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www.tempelherren-orden.de

Das Magazin des ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI Tempelherren-Orden Deutsches Priorat e. V.

Jahrgang 34 | Dezember 2018 | Heft Nr. 67

Die Schweizergarde im Vatikan Seite 16

Europa wohin? Naher Osten – Flüchtlings-welle – Brexit Seite 6

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Inhalt | Impressum

ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLITEMPELHERREN-ORDEN DEUTSCHES PRIORAT E. V.

Inhalt 2 Inhalt | Impressum

3 Vorwort

4 Frühjahrskonvent 2018 in heisterbacherrott

6 Europa wohin? naher Osten – Flüchtlingswelle – Brexit

8 Generalkapitel 2018 in Kloster Schöntal

10 Bildergalerie

12 Von der Monarchie zum totalitarismus: Deutschland und Russland im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts

16 Die Schweizergarde im Vatikan

18 aus der Presse

19 Buchtipps

20 aus den Komtureien

22 Einladung zum Frühjahrskonvent 2019

23 Ökumene

IMPRESSuM„non nobis“

ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLItempelherren-Orden

Deutsches Priorat e. V.

Herausgeber: Die Ordensregierung

Schriftleitung: hans-Joachim Baumbach, Prior

Kaldenkirchener Straße 3 41063 Mönchengladbach

tel. 02161 9028875 Fax 02161 9028874

[email protected] www.tempelherren-orden.de

Bildnachweis: h.-J. Baumbach, Daniela Winge,

Fotolia, adobe Stock, Ordensarchiv, JoBa Webdesign und FKM Fotoarchiv.

Gesamtherstellung: FKM VERlaG GMBh

Gregor Wick Postfach 24 49

76012 Karlsruhe www.fkm-verlag.com

namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung

der Redaktion wieder. Kloster Schöntal

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VorwortlIEBE ORDEnSBRüDER, SEhR VEREhRtE lESERInnEn unD lESER,

vor Ihnen liegt die aktuellste Ausgabe unserer Ordenszeitschrift NON NOBIS. Unsere regel- mäßigen Leser werden natürlich sofort bemerkt haben, dass das Heft sich deutlich verändert hat.

Der Tempelherrenorden ist und bleibt natürlich ein Bewahrer der Werte, die unsere Kultur, unse-ren Glauben und unsere Nation seit Jahrhunderten tragen und ihren inneren Wert ausmachen.

In der äußeren Gestalt versuchen wir jedoch stets, auch den Anforderungen einer nachkommen-den Generation an Lesefreundlichkeit und Themenmischung entgegenzukommen. In diesem Sinne wurde der gesamte Öffentlichkeitsauftritt des Ordens im letzten Generalkapitel intensiv diskutiert und beschlossen, die Ordenszeitschrift in einem modernisierten Gewande, vom Umfang her moderat gestrafft, dafür aber wieder mit zweimaliger Erscheinungsweise pro Jahr herauszu-bringen.

Gleichzeitig wird auch der Internetauftritt des Ordens unter www.tempelherren-orden.de renoviert und kontinuierlich ausgebaut.

Wir wünschen unseren Lesern viel Spaß bei der Rezeption der Texte und hoffen, Ihnen noch immer Denkanstöße und wertvolle Informationen geben zu können.

Mit der Dezemberausgabe der NON NOBIS 2018 rückt das Jahresende näher und so wünsche ich Ihnen im Namen der Ordensregierung und aller Ordensbrüder einen guten Jahresübergang und viel Glück, Erfolg und Gesundheit im Jahr 2019.

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Vorwort des prIors

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ordensbruder hans-JoachIm baumbach

Frühjahrskonvent 2018in HeisterbacherrottEuropa wohin? – Der Überwachungsstaat

seit mehr als 25 Jahren sind die Frühjahrskonvente des ordo mIlItÆ crucIs templI – tempelherren-orden, deutsches priorat e. V. für jeden ordensbruder einer der wichtigs-ten termine im Jahreskreis. hier tauschen sich die mitglieder der ordensgemeinschaft mit hochkarätigen referenten und Gästen aus und sammeln Fachwissen und argumen-te, um in ihrem alltagsleben im sinne unserer Verpflichtung in die Gesellschaft und die Kirchen hineinwirken zu können.

FrühJahrsKonVent 2018

Auch im Jahr 2018 fand der Frühjahrskonvent im Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott statt.

Schon am frühen Freitagnachmittag traten die Mitglieder des Ordensrates zu ihren Beratungen zusammen. Nach der Begrüßung durch den Ordenskanzler, Ordensbruder Hartmut Sawall, sprach der evangelische Ordensgeistliche, Ordensbruder Adolf Meyer, das Eingangsgebet.

Der Ordenskanzler berichtete dem Ordensrat über die Arbeit der Ordensregierung seit dem Generalkapitel 2017. Dem schloss sich der Bericht des Schatzmeisters zur Haus-haltslage an.

Allgemeines Lob fand die Ausrichtung des Generalkapitels 2017 durch die Komturei Niedersachsen in Bad Sachsa am Harz. Für das Generalkapitel 2018 ist bereits die Durch-führung durch die Komturei Rhein-Neckar im Kloster Schöntal beschlossen.

Nach einer Aussprache zu diversen Themen der Tagesord-nung endete die Ordensratssitzung mit dem Schlussgebet rechtzeitig vor dem Abendessen, zu dem auch alle anderen Teilnehmer des Konventes hinzutraten.

Nachdem sich alle Teilnehmer des Frühjahrskonventes begrüßt und gestärkt hatten, wurde bereits am Abend des ersten Tages das Vortragsprogramm mit einem Referat unseres Novizen Dr. Dr. Joachim Seeger zum Thema „Digitalisierung, Gefahren im beruflichem und privaten Alltag“ begonnen. Nach dem Vortrag und anschließender Aussprache fand ein gemütliches Beisammensein statt.

Nach dem Frühstück am Samstag beschäftigte uns das andere Hauptthema des Frühjahrskonventes mit dem sehr instruktiven Vortrag von Prof. Dr. Heinz Theisen mit dem Thema „Europa wohin? Naher Osten – Flüchtlingswelle – Brexit?“ Die Thesen und Schlussfolgerungen des Re- ferenten wurden im Anschluss rege diskutiert. Die Einlei-

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5Ausgabe Dezember | 2018 ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

FrühJahrsKonVent 2019

Haus Schlesien

Prof. Dr. Heinz Theisen zu Europa

Dr. Dr. Joachim Seeger beim Vortrag

StD a. D. Hans Eifler beim Vortrag Reinhard Wenner beim Vortrag Andacht in der Nikolauskapelle

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berIcht

tung des Vortrages sowie ein Hinweis auf dessen Gesamt-wiedergabe im Rahmen unseres öffentlichen elektroni-schen Archivs finden Sie in diesem Heft ab Seite 6.

Nach dem Mittagessen am Samstag sprach StD a. D. Hans Eifler zum Thema „Soll Europa paralysiert werden? Vor-stellungen und Pläne der USA zur Weltherrschaft“. Auch dieser Vortrag löste Nachfragen und eine rege Diskussion aus. Nach einer kurzen Unterbrechung des nachmittäg-lichen Vortragsprogramms mit einer Kaffeepause sprach unser Ordensbruder Lutz Müller zum Thema „Digitalisie-rung: Schöne neue Welt – die vierte industrielle Revo-lution“. Ordensbruder Müller hatte eine so breite Palette an Alltagsbeispielen für die derzeitigen Umwälzungen unserer Gesellschaft durch Digitalisierung und künst- liche Intelligenz parat, dass die Vortragszeit ihm kaum ausreichte und eine längere Aussprache nicht mehr mög-lich war. Bereits um 18:15 Uhr nämlich feierten wir die heilige Messe in der Nikolauskapelle direkt am Haus Schlesien.

Erst danach konnten die Ordensbrüder das gemeinsame Abendessen einnehmen und hiernach – soweit die Kraft eines jeden Einzelnen noch ausreichte – die Erkenntnisse des Tages noch einmal im gemeinsamen Gespräch vertiefen.

Am Sonntag leitete der evangelische Ordensgeistliche eine Andacht, bevor Reinhard Wenner den letzten Vortrag des Frühjahrskonventes zu „Wesen und Funktion der Parteien in Deutschland“ hielt. Der Referent hatte über den Bundeswahlleiter nahezu alle politischen Programme der in der Bundesrepublik Deutschland registrierten Parteien

angefordert und gab nicht nur Einblick in deren innere Ge-dankenwelt, sondern auch in die verfassungstheoretischen Grundlagen der Parteiarbeit und deren Mitwirkung an der politischen Willensbildung des deutschen Volkes.

Nach diesem letzten Vortrag verabschiedeten sich die Ordensbrüder geistig und geistlich gestärkt voneinander.

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6 Ausgabe Dezember| 2018ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

Einleitung: Europa in der neuen WeltunordnungNach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 und den gescheiterten Versu-chen zum Aufbau einer von den USA geführten liberalen Weltordnung steht die Welt ohne erkennbare Ordnungs-strukturen da. Henry Kissinger sieht uns zwischen drohendem Chaos und einer noch nie dagewesenen Interde-pendenz lavieren.

Die Staaten stehen nicht mehr nur anderen staatlichen Mächten, sondern einer Vielzahl von transnationalen Prozessen, global agierendem Kapi- tal, asymmetrisch kämpfenden Ter-roristen, Schleppern, Drogen- und Menschenhändlern gegenüber, die sich der staatlichen Autorität zu ent-ziehen trachten. Im 21. Jahrhundert ist nicht mehr die Stärke, sondern ihre Schwäche das Problem.

Das durch Globalisierungsprozesse vielfach entgrenzte Europa und in seiner Staatlichkeit zusätzlich durch ungeklärte Grenzfragen geschwächte Europa ist davon besonders betroffen. Während die Ungleichheit zwischen den Ländern durch die Globalisierung abgenommen hat, nimmt sie inner-halb der Gesellschaften zu. Die von der Globalisierung benachteiligten Schichten fordern mehr nationalen Schutz vor dem Wettbewerb ein oder

Europa wohin? Naher Osten – Flüchtlingswelle – BrexitSelbstbegrenzung und Selbstbehauptung als Zukunftsaufgaben

während unseres Frühjahrskonventes 2018 im haus schlesien, Königswinter, referierte prof. dr. heinz theisen in einem sehr interessanten Vortrag über den umfangreichen themenkreis europa, naher osten, Flüchtlingswelle und brexit. aus platzgründen wird hier nur eine sehr verkürzte Version abgedruckt, der langtext kann über die ordens-homepage als leseangebot unter www.tempelherren-orden.de/europa-wohin heruntergeladen werden.

umgekehrt im Nahen Osten oder Af-rika – mehr Teilhabe an den globalen Prozessen.

Dialektisch ist es leicht erklärbar, dass nach den Entgrenzungen Rufe nach neuen Begrenzungen aufkommen. Linke und rechte Globalisierungskri-tik, der kulturelle Identitätswahn im Orient und die Angst um die eigenen sozialen Interessen im Westen sind Folgen von Überdehnung und Ent-grenzung. Die Versuche, die Ängste durch Ausgrenzung aus dem Diskurs zum Schweigen zu bringen, drohen in deren zunehmender Radikalisierung zu enden.

Mit Brexit und Trump ist diese Stra-tegie gescheitert. Von der angelsäch-sischen Welt hatte die neuere Globa-lisierung maßgeblich ihren Ausgang genommen und von dort könnte sie auch ihr Ende nehmen. Statt multi-lateraler Freihandelsabkommen, ob innerhalb Europas oder der USA mit asiatischen Staaten, wollen Briten und die USA vornehmlich bilaterale Abkommen abschließen, die nur dem jeweiligen nationalen Vorteil dienen sollen.

Der Globalismus droht in sein Gegen-extrem eines neuen Partikularismus umzuschlagen. Regressive Nullsum-menspiele drohen als Gegenextreme,

die das Chaos vergrößern, weil sie die Interdependenzen nicht beachten.

Statt um ein Entweder-Oder der Extreme sollten neue Gegenseitig-keiten zwischen Universalismus und Partikularismus, Internationalismus und Nationalismus, Offenheit und Selbstbehauptung, Entgrenzung und Abgrenzung gefunden werden.

Solche Synthesen müssen nun auf weltweiter Ebene das Niveau der Ge-genseitigkeiten einer Sozialen Markt-wirtschaft oder einer rechtsstaatlichen Demokratie erreichen. Dabei könnten die Mehrebenensysteme der EU eine entscheidende Rolle spielen. Die EU könnte idealerweise ein Mittelweg zwischen global und partikular sein.

Überdehnung und Entgrenzung des Westens nach außen Nach dem Ende der bipolaren Weltordnung des Kalten Krieges beherrschten zwei große Thesen die politische Debatte, die vom „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama) im Sinne einer unaufhaltsamen Ausdeh-nung der westlichen Demokratie und die vom „Kampf der Kulturen“ (Sa-muel P. Huntington) im Sinne eines gerade über die westliche Ausdeh-nung entstehenden Zusammenpralls der Kulturen.

proF. dr. heInz theIsen

Für smartphone- und tablet-nutzer

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Unglücklicherweise folgte die west-liche Außenpolitik Fukuyama. Von den Interventionen in Afghanistan, im Irak und in Libyen, der indirek-ten Einmischung in Syrien bis zu Lockangeboten an die Ukraine und Georgien hatte der Westen andere Kulturen und Hemisphären destabi-lisiert, sich in unlösbare Konflikte verstrickt, Flüchtlingsströme zu sich gelenkt, die vormalige Sicherheits-partnerschaft mit Russland ruiniert und den Kampf der Islamisten gegen den Westen angefeuert.

Die Erweiterungspolitik der Europäi-schen Union und der Nato wurde von der Überzeugung getragen, dass sich alle Völker und Kulturen Europas und seiner Nachbarn nach westlichen Werten und Strukturen organisieren sollten. Mit ihrer Nachbarschaftspo-litik wollte die Europäische Union nicht weniger als von der Ukraine bis Marokko Demokratie und Zivilgesell-schaft fördern und diese Länder an sich „heranführen“.

Sowohl international als auch national Der Abschied der Europäer vom Na-tionalstaat und seinen Grenzen kam verfrüht. Es sind nicht zuletzt seine Erfolge, welche Migranten anziehen. Auch der Primat der Politik über die Ökonomie setzt einen handlungsfähi-gen Nationalstaat voraus.

Es hätte der Dialektik der Globalisie-rung entsprochen, wenn dem globalen wirtschaftlichen Wettbewerb schüt-zende politische Grenzen gegenüber-gestellt geblieben wären. Staat kommt von „Status“, er steht für Stabilität, für das, was sich nicht verändern soll. Der Staat sollte das Standbein sein, welches das Spielbein grenz-überschreitender Kräfte ausgleicht. Wenn es noch rechtzeitig gelingen sollte, den nationalen Aufgaben im Sinne der vorgegeben Ordnungsnot-wendigkeiten ihre angemessen Rolle einzuräumen, könnte dem neuen nati-onalistischen Geraune über nationale Identität, über Mythen und gemeinsa-me Herkünfte der Boden entziehen.

Ohne starke Nationalstaaten wird es keine erfolgreiche inter- oder supranationale Arbeit geben. Ohne

die Dominanz Deutschlands wäre die EU nicht existenzfähig. Umgekehrt brauchen die europäischen National-staaten aufgrund mangelnder Größe eine inter- und supranationale Agen-tur. Internationale Organisationen bedürfen starker Nationalstaaten und diese starker internationaler Orga-nisationen. Nationalstaaten und EU müssten sich gegenseitig ergänzen statt sich wechselseitig aufeinander zu verlassen.

Zur geistigen Erneuerung Europas: Gegensätze zu Gegenseitigkeiten Die Globalisierung hat auch zur Entgrenzung alter Ideologien geführt. Solange jede nur eine Erklärung für die Malaise bestimmter Globalisie-rungsprozesse zulässt, kommen wir in der Analyse nicht weiter.

Sozialisten geben der mangelnden Gerechtigkeit, Protektionisten dem entgrenzten Wettbewerb, Liberale der mangelnden Selbstverantwortung und Konservative dem Werteverfall die Alleinschuld.

Über der Einsicht, dass in den USA zu viel Anpassung an die Weltmärkte, in Frankreich aber eher zu wenig ge-fordert wurde, dass globale Finanz-spekulationen oben und entgrenzter Hedonismus unten sich entsprechen, könnten sich Linke und Rechte, Li-berale und Konservative gegenseitig ergänzen. Da an all diesen Diagnosen etwas Wahres dran ist, müssen wir – je nach Funktionssystem –, national oder international agieren, sowohl links als auch rechts, sowohl liberal als auch konservativ sein.

Unterschiedliche Perspektiven sollten alte Gegensätze zu Gegenseitigkeiten umgestalten: Linke Hilfe und liberale Selbsthilfe, humanistisches Fördern und konservatives Fordern ergänzen einander. Ein defensives Engagement für nahräumliche Lebenswelten wie Region und Nation ist in gemäßigten Formen nicht rechts, sondern kom-munitaristisch. Es könnte vor einer totalen Kolonialisierung und Ökono-misierung der Lebenswelt bewahren.

Die Bewahrung unserer Freiheit vor politischem und religiösem Extre-mismus ist eine so große Aufgabe,

wie es deren Erringung gegenüber Autokratie und Totalitarismus war. Neben räumlichen Grenzen sind auch Grenzen zwischen Funktionssystemen zu beachten. Bildung kann die instru-mentelle Vernunft nur durch kritische Qualitäten ergänzen, wenn sie nicht nur zur Innovation, sondern auch zur kritischen Reflexion befähigt.

Gesinnungs- und Verantwortungsethi-ker ergänzen sich in unterschiedlichen Funktionssystemen. Das humanisti-sche Engagement für Flüchtlinge und Migranten ist in zivilgesellschaftli-chen Handlungsfeldern aller Ehren wert, darf aber nicht die Verantwor-tung des Staates für langfristige Fol-gen und die Grenzen des Möglichen anfechten.

Handelt es sich bei diesen Hoffnun-gen auf neue Synthesen um eine neuerliche Utopie, diesmal um eine Utopie der goldenen Mitte? Die west-liche Kultur hat bewiesen, dass sie Gegensätze zu Gegenseitigkeiten ver-binden kann. In ihren besten Zeiten hat sie aus den Gegensätzen zwischen Kirche und Staat die Säkularität, zwi-schen Kapital und Arbeit die Soziale Marktwirtschaft und zwischen Recht und Mehrheit die rechtsstaatliche Demokratie hervorgebracht.

Heute sind neue Wege zur Vermitt-lung und Ergänzung zwischen Glo-balität und Partikularität gefordert. Dabei liegt die neue Synthese nicht in einem abgeschlossenen neuen Gedankenkonstrukt, sondern in neuen Vernetzungen der unterschiedlichen Ebenen und Akteuren.

proF. dr. heInz theIsen

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8 Ausgabe Dezember| 2018ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

Generalkapitel 2018 in Kloster SchöntalDas Generalkapitel fand im ausgehenden Jahr vom 14. bis 16. September 2018 im Kloster Schöntal an der Jagst statt.

wie schon in den letzten Jahren war der anreisetag am Freitag vornehmlich den inneren angelegenheiten des ordens und der Vorbereitung der ordensversammlung gewidmet. hierzu traten die ordensbrüder bereits um 15 uhr zur sitzung des ordens-rates zusammen. nach der begrüßung durch den prior und dem eingangsgebet er-stattete der ordenskanzler seinen bericht über das zurückliegende ordensjahr. schon während dieses berichtes und dem sich anschließenden referat des schatzmeisters über die Kassenlage wurden die einzelnen angesprochenen punkte diskutiert.

rubrIKGeneralKapItel 2018

Einen erheblichen Teil der Ordensratssitzung nahm die Neuordnung der Öffentlichkeitsarbeit des OMCT ein. Hierzu hatte die Ordensregierung zur Neuausrichtung des Internetauftritts die Webmasterin Claudia Lanz und im Hinblick auf eine Modernisierung der Ordenszeitschrift den Verleger Andreas-Gregor Wick eingeladen. Beide stellten aus ihrer jeweiligen fachlichen Sicht empfeh-lenswerte Neuerungen vor. Frau Lanz konnte bereits eine Erweiterung und Modernisierung des bestehenden Interne-tauftritts präsentieren, der nunmehr unter ihrer technischen Leitung inhaltlich massiv ausgebaut werden soll. Herr Wick präsentierte dem Ordensrat eine „Null-Nummer“, also ein Beispielheft, wie eine grafisch neu gestaltete und auf zwei jährliche Erscheinungsdaten angelegte Ordenszeitschrift gestaltet sein könnte. Die Vorschläge beider Dienstleister nahm der Ordensrat dankbar auf und beschloss die entsprechende Umsetzung für die Internet-seite ab sofort und für die Ordenszeitung NON NOBIS

ebenfalls ab Dezember 2018. Das Ergebnis des letzteren Beschlusses hält der geneigte Leser in seinen Händen. Der Internetauftritt ist nunmehr wieder primär über die Internetadresse www.tempelherren-orden.de aufzufinden. Die zwischenzeitlich benutzte Adresse www.omct.info wird zukünftig dorthin umgeleitet.

Die aufgrund der Vielzahl der Neuigkeiten von starkem Diskussionsbedarf begleitete Sitzung musste zu ihrem Ende hin stark gestrafft werden, um noch rechtzeitig mit allen weiteren angereisten Teilnehmern des Generalka-pitels zur Begrüßung durch die Bürgermeisterin der Ge-meinde Schöntal, Patrizia Filz, im Kreuzgang des Klosters zusammenzukommen. Frau Filz begrüßte die Ordensge-meinschaft zum wiederholten Mal in ihrer Gemeinde und stellte dabei aktuelle Herausforderungen an die Ortspolitik in einer kleinen ländlichen Gemeinde dar. Die Herausfor-derungen sind hier naturgemäß ganz andere, als sie etwa

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9Ausgabe Dezember | 2018 ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

rubrIKberIcht

in der Stadt wahrgenommen werden. Im ländlichen Raum gilt es, die Attraktivität des Ortes zu erhalten, Abwande-rungen zu verhindern und, unter anderem mithilfe einer effizienten digitalen Infrastruktur, Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen.

Nach dem herzlichen Dank des Priors für die freundlichen Worte der Begrüßung zogen sich die Teilnehmer kurz in ihre Quartiere zurück, um sich auf den Begrüßungsabend der Komturei vorzubereiten, der ab 19 Uhr im Klosterkel-ler seinen Anfang nahm.

Je nachdem, wie lange jeder einzelne Veranstaltungsteil-nehmer an dem Begrüßungsabend teilgenommen hatte, kamen die Damen und Herren mehr oder weniger ausge-ruht am Samstag bereits früh zum Frühstück zusammen. Das Begleitprogramm für die Damen und Gäste, das diese per Bus zum Schlossmuseum in der Götzenburg von Jagsthausen führte, begann bereits um 8:45 Uhr. Kurz darauf trat auch die Ordensversammlung im Kloster Schöntal zusammen. Auch hier wurde Bericht über das abgelaufenen Ordensjahr gehalten, Ordensinterna wurden diskutiert und auch die neuen Rezipienten stellten sich den versammelten Ordensbrüdern in kurzen Vorstellungs-referaten erstmals vor. Zum Mittagessen waren dann alle Teilnehmer, Ordensbrüder, Damen und Gäste wieder im Kapitelsaal des Klosters beisammen. Nach einer kurzen Mittagspause wurden Vorbereitungen für den Rezeptions-gottesdienst getroffen und um 15:30 Uhr konnte die große Festgemeinde, die Ordensbrüder in feierlicher Prozession, in die Klosterkirche einziehen. Im Rezeptionsgottesdienst wurden zwei neue Ordensmitglieder feierlich mit dem Schwertschlag in den Rechtsritterstand erhoben und damit zu vollwertigen Mitgliedern unserer Gemeinschaft.

Nach einem Gruppenfoto auf den Treppen des großen Kirchportals der Klosterkirche von Schöntal konnten alle Teilnehmer zunächst noch einmal in ihre Unterkünfte zurückkehren, um sich auf den Festabend vorzubereiten, oder kleinere Gruppen nutzten die Zeit auch für Ge-sprächsrunden im Klosterkaffee oder anderen Orts auf dem weitläufigem Gelände. Den gesellschaftlichen Höhepunkt des Generalkapitels bildete, wie in jedem Jahr, der Ge-

sellschaftsabend, dem ein Empfang der Ordensregierung voranging.

Die Klosterküche trug dabei das Beste auf, was sie an Speis und Trank zu bieten hatte. Musikalisch begleitet wurde der Festabend wiederum von der fantastischen Stimme von Opernsängerin Olga Kunz. Am Flügel beglei-tete sie, wie schon beim Festgottesdienst an der großen Kirchenorgel, virtuos Andrej Heinrich Klassen. Der Abend nahm mit einigen Wortbeiträgen fröhlichen Verlauf.

Am Sonntag, dem dritten Tag des Generalkapitels, nahm die Festgesellschaft nach ausgiebigem Frühstück an dem Gemeindegottesdienst in der Klosterkirche teil. Danach fand noch einmal die während der gesamten Veranstal-tungsdauer im Klostergang installierte Templerausstellung besondere Aufmerksamkeit, indem unser Archivar, Obr. Frank Schittenhelm, eine Führung durch die Ausstellung anbot. Den Mitbrüdern aus der Komturei Rhein-Neckar, die sich der anspruchsvollen Aufgabe gestellt haben, die vielen und vielfältigen Ausstellungsstücke in tagelanger Arbeit zum Veranstaltungsort zu transportieren und dort ansprechend zu präsentieren, sagt die Ordensregierung auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank. Mit dieser Ausstellung haben wir tatsächlich einen kleinen „Templerschatz“ geschaffen, der den historischen Gang des Ordens in Höhen und Tiefen ebenso darstellt, wie un-sere heutige praktische Arbeit als moderne Ritterschaft.

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Das Ausflugsziel

Burg Berlichingen

(Götzenburg)

Ein-

und Auszug

Rezeptionsgottesdienst

Ausflug der

Damen und Gäste

Einzug zum Rezeptions- gottesdienst

Ansprache des Priors vor der Rezeption

Ausflug der Damen und Gäste

Begrüßung durch den Komtur Reinhold Uhl

Empfang durch die Bürgermeisterin

Patrizia Filz

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bIlderGalerIe

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Verleihung des

Ehrenringes des OMCT

an Kanzler em. Obr.

Ernst Dauth

Rezeptionsgottesdienst

Predigt Adolf

Hermann Meyer

Einzug zum Rezeptions- gottesdienst

Ansprache des Priors vor der Rezeption

Ritterschlag

Gruppenbild

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12 Ausgabe Dezember| 2018ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

I. Vergleichbare Entwicklungen in Deutschland und in der Sowjetunion

Die tatsache verdient aufmerksam-keit, dass ein und dieselben histori-schen abläufe sich in Russland und Deutschland während der 1920er- Jahre fast zur gleichen Zeit vollzogen. Es ist wichtig, den Inhalt und die ur-sachen dieser Vorgänge zu betrachten. Ein verlorener Weltkrieg schuf die Voraussetzung für den Zusammen-bruch der beiden Monarchien.

Danach lassen sich in der Geschichte beider länder drei Phasen unterschei-den: eine „Gabelungsphase“:

1917 – 1923; eine Phase der demokratischen

(quasidemokratischen) Entwicklung: 1922 – 1928; eine Phase der Krise, deren

Ergebnis die Durchsetzung des totalitarismus war: 1929 – 1934.

aber trotz der ähnlichen Form des geschichtlichen Prozesses unterschie-den sich die ursachen und der Inhalt der Ereignisse in Sowjetrussland und in Deutschland wesentlich.

II. Der Zusammenbruch der Imperien als „scharfe“ Phase

In Russland dankte Zar nikolaus II. im März 1917 ab. nach der ab-schaffung der Monarchie wurden

seitens der liberalen Parteien, die eine Provisorische Regierung gebildet hatten, Demokratisierungsversuche unternommen. Die unfähigkeit der Provisorischen Regierung, das soziale und wirtschaftliche leben im lande zu ordnen, führte sowohl zum be-waffneten Widerstand rechter Kräfte (Meuterei des Generals Kornilow im august 1917) als auch der linksradi-kalen (erfolgreicher bolschewistischer umsturz im Oktober 1917). Sofort nach diesem umsturz wurde der Bolschewisten-herrschaft seit De-zember 1917 in der ukraine (hetman Skoropadskij), im Dongebiet (General Kaledin) und von der Weißen Freiwil-ligen-armee der Generäle Kornilow und alekseev Widerstand entgegenge-setzt. Die sozialen Gegensätze traten mit außerordentlicher Schärfe zutage. Sie führten zu einem richtigen Bür-gerkrieg unter Einsatz aller Kräfte der sich bekämpfenden sozialen Gruppen und zur beiderseitigen Erbitterung bei den Formen des politischen Kampfes. Das Ergebnis dieses Krieges bildeten viele Millionen Opfer auf beiden Seiten. Da gab es nicht nur den Wi-derstand der Monarchisten gegen die Kommunisten (Weiße armee vs. Rote armee), sondern auch die aufstän-de mit anarchistischer ausrichtung (die Bauernaufstände im Gebiet von Ekaterinoslaw und tambow und in Si-birien: die „Sowjets ohne Kommunis-ten“) sowie auch zahlreiche kriminel-

le Banden ohne jegliche ideologische ausrichtung. tatsächlich handelte es sich um ein „bellum omnium contra omnes“. auf das Äußerste erschwert wurde die lage noch durch die aus-ländische Militär-Intervention von Seiten Großbritanniens, Frankreichs, der uSa, Japans und Rumäniens, die sich auf die Seite der Gegner der Bolschewiki stellten.

Deswegen wurden die politischen Parteien des ideologischen Gegners von allen sich bekämpfenden Seiten verboten, und ihre aktivisten verfielen der physischen Vernichtung. unter diesen Bedingungen erwiesen sich soziale Kompromisse als unmöglich. Sofort nach dem aufstand im Juli 1918 wurde die Partei der linken So-zialrevolutionäre, der ursprünglichen Bundesgenossen der Bolschewiki, verboten. In Sowjetrussland wurden die Bolschewiki dadurch zur einzigen politischen Partei. Der Bürgerkrieg endete schließlich mit dem vollstän-digen Sieg der Bolschewiki, die die größte Organisiertheit an den tag gelegt hatten, und der Bildung der So-wjetunion im Dezember 1922. aber in der Wirtschaft des landes herrsch-ten Zerrüttung und hyperinflation wegen des zerstörerischen Krieges, der ausländischen Intervention und der internationalen Isolation.Mit dem bewaffneten aufstand in Kiel im november 1918 begannen in

Von der Monarchie zum Totalitarismus: Deutschland und Russland im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts

I. teil summe: systemfehler bei der beurteilung der bedingungen für eine wirtschafts-führung und der Verzicht der sowjetregierung auf die notwendigen rechtzeitigen maßnahmen in den 1920er-Jahren steigerten die härte der späteren stalinschen zwangskollektivierung und ähnlicher maßnahmen in der sowjetunion. der Verzicht auf die reichsregierung der Großen Koalition 1930 verschärfte die wirtschaftskrise in deutschland und trieb die wähler vor allem zu den rechts-radikalen.

„Große Koalitionen“ vor 100 Jahren ohne befriedigende Entscheidungen als Allheilmittel?

autoren: dr. aleKsandr artemoV, perm (ural, russland), proF. dr. helmut GrIeser, benz (schleswIG-holsteIn, deutschland)

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Deutschland ähnliche geschichtliche Entwicklungen. Dazu zählten auch bewaffnete linksradikale aktionen (Januar 1919 in Berlin, „Spartakus“; Mai 1919 in Bayern) und der nationa-listische „Bier-Putsch“ (1923, Mün-chen). aber die konservativen Kräfte in Deutschland erwiesen sich als bes-ser organisiert, und die bewaffneten extremistischen aktionen wurden von der Polizei und Freikorps (vergleich-bar mit der weißen russischen Freiwil-ligenarmee) niedergeworfen. Es bleibt anzumerken, dass die bewaffneten unruhen in Deutschland erheblich weniger Blut kosteten (einige tausend im Vergleich zu mehreren Millionen Opfern in Russland). Dies führte nicht zu unversöhnlichen Gegensätzen und erlaubte es den liberalen Kräften, in Deutschland die demokratische Weimarer Republik zu errichten. Es führte nicht zu Erschütterungen in der sozial-ökonomischen Basis der Gesellschaft. Gleichzeitig haben die deutschen demokratischen Kräfte auf außenpolitischem Gebiet den Ver-sailler Friedensvertrag mit seinen für Deutschland äußerst harten Bedin-gungen unterzeichnet. Kaum tragbare Reparationszahlungen führten zu einer gewaltigen Inflation, zur Beraubung

und zum sozialen abstieg des Bürger-tums. und die lage eines Weltkriegs-verlierers isolierte sowohl Deutschland als auch Russland international.

III. Phase der demokratischen (quasidemokratischen) Entwicklung

In Deutschland verdrängte niemand die demokratischen Parteien. nur anfangs war die lage für die arbei-terklasse durch eine hohe Beschäfti-gung günstig, die von den niedrigen deutschen ausfuhrpreisen gestützt wurde. Die erfolgreiche tätigkeit des deutschen Finanzministers hjalmar Schacht und die Einführung der Ren-tenmark am 15.11.1923 flößten den Wirtschaftssubjekten bei der Planung ihrer arbeit Zuversicht ein.

Deutschland verfügte über eine hochentwickelte Schwerindustrie. Sie benötigte lediglich aufträge. ange-sichts einer breiten industriellen Basis und einer vollständig alphabetisierten sowie hochqualifizierten Bevölkerung erfolgte der aufschwung auf einem hohen und stabilen niveau. auch die amerikanischen Kredite unterstützten das Wachstum. In dieser Zeit (1923-1928) verloren sowohl die rechten

als auch die linken Parteien stark an Zustimmung, während der Einfluss der liberalen und demokratischen Parteien zunahm.

In Sowjetrussland erlaubte die militä-rische und politische lageberuhigung es der Regierung seit anfang der 1920er-Jahre, die zur Wirtschaftsbe-lebung unumgänglichen Maßnahmen zu ergreifen. Die Einführung einer stabilen Währung, des Gold-tscher-wonzen, durch die Bemühungen des sowjetischen Finanzministers Grigory Sokolnikow am 11.10.1922, hat den Wirtschaftssubjekten Planungssi-cherheit gegeben. Die Durchführung der „neuen ökonomischen Politik“ (nEP) in der Sowjetunion gewährte der Privatinitiative einen gewissen Spielraum. In Russland fehlten in den Städten konservative und demokrati-sche Gegenkräfte gegen die Bolsche-wiki; die Bauernschaft neigte ihnen sogar anfangs eher zu.

Zwar griff die landreform zugunsten der landarmen Bauernschaft in die Besitzverhältnisse ein. aber der nied-rige Stand der landwirtschaftlichen technik und das Fehlen von Me-chanisierungsmitteln ließen nur eine

europas ländergrenzen um 1920

13Ausgabe Dezember | 2018 ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

autoren: dr. aleKsandr artemoV, perm (ural, russland), proF. dr. helmut GrIeser, benz (schleswIG-holsteIn, deutschland)

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14 Ausgabe Dezember| 2018ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

geringe Produktivität der bäuerlichen Einzelwirtschaften zu und erlaubten kein Warenangebot zur Sättigung des Binnenmarktes.

Bei der Großindustrie herrschte dagegen in Sowjetrussland rasch „tabula rasa“. Die wenigen ausländi-schen unternehmer, die sich längs der Eisenbahnlinien „Freihandelszonen“ wünschten, scheiterten bereits 1922 mit ihrer absicht. In den Städten zeigte sich die Kleinindustrie außer Stande, Kapital für den aufbau einer Schwerindustrie zu akkumulieren. In den Jahren der „neuen Ökono-mischen Politik“ (nEP) 1921-1927 arbeiteten sowohl die Bauern als auch die handwerker für den eigenen Bedarf, ohne ihre Marktproduktion auszuweiten. Bis 1928 verengte sich der Raum für den „freien Markt“ nur wenig. Die Führung des landes gelangte zur Einsicht in die notwen-digkeit, die Entwicklung des landes auf eine beschleunigte Industriali-sierung hin auszurichten. Sie war unvermeidlich verbunden mit der notwendigkeit, den Sozialstatus von Millionen von Bauern bei gleichzei-tiger Vergrößerung des Marktanteils der landwirtschaftlichen Erzeugung zu verändern.

Die Industrialisierung war aus drei Gründen notwendig: Sie war notwendig zur Ordnung

des Binnenwarenaustausches um dadurch den Bauernwirtschaften einen anreiz zu geben, dass sie ihr Warenangebot vergrößerten.

Es bestand die notwendigkeit, landwirtschaftliche ausrüstung zur Steigerung der Produktivität der Bauernwirtschaften zu fertigen.

Die Industrialisierung sollte die Verteidigungsfähigkeit des landes erhöhen (allerdings erst an dritter Stelle).

Obwohl als Ergebnis des Bürgerkrie-ges alle Parteien, mit ausnahme der VKP(b), verboten wurden, war die politische atmosphäre in der Sowjet-union während der 1920er-Jahre nicht eintönig.

In der Kommunistischen Partei selbst bildeten sich Fraktionen einer rechten (nikolaj Bucharin, aleksej

Rykow), einer linken (leo trotzkij) und einer anarcho-syndikalistischen Richtung (Grigorij Mjasnikow). Diese Fraktionen spiegelten die Interessen verschiedener Schichten wider und verteidigten ihre Vorstellungen von den Entwicklungswegen der Ge-sellschaft. Deswegen kann man den Zustand des politischen lebens in diesem Zeitraum als „quasidemokra-tisch“ bezeichnen. Dabei vollzog sich der politische Kampf in der Form der üblichen demokratischen Diskussion, ohne die anwendung von Repressa-lien.

In den 1920er-Jahren fanden sich unter dem Druck der westlichen Sie-germächte sowjetische und deutsche Politiker in einer „Schicksalsgemein-schaft“ der Weltkriegsverlierer wieder („obš aja sud’ba“). Eine militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit nutzte beiden Seiten. Das Reich konn-te in der Sowjetunion neue Waffen und deren taktik entwickeln, die ihm der Versailler Vertrag verboten hatte. Die Rote armee nahm teil an der Erprobung neuer Panzer, Flugzeuge und von Giftgas (vgl. „Großtrak-tor“ und „Kleintraktor“ der Firma Rheinmetall-Borsig). Die deutsche Industrie erhielt große aufträge. Die Sowjetunion bekam Industrieausrüs-tungen, die ihre eigene Industrie nicht herstellte.

IV. Die Sowjetunion in einer Phase krisenhafter Entwicklung

Gegen Ende der 1920er-Jahre hatte die „neue Ökonomische Politik“ ihr Entwicklungspotential ausgeschöpft. Der niedrige Stand des Binnenmark-tes in der Sowjetunion führte zur so-genannten „Getreide-Krise“ der Jahre 1928 und 1929. Die Bauern, die über ihr land als Privateigentum verfügten und auf dem Markt keine Industrie-erzeugnisse für den Warenaustausch vorfanden, begannen die Saatflächen und die Erzeugung von Getreide für den Markt so weit zu verringern, dass sich in den Städten die Drohung einer Massen-hungersnot erhob. Es fehlte an ökonomischen hebeln, um die Entwicklung der Bauernwirtschaften anzuregen. Dies verlangt nach einer Erklärung. um die Erzeugung von Waren-Getreide zu steigern, bedurfte es der Industriewaren auf dem Markt,

und zwar sofort. Für die Fertigung von Industriewaren bedurfte es einer entwickelten Industrie. Zum aufbau einer Industrie bedurfte es Gelder. Geld konnte nur aus der Getreide-ausfuhr hereinkommen. Für den Export musste in großem umfang Warengetreide auf den Markt. aber die Privatbauernwirtschaften wollten nicht warten und verringerten ihre Saatflächen. Der Kreis hatte sich geschlossen.

In der Führung der VKP(b) begann man einzusehen, dass es an Mög-lichkeiten administrativen Drucks auf die selbständigen Bauern man-gelte. Die innenpolitische Krise war ausgebrochen. Dass aber innerhalb der herrschenden Partei Fraktionen vorhanden waren, die grundverschie-dene ansichten über die zulässigen wirtschaftlichen und administrati-ven Maßnahmen hatten, führte zu endlosen Diskussionen und bot keine Möglichkeit, die nötigen Regierungs-entscheidungen zur Beendigung der Krise in die tat umzusetzen. In der Politik verschwanden nicht nur alle anderen Parteien, sondern in der verbleibenden VKP(b) gelang Stalin die Durchsetzung seiner persönlichen herrschaft. Damit besaß er ab 1928 die Möglichkeit, die Maßnahmen zu ergreifen, die bisher zum aufbau einer Schwerindustrie unterblieben waren; denn dieser Schritt erforderte unter anderem den Kampf gegen die durch die Revolution von 1917/18 befreiten Bauern, besonders gegen die Kulaken. hatte sich die Sowjetherr-schaft bis 1928 wesentlich auf die Bauernschaft stützen können, mussten die mit einer Industrialisierung ver-bundenen Maßnahmen die nach dem Kriegskommunismus (1918-1921) zugestandene Wirtschaftsfreiheit der Bauern einschränken, ja sie mussten diese unter Zwang teilweise in städti-sche Industriearbeiter verwandeln.

als organisatorische Maßnahme dafür wählte Stalin das Verfahren der Kollektivierung.

auf die Versuche administrativen Drucks antworteten die Bauern mit der Ermordung von Staatsbedienste-ten.

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15Ausgabe Dezember | 2018 ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

aus den KomtureIenauFruFartemoV | perm | GrIeser | benz

Spenden Sie bitte für „non nobis“Unsere Ordensgemeinschaft hat sich vielfältigen Aufgaben des geistigen Geleitschutzes in einer schwierigen Zeit gestellt. Schutz des menschlichen Lebens; christ-liche Ökumene in einer zunehmend atheistischen Umwelt; die innere Einheit unseres Volkes; dies sind die zentralen Themen, die uns in Vortrags-Konventen, in unserem Schrifttum und im täglichen Leben bewegen und beschäfti-gen. Sie werden mit zahlreichen Ergänzungsthemen vertieft und mit grundlegenden Erklärungen untermauert.

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16 Ausgabe Dezember| 2018ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

Das Korps wurde im Jahre 1506 durch Papst Julius II. gegründet. Ermöglicht wurde dies mit der finanziellen Hilfe der Augsburger Jakob und Ulrich Fug-ger, diplomatisch in die Wege geleitet wurde es von Peter von Hertenstein, einem Schweizer Kleriker. Schweizer Reisläufer genossen seinerzeit einen exzellenten Ruf.

Losgesagt vom Reich, jetzt auf sich allein gestellt, waren die ersten Schweizer Kantone mit ihren etwa 500.000 Einwohnern übervölkert. Aufgrund der schwierigen wirtschaft-lichen Lage damals herrschte große Armut, und der einzige Ausweg aus dieser Situation war die Emigration und eine der gewinnbringendsten Aufgaben dabei der Söldnerdienst. Rund 15.000 Männer standen für diesen Dienst zur Verfügung, der von der kleinen Föderation der Kantone organisiert und kontrolliert wurde. Sie vergab das Recht zur Anwerbung von Kriegsleuten und erhielt dafür Weizen, Salz oder günstige Handelsbedingun-gen. Die Schweizer waren die besten Soldaten ihrer Zeit, die ohne Kavalle-rie und mit nur wenig Artillerie eine geschickte Bewegungstaktik entwi-ckelt hatten, die allen anderen überle-gen war. Diese bewaffneten Einheiten waren völlig unabhängig; sie hatten ihre eigene Hierarchie, ihre eigenen Richter und Standarten. Die Komman-dos wurden von Schweizer Offizieren

in ihrer Muttersprache Deutsch erteilt. Das Regiment war ihre Heimat und sie behielten ihre Gewohnheiten auch bei, wenn neue Abkommen geschlossen wurden.

Am 22. Januar 1506 trafen nun die Reisläufer (Feldzügler) unter Führung ihres Hauptmanns in Rom ein. Die Aufgabe der Reisläufer war, als Leib- und Palastwache dem Papst zu dienen. Dieser Tag gilt als Gründungstag der Päpstlichen Schweizergarde. Damit gehört die Schweizergarde zu den äl-testen noch existierenden militärischen Verbänden. Während der Erstürmung Roms durch tausende deutsche und spanische Söldner Kaiser Karls V. am 6. Mai 1527 im Krieg gegen Franz I. von Frankreich starben, nebst anderen päpstlichen Truppen, mehr als drei Viertel der Truppe (147 der insgesamt 189 Mann) gemeinsam mit ihrem Kommandanten bei der Deckung des Rückzugs von Papst Clemens VII. in die Engelsburg. Dieser Tag, der 6. Mai, gilt noch heute als der Gedenktag der Schweizergarde, an dem jährlich die neuen Gardisten vereidigt werden.

Im Lateranvertrag vom 11. Februar 1929 mit dem Königreich Italien wur-de dem Heiligen Stuhl das Recht zu-gestanden, sich politisch und juristisch selbst zu verwalten. Die Schaffung des neuen Staates, der Vatikanstadt, erfor-derte die Einrichtung regulärer Kon-

trollposten an den Grenzen, welche die Schweizergarde bemannen sollte.

Seit 1970, als Papst Paul VI. die No-belgarde und die Palatingarde auflöste sowie der Vatikanischen Gendarmerie klassische Polizeiaufgaben zuwies, ist die Schweizergarde die letzte der vormals vier päpstlichen Garden und einzige militärische Formation des Heiligen Stuhls. Die Aufgaben der Schweizergarde sind aber nicht militä-rischer Natur. Sie wird aus rechtlicher Sicht als „Hauspolizei“ betrachtet. Die so oftmals falsch bezeichnete „kleinste Armee der Welt“ versieht Ehrendienste bei Audienzen, Besu-chen, Messen und als Schildwache, sowie Sicherheitsdienste wie Kontrol-len, Ordnungsdienst, Wachdienst und Personenschutz.

Die Rekruten der Schweizergarde haben eine Reihe von Aufnahmebe-dingungen zu erfüllen: Sie müssen römisch-katholische männliche Schweizer, zwischen 19 und 30 Jahren alt, mindestens 1,74 m groß und sport-lich sein. Zusätzlich müssen sie einen einwandfreien Leumund besitzen, eine Mittelschule oder Berufsausbil-dung sowie die Rekrutenschule der Schweizer Armee absolviert haben. Als Hellebardiere und Vizekorporäle dürfen sie nicht verheiratet sein; wenn sie heiraten, wird ihnen eine Woh-nung angeboten, deren Anzahl jedoch

sie sichert den apostolischen palast, die zugänge zur Vatikanstadt sowie die zugän-ge zur sommerresidenz des papstes im städtchen castel Gandolfo, und ist für die persönliche sicherheit des papstes verantwortlich. die offiziellen Kommandospra-chen der Garde sind deutsch und Italienisch. auf der ordens-homepage finden sie die langfassung unter der www.tempelherren-orden.de/schweizergarde.

Die Schweizergarde im VatikanDie Schweizergarde ist das einzige verbliebene päpstliche Militärkorps unter Waffen.

heInz-JürGen rIechers

Für smartphone- und tablet-nutzer

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begrenzt ist. Nachdem sie mindestens 26 Monate gedient haben, können sie ihren Dienst beenden, wobei ihnen dann die vatikanische Staatsangehö-rigkeit wieder aberkannt wird. Seit 1825 hat der Schweizer Kanton Wallis mit 693 Mann die meisten Gardisten gestellt, aus dem Oberwalliser Ort Naters kamen allein 80 Gardisten.

Grundsätzlich wird zwischen der bun-ten Galauniform im Renaissance-Stil und der weit schlichteren graublauen Kleinen Uniform piccola tenuta unter-schieden, jeweils mit dienstgradspezi-fischen Eigenheiten.

Zur traditionellen Bewaffnung zählt für alle das Schwert, in unterschied-licher Ausschmückung je nach Rang. Die Dienstgrade ab Wachtmeister führen nicht immer Stangenwaffen, dafür bei bestimmten Gelegenheiten einen schwarzen Kommandostab mit elfenbeinfarbenem Knauf und Spitze. Die vom Feldweibel geführte Trup-penfahne eskortieren stets zwei mit Flambergen bewaffnete Korporale.

Die Vereidigung der neuen Rekruten findet jährlich am 6. Mai im Damasus-hof, italienisch Cortile di San Damaso statt; am 6. Mai 2006, dem 500-Jahr-Jubiläum der Schweizergarde, erstmals auf dem Petersplatz, beobachtet von zahlreichen Zuschauern aus aller Welt.

Das Reglement nennt als Schutzpat-rone der Schweizergarde die Heiligen Martin von Tours am 11. November, Sebastian am 20. Januar und Niklaus von Flüe am 25. September. Die Kirche der Garde, Santi Martino e Sebastiano degli Svizzeri, ist Martin und Sebastian geweiht, da Niklaus von Flüe erst 1947 heiliggesprochen wurde. Im Campo Santo Teutonico, der deutschsprachigen Exklave im Vatikan, befindet sich in der Kir-che S. Maria della Pieta im linken Seitenschiff die sogenannte Schwei-zerkapelle. Sie diente ursprünglich als Gottesdienstraum der Päpstlichen Schweizergarde und als Grablege der Hauptleute und ihrer Familien, von denen zahlreiche Grabplatten im Boden Zeugnis ablegen.

Im normalen Tagesablauf der Gar-de sind zwei Drittel des Personals

täglich zur Wache an den Eingängen zum Apostolischen Palast eingesetzt, außerdem steht die Wache an den Au-ßeneingängen, das heißt am Cancello Petriano dem ehemaligen Heiligen Offizium, am Arco delle Campane, am Portone di Bronzo und an der Porta Sant´ Anna. Als Ehrengarde und für Kontroll- und Ordnungsdienste wer-den die Schweizer immer eingesetzt, wenn der Papst anwesend ist, also bei allen Liturgiefeiern im Petersdom, bei den Generalaudienzen, bei Besuchen von Staatsoberhäuptern, Regierungs-präsidenten, Außenministern und Botschaftern. Der Tag wird aber nicht nur durch diese offiziellen Aufgaben

ausgefüllt. Der Dienst der Garde um-faßt Kontrollen, Unterricht, Marsch- und Schießübungen.

Alle, die in der Schweizergarde im Vatikan gedient haben, bleiben nach dem Ausscheiden aus dem Dienst mit-einander in Kontakt durch ihre „Ver-einigung der ehemaligen Gardisten“, die in der Schweiz die periodische Zeitschrift „Der Exgardist“ veröffent-licht. Im Jahre 2006 wurde zum 500. Jubiläum in der Festung von Naters im Kanton Wallis ein Museum über die Schweizergarde eingerichtet.

Heinz-Jürgen Riechers

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17Ausgabe Dezember | 2018 ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

heInz-JürGen rIechers

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18 Ausgabe Dezember| 2018ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

ordensbruder hans-JoachIm baumbach

Gemäß Artikel 18 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ handelt es sich um Verfolgung, wenn Menschen das Recht auf Religionsfreiheit verwehrt wird. Christen werden derzeit in über 50 Staaten verfolgt und dabei aufgrund ihres Glaubens angefeindet, schikaniert, diskriminiert, benachteiligt, ausgegrenzt, verhaftet, interniert, gefoltert und teils bestialisch ermordet. Der Weltverfolgungsindex, Stand 31.10.2017, listet 50 Länder auf, in denen insgesamt etwa 200 Millionen Christen des Glaubens wegen verfolgt werden. Auf den Plätzen 1 bis 10 rangiert auf Platz 1 Nordkorea, gefolgt von Afghanistan, Somalia, Sudan, Pakistan, Eritrea, Libyen, Irak, Jemen,

Aus der PresseWeltweite Christenverfolgung im Jahr 2018

Im Jahr 2018 ist das christentum die weltweit am stärksten verfolgte religion. seriöse schätzungen gehen davon aus, dass derzeit 200 millionen christen weltweit aufgrund ihrer religionszugehörigkeit verfolgt werden.

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Iran, Indien, Saudi-Arabien ... Bis auf Nordkorea stammen die Christenverfolger aus Ländern mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit, in denen Islamisten und musli-mische Terroristen im Sinne ihres Religionsverständnis-ses „wirken“. Insbesondere in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens wird Christen das Leben zur Hölle gemacht. Der jüngste bekannte Anschlag auf Christen er-eignete sich am 2. November, als in Minya in Oberägypten zwei Reisebusse mit Christen angegriffen wurden, die aus dem Rückweg von einem Besuch des Klosters St. Samuel waren. Die muslimischen Angreifer töteten sieben Christen und verletzten eine Vielzahl weiterer Bus-Insassen.

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FrühJahrsKonVent 2019©

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Die Politik verkauft uns Sicherheit, die keine ist. Flüchtlingsströme, die keiner will. Bildung, die ihren Namen nicht verdient. Schüler schreiben nach Gehör, aber ohne Sinn und Verstand. Kirchen machen aus altvertrauten Chorälen lächer-liche Gender-Liedchen, in denen Gott zur Frau wird. Was soll diese

Anbiederung an einen sektiereri-schen Zeitgeist? Es wird gemogelt und gelogen, dass sich die Balken biegen. Doch Peter Hahne lässt sich nicht für dumm verkaufen.

Erschienen bei Lübbe, 128 Seiten, gebunden.

Spätestens seit der Flüchtlingskrise 2015, so die Diagnose des syri-schen Migranten Prof. Bassam Tibi, ist die Warnung seines Lehrers Adorno vor „innerer Zensur“ in Deutschland beklagenswerte Wahrheit geworden. Vor nicht allzu langer Zeit war Bassam Tibi in deutschen Medien noch nahezu omnipräsent – in der FAZ, beim ZDF etc. Nun wurde er mit seinen kritischen Analysen zur islamischen Welt und den gegenwärtigen

Migrationsbewegungen zum Stammautor in Schweizer Zei-tungen, nämlich der Basler sowie der Neuen Zürcher Zeitung. Der vorliegende Band versammelt Tibis scharfe, ungeschminkte Analysen, die von Juli 2016 bis August 2018 in der Basler Zeitung erschienen sind, erstmals in ungekürzter Fassung.

Erschienen bei ibidem, 280 Seiten, Paperback.,

Was steckt wirklich hinter der Wohlstandsillusion, die von Politik und Medien verbreitet wird? Wir leben in Deutschland in der scheinbar besten aller Welten, doch schon bald werden wir feststellen, dass wir nicht das reiche Land sind, das uns Medien und Politik glauben machen wollen. Denn der Boom der hiesigen Wirtschaft ist nicht unser Verdienst, sondern in erster Linie eine Folge der tiefen Zin-

sen, des schwachen Euro und des Verschuldungsexzesses im Rest der Welt. Um unseren Wohlstand zu sichern, müssten die regierenden Politiker den aktuellen Aufschwung nutzen, um in Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung und somit in die Zukunft des Landes zu investieren. Doch stattdessen werfen sie das Geld für höhere Renten und Sozial-ausgaben zum Fenster raus.

Erschienen bei Finanz Buch Verlag, 220 Seiten, gebunden.

Buchtipp

Peter HahneSchluß mit euren ewigen Mogelpackungen

Daniel StelterDas Märchen vom reichen Land

Bassam TibiBasler Unbequeme Gedanken

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19Ausgabe Dezember | 2018 ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

lesenswertes

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20 Ausgabe Dezember| 2018ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

Die Komturei stellt den Prior, den Schatzmeister und den Novizenmeister des OMCT. Außerdem ist sie bei der redaktionellen Mitarbeit für die Ordenszeitschrift NON NOBIS sehr eingebunden. Seit Kurzem unterstützt die Komturei intensiv mit einer kleinen Mittwochsarbeits-gruppe beim redaktionellen Befüllen der Ordensnetzseite mit Themen, siehe www.tempelherren-orden.de

Neben dem Besuch der überregionalen Ordensveranstal-tungen Frühjahrskonvent und Generalkapitel fanden/fin-den zwei Komtureikonvente statt.

Im Juni der Sommerkonvent, Vortragsthema „Die Schwei-zergarde im Vatikan“, und im Dezember der Winterkon-vent, Vortragsthema „Gedanken zur Marienverehrung der Templer“.

Es besteht ein enger Kontakt zu den Nachbar-Komtureien Köln und Münster/Westfalen.

H.-J. Riechers (Komtur)

Aus den Komtureienmit den von den einzelnen Komtureien vorgelegten berichten aus ihrem Gemeinschaftsleben soll ein überblick über das umfangreiche thematische bemühen unserer ordensgemeinschaft vermittelt werden. daraus wird aber auch das aktive leben der Komtureien erkennbar, welches den brüderlichen zusammenhalt ausdrückt.

ordensbruder hans-JoachIm baumbach

Komturei Rhein-Ruhr 2018 Jahresbericht 2018

Die Ordensnetzseite: www.tempelherren-orden.de

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KomtureIen Vor ort

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21Ausgabe Dezember | 2018 ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

Die Komturei Rhein-Neckar mit derzeit 16 Ordensbrüdernund einem Novizen trifft sich einmal monatlich in unserenArchivräumen im Schloss Flehingen, Gochsheimer Str. 1975038 Oberderdingen.

Zu dem Kreis unserer Komturei gehören unser Altkanzlerund Ehrenringträger sowie der derzeitige Ordenskanzler.

Die Termine werden zum Jahresende für das kommendeJahr gemeinsam abgestimmt und die Themen festgelegt.

In unseren sogenannten „offenen Konventen" laden wirzu den verschiedenen Themen auch unsere Frauen undGäste ein.

Komturei Rhein-Neckar Jahresbericht 2018/2019

Unser diesjähriger Adventkonvent fand im Schloss Liebenstein statt.

Die Termine unserer Konvente im ersten Halbjahr 2019jeweils um 18.30 Uhr.

Januar: Mittwoch, den 16.01.

Februar Mittwoch, den 13.02.

März Frühjahrskonvent 08. bis 10. (Freitag bis Sonntag)*

April Mittwoch, den 10.04.

Mai Mittwoch, den 08.05.

Juni Mittwoch, den 12.06.

* Einzelheiten werden Anfang Februar bekannt gegeben.

KomtureIen Vor ort

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22 Ausgabe Dezember| 2018ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

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23Ausgabe Dezember | 2018 ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI

ÖKumene

Am diesjährigen Pfingstfest haben sich der Papst und die deutschen Bischöfe zur Ökumene geäußert; dabei haben sie einmal mehr zum Zusammenhalt der Christen aufgerufen. Franziskus warnte dabei davor, dass Christen sich gegensei-tig ausschlössen. Doch auch die Politik war ein Thema in den Predigten.Der Papst bekannte sich zur „Einheit in der Verschiedenheit der Christen“. Der Geist Gottes selbst sei es, der die Ver-schiedenheit und die Einheit schaffe, sagte er in einer Messe auf dem Petersplatz in Rom. Zugleich warnte er vor der Ver-suchung, „Verschiedenheit ohne Einheit“ zu suchen und sich auf ausschließende Positionen zu versteifen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm,

Papst Franziskus plädiert für

Einheit in der Verschiedenheitbekundeten ihren Willen zu weiteren ökumenischen Schritten. Ziel müsse es sein, dass die Verschiedenheiten nicht weiter trennten, sondern die jeweils andere Konfes-sion bereicherten. Die Einheit der Christen werde dann er-reicht, wenn man nicht um sich selbst kreise, sondern das tue, wozu man berufen sei – nämlich die frohe Botschaft von Jesus zu verkünden. So riefen die Kirchenvertreter dazu auf, die unterschiedlichen Gaben der Menschen der verschiedenen Konfessionen für ein gemeinsames Handeln der Kirchen zu nutzen. Dies könne inspirieren, „unsere ökumenische Gemeinsamkeit auch im praktischen Han-deln der Kirche“ auszudrücken.

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