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Facharbeit
Behandlungsanstze bei
Erkrankungen aus dem
schizophrenen Formenkreisvorgelegt von: Max Mustermann
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Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung in das Thematik 32. Entstehung der Schizophrenie 5
3. Erkrankung "Schizophrenie" 7
3.1. Definition. 7
3.2. Beschreibung der Symptomatik 8
3.3. Abgrenzung der Schizophrenien 9
3.4. Klassifikationssysteme und Diagnose 10
3.5. Schizophrenien nach ICD-10 12
4. Epidemiologie und Erkrankungsalter 14
5. Verlauf. Stadien 16
5.1. Krankheitsverlauf 16
5.2. Stadien 17
5.3. Remission und Recovery 18
5.4. Besonderheiten der Langzeitprognosen 19
6. Behandlungsanstze fr schizophren Erkrankte 20
6.1. medikamentse Therapie 21
6.2. psychologische Behandlung 27
6.3. kognitive Verhaltenstherapie 29
6.4. psychoedukative Familienintervention 30
6.5. sonstige Anstze 31
7. Psychosoziale Folgen 33
8. Behandlungskosten und Bedeutung fr Volkswirtschaft 34
9. Stigmatisierung und Rehabilitation schizophren Erkrankter 36
10. Rechtliche Bestimmungen und Manahmen auf staatlicher Ebene 41
10.1. Reglementierung in dem Sozialgesetzbuch 41
10.2. Hilfesysteme/ Hilfeplanung 45
11. Fazit 46
Literaturverzeichnis 48
Abbildungs- und Tabellennachweis 50
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1. Einleitung in das Thematik
Schizophrenie bleibt sogar im dem 21.Jahrhundert eine von den bekanntesten Krankheiten,
deren Diagnose meistens zu spt kommt und fr manche sogar schlimmer als Krebs oderAIDS klingt. Wer will schon in seinen besten Jahren, da diese Krankheit meistens zwischen
dem 15 und 35. Lebensjahr ausbricht,1erfahren, dass man verrckt ist? Weil Verrcktheit
oder Persnlichkeitsspaltung und die feste berzeugung, dass die Krankheit unheilbar ist
das ist das, was ein Laier mit der Diagnose Schizophrenie verbindet. Viele glauben, dass die
schizophren Erkrankte eine gute und eine bse Seite haben und diese Persnlichkeiten
wechseln sich, wie in Stevensons Dr. Jekyll und Mr. Hyde, gegenseitig.
Die Psychotherapeuten besttigen meistens, dass keine seelische Strung sich so schwer
erkennen lsst und dennoch ist Schizophrenie eine von den hufigsten psychischen
Krankheiten. Jeder fnfte Patient einer psychiatrischen Klinik wird mit der Diagnose
"Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Strung aufgenommen.2Tatsache ist auch, dass
es trotzt gewaltige Fortschritte der Medizin immer noch kein absolutes Wunderheilmittel fr
Schizophrenie gefunden wurde. Die langfristigen Prognosen fallen jedoch sehr verschieden
aus und zwar von der vollstndigen Heilung, bis zu langfristigen chronischen Entwicklungen,
die ber die Jahre dauern und meistens ungnstige Prognose haben.3
Was die Situation in vielen Fllen erleichtern knnte, ist die rechtzeitige Diagnose, die nach
bestimmten Indizien noch einige Jahren vor Krankheitsausbruch gestellt werden kann. So
kann man bei manchen Formen der Schizophrenie und der frheren Behandlung viele
charakteristische Merkmale der Krankheit vermindern oder umgehen, und somit der
Ausbruch (oder die Manifestierung) der Krankheit verhindern. Vielen Betroffenen sieht man
die Krankheit bei rechtzeitiger, konsequenter Behandlung nicht an. Auch die Formen der
Behandlung wurden in letzten Jahren um einiges entwickelt. So werden abgesehen von rein
medikamentser uns psychologischer Behandlung in den meisten Fllen komplexen,
individuell abgestimmten Therapien ausgearbeitet. Durch solche Behandlungsanstzeknnen in vielen Fllen die blen Folgen und die fr die Krankheit spezifische Rckflle
vermieden werden.
Allerdings haben die meisten Betroffenen auf Grund von den Vorurteilen und schlechtem
Ruf der Krankheit manchmal Angst sogar bei den verdchtigen Symptomen den Arzt
aufzusuchen. Schuld an der Situation liegt an der gesellschaftlichen Tabuisierung der
Thematik, bzw. an der Stigmatisierung den schizophren Erkrankten in der ffentlichkeit und
1
Schizophrenie die Diagnose kommt oft zu spt, in Die Welt,http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article2759363/ Schizophrenie-die-Diagnose-kommt-oft-zu-spaet.html(abgerufen 20/12/12)2Vgl. Ebd.3Vgl. Gesundheitsbericht Dsseldorf, S. 9.
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in den Medien. Professor Anita Riecher-Rssler von der Psychiatrischen
Universittspoliklinik im Kantonspital Basel berichtet ber die hufigsten Problemen, die der
Frhdiagnose im Wege stehen: "Leider wird die Erkrankung hufig erst viel zu spt erkannt.
() Das liegt nicht nur an den undeutlichen Vorzeichen, sondern auch am Misstrauen der
Patienten sowie an und das ist das Wesen der Psychose einer mangelndeKrankheitseinsicht. Auch besteht bei manchen rzten eine gewisse Scheu, den Verdacht
einer Schizophrenie-Diagnose zu uern. Man will den Patienten ja nicht unntig
stigmatisieren. Verleugnen bewirkt allerdings genau das Gegenteil".4
Aber auch wenn die Krankheit doch noch zum Ausbruch kommt, knnen die Folgen fr die
Betroffenen und ihren Angehrigen weniger schlimmer ausfallen, wie man es annehmen
knnte. In den meisten zivilisierten Sttten werden von den Experten in Zusammenarbeit mit
den zustndigen Sozialmtern verschiedene Rehabilitationsmanahmen ausgearbeitet, diezu mindestens Teilintegration in dem soziallen und beruflichen Leben erlauben.
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wird die Krankheit Schizophrenie, bzw. wie man
spter erkennt, eine Gruppe von Schizophrenien, ausfhrlich behandelt. Es werden
verschiedene Definitionen, Symptomatik, Klassifizierungen und Abgrenzungen aufgefhrt,
damit man zuerst einen klaren Einblick in die Thematik bekommt. Weiter werden Verlauf und
Stadien der Krankheit beschrieben um einen exakten Krankheitsbild zu bekommen und zu
dem Hauptthema der Arbeit berzugehen Behandlungsanstze fr schizophren
Erkrankte. Es werden die meisten von den anerkannten Behandlungstherapien
beschrieben, sowie die Vorteile und die Nachteile von jedem davon. Anschlieend wird noch
ein Mal auf den Stigmatisierung und Diskriminierung den schizophren Erkrankten in der
Gesellschaft und die Rechtlage von den Betroffenen in Deutschland eingegangen. Eine
schwerpunktmige Darstellung von Therapien und Reha-Manahmen sollte zeigen, dass
man sowohl als Betroffene kein Angst vor der Zukunft haben soll, wie auch der Mensch, in
dessen Umfeld solche Krankheitsflle passieren knnen, sich vor den erkrankten Menschen
nicht distanzieren, sondern der Leid von den Menschen verstehen und ihnen ein Chance auf
Heilung und Rehabilitation geben soll.
4Schizophrenie die Diagnose kommt oft zu spt, in Die Welt,http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article2759363/ Schizophrenie-die-Diagnose-kommt-oft-zu-spaet.html(abgerufen 20/12/12)
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2. Entstehung der Schizophrenie
Trotz der zahlreichen Untersuchungen, knnen die Forscher immer noch keine definitive
Antwort ber die Ursachen der Schizophrenie geben. Die neusten Studien weisen bei denBetroffenen gewisse Gehirnabnormitten und genetische Disposition nach. Betrachtet man
die Hypothesen bzgl. Entstehung der Schizophrenie etwas nher, kann man die 3
populrsten Thesen nennen.
Die erste ist als Dopaminhypothese bekannt und kommt von dem berschuss an Dopamin-
Rezeptoren bei den Erkrankten, dies intensivieren die Gehirnsignale und erzeugen somit die
positiven Symptome.Dopamin ist () eine chemische Substanz, die von einer Nervenzelle
ausgeschttet wird und an einer anderen Nervenzelle erregende oder hemmende Effekte
auslsen kann. Die Einsetzung von den Neuroleptika bei der medikamentsen Behandlungbewirkt die Hemmung von Dopaminwirkung.
Die zweite Neuroanatomische These beruht sich auf der Tatsache, dass schizophren
Erkrankte vergrerte Seitenventrikel sowie eine Erweiterung des 3. Ventrikels haben, die
Aktivitt in den Frontallappenist dagegen auerordentlich gering. Dies, sowie die andere
Besonderheiten im Gehirngewebe, rufen diverse Strungen in diesen Strukturen hervor, was
zur Negativsymptomatik fhrt.5
Besonderes relevant in dem Kontext der Entstehung der schizophrenen Krankheiten die
genetische, bzw. familire Veranlagungen, die in 80% der Fllen entscheidende Rolle
gespielt haben und gelten deshalb als wichtigste tiologische Faktoren. Zustzliche externe
oder interne Komplikationen und Schdigungen erhhen die Wahrscheinlichkeit an die
Schizophrenie zu erkranken enorm.6 Nichtsdestotrotz zeigen die Ergebnisse von den
modernsten Forschungen, dass die schizophrenen Psychosen nicht reiner biologische
Ursache haben und nicht zwingend schlecht ausgehen mssen. Entgegen gelufiger
Meinung hat Vulnerabilitt/ Anflligkeit einer Schizophrenie sowohl genetische wie auch nicht
genetische Ursachen.
Nach zahlreichen Untersuchungen sind bei Entstehung der Krankheit sowohl einzelne wie
auch gemischte Faktoren, bzw. Interaktion von mehreren negativen Faktoren von
Bedeutung. Drei Hauptruppen knnen dabei ausdifferenziert werden:
- Neurobiologische Faktoren
- Psychologischen Faktoren
- Soziale Faktoren.
5Vgl. Schizophrenie http://www.psychologie-psychotherapie.ch/klinische_psychologie/schizophrenie.php(Abgerufen am 14/12/12)6Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 14.
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Dabei kommt man zu dem Ergebnis, dass in den meisten untersuchten Fllen handelt sich
eher um einer Kombinationen aus mindestens zwei Faktoren. Die dritte These, das s.g.
Vulnerabilitts-Stress-Coping-Modell (s. Abb. 3) wurde von J. Zubin 1977 formuliert und
mindestens zwei oder alle drei Faktoren zusammen vereint, wobei dem
Bewltigungsverhalten von den Patienten immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.7
Abbildung 3: Vulnerabilittsmodell der Schizophrenie
Die Vulnerabilitt jedes Menschen ist sehr unterschiedlich und kann sowohl angeboren, wie
auch im Verlauf des Lebens erworben sein, die weiteren Faktoren (sozialen und/ oderberuflichen Stress, Angst usw.) mssen jedoch dazukommen, damit die Krankheit erstmal
ausbricht.
L. Ciompi hat das Model von Zubin bernommen und, in dem er den Verlauf der Krankheit in
3 Stadien geteilt hat, weiterentwickelt. Diese sind prmorbide, akute psychotische und lnger
dauernde Phasen.8Eine neuronale Entwicklungsstrung in Gehirnbereich tritt bereits in dem
prmorbiden Stadium (s. unten) der Krankheit auf und gilt in vielen Fllen als ein
Auslsungsfaktor, das fr Entstehung der Krankheit verantwortlich ist. In dendarauffolgenden Stadien entwickelt sich unter dem Einfluss von psychosozialen Faktoren
und Belastungen die weitere Symptomatik und es kommt zur Manifestation der Krankheit mit
allen akuten psychotischen Merkmalen und Folgen, die nur therapeutisch behoben werden
knnen.9Mehr zu den Stadien und dem Verlauf den Schizophrenien wird in dem nchsten
Unterkapitel berichtet. Wichtig wre jedoch in dem Kontext auch die zustzliche Faktoren zu
erwhnen, die den Krankheitsverlauf sowohl negativ (Stress, biologische Belastungen,
7Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 13.8Vgl. Beiglbck, Wolfgang: Handbuch der klinisch-psychologischen Behandlung, S. 156f.9Vgl. Auslser und Therapie der Schizophrenie (Abgerufen 17/12/12)
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Alkohol- und Drogenkonsum u.a.) wie auch positiv (Stressbewltigung/ Coping, familire und
soziale Untersttzung, antipsychotisch wirkende Medikamente) beeinflussen knnen.10
3. Erkrankung "Schizophrenie"
Schizophrenie ist eine relativ junge Krankheit. Als eine gesonderte Form der Erkrankung
wurde sie erst Ende des XIX. Jahrhundert von dem deutschen Psychiater Emil Kraepelin
eingefhrt. Kraeplin wurde der erste, der verschiedenen Formen von Schizophrenien, die
davor als separate Krankheiten galten, unter einem Begriff vereinte. Er bezeichnete die
Krankheit als dementia praecox (vorzeitige oder frhe Demenz) und implizierte dabei, dassdie Krankheit in frhem Alter eintrifft und der Krankheitsverlauf u.a. durch einen fortgehenden
geistigen Abbau gekennzeichnet ist. Dieser Begriff wurde 1911 von dem Schweizer
Psychiater Eugen Bleuler mit dem Begriff Schizophrenie erweitert. Diese Bezeichnung, die
aus dem Griechischem bersetzt gespaltenes Bewusstsein bedeutet, erwies sich als
treffend und przise. Die Hauptcharakteristik von Schizophrenie ist, dass der Erkrankte
sowohl die gesunden wie auch die kranken Verhaltensweisen aufzeigt, also treten die akuten
psychotischen Episoden abwechselnd mit den Remissionsphasen auf. Sowohl Kraepelin wie
auch Bleuler charakterisierten den Krankheitsbild als sehr heterogen, auch wenn von einem
charakteristischen Strungsmuster begleitet, und bestanden darauf, dass es deshalb richtig
wre nicht von einer, sondern von einer Gruppe von Schizophrenen Krankheiten zu
sprechen. So bestand die wichtigste Errungenschaft von Bleuler und Kraeplin darin, dass
sie das gemeinsame in der Flle scheinbar heterogener Phnomene gesehen haben.11
Auf Grund von unterschiedlicher Symptomatik, verschiedenen Krankheitsverlauf, unklarer
tiologie gibt es jedoch verschiedene Definitionen der Krankheit.
3.1. Definition
In der Klassifikation ICD-10 (aktuelle Version von International Classifikation of Deseases)
wird Schizophrenie als grundlegende und charakteristische Strungen von Denken und
Wahrnehmung sowie inadquate oder verflachte Affekte bezeichnet.12Noch ausfhrlichere
Definition liefert uns die DGPPN (Die Deutsche Gesellschaft fr Psychiatrie, Psychotherapie
und Nervenheilkunde). Demnach ist Schizophrenie eine schwere Psychische Krankheit, die
durch ein charakteristisches Strungsmuster verschiedener psychischer Bereiche wie
10Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 14.11Vgl. Beiglbck, Wolfgang: Handbuch der klinisch-psychologischen Behandlung, S. 147.12ICD-Code, http://www.icd-code.de/icd/code/F20.-.html (abgerufen 13/12/12)
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Wahrnehmung, Denken, Ich-Funktionen, Affektivitt, Antrieb und Psychomotorik
gekennzeichnet13. Wegen diesen schwerwiegenden Strungen verursacht die Krankheit bei
den Betroffenen nicht nur medizinische, sondern auch Psychologische und soziale
Probleme. Die Komplexitt und multifaktorieller Zusammenhang erlaubt ber die
Schizophrenie als ber eine systemische Dysfunktion14
zu sprechen. Obwohl bei derErkrankung wieder die Bewusstseinsklarheit, noch die intellektuelle Fhigkeiten sinken,
treten im Verlauf der Krankheit verschiedene Probleme kognitiver Natur auf.15 Als Folge
knnen die Erkrankten Ihrer Umwelt gegenber nicht mehr entspannt auftreten. Man kann
sich nicht mehr auf die gewohnten Aufgaben konzentrieren, wirkt permanent verunsichert.
Die Krankheit beeinflusst das gesamte Leben und wird zustzlich in der ffentlichkeit als
gefhrlich und peinlich stigmatisiert, was zur sozialen Isolation und Benachteiligung fhren
kann.16Deshalb sollten bei den Therapien neben den objektiven Einschrnkungen auch die
kognitiven und sozialen Folgen bercksichtigt werden:Die Bercksichtigung des psychosozialen Bereichs ist () fr die Beurteilung des
Behandlungserfolgs (wichtig), denn Langzeitbehandlung und Rehabilitation richten sich bei
Erkrankten nicht nur nach psychopathologischen Kriterien, sondern vor allem auch nach dem
sozialen Funktionsniveau und den Ressourcen des sozialen Netzes.17
3.2. Beschreibung der Symptomatik
Wie bereits festgestellt wurde, knnen die Forscher bisher keine definitiv feststellbare
Ursache Schizophrenie ausfindig machen. Aus diesem Grund muss die Krankheit in den
meisten Fllen anhand der Symptomatik diagnostiziert werden.
Bei allen Formen von Schizophrenie werden diverse Symptome beobachtet, die je nach den
Merkmalen zu der negativen oder zu der positiven Symptomatik zhlen.18 Diese
Differenzierung wurde von dem englischen Neurologen J. Hughlings eingefhrt. Anhand der
Symptomatik der Schizophrenie und ihrer Ausprgung wird zwischen diversen
Krankheitsphasen unterschieden.
Die Positivsymptomatikwird von den folgenden Strungsmustern begleitet:
- in Funktionsbereich des inhaltliches Denken und formales Denken, bzw.
Denkstrungen, werden Wahn (falsche berzeugung von Realitt, Verfolgungs- oder
Beziehungswahn), Gedankenabriss oder ein unterbrochener Gedankenfluss,
Konkretismus, Assoziationslockerung beobachtet;
- in Funktionsbereich Ich-Funktionen (Ich-Strungen) Aufhebung der Grenze
zwischen dem Erkrankten und seinem Umwelt werden solche Strungen wie
13DGPPN, S. 185.14
Keppeler-Derendinger, S. 1415Vgl. ICD-Code, http://www.icd-code.de/icd/code/F20.-.html (abgerufen 13/12/12)16Vgl. Keppeler-Derendinger, S. 12-1317Vgl. Keppeler-Derendinger, S. 14-15.18Vgl. DGPPN, S. 185.
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Gedankeneingebung oder Gedankenentzug (beeinflusst von den fremden Personen),
Wiederholung von Gedanken und Gedankenausbreitung beobachtet;
- in Funktionsbereich Wahrnehmung werden am hufigsten die Halluzinationen
beobachtet, dabei kann der Erkrankte manchmal Personen und Objekten sehen und
Stimmen oder Gerusche hren, die es in der Wirklichkeit nicht gibt.19
Realittsverlust ist vor allem in der akuten Krankheitsperiode zu beobachten, dieser tritt
relativ pltzlich ein, wobei die Plus Symptomatik direkt erkennbar ist und eher als
bersteigerung von normalen Ereignissen und allgemeine Beunruhigung beschrieben
werden kann.20
Fr die Negativsymptome sind eher die Einschrnkungen des normalen Erlebens bis zu
kompletten Funktionsverlust charakteristisch. Die Strungen bei der Negativsymptomatik
sind weniger offensichtlich, haben aber mehrere charakteristische Merkmale.Angloamerikanische Schizophrenie-Forscher teilen die negativen Symptome in mehreren
Gruppen ein:
- in Funktionsbereich Intentionalitt und Antrieb zeichnet sich Apathie, Apathie/
Energie- und Antrieblosigkeit, Interesselosigkeit, Abschwchung des Willens ab;
- in Funktionsbereich Psychomotorik und Sozialverhaltens werden
Haltungsstereotypien, Alogie/ Sprachverarmung Abwesenheit und sozialen Rckzug
beobachtet;- in Funktionsbereich Affektivitt werden Depressionen, Affektverflachung/
Affektstarrheit und allgemein reduzierte Affektivitt beobachtet.21
Strungen der Aufmerksamkeit und des Gedchtnisses werden zu den komplexen
kognitiven Strungen zugeordnet und beeinflussen dementsprechend die kognitiven
Prozesse und Fhigkeiten des Erkrankten wie z.B. das Lernen, die Kreativitt, die
Orientierung, die Aufmerksamkeit, der Willen etc.22 Viele Studien nachweisen, dass
Schizophrenie-Symptome, ob positive oder negative, zu Vernderung des Sozialverhaltens
des Patienten fhren.23
3.3. Abgrenzung der Schizophrenien
Angesichts verschiedener Symptomatik, diversen Formen der Schizophrenien und groer
Anzahl an psychotischen und neurotischen Strungen, die zum Teil hnliche Merkmale
aufweisen, wre wichtig bei der Diagnose und darauffolgender Wahl der Therapie die
19
Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 8-9.20Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 9.21Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 8-9.22Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 9.23Vgl. Keppeler-Derendinger, S. 20.
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Schizophrenien von den anderen Psychosen, bzw. psychotischen Strungen abzugrenzen.24
Anhand Abbildung. 1 sieht man die Unterschieden und die dissoziativen Symptomen, die am
hufigsten bei den Schizophrenien auftreten. Fr eine exakte Diagnosestellung, sollten
zustzliche Untersuchungen und Tests durchgefhrt werden. Was bei der Diagnostik noch
zu bercksichtigen ist, wird in dem nchsten Unterkapitel nher betrachtet.
Abbildung 1: Abgrenzung der Schizophrenien
3.4. Klassifikationssysteme und Diagnose
Heutzutage nutzt man bei der Schizophrenie-Diagnose eins von zwei etablierten
Klassifikationssystemen mit festen Kriterien:
- ICD-10 International Classifikation of Deseases/ Die Internationale statistische
Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision
von Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird vorwiegend in Europa u.a. Lndern
verwendet25
- DSM IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders/ Diagnostisches und
Statistisches Handbuch Psychischer Strungen von American Psychiatric Association
(APA) die nationale Klassifikation der USA, hat einige z.B. geschlechtsspezifische
Unterschiede zu ICD26
24Vgl. Beiglbck, Wolfgang: Handbuch der klinisch-psychologischen Behandlung, S. 149.25Vgl. ICD-10, http://de.wikipedia.org/wiki/ICD-1026Vgl. DSM-IV, http://de.wikipedia.org/wiki/DSM-IV
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Nach den beiden Systemen ist ein Diagnostiker dazu verpflichtet eine Reihe von
Informationen ber den Patienten zu sammeln und auszuwerten. Diese beziehen sich auf die
klinische Syndrome, krperliche und geistige Dysfunktionen, psychosoziales Verhalten. Erst
nach Auswertung von allen diagnostischen Informationen, kann die Krankheit mit hoher
Wahrscheinlichkeit diagnostiziert werden.
Da in Deutschland die rzte den Richtlinien der ICD verpflichtet sind, wird in der
vorliegenden Arbeit die Diagnostizierung nach ICD-10 dargestellt.27
Als Zeichen einer schizophrenen Erkrankung (Kardinal- oder Leitsymptome) kann eine Reihe
von Beschwerden der Patienten, psychopathologischen Phnomene oder/und uere
Krankheitszeichen gelten:
- Gedankenlautwerden
- Gedankeneingebung oder Gedankenentzug
- Gedankenausbreitung
- Wahnwahrnehmung
- Kontrollwahn
- Beeinflussungswahn oder das Gefhl des Gemachten
- Stimmen, die in der dritten Person den Patienten kommentieren oder ber ihn
sprechen
- Denkstrungen
- Negativsymptome.28
Zusammenfassend kann die Diagnose Schizophrenie in folgenden Fllen gestellt:
- Wenn die Symptome, die fr Ich-Strungen typisch sind, ein Monat oder lnger
beobachtet werden;
- Wenn die Symptome, die als Halluzinationen, Wahn, Stimmenhren, formale
Denkstrungen, psychomotorische Strungen bewertet werden, wiederholt auftreten;
- Wenn die Symptome auftreten, die als negative Symptome bekannt sind.29
Grundstzlich muss mindestens ein eindeutiges minus-Symptom (wenn die Symptome nicht
eindeutig sind, sollten weitere Untersuchungen durchgefhrt werden) oder mindestens zweieindeutigen plus-Symptomen nachgewiesen werden.30
Bei ersten Symptomen der Krankheit sollten mehrere obligatorischen Tests durchgefhrt
werden um die mglichen Ursachen der Symptomatik zu identifizieren, dazu gehren:
27Vgl. DGPPN, S. 187.28ICD-Code, http://www.icd-code.de/icd/code/F20.-.html (abgerufen 13/12/12)29Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 9.30Vgl. DGPPN, S. 187.
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- eine komplette medizinische Untersuchung, ggfs. mit testpsychologischer
Untersuchung in den Bereichen Exekutivfunktionen, Gedchtnisleistungen und
Aufmerksamkeit
- Blutbild und Differenzialblutbild
- Bestimmung C-reaktives Protein- Bestimmung der Leberwerte
- Bestimmung der Nierenwerte
- TSH-Bestimmung
- Drogen-Screening
- Computer Tomographie /MRT31
Bei den Untersuchungen ist sehr wichtig die Ursachen von den Strungen abzugrenzen,
oder zu mindestens sich zu vergewissern, dass die Symptome nicht als Folgen von Trauma,
Tumoren, Stoffwechselstrungen oder als Folgen der medikamentsen Behandlung oderEntzugssyndroms auftreten. Deshalb muss der behandelnde Arzt neben den
Untersuchungen ber Krankheitsverlauf auch die Krankheitsgeschichte, sowie die
persnliche Erfahrungen des Patienten und die Erfahrungen von seinen Angehrigen
zusammenfassen und analysieren.32Weiter darf keine Diagnose gestellt werden, wenn beim
Patient ausgeprgte depressive oder manische Symptomen beobachtet werden, allerdings
sollte die affektiven Strung infolge der schizophrenen Symptome auftreten, werden mit
starker Wahrscheinlichkeit die schizophren Strungen vermutet.33
3.5. Schizophrenien nach ICD-10
Bei dem Klassifikationssystem ICD-10 wird den Psychischen Erkrankungen der Kapitel V
zugeordnet. Gruppe mit den Coden F20 bis F29 beschreibt die Schizophrenie, schizotype
und wahnhafte Strungen. Alle Formen von Schizophrenie mit den begleitenden
Krankheitsbildern, den Merkmalen von psychischen Strungen werden darin ausfhrlich
beschrieben. Auch die s.g. Schizoaffektive Strungen, die bei den Forschen momentan noch
diskutiert werden und deren Natur und Symptomatik noch nicht genau analysiert ist, wird hier
beschrieben.34
In der Tabelle 1. werden die Schizophrenien-Gruppen nach ICD-System aufgefhrt und
nachher etwas nher erlutert:
F20 Schizophrenie
F21 Schizotype Strung
F22 Anhaltende wahnhafte Strungen
31Vgl. Auslser und Therapie der Schizophrenie, (abgerufen 13/12/12)32Vgl. Ebd.33Vgl. ICD-Code, http://www.icd-code.de/icd/code/F20.-.html (abgerufen 13/12/12)34Vgl. ICD-Code, http://www.icd-code.de/icd/code/F20-F29.html (abgerufen 13/12/12)
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F23 Akute vorbergehende psychotische Strungen
F24 Induzierte wahnhafte Strung
F25 Schizoaffektive Strungen
F28 Sonstige nichtorganische psychotische Strungen
F29 Nicht nher bezeichnete nichtorganische Psychose
Tabelle 1: Auflistung von Gruppen der schizophrenen psychischen Strungen
Schizophrenie wird als Hauptgruppe in mehreren Untergruppen geteilt, wobei der hufigste
Typ der schizophrenen Krankheiten (2/3 aller Flle) die Paranoide Schizophrenie darstellt.35
Diese wird von den bestndigen paranoiden Wahnvorstellungen, akustischen
Halluzinationen, Wahrnehmungsstrungen, starken Stimmungsschwankungen, Strungen
des Antriebs und der Sprache begleitet.36 Paranoide Schizophrenie tritt bei den Leuten
zwischen 25-35 Lebensjahr und die Krankheitsprognosen sind gnstig.37
Neben diesem Typus sind nach ICD-10 auch weiteren Sybtypen Schizophrenie mit mehroder weniger untersuchten Symptomen bekannt:
- Hebephrene Schizophrenie (von griech. Jugend und Zwerchfell, (Sitz der) Seele)38
wird von den affektiven Vernderungen und Neigung zur sozialen Isolation begleitet.
Hebephrene Schizophrenie kommt meistens bei den Jugendlichen vor. Die Minus-
Symptome entwickeln sich rasch, deshalb sind die Prognosen eher schlecht.39
- Katatone Schizophrenie (von Katatonie Anspannung)40 wird i.d.R. von den
psychomotorischen Strungen begleitet. Vor allem sind starke Schwankungen
zwischen dem Erregung und Stupor charakteristisch.41 Bei entsprechender undrascher Behandlung ist die Prognose relativ gnstig.42
- Undifferenzierte Schizophrenie wird, wie der Name schon andeutet, bei den
allgemeinen Merkmalen der Schizophrenie diagnostiziert. Dabei ist die Symptomatik
eher gemischt, bzw. lsst sich zu keiner der Unterformen einordnen.43
- Postschizophrene Depression (depressive Episode) tritt als Begleiterscheinung oder
am Ende der schizophrenen Krankheit auf und ist wegen dem erhhten Suizidrisiko
sehr wichtig.44
- Schizophrenes Residuum ist eine chronische Phase der Krankheitsverschlechterung
und wird als solche von zunehmenden Minus-Symptomen, wie Antriebsminderung,
Affektverflachung, Passivitt und Initiativemangel, Sprachverarmung, Modulation der
35Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 10.36Vgl. ICD-Code, http://www.icd-code.de/icd/code/F20.-.html (abgerufen 13/12/12)37Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 10.38Vgl. Hebephrene Schizophrenie, http://de.wikipedia.org/wiki/Hebephrene_Schizophrenie (abgerufen 13/12/12)39Vgl. ICD-Code, http://www.icd-code.de/icd/code/F20.-.html (abgerufen 13/12/12)40
Vgl. Katatonie, http://de.wikipedia.org/wiki/Katatonie (abgerufen 13/12/12)41Vgl. ICD-Code,http://www.icd-code.de/icd/code/F20.-.html (abgerufen 13/12/12)42Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 11.43Vgl. ICD-Code, http://www.icd-code.de/icd/code/F20.-.html (abgerufen 13/12/12)44Vgl. Ebd.
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Stimme und Krperhaltung, Vernachlssigung der Krperpflege vermindernde soziale
Leistungsfhigkeit u.a. begleitet.45
- Schizophrenia simplex wird bei langsamer Progression der Krankheit, kontinuierlicher
Entwicklung von Minus-Symptomen diagnostiziert. Dementsprechend sind die
Prognosen eher ungnstig.46
- sonstige Schizophrenien, die z.T. nicht nher beschrieben werden.47
4. Epidemiologie und Erkrankungsalter
Nach neuen Forschungsergebnissen kann Schizophrenie zwar in jedem Alter manifestieren,
jedoch beginnt ber die Hlfte von schizophrenen Erkrankungen (ca. 55%) zwischen der
Pubertt und dem 30. Lebensjahr, deshalb wird dieser Zeitabschnitt als Prdilektionsalterbezeichnet.48 Zweithufigste Altersgruppen sind die Erkrankte zwischen 30. und dem 40.
Lebensjahr und weiter wird die Zahl der Erkrankungen immer weniger. Nur sehr selten
werden die ersten Zeichen von Schizophrenie nach dem 60. Lebensjahr beobachtet.49
Geschlechtsspezifische Aspekte sind nur insofern bekannt, dass die Frauen i.d.R. spter als
Mnner erkranken (trifft zu nur bei den Schizophrenien ohne familire Vorbelastung), und
dadurch dass sie durchschnittlich weniger an Minus-Symptomatik leiden, bentigen sie
seltener als schizophrene Mnner eine stationre Wiederaufnahmen.50Wenn es um sptere
schizophrene Strungen geht, leiden hier die Frauen auf Grund der hormonellen Faktoren
mehr. Die Strungen bleiben jedoch gleich hoch. Allerdings wird bei den schizophrenen
Statistiken die geschlechtsspezifische Variable nur wenig bercksichtigt. Zu genauen
Angaben bzgl. der Erstmanifestierung von schizophrenen Erscheinungen nach Alter und
Geschlecht (s. dazu Abb. 2.)
45Vgl. Ebd.46
Vgl. Ebd.47Vgl. Ebd.48Vgl. Deister, Arno: Duale Reihe, S. 140.49Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 17.50Vgl. Rohde, Anke, Marneros, Andreas: Geschlechtsspezifische Psychiatrie, S. 53.
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Abbildung 2: Statistik der Erstaufnahmen
Nach Angaben Berichtes von Robert Koch-Institut werden die schizophrenen Strungen bei
durchschnittlich 1%, in manchen Quellen werden die Zahlen von 0,5 bis zu 1,6% genannt51
der Bevlkerung (ca. 19 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner, oder ca. 15.600
Neudiagnosen52) mindestens ein Mal im Leben beobachtet. In Deutschland liegt die Zahl von
Betroffenen bei ca. 800 000 Menschen53, somit gehrt sie zu relativ hufigen Erkrankungen.
Bemerkenswert, dass laut Statistik das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, bei allen
Menschen und unterschiedlichen Kulturen mit ca. 1% gleich hoch besteht. Aber weil die
Erkrankung sogar bei der Behandlung sozialabsteigend wirkt, wird sie fter bei den
niedrigeren sozialen Schichten diagnostiziert.54Werden solche Strungen noch im Stadium
von psychotischen Episoden rechtzeitig diagnostiziert und richtig behandelt, kommt es bei
dem viertel von den Patienten zu keinem weiteren Verlauf der Krankheit. Zur chronischen
Krankheit kommt es bei 10 bis 30% der Patienten, die bis Ende des Lebens eine
kontinuierliche Begleitung von zustndigen psycho-sozialen Diensten oder zu mindestens
von den Angehrigen brauchen. Bei den restlichen Patienten variieren sich die
zwischenzeitlichen Phasen der Remission mit den Phasen der Exazerbation
(Verschlechterung) oder bleiben zu mindestens Residualsymptome.55
51
Vgl. DGPPN, S. 185.52Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 16.53Vgl. Gaebel, Wolfgang, Baumann, Anja: Schizophrenie- Open the Doors, S. 4.54Vgl. Diester, Arno: Duale Reihe, S. 140.55Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 7.
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5. Verlauf. Stadien
Die Schizophrenie-Forscher haben infolge der Untersuchungen diverse Formen und
vielfltige Verlaufsmustern der Schizophrenie entwickelt. Vor allem der Verlauf von
Katamnese war von besonderem Interesse. So unterschied Manfred Bleuler z.B. zwischen
10 Verlaufstypen56und Luc Ciompi mit seinem Kollege Christian Mller registrierten im Jahr
1976 8 Verlaufsmglichkeiten bei selber Form der Schizophrenie.57 Nicht zuletzt aus
praktischen Grnden wurde Verlaufstypologie inzwischen systematisiert und vereinfacht.
5.1. Krankheitsverlauf
Nach ICD-10 unterscheidet man zu mindesten zwischen 4 Formen des Krankheitsverlaufs
(Vgl. Abb. 4):
- Kontinuierlich
- Episodisch, mit zunehmendem Residuum (Symptomen, Defiziten)
- Episodisch mit stabilem Residuum (Symptomen, Defiziten)
- Episodisch, remittierend (mit nachlassender Symptomatik)
Abbildung 4: Verlauf Schizophrenien nach ICD-10
Nach ICD-10 kann der Verlauf von schizophrenen Strungen je nach Typ entweder
kontinuierlich episodisch mit zunehmenden oder stabilen Defiziten sein, oder es knnen eine
oder mehrere Episoden mit vollstndiger oder unvollstndiger Remission auftreten.58 Mit
anderen Wrtern kann die Krankheitsentwicklung entweder allmhlich mit flieenden
bergngen erfolgen, oder episodisch mit unregelmig auftretender manifestierter
Symptomatik.
56Vgl. Deister, Arno: Duale Reihe, S. 163.57Vgl. Schizophrenie, Medizinische Uni Graz, o.S.58ICD-Code, http://www.icd-code.de/icd/code/F20.-.html(abgerufen 13/12/12)
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5.2. Stadien
Der Verlauf der Krankheit ist jedoch sehr individuell und kann anhand der Untersuchungen
als akut auftreten oder schleichend entwickeln.59
In beiden Fllen zeichnet sich bei ca. 75% der Erkrankten ein s.g. prmorbides Stadium, also
ein Vorstadium ab. Dieses Stadium charakterisiert sich durch diverse Merkmale z.B.
unspezifische psychisch Vernderungen, Depressionen, vorbergehende Krisen und
hnliche die zwar selten als Entwicklung der Schizophrenie erkannt werden, aber unter
Umstnden als Strungsfaktoren gedeutet werden knnen und deshalb untersucht werden
mssen.60Retrospektiv knnen Merkmale der beginnenden Krankheit bereits in jngerem
Alter beobachtet werden, allerdings sollte man, wie schon vorher beschrieben wurde, dabei
vorsichtig sein, da manche Merkmale extrem schwer diagnostizierbar sind. Z.B. befindensich bei den Kindern viele Fhigkeiten noch im Entwicklungsstadium und die mangelnde
freundschaftliche oder persnliche Beziehungen bei Jugendlichen sowie deren soziale
Inkompetenz knnen als Anzeichen der pubertre Entwicklung auftreten und mit dem
Erwachsenwerden nachlassen. Nichtdestotrotz besteht eine enge Relation zwischen der
sozialen Kompetenz in verschieden Lebensphasen, ob Kindheit, Jugend oder im
Erwachsenenalter, und dem Verlauf und Ausgang der psychischen schizophrenen
Erkrankungen. Auch bei den lteren Patienten, die Symptome hnlich schizophrenen
aufweisen, werden eher andere psychische Erkrankungen diagnostiziert.61
Die ersten konkreten Symptome werden in dem Prodormal-Stadium bereits sichtbar und
werden als Prodormalerscheinungen bezeichnet. Die moderne Definition der
Schizophrenien, sowie die neusten Konzepte zur Behandlung der Krankheiten erlauben
bereits in diesem Stadium nach der umfassenden Untersuchung eine Diagnose zu stellen.
Frhe Diagnostik erlaubt mit Hilfe der entsprechenden Behandlung und Therapien den
Verlauf der Krankheit zu verhindern, oder zu mindestens die Verschlechterung von
Symptomen zu verhindern. Die Frhdiagnostizierung ist auch insofern wichtig, weil es
inzwischen empirisch nachgewiesen wurde, dass die Dauer der unbehandelten Psychose
proportional der ungnstigere Krankheitsverlauf ist62 und sich negativ auf
Behandlungsergebnis auswirkt. Diese Prodormale Phase kommt nur bei ca. 25% der
Patienten einmalig vor und lsst bei der entsprechender Behandlung keine Nachwirkung
zurck, bei dem Rest der Patienten kann es jedoch in darauffolgenden Jahren zu
mindestens 3 Rckfllen kommen.63
59
Vgl. Deister, Arno: Duale Reihe, S. 163.60Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 11f.61Vgl. Bondy, Brigitta: Was ist Schizophrenie? S. 52ff62Vgl. Deister, Arno: Duale Reihe, S. 163.63Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 14.
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Die nchste Phase der Krankheit tritt bei den meisten Patienten nach einigen Jahren auf und
wird als akute Erkrankung oder psychotisches Stadium bezeichnet. Diese wird durch
zunehmend strkere Symptomatik und wiederholten Rezidiven charakterisiert. Die akute
Krankheitsperiode verluft schubweise oder phasisch. Im ersten Fall kommt nach einigen
starken Ausbrchen zur Residualsymptomatik, im zweiten Fall kann nach akutenKrankheitsausbrchen zur vlligen Remission kommen. Beide Formen von akuter
Krankheitsperiode knnen von schweren suizidalen Krisen begleitet werden.64
Je nach Verlauf der Krankheit und dem Erfolg der Behandlung unterscheiden sich auch die
Prognosen fr den Patienten. Es kann sowohl zur vlligen Remissionmit Wiederherstellung
von beruflicher und sozialler Leistungsfhigkeit kommen, zur partiellen Remission mit
mglichen Rckfllen, wie auch zur Chronifizierung der Krankheit(chronische Phase), was
eher auf ungnstigere Langzeitprognose und entsprechende Leistungsdefizite fr den
Patienten hindeutet (Vgl. dazu Abb.5).65
Abbildung 5: Entwicklungsstadien Schizophrenie
5.3. Remission und Recovery
Noch vor 30-40 Jahren ging man von der Annahme aus, dass Schizophrenie eine chronische
Erkrankung mit einer schlechten Langzeitprognose. Dank der modernen Therapien, kann
man bei vielen Patienten inzwischen eine mehr oder wenige stabile Remission erreichen. So
erfolgt nach akuter Phase bei gnstigerem Krankheitsverlauf die Remissionsphase der
Krankheit (s. Abb. 5). Diese Phase ist sehr bedeutend, weil von ihr, bzw. von den
Therapeutischen Manahmen in dieser Phase, im Wesentlichen die lngerfristigen
Prognosen und der Dauer der Remission abhngen. Aus diesem Grund scheint es relevant
zu sein die Begriffe Remission und Recovery zu erlutern. Es existieren momentan keine
einheitlichen Kriterien, mit denen Remission beschrieben wird, aber i.d.R. spricht man von
64Vgl. Deister, Arno: Duale Reihe, S. 163.65Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 12f.
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einer stabilen Remission, wenn die Symptome ber einen Zeitraum von mindesten 6
Monaten nur leicht ausgeprgt sind und unter bestimmten Grenzwerten liegen.
Als Recovery bezeichnet man die nchste Stufe der Remission, die mit noch deutlicher
Verbesserung des psychologischen Zustands des Patienten verbunden ist. Nach sozialen
Verhaltenskriterien und Funktionsfhigkeit befindet sich der Patient in der Richtung vollerGenesung. Der Zustand des Patienten wird stabil und die soziale Integration steht fr ihn im
Vordergrund. 66
5.4. Besonderheiten der Langzeitprognosen
Grundstzlich erkranken an Schizophrenie sowohl Mnner wie auch Frauen, wobei wird
nachgewiesen, dass die Symptomatik bei Frauen durchschnittlich um 3 bis 5 Jahren spter
auftritt, wobei die Lebenserwartungen und Risiken gleich liegen, weil die erkrankten
Menschen wegen ihren unstabilen psychischen Situation und angesichts ungewissenHeilungschancen zu Suizide Neigungen aufweisen.67 Wobei bei Frauen hufiger die plus
Symptomatik und bei Mnnern dagegen hufiger die minus Symptomatik auftreten,
.entstehen im Verlauf der Krankheit gerade bei Frauen die depressiven Symptome hufiger,
wobei Frauen fter als Mnner ihre berufliche und soziale Funktionsfhigkeit
wiedererlangen.68
Nach zahlreichen Untersuchungen konnten die Faktoren ausdifferenziert werden, die auf
positive Langzeitprognose hindeuten. Dazu gehren:
- weibliches Geschlecht
- berdurchschnittliches Entwicklungsniveau (IQ)
- stabile Partnerschaft
- gut entwickelte soziale Fhigkeiten
- pltzliche Krankheitsausbruch und positive Symptomatik
- Ermittlung der Ursachen von Krankheit
- kurze oder seltene Krankheitsperioden
- fehlende Minus-Symptomatik
- Akzeptanz und Befolgung von Behandlungsmanahmen etc.69
Dagegen wird auch eine Reihe von Faktoren genannt, die eher negativ auf den Verlauf der
Krankheit auswirken:
- mnnliches Geschlecht
- hnliche Erkrankungen bei den Angehrigen in der Familie
- langes prodromal Stadium (andauerndes Krankheitsbeginn)
66Vgl. Remission bei Schizophrenie in Clinicum Neuropsy, S. 1f.67Vgl. DGPPN, S. 185f.68Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 12.69Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 12.
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- kognitive Dysfunktion
- niedrige Entwicklungsniveau des Patienten (IQ)
- vorhandene Minus-Symptomatik
- schlechte soziale Anpassungsfhigkeiten
- unstabile Partnerschaft, negatives familires Klima- psychosozialer Stress
- Geburtskomplikationen, etc.70
6. Behandlungsanstze fr schizophren Erkrankte
Abhngig von den Krankheitsphasen unterscheidet man zwischen den Zielen der
Behandlung, die fr jedes Krankheitsstadium primr sind, wobei die Motivation zur
Selbsthilfe der Betroffenen immer im Hintergrund stehen sollte. Laut DGPPN werden die
Behandlungsziele wie folgt differenziert:
1. In Akutphase sollte die therapeutische Beziehung aufgebaut werden, dafr muss der
Kranke und seine Angehrigen ber verschiedene Krankheits- und
Behandlungskonzepte aufgeklrt werden. Krankheitssymptomatik muss entweder
komplett behoben, oder zu mindestens zum Teil beseitigt werden, dabei sollte dieGefahr von Selbst- und Fremdgefhrdung immer im Auge behalten werden. Weiter
sollten die soziale Folgen und Beeintrchtigungen mglichst verhindert werden, so
dass der Kranke die Mut und Motivierung zu den weiteren therapeutischen Einstzen
in Stabilisierungsphase behlt.
2. In der postakuten Phase sollte die therapeutische Beziehung verfestigt werden. Die
psychischen Symptome stabilisiert, so dass man sich auf Behandlung von kognitiver
und sozialer Defizite und weiterer Negativsymptomatik konzentrieren kann. Die
Bedeutung von Partizipation und Compliance der Patienten sollte mittels derAufklrung deutlich werden. In dieser Phase ist die Einbeziehung der Angehrigen
und Bezugspersonen bei den Therapien sehr wichtig. Dies kann eventuell helfen die
Rckflle zu vermeiden und individuelle Coping-Strategien zu entwickeln.
Rehabilitative Manahmen sollten mehr auf Verstndniserarbeitung der individuellen
Bedeutung der Erkrankung und auf Stabilisierung und Erweiterung sozialer Kontakte
gezielt werden.
3. Die Therapie in Remissionsphase gerichtet auf Aufrechthaltung der therapeutischen
Beziehung, Frderung sozialer Integration, Rckfallprophylaxe, Frhdiagnostizierung
70Vgl. DGPPN, S. 186.
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und entsprechend frhen Eingriff, Suizidprophylaxe, Verbesserung der
Lebensqualitt und beruflicher Rehabilitation des Betroffenen.71
Dank zahlreichen Untersuchungen auf dem Gebiet der Psychosen Schizophrenien existieren
inzwischen zahlreiche Therapien und Behandlungsmethoden, deren Ziel primr in derWiedererlangung einer symptomatischen Remission, Rckfallprophylaxe und Verbesserung
der psychosozialen Fhigkeiten und Lebensqualitt des Patienten besteht. Nicht zuletzt
durch die weitere Entwicklung von Medizin, aber auch durch die parallle Einsetzung von
psycho- und soziotherapeutischen Manahmen und die Erweiterung von
Versorgungsangeboten knnen die schizophrenen Erkrankungen relativ erfolgreich
behandelt werden. Die Remission von Symptomen tritt bei ca. 70% der Patienten ein. Der
Durchschnittsdauer von stationrer Behandlung betrgt ca. 35 Tagen.72In manchen Fllen
kann sogar die berufliche und soziale Leistungsfhigkeit zum Teil oder komplettwiederherstellt werden. Auch das Mitentscheidungsrecht von Patienten und seinen
Angehrigen wird bei der Wahl der Behandlung nicht selten bercksichtigt. Abhngig vom
Verlauf der Krankheit knnen verschiedene Methoden und Anstze vorgeschlagen werden
um schrittweise Verbesserung des Krankheitsbildes zu erreichen. Somit ist die Therapie von
Schizophrenie ziemlich komplex, wobei wie bereits erwhnt wurde, ist es vorteilhaft, wenn
die Behandlung relativ frh anfngt.
Und wenn in frhen oder spteren Stadien der Behandlung die Methoden recht
unterschiedlich sein drfen, bzw. es werden sowohl die biologischen wie auch die
psychotherapeutische Schizophrenie-Therapien verwenden, so ist in dem Psychotischen
Stadium die medikamentse Therapie bei der Bekmpfung von Symptomen unumgnglich.73
Medikamentse und Elektrokampftherapie werden heutzutage in Rahmen des somatischen
Behandlungsverfahrens angewendet.
6.1. medikamentse Therapie
Als erstes wird die medizinische Behandlung betrachtet, weil die pharmakologische
Behandlung mit Neuroleptika und Antipsychotika traditionell, bzw. seitdem diese bei der
medikamentsen Behandlung eingefhrt wurden, als erste Wahl in der Therapie gilt.
Die Pharmakotherapie, insbesondere die Nutzung der Neuroleptika, grtenteils
Dopaminantagonisten, sollte in Behandlungskonzept in jedem Fall eingeschlossen sein.
Neuroleptika, bzw. eine neuroleptische Medikation, die auch bei anderen psychotischen
Zustnden angewendet werden, haben eine antipsychotische Wirkung und wirken auf das
71Vgl. DGPPN, S. 190.72Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S.7, 21.73Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S.22.
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schizophrene Gesamtsyndrom. Die meisten klassischen Neuroleptika rufen allerding
erhebliche extrapyramidalmotorische Strungen (EPS) hervor.74
Weiter werden auch Antipsychotika synonym mit Neuroleptika verwendet. Antipsychotika
sind, wie der Name schon andeutet, die Medikamente, die psychotische Symptome
vermindern und dazu zur Behandlung von inneren und psychomotorischen Strungenangewendet werden. Es existieren zwei verschiedene Typen von Antipsychotika typische
Antipsychotika und atypische Antipsychotika. Die typische Antipsychotikasind hochpotente
Antipsychotika, die gegen Produktivsymptomatik ohne starke Dmpfung von Funktionen des
zentralen Nervensystems wirken. Zu den Nebenwirkungen zhlt das Auftreten von EPS.
Niederpotente Antipsychotika haben geringere antipsychotische Reaktion auf das Gehirn,
zeigen zugleich ein geringes Risiko von EPS. Neben der Wirkung auf die Positivsymptomatik
wirken neue atypische Antipsychotika der zweiten und dritten Generation auf die
Negativsymptomatik und auf kognitive Symptome.75Die Pharmakotherapie wird i.d.R. in Phasen, abhngig von Symptomen, die gedmpft
werden sollen, verordnet. Diese Praktik hat sich als Phasenspezifische Therapie bewertet
und besteht aus folgenden Stufen:
- Akutphase-Therapie bedarf eine berprfung und Dokumentation des
psychopathologischen Befundes um die Eigen- und Fremdgefhrdung
auszuschlieen;
- Langzeit- oder Erhaltungstherapie, derer Ziel in Symptom-Unterdrckung und
Verhinderung von Rezidiven besteht.76
Je nach dem, ob es sich um die Erstmanifestation der Krankheit oder um die
Wiedererkrankung handelt, sollten einige Faktoren bercksichtigt werden.
Erkrankten zeigen im Falle der Erstmanifestation von schizophrenen Symptomen eine gute
Reaktion auf die antipsychotische Medizintherapie, mige Rckfallrisiko im
Remissionsstadium bei Senkung der antipsychotischen Dosierung whrend der
Erhaltungstherapie und gute Wirkung bei extrapyramidal-motorische Strungen (EPMS). Bei
der Wiedererkrankung des Patienten, also infolge eines akuten schizophrenen Rezidivs
werden i.d.R. die mglichen Ursachen gesucht. Erst dann wird ber die Typ von den
Antipsychotika und der Intensivitt von der Behandlung entschieden.77
In der akuten Phase der Krankheit wird die sofortige Einsetzung von den obengenannten
psychopharmen Medikamenten empfohlen. Meistens werden die neuen/ atypischen
Antipsychotika aufgrund der geringeren EPS-Nebenwirkung bei vergleichbarer Wirksamkeit
gegenber konventionellen Antipsychotika eingesetzt. Die Vorteile sind eine hhere Wirkung
bei starker Symptomatik, Behandlungsakzeptanz und eine geringere Therapieabbruchrate.
74Vgl. Schpf, J.: Pharmakotherapie Der Schizophrenie, S. 2.75Vgl. Auslser und Therapie der Schizophrenie (Abgerufen 18/12/12).76Vgl. DGPPN, S. 193-198.77Vgl. DGPPN, S. 194f.
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Das Verschreiben von typischen Antipsychotika der ersten Generation erfolgt nur wenn die
Symptome bereits gut kontrollierbar sind, und/oder wenn der Patient und seiner Angehrigen
dies aus irgendeinem Grund (gute Erfahrung, hohe Akzeptanz, nachvollzierbare Wirkung
etc.), selbst bevorzugen. Die Aufgabe von Therapeut besteht in dem Fall jedoch darin, auf
die EPS-Nebenwirkung, bzw. auf die mglichen Bewegungsstrungen und weitereNebenwirkungen infolge der Therapie hinzuweisen.78
In der Abb. 6 werden die hufigste Arten von den Atypischen Neuroleptikums (Atypika) und
Konventionellen Antypsychotika sowie die Empfohlene Dosierung der Antipsychotika in der
Akutphase dargestellt.
Abbildung 6: Dosierung in der Akuttherapie
Beruhigungsmittel (Anxiolytika, Benzodiazerpine) werden bei Panikattacken,
Angststrungen, innere Unruhe verschrieben. Benzodiazerpine sind die verbreiteten
Tranquillanzien, die beruhigende, sedierende und angstlsende rasche Wirkung haben,
78Vgl. Auslser und Therapie der Schizophrenie (Abgerufen 18/12/12).
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drfen aber wegen starker Abhngigkeitsentwicklung grundstzlich nicht zur
Dauerbehandlung zugelassen werden.79
Grundstzlich sollte der Patient im Verlauf der therapeutischen Manahmen regelmig
untersucht werden um die Wirkung und Nebenwirkung der Medikamente zu prfen. Gerade
die Erstmanifestation der Krankheit gilt als besonders gefhrlich, deshalb sollten diepsychopharmen Medikamente sehr vorsichtig verschrieben werden, dies ist sowohl fr die
Medikamentenakzeptanz wie auch fr den Verlauf der Krankheit entscheidend.80
Nach Ausklingen von akuter Phase sollte um Rckflle zu verhindern und die
Remissionsphasen zu verlngern die s.g. Erhaltungstherapie weitergefhrt werden. Dies
erreicht man i.d.R. durch die Kombination aus medikamentsen Behandlung und den
psycho- und soziotherapeutischen Manahmen. I.d.R. braucht es viel Zeit, bis eine
Remission erzielt wird und auf Grund von medikamentsen Nebenwirkungen und
scheinbaren Verbesserung (Symptome werden schwcher und verschwinden), werden dieTherapeutische Manahmen oft vernachlssigt. Deshalb sollte es darauf hingewiesen
werden, dass die rezidivprophylaktische Manahmen oft unterschtzt werden, was zur Folge
hat, dass 35 bis 55 % der Patienten innerhalb eines Jahres nach ihrer Entlassung erneut
stationr aufgenommen werden mssen.81
Als medikamentse Erhaltungstherapie, die als Langzeitbehandlung gedacht ist, werden
weiter die Antipsychotikums fr die Erhaltung der Remission verschrieben. In dieser Phase
ambulanten Langzeittherapie sind Depotneuroleptika in niedrigen Dosen zur
Rezidivprophylaxe sehr wichtig. Die Auswahl ist sehr gro, deshalb sollte bei der Wahl der
Nebenwirkungseffekt bercksichtigt werden. Wie schon beschrieben wurde zeigen die
Antipsychotika relativ schnelle Wirkung gegen die Positivsymptomatik, haben aber
unangenehmer Nebenwirkungen. Dagegen zeigen Depotantipsychotika als Neuroleptika der
zweiten Generation wesentlich weniger Nebenwirkungen, wie z.B. Reduktion von EPS-
Risiko, gute Wirkung gegen die Negativsymptomatik, Wirksamkeit gegen
Depressionssymptomatik und kognitive Dysfunktion, geminderte Rehospitalisierungsrate.82
Die Abbildung 7. zeigt die allgemein empfohlene Dosierung in der Langzeittherapie.
.
79Vgl. Tretter, Felix: Suchtmedizin kompakt, S. 132, 208.80Vgl. Auslser und Therapie der Schizophrenie (Abgerufen 18/12/12).81Vgl. Auslser und Therapie der Schizophrenie (Abgerufen 18/12/12).82Vgl. Remission bei Schizophrenie in Clinicum Neuropsy, S. 3.
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Abbildung 7: Dosierung in Langzeittherapie
Die Einfhrung von antipsyhotischer Pharmakotherapie bekam eine groe Bedeutung, weil
dies die Zeit von stationrer Behandlung um einiges verkrzte und die Rckflle reduzierte.
Obwohl es nicht immer leicht die Ergebnisse einer antipsychotischen Behandlung bei den
Schizophrenen Menschen direkt zu sehen, gilt die dauerhafte Anwendung von
Antipsychotika als die wirkungsvolle Mittel bei der Behandlung in der Akut Phase und in der
Remission. Der Therapeut sollte dabei die widersprchliche, z.T. skeptische Haltung derPatienten gegenber der Langzeitbehandlung bercksichtigen und auf die Relevanz
Therapie zur Vermeidung von Rckfllen hinweisen. Eventuell wre in dem Fall hilfreich,
zusammen mit dem Patienten und seinen Angehrigen einen Behandlungsplan zu erstellen,
der sowohl die aktuelle Symptomatik als auch die Zahl der tglich einzunehmenden
Medikamente bercksichtigt.83
Je nach dem kann die s.g. Therapieresistenz bei dem Patient festgestellt werden.
Medikamentse Behandlungsresistenz wird bei fehlender oder unbefriedigender
83Vgl. Remission bei Schizophrenie in Clinicum Neuropsy, S. 2.
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Verbesserung vermutet. Diese Besonderheit tritt bei den 20-30% der Flle ein und bedarf
eines lngeren stationren Aufenthalts des Patienten. Sollte trotz Behandlung in
empfohlener Dosierung und Dauer jeweils zwischen 6 und 8 Wochen nach Einschtzung
keine Besserung erfolgen, werden einige alternative Methoden vorgeschlagen. So kann
zunchst von einem konventionellen auf ein atypisches Antipsychotikum umgestellt werden(dabei drfen die Antipsychotika nicht kombiniert werden!); weiter kann die kognitive
Verhaltenstherapie oder Elektrokrampftherapie angewendet werden.84
Die Elektrokonvulsionstherapie gilt ebenso wie medikamentse Behandlung zu den weiteren
medizinisch anerkannten Therapien, hat aber trotz zahlreichen Untersuchungen noch nicht
komplett geklrtes Wirkungsmachanismus. Nichtdestotrotzt wird EKT im Falle
lebensbedrohlicher Katatonie oder bedrohlicher Depression, mit den Suiziden Tendenzen
sehr breit verwendet. Vor dem Verfahren sollte der Patient, bzw. seine Angehrige berPrognose, Risiken, Nebenwirkungen und Prozedere aufgeklrt werden und ein
Einverstndnis ber die Verwendung von EKT unterschreiben.85 Bei der EKT, die zur
Vermeidung von den Verletzungen unter der Vollnarkose verluft, werden die kurzen
elektrischen Reizungen des Gehirns durch elektrischen Strom verursacht, diese lsen zu
therapeutischen Zwecken und unter kontrollierten Bedingungen einen epileptischen Anfall im
Gehirn. Dieser Heilkrampf bewirkt diverse funktionelle Vernderungen im Gehirn, erfolgte
Wirkung ist wie bei einer dauerhaften Antidepressiva-Medikation.86Nach Angaben von Klinik
fr Psychiatrie und Psychotherapie der Universittsmedizin Mainz wird bei Patienten mit
therapieresistenten Depressionen in ca. 50-70% der Flle eine deutliche Besserung der
Krankheitssymptome erwartet.87
Aber auch bei der erfolgreichen Wirkung von medikamentser Therapie gilt diese im Kontext
von modernen Behandlungsanstzen als ungengend. Die Therapie von Schizophrenie kann
man nicht nur auf Symptombeseitigung reduzieren. Der Behandlungserfolg besteht nach
modernen Therapieanstzen aus einem Komplex von Komponenten und die nchste
Therapieoption, die auf die Erhaltung und Wiedererlangung der Lebensqualitt abzielt,
besteht in dem untersttzenden Einsatz von individuellen psychotherapeutischen
Manahmen.
84Vgl. DGPPN, S. 202f.85Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S.2386
Vgl. Elektrokonvulsionstherapie, Klinik fr Psychiatrie und Psychotherapie der Universittsmedizin Mainzhttp://www.unimedizin-mainz.de/psychiatrie/patienten/weitere-therapieangebote/elektrokonvulsionstherapie-ekt/ekt-definition.html#c41290 (abgerufen 15/12/12)87Vgl. Elektrokonvulsionstherapie, Klinik fr Psychiatrie und Psychotherapie der Universittsmedizin Mainzhttp://www.unimedizin-mainz.de/index.php?id=3876 (abgerufen 15/12/12)
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6.2. psychologische Behandlung
So wird heutzutage neben der medizinischen Behandlung viel mit psychologischen
Therapieprogrammen gearbeitet. Die Psychologischen Behandlungsanstze berschneiden
sich oft sowohl in der Theorie wie auch in der Praktik, deshalb werden in der vorliegenden
Arbeit nur einige Therapieoptionen vorgestellt.De populrste Ansatz in der Therapie ist das integrierte psychologische Therapieprogramm
(IPT) nach Roder u.a. Das Programm wurde Ende neunziger an dem Zentralinstitut fr
seelische Gesundheit in Mannheim ausgearbeitet und nutzt bei Reduktion der Symptomatik
und die Frderung sozialer Integration die Ergebnisse der klinischen Untersuchungen und
empirischen Forschungen. Als Grundlage des Programms dient das Vulnerabilitts-Stress-
Coping-Modell. 88 Das IPT ist inzwischen in 12 Sprachen bersetzt und wird auch
international anerkannt.
Das Programm kann sowohl stationr wie auch teilstationr oder ambulant durchgefhrtwerden. In stationrer Therapie knnen die Sitzungen:
- Abteilungsbergreifend
- Abteilungsintern oder
- in spezieller Abteilung stattfinden.
Im ersten Fall, der als relativ ungnstig gilt, ist die Kooperation zwischen dem behandelnden
Abteilungsteam und dem Therapeut besonderes relevant, sowie die Motivation der Patienten
zur Teilnahme und die Gruppenkohsion. Abteilungsinterne Therapieprogramm kann in das
gesamte Abteilungskonzept integriert werden, so dass auch der Therapeut als gleichwertiges
Mitglied der Abteilung betrachtet wird und rechtzeitig agieren kann. Das Therapieprogramm
ist ein Bestandteil eines umfassenderen Abteilungskonzepts. Die Durchfhrung von
therapeutischen Aktivitten in kleinen speziellen Gruppen (5-7 Teilnehmer ist optimal89) zeigt
die besten Ergebnisse, weil hier das Behandlungskonzept auf individuelle Bedrfnisse der
Patienten angepasst werden kann. In solchen Gruppen knnen sich sowohl die Therapeuten
wie auch die Patienten nur auf der Therapieplanung, -durchfhrung und -analyse
konzentrieren. In Verlauf der therapeutischen Aktivitten knnen die eventuellen Defizite der
Patienten behben werden.90
Die Durchfhrung von den therapeutischen Aktivitten teilstationr oder sogar ambulant zeigt
jedenfalls gute Ergebnisse. In solchen Gruppen stehen eher die soziale Fertigkeiten sowie
interpersonelle Kommunikation in Vordergrund. Dazu sind die ambulanten Patienten
tendenziell eher mit den alltglichen Problemen beschftigt, was die therapeutischen
Aktivitten praxisnah macht.91
88Vgl. Beiglbck, Wolfgang: Handbuch der klinisch-psychologischen Behandlung, S. 158.89
Vgl. Beiglbck, Wolfgang: Handbuch der klinisch-psychologischen Behandlung, S. 159.90Vgl. Roder, Volker, Brenner, Hans, Kienzle, Norbert: Integriertes Psychologisches Therapieprogramm beischizophren Erkrankten IPT, S. 82f.91Vgl. Roder, Volker, Brenner, Hans, Kienzle, Norbert: Integriertes Psychologisches Therapieprogramm beischizophren Erkrankten IPT, S. 83.
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Das Trainingsprogramm setzt sich zusammen aus vielerlei Trainingsmanahmen zur
Verbesserung der Fhigkeiten und Funktionen in 5 verschiedenen Kompetenzbereichen:
- Interpersonelle Problemlsung
- Soziale Fertigkeiten
- Verbale Kommunikation- Soziale Wahrnehmung
- Kognitiven Differenzierung/ Denkfhigkeiten92
Grundstzlich wird es davon ausgegangen, dass zwischen den sozialen und den kognitiven
Fhigkeiten einen engen Zusammenhang und Wechselwirkung besteht. Wenn die
Information nicht korrekt verarbeitet werden kann, leidet darunter das soziale Verhalten des
Patienten. So werden in Verlauf der Trainingsmanahmen diverse Problemen in allen
Kompetenzbereichen Punkt nach Punkt verarbeitet (s. Abbildung 8). Dabei besteht jedes
Unterprogramm in sich ebenfalls auf mehreren Stufen, so dass die Anforderungen an denTeilnehmer (Patienten) kontinuierlich wachsen. Meistens werden die Therapiebungen mit
dem sachlichen Material begonnen und werden nach und nach immer mehr emotional
gefrbter.93
Abbildung 8: Unterprogramme des IPT
92Vgl. Riederer, Petra: Die Schizophrenie, (abgerufen 14/12/12).93Vgl. Rssler, Wulf: Psychiatrische Rehabilitation, S.206.
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Seitdem es in jedem Haushalt ein PC gibt, ist es mglich geworden die
computeruntersttzten kognitiven Trainingsprogramme bei der Therapie einzusetzen. Diese
Programme hat inzwischen jede psychiatrische Reha-Abteilung in Deutschland.94
Eine andere Methode im Kontext der psychologischen Therapie wird bei demBewltigungsansatz verwendet. Bewltigungsansatz ist in den 90en Jahren des 20
Jahrhunderts ausgearbeitet und basiert auf dem untypischen Krankheitsverstndnis von der
Schizophrenie. Die Betroffenen arbeiten zusammen mit den Psychotherapeuten an dem
Ursprung, Verlauf und Folgen der Krankheit, und suchen den Zusammenhang zwischen
individuellen Stressauslser und situationsabhngigen Symptomen. Dies entspannt das
Verhltnis der Kranken gegenber der Schizophrenie und deren Symptomatik und gibt das
Gefhl die Situation im Griff zu haben und mehr Sicherung fr die Zukunft.95
Diese Therapie wird empfohlen wenn:- wenn die Krankheit die ersten Symptomen zeigt
- wenn die Compliance seitens der Patienten erreicht werden sollte
- nach der Akutphase, wenn die Depressionen und mglichen Suizidtendenzen
vermieden werden sollten.
Wie der Name schon andeutet, sollte die Krankheit bewltigtwerden, deshalb nachdem das
Krankheitsbild zusammen mit dem Patient interpretiert wird, sollten die
Bewltigungsmanahmen folgen. Bewltigung hilft die bengstigenden Erlebnisse whrend
der Krankheit zu bearbeiten und eventuell auch die Folgen der Erkrankung zu beeinflussen.
Der Betroffene kann einige seiner Fhigkeiten bereits in Vorfeld trainieren, um die Folgen der
Krankheit in der Zukunft vermindern zu knnen. Dieser Ansatz kann verwendet werden um
die notwendige Voraussetzung fr den Beginn einer medikamentsen Behandlung zu
schaffen.
6.3. Kognitive Verhaltenstherapie
Unter Kognitiver Verhaltenstherapie wird ein Therapeutischen Ansatz verstanden, der auf
berwindung von Inaktivitt, Verbesserung von Sozialverhalten und interaktiven Fhigkeiten,
Analyse von Einstellungen und berzeugungen, Aufbau von Resistenzfhigkeiten fr
mglichen Krisen orientiert wird. So bestehen die Ziele der Kognitiven Verhaltenstherapie bei
Schizophrenie-Erkrankten darin, die Symptomatik zu reduzieren, bzw. bessere soziale
Anpassung zu erreichen und somit der Grad an sozialen Behinderungen zu reduzieren.
Kognitive Verhaltenstherapie empfiehlt sich bei Menschen in der prpsychotischen
Prodromalphase mit einem hohen bergangsrisiko in eine Schizophrenie, bei medikaments
behandlungsresistenter Schizophrenie, insbesondere bei persistierenden psychotischen
94Vgl. Rssler, Wulf: Psychiatrische Rehabilitation, S.169.95Vgl. Beiglbck, Wolfgang: Handbuch der klinisch-psychologischen Behandlung, S. 158.
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Symptomen, zur Verminderung von Angst und Depressionen, zur Reduktion des
Rckfallrisikos und als Hilfsmittel bei Therapiecompliance der Patienten.96
Weiter wird in Rahmen kognitiven Trainings eine Reihe von Therapeutischen Manahmen,
die auf Wiedererlangung von kognitiven Fhigkeiten, Erhaltung und Frderung von
Beschftigungsfhigkeit gezielt sind, durchgefhrt. Dazu gehren: Konzentrationstraining,Belastungserprobungen, brospezifische Ttigkeiten und Gedchtnistraining. Bei allen der
bungen werden die modernen Computergesteuerten Programme eingesetzt, was die
Durchfhrung und die Auswertung von den bungen erleichtert. 97
6.4. Psychoedukative Familienintervention
Bei der Behandlung von Schizophrenien ist die Mitwirkung von Angehrigen der Patienten
nicht zu unterschtzen. Zumal sind sie i.d.R. diejenigen, die am meisten unter der
Krankheitsfolgen leiden (abgesehen von dem Kranken, natrlich) und die wichtigstenBezugspersonen und dazu perspektivgesehen die wichtigste sozialen Untersttzung der
Patienten. Die Aufklrung des Patienten und seiner Familie ist Grundlage kooperativer
klinischer Entscheidungsfindung und Voraussetzung gesundungsfrderlichen Verhaltens.
Familienmitglieder sollten im Idealfall bei jedem Krankheitsstadium mit dabei sein und zu den
Stresssituationen vorzubereitet sein, da dies strkt das Vertrauen zwischen Patienten und
seinen Angehrigen. Da solche Krankheiten fr die Angehrigen der Betroffenen nicht
weniger anstrengend sind, so htten nach einer Umfrage ca. 60 Prozent von ihnen selbst
behandlungsbedrftige Beschwerden,98 sollten entsprechende Programme zur
Familienbetreuung und -aufklrung entworfen und von speziellen Fachdienste durchgefhrt
werden. Optimal fr das Krankheitsverstndnis und Handlungsempfehlungen sind die
Gesprche 1 bis 2 Mal im Monat mindestens 9 Monate lang. 99 Auch der Besuch von
Psychoseminaren, die auf die Psychoedukation gerichtet sind und den Therapiegruppen
zur Austausch von den Erlebnissen wird parallel zu den persnlichen, individuellen
Sitzungen sehr empfohlen.100
Eine weitere Seite der Familientherapie betrifft die Rolle der Familie als sozialen Umfelds bei
der Prvention von den Rckfllen. Diverse Studien nachweisen, dass durch die
Psychoedukation und den Einbezug von den Angehrigen und Familienmitgliedern in den
Behandlungsprozess der bergang von Schizophrenie und manchen anderen psychischen
96Vgl. DGPPN, S. 207f.97Vgl. Kognitives Training, Klinik fr Psychiatrie und Psychotherapie der Universittsmedizin Mainz,http://www.unimedizin-mainz.de/psychiatrie/patienten/weitere-therapieangebote/ergotherapie/kognitives-
training.html (abgerufen 15/12/12)98Vgl. Angehrige psychisch Kranker zu wenig in die Behandlung integriert, 2012http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/49909?s=schizophrenie (abgerufen 14/12/12)99Vgl. DGPPN, S. 208f.100Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 24.
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Strungen in ein chronisches Stadium verhindert werden kann.101 Moderne
Familienintervention ist gerichtet auf die umfassende Aufklrung der Familie und der
Patienten ber die Form und Symptomen der Schizophrenie, ber den Verlauf und der
Aussichten. Sollten innerhalb der Familie insbesondere nach einem Rezidiv oder bei
erhhtem Rezidiv-Risiko potenzielle Quelle des Konflikts erkannt werden, so sollten dieWege zur Harmonisierung der Verhltnisse und Problemlsestrategien gefunden werden.
Die Aufgabe des Psychotherapeuten besteht darin, verschiedene Methoden vorzuschlagen
um den Familienmitgliedern die Unsicherheit und Angst gegenber der Schizophrenie-
Erkrankten zu nehmen.102
Auch die Reintegration von den Erkrankten in die Familie ist oft mit dem Angst und
Unsicherheit und chronischen berforderung verbunden, was folglich zu Stressen und
Konflikten fhrt. Die Kommunikationsprobleme werden als Hauptursache von solchen Krisen
genannt und diese knnen wiederum zur Verschrfung der Krankheit und Auslsung vonneuen Episoden fhren. Alles in einem bestehen die Ziele der Familieninterventionen in:
- Entlastung der Angehrigen
- Informierung der Angehrigen ber die Entstehung und Verlauf der Krankheit
- Rezidivprophylaxe.103
Allerdings befindet sich die Qualitt der Familienbetreuung noch nicht auf dem
entsprechenden Niveau. Laut der Forschungsergebnissen von Mnchener
Universittsklinikum rechts der Isar bietet nur jede 50. psychiatrische Klinik im deutschen
Sprachraum eine Angehrigengruppe oder familientherapeutische Hilfe an, obwohl ist schon
nachgewiesen, dass das Risiko fr den Patienten wieder in einer Klinik zu landen, kann
durch solche Betreuung um 20 Prozent reduziert werden. 104
6.5. Sonstige Anstze
Sozio-, Physikalische-, Arbeits- und Ergotherapien gehren eher zu rehabilitierten
Manahmen und helfen den sozialen Abstieg des Patienten zu vermeiden und werden in
den prpsychotischen oder postpsychotischen Phasen angewendet. So findet man z.B. auf
der Internetseite auf Station fr Psychiatrie und Psychoedukation von Charit Berlin diverse
Therapieangebote und Trainings, die Patienten bei Fragen der beruflichen
Wiedereingliederung untersttzen knnen.105 Sozio- und Ergotherapien untersttzen die
Patienten bei den alltglichen Herausforderungen und bieten anhand von
101Angehrige psychisch Kranker zu wenig in die Behandlung integriert, 2012http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/49909?s=schizophrenie (abgerufen 14/12/12)102Vgl. Riederer, Petra: Die Schizophrenie, (abgerufen 14/12/12).103
Vgl. Beiglbck, Wolfgang: Handbuch der klinisch-psychologischen Behandlung, S.164104Vgl. Angehrige psychisch Kranker zu wenig in die Behandlung integriert, 2012http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/49909?s=schizophrenie (abgerufen 14/12/12)105Vgl. Charit Berlin. Das Modul Schizophrenie in der Klinikhttp://psychiatrie.charite.de/module/modulare_bereiche/schizophrenie/(abgerufen 15/12/12)
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Trainingsmanahmen konkrete Handlungsempfehlungen fr den familiren, beruflichen oder
soziallen Alltag.
Auch die Patienten in der Klinik fr Psychiatrie und Psychotherapie Universittsmedizin
Mainz bekommen ein breites Angebot von Ergo-, Physio- und anderen Therapien. Die
Wirkung von Ergotherapie ist gerichtet auf Basisstrungen, bei den Unterrichten bekommtder Patient die Gelegenheit mit handwerklichen und kreativen Medien seine Fhigkeiten und
Fertigkeiten auszuarbeiten. Als primre Ziele der Therapie gelten Training kognitiver
Fhigkeiten, die Ablenkung durch aufmerksames Arbeiten, die Frderung von planerischem
Denken und die Umsetzung des Vorhabens, die realistische Selbsteinschtzung, die
Strkung des Selbstvertrauens und die Interessenfindung.106
Soziotherapeutische Manahmen im stationren Bereich sollten zur optimalen sozialen
Stimulation der Patienten verhelfen. Grundstzlich sollte fr jeden Patient einen komplexen
individuellen Plan ausgearbeitet werden, der eine gesunde Mischung aus Anforderungen,Stimulationen und Untersttzung bietet und die psychologische Desintegration zu vermeiden
hilft.107Ambulante Soziotherapie gehrt inzwischen zur standardisierten Leistungen meisten
Versorgungsstrukturen in Deutschland. Die Soziotherapie-Richtlinien wurden von dem
Bundesausschuss der rzte und Krankenkassen ausgearbeitet und bestimmen die
Voraussetzungen, der Umfang, die Ziele, der Inhalt, die Dauer und die Hufigkeit von den
soziotherapeutischen Manahmen. Die Ambulante Soziotherapie setzt sich i.d.R. zusammen
aus vielerlei Ttigkeiten, die allerdings nach Gesetz nur ein begrenztes ambulantes
Behandlungsverfahren im medizinisch-psychiatrischen Sinne darstellen. Aus diesem Grund
knnte bisher in Deutschland keine definitive Abschtzung von dieser Behandlungsmethode
erfolgen.108
Physikalische- oder Physiotherapeutische Manahmen sind insofern wichtig, da die
schizophren Erkrankten sehr oft einen gestrten Bezug zu ihrem Krper haben, und rein
subjektiv sich unwohl fhlen. Dies liegt daran, dass die Wahnvorstellungen sich auf die
krperliche Funktionen, bzw. Dysfunktionen projizieren, also die Ursachen von krperlichen
Symptomen, wenn die medizinische Untersuchungen keine organmedizinische Strungen
ergeben, werden in der gestrten Psyche vermutet. Aus diesem Grund wird versucht ber
den Krper auf die Psyche zu wirken. Dazu kommen natrlich rein objektiven Faktoren, wie
die Bewegungsstrungen in Form von Schlfrigkeit (Somnolenz), gesenkter oder
gestiegener Psychomotorik. Die bewegungstherapeutischen Manahmen werden
inzwischen in vielen spezialisierten Universittskliniken angeboten. Drei Teile des gesamten
Behandlungskonzepts knnen schwerpunktmig ausdifferenziert werden: Krper,
Leiblichkeit, Beziehungsverhalten. Sehr wichtig im Verlauf der Physiotherapeutischen
106
Vgl. Ergotherapie, Klinik fr Psychiatrie und Psychotherapie der Universittsmedizin Mainzhttp://www.unimedizin-mainz.de/psychiatrie/patienten/weitere-therapieangebote/ergotherapie/ergotherapie.html(abgerufen 14/12/12)107Vgl. Rssler, Wulf: Psychiatrische Rehabilitation, S. 350.108Vgl. Rssler, Wulf: Psychiatrische Rehabilitation, S. 350f.
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Manahmen eine stabile, vertrauensvolle Beziehung zwischen dem Arzt und dem Patient,
die jedoch eine gewisse Grenze nicht bersteigen soll, um die Abhngigkeitsgefhl beim
Patient zu vermeiden. Die Aufgabe der Therapeuten die passende Nhe-Distanz-Regulation
zu bewahren.109
Auf der staatlichen Ebene existiert seit 1999 von dem Bundesministerium fr Bildung und
Forschung initiierten gefrderten Forschungsverbund Kompetenznetz Schizophrenie. Er
sollte diverse Forschungen und Innovationen im Bereich schizophrenen Erkrankungen
vernetzen um anhand wissenschaftlichen Erkenntnissen gemeinsame Lsungen in
Bereichen Diagnose, Versorgung und Aufbau von Hilfesystemen zu ermglichen. Dadurch
sollte von einer Seite die Lebensqualitt von erkrankten Menschen verbessert werden und
von der anderen Seite die aktuellen Wissensstnde ber diese psychische Erkrankung
verffentlichen.110
7. Psychosoziale Folgen
Abhngig von Verlauf der Krankheit kann die vor der Erkrankung bestehende
Leistungsfhigkeit trotz der Behandlung und der Therapien nicht wieder erlangt werden. Die
Desintegration und Einschrnkungen von Betroffenen beeintrchtigen die Lebensqualitt in
vielen Bereichen. Die Weltgesundheitsorganisation hat 2001 eine entsprechendeKlassifikation von Strungen und Behinderungen infolge der Krankheiten - International
Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) ausgearbeitet. Da bei den
schizophrenen Krankheiten die rein krperlichen Funktionen oft unbeeintrchtigt sind, sind
die psychologischen Leistungsfhigkeiten in verschiedenen Lebenssituationen von
besonderer Bedeutung. Darunter sind Strungen von somatischen und psychischen
Funktionen, Strungen bei Durchfhrung Aufgabe(n) oder Handlung(en) sowie die
Partizipation bzw. Teilhabe an den Lebenssituationen gemeint.111Folgende Aspekte, die in
dem sozialen Kontext besondere Bedeutung haben und in Folge der schizophrenenKrankheiten beeintrchtigt werden:
- Lernen und Wissensanwendung
- Allgemeine Aufgaben und Anforderungen
- Kommunikation
- Mobilitt
- Selbstversorgung
109Vgl. Hter-Becker Antje , Dlken ,Mechthild: Physiotherapie in der Psychiatrie, S. 11,164.110Vgl. Kompetenznetz Schizophrenie, http://www.kompetenznetz-schizophrenie.de/rdkns/index.htm (abgerufen22/12/12)111Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 18.
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- Husliches Leben
- Interpersonelle Interaktion und Beziehungen
- Bedeutende Lebensbereiche (Erziehung, Arbeit und Beschftigung, Wirtschaftliches
Leben)
- Gemeinschafts-, soziales und staatsbrgerliches Leben112
Weiter weisen die Experte von Robert Koch Institut darauf hin, dass wegen prmorbide
Symptomatik und relativ frheren Ausbruch der Krankheit (Erstmanifestation) solche
relevante Aspekte wie Ausbildung, Beruf aber auch die Entwicklung von Kommunikativen
und soziallen Kompetenzen oft auf der Strecke bleiben. Dies wirkt sich auch bei relativ
gnstigen Verlauf der Krankheit negativ auf dem schulischen und beruflichen Werdegang.
Bei dem chronischen Verlauf reduzieren sich die Chancen auf soziale Integration erheblich,
so lassen sich trotz der Behandlung und Therapien die Gefhlsverarmung und der soziale
Rckzug nicht vermeiden. Empirische Untersuchungen zeigen, dass ein groer Teil derErkrankten kein Beruf und keine stabile Partnerschaft hat und deshalb sind viele auf
ffentliche Untersttzung angewiesen. So schafft nur ein Drittel der Erkrankten nach der
Erstmanifestation zur Erlangung vom Beruf und stabilen Integration auf dem ersten
Arbeitsmarkt. Die infolge der Schizophrenie entstehenden Behinderungen beeintrchtigen
die Lebensqualitt, damit steigt die Zahl der Jahre, in denen Behinderungen die
Lebensqualitt einschrnken, die Anzahl von Behinderung beeintrchtigter Lebensjahre bei
den schizophren Erkrankten ist nach Statistik YLD (Years of live lived with disability) enorm
und umfasst einen Groteil der Lebensphase. Das geminderte Selbstwertgefhl und
Suizidneigungen knnen als Folgen von diesen Behinderungen betrachtet werden.113
8. Behandlungskosten und Bedeutung fr Volkswirtschaft
Laut Information von Robert Koch Institut schwanken die direkten Kosten (d.h. Behandlungs-
und Rehabilitationskosten) der Erkrankung nach jngsten Angaben aus Deutschland jhrlich
zwischen 2.959 Euro (niedergelassener Psychiater) und 40.901 Euro (berufliche
Rehabilitation) pro Patient/Patientin.114Schizophrenie ist somit eine teure Krankheit, die eine
kostenintensive Behandlung bedarf, was viele direkte und indirekte Grnde hat.
Zu einem ist das das junge Alter, an dem die Krankheit beginnt. Die Behandlung muss zum
Teil stationr verlaufen und dadurch entstehen primre direkten Kosten. Laut Statistik
entstehen 30% der Kosten bereits im ersten Jahr.115
112
ICF, http://de.wikipedia.org/wiki/International_Classification_of_Functioning,_Disability_and_Health (abgerufen14/12/12)113Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 19.114Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 28.115Vgl. DGPPN, S. 4.
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Laut dem Bericht von statistischem Bundesamt Deutschland im Jahr 2010 gab es allein in
der stationren Behandlung und in der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen 1.351
Patienten und Patientinnen, bei denen Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Strungen
diagnostiziert wurden (Vgl. Tab. 2).116
Tabelle 2: Diagnosedaten der Patienten und Patientinnen in Vorsorge- oder Reha-
Einrichtungen
Wie man aus der Tabelle entnehmen kann, leiden die meisten Betroffenen an verschiedene
Formen der Schizophrenie und schizoaffektive Strungen. Auch das Altersangaben von den
Betroffenen einen Grund zum Nachdenken gibt. Interessant ist die Auswertung von
verschiedenen Altersgruppen, so werden
173 Patienten im Alter von 20 bis 30;
300 Patienten im Alter von 30 bis 40;479 Patienten im Alter von 40 bis 50;
319 Patienten im Alter von 50 bis 60 gemeldet. In den Gruppen bis 20 Jahren und nach 60
sind die Zahlen minimal und fr das klinische Krankheitsbild unbedeutend.117So werden von
der Krankheit am meisten gerade die Leute betroffen, die aktive, erwerbsfhige
Gesellschaftsmitglieder sein konnten. Dazu kommt, dass in Vergleich zu anderen
Erkrankungen (z.B. Alkoholabhngigkeit, Depression, Diabetes mellitus) die Zahl von
Erwerbsunfhigkeitsjahren und Frhberentungen bei Schizophrenie relativ hoch ist (s. dazu
Statistik YLD, S.34). Infolge der Behandlung entstehende direkte und indirekte Kosten
verursachen somit starken volkswirtschaftlichen Schaden. Schizophrenie gilt somit als eine
der teuersten Krankheiten.
Dazu kommen mit starker Wahrscheinlichkeit die hher Rehospitalisierungsraten infolge des
chronischen Verlaufs der Krankheit und der Rckfallrate. Auch die Langzeitverlauf der
Krankheit, frher Pensionierung und die teureren Rehabilitationsmanahmen und
Medikamenten sind weitere erhebliche Belastungsfaktoren. Und letztendlich kommen die
Kosten fr die lebenslngliche Betreuung der Patienten. Die Kostenberlegungen knnen
116Vgl. Diagnosedaten der Patienten und Patientinnen in Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen (abgerufen17/12/12)117Vgl. Ebd.
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wegen den immer knapper werdenden finanziellen Mittel im Gesundheitswesen nicht auer
Acht gelassen werden (s. dazu Abb. 10).118
Abbildung 10: Jhrliche Behandlungskosten nach berwiegend betreuender Institution
Aber auch bei spterem Krankheitsausbruch, wie davor schon berichtet wurde, haben die
Betroffene nicht weniger negative Auswirkungen, so verlieren krankte Menschen oft ihre
Arbeit, Partner und Freunde. Die persnlichen, sozialen und konomischen Faktoren, die
Ihre Leben begleiteten, brechen nur innerhalb von kurzer Zeit ab. Stigmatisierung als
psychologische und soziale Erscheinung fhrt zur Verminderung Position in der Gesellschaft
und zur Diskriminierung. Viele Menschen wollen deshalb die Symptome einfach nicht
wahrnehmen und beginnen nicht rechtzeitig mit der Behandlung. Dazu kommt ein groer Teil
der Rckflle, die nach Angaben von Open the Doors auf die direkten oder indirektenFolgen der Stigmatisierung zurckzufhren sind. Vorurteile gegenber psychischen
Krankheiten, bzw. die Ausgrenzung und Benachteiligung, als Folgen von diesen Vorurteilen,
sind auch oft der Ursache davon, dass ca. zehn bis fnfzehn Prozent der Erkrankten
innerhalb der ersten zehn Jahre nach dem Krankheitsausbruch Suizid begehen.119Alles in
einem belasten Schizophrenie-Ausgaben das Gesundheits- und Sozialsystem, fast wie
groe Volkskrankheiten wie Diabetes oder Herz- und Kreislauferkrankungen. Und hier weist
das Open the Doors Programm erneut darauf hinaus, dass die hheren Kosten fr die
Gesellschaft zum Teil vermindert werden knnen, wenn die Akzeptanz der Schizophren-
Erkrankten in der Gesellschaft schneller und effektiver staatfindet.120
9. Stigmatisierung und Rehabilitation schizophren Erkrankter in die Gesellschaft
Die Schizophrenie-Erkrankten mssen in vielen Lebensbereichen sowohl in privaten wie
auch in beruflichen groe Einbuen hinnehmen. Dies geschieht wegen der speziellen
118Vgl. Becker, Thomas; Buml, Josef et.: Rehabilitation bei schizophrenen Erkrankungen, S. 122.119Gaebel, Wolfgang, Baumann, Anja: Schizophrenie- Open the Doors, S. 13.120Vgl. Gaebel, Wolfgang, Baumann, Anja: Schizophrenie- Open the Doors, S. 13
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Symptomatik, frheren Krankheitsmanifestation, aber nicht zuletzt auch wegen den
Vorurteilen mit denen die Erkrankten im Alltag zu kmpfen haben. Mangelnde Aufklrung
fhrt zur bertriebenen ngstlichen Reaktion von dem Umfeld und obwohl die Schizophren-
Erkrankten nicht aggressiv oder gewaltttig und wegen der Halluzinationen und
Depressionen in erster Linie fr sich selbst gefhrlich sind oder sogar sehr hufig Opfer vonGewalttaten werden121, sind die Vorurteile noch zu schwer zu bekmpfen.
In dem Kontext der Reaktion der Gesellschaft auf die Schizophren erkrankten wird das Wort
Stigmatisierung immer lauter. Das Wort Stigma wird in der Bedeutung verwendet, dass
eine Person auf Grund eines echten oder vermeintlichen Defizits oder bestimmter Merkmale
gechtet und ausgegrenzt wird.122 Dieses Verhalten gegenber der Erkrankten geht noch
zurck auf die historische Entwicklung der Schizophrenie. Die Forscher, die sich ursprnglich
mit dem Konzept beschftigt haben, gewollt oder ungewollt die negative Auffassung von derKrankheit in der ffentlichkeit eingefhrt. Seitdem wird Schizophrenie oft als unheilbare
Verrcktheit oder gefhrliche Persnlichkeitsspaltung wahrgenommen.123
Sogar Freunde und enge Bekannten wenden sich oft von den Betroffen ab, so ist die
Ergebnis von den Umfragen124, so kann der Kranke nur selten auf Verstndnis von den
Arbeitskollegen, Vermietern, Arbeitsgeber und anderen hoffen. Die Stigmatisierung von
Betroffenen als "Irre" oder "Verrckte", die unberechenbar und gefhrlich sind, findet sogar in
der Literatur und in den Medien Platz.Um diese stereotype aber nicht der realittsentsprechende Krankheitsbild aus dem Weg zu
rumen, wurde 1996 von der World Psychiatric Association Antistigma-Programm "Open the
Doors" initiiert. Seitdem wird das Programm in ber 25 Lndern untersttzt, auch
Deutschland hat sich im Jahr 2000 dem weltweiten Programm angeschlossen und
inzwischen sieben Projektzentren geffnet. In dem Vorwort der Informationsbroschre
Schizophrenie Open the Doors wird das Konzept von dem Programm erlutert. Es ist als
ein langfristiges Antistigma-Programm gedacht und als Joint Venture aufgebaut. An dem
Programm nehmen rzte, Psychologen, Pflegepersonal, schizophren Erkrankte,Angehrigen-Verbnde, Ministerien, Behrden, Parteien, Verbnde, Medien und
Unternehmen aus der Medizinbranche teil.125 Ziel des Programms ist die Aufklrung der
ffentlichkeit ber psychische Krankheiten durch lokale und berregionale Veranstaltungen
121Vgl. Gaebel, Wolfgang, Wlwer, Wolfgang: Schizophrenie, S. 19.122Birr, Filine: Qualitative Passantenbefragung zu Aspekten der Stigmatisierung Schizophrener im Rahmen einerAntistigmakampagne http://edoc.ub.uni-muenchen.de/5007/1/Birr_Filine.pdf123Vgl. Birr, Filine: Qualitative Passantenbefragung zu Aspekten der Stigmatisierung Schizophrener im Rahmeneiner Antistigmakampagne http://edoc.ub.uni-muenchen.de/5007/1/Birr_Filine.pdf124
Vgl. Stigmatisierung bleibt Alltag fr Schizophrenie-Krankehttp://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/schizophrenie/article/532657/stigmatisierung-bleibt-alltag-schizophrenie-kranke.html(abgerufen 14/12/12)125Vgl. Gaebel, Wolfgang, Baumann, Anja: Schizophrenie- Open the Doors, S. 2.
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und Medienarbeit, Aktive Einflussnahme auf Einstellungen und Verhalten definierter
Zielgruppen in Form von speziell entwickelten Projekten, mit Hilfe von SANE dem Stigma-
Alarm-Netzwerk - Proteste gegen Diskriminierungen und Stigmatisierungen organisieren und
sie dadurch stoppen, Begegnungen mit psychisch erkrankten Mensche
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