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Schon 1945 gab es in allenTeilen des Landes beherzte Männerund Frauen, die die Not der rechtlos gewordenen Kriegsopferbeseitigen wollten und deshalb nach Wegen suchten, einenZusammenschluss zu einer Organisation zu bewerkstelligenoder zumindest örtliche Betreuungsstellen einzurichten.

ERSTE BETREUUNGSSTELLE IN ROSENHEIMNoch ohne Genehmigung der Militdrregierung begann im Juni1945 in Rosenheim der spätere VdK-Präsident und Lan-desvorsitzende KarlWeishäupl mit der Beratunt und Betreu-ung der Kriegsopfer. lm Juli 1945 wurde diese erste,,Betreuungsstelle für Kriegsopfer in Bayern" von der Militär-regierung genehmigt. Damals schon mit dabei: der langiährige

VdK-Landesschatzmeister Willi Hofmann.

Bereits im September '1945 wurde eine ,,Groß-Hilfsaktion"im Stadt- und Landkreis Rosenheim als Haussammlung ge-startet, die den stattlichen Betrag von 154.675,04 Reichsmarkund viele Sachspenden erbrachte. Die Durchführung dieserSammlung oblag der Kriegsopferberatungsstelle, die genaueAbrechnung musste der Militärregierung vorgelegt werden.Über den Umgang der damaligen Betreuungstätigkeit Sibt einlnterview Aufschluss, das am 'l 'l. Januar 1946 im ,,Oberbaye-rischen Volksblatt" erschien. Unter der Überschrift ..Bayerns

erste Beratungsstelle für Kriegsopfer" legte Karl Weishäupleine Bilanz des bisherigen Wirkens der Kriegsopferbera-tungsstelle vor:,,Beraten wurden bisher allein etwa 2.000Kriegsopfer. 122 Kriegsversehrte erhielten orthopädischeHilfsmittel, 84 Bein- und Armprothesen, 70 Schwerkriegs-beschädigten konnten mit Hilfe des Arbeitsamtes Arbeitsplätzezugewiesen werden,220 Gesuche aller Art wurden erledigt,170 Ausweise für Schwerkriegsbeschädigte wurden nach

Einholung der Unterlagen ausgestellt und 15 Kriegsversehrtebereits damals auf einen anderen Beruf umgelernt."

KLEIDUNGSSTUCKE. KOHLE UND BRENNHOLZDieVersorgung mitWäsche und Kleidungsstücken, fi nanzielle

Unterstützung im Gesamtbetrag von 24.606,30 Reichsmarkund viele Sonderleistunten wie Weihnachtsgaben oder Sonder-

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Die Stunde Null - wie alles begann

DIE CESCHICHTE DES VdK BAYERNATCANN TN DER STUNDE NULL, NAMLICHNACH DER KAPITULATION DESDEUTSCHEN RE]CHESAM 8. MAI I945.DERVOIY NS REGII'4E BEGONNENE ZWEITEWELTKRIEG ENDETE M]T EINER KATASTROPHE:DIE SIÄDTE LAGEN IN SCHUTT UND ASCHE,DER HUNGER PRAGTE DIE GESICHTERAUSGEI.,lERGELTE GESTALTEN IN ALTEN WTHRI"lACHTSUNIFORIYEN ZOGEN DURCHDIE LANDE, FLÜCHTLINGE STRÖMTEN INDAS LAND,

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Wer sollte sich um die hungernden Witwen und Waisen, umdie schwerstkriegsbeschädigten Männer in Rollstühlen, mitKrücken in- und außerhalb der Lazarette kümmernl Es gab

keine Versorgung, denn die Amerikaner, zu deren Besatzungs-

gebiet Bayern gehörte, hatten alle Rentenzahlungen mit einemFederstrich beseitigt, das Wort,,Kriegsbeschädigter" durftenicht mehr in den Mund genommen werden. Und für einenPolizeihund wendete der Staat noch im Jahre 1947 mehr Geldauf als für eine Kriegswitwe.

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zuteilunten von Kohle und Brennholz und die Hilfe in

WohnungsangeleSenheiten für 37 Kriegsopfer waren in dieser

ersten Bilanz enthalten. Auf Weishäupls Wunsch liste in diesem

lnterview stand neben der Bitte um weitere ,,hochherzigeUnterstützung" durch die Bevölkerung auch:,,Die Zusammen-

fassung aller Kriegsopfer im Lande Bayern zu einem Landes-

verband, eine Notwendigkeit zurVertretung der lnteressen all

dieser Opfer, nicht nur in einem begrenzten Gebiet, sondernim ganzen Land."

Schon im Sommer 1945 begann Hans Huber, Gründungs-mitglied desVdK und langjähriger Landesgeschäftsfüh rer, seine

individuelle Betreuungstätigkeit in München. lm August l945nahm er beim Bayerischen Roten Kreuz seine Tätigkeit auf.

,,Umfassende Betreuung, Beratung und lnteressenvertretungder Versehrten, lnvaliden und Hinterbliebenen in der Stadt

und im Landkreis München" waren das Aufgabengebiet des

damals 32-Jährigen, selbst schwerkriegsbeschädigten Sachbear-

beiters und späteren Abteilungsleiters im Roten Kreuz.Nahezu 20.000 Kriegsopfer, darunter viele Witwen, Waisenund Eltern, hat Hans Huber in der Zeit seines Wirkens inner-halb des Roten Kreuzes registriert und über 37.000 Beratun-gen und Betreuungen mit einem kleinen Stab von Mitarbeiterndurchgeführt. Die Schwerstbeschädigten mit Prothesen undKrücken standen vor seiner Dienststelle Schlange.Aus Mittelndes Roten Kreuzes und aus Sammlungen, die Hans HuberorSanisierte, wurden,,Renten" und Beihilfen ausbezahlt.

HANS HUBER VERHAFTET

Eines Tages - im Herbst 1945 - beobachtete die Militär-regierung die Schlange ausgemergelter Gestalten vor seinem

Büro. Sie verhafteten Hans Huber kurzerhand. Misstrauisch

fragte der zuständige Offizier, dem er vorgeführt wurde, was

hier vor sich gehe. Offenbar hatte dieAnsammlung vieler Män-

ner in alten Wehrmachtsuniformen, die nur notdürftig zu

Trachtenanzügen umtearbeitet waren, das Misstrauen der Be-

satzungsmacht wachgerufen. Nach der notwendigen Aufklä-

rung konnte er sofort in seine Dienststelle zurückkehren und

die,,Rentenauszahlungen" fortsetzen.

BERE1TS ]I"1 LAZARETT BEGANN DiE BETREUUNC

,,Begonnen hat die Betreuungsarbeit bereits im Lazarett inMünchen", berichtete Karl Ritzer, ebenfalls einer derverstorbenen VdK-Gründungsmitglieder und lan§ähriger stell-

vertretender Landesgeschäftsführer desVdK Bayern. Er suchte

sofort Verbindung mit Gleichtesinnten und erfuhr derenNamen vor allem von den Lazaretrirzten. Hans Huber,AugustMooseder, Paul Röhrig, KarlWeishäupl, diese Namen der spä-

teren VdK-Gründer tauchen dabei schon im Sommer 1945auf. Die individuelle Betreuungstädtkeit war damals zweifellos

das wichtigste Anliegen überhaupt, um die ärgste Not derKriegsopfer zu beseitiSen. Dazu bedurfte es aber auch derWederherstellung gesetzlicher Grundlagen. Daran maßgeblich

mittewirkt hat Karl RiEer zusammen mit Paul Röhrit, die beide

ab 5. Juni 1946 im Arbeitsausschuss des BayerischenArbeitsministeriums schon an einem Entwurf des

Schwerbeschädigtengesetzes mitarbeiteten. Schon bis

Ende '1945 war es in Gesprächen mit der l'1ilitär-regierung gelungen, die völlige Einstellung der Ren-tenzahlungen wieder aufzuheben und wenigstensMindestleistungen zu erwirken. Vorläufig waren also dieBestrebungen darauf gerichtet, im Rahmen des

Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) die Kriegsopfer zu

betreuen und die verschiedenen Beratungsstellen, die imLande entstanden, einzugliedern.Vom Präsidium des BRK

wurde jedenfalls der Kriegsopferberatungsstelle Rosen-heim nach vorausgegangenen Verhandlungen am 18. Ok-tober 1945 offiziell die Eingliederung in das BRK bestätigrund mit der Leitung der,,Abteilung Kriegsopfer" (später,,Für Versehrte und lnvaliden") in Rosenheim KarlWeishäupl beauftragt.Vom BRK-Präsidium wurde ihm zudiesem Zeitpunkt auch der Aufrrat zum Aufbau derNebenstellen in einem größeren Gebiet übertragen.VonMitte März 1946 bis Ende des Jahres war Weishäupl imDienste des BRK in Oberbayern damit beschäfrigt,überall ,,Abteilungen für Versehrte und lnvaliden" zuerrichten.Auch aus einer Denkschrift von Franz Fackler,der nach der Gründung des VdK Bayern stellver-tretender Landesvorsitzender wurde, geht hervor,dass die Betreuung der Kriegsopfer durch das BayerischeRote Kreuz noch Anfang 1946 als die bestmöglicheLösung angesehen wurde. Fackler schrieb: ,,Die gegen-wärtigen Verhältnisse lassen eine Zusammenfassunt ineigenen Organisationen nicht zu. Es wäre auch sicher

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nicht glücklich, wenndie alten Kriegsbeschä-digtenverbände aus derZeit vor 1933 mit ihrengegenseititen Kon-kurrenzkämpfen undmanchmal auch un-fruchtbarem Radikalis-mus wieder in der altenForm erstehen wür-den." So blieb es zu-nächst bei Denkschrif-ten, Eingaben undzahlreichen Gesprä-chen, was die Gründungeiner eigenen Orga-nisation betraf. AllenBemühungen, einen Ver-band zu gründen, standdie Miiirdrregierung vor-läufig jedoch ablehnendgegenüber.

ZULASSUNGS-

SCHREIBEN VOM29.1',t .1946Max Peschel, der be-reits am 1.Juli 1945 in

einer Denkschrift an

die Staatsregierung dieunvorstellbare Not und

Rechdosigkeit der Kriegs-

opfer gegeißelt hatte,forderte die Staatsre-gierung auf,,,ungesäumt das Erforderliche zur Behebung dieserVerhältnisse in derVersorgung der Kriegsopfer einzuleiten".In allen Teilen des Landes Bayern wurde 1945/46 versucht, auf

örtlicher Basis die Kriegsopfer zu betreuen und den Zusam-

menschluss in einer Organisation zu erreichen. Sowohl das

Arbeitsministerium als auch das lnnenministerium wurdenangeschrieben und um Zulassung gebeten. Das zuständige

Staatsministerium des lnnern erteilte dann am 29. November'1946 dem,,Verband der Körperbehinderten,Arbeitsinvalidenund deren Hinterbliebenen in Bayern e.V" die zulassung in

einem an KarlWeishäupl gerichteten Schreiben.

Wenige Tage nach derZulassung, nämlich am4. Dezember 1946. fandim Hause der Landes-vers ic h e ru ngsa n sta ltOberbayern die Grün-dungsversammlungstatt. Auf der Grün-dungsversammlungwu rde Max Peschelzum Landesvorsitzen-den und KarlWeishäuplzum Landesgeschäfts-führer bestellt.

DIE W]EGE DES VdK

STAND IN BAYERNDie Kunde von derGründung ging wie einLauffeuer durch dieLande.ln den ersten we-nigen Wochen des nochverbleibenden Jahres'1946 fanden die erstentausend Mitglieder denWeg zu dem Verband-Nach der Gründung des

ersten Ortsverbands in

Penzberg, woYon einePostkarte an die Landes-

geschäfustelle berichte-te, begann die Aufbauar-beit im tanzen Lande.

Die Zulassung desVdK Bayern war auch lnitialzündung für die

Gründung desVdK in den anderen Bundesländern. Diese ersteAufbauphase desVerbands wurde mit der Gründung desVdKDeutschland als Dachorganisation der Landesverbände im Jahr1950 abgeschlossen. DerVdK ist also in Bayern entstanden.

Dass der VdK Bayern damals wie heute der mit Abstandgrößte Landesverband innerhalb des VdK Deutschland ist,

hat also auch etwas mit der Gründungsgeschichte des Ver-

bands zu tun. r

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IMPROVISIEREN }vAR DAS GEBOT DER STUNDE.

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Der Landesvorsitzende m ersten,,Nachrichtenblatt"

Noch vielen Mühen, noch Überwin-

d u n g m o n ni gfoch e r S chw ie r i gkeiten

und Hemmungen ist es möglich ge-

worden, mit diesem Nochrkhtenbloft

ein notwendries Hr'lfsmittel frir den

Aufbou, den Ausbou und dosWikenunseres Verbondes zu r Verf)gung zustellen. Unsere Mitfeder und insbe-

sondere unsere Verbon d sfu nktlon ö r e

werden dos Erscheinen freudigbegrüßen. UnserVerbond hot in den

wenigen Monoten seines Bestehens

eine beispieliose Entwicklung genom-

men.Wir zöhlen bereix 150.000 lvlit-

glieder. Dieser oußerordentlich er-

freuliche Aufstieg des VdK legt derVerbondsleiung glekhzei g Pflkhten

ouf, die sie mit oller Energie zuerfilien bestrebt ist, wozu ouch der

,,Wille undWeg" ein willkommener

Helfer sein wid.Wi wßsen, doss eine

Orgonisotion nicht nur on sich die

Hilfe leisten konn, die ihre Mitglieder

mit Recht erworte\ sondern, doss die

Orgonisotion nu dos Mittel ist, umden Verbondszweck zu erreichen.

Der Zweck desVerbondes der Kör-perbeschädigten, Soziolrentner und

Hinterbliebenen ist, die Forderung

zu vettrcten, doss ol,en Körperbe-

schödigten ohne Rücksicht ouf die Ursoche ihres Schodensjenes Moß on Hilfe zukommg ouf dos der E)nzelne noch dem Grodseiner Körperbehinderung einen berechigten Anspruch gegenüberseinen gesunden Mitmenschen erheben konn. Dieses berechtrgteVerlongen der öffentlichkeit gegenüber mit besonderem Nochdruck

Beeintöchtigten, bei den durch dos hohe Alter Gebeugten und beiden Hinterbliebenen, denwitwen undwoisen, noch ungleich größerist o/s den totz oller Not Glücklichen, die noch im Besitz ihreryollen Arbeitskroft, ihrer Gesundheit und domit des wertvollsten6utes sind Unsere Erfolge bei der Durchsetzung unsererVerbonds-

zu verteten, ist eine

der wichtigsten undzugleich schönsten

Aufgoben diesesBlotles. wi wollenMoß holten noch

Rücksicht und 6e-rechtigkeit wir wis-

se4 doss unser or-mes Voterlond ous

ollenWunden blutetund nur beftjhigt ist,

dos Allernotwen-

wi{tusndziele berechtigenuns zu der An-nohme, doss wirurseren Mitgiie-dern gegenüberweiterhin bewei-sen können, !a/ie

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dig unsereVerbonds-

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DAS NACHRICHTENBLATTDER K O RP EX EESCHADIqTEN, SO ZIALRENTN€R, UND HINTERßLIEBENEN tN EAYERN

DER (OPF DER ERSTI N AUSGABE VON ,,WILLE UND WEG",DER ERSTEN VERBANOSZEITUNG DESVdK BAYERN.

digste dern ünzelnenzu skhem, ober dos zum Leben Unentbehrliche werden wir mitoller Zöhigkeit und Unerbittlichkeit fodern. Wir wollen dieOffentlichkeit dorouf oufmerksom mochen, doss die Not, dos Eiend,die Sorge ft)r die Fomilie bei den in ihrer Arbeitskroft schwer

somer zu gestolten,wird ebenso eine Aufgobe von ,,Wille undWe{, sein, wie unserenEinfluss ouf dos deutsche yolk ouszudehnen im Sinne von lohonnWolfgong von Goethes Mohnung:.Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!,, .

IN DER ERSTEN AUSGABEDE5 FRÜHEREN

VdK VERBANDSORGANS.,WILLE UND WEG"

ERSCHIEN IMFEBRUAR T948

FOLGENDER LEITARTIKELDES DAIYALIGEN

LANDESVORSITZENDENMAX PESCHEL:

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