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Gat
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des
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tosc
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Verlag Traugott Bautz ISBN 978-3-88309-511-0
Die Gathas des Sartoscht
Die Gathas des Sartoscht
Die Gathas des Sartoscht
aus dem Persischen ins Deutsche übertragen von Reza Madjderey
Traugott Bautz Nordhausen 2009
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation
in Der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
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Verlag Traugott Bautz GmbH
99734 Nordhausen 2009 Alle Rechte vorbehalten
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Printed in Germany ISBN 978-3-88309-512-7
www.bautz.de
Inhaltsübersicht
Erster Gesang .........................................................................................................9 Zweiter Gesang ....................................................................................................21 Dritter Gesang ......................................................................................................33 Vierter Gesang......................................................................................................45 Fünfter Gesang.....................................................................................................69 Sechster Gesang ...................................................................................................87 Siebter Gesang....................................................................................................103 Achter Gesang ....................................................................................................119 Neunter Gesang .................................................................................................137 Zehnter Gesang..................................................................................................159 Elfter Gesang ......................................................................................................171 Zwölfter Gesang.................................................................................................191 Dreizehnter Gesang...........................................................................................199 Vierzehnter Gesang ...........................................................................................213 Fünfzehnter Gesang ..........................................................................................227 Sechzehnter Gesang...........................................................................................239 Siebzehnter Gesang ...........................................................................................263 Glossar.................................................................................................................275
Mit der folgenden Textsammlung werden die Gesänge oder ›Gathas‹
des Sartoscht in einer vollständigen Übersetzung erstmals einer breite‐
ren Öffentlichkeit vorgestellt. Die Person des Autors ist im Abendland
zwar hinlänglich bekannt – man nennt ihn Zarathustra, Zoroaster, Zo‐
roastra, Zoroastre oder auch Sarastro –, der Blick auf seine Lehre wurde
bislang jedoch von gelehrten Streitereien nahezu komplett verstellt.
Sartoscht gehörte ohne Zweifel zu den geistigen Größen der Mensch‐
heitsgeschichte, er ist sozusagen Weltkulturerbe, gleichgültig, ob man
ihn nun ins zweite oder ins erste vorchristliche Jahrhundert zu datieren
versucht.
›Gutes Denken, gutes Reden und gutes Handeln‹: Diese drei Maxi‐
men werden in den Gathas als Aufrufe zur Gewaltlosigkeit im Denken
wie im Handeln ausgeführt. Dazu gehört die Wertschätzung eines
würdigen und aktiven Lebens in Freiheit und Toleranz, der Respekt vor
der Schöpfung und die Bescheidenheit vor Gott, die Reinhaltung der
Umwelt im Allgemeinen und des Wassers im Besonderen sowie die
Bekämpfung von Armut und Unwissenheit.
Das eigene Glück spiegelt sich laut der Lehre des Sartoscht stets im
Glück des Anderen. Soziales Verhalten in diesem Sinne vermag die
Grundlage eines dialogischen Verstehens zu schaffen und uns Men‐
schen mit unserem Aufeinander‐angewiesen‐Sein zu versöhnen. Kurz‐
um, es wird Zeit, die Gathas zu lesen. Sie verdienen es.
Textkritische Ausgaben haben in der Regel den Nachteil, der Allge‐
meinheit nicht zugänglich zu sein. Herr Reza Madjderey sei an dieser
Stelle wegen der vorliegenden Übersetzung gedankt. Ihm ist es gelun‐
gen diese mit dem altpersischen Original, unter Zuhilfenahme der mit‐
Die Gathas des Sartoscht
8
tel‐ und neupersischen Fassungen sowie der englischen, französischen
und deutschen Übersetzungen, zu fundieren.
Wir halten es daher für bereichernd, daß die Lehre Sartoschts aus ih‐
rer Verborgenheit herausgehoben wird und die Gathas in einer philo‐
logisch fundierten Neuübersetzung für alle lesbar veröffentlicht wer‐
den.
Der Verlag
Erster Gesang
Die Gathas des Sartoscht
10
28/1
Nun,
O gütiger und seelenreiner Mazda, Du Vermehrer der Güte,
zu Beginn,
mit hochgestreckten Händen und Freude bedürftig
bete ich zu Dir.
Es soll sein, daß
mit allem reinen und wahrhaftigen Tun,
das mit Vernunft und guten Gedanken geschieht,
ich die Seele der Schöpfung erfreue.
Erster Gesang
11
28/2
O Mazda Ahura,
mit guten Gedanken wende ich mich an Dich
im Lichte der Wahrhaftigkeit,
belohne mich mit Herrlichkeiten beider Welten
irdischer und geistiger,
so die Getreuen beglückt werden.
Die Gathas des Sartoscht
12
28/3
O Wahrhaftigkeit und guter Gedanke,
O Mazda Ahura,
ich besinge Euch
mit Liedern, die niemand zuvor gesungen hat,
damit die geistige Kraft und Frömmigkeit
sich in uns vermehrt;
nimm unser Bitten an
und laß uns Fröhlichkeit und Glückseligkeit
zuteil werden.
Erster Gesang
13
28/4
Mit Hilfe von guten Gedanken werde ich meine Seele
mit den Himmlischen vereinen.
Mit der Gewissheit über die Belohnung, die
Ahura Mazda dafür vorgesehen hat,
soweit meine Kräfte reichen,
werde ich die Menschen lehren, daß
sie sich auf den Weg der Wahrhaftigkeit bemühen.
Die Gathas des Sartoscht
14
28/5
O Wahrhaftigkeit,
wann erblicke ich Dich?
O gute Gedanken,
wann nehme ich Euch wahr mit Weisheit?
Und, O mächtiger Ahura,
wann finde ich den Weg zu Dir?
Und wann höre ich die innere Mazda‐Stimme?
Soll sein, daß ich mit der denkwürdigen,
hohen Botschaft auf der Zunge
den Irrläufern den rechten Weg zeige.
Erster Gesang
15
28/6
O Wahrhaftigkeit und guter Gedanke,
kommt zu mir
und spendet mir langes Leben.
Und Du, O Mazda Ahura,
durch Dein wahrhaftiges Wort
verleih Sartoscht Seelenkraft und Fröhlichkeit
und uns allen die Kraft,
damit wir über Feindseligkeiten der Feinde siegen.
Die Gathas des Sartoscht
16
28/7
O Wahrhaftigkeit,
laß uns zukommen
das Geschenk als Lohn für den guten Gedanken
und Du, Frömmigkeit,
erfülle die Wünsche Goschtassbs und meiner Gefolgschaft.
Und Du, O Mazda,
gib uns die Kraft,
damit wir Deine Botschaft allen überbringen.
Erster Gesang
17
28/8
O Ahura,
O Du höchster und von allen der Beste
und mit den ausgesuchten Wahrhaftigkeiten im Einklang,
mein Herzenswunsch ist es:
schenke den tapferen Farschuster und anderen Freunden
unendlich gute Gedanken.
Die Gathas des Sartoscht
18
28/9
O Mazda Ahura,
O Wahrhaftigkeit
und O guter Gedanke,
mit der Großzügigkeit, die Ihr mir entgegenbringt,
will ich Euch nicht zur Last fallen
und bemühe mich, meine Huldigung
Euch entgegenzubringen,
denn Ihr und Euere heilige Kraft
verdient es, wahrlich gehuldigt zu werden.
Erster Gesang
19
28/10
O Mazda Ahura,
erfülle die Wünsche derer,
die wahrhaftig, gutdenkend und rechtschaffen sind
und die Du als würdig erkannt hast.
Ich weiß nur zu gut, daß Du
auf die Gebete, die von Herzen kommen
und einer guten Sache dienen,
anerkennend antwortest.
Die Gathas des Sartoscht
20
28/11
O Mazda Ahura,
sprich mit Deiner Stimme
meine Vernunft und mein Denken an,
mit deren Hilfe ich durch Gebete
für immer die Wahrhaftigkeit und die guten Gedanken hüte,
lehre mich und erwidere,
wie am Anfang
›Sein‹ und ›Schöpfung‹ zustande kam!
Zweiter Gesang
Die Gathas des Sartoscht
22
29/1
Die Seele der Welt beklagt sich,
wofür hast Du mich erschaffen?
Wer hat mir das Sein verliehen?
Zorn, Gewalt, Herrschsucht, Hartherzigkeit und Dreistigkeit
umfaßt mich,
außer Dir habe ich keinen anderen Unterstützer;
den guten Befreier, der mich rettet,
mußt Du mir noch zeigen.
Zweiter Gesang
23
29/2
Und da
fragte der Weltschöpfer der Wahrhaftigkeit:
Wer auf der Welt ist Dein Meister,
damit wir ihm beistehen und ihm
die Kraft der Weltverbesserung verleihen?
Und wen willst Du als Herrscher der Welt haben,
damit er den Zorn und die Unterdrückung der
Truggenossen zusammenbricht?
Die Gathas des Sartoscht
24
29/3
Die Wahrhaftigkeit gab zur Antwort:
Von denen kenne ich niemanden,
der das Leid aus der Welt schafft,
und der den Rechtschaffenen den Missetätern
gegenüber beisteht.
Unter diesen Menschen
muß er stärker sein, als alle anderen,
damit wir ihm zu Hilfe eilen.
Zweiter Gesang
25
29/4
Mazda Ahura weiß besser als alle anderen,
was die Gefolgschaft der falschen Götter
in der Vergangenheit angerichtet hat,
und was sie alles in Zukunft anrichtet,
und nur Ahura Mazda ist der Richter,
also, was sein Wille ist, wird geschehen.
Die Gathas des Sartoscht
26
29/5
Ich und die trächtige Seele der Welt,
huldigen mit erhobenen Händen dem Ahura
und bitten ihn verlangend, daß
den Frommen und ihren Führern
vonseiten der Truggenossen
kein Schaden zugefügt werde.
Zweiter Gesang
27
29/6
Dann
sagte Ahura Mazda,
aus dem das Geflecht und die Stimme des Lebens
seiner Weisheit entstand:
kennst Du keinen frommen Herrscher und Führer?
Ob Du, Auserwählter Gottes,
nicht der Hüter und Beschützer der Welt bist?
Die Gathas des Sartoscht
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29/7
Dies zum Denken anstoßende beglückende Wort
stammt von dem Ahura, dessen
Wille der Wahrhaftigkeit gleicht.
Und Mazda Ahura,
hat dies, um die Welt weiterzuentwickeln,
die Frommen gelehrt.
O guter Gedanke,
wer ist deiner würdig
und wahrhaftig in der Lage, den Menschen beizustehen?
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