Eine Studie von
Einstellungen zur Digitalisierungim europäischen Vergleich
TechnikRadar
2019Was die Deutschen
über Technik denken
Zusammenfassung der Ergebnisse
TechnikRadar
2019Was die Deutschen
über Technik denken
2 TechnikRadar 2019
Technik ist ein entscheidender Motor von Innovation und zugleich
Garant für Wohlstand in Deutschland. Sie hat das Potenzial,
zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen. Technik
verändert aber auch auf grundlegende Weise, wie wir lernen,
arbeiten, konsumieren und kommunizieren, kurz: wie wir leben. Und das
stößt nicht nur und nicht immer auf Zustimmung. Welche Haltung die
Deutschen in diesem Spannungsfeld einneh men, untersucht das Technik
Radar von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften sowie
der KörberStiftung in einer jährlichen Analyse. Verbinden die Deutschen
mit Technik eher Hoffnungen oder eher Unbehagen? Welche neuen Techno
logien bejahen sie, welche lehnen sie ab? An welche Bedingungen sind für
sie die Entwicklung und der Einsatz von Technik geknüpft?
Das TechnikRadar ist eine regelmäßige, bundesweit repräsentative
Be fra gung , die nach sozialwissenschaftlichen Standards entwickelt und mit
den Mitteln der empirischen Sozialforschung ausgewertet wird. Erstellt wird
sie vom Zentrum für interdisziplinäre Risiko und Innovationsforschung
der Universität Stuttgart (ZIRIUS). Als langfristig angelegtes Frühwarn system
macht das TechnikRadar Fehlentwicklungen des technologischen Wandels
recht zeitig erkenn bar. Gleichzeitig möchte es Innovations prozesse unterstüt
zen, damit Produkte und Technologien im Einklang mit den Erwartungen
Das TechnikRadar
TechnikRadar 2019 3
der Bürge rinnen und Bürger stehen. Die Ergebnisse bieten eine fundierte
Grundlage für die Diskussion um den Stellenwert, die Gestaltungs mög lich
keiten und die Regulierungserfordernisse technischer Inno vationen.
Im TechnikRadar 2019 werden die Befragungsdaten von 2018 mit inter
nationalen Studien zu Einstellungen in verschiedenen Ländern Europas
sowie ausgewählten außereuropäischen Ländern verglichen. Vertieft wird
auch die Frage, welche Rolle Alter und Geschlecht hierbei spielen. Ein weite
res Thema ist, wie die Deutschen im europäischen Vergleich zu künftigen
Anwendungen im Alltag – etwa eHealth, autonomes Fahren oder Pflegerobo
ter – stehen. Die vorliegende Broschüre fasst die wesentlichen Ergebnisse
der Studie zusammen. Die vollständige Fassung ist abrufbar unter:
www.acatech.de/technikradar www.koerber-stiftung.de/technikradar
Zur Methode der Datenauswertung
Die Daten des TechnikRadar 2018 wurden mit denen des Eurobarometers, einer
in regelmäßigen Abständen von der Europäischen Kommission in Auftrag gege
benen öffentlichen Meinungsumfrage in den Ländern der EU, verglichen. Heran
ge zogen wurde vor allem das Special Eurobarometer 460 »Attitudes towards the
impact of digitisation and automation on daily life« aus dem Jahr 2017. Ergänzt
wurden diese Erkenntnisse durch eigene qualitative Analysen und die Auswertung
weiterer aktueller Studien zum Thema.
4 TechnikRadar 2019
Erwartungen an die Digitalisierung: Skandinavier besonders optimistisch
Die Digitalisierung verändert die Art, wie wir leben, kommunizieren und
arbeiten. Europas Bürgerinnen und Bürger stehen diesem Wandel über
wiegend auf geschlossen gegenüber: Drei Viertel erwarten einen positiven
Einfluss auf die Wirtschaft (75 %). Zwei Drittel äußern sich optimistisch,
wenn es generell um gesellschaftliche Auswirkungen (64 %) und den Einfluss
auf die Lebensqualität (67 %) geht.
Die Deutschen befinden sich mit ihrer Einstellung im Mittelfeld:
Die Erwartungen an eine bessere Lebensqualität entsprechen etwa dem
EUDurchschnitt. Die positiven Auswirkungen der Digitalisierung auf
die Wirtschaft werden von den Deutschen um sieben Prozentpunkte höher,
die positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft jedoch um zehn Prozent
punkte niedriger als im europäischen Durchschnitt eingeschätzt.
Optimistischer als der europäische Durchschnitt – und damit auch
die Deutschen – sind die Skandinavier: Rund drei Viertel der Dänen und
Schweden erwarten positive Auswirkungen der Digitalisierung auf alle
drei Bereiche – Wirtschaft, Gesellschaft und das eigene Leben. Skeptischer
sind Franzosen, Italiener und Österreicher: Ihre positiven Erwartungen
liegen in fast allen Bereichen unter dem EUSchnitt.
Schweden Deutsche Franzosen Europäischer Durchschnitt
Positiver Einfluss auf die eigene Lebensqualität
Positiver Einfluss auf die Wirtschaft
Positiver Einfluss auf die Gesellschaft
Datenbasis: Auswahl aus Eurobarometer 460 (2017), S. 9 f. Angaben in Prozent
5354
7664
5863
7667
79 82
62
75
Ich erwarte durch die Digitalisierung überwiegend positive Einflüsse auf Wirtschaft,
Gesellschaft und die eigene Lebensqualität.
6 TechnikRadar 2019
Wie aufgeschlossen Menschen für Veränderungen im Zuge der Digitalisie
rung sind, hängt auch davon ab, ob man sich selbst in der Lage sieht, die
Risiken im Umgang mit der Digitalisierung kompetent bewältigen zu können.
So haben Dänen, Schweden und Niederländer, die ihre digitale Kom pe
tenz überdurchschnittlich gut bewerten, auch überdurchschnittlich posi tive
Erwartungen an die Digitalisierung. Die Deutschen haben nur durchschnitt
liches Vertrauen in die eigene Kompetenz und auch ihr Optimismus liegt
im europäischen Mittelfeld.
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland hinter Skandinavien und
Großbritannien, aber vor den Mittelmeerländern. Besonders niedrig ist das
Vertrauen in die eigene digitale Kompetenz in Ungarn, Bulgarien und
Griechen land.
Interessanterweise haben die Schweden, die sich als digital sehr kom
pe tent einschätzen, auch relativ hohe Erwartungen an die staatliche Regulie
rung. 26 Prozent meinen, es sei Aufgabe der Regierung, sicherzustellen,
dass neue Technologien die Gesellschaft verbessern. In Deutschland sind es
nur neun Prozent.
Digitale Souveränität: Wer sich mehr Kompetenz zutraut, blickt optimistischer in die Zukunft
73 % Deutschland
89 %Schweden
90 % Niederlande
88 %Dänemark
52 % Ungarn
54 % Bulgarien
Datenbasis: Auswahl aus Eurobarometer 460 (2017), S. 22
Ich halte meine Kompetenz, im täglichen Leben digitale Technologien zu nutzen, für ausreichend.
Europäische Union
8 TechnikRadar 2019
Wie die Deutschen digitale Geräte und Dienstleistungen bewerten, hängt
von zwei Faktoren ab: einerseits davon, ob die Ziele, die hinter ihren Anwen
dungen stehen, akzeptiert werden, andererseits davon, ob die Regulierungs
erwartungen, zum Beispiel an den Schutz von Daten, erfüllt werden. Das
hat bereits das TechnikRadar 2018 gezeigt. Doch wer sollte die Rahmen
be ding ungen schaffen und regulieren: Unternehmen, nationale Behörden,
die EU oder alle zusammen?
Hier besteht ein gemischtes Meinungsbild in Europa: 20 Prozent würden
die Governance der Digitalisierung den Unternehmen überlassen. Am
zweithäu figsten wurden alle drei Akteure (19 %) genannt, gefolgt von den
natio nalen Behörden (16 %). Auch unter den Deutschen sind die Meinungen
gemischt : 27 Prozent wünschen sich eine Regulierung durch Unternehmen,
21 Prozent durch alle drei Akteure. Nur die nationalen Behörden sehen
zehn Prozent in der Pflicht.
Digitalisierung wird insbesondere dann kritisch erlebt, wenn sie als ein
Prozess wahrgenommen wird, dem man sich ausgeliefert fühlt. Digita li
sierung als gestaltbarer Prozess, für den die individuellen Kompetenzen und
die institutionelle Regulierung vorhanden sind, wird hingegen positiv
bewertet .
Die digitale Zukunft gestalten: Vertrauen in Akteure ist unterschiedlich
10
16
nationale Behörden
Europäerinnen und Europäer Deutsche
Europäische Union
1313
27
Unternehmen
20
Datenbasis: Auswahl aus Eurobarometer 460 (2017), S. 14. Angaben in Prozent
Wer ist am ehesten in der Lage, sich mit den Folgen der neuesten digitalen Technologien zu befassen?
10 TechnikRadar 2019
Ältere sind nach allgemeiner Auffassung skeptischer als die Jugend. Geht
es um die Digitalisierung, sind diese Altersunterschiede jedoch nicht überall
gleich ausgeprägt: In Ländern wie Schweden, wo die Menschen sich mehr
heitlich für kompetent halten und ihr Land als digital fortgeschritten wahr
nehmen, haben sogar die über 65Jährigen ähnlich positive Erwartungen
an digitale Technologien wie die Digital Natives unter 35.
In Ländern wie Deutschland, die sich nicht als digital fortgeschritten
wahrnehmen und in denen sich die Befragten nur für durchschnittlich
kompetent im Umgang mit digitalen Technologien halten, sind die Unter
schiede größer: Die Generation 65+ hat hier meist erheblich seltener
positive Erwart ungen an die neuen Technologien als die Jugend.
Die Erwartungshaltung spiegelt dabei die unterschiedliche Risikowahr
nehmung wider: Für junge Menschen überwiegen die Vorteile digitaler
Geräte und Dienstleistungen. Risiken werden als alternativlos und kontrol
lierbar bewertet. Ältere Nutzer hingegen verwenden Geräte und Dienstleis
tungen seltener und haben gleichzeitig auch größere Sicherheitsbedenken.
Alter und Digitalisierung: In Schweden sind Ältere so optimistisch wie Jüngere
Schweden Ostdeutschland Westdeutschland Italien
Männer Männer Männer
16 < 35 Jahre 35 < 65 Jahre 65+ Jahre
Frauen Frauen Frauen
16 < 35 Jahre 35 < 65 Jahre 65+ Jahre
Datenbasis: eigene Berechnungen mit Daten des Eurobarometers 73.1 (2010). Angaben in Prozent
83
83
80
85
74
78
74
83
6578
7586
76
80
71
78
69
76
7586
59
59
6381
Ich halte meine Kompetenz, im täglichen Leben digitale Technologien zu nutzen, für ausreichend.
12 TechnikRadar 2019
Wer noch am Berufsleben teilnimmt, fühlt sich im Umgang mit digitalen
Geräten und Dienstleistungen meist kompetenter als diejenigen, die
nicht erwerbstätig sind: Während 25 Prozent der befragten Europäerinnen
und Europäer sich für nicht digital kompetent halten, sind es bei Nicht
Erwerbs tätigen 36 Prozent, bei Rentnerinnen und Rentnern sowie Pensio
närinnen und Pensio nären sogar 49 Prozent.
Die Ursachen können unterschiedlich sein: Einer Hypothese zufolge
üben junge Menschen durch Schule, Beruf und Freundeskreis schon früh
digitale Techniken ein. Ältere Menschen würden mit diesen nicht so
vertraut wie diejenigen, die mit digitaler Technik aufwachsen, und schätz
ten sie daher skeptischer ein. Würde dieser Effekt überwiegen, würde die
digitalisierungskritische, ältere Gene ration irgendwann aus sterben.
Tatsächlich scheint jedoch der Alterseffekt stärker zu sein: Mit zuneh
mendem Alter werden Menschen fast überall in Europa skeptischer, ein
Rückgang, der in der ältesten Altersgruppe besonders deutlich wird. Hier
nimmt der berufsbedingte Druck, die digitalen Technologien zu nutzen,
ab. Damit verschiebt sich das subjektive RisikoNutzenVerhältnis.
Abschied vom Berufsleben: Der Blick auf Risiko und Nutzen ändert sich
sieht sich im Wandel als Getriebener
befürchtet für die Zukunft den Ausschluss von bestimmten
Dienstleistungen
hat große Furcht vor dem Verlust persönlicher Daten
empfindet sich im Umgang mit digitaler Technik als hilflos
negative NutzenRisiko
Wahrnehmung beschränkt die Internetnutzung auf
das Notwendigste
Eigene Zusammenstellung auf Basis der Fokusgruppe
Typisierte Aussagen Älterer zu digitalen Technologien
14 TechnikRadar 2019
Männer und Frauen unterscheiden sich in ihren Erwartungen an digitale
Technologien. Diese sind bei den Frauen im Schnitt etwas geringer. Euro
paweit sind die GenderUnterschiede bei der jungen Generation unter
35 Jahren und auch in der mittleren Altersgruppe bis 65 Jahren allerdings
gering. Bei den über 65Jährigen haben Männer jedoch meist positivere
Erwar tungen an die Digitalisierung als die gleichaltrigen Frauen.
Regional sind die Unterschiede deutlicher: In Schweden, wo die Zustim
mung zur Digitalisierung generell sehr hoch ist, haben mehr Frauen im
Alter zwischen 35 und 65 Jahren (86 %) positive Erwartungen als die gleich
altrigen Männer (83 %). Dort sind auch die Menschen über 65 kaum skep
tischer eingestellt als andere Altersgruppen.
In Frankreich, Italien und Tschechien sind Unterschiede bei der Gene ra
tion 65+ hingegen besonders stark ausgeprägt: Ältere Frauen stehen hier der
Digitalisierung sehr skeptisch gegenüber. Deutschland belegt einen mittle
ren Platz: Hier haben Frauen über 65 deutlich weniger positive Erwartungen
als die Männer . Dieser Unterschied ist übrigens in Westdeutschland aus ge
prägter als in Ostdeutschland.
Technik und Gender: Vor allem ältere Frauen in Westdeutschland, Frankreich und Italien skeptisch
Niederlande Ostdeutschland Frankreich Italien Westdeutschland
Frauen Frauen
16 < 35 Jahre 65+ Jahre
59
80
59
76
64
71
78
5063
76
Datenbasis: eigene Berechnungen mit Daten des Eurobarometers 73.1 (2010). Angaben in Prozent
Ich habe überwiegend positive Erwartungen an digitale Technologien.
16 TechnikRadar 2019
Drei von vier Europäerinnen und Europäer glauben, dass die Digitalisierung
gut für die Wirtschaft sei. Gleichzeitig befürchtet fast die Hälfte der Befrag
ten einen Verlust von Arbeitsplätzen. Dabei zeigen die Umfragen starke
Unterschiede zwischen den Ländern: Am wenigsten Angst vor Arbeitsplatz
verlust haben die Niederländer (46 %), die Dänen (53 %) und die Finnen (59 %).
In Deutschland äußern hingegen drei Viertel (74 %) der Befragten diese
Befürchtung . Besonders pessimistisch sind die Erwartungen in Südeuropa:
In Portugal erwarten 93 Prozent der Befragten einen Verlust von Arbeits
plätzen, in Spanien 90 Prozent, in Griechenland 88 Prozent.
Eine große Rolle bei der Einschätzung spielen soziale Faktoren: Men
schen mit geringer Bildung fürchten eher einen Verlust von Jobs (80 %) als
höher Gebildete (65 %). Interessanterweise wird der eigene Arbeitsplatz
mehrheitlich für nicht gefährdet gehalten. Mehr als die Hälfte der Befragten
(53 %) gibt an, dass die eigene Arbeit nicht durch einen Roboter oder künst
liche Intelligenz erledigt werden könne. 44 Prozent erwarten hingegen, dass
zumin dest Teile ihrer Arbeit der Digitalisierung zum Opfer fallen könnten.
Digitalisierung und Arbeitsplätze: Verlustängste vor allem in Südeuropa
60 %Schweden
46 % Niederlande
72 %Frankreich
74 % Deutschland
88 % Griechenland
90 %Spanien
93 % Portugal
Datenbasis: Auswahl aus Eurobarometer 460 (2017), S. 74
Ich bin der Meinung, dass uns Roboter und künstliche Intelligenz Arbeitsplätze wegnehmen werden.
18 TechnikRadar 2019
Angenommen, Sie wären alt oder pflegebedürftig. Wie angenehm wäre es
für Sie, einen Roboter zu haben, der Sie bedient und Ihnen Gesellschaft
leistet? Die Hälfte der Europäerinnen und Europäer ist von dieser Vorstel
lung wenig begeistert: 51 Prozent sagen, die Vorstellung sei ihnen unan
genehm.
Überdurchschnittlich hohe Zustimmungswerte zu helfenden Robotern
findet man in Polen (45 %), in Tschechien (42 %) und in Lettland (40 %). In
Deutschland (27 %) liegen die Bewertungen in der Nähe des euro päischen
Durchschnitts (26 %). Das TechnikRadar 2018 sieht die Deutschen bei dieser
Frage gespalten, weil 40 Prozent die technischen Hilfen positiv einschät
zen, 32 Prozent sie aber grundsätzlich ablehnen.
Weniger aufgeschlossen sind die Menschen in den südeuropäischen
Ländern : In Griechenland liegt die Ablehnung bei 76 Prozent, in Portugal
bei 71 Prozent und in Spanien bei 62 Prozent. Italien hingegen (56 % Ab
lehnung) unterscheidet sich hinsichtlich der Einschätzung von Pflegerobo
tern kaum vom europäischen Durchschnitt.
Roboter in der Pflege: Höchste Zustimmung in Polen und Tschechien
Griechenland
Portugal
Spanien
Frankreich
Deutschland
Tschechien
Polen
Europäischer Durchschnitt
76
71
62
51
47
32
51
29
Datenbasis: Auswahl aus Eurobarometer 460
(2017), S. 86. Angaben in Prozent
Ich würde mich unwohl fühlen, wenn ich bei Krankheit oder im fortgeschrittenen Alter durch einen Roboter betreut würde.
20 TechnikRadar 2019
Dank neuer digitaler Technologien lassen sich große Datenmengen spei
chern und jederzeit abrufen. Sollen auch medizinische Daten online,
beispiels weise für die eigene Ärztin oder den eigenen Arzt, zur Verfügung
stehen? Die euro pä ische Öffentlichkeit ist in dieser Frage gespalten. Eine
knappe Mehrheit, 52 Prozent, wünscht sich dies, 43 Prozent lehnen es ab.
Vergleicht man die Einschätzungen in den untersuchten Ländern, gibt
es erhebliche Unterschiede: Ausgeprägt ist der Wunsch nach dem persön
li chen OnlineZugriff auf die eigenen medizi nischen Daten in Finnland
(82 %), Däne mark (80 %), den Niederlanden (70 %) und den Baltischen Staa
ten (70 %). In Deutschland (38 %), Österreich (34 %) und Ungarn (32 %) möchte
dies nur eine Minderheit.
Die persönliche Einschätzung wird von Alters und Bildungseffekten
beeinflusst: Während sich 64 Prozent der unter 40Jährigen einen Online
Zugang zu medizinischen Daten wünschen, sind es in der Altersgruppe
der über 54Jährigen nur 38 Prozent. In der niedrigsten Bildungsgruppe
wünschen sich dies 27 Prozent, in der höchsten dagegen 66 Prozent.
Online-Zugriff auf Gesundheitsdaten: Meinungsbild in Europa gespalten
Schweden
Finnland
Niederlande
Dänemark
Frankreich
Deutschland
Slowakei
Ungarn
Europäischer Durchschnitt
91
90
86
85
78
60
45
65
Gesundheitsdaten
Datenbasis: Auswahl aus Eurobarometer 460
(2017), S. 101. Angaben in Prozent
43
Ich wäre bereit, meine elektronischen Gesundheitsdaten an den eigenen Arzt oder die eigene Ärztin weiterzugeben.
22 TechnikRadar 2019
Neue Technologien können auch das Verhältnis zwischen Arzt und Patient
verändern. Schon heute werden Roboter am OPTisch eingesetzt, die zum
Beispiel den Chirurgen unterstützen. Wie sieht das die Bevölkerung?
Die Hälfte – 51 Prozent – der Europäerinnen und Europäer ist dagegen.
44 Prozent können sich einen Roboter im OP zumindest vorstellen, 26 Pro
zent äußern sich sogar deutlich zustimmend.
Die Deutschen liegen mit 56 Prozent Ablehnung und 20 Prozent Zustim
mung im europäischen Mittel. Aufgeschlossener sind die Niederländer
mit 45 Prozent und die Dänen mit 42 Prozent Zustimmung. Aber auch in
Polen (39 %) und Schweden (36 %) hat mehr als ein Drittel keine Bedenken
gegen Roboter im OP. Dagegen lehnen mehr als 70 Prozent der Befragten in
Kroatien (76 %) und Ungarn (66 %) den Einsatz dieser Technologie im OP ab.
Roboter im Operationssaal: Der Mensch bleibt bevorzugt
Kroatien
Ungarn
Deutschland
Frankreich
Finnland
Schweden
Niederlande
Europäischer Durchschnitt
56
76
66
54
49
46
31
51
Datenbasis: Auswahl aus Eurobarometer
460 (2017), S. 88. Angaben in Prozent
Ich bin dagegen, dass Roboter bei medizinischen Operationen eingesetzt werden.
24 TechnikRadar 2019
Die Deutschen hängen an ihren Autos, und sie wollen diese auch mehrheit
lich weiterhin selbst fahren. Das hat das TechnikRadar 2018 gezeigt: Nur
18 Prozent halten autonomes Fahren für zuverlässig. Und lediglich 16 Pro
zent wären bereit, während der Fahrt die Verantwortung vollständig an ein
Fahrzeug abzu geben.
Mit ihrer Zurückhaltung stehen die Deutschen nicht allein: Laut Euro
barometer würde sich die Mehrzahl der Europäerinnen und Europäer (58 %)
in einem fahrerlosen Auto unwohl fühlen. Nur 22 Prozent hätten keine
Proble me damit, sich einem autonomen Fahrzeug anzuvertrauen.
Besonders ausgeprägt ist die Ablehnung des autonomen Fahrens in den
südeuropäischen Ländern: Zypern und Spanien (jeweils 70 %), Griechenland
(69 %) und Frankreich (65 %). Auch in Großbritannien (65 %) überwiegt die
Skepsis. Deutschland belegt im europäischen Vergleich mit 62 Prozent
Ablehnung einen Mittelwert.
Besonders aufgeschlossen stehen dem autonomen Fahren Niederländer
gegenüber – 34 Prozent würden sich in einem selbstfahrenden Fahrzeug
wohlfühlen –, gefolgt von Schweden (30 %), Dänen (31 %) und Italienern
(27 %).
Autonomes Fahren: Spanien, Griechenland und Frankreich besonders skeptisch
Spanien
Frankreich
Deutschland
Schweden
Italien
Niederlande
Polen
Europäischer Durchschnitt
70
65
62
49
47
43
37
58
Datenbasis: Auswahl aus Eurobarometer 460
(2017), S. 90. Angaben in Prozent
Ich würde mich in einem fahrerlosen Auto eher unwohl fühlen.
Kontakt acatech – Deutsche Akademie der TechnikwissenschaftenGeschäftsstelleKarolinenplatz 480333 MünchenEMail [email protected]
Körber-Stiftung Kehrwieder 1220457 HamburgEMail wissenschaft@koerberstiftung.dewww.koerberstiftung.de
ZIRIUS – Zentrum für InterdisziplinäreRisiko- und Innovationsforschung Universität StuttgartSeidenstr. 3670174 StuttgartEMail [email protected]stuttgart.dewww.zirius.eu
Impressum »TechnikRadar 2019. Was die Deutschen über Technik denken«,Herausgeber: acatech, München und KörberStiftung, HamburgV. i. S. d. P. : Dr. Lothar Dittmer, KörberStiftungWissenschaftliche Bearbeitung: ZIRIUS – Zentrum für Interdisziplinäre Risiko und Innovationsforschung (Universität Stuttgart)Coverillustration: Martin KünstingGestaltung: Groothuis, Hamburg | groothuis.deDruck: Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH, Langenhagen
© acatech und KörberStiftung 2019
AnsprechpartnerPD Dr. Marc Denis WeitzeBenjamin Zilker
AnsprechpartnerMatthias MayerThomas Nöthen
AnsprechpartnerDr. Jürgen HampelDr. Michael M. ZwickConstanze StörkBiber
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