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Page 1: Eldorado für Na turfreaks Costa Rica · 3 Anreise: Condor fliegt zw ei Mal wöchentlich (Mitt-wo ch und Samstag) von Fr ankfurt nach San José, mit Zw ischenstopp auf der Dom-inikanischen

Nummer 45 Samstag, 10. November 2007Reise

Der kegelförmige Arenal (1643 Meter) ist ein Bilderbuchvulkan, der ständig aktiv ist. Fotos: Wagner

INFOS

3 Anreise: Condor fliegtzwei Mal wöchentlich (Mitt-woch und Samstag) vonFrankfurt nach San José, mitZwischenstopp auf der Dom-inikanischen Republik. Iberiafliegt täglich ab Madrid, mitguten Anschlussflügen vonvielen deutschen Flughäfen.Martinair fliegt nach San Jo-sé täglich ab Amsterdam mitZwischenstopp in den USA.

3 Reisezeit: Am wenigstenregnet es in Costa Rica zwi-schen November und April,dann ist Hochsaison, vor al-

lem um Weihnachten undOstern. Von Mai bis Oktoberist Regenzeit. Dann sind diePreise niedriger, man mussaber mit Regenfällen rech-nen, die mitunter den halbenTag dauern. Warm bis heißist es das ganze Jahr über.

3 Einreise: EU-Bürger benöti-gen für Costa Rica kein Vi-sum. Der Reisepass mussnoch mindestens sechs Mo-nate gültig sein. Die maxima-le Aufenthaltsdauer beträgt90 Tage. Impfungen sindnicht vorgeschrieben, emp-

fohlen wird aber Hepatitis Aund B. Kaum Gefahr vonMalaria. Aber: auf Mücken-schutz achten.

3 Veranstalter: Travel-to-na-ture (www.traveltonature.de)hat zwei Dutzend verschiede-ne Costa Rica-Reisen im An-gebot, darunter Costa Ricafor family. Weitere Anbietervon Ökoreisen unterwww.forumandersreisen.de

.........................................................WEITERE INFORMATIONEN:3www.visitcostarica.com

Abenteuerlustmacht sich beieiner Ruder-boot-Fahrt aufdem Rio Teno-rio bei Cañasbreit.

Hängebrücken erleichtern denFußmarsch durch den Regen-wald.

Eldorado fürNaturfreaks – Costa RicaÜppige Flora und Fauna sind nationaler StolzVon Hans Christof Wagner .........................................................

Die Straße ist so schlammig,dass wir nur mit Pferden hin-kommen. Keiner von uns istjemals geritten. Aber dasmacht nichts, bei den Gäulenmuss man sich nur im Sattelhalten. Stoisch trotten sieden Berg hinauf. Oben ange-kommen sind auch schon dieersten surrenden Geräuschezu vernehmen. Beim Canopyin Costa Rica hängt man mitRollen an Drahtseilen undrauscht von Baum zu Baum,unter einem der grüne Bal-dachin des Regenwaldes.

Den in die Bäume hineingebauten Plattformen, diehöchsten 50 Meter hoch,würde bei uns kein TÜV derWelt seinen Segen geben.Aber schon bald ignoriertman die wackligen Konstruk-tionen. Mit einem Cocktailaus Glücks- und Stresshormo-nen im Blut werden selbstdie von Höhenangst Geplag-ten plötzlich ganz tapfer, wieTarzan.

Canopy ist heute im zen-tralamerikanischen Land ei-ne beliebte Touristenattrakti-on. Auch Veranstalter vonÖkoreisen wie Travel-to-na-ture mit Sitz bei Freiburg ha-ben es im Programm. Ökohört Inhaber Rainer Stollnicht so gerne, nachhaltig

viel lieber. Weil öko nachdem genügsamen Rucksack-Sandalista klingt, der imSchlafsack »pennt«. Die sindlängst weiter gezogen, nachNicaragua, Honduras und Pa-nama. Nach Costa Rica kom-men heute die, die eine ver-gleichsweise gute Infrastruk-tur mit dem Erlebnis einerNaturvielfalt kombinierenwollen, wie sie wohl nur dasLand zwischen Pazifik undKaribik so kompakt zu bie-ten hat. Das ist territorial soklein wie Niedersachsen undökologisch so groß wie Brasi-lien. Mit schönen Städtenund indianischer Archäologiekann es nicht aufwarten. Üp-pige Natur ist sein nationalerSchatz. Die Ticos, wie sichdie Costaricaner nennen,sind stolz drauf. Und dieTouristen kommen gerne inein stabiles Land ohne Ar-mee, das von einem Frie-densnobelpreisträger regiertwird und wo ein Drittel derFläche unter Naturschutzsteht. Heute sind es 1,7 Milli-onen – acht Mal so viel wienoch 1995, darunter 20 000Deutsche. »4000 davon ha-ben bei uns gebucht. Travel-to-nature ist deutscher Markt-führer«, sagt Stoll.

Ticos müssen Asse amSteuer sein, denn die holpri-gen Straßen zwingen dazu.Alberto, unser Busfahrer,braucht drei Stunden für die50 Kilometer zum National-park Rincon de la Vieja mitseinen drei Vulkanen. Über-setzt heißt das »Winkel derAlten«. Der Sage nach solldort eine alte Hexe ihr Un-wesen treiben. Hexenküche –das passt.

Nebelschwaden wabernüber die Bäume hinweg.Zäune schirmen kleine Tüm-pel ab, in denen das Wasserkochend heiß sprudelt. An-dernorts blubbert gräulicherSchlamm vor sich hin, wirftgroße Blasen und wenn sieplatzen, riecht es nachSchwefel. Im Spa einer nahegelegenen Hacienda könnensich Gäste damit einreiben,was gut für die Haut seinsoll. Die Regierung will dienatürliche Energie ausnutzenfür ein Geothermie-Kraft-werk, erzählt Paul Valencia-no, unser Guide. Costa Ricawill bis 2021 als erstes Landder Erde CO2-neutral sein. In

der Provinz Guanacaste sollein Windpark entstehen. 80Prozent des Stroms sindschon jetzt öko – Wasserkraftdes Arenal-Stausee.

Manchmal ist er oft garnicht zu sehen und fünf Mi-nuten später steht er klarund deutlich in der Land-schaft. Der kegelförmigeArenal (1643 Meter) ist einBilderbuchvulkan. Eigentlichist er ständig am Spucken.Nachts, wenn es klar ist,kann man beobachten, wiefeuerrote Lavabrocken dieHänge hinunter kullern.Manchmal kommen sie denThermalbädern an seinemFuß, dem Tabacon und demEcotermales, gefährlich nahe.Deren Becken sind mit demvulkanisch erhitzten Wassergefüllt – eine Badewanne un-ter Palmen.

Pool und Klimaanlage willauch die Casa Luna Lodge inLa Fortuna ihren Gästennicht vorenthalten. Abersonst soll es ein ökologischesMusterhotel sein. Das Bau-holz stammt aus zertifizier-tem Plantagenanbau undnicht aus dem Regenwald.Ziegel aus Recyclingmaterialschirmen die Zimmer beson-ders gut vor Hitze ab, sodass die Klimaanlage nicht

so oft laufen muss. Im gan-zen Haus brennen Energie-sparlampen. Seifen undWaschmittel sind abbaubar,die Küchenabfälle werdenkompostiert, die Abwässerbiologisch gereinigt. In CostaRica decken 80 Prozent dertouristischen Infrastruktursolche kleinen, von Einhei-mischen geführte Hotels ab.Das Gros ist wie die CasaLuna Lodge: bungalowartigund gut eingepasst in dieLandschaft. Nachhaltig rei-sen – es ist der Gegenent-wurf zum All-inclusive-Pau-schalurlaub in der Betten-burg am Strand.

Aber anstrengender ist esschon. Wer sich drauf ein-lässt, muss gut zu Fuß seinund Interesse an Fauna undFlora mitbringen. Man be-sucht Projekte wie die Baum-schule Ojoche und das Eco-centro Danaus, ein kleines

Refugium für bedrohte Tier-und Pflanzenarten. Überallmuss man lernen, so wie imRuderboot auf dem RioTenorio bei Cañas. Wie be-stellt machen zwei HordenBrüllaffen ihrem Namen alleEhre: uh, uh, uh. BootsführerSamuel erklärt, dass sie mitdem Radau ihre Reviere ver-teidigen. Eine Gruppe Klam-meraffen schwingt sich durchdie oberen Äste. Die Müttertragen die Jungen Hucke-pack. Paul deutet auf eineGruppe Aras. Mit seinem ge-schulten Blick hat er sie alserster entdeckt, und sagt,dass es davon nur noch ganzwenige gibt. Zwei Krokodiledösen regungslos auf einerSandbank. Eine Jesus-Chris-tus-Echse kreuzt unserenWeg. Die heißt so, weil siemit ihrem zwei Meter langenSchwanz übers Wasser lau-fen kann. Endlich ein Faul-

tier. Faul? Kann man eigent-lich nicht sagen. Relativ flinkzieht sich das behaarte Tiernach oben, bringt sich vorden Blicken aus Dutzendenvon Ferngläsern in Sicher-heit.

Pura Vida, das pure Leben– so heißt der Wahlspruchder Ticos. Costa Rica hat esauf der Naturschiene ver-mocht, zu einer der touristi-schen HauptdestinationenLateinamerikas zu werden.Für viele gilt sein Weg alsVorbild. Kolumbus hat alsoam Ende doch recht behal-ten. 1502 taufte er das Land,das sich vor ihm auftat,Costa Rica (reiche Küste).Das legendäre Eldorado, dasGoldland, fand der Spanierallerdings dort nicht. Aber erhat die Tür dazu aufgesto-ßen, dass das Land heutezum Eldorado der Natur-freaks geworden ist.

Seltene Tierarten bekommen Costa Rica-Touristen an vielen Plätzen vor die Kamera.