Auslandssemester an der Politechnika Gdańska
Von Erfurt nach Gdansk - knapp 900 Kilometer mit dem Auto. Ende
Februar war es soweit, ich begann mein Auslandssemester in Polen.
Zuvor war ich noch nie in Danzig gewesen und somit zog es mich
ohne Erwartungen an die Stadt, die Leute und die Universität an die polnische Ostsee.
Schon zu Beginn des Studiums hatte ich mir vorgenommen, mindestens ein Semester im
Ausland zu verbringen. Vor meinem Auslandssemester stand fest, dass sich dadurch mein
Bachelor um ein Jahr verlängern würde. Das war es die Erfahrung aber wert. Einziger
großer Nachteil war die Überschneidung der Semester in Deutschland und Polen,
wodurch ich alle Prüfungen aus dem Wintersemester verpasste.
Bevor ich mein Auslandssemester antrat, klärte ich sowohl mit der Fachhochschule als
auch mit der Politechnika Gdanska die Module ab. Außerdem bewarb ich mich für das
Studentenwohnheim der Universität in Danzig. Im Nachhinein war dies ein großer Fehler,
da das Wohnheim überhaupt keinen deutschen Standart hatte. Es war ein
heruntergekommenes Zimmer, mit zwei Betten auf neun Quadratmetern und
Gemeinschaftsküche als auch -bad auf dem Flur. Also würde ich definitiv davon abraten
Politechnika Gdańska (eigene Aufnahme)
und lieber in den sozialen Netzwerken nach einer Wohnung oder einem Zimmer suchen.
Im Endeffekt wohnte ich dann fünf Minuten zu Fuß von der Uni und zehn Minuten
Bahnfahrt zur Innenstadt.
An der Uni studierte ich offiziell Architektur. Da aber hier Architektur und Stadtplanung
zusammen gelehrt wird, besuchte ich einfach nur städtebauliche Kurse. Die Kurse waren
sehr praktisch und kreativ ausgelegt. Im Endeffekt hatte ich zwei Studienprojekte, einen
Kunstkurs, Landschaftsarchitektur, Urban Sketching, Städtebaugeschichte und versuchte
Polnisch zu lernen (was eigentlich fast unmöglich war). Alle Kurse wurden auf Englisch
gehalten, teilweise gab es sogar nur Kurse für Erasmus-Studenten. Am Ende schloss ich
das Semester mit 22 Credits ab und konnte mir alle davon in Erfurt, meist als Wahl- oder
Wahlpflichtfach anrechnen lassen. Der Arbeitsaufwand für ein Modul war mit dem in
Deutschland zu vergleichen, was aber auch dem geschuldet war, dass in Polen der
Studiengang Architektur und Stadtplanung ein vergleichsweise sehr schweres Studium,
mit hohen Anforderungen und einem Einstiegstest ist.
Da es jedes Semester sehr viele ausländische Studenten nach Danzig zieht, war es auch
nicht schwer viele neue Leute kennenzulernen. So verbrachte ich meine Freizeit mit vielen
Franzosen, Türken, Portugiesen, Polen aber auch anderen Deutschen. Es stellte sich
heraus, dass Polen auch ein wunderbares Land zum Reisen ist. Neben Danzig gibt es
viele andere schöne Städte, wie Breslau, Krakau und Warschau. Außerdem sind die Natur
rund um Zakopane im Süden von Polen in der Hohen Tatra, die Maurische Seenplatte und
die polnische Ostsee eine Reise wert. Polen ist außerdem sehr preiswert und als Student
bekommt man vieles gratis oder 51% Rabatt. Somit war das Reisen mit Bus und Bahn
immer sehr entspannt und hat den Geldbeutel geschont.
In und um Danzig kann man auch viel erleben. Und Danzig ist nicht gleich Danzig,
sondern die größte von drei Städten an der Ostsee, die ineinander übergehen. Die
Dreistadt besteht weiterhin noch aus Sopot, einem Ostseebad mit schönen Stränden,
Restaurants, Hotels und einer sehr ausgeprägten Nachtszene und der Industriestadt
Gdingen (polnisch Gdynia). Alle drei Städte hatten viel zu bieten. Danzig mit einer sehr
schönen, geschichtsträchtigen Altstadt mit einem schönen, alten Hafen, vielen Museen ist
wirklich eine Reise wert. Viele Cafés und Restaurants, die nicht sehr teuer sind, locken
nicht nur Touristen, sondern Einheimische, alt wie jung, in die Innenstadt.
Am Ende war es wirklich eine sehr gute Entscheidung, nach Danzig in Polen zum
studieren zu gehen. Es hat sowohl fachlich und menschlich und auch sprachlich gelohnt
ein Auslandssemester zu machen. Ich würde nicht zögern, es noch einmal zu machen.
Top Related