

Nelle presenti rilevazioni è stato analiz-

zato quale influsso hanno maggiori

tenori di SS dei diversi sistemi d'insila-

mento sulla qualità e sulla stabilità

aerobica degli insilati. La polpa

pressata è stata insilata con il 25 e il

34 per cento di SS in balle, silo con

pompa e silo a fondo piatto e durante

il rilevamento sono stati prelevati

regolarmente dei campioni.Le sostanze nutritive grezze della

polpa standard e di quella pressata

con un elevato tenore di SS erano

praticamente identiche nel materiale

di base e negli insilati. Vi erano lievi

differenze nel materiale di entrambi

gli zuccherifici.

La polpa maggiormente pressata

presentava una densità di SS maggiore

e una migliore stabilità aerobica

rispetto alla polpa standard. Tutti gli

insilati sono caratterizzati da una

buona qualità fermentativa e da una

buona qualità microbiologica.

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014

Literatur ▪ Hollaus F., Braunsteiner W. & Kubadinow N., 1983. Beiträge zur Aufklä-rung mikrobiologischer und chemischer Zusammenhänge bei der Press-schnitzelsilierung. 1. Mitteilung: Untersuchungen über Mikroorganismen in Pressschnitzeln. Zuckerindustrie 108 (11), 1049–1058.

▪ VDLUFA, 2012. Keimgehalte an Bakterien, Hefen, Schimmel- und Schwär-zepilzen. Methodenbuch III, Die chemische Untersuchung von Futtermit-teln, 8. Ergänzungslieferung 2012.

▪ Weber U., 2006. Untersuchungen zur Silierung von Zuckerrübenpress-schnitzeln in Folienschläuchen. Dissertation der landwirtschaftlich- gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin, 153 Seiten.

▪ Wyss U., 2002. Pressschnitzel und Silagequalität. Agrarforschung 9 (11+12), 512–517.

Page 26: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

154 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 154–157, 2014

pro Jahr gestiegen. Dabei verzeichnete im Verhältnis

zum Gesamtbestand an Equiden der Anteil «andere

Equiden» – also Ponys, Kleinpferde, Esel, Maultiere und

Maulesel – ein höheres Wachstum (Abb. 2).

Knapp zwei Drittel (64 %) der Equiden sind in Betrie­

ben der Westschweiz und den deutschsprachigen Teilen

des Mittellandes untergebracht. Diesen Gebieten kommt

somit eine hohe Bedeutung als wichtige Zentren der

Schweizer Pferdebranche zu. Gesamtschweizerisch wer­

den 9,8 Equiden pro km2 LN (Landwirtschaftliche Nutz­

fläche) beziehungsweise 12,8 Equiden je 1000 Einwoh­

ner gehalten.

Drei Viertel aller Equiden in der Schweiz sind in Land­

wirtschaftsbetrieben untergebracht. Der Pferdehaltung

kommt deshalb vor allem im ländlichen Raum eine wich­

tige Bedeutung zu. Seit 2011 werden Betriebe, welche

Equiden halten, aber über zu wenig LN verfügen, in den

Statistiken des BFS nicht mehr als landwirtschaftliche

Betriebe ausgewiesen (Bencheikh, 2013). Die Zahl der in

Landwirtschaftsbetrieben gehaltenen Equiden ist zwi­

schen 2002 und 2012 dennoch um 21 % von 64 445 auf

78 171 Tiere gestiegen. Insgesamt hält jeder fünfte nutz­

tierhaltende Betrieb auch Equiden. Etwa die Hälfte aller

auf Landwirtschaftsbetrieben stehenden Equiden wer­

den in der Talzone und auf Betrieben unter 20 ha gehal­

ten. Während der letzten zehn Jahre verzeichneten

jedoch vor allem die grossen Betriebe von 20 ha oder

mehr eine Zunahme des Bestandes. Im Jahr 2012 lag die

Gesamtsumme der Direktzahlungen für Pferde und für

von Pferden genutzte Flächen bei rund 65–70 Millionen

Franken.

Der benötigte Flächenbedarf für einen durchschnitt­

lichen Equiden (0,58 GVE) für die Raufutter­, Kraftfutter­

und Strohproduktion sowie die Auslaufflächen beträgt

0,5 ha in der Talzone. Der Flächenbedarf je Tier steigt

von Zone zu Zone in Abhängigkeit des Ertragspotenzials

der Futterflächen stetig an. Die Futtermittelimporte

konnten – in Unkenntnis der den Equiden anzurechnen­

den Quantitäten – nicht in der Kalkulation berücksich­

tigt werden.

Die neue Studie «Wirtschafts-, gesellschafts- und umwelt-

politische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz – Stand

2013» des Schweizerischen Nationalgestüts von Agro-

scope liefert interessante Zahlen zur Pferdebranche

Schweiz. Obwohl die Pferdebranche in den letzten Jah-

ren insbesondere aufgrund verschiedener gesetzlicher

Anpassungen immer wieder stark gefordert wurde,

nimmt die Anzahl Pferde, Ponys und Esel in der Schweiz

weiter zu.

Entwicklung des Equidenbestandes

Ende 2012 zählte das Bundesamt für Statistik BFS insge­

samt 103010 Equiden (Pferde, Ponys und Kleinpferde,

Esel, Maultiere und Maulesel). Der Equidenbestand ist

somit während der letzten zehn Jahren im Mittel um 4 %

Die Schweizer Pferdebranche

Lea Schmidlin1, Iris Bachmann1, Sandra Flierl1, Anja Schwarz2, Andreas Roesch2,

Stefan Rieder1 und Ruedi von Niederhäusern1

1Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, Schweizerisches Nationalgestüt, 1580 Avenches, Schweiz2Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8356 Tänikon, Schweiz

Auskunft: Ruedi von Niederhäusern, E-Mail: [email protected]

K u r z b e r i c h t

Abb. 1 | Bislang war es aufgrund der fehlenden Registrations-pflicht kaum möglich, genauere Aussagen über die Struktur des Schweizer Equidenbestandes zu machen. Seit 2011 müssen nun alle Equiden auf der zentralen Tierverkehrsdatenbank TVD gemeldet werden. (Foto: Agroscope – Schweizerisches Nationalgestüt)

Page 27: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Die Schweizer Pferdebranche | Kurzbericht

155Agrarforschung Schweiz 5 (4): 154–157, 2014

Zusammensetzung des Equidenbestandes

Insgesamt waren in der Tierverkehrsdatendank TVD per

Ende 2012 mehr als 150 verschiedene Rassen registriert.

Der grösste Teil der Schweizer Equiden sind Warmblüter

(40 %). Bei den Warmblütern gibt es insgesamt rund

15 000 (36 %) Schweizer Tiere. Auch die Freiberger

machen mit rund 22 000 beziehungsweise rund einem

Fünftel aller Equiden einen grossen Anteil der Schweizer

Equidenpopulation aus. Bei den Ponys (23 %) sind insbe­

sondere die Shetlandponys stark vertreten (rund 6800

Tiere bzw. 28 % der Ponys).

In der Schweiz sind 81 % der Equiden älter als

drei Jahre. Dies macht ein Jungpferd auf vier erwach­

sene Pferde. Bei einem erfassten Gesamtbestand von

103 010 Equiden (BFS 2012) ergibt dies einen Bestand

an mindestens vier Jahre alten Equiden von insgesamt

83 438. Der Altersdurchschnitt der gesamten registrier­

ten Schweizer Equidenpopulation liegt bei 10,6 Jahren.

Bereits ein Drittel der Schweizer Equiden sind 15­jährig

und älter. Die bislang verfügbaren Daten der TVD zei­

gen ein durchschnittliches Abgangsalter von 15,5 Jah­

ren. Geht man von einer ersten regelmässigen Nut­

zung der Equiden im Alter von drei Jahren aus, beträgt

die durchschnittliche Nutzungsdauer 12,5 Jahre.

Bei den Equiden muss in der TVD deklariert werden,

ob es sich um ein Nutz­ oder ein Heimtier handelt. Bei

Heimtieren entfällt die Pflicht, ein Behandlungsjournal

zu führen; dafür dürfen diese Tiere nicht in die Lebens­

mittelkette gelangen. Der Anteil der als Heimtier dekla­

rierten Equiden hat von 33 % im Jahr 2011 auf 38 % im

Jahr 2012 zugenommen. Die Ursache dieser Verschie­

bung dürfte darin liegen, dass im Startjahr der Equiden­

registrierung primär die auf Landwirtschaftsbetrieben

stehenden Equiden registriert und als Heimtier dekla­

rierte Equiden hauptsächlich gegen Ende der Über­

gangsfrist erfasst wurden (TVD 2012).

Equidenhaltung

Das Bundesamt für Statistik zählte 2012 insgesamt 17 454

equidenhaltende Betriebe, davon sind 65 % landwirt­

schaftliche Betriebe. Im Schweizer Durchschnitt werden

5,9 Equiden pro Betrieb gehalten. In der Tierverkehrs­

datenbank waren per Ende 2012 erst 12532 equidenhal­

tende Betriebe registriert. Demnach waren zu diesem

Zeitpunkt rund 5000 Betriebe noch nicht gemeldet. Von

den auf der TVD gemeldeten Betrieben halten 44 % aus­

schliesslich eigene Equiden, 56 % halten auch fremde

Tiere (Pensions­ und Aufzuchtställe).

Pferdemarkt

Die Equidenimporte sind in den letzten zehn Jahren um

43 % gestiegen. Zwar haben im selben Zeitraum auch

die Equidenexporte zugenommen, seit 2009 sinken die

Exportzahlen jedoch kontinuierlich. Die Ausfuhr von

Equiden wird insbesondere durch die hohe Mehrwert­

steuer von gegen 20 % und zusätzlichen Zollabgaben

erschwert. Die in die Schweiz eingeführten Pferde,

Ponies und Esel stammen vorwiegend aus Deutschland

(48 %) und Frankreich (23 %).

Verwendung von EquidenIn der Schweiz werden die meisten Equiden für Freizeit­,

Sport­ und Zuchtzwecke gehalten. Analog verhält es

sich mit der Pferdehaltung in unserem europäischen

Umfeld. Je nach Land gibt es allerdings auch Nutzungs­

unterschiede. So scheinen in Frankreich seit einiger Zeit

Equiden wieder vermehrt für diverse landwirtschaftli­

che und kommunale Arbeiten eingesetzt zu werden.

Dieser Trend wird auch in der Schweiz aufgenommen.

Eine immer wichtigere Rolle kommt den Equiden im

Bereich diverser Therapieformen zu.

Die Pferdezucht war während den letzten Jahren

besonders stark von verschiedenen gesetzlichen Anpas­

sungen betroffen. Das liberalere Umfeld und die damit

verbundene Zunahme der Importe, die steigenden Kos­

ten und die Neuerungen in der Tierzuchtverordnung

führten insgesamt zu einer tieferen Anzahl der aner­

kannten Zuchtorganisationen sowie zu einer Abnahme

der Geburtenzahlen. So hat die Zahl der in der Schweiz

0

20000

40000

60000

80000

100000

120000

Total Pferde andere Equiden

2002

2012

Abb. 2 | Entwicklung der Gesamtzahl der Equiden in der Schweiz zwischen 2002 und 2012. (Quelle: BFS 2012, landwirtschaftliche Strukturerhebung)

Page 28: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Kurzbericht | Die Schweizer Pferdebranche

156 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 154–157, 2014

geborenen und durch die einzelnen Zuchtorganisatio­

nen registrierten Fohlen während der letzten zehn

Jahre um 18 % abgenommen. Im genannten Zeitraum

sank auch der Anteil der beim Schweizerischen Verband

für Pferdesport (SVPS) neu eingetragen inländischen

Pferde von 38 % auf 29 %. Somit stammt noch knapp

ein Drittel der Neueinträge aus Schweizer Zucht. Die

züchterisch bedeutendste Schweizer Pferderasse ist

nach wie vor der Freiberger mit fast 60 % der Geburten.

Im Jahr 2012 betrugen die Beiträge an die Pferde­

zucht 2 027 700 Franken. Dies entspricht 5,9 % des ge­

samten Tierzuchtbudgets. Seit 2001 gibt es Beiträge für

die Erhaltung der Freibergerrasse. 2012 wurden insge­

samt 900 000 Franken für 2250 Freibergerstuten ausbe­

zahlt.

Der Pferdesport ist mit einem Anteil von 80 % überwie­

gend ein Frauensport. 64 % der Personen, welche in der

Schweiz Pferdesport ausüben, tun dies nicht­organisiert,

das heisst ohne Mitglied in einem Verein oder einer fes­

ten Gruppe zu sein (Lamprecht et al. 2009). Betrachtet

man die Aktivsportlerinnen und ­sportler des SVPS fällt

auf, dass sich immer mehr junge Personen für den Pfer­

desport interessieren. Der Anteil Lizenzen, welche an

Personen im Alter von unter 26 Jahren vergeben wur­

den, stieg während den letzten zehn Jahren stetig an.

Die sozioökonomische Bedeutung des Pferdes

Durch die Aktivitäten rund um das Pferd werden Arbeits­

plätze für Reitzentren, Unterricht, Pferdetourismus,

Zucht, Pferderennbahnen, Pferdehandel, Berufsfach­

leute der Pferdebranche, Hippotherapie, Sattlerei, Huf­

schmiede, Geschäfte für Reitartikel, Pferdefutter, Tier­

ärzte, Pferdemetzgereien usw. geschaffen. In der

Landwirtschaft schafft das Pferd vor allem Arbeitsplätze

im Bereich der Pferdepension. Für das Jahr 2012 wurden

rund 12 900 Vollzeitstellen berechnet, welche direkt

oder indirekt im Zusammenhang mit der Pferdebranche

stehen. Dabei wird angenommen, dass sich pro acht

Pferde etwa ein Arbeitsplatz ergibt. Der Umsatz wird

auf 1,91 Milliarden Franken geschätzt.

Im Laufe der letzten Jahre hat die Pensionspferde­

haltung insbesondere für landwirtschaftliche Betriebe

zunehmend an Bedeutung gewonnen. Bislang existier­

ten für die Haltung von Pensionspferden in der Schweiz

keine Vollkostenberechnungen, weshalb eine Beurtei­

lung der Wirtschaftlichkeit bis dato kaum möglich war.

Anhand von Fallbeispielen haben nun das Institut für

Nachhaltigkeitswissenschaften (früher Forschungsan­

stalt Agroscope Reckenholz­Tänikon ART) und das

Schweizerische Nationalgestüt SNG den Betriebszweig

Pensionspferdehaltung für Gruppen­ und Einzelhal­

tungsbetriebe analysiert. Insgesamt zeigte sich die Grup­

penhaltung anhand der Untersuchungen wirtschaftli­

cher als die Einzelhaltung. Vor allem die beiden

Kostenpositionen Arbeit sowie Gebäude und Einrichtun­

gen nahmen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis

des Betriebszweigs Pensionspferdehaltung1.

Die Rolle des Pferdes in unserer Gesellschaft hat sich

während der letzten Jahrzehnte stark gewandelt. Einst

Nutztier in der Landwirtschaft und in der Armee, wird

1Siehe auch ART-Bericht 771, http://www.agroscope.admin.ch/haras/06556/index.html?lang=de

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

4000

4500

5000

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Importe

Exporte

Abb. 3 | Entwicklung der Equidenimporte und -exporte zwischen 2002 und 2012. (Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung EZV 2012)

Page 29: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Die Schweizer Pferdebranche | Kurzbericht

157Agrarforschung Schweiz 5 (4): 154–157, 2014

Insgesamt erreichten alle untersuchten Betriebe mehr­

heitlich den tendenziell nachhaltigen Bereich. Vor allem

Betriebe, welche die Milchwirtschaft zugunsten der Pen­

sionspferdehaltung aufgegeben haben, gaben an, im

sozialen Bereich einen Mehrwert erhalten zu haben.

Diesen Mehrwert bildeten in erster Linie die flexibleren

Arbeitszeiten. Der Zeitanspruch durch die Kundenbe­

treuung war im Betriebszweig Pferdehaltung hingegen

höher als bei anderen Betriebszweigen.

Ausblick

Dank der eingeführten Registrationspflicht für Equiden

wird es in Zukunft möglich sein, die Entwicklung der

Schweizer Pferdebranche genauer zu beobachten und

zu analysieren. Daraus können wiederum wertvolle Hin­

weise und Tendenzen für die einzelnen, zahlreichen

Akteure der Pferdebranche abgeleitet werden. Insbe­

sondere durch die teilweise widersprüchlichen Ziele der

verschiedenen Gesetzgebungen entstehen gewisse Ein­

schränkungen und Herausforderungen, denen sich die

Pferdebranche in Zukunft zwingend stellen muss. Die

Schweizer Pferdebranche wird unter Berücksichtigung

der aktuellen sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und

ökologischen Situation Lösungen und Strategien entwi­

ckeln müssen, damit der Platz des Pferdes und der mit

ihm zusammenhängenden Tätigkeiten auch in Zukunft

gesichert bleibt. n

das Pferd heute in erster Linie als Freizeitpartner gehal­

ten. Mit diesem Wandel ging auch eine Veränderung der

an die Pferdehaltung gestellten Ansprüche einher. Dies

macht sich vor allem in diversen Anpassungen verschie­

dener Gesetzgebungen bemerkbar.

Auch die Frage nach der Nachhaltigkeit der Pferde­

branche hat unter den heutigen Rahmenbedingungen

an Bedeutung gewonnen. Bislang wurden an der Hoch­

schule für Agrar­, Forst­ und Lebensmittelwissenschaften

(HAFL) 27 pferdehaltende Betriebe in der Landwirt­

schaftszone mit RISE analysiert. Das Modell RISE ist ein

von der HAFL entwickeltes Tool und ermöglicht die

Erfassung der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher

Betriebe. Es folgt einem ganzheitlichen Ansatz und

berücksichtigt im Gegensatz zu vielen anderen Bera­

tungsinstrumenten neben den ökologischen und ökono­

mischen auch die sozialen Aspekte der Landwirtschaft.

Die untersuchten pferdehaltenden Betriebe waren

im Allgemeinen stark grünlandbasiert, woraus ein ver­

gleichsweise geringer Dieselverbrauch und ein geringes

Risiko der Bodendegradation durch Erosion, Schadver­

dichtung oder Humuszehrung resultierten. Eine grosse

Stärke von Betrieben mit Pensionspferdehaltung ist die

Stabilität betreffend regelmässigem Einkommen auf­

grund der normalerweise monatlich bezahlten Pensions­

gelder. So sind Liquiditätsengpässe weniger wahrschein­

lich als etwa beim reinen Ackerbaubetrieb. Zudem

stammt das Einkommen bei Pensionsbetrieben in der

Regel von sehr vielen verschiedenen Kunden bezie­

hungsweise Pferdebesitzer, was zusätzliche Sicherheit

garantiert.

Literatur ▪ Bencheikh M., 2013. Persönliche Mitteilung, Mamoun Bencheikh, Bundesamt für Statistik, Neuenburg, [30. Okt. 2013].

▪ BFS 2012. Landwirtschaftliche Strukturerhebung, Bundesamt für Statistik. ▪ EZV 2012. Equidenimporte und -exporte, eidgenössische Zollverwaltung. ▪ Lamprecht M., Fischer A., Stamm H., 2009. Factsheets Sportarten, Obser-vatorium Sport und Bewegung Schweiz. Zugang:http://www.baspo. admin.ch/internet/baspo/de/home/dokumentation.parsys.0001121.downloadList.14431.DownloadFile.tmp/dfactsheetssportar-ten2008screen.pdf, [22. Oktober 2013].

▪ TVD 2012. Datenabfragen Equiden, Tierverkehrsdatenbank, betrieben durch die Identitas AG.

▪ Vollständiger Bericht «Wirtschafts-, Gesellschafts- und Umweltpolitische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz – Stand 2013». Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/haras/00343/index.html?lang=de.

Abb. 4 | Die Pensionspferdehaltung bietet zahlreichen Landwirten eine rentable Möglichkeit zur Diversifizierung ihrer Betriebe. (Foto: Agroscope – Schweizerisches Nationalgestüt)

Page 30: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

158 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 158–161, 2014

(Knapp et al. 2014). Aufgrund des zunehmenden

Bewusstseins für eine gesunde Ernährung und aufgrund

ändernder Umweltbedingungen könnte die Bedeutung

dieser Kultur künftig weiter zunehmen. Zwischen 2001

und 2011 wurden jährlich zwischen 2700 und 5400 t

Hirse in die Schweiz eingeführt, was bei einem mittleren

Flächenertrag von 25 dt/ha (Ertragserwartung unter Bio­

bedingungen in der Schweiz) einer Anbaufläche von

1000 bis 2200 ha entspricht. Aufgrund der tiefen Import­

preise beschränkt sich der inländische Anbau momentan

aber fast ausschliesslich auf den Biolandbau. Im Jahr

2013 haben in der Schweiz 20 Bio­Produzenten auf einer

Fläche von 26 ha Rispenhirse angebaut.

Wie bei anderen Ackerkulturen ist die erfolgreiche

Regulierung der Begleitflora auch bei der Rispenhirse

für  einen erfolgreichen Anbau zentral. Aktuell sind in

der Schweiz keine Herbizide im Rispenhirseanbau zuge­

lassen. Zudem äusserte die Praxis das Bedürfnis nach

mehr Informationen zur mechanischen Regulierung der

Begleitflora. Nachdem in einem vorhergehenden Artikel

die Stickstoffwirkung auf Ertrag und Nährstoffe beschrie­

ben wurde (Knapp et al. 2014), werden in diesem Artikel

nun die Ergebnisse von mehrjährigen Versuchen vorge­

stellt, in denen die Wirkung verschiedener Verfahren auf

die Begleitflora und auf die Kornerträge untersucht

wurde.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Die Versuche wurden auf zertifizierten Knospe­Betrie­

ben in Dietikon (2010), Sulzbach (2011), Seebach (2010

und 2012) und Schlieren (2012) durchgeführt. Die Saat­

dichte betrug 500 keimfähige Körner/m2 bei einem

Reihenabstand von 18  cm. Die Parzellenfläche betrug

21 m2 und die Düngung wurde betriebsüblich durchge­

führt (Biorga Quick 12 % oder Hofdünger, insgesamt

60 kg N/ha). Die Versuche wurden als 2­faktorielle ran­

domisierte komplette Blockanlage mit vier Wiederho­

lungen angelegt. Erster Faktor: die zwei russischen

Sorten Quartett und Krupnoskoroje, die in der Schweiz

seit 2006 durch die Sativa­Genossenschaft (Rheinau)

vermehrt und für die Vertragsproduktion mit der Bio­

Fundierte Empfehlungen zur mechanischen Regulierung

der Begleitflora im Rispenhirseanbau sind rar. Basierend

auf mehrjährigen Versuchen kann nun gezeigt werden,

dass der Einsatz der Hacke nicht nur die Begleitflora

erfolgreich reduziert, sondern bei einem zweimaligen

Einsatz auch zu einer Ertragsverbesserung führt.

Rispenhirse – eine interessante Alternative

Rispenhirse wurde in der Schweiz und auch in anderen

mitteleuropäischen Ländern bereits in der späten Jung­

steinzeit angebaut (Miedaner und Longin 2012). Obwohl

die Rispenhirse unter anderem aufgrund der Ausdeh­

nung des Kartoffelanbaus und der Abschaffung des

Breis in der täglichen Ernährung aus dem Anbau ver­

drängt wurde, war vor allem der hohe Arbeitsaufwand

zur Regulierung der Unkräuter für diese Verdrängung

entscheidend (Miedaner und Longin 2012). Mittlerweile

ist die Rispenhirse wieder zu einer interessanten Alter­

native für die Fruchtfolgen im Bioackerbau geworden

Mechanische Regulierung der Begleitflora bei RispenhirseRosalie Aebi, Samuel Knapp und Jürg Hiltbrunner

Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8046 Zürich, Schweiz

Auskünfte: Jürg Hiltbrunner, E-Mail: [email protected]

Die Rispenhirse ist eine interessante Alternative für die Frucht-folgen im Bioackerbau, im frühen Stadium aber reagiert sie empfindlich auf die Einwirkung des Striegels. (Foto: Jürg Hiltbrunner, Agroscope)

K u r z b e r i c h t

Page 31: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Mechanische Regulierung der Begleitflora bei Rispenhirse | Kurzbericht

159Agrarforschung Schweiz 5 (4): 158–161, 2014

farm­Genossenschaft (Kleindietwil) empfohlen werden.

Zweiter Faktor: vier verschiedene Unkrautregulierungs­

Verfahren im Vergleich zu einem unbehandelten Kont­

rollverfahren (Tab. 1). Die Eingriffe wurden zu zwei ver­

schiedenen Entwicklungsstadien durchgeführt: Der erste

erfolgte im 3­ bis 4­Blattstadium und der zweite im 6­ bis

8­Blattstadium. Die Verfahren mit der Rotorhacke wur­

den aufgrund ihrer ungenügenden Wirkung nur in den

Jahren 2010 und 2011 getestet. 2012 wurde dafür ein

einmaliger Striegel­ sowie ein einmaliger Hack­Durch­

gang im frühen Stadium getestet. Vor und nach jedem

Eingriff wurde der Bodenbedeckungsgrad der Begleitar­

ten in Prozent geschätzt, und bei der Ernte wurde der

Kornertrag erfasst.

Wirkung auf die Begleitarten und den Hirseertrag

Aufgrund der fehlenden Wechselwirkung zwischen den

beiden geprüften Sorten und den Verfahren in der Vari­

anzanalyse darf angenommen werden, dass beide Sor­

ten in gleicher Weise auf die Verfahren reagieren. Aus

diesem Grund werden alle Daten als Mittelwerte beider

Sorten präsentiert. Der Bodenbedeckungsgrad der

Begleitarten in den verschiedenen Jahren war sehr

unterschiedlich und insbesondere am Standort Sulzbach

und in Schlieren sehr hoch (Tab. 2). Ebenfalls variierten

die Erträge stark zwischen den Versuchen: Mit 31,2 dt/ha

konnte am Standort Seebach ein sehr guter und am

Standort Schlieren mit 10,2 dt/ha ein unbefriedigender

Ertrag erzielt werden. Die am Standort Schlieren schwie­

rigen Standort­ und Witterungsbedingungen sind auch

im hohen Variationskoeffizient ersichtlich.

Ein früher Eingriff mit der Hacke (H) hat den Unkraut­

druck stärker verringert als die Rotorhacke (R) und der

Striegel (S) (Abb.1 A). Durch den zweiten Eingriff konnte

mit dem Einsatz der Hacke gegenüber den Verfahren,

bei denen kein zweiter Eingriff vorgenommen wurde,

der Bodenbedeckungsgrad nochmals reduziert werden.

Die Wirkung war dabei grösser, wenn im ersten Durch­

gang der Striegel eingesetzt wurde. Im Mittel über alle

Versuche konnte mit den Verfahren SH und HH der

Bodenbedeckungsgrad der Begleitarten am wirksams­

ten reduziert werden (Abb.1 A und B). Obwohl der

Unkrautdruck an den Standorten sehr unterschiedlich

war (Tab. 1), waren die Effekte der verschiedenen Ver­

fahren auf den Bodenbedeckungsgrad der Unkräuter

nach dem zweiten Eingriff in allen Versuchen signifikant

(p < 0,001). Diese Unterschiede beim Bodenbedeckungs­

grad wirkten sich aber nicht im gleichen Masse auf den

Kornertrag aus. Lediglich für das Verfahren mit zweima­

ligem Einsatz der Hacke konnte eine signifikante Verbes­

serung des Ertrags festgestellt werden (Abb. 2). Daraus

wird abgeleitet, dass eine reduzierende Wirkung des

Verfahren1. Eingriff

(3–4-Blattstadium)2. Eingriff

(6–8-Blattstadium)Anzahl

Versuche

Kontrolle (KO) – – 5

Rotorhacke (R), – Rotorhacke – 3

Striegel, Rotorhacke (SR) Striegel Rotorhacke 3

Striegel, Hacke (SH) Striegel Hacke 5

Hacke, Hacke (HH) Hacke Hacke 5

Striegel (S), – Striegel – 2

Hacke (H), – Hacke – 2

Tab. 1 | Übersicht der untersuchten Verfahren zur mechanischen Regulierung der Begleitflora der Rispenhirse

Standort JahrMittlerer Kornertrag V.K.

Mittlerer Bodenbedeckungsgrad

der Begleitarten

(dt/ha) (%) (%)

Seebach 2010 n.e.* – 10,0

Dietikon 2010 21,0 8,9 9,1

Sulzbach 2011 22,3 14,5 28,0

Seebach 2012 31,2 10,7 13,0

Schlieren 2012 10,6 46,5 22,4

Tab. 2 | Mittlerer Kornertrag (dt/ha mit 14 % H2O) und mittlerer Bodenbedeckungsgrad der Begleitarten nach dem zweiten Eingriff im Mittel über alle Verfahren in den Versuchen der Jahre 2010 bis 2012. V.K. = Variationskoeffizient

*nicht erhoben

Page 32: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Kurzbericht | Mechanische Regulierung der Begleitflora bei Rispenhirse

160 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 158–161, 2014

Striegels auf die Begleitarten im frühen Stadium mög­

lich ist, der Striegel aber aufgrund der ausbleibenden

ertragssteigernden Wirkung die Rispenhirse negativ

beeinflusst hat (Zillger und Buchmann 2012).

Dank der Versuche im Jahr 2012 kann die Wirkung

der Hacke im zweiten Durchgang beurteilt werden, je

nachdem ob beim ersten Durchgang entweder die Hacke

oder der Striegel eingesetzt wurde. Es ist zu erkennen,

dass der erste Eingriff keine Wirkung auf den Ertrag

hatte (Abb. 3). Der Einsatz der Hacke im zweiten Durch­

gang hatte nur dann eine Wirkung auf den Ertrag, wenn

schon beim ersten Eingriff gehackt wurde. Der Hack­

durchgang nach einem erstmaligen Striegeln führte hin­

gegen zu keiner Ertragsverbesserung, zeigte aber eine

gute Wirkung auf die Begleitflora (Abb. 1). Dadurch

kann die Samenproduktion und der ­eintrag in den

Boden reduziert werden, weshalb ein solcher Einsatz

trotzdem längerfristig lohnend sein kann.

An drei der vier Standorte konnte eine ertragsmin­

dernde Wirkung durch einen erhöhten Bodenbe­

deckungsgrad der Begleitarten beobachtet werden

(Abb. 4). Wie beim Striegeleinsatz kann jedoch auch der

Einsatz des Hackgeräts zu einer Schädigung der Pflanzen

führen. Vor allem, wenn im frühen Stadium der Boden

zu nahe an die Pflanzen hin bearbeitet wird und dadurch

die Wurzeln geschädigt werden.

Im Vergleich zu anderen bedeutenden Ackerkultu­

ren wie dem Mais weist die Rispenhirse eine langsame

Jugendentwicklung auf und ist von kurzem Wuchs. Des­

halb ist eine gute Bestandesführung für eine gute

Jugendentwicklung und Konkurrenzkraft notwendig. In

diesen Versuchen wurde die Rispenhirse in allen Verfah­

ren in einem Reihenabstand von 18 cm gesät und ein für

dieses Anbausystem passendes Hackgerät verwendet, da

bei einem für das Hacken üblichen weiteren Reihenab­

stand wegen des verstärkten Lichtangebots eine zu

Abb. 1 | Bodenbedeckungsgrad (%) der Begleitarten, gemittelt über die beiden Sorten Krupnoskoroje und Quartett vor (V) beziehungsweise nach (N) dem ersten (1) beziehungsweise zweiten (2) Eingriff. (A) Mittelwer-te über die drei Versuche der Jahre 2010 und 2011, (B) Mittelwerte über die zwei Versuche des Jahres 2012.

Abb. 2 | Mittlerer Kornertrag (dt/ha mit 14 % H2O) der beiden Rispenhirsesorten Krupnoskoroje und Quartett bei verschiedenen Unkrautregulierungsverfahren. (A) Mittelwerte der Versuche der Jahre 2010 und 2011, (B) Mittelwerte der Versuche im Jahr 2012. Verfahren, die mit dem selben Buchstaben versehen sind, sind nicht signifikant voneinander verschieden (LSD-Test, α = 0,05).

Ertra

g (d

t/ha)

05

1015

2025

30

KO R SR SH HH

b b b ab

a

05

1015

2025

30

KO S H SH HH

bab b b

a

(A) (B)

KO: Kontrolle

R: Rotorhacke

SR: Striegel, Rotorhacke

SH: Striegel, Hacke

HH: Hacke, Hacke

S: Striegel

H: Hacke

010

2030

40

Zeitpunkt

Bode

nbed

ecku

ng U

nkra

ut (%

)

V1 N1 V2 N2

KORSRSHHH

010

2030

40

ZeitpunktV1 N1 V2 N2

KOSHSHHH

(A) (B)

KO: Kontrolle

R: Rotorhacke

SR: Striegel, Rotorhacke

SH: Striegel, Hacke

HH: Hacke, Hacke

S: Striegel

H: Hacke

Page 33: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Mechanische Regulierung der Begleitflora bei Rispenhirse | Kurzbericht

161Agrarforschung Schweiz 5 (4): 158–161, 2014

starke Konkurrenz durch die Begleitarten befürchtet

wurde. Weil in der Praxis aber häufig Hackgeräte für

einen weiteren Reihenabstand eingesetzt werden, sollte

der Anbau von Rispenhirse im weiteren Reihenabstand

untersucht werden.

Lohnt sich ein Eingriff?

Werden für ein zweimaliges Hacken Kosten von

307  CHF/ha angesetzt, müsste bei einem Produzenten­

preis von 170 CHF/dt Rohhirse ein Mehrertrag von

1,8  dt/ha erzielt werden, damit dieses Verfahren wirt­

schaftlich interessant ist. Dies wurde in allen vier geern­

teten Versuchen erreicht. Unabhängig davon sind aber

auch die folgenden beiden Effekte zu berücksichtigen:

die Reduktion des Anteils von Unkrautsamen im Ernte­

gut sowie das Verhindern eines übermässigen Eintrages

von zusätzlichen Samen in den Samenvorrat des Boden.

Im Zusammenhang mit der Regulierung der Begleitflora

kann für Rispenhirse aus ökonomischer und pflanzen­

baulicher Sichtweise folgende Zusammenfassung gege­

ben werden: So viel wie nötig (Reduktion des Unkraut­

drucks und Anstieg des Samenvorrates im Boden) und

so wenig wie möglich (Aufwand und mögliche Schädi­

gung der Rispenhirse).

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Aufgrund der geringen Konkurrenzkraft in der Jugend­

entwicklung kommt der erfolgreichen Regulierung der

Begleitflora im Rispenhirseanbau eine zentrale Bedeu­

tung zu. Mit einem Einsatz der Hacke im 3­ bis 4­Blatt­

stadium und im 6­ bis 8­Blattstadium kann sowohl der

Unkrautdruck erfolgreich reduziert als auch eine posi­

tive Wirkung auf den Kornertrag erzielt werden. Grund­

sätzlich gilt es aber, der Rispenhirse in der Jugendent­

wicklung günstige Bedingungen zu schaffen, damit sie

sich möglichst rasch entwickeln kann. n

Literatur ▪ Knapp S., Aebi R. & Hiltbrunner J., 2014. Wie die Rispenhirse auf Stick-stoff reagiert. Agrarforschung Schweiz 5 (3), 118–121.

▪ Miedaner T. & Longin F., 2012. Unterschätzte Getreidearten. Einkorn, Em-mer, Dinkel & Co., Agrimedia, Erling Verlag GmbH & Co. KG, Clenze. 136 S.

▪ Zillger C. & Buchmann I., 2012. Rispenhirse – alte Kulturpflanze neu ent-deckt. Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz. 7 S. Zugang: http://www.oekolandbau.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/ALL/B54AEF7A31BBDCB9C1257BD3003BF909/$FILE/Artikel_Hir-se_2012.pdf [24.1.2014].

Dank

Wir danken der Stiftung Hauser (Weggis) und BioSuisse für die finanzielle Unter-stützung sowie den Familien Spahn, Weidmann, Huber und Götsch für die gute Zusammenarbeit und Alexander Zorn für die Berechnung der Maschinenkosten.

KO (21,4)

S (22,9)

H (22,4)

1. Eingriff

F 2,38 = 1,26 n.s.

SH (21,9)

HH (24,7)

S (22,9)

H (22,4)

2. Eingriff

F 1,23 = 0,95 n.s.

F 1,23 = 10,42**

Abb. 3 | Wirkung von Striegel (S) und Hacke (H) bei einem frühen Eingriff und Wirkung der Hacke beim zweiten Eingriff auf den Kornertrag (dt/ha mit 14 % H2O) von Rispenhirse im Vergleich zur Kontrolle (Mittelwert von zwei Versuchen im Jahr 2012). F-Test mit angegebenen Freiheitsgraden, **: p < 0,01, n.s.: nicht signifikant)

0 10 20 30 40 50 60

010

2030

4050

Bodenbedeckung Unkraut (%)

Ertra

g (d

t/ha)

2010 Dietikon (R² = 0,26, **) 2011 Sulzbach (R² = 0,46, ***) 2012 Seebach (R² = 0,34, ***) 2012 Schlieren (R² < 0,01, n.s.)

Abb. 4 | Korrelation von Bodenbedeckungsgrad (%) der Begleitar-ten nach dem zweiten Eingriff und Kornertrag (dt/ha mit 14 % H2O) in den Versuchen der Jahre 2010 bis 2012. F-Test, ***: p<0,001, **: p<0,01, n.s.: nicht signifikant.

Page 34: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

162

I n t e r v i e w

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 162, 2014

Seit dem 1. März diesen Jahres hat das Zentrum für Bie­

nenforschung (ZBF) von Agroscope einen neuen Leiter:

Jean­Daniel Charrière übernimmt das Amt von Peter Gall­

mann, der Ende Februar in den Ruhestand ging. Der an

der ETH ausgebildete Ingenieur­Agronom Jean­Daniel

Charrière arbeitet und forscht seit über 20 Jahren im ZBF

und ist selbst leidenschaftlicher Imker. Somit betritt der

Bieler in seiner neuen Funktion keineswegs Neuland. Wir

haben ihn gefragt, mit welchen Herausforderungen die

Bienenforschung in der Schweiz in den nächsten Jahren

konfrontiert sein wird und welches seine persönlichen

Ziele in seiner neuen Stellung sind. Infolge der Umstruk­

turierung von Agroscope gehört das ZBF nunmehr zum

Institut für Nutztierwissenschaften (INT).

Welches sind die Herausforderungen für die Bienenfor-

schung in der Schweiz?

Die Imkerei befindet sich in der Schweiz in derselben Situ­

ation wie in den meisten anderen europäischen und

nordamerikanischen Ländern. Unsere Hauptsorge gilt der

Bienensterblichkeit, weswegen das ZBF eng mit anderen

Bienenforschungsinstituten in Europa, aber auch welt­

weit, zusammenarbeitet. Dieses Thema ist so komplex,

dass man einfach zusammenarbeiten muss. Die Zusam­

menarbeit ist von wesentlicher Bedeutung, um dieses Pro­

blem langfristig klären und lösen zu können. In der

Schweiz überwachen wir weiterhin die Europäische Faul­

brut, denn wie man weiss hat sich die Anzahl der bekann­

ten Fälle dieser bis anhin wenig verbreiteten Krankheit

seit dem Jahre 2000 rasant verbreitet. Seit nunmehr drei

Jahren sinkt die Anzahl der Fälle, wenngleich man sich

immer noch auf einem hohen Niveau befindet. Daher ist

hier nach wie vor Wachsamkeit geboten.

Welche Ziele verfolgen Sie als neuer Leiter des ZBF?

Mein Ziel besteht darin, strategisch sinnvolle und klare

Entscheidungen zu treffen, d.h. zwei oder drei For­

schungsthemen auszuwählen und sich darauf zu kon­

zentrieren anstatt sich in zu vielen Fragestellungen zu

verzetteln, denn es ist ganz offensichtlich, dass wir mit

den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht alle

Themenfelder abdecken können. Unsere oberste Priori­

tät gilt dabei dem Kampf gegen die Varroose, welche

die häufigste Todesursache ganzer Bienenkolonien ist.

In den nächsten Jahren werden wir bestrebt sein, nach­

haltige Lösungen, wie zum Beispiel mit entomopathoge­

nen Pilzen, bereitzustellen. Diese Art von Pilz bekämpft

die schädlichen Organismen und entwickelt sich aus

ihrer Substanz – ohne dabei dem Wirt, also in diesem

Falle der Biene, zu schaden. Die Forschung über Imkerei­

produkte bleibt ein wesentlicher Bestandteil des ZBF,

denn hierbei geht es um die Qualitätssicherung unserer

Produkte. Nur wenn die Imkerinnen und Imker sich wei­

terhin der Produktion von Qualitätshonig verschreiben,

können wir unsere Produkte gut absetzen. Ohne diesen

Leitgedanken würde es immer weniger Imker geben

und ohne Imker keine Bienen und ohne Bienen keine

flächendeckende Bestäubung!

Was sagen Sie zur Ausbildung der Imkerinnen und Imker?

Die Imkerausbildung fällt von nun an in den Verantwor­

tungsbereich des Bienengesundheitsdienstes (BGD), der

im letzten Jahr in Folge der im Jahre 2004 eingereichten

Motion Gadient «Förderung der Bienen in der Schweiz»

ins Leben gerufen wurde. Natürlich werden wir diesen

Bereich aber nach wie vor im Auge behalten, denn wir

brauchen ein Feedback aus der Praxis, um zu evaluieren,

ob wir uns in die richtige Richtung bewegen. Allerdings

konzentrieren wir uns auf spezifische Weiterbildungen,

die in direktem Zusammenhang mit der Verbreitung

unserer Forschungsergebnisse und neuen Methoden im

Kampf gegen Krankheiten etc. stehen. In diesem Sinne

überlassen wir die Imker­Grundausbildung dem BGD.

Evelyne Fasnacht, Agroscope

Jean­Daniel Charrière an der Spitze des Zentrums für Bienenforschung von Agroscope

Jean-Daniel Charrière, Leiter des Zentrums für Bienenforschung beantwortet Fragen von Agrarforschung Schweiz.

Page 35: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

163

A k t u e l l

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014

ART-Bericht 766

TASC V3.0 (Tyres/Tracks And Soil Compaction) ist eine

praxistaugliche, aktualisierte Excel­Anwendung von

Agroscope zur Entscheidungsfindung für die Ausrüstung

und den Einsatz von land­ und forstwirtschaftlichen

Fahrzeugen mit Bezug auf die Bodenschonung und zum

Teil auch auf den Treibstoffverbrauch. Diese Anwendung

besteht aus fünf Modulen. Das Erste befasst sich mit

Schadverdichtungen. Übermässige, durch Fahrwerke im

Boden verursachte Druckspannungen werden in der ent­

sprechenden kritischen Tiefe angezeigt. Das neue zweite

Modul rechnet die Zugkraft­Schlupf­Kurven mit Anga­

ben, ab welchem Radschlupf der Boden geschert wird.

Zugkraft­ und Treibstoffbedarf lassen sich für unter­

schiedliche Anbaugeräte, Boden­ und Traktorparameter

bestimmen. Das dritte Modul berechnet den Fahrspur­

flächenanteil eines oder mehrerer Arbeitsgänge. Ein

weiteres Modul enthält die technischen Angaben von

über 1270 Reifen inkl. Felgen aus der Forst­ und Land­

wirtschaft. Auf Grundlage der internationalen Reifen­

und Felgennormen lässt sich in einem fünften Modul

auch die maximal zulässige Belastung je nach Bereifung,

Reifeninnendruck und Fahrgeschwindigkeit für forst­

und landwirtschaftliche Bereifungen berechnen. Die

Simulationsberechnungen basieren auf Feldversuchen

auf landwirtschaftlichen Böden. Seit einer Dekade leistet

TASC europaweit einen Beitrag zur Sensibilisierung und

Verbesserung des Bodenschutzes, der mit der aktuellen

Version noch vertieft werden soll.

Etienne Diserens und Andrea Battiato, Agroscope

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon 1, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

ART-Bericht 766

TASC V3.0 – Prognose Bodengefährdungund Treibstoffverbrauch

Eine PC-Anwendung zur Beurteilung der Bodenbeanspruchung im Ober- und Unterboden in der

Land- und Forstwirtschaft sowie zur Schätzung des Energie- und Treibstoffbedarfs im Ackerbau.

Autoren

Etienne Diserens,Andrea Battiato,[email protected]

September 2013

TASC V3.0 (Tyres/Tracks And Soil Compac-tion) ist eine praxistaugliche, aktualisierteExcel-Anwendung von Agroscope für dieEntscheidungsfindung für die Ausrüstungund den Einsatz von land- und forstwirt-schaftlichen Fahrzeugen mit Bezug auf dieBodenschonung und zum Teil auch aufden Treibstoffverbrauch. Diese Anwen-dung besteht aus fünf Modulen. Das Erstebefasst sich mit Schadverdichtungen. Über-mässige, durch Fahrwerke im Boden ver-ursachte Druckspannungen werden in derentsprechenden kritischen Tiefe ange-zeigt. Das neue zweite Modul rechnet dieZugkraft-Schlupf-Kurven mit Angaben, abwelchem Radschlupf der Boden geschertwird. Zugkraft- und Treibstoffbedarf las-sen sich für unterschiedliche Anbaugeräte,Boden- und Traktorparameter bestimmen.

Das dritte Modul berechnet den Fahrspur-flächenanteil eines oder mehrerer Arbeits-gänge. Ein weiteres Modul enthält dietechnischen Angaben von über 1270 Rei-fen inkl. Felgen aus der Forst- und Land-wirtschaft. Auf Grundlage der internatio-nalen Reifen- und Felgennormen lässt sichin einem fünften Modul auch die maximalzulässige Belastung je nach Bereifung, Rei-feninnendruck und Fahrgeschwindigkeitfür forst- und landwirtschaftliche Berei-fungen berechnen.Die Simulationsberechnungen basieren aufFeldversuchen auf landwirtschaftlichen Bö-den.Seit einer Dekade leistet TASC europaweiteinen Beitrag zur Sensibilisierung und Ver-besserung des Bodenschutzes, der mit deraktuellen Version noch vertieft werden soll.

Abb. 1: TASC V3.0 berechnet Druckspannungen und Zugkraft-Schlupf-Kurven mit Angabenüber Bodenscherung. Dadurch lässt sich die Bodengefährdung beurteilen.

N e u e P u b l i k a t i o n e n

TASC V3.0 – Prognose Bodengefährdungund Treibstoffverbrauch

Page 36: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

164 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014

Aktuell

N e u e P u b l i k a t i o n e n

ART-Bericht 769

Sömmerungsweiden prägen grosse Teile der alpinen

Landschaft. Aber immer mehr Graslandflächen werden

vom Wald zurückerobert. Ohne Gegenmassnahmen

verschwinden diese kulturgeprägte Landschaft und ihre

wertvolle Biodiversität. Strukturreiche Weiden mit

einem Mosaik von Grasland und Sträuchern bieten

einen Lebensraum für Pflanzen und Tiere mit unter­

schiedlichen Ansprüchen, was sich positiv auf die Arten­

vielfalt auswirkt. Trotzdem ist eine geeignete Weide­

führung und ­pflege erforderlich, damit die Sträucher

nicht die Oberhand gewinnen und die Flächen

unbrauchbar machen. Der vorliegende Bericht stellt

Ergebnisse aus dem Forschungsprogramm AlpFUTUR

(www.alpfutur.ch) zum Einfluss der Verbuschung durch

Zwergsträucher auf die Artenvielfalt von Pflanzen, Tag­

faltern und Heuschrecken vor und fasst in der Literatur

beschriebene Bewirtschaftungsmassnahmen gegen die

Verbuschung zusammen. Daraus wurden zehn Empfeh­

lungen abgeleitet. Eine genügend starke und gleich­

mässig verteilte Weideintensität ermöglicht eine bes­

sere Nutzung der Weideressourcen und wirkt dem

Fortschreiten der Verbuschung entgegen.

Bärbel Koch, Gabriela Hofer und Thomas Walter, Agroscope

Peter J. Edwards, ETH Zürich

Wolf U. Blanckenhorn, Universität Zürich

Artenvielfalt auf verbuschten Alpweiden

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Erika Meili, ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

ART-Bericht 769

Artenvielfalt auf verbuschten Alpweiden

Empfehlungen zur Bewirtschaftung von artenreichen Alpweiden mit Verbuschungsproblemen

Autorinnen und Autoren

Bärbel Koch, Gabriela Hofer,ThomasWalter,ART

Peter J. Edwards, ETH Zürich

Wolf U. Blanckenhorn, UniversitätZürich

Oktober 2013

Sömmerungsweiden prägen grosse Teileder alpinen Landschaft. Aber immer mehrGraslandflächen werden vom Wald zu­rückerobert. Ohne Gegenmassnahmenverschwinden diese kulturgeprägte Land­schaft und ihre wertvolle Biodiversität.Strukturreiche Weiden mit einem Mosaikvon Grasland und Sträuchern bieten einenLebensraum für Pflanzen und Tiere mitunterschiedlichen Ansprüchen, was sichpositiv auf die Artenvielfalt auswirkt.Trotzdem ist eine geeignete Weidefüh­rung und ­pflege erforderlich, damit dieSträucher nicht die Oberhand gewinnenund die Flächen unbrauchbar machen.Der vorliegende Bericht stellt Ergebnisseaus dem Forschungsprogramm AlpFUTUR

(www.alpfutur.ch) zum Einfluss der Ver­buschung durch Zwergsträucher auf dieArtenvielfalt von Pflanzen, Tagfaltern undHeuschrecken vor und fasst in der Litera­tur beschriebene Bewirtschaftungsmass­nahmen gegen die Verbuschung zusam­men. Daraus wurden zehn Empfehlungenabgeleitet.Eine genügend starke und gleichmässigverteilte Weideintensität ermöglicht einebessere Nutzung der Weideressourcenund wirkt dem Fortschreiten der Verbu­schung entgegen.

Abb. 1: Ein Mosaik aus Grasland und Sträuchern wirkt sich positiv auf die Biodiversität aus:Alp Pian Doss in S. Bernardino, Graubünden. (Fotos: Bärbel Koch, ART)

Page 37: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

165

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014

Aktuell

ART-Bericht 771

Die Pensionspferdehal­

tung hat für landwirt­

schaftliche Betriebe in

der Schweiz im Laufe der

letzten Jahre an Bedeu­

tung gewonnen. Um

deren Wirtschaftlichkeit

zu untersuchen, wurde

der Betriebszweig für sechs Gruppen­ und sechs Einzel­

haltungsbetriebe auf Vollkostenbasis analysiert. Dabei

wurden drei gängige Betriebstypen miteinander vergli­

chen (Gruppenhaltung, Einzelhaltung mit Kleinbestand

sowie Einzelhaltung mit Grossbestand). Die Gruppen­

haltung zeigte sich wirtschaftlicher als die Einzelhaltung:

Während die Einzelhaltung durchschnittlich auf einen

effektiv realisierten Stundenlohn von 33 Franken (mit

Kleinbestand) bzw. 29 Franken (mit Grossbestand) kam,

erzielten die Gruppenhaltungsbetriebe 52 Franken pro

Stunde. Allerdings erreichten vier der total zwölf ana­

lysierten Betriebe den Opportunitätskosten­ Lohnansatz

von 28 Franken nicht. Auch beim Einkommen erzielten

die Gruppenhaltungsbetriebe mit 8952 Franken pro

Grossvieheinheit (GVE) deutlich höhere Werte als die

Einzelhaltungsbetriebe (7165 Franken bei Kleinbestand

bzw. 5581 Franken bei Grossbestand). Der Grund für den

finanziellen Erfolg der Gruppenhaltung liegt in den tie­

feren Kosten. Von zentraler Bedeutung sind die Arbeits­

kosten, die in erster Linie aus dem jeweiligen Arbeits­

zeitbedarf resultieren: Die Gruppenhaltungsbetriebe

nehmen mit 15 Minuten pro Pferd und Tag durchschnitt­

lich lediglich die Hälfte der Zeit der Einzelhaltungs­

betriebe (32 Minuten pro Pferd und Tag) in Anspruch.

Tiefere Kosten verursachen bei der Gruppenhaltung

auch die Gebäude und Einrichtungen. Ausserdem profi­

tieren Betriebe mit Gruppenhaltung von den Beiträgen

für besonders tierfreundliche Stallhaltung.

Anja Schwarz und Christian Gazzarin, Agroscope

Ruedi von Niederhäusern, Agroscope –

Schweizerisches National gestüt SNG, Avenches

ART-Bericht 771

Wie wirtschaftlich ist die Pensionspferdehaltung?

Eine Analyse dreier Betriebstypen auf Basis von Fallbeispielen

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Erika Meili, ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

Autorinnen und Autoren

Anja Schwarz und ChristianGazzarin,ARTRuedi von Niederhäusern,Agroscope – SchweizerischesNationalgestüt SNG,AvenchesAuskünfte: Christian Gazzarin,E-Mail: [email protected] +41 (0)52 368 31 84

November 2013

Abb. 1: Pensionspferde gewinnbringend halten – eine Frage des Kostenmanagements.(Fotos: Anja Schwarz, ART)

Die Pensionspferdehaltung hat für land-wirtschaftliche Betriebe in der Schweiz imLaufe der letzten Jahre an Bedeutunggewonnen. Um deren Wirtschaftlichkeit zuuntersuchen, wurde der Betriebszweig fürsechs Gruppen- und sechs Einzelhaltungs-betriebe auf Vollkostenbasis analysiert.Dabei wurden drei gängige Betriebstypenmiteinander verglichen (Gruppenhaltung,Einzelhaltung mit Kleinbestand sowie Ein-zelhaltung mit Grossbestand).Die Gruppenhaltung zeigte sich wirtschaft-licher als die Einzelhaltung: Während dieEinzelhaltung durchschnittlich auf eineneffektiv realisierten Stundenlohn von 33Franken (mit Kleinbestand) bzw. 29 Fran-ken (mit Grossbestand) kam, erzielten dieGruppenhaltungsbetriebe 52 Franken proStunde. Allerdings erreichten vier der totalzwölf analysierten Betriebe den Opportu-nitätskosten-Lohnansatz von 28 Franken

nicht. Auch beim Einkommen erzielten dieGruppenhaltungsbetriebe mit 8952 Fran-ken pro Grossvieheinheit (GVE) deutlichhöhere Werte als die Einzelhaltungsbe-triebe (7165 Franken bei Kleinbestand bzw.5581 Franken bei Grossbestand).Der Grund für den finanziellen Erfolg derGruppenhaltung liegt in den tieferen Kos-ten. Von zentraler Bedeutung sind dieArbeitskosten, die in erster Linie aus demjeweiligen Arbeitszeitbedarf resultieren:Die Gruppenhaltungsbetriebe nehmen mit15 Minuten pro Pferd und Tag durch-schnittlich lediglich die Hälfte der Zeit derEinzelhaltungsbetriebe (32 Minuten proPferd und Tag) in Anspruch. Tiefere Kostenverursachen bei der Gruppenhaltung auchdie Gebäude und Einrichtungen. Ausser-dem profitieren Betriebe mit Gruppenhal-tung von den Beiträgen für besonders tier-freundliche Stallhaltung.

Wie wirtschaftlich ist die Pensionspferde-haltung?

ART-Bericht 770

Die bäuerliche Gäste ­

beherbergung kann ein

zusätzliches finanzielles

Standbein für landwirt­

schaftliche Betriebe sein.

Die Ausgaben für Arbeits­

kräfte zählen zu den kos­

tenintensivsten Positio­

nen in diesem Bereich. Deshalb ist es sinnvoll, den

Arbeitszeitbedarf vorab zu berechnen, mit den verfüg­

baren Arbeitskapazitäten zu vergleichen und so die

optimale Form der Gästebeherbergung zu finden (Früh­

stücks­ oder Halbpension, Ausrichtung auf bestimmte

Zielgruppen, Abhängigkeit von Jahreszeiten etc.). Auf

diese Weise können negative Überraschungen nach

getätigten Investitionen, welche die Kosten und den

Arbeitszeitaufwand betreffen, vermieden werden.

Momentan vorhandene Arbeitszeitbedarfswerte basie­

ren auf Schätzungen und sind daher für eine Kalkulation

valider Daten oft unzureichend. Dem soll mit den nun

vorliegenden Ergebnissen entgegengetreten werden.

Mit Hilfe des EDV­Programms «ART­Arbeitsvoranschlag»

der Forschungsanstalt Agroscope können künftig neben

den landwirtschaftlichen Tätigkeiten zusätzlich Arbeits­

zeitkalkulationen für die bäuerliche Gästebeherbergung

bereitgestellt werden. Dabei werden unter Einbezug

von betriebsspezifischen Einflussparametern wie bei­

spielsweise Wegstrecken, Häufigkeiten, Flächengrössen,

Stückzahlen etc. Berechnungen schnell und aussage­

kräftig durchgeführt. Da durch lassen sich unter ande­

rem Arbeitsspitzen erkennen, die durch einen optimal

abgestimmten Arbeitskräfteeinsatz termingerecht und

stressfrei bewältigt werden können. Im Zuge der Erhe­

bungen wurden arbeitsablaufbezogene Optimierungs­

potenziale für die Praxis ermittelt.

Karlheinz Rauter, Andrea Wagner, Katja Heitkämper und

Matthias Schick, Agroscope

Elisabeth Quendler, BOKU Wien

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Erika Meili, ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

Autorinnen und Autoren

Karlheinz Rauter,AndreaWagner,Katja Heitkämper, MatthiasSchick,ARTElisabeth Quendler, BOKUWien

Auskünfte: Katja Heitkämper,E-Mail: [email protected]

Oktober 2013

Die bäuerliche Gästebeherbergung kannein zusätzliches finanzielles Standbein fürlandwirtschaftliche Betriebe sein. DieAusgaben für Arbeitskräfte zählen zu denkostenintensivsten Positionen in diesemBereich. Deshalb ist es sinnvoll, denArbeitszeitbedarf vorab zu berechnen,mit den verfügbaren Arbeitskapazitätenzu vergleichen und so die optimale Formder Gästebeherbergung zu finden (Früh-stücks- oder Halbpension, Ausrichtungauf bestimmte Zielgruppen, Abhängigkeitvon Jahreszeiten etc.). Auf diese Weisekönnen negative Überraschungen nachgetätigten Investitionen, welche die Kos-ten und den Arbeitszeitaufwand betref-fen, vermieden werden.Momentan vorhandene Arbeitszeitbe-darfswerte basieren auf Schätzungen undsind daher für eine Kalkulation validerDaten oft unzureichend. Dem soll mit den

nun vorliegenden Ergebnissen entgegen-getreten werden.Mit Hilfe des EDV-Programms «ART-Arbeits-voranschlag» der Forschungsanstalt Agro-scope Reckenholz-Tänikon ART könnenkünftig neben den landwirtschaftlichenTätigkeiten zusätzlich Arbeitszeitkalkulatio-nen für die bäuerliche Gästebeherbergungbereitgestellt werden. Dabei werden unterEinbezug von betriebsspezifischen Einfluss-parametern wie beispielsweise Wegstre-cken, Häufigkeiten, Flächengrössen, Stück-zahlen etc. Berechnungen schnell und aus-sagekräftig durchgeführt. Dadurch lassensich unter anderem Arbeitsspitzen erken-nen, die durch einen optimal abgestimmtenArbeitskräfteeinsatz termingerecht undstressfrei bewältigt werden können.Im Zuge der Erhebungenwurden arbeitsab-laufbezogene Optimierungspotenziale fürdie Praxis ermittelt.

Tätigkeiten in der bäuerlichen Gästebeherbergung. (Fotos: Karlheinz Rauter, ART)

ART-Bericht 770

Arbeitszeitbedarf in der bäuerlichenGästebeherbergung

ArbeitswirtschaftlicheKalkulationsgrundlagen für denAgrotourismusneu im«ART-Arbeitsvoranschlag»

Arbeitszeitbedarf in der bäuerlichenGästebeherbergung

Page 38: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

166

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuell

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

24.03.2014 Holzasche: eine neue Nährstoffquelle für die Schweizer Landwirtschaft Die Nachfrage an Energie wächst; heutzutage werden

vermehrt erneuerbare Ressourcen wie z.B. Biomasse

genutzt. Bei der Verbrennung von Holz entsteht Asche,

die derzeit in Deponien entsorgt wird, da der Anteil

metallischer Spurenelemente die in der Schweiz zulässi­

gen Grenzwerte für Recycling­Dünger auf landwirt­

schaftlichen Flächen übersteigt. Mit diesem Vorgehen

bleibt eine natürliche Nährstoffquelle ungenutzt. Gleich­

zeitig nimmt die Menge an anfallender Asche im Bereich

der erneuerbaren Energien zu.

19.03.2014 Grüne Gentechnologie: Chancen und Risiken identifizieren mittels Protected Site In der Schweiz finden erneut Freilandversuche mit gen­

technisch veränderten Pflanzen (GVP) statt. Dazu hat

Agroscope am Standort in Zürich, Reckenholz, im Auf­

trag des Bundes ein umzäuntes und bewachtes Versuchs­

feld eingerichtet, eine so genannte Protected Site. Das

Feld steht Forschenden aus der Schweiz offen, die Grund­

lagenforschung oder anwendungsorientierte Forschung

betreiben möchten. Die Universität Zürich hat einen

Feldversuch mit gentechnisch veränderten Weizenlinien

gestartet.

6.03.2014 Agrometeo direkt auf dem Feld verfügbar Agrometeo ist ein Online­Tool, das Entscheidungshilfen

und Informationen für ein besseres Pflanzenschutzma­

nagement den Landwirtinnen und Landwirten zur Ver­

fügung stellt. Agroscope bietet seit diesem Jahr eine

Version der Website www.agrometeo.ch für Smartpho­

nes an. Diese erlaubt einen einfachen und schnellen

Zugriff, beispielsweise auf Prognosen für Krankheiten

und Schädlinge der Rebe, auf meteorologische Daten

sowie im Hinblick auf die Dosierung von Pflanzenschutz­

mitteln in Funktion der Blattfläche. Darüber hinaus

wurde das Modul «Angepasste Dosierung» für den Reb­

bau dahingehend ergänzt, dass es Weinbauern sämtli­

che für eine optimale Behandlung erforderlichen Infor­

mationen liefert.

28.03.2014 Biologischer Ackerbau ist auch langfristig erfolgreich Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe prüfen, ob

sich die Umstellung von konventioneller auf biologische

Produktion lohnt. Dabei sind Ertrags­ und Umweltleis­

tungen zentral. Agroscope hat auf 34 Betrieben die

Auswirkungen langjähriger biologischer Bewirtschaf­

tung untersucht. Mit den richtigen Massnahmen waren

auch lange nach der Umstellung die Bodennährstoffge­

halte weiterhin hoch und die Biodiversität teilweise

sogar erhöht. Der Unkrautdruck nahm nach einer

anfänglichen Erhöhung bei der Umstellung in den Fol­

gejahren nicht weiter zu, und die Erträge der Ackerpar­

zellen nahmen mit der Dauer der Biobewirtschaftung

nicht weiter ab.

Page 39: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

167

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Aktuell

Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014

V e r a n s t a l t u n g e n

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

I n t e r n e t l i n k s

Netzwerk Pferdeforschung Schweiz

www.netzwerkpferdeforschung.ch

Das Netzwerk Pferdeforschung Schweiz ist ein Verbund

von Institutionen und Personen aus der Wissenschaft,

der Industrie, der Zucht, sowie der Pferdehaltung und

­nutzung. Die jährliche Netzwerktagung ist eine

bewährte Plattform für den Austausch von Wissen zwi­

schen Forschung und Praxis.

April 2014

10.04.2014Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung SchweizNationalgestütAvenches

Mai 2014

06.05.2014Brauchen Nutztiere Antibiotika?FachtagungETH Zürich, Vetsuisse Zürich und Bern, AgroscopeETH Zentrum, Zürich

06. – 07.05.2014Landtechnik im AlpenraumAgroscope und BLT WieselburgFeldkirch, Österreich

21.05.2014AgriMontana - Zukünftige Perspektiven der BerglandwirtschaftAgriMontana / AgroscopeLandquart

21.05.2014Fachtagung Düngerkontrolle MARSEP-/ VBBo-RingversucheAgroscopeBLW, Bern

25.5.2014Breitenhof-Tagung 2014, Treffpunkt der SteinobstbrancheAgroscopeSteinobstzentrum Breitenhof, Wintersingen

Juli 2014

06. – 10.07.2014AgEng 2014 ZurichInternational Conference of Agricultural EngineeringAgroscope, ETH ZürichZürich

V o r s c h a u

Mai 2014 / Heft 5

Bei der Sprühanwendung von Pflanzenschutzmitteln werden Gewässer und weitere Flächen durch Abdrift belastet. Forschende von Agroscope untersuchen abdriftmindernde Massnahmen für den Einsatz von Pflanzen-schutzmitteln. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)

V o r s c h a u

•• Pflanzenschutzmitteleinsatz – Risikomindernde

Massnahmen bezüglich Abdrift, Simon Schweizer

et al., Agroscope

•• Pflanzenschutzmitteleinsatz – Risikomindernde

Massnahmen bezüglich Abschwemmung,

Irene Hanke et al., Agroscope

•• Schädlinge und Krankheiten im Kohl­Raps­Agrar­

ökosystem, Ute Vogler et al., Agroscope

•• Heubläser als Alternative zum Heurechen: Einfluss

auf die Vegetation nach vier Jahren, Nina Richner

et al., Agroscope und Pro Natura Unterwalden

•• Futtermittel im Nahinfrarotlicht, Silvia Ampuero

Kragten und Ueli Wyss, Agroscope

•• Wirkungsanalyse der Verkäsungszulage mit dem

CAPRI­Modell, Giulia Listorti und Axel Tonini, BLW

•• Liste der empfohlenen Winterrapssorten für die

Ernte 2015

•• Agroscope, Spezialpublikation Mai 2014

Page 40: Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2014

Renseignements : / Infos:Tel. 026 676 63 75

[email protected]

Neunte Jahrestagung NetzwerkPferdeforschung Schweiz

10. April 20149 - 17 Uhr, Théâtre du Château, Avenches

- Öffentliche Tagung mit Vorträgen und Ausstellung- Von der Wissenschaft in die Praxis- Themen wie z.B. Prävention und Krankheiten, Zucht und Ge-

netik, Wohlbefinden und Haltung, Die Pferdebranche in Zahlen- Tagungsgebühren (inkl. Verpflegung):

Normaltarif CHF 120.- (€ 100.-)Equigarde®- Reduktion CHF 100.- (€ 85.-)Studierende, Doktorierende CHF 40.- (€ 35.-)

- Anmeldung* obligatorisch

*Anmeldungen : www.netzwerkpferdeforschung.ch

9ème réunion annuelle du Réseaude recherche équine en Suisse

10 avril 20149 h - 17 h, Théâtre du Château, Avenches

- Journée ouverte à tout public avec exposés et posters- De la science à la pratique- Thèmes comme p. ex. Prévention et maladies, Elevage et

génétique, Bien-être et détention, La branche équine en chiffres- Prix (y. c. les repas):

Tarif normal CHF 120.- (€ 100.-)Participant-e-s Equigarde® CHF 100.- (€ 85.-)Etudiant-e-s et doctorant-e-s CHF 40.- (€ 35.-)

- Inscription* obligatoire

* Inscriptions : www.reseaurechercheequine.ch

harasnational.ch

Dienstag, 6. Mai 2014

Brauchen Nutztiere Antibiotika?Umgang mit Antibiotika in der Schweiz heute

Themen:

• Antibiotikaresistenzen• Antibiotikaeinsatz in der Nutztierproduktion• Alternativen zu Fütterungsantibiotika• Highlights aus der Forschung

Ort:

Zürich, ETH Zentrum, Hauptgebäude, Rämistrasse 101Auditorium Maximum (HG F 30)

Anmeldung:

Bis spätestens Donnerstag, 24. April 2014, an folgende Adresse:

ETH ZürichInstitut für AgrarwissenschaftenSekretariat / LFW B 58.18092 ZürichSchweiz

E-Mail: [email protected]

UniversitätZürichUZH