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Erwin und die wilden drei

Ein Erdmännchen-Abenteuer

Bearbeitet vonIan Whybrow, Ilse Rothfuss, Sam Hearn

1. Auflage 2014. Taschenbuch. 192 S. PaperbackISBN 978 3 596 81201 1

Format (B x L): 12,4 x 18,9 cmGewicht: 171 g

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Ian WhybrowErwin und die wilden drei

Ein Erdmännchen-Abenteuer

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Kapitel 1

Tüftler, Mia und Träumer fühlten sich rundumgeborgen in ihrem neuen Zuhause. Hier war eswunderbar dunkel und stinkig. Der Ferne Bauwar eine geräumige Höhle mit vielen Kam-mern und jeder Menge geheimer Ein- undAusgänge. Vor allem aber war er ihr eigenerBau. Nur die drei und ihr geliebter ein-äugiger alter Onkel lebten hier. Sicher,Onkel Erwin war manchmal ein biss-chen schrullig, aber er war trotzdem eingroßer Held.

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Beim ersten Sonnenstrahl krabbelten sie durchdie dunklen Gänge an die Oberwelt hinauf undstellten sich zum Aufwärmen vor den Hauptein-gang. Erdmännchen kommen erst in Schwung,wenn sie ihren Geist und ihren Körper richtig ge-wärmt haben. Dazu halten sie ihren Bauch eineWeile in die aufgehende Sonne. Und so standensie nun da, die Bauchflecken in der Luft, ein biss-chen fröstelig, ein bisschen müde … aber zufrie-den und glücklich.

Erwin murmelte unablässig vor sich hin. Dendreien war aufgefallen, dass er das in letzter Zeitoft machte. Irgendwie wurde er immer seltsamer.Manchmal stürzte er mutterseelenallein davonund blieb lange fort. Und immer wieder flitzte erin den Bau hinunter, selbst in der Sonnenzeit, um„nur mal schnell alle Fluchtgänge zu kontrollie- ren“, wie er behauptete. Onkel Erwin hatte dieGänge inzwischen öfter kontrolliert, als er Klau -en und Zähne besaß.

Jetzt stand er da und brabbelte vor sich hin.„Hmm-mm … reiß dich zusammen, Erwin.

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Wupp-wupp, verstanden? Lass das Zögern undZaudern, du alter Trottel. Geh rein, sonst ist es zuspät, hopp! Frag einfach, bevor sie wieder davon-stürzt, harumpf!“

„Was redet er denn da?“, flüsterte Mia ihremBruder Träumer zu. „… bevor sie wieder davon- stürzt?“ Mia dachte immer zuerst an sich selbstund glaubte, alle anderen würden das auch tun.„Wieso? Ich bin doch in letzter Zeit gar nicht ab-gehauen. Also jedenfalls nicht, dass ich wüsste …“

Träumer gab keine Antwort. Er war noch garnicht richtig wach.

Der Onkel leckte sich jetzt die Pfote und strichseine Schnurrhaare glatt. „Mhmm-mhmmm. Na komm schon, Erwin, altes Schlachtross, soschlecht siehst du doch gar nicht aus für deinAlter“, sagte er laut. „Okay, du bist vielleichtschon etwas krumm und an manchen Stellenziemlich ramponiert, aber du bist gesund undstark. Also, fass dir ein Herz, Junge! Pack denKäfer, bevor er sich im Sand verkriecht, wie dasSprichwort sagt.“

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Mias großer Bruder Tüftler spitzte die Ohren,als er das hörte, und warf dem Onkel einen neu-gierigen Seitenblick zu. Er war selbst ein großerPlaner und fragte sich, was Onkel Erwin vor-hatte. Pack ihn?, überlegte er. Altes Schlachtross… hmmm. Vielleicht wollte er einen feindlichenErdmännchen-Stamm zum Kampf herausfor-dern. Prrr! Vielleicht hatte er herausgefunden,dass die grässlichen Ruderschwänze einen neuenÜberfall auf ihren Bau planten.

Aber der Onkel brabbelte nicht nur unver-ständliches Zeug vor sich hin. Seit einigen Son-nenzeiten trainierte er auch wie besessen. Ermachte Liegestütze und legte wilde Sprints ein.Meistens rannte er zwischen dem Schafhirten-baum und dem Bau hin und her. Danach kam erkeuchend und zittrig zurück, strich sich das Fellim Gesicht und an den Armen glatt und schielteauf seinen dicken Bauch hinunter, der leiderimmer noch nicht kleiner geworden war. VonZeit zu Zeit warf er sich auf den Rücken undstrampelte mit allen vier Pfoten in der Luft.

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Dabei stieß er komische Jipp-Jipp-Wiiiiii-Rufe ausund brüllte: „Ich gehöre dir mit Haut und Haar!Komm und nimm mich!“ Dann zuckte er wildmit den Augenbrauen und klackerte mit denZähnen.

Tüftlers Meinung nach konnte das nur bedeu-ten, dass der gute alte Onkel sich auf einenKampf vorbereitete. Anders konnte er sich seinVerhalten nicht erklären.

Heute Morgen putzte sich der Onkel beson-ders sorgfältig. Als er ein abstehendes Haarbü-schel in seinem Fell bemerkte, nagte er verbissendaran herum. „Los, runter mit dir, verflixt nochmal“, knurrte er. „Eine Schande ist das. So kannsich doch kein anständiges Erdmännchen sehenlassen. Hmmm, knabber-knabber. Immer schönproper und hübsch bleiben, was-was.“

„Aha, jetzt kapier ich’s“, sagte Tüftler, demplötzlich etwas anderes eingefallen war. „Machstdu dich vielleicht für den Häuptling der Klick-Klicks schön, Onkel Erwin?“, fragte er.

Die Klick-Klicks waren ein kleiner Blah-Blah-

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Stamm, der in der Nähe des Fernen Baus lebte.Onkel Erwin war der König dieser komischenRiesenwesen, die ihm praktisch aus der Handfraßen. Sie sahen ein bisschen aus wie Affen, nurnicht so zottig, und sie turnten auch nicht in denBäumen herum, sondern gingen meistens aufdem Boden. Oft schlichen sie sich unbemerkt anund legten Essen für die Wilde Wahnsinnsmeuteaus. Dann beugten die Blah-Blahs sich zu ihnenherunter und ließen sie auf ihre Köpfe klettern.

Und eins musste man den Blah-Blahs lassen – sie gaben hervorragende Ausguck-

posten ab. Sie waren sogar größer als ein junger Dornbusch.

Die Klick-Klicks verehrten denOnkel, und zum Zeichen ihrer

Wertschätzung hatten sie ihmein schönes Halsband ge-

schenkt, das er voll Stolzzu jeder Sonnen- und

Dunkelzeit trug.

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Wie alle Blah-Blahs verständigten sich die Klick-Klicks mit komischen Blah-Blah-Rufen, statt vernünftig zu quieken oder zu schnattern. Nurwenn sie etwas besonders toll fanden, warSchluss mit dem ganzen Blabla. Dann klangen siewie Hyänen und kreischten nur noch Hi-hi-ha-ha-ha-haaa!

Die Klick-Klicks hatten viele komische Ange-wohnheiten. Zum Beispiel hausten sie in spitzenweißen Hügeln über dem Boden statt anständigeHöhlen unter der Erde zu graben. Die Wändedieser Hügel waren so dünn, dass sie bei derkleinsten Brise im Wind flatterten. Außerdemwaren die Klick-Klicks sehr scheu und versteck-ten ihre Augen bei ihren Besuchen am FernenBau meistens hinter speziellen Augenschützern.Sie kamen ziemlich oft vorbei, um die Wahn- sinns meute zu bewundern.Manchmal machten sie zur Be-grüßung komische Klick-Klick-Laute mit der Zunge, daher auchihr Name.

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„Nein, nein. Die Klick-Klicks sind fort, fürchteich“, sagte der Onkel und starrte in die Ferne.„Bald kommt der Regen – ich kann ihn schonriechen. Die Blah-Blahs haben schrecklicheAngst vor Gewittern, versteht ihr. Ist ja auch keinWunder bei den flattrigen Hügeln, in denen siewohnen. Die schützen kein bisschen vor Him-melskrachen und Knisterfeuer. Na, und deshalbsind alle Blah-Blahs in ihre Brumm-Brumms gesprungen und davongerast. Wahrscheinlich suchen sie sich irgendwo ein besseres Plätzchenzum Leben.“

Da die Klick-Klicks nicht schlau genug waren,sich viele Fluchtgänge zu graben, hatten sie stetsriesige bewegliche Höhlen auf Rollen in ihrerNähe. Beim ersten Anzeichen von Gefahr spran-gen sie hinein, und „Brumm-Brumm!“ zischtensie in einer dicken Staubwolke davon.

„Oh je! Dann krieg ich ja gar keine Nüsse undEier mehr“, seufzte Mia enttäuscht. „Und ichkann nicht mehr auf ihre Köpfe klettern und mirden Bauch von ihnen kitzeln lassen!“

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Beim Stichwort „Bauch“ legte Onkel Erwinseine Pfoten unter seinen Dickwanst undstemmte ihn hoch. „Eins-zwei-drei … hopp!“ Dasmachte er immer so. Tüftler und Mia ahmten ihnkichernd nach: „Eins-zwei-drei … hopp!“

Aber der Onkel beachtete sie gar nicht, son-dern starrte weiter in die Ferne und seufzte tief.Nach einer Weile begann er ein Liedchen zusummen:

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„Flohbisse sind rot, mein Schatz,und blaugrau ist der Rauch,Eidechsen sind jam-jam-schmatz,und du, mein Fläuschchen, auch.“

Die drei Jungen standen da und starrten denOnkel an, der gedankenverloren an seinemHelm herumfingerte. Schließlich zog er ihn übersein heiles Auge und sagte mit leiser Stimme:„Gar nicht schlecht für einen alten Kämpfer,was? Sag, wie sehe ich aus, mein süßes Jucki-Schnuckilein?“

„Jetzt ist er total übergeschnappt, Tüfti“, flüs-terte Mia.

„Na, hoffentlich nicht“, erwiderte Tüftler.„Aber es stimmt, er ist schon die ganze Zeit sokomisch. In der Dunkelzeit hält er mich eineEwigkeit wach, haut mir in die Rippen und brab-belt komisches Zeug. Und dann redet er mit soeiner kitschigen Stimme.“

„Was für Zeug?“, wollte Mia wissen.„Ähm, also … Keine Angst, du hinreißendes

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Geschöpf, bei mir bist du sicher – so sicher wie im Fernen Bau …“

„Was in aller Oberwelt meint er damit?“, fragteMia.

Im selben Moment hörte sie ein Geräusch hin-ter sich, und als sie blitzschnell herumwirbelte,nahm sie eine Bewegung im Dunkel des Höhlen-eingangs wahr. Vor Schreck schrie sie so laut,dass Träumer einen Luftsprung machte undebenfalls aufschrie.

„Wupp-Wupp-Wupp! ALARM!“„W-was ist?“, keuchte Onkel Erwin. „Feind in

Sicht? IN DECKUNG, LEUTE! RUNTER-RUNTER-RUNTER!“

Mit einer einzigen schwungvollen Bewegungriss Tüftler sein limettengrünes Schnapp-Schnappan sich. Es war eine mächtige Waffe, die er von

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einem Klick-Klick-Stamm stibitzt hatte. Drohendhielt er sie in die Luft.

Schwänze hoch, Klauen ausgefahren! Tüftler, Miaund Träumer machten sich bereit, um ihr Lebenzu rennen oder zu kämpfen.

Ein paar Sekunden standen alle wie ange wur-zelt da. Von hinten, aus der Dunkelheit ihres eigenen Baus, kam etwas auf sie zugetrippelt.

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