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© Berner Zeitung; 17.05.2011; Seite 7Berner Oberländer oberland west

Der Geschichtenerzähler von der Alp

Gstaad«E Blick zrugg» gewährt der Bergbauer und Autor Fritz Müllener in seinemersten Buch. An der Buchvernissage löste er mit trockenem Humor einige Lacheraus.

«Eigentlich habe ich gedacht, dass die Schreiberei Sache von Leuten sei, die etwas davonverstünden», eröffnete Fritz Müllener die Buchvernissage. Damit löste er prompt schon denersten herzlichen Lacher bei den Gästen aus. Eine Schar von über fünfzig Freunden undInteressierten fand sich an diesem Abend in Michels Stallbeizli in Gstaad ein. Sie allewollten dem pensionierten Bergbauern zu seinem ersten Buch gratulieren. Der 71-Jährigeerzählte davon, dass es klar gewesen war, dass er einmal den elterlichen Hof übernehmenwürde: Er war der einzige Sohn in der Turbacher Familie. Deshalb dachte er nicht daran,einen anderen Beruf zu erlernen.

Den Dialekt erhalten

«Obwohl ich Bergbauer werden sollte, ging ich auf eine höhere Schule», schmunzelte er,«nämlich auf 1320 Metern über Meer!» Schon bald habe er gemerkt, dass ihm das Lesenund Schreiben leicht von der Hand ging. Er habe immer gerne Texte geschrieben. «In denletzten Jahren, seit der Pensionierung, habe ich wieder mehr Zeit gehabt und wiederangefangen, Aufsätzli zu schreiben», bemerkte er bescheiden. Dass diese Mundarttexte ineinem Buch zusammengefasst worden sind, hätte er sich nicht erträumen lassen, erfüllt ihnaber mit Stolz. Die Verlagsmitarbeiterin Alexandra Schneider fragte ihn im Interview, ob esschwieriger sei, in Mundart als in Schriftsprache ein Buch zu schreiben. Fritz Müllenerantwortete trocken: «Ich weiss es nicht, ich habe noch nie ein Buch in Schriftspracheverfasst!» Die Zuhörer dankten ihm für seinen trockenen Humor mit Applaus. Mit etwasmehr Ernst erklärte er, dass das Alphabet für die Mundart, vor allem für die Betonung derWörter, zu wenige Buchstaben habe. Ihm sei es aber ein Anliegen, den Dialekt zu erhalten,und um dies zu unterstützen, schreibe er so, wie er rede. Diese Motivation spornt auch denVerlag Weber AG aus Thun an, Hörbücher und Bücher in Mundart erscheinen zu lassen.Alexandra Schneider vom Verlag erzählte, dass Fritz Müllener schon an einem Hörbuchmitgearbeitet habe. Im Anschluss seien sie auf Fritz Müllener zugegangen und hätten ihnfür die Zusammenarbeit gewinnen können.

Arbeit – Theater – Reisli

Neben der Arbeit als Bergbauer besserte sich Fritz Müllener das Gehalt mit Holzerarbeitenauf, und während 43 Wintern war er an der Wispile anzutreffen, wo er für die Bergbahnenarbeitete. Im Sommer, wenn die Kühe auf dem Berg waren und er das Heu am Trockenenwusste, machte die Familie Müllener ein Reisli in der Schweiz; manchmal sogar ein paarKilometer über die Landesgrenzen hinaus. Mit dem Chörli Turbach verbindet ihn eineschöne Zeit mit aktivem Singen und Theaterspielen. 33 Episoden aus seinem vielfältigenLeben sind im Buch «E Blick zrugg» aufgeschrieben und mit Fotos bebildert.

Blanca Burri

Information: Das Buch «E Blick zrugg» von Fritz Müllener ist im Weber-AG-Verlagerschienen (29 Franken). Es ist in der Buchhandlung Mediatreff (Gstaad) erhältlich.

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