Beispielbild
Lernen & Gedächtnis
Operante Konditionierung: Verstärkung
WiSe 2009
2Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Einführung
Belohnung ist das einfachste Prinzip, um ein erwünschtes Verhalten häufiger auftreten zu lassen!
Oder ?
Lernen hat mittel- und langfristig Belohnungswert
Das Einstellen von Rauchen hat mittel- und langfristig
Belohnungswert
3Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Thorndike
Edward Lee Thorndike (1874-1949)
Erste experimentelle Studien zur Wirkung von Belohnung
Thorndikes Ansatzpunkt war die Idee, dass andere Säuger scheinbar erstaunlich ‚intelligente‘Leistungen erbringen können.
Kritik: Berichte über tierische Intelligenz sind anekdotisch, verfälscht und zeigen eher inzidentielles Verhalten als tatsächliche Kompetenz.
4Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Thorndike
Gesetz der Wirkung (Law of Effect)
Puzzle Box: Käfig, der mit einem Hebel oder einer Schnur zu öffnen ist. Vor der Box steht eine Futterschale.
Eine Katze reagiert zunächst mit Kratzen an verschiedenen Teilen der Box – oder anderem ‚irrationalen‘Verhalten.
Nach 5-10 Minuten wird per Zufall der Lösungsweg gefunden.
Aber was passiert im nächsten Trial?
5Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Thorndike
Die Katze hat keine plötzliche Einsicht in den Lösungsweg, sondern reagiert wie beim ersten Trial.
Nur graduell wird die Latenz bis zur Befreiung aus dem Käfig kürzer.
Theorie: Die Belohnung außerhalb der Box führt dazu, dass die Katze langsam eine Assoziation zwischen den Cues in der Box und der operanten Reaktion (Hebeldruck) herstellt.
Gesetz der Wirkung (Law of Effect)
6Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Thorndike
Gesetz der Wirkung (Law of Effect)
Law of Effect:
Eine Verbindung wird begünstigt, also „verstärkt" (reinforced), wenn die Reaktion zu einer befriedigenden (lustbetonten)
Nachwirkung führt. Sie wird abgeschwächt, wenn die Nachwirkung unbefriedigend (unlustbetont) ist.
Achtung:
Man spricht man eher von Verstärkung als von Belohnung. Ein Verstärker erhöht die Frequenz
des Verhaltens , wenn er nach einer bestimmten operanten Reaktion gezeigt wird.
7Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Thorndike
Problem: Was unterscheidet Verstärkung und Konditionierung?
Klassische Konditionierung
Reiz (CS) – Reiz (US)
Präsentation des US hängt alleine von der Präsentation
des CS ab.
Operante Konditionierung
Aktion (R) – Reiz (S)
Präsentation des Reizes hängt hängt alleine von Durchführung
eines Verhaltens ab.
Obwohl die Prozeduren unterschiedlich sind, können jedoch die Vermittlungsprozesse identisch sein:
1. Prinzip der Kontiguität oder der Kontingenz
2. Graduelle Verstärkung einer assoziativen Beziehung .
8Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Typen von Verstärkern
Primäre Verstärker
Primäre Verstärker sind alle Reize, die von Geburt an effektiv sind. Se benötigen kein spezielles Training. Dazu gehören…
…Futter
…Wasser
…Fortpflanzungsmöglichkeit
…Sensorische Verstärkung
Butler (1954):
Reaktion 1: Fenster zum Laborraum öffnet sich für 30 Sekunden.
Reaktion 2: Sichtblende geht herunter.
Für Affen ist die Reaktion 1 ein effektiver Verstärker. Insgesamt kann jede visuelle Stimulation als Verstärker eingesetzt werden
9Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Typen von Verstärkern
Sekundäre Verstärker
Sekundäre Verstärker werden erst durch Erfahrung erworben.
Zu Ihnen gehört Geld, aber auch Lob.
Die sekundären Verstärker werden dadurch ‚erworben‘, indem sie häufig mit einem primären Verstärker aufgetreten sind.
Wolfe-Experiment (1936):
Affen erhalten nach Hebeldruck zunächst Trauben. Dann wird der Hebeldruck schwieriger – und die Trauben durch Spielmünzen ersetzt.
Die Affen drücken weiter den Hebel – und zeigen innerhalb der Gruppe ein (Menschen-) typisches Arbeitgeber-verhalten.
10Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Typen von Verstärkern
Soziale Verstärker
Soziale Verstärker können nicht genau von primären und sekundären Verstärkern abgegrenzt werden. Sie werden jedoch alleine aus dem Verhalten von Mitgliedern aus der gleichen Spezies gezogen.
Soziale Verstärker können eine angeborene Disposition sein, die erfahrungsabhängig moduliert wird. Zudem sind wir den Verstärkern ununterbrochen ausgesetzt (Aufmerksamkeit, Lob, Tadel.).
Experiment von Allen et al. (1964)
Was macht man mit einer 4-jährigen, die nicht mit anderen Kindern spielt – und eher den Kontakt von Erwachsenen sucht?
1. Verringerung der Zuwendung, wenn sie sich isoliert
2. Verstärkung der Zuwendung, wenn sie mit anderen Kindern spielt.
Resultat: Anstieg des Anteils des sozialen Spielens von 10% auf 60%. Zudem konnte die Verstärkung langsam reduziert werden.
11Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Typen von Verstärkern
Wie findet man den besten Verstärker ?
David Premack
Der Zugang zu einer Aktivität, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeübt wird, kann als Verstärker für eine Aktivität verwendet werden, die seltener ausgeübt wird. (Premack-Prinzip)
Kann effektiv eingesetzt werden – und wird intuitiv eingesetzt: Kinder können sehr effektiv zu diszipliniertem Verhalten (seltene Reaktion) geführt werden, wenn Ihnen kurze Phasen von undiszipliniertem Verhalten (häufige Reaktion) gestatte werden (Homme et al., 1963).
12Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkung und Verzögerung
Wie wichtig ist die Kontiguität zwischen Reaktion und Reiz?
Wie tolerant ist die Sniffy, wenn sie nach ihrem Tastendruck nicht unmittelbar die Verstärkung erhält?
Und wie kann man möglicherweise ihre Toleranz steigern?
13Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkung und Verzögerung
Welche zeitliche Verzögerung wird toleriert?
N(H
eb
eld
ruck
)
Verzögerung (Sekunden)20 40 60
Sobald die Verzögerung auch nur einige Sekunden betrug, wurde die Frequenz der Reaktion drastisch reduziert.
Der Grund ist nicht das schlechte Gedächtnis für die Reize, sondern das Problem der Reaktions-Kontingenz. Der Organismus muss herausfinden, welche seiner Reaktionen den Reiz bewirkt hat.
Experimentator:
R(x) - Verstärker
Versuchstier:
R(1) – R(2) - R(x) – R(3) – R(4) -Verstärker
14Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkung und Verzögerung
Wie kann Sniffy toleranter werden?
N(H
eb
eld
ruck
)
Verzögerung (Sekunden)20 40 60
Ein sekundärer Verstärker kann über die Zeitdauer
helfen.
Versuchstier:
R(1) – R(2) - R(x) – R(3) – R(4) -Verstärker
Die Kontingenz kann eindeutiger gemacht werden, wenn synchron mit
dem erwünschten Verhalten ein weiteres äußeres Ereignis einsetzt,
welches selber keinen Verstärkungscharakter haben muss
Problem 1 Problem 2
15Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkung und Verzögerung
Verzögerung und Attraktivität der Verstärkung: Tierexperiment
Auf Reaktion 1 von Tauben folgt 2s Zugang zu Futter
Auf Reaktion 2 von Tauben folgt 4s Zugang zu Futter
In 95% der Fälle führen die Tauben Reaktion 1 aus
Verzögerung und Attraktivität der Verstärkung: Humanexperiment
Studenten werden nach Teilnahme am Versuch mit einer Zeitverzögerung entlohnt:
12$ nach 6 Tagen oder
16$ nach 12 Tagen
Studenten bevorzugen schnelle Belohnung
Verzögerung der Belohnung kann mit Hilfe der Sprache zwar vermittelt werden, beseitigt jedoch nicht die grundlegende Bevorzugung
schneller Belohnung (inzentive Verstärkung)
Sind Menschen toleranter für zeitliche Verzögerungen?
16Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkungspläne
Problem für engagierte Behavioristen am Wochenende:
Die Futterpillen gehen langsam aus!
Konsequenz:
Nicht mehr jede Reaktion wird belohnt, sondern nur noch jede
erste Reaktion nach einer Minute.
Effekt:
Ratten reagieren initial weniger stark, pendeln sich dann aber auf
ein stabiles Niveau ein.
SNIFFY
17Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkungspläne
FR
VR VI
FI
RATIO INTERVALL
FIXED
VARIABLE
Verstärkung jeder Reaktion:
CRF (Continuous Reinforcement Schedule)
18Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkungspläne
FR
VR VI
FI
RATIO INTERVAL
FIXED
VARIABLE
Ratio - Schedule
Verstärkung beruht auf der Zahl von Reaktionen, die ausgeführt worden
sind
Interval - Schedule
Verstärkung beruht auf der Zeit, die seit der letzten Verstärkung
vergangen ist. Wichtig: Reaktion muss trotzdem erfolgen
19Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkungspläne
FR
VR VI
FI
RATIO INTERVAL
FIXED
VARIABLE
Fixed - Schedule
Das Intervall oder die Zahl der Reaktionen bleibt konstant
Variable - Schedule
Das Intervall oder die Zahl der Reaktionen bewegen sich nur um
einen Mittelwert.
20Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkungspläne
FR
VR VI
FI
RATIO INTERVAL
FIXED
VARIABLE
Fixed - Ratio
FR30 = Jede 30. Reaktion wird verstärkt
Fixed - Interval
FI30 = Nach einer Pause von 30 Sekunden wird die nächste
Reaktion verstärkt
Variable - Ratio
VR30 = Im Schnitt wird jede 30.Reaktion verstärkt (5.-
50.Reaktion)
Variable - Interval
VI30 = Im Schnitt wird die erste Reaktion nach 30
Sekunden verstärkt (5 Sek – 1 Minute)
21Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkungspläne
Jeder Plan hat eine unterschiedliche Auswirkung auf das Verhalten
Aufnahme der kumulativen Antworten
Linearer Anstieg = monotoner Anstieg
Schwingungen hängen von der Prädiktabilität der Verstärkung ab!
22Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkungspläne
Gewünscht:
Konstante Reaktion über
einen Zeitbereich
hinweg
Ungewünscht:
Reaktion steigt nur in
Erwartung einer Reaktion
zyklisch an
Fixed Ration:
Konstanter Anstieg – bis auf die Phasen unmittelbar nach der
Verstärkung (Run-and-Pause)
23Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkungspläne
Aber: welcher Plan ist der Beste?
Nachteile kontinuierlicher Verstärkung (CRF)
1. Schnelle Extinktion
2. Hohe Kosten und Aufwand
Konsequenz
1. Phase 1: CRF-Plan
2. Phase 2: Übergang in einen variablen Verstärkungsplan (VR,VI)
Vorteile kontinuierlicher Verstärkung (CRF)
1. Erwerb einer Reaktion geht sehr schnell
VR-Plan, wenn viele Reaktionen gewünscht werden.
Gefahr der Frustration!
VI-Plan, wenn wenige Reaktionen auch einen
konstanten Niveau gewünscht werden.
24Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Faktoren: Verstärkung
Motivation
Def.: Die Anstrengung, eine Ziel erreichen zu wollen
Def.: Beziehung zwischen Antezedenzbedingungen (z.B. Deprivation, Anreiz) und der Verhaltensstärke
Möhre - Stock
Lernen(R – S)
Motivation(Wert von S)
Anstrengung
DeprivationVon S
25Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Faktoren: Verstärkung
Motivation
Kontrast-Effekt
Crespi (1942) untersucht, wie der Anreiz der Verstärkung den
Lernerfolg beeinflusst.
Ratten erhalten entweder 1, 16 oder 256 Futterpillen als
Belohnung.
Erhöht die Belohnung die Motivation oder das Lernen (d.h.
stärkt es die Assoziation)?
Zeit
Laufg
esch
win
dig
keit
256
16
1
26Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Faktoren: Verstärkung
Zweite Phase, in der alle Gruppen 16 Futterpillen erhielten.
Unterstützung für die Motivationstheorie, da der
Anreizcharakter des Reizes sich differentiell
verändert hat.
Jedoch gibt es auch eine ‚Überschussreaktion‘, die später als Kontrasteffekt
definiert wurde.
Kontrasteffekt: Weisen nach, dass es einen
deutlichen Effekt der Erwartung gibt (analog der Term V im Rescorla-
Wagner-Modell)
Zeit
Laufg
esch
win
dig
keit
256
16
1
27Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Faktoren: Verstärkung
Steigert Motivation linear den Lernerfolg?
Broadhurst (1957) trainiert Ratten in eine Y-Labyrinth, welches unter Wasser gesetzt wird.
In einem Arm des Labyrinths ist eine Plattform (negative Verstärkung). Der
korrekte Arm wird etwas stärker beleuchtet
UV 1: Motivation, d.h. Ratten werden vor dem Trial 1-8 Sekunden unter das Wasser
gedrückt.
UV 2: Schwierigkeit, d.h. wie hell ist das Licht im Arm des korrekten Tunnels.
Motivation
28Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Faktoren: Verstärkung
Der optimale Lernerfolg hängt von der Schwierigkeit der Aufgabe ab, wird aber
durch den motivationalen Zustand moduliert. Ist die Aufgabe sehr schwer, so kann eine hohe Motivation den Lernerfolg
reduzieren (Yerkes-Dodson-Gesetz)
Erklärung:
Das Level der Erregung engt auch den Fokus der Aufmerksamkeit ein.
Dadurch können bestimmte relevante Hinweisreize entgehen!
Motivation
Lern
rate
easy
moderat
difficult
29Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Faktoren: Verstärkung
Zusammenfassung „Motivation“
Motivation moduliert die Effektivität eines Verstärkers, der von seinem Anreiz abhängt, aber auch von der Deprivation
des Lernenden.
Zu berücksichtigen:
Welche Verstärker wurden zuvor gegeben (Kontrast-Effekt)?
Wie schwierig ist die Aufgaben (Yerkes-Dodson-Law)?
30Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Faktoren: Verstärkung
Wirkung des Reizes auf das Verhalten (Stimulus-Kontrolle)
Guttman & Kalish (1956) trainertenTauben darauf, auf eine
Plastikscheibe zu picken.
Die Verstärkungsphasen wurden angekündigt, wenn ein gelbes Licht
(580nm) aufleuchtet.
Picken die Tauben auch, wenn man die Farbe des Lichts ändert?
Generalisierung: Nur ähnliche Reize, oder Reizkonfigurationen, rufen das konditionierte Verhalten hervor. Die Toleranz der Reaktion wird mit dem
Generalisierungsgradienten gemessen.
31Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Faktoren: Verstärkung
Wirkung des Reizes auf das Verhalten (Stimulus-Kontrolle)
Welche Reize unterstützen jedoch nun die Assoziation mit einem Verhalten?
Reynolds (1961) verstärkt das Picken auf die rote Scheibe mit dem Quadraten
(S+), nicht aber die Reaktion auf die blaue Scheibe mit dem Kreis (S-).
Diskrimination wird gelernt, aber der indikative Stimulus kann
zwischen den Organismen variieren (Farbe, Form).
Wirkung der selektiven Aufmerksamkeit auf das Lernen!
S+ S-
Tier 1 Tier 2
32Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Faktoren: Verstärkung
Effekte des Diskriminationslernens
Redd & Birnbrauer (1969) konnten zeigen, dass kooperatives
Verhalten in einer Gruppe an die Anwesenheit einer Person gebunden werden kann.
Hartshorn & May (1928) zeigten, dass ehrliches Verhalten
unterschiedlich an Orte (Schule, zu Hause) konditioniert werden kann.
Sind Persönlichkeitsdispositionen nur konditioniert?
Effekte der Generalisierung
Um ein konstantes Verhalten zu erreichen, muss eine Verstärkung in
verschiedenen Situationen zugänglich sein.
Griffiths & Craighead (1972) zeigten, dass zwei verschiedene
Verstärkungssettings eine Generalisierung eines Verhaltens
(Artikulation) zur Folge haben kann.
Lernen hängt entscheidend davon ab, Reizsituationen zu kontrollieren.
33Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendungsgebiete
Lernen im Klassenraum (1)
Baseline V1 keine V V2 Post-Test
Fall Robbie
Verstärkung der Mitarbeit im Klassenraum durch
verbales Lob (nach 1 min Arbeit)
Kann es so funktionieren?
Kann ein Lehrer sich kontinuierlich auf einen Schüler konzentrieren?
Wie kann man ein 14-tägiges Training in den Lehrplan einbauen?
Mitar
bei
t
34Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendungsgebiete
Lernen im Klassenraum (2)
Problemfall 1: Lehrer ist nicht konsequent
Problemfall 2: Lob funktioniert nicht als Verstärker
Tokens können ein besserer Verstärker sein!
(1) Sie können unmittelbar verteilt werden
(2) Sie können für den Verstärker mit dem größten Anreiz eingetauscht werden
Tokens funktionieren in der Schule, sogar in Erziehungs-
anstalten (Philips, 1968)
Tokens funktionieren in der Arbeitswelt: Briefmarken konnten
als Tokens eingesetzt werden.
35Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendung & Probleme
Wie verhindert man die Extinktion?
Partielle Verstärkung
Ratio- oder Intervallpläne verzögern die Extinktion
Situationsunbezogene Verstärkung
Die Generalisierung wird stärker, wenn der Verstärker in mehreren Settings
gegeben wird
Fading
Langsame Elimination des Verstärkers (FR1 – FR5 – FR20 – FR100 – FR1000)
Kein abruptes Absetzen der Verstärkung
36Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendung & Probleme
Kann ich mit Verstärkung auch Schaden anrichten?
Einwand 1:
Ist die Verstärkung nicht eine Form der Bestechung?
Nicht in allen Fällen kann man an das Pflichtgefühl appellieren. Als
Alternative steht dann nur die Bestrafung zur Verfügung.
Aber: In den meisten Fällen gewinnt das verstärkte Verhalten selber
Anreizcharakter.
Einwand 2:
Entwickelt man durch Verstärkung nicht nur die Gier?
Generalisiert das Kind, dass es in für alle Pflichterfüllungen eine
Verstärkung erhält?
Und: Zeigen die Kontrasteffekte nicht die Gefahr, dass es eine
Verstärker-Inflation geben kann?
Aber: Verstärkung kann auch unmateriell sein (Lob) – und ebenso
effektiv.
37Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendung & Probleme
Kann ich mit Verstärkung auch Schaden anrichten?
Einwand 3:
Wird eine intrinsische Motivation nicht unterwandert?
Intrinsisch motiviertes Verhalten ist unabhängig von äußeren Verstärkern. Es ist stabiler und steht mit der subjektiven Einstellung in einem Zusammenhang.
Studie von Lepper et al (1973) zeigt sogar, dass spontanes Verhalten durch die plötzliche Einführung von Verstärkern reduziert werden kann:
Phase 1: 2 Gruppen von Kindern malen frei
Phase 2: 1 Gruppe wird plötzlich verstärkt
Ergebnis: Die nicht-verstärkte Gruppe malt häufiger
38Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendung & Probleme
Kann ich mit Verstärkung auch Schaden anrichten?
Faktor 1: Ist die intrinsische Motivation zu Beginn der Verstärkung schon hoch?
Lepper et al (1972) finden einen Verstärkungseffekt bei Kindern, die
in der Baseline weniger malen.
Faktor 2: Wird die Verstärkung als Verhaltenskontrolle
empfunden?
Ryan (1982) findet, dass verbale Verstärkung auch aversivempfunden werden kann.
Faktor 3: Ist der Grad der Verstärkung der Qualität der Aufgabe angemessen?
Enzle & Ross (1978) finden, dass eine Bezahlung nach Beendigung einer Aufgabe ein schwacher Verstärker ist, wenn sie
nicht das erzielte Leistungsniveau berücksichtigt.
39Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendung & Probleme
Kann ich mit Verstärkung auch Schaden anrichten?
Prinzip 1: Minimal Force
Fange immer mit dem mildesten Verstärker an!
Egal welcher Verstärker gewählt wird, er soll das Gefühl der Kompetenz
unterstützen, nicht das Gefühl des Gehorsams.
Prinzip 2: Verhaltenskontrakte
Entwerfe Verhaltenskontrakte, damit beide Seiten das Gefühl der Kontrolle besitzen. Beide Parteien müssen den Zielen zustimmen – wie auch den
Interventionen.
Pizza-ServiceBaseline Intervention Follow-Up
Ver
kehrs
über
tritte
Zuteilung
Diskussion
40Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendung & Probleme
Selbstkontrolle
Definition: Der Eindruck, dass das Verhalten von mir selber kontrolliert wird und nicht von Verstärkern abhängt, die von außen gegeben werden
Beispiel: Diät
Was mache ich, wenn ich abnehmen möchte, aber als Abendritual noch 2-3 Snickersesse?
41Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendung & Probleme
Selbstkontrolle
Verstärkungskontingenzen:
Mein Problem resultiert daraus, dass das Essen der Schokoriegel unmittelbare Verstärkung darstellt, der Gewichtsverlust jedoch eine verzögerte Verstärkung ist.
S(Nacht) – R(Essen)
S(Nacht) – R(Diät)
S(Scholokadenrausch)
S(Gewichtsreduktion)
Was bestimmt jetzt die interindividuellen Unterschiede:
- Momentaner Anreizwert der Verstärker
- Vermittlung durch sekundäre oder soziale Verstärkung
- Entwicklung effektiver Selbstkontrollestrategien
42Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Anwendung & Probleme
Selbstkontrolle: Techniken
Reizkontrolle (Setting-Kontrolle):
Versuche Kontrolle über die Reizsituation zu bekommen, in der normalerweise die Reaktion auftritt.
Beispiel 1: Assoziiere Schlaflosigkeit nicht mit deinem Bett.
Beispiel 2: Vermeide Essen in Situationen, die mit anderen Aktivitäten (Lesen, Fernsehen) verbunden sind.
Selbstverstärkung:
Wenn die direkte Verstärkung in weiter Ferne liegt, dann versuche Dich selber zu verstärken.
Funktioniert, wenn die entsprechende Lerngeschichte vorliegt (Kinder loben sich selber –und erwarten dann Bestätigung).
In der Folge kann die erworbene Selbstverstärkung auch auf andere Situationen übertragen werden.
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