Aus dem Institut für Wildtierkunde und Ökologie
der Veterinärmedizinischen Universität Wien
(Institutsvorstand: O. Univ. Prof. Dr. rer. nat. Walter Arnold)
Der Kaiserskorpion - Pandinus imperator
Haltung, Untersuchung, Narkose und Hämolymphabnahme
DIPLOMARBEIT
zur Erlangung der Würde einer
MAGISTRA MEDICINAE VETERINARIAE
der Veterinärmedizinischen Universität Wien
vorgelegt von
Krickl Rita
Wien, im September 2008
1. Begutachter:
Univ. Prof. Dr. med. vet. Christian Walzer
2. Begutachter:
A. Univ. Prof Dr. med. vet. Franz Schwarzenberger
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
1.1 Anatomie und Physiologie 2
1.1.1 Morphologie und Segmentation 2
1.1.2 Respirationssystem 4
1.1.3 Verdauungssystem 4
1.1.4 Kreislaufsystem 5
1.1.5 Hämolymphe 5
1.1.6 Reproduktion 5
1.1.7 Haut 6
1.2 Behausung 7
1.3 Ernährung 8
1.4 Handhabung 9
1.5 Erkrankungen 10
1.5.1 Präventivmaßnahmen 10
1.5.2 Untersuchung 10
2 Material und Methodik 12
2.1 Haltungsbedingungen während der Versuchsreihe 12
2.2 Anästhesie der Probanden 12
2.3 Hämolymphabnahme 14
3 Ergebnisse 15
3.1 Induktionsdauer 15
3.2 Tagesgewicht 17
3.3 Gesamtzeit der Inhalationsnarkose 18
3.4 Wiedererlangen des Righting Reflexes 19
3.5 Hämolymphe 21
4 Diskussion 22
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Körpergliederung am Beispiel eines Pandinus imperators in dorsaler Ansicht...2
Abbildung 2: Ausgewählte anatomische Strukturen am Beispiel eines Pandinus imperators in ventraler Ansicht 3
Abbildung 3: Handhabung eines Pandinus imperators mit Hilfe einer stumpfen Pinzette 9
Abbildung 4: Die Geschlechtsbestimmung eines Pandinus imperators kann an Hand der Form des Genitaloperculums und der Länge der Pectine durchgeführt werden 13
Abbildung 5: Narkosebox bestehend aus zwei Kunststoffflaschen mit Drehverschlüssen. Die einzelnen Teile sind mit einem Klebeband verbunden 13
Abbildung 6: Hämolymphabnahme beim Pandinus imperator. Die Nadel wird zwischen dem vierten und fünften Mesosomalsegment eingeführt. Um die Sicherheit zu erhöhen werden das Metasoma und die Pedipalpen fixiert 14
Abbildung 8: Induktionsdauer - Zeit vom Beginn der Inhalationsnarkose bis zum Aufheben des Aufrichtereflexes - aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich 15
Abbildung 9: Durchschnittliches Tagesgewicht in Gramm aller zehn Kaiserskorpione im Verlauf der gesamten Versuchsreihe 17
Abbildung 10: Gesamtzeit in der Narkosebox - vom Beginn bis zum Ende der Inhalationsanästhesie - aufgeteilt in Induktionszeit und Zeit bis zur Reaktionslosigkeit aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich 18
Abbildung 11: Dauer vom Ende der Inhalationsnarkose bis zum Eintreten des Aufrichtereflexes aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich 19
Abbildung 12: Dauer vom Eintreten des Aufrichtereflexes bis zur Fortbewegung aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich 20
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Körpergewicht der zehn Kaiserskorpione in Gramm an zwei Narkosetagen 17
Tabelle 2: Gewonnene Hämolymphmenge in Prozent bezogen auf das Körpergewicht aller zehn Kaiserskorpione 21
1 -
1 Einleitung
Es gibt mehr als eine Million verschiedener Arten an Invertebraten. Sie bilden damit mit über
90% die größte Gruppe im Tierreich.
Invertebraten unterscheiden sich in ihrer Biologie, Anatomie und Physiologie stark von den
restlichen Tiergruppen. Dies ist vielleicht der Grund, warum sie auch als Haustiere an
Beliebtheit gewinnen. Neben den bisher bekannten Heimtieren zählen heute auch „Exoten"
wie Reptilien, Amphibien und Invertebraten als Bestandteil jeder Tier- und Zoofachhandlung.
Mit dem steigenden Interesse an diesen Tiergruppen nimmt auch die Zahl an Exotenmessen
und Austellungen zu, bei denen man zahlreiche Arten oft zu leicht erwerben kann.
Die am häufigsten zu Hause gehaltenen Vertreter der großen Gruppe der Invertebraten
gehören zur Klasse der Spinnentiere - Arachniden, zu der unter anderem die Vogelspinnen
und die Skorpione zählen.
Die Ordnung der Skorpione - Scorpiones gliedert sich in neun Familien {Bothriuridae,
Buthidae, Chactidae, Vaejovidae, Chaerilidae, Ischnuridae, luridae, Diplocentridae und
Scorpionidae) (SISSOM, 1990). Der Kaiserskorpion - Pandinus imperator gehört zur Familie
der Scorpionidae und ist das am öftesten als Haustier gehaltene Mitglied seiner Ordnung.
Auch wenn die Pflege von Skorpionen im Vergleich zu anderen Haustieren als einfach und
unkompliziert bezeichnet wird, werden dennoch viele Haltungsfehler begangen, die auf die
Unwissenheit und Unerfahrenheit der Besitzer und Verkäufer zurückzuführen sind. Dadurch
wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass Krankheiten entstehen und Skorpione somit immer
häufiger als Patienten dem Tierarzt vorgestellt werden.
Diese Arbeit stellt einen Überblick über die Biologie und die Haltung von Skorpionen, im
Speziellen des Kaiserskorpions, dar. Außerdem werden veterinärmedizinische
Grundtechniken wie die Anästhesie und die Hämolymphabnahme am Pandinus imperator
beschrieben.
1.1 Anatomie und Physiologie
Im Folgenden wird eine Zusammenfassung über Anatomie und Physiologie von Skorpionen
gegeben. So nicht weiter angegeben, beziehen sich die Informationen auf HJELLE (1990).
1.1.1 Morphologie und Segmentation
Der Körper von Skorpionen lässt sich in zwei große Teile gliedern, den Cephalothorax -
Prosoma und das Abdomen - Opisthosoma. Das Opisthosoma teilt sich wiederum in ein
breites Präabdomen - Mesosoma und ein schmales Postabdomen - Metasoma.
Opistliosoiiia
Prosoni<i Mesosoma Met.i5oiiia 1 1 11
fy U 1
Telson ^^ i 1 1
Abbildung 1: Körpergliederung am Beispiel eines Pandinus Imperators in dorsaler Ansicht
Das Prosoma besteht aus sieben Segmenten und ist dorsal mit einem Panzer - Carapax
bedeckt, welcher mediane und laterale Augen beinhaltet. Das erste Segment repräsentiert die
Chelizeren, welche zur Nahrungsaufnahme und Körperpflege benutzt werden. Das zweite
Segment stellt die Pedipalpen dar, welche zur Immobilisation der Beute, zur Abwehr und zur
sensorischen Wahrnehmung dienen. Die vier Laufbeinpaare stellen die Anhänge der
-3
Segmente drei bis sechs dar. Das letzte Segment ist ausschließlich von embryonaler
Bedeutung und verschwindet im Laufe der Entwicklung.
Das Mesosoma besteht aus sieben Segmenten. Auf der ventralen Seite des ersten Segmentes
befinden sich die paarigen Genitaldeckel - Genitalopercula. Bei weiblichen Skorpionen sind
diese in der Medianen verschmolzen, bei männlichen Skorpionen sind sie getrennt. Unterhalb
der Genitalopercula befinden sich Genitalpapillen, welche bei Männchen doppelt angelegt
sind. Auf dem zweiten Segment des Mesosomas entspringen die Kämme - Pectines. Sie
besitzen Mechano- und Kontaktchemorezeptoren und spielen unter anderem bei der
Aufnahme von Spermatophoren eine wichtige Rolle. Die Pectines bestehen aus
Marginallamellen, Medianlamellen, Fulcra und Zähnen. Bei manchen Arten fehlen sowohl
die Medianlamellen als auch die Fulcra und bei den Zähnen variiert die Anzahl. Meist
besitzen männliche Skorpione mehr Pectinalzähne als weibliche. Die Mesosomalsegmente
drei bis sechs zeigen paarige Atemlöcher - Stigmata. Sie stellen die externe Öffnung der
Respirationsorgane - Buchlungen dar und können je nach Art unterschiedliche Formen
aufweisen. Das siebente Segment enthält keine anatomischen Besonderheiten. Zwischen den
einzelnen Teilen befinden sich intersegmentale Membranen.
Das Metasoma besteht aus fünf Segmenten und der Giftdrüse - Telson. Am Ende des fünften
Segmentes befindet sich der Anus. Der Telson teilt sich in die Blase - Vesikel und den
nadelähnlichen Stachel - Aculeus.
Pedipalpeu ^i—Pectine «—Stigmata
lenitalopercidum
Abbildung 2: Ausgewählte anatomische Strukturen am Beispiel eines Pandinus Imperators in ventraler Ansicht
1.1.2 Respirationssystem
Das Respirationssystem besteht aus vier paarigen Organen, den Buchlungen, an die jeweils
ein pulmonaler Sinus angeschlossen ist. Umhüllt sind die Buchlungen von dünnen, sich
verbindenden Gewebshäuten. Jedes Respirationsorgan gliedert sich in eine dorsale
Pulmonalkammer und ein ventrales Atrium. Die Pulmonalkammem beinhalten eine variable
Anzahl an dicht übereinander liegenden Lamellen. Bei der Respiration von Skorpionen sind
zwei Muskelgruppen beteiligt. Durch Kontraktionen des ventralen poststigmentalen Muskels
öffiien sich die Atemlöcher - Stigmata, das Atrium erweitert sich und Gas strömt ein.
Rhythmische Kontraktionen und Relaxationen der segmentalen dorsoventralen Muskelgruppe
verstärkt die Ventilation der Pulmonalkammer. Das Anspannen dieser Muskel führt zu einer
Kompression des Atriums und der Pulmonalkammer, so dass die Lamellen zusammen
gedrückt werden und die Luft aus den Stigmata entweicht. Die Entspannung der
dorsoventralen Muskeln und die gleichzeitige Kontraktion der poststigmentalen Muskeln
ermöglicht die Öffnung der Atemlöcher und lässt die Luft in das Atrium strömen. Dabei
entsteht teilweise ein Vakuum in der Pulmonalkammer, welches neuerlich Luft zwischen die
Lamellen strömen lässt. Die Hämolymphe fließt über den pulmonalen Sinus in das Lumen der
Lamellen. Der Gasaustausch findet durch Diffusion statt.
1.1.3 Verdauungssystem
Der Verdauungskanal ist ein einfacher Schlauch, der sich ventral des Herzens befindet. Er
besteht aus drei Hauptteilen:
Der Vorderdarm - Stomodeum besteht aus dem Mund, dem Pharynx und dem Ösophagus.
Der Mitteldarm - Mesenteron setzt sich aus dem Magen mit Magendrüsen, dem Dünndarm
und dem Hepatopankreas zusammen. Das Hepatopankreas produziert Verdauungsenzyme
und besitzt absorptive Zellen, welche das verdaute Material absorbieren. Dieses Organ dient
als Speicher und erlaubt Skorpionen über einen sehr langen Zeitraum zu fasten.
Der Enddarm - Proctodeum gliedert sich in den Dickdarm und den Anus.
-5
1.1.4 Kreislaufsystem
Skorpione besitzen ein großes Herz, welches sich über das gesamte Mesosoma erstreckt. Es
wird von einem perikardialen Sinus umgeben. Das Kreislaufsystem ist offen. Nachdem die
Hämolymphe durch das Herz und das arterielle System geflossen ist, sammelt sie sich in
einem ventralen Sinus. Von dort aus passiert sie die Buchlungen, gelangt über Pulmonalvenen
zu dem perikardialen Sinus und erreicht schließlich wieder das Herz.
1.1.5 Hämolymphe
Das „Blut" von Invertebraten wird als Hämolymphe bezeichnet (COOPER, 2004). Blut von
Vertebraten und Hämolymphe beinhalten viele gleiche Grundelemente. Jedoch besitzen
Invertebraten keine roten und weißen Blutzellen (DOMBROWSKI u. DE VOE, 2007).
Stattdessen gibt es Hämozyten mit zusätzlich koagulierender Funktion. Sie sind auch an der
Phagozytose und Einkapselung von Fremdmaterial beteiligt. Für den Gastransport nützen
Skorpione Hämocyanin als respiratorisches Pigment. Dabei handelt es sich um ein
kupferhaltiges Molekül, welches der Hämolymphe eine blaue Farbe verleiht (VAN
WETTERE u. LEWBART, 2007).
1.1.6 Reproduktion
Der märmliche Skorpion produziert ein Samenpaket - Spermatophore, welches er auf den
Boden über den er sich fortbewegt ablegt. Anschließend packt er einen weiblichen Skorpion
an den Pedipalpen und führt sie über die Spermatophore. Das Weibchen nimmt diese über
ihre Genitalöffnung auf (THOMAS u. ZEH, 1984) und der Samen gelangt daraufhin zum
weiblichen Ovidukt, wo die Befruchtung stattfindet. Die Schwangerschaft bei Skorpionen
dauert sehr lange, bei einigen Arten erreicht sie einen Zeitraum von bis zu einem Jahr (FRYE,
2006). Der Pandinus Imperator weist eine Trächtigkeitsdauer von bis zu zwei Jahren auf Das
Weibchen sucht sich den besten Moment, das heißt, die besten Umweltbedingungen aus,
wann sie ihre Jungen bekommen will (WEBB u. SCHIEJOK, 1999).
-6
Die neugeborenen Skorpione klettern sofort auf den Rücken ihrer Mutter, wo sie bis zu ihrer
ersten Häutung bleiben. Das kann je nach Art ein bis drei Wochen dauern. Nachdem sich die
Jungen von der Mutter gelöst haben ist es besser sie von ihr zu trennen, da sie sonst als Beute
angesehen werden könnten (PRCHAL, 1990).
Die Neugeborenen der meisten Arten sehen aus wie „lebende Kopien" ihrer Eltern, bei
einigen jedoch sind die Jungen sehr blass bis weiß, wie es auch bei Pandinus Imperator der
Fall ist. Nach zwei bis drei Häutungen erhalten sie die gleiche Farbe wie ihre Eltern (FRYE,
2006).
1.1.7 Haut
Skorpione besitzen ein hartes und trockenes Exoskelett aus Chitin (COOPER, 2004), welches
im Dunkeln bei ultraviolettem Licht fluoresziert (FRYE, 2006).
Einige Tage bevor sich Skorpione häuten verweigern sie meist die Futteraufnahme. Der
Häutungsprozess dauert ungefähr ein bis zwei Stunden und findet bevorzugt in der Nacht
statt. Die alte Epidermis spaltet sich dorsal entlang des Prosomas und des Opisthosomas.
Wenn das alte Exoskelett locker genug ist, befreit sich der Skorpion aus diesem. Fehlende
Gliedmaßen werden in mehreren Monaten neu gebildet (FRYE, 1986). Das neue Exoskelett
ist für einige Stunden noch weich, wird aber allmählich immer härter. In dieser Phase sind
Skorpione sehr anfällig für Verletzungen. Nachdem das Exoskelett hart genug ist, wird wieder
mit der Futteraufnahme begonnen (FRYE, 2006).
Häutungsprobleme kommen bei Skorpionen nur selten vor. Falls solche dennoch auftreten, ist
es hilfreich die Tiere feucht zu halten, indem man sie mit Wasser bespritzt und somit die Haut
aufweicht. In dringenden Fällen kann ein Veterinärmediziner vorsichtig das alte Exoskelett
mit einer stumpfen Pinzette abziehen (FRYE, 2006).
-7
1.2 Behausung
Invertebraten sind ectotherm, das heißt ihre Körpertemperatur ist vollständig von der
Umgebungstemperatur abhängig (WILLIAMS, 2002). Die Ordnung der Skorpione umfasst
über 1000 Arten, die auf der ganzen Welt verteilt vorkommen. Sie meiden jedoch kältere
Gebiete jenseits des 50. Breitengrades (STORCH u WELSCH, 1997). Ihre Lebensräume
reichen von feuchten Regenwäldem bis zu trockenen Wüstengebieten (FRYE, 2006). Viele
Skorpionarten leben bei gemäßigten Temperaturen zwischen 18°C und 32°C. Andere können
auch niedrigere oder höhere Temperaturen tolerieren, aber die meisten Skorpione leiden an
Stress wenn die Umgebungstemperatur 35°C übersteigt (FRYE, 1986).
Die Körpergröße von Skorpionen ist artspezifisch sehr variabel und reicht von 1,3 cm bis 18
cm (STORCH u. WELSCH, 1997). Die Behausung von Skorpionen muss demnach der Größe
und dem Verhalten der entsprechenden Art angepasst sein. Es müssen ausreichend Bewegung
sowie optimale Umweltbedingungen gewährleistet werden. Temperatur, Lichtintensität und
Luftfeuchtigkeit sind wichtige Parameter, die der Art entsprechend konstant gehalten werden
sollen um für optimale Lebensbedingungen zu sorgen. Auch auf eine gute Belüftung durch
Lüftungsgitter ist zu achten. Bei den Materialien der Behälter, in denen die Skorpione leben,
ist zu bedenken, dass sie leicht zu reinigen und desinfizieren sind. Zu empfehlen sind daher
Vollglas- oder Plastikbecken. Die Einrichtung der Terrarien soll keine Gefahr für die Tiere
darstellen. Das heißt, es dürfen keine offenen Wärmequellen vorhanden sein und die
Trinkgefäße müssen in der Größe entsprechen. Beim Bodensubstrat ist zu bedenken, dass es
dem Lebensraum angepasst ist, die Feuchtigkeit reguliert und ausreichend tief und leicht zu
wechseln ist. Durch Vorkehrungen, welche die tägliche Kontrolle aller Umweltfaktoren, des
Gesundheitszustandes der Tiere und Hygienemaßnahmen beinhaltet, werden Unwohlsein
sowie Krankheiten der Tiere vorgebeugt (COOPER u. ZWART, 2005).
Eine Photoperiode von zwölf Stunden sollte nicht überschritten werden (FRYE, 2006).
Skorpione sind nachtaktiv und bevorzugen es sich während des Tages unter Steinen oder
Wurzeln zu verstecken. Manche Arten können sich auch in den Bodengrund vergraben
(FRYE, 1986).
Der Kaiserskorpion - Pandinus Imperator ist mit einer Länge von 18 cm der größte Vertreter
aller Skorpionarten (STORCH u. WELSCH, 1997). Er stammt aus Nordafiika und wiegt
gewöhnlich unter 20 g (FRYE, 2006). Während des Tages benötigt er eine Temperatur von
25°C bis 28°C, über Nacht soll diese jedoch um ein paar Grad, bis auf Zimmertemperatur,
8
absinken. Eine Luftfeuchtigkeit in einem Bereich zwischen 65 % und 70 % ist zu empfehlen.
Der Pandinus Imperator ist eine sozial lebende Art, das heißt mehrere Tiere können in einem
Terrarium zusammen gehalten werden. Ratsam ist es ein Bodensubstrat aus einem feuchten
Vermiculit-Torf-Gemisch zu verwenden, welches 7 cm bis 10 cm tief ist, da sich der
Kaiserskorpion sehr gerne vergräbt. Eine flache, künstliche Höhle sollte als
Versteckmöglichkeit angeboten werden (WEBB u. SCHIEJOK, 1999).
1.3 Ernährung
Skorpione akzeptieren eine weite Vielfalt an Insekten als Nahrung. Unter anderem stehen
Engerlinge, Grillen, Spinnen, Motten und bei großen Arten auch Mäusejunge auf dem
Speiseplan (FRYE, 1986). Neugeborene müssen bis zu ihrer ersten Häutung nicht gefuttert
werden (FRYE, 2006). Bei insektenfressenden Invertebraten ist eine zusätzliche
Verabreichung von Kalzium, zum Beispiel über das Trinkwasser, zu empfehlen (COOPER u.
ZWART, 2005).
Wenn der Skorpion seine Beute angreift, packt er sie mit seinen Pedipalpen und injiziert eine
geringe Menge an Gift. Das immobilisierte Futter wird anschließend zur Mundregion gefiihrt
und mit Hilfe der Chelizeren zerteilt (FRYE, 1986).
Die Fütterungsfrequenz variiert je nach Alter, Größe und Aktivität, ist aber auch von der
Umgebungstemperatur abhängig. Trächtige Skorpionweibchen reduzieren flir gewöhnlich die
Futteraufnahme. Grundsätzlich sollte man einmal wöchentlich futtern. Zu viel
Nahrungsaufnahme kann zu Fettleibigkeit flihren. Empfehlenswert ist es, auch der Beute
etwas Futter in der Skorpionbehausung anzubieten. So kann sich ein ungefressenes Insekt
selber versorgen und mögliche Attacken auf den Skorpion werden vermieden (FRYE, 2006).
Die Flüssigkeitsaufnahme erfolgt hauptsächlich durch die Hämolymphe der Beute. Trotzdem
muss dem Skorpion eine zusätzliche Wasserquelle zur Verfügung gestellt werden (FRYE,
1986). Am besten eignen sich Keramik- oder Plastikgefaße, welche mit sauberem
Trinkwasser gefüllt sind. Sie dürfen jedoch nicht zu flach sein, weil sonst die
Flüssigkeitsaufnahme nicht möglich ist; zu tiefe Gefäße stellen eine Gefahr des Ertrinkens dar
(FRYE, 2006).
-9-
1.4 Handhabung
Bevor man sich einen Skorpion als Heimtier anschafft, ist es wichtig sich seiner
Gefährlichkeit bewusst zu werden, da alle Skorpione einen Giftstachel besitzen (FRYE,
2006). Nicht nur durch den Stachel, sondern auch durch die Pedipalpen können Verletzungen
entstehen. Der Stich der meisten zu Hause gehaltenen Skorpionarten, wie auch der des
Kaiserskorpions, ist mit einem Bienenstich zu vergleichen. Andere Arten besitzen jedoch ein
starkes Gift, welches sehr gefährlich für den Menschen sein kann.
Zur genaueren Betrachtung eignen sich transparente und verschließbare Plastik- oder
Glasbehälter. Wie in Abbildung 3 gezeigt wird, kann man Skorpione mit einer langen,
stumpfen Pinzette hochheben, indem man sie cranial des Telsons mit wenig Druck fasst
(FRYE, 2006).
Abbildung 3: Handhabung eines Pandinus Imperators mit Hilfe einer stumpfen Pinzette
Um die Hantierung mit Skorpionen zu vereinfachen, kann man sie für 30 Minuten einer
Temperatur von 4°C aussetzen. Hypothermie hat aber keine analgetische Wirkung. Wenn
schmerzhafte Prozesse durchgeführt werden, müssen Skorpione einer Anästhesie unterzogen
werden (WILLIAMS, 2002).
10
1.5 Erkrankungen
Die Krankheiten von Skorpionen können infektiöser und nicht infektiöser Natur sein. Nicht
infektiöse Krankheiten kommen aufgrund von nicht artgerechten Haltungsbedingungen, wie
zum Beispiel den Umweltfaktoren, am häufigsten vor (COOPER u. ZWART, 2005). Ursache
von infektiösen Krankheiten können Pilze, Bakterien, Rickettsien und Viren sein. Endo- und
Ektoparasiten können ebenfalls ein Gesundheitsproblem von Skorpionen darstellen (FRYE,
2006).
1.5.1 Präventivmaßnahmen
Um Krankheiten vorzubeugen sind strenge Hygienemaßnahmen erforderlich. Bei der
Reinigung der Skorpionbehälter soll Leitungswasser verwendet werden und zur Desinfektion
eignet sich zum Beispiel dreiprozentiges Wasserstoffperoxid. Neben der Hygiene ist ein gutes
Handlungsumfeld wichtig, damit für die passende Temperatur und Luftfeuchtigkeit gesorgt
wird. Auch die Quarantäne-Haltung erkrankter oder neu erworbener Skorpione ist zu
beachten (COOPER u. ZWART, 2005). Für letztere ist eine Mindestquarantänezeit von 30
Tagen einzuhalten (PIZZI, 2004). Während dieser Zeit sollen die Skorpione einzeln in
sauberen Behältern gehalten und regelmäßig auf Krankheitszeichen kontrolliert werden
(COOPER u. ZWART, 2005).
1.5.2 Untersuchung
Bei Skorpionen ist es nicht möglich einen exakten Untersuchungsgang wie bei Hunden und
Katzen durchzuführen, trotzdem kann auf einige Punkte geachtet werden (WILLIAMS,
2002):
Sehr wichtig ist es eine möglichst genaue Anamnese zu erheben. Diese beinhaltet die
Feststellung der Art, ob es ein gefangenes Tier ist oder aus einer Nachzucht stammt
beziehungsweise wie lange es schon in Gefangenschaft oder bei dem Halter lebt.
Anschließend müssen die Haltungsbedingungen erhoben werden. Dabei sollten einige
bedeutende Fragen beantwortet werden: Handelt es sich um eine Einzelhaltung oder werden
11
mehrere Skorpione gemeinsam gehalten? Wie schaut die Behausung in Bezug auf Größe,
Material und Umweltbedingungen aus? Liegen Temperatur und Luftfeuchtigkeit im richtigen
Bereich? Welches Bodensubstrat wird verwendet? Stellen Terrarieneinrichtungen eine Gefahr
fur die Tiere dar? Welche Insekten werden gefüttert und in welchem Intervall?
(DOMBROWSKI u. DE VOE, 2007). Anschließend sind Fragen bezüglich des
Krankheitsverlaufes zu stellen: Welche Symptome sind aufgefallen und seit wann bestehen
sie? Sind mehrere Tiere betroffen? Liegen eventuell schon Todesfalle vor? Mögliche
Symptome können Fressunlust, Diarrhöe, Verfärbungen, Schwellungen, Deformierungen und
fehlende beziehungsweise deformierte Gliedmaßen sein (COOPER u. ZWART, 2005).
Gewichtsverlust ist durch regelmäßiges Abwiegen der Tiere relativ einfach festzustellen.
Auch auf das Verhalten der Skorpione ist täglich zu achten, damit auf Veränderungen rasch
reagiert werden kann (COOPER, 2004).
Meist lässt sich aufgrund der Anamnese und der Symptome eine Diagnose stellen. In einigen
Fällen sind zusätzliche Laboruntersuchungen nötig (COOPER u. CUNNINGHAM, 1991).
Die Behandlung von Krankheiten ist durch eine Reihe von Medikamenten oder chirurgischen
Eingriffen möglich. In vielen Fällen verschwinden Symptome nach einer Haltungsumstellung
und Änderung der Umweltbedingungen (COOPER, 2004).
12
2 Material und Methodik
2.1 Haltungsbedingungen während der Versuchsreihe
Im Rahmen zweier Diplomarbeiten (Rita Krickl, Melinda de Mul) an der
Veterinärmedizinischen Universität in Wien wurde eine Versuchsreihe mit Skorpionen
durchgeführt.
Zehn Kaiserskorpione wurden in der für diese Tierart entsprechenden Einzelterrarien
gehalten. Dabei handelte es sich um Vollplastikboxen mit einer Größe von ungefähr 40 cm x
30 cm X 30 cm. Sowohl in der Decke als auch auf einer Seitenfläche befanden sich eingebaute
Belüftungsgitter. Als Wärme- und Lichtquelle diente in jedem Terrarium ein 20 Watt
Halogenspot. Die Photoperiode betrug zehn Stunden am Tag und es herrschte durchschnittlich
eine Temperatur von ITC. Die Luftfeuchtigkeit wurde durch täglich mehrmaliges
Wassersprühen auf durchschnittlich 70 % gehalten. Als Bodensubstrat wurde Tannenrinde
verwendet, welche drei Zentimeter tief eingestreut wurde. Es befand sich eine
Versteckmöglichkeit und eine Trinkschale aus Keramik in jedem Terrarium. Die Tiere
wurden einmal wöchentlich mit jeweils einem Heimchen gefuttert.
2.2 Anästhesie der Probanden
Die zehn Kaiserskorpione wurden während der Versuchsreihe dreimal in Narkose gelegt. Der
Abstand zwischen den ersten zwei Anästhesien betrug ungefähr zwölf Wochen. Zwischen der
zweiten und dritten Narkose lagen elf Tage. Bei der ersten und der zweiten Anästhesie wurde
von allen Tieren Hämolymphe gewonnen. Während der Narkose woirde eine
Geschlechtsbestimmung der Skorpione durchgeführt (Geschlechterdarstellung siehe
Abbildung 4).
13-
Müiuilidier Pandinus inifterator Wiriblidier Pandinus impcrator
Abbildung 4: Die Geschlechtsbestimmung eines Pandinus imperators kann an Hand der Form des Genitaloperculums und der Länge der Pectine durchgeführt werden.
Während der Anästhesie kamen die zehn Skorpione nacheinander in eine Narkosebox, welche
aus zwei Kunststoffflaschenhälften mit Drehverschlüssen angefertigt wurde (Narkosebox
dargestelh in Abbildung 5).
Abbildung 5: Narkosebox bestehend aus zwei KunststofTflaschen mit Drehverschlüssen. Die einzelnen Teile sind mit einem Klebeband verbunden.
Nachdem ein Skorpion in eine Flaschenhälfte gesetzt wurde, wurden die zwei Hälften
ineinander gesteckt und mit einem Klebeband möglichst gasdicht verbunden. Über ein
Flaschenende wurden Inhalationsgas - Isofluran und Sauerstoff zugeführt. Der
14-
Drehverschluss des zweiten Endes wurde zur manuellen Druckregulierung des Systems
verwendet, indem er gegebenenfalls leicht geöffnet wurde. Der Gasdruck im Narkosesystem
wurde anhand der Spannung des angehängten Atembeutels gemessen. Das Inhalationsgas
wurde in einer Konzentration von 5 % und der Sauerstoff mit einem Durchfluss von 1 1/min
verabreicht. Es wurden alle Narkosestadien (Induktionsdauer, Zeit bis zur Reaktionslosigkeit,
Zeit bis zum Wiedererlangen des Aufrichtereflexes, Zeit bis zur Fortbewegung) genau
beobachtet, zeitlich gestoppt und protokolliert. Die Raumtemperatur während der Anästhesien
betrug durchschnittlich 23°C.
2.3 Hämolymphabnahme
Bei allen Tieren wurde unter Narkose Hämolymphe abgenommen. Gewonnen wurden die
Proben durch direkte Punktion des Herzens wie es in Abbildung 6 dargestellt wird. Dabei
wurde eine 26 Gauge (0,45 mm Durchmesser) und 23 mm lange Nadel mit einem Winkel von
ungefähr 45 Grad dorsal zwischen dem vierten und dem fünften Mesosomalsegment durch die
intersegmentale Membran gefuhrt. Die erhaltene Hämolymphe kam in ein drei Milliliter
fassendes mit Lithium-Heparin vorpräpariertes Probenröhrchen. Das Körpergewicht der zehn
Kaiserskorpione wurde während der gesamten Versuchsreihe durch regelmäßiges Wiegen auf
einer digitalen Waage festgehalten.
Abbildung 6: Hämolymphabnahme beim Pandinus Imperator. Die Nadel wird zwischen dem vierten und fünften Mesosomalsegment eingeführt. Um die Sicherheit zu erhöhen werden das Metasoma und die Pedipalpen fixiert.
15
3 Ergebnisse
Die Kaiserskorpione wurden von 1 bis 10 durchnummeriert und während der Anästhesie einer
Geschlechtsbestimmung unterzogen. Die Tiere 1, 3, 5 und 7 sind weiblich (w). Bei den
Nummern 2, 4, 6, 8, 9 und 10 handeh es sich um männliche (m) Skorpione. Die
protokollierten Narkosen fanden am 19. Juni 2008 und am 01. Juli 2008 statt. Die erste
Anästhesie am 25. März 2008 konnte aufgrund einer nicht vergleichbaren Messmethode nicht
zur Auswertung herangezogen werden.
3.1 Induktionsdauer
Es wurde die Zeit zwischen dem Beginn der Inhalationsnarkose, mit Sauerstoff und Isofluran,
bis zum Aufheben des Aufrichtereflexes - Righting Reflex gemessen. Diese Zeitspanne wird
als Induktionsdauer bezeichnet. Der Aufrichtereflex ist dann aufgehoben, wenn sich der am
Rücken liegende Skorpion nicht mehr von selber umdrehen und aufrichten kann.
4)
51:00 48:00 45:00 42:00 39:00 36:00 33:00 30:00 27:00 24:00 21:00 18:00 15:00 12:00 09:00 06:00 03:00 00:00
Induktionsdauer
^H 19.06.08
mmm 01.07.08
• - - - Mittelwert
Iw 2m 3w 4m 5w 6m 7w 8m 9m 10m
Skorpion
Abbildung 7: Induktionsdauer - Zeit vom Beginn der Inhalationsnarkose bis zum Aufheben des Aufrichtereflexes - aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich
-16
Wie in Abbildung 7 ersichtlich, gab es erhebliche individuelle Unterschiede in der
Induktionsdauer. Der Mittelwert betrug 15 Minuten und 47 Sekunden, die
Standardabweichung 10 Minuten und 54 Sekunden. Auffallend ist, dass bei Skorpion 6m
sowohl während der ersten als auch der zweiten Narkose die Zeit bis zum Aufheben des
Aufrichtereflexes am längsten dauerte. Am 19. Juni 2008 betrug sie 41 Minuten und 05
Sekunden, am 01. Juli 2008 45 Minuten und 55 Sekunden. Dementsprechend lagen die Werte
bei beiden Malen über der zweifachen Spanne der Standardabweichung. Aus diesem Grund
wurde Skorpion 6m aus der Berechnung genommen und emeut der Mittelwert und die
Standardabweichung berechnet. Daraus resultierte, dass der Mittelwert 12 Minuten und 42
Sekunden und die Standardabweichung 05 Minuten und 37 Sekunden betrugen. Das
entspricht einer 19,5prozentigen Änderung des Mittelwertes und einer 48,4prozentigen
Änderung der Standardabweichung ohne Berücksichtigung von Skorpion 6m. Basierend auf
diesem reduzierten Datensatz wurde ein Signifikanztest (unabhängiger t-Test) der
Induktionsdauer durchgeführt. Der Wert t ergab -1,12, tkrit unter der Annahme eines
5prozentigen Signifikanzniveaus 2,36. Da 111 < tkrit, ist die Änderung der aufgenommenen
Induktionszeiten nicht signifikant. Die im gesamten kürzeste Induktionszeit wies am 19. Juni
2008 Skorpion 8m mit 05 Minuten und 05 Sekunden auf Skorpion 3w ist ebenfalls
nennenswert, da die Induktionsdauer der zweiten Anästhesie mehr als das 3,8fache der ersten
betrug.
-17
3.2 Tagesgewicht
Durchschnittliches Tagesgewicht der zehn Kaiserskorpione
E E «s u
e
4) 00 « a u
••o
-Gewicht
23.02.04 23.03.04 23.04.04 23.05.04
Tag
23.06.04
Abbildung 8: Durchschnittliches Tagesgewicht in Gramm aller zehn Kaiserskorpione im Verlauf der gesamten Versuchsreihe
Tabelle 1: Körpergewicht der zehn Kaiserskorpione in Gramm an zwei Narkosetagen
Gewicht (g) am 19.06.08 Gewiclit (g) am 01.07.08 Differenz Skorpion 1 w 15,80 15,30 0,50 Skorpion 2 m 17,80 17,80 0,00 Skorpion 3 w 17,60 17,60 0,00 Skorpion 4 m 14,30 14,50 0,20 Skorpion 5 w 15,60 15,30 0,30 Skorpion 6 m 19,70 19,00 0,70 Skorpion 7 w 19,50 19,20 0,30 Skorpion 8 m 15,80 15,00 0,80 Skorpion 9 m 17,30 15,80 1,50 Skorpion 10 m 17,90 16,60 1,30
Wie in Abbildung 8 ersichtlich, schwankt das durchschnittliche Tagesgewicht aller zehn
Kaiserskorpione stark. Das niedrigste Durchschnittsgewicht wurde am 25. Juni 2008 mit
16,42 g, das höchste am 19. März 2008 mit 17,16 g gemessen. Das bedeutet, dass die
maximale Schwankung 4,3 % (0,74 g) beträgt. Tabelle 1 zeigt die Differenzen des
Körpergewichtes der einzelnen Kaiserskorpione an den zwei Narkosetagen. Skorpion 9m
verzeichnete mit -1,50 g den größten Gewichtsunterschied. Skorpion 2m und 3w wiesen an
beiden Anästhesietagen ein gleiches Gewicht auf. Im gesamten lagen bei drei Skorpionen -
8m, 9m, und 1 Om - die Gewichtsdifferenz über der in Abbildung 8 dargestellten maximalen
Schwankung.
-18-
3.3 Gesamtzeit der Inhalationsnarkose
Bei der Gesamtzeit welche die Skorpione in der Narkosebox verbringen mussten, also der
Zeit vom Beginn der Inhalationsnarkose bis zum Abdrehen des Gasgemisches, gab es
ebenfalls erhebliche Unterschiede. Das Gas wurde erst bei einer ausreichenden
Anästhesietiefe, sobald die Tiere nicht mehr auf externe Reize reagierten, abgedreht. Der
Mittelwert betrug 20 Minuten und 48 Sekunden, die Standardabweichung 10 Minuten und 28
Sekunden. Die höchste Gesamtzeit in der Narkosebox wurde bei Skorpion 6m mit 48
Minuten, die niedrigste bei Skorpion 3w mit 08 Minuten und 55 Sekunden gemessen.
Dementsprechend lagen die Werte bei Skorpion 6m beide Male und bei Skorpion 3w am 19.
Juni 2008 außerhalb der Spanne der Standardabweichung. Die Zeit, welche nach der
Aufhebung des Righting Reflexes bis zum Ende der Inhalationsnarkose vergeht, wird als Delta
bezeichnet. Der Zeitpunkt des Abdrehens des Gases wurde bestimmt, indem der Skorpion am
Rücken liegend nicht mehr auf äußere Manipulationen der Narkosebox mit Abwehrreaktionen
und Bewegungen reagierte.
Gesamtzeit in der Narkosebox
Skorpion / Narkosedatum
• Delta 2
• Induktionsdauer 2
• Delta 1
• Induktionsdauer 1
Abbildung 9: Gesamtzeit in der Narkosebox - vom Beginn bis zum Ende der Inhalationsanästhesie aufgeteilt in Induktionszeit und Zeit bis zur Reaktionslosigkeit aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich
-19
Die Zeit, zwischen dem Zeitpunkt wo der Aufrichtereflex nicht mehr vorhanden war, bis zum
Ende der Inhalationsnarkose, dauerte wie in Abbildung 9 ersichtlich bei Skorpion 4m an
beiden Narkosetagen jeweils am längsten. Sie betrug bei der ersten Anästhesie 12 Minuten
und 05 Sekunden und bei der zweiten 08 Minuten und 15 Sekunden. Das heißt die Deltazeit
war bei diesem Tier jeweils länger als die Induktionsdauer. Die kürzeste Deltazeit, nämlich 01
Minute und 10 Sekunden, wurde bei Skorpion 3w am 01. Juli 2008 gemessen. Der Mittelwert
der Deltazeiten betrug 05 Minuten und 01 Sekunde, die Standardabweichung 03 Minuten und
13 Sekunden. Demzufolge befanden sich die Messergebnisse von 6 Skorpionen - 2m, 3w, 4m,
5w, 7w und 9m - außerhalb der Spanne der Standardabweichung.
3.4 Wiedererlangen des Righting Reflexes
Die Zeitspannen zwischen dem Abdrehen des Inhalationsgases und dem Erhalten des
Aufrichtereflexes ergaben bei den zehn Kaiserskorpionen erhebliche Abweichungen. Der
Righting Reflex ist dann wieder vorhanden, wenn der am Rücken liegende Skorpion in der
Lage ist, sich von alleine um2aidrehen und sich in Bauchposition befindet.
Dauer vom Ende der Inhalationsnarkose bis zum Eintreten des Aufrichtereflexes
30:00
119.06.08
101.07.08
Iw 2ni 3w 4iii 5w 6iu 7w Biu 9m lOiu
Skorpion
Abbildung 10: Dauer vom Ende der Inhalationsnarkose bis zum Eintreten des Aufrichtereflexes aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich
20
Wie in Abbildung 10 ersichtlich, betrug die Zeitdauer vom Ende der Gasanästhesie bis zum
selbständigen Umdrehen bei Skorpion Iw am 19. Juni 2008 mit 27 Minuten und 10 Sekunden
am längsten. Auffallend ist, dass bei Skorpion 2m diese Zeit bei der zweiten Narkose um das
6,3fache niedriger war als bei der ersten. Die Skorpione 5w und 9m zeigten am 19. Juni 2008
unmittelbar nach Entnahme aus der Narkosebox wieder einen Aufrichtereflex.
In Abbildung 11 ist erkennbar, dass sich die Dauer zwischen dem Erhalten des
Aufrichtereflexes und der selbständigen Fortbewegung bei acht Kaiserskorpionen in einer
Spanne von unter einer Minute bewegte.
Dauer vom Eintreten des Aufrichtereflexes bis zur Fortbewegung
s V
•9 S
S
450
400
350
300
250
200
ISO
100
50
0 gi • I
• 19.06.08
• 01.07.08
Iw 2iii 3w 4m 5w 6ni 7w Bm 9ni lOni
Skorpion
Abbildung 11: Dauer vom Eintreten des Aufriclitereflexes bis zur Fortbewegung aller zehn Kaisersiiorpione im Vergleich
Skorpion 6m machte die ersten Schritte am zweiten Narkosetag erst 63 Sekunden nach
Eintreten des Righting Reflexes und Skorpion 7w saß für 06 Minuten und 35 Sekunden noch
still. Am 19. Juni 2008 trat eine Fortbewegung von Skorpion 5w, 6m, 7w und 9m unmittelbar
nach dem Vorhandensein des Aufrichtereflexes ein.
21-
3.5 Hämolymphe
Wie in Tabelle 2 ersichtlich, wurde bei jedem Skorpion zweimal Hämolymphe abgenommen,
am 25. März 2008 und am 19. Juni 2008. Vor der Probenentnahme wurde das Gewicht der
Tiere bestimmt, um den gewonnenen Prozentsatz in Bezug auf das Körpergewicht zu
erhalten.
Tabelle 2: Gewonnene Hämolymphmenge in Prozent bezogen auf das Körpergewicht aller zehn Kaiserskorpione
25.03.08 19.06.08 Gewicht (g) Hämolymphe (ml) % Gewicht (g) Hämolymphe (ml) o/o
Skorpion 1 w 15,70 0,35 2,23 15,80 0,30 1,90 Skorpion 2 m 18,20 0,35 1,92 17,80 0,35 1,97 Skorpion 3 w 17,30 0,26 1,50 17,60 0,40 2,27 Skorpion 4 m 14,10 0,35 2,48 14,30 0,50 3,50 Skorpion 5 w 15,50 0,40 2,58 15,60 0,30 1,92 Skorpion 6 m 20,20 0,50 2,48 19,70 0,50 2,54 Skorpion 7 w 18,90 0,37 1,96 19,50 0,50 2,56 Skorpion 8 m 15,60 0,40 2,56 15,80 0,50 3,16 Skorpion 9 m 17,70 0,32 1,81 17,30 0,30 1,73 Skorpion 10 m 17,40 0,25 1,44 17,90 0,40 2,23
Die erhaltene Hämolymphmenge reichte von 0,25 ml bis 0,50 ml. Bei Skorpion 4m wurde am
zweiten Anästhesietag mit 3,50 % der größte prozentuelle Anteil bezüglich der Körpermasse
abgenommen.
22-
4 Diskussion
Wie in den Ergebnissen ersichtlich, sind der Verlauf, die Steuerung und die Zeiten der
verschiedenen Narkosestadien (Induktionsdauer, Zeit bis zur Reaktionslosigkeit, Zeit bis zum
Wiedererlangen des Aufrichtereflexes, Zeit bis zur Fortbewegung) individuell sehr
unterschiedlich - dies unterscheidet sich von den Aussagen der Literatur. FRYE (2006)
beschreibt, dass Skorpione bei Raumtemperatur unter Verwendung eines 3 bis 4 %igem
Sauerstoff-/5q/7Mra«-Gemisches innerhalb von 3 bis 4 Minuten ausreichend anästhesiert sind.
Wie in Abbildung 7 gezeigt, reichten die Zeiten bei der Narkose mit 5 %igem Isofluran und
einem Sauerstoffdurchfluss von 1 1/min vom Beginn der Anästhesie bis zur Aufhebung des
Aufrichtereflexes von 05 Minuten und 05 Sekunden bis 45 Minuten und 55 Sekunden. Auch
lagen teilweise die Zeiten bis zum Verlust des Righting Reflexes selber Skorpione an den zwei
Narkosetagen weit auseinander. Der Mittelwert betrug 15 Minuten und 47 Sekunden, die
Standardabweichung 10 Minuten und 54 Sekunden. Bei Skorpion 6m lagen die Werte an
beiden Anästhesietagen über der zweifachen Spanne der Standardabweichung. Aus diesem
Grund wurde Skorpion 6m aus der Berechnung genommen und erneut der Mittelwert und die
Standardabweichung berechnet. Daraus resultierte, dass der Mittelwert 12 Minuten und 42
Sekunden und die Standardabweichung 05 Minuten und 37 Sekunden betrugen. Ein
Signifikanztest (unabhängiger t-Test) zeigte, dass die Änderung der aufgenommenen
Induktionszeiten nicht signifikant ist. Daher ist aufgrund der individuellen Unterschiede eine
durchschnittliche Arbeitsaufwandschätzung in der klinischen Umgebung durch einen
Veterinärmediziner im Vorhinein nicht eindeutig einzuschätzen.
Wie in Abbildung 8 gezeigt wird, lag die maximale Schwankung des durchschnittlichen
Tagesgewichtes der zehn Skorpione bei 4,3 % (0,74 g). Bei drei Skorpionen - 8m, 9m und
10m - befand sich die individuelle Gewichtsdifferenz an den zwei Narkosetagen über dieser
Grenze. Diese Skorpione zeigten auch große Unterschiede in der Dauer bis zur Aufhebung
des Aufrichtereflexes an den einzelnen Anästhesietagen. Sowohl Skorpion 8m als auch
Skorpion 9m wiesen am zweiten Tag eine längere Induktionsdauer auf, Skorpion 10m am
ersten, obwohl alle am 19. Juni 2008 ein höheres Gewicht hatten. Anhand von Skorpion 3w
lässt sich darauf schließen, dass das Körpergewicht aber nicht der ausschlaggebende
-23
Parameter der individuellen Unterschiede der Induktionszeiten sein kann. Dieser Skorpion
behielt ein konstantes Gewicht und die Zeit bis zum Verlust des Aufrichtereflexes betrug am
zweiten Narkosetag das 3,8fache des ersten.
Die Anästhesietiefe der Skorpione in der Narkosebox ist sehr schwer zu erkermen. COOPER
u. ZWART (2005) schreiben, dass Unbeweglichkeit und Verlust des Aufrichtereflexes bei
Invertebraten Indizien für ein chirurgisches Stadium sind. Die Tiere lassen sich durch
Manipulation des Plastikbehälters auf den Rücken drehen und man kann so feststellen, ob der
Aufrichtereflex bereits aufgehoben ist. Sie kämpfen jedoch mit starken Abwehrreaktionen
und Beinbewegungen gegen diesen Zustand fur einen relativ langen Zeitraum an. In
Abbildung 9 ist zu sehen, dass die Zeit vom Verlust des Aufrichtereflexes bis zur
Reaktionslosigkeit bis zu mehr als 12 Minuten dauern kann. Daher ist der Righting Reflex
entgegen den Angaben von COOPER u. ZWART (2005) nicht geeignet um die chirurgische
Tiefe festzustellen. Auch ist zu erwähnen, dass sich bereits ruhig am Rücken liegende
Skorpione durch einen Reiz, zum Beispiel durch Manipulation der Narkosebox, wieder auf
den Bauch drehen können. Dementsprechend ist ausreichend lange auf das Beenden der
Narkose zu warten, so lange bis die Tiere eine Manipulationsintoleranz zeigen, indem sie
nicht mehr in der Lage sind sich selbständig umzudrehen.
Die Aufwachphase und deren Dauer sind bei Skorpionen in der Literatur nicht detailliert
beschrieben, wohl aber bei ihren Verwandten, den Vogelspinnen. lETSWAARD (1996)
schreibt, dass die Aufwachphase nach einer Inhalationsnarkose bei Vogelspinnen 2 bis 5
Stunden dauern kann. PIZZI (2006) behauptet hingegen, dass Vogelspinnen leichte
Beinbewegungen bereits 3 bis 20 Minuten nach einer Anästhesie zeigen und nach 30 bis 120
Minuten mit der Fortbewegung beginnen. Gelangen die anästhesierten Skorpione aus der
Narkosebox in die Raumluft, kann es recht schnell gehen bis ihr Righting Reflex wieder
vorhanden ist und sie aus der Narkose aufwachen. Abbildung 10 zeigt, dass es auch in der
Dauer vom Beenden der Gasnarkose bis zum Eintreten des Aufrichtereflexes große
individuelle Unterschiede gibt. Skorpion Iw lag am ersten Narkosetag über 27 Minuten auf
dem Rücken, während die Skorpione 5w und 9m unmittelbar nach Entnahme aus der
Narkosebox wieder einen Aufrichtereflex zeigten. Auch bei denselben Skorpionen gab es
individuelle Zeitdifferenzen zwischen dem ersten und dem zweiten Anästhesietag. Wie in
Abbildung 11 ersichtlich, betrug die maximale Dauer vom Erlangen des Aufrichtereflexes bis
zum Beginn einer Fortbewegung 06 Minuten und 35 Sekunden. Acht Skorpione konnten
bereits innerhalb einer Minute gehen. Trotz der teilweise kurzen Zeiten in denen die Tiere
24-
eine tiefe Anästhesie zeigten, waren sie jedoch immer ausreichend betäubt, sodass eine
Hämolymphentnahme in jedem Fall möglich war. Die Zeit reichte aus um exakte
Betrachtungen des Körpers, Geschlechtsbestimmungen und Probengewinnungen
durchzuführen. Wenn längere Prozeduren, wie zum Beispiel eine Exoskelettentfemung bei
Häutungsproblemen, chirurgische Eingriffe oder spezielle Therapien geplant sind, ist es zu
empfehlen eine Operationskammer anzufertigen. So ist das Tier während der Behandlung
ständig dem Narkosegas ausgesetzt und es können auch längere, schmerzhafte Eingriffe
durchgeführt werden. Zu beachten ist, dass solche Kammern das ganze Tier umgeben müssen
und nicht nur wie es bei anderen Tiergruppen üblich ist den Kopfbereich, weil sich die
Atmungsöffnungen - Stigmata ventral am gesamten Körper befinden.
In dieser Versuchsreihe wurde ausschließlich Isofluran zur Anästhesie der zehn
Kaiserskorpione verwendet. COOPER u. CUNNINGHAM (1991) zählen als weitere
mögliche Narkosegase Kohlendioxid, Ether, Methoxyfluran und Halothan auf Die
zusätzliche Gabe von Stickstoff zum Inhalationsgas ist in der Literatur nicht bekannt, wäre
jedoch ein interessanter Versuch um möglicherweise eine schnellere Narkosetiefe zu erzielen.
Jene könnte eventuell auch durch eine Verkleinerung der Narkosebox und eine Verringerung
des Totraumes erreicht werden.
Die Hämolymphabnahme beim Pandinus Imperator erfolgte nach der Beschreibung von
PAUL et al. (1994) durch direkte Punktion des Perikards. Dabei wurde die intersegmentale
Membran zwischen zwei Mesosomalsegmenten mit einer Nadel durchstochen. Das Herz eines
Skorpions liegt sehr weit dorsal, entlang des gesamten Mesosomas und ist mit einer
geeigneten Nadel nur schwer verfehlbar. Das Einführen ist ohne großen Widerstand möglich,
eine Eindringtiefe von zwei bis drei Millimetern ist ausreichend. Der gesamte Eingriff dauert
nur wenige Sekunden und ist bei einem gut anästhesierten Tier ohne Abwehrreaktionen
durchführbar. Wenn nach der Entnahme aus der Eintrittsöffnung noch Hämolymphe ausrinnt,
karm diese Stelle mit Gewebekleber behandelt werden. COOPER (1998) behauptet, dass ein
Hämolymphverlust von ein bis fünf Prozent des Körpergewichtes keine Auswirkungen auf
Invertebraten hat. Werden mehr als fünf Prozent verloren, kann es zu erheblichen Schäden
führen. Tabelle 2 zeigt, dass maximal 3,50 % des Körpergewichtes an Hämolymphe
abgenommen wurde. Die zehn Kaiserskorpione zeigten nach Entnahme dieser Menge keine
Änderung im Verhalten und nahmen einige Zeit nach der Probengewinnung wieder an
Gewicht zu. Sie trugen dementsprechend keinen gesundheitlichen Schaden davon.
25
Während der ersten Narkose der zehn Kaiserskorpione stellte sich heraus, dass sechs davon
männlich und vier davon weiblich sind. Männliche Kaiserskorpione besitzen ein ovales
Genitaloperculum und die Pectine ragen bis über den Seitenrand des Körpers. Außerdem sind
die einzelnen Kammzähne länger. Das Genitaloperculum weiblicher Kaiserskorpione ist
hingegen herzförmig. Ihre Pectine ragen nicht über den Körperrand und die Kammzähne sind
kürzer (STRIFFLER, 2004). Um das Geschlecht von Kaiserskorpionen zu bestimmen, muss
die ventrale Körperseite betrachtet werden. Dies kann entweder während der Narkose
geschehen oder durch Platzierung der Tiere in einen transparenten Glas- oder
Kunststoffbehälter. Mit etwas Übung reicht auch das Hochheben mit einer stumpfen Pinzette
aus, um einen kurzen Blick auf die äußeren Geschlechtsorgane zu werfen.
-26-
5 Zusammenfassung
Die Zahl an Invertebraten, die als Haustiere gehalten werden, steigt stetig. Die am öftesten in
Privathaltung gefiindene Skorpionart ist der Kaiserskorpion - Pandinus Imperator. Er erreicht
eine Körpergröße von bis zu 18 cm und ist in Nordafrika beheimatet. Skorpione sind auf der
ganzen Welt anzutreffen und kommen in Wüstengebieten sowie in feuchten Tropenwäldem
vor. Dementsprechend ist die optimale Temperatur und Luftfeuchtigkeit flir die einzelnen
Arten sehr unterschiedlich. Sehr oft werden Haltungs- und Fütterungsfehler begangen,
Umweltfaktoren werden nicht konstant gehalten oder es treten Hygienemängel auf.
Krankheiten entstehen und Skorpione werden dem Tierarzt vorgestellt. Dieser kann meist
durch eine möglichst genaue Anamneseerhebung das Problem lösen. In manchen Fällen sind
eine genaue Betrachtung des Tieres und Probennahmen notwendig. Dies kann während einer
Anästhesie durchgeführt werden.
Im Rahmen einer Versuchsreihe wurde bei zehn Kaiserskorpionen eine Inhalationsnarkose
mit Isofluran durchgeflihrt und Hämolymphe entnommen. Die Dauer bis zur Aufhebung des
Aufrichtereflexes ist individuell sehr unterschiedlich und nahm von 05 Minuten und 05
Sekunden bis 45 Minuten und 55 Sekunden in Anspruch. Auch ist das Erkennen des richtigen
Zeitpunktes dieses Stadiums nicht einfach und erfordert einige Übung und Erfahrung. Die
Zeit bis eine tiefe Narkose und somit eine Reaktionslosigkeit erreicht wird kann ebenfalls
individuelle Unterschiede zeigen und dauerte bei einem Skorpion mehr als 12 Minuten. Zwei
Skorpione zeigten unmittelbar nach Beendigung der Inhalationsnarkose wieder einen
Aufrichtereflex, während ein Skorpion sogar für mehr als 27 Minuten auf dem Rücken liegen
blieb.
In dieser Versuchsreihe wurden die zehn Kaiserskorpione ausschließlich mit Isofluran
anästhesiert. Möglicherweise würde die Verwendung anderer Narkosegase oder einer
kleineren Narkosebox zu schnelleren Anästhesietiefen fuhren.
Ist der Skorpion ausreichend anästhesiert, kann durch I*unktion des Herzens Hämolymphe
abgenommen werden. Dabei wird eine Nadel zwischen zwei Rückenpanzem durch die
intersegmentale Membran gefuhrt. Wie es der Versuch zeigte, stellt eine gewonnene Menge
von bis zu 3,5 % des Körpergewichtes kein Risiko für einen Pandinus Imperator dar.
27
6 Summary
The number of invertebrates held in private hands is rapidly increasing. The most frequently
held species is the Emperor scorpion - Pandinus imperator, originating from northern Africa.
This genus comprises the biggest living scorpions and individuals can reach sizes up to 18 cm
in length. Scorpions can be found in desert areas and humid tropics all over the world.
According to their individual requirements, the optimal temperature and humidity differ
between diverse species. Many people make mistakes concerning the housing and feeding of
scorpions. It is important to keep the ecological factors relatively constant and to avoid
hygiene and management errors. As a consequence, scorpions can suffer from diseases and
keepers should consult a veterinarian. The problem can often be solved by a precise analysis
of the animal's anamnesis. In some cases, a critical examination of the individual is
necessary, which includes taking sample material from the living object. The latter procedure
requires an anaesthesia.
In the course of this study, haemolymph from ten Emperor scorpions was taken while they
were anaesthetized with Isoflurane. The time elapsed until full anaesthesia varied
significantly between single individuals and lasted from 05 minutes and 05 seconds till 45
minutes and 55 seconds. Furthermore, it is difficult to register this state precisely, because a
lot of practice and experience is needed to decide correctly. The time until a deep anaesthesia
and a loss of reaction can also show individual differences. One scorpion needed more than
12 minutes. Two scorpions showed shortly after the end of anaesthesia a Righting Reflex
while one scorpion stayed lying on the back for more than 27 minutes.
In the course of this study the ten Emperor scorpions were only anaesthetized with Isoflurane.
Using other gases for anaesthesia or the use of a smaller chamber may probably lead to
quicker results concerning the depth of anaesthesia.
In the case of a sufficient anaesthesia, haemolymph can be obtained by punction of the heart,
by a needle, injected through the intersegmental membrane between two dorsal segments.
This study has shown that an extraction of up to 3,5 % of the bodyweight causes no harm to
Pandinus imperator.
-28-
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