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Anne Waldschmidt:Anne Waldschmidt:Warum Disability Studies?

Profil und Aufgaben eines neuenProfil und Aufgaben eines neuen Forschungsfeldes

Vortrag im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung "Barrierefrei?! – Zur Integration der Perspektive der Disability und Gender/Queer Studies in die Curricula",

veranstaltet als "Friday Lecture Day" vom "Center for Teaching and Learning (CTL)"

Universität zu KölnHumanwissenschaftliche Fakultät

in Kooperation mit dem Referat Genderforschung der Universität Wien , 28.01.2011

Lehrstuhl für Soziologie und Politik der Rehabilitation, Disability Studies

Warum Disability Studies?

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ÜberblickVorbemerkungVorbemerkungstate of the art der Disability StudiesDer Forschungsgegenstand: Dis/abilityDer Forschungsgegenstand: Dis/abilityModelle von „Behinderung“Theoretische AnknüpfungenTheoretische AnknüpfungenMethodologien und MethodenDas Profil der Disability StudiesDas Profil der Disability Studies

© Prof. Dr. Anne Waldschmidt | Universität zu Köln

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ÜberblickVorbemerkungVorbemerkung

state of the art der Disability Studies

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Etablierte „Blicke“ auf „Behinderung“D kli i h Bli k“Der „klinische Blick“ (Foucault 1963)Der pädagogische Blick

HeilpädagogikSonderpädagogik

MedizinHumangenetikp g g

BehindertenpädagogikRehabilitationspädagogik

HumangenetikPsychiatrie PsychologieRehabilitationspädagogik PsychologieRehabilitationswissen-schaftenschaften

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Aktuelle Publikationen der deutschsprachigen Disability Studiesp g y

BuchreiheBuchreihe“Disability Studies: Körper – Macht –Differenz” im Transcript Verlag, Bielefeld

htt // t i t l d / i / d t hhttp://www.transcript-verlag.de/main/soz_dst.php

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Gründungsphase der deutschsprachigen Disability Studies Lutz/Macho/Staupe/Zirden (2003)Disability Studies

Tagung „Der (im)perfekte Mensch“ (Dresden 2001)

p ( )

Mensch (Dresden 2001)Tagung „PhantomSchmerz“ (Berlin 2002)Arbeitsgemeinschaft Disability Studies in Deutschland – „Wir forschen selbst!“ (Gründung im April 2002)Sommeruniversität „Disability Studies in Deutschland – Waldschmidt (2003)Studies in Deutschland –Behinderung neu denken“ (Bremen 2003)

Waldschmidt (2003)

Köb ll/H (2003)

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Köbsell/Hermes (2003)

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Wo und wann sind die „Disability Studies“ entstanden?

Zuerst in den USA und GroßbritannienIn den 1980er Jahren

Oliver (1996)

In den 1980er JahrenImpulsgeber:

BehindertenbewegungKritische SozialwissenschaftKritische SozialwissenschaftCultural Studies

Begründer warenBegründer waren der amerikanische Medizinsoziologe Irving Kenneth Zola (1935-1994)der englische Sozialwissenschaftler Michaelder englische Sozialwissenschaftler Michael Oliverund andere … Zola (1982)

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… nicht nur in den USA und in Großbritannien …Großbritannien …

1982 veröffentlicht der französischeder französische Kulturanthropologe Henri-Jacques Stiker seine Studie über behinderte Körper und Gesellschaft2 frz Auflage 19972., frz. Auflage 1997Englische Übersetzung: „A History of Disability“, „ y y ,Ann Arbor 19993., frz. Auflage 2005

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Akademische Infrastruktur der Disability StudiesStudies

International vorhanden: LehrangeboteBA/MA StudiengängeDoktorandenprogramme Lehrstühle und wissenschaftliche Einrichtungen für Disability Studies Fachgesellschaften und Fachgruppeng g ppRegelmäßige FachtagungenBuchreihen und Fachzeitschriften

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Buchreihen und Fachzeitschriften

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ÜberblickVorbemerkungVorbemerkungstate of the art der Disability Studies

Der Forschungsgegenstand: Dis/abilityDer Forschungsgegenstand: Dis/ability

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Lennard Davis (2006, xvi):

“My experience is that while most 'normals' think they understand the issue of disability, they in fact do not. When it comes to y, ydisability, 'normal' people are quite willing to volunteer solutions, present anecdotes, recall from a vast array of films instances they take for fact. No one would dare to make such a leap into pHeideggerian philosophy for example or the art of the Renaissance. But disability seems so obvious – a missing limb, blindness, deafness. What could be simpler to understand? One simply has to p p yimagine the loss of the limb, the absent sense, and one is half-way there. Just the addition of a liberal dose of sympathy and pity along with a generous acceptance of ramps and voice-synthesized t a ge e ous accepta ce o a ps a d o ce sy t es edcomputers allows the average person to speak with knowledge on the subject.”

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„Behinderung“ ist eine unspezifische KategorieKategorie

“It is through their common association with incapacityand aberrancy that people with enormously varied bodilyand aberrancy that people with enormously varied bodilyexperiences and capacities come to share a political andcommunal identity. Disability acts as a loose rubric andco u a de t ty sab ty acts as a oose ub c a das a amalgam of dissimilar physical and cognitive traitsthat often have little in common other than the socialstigma of limitation, deviance, and inability.“ (Mitchell/Snyder 1997, 7)

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(Nicht-)Behinderung ist eine „Erfahrung“

= eine spezifische „Korrelation“, „die in einer Kultur zwischen Wissensbereichen Normativitätstypen undzwischen Wissensbereichen, Normativitätstypen und Subjektivitätsformen besteht" (Foucault 1989, 10)= eine Leitkategorie moderner Gesellschaften, deren eine Leitkategorie moderner Gesellschaften, deren Analyse die Möglichkeit bietet, Geschichte, Gesellschaft, Politik und Kultur besser zu verstehen

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Dis/ability = embodied differenceAlle Auffälligkeiten, die als „Behinderung" figurieren, werden mittels des Körpers ausgedrückt und können nur über diesenmittels des Körpers ausgedrückt und können nur über diesen wahrgenommen werden „Man muss sich dabei klarmachen, daß Behinderung oder Imperfektion stets von einem Körper her gedacht wird, auch wenn von ‚psychischer‘ oder ‚geistiger‘ Behinderung die Rede ist. Einzig an körperlichen Äußerungen, Körperformen, Bewegungen g p g , p , g goder Lauten wird sie identifiziert." (Lutz et al. 2003, 14) In den Disability Studies geht es darum, das gesamte Panorama d K t i B hi d d h h l hi h‘ dder Kategorie Behinderung, d.h. auch als ‚psychisch‘ oder ‚mental‘ verstandene Attribuierungen kritisch zu beleuchten

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ÜberblickVorbemerkungVorbemerkungstate of the art der Disability StudiesDer Forschungsgegenstand: Dis/abilityDer Forschungsgegenstand: Dis/ability

Modelle von „Behinderung“

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Das „soziale“ Modell von BehinderungIndividuelles Modell Soziales Modell Behinderung als Ergebnis von Vorurteilen Behinderung als Ergebnis von Diskriminierung

B hi d ö li h P bl B hi d i l P blBehinderung = persönliches Problem Behinderung = soziales Problem

Individuelle Identität Kollektive Identität

Lösungsansatz: individuelle Behandlung Lösungsansatz: soziale Aktion

Lösungsmodus: Medikalisierung Lösungsmodus: Selbsthilfe

Professionelle Dominanz Individuelle und kollektive Verantwortlichkeit

E f h d B t ff l A ktExpertise der Experten als Ausgangspunkt Erfahrungen der Betroffenen als Ausgangspunkt

Fürsorge („care“) als Sozialleistung (Bürger-)Rechte als Anspruch

Kontrolle der Leistungsempfänger Wahlmöglichkeiten („choice“) der BürgerInnen

Politikbereich („policy“) Politik („politics“)

Individuelle Anpassung Sozialer Wandel

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(vgl. Barnes et al. 1999, 30; Übersetzung und Überarbeitung Waldschmidt 2003)

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Disability Impairment

„In our view, it is society which disables… Disability issomething imposed on top of our impairments, by theway we are unnecessarily isolated and excluded from fullparticipation in society. Disabled people are therefore anoppressed group in society “oppressed group in society.

(UPIAS 1976; zit nach Priestley 2003 4)(UPIAS 1976; zit. nach Priestley 2003, 4)

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Das soziale Modell postuliert eine Trennung: „impairment“ versus „disability“„ p „ y

Unterschieden werden zwei Ebenen des Behinderungsprozesses societydes Behinderungsprozesses

1. die medizinisch oder psychologisch diagnostizierbare Beeinträchtig ng oder

y

Beeinträchtigung oder Schädigung („impairment“), aus der nicht notwendigerweise

impairment disability

Behinderung resultieren muss2. die Benachteiligung, Isolation

und Exklusion durch dieund Exklusion durch die Gesellschaft („disability“), als Folge von „impairment“

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Debatte um das soziale Behinderungsmodell

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Debatte um das soziale Behinderungsmodell in den Disability StudiesPro

Basiert auf den Lebenserfahrungen

ContraMethodologischer Status: nur eine H i tik h k i Th ibehinderter Menschen und ist

identitätspolitisch zentral

Verweist auf die Verantwortlichkeit und

Heuristik, noch keine Theorie

Ist problem- und anwendungsorientiert, statt grundlagentheoretisch

Veränderbarkeit von Gesellschaft

Fordert zu sozialer und politischer Partizipation auf

Basiert auf einer vereinfachten Dichotomie von Individuum und Gesellschaft (Strukturen) Partizipation auf

Verdeutlicht, dass klinische, therapeutische und pädagogische Praxis mit Macht zu tun hat

Basiert auf einer vereinfachten Dichotomie von Natur (Körper) und Kultur (Gesellschaft)

Praxis mit Macht zu tun hat

Regt dazu an, Gesellschaftstheorien von Behinderung zu entwickeln

Negiert die mit Beeinträchtigung verbundenen physischen und psychologischen Probleme und Leiden

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Shelley Tremain: Poststrukturalistische Kritik am sozialen BehinderungsmodellKritik am sozialen Behinderungsmodell

Das soziale Modell nimmt an, dass Gesellschaft und Kultur den körperlichen Auffälligkeiten bloß ihre Stempel aufdrücken, sie jedoch als p g p jPhänomene an sich in ihrer Substanz unberührt lassen Jedoch wird „impairment“ mittels diskursiver Praxis naturalisiert, um als nichthistorisches, biologisches Merkmal des menschlichen Körpers zu , g perscheinen Nicht Behinderung ist der Effekt von Beeinträchtigung; vielmehr wird „disability“ als soziale Benachteiligung konstruiert, um „impairment“ als„disability als soziale Benachteiligung konstruiert, um „impairment als Interventionsebene herzustellen Indem „impairment“ als vorgängige, „natürliche“ Ebene gedacht wird, wird sie zugleich der sozialen Praxis entzogenwird sie zugleich der sozialen Praxis entzogenEs ist deshalb notwendig, sowohl „disability“ als auch „impairment“

als soziale Konstruktionen zu denken als Dimensionen zu denken die wechselseitig auf einander verweisen

©

als Dimensionen zu denken, die wechselseitig auf einander verweisen

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Disability StudiesDisability StudiesSoziales Modell Kulturelles ModellTheorie der „sozialen Unterdrückung“ Theorie der „De-Konstruktion“g „

Behinderung als Ergebnis von Diskriminierung Behinderung als Ergebnis von Stigmatisierung

Behinderung = soziales Problem (Nicht )Behinderung = kulturelles DeutungsmusterBehinderung = soziales Problem (Nicht-)Behinderung = kulturelles Deutungsmuster

Kollektive Identität Kulturelle Identität

Lösungsansatz: soziale Aktion Handlungsansatz: individuelle und gesellschaftliche Akzeptanzp

Lösungsmodus: Selbsthilfe Handlungsmodus: Vielfalt

Individuelle und kollektive Verantwortlichkeit Individuelle und kollektive Verantwortlichkeiten

Erfahrungen der Betroffenen als Ausgangspunkt

Erfahrungen aller Mitglieder einer Kultur als Ausgangspunkt

(Bürger-)Rechte als Anspruch Kulturelle Repräsentation als Zielsetzung

Wahlmöglichkeiten („choice“) der BürgerInnen Anerkennung der Gesellschaftsmitglieder

Politik („politics“) Diskurs und Praxis

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Sozialer Wandel Kultureller Wandel(© Anne Waldschmidt 2003)

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„Kulturelles“ Modell von Behinderung

Anschlüsse an die Cultural Studies herstellenKategorisierungsprozesse verstehen wollenKategorisierungsprozesse verstehen wollenKritik des „klinischen Blicks“ (Michel Foucault) formulierenPostulat: Behinderung ist nicht nur eine FormPostulat: Behinderung ist nicht nur eine Form gesellschaftlicher Benachteiligung, sondern auch eine Form kultureller „Problematisierung“

A h d l h W h h it i l ibt i h d M h„Anhand welcher Wahrheitsspiele gibt sich der Mensch sein eigenes Sein zu denken, wenn er sich als Irren wahrnimmt, wenn er sich als Kranken betrachtet, wenn er sich als lebendes, sprechendes und arbeitendes Wesen reflektiert […]?“ (Foucault 1989, 13)

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Ansatz der kulturwissenschaftlichen Disability StudiesDisability Studies

Behinderung“ wird benutzt als erkenntnisleitendes„Behinderung wird benutzt als „erkenntnisleitendes Moment“ für die Analyse der Mehrheitsgesellschaft, „als eine Lebensbedingung, die schlaglichtartig Aspekte zum g g g g pVorschein bringt, welche verborgen geblieben wären, hätte man sich mit der ‚normalen‘ Perspektive begnügt und wäre

i h t L ibli hk it i i f lvon einer unversehrten Leiblichkeit in einer fraglos geltenden Welt ausgegangen.“(Waldschmidt 1999 10)(Waldschmidt 1999, 10)

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Behinderung als Erkenntnis leitende und generierende Kategoriegenerierende Kategorie

Nicht behinderte Menschen als Randgruppe, sondern die Mehrheitsgesellschaft wird zum eigentlichenMehrheitsgesellschaft wird zum eigentlichen Untersuchungsgegenstand

Wie entsteht ‚Normalität‘ als positiv bewerteteWie entsteht ‚Normalität als positiv bewertete Kontrastfolie zu ‚Behinderung‘? Wer sind eigentlich „wir Normalen“ (Erving Goffman)?Welche allgemeinen Funktionen erfüllt ‚Behinderung‘?Wie und warum wird eine Randgruppe wie ‚die Behinderten‘ überhaupt hergestellt?

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ÜberblickVorbemerkungVorbemerkungstate of the art der Disability StudiesDer Forschungsgegenstand: Dis/abilityDer Forschungsgegenstand: Dis/abilityModelle von „Behinderung“

Theoretische AnknüpfungenTheoretische Anknüpfungen

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Theoretische Anknüpfungen der26

Theoretische Anknüpfungen der Disability Studies

SozialkonstruktivismusRadikaler Neomarxismus Politische

Konstruktivismus

Radikaler KonstruktivismusDekonstruktivismus

Neomarxismus, Politische ÖkonomieInteraktionismus,

Labelling approach, GoffmanP tiKonstruktivismus PragmatismusKritische TheorieBourdieuIntersektionalitätGender Studies

Alfred SchützMerleau-Ponty…

Behinderung als

Kritische Gesellschafts-

theoriePhänomenologie

SystemtheorieScience and Technology

StudiesGovernmentality Studies

als Konstruktion

FoucaultGender StudiesQueer Studies

Poststruktura-lismusCultural Studies

Derrida, DeleuzeButlerLacan…

Postcolonial StudiesBody turnSpatial turnVisual turnIconic turn

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Iconic turn…

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„Behinderung“ als Forschungsfeld

H il d R h bili i Di bili S diHeil- und Sonderpädagogik• Pädagogik• Psychiatrie

Rehabilitations-wissenschaften• Medizin• Psychologie

Disability

Disability Studies• Sozialwissenschaften

• Soziologie, Politik, Recht, Ökonomie, Päd ik

Critical Disability Studies

• Medizin• Theologie• Anthropologie• Philosophie, Ethik

• Public Health• Sozialpolitik,

Sozialplanung• Sozialrecht

Disability Research Pädagogik,

Philosophie, Ethik etc.• Geistes- und

Kulturwissenschaften• Geschichte Radical• Geschichte,

Ethnologie, Literatur,Medien etc.

Disability Studies

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ÜberblickVorbemerkungVorbemerkungstate of the art der Disability StudiesDer Forschungsgegenstand: Dis/abilityDer Forschungsgegenstand: Dis/abilityModelle von „Behinderung“Theoretische AnknüpfungenTheoretische Anknüpfungen

Methodologien und Methoden

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Wie „emanzipatorisch-partizipativ“ forschen?forschen?

Forschungsfragestellung: relevant, teilhabeorientiert, Inklusion fördernd?Forschungsdesign: kritisch-reflexiv, subjektorientiert, prozessorientiert, feldorientiert, flexibel, offen?Methoden: subjektorientiert kommunikativ vorzugsweiseMethoden: subjektorientiert, kommunikativ, vorzugsweise qualitativ, die Forschungssubjekte einbeziehend?Datenerhebung und -analyse: interpretativ, partizipativ,

lb tk iti h ll h ft k iti h?selbstkritisch, gesellschaftskritisch? Qualitätssicherung: intersubjektiv, kommunikativ-validierendForschungsergebnisse: relevant für behinderte Menschen?Forschungsergebnisse: relevant für behinderte Menschen?Forschungsziel: im Interesse behinderter Menschen und im Sinne der Vision einer inklusiven, solidarischen Gesellschaft?

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Das soziale Modell in der Sozialforschung: Auswirkungen auf die Konzeption von Interviewfragen (Beispiele)(Beispiele)

Individuelles Modell Soziales Modell

„Can you tell me what is wrong with you?“ „Can you tell me what is wrong with society?“

Welche Beschwerden verursachen Ihre Schwierigkeiten, Gegenstände zu halten, zu greifen und zu bewegen?

Welche Mängel im Design von alltäglichen Gegenständen wie Töpfe, Flaschen und Dosen verursachen Ihre Schwierigkeiten im Halten, Greifen und Bewegen?Greifen und Bewegen?

Lassen sich Ihre Kommunikationsschwierigkeiten auf ein Hö bl ü kfüh ?

Lassen sich Ihre Kommunikationsprobleme darauf zurückführen, dass andere unfähig sind, i h it Ih tä di ?Hörproblem zurückführen? sich mit Ihnen zu verständigen?

(entnommen aus: Barnes et al 1999 29; frei übersetzt von Anne Waldschmidt 2003)

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(entnommen aus: Barnes et al. 1999, 29; frei übersetzt von Anne Waldschmidt 2003)

Warum Disability Studies?

Forschungsfragen der31

Forschungsfragen der kulturwissenschaftlichen Disability St di (B i i l )Studies (Beispiele)

Wie, warum und wozu wird –historisch sozial und kulturell

Wie wird (Nicht-)Behinderung gelebt und erlebt?historisch, sozial und kulturell –

‚Andersheit‘ als Behinderung hergestellt, verobjektiviert und institutionalisiert?

und erlebt? Wie formt die Erfahrung des Behindert-Werdens Identitäten?

institutionalisiert?Wie wird (Nicht-)Behinderung problematisiert, thematisiert und bearbeitet?

Wie werden die Differenzierungskategorien Behinderung und (Nicht-) Behinderung i lltä li h I t ktibearbeitet?

Wie wird Wissen über verkörperte Differenzen produziert, transformiert und vermittelt?

in alltäglichen Interaktionen hervorgebracht?Wie sind exkludierende und

transformiert und vermittelt?Welche Normalitäten und Abweichungen werden wie k t i t?

inkludierende Praktiken in verschiedenen Institutionen und im Alltag gestaltet?

©

konstruiert?

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ÜberblickVorbemerkungVorbemerkungstate of the art der Disability StudiesDer Forschungsgegenstand: Dis/abilityDer Forschungsgegenstand: Dis/abilityModelle von „Behinderung“Theoretische AnknüpfungenTheoretische AnknüpfungenMethodologien und Methoden

Das Profil der Disability StudiesDas Profil der Disability Studies

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Wissenschaftliches Profil der Disability Studies: kritisch-reflexiv, konstruktivistisch, interdisziplinär, i t ti l i t kti l i t i hinternational, intersektional, emanzipatorisch-partizipativ

Kritik des „klinischen Blicks“ formulieren; Grundlagenforschung betreiben

„Behinderung“ in den Kontext anderer Ungleichheitskategorien (race, class, gender …) stellen und Wechsel-

Behinderung als historische, soziale und kulturelle Konstruktion verstehen

ge de ) ste e u d ec sewirkungen erforschen

Betroffenenorientierte, partizipatorische

„Behinderung“ in den Mittelpunkt eines interdisziplinären Forschungs-programms stellen

, p pMethodologie und Methoden entwickeln

die Teilhabe- und Emanzipations-programms stellen

Internationale Netzwerke schaffen; international vergleichend forschen

versprechen verwirklichen helfen, für eine solidarische und humane Gesellschaft eintreten

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Literatur IBösl, Elsbeth / Klein, Anne / Waldschmidt, Anne (Hrsg.). (2010) Disability History. Konstruktionen von Behinderung in der Geschichte. Eine Einführung. Bielefeld (Transcript)Bösl, Elsbeth. (2009). Politiken der Normalisierung. Zur Geschichte der Behindertenpolitik in der , ( ) g pBundesrepublik Deutschland. Bielefeld (Transcript). Davis, Lennard J. (Hrsg.). (2006). The Disability Studies Reader. New York, London (Routledge). (2., erw. Aufl.).Dederich, Markus. (2007). Körper, Kultur und Behinderung. Eine Einführung in die Disability Studies Bielefeld (Transcript)Studies. Bielefeld (Transcript). Foucault, Michel. (1989). Der Gebrauch der Lüste. Sexualität und Wahrheit 2. Frankfurt a. M. (Suhrkamp). Goffman, Erving. (1996). Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität. Frankfurt a. M. (Suhrkamp). ( p)Gottwald, Claudia. (2009). Lachen über das Andere. Eine historische Analyse komischer Repräsentationen von Behinderung. Bielefeld (Transcript). Hermes, Gisela / Köbsell, Swantje (Hrsg.). (2003). Disability Studies in Deutschland. Behinderung neu denken! Dokumentation der Sommeruni 2003. Kassel (Bifos). L t Petra / Macho Thomas / Sta pe Gisela / Zirden Heike (Hrsg ) (2003) Der (im )perfekteLutz, Petra / Macho, Thomas / Staupe, Gisela / Zirden, Heike (Hrsg.). (2003). Der (im-)perfekte Mensch. Metamorphosen von Normalität und Abweichung. Köln, Weimar (Böhlau).Mitchell, David T. / Snyder, Sharon L. (Hrsg.). (1997). The Body and Physical Difference. Discourses of Disability. Ann Arbor (The University of Michigan Press).

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Literatur IIPfahl, Lisa. (2011). Techniken der Behinderung. Der deutsche Lernbehinderungsdiskurs, die Sonderschule und ihre Auswirkungen auf Bildungsbiografien. Bielefeld (Transcript). (in Vorbereitung)Priestley, Mark. (2003). Worum geht es bei den Disability Studies? Eine britische Sichtweise. In: Waldschmidt Anne (Hrsg ) Kulturwissenschaftliche Perspektiven der Disability Studies KasselWaldschmidt, Anne (Hrsg.). Kulturwissenschaftliche Perspektiven der Disability Studies. Kassel (Bifos).,S. 23-35.Siebers, Tobin. (2009). Zerbrochene Schönheit. Essays über Kunst, Ästhetik und Behinderung. Bielefeld (Transcript)Stiker, Henri. (1999). A History of Disability. Ann Arbor (The University of Michigan Press). Tremain, Shelley (Hrsg.). (2005). Foucault and the Government of Disability. Ann Arbor(University of Michigan Press). Waldschmidt, Anne / Schneider, Werner (Hrsg.). (2007). Disability Studies, Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung. Erkundungen in einem neuen Forschungsfeld. Bielefeld (Transcript). Waldschmidt Anne (Hrsg ) (2003) Kulturwissenschaftliche Perspektiven der Disability StudiesWaldschmidt, Anne (Hrsg.). (2003). Kulturwissenschaftliche Perspektiven der Disability Studies. Kassel (Bifos). Waldschmidt, Anne. (1999). Selbstbestimmung als Konstruktion. Alltagstheorien behinderter Frauen und Männer. Opladen (Leske + Budrich). (erscheint 2011 in 2., korrig. Aufl. im VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden)Waldschmidt, Anne. (2005). Disability Studies: Individuelles, soziales und / oder kulturelles Modell von Behinderung? In: Psychologie & Gesellschaftskritik, 29. Jg., H. 1, S. 9-31. URL: http://idis.uni-koeln.de/downloads/literatur Waldschmidt, Anne. (2006). Verkörperte Differenzen - Normierende Blicke: Foucault in den Disability Studies. In: Kammler, Clemens/Parr, Rolf (Hrsg.). Foucault in den Kulturwissenschaften

©

Disability Studies. In: Kammler, Clemens/Parr, Rolf (Hrsg.). Foucault in den Kulturwissenschaften - Eine Bestandsaufnahme. Heidelberg (Synchron Verlag), S. 177-198.

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Prof. Dr. rer. pol. Anne WaldschmidtSoziologie und Politik der Rehabilitation, Disability StudiesDisability Studies

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