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„Schreiben“ mit zwei PhotonenDOI: 10.1002/ange.201309930

Dreidimensionale Proteinnetzwerke durch Zwei-Photonen-Aktivierung**Volker Gatterdam, Radhan Ramadass, Tatjana Stoess, Manuela A. H. Fichte, Josef Wachtveitl,Alexander Heckel und Robert Tamp�*

Abstract: Die pr�zise r�umliche und zeitliche Steuerungbiologischer Prozesse spielt eine Schl�sselrolle in denLebens- und Materialwissenschaften. Wir haben ein photoak-tivierbares Glutathion (GSH) synthetisiert, um seine Interak-tion mit der Glutathion-S-Transferase (GST) lichtgesteuert mithoher r�umlich-zeitlicher Auflçsung zu induzieren. Diesezwei-Photonen-aktivierbare Verbindung zeigt eine schnelleund definierte Umwandlung zu bioaktivem GSH, das in derFolge mit verschiedenen GST-markierten Proteinen interagie-ren kann. Die Affinit�t der GSH/GST-Interaktion wird durchLicht �ber mehrere Grçßenordnungen bis in den nanomolarenBereich erhçht. In situ kçnnen durch fs-gepulste Zwei-Photo-nen-Anregung gleichzeitig vielf�ltige, dreidimensionale Prote-innetzwerke generiert werden. Die Zwei-Photonen-Aktivie-rung ermçglicht ein “Schreiben” von dreidimensionalen Pro-teinstrukturen in Echtzeit mit bisher unerreichter r�umlich-zeitlicher Auflçsung und çffnet somit neue weitreichendeAnwendungen in den Lebens- und Materialwissenschaften.

Ein Ziel der chemischen Biologie besteht darin, Proteinin-teraktionen oder zellul�res Verhalten durch externe Stimulizu steuern.[1] In den Lebenswissenschaften wird daher nachMethoden gesucht, Biomolek�le in drei Dimensionen (3D)zu organisieren und zu manipulieren. Licht wird dabei alsoptimales Hilfsmittel zum Strukturieren von Biomolek�lenerachtet. Entscheidende Vorteile sind hierbei die hohe r�um-liche wie zeitliche Auflçsung in Kombination mit der Mçg-

lichkeit, die Aktivierung durch Photonenintensit�t oder Wel-lenl�nge zu steuern. Licht ist optimal kompatibel mit Zellen,Geweben und hochentwickelten Lebewesen. Zudem entfal-len weitere Inkubations- oder Waschschritte. K�rzlichwurden lichtempfindliche Verbindungen zur Manipulationvon biologischen Systemen,[2] wie reversible Photoschalter[3]

oder gerichtete Trigger,[4] so genannte photoaktivierbareVerbindungen, beschrieben.[5] Zweidimensionale (2D-)Struk-turen werden durch lithographische Techniken generiert,[6]

wogegen eine 3D-Strukturierung besonders durch den nicht-linearen Zwei-Photonen-Effekt mçglich wird.[7] Im letztge-nannten Fall absorbiert das Zielmolek�l gleichzeitig zwei

[*] Dr. V. Gatterdam, Prof. Dr. R. Tamp�Institut f�r Biochemie, BiozentrumGoethe-Universit�t FrankfurtMax-von-Laue-Straße 9, 60438 Frankfurt am Main (Deutschland)E-Mail : [email protected]: http://www.biochem.uni-frankfurt.de

Dr. T. Stoess, M. A. H. Fichte, Prof. Dr. A. HeckelInstitut f�r Organische Chemie und Chemische BiologieGoethe-Universit�t Frankfurt (Deutschland)

Dr. R. Ramadass, Prof. Dr. J. WachtveitlInstitut f�r Physikalische und Theoretische ChemieGoethe-Universit�t Frankfurt (Deutschland)

[**] Wir danken Dr. Ralph Wieneke, Alina Kollmannsperger und Chris-tine Le Gal f�r hilfreiche Vorschl�ge zum Manuskript. Die DFG(Exzellenzcluster – Makromolare Komplexe, SFB902 und SPP1623)unterst�tzte die Arbeit. Tarmo Nuutinen und Dr. Juhani Syv�oja(University of East Finland) stellten den GST-eGFP-Vektor zur Ver-f�gung. GST-(PA)mCherry erhielten wir von Prof. Jacob Piehler(Universit�t Osnabr�ck). Wir danken Dr. Niyas Yilmaz (Carl ZeissMikroskopie GmbH, M�nchen) f�r großz�gige Unterst�tzung beimZwei-Photonen-Experiment.

Hintergrundinformationen zu diesem Beitrag sind im WWW unterhttp://dx.doi.org/10.1002/ange.201309930 zu finden.

Abbildung 1. Lichtinduzierte GSH/GST-Interaktion. An GST gebunde-nes GSH (PDB-Code: 1UA5; Schistosoma japonicum) wird als Oberfl�-chendarstellung (oben) und Interaktionsdiagramm (unten) gezeigt.Das neue zwei-Photonen-aktivierbare GSHNDBF kann durch Ein- oderZwei-Photonen-Aktivierung bei 365 bzw. 730 nm in bioaktives GSHumgewandelt werden. Das Thiol, hier durch den Rest R repr�sentiert,wird zur Modifikation mit Fluorophoren oder zur Anheftung an 2D-oder 3D-Matrices verwendet.

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Photonen, um in den angeregten Zustand zugelangen. Die erforderliche hohe Photonendich-te wird durch Fokussierung eines gepulstenLaserstrahls, typischerweise mit der doppeltenWellenl�nge des Absorptionsmaximums eineseinzigen Photons, und durch Verwenden einesObjektivs mit hoher numerischer Apertur er-reicht. �ber 3D-Strukturen aus reaktiven Grup-pen zur kovalenten Verkn�pfung mit Biomole-k�len oder gar die Steuerung von zellul�remVerhalten oder Migration wurde berichtet.[1b, 7a,8]

Allerdings sind diese Ans�tze von aufeinanderfolgenden Reaktions-, Inkubations- und Wasch-schritten abh�ngig, was einer direkten In-situ-Strukturierung und Manipulation der Proteineim Wege steht. Dieser Nachteil verringert dieAnwendbarkeit in zellul�ren Systemen.

Als wichtiger Redox-Regulator und Radi-kalf�nger reaktiver Sauerstoffverbindungen hatdas Pseudo-Tripeptid Glutathion (GSH) eineessenzielle Funktion in der Zelle.[9] Zusammenmit der Glutathion-S-Transferase (GST) ist eszudem an der xenobiotischen Entgiftung derZelle beteiligt.[10] Das GSH/GST-System findetbreite Anwendung bei der genomweiten Inter-aktionsanalyse,[11] der Proteinreinigung[12] undder Oberfl�chenimmobilisierung,[13] was diesesInteraktionspaar zum idealen Ziel f�r Photoak-tivierung macht.

Hier stellen wir einen neuen und vielseitigenAnsatz zum 3D-Proteinassemblieren mithilfevon Zwei-Photonen-Aktivierung vor. F�r an-spruchsvolle lichtgesteuerte Anwendungenwurde ein zwei-Photonen-aktivierbares GSHsynthetisiert, das mit einer Nitrodibenzofuran-(NDBF)-Schutzgruppe maskiert ist. Unter An-wendung eines Zwei-Photonen-Laserrastermi-kroskops werden Proteine mit hoher r�umlich-zeitlicher Auflçsung in drei Dimensionen orga-nisiert.

Um ein effizientes Ein- und Multi-Photonen-Entsch�tzen zu erreichen, wurde die photolabileNDBF-Schutzgruppe[14] an der a-Aminogruppeder g-l-Glutamins�ure eingef�gt. Durch Photo-aktivierung wird GSHNDBF in bioaktives GSHumgewandelt. Bemerkenswerterweise kanndiese Photoreaktion sowohl durch Ein- als auchdurch Multi-Photonen-Anregung ausgelçstwerden (Abbildung 1). Der entscheidende Vor-teil bei Anwendung des Zwei-Photonen-Effek-tes ist die hohe r�umliche Auflçsung, besondersentlang der z-Achse. Dreidimensionale Photo-aktivierung erfolgt ausschließlich am Punkt deshçchsten Photonenstroms im fokalen Volumen(ca. 1 fl).[15] Weitere entscheidende Vorteiledieser nichtinvasiven Anwendung sind die ver-ringerte Phototoxizit�t und Lichtstreuung sowieeine grçßere Eindringtiefe des langwelligenLichts.

Abbildung 2. Analyse der lichtinduzierten, hochaffinen GSH-GST-Komplexbildungdurch MST. Die thermophoretische Mobilit�t von GST-eGFP wird anhand von �nde-rungen der Hydrath�lle detektiert; dies ist mit den gestrichelten Kreisen angedeutet.a) GST-eGFP (5 nm) wurde mit steigenden Konzentrationen von photoaktivierbarem(*) und photoaktiviertem GSHNDBF (*) inkubiert. Zur Photoaktivierung wurden dieProben 2 min bei 365 nm (185 mWcm�2) belichtet, was zu einem KD-Wert von(82�19) nm f�hrte. F�r photoaktivierbares GSHNDBF wurde eine niedrigaffine Interakti-on detektiert. b) Das gleiche Experiment wie in (a), allerdings mit einem �berschussan GSH (5 mm) als Kompetitor durchgef�hrt, zeigt die Spezifit�t der Interaktion.

Abbildung 3. Zwei-Photonen-Effekt der GSHNDBF-Photoaktivierung und deren Abh�ngig-keit von der Belichtungsintensit�t. a) Das Jablonski-Diagramm zeigt den Vergleich derEin- und Zwei-Photonen-Anregung sowie die resultierende Photoreaktion. Eine Zwei-Photonen-Aktivierung ist nur in einem r�umlich definierten Punkt mit hoher Photonen-dichte mçglich. b) Darstellung des Zwei-Photonen-Effekts in einer Lçsung vonATTO565-markiertem GSHNDBF (10 mm). Die Ein- (links) und Zwei-Photonen-Anregung(Mitte) wird durch den gleichen Versuchsaufbau gezeigt. Eine Zwei-Photonen-Anre-gung mit zu hoher Laserleistung f�hrt zu einem Verlust in der z-Auflçsung (rechts).c) �nderung der Fluoreszenzintensit�t von ATTO565 nach dem Entfernen der lçschen-den NDBF-Gruppe durch Zwei-Photonen-Anregung. Die Photoaktivierung wurde miteinem Infrarotlaser bei 730 nm mit unterschiedlichen Belichtungsintensit�ten durchge-f�hrt. Die Daten wurden mit der Gleichung y = A+ BxC angepasst, wobei der Parame-ter C f�r die Abh�ngigkeit der Lichtintensit�t bei Zwei-Photonen-Anregung zu 2.17 er-mittelt wurde, was den Zwei-Photonen-Prozess best�tigt. d) Fluoreszenzspektren vonATTO565-markiertem GSH zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Experiments (c). DieErgebnisse zeigen, dass weniger als 3% der gesamten GSHNDBF-Population photoakti-viert wurden und dass sich die Gesamtkonzentration an GSHNDBF w�hrend des Experi-ments nicht signifikant �nderte.

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Nach f�nf Synthesestufen und der anschließenden Cha-rakterisierung (siehe Hintergrundinformationen (SI)) ver-folgten wir die Photoreaktion von GSHNDBF mithilfe vonUmkehrphasen-C18-HPLC (Abbildung SI3). Die Photoakti-vierung zeigt eine monoexponentielle Abnahme vonGSHNDBF, die direkt mit monoexponentieller Bildung vonbioaktivem GSH korreliert. Die Photoaktivierung vonGSHNDBF ist dreimal schneller als die von GSH mit einerNitrophenylpropyl(NPP)-Schutzgruppe, die zwei-Photonen-inaktiv ist.[3d] Der prim�ren Photoreaktion, die innerhalb vonPikosekunden abl�uft, folgt eine langsamere Decarboxylie-rung im Bereich von Mikro- bis Millisekunden.[16] Die Effi-zienz der Photoaktivierung, definiert als das Produkt efaus dem Extinktionskoeffizienten und der Quantenaus-beute, wurde f�r GSHNDBF und GSHNPP zu 1600 bzw.100 Lmol�1 cm�1 bestimmt.[17] �hnliche Tendenzen warenzuvor schon f�r photomaskierte Oligonukleotide beobachtetworden.[18]

Zun�chst analysierten wir die lichtinduzierte Interaktionzwischen GSH und GST-fusioniertem, gr�n fluoreszierendemProtein (GST-eGFP) mit Microscale-Thermophorese (MST).Vor der Belichtung konnte nur eine sehr schwache Interak-tion detektiert werden (Abbildung 2a). Nach Photoaktivie-rung wurde eine hochaffine Interaktion mit KD = (82� 19) nmermittelt, die durch einen �berschuss an GSH blockiertwerden kann (Abbildung 2b). Die lichtinduzierte Wechsel-wirkung wurde anhand von resonantem Fçrster-Energie-transfer (FRET) von GST-eGFP und ATTO565-markiertemGSHNDBF als Donor-Akzeptor-Paar untersucht. Die FRET-Analyse lieferte eine GleichgewichtsdissoziationskonstanteKD> 4 mm vor und KD = (0.28� 0.02) mm nach Belichtung(siehe Abbildung SI5).

F�r den Nachweis des Zwei-Photonen-Prozesses wurdeATTO565-markiertes GSHNDBF bei 730-nm-fs-gepulster La-seranregung aktiviert (Abbildung 3). Als Nebeneffekt wirdder Fluorophor durch die NDBF-Schutzgruppe wahrschein-lich durch Kontakt oder photoinduzierten Elektronentransfer(PET) gelçscht.[19] Daraufhin verfolgten wir die Photoakti-vierung von GSHNDBF direkt �ber die Zunahme derATTO565-Fluoreszenz. Die Fluoreszenz zeigte eine quadra-tische Abh�ngigkeit von der Laserleistung bei 730 nm, waseinen formalen Beleg f�r den Zwei-Photonen-Effekt liefert(Abbildung 3c). Der Zwei-Photonen-Wirkungsquerschnittdes Chromophors von NDBF wurde im Kontext vonCa2+-Komplex-bildendem NDBF (EGTA = Ethylenglycol-bis(aminoethylether)tetraessigs�ure) zu 0.6 � 10�50 cm4 s�1

Photon�1 (0.6 Goeppert-Mayer) bestimmt.[14] Um sicher zugehen, dass der Verbrauch der gesch�tzten Verbindungvernachl�ssigbar gering ist, wurden zu jedem Zeitpunkt desExperimentes Fluoreszenzspektren zur Kontrolle aufgenom-men (Abbildung 3d).

Wir verfolgten zwei Ans�tze, um das lichtinduzierteAssemblieren von GST-markierten Proteinen zu zeigen. DieMaskenlithographie wurde verwendet, um mit GSHNDBF undbiokompatiblem Polyethylenglycol funktionalisierte Oberfl�-chen zu photoaktivieren. Nach Bindung von GST-eGFP(gr�n) oder GST, markiert mit photoaktivierbarem (PA)m-Cherry (rot), wurden die Strukturen mit einem konfokalenLaserrastermikroskop (CLSM) aufgenommen. GST-eGFP

wurde selbst in einem kompletten Zelllysat zu wohldefinier-ten Proteinstrukturen assembliert, was die Spezifit�t derlichtgesteuerten Interaktion demonstriert (Abbildung 4a undAbbildung SI4). Durch Photostrukturierung konnte das drei-fach schnellere Proteinassemblieren best�tigt werden (sieheAbbildung SI7).

Abbildung 4. In-situ-Proteinassemblieren in 2D. a) Maskenlithographieeiner Gitterstruktur durch ein 365-nm-UV-LED-System (75 mWcm�2 ;2.3 mmolPhotonen�1 m�2 s�1) f�r 5 s. Das Intensit�tsprofil der markier-ten Regionen zeigt einen hervorragenden Kontrast zwischen belichte-ten und nicht belichteten Regionen. Das Lysat von GST-eGFP-exprimie-renden E. coli wurde zur Strukturierung mit Protein verwendet. b) �n-derungen der Laserintensit�t und der entsprechenden Lichtdosis deraktivierten Regionen. Bei geringen Intensit�ten kann eine lineare Ab-h�ngigkeit zwischen Proteindichte und Lichtdosis beobachtet werden.c) Assemblieren komplexer Strukturen, beispielsweise eines QR-Codes,produziert durch Laserrastermikroskopie. Die Abbildung wird zur bes-seren Erkennbarkeit in invertierten Graustufen dargestellt. Die gespei-cherte Information codiert f�r das Wort „Glutathion“. d) Der gr�neRahmen wurde durch Maskenlithographie und Inkubation mit E.-coli-Lysat generiert, das GST-eGFP enth�lt. In einer zweiten Runde derGSHNDBF-Aktivierung wurde Marilyn Monroe mit einem Laserrastermi-kroskop geschrieben und mit GST-(PA)mCherry sichtbar gemacht.e) In-situ-Aktivierung von photoaktivierbarem GSH in Gegenwart vonGST-eGFP (500 nm). Nach Photoaktivierung bei 450 nm f�r 2 s(Schreiben) wurde das Assemblieren von GST-eGFP fluoreszenzmikro-skopisch verfolgt (Lesen). Die geschriebene Struktur kann schonwenige Sekunden nach Photoaktivierung beobachtet werden (sieheSI Film 1). Der Maßstabsbalken entspricht bei allen Abbildungen50 mm.

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In der Folge verwendeten wir einen 405-nm-Rasterlaser zur Etablierung eines frei gew�hltenMusters durch Licht (Abbildung 4b–d). Eine ef-fiziente Photoaktivierung erfolgt innerhalb weni-ger Millisekunden bis Sekunden, abh�ngig von derGrçße der geschriebenen Struktur. Durch Variie-rung der Lichtdosis konnten definierte Protein-dichten generiert werden, die bei geringen Inten-sit�ten eine lineare Abh�ngigkeit widerspiegeln(Abbildung 4b). Ein lichtgeschriebener QR-Codewird als Beispiel f�r ein komplexes Muster GSH-markierter Proteine gezeigt (Abbildung 4c). Diesbelegt, dass sogar Informationen eines bin�renCodes in Proteinstrukturen gespeichert werdenkçnnen. Des Weiteren erfolgte die Realisierungeines Multiprotein-Arrays durch Wiederholeneines zweiten Zyklus von Photoaktivierung undBinden eines anderen Proteins (Abbildung 4d).Das In-situ-Assemblieren von GST-markiertenProteinen wurde mithilfe eines CLSM in Echtzeitverfolgt (Abbildung 4 e, SI Film 1). Nach einemkurzen 450-nm-Scan (Schreiben: 2 s) wurde dasZusammenlagern von GST-eGFP per CLSM auf-genommen (Lesen: 0–180 s). Das In-situ-Assem-blieren der Zielproteine erfolgte sehr schnell underreichte S�ttigung nach wenigen Sekunden.

Zur Demonstration des Proteinassemblierensin 3D durch das Schreiben eines Zwei-Photonen-Lasers entwickelten wir biokompatible, transpa-rente Hydrogele, die mit GSHNDBF funktionalisiertwurden (siehe Hintergrundinformationen). Diegew�nschten 3D-Strukturen wurden durch Zwei-Photonen-Aktivierung bei 730 nm mit einem fs-gepulsten Rasterlaser im konfokalen Mikroskopgeneriert; dies ermçglicht die Belichtung r�umlichdefinierter Regionen. Die Entstehung der 3D-Proteinstrukturen wurde entweder nach Waschenoder direkt in Echtzeit w�hrend des Proteinas-semblierens verfolgt. Die Organisation von Pro-teinen in 3D mit hohem Signal/Rausch-Verh�ltniswird in Abbildung 5a und im SI Film 2 gezeigt.Die Belichtungszeit betrug, abh�ngig vom Volu-men der Aktivierung, Sekunden bis Minuten.Multiplex- und 3D-Assemblieren unterschiedli-cher Zielproteine wurden durch aufeinander fol-gendes Binden von GST-eGFP und GST-(PA)m-Cherry erreicht (SI Film 3).

Schließlich konnten die In-situ-Zwei-Photo-nen-Aktivierung und das Echtzeit-3D-Assemblie-ren von GST-eGFP demonstriert werden (Abbildung 5 b;SI Film 4). Gleichzeitige Photoaktivierung und Aufnahmeder Fluoreszenz zeigten, dass bereits eine Minute nachZwei-Photonen-Aktivierung Proteinstrukturen beobachtetwerden kçnnen. Die Zwei-Photonen-Aktivierung f�hrt zuMustern mit einer z-Auflçsung von 8 mm (Halbwertsbreite,FWHM), die nahe am theoretischen Limit liegt (Abbil-dung 5c). Dieser Ansatz ermçglicht somit die Aktivierungund das In-situ-Proteinassemblieren auf schnellem und di-rektem Wege.

Mit der neuen GSHNDBF-Verbindung kçnnen Protein-wechselwirkungen mit hçchster r�umlich-zeitlicher Auflç-sung induziert und gesteuert werden. GSHNDBF weist eineschnelle und wohldefinierte Photoaktivierung auf. Das GSH/GST-Interaktionspaar kann �ber mehrere Grçßenordnungenbis in den nanomolaren Bereich durch Licht gesteuertwerden. Mithilfe schneller Photoaktivierung in definiertenRegionen wurden durch Verwendung von biokompatiblenHydrogelen unter physiologischen Bedingungen in Zelllysa-ten 3D-Proteinnetzwerke assembliert. Proteinnetzwerke

Abbildung 5. Der Aufbau von 3D-Proteinnetzwerken durch Zwei-Photonen-Aktivie-rung. In GSHNDBF-funktionalisierten Hydrogelen wurde eine Struktur aktiviert, dieden Kopf von Johann Wolfgang Goethe zeigt. a) Die 3D-Struktur wurde durch dasAssemblieren von GST-eGFP sichtbar gemacht. Die Abbildungen wurden anhandeiner Zeitserie von z-Stapelaufnahmen rekonstruiert. b) In-situ-Zwei-Photonen-Akti-vierung von GSHNDBF und Strukturierung von GST-eGFP (50 nm). Die Zwei-Photo-nen-Aktivierung bei 730 nm erfolgte 90 s bei 7-mW-Laserintensit�t, w�hrend dieeGFP-Fluoreszenz gleichzeitig mithilfe konfokaler Spinning-Disk-Mikroskopie aufge-nommen wurde (siehe SI Film 3). Zur optimalen Darstellung wird die �nderung derFluoreszenz durch Abzug des Hintergrundsignals zum Zeitpunkt null gezeigt.c) R�umlich verschachtelte W�rfelstrukturen. Rechts sind die Intensit�tsprofile voneGFP in x- und z-Richtung graphisch dargestellt. Gemessen am unteren Rand der�ußeren Box betr�gt die Auflçsung (FWHM) 8 mm und 2 mm in z- und x-Richtung.Der Maßstabsbalken entspricht bei allen Abbildungen 50 mm.

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kçnnen somit unseres Wissens erstmals durch Zwei-Photo-nen-Aktivierung assembliert und in Echtzeit verfolgt werden,ohne dass zus�tzliche Schritte bençtigt werden. Auf der Basiseiner universellen Funktion und einer breiten Anwendungdes GST/GSH-Interaktionspaares kann dieser optochemi-sche Ansatz zuk�nftig f�r vielf�ltige Anwendungen zurZellmanipulation verwendet werden. Diese Anwendbarkeitdes Hydrogelansatzes wurde gerade durch eine aktuelleArbeit belegt.[20] Durch Zwei-Photonen-Laseraktivierungkçnnen Membran-assoziierte Rezeptoren oder Adh�sions-molek�le in lebenden Zellen, die in Hydrogele eingebettetwerden, organisiert werden. Dadurch kçnnen Signalwege aufWunsch durch Licht angeschaltet und mit bisher unerreichterr�umlicher wie zeitlicher Auflçsung untersucht werden. Zell-adh�sion, -morphologie und -vernetzung kçnnten durch In-situ-“Photo-Schreiben” von daf�r verantwortlichen Faktorengesteuert werden.

Received: November 15, 2013Revised: January 23, 2014Published online: && &&, &&&&

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V. Gatterdam, R. Ramadass, T. Stoess,M. A. H. Fichte, J. Wachtveitl, A. Heckel,R. Tamp�* &&&&—&&&&

Dreidimensionale Proteinnetzwerkedurch Zwei-Photonen-Aktivierung

Die chemische Biologie hat zum Ziel,Proteinnetzwerke oder ihr Verhalten inder Zelle mithilfe �ußerer Reize zu steu-ern. Hierzu bedarf es besonderer Hilfs-mittel, um Molek�le nichtinvasiv (bevor-zugt durch Licht) zu steuern und zustrukturieren. Durch ein zwei-Photonen-aktivierbares Glutathion kçnnen dreidi-mensionale Strukturen der Glutathion-S-Transferase durch Licht pr�zise in Raumund Zeit assembliert werden.

.AngewandteZuschriften

6 www.angewandte.de � 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Angew. Chem. 2014, 126, 1 – 6� �

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