Dr. Reinhard Bispinck
Abschied vom Flächentarifvertrag? Wohin steuert das deutsche Tarifsystem?
WSI-Tariftagung 2006Düsseldorf, 26.-27.9.2006
Reinhard Bispinck
WSI
Dr. Reinhard Bispinck
These 1:
Die relative Stabilität der formalen Tarifbindung verdeckt eine tiefgreifende Destabilisierung des (Flächen-) Tarifsystems.
Dr. Reinhard Bispinck
Tarifbindung West 1998 – 2005
76 73
70 71 70 70 68 6763
57 55 56 55 54 53 53
0
10
20
30
40
50
60
70
80
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
West Ost
Dr. Reinhard Bispinck
7269 68 65 63 63 63 63 61 5956
5146 46 44 43 43 41 42
0
10
20
30
40
50
60
70
80
1995 1996 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
West
Ost
Quelle: IAB
Flächentarifbindung 1995 - 2005
Dr. Reinhard Bispinck
These 2:
Tariflose Zustände erfassen - teils vorübergehend, teils dauerhaft - auch tariflich traditionell gut erfasste Branchen.
Dr. Reinhard Bispinck
• Arzt- und Zahnarzthelferinnen• Friseure• Heizungsindustrie• Hotels und Gaststätten• Metallhandwerke• Omnibusgewerbe• Privatkrankenanstalten• Systemgastronomie• Tischlerhandwerk• …
Tariflose Zustände
Dr. Reinhard Bispinck
These 3:
Typisch für die Branchen-Tariflandschaft wird zunehmend die Parallelität von Flächen- und Firmentarifverträgen.
Wichtige Branchen werden ausschließlich durch Firmentarifverträge geregelt.
Dr. Reinhard Bispinck
Gemischte Strukturen• Energiewirtschaft: Eon-Energie, RWE,
EnBW• Banken: Direkt- und Spezialbanken• Gesundheitswesen: Öff. Dienst,
Verband der Privatkrankenanstalten, private Klinikkonzerne
Dr. Reinhard Bispinck
Firmentarifverträge
• ehemal. Staatsbetriebe: Bahn, Post, Postbank• Telekommunikation• Luftverkehrsgesellschaften• Mineralölindustrie• IT-Unternehmen, Call-Center, Autovermietung,
Bildungsträger, Altenheime, Beratungs-unternehmen usw.
Dr. Reinhard Bispinck
These 4:
Die Differenzierung der Flächentarif-verträge führt schrittweise zur Aushöhlung bzw. Absenkung vormals einheitlicher Tarifstandards.
Dr. Reinhard Bispinck
Differenzierung durch:
• Auflösung vormals einheitlicher Tarifstrukturen (z.B. Öffentlicher Dienst)
• Reduzierung des Geltungsbereichs von Branchentarifverträgen (z.B., durch Dienstleistungs-TVe)
• Absenkung der Tarifstandards für Neueingestellte (Nahverkehr, VW)
Dr. Reinhard Bispinck
These 5:Die Dezentralisierung der Tarifpolitik durch „kontrollierte Öffnung“ der Flächentarifverträge ist akzeptiert.
Aber die gewerkschaftliche Beurteilung fällt ebenso unterschiedlich aus wie das praktische organisationspolitische Vorgehen.
Dr. Reinhard Bispinck
Das Konzept „Tarif aktiv“
• In welchen Branchen trägt das Konzept der aktiven Verbetrieblichung der Tarifpolitik?
• Wie groß sind die Spielräume für ein kontrolliertes Concession-Bargaining?
• Was geschieht in den betriebsratslosen Betrieben geschehen?
Dr. Reinhard Bispinck
These 6:
Die Tarifkonkurrenz ist vor allem ein Problem in Dumping-bedrohten Tarifbereichen (CGB).
Die Konkurrenz durch spezialisierte Berufsverbände (Cockpit, Marburger Bund) ist zurzeit mehr ein organisations- als ein tarifpolitisches Problem.
Dr. Reinhard Bispinck
These 7:Die Schwächung des Flächen-tarifvertrags ist zum Teil politisch herbeigeführt. Seine Re-Vitalisierung muss auch politisch aktiv unterstützt werden. Dazu gehört auch ein neues Verhältnis von tariflicher und gesetzlicher Sicherung von Mindeststandards
Dr. Reinhard Bispinck
These 8:
Die Verteidigung und Re-Vitalisierung des (Flächen-)Tarifsystems erfordert die Einbettung in ein branchen- und gewerkschaftsübergreifendes politisches Gesamtkonzept.
Dr. Reinhard Bispinck
Abschied vom Flächentarifvertrag? Wohin steuert das deutsche Tarifsystem?
WSI-Tariftagung 2006Düsseldorf, 26.-27.9.2006
Reinhard Bispinck
WSI
Top Related