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Ann. Naturhistor. Mus. Wien 78 505-512 Wien, Dezember 1974

Der Biber (Castor fiber L.) im Neolithikum desSalzkammergutes, Oberösterreich

Von PETEA WOLFF *)

Herrn Reg.-Rat Dr. Johann JUNGWIRTH zum 65. Geburtstag gewidmet.

(Mit 1 Textabbildung und 1 Tafel)

Manuskript eingelangt am 30. Mai 1974

Heute nur noch in kleinen Restpopulationen überlebend, war der Biber(Oastor fiber L.) ursprünglich in Europa weit verbreitet. In Österreich behaup-tete sich dieser größte heimische Nager stellenweise bis über die Mitte des19. Jahrhunderts hinaus. So nennt REBEL (1933) z. B. für Oberösterreich Vor-kommen bei Kremsmünster (1810), Fischlham und Marchtrenk, bei Bernauan der Traun (1825 noch große Kolonie), Linz (1853) und Braunau am Innund für Salzburg Kolonien bei Weitwörth (bis 1852), Werfen und Anthering(noch 1867). Nach HINZE (1950) wurde der letzte Biber Salzburgs sogar erst1871 von Wilderern erlegt. Auch in Niederösterreich kamen die letzten beidenBiber erst 1863 (bei Fischamend) zur Strecke und für Tirol wird das Vor-kommen im Lechtal bis in die 1840er-Jahre verbürgt. Mindestens bis 1750überlebte die Art auch in der Steiermark und bis 1685 in Vorarlberg (WETT-

STEIN 1955).

Trotz dieser ehemals weiten Verbreitung und der relativ späten Ausrot-tung sind in wissenschaftlichen Sammlungen nur einige wenige Stopfpräparateösterreichischer Biber erhalten geblieben. Skelett- und Schädelmaterial fehltnahezu vollständig, weshalb die Biberpopulationen der Alpen- und Donau-länder wie die früher ausgestorbenen südeuropäischen Populationen beiallen bisherigen taxonomischen Bearbeitungen mehr oder weniger vollständigunberücksichtigt bleiben mußten. Funde, die dazu beitragen können, dieseLücke allmählich zu schließen, sind deshalb von erheblichem Interesse. MitEinzelfunden ist der Biber zwar in vielen ur- und frühgeschichtlichen Fund-komplexen vertreten, reichere Funde aber sind selten. Aus Österreich scheintmit dem nachstehend behandelten Fundkomplex erstmals größeres osteologi-sches Material vorzuliegen.

1) Anschrift der Verfasserin: Petra WOLFF, 1. Zoolog. Abteilung, NaturhistorischesMuseum Wien, Burgring 7, Postfach 417, A-1014 Wien, Österreich.

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Fundor t

Mit der Entdeckung einer ersten Pfahlbausiedlung des Salzkammergutes1870 am Attersee erhielt die Pfahlbauforschung in Österreich einen großenAuftrieb. In rascher Folge wurden weitere Stationen entdeckt, von denendie 1882 am Ostende des Mondsees gefundene Station „See", das reichsteFundmaterial lieferte. Diese Station „See" wurde zur Typuslokalität einereigenständigen spätneolithischen Kultur, die jetzt den Namen „Mondseekul-tur" trägt. Obwohl das archäologische Fundgut dieser „Mondseekultur"bereits' in einer ganzen Reihe von Publikationen eingehend behandelt wordenist, hat das umfangreiche damit geborgene zoo-archäologische Material anSchlacht- und Speiseabfällen bisher keine oder nur sehr flüchtige Behandlungerfahren. Um diesem Umstand abzuhelfen, habe ich im Rahmen meiner ander Archäologisch-zoologischen Sammlung der 1. Zoologischen Abteilung desNaturhistorischen Museums in Wien bzw. am 1. Zoologischen Institut derUniversität Wien und am Institut für Paläoanatomie, Domestikationsfor-schung und Geschichte der Tiermedizin der Universität München ausgeführtenDissertation seit Mai 1972 das gesamte, in Sammlungen verwahrte Materialan Tierknochen von den 3 Pfahlbaustationen des Mondsees untersucht. Eshandelt sich dabei um Bestände aus dem Heimatmuseum Mondsee, dem Insti-tut für Paläontologie und dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Uni-versität Wien. Die im Rahmen der Bestandsaufnahme von einer Taucher-gruppe des Bundesdenkmalamtes in Wien aufgesammelten Tierknochen ausder Station „Scharfling" und der neuentdeckten Station „Mooswinkel" wurdender Archäologisch-zoologischen Sammlung zur Aufbewahrung übergeben.

Am besten vertreten ist die Station „See", von den anderen beidenStationen liegt weniger umfangreiches Material vor. Außerdem konnten diekleinen Bestände einiger Pfahlbaustationen des Attersees untersucht werden.

Material

Insgesamt wurden rund 11.000 Knochen, Knochenbruchstücke undZähne bestimmt, vermessen und ausgewertet. Der Biber ist in diesem Materialnur in den Aufsammlungen der Station „See" vertreten. Unter den etwa10.000 Wirbeltierresten dieser Station, die neben den zu erwartenden Haus-tieren auch 19 wildlebende Säugetierarten ergab, fanden sich 97 Reste, die demBiber zugeordnet werden konnten.

Die Tabelle 1 bringt eine Übersicht über die gefundenen Skelettelemente.Vom Schädel liegen nur kleinere Bruchstücke vor. An den beiden größten

(Fig. 1 und 2) konnten einige Maße abgenommen werden (siehe Tab. 2). DerTeil mit erhaltenen Nasalia stammt von einem jüngeren Tier. Das Dauergebißist zwar schon voll in Funktion, doch sind die Zähne noch hoch, die Alveolenim Wurzelbereich an der Innenseite der Maxiila deutlich getrennt und aufge-wölbt (vgl. HINZE 1950). Die Zähne des älteren Tieres sind wesentlich weiterabgekaut (um etwa ein Drittel der Länge), die Alveolen abgeflacht, die Parietal-

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äste der Crista sagittalis sind kräftig ausgebildet. Der Schnauzenteil diesesTieres ist gestreckter, die Länge der abgebrochenen Nasalia muß ungefähr5 mm mehr betragen haben als die des jüngeren Exemplares, die kleinsteBreite zwischen den Orbitae ist etwas schmäler (siehe Tab. 2). 3 weitereMaxillenfiragmente müssen nach obigen Kriterien einem Individuum mittlerenund zwei höheren Alters gehört haben. Bei den Unterkiefern sind 5 vollständigeBackenzahnreihen, 2 mit verlorengegangenem M3 und 1 Molarenreihe vor-handen. Auf Grund der Abkauung kann gesagt werden, daß Kiefer von Tierenverschiedener Altersstufen von jungadult — also kurz na'ch Beendigung desZahnwechsels, der nach HINZE (1950) mit ungefähr drei Jahren abgeschlossenist — bis altadult vorliegen. Das Schmelzschlingenmuster aller Zahnreihen

Tabelle 1Skelettelement

CraniumDentés sup.MandibulaDentés inf.Vertebrae thoracalesVertebrae lumbalesOs sacrumVertebrae caudalesCostaScapulaHumérusUlnaPelvisFemurTibiaFibulaCalcaneus

Anzahl

82212183215125463311

ist einheitlich so, wie es MILLER (1912) beschreibt, nur am M3 konnte ich eineAbweichung vom normalen Muster finden, die MILLER zwar im Text nichterwähnt, aber in der Abbildung zeigt: die 2. äußere Schmelzfalte mündet in die1. ein, wodurch sich an der labialen Seite eine.kleine Insel bildet (siehe Abb. 1).MILLER (1912) bildet diese Insel beim M3 und beim P4 ab. MONTAGU (1924) fandbei dem „Fen Beaver" aus England das typische „Inselmuster" bei 24 von 27 P4

(= 89%), bei 7 von 27 Mx {= 26%), bei 16 von 27 M2 ( = 59%) und bei 24von 27 M3 (= 89%). Die Mondseebiber zeigen das „Inselmuster" an 6 von10 M3, aber weder an einem der 13 P4, noch an einem der jeweils 14 Mx sowie M2.

Die Zähne der Oberkiefer zeigen keine Abweichungen vom gewöhnlichenSchmelzschlingenmuster.

An 2 Humeri jüngerer Tiere konnte ich ein Foramen supratrochleare,wie es z. B. beim Hasen vorhanden ist, feststellen. Bei den übrigen besteht

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eine mehr oder weniger dünne Knochenwand zwischen der Fossa radialis undder Fossa olecrani.

Der Großteil der aufgefundenen Wirbel scheint von einem Individuumzu stammen, dessen Wirbelscheiben noch nicht verwachsen waren.

Die Crista thoracalis der einen vollständigen Scalpula (siehe Tab. 2 undFig. 4) ist erst angedeutet, bei dem anderen Stück schon deutlich als Kammausgebildet. Das Tuber scapulae ist auch bei dem Schulterblatt des jüngerenTieres bereits nahtlos verwachsen.

Abb. 1. Schmelzschlingenmuster im Unterkiefer (1 l/2fach vergrößert)a) Castor fiber, Abbildung aus MILLER (1912)b) „Fen Beaver" nach einer Photographie in MONTAGU (1924)c) Biber vom Mondsee, Paläontolog. Institut der Universität Wien.

Bei den Humeri wurden auch die jungadulter Tiere, also mit noch offenerEpiphysenfuge, vermessen, um die Anzahl der Knochenmaße zu erhöhen unddadurch einen besseren Größenvergleich mit anderen Biberpopulationen zuermöglichen (leider waren bei den übrigen Skelettelementen von Tieren gleicherAltersstufe keinerlei Maße abzunehmen). Um das Alter der entsprechendenKnochen anzudeuten, gab ich den Maßen einen Vermerk über den Stand derEpiphysenfugen bei. Diese verknöchern bei den Rodentia erst beim maturenTier; das Femur weist nach PIECHOCKI (1962) erst beim 12jährigen Biber keineVerwachsungsnähte mehr auf.

Der einzige Knochen eines eindeutig juvenilen Bibers ist eine Ulna. Syno-stierte Nähte fand ich außer an den bereits erwähnten Scapulae am Olecranoneiner Ulna, an allen 6 Becken, an einem Femur proximal und einer Tibiadistal.

Die wenigen abnehmbaren Maße sind in der Tabelle 2 zusammengestellt.

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Tabelle 2

Maße in mm

Schädel1. Gaumenlänge vom medianen Punkt der Verbindungslinie

zwischen den tiefsten Einschnitten d. Choanen aus: 83 82 78,52. Gaumenlänge vom Choanenstachel aus gemessen :3. Kleinste Breite zwischen den Orbitae:4. Länge des Diastema (Hinterrand d. Alveole des

I bis Vorderrand d. Alveole des P4) :5. Länge vom Hinterrand der Alveole des M3 zum

Vorderrand der Alveole des I :6. Länge der Backenzahnreihe :

8385,5

(24,5)

43,5

8532

82—25

42

8331

,5

,5

Unterkiefer1. Länge d. Diastema (wie oben):2. Länge vom Hinterrand d.

Alv. d. M3 bis Vorderrand d.Alv. d. I :

3. Länge d. Backenzahnreihe:

26,5

6336

26

6334,5

24

6336

24,5 24,5 24,5 23,5 23,5 -

60,5 59,5 - - -35 33,5 - - 33,5

SacrumGrößte Breite der cranialen Gelenkfläche : 23,5 (Wirbelscheibe offen)

Scapula1. Diagonale Länge (craniale Spitze d. Processus

articularis bis Angulus thoracicus) :2. Länge im Bereich der Spina:3. Länge d. Processus articularis:4. Länge der Gelenkfläche:5. Breite der Gelenkfläche:6. Kleinste Länge am Hals:

Humérus1. Größte Breite distal:2. Breite der distalen Gelenkfläche:Epiphysenstand prox.

Becken1. Größte Länge: (159)2. Länge d. Acetabulum: 22

FemurGrößter Durchmesser proximal : 40

TibiaGrößte Breite distal: 20,5

30,5

(159)21

81,574,519,51911,813,2

17,5?

19,5

73

1912,212,5

32,520,5offen

22

Zum Größenvergleich mit den Bibern der neolithischen Pfahlbausied-lungen in der Schweiz (HESCHELEB & RÜEGER 1939; JÉQUIER 1963) und des

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Bodensees (VOGEL 1933) eignet sich vor allem die Länge der Backenzahn-reihe im Unterkiefer, da dieses Maß am häufigsten abnehmbar ist (Tab. 3).

Tabelle 3

Länge der unteren Backenzahnreihe (in mm)Fundort Autor Anzahl Mittelwert Extremwerte

Egolzwil 2 HESCHELER & RÜEGER (1939) 8 35,88 33 —38Burgäschisee-Süd JEQUIER (1963) 10 35,25 33 —37,3Bodensee VOGEL (1933) 10 36,1 34 —38

Mondsee 6 35,08 33,5-36

Nach Tab. 3 scheinen die Biber des Mondsees durchschnittlich ein wenigkleiner gewesen zu sein als die der anderen Fundplätze. Auch die wenigen ab-nehmbaren Skelettmaße deuten in diese Richtung, doch sind die verglichenenProben für sichere Aussagen durchwegs zu klein. Für einen rezenten Donau-biber aus Österreich-Ungarn, leider ohne genauere Fundortsangabe, aber wohlniederösterreichischer Herkunft, gibt MILLER (1912) 37,0 mm an. Es wäredenkbar, daß dieses sich andeutende Größengefälle ökologisch bedingt ist.Nach Hochschul-Dozent Dr. F. KRAL (Waldbau-Institut der Hochschulefür Bodenkultur in Wien), dem ich für die Mitteilung seiner pollenanalytischenBefunde aus den Pfahlbaustationen „Scharfling" am Mondsee und „Miesling"am Attersee, beide zeitgleich zur Station „See" (Scharfling etwa 4 km westlich,Miesling etwa 4 km nordöstlich derselben) zu Dank verpflichtet bin, stocktenin der Umgebung Fichten-Tannen-Buchenmischwälder mit überwiegendemConiferenanteil. Von den als Bibernahrung geschätzten Laubholzarten (in derReihenfolge ihrer Beliebtheit nach HINZE 1950) Weide (Salix ssp.), Espe(Populus tremula), Schwarzpappel (Populus nigra), Birke (Betula pendula undpubescens) und Schwarzerle (Alnus glutinosa) konnte nur die Erle in größerenMengen gefunden werden. Birke und Weide ließen sich nur spärlich nachweisenund die beiden Populus-Arten scheinen in der Pollenliste überhaupt nicht auf.Auch bei Berücksichtigung der sehr ungleichen Erhaltungsfähigkeit der ein-zelnen Pollenarten wird man deshalb annehmen dürfen, daß optimale Biber-äsungsflächen im Gebiet nur recht kleinräumig ausgebildet waren.

Bearbei tungsspuren

Dank der festen Konsistenz der Knochen und dem daraus resultierendenguten Erhaltungszustand sind die Spuren menschlicher Einwirkung gutzu erkennen.

Wie erwähnt, sind die vorhandenen Biberschädel sehr bruchstückhaft.Die Hälfte der Fragmente sind vordere Schnauzenteile, und auch die rest-lichen Bruchstücke sind bis auf eines im Bereich der Nasalia zerschlagen. Die

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Lage der Bruchstellen läßt vermuten, daß die Biber durch einen kräftigenSchlag auf die Schnauzenpartie getötet oder doch zumindest betäubt wurden.

Der Biber war auch schon im Neolithikum als Feilieferant ein begehrtesJagdobjekt. An den 2 besterhaltenen Schädelbruchstücken konnte ich feineSchnittspuren feststellen, die quer über die Nasalia und Maxillaria verlaufen.Als Fortsetzung fand ich sie an einigen Mandibeln quer im Bereich der Backen-zähne. Solche rund um die Schnauze führende Schnittspuren fanden auchVON DEN DREESCH & BOESSNECK (im Druck) an neolithischen Hundeschädelnund deuteten sie als Abhäutungsspuren. Dies ist sicher auch für die Biber-schädel zutreffend. Auf Abhäutung führe ich auch die Schnittspuren zurück,die an der Ulna distal volar und an allen drei Tibien medial und dorsal und beieiner auch plantar knapp oberhalb der distalen Epiphysenfuge zu sehen sind.

Der Biber wurde seines Haarkleids, aber auch seines wohlschmeckendenFleisches wegen bejagt. Soweit es an dem spärlichen Schädelmaterial zubeurteilen ist, wurde die Kalotte zur Entnahme des Gehirns geöffnet. Die vonVON DEN DBIESCH & BOESSNECK an vielen Wiederkäuer-Unterkiefern beob-achteten Schnittspuren zur Durch- oder Abtrennung des Musculus masseterkonnte ich an allen vorhandenen aufsteigenden Ästen finden. An folgendenExtremitätenknochen waren Schnittspuren, immer im Mittelteil quer oderleicht schräg zur Längsachse des Knochens und somit auch zur Faserrichtungder Muskeln, angebracht: 2 Scapulae, 3 Humeri, 2 Femora und 1 Tibia. AmBecken fand ich nirgends wie üblich Schnitte rund um das Acetabulum, dafüraber an allen drei erhaltenen caudalen Bögen des Ischium Spuren quer zumBogen (also längs zur Körperachse) lateral. Die Bedeutung dieser Schnitt-spuren ist schwer zu beurteilen. Vielleicht entstanden sie durch die Ablösungdes Musculus quadratus femoris. Ein Schwanzwirbel, der 7. oder 8., weistventral quer über den Wirbelkörper zwei tiefe Schnitte auf. Sie sind sicher aufdas Abtrennen der als Leckerbissen bevorzugten Kelle vom behaarten Teildes Schwanzes zurückzuführen.

Ein einzelner ausgeglühter unterer Nagezahn, auch einige lose Ober- undUnterkieferzähne, die im Feuer gelegen zu sein scheinen, liefern Hinweiseauf die Art der Zubereitung. Ein Humérus ist leicht angekohlt.

Schliffspuren an Nagezähnen, wie sie JOSIEN (1955) und JÉQUIER (1963)am Bibermaterial von schweizerischen Pfahlbauten beobachteten, konnte auchich an zwei vollständig erhaltenen Stücken feststellen. Der aufsteigende Ast dereinen Mandibel, in der solch ein Zahn steckt, war an seiner Ansatzstelle abge-brochen worden, um eine bessere Handhabung als Werkzeug zu ermöglichen.Beim zweiten Unterkiefer mit abgeschliffenem Incisiv sind jedoch die Processuscoronoideus und articularis völlig intakt.

LiteraturVON DEN DBIESCH, A. & BOESSNECK, J. (im Druck): Schnittspuren an neolithischen.

Tierknochen. Ein Beitrag zur Schlachttierzerlegung in vorgeschichtlicher Zeit. —Germania.

HESCHELER, K. & RÜEGER, J. (1939): Die Wirbeltierreste aus dem neolithischen Pfahl-

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baudorf Egolzwil 2 (Wauwilersee) nach den Grabungen von 1932 bis 1934. — Vier-tel Jahresschrift Naturf. Ges. Zürich, 84, 307—339.

HINZE, G. (1950) : Der Biber. Körperbau und Lebensweise, Verbreitung und Geschichte. —217 pp. — Akademie-Verlag, Berlin.

JÉQUIEB, J.-P. (1963): Der Biber, Castor fiber LINNÉ, 1758. — In : BOESSNEOK, JÉQUIEB &STAMPFLI : Seeberg Burgäschisee-Süd. Die Tierreste. — Acta Bernensia II, Teil 3,21-24. - Bern.

JOSIEN, TH. (1955): Station lacustre d'Auvernier. — Bull, préhist. franc. 52, 57 — 75.MLLLEB, G. S. (1912): Catalog of the Mammals of Western Europe. — 1019 pp. — Brit.

Mus. (Nat. Hist.) London.MONTAGU, J. (1924): On the Remains of Fen Beaver in the Sedgwick Museum. 1. Skulls

and Teeth. — Proc. Zool. Soc, P. 4, 1082—1086. — London.PIEOHOCKI, R. (1962): Die Todesursache der Elbe-Biber (Castor fiber albicus MATSCHIE

1907) unter besonderer Berücksichtigung funktioneller Wirbelsäulenstörungen. —Nova Acta Leopoldina, NF 168, Bd. 25, 5—75. — Leipzig.

REBEL, H. (1933): Die freilebenden Säugetiere Österreichs. — 116pp. — österr. Bundes -verlag, Wien und Leipzig.

WETTSTEIN-WESTEBSHEIMB, O. (1955): Catalogus Faunae Austriae. — österr. Akad.Wiss., Teil XXI c: Mammalia, 1 — 16. — Wien.

Tafelerklärungen

Fig. 1 — 9: Castor fiber. Maßstab 3 : 2.Fig. 1 : Gesichtsschädel eines älteren Bibers, Frontalansicht.Fig. 2 : Gesichtsschädel eines jüngeren Bibers, Frontalansicht.Fig. 3 : Unterkiefer, als Werkzeug benutzt, Lingualansicht.Fig. 4 : Scapula eines jüngeren Bibers, Lateralansicht.Fig. 5 : Humérus mit Foramen supratrochleare, Volaransicht.Fig. 6: Ulna, Lateralansicht.Fig. 7 : Becken mit Schnittspuren, Lateroventralansicht.Fig. 8: Femur, Dorsalansicht.Fig. 9 : Tibia mit Schnittspuren, Dorsalansicht.

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P. WOLFF : Der Biber (Castor fiber L.) im NeaÜttukum desSalzkdmrnergutes, Oberösterrt'ich

Tafel 1

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