Download - Die Hochzeit Meiner Besten Freundin

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  • SARAH HARVEY

    Die Hochzeit meiner besten Freundin

  • BuchMit Mnnern ist es wohl so wie mit Schokolade, Alkohol und teuren Kla-motten: Man muss sie einfach haben, obwohl man wei, welchen Schaden sie anrichten knnen. Etwas in der Art denkt sich Belle, als sie nach einem zweijhrigen Aufenthalt in Australien nach London zurckkehrt, um die Hochzeit ihrer besten Freundin Nicky zu begehen. Doch bevor Nicky ihrem Angebeteten das Jawort geben kann, schickt sie Belle als Spionin aus, um herauszufi nden, warum sich ihr Verlobter in letzter Zeit so merkwrdig be-nimmt. Und siehe da: Belle ertappt ihn nach einigen Recherchen in fl agranti mit einer langbeinigen Brnetten. Nach dem ersten Schock ist Nicky mehr als dankbar, dass ihre beste Freundin sie vor der Ehe mit diesem Herumtrei-ber bewahrt hat, und ermuntert sie, auch fr andere Frauen in hnlichen Si-tuationen detektivisch ttig zu werden. Da Belle sowieso dringend einen Job braucht, verbringt sie von nun an ihre Zeit damit, in Bars nchtliche Beo-bachtungsposten zu beziehen und sich bei Bedarf auch im Gebsch zu verste-cken bis sie sich and die Fersen des attraktiven Eddie Farrar heftet. Fr eine in Eddie verliebte Klientin soll sie herausfi nden, wie er sich seine Traumfrau vorstellt. Nun, offensichtlich sieht sie aus wie Belle, und auch Belle muss sich bald eingestehen, dass ihr Interesse an Eddie weit ber das Berufl iche hinausgeht. Aber darf sie Eddie ihre Liebe gestehen? Was wird er von ihr halten, wenn er erfhrt, dass sie ein Spitzel ist? Auerdem unterliegt sie der Schweigepfl icht und hat ihrer Auftraggeberin hoch und heilig versprochen,

    sie um keinen Preis zu verraten

    AutorinSarah Harvey ist Anfang dreiig, lebt in Leicester und arbeitet als freie Au-torin. Sie hat bereit mehrere Kurzgeschichten in Cosmopolitan verffentlicht. Ihren Durchbruch als Autorin hatte sie mit ihrem ersten Roman Wachgekt,

    der so erfolgreich war, dass er fr das englische Fernsehen verfi lmt wurde.

    Von Sarah Harvey auerdem erschienen:

    Wachgekt. Roman (54171) Drei Frauen und ein Brutigam. Roman (46347) Rendezvous zu dritt. Roman (54202) Noch einmal mit Gefhl. Roman (54255) Kssen verboten. Roman (54236) Wohin mit meinem

    Brutigam? Roman (54226)

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  • Sarah HarveyDie Hochzeit

    meiner besten Freundin

    Roman

    Aus dem Englischenvon Susanne Engelhardt

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  • Die Originalausgabe erschien unter dem TitelFly Fishing

    bei Headline Book Publishing, London.

    Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das fr dieses Buch verwendete FSC-zertifi zierte Papier

    Holmen Book Cream liefert Holmen Paper, Hallstavik, Schweden.

    Einmalige Sonderausgabe Taschenbuchausgabe Mrz 2009

    Copyright der Originalausgabe 2000by Sarah Harvey

    Copyright der deutschsprachigen Ausgabe 2001by Wilhelm Goldmann Verlag, Mnchen,

    in der Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, MnchenUmschlagmotiv: Carolin Liepins/FinePic, MnchenDruck und Bindung: GGP Media GmbH, Pneck

    Printed in GermanyISBN: 978-3-442-47087-7

    www.goldmann-verlag.de

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  • Fr Terry, immer

  • Kapitel 1

    Wren Mnner und Frauen wirklich freinander geschaffen,drften sie nicht so verdammt verschieden sein, oder? Es stimmtschon, krperlich gesehen klappt alles bestens, aber in SachenGefhle da gleicht das Ganze eher dem Mixen von Chemi-kalien in einem Schullabor: Zwei kleine, anonyme Flschchenmit Flssigkeit, ziemlich harmlos, solange sie getrennt bleiben,doch kaum kippt man sie zusammen, macht es bumm! Die Folgeist ein Super-GAU.

    Doch die Menschen sind verdammt sturkpfig, und dieDinge, die schlecht fr uns sind, sind gleichzeitig die Dinge,ohne die wir nicht leben knnen. Neben Schokolade, Alkohol,Geld, Klamotten, Autos, der Karriere und anderen Statussym-bolen kommen Sex und Sexpartner ziemlich weit oben auf derListe mit dem Titel Das will ich und zwar sofort!. Und das un-geachtet des Schadens, den sie der zarten feinen Struktur zu-fgen knnen, die das Wesen in einem menschlichen Wesenausmacht.

    Daher auch der angeborene Trieb, nach der verwandten Seelezu suchen, diesem sagenumwobenen Geschpf, das unserem un-erfllten Leben die Erfllung bringen soll. Wenn aber die Vorstel-lung, sich zu binden, berholt ist, warum sehnen sich dann immernoch so viele Menschen danach, den Richtigen zu finden?Nicht nur ihn zu finden, sondern auch, mit ihm auszugehen, indie Kiste zu hpfen und vor den Altar zu treten (zugegeben, diezwei letzten sollten nicht unbedingt in dieser Reihenfolge statt-finden, aber schlielich leben wir im einundzwanzigsten Jahrhun-dert), um dann einen glcklichen Lebensabend in einer Inkonti-nenzwindel zu verbringen, die Platz fr zwei bietet?

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  • Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich den blassblauenLuftpostbrief ffnete Nummer neunundsiebzig, wenn ich michrecht erinnere , in dem stand, dass meine beste Freundin hei-raten wrde. Nicky hatte mir einmal pro Woche geschrieben,seit ich England vor fast zwei Jahren verlassen hatte, und siehatte jeden Umschlag fein suberlich nummeriert, so dass ichwusste, in welcher Reihenfolge ich sie zu ffnen hatte, wenn siemich endlich einholten, nachdem sie mir und meinem Ruck-sack quer durch Thailand und Australien gefolgt waren.

    Liebe Belle stell dir vor: Ich heirate!Zwei schicksalhafte Worte. Gro, fett und quer ber eine ganze

    DIN-A-4-Seite gekritzelt.In ihnen schwang eine solche Menge an Trumen und Erwar-

    tungen mit, dass sie quasi auf einer Welle der Erregung ber denOzean zu mir herberschwappten. Nicky htte sich die Brief-marken sparen und mir die Nachricht mit einem Luftkuss schi-cken, sie in ihrer Ekstase bis zu mir pusten knnen.

    Was fr eine Schande, dass diese Seligkeit nur von kurzerDauer sein und sich schnell wieder in Luft auflsen sollte wieeine Luftblase, die von einer frechen kleinen Rotznase vorzeitigzum Platzen gebracht wird.

    Kula Shaker drhnt in meinen Ohren.Kevin Costner tanzt vor meinen Augen, zeitweilig unbewolft,

    dafr aber um so reizvoller, weil nahezu unbekleidet. Sein ge-brunter, gesthlter Krper wird nur von einem Lendenschurzbedeckt, der netterweise nicht allzu windfest zu sein scheint.

    Ein groer Wodka-Cola in der Rechten.Den letzten Jilly Cooper und einen extragroen Riegel bester

    Cadbury-Schokolade auf dem kleinen, weien Plastiktablett vormir.

    Ein beraus knuspriger Typ sitzt im Sessel auf der anderenSeite des Ganges, der meine langen, braunen Beine mit schmei-chelhafter Regelmigkeit betrachtet.

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  • Wer behauptet, Langstreckenflge seien die Hlle? Das hierkommt meiner Vorstellung von totaler Glckseligkeit ziemlichnahe. Ich habe alle Dinge, die ich liebe: Musik, Filme, Mnner,Alk, Bcher und Schokolade, alle zusammen, alle auf einmalund alle am selben Ort.

    Ich seufze glcklich, breche mir noch vier Ecken von meinemSchokoriegel ab und lasse sie im Mund zergehen.

    Die einzigen Dinge, die fehlen, sind ein schnes, weiches Sofazum Kuscheln anstelle des genormten Flugzeugsitzes, der viel zuwenig Raum fr die Beine bietet und dem armen Tropf hintermir in den Magen drckt, wenn ich mich zurcklehne, einenette, knautschige Bettdecke zum Zudecken und meine besteFreundin Nicky, mit der ich diesen Moment teilen mchte.

    Aber wer wird sich schon beklagen? Ich sicher nicht.Die se Nix, meine beste Kameradin auf der ganzen, weiten

    Welt, meine Freundin seit nunmehr fast fnfzehn Jahren, meinePartnerin bei einer ganzen Menge Kinderstreiche und einer derwenigen Menschen, bei denen es mir Leid tat, sie zu verlassen,als ich mich aufgemacht habe zur anderen Seite der Welt jetzterwartet sie mich wer wei wie viele Meter weiter unten. Schonseltsam. Ich habe sie seit fast zwei Jahren nicht gesehen, undjetzt werde ich sie in genau ich blicke auf die Uhr zwanzigMinuten wiedertreffen, wenn der Zoll und die Gepckausgabemitspielen. ber mein gegenwrtiges Transportmittel kann ichwahrhaftig nicht klagen. Nach einigen der Orte, an denen ichmich in letzter Zeit aufgehalten habe, ist dieses Flugzeug das Hil-ton.

    Ins Hilton wrde ich allerdings so nicht kommen, mit diesenabgeschnittenen, ausgefransten und von der Sonne vllig ausge-bleichten Jeans, den total zerfetzten Turnschuhen und dem ver-blichenen, taschentuchgroen Stck Stoff, das vorgibt, ein Topzu sein.

    Nach dem emprten Gesichtsausdruck der Stewardessen zuschlieen muss ich froh sein, dass man mich berhaupt an Bord

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  • gelassen hat. Aber was erwarten die denn von jemandem, derzwanzig Monate lang quer durch Thailand, Neuseeland undAustralien getourt ist, und das mit nichts als dem Notwendigs-ten des Notwendigen im Rucksack?

    Dabei kann ich gar nicht so schlecht aussehen. Der Typ aufder anderen Gangseite mit dem ansprechenden Profil und dennoch ansprechenderen Beinen lsst seinen Blick schon wiederherberschweifen.

    Wir bewundern wohl gegenseitig unsere Beine.Klammheimlich werfe ich einen Blick zurck.Er ist viel dreister als ich. Er ertappt mich, sieht mir in die

    Augen und zwinkert mir auffllig zu. Sein Gesicht sieht vonvorn sogar noch besser aus als von der Seite. Mnnlich, sonnen-gebrunt, mit einem angedeuteten Bartschatten, der ihm gutsteht und mehr an einen sen Macho erinnert als an einenprotzigen, angeberischen Popstar.

    Wie er wohl heit?Ich finde, er muss einen markanten Namen haben, der zu dem

    markanten Gesicht passt, etwas Kurzes, aber Freches wie Sam nein, das klingt bisexuell. Rex? Nein, das ist ein Hundename.Adam? Genau, Adam passt zu ihm; sehr urtmlich. Adam, dererste Mann. Nun, das wre er nicht so ganz, soweit es mich be-trifft obwohl es mir gelungen ist, den Fernen Osten ohne Zusammenste der heien Art mit Angehrigen des anderenGeschlechts zu bereisen. One-Night-Stands sind nicht meinDing, und wenn man reist, dann ist eine Langzeitbeziehung auchnicht gerade gnstig. Und ehrlich gesagt will ich auch gar keineLangzeitbeziehung.

    Aber so ein Flirt ist nett.Ich drehe die Lautstrke meines Kopfhrers herunter und

    wende mich wieder den sexy Knien zu, willens, eine nette RundeAugen-Pingpong zu spielen.

    Dummerweise versperrt mir etwas die Sicht und wirft seinenhchst grazilen Schatten und eine ganz eigene Form des sau-

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  • ren Regens auf mich. Aufreizend klimpert sie mit den Augen-deckeln. Frustriert muss ich mit ansehen, dass die umwerfende,wie aus dem Ei gepellte Stewardess, die mich beim Einsteigen soangegiftet hat, weil ich wie ein Flchtling vom Bondi Beach aus-sehe, meinen attraktiven Fremdling kokett anlchelt und sichviel tiefer als ntig vorbeugt, um ihm ein Glas Champagner ein-zuschenken. Seine verwaschenen Shorts haben sie bestimmtnicht so angeekelt betrachtet, als er an Bord kam.

    Wren wir jetzt in einem Film, dann wrde sie mir den Champagner einschenken in seinem Auftrag, mit den bestenKomplimenten, mit unendlicher Hingabe und mit seiner Tele-fonnummer in petto. Stattdessen ist er in den Anblick ihrerstahlblauen Augen vertieft und lchelt idiotisch, als wren ge-rade all seine Hirnzellen betubt und schmachtend in Ohn-macht gefallen, die kleinen Hirnzellenhndchen auf die kleinenHirnzellenherzchen gepresst.

    Ich bin eine vergessene Nummer, ein fnfzig Sekunden wh-render Traum, ein vergangener Flirt.

    Und da wird behauptet, Frauen seien wankelmtig!Nicky und ich haben bereits vor langer Zeit festgesetzt, dass

    der beste Freund des Mannes der Hund ist, weil beide auf dergleichen emotionalen Stufe stehen. Im Grunde fhren Hundedas Leben, das Mnner sich immer wnschen. Sie essen, schla-fen, furzen laut und ungehemmt meist, ohne ausgeschimpft zuwerden , und als Krnung bumsen sie wahllos und ohne denZwang, ein Kondom zu tragen, ber Nacht zu bleiben oder sichdanach noch mal zu melden.

    berflssig das ermdende Ritual, uns zum Essen auszufh-ren, zu schmausen, zu trinken, zu flirten und so zu tun, als wrensie ernsthaft an unserem Intellekt interessiert, bevor sie zumNachtisch bergehen. Wenn ein Mann damit davonkommenwrde, herumzustreifen, seine Nase in unseren Schritt zu ste-cken und uns dann zu bespringen, dann wrde er es tun, da binich mir sicher.

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  • Nicky und ich haben unsere eigene Mnnerskala. Die h-nelt einem Rechenschieber; die meisten Mnner, die wir treffen,werden gleich rausgekickt wie die Spielsteine beim Mensch-rgere-dich-nicht. Mein wankelmtiger Nachbar ist gerade ausder Kategorie der potenziellen Lustobjekte abgerutscht in dieder typischen Platzverschwender. Das bedeutet, dass er immernoch ziemlich weit oben steht. Die Skala reicht so weit nach un-ten wie der jeweilige Mann. Ein Fass ohne Boden.

    Verstehen Sie mich nicht falsch. Mir gefallen Mnner sogarsehr. Mir gefllt nur nicht, was manchmal aus ihnen wird, wennsie (a) zu viel getrunken haben und in Gruppen unterwegs oder(b) der Meinung sind, sie htten unsereins mal wieder mit ih-rem Charme, ihrem Geist und ihrem rundum tollen Ausseheneingewickelt, weshalb jede weitere Anstrengung, uns glcklichzu machen, pure Energieverschwendung ist. Und diese Energienutzen sie lieber dazu, Bierglser zu stemmen und andere Frauenaufzureien, um sich davon zu berzeugen, dass sie es noch im-mer drauf haben.

    Jetzt muss ich nur noch begreifen, dass meine beste FreundinNicky, eine normalerweise vernnftige und durch und durch ge-scheite Frau, beschlossen hat, das uerste zu riskieren. Sich inden gefhlsgeladenen Abgrund des Lebens zu strzen. Sich alsSklavin der Gefhle und der dreckigen Socken zu verdingen. ImGegenzug erwartet sie ein gemeinsames Bankkonto und regel-miger Sex.

    Sie heiratet.In Gedanken wiederholte ich diesen Satz, um ihn endlich zu

    kapieren.Nicky heiratet.Sorry, ich befrchte, die Bedeutung ist mir noch nicht wirk-

    lich klar. Verstehen Sie wir hatten uns geschworen, es nie zutun, aber in weniger als vier Wochen wird sie sich diesen Opfer-kranz aufstlpen und sich von einem Mann an den anderenbergeben lassen.

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  • Doch Nicky ist von der ganzen Sache so hin und weg, dass ichselbst auf der stetig steigenden Flutwelle mitgetragen werde, der die Hochzeit meiner besten Freundin gleicht. Ich will sagen,dass ich mich von ihr habe breitschlagen lassen, in ein pfirsich-farbenes Etwas welch ein Horror! zu schlpfen und hinter ihrRichtung Kirche zu schweben. Ich habe sogar meine Reise ab-gekrzt, um nach London zurckzukehren und mich mit ihr zufreuen. Der einzige Grund, warum ich das sonnige-relaxte Aus-sie-Land verlasse, die letzte Etappe meiner groen Reise eineEtappe, die den Namen kaum verdient, weil ich dort nur knappeinen Monat verbracht habe , der einzige Grund ist der, Nickybei den letzten Vorbereitungen fr ihren groen Tag zu helfen,und zwar in meiner offiziellen Rolle als Brautjungfer. Tja, dasund die Tatsache, dass ich ziemlich abgebrannt bin.

    Die Frage war: Soll ich mein Flugticket eintauschen und mitdem so gewonnenen Geld bleiben, um dann so lange zu arbei-ten, bis ich mir den Rckflug wenn berhaupt wieder leistenkann, oder soll ich gleich fliegen und mich in etwas Seidiges, Segelartiges hllen, um Nickys Brautjungfer zu werden? Unsereenge Freundschaft und meine traurigen Finanzen gaben denAusschlag, und so sagte ich der Sonne, dem Faulenzen und einerberwltigenden Landschaft auf Wiedersehen und sprang in dienchste Maschine nach London.

    Der Kapitn kndigt den Anflug an, und als sich das Flugzeugzur Seite neigt, blicke ich ber die zwei dsenden Passagiere ne-ben mir und sehe unten die Lichter von London funkeln. Ichfhle, wie mich eine Woge der Erregung durchfhrt. Halloooo,Baby! Zivilisation, komm zu Mama! Willkommen in der guten,alten, hedonistischen und total selbstverliebten Realitt dermodernen Welt, wo Schokolade bequem aus dem Automatenkommt und wo ffentliche Toiletten etwas mehr Komfort bietenals mit Fliegen verseuchte Lcher im Boden.

    Ganz egal, wie atemberaubend einige der Orte auch waren, andenen ich gewesen bin, London ist immer noch meine Heimat.

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  • Eine spannende, aufregende Metropole, die mir umso attrak-tiver erscheint, weil ich wei, dass ich nicht die halbe Nacht da-mit verbringen muss, mein Gepck durch die Straen zu schlep-pen auf der Suche nach einem Quartier, das meinem Budgetangemessen ist (zehn australische Dollar, ein Taschenmesserund ein Pckchen chinesischer Kaugummi), und dass mein Heilnur Minuten entfernt ist, wenn ich mich nach einem Mars,einer Pizza oder einer Packung Tampons sehne.

    Das Erste, was mir auffllt, als ich mit weichen Knien aus demFlugzeug stolpere, nachdem ich ber vierundzwanzig Stundenim Sitz ausgeharrt habe, ist die Tatsache, wie unangebrachtmeine Strandklamotten doch fr den ziemlich unfreundlichenenglischen Frhling sind.

    Nieselregen. Ich hatte ganz vergessen, was das ist. Nicht zuvergleichen mit den dampfenden Straen Bangkoks, wo ein kur-zer Regenguss wie eine Dusche unter einem heien Wasserfallist. Irgendwie gelingt es mir, ohne groes Aufsehen durch diePasskontrolle zu kommen, meinen Rucksack und meinen alten,zerlumpten Seesack vom Rollband zu fischen, um mir danneinen Weg zwischen den vollgepackten Gepckwagen der ande-ren Passagiere zu bahnen. Schlielich gelange ich hinaus in dieAnkunftshalle und durchforsche das Meer erwartungsvoller Bli-cke nach einem bekannten Gesicht.

    Ich bin mir meines Krpers immer besonders bewusst, wennich durch den Zoll in die Ankunftshalle komme, wo alle stehenund einen anstarren, wo Taxifahrer mit Namensschildern win-ken und aufgeregte Familien auf ankommende Verwandte war-ten. Fhlen sich so Fuballspieler, wenn sie aus dem Tunnelgangauf das Spielfeld treten? Alle Augen sind auf einen gerichtet,voller Hoffnungen und Erwartungen.

    Mein Flugzeugnachbar mit den sexy Knien schiebt an mirvorbei, auf seinem Gepckwagen stapelt sich teures Ledergepckneben einem schwarzen Laptop und Duty-Free-Taschen, aus de-nen Schnaps, Kippen und Parfm quellen. Im nchsten Moment

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  • geht er fast zu Boden, als eine umwerfende Blondine in einemschlicht und ergreifend noch umwerfenderen Designerkostmsich ihm in die Arme wirft. Ihre Beine reichen bis zu ihren ta-rantellangen Wimpern.

    Tristan, Liebling, ich habe dich ja so vermisst!Tristan? Da lag ich aber ganz schn daneben. berhaupt lag

    ich in jeder Hinsicht daneben, soweit er betroffen war, dieserwankelmtige Wollstling.

    Hast du mich vermisst?, suselt sie, und ihre langen Wim-pern flattern wie Motten vor einem Fenster.

    Ich habe jeden einzelnen Moment an dich gedacht, gurrter.

    Lgner! Tristan sackt rasant auf meiner Mnnerskala auf dieEbene der miesen kleinen Ratten ab, die gerade noch eineStufe ber dem Bodensatz der Schleimscheier und zwei Stu-fen ber dem derzeit abgrundtief Niedrigsten stehen, der stin-kenden Ausgeburt eines leibhaftigen Teufels.

    Seltsam, die meisten Mnner, die ich unterwegs getroffenhabe, erhielten dieselben Einordnungen, entweder in der Kate-gorie gerade genug Hirn, um auf Sport, weiche Drogen und har-ten Schnaps zu stehen, oder in der Kategorie wrde auch einSchaf bumsen, wenn es ihm die Zigarette danach anzndet. Ichmuss mich wohl in den falschen Kreisen bewegt haben. Ich steheda und starre gut sechzig Sekunden lang durch Nicky hindurch,bevor die Tatsache, dass sie auf- und abhpft und mit lauterStimme meinen Namen ruft, sich schlielich einen Weg in meinbermdetes Hirn bahnt.

    Annabelle! Belle! Da bist du ja endlich! O mein Gott,wie toll du aussiehst! O mein Gott, ich kann gar nicht glauben,dass du es bist!, quiekt sie, strzt herbei und wirft die Arme ummich.

    Ich atme Nickys vertrauten Geruch ein Kokosnusssham-poo, Fairy-Waschpulver und den schwachen Duft nach Trsorvom Abend zuvor , bevor sie mich loslsst, mich auf Armes-

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  • lnge von sich hlt und von oben bis unten mustert. Ihre Augenglitzern vor Aufregung und Freude.

    Lass dich ansehen! Wie schlank und braun du bist. MeinGott, und dein Haar ist mindestens einen halben Meter gewach-sen. Du siehst glnzend aus, einfach glnzend

    Ich starre auf das, was Nicky sein muss. Anstelle eines offenenLchelns habe ich ein schockiertes, unechtes Grinsen aufgesetztund wnschte wirklich, ich knnte das Kompliment erwidern,aber dann msste ich lgen. Und man belgt doch seine besteFreundin nicht, oder?

    Du auch. Ich zwinge mich, mein Grinsen zu einem hoffent-lich etwas natrlicherem Lcheln zu erweitern. Ein kleinerSchwindel, zugegeben, aber ich wollte ihre Gefhle nicht ver-letzen, und dann zhlt es doch nicht, oder? Auerdem sieht siein meinen Augen groartig aus, ich habe sie schlielich so sehrvermisst, aber

    Nicky zieht eine Schnute.Quatsch, entgegnete sie und lchelt schwach, ich sehe

    schrecklich aus, und wir beide wissen es.Nix war schon immer unglaublich hbsch, ohne es zu wis-

    sen. Ihre Augen sind so grnblau gesprenkelt wie eine reifeBirne, sie hat ein spitzes kleines Kinn und eine niedliche, kleineStupsnase, die sie hasst, weil sie denkt, dass sie damit wie einWichtel aussieht, die aber jeder, der sie trifft, unglaublich sfindet.

    Jetzt sieht ihr dunkelblondes Haar, das normalerweise zueinem gepflegten Pagenkopf frisiert ist, aus, als htte jemand di-lettantisch drauflos gesbelt. Es steht in alle Richtungen ab undist so trocken wie ein Kamel, das acht Tage ohne den Anblickeiner Oase auskommen musste.

    Sie hat einen dicken, roten Pickel auf dem Kinn. Sie wissenschon, einer von der Sorte, die so fett sind, dass man beinahemeint, sie aufleuchten zu sehen wie ein Warnblinker. Dabei hatsie sechs Schichten Tnungscreme aufgetragen.

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  • Und sie muss mindestens zwlf Pfund zugelegt haben, seit wiruns das letzte Mal gesehen haben.

    Kummerspeck, erklrt sie und lacht trocken, als sie michdabei ertappt, wie ich erstaunt auf die zustzlichen Kurven bli-cke, die ihr einst so schlanker Krper jetzt aufweist.

    Schon seltsam, was? Wenn man frisst wie ein Schwein, siehtman irgendwann auch aus wie eins. Genau genommen mssteich aussehen wie ein Schokokeks Achselzuckend lacht sie.Aber egal, wir sollten hier nicht rumstehen und quatschen, dumusst ja total erschpft sein. Dann wollen wir dich mal nachHause bringen also zu mir, um genau zu sein. Ich hoffe, es istdir recht, erst mal bei mir zu wohnen. Es sei denn, du willst zu-rck zu deiner Mutter, was eher unwahrscheinlich ist, wenn manbedenkt, dass du fnf Monate lang nicht mit ihr gesprochenhast. Und dann musst du mir auch erst mal genau erzhlen, wiees war. Ich will jedes verdammte Detail und jede klitzekleineEinzelheit wissen Sie bricht ab und umarmt mich erneut.Pltzlich sieht sie sehr traurig aus. Ach, Belle, es tut so gut, dichwieder hier zu haben! Du weit ja gar nicht, wie sehr ich dichvermisst habe.

    Ich habe dich auch vermisst, Baby, erwidere ich und dr-cke erstaunt ihre neuen, schwabbeligen Kurven.

    Kummerspeck? Warum sollte Nicky Kummerspeck anset-zen? Eine vorhochzeitliche Nervenkrise vielleicht? Sie schnapptsich meinen Seesack, packt mich mit eisernem Griff am Armund zerrt mich aus dem Terminal zu einem nahe gelegenen Park-haus, wobei sie die ganze Zeit albern weiterplappert und sich anmich klammert, als wrde sie mich nie wieder fort lassen wollen.Trotzdem ist sie immer noch eigenartig distanziert.

    Wir haben uns seit fast zwei Jahren nicht gesehen, aber das istes nicht. Nicky und ich sind die ganze Zeit ber in Kontakt ge-blieben mit Briefen, Anrufen und ausreichend Postkarten, umeine kleine Sammlung anzulegen.

    Es ist eindeutig: Etwas stimmt nicht mit ihr.

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  • Auf Ebene zwei des mehrstckigen Parkhauses macht sie voreinem metallic-grnen schnieken Sportwagen Halt.

    Das ist deiner?, frage ich unglubig. Was ist mit Arnoldpassiert?

    Arnold ist oder vielleicht: war Nickys erste Liebe. Einklappriger alter Austin Allegro, der mehr Allren hatte als eineHollywood-Diva. Doch Nicky war vernarrt in ihn.

    Er ist seit achtzehn Monaten auf einen Stellplatz in derNhe der Wohnung verbannt, erklrt sie mir. Ich habs nichtbers Herz gebracht, mich ganz von ihm zu trennen, aber er hatnicht zum neuen Image gepasst. Aber das tue ich auch nicht,was?

    Und wieder dieses jmmerliche Lachen.Ich fange an, mir ernsthaft Sorgen zu machen.Das ist nicht die Nicky, die ich kenne und schtze. Dieses mit-

    reiend frhliche, heitere, lustige Mdchen, das Nicola LouiseChase in den letzten fnfundzwanzig Jahren immer war.

    Und sie hat die Hochzeit noch nicht einmal erwhnt, wasnach den letzten paar Monaten, in denen es um kaum etwas an-deres ging, ziemlich verdchtig ist.

    Nicky drckt auf den Infrarotknopf an ihrem Schlsselbund,die Scheinwerfer blinken zweimal und die Zentralverriegelunggeht auf. Sie hilft mir, mein schbiges Gepck in den Kofferraumzu laden, wobei sie die ganze Zeit ber meinem Blick ausweicht,und dann steigen wir beide ein.

    Ich beschliee, mich vorsichtig anzupirschen.Jetzt sag mir nicht, dass wir sofort zum Schneider fahren, da-

    mit mir ein schreckliches, pfirsichfarbenes Etwas mit grsslichenRschen auf den Leib geschneidert wird?, frage ich, als sie denMotor aufheulen lsst.

    Mir wird klar, dass ich beim ersten Versuch ins Schwarze ge-troffen habe, denn Nickys Gesicht gleicht jetzt einer Coladose,ber die ein Autoreifen gefahren ist.

    Alles in Ordnung, Nicky?

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  • Ja, alles nein, nichts! Pltzlich lsst sie den Trnen freienLauf und bricht schluchzend und wie ein Hufchen Elend berdem ledernen Lenkrad zusammen. Nichts gar nichts ist inOrdnung. Es ist alles so hoffnungslos und absolut falsch gelau-fen, Belle.

    Sie lehnt sich zurck und angelt nach ihrer Handtasche. Vor-sichtig strecke ich die Hand aus und drehe den Zndschlssel, sodass der Motor erstirbt.

    Nicky zieht ein Taschentuch heraus und wischt sich krampf-haft die Trnen von den Wangen. Ganz offensichtlich kam dasTuch heute bereits mehrfach zum Einsatz; auf dem weien Lei-nen sind Flecken dunkelbrauner Wimperntusche und Spurenvon Lippenstift.

    Ach, Belle, ich wei nicht, was ich machen soll. Ich konntemit niemandem darber reden. Ich hab ja versucht, mit meinerMutter zu reden, aber sie fand es total verrckt, so was auch nurzu denken. Und ich wollte mit dir reden, aber du warst so weitweg, und ich wollte dich nicht beunruhigen, fr den Fall, dassgar nichts ist

    Sie umklammert meine Hand. Ihre ist ganz kalt, die Ngelsind stumpf und abgekaut. Ich drcke sie ganz fest.

    Was ist denn los, Nix?, frage ich sachte.Nicky hrt auf, in ihr Taschentuch zu schluchzen, und sieht

    mich an. Ihre groen Augen sind feucht und bekmmert. Ri-chard, keucht sie, hat eine andere.

    Richard. Der Zuknftige. Mr. Perfekt, Nickys Briefen zufolge.Ein Mann, zu gut, um wahr zu sein.

    Was hat er? Bist du dir sicher?Ja Nein Ach, ich wei doch auch nicht. Ich blicke ein-

    fach nicht mehr durch.Wieder sieht sie mich an; Trnen und Wimperntusche str-

    men ber ihre Wangen.Na, etwas muss doch vorgefallen sein, wenn du so etwas

    denkst. Hat er was gesagt? Sich irgendwie verndert?

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  • Sie schnuzt sich heftig in das bereits durchgeweichte Ta-schentuch und nickt.

    Er fing irgendwann an, mir auszuweichen. Du weit schon hat Verabredungen abgesagt, ist ohne Erklrungen ausgegangen,war mit Freunden was trinken, ohne je einen Namen zu nen-nen, hat bis spt nachts gearbeitet, ist aber nie ans Telefon ge-gangen, wenn ich versucht habe anzurufen. Ich wei auch nicht,vielleicht bin ich voreilig, aber frher war er ganz anders. Ichwei nicht, was ich tun soll, Belle. Vielleicht bertreibe ich. DieAufregung vor der Hochzeit und so. Ich hoffe wirklich, dassnicht mehr dahinter steckt. Das hat zumindest meine Mutter be-hauptet

    Keine Sorge, Nix, erwidere ich und drcke sie an mich.Deine Mutter hat bestimmt Recht. Heiraten ist neben Um-zgen und Scheidungen anscheinend eine der Hauptursachenfr Stress. Ach ja, und Todesflle. Natrlich die anderer Leute,denn es ist zu spt, nach dem eigenen gestresst zu sein, nichtwahr? Obwohl der Tod natrlich in diesem Fall Stress abbauenknnte. Will heien, ich wrde mich glcklich schtzen, Ri-chard fr dich umzubringen, wenn du meinst, das wrde hel-fen

    Ich werde mit dem Ansatz eines Lchelns belohnt.doch was auch immer es ist, Nix, wir werden es klren, das

    verspreche ich dir. Irgendwie schaffen wir es.Nicky beugt sich herber und umarmt mich trnenber-

    strmt.Danke, Belle. Ich wusste, dass mit deiner Hilfe gleich alles

    besser aussieht. Du glaubst ja nicht, wie froh ich bin, dass du wie-der da bist.

    Liebevoll drcke ich sie an mich. Der Mutterinstinkt wallt inmir auf wie bei einem Krallenaffen, der ein heranpirschendesRaubtier gesichtet hat. Sie mag froh sein, dass ich wieder da bin,aber eines ist sicher: Wenn Richard sie wirklich an der Nase herum und geradewegs ins Dornengestrpp des Verrats fhrt,

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  • statt vor den Altar und anschlieend in ein s duftendes Bettaus Rosenblten, dann wird er sich wnschen, ich wre weiterals nur einen Kontinent weg. Wenn ich herausfinde, dass erdiese Frau wirklich betrgt, die wahrscheinlich einer der entz-ckendsten, nettesten Menschen in unserem Universum ist,dann werde ich ihn nicht einfach nur umbringen ich werdeihn langsam, brutal und sehr schmerzhaft zu Tode qulen.

  • Kapitel 2

    Nicky fhrt mich zu ihrer Wohnung im Stadtteil Limehouse, wo sie seit zwei Monaten lebt. Das Apartment liegt in einem rie-sigen, alten Lagerhaus am Hafen, in dem nach einem Umbaudrei Stockwerke Luxus pur entstanden sind mit versetztenWohnebenen, massiven Pfeilern, riesigen Fenstern und Ziegel-steinwnden. Das Gebude liegt in einem Bezirk, der gerade weitgenug auf der falschen Seite des Szeneviertels ist, um noch be-zahlbar zu sein.

    Nickys Wohnung befindet sich im zweiten Stock, in den manber eine steile Steintreppe oder mit dem schnieken, neuen Liftgelangt. Wir quetschen uns hinein; meine Schuhe und meinRucksack hinterlassen kleine Sandhufchen auf dem poliertenBoden.

    Obwohl sie erregt ist, ffnet Nicky die Wohnungstr doch miteinem berechtigten Anflug von Stolz.

    Zu ihrem neuen Image gehrt nicht nur der Sportwagen, sondern auch eine Wohnung, fr die man sterben knnte. Ichtrete durch die Tr in eine Art Empfangsraum, von dem aus eineweitere Tr nach rechts zum Garderobenraum abzweigt. berdrei Stufen gelangt man in den zentralen Teil des Apartments,ein riesiges Wohnzimmer auf zwei Ebenen, mit Parkettbodenund Ziegelsteinwnden.

    Die gegenberliegende Wand ist fast ganz aus Glas und fhrtnach drauen, wo sich nicht gerade ein Dachgarten, aber dochetwas weitaus Besseres als ein Balkon befindet. Darauf steheneinige prchtige Pflanzen in fetten Terrakottakbeln, ein Holz-tisch samt Sthlen, eine passende Sonnenliege und sogar einGrill, der an der rechten Wand aufgestellt ist.

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  • Man hat den Eindruck, dass sich drauen mehr Mbel alsdrinnen befinden, obwohl die wenigen Dinge, die Nicky in ih-rem Wohnzimmer hat, sehr geschmackvoll sind.

    Nicky hat immer schon zu den Leuten gehrt, die auf Qua-litt statt auf Quantitt achten. Wenn man uns beide mit je einhundert Pfund zum Einkaufen schicken wrde, kme sie miteiner einzigen Hose zurck, die traumhaft sitzen und Jahre hal-ten wrde, whrend ich Taschen voller Billigteile anschleppenwrde, die gerade einmal zwei Wschen berstnden, bevor sieausbeulen, durchscheuern, verbleichen und wie alte Putzlumpenaussehen wrden.

    Die Mitte des Raumes nimmt ein prchtiger trkischer Tep-pich ein, den Nicky aus dem Esszimmer ihrer Eltern entwendethaben muss. Darauf thronen im rechten Winkel zueinander zweiknautschige, cremefarbene Sofas, dazwischen steht ein kurven-reicher Couchtisch von Conran.

    An der Wand zur Rechten neben der Tr zur Kche steht einteures Regalsystem. Eines von diesen hochmodischen High-Tech-Teilen aus Buchenholz und Plexiglas, auf dem sich einigeerlesene Kunstobjekte, eine teure Stereoanlage und ein kleinerFernseher verlieren.

    Genau die Art Wohnung, die in Lifestyle-Zeitschriften vor-gestellt werden und die immer einem aufstrebenden jungenStarlet gehren. Alles sieht einfach nur teuer aus. Gott sei Dankhabe ich mein Didgeridoo nicht mitgebracht. Abgesehen vondem Problem, es um den halben Erdkreis zu transportieren, httees auch nicht wirklich zum Ambiente gepasst; und obwohl diefolkloristischen, geschnitzten Fruchtbarkeitssymbole, fr die ichmich entschieden hatte, viel besser zum Dekor passen wrden,scheinen sie mir im Moment nicht besonders angemessen.

    Aber vielleicht sollte ich nicht so negativ denken.Wie sie selbst sagte, hat Nicky ja nur eine kleine, vorhoch-

    zeitliche Nervenkrise, einen Panikanfall, verursacht durch ihreeigene Angst, eventuell nicht das Richtige zu tun. Wenn also

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  • UNVERKUFLICHE LESEPROBE

    Sarah HarveyDie Hochzeit meiner besten FreundinRoman

    Taschenbuch, Broschur, 352 Seiten, 11,8 x 18,7 cmISBN: 978-3-442-47087-7

    Goldmann

    Erscheinungstermin: Februar 2009

    Wenn Frauen und Mnner zusammengehren, warum sind sie dann so verdammt inkompatibel?Und warum belsst frau es nicht einfach bei dieser Einsicht und gibt die Suche nach demRichtigen auf? Es ist wohl so wie mit Schokolade, Alkohol und teuren Klamotten: Man muss sieeinfach haben, obwohl man wei, welchen Schaden sie anrichten knnen.Etwas in der Art denkt sich Belle, als sie nach einem zweijhrigen Aufenthalt in Australiennach London zurckkehrt, um die Hochzeit ihrer besten Freundin Nicky zu begehen. Dochbevor Nicky ihrem Angebeteten das Ja-Wort geben kann, schickt sie Belle als Spionin aus,um herauszufinden, warum sich ihr Verlobter in letzter Zeit so merkwrdig benimmt. Und sieheda: Belle ertappt ihn nach einigen Recherchen in flagranti mit einer langbeinigen Brnetten.Nach dem ersten Schock ist Nicky mehr als dankbar, dass ihre beste Freundin sie vor der Ehemit diesem Herumtreiber bewahrt hat und ermuntert sie, auch fr andere Frauen in hnlichenSituationen detektivisch ttig zu werden. Da Belle sowieso dringend einen Job braucht, verbringtsie von nun an ihre Zeit damit, in Bars nchtliche Beobachtungsposten zu beziehen undsich bei Bedarf auch im Gebsch zu verstecken bis sie sich an die Fersen des attraktivenEddie Farrar heftet. Fr eine in Eddie verliebte Klientin soll sie herausfinden, wie er sich seineTraumfrau vorstellt. Nun, offensichtlich sieht sie aus wie Belle, und auch Belle muss sich baldeingestehen, dass ihr Interesse an Eddie weit ber das Berufliche hinausgeht. Aber darf sieEddie ihre Liebe gestehen? Was wird er von ihr halten, wenn er erfhrt, dass sie ein Spitzelist? Auerdem unterliegt sie der Schweigepflicht und hat ihrer Auftraggeberin hoch und heiligversprochen, sie um keinen Preis zu verraten ...