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Page 1: Broschüre Gartenpfad

Der sesshafte Mensch pflegt seit Urzeiten

Gartenanlagen, nicht bloss der Ernährung

wegen, sondern auch,weil Gärten alle seine

Sinne anregen. Sie sind sinnvoll!

Beat Samuel Fey

Impressum:

Herausgeber: Natur- und Heimatschutz-kommission Lenzburg

Gestaltung/Satz: Kneuss Print AG,LenzburgFotos: Beat Samuel Fey,LenzburgDruck: Kromer Print AG,LenzburgPapier: 100% Altpapier,weiss,matt,

alterungsbeständig,ohne optische Aufheller

1.Auflage 3000© NHK, August 2001

GARTENPFADStadt und Schloss

Lenzburg

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Informationstafeln:KronenplatzSchloss

Stationen:1 Burghalde2 Grabenweg3 Friedhof4 Schwimmbad5 Müllerhaus.Das Kultur-Gut6 Stadtkirche7 Schützenmattstrasse8 Schloss West9 Schloss Ost

10 Haus Sonnenberg

Anhang:LiteraturInformationenDankÜbersichtskarteImpressum

Der «Gartenpfad Stadt und Schloss Lenzburg» kann als Rund-weg begangen werden. Ausgangspunkt ist den Besucherinnenund Besuchern überlassen. Die vorliegende Broschüre be-schreibt die einzelnen Stationen, beginnend bei der Burghalde.Eine farbig gestaltete Übersichtskarte ermöglicht aber auch, sichüber geschichtlich und ökologisch interessante Anlagen ausser-halb des bezeichneten Pfades zu informieren. Die Broschürelädt dazu ein, bisher Unbekanntes zu entdecken und neueIdeen im eigenen Garten zu verwirklichen.

1 Burghalde2 Grabenweg3 Friedhof4 Schwimmbad5 Müllerhaus.Das Kultur-Gut6 Stadtkirche7 Schützenmattstrasse8 Schloss West9 Schloss Ost

10 Haus Sonnenberg

DIE STATIONEN

Legende

1 Bauerngärten

2 Barocke Elemente

3 Landschaftsgärten sowie Ansätze dazu

4 Naturgärten und ähnliche Landschaftselemente

5 Bäume, Sträucher, Hecken

6 Wiesen, Weiden, Äcker

7 Naturnahe Elemente wie Hecken, Bäume, Sträucher, Stauden, Wiesenstücke oder Pionier-vegetation an Schienen und Strassen

8 Baumgärten

9 Rosengärten

10 Weingärten

11 Schrebergärten

12 Besondere Pausenplatzelemente

13 Parkanlagen

ÜBERSICHTSKARTE

GARTENPFADStadt und Schloss

Lenzburg

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VORWORT

Gärten waren stets eng mit Kultur und Geschichte eines Landes verbun-den. So kannten schon die alten Ägypter und Babylonier spezielle Anlagen.Aber auch auf unserem Kontinent entwickelte sich eine dynamische Garten-kultur.

Aus Klostergärten, die zunächst auf Küchen- und Heilkräuter spezialisiertwaren, entstanden später prunkvolle Renaissance- und Barockgärten mit oftseltenen Pflanzen.

Barockgarten im Schloss Lenzburg

Die mittelalterlichen Burg- und Schlossgärten, oft ausserhalb der Wehr-anlagen angelegt, glichen bisweilen einfachen Bauerngärten. Erst als die Bur-gen ihre Aufgabe als Festung verloren, bildeten ihre Gärten einen repräsen-tablen Rahmen, sei es als Barock- oder als Rosengarten.

Zu einem Bauernhof gehörte seit jeher ein Garten. Seine teilweise strengeEinteilung und die Einfassung der Beete mit niedrigen Buchshecken wiesenauf den Einfluss der Klostergärten hin.

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VORWORT

Alte Stadt- und Herrschaftsgärten befanden sich aus Platzgründen aus-serhalb der Mauern, welche bis Ende des 18. Jahrhunderts auch die AargauerStädte umschlossen. Als dann die Stadtgräben aufgefüllt wurden, entstandRaum für neue Gartenanlagen. Rund um die Städte entwickelten sich ver-mehrt Herrschaftshäuser mit anspruchsvollen Barockgärten. Ein Grund-buchplan aus dem Jahre 1881 zeigt Grundrisse solcher Anlagen im GebietBurghalde – Grabenweg:

Im 20. Jahrhundert entstanden daraus in der Regel eindrückliche Land-schaftsgärten.

Heutige Privatgärten wie auch öffentliche Parkanlagen sind meist so an-gelegt, dass sie mit modernen Hilfsmitteln leicht unterhalten werden können.Neben zahlreichen Ziergärten finden sich ab und zu auch Naturgärten. DieAnlagen beweisen insgesamt, dass die Liebe zum Garten gegenwärtig nichtgeringer ist als früher.

Natur- und Heimatschutzkommission Lenzburg

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Bauerngärten

In unserem Land pflegte man immer wieder typische Bauerngärten, welcheoft durch Wegkreuz, Buchseinfassung der Beete und Einfriedung des gesamtenGartens mittels Palisadenzaun gekennzeichnet waren. Neben der Nutz- warauch die Zierfunktion von grosser Bedeutung.

Seit dem 14. Jahrhundert gehörte ausserdem zu vielen bäuerlichen Betrie-ben ein Baumgarten, in dem Obst gewonnen und damals bisweilen auchGericht gehalten wurde. Aus Gründen der optimalen Nutzung des Geländesstanden die hochstämmigen Obstbäume meist in Reih und Glied. In derÜbersichtskarte sind Bauerngärten blau, Baumgärten gelb dargestellt.

Bauerngarten an der Neumattstrasse in Lenzburg

ALLGEMEINES

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Französische Gärten

Ende des 16. bis Mitte des 18. Jahrhunderts war die Blütezeit der Französi-schen oder Barocken Gärten. Sie lagen meist in der Ebene oder an flachenHängen und drückten durch ihre kunstvolle Gestaltung Reichtum und Macht aus.

Die Menschen erfreuten sich zum einen so am Diesseits, dass ein inten-sives Lebensgefühl mit seiner Sinnenfreudigkeit entstand. So versuchten sie,die Schönheit der Welt in die Anlagen einzubringen. Zum anderen besannensie sich aber auch auf das Jenseits und damit auf eher nüchterne Werte, waseine Spannung zwischen Weltlust und Weltflucht bewirkte. Gegensätze inner-halb wie auch zwischen den Gartenanlagen wurden sichtbar.

Garten und Herrschaftshaus bildeten jeweils eine Einheit. So verlief in derRegel die Hauptachse des Gartens von seinem Eingang hin zur Mitte des Ge-bäudes. Im Zentrum des Gartens fanden sich oft Wasserspiele wie beispiels-weise ein Springbrunnen. Symmetrien waren von grosser Bedeutung. Die Beetewaren somit streng ausgerichtet und in klaren Linien mit Buchs begrenzt.

Gewürz-, Heil-, Nutz- oderZierpflanzen sowie künstle-risch zugeschnittene Buchs-sträucher in festgelegter An-ordnung kamen häufig vor.Meist schloss eine Mauer dieAnlage nach aussen ab. In derÜbersichtskarte sind barockeElemente blau dargestellt.

Barockgarten im Schloss Lenzburg

ALLGEMEINES

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Englische Gärten

Im 18. und 19. Jahrhundert suchte der Mensch in der Gartenkunst die mög-lichst freie Entfaltung. Er besann sich zurück auf die ursprüngliche Natur.Architektonische Überlegungen traten in den Hintergrund. So entwickeltesich der Englische Garten, welcher als Bestandteil seiner natürlichen Umge-bung, als Landschaftsgarten, verstanden wurde. Seine Abgrenzung bildetenoft nur ein Graben oder ein Bachlauf.

Die Spannung der Gegensätze war von grosser Bedeutung: Hügel undTäler, Wiesen und Wälder, Wege und ungezähmte Natur, Erde und Wasser,Licht- und Schattenwirkungen oder bauliche und natürliche Elemente ergabeneine eindrückliche Vielfalt. Häufig wechselnde Szenen waren also wichtig,beispielsweise eine Abfolge von Rasen, künstlichen Baumreihen, Einzelbäu-men, Baumgruppen, eingeführten Zierpflanzen und Naturhecken aus heimi-schen Sträuchern. An Gehölzen kamen häufig Nadelbäume, Birken, Eichen,Linden, Espen, Ahorne, Buchen oder Rosskastanien vor.

Zusätzlich konnte das Gelände durchsetzt sein von baulichen Einheiten wiehistorischen Türmen, Brücken, schlichten Häusern oder Sitzgelegenheiten.

Bisweilen wurden auch Tierewie Hirsche, Schafe oder En-ten gehalten.

Geometrisch geformteGar-tenanteile waren seltener an-zutreffen, konnten jedoch alsabgeschlossene «barocke Ein-heit», als «Bauerngarten» mitKüchenkräutern und Zier-pflanzen oder als «Rosengar-ten» meist in der Nähe des

Herrschaftsgebäudes vorhanden sein. In der Übersichtskarte sind Land-schaftsgärten rot dargestellt.

Landschaftsgärten an der Gartenstrasse (oben)und an der Schützenmatt-strasse (unten) in Lenzburg

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Moderne Gärten

Seit dem 19. Jahrhundert erfolgte eine stete Rationalisierung der Garten-pflege. Die historischen Gärten wurden seltener. Bauerngärten unterschiedensich oft nicht mehr von Gärten der Städter.

Fünf verschiedene Gartentypen, welche wegen der zunehmenden Be-siedlung der Landschaft teilweise aber eng begrenzt sind, seien hier kurzvorgestellt.

Ziergärten (in der Übersichtskarte grau):

Sie bilden heute die grosse Mehrzahl der Gartenanlagen in unserem Land.Anstelle von alten Gewürz-, Heil-, Nutz- oder Zierpflanzen sind Modepflanzenwie Sträucher aus fernen Landen, gezüchtete Kräuter oder «sterile» Rasen-flächen von Bedeutung. Der gepflegte, farbenfrohe Garten ist durchaus schönanzusehen, besitzt aber wenig ökologischen Wert. In unserem Stadtgebiet

finden sich zahl-lose Ziergärten instarker Vielfalt –von relativ einfachstrukturierten bishin zu äusserstkreativ gestaltetenAnlagen.

Ziergärten am Barbarossaweg

und an der Schloss-gasse in Lenzburg

ALLGEMEINES

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Nutzgärten (in der Übersichtskarte grau):

Auf kleiner Fläche müssen möglichst lange im Jahresablauf Gemüse oderFrüchte geerntet werden können. Zahlreiche Hinweise für gute Erträge fehlennicht. Die Anlagen sind einfach und regelmässig aufgebaut. Meist weisen sieeine Hauptachse mit einigen Seitenwegen auf, was schlichte Beete ergibt.

Schrebergärten (in der Übersichtskarte gelb):

Dieser Name geht auf den Leipziger Arzt Daniel Gottlieb Moritz Schreber(1808-1861) zurück. Man versteht darunter grundsätzlich kleine, gärtnerischgenutzte Grundstücke am Stadtrand, welche meist gepachtet sind und dieVersorgung mit pflanzlichen Produkten bezwecken.

Schrebergärten mit Nutzfunktionin der Schützenmatte von Lenzburg

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ALLGEMEINES

Parkanlagen (in der Übersichtskarte gelb):

Im Siedlungsgebiet dienen sie vor allem der Erholung der Menschen. Zierele-mente, zum Beispiel Rasen, Blumenrabatten oder kunstvolle Sitzgelegenhei-ten, aber auch naturnahe Bereiche wie Hecken, Findlinge oder Teiche drückendie Spannung der Gegensätze aus.

Ziegelacker in Lenzburg

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Naturgärten (in der Übersichtskarte grün):

Dank der Rückbesinnung auf ökologische Grundsätze entstehen vermehrtauch Anlagen mit Hecken heimischer Gehölze, Naturwiesen oder Feuchtbio-topen. Bereichert werden sie durch Einzelexemplare wie auch Dreiergrup-pen von Bäumen. Speziell erwähnenswert sind Begrünungen von Mauern undWänden, was nicht nur ästhetisch, sondern auch biologisch wertvoll ist. Sol-che Elemente können ausserdem als Schutz und Isolation der Bauten die-nen. Zudem befinden sich an zahlreichen Stellen neben Schienen, Strassenund Wegen im Siedlungsgebiet Hecken, Bäume, Sträucher, Stauden, Kräuter,Magerwiesen, Weiden oder Pioniervegetation, was durchaus der Idee vonNaturgärten entspricht.

Naturgärten an der Neumattstrasse

und am Wiligraben in Lenzburg

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1DIE STATIONEN

Burghalde

Die Burghaldenhäuser, im 17. Jahrhundert errichtet, stellen die kulturellwohl wertvollste Baugruppe der Stadt Lenzburg dar. Kernstück ist die AlteBurghalde, ein spätgotisches Wohnhaus mit einem charakteristischen Trep-penturm und einem östlich anschliessenden Ökonomiegebäude, in dem sichneben Scheune und Ställen auch eine Trotte befand. Im rückwärtigen Teil desWohnhauses wurde zwischen 1702 und 1718 ein eindrücklicher Barocksaaleingebaut. Winkelförmig an den Altbau schliesst die 1793/94 auf einer künst-lichen Steinterrasse erbaute Neue Burghalde an. Der heutige Weiher bildetedamals den Kutschenwendeplatz.

Es ist selbstverständlich, dassum solch bedeutsame Bauten herumdie entsprechende Gartenkulturnicht fehlen durfte. So finden sichheute noch barocke Gartenelementewie die vom schmiedeisernen Toraus gesehenen Symmetrien bezüg-lich Wasserspielen, aber auch Trep-pen und gepflästerte Wege mit pas-sender formen- und farbenfroherBepflanzung.

Mehrheitlich kann die vorliegen-de Anlage jedoch in Anlehnung andie Entwicklung der Gartenkultur inEngland im 18. und 19. Jahrhundertals Landschaftsgarten verstanden

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werden. Wiesen, Bäume, Sträucher, Wege,Zierpflanzen, vielseitige Geländestruktu-

ren oder Licht- und Schattenwirkungenergeben symbolisch das im Leben so

eindrückliche Abbild der Spannungder Gegensätze.

An dieser Stelle ist speziellauf die relativ grossen, heute vor-handenen Weinberge Lenzburgsan Schloss- und Goffersberg hin-zuweisen. Die alten Weingärtenvon Lenzburg bis ins 16. Jahrhun-dert hinein befanden sich an derBurghalde und am Schlossberg.Später wurden von der Stadt amBölli, an der Sandrisi in RichtungHendschiken sowie am Südhanddes Goffersberges Reben ange-

baut. Am Schlossbergpflanzten die Ortsbürger1950 einen neuen Reb-berg an. In der Über-sichtskarte sind Wein-gärten gelb dargestellt.

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2DIE STATIONEN

Grabenweg

Im Jahre 1306 erhielt Lenzburg von Herzog Friedrich I. von Österreichdas Stadtrecht. Im 17. Jahrhundert begann eine rege Bautätigkeit: Rathaus,Stadtkirche und -tore entstanden. Nach 1744 fiel das Bauverbot ausserhalbder Stadtmauern. Der Stadtgraben wurde aufgefüllt, was neue Gartenanlagenermöglichte. Allmählich entwickelten sich ein Kranz grosser Bürgerhäuserum die Altstadt, beispielsweise an der Schützenmattstrasse, und die kleinenVorstädte an Ein- und Ausfallstrassen wie die Aavorstadt.

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Die in unserem Lande seit Jahrhunderten vorkommenden typischenBauerngärten mit ihrer Nutz-, aber auch Zierfunktion sind heute leider seltengeworden. Ein relativ gut erhaltenes Beispiel liegt vor uns zu Füssen eineskleinen Stückes der alten Stadtmauer. Typisch sind die Buchsbegrenzungender Beete sowie der Abschluss mittels Palisadenzaun.

Davor liegt ein kleiner Rosengarten. Auch solche Anlagen sind nicht mehrhäufig anzutreffen. Sie sind in der Übersichtskarte gelb dargestellt.

Hinter uns befinden sich die Parkanlage Ziegelacker, ursprünglich einFriedhof, welche heute eine wichtige Naherholungsfunktion wahrnimmt, undein Kindergarten-Pausenplatz, der in seiner Vielfalt den Geist anregen undaktive Bewegung fördern soll. In der Übersichtskarte sind besondere Pausen-platzelemente gelb dargestellt.

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3DIE STATIONEN

Friedhof

Der kleine, im Jahre 1306 zur Stadt erhobene Marktflecken Lenzburgbesass ursprünglich keinen eigenen Kirchhof, sondern bestattete seine Ver-storbenen zusammen mit den umliegenden Dörfern um das Kirchlein derUrpfarrei Staufberg. Der Friedhof, auch Gottesacker oder Lenzburger Rosen-garten genannt, befand sich erst ab 1514 bei der Stadtkirche, ab 1668 dannbeim Ziegelacker ausserhalb der Stadtmauer. Dieser wandelte sich allmäh-lich zu einem Park, ab 1896 diente er als Turnplatz, dann als Spiel- undTummelplatz der Jugend, schliesslich wieder als Parkanlage.

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Im Jahre 1865 begann die Planung des neuen Friedhofs hier an der Wyl-gasse, 1867 wurde dieser mit einer Abdankungshalle eröffnet. Sein barockerAufbau sowie gesetzliche Verordnungen ermöglichten ein würdiges Gesamt-bild. 1896 fand eine erste Erweiterung in östlicher, 1908 eine zweite in nörd-licher Richtung statt. 1975 wurde die ausgediente Abdankungshalle abgebro-chen.

Auch heute noch können in Anlehnung an barocke Anlagen verschiedeneentsprechende Merkmale festgestellt werden: Symmetrien in der Gesamtge-staltung, Hauptachse mit Wasserspiel in der Mitte, Abgrenzung teilweise mit-tels Mauer, Tore, Reichtum an Rosen und anderen Zierpflanzen oder hoheBäume und als Gegensatz dazu kunstvoll geschnittene Sträucher.

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4DIE STATIONEN

Schwimmbad

Eine sehr schöne Kombination von Natur und Kultur zeigt sich im vor unsliegenden Gebiet.

Das der Einwohnergemeinde Lenzburg gehörende Schwimmbad, erbautin den Jahren 1948 und 1949, erweitert um 1965, renoviert und modernisiert um1991, stellt eine vielseitige Parkanlage mit verschieden geformten Wasser-becken, ausgedehnten Rasenflächen, gut integrierten Spielanlagen sowie Bäumenund Sträuchern dar. Als naturnahe Abgrenzung dienen Hauptlauf und Kanal desAabaches, was insgesamt eine spannungsgeladene, stimmige Einheit ergibt.

Der nebenan abgedruckte Plan aus dem Jahre 1919 zeigt die frühere Situa-tion auf: Männer- und Frauenbad befanden sich direkt am Aabach, östlich vonder damaligen Teigwarenfabrik Bertschinger, dem heutigen Tommasinihaus.

Im Rahmen desHochwasserschutzes derStadt Lenzburg wurdeum 1998 östlich und süd-lich des Schwimmbadesdurch die Schaffung einerÜberschwemmungszoneund eines Auengebietsentlang des Aabacheseine grossartige Natur-

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landschaft möglich. Sie stellt im eigentlichen Sinne eine Naturgartenanlagein grosser Dimension dar. Ziel der Renaturierung war die Schaffung vonStrukturen, die früher an unverbauten Bächen häufig vorkamen. Periodischüberflutete Flächen, Seitenbäche oder besonnte Geröllhalden bietenLebensräume für viele, auch seltene Tier- und Pflanzenarten. Halten wir hieran einem ruhigen Ort inne, können wir Vielfalt und Schönheit der Natur mitallen Sinnen erleben.

MännerbadFrauenbad

(Bassin)

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5DIE STATIONEN

Müllerhaus. Das Kultur-Gut

Im Stile des BernerFrühklassizismus wurdedas Müllerhaus im Jahre1785 erbaut. Es galt in derFolge als Lenzburgs herr-schaftlichstes Bürgerhausund als eines der schöns-ten des ganzen KantonsAargau. Zur ursprüngli-chen Anlage gehörtenauch die südlich angren-zende Liegenschaft sowiedie ehemalige Scheune(heutiges Kino) und wei-tere Gebäude nördlichdes Bleicherains.

Mit dem Bau diesesBürgerhauses wurde eingrosszügiger, symmetri-scher Barockgarten, dasgeneigte Gelände ausnüt-zend, auf drei Ebenen(Terrassen) erstellt. Die sich an der Handelsstrasse Zürich – Bern befin-dende Anlage reichte ursprünglich vom Weg am Aabach bis zur westlichenMauer, welche die oberste Gartenterrasse («oberer Garten») gegenüberdem Nachbargelände (Bleichematten) abgrenzte. Die Anlage basierte aufeiner von Osten nach Westen verlaufenden Hauptachse.

Durch den häufigen Besitzerwechsel um 1850 bis 1900, das zeitweiseBewohnen des Hauses durch mehrerer Familien, die unterschiedlichstengewerblichen Nutzungen und die Aufteilung der Gesamtanlage bei Verkäufenwurde der Garten immer wieder verändert. Die wesentlichsten Veränderun-gen sind jedoch auf den Ausbau der Verkehrswege (Seonerstrasse, Seetal-bahn) zurückzuführen.

Verloren ging auf der untersten Ebene ein ursprünglicher Barockgartenmit Springbrunnen. Der damals mit Quellwasser vermutlich aus dem GebietWässermatten gespiesene, monolithische Brunnen westlich des Gebäudesdiente auch als Durchlaufbecken für den Springbrunnen im «unteren Garten».

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Prägende, barocke Elemente stellen auch heute noch die Geländeabstüt-zungen (Mauern), die quer zur Hauptachse verlaufenden oberen und unterenErschliessungswege, die mit Kapitellen verzierten Portalpfosten, das Hof-halbrund mit der Brunnenanlage, die Terrasse mit doppelläufigem Treppen-aufgang und Kopfsteinpflästerung sowie der architektonisch angeordneteBaumbestand dar. Die zahlreich vorkommenden, grossen Muschelkalkstein-quader stammen grösstenteils aus alten römischen Ruinen.

Wie so manche Anlage im Stadtgebiet entwickelte sich dieser barockeHerrschaftsgarten mehrheitlich zu einem lauschigen Landschaftsgarten.

Dank grosszügigem Entgegenkommen der letzten Besitzer Dr. Hans undGertrud Müller gelangte das Gebäude mit seiner Umgebung 1987 durch dieGründung einer Stiftung in den Besitz der Öffentlichkeit. Um kulturelleAnliegen optimal fördern zu können, erfolgten seit 1994 etappenweise Sanie-rungen des Gebäudes.

Der Bau der Kernumfahrung mit der Vergrösserung des Knotens Bleicheverursacht erneut eine Verformung der untersten Gartenterrasse. Trotzdemsollte es aber möglich sein, wieder einen Barockgarten zu gestalten.

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6DIE STATIONEN

Stadtkirche

Die nach dem Stadtbrand von1491 erneuerte Kapelle wurde1514 durch den Bischof vonKonstanz zur Pfarrkirche er-hoben. Eine ihrer Aufgabenbestand in Verwaltung undUnterhalt des Kirchhofs.Nach der Reformation um1529 änderte sich darannichts Wesentliches. Baldwurden Gotteshaus undKirchhof erweitert. ImJahre 1565 erlangte mandie Abtrennung von derMutterkirche Staufberg.

Obwohl heute wenig Um-gelände vorhanden ist, zeigtsich dieses doch in recht typi-schem Stil eines Landschaftsgar-tens. Grosse, ehrwürdige Bäume undzahlreiche Sträucher, aber auch Rasenund Steinplatten sollen auf die Vielfalt derSchöpfung hinweisen.

Das 1995 erstmals errichtete Laby-rinth symbolisiert den Weg zur Mitteund wieder hinaus. Es stellt keinen Irr-garten, sondern ein Sinnbild für einenspirituellen Lebensweg dar, denn Laby-rinthe gehören zu den ältesten Lebens-symbolen der Menschheit. Allen Laby-rinth-Typen ist gemeinsam, dass sie aufder Kreuzform basieren.

Die Anlage möchte insgesamt zurinneren, persönlichen Einkehr einladen.

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7DIE STATIONEN

Schützenmattstrasse

Die zahlreichen Herrschaftshäuseran dieser Strasse gehen auf das

19. Jahrhundert zurück. Siesind von typischen Land-

schaftsgärten umgeben.Die Spannung der

Gegensätze ist dabeivon grosser Bedeu-tung. Häufig wech-selnde Szenen wer-den ermöglicht durchverschiedenartigeGeländestrukturen,Rasen und Bäume,Wege und Sträucher,Zier- und Wildpflan-zen, Beete und Was-

serspiele, Licht- und

Schatten-wirkungen oderbauliche und natürliche Elemente.Insgesamt ergibt sich eine ein-drückliche Mannigfaltigkeit, welchedennoch als eine Einheit wirkt.

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Barock gestaltete Elemente sind seltener anzutreffen, zeigen sich jedochteilweise in der Gestaltung der Zugangswege, in geometrisch geformtenZierpflanzen- und Rosenbeeten, in Wasserspielen oder in Pflästerungen. Diezahlreichen Palisadenzäune erinnern an Einfriedungen von herrschaftlichenBauerngärten.

Das Betreten der Anlagen ist nur auf Anfrage möglich.

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8DIE STATIONEN

Schloss West

Einen guten Überblick über die gesamte Anlage erhält man im Schloss-hof. Das markanteste Gebäude stellt dabei das Ritterhaus dar. Es wurde um1340 errichtet und beherbergt zwei Säle. Eine um 1900 rekonstruierte Wehr-mauer verbindet das Ritterhaus mit dem Bergfried, dem Südturm. Anschlies-send folgt der Palas. Er wurde bereits um 1100 von den Grafen von Lenzburgals bewehrter Wohntrakt mit Zinnenabschluss erbaut. Die beiden Ausbuch-tungen zwischen Palas und Landvogtei sind Teile der Ostbastion. In einigenGebäudeteilen sind heute das Historische Museum des Kantons Aargausowie das Stapferhaus untergebracht.

Die früheste Erwähnung eines Schlossgartens geht auf das Jahr 1560zurück. Seit 1982 bestehen folgende Anlagen:

Der Stapferhausgarten, östlich begrenzt durch ein schönes Gittertor mit Rosenranken, enthält eine barocke Vierfeldergliederung mit Längs- undQuerachse. Im Zentrum befindet sich ein rundes Wasserbecken mit einer

kleinen Fontäne. Die vierRasenelemente sind mitBlumenbeeten umgeben,wobei diese wiederummittels Buchs begrenztsind. Die Bepflanzung derBlumenbeete wechseltzweimal jährlich, wobeiversucht wird, auch be-liebte Zierpflanzen des18. Jahrhunderts einzu-bringen. Östlich und west-lich dieses Gartenteilsliegen grössere Rasenstü-cke mit Buchskugeln anihren Ecken. An der Peri-pherie des Gartens zeigensich durch Buchs einge-fasste Rabatten mit Dauer-bepflanzung. Die Wegebesitzen als Belag feinenRundkies.

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Der Schlosshof ent-hält ebenfalls einen Kies-belag. Entlang der Fassa-den ist eine unterschied-lich breite Pflästerungvorgelagert. Neben gros-sen Bäumen und einemSpringbrunnen schmü-cken in der warmen Jah-reszeit Kübelpflanzen süd-ländischer Herkunft denSchlosshof.

Die Südbastion istschlicht gestaltet. Sie wirdgeprägt durch eine wohlim 18. Jahrhundert ent-standene, eindrücklicheLindenallee. Dieser Be-reich weist ElementeEnglischer Landschafts-gärten auf.

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9DIE STATIONEN

Schloss Ost

Auf der Ostbastion befindet sich ein Rosengarten, angelehnt an dieSituation um die Jahrhundertwende, als er entstand. Er enthält neben Rosenzwei grosse Gartenvasen, ein Schmuckbeet sowie an den Fassaden ein Rand-beet mit Stauden, Gehölzen und Schlingrosen.

Die Abhänge des Schlossberges zeichnen sich neben dem Weingartenaus durch Wiesen, Weiden, Hecken, Bäume, Waldstücke, Wege und Treppen,was der Idee eines grossen Englischen Landschaftsgartens durchaus nahekommt.

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Hinzuweisen ist an dieser Stelleauf den Natur- und Kultur-pfad, der an Schloss- undGoffersberg im Jahre1997 errichtet wurde. Eine entsprechendeBroschüre führt Be-sucherinnen undBesucher in zahl-reiche wissens-werte Gegeben-heiten unsererRegion ein.

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10DIE STATIONEN

Haus Sonnenberg

Das Haus Sonnenberg, die ehemalige Landweibelei, wurde um 1770erbaut. Es ist ein Berner Landhaus mit Stichbogenfenstern und Walmdach.Die Terrassenanbauten stammen aus dem 19. und dem Anfang des 20. Jahr-hunderts. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand im rechten Winkel zumWohnhaus eine grosse Scheune, von der heute nur noch die Unterkellerungmit der Jahrzahl 1797 erhalten ist. Darüber befindet sich eine kiesbedeckteTerrassenanlage mit einer Balustrade aus Sandstein und einer Treppe zumtiefer gelegenen Teil des Gartens. Die Liegenschaft wurde früher auch fürlandwirtschaftliche Zwecke gebraucht und besass eine Schankerlaubnis.

Von 1939 bis zu seinem Tod im Jahre 1990 bewohnte der bekannte Kom-ponist, Maler und Publizist Dr. Peter Mieg die Liegenschaft. Sie ist heute Sitzder Peter Mieg – Stiftung.

Der Garten ist in drei Bereiche gegliedert. Auf der Westseite beim Ein-gang befindet sich ein Kiesplatz mit einem von Fröschen bewohnten Spring-brunnen. Der wichtigste Teil ist die mittlere Ebene der terrassierten Anlage.Eine grosszügige Kiesfläche trennt den leicht abfallenden Staudengarten mitSommerflor und Rosenbeeten vom Gebäude. Mittelpunkt ist ein Brunnen,der symmetrisch von zwei Treppen eingefasst wird. Über diese Treppengelangt man auf schwungvoll angelegten Kieswegen zum hölzernen Eckpavil-lon. Die Intimität dieses Teils ist bestimmt durch seine Lage und durch dieStützmauer, welche den dritten und obersten Teil des Gartens, einen einfa-chen Kiesplatz mit schöner Aussicht auf die Altstadt von Lenzburg, abtrennt.

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Der Garten Sonnenberg ist, so wenig über seine Geschichte auchbekannt ist, in seiner historischen Substanz erhalten. Die verschiedenen,durch geschicktes Ausnützen der Topografie entstandenen Gartenteilebesitzen ihren eigenen Charme, bestimmt durch eine gelungene Kombina-tion französischer und englischer Gartenkunst.

Das Betreten des Gartens ist auf Anfrage möglich: www. petermieg.ch

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Grundsätzliches zur Gartenkultur zeigt die Publikation «Untersuchungenüber Bau und Geschichte der Gartenanlagen in Lenzburg» von Beat SamuelFey in den Lenzburger Neujahrsblättern 1998 auf, aus welcher die hier vorlie-gende Übersichtskarte stammt. Ziele dieser Veröffentlichung sind:

Erhaltung historisch bedeutsamer Gartenanlagen

Planung einer vielseitigen Geländegestaltung in den Quartieren

Entwicklung ganzheitlicher Pausenplätze

Förderung von Naturgärten

Entstehung von vernetzten Grünkorridoren im Siedlungsgebiet

Zusätzliche Informationen zur Gartenkultur finden sich in folgendenWerken:

Enge, Torsten Olaf, et al.: Gartenkunst in Europa 1450-1800. Köln: Taschen. 1990.

Fey, Beat Samuel: Zeichen europäischer Gartenkultur im Seetal. In: Heimatkunde aus dem Seetal. 1995: 4-29.

Hauser, Albert: Bauerngärten der Schweiz. Zürich: Ex Libris. 1978.

Leutert, Fredy, et al.: Naturnahe Gestaltung im Siedlungsraum. Bern: BUWAL. 1995.

Stöckli, Peter Paul: Die Freiräume von Schloss Lenzburg. In: Lenzburger Neujahrsblätter. 1987: 12-27.

Thacker, Christopher: Die Geschichte der Gärten. Zürich: Orell Füssli. 1979.

Wengel, Tassilo: Gartenkunst im Spiegel der Zeit. Innsbruck: Pinguin. 1985.

LITERATUR UND INFORMATIONEN

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Die vorliegende Broschüre und weitere Hinweise zum Gartenpfadsind an folgenden Orten erhältlich:

Bahnhof SBB: Tel. 062 891 72 73

Museum Burghalde: Tel. 062 891 66 70

Rathaus: Tel. 062 886 44 44

Schloss Lenzburg: Tel. 062 888 48 80

Stadtbauamt: Tel. 062 886 45 45

Schlosshof auf der Lenzburg

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DANK

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Die Realisation des «Gartenpfades Stadt und Schloss Lenzburg» wäre ohneden Einsatz der Stadt Lenzburg und die namhafte Unterstützung privaterGönner, Firmen und Institutionen, denen wir herzlich danken, nicht möglichgewesen:

Aargauische Kantonalbank, LenzburgAtelier für Gartenplanung, Beat Samuel Fey, LenzburgBaumann & Waser AG, Architekten, LenzburgBurger+Stocker, Forstingenieure ETH, LenzburgElvia Versicherungen + Leben, LenzburgHäfeli AG, Transporte, LenzburgHotel Krone, LenzburgKneuss Print AG, LenzburgKromer Print AG, LenzburgMarti Partner Architekten und Planer AG, LenzburgMoor AG, Strassen- und Tiefbauunternehmung, HunzenschwilOrtsbürgergemeinde Lenzburg, Kieswerk und ForstbetriebSchmocker, Gartenbau – Naturgärten – Baumpflege, LenzburgSchoop + Co AG, Gartenbau und –unterhalt, LenzburgSchwarz Stahl AG, LenzburgSpatteneder Ökologie, StaffelbachStadt LenzburgStädtische Werke LenzburgUnion Bank of Switzerland AG, Lenzburg

Ausserdem sei folgenden Personen für fachspezifische Hinweiseunser Dank ausgesprochen:

Dr. Beat Hanselmann, ZürichAlfred Huber, LenzburgThomas Schüpbach, LenzburgKurt Wernli, Lenzburg

Ausführung:Stadtbauamt Lenzburg

Projektentwicklung und -begleitung:Dr. Beat Samuel Fey, Biologe, Lenzburg

Natur- und Heimatschutzkommission Lenzburg